Dr. Dieter W. Banzhaf Stöcke Symbole der Macht und Hilfsmittel

Den Stock als Machtsymbol stellen auch die
Dorfältestenstäbe (alderman) aus Westfinnland dar. Meist
sind dies vierkantige Stöcke mit schön gedrechseltem Griff
und teilweise auch gedrechselter Zwinge. Unten auf der
Seite sind drei aus dem Museum Helsinki abgebildet. Die
Beschriftung ist oft auf allen vier Längsseiten teils in lateini
schen Buchstaben und arabischen Zahlen, teilweise aber
auch in Runen. Letztere widerstehen für den Uneingeweih
ten aber wohl oft auch für den Kundigen einer Entzif
ferung. Aber auch sonst kann man bestenfalls einen Namen
und eine Jahreszahl entziffern. Der Größe nach und auch
den Gebrauchsspuren an den Spitzen nach sind diese
Stöcke auch als Gehstöcke benutzt worden.
Artikelsammlung von
Dr. Dieter W. Banzhaf
In Helsinki im
Museum hing in der
Nähe von drei
Dorfältestenstäben
ein weiterer sechs
kantiger Stab von
etwa gleicher Länge
und ähnlichem
Aussehen. Wenn es
nicht danebenge
standen hätte, hätte
ich es nicht erkannt,
es handelte sich um
einen Stab zum
Schneemessen.
Also letztlich ein
Maßstab ähnlich
einer Elle, die ich
auch schon in solch
er Länge gesehen
habe, dass man sich
gut vorstellen kann,
dass diese von den
Schneidergesellen
auf der Walz als
Wanderstecken
benutzt worden
sind.
Noch eine weitere
Sorte von Stäben
findet man in den
finnischen Museen:
den Kalenderstab.
Auch dieser vier
oder sechskantig mit
oft gedrechseltem
Griff und auch schon
einmal mit eiserner
Spitze, also sicher
auch als Spazier stock
gebraucht. Dr. J. M.
Ritz schreibt in seinem
Artikel “Stock und Stab”
Finnlandreise
1937, “... und von Gustav I.
Wasa ( 1523 60 ) wird
berichtet, dass er einen mit
Gold eingelegten
Kalenderstab als Spazierstock
benutzt habe.” Die Kalen
derstäbe gehören zu den
Runenstäben. Ein komplet
ter Runenkalender hat drei
Säulen: Eine für die
Wochentage, eine für die
feststehenden Festtage und
die letzte als Hilfe zum
Ausrechnen der beweglichen
Festtage. Kalenderstäbe
waren auch für die
Wettervorhersage wichtig.
Es seien noch die
Botenstäbe erwähnt, weil
ich zwei davon in Helsinki
neben den Stäben der
Dorfältesten fand. Sie sind
beide deutlich kürzer als die
Gehstöcke. Es handelt sich
also um reine Symbolstöcke.
Der eine keulenförmig
gedrechselt mit eingeritzten
Zeichen, der andere nur mit
schön gedrechseltem Griff,
sonst aus einem knorrigen,
dicken Koniferenstamm
bestehend. Botenstäbe dien
ten zwei Aufgaben. Um
diese Aufgaben zu verstehen
muss man wissen, dass die
einzelnen An wesen früher
oft weit auseinanderlagen
und Rückfragen nicht so
leicht möglich waren. Erstens
diente der Botenstab als
Ausweis, dass der Bote
sozusagen als Amtsperson
kam. Zweitens wurden
Botenstäbe aber auch als
Kantrollmittel benutzt, wenn
durch eine Botschaft zum
Beispiel alle Dorfmitglieder
zu einer Versammlung ein
berufen werden sollten. Der
Stab ging dann mit der
Botschaft einen genau
vorgeschriebenen Weg von
einem zum anderen, bis er
wieder beim Ausgangspunkt
dem Dorfältesten zurück
gegeben wurde. Dieser
wusste jetzt, dass jeder
benachrich tigt wurde.
geschrieben
1980
zuletzt bearbeitet
am 10. September 2010
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