Ausgebautes St. Annaheim in Steg wird zum ... - Gemeinde Raron
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16 KULTURELLES<br />
RARNER BLATT | Dezember 2012<br />
E<strong>in</strong> Amerikaner über Virg<strong>in</strong>ia, New York, Berkeley, Berl<strong>in</strong> nach <strong>Raron</strong><br />
Das s<strong>in</strong>d die <strong>St</strong>ationen von Kurt Beals, der seit Anfang<br />
Oktober im Künstleratelier im Zentriegenhaus wohnt. Wer<br />
mit Kurt Beals spricht, staunt: der junge Mann spricht<br />
praktisch akzentfrei Hochdeutsch und drückt sich dabei<br />
mit e<strong>in</strong>er Eloquenz aus, die manch e<strong>in</strong>er mit Muttersprache<br />
Deutsch nicht schafft. Woher kommt diese Leidenschaft<br />
für die deutsche Sprache?<br />
Se<strong>in</strong>en Bachelor schloss er <strong>in</strong><br />
Philosophie ab. Um die grossen<br />
deutschen Philosophen wie Hegel<br />
und Kant <strong>in</strong> ihrer Muttersprache<br />
zu lesen, wollte er deutsch lernen.<br />
Dass dies möglich war, hatte er<br />
von se<strong>in</strong>em Grossvater gelernt, der<br />
Deutschprofessor war und ihm oft<br />
von se<strong>in</strong>er <strong>St</strong>udienzeit im fremden<br />
München erzählt hat.<br />
Aufgrund se<strong>in</strong>er profunden<br />
Deutschkenntnisse arbeitete se<strong>in</strong><br />
Grossvater während des 2. Weltkrieges<br />
<strong>in</strong> London als Übersetzer<br />
im Team der Alliierten, das den<br />
Code der deutschen "Enigma"-<br />
Chiffriermasch<strong>in</strong>e entzifferte. "All<br />
diese <strong>in</strong>teressanten Geschichten<br />
me<strong>in</strong>es Grossvaters übten unbewusst<br />
sicher e<strong>in</strong>en grossen E<strong>in</strong>fluss<br />
darauf aus, dass ich Germanistik<br />
zu studieren begann", erzählt Kurt<br />
Beals.<br />
"Es gibt ungefähr drei Menschen<br />
auf der Welt, die me<strong>in</strong>e<br />
Doktorarbeit verstehen"<br />
Während se<strong>in</strong>er Zeit <strong>in</strong> <strong>Raron</strong><br />
beschäftigt er sich hauptsächlich<br />
mit der Übersetzung von Reg<strong>in</strong>a<br />
Uhlmanns Buch "Die Landstrasse",<br />
e<strong>in</strong> Auftrag des New Yorker Verlags<br />
New Directions Publish<strong>in</strong>g, für den<br />
er bereits vier Jahre lang <strong>in</strong> New York<br />
arbeitete, bevor er zurück an die Uni<br />
g<strong>in</strong>g, um zu doktorieren.<br />
Reg<strong>in</strong>a Uhlmann, e<strong>in</strong>e gute Freund<strong>in</strong><br />
Rilkes, sei e<strong>in</strong>e fasz<strong>in</strong>ierende<br />
Frau gewesen, erzählt Kurt Beals.<br />
Autoren, die 2012<br />
im Künstleratelier im Zentriegenhaus<br />
arbeiteten und lebten:<br />
• April: M<strong>in</strong>eva Todorka aus<br />
Bulgarien<br />
• Juli: Henrich Jackson aus<br />
Berl<strong>in</strong><br />
• Juli: Lazlo Krasznahorkaj aus<br />
Ungarn<br />
• August: Florian Schwammborn<br />
aus Frankreich<br />
• August: Kelv<strong>in</strong> K<strong>in</strong>g-Fung aus<br />
Ch<strong>in</strong>a<br />
Ihre Geschichten spielten hauptsächlich<br />
<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>en Dörfern im<br />
Alpenraum. Und hier <strong>in</strong> <strong>Raron</strong><br />
komme das alles zusammen, die<br />
Alpen, Rilke und e<strong>in</strong> Dorf. Das sei<br />
schon e<strong>in</strong>e glückliche Fügung. Das<br />
Übersetzen aber sei schwieriger, als<br />
er es sich vorgestellt habe. Reg<strong>in</strong>a<br />
Uhlmann verwende Helvetismen,<br />
wie viele Schweizer Autoren. Zudem<br />
bee<strong>in</strong>flusse das Sprechen im<br />
Dialekt auch die Grammatik <strong>in</strong> der<br />
Schriftsprache. "Ich verstehe zwar<br />
die Wörter, die stilistischen Redewendungen,<br />
weiss aber manchmal<br />
nicht, was jene genau an dieser<br />
<strong>St</strong>elle zu suchen haben." Für ihn,<br />
der die Schweizer Dialekte nicht<br />
kennt und nicht versteht, wirkt<br />
manches dadurch im Schreiben<br />
von Uhlmann veraltet. Das sei aber<br />
e<strong>in</strong>e lehrreiche und spannende Erfahrung,<br />
me<strong>in</strong>t er schmunzelnd.<br />
Neben dieser Übersetzung arbeitet<br />
er an se<strong>in</strong>er Doktorarbeit <strong>zum</strong><br />
Thema "Experimentelle Poesie<br />
des 20. und 21. Jahrhunderts<br />
<strong>in</strong> Beziehung zu Massenmedien<br />
und Medientechnik". Er versucht<br />
zu erklären, was h<strong>in</strong>ter diesem<br />
Titel steckt: er untersucht, wie<br />
stilistische Experimente mit Entwicklungen<br />
<strong>in</strong> der Technik und<br />
den Medien zusammenhängen,<br />
wie unser Sprachverständnis von<br />
den Medien wie SMS, Twitter und<br />
Facebook bee<strong>in</strong>flusst <strong>wird</strong>. "Es gibt<br />
ungefähr drei Menschen auf der<br />
Welt, die dieses Thema <strong>in</strong>teressiert,<br />
und hoffentlich bietet mir e<strong>in</strong>er<br />
von diesen nach Abschluss der<br />
Doktorarbeit e<strong>in</strong>en Job an", lacht<br />
er. Man müsse e<strong>in</strong> Thema wählen,<br />
das noch nicht völlig erforscht sei,<br />
und da lande man notgedrungen<br />
<strong>in</strong> der Spezialistenecke.<br />
Von der Grossstadt<br />
<strong>in</strong>s kle<strong>in</strong>e Dorf<br />
Neben dieser <strong>in</strong>tellektuellen Seite<br />
zeigt sich Kurt Beals aber auch als<br />
sehr bodenständiger, humorvoller<br />
junger Mann. "Ich hatte ke<strong>in</strong>e konkrete<br />
Vorstellung von der Schweiz.<br />
Ich stellte mir e<strong>in</strong> kaltes Land mit<br />
den üblichen Klischees vor, mit<br />
langen, schneereichen W<strong>in</strong>tern.<br />
Und dann erlebte ich hier e<strong>in</strong>en<br />
wunderbaren warmen Herbst. Der<br />
erste Schneefall im Oktober war für<br />
mich als Kalifornier dann e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er<br />
Schock. Ich befürchtete schon, nun<br />
beg<strong>in</strong>ne der lange W<strong>in</strong>ter", lacht er.<br />
Abends gehe er auch schon mal auf<br />
e<strong>in</strong> Bier <strong>in</strong>s "Rilke", wenn er genug<br />
von se<strong>in</strong>er wissenschaftlichen<br />
Arbeit habe. Dort sei er sehr nett<br />
aufgenommen worden. Man habe<br />
ihn auch angesprochen und gefragt,<br />
wer er sei und was er mache.<br />
Diese Neugier und Aufmerksamkeit<br />
schätzt er sehr.<br />
Ihm ist auch aufgefallen, dass<br />
sich alle Leute im Dorf grüssen<br />
und kennen. Er habe bisher nur <strong>in</strong><br />
Kirchenchor <strong>Raron</strong><br />
heisst jetzt Gesangvere<strong>in</strong><br />
An der Generalversammlung des<br />
Kirchenchors wurde beschlossen,<br />
dass der Chor künftig Gesangvere<strong>in</strong><br />
<strong>Raron</strong> heissen soll.<br />
Zudem bedankt sich der Vere<strong>in</strong><br />
bei allen, die das Lotto und damit<br />
den Vere<strong>in</strong> tatkräftig unterstützt<br />
haben.<br />
Beat Imboden<br />
Versicherungsexperte<br />
<strong>St</strong>e<strong>in</strong>mattenstrasse 9<br />
3942 <strong>Raron</strong><br />
Tel. 079 206 79 45<br />
Grossstädten gelebt. Obwohl er die<br />
kulturelle Vielfalt dort sehr schätze<br />
und brauche, sei es e<strong>in</strong>e schöne<br />
Erfahrung, e<strong>in</strong>e Zeit lang <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
so kle<strong>in</strong>en Ort wie <strong>Raron</strong> zu leben. Er<br />
spüre, dass hier noch e<strong>in</strong> Geme<strong>in</strong>deleben<br />
stattf<strong>in</strong>de, dass noch e<strong>in</strong><br />
Geme<strong>in</strong>schaftss<strong>in</strong>n bestehe.<br />
Er staunt auch immer wieder,<br />
wie man <strong>in</strong> dieser kle<strong>in</strong>en Region<br />
mit der Bahn <strong>in</strong>nert e<strong>in</strong>er halben<br />
<strong>St</strong>unde ganz verschiedene Orte<br />
erreichen könne mit ganz anderer<br />
Atmosphäre, wie Brig und Sitten,<br />
und <strong>zum</strong> Wandern sei es e<strong>in</strong>fach<br />
paradiesisch.<br />
Etwas Besonderes: Leben<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em 500-jährigen Haus<br />
Etwas Besonderes ist für ihn als<br />
Amerikaner die Tatsache, dass er<br />
<strong>in</strong> <strong>Raron</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em 500 Jahre alten<br />
Haus lebt. Dieses Nebene<strong>in</strong>ander<br />
von Alt und Neu fällt ihm auch im<br />
Dorf auf. Neue Häuser werden<br />
gebaut, alte Scheunen bleiben<br />
stehen, das ergebe e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>teressante<br />
<strong>St</strong>immung. Und zu guter<br />
Letzt erzählt er noch von e<strong>in</strong>er<br />
weiteren schönen Entdeckung: Er<br />
habe gar nicht gewusst, dass man<br />
<strong>in</strong> der Schweiz und im Besonderen<br />
im Wallis We<strong>in</strong> kultiviere, und zwar<br />
sehr guten We<strong>in</strong>.<br />
Neuuniformierung<br />
der Musikgesellschaft Echo <strong>Raron</strong>ia<br />
f<strong>in</strong>det am Sonntag, 17. März, <strong>in</strong> der<br />
Mehrzweckhalle statt.<br />
Osterbrunch<br />
der JuBla ist am Palmsonntag,<br />
24. März.<br />
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