Märchen von der Kostenexplosion - Leipziger Montagsdemo
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4. Kein Volk eingebildeter Kranker -<br />
das <strong>Märchen</strong> vom Mißbrauch<br />
Zu den gängigen Argumentationsmustern in <strong>der</strong> Gesundheitspolitik<br />
gehört die Behauptung, die steigenden Ausgaben <strong>der</strong> Krankenkassen<br />
seien zwangsläufiges Resultat <strong>der</strong> umfassenden Absicherung<br />
<strong>der</strong> Bürger in <strong>der</strong> GKV. Diese führe zu einer »Vollkaskomentalität«<br />
und provoziere geradezu Mißbrauch <strong>von</strong> Leistungsangeboten <strong>der</strong><br />
GKV. Dem liegt die unter Ökonomen weit verbreitete Lehre vom<br />
moral hazard (übersetzt etwa »moralische Versuchung«) zugrunde.<br />
Sie geht da<strong>von</strong> aus, daß jede Umverteilungsfinanzierung <strong>von</strong> Leistungen<br />
falsche Anreize enthält, ja sogar das Gegenteil ihrer gutgemeinten<br />
Absichten bewirkt, nämlich soziale Ungerechtigkeit.<br />
»Blauer Montag«, hoher Krankenstand, zu viele Arztbesuche und<br />
teure Facharztkonsultationen seien gar nicht zu vermeiden, wenn<br />
alle Leistungen <strong>von</strong> <strong>der</strong> Krankenkasse und nicht <strong>von</strong> den Versicherten<br />
selbst finanziert werden müßten.<br />
Die These vom moral hazard<br />
Grundlage dieser These ist eine <strong>von</strong> Schumpeter (1950) und Downs<br />
(1957) entwickelte »Ökonomische Theorie <strong>der</strong> Demokratie«, die<br />
da<strong>von</strong> ausgeht, daß Politik ähnlich funktioniert wie die Marktwirtschaft.<br />
In beiden Bereichen dominiere <strong>der</strong> am Eigennutz orientierte<br />
»homo oeconomicus«. Dem Politiker gehe es im Grunde nur<br />
darum, seine persönlichen Ziele zu verwirklichen, d. h. Macht, Prestige<br />
o<strong>der</strong> persönlichen Wohlstand zu erlangen. Auch den Wahlbürger<br />
als quasi Nachfrager <strong>von</strong> Politik interessiere nur <strong>der</strong> eigene Vorteil.<br />
Alle verhielten sich auch in <strong>der</strong> Politik gemäß <strong>der</strong> bereits <strong>von</strong><br />
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