ARCHIV - Komponist Karl Heinz Wahren
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KARL HEINZ WAHREN<br />
<strong>ARCHIV</strong><br />
Biografie Werke Discographie Essays Kritiken<br />
Reden Werkkommentare<br />
gleichen Jahr war zwar noch eine “Deutsche Genossenschaft<br />
dramatischer Autoren und <strong>Komponist</strong>en”<br />
entstanden, doch erst 1898 konstituierte sich der älteste<br />
Vorläufer unseres heutigen Verbandes, die “Genossenschaft<br />
Deutscher Componisten”. 1903 wurde<br />
dieser Name auf Wunsch von Engelbert Humperdink<br />
und Richard Strauss - “... von dem banausischen und<br />
nichtssagenden Fremdwort ‚Componist’ endgültig<br />
Abstand nehmen ...” - in “Genossenschaft Deutscher<br />
Tonsetzer” (GDT) umgewandelt.<br />
Bei dieser Hauptversammlung in Berlin beschlossen<br />
die Mitglieder der GDT auch die organisatorische<br />
Verkopplung mit der im gleichen Jahr gegründeten<br />
“Anstalt für musikalische Aufführungsrechte” (AFMA).<br />
Hier hatten ausschließlich die <strong>Komponist</strong>en das Sagen,<br />
freilich nur die Vertreter der Ernsten Musik. Die<br />
Unterhaltungsmusikkomponisten gründeten gemeinsam<br />
mit ihren Verlegern die “Genossenschaft zur Verwertung<br />
musikalischer Aufführungsrechte”, abgekürzt<br />
GEMA, die allerdings nicht identisch mit unserer heutigen<br />
GEMA ist. Beide Organisationen, die “Genossenschaft<br />
Deutscher Tonsetzer” (GDT) und die GEMA<br />
hielten ihr Verhältnis zueinander durch permanente<br />
Auseinandersetzungen in Spannung. Die politischen<br />
Turbulenzen im folgenden Jahrzehnt der Weimarer<br />
Republik verschärften diese Kontroversen noch. Der<br />
NS-Staat beendete 1933 diesen Kleinkrieg, indem er<br />
kurzerhand alle musikberufsständischen wie urheberrechtlich<br />
tätigen Organisationen auflöste und in der<br />
Reichskulturkammer die Künste politisch gleichschaltete.<br />
Für die <strong>Komponist</strong>en war in den nächsten zwölf<br />
Jahren die Reichsmusikkammer zuständig, und nur<br />
deren Mitglieder durften öffentlich schöpferisch tätig<br />
sein.<br />
In Berlin ging damit die weltweit beachtete Epoche<br />
einer europäischen Kulturkristallisation plötzlich zu<br />
Ende, als es Hitler und Goebbels durch massenwirksame<br />
Beredsamkeit im Schatten der Weltwirtschaftskrise<br />
gelang, die Minderwertigkeitsgefühle des im Kriege<br />
geschlagenen Volkes in die kollektive Wahnidee eines<br />
“nationalsozialistischen Mythos” zu transformieren.<br />
In diesem rüden “Deutschland erwache”- Taumel war<br />
kritische, zum Mitdenken auffordernde Kunst nicht<br />
nur unerwünscht, sie wurde verboten, diffamiert, verbrannt<br />
und ihre Autoren “ausgedeutscht”, verhaftet,<br />
zum Schweigen verurteilt, gejagt und sogar ermordet.<br />
Als sich nach der völligen Niederlage Deutschlands<br />
1945 aus den Trümmern wieder zaghaft ein neues<br />
the oldest predecessor of our present association was<br />
constituted only in 1898, the “Genossenschaft Deutscher<br />
Componisten”. In 1903, at the request of Engelbert<br />
Humperdink and Richard Strauss - “... to finally<br />
bid farewell to the philistine and meaningless foreign<br />
word ‘Componist’ (composer) ...” - this name was altered<br />
to “Genossenschaft Deutscher Tonsetzer” (GDT) -<br />
German Composers’ Co-operative, using the German<br />
term ‘Tonsetzer’.<br />
At this general meeting in Berlin the members of the<br />
GDT also decided to link their organisation with the<br />
“Anstalt für musikalische Aufführungsrechte” (AFMA)<br />
- Institute for Musical Performing Rights - which had<br />
been founded in the same year.<br />
Only composers had a say here, and of course only<br />
the representatives of serious music. Together with<br />
their publishers the composers of light music founded<br />
the “Co-operative for the Exploitation of Musical<br />
Performing Rights” - “Genossenschaft zur Verwertung<br />
musikalischer Aufführungsrechte”, abbreviated to<br />
GEMA, which, however, is not identical with our present<br />
GEMA.<br />
Constant disputes created a permanent tension between<br />
the two organisations, the “Genossenschaft<br />
Deutscher Tonsetzer” (GDT) and GEMA. The political<br />
turmoil in the subsequent decade of the Weimar<br />
Republic even aggravated these controversies. The<br />
NS state put an end to this running battle in 1933 by<br />
disbanding, without further ado, all organisations of<br />
the musical profession and those active in the field of<br />
copyright, and by forcing the arts politically into line in<br />
the Reichskulturkammer. In the next twelve years the<br />
Reichsmusikkammer took charge of the composers,<br />
and only its members were permitted to be creatively<br />
active in public.<br />
So the epoch of a European crystallisation of culture<br />
that had attracted so much international attention<br />
came to a sudden end in Berlin, when Hitler and Goebbels<br />
succeeded by mass eloquence, in the shadow<br />
of the world economic crisis, to transform the feeling of<br />
inferiority of a nation defeated in war into the collective<br />
delusion of a “National-Socialist myth”. In this rude<br />
frenzy of “Germany awake” critical art that called upon<br />
people to think was not only undesirable, it was prohibited,<br />
defamed, burnt and their authors declared to be<br />
“un-German”, arrested, condemned to remain silent,<br />
persecuted and even murdered.<br />
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