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Dr. Dieter W. Banzhaf Stöcke Symbole der Macht und Hilfsmittel

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Es ist gar nicht so leicht, wie ich es zunächst<br />

gedacht habe, eine kleine Abhandlung<br />

über Spazierstöcke zu<br />

schreiben, da es so furchtbar viel darüber<br />

zu sagen gibt. Es ist relativ leicht<br />

zu sagen wo man anfangen soll, aber<br />

sehr schwierig ein Ende zu finden. Na<br />

wir werden sehen.<br />

Der Anfang des Stockes liegt sicher genauso<br />

weit zurück <strong>und</strong> im Dunkel <strong>der</strong><br />

Geschichte wie <strong>der</strong> Tag, an dem <strong>der</strong><br />

erste Mensch be gann, sich auf zwei<br />

Beine aufzurichten. Mit ziemlicher<br />

Sicher heit ist anzunehmen, dass er<br />

sich dabei eines heruntergefallenen<br />

Astes als Stütze bedient hat. Hatte dieser<br />

Mensch aber erst einmal den Stock<br />

in <strong>der</strong> Hand <strong>und</strong> war er etwas sicherer<br />

auf seinen zwei Beinen geworden, so<br />

hatte er bestimmt schnell ent deckt,<br />

dass <strong>der</strong> Stock den Arm verlängert<br />

<strong>und</strong> hervorragend als Waffe zu gebrauchen<br />

ist. Und wer eine Waffe hat,<br />

<strong>der</strong> hat <strong>Macht</strong>. Es ergibt sich alles so<br />

zwanglos. Der Stock als Stütze, als<br />

Waffe <strong>und</strong> als <strong>Macht</strong>symbol. Und so<br />

sollte es bleiben bis in unsere Zeit hinein.<br />

Vielleicht mit ein paar kleinen Variationen.<br />

Nicht immer unbedingt als<br />

Waffe gegen Feinde, aber wohl gegen<br />

die Unbill des täglichen Lebens o<strong>der</strong><br />

als Hilfe im Beruf, wenn im Stock<br />

Riechfläschchen, Nähzeug, Opernglas,<br />

Werkzeug, Musik instrumente usw.<br />

verborgen werden. Auch nicht unbedingt<br />

als <strong>Macht</strong>symbol, aber doch als<br />

Zeichen dafür, was für ein Kerl man ist,<br />

wie viel Geld man hat, dass man mehr<br />

ist als ein an<strong>der</strong>er.<br />

Dass bei dieser Vielzahl von Funktionen,<br />

die <strong>der</strong> Stock zu erfüllen hat <strong>und</strong><br />

hatte, immer wie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Geist <strong>der</strong> Erfin<strong>der</strong><br />

<strong>und</strong> Künstler ange regt wurde,<br />

nimmt nicht wun<strong>der</strong>. Wir finden deshalb<br />

den Stock auch in allen Kulturepochen<br />

<strong>und</strong> in allen Län<strong>der</strong>n <strong>und</strong> zu<br />

allen Zeiten. Der Phantasie <strong>der</strong> Gestaltung,<br />

<strong>der</strong> Ausschmückung <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

Stock, Stütze, Stab, Symbol <strong>Dr</strong>. <strong>Banzhaf</strong><br />

Stock, Stab, Stütze, Symbol<br />

<strong>Dr</strong>. <strong>Dieter</strong> W. <strong>Banzhaf</strong><br />

Verwendung <strong>der</strong> unterschiedlichsten<br />

Materialien sind offen sichtlich keinerlei<br />

Grenzen gesetzt.<br />

Am Spazierstock unterscheidet man<br />

mehrere Abschnitte beziehungs weise<br />

Teile. Man sollte sie kennen, wenn<br />

man sich über Stöcke unterhalten will<br />

o<strong>der</strong> wenn man sie beschreiben will.<br />

Oben ist <strong>der</strong> Griff o<strong>der</strong> die Handhabe.<br />

Dieser kann ganz verschiedenartig<br />

geformt <strong>und</strong> aus allen nur<br />

denkbaren Materialien gefertigt sein.<br />

Es folgt <strong>der</strong> S c h u s s . Dies ist <strong>der</strong><br />

ge rade Anteil, <strong>der</strong> eigentliche Stock. Er<br />

besteht meist aus Holz, aber auch aus<br />

vielen an<strong>der</strong>en Materialien. Zwischen<br />

Griff <strong>und</strong> Schuss findet man oft noch<br />

eine Manschette o<strong>der</strong> einen Ring<br />

aus Edelmetall, um den Übergang zwischen<br />

Griff <strong>und</strong> Schuss zu verdecken.<br />

Der Schuss war früher im oberen Anteil<br />

oft durchbohrt, damit man eine<br />

Schnur, einen Le<strong>der</strong>riemen o<strong>der</strong> ein<br />

Seidenband hindurchziehen konnte.<br />

Die Bohrlöcher wurden oft mit Elfenbein-<br />

o<strong>der</strong> Metallaugen abgedeckt.<br />

Damit <strong>der</strong> Stock sich nicht so schnell<br />

abläuft <strong>und</strong> damit man in unwegsamem<br />

<strong>und</strong> steinigem Gelände mehr<br />

Halt hat, schließt er unten mit <strong>der</strong><br />

Zwinge ab. Auch diese kann aus<br />

vieler lei Materialien bestehen <strong>und</strong> ist<br />

je nach Verwendungszweck des Stockes<br />

geformt.<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich ist es natürlich möglich,<br />

dass ein Spazierstock nur aus einem<br />

Stück - dann meist Holz - besteht.<br />

Diese naturgewachsenen Stöcke sind<br />

auch für die bis auf den heutigen Tag<br />

gebliebene Gr<strong>und</strong> form - das Griffende<br />

ist dicker als das untere Teil des Schusses<br />

- verantwortlich. Will man aus Naturholz<br />

einen Stock machen, so kann<br />

man natürlich einen Hasel stecken im<br />

Wald abschneiden, wie wir es vielleicht<br />

als Kin<strong>der</strong> schon getan haben.<br />

Für eine Wan<strong>der</strong>ung gibt er uns genügend<br />

Halt. Während <strong>der</strong> Brotzeit kann<br />

man auch ein Muster o<strong>der</strong> seine Initialen<br />

hineinschnitzen. Wenn dieser<br />

Stock nicht gerade an einer Astgabel<br />

abgeschnitten ist, wird er keinen beson<strong>der</strong>en<br />

Griff haben. Um einen<br />

schönen Griff zu bekommen muss<br />

man mehr tun. Man könnte den geraden<br />

Stecken in kochendes Wasser halten<br />

<strong>und</strong> wenn er weich ge worden ist,<br />

zum Beispiel über einer Wasserflasche<br />

r<strong>und</strong> biegen <strong>und</strong> mit einer Schnur in<br />

dieser Form halten, bis er erkaltet ist.<br />

Wenn man aber ein junges Stämmchen<br />

mit <strong>der</strong> Wurzel ausgräbt, kann<br />

man daraus einen mehr o<strong>der</strong> weniger<br />

bizarren Knauf schnitzen. Man kann<br />

auch einen Schössling, <strong>der</strong> aus einem<br />

Baumstumpf herauswächst, mitsamt<br />

einem Teil dieses Baumstumpfes herausschlagen<br />

<strong>und</strong> aus dem Baumstumpfanteil<br />

den Griff formen. Früher<br />

hat man über mehrere Jahre hin seinen<br />

Stock geplant. Bei einem gut gewachsenen<br />

Schöss ling wurden die<br />

Seitenzweige abgeschnitten <strong>und</strong> eventuell<br />

noch zusätzliche Einschnitte in <strong>der</strong><br />

Rinde angebracht. Bis zum nächsten<br />

o<strong>der</strong> übernächsten Jahr waren prächtige<br />

Narben <strong>und</strong> Knoten ent standen.<br />

Man musste nur aufpassen, dass niemand<br />

einen solch vor bereiteten Stock<br />

stahl. Wenn man während des Wachstums<br />

einen Schössling mit <strong>Dr</strong>aht o<strong>der</strong><br />

zum Beispiel mit einem Weidenzweig<br />

um wickelte, bekam er Einkerbungen.<br />

Die Stöcke <strong>der</strong> Hamburger Zimmer -<br />

leute wurden während ihres Wachstums<br />

um eine Eisenstange herum -<br />

gewickelt <strong>und</strong> bekamen dadurch ihre<br />

Korkenzieherform. Solche Stöcke aus<br />

<strong>der</strong> Natur direkt geschnitten wurden<br />

von Schäfern, Hirten, Bauern <strong>und</strong><br />

Handwerksburschen benutzt.<br />

Nach <strong>der</strong> Ernte dieser Stöcke wurden<br />

sie getrocknet <strong>und</strong> die Rinde über<br />

dem Feuer entfernt. Dann konnte <strong>der</strong><br />

Griff <strong>und</strong> eventuell auch <strong>der</strong> Schuss<br />

beschnitzt werden. Eingefärbt wurden<br />

sie oft in <strong>der</strong> Jauchegrube, in die man<br />

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