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Dr. Dieter W. Banzhaf Stöcke Symbole der Macht und Hilfsmittel

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Hirtenstöcke<br />

Schlangen. Um die Mitte des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts waren zahlreiche Schweinehirten so geschickt im<br />

Axtwerfen, dass sie aus einer Entfernung von fünfunzwanzig bis dreißig Schritt das Schwein genau hinter<br />

das Ohr trafen <strong>und</strong> es sofort zusammenbrach. Bei den Schweinehirtentänzen fochten sie mit ihrem Beil,<br />

dass die Funken stoben, <strong>und</strong> zum Schluss warfen sie es nach einem Balken, wo es mit <strong>der</strong> Schneide im<br />

Holz steckenblieb. Mitunter wurde es natürlich auch bei Schlägereien benutzt, weshalb die Behörden den<br />

Gebrauch dieser gefährlichen Waffen immer wie<strong>der</strong> verboten."<br />

Im Hirtenmuseum Hersbruck sind noch zwei an<strong>der</strong>e Arten von Hirtenstöcken ausgestellt. Das eine ist ein<br />

Dachsstecher. An einem gezwickten Schuss befindet sich unten eine lange eiserne Spitze. Damit sollen die<br />

Hirten früher die Dachse getötet haben, <strong>der</strong>en Fett sie für allerlei Heilmittel - für Mensch <strong>und</strong> Tier -<br />

gebrauchten. Das zweite sind Kettenstöcke o<strong>der</strong> Stöcke, bei denen eiserne Ringe angebracht waren.<br />

Wollte <strong>der</strong> Hirte die Tiere treiben, so rasselte er mit solch einem Stock o<strong>der</strong> warf ihn auch einmal nach<br />

einem ausbrechenden Tier. Gänsehirten o<strong>der</strong> -hirtinnen kommen mit einem einfachen Stecken aus, an<br />

dem oft vorn noch ein paar Blätter sind.<br />

In bestimmten Gegenden Deutschlands galt <strong>der</strong> Hirtenstab auch als Ausweis <strong>und</strong> als Standeszeichen für<br />

das Hirtenamt <strong>und</strong> er konnte deshalb auch gepfändet werden. Um seine Unschuld beim Verlust eines<br />

Tieres zu beweisen, konnte ein Hirte auch beim Fehlen von Zeugen auf den Hirtenstab schwören. In<br />

manchen Gegenden sprach <strong>der</strong> Hirte über seinem Stock einen Segen, damit, wenn er denselben in <strong>der</strong><br />

Mitte <strong>der</strong> Herde in den Boden steckte, sich kein Tier weiter als einen "Roßlauf o<strong>der</strong> eine Ackerlänge" entfernte.<br />

Begehrt ist auch ein Stock mit neun Krümmungen, denn er soll ebenfalls die Herde zusammenhalten,<br />

wenn man ihn mitten in <strong>der</strong> Herde in den Boden steckt. Herr <strong>Dr</strong>. Huschens aus Aachen schrieb mir von<br />

den Pigsticks - den Schweinestäben - aus Burma. "Es handelt sich um 60 cm lange Stäbe von etwa kleinfingerstärke,<br />

die aus Hartholz bestehen <strong>und</strong> mäßig stark verzierend geschnitzt sind. Im unteren Anteil sind<br />

sie dabei speerhaft zugespitzt, damit man sie in den Boden stecken kann, <strong>und</strong> zwar im Bereich von etwa<br />

10-12 cm lang. Im oberen Anteil ist eine immer wie<strong>der</strong>kehrende <strong>und</strong> sich ähnelnde Figur dargestellt, die<br />

ein Ahne sein soll. Da diese Ahnen anscheinend nichts mehr zu tun haben, werden sie veranlaßt, auf die<br />

Schweine aufzupassen, die an diesem in den Boden gesteckten Stab angepflockt werden. Das Gesicht dieser<br />

hockenden Ahnenfigur muss dabei zum Meer gerichtet sein, da vom Meer her alles Böse nach den<br />

Vorstellungen <strong>der</strong> Burmesen kommt." Dieses Aufpassen soll vorzüglich vonstatten gehen.<br />

<strong>Dieter</strong> W. <strong>Banzhaf</strong><br />

Hirtenmuseen.<br />

Deutsches Hirtenmuseum in Hersbruck bei Nürnberg.<br />

2 Hirtenmuseen in <strong>der</strong> Hortobagy Puszta in Ungarn.<br />

Hirtenmuseum in <strong>der</strong> Bugac Puszta in Ungarn.<br />

Artikelsammlung von<br />

<strong>Dr</strong>. <strong>Dieter</strong> W. <strong>Banzhaf</strong><br />

Weiterführende Literatur.<br />

Der gemeine Hirte, Rainer G.Schöller, 1973, Verl.Korn u.Berg, Nürnberg.<br />

Deutsches Hirtenmuseum Hersbruck, Ernst Pflaumer, 1978, Karl Pfeiffer's Buchdruckerei <strong>und</strong> Verlag, Hersbruck.<br />

Ungarische Hirtenschnitzereien, Janos Manga.<br />

Der Stab in <strong>der</strong> germanischen Rechtssymbolik, Karl v.Amira, 1909, München.<br />

Stöcke <strong>und</strong> Stäbe im Pharaonischen Ägypten, Ali Hassan, 1976, Deutscher Kunstverlag, München.<br />

Shepherds’ Crooks and Walking Sticks, David Grant and Edward Hart, 1976, Dalesman Book.<br />

geschrieben<br />

Dezember 1981<br />

zuletzt bearbeitet<br />

am 6. August 2006<br />

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