ARCHIV - Komponist Karl Heinz Wahren
ARCHIV - Komponist Karl Heinz Wahren
ARCHIV - Komponist Karl Heinz Wahren
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
KARL HEINZ WAHREN<br />
<strong>ARCHIV</strong><br />
Biografie Werke Discographie Essays Kritiken<br />
Reden Werkkommentare<br />
gen ganze Vorstellungen oder verweigerten einfach<br />
die vertraglich festgelegten Zahlungen. So beschloss<br />
Beaumarchais im Sommer 1777 schließlich, das Problem<br />
grundsätzlich zu lösen. Er bat die Pariser Theaterautoren<br />
in sein Haus zum Souper. Und sein Plan<br />
ging auf: Im Verlaufe des Abends gründeten die 22<br />
zusammengekommenen Autoren die erste Urheberrechtsgesellschaft<br />
der Welt, die “Société des auteurs<br />
dramatiques”, aus der dann 1851 die heute noch existierende<br />
Urheberrechtsgesellschaft SACEM hervorging.<br />
Das zentralistisch gelenkte Frankreich war der Entwicklung<br />
in Deutschland um ein halbes Jahrhundert<br />
voraus. Denn die sehr unterschiedliche Gesetzgebung<br />
der zahlreichen deutschen Kleinstaaten hatte ein einheitliches<br />
Urheberrecht lange verzögert.<br />
Mit der allmählichen Entwicklung eines eigenständigen,<br />
bürgerlichen Musiklebens im Deutschland des<br />
ausgehenden 18. Jahrhunderts verselbstständigte<br />
sich die bis dahin im Dienste der Kirche und der Aristokratie<br />
befangene Musik. Die geistige Erhebung des<br />
Bürgertums gegen die vom Adel bestimmten Klassenschranken<br />
geschah im Nachhall der Französischen<br />
Revolution. Dabei entwickelte sich auch der bürgerliche<br />
Anspruch auf eine eigene Musikkultur.<br />
Der Beruf des <strong>Komponist</strong>en erhielt nun einen ganz<br />
neuen gesellschaftlichen, vor allem aber auch künstlerischen<br />
Stellenwert: Er trat aus der höfischen Isolation<br />
ins Licht eines öffentlichen, bürgerlichen Konzertlebens.<br />
Musste der <strong>Komponist</strong> im fürstlichen Dienst<br />
seine Mahlzeiten in der Küche mit der Dienerschaft<br />
einnehmen, so durfte er nun gleichberechtigt an der<br />
Tafel des Großbürgertums speisen. Das schloss allerdings<br />
nicht aus, dass die alltäglichen Lebensverhältnisse<br />
eher bescheiden blieben, wie wir in den Memoiren<br />
selbst herausragender Tonsetzer lesen können.<br />
Waren die Autoren ehedem auf die mehr zufällige,<br />
häufig wechselnde Huld ihrer kirchlichen oder fürstlichen<br />
Dienstherren angewiesen, mussten sie nun an<br />
den Einlasstüren der Konzertsäle das Abkassieren<br />
der Eintrittsgelder selbst überwachen.<br />
Der besonders misstrauische Paganini - so wird erzählt<br />
- verkaufte persönlich die Billetts. Er deponierte<br />
die Einnahmen in seinem Geigenkasten, den er mit<br />
auf die Bühne nahm und während seines furios-virtuosen<br />
Spiels nicht mehr aus den Augen ließ.<br />
contractually agreed sums. In the summer of 1777,<br />
Beaumarchais therefore decided to resolve the problem<br />
once and for all. He invited the theatrical writers<br />
of Paris to a supper at his home. And the plan worked:<br />
in the course of that evening the twenty-two authors<br />
present founded the world’s first copyright society, the<br />
“Société des auteurs dramatiques”, which gave birth<br />
in 1851 to the copyright society SACEM, still in existence<br />
today.<br />
France, with its centralised government, was half a<br />
century ahead of Germany. The very different laws<br />
pertaining in the myriad German principalities delayed<br />
standardised legislation on copyright for many years<br />
to come.<br />
As the bourgeois classes gradually established a<br />
musical life of their own in Germany in the late 18th<br />
century, musicians who had hitherto been fettered in<br />
the service of the church and aristocracy also began<br />
to acquire independence. In the wake of the French<br />
Revolution, the bourgeoisie unleashed an intellectual<br />
rebellion against the class barriers erected by the<br />
nobility. The bourgeois demand for a different musical<br />
culture was part of this process.<br />
The profession of composer acquired a quite new social<br />
and, above all, artistic status, away from isolation<br />
at court and into the broad daylight of public concerts<br />
for the middle classes. A composer in the service of a<br />
prince had been obliged to take his meals in the kitchen<br />
with the other domestics, whereas now he could<br />
dine as an equal at the table of the grand bourgeoisie.<br />
That did not necessarily prevent his everyday lifestyle<br />
from being rather modest, as we read in the memoirs<br />
of even the most accomplished symphonists.<br />
Once dependent on the arbitrary, often fluctuating<br />
favours of their ecclesiastical or secular lords, these<br />
authors were now obliged to stand at the doors of concert<br />
halls to supervise the collection of entrance fees<br />
on their own behalf.<br />
Paganini - they say - was particularly distrustful and<br />
sold his tickets himself. He deposited the takings in his<br />
violin case and took this on stage with him, where he<br />
would not take his eyes off it throughout his virtuoso<br />
performance.<br />
Today’s composers are spared such rigours, for after<br />
the original Society for Musical Performance<br />
Rights (Anstalt für musikalische Aufführungsrechte)<br />
32