Märchen von der Kostenexplosion - Leipziger Montagsdemo
Märchen von der Kostenexplosion - Leipziger Montagsdemo
Märchen von der Kostenexplosion - Leipziger Montagsdemo
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Ermessensfrage: medizinisch notwendig? 109<br />
- Es handelt sich um Leistungen, die vor allem gebildete und besserverdienende<br />
Schichten ansprechen, die es als »gute Risiken«<br />
für den Versichertenbestand zu halten o<strong>der</strong> zu gewinnen gilt.<br />
- Wegen <strong>der</strong> relativen Unbestimmtheit <strong>der</strong> Leistungen, die sich<br />
hinter dem Wort »Gesundheitsför<strong>der</strong>ung« verbergen, bietet sich<br />
hier ein Terrain zur Profilierung einer Kassenart gegenüber ihren<br />
Konkurrenten an.<br />
Die nicht zu bestreitende Tatsache, daß die Gesundheitsför<strong>der</strong>ung<br />
aus Gründen des Marketings und <strong>der</strong> politischen Kosmetik, kaum<br />
aber wegen gesundheitspolitischer Zielsetzungen Eingang in die<br />
GKV gefunden hat, spricht jedoch nicht gegen diesen Leistungsbereich<br />
als solchen. Zu prüfen ist die Qualität <strong>der</strong> Angebote, die die<br />
Krankenkassen in <strong>der</strong> Gesundheitsför<strong>der</strong>ung gemacht haben, und<br />
nicht <strong>der</strong>en unternehmenspolitische Zielsetzungen.<br />
Die Krankenkassen 1 gaben 1995 rund 1,6 Mrd. DM für Gesundheitsför<strong>der</strong>ung<br />
und soziale Dienste aus. Das macht pro Mitglied<br />
etwa 28 DM, d. h. 0,6 % <strong>der</strong> gesamten Leistungsausgaben <strong>der</strong> GKV.<br />
Trotz dieser relativ geringen Summe war die Gesundheitsför<strong>der</strong>ung<br />
in den Medien schon seit längerem unter Beschüß geraten. Laufend<br />
wurde in <strong>der</strong> Presse und einschlägigen Fernsehmagazinen über<br />
Fälle <strong>von</strong> in <strong>der</strong> Tat dubiosen Angeboten <strong>von</strong> Krankenkassen berichtet,<br />
wie Disco-Abende für Berufsanfänger, Snowboard-Wochenenden,<br />
Partytips für Hausfrauen o<strong>der</strong> die immer wie<strong>der</strong> gern zitierten<br />
Bauchtanzkurse. Tenor <strong>der</strong> Berichterstattung war durchweg:<br />
Die Krankenkassen schreiben rote Zahlen, werfen aber unter dem<br />
Etikett »Gesundheitsför<strong>der</strong>ung« Millionenbeträge zum Fenster<br />
hinaus für Freizeitvergnügen kerngesun<strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>. In dieses<br />
negative Bild paßten auch die meist ausgesprochen peinlichen<br />
Werbespots <strong>der</strong> Krankenkassen o<strong>der</strong> die Sponsorentätigkeit für<br />
Profifußballklubs 2 , auch wenn diese Aktivitäten nicht über die<br />
Haushaltskonten <strong>der</strong> Gesundheitsför<strong>der</strong>ung, son<strong>der</strong>n über die allgemeinen<br />
Verwaltungskosten abgerechnet werden.<br />
1 Wir danken Gerd Marstedt für das bereitgestellte Material zur Frage <strong>der</strong> Gesundheitsför<strong>der</strong>ung.<br />
2 Die AOK Rheinland ist Sponsor des Bundesligaclubs Borussia Mönchengladbach.