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ARCHIV - Komponist Karl Heinz Wahren

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KARL HEINZ WAHREN<br />

<strong>ARCHIV</strong><br />

Biografie Werke Discographie Essays Kritiken<br />

Reden Werkkommentare<br />

gemacht. Guy de Maupassants Erstlingsnovelle, die<br />

“Boule de suif” von 1880, drängt sich als kapitaler<br />

Spaß mit kritischen Hintergrund der Bühne gleichsam<br />

auf. ...<br />

Zusammen mit dem Hausdramaturgen der Deutschen<br />

Oper Berlin, Claus H. Henneberg, hat der <strong>Komponist</strong><br />

<strong>Karl</strong> <strong>Heinz</strong> <strong>Wahren</strong> daraus ein Stück in drei Bildern<br />

gemacht. Maupassants Novellentext wird in Szenen<br />

und Nummern aufgespalten. Dialoge, Ensembles und<br />

Lieder folgen den Geboten des Singtheaters. Dabei<br />

kommt es zu Vergöberungen. Die Sprache wird vulgär;<br />

bisweilen ist schon die deutsche Übersetzung ordinärer<br />

als der französische Text. Dramaturgisch ist das<br />

Libretto in Ordnung.<br />

Was sagt die Musik dazu? <strong>Karl</strong> <strong>Heinz</strong> <strong>Wahren</strong>, ehemals<br />

Schüler Amadeus Hartmanns und Josef Rufers,<br />

hat seit den sechziger Jahren mit Symphonik und<br />

Kammermusik von sich reden gemacht. Sein Klavierkonzert<br />

war bei den Berliner Festwochen 1968 in Rolf<br />

Kuhnerts Interpretation ein Wurf. Ohne sich serieller<br />

und aleatoririscher Mittel zu bedienen, redete <strong>Wahren</strong><br />

eine kultivierte, auf zwölftönigen Methoden ruhende<br />

Sprache.<br />

“Fettklößchen”, im Auftrag der West-Berliner Oper<br />

geschrieben, ist sein erster Bühnenversuch. Für nur<br />

vierzig Mann Orchester einschließlich Harfe, Celesta,<br />

Klavier und zwei Schlagzeuggruppen ist die Partitur<br />

sparsamer gesetzt als der oft üppige, rauschende,<br />

polyphone Klang vermuten läßt. Die Mittel sind pluralistisch:<br />

neben vieltönig-dissonanten Akkorden, Clusters,<br />

Glissandowirkungen und vielfarbigem Geklingel<br />

stehen äußerst simple Stellen vom Marseillaisezitat im<br />

kurzen Vorspiel bis zu den “Nummern”, zu denen ein<br />

meist rezitatirisch-deklamierender Singstil manchmal<br />

gerinnt.<br />

Auch das singspielhaft gesprochene Wort mischt sich<br />

in die gesungenen “Strecken” ein. Der Hauptmangel<br />

der Musik ist, daß diese höchst heterogenen Mittel fast<br />

unvermittelt nebeneinander liegen. Sie wollen nicht<br />

verschmelzen. So zerfällt der Ablauf in einzelne Teile.<br />

<strong>Wahren</strong> hat Sinn für Parodien. So glücken ihm Dinge<br />

wie das nationalhymnische Unisono am Schluß des<br />

ersten Bildes ebenso wie das Terzett de preußischen<br />

Soldaten im zweiten und das gesungene Salonstück<br />

von Judith und Holofernes. Da überall herrscht ungenierte<br />

Tonalität und Diatonik. Aber gleich daneben<br />

klingen dann im Orchester teils Erinnerungen an Debus-<br />

syschen oder Ravelschen Impressionismus, teils<br />

dissonante Kontrapunkte. Das handwerkliche Können,<br />

namentlich in der Orchesterbehandlung, ist beachtlich.<br />

(H.H. Stuckenschmidt)<br />

Theater Rundschau - Juni 1976<br />

Herzlicher Beifall für <strong>Karl</strong> <strong>Heinz</strong> <strong>Wahren</strong>s “Fettklößchen”<br />

Diese kleine Eineinhalb-Stunden-Oper verdient alle<br />

Anerkennung. <strong>Karl</strong> <strong>Heinz</strong> <strong>Wahren</strong> schreibt eine Nummernoper,<br />

seine Musik spielt in klaren Taktmaßen,<br />

gewohnten Harmonieabläufen bildet Perioden und<br />

benutzt Neutönerisches nur sehr zurückhaltend. Aber<br />

in diesem Rahmen ist die Musik einfallsreich, trifft den<br />

Ton der Handlung, changiert leicht zwischen Gesang<br />

und Sprache, eröffnet den Sängern gute Spielmöglichkeiten<br />

und hat Witz. ...<br />

(Joachim Kramarz)<br />

Die Welt - 26.04.76<br />

Schmunzelmusik zur Häme von Maupassant<br />

... <strong>Karl</strong> <strong>Heinz</strong> <strong>Wahren</strong>, der <strong>Komponist</strong> und Claus H.<br />

Henneberg, Dramaturg der Deutschen Oper Berlin, ab<br />

Herbst Generalintendant in Kiel, haben die Bühnenwirksamkeit<br />

des Sujets erkannt, das schon Michael<br />

Romm in Rußland, Christian Jaque in Frankreich verfilmt<br />

haben.<br />

In <strong>Wahren</strong>s Vertonung serviert die Deutsche Oper<br />

Berlin nun dieses “Fettklößchen”, gewissermaßen in<br />

würziger Sauce, und zwar im neuen Theatersaal der<br />

Musikhochschule Berlin.<br />

<strong>Karl</strong> <strong>Heinz</strong> <strong>Wahren</strong> ist ein geschickter, auch gewitzter<br />

<strong>Komponist</strong>, der sein Metier ausgezeichnet beherrscht.<br />

Er schreibt eine klingende, illustrierende, oft effektvoll<br />

schlagkräftige Musik, die im Wechsel aus gesungenen<br />

und gesprochenem Wort geschickt Nutzen zieht.<br />

Aber es ist gewissermaßen die Musik einer klassenlosen<br />

Gesellschaft. <strong>Wahren</strong> spickt das Geschehen<br />

mit hübschen, geschmackvollen Orchesterpointen.<br />

Er setzt manch lustigen, ironischen, sogar parodistischen<br />

Kommentar. <strong>Wahren</strong> schreibt eine Schmunzelmusik.<br />

...<br />

Das “Fettklößchen” erwies sich als Schlager: sozusagen<br />

als musikalischer Whimpy. (Klaus Geitel)<br />

Der Tagesspiegel - 27.04.76<br />

<strong>Karl</strong> <strong>Heinz</strong> <strong>Wahren</strong>s Oper “Fettklößchen” uraufgeführt<br />

Der Berliner <strong>Komponist</strong> <strong>Karl</strong> <strong>Heinz</strong> <strong>Wahren</strong> wollte<br />

nach seinem eigenen Geständnis eine im besten<br />

Sinne unterhaltende Oper schreiben¸ Keine, die den<br />

seit den 50er Jahren üblichen vokal-artistischen Subtilitäten<br />

erneuten Tribut zollt, keine auch, deren musiksprachliche<br />

Differenzierung so weit getrieben ist,<br />

das ein unbekümmert drauflos hörendes großes Publikum<br />

nach den ersten Takten bereits zurückzuckt,<br />

mit Desinteresse oder gar Angst reagiert. Der erste<br />

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