28 Berghäckel Häckel hält. Er erinnert an die Zeiten, als das Bergwerk in Bodenmais noch von Bergleuten befahren wurde - heute tummeln sich da die Touristen. Zwei ähnliche Häckel hängen in <strong>der</strong> Eingangshalle des "Bergknappenhofes" in Bodenmais. Das Blatt dieser Häckel scheint aus Eisen geschmiedet zu sein. Die Vor<strong>der</strong>kante ist halbmondförmig. Wie bei einer Hellebarde ist das Blatt oben <strong>und</strong> unten spitz ausgezogen. In den spitzen Anteilen ist oben <strong>und</strong> unten je ein vierblättriges Kleeblatt eingeschnitten, in <strong>der</strong> Mitte ein “B”, davor eine 18, dahinter 86. “B” für Bodenmais <strong>und</strong> die Jahreszahl. Auf <strong>der</strong> Rückseite befindet sich ein kurzer pfeilförmiger Fortsatz. Der eigentliche Stock besteht aus Holz. Aus einer mir vorliegenden Zeichnung Joachimsthaler Bergleute (Egerland) geht hervor, daß sie Häckel trugen, die in <strong>der</strong> Form denen im Freiberger Raum ähneln. Sie haben noch einen nach bodenwärts zeigenden Sporn, (s.Köhler) Diese Berghäckel könnte man als eine Übergangsform zwischen den erzgebirgischen <strong>und</strong> denen aus dem Bayerischen Wald ansehen. In einer weiteren Abbildung in dem Artikel von Köhler läßt sich allerdings dieser nach unten zeigende Sporn nicht nachweisen. Anacker (Von Beilen, Barten etc. S. 139) bildet noch den Umriß eines schwedischen Häckchens, datiert 1747, ab. Nach Schweden kamen sehr früh schon -1280 - Bergleute aus Deutschland vom Rammelsberg, in größerem Umfang dann 1540 bis 1550 unter König Gustav Wasa. Im 16. Jahrhun<strong>der</strong>t kamen dann auch nach Norwegen Bergleute aus Deutschland, vorwiegend aus Sachsen. In Schweden findet man häufig Häckchen <strong>der</strong> alten Form, die sich wohl dort lange gehalten hat, in Norwegen die neuere <strong>der</strong> Barte nachempf<strong>und</strong>ene Form. Völlig abweichend von den bisher beschriebenen Berghäckchen ist das aus Bad Friedrichshall. Hier wird Salz abgebaut. Dieses Häckchen gleicht mehr einem Zimmermannshammer. Es dient auch weniger als Schmuck o<strong>der</strong> Beiwerk zur Tracht, son<strong>der</strong>n wird bis heute noch teilweise benutzt um Proben abzuschlagen. Es ist nicht immer leicht. forstwirtschaftliche Werkzeuge <strong>und</strong> Waldäxte von Steigerhäckchen zu unterscheiden. Anacker schreibt: "Die Ähnlichkeit von forstlichen <strong>und</strong> bergmännischen Geräten ist bei den engen Beziehungen, die zwischen diesen beiden Wirtschaftsgebieten vom Mittelalter bis zur Neuzeit bestanden, nicht verwun<strong>der</strong>lich." In einer Zeit, in <strong>der</strong> vieles viel mehr reglementiert war als heute, <strong>und</strong> wir stöhnen doch gewiß darunter, war auch genau festgelegt wer ein Berghäckel tragen darf <strong>und</strong> wann er es tragen darf. Ob diese obrigkeitlichen Vorschriften immer so genau eingehalten worden sind, darf tunlichst bezweifelt werden, denn die Bergleute waren arm <strong>und</strong> ein Berghabit konnte bis zu zwei Jahresverdiensten kosten. Dies wie<strong>der</strong>um hatte zur Folge, daß keineswegs je<strong>der</strong> Bergmann alle Trachtenteile im Eigentum besaß. Auch wurden die Teile weitervererbt o<strong>der</strong> an jüngere Bergleute verkauft, so daß Übergänge von einer Form zur an<strong>der</strong>en nur sehr langsam erfolgten <strong>und</strong> neben neueren Stücken auch viele alte gebraucht wurden. So muß man auch einige Trachtenbil<strong>der</strong> deuten, selbst wenn sie am Modell gezeichnet wurden, wenn trotz neuer Verordnung noch ältere Teile abgebildet wurden. Auch die den Verordnungen teilweise beigegebenen Zeichnungen stellen oft mehr Wunschvorstellungen dar, verglichen mit dem, was dann wirklich am Ort des Geschehens war. So schreibt Haller zu den Bil<strong>der</strong>n, die <strong>der</strong> Trachtenordnung von 1794 für Bodenmais beigefügt wurden: "...sind entgegen an<strong>der</strong>slautenden Deutungen mit Bestimmtheit nicht als eine lokalgeb<strong>und</strong>ene Festtracht, son<strong>der</strong>n als bildhafte Transponierung <strong>der</strong> schriftlichen Verordnungen zu interpretieren, also <strong>der</strong> gesamtbayerischen Berg- <strong>und</strong> Hüttentracht im letzten Dezenium des 18. Jahrhun<strong>der</strong>ts." Wenig schreibt Winkelmann in seinem Artikel darüber, wer das Häckel im Ruhrgebiet getragen hat. "Es wurde auch bei uns früher von den Grubenbeamten bei festlichen Anlässen gerne getragen." Dies ist alles. Haller schreibt über Bodenmais: "Auf Befehl des Bergwerkkollegiums vom 25 .Februar 1780 wurde für die Bergleute von Bodenmais, Bodenwöhr, Amberg <strong>und</strong> Fichtelberg ein neuer, gleicher Paradehabit ange- geschrieben Dezember 1979 zuletzt bearbeitet am 15. Juni 2006 Artikelsammlung von <strong>Dr</strong>. <strong>Dieter</strong> W. <strong>Banzhaf</strong>
Berghäckel Artikelsammlung von <strong>Dr</strong>. <strong>Dieter</strong> W. <strong>Banzhaf</strong> geschrieben Dezember 1979 zuletzt bearbeitet am 15. Juni 2006 29