3. Tätigkeitsbericht der Gleichstellungsbeauftragten ... - Kreis Stormarn
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VI<br />
Betonung von Wahlmöglichkeiten und einer Nutzung verschiedener Optionen knüpft die Kommission<br />
an den Begriff <strong>der</strong> „Verwirklichungschancen“ des Wirtschaftsnobelpreisträgers Amartya Sen an. Die<br />
Fokussierung auf die Analyse von Lebensverläufen und damit einhergehend auch auf die<br />
unterschiedlichen Verwirklichungschancen von Frauen und Männern stellt nicht nur einen innovativen<br />
Ansatz dar, son<strong>der</strong>n ist auch international gesehen auf <strong>der</strong> Höhe <strong>der</strong> Zeit.<br />
Das Leitbild <strong>der</strong> Sachverständigenkommission spiegelt auch jene Ziele wi<strong>der</strong>, die sich die<br />
Bundesregierung zu Beginn ihrer Arbeit gesteckt hat: Die Sicherung und För<strong>der</strong>ung von Wachstum,<br />
Bildung und Zusammenhalt in Deutschland. Die Bundesregierung begreift die Gleichstellung von<br />
Frauen und Männern vor diesem Hintergrund vor allem als eine gesellschaftliche Chance. Das Leitbild<br />
fußt auf fairen beruflichen Entwicklungschancen für Frauen und Männer auf <strong>der</strong> Basis einer guten<br />
Ausbildung. Es basiert weiterhin auf <strong>der</strong> Verbesserung <strong>der</strong> Chancengleichheit für Erwerbstätigkeit und<br />
für Verantwortung in Familie und Gesellschaft. Und schließlich beruht es auf <strong>der</strong> Perspektive,<br />
gesellschaftlich gewünschte Aufgaben wie Kin<strong>der</strong>erziehung und Altenpflege neben und nicht<br />
nachrangig zur Erwerbstätigkeit zu stellen. Die Bundesregierung sieht eine beson<strong>der</strong>e<br />
Herausfor<strong>der</strong>ung darin, die Leitgedanken <strong>der</strong> Sachverständigenkommission für eine breit gefächerte<br />
und nachhaltige Gleichstellungspolitik nutzbar zu machen. Eine solche Gleichstellungspolitik muss<br />
auch die Verwirklichungschancen von Frauen und Männern berücksichtigen, die beispielsweise durch<br />
Lebensereignisse wie Migration o<strong>der</strong> Gewalterfahrungen geprägt sind.<br />
Der Erfolg <strong>der</strong> Gleichstellungspolitik hängt im Wesentlichen davon ab, dass sie Frauen und Männer<br />
gleichermaßen ins Blickfeld rückt. Frauen und Männern muss in gleichem Maße die Wahrnehmung<br />
von Verantwortung für sich selbst, in ihrer Familie, im privaten Umfeld ebenso wie in Beruf,<br />
Gesellschaft und Staat möglich sein.<br />
Nicht nur die oft unterschiedlichen Voraussetzungen von Frauen und Männern, son<strong>der</strong>n auch die<br />
Verteilung <strong>der</strong> Folgen von Entscheidungen, die Ehepaare und Lebenspartner gemeinsam treffen, gilt<br />
es zu beachten. Die nachteiligen Folgen gemeinsamer Entscheidungen kumulieren im weiteren<br />
Lebensverlauf meist auf <strong>der</strong> Seite <strong>der</strong> Partnerinnen. Die Bundesregierung setzt sich dafür ein, die<br />
institutionellen und rechtlichen Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass sich im späteren Leben von<br />
Frauen und Männern gesellschaftlich gewünschte und erfor<strong>der</strong>liche Sorgearbeiten, insbeson<strong>der</strong>e die<br />
Kin<strong>der</strong>erziehung und die Pflege von Angehörigen, nicht nachteilig auswirken und dass Übergänge<br />
zwischen Phasen <strong>der</strong> Erwerbsarbeit und Zeiten intensiver Verantwortungsübernahme besser bewältigt<br />
werden können. Sie setzt sich weiterhin dafür ein, dass die Chance nicht nur einer beruflichen<br />
Entwicklung, son<strong>der</strong>n auch <strong>der</strong> Übernahme von Sorgetätigkeiten sowohl Frauen als auch Männern<br />
offen stehen.<br />
Die Bundesregierung begrüßt die wissenschaftliche Grundlegung <strong>der</strong> Lebensverlaufsperspektive, die<br />
die Sachverständigenkommission zum Ausgangspunkt ihrer Befassung gemacht hat. Die Ergänzung<br />
<strong>der</strong> herkömmlichen Prinzipien <strong>der</strong> Lebenslaufforschung – dass Handlungsmöglichkeiten von Frauen<br />
und Männern durch sozial, räumlich und zeitlich vorgegebene Bedingungen geformt werden – um das<br />
Prinzip <strong>der</strong> aktiven Lebenslaufpolitik öffnete den Blick <strong>der</strong> Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler<br />
auf staatliche Handlungsmöglichkeiten und bildete die Grundlage für den politikberatenden Ansatz<br />
des Gutachtens.<br />
Zentrale Handlungsfel<strong>der</strong> <strong>der</strong> Gleichstellungspolitik<br />
Die Bundesregierung hatte die Sachverständigenkommission in ihrem Auftrag gebeten, die<br />
Lebensverlaufsperspektive für die Entwicklung einer zukunftsweisenden gleichstellungspolitischen<br />
Strategie zu nutzen und weitergehend auch Zukunftsfel<strong>der</strong> für die Gleichstellungspolitik zu<br />
identifizieren und zu prüfen, ob und durch welche Maßnahmen Verän<strong>der</strong>ungsimpulse in diesen<br />
Zukunftsfel<strong>der</strong>n zu setzen wären. Ein beson<strong>der</strong>er Schwerpunkt sollte dabei auf das Ziel einer<br />
gleichberechtigten Teilhabe von Frauen und Männern im Erwerbsleben, aber auch <strong>der</strong> Erweiterung <strong>der</strong><br />
Rollenbil<strong>der</strong> liegen. Die Sachverständigenkommission hat daran anknüpfend in ihrem Gutachten fünf<br />
Kapitel entwickelt, in <strong>der</strong>en Rahmen sie ihre Handlungsempfehlungen formuliert hat: Rollenbil<strong>der</strong> und<br />
Recht, Bildung, Erwerbsleben, Zeitverwendung sowie Alter und Bilanzierung des Lebensverlaufs.<br />
Das Sachverständigengutachten hat im Kapitel zum Thema Rollenbil<strong>der</strong> und Recht in aller<br />
Deutlichkeit und sehr pointiert dargelegt, wie unerlässlich Typenbildungen im Recht einerseits sind<br />
und an<strong>der</strong>erseits gezeigt, wie Rollenbil<strong>der</strong>, die diesen Typenbildungen zugrunde liegen, den<br />
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