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Magazin der Mütter gegen Atomkraft e.V.

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<strong>Magazin</strong> <strong>der</strong> <strong>Mütter</strong> <strong>gegen</strong> <strong>Atomkraft</strong> e.V. 2010<br />

COMEDY-KLAMAUK ZUR<br />

KLIMA-DEBATTE<br />

Science Busters auf dem Tollwood-Festival in München<br />

von Cornelia Stadler<br />

Ökologisch korrekt feiern. Diesen<br />

Anspruch vertritt das Festival Tollwood<br />

seit Anfang an, genauer gesagt,<br />

seit seiner Gründung im Sommer<br />

1988. Doch böse, respektive<br />

kritische Stimmen erklären, <strong>der</strong> umweltpolitische<br />

Anspruch sei längst<br />

einem rein kommerziellen gewichen.<br />

Die Macher wi<strong>der</strong>sprechen nicht nur<br />

heftig, sie bemühen sich auch, das<br />

Gegenteil zu beweisen. Mit Bio-zertifi<br />

zierten Lebensmitteln in <strong>der</strong> Gastronomie,<br />

mit Ökostrom von den Stadtwerken<br />

München, Eintrittskarten, die<br />

im Münchner Verkehrsverbund gelten<br />

und seit 2007 mit einem Extra-<br />

Zelt für Themen <strong>der</strong> „großen sozialen<br />

und ökologischen Fragen unserer<br />

Zeit“, wie es <strong>der</strong> Ankündigungs-Prospekt<br />

verheißt.<br />

Bei freiem Eintritt können sich die<br />

Besucher im Welt salon faszinierende<br />

Fotoausstellungen anschauen,<br />

sich über die neuesten Energietechniken<br />

des (Sponsors) Münchner<br />

Stadtwerke informieren o<strong>der</strong> an verschiedenenDiskussionsveranstaltungen<br />

mit Politikern, Experten und<br />

Aktivisten teilnehmen. Zwischen all<br />

den gelehrsamen und oft genug bedrohlich<br />

erscheinenden Inhalten ist<br />

Von außen zauberhaft beleuchtet, im Inneren handfeste Informationen: Der Weltsalon auf dem<br />

Münchner Tollwood-Festival<br />

Foto: © tollwood<br />

man gerne geneigt, sich <strong>der</strong> ökologischen<br />

Frage auch mal unterhaltsam<br />

zu nähern. Als Kabarett, das<br />

den Titel „Global Warming<br />

Party“ trägt, zum Beispiel. Darin versprechen<br />

die Science Busters, eine<br />

dreiköpfi ge österreichische Gruppe,<br />

Antworten auf die Fragen zu geben,<br />

„warum sich die Erde erwärmt, wer<br />

daran verdient und warum Kernenergie<br />

unser Leben retten könnte.“<br />

Die haben sich ja eine Menge vorgenommen,<br />

denkt man und ist gespannt.<br />

Vor dem geheimnisvoll bläulich<br />

schimmernden Globus sind auf<br />

<strong>der</strong> Bühne zwei Tische mit mehreren<br />

Gegenständen aufgebaut, dahinter<br />

sitzt jeweils ein leibhaftiger Physiker,<br />

Heinz Oberhummer, ehemaliger Professor<br />

<strong>der</strong> TU Wien sowie <strong>der</strong> Univ.-<br />

Lektor Werner Gruber, dazwischen<br />

als Mo<strong>der</strong>ator <strong>der</strong> Comedian Martin<br />

Puntigam im quietschgrünen Leiberl<br />

und einer ausgeleierten Trainingshose.<br />

Seine Ausstaffi erung ist allerdings<br />

auch das Witzigste an diesem<br />

Abend. Vom berühmten Schwarzen<br />

Humor österreichischer Kabarettisten<br />

ist kaum was zu spüren, bei dem<br />

fast zwei Stunden dauernden Versuch,<br />

Infos zu den oben genannten<br />

Fragen satirisch und verständlich zugleich<br />

über die Rampe zu bringen.<br />

Vieles von dem, was mit Hilfe von Diagrammen,<br />

Fotos und Filmen auf die<br />

Leinwand gebeamt wird, ist dem interessierten<br />

Publikum vermutlich<br />

nicht neu, an<strong>der</strong>es da<strong>gegen</strong> sorgt<br />

eher für Verwirrung. Die Schelte des<br />

physikalischen Theoretikers Oberhummer<br />

über die <strong>der</strong>zeitige Klimadiskussion,<br />

die „unwissenschaftlich“<br />

sei und das Gegenteil des CO 2 -Anstiegs<br />

leicht zu belegen. Sind alle<br />

klimabesorgten Menschen demnach<br />

blöd und hat es ähnliche Verän<strong>der</strong>ungen<br />

bereits vor Jahrhun<strong>der</strong>ttausenden<br />

gegeben, also ganz ohne jedes<br />

menschliche Zutun? Wenn dann<br />

auch noch Experimente mit brennenden<br />

Gummibärchen und heliumgefüllten<br />

Luftballons für aufklärerische<br />

Unterhaltung sorgen sollen,<br />

ist es kein Wun<strong>der</strong>, dass <strong>der</strong> Schlussapplaus<br />

mehr als dürftig ausfällt.<br />

Das Publikum unter dem Zeltdach:<br />

ratlos, aber hoffentlich weiter daran<br />

interessiert wie man mit weniger Energieverbrauch<br />

zu mehr Lebensqualität<br />

gelangen kann. Das Bemühen<br />

<strong>der</strong> Tollwood-Betreiber um dieses<br />

Ziel ist auf jeden Fall ein Weg in die<br />

richtige Richtung.

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