Märchen von der Kostenexplosion - Leipziger Montagsdemo
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Das soziale Dilemma des Versicherten 131<br />
Lebensumstände. Dieser Umstand läßt sich an verschiedenen Untersuchungen<br />
belegen:<br />
- Eine US-amerikanische Untersuchung zeigt, daß es bei gleichem<br />
und ungehin<strong>der</strong>ten Zugang <strong>von</strong> Patientinnen im gleichen Brustkrebsstadium<br />
zu einer qualitativ identischen Therapie deutlich<br />
unterschiedliche Überlebenschancen gab: Die Fünf-Jahres-Überlebensrate<br />
betrug für Frauen aus höheren sozialen Schichten<br />
50 %, während nur 10 % <strong>der</strong> Frauen aus unteren sozialen Schichten<br />
diesen Zeitraum überlebten. Diese Risikounterschiede sind<br />
»fast mit Sicherheit nicht die Folge unterschiedlicher Zugangsmöglichkeiten<br />
zu medizinischer Versorgung« (Sagan 1992, 270).<br />
- Die Behauptung, Lebenstilverän<strong>der</strong>ungen im bereits genannten<br />
Bereich wirkten lebensverlängernd, wurde für die Prävention koronarer<br />
Herzkrankheiten (KHK) in den USA am gründlichsten<br />
in einer umfangreichen Studie, <strong>der</strong> sog. »Multiple Risk Factor Intervention<br />
Trial« (MR FIT) überprüft. Sie konnte diese Behauptungen<br />
nicht bestätigen. Nach acht Jahren war in <strong>der</strong> Interventionsgruppe,<br />
d.h. <strong>der</strong> Gruppe, die ihren Lebensstil beträchtlich<br />
verän<strong>der</strong>te, die KHK-Sterblichkeit leicht geringer als in <strong>der</strong> Kontrollgruppe,<br />
die sich wie zuvor verhielt. Die Gesamtsterblichkeit<br />
war aber in <strong>der</strong> Interventionsgruppe sogar leicht höher als in <strong>der</strong><br />
Kontrollgruppe. Vor allem Krebskrankheiten, die verstärkt in <strong>der</strong><br />
Interventionsgruppe auftraten, haben den leichten Rückgang <strong>der</strong><br />
KHK-Sterblichkeit mehr als ausgeglichen (MRFIT 1982).<br />
- Die relative Relevanz <strong>der</strong> subjektiven Risikofaktoren bzw. Verhaltensweisen<br />
zeigt sich u. a. in einer Studie bei britischen öffentlich<br />
Bediensteten, die die Abhängigkeit koronarer Herzerkrankungen<br />
vom beruflichen Status untersuchte (Marmot u. a. 1978).<br />
Nachdem die Beschäftigten in fünf sozial unterschiedliche Gruppen<br />
eingeteilt wurden, war die Rate <strong>der</strong> KHK <strong>der</strong> hierarchisch<br />
niedrigsten Gruppe viermal so hoch wie in <strong>der</strong> obersten sozialen<br />
Gruppe. Um die möglichen Wirkungen <strong>von</strong> Verhaltensfaktoren<br />
vollends bestätigen o<strong>der</strong> evtl. anteilmäßig quantifizieren zu können,<br />
haben die Forscher die dem Lebensstil zuschreibbaren Risikofaktoren<br />
Blutdruck, Cholesterin, Rauchen, soziale Unterstützung,<br />
Bewegung, Übergewicht und Blutzuckerspiegel statistisch