ARCHIV - Komponist Karl Heinz Wahren
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ARCHIV - Komponist Karl Heinz Wahren
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KARL HEINZ WAHREN<br />
<strong>ARCHIV</strong><br />
Biografie Werke Discographie Essays Kritiken<br />
Reden Werkkommentare<br />
Schritt, in Zusammenarbeit mit dem Chefdramaturgen<br />
der Deutschen Oper Claus H. Henneberg, vollzogen,<br />
schien ein gutes Stück auf diesem Wege größtmöglicher<br />
Kommunikation voranzutreiben. Man entschied<br />
sich für Guy de Maupassants Novelle “Boule de Suif”<br />
(Fettklößchen) als literarischen Vorwurf, und Hennelkerg<br />
lieferte ein Libretto, das zwar auch die vulgäre<br />
Pointe nicht scheut, insgesamt aber spielbar und im<br />
traditionellen Sinne theaterwirksam ist.<br />
<strong>Karl</strong> <strong>Heinz</strong> <strong>Wahren</strong> hat dazu eine Opernmusik geschrieben,<br />
deren Durchsichtigkeit und kurzmotivische<br />
Gelenkigkeit, deren relativ leichte Singbarkeit und Auffaßbarkeit<br />
zunächst durchaus für sie einnehmen. In<br />
den ersten Minuten dieser dreiaktigen Partitur rauscht<br />
die Musik impressionistisch auf, der Parlandoton der<br />
ersten Rezitative hat Textverständlichkeit für sich, und<br />
nirgendwann überdeckt der Klang des Orchesters die<br />
sängerischen Aktionen.<br />
Im Verlauf des ersten Aktes aber wird auch sichtbar,<br />
daß <strong>Wahren</strong> die Protagonisten an jene beiläufigen<br />
sängerischen Wendungen gebunden hält, daß weder<br />
Pianissimo-Intimität noch Ausbruch, noch etwa ausführlichere<br />
ariose sängerische Selbstdarstellung zu<br />
seiner Konzeption gehört. ... (Wolfgang Burde)<br />
Orpheus - 15.06.76<br />
Premiere des Monats -<br />
Fettklößchen von <strong>Karl</strong> <strong>Heinz</strong> <strong>Wahren</strong><br />
... Guy de Maupassants Novelle “Boule de Suif” hat<br />
die theatralische Umwandlung mehr als einmal mitgemacht;<br />
ob als Film (z.B. von Michail Romm) oder als<br />
Schauspiel (“Hotel du Commerce” von Hochwälder).<br />
Jetzt ist aus dem “Fettklößchen” gar eine Oper geworden.<br />
Der Berliner <strong>Komponist</strong> <strong>Karl</strong> <strong>Heinz</strong> <strong>Wahren</strong> hat<br />
zusammen mit Claus H. Henneberg, dem das theaterwirksame<br />
Libretto zu verdanken ist, einen höchst unterhaltsamen<br />
musikalischen Dreiakter geschaffen, der<br />
alle Chancen hat, sich als Saison-Hit die deutschen<br />
Opernbühnen zu erobern. ... Dieser dramaturgisch<br />
hervorragende Bau wird orchestral mit viel Achtel- und<br />
Sechszehntelnoten gefüllt. Impressionistische Anklänge<br />
wallen für Momente auf, werden durch Zitate und<br />
ganz konventionelle Einschübe - ein Chanson, einen<br />
Can-Can, die Marseillaise - abgelöst. Der Klang ist alles<br />
andere als filigran, obwohl nur ca. 40 Mann im Orchester<br />
sitzen. <strong>Wahren</strong>s Arbeit Zeigt in seinem ersten<br />
Bühnenwerk erstaunliches Können, allerdings ohne<br />
allzu große Ideengabe. Aber er kann für Stimmen<br />
schreiben, und das vermögen heutzutage nur wenige<br />
<strong>Komponist</strong>en. Er individualisiert die Gesangslinie,<br />
die oft von der des Orchesters losgelöst ist und nicht<br />
selten in den gesprochenen Dialog mündet. ... (Klaus<br />
Laskowski)<br />
SFB-Fernsehen Redaktion Abendschau<br />
Ein gefälliges Werk ist diese Oper vom “Fettklößchen”<br />
- einem nicht mehr ganz taufrischen, leichten<br />
Mädchen -, das aus Gefälligkeit sieben patriotischen<br />
Landsleuten gegenüber dem bösen preußischen feind<br />
schließlich doch den gefallen tut und mit ihm ins Bett<br />
geht.<br />
Gut gefallen hat diese erste Oper des Berliner <strong>Komponist</strong>en<br />
<strong>Karl</strong> <strong>Heinz</strong> <strong>Wahren</strong> dem Premierenpublikum.<br />
Nur Bravos waren zu hören und das ist bei Uraufführungen<br />
äußerst selten.<br />
Nun ist <strong>Wahren</strong>s Erstling nicht das große, erleuchtende<br />
Werk des modernen Musiktheaters. Das will es<br />
und soll es gar nicht sein. Aber es stimmt in sich ganz<br />
gut. Schade nur, daß das, was z.B. Musik über innere<br />
Vorgänge zu sagen hat, oft zu kurz kommt.<br />
<strong>Wahren</strong> räumt dem gesungenen Wort Priorität ein.<br />
Deshalb verzichtet er auch auf artistisch hohe Töne.<br />
Die Folge: man versteht eigentlich jedes Wort, die<br />
Pointen kommen an.<br />
Und das ist gar nicht so schlecht für eine Spieloper, die<br />
eine gute literarische Vorlage hat. Aus Maupassants<br />
Novelle über die heuchlerischen, bigotten Vertreter<br />
der Kirche, des Adels und des Bürgertums haben<br />
Claus H. Henneberg und <strong>Wahren</strong> ein witzig-ironisches<br />
Libretto zurechtgezimmert. ...<br />
... Der Dirigent Caspar Richter musizierte mit Engagement,<br />
Umsicht und Sinn für ironischen Witz. Und<br />
die Sänger bewiesen wieder einmal, daß sie treffliche<br />
Darsteller sein können. “Fettklößchen” – diese<br />
neue Oper wird nicht nur in Berlin ihr Publikum finden.<br />
(Ditha Rupprecht)<br />
SFB-Hörfunk<br />
... Eins nämlich scheint mir sicher: diese heiter-satirische<br />
Spieloper (und wann hätte ein <strong>Komponist</strong> unserer<br />
Zeit Ähnliches zustandegebracht?), sie wird ihren<br />
Weg in die deutschen Stadttheater finden. Sie ist, den<br />
stimmlichen Anforderungen nach, leicht zu besetzen,<br />
sie bietet zu effektvollem Rollenspiel Gelegenheit<br />
genug ... das Libretto hat Maupassants frühe Novelle<br />
recht geschickt gerafft und dialogisiert ...(Dietrich<br />
Steinbeck)<br />
Berliner Morgenpost - 27.04.76<br />
Fettklößchens Reise in der Kutsche der Vorurteile<br />
... Das Märchen von “Fettklößchen” ist ebenso erheiternd<br />
wie in seiner lapidaren Schlichtheit menschlich<br />
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