DSBreport Sommer-Spezial 2006 zum Lesen oder Herunterladen
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HESSEN:<br />
LV-Infostand auf<br />
dem Hessentag <strong>2006</strong><br />
Der Hessentag heißt Hessentag, weil er<br />
zehn Tage dauert. Die Hessen wissen<br />
das aus langjähriger Erfahrung. Dieses<br />
Jahr fand der Hessentag in Hessisch<br />
Lichtenau statt, einer wunderschönen<br />
Fachwerkstatt 20 km östlich von Kassel.<br />
Der Hessentag ist ein Riesenfest. Es gibt<br />
tolle Konzerte und Vorträge, es finden<br />
hervorragende und interessante Ausstellungen<br />
statt. Die Bundeswehr ist vertreten,<br />
die Polizei, die Feuerwehr. Die<br />
Kinder dürfen in die Panzer klettern und<br />
standen begeistert Schlange. Wer weiß<br />
schon, in welch großem Umfang die<br />
Bundeswehr Naturschutz betreibt. Eine<br />
hervorragende Naturschutzausstellung<br />
bezeugte es. Schon am zweiten Tag des<br />
Hessentages musste die Bundeswehr<br />
mit ihren Panzern die versumpften<br />
Autos von den Parkplätzen bergen. Das<br />
lag nicht an der Organisation, sondern<br />
an den eiskalten Sintfluten, die ein<br />
ungnädiger Wettergott pausenlos vom<br />
schwarzen Himmel hinab goss. Uns taten<br />
die Organisatoren Leid, die sich so<br />
viel Mühe gegeben hatten und dann<br />
erleben mussten, dass alle Hoffnungen<br />
im wahrsten Sinne des Wortes fortgeschwemmt<br />
wurden. Die ganze Innenstadt<br />
war voller Zelte und Buden und die<br />
armen Standinhaber froren entsetzlich<br />
und niemand kam. Das besserte sich<br />
erst kurz vor Ende des Hessentages, und<br />
dann war natürlich irre viel los.<br />
Der DSB-Landesverband hatte in Halle 3<br />
einen Infostand. Bis wenige Tage vor<br />
Beginn der Veranstaltung war noch nicht<br />
klar, ob dieser Stand überhaupt zustande<br />
kommen würde, weil die finanziellen<br />
Zuschüsse fehlten – traurig!<br />
Es konnten keine Fahrtkosten, Übernachtungskosten,<br />
Verpflegungskosten<br />
bezahlt werden. Trotzdem fanden sich genug<br />
Mitglieder des DSB-Ortsvereins Kassel<br />
bereit, ehrenamtlich am Infostand zu<br />
arbeiten und die Vorsitzende des Landesverbandes<br />
Hessen, Ingrid Mönch, und<br />
ihren Mann zu unterstützen.<br />
Ingrid Mönch und ihr Mann waren bereits<br />
am 25. Mai angereist und hatten<br />
den Stand aufgebaut. Und sie haben es,<br />
obgleich nicht mehr die Jüngsten, zehn<br />
Tage am Stand ausgehalten und führten<br />
liebevoll und kompetent Beratungen<br />
durch. Hut ab vor einer solchen Leistung.<br />
Vom DSB-OV Kassel waren jeden<br />
Tag zwei bis drei Mitglieder anwesend.<br />
Von der CI-Gruppe des OV waren sechs<br />
Teilnehmer dabei. Die großen Hallen<br />
waren kalt und zugig. Wir haben alle<br />
mächtig gefroren, obwohl wir wie Grönländer<br />
angezogen waren. Das nahe gelegene<br />
Bundeswehrzelt war beheizt, dort<br />
konnten wir uns zwischendurch einmal<br />
kurz aufwärmen. Außerdem hatten die<br />
Soldaten leckeren Kuchen anzubieten.<br />
Nur die Kapelle dort musizierte mindestens<br />
mit 120 dB Lautstärke. Als ich zwei<br />
Bundeswehroffiziere auf ohrenschädigenden<br />
Lärm ansprach, lachten sie und<br />
meinten: „Och, ist doch nur einmal im<br />
Jahr!“<br />
Am Stand neben uns, eine Vermögensberatung,<br />
arbeitete eine junge, emanzipierte<br />
Frau mit CI! Welch ein Zufall! Uns<br />
gegenüber ein sehr guter Stand der AOK<br />
mit einem Sinnesparcours: Sehen, Riechen,<br />
Fühlen…… Hören war nicht<br />
dabei. Der Kontakt zueinander war gut<br />
und sicher auch erfolgreich in unserem<br />
Sinne.<br />
Wir hatten an allen Tagen genug zu tun.<br />
Das Hörtest-Gerät, eine Leihgabe von<br />
Hörgeräte Hess, wurde rege genutzt,<br />
und es schlossen sich fast immer Beratungsgespräche<br />
an. Die Kinder und<br />
Jugendlichen nahmen fast alle Kopien<br />
vom Fingeralphabet mit. Das ist sehr<br />
beliebt, und manchmal mussten wir<br />
aufklären, dass es sich dabei um „die<br />
Gebärdensprache“ handelt. Manches<br />
war schon recht lustig, wenn es nicht so<br />
ernst gewesen wäre. Typische, sich ständig<br />
wiederholende Situation: Ein Ehepaar<br />
bleibt vor dem Hörtestgerät stehen.<br />
Sie: „Mein Mann hört schlecht!“ Er:<br />
„Stimmt ja nicht!“. Sie: „Stimmt wohl,<br />
mach mal einen Hörtest!“ Er macht<br />
einen Hörtest und hört gar nichts. Sie<br />
macht einen Hörtest, hört alles. Er läuft<br />
weg und sagt: „Bin doch nicht doof, trage<br />
doch nicht solche Dinger hinterm<br />
Ohr!“<br />
Traurig hat uns ein junges Paar mit Kind<br />
gemacht. Sie hörte nichts, er hörte nichts<br />
und das Kind auch nichts, aber eine Beratung<br />
lehnten sie ab und Infomaterial<br />
brauchten sie auch nicht. Viele ältere<br />
Menschen kamen zu uns und gestanden<br />
uns, dass sie so einsam geworden sind<br />
durch den Hörschaden. Ihnen konnten<br />
wir die Anschrift des nächstgelegenen<br />
DSB-Ortsvereins geben. Immer wieder<br />
wurde nach Zusatzhilfen für den Fernsehapparat<br />
gefragt. Wir hatten <strong>zum</strong> Glück<br />
auch diesbezügliches Infomaterial von<br />
Peter Kröhl erhalten, der selbst drei Tage<br />
am Infostand gewesen war. Dann waren<br />
da einige Leute, die ganz dringend ein CI<br />
gebraucht hätten. Sie hatten noch nie<br />
davon gehört, obgleich sie regelmäßig<br />
beim HNO-Arzt sind. Andere hatten<br />
davon gehört, aber nur Schlechtes. Sie<br />
hatten einfach Angst, und ich denke, wir<br />
konnten ihnen die Angst nehmen.<br />
Gefreut haben wir uns über das Interesse<br />
von Altenpflegepersonal und auch von<br />
Kindergärtnerinnen und Lehrerinnen.<br />
Eine Lehrerin war begeistert von einer CI-<br />
Kinderbroschüre, weil darin der Hörvorgang<br />
so gut beschrieben wird. Sie möchte<br />
das mit ihren Kindern besprechen.<br />
Am Samstag vor Pfingsten hatte Petrus<br />
ein Einsehen. Es goss nicht und die Menschen<br />
strömten in Scharen, und wir<br />
kamen nicht einmal <strong>zum</strong> Kaffee trinken<br />
und schon gar nicht <strong>zum</strong> Essen, haben<br />
nur Bonbons genascht, die wir für die<br />
Kinder bereithielten.<br />
Ich denke, unser ehrenamtlicher Einsatz<br />
hat sich gelohnt. Es war befriedigend zu<br />
erleben, dass wir vielen Menschen helfen<br />
konnten. Ich wünsche mir, dass beim<br />
nächsten Hessentag wieder ein so erfolgreicher<br />
Infostand unterhalten werden<br />
kann und dass es nicht an der mangelnden<br />
finanziellen Unterstützung<br />
scheitern muss.<br />
Gisela Mätzke<br />
BAYERN:<br />
Bayern wählt<br />
neuen LV-Vorstand<br />
Der Landesverband Bayern der Schwerhörigen<br />
und Ertaubten hat am 22. April<br />
einen neuen Vorstand gewählt. Zum<br />
Landesvorsitzenden wurde erneut Manfred<br />
Hartmann gewählt. Neue stellvertretende<br />
Landesvorsitzende wurde<br />
Gundi Kurzmann-Schiller. Herbert Egert<br />
wurde in seinem Amt als Kassierer<br />
bestätigt. Den Posten der Schriftführerin<br />
übernahm Doreen Arnold.<br />
Der Vorstand wurde auf Beschluss der<br />
Mitgliederversammlung von bisher vier<br />
Personen auf sechs Personen erweitert.<br />
<strong>DSBreport</strong> <strong>Sommer</strong><br />
<strong>Spezial</strong>/<strong>2006</strong><br />
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Landesverbände: