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Dr. Dieter W. Banzhaf Stöcke Symbole der Macht und Hilfsmittel

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Artikelsammlung von<br />

<strong>Dr</strong>. <strong>Dieter</strong> W. <strong>Banzhaf</strong><br />

BERGHÄCKEL<br />

geschrieben<br />

Dezember 1979<br />

<strong>Dr</strong>. med. <strong>Dieter</strong> W. <strong>Banzhaf</strong><br />

Kaiser-Wilhelm-Platz 5, 7100 Heilbronn<br />

Im Deutschen Bergwörterbuch von Heinrich Veith aus dem Jahre 1870 steht unter Berghäckel:<br />

"Berghäckel n., auch Häckel, Steigerhäckel, Steigerhacke -ein Stock, an welchem als Griff ein kleines messingnes<br />

Beil angebracht ist; eine Art Barte. .... Berghäckelchen ist ein Stück <strong>der</strong> bergmännischen Tracht <strong>und</strong><br />

ein Ehrenzeichen, welches kein Bergmann tragen darf, <strong>der</strong> unter dem Steiger ist."<br />

Davon zu unterscheiden ist <strong>der</strong> Fahrstock, von dem es im kleinen Bergbaulexikon von 1976 heißt:<br />

"Handstock zur Fahrung von Aufsichtspersonen benutzt . Meist mit als Häckel ausgebildeter Krücke <strong>und</strong><br />

Metereinteilung auf dem Stock (Meterlatte).”<br />

Von jetzt an wird es schon schwieriger, mehr über das Berghäckel zu erfahren.Das hängt damit zusammen,<br />

daß es in den verschiedensten Landesteilen <strong>und</strong> Län<strong>der</strong>n Bergwerke gab <strong>und</strong> gibt <strong>und</strong> diese die<br />

unterschiedlichsten Trachtenordnungen hatten. Da die bergmännischen Trachten aber letztlich aus <strong>der</strong><br />

Arbeitsausrüstung entstanden sind, sind einige Elemente universell: Es sind dies <strong>der</strong> Grubenkittel, die<br />

Fahrhaube o<strong>der</strong> Kappe, das Arschle<strong>der</strong>, die Kniebügel, Grubentasche, Tscherperscheide mit Tscherper<br />

(Grubenmesser), die Grubenlampe <strong>und</strong> die Barte o<strong>der</strong> das Häckel. Farben, Formen, Ausschmückungen,<br />

Materialien <strong>und</strong> wer was wie tragen darf, sind in den verschiedenen Bergordnungen minutiös reglementiert.<br />

Uns soll hier nur das Berghäckel interessieren. Um Klarheit zu schaffen, sollte man davon die<br />

Bergbarte, aus <strong>der</strong> es letztlich entstanden ist <strong>und</strong> die nur im erzgebirgischen Raum <strong>und</strong> um Bodenmais<br />

heimisch ist, trennen. Die Bergbarte hat einen meist schön verzierten, oft aus Bein geschnitzten Stiel,<br />

Helm genannt. Dieser Helm hat die Länge einer großen Axt - also ca. 60 cm lang. Die Bergbarte wurde<br />

entwe<strong>der</strong> geschultert o<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Hand getragen. Die Blattform <strong>der</strong> Bergbarten dürfte aus den<br />

Grubenbeilen abgeleitet sein. Das Blatt ist entwe<strong>der</strong> aus Eisen o<strong>der</strong> Silber o<strong>der</strong> sogar vergoldetem Silber.<br />

Es hat die Form eines Beiles, ist nur dünner <strong>und</strong> an <strong>der</strong> Spitze ausgezogen.<br />

Ob die Bergbarte aus einer Waffe entstanden ist o<strong>der</strong> zeitweilig als Waffe diente ist möglich, <strong>der</strong> Form nach<br />

wäre sie dazu geeignet. An<strong>der</strong>s ist es beim Berghäckel, das sicher von <strong>der</strong> Bergbarte in <strong>der</strong> Form abgeleitet<br />

ist, aber immer nur Teil <strong>der</strong> Tracht war. Das Berghäckel hat einen langen Stiel, <strong>der</strong> gestattete, es wie<br />

einen Spazierstock zu benutzen. Damit kann man zumindest sagen, wer es bestimmt nicht gebrauchte -<br />

nämlich die Bergoffizianten, die bei Bergaufzügen gewöhnlich beritten waren. Diese trugen die auch viel<br />

aufwendiger gearbeitete Barte. Das Blatt des Berghäckels besteht meist aus Messingguß, ist zeitweilig auch<br />

aus Sparsamkeitsgründen <strong>und</strong> in Zinnbergwerksgegenden aus Zinn gegossen worden o<strong>der</strong> besteht auch<br />

selten aus Eisen. Berghäckel kommen im Gegensatz zu den Barten in allen Revieren vor. Das allgemein<br />

Gültige ist damit wohl schon gesagt.<br />

Will man in die Einzelheiten gehen, bleibt einem gar nichts an<strong>der</strong>es übrig, als die einzelnen Reviere zu<br />

betrachten. Die Blattform <strong>der</strong> Berghäckel scheint landschaftlich doch sehr verschieden zu sein. Auch ist es<br />

nicht ganz einheitlich geregelt, wer ein Häckel tragen darf <strong>und</strong> wann er es tragen darf. Quellen dieser<br />

Erkenntnisse sind die Bergordnungen <strong>und</strong> die evtl. den Klei<strong>der</strong>ordnungen beigegebenen Skizzen o<strong>der</strong><br />

eben Trachtenwerke, die Bergleute in ihren Trachten darstellen.<br />

Relativ gut bearbeitet ist <strong>der</strong> erzgebirgische Bereich mit Zentrum Freiberg. Trotzdem ist es gar nicht so einfach,<br />

sich durch die teilweisen Wi<strong>der</strong>sprüche durchzuarbeiten <strong>und</strong> zu versuchen das Wesentliche zu<br />

erkennen. Für den erzgebirgischen Raum stehen ab dem 18. Jahrhun<strong>der</strong>t reichlich Quellen zur Verfügung.<br />

Die Verodnungen <strong>und</strong> Beschreibung <strong>der</strong> Aufzugstracht von 1719 <strong>und</strong> die <strong>der</strong> Paradetracht von 1768.<br />

zuletzt bearbeitet<br />

am 14. Juni 2006<br />

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