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Märchen von der Kostenexplosion - Leipziger Montagsdemo

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5. Ein Spiel mit <strong>der</strong> Angst - das <strong>Märchen</strong><br />

<strong>von</strong> <strong>der</strong> Gefährdung des Standortes<br />

Den Wirtschaftsliberalen in <strong>der</strong> Bundesrepublik 1 ist es gelungen,<br />

den »Standort Deutschland« als ein zentrales Problem im öffentlichen<br />

Bewußtsein zu etablieren. Mit <strong>der</strong> Wettbewerbsfähigkeit<br />

eines Standorts ist dessen Attraktivität für Kapitalanleger und die<br />

Verkäuflichkeit <strong>der</strong> an ihm hergestellten Produkte auf dem Weltmarkt<br />

gemeint. Die große Aufmerksamkeit und Besorgnis für dieses<br />

Problem in <strong>der</strong> breiten Öffentlichkeit verdankt sich <strong>der</strong> Befürchtung,<br />

mit einer Verschlechterung des Standorts Deutschland seien<br />

Beschäftigung und soziale Sicherheit noch weiter gefährdet. Die<br />

Legitimationsfigur »Standort Deutschland« selektiert, gewichtet<br />

und verformt nahezu alle öffentlichen Angelegenheiten. Ob ein gesundheitliches,<br />

soziales, rechtliches o<strong>der</strong> auch außenpolitisches Problem<br />

die Chance hat, in <strong>der</strong> politischen Arena thematisiert zu werden,<br />

entscheidet sich nicht zuletzt an den voraussichtlichen ökonomischen<br />

Folgen für den Standort Deutschland.<br />

Die Standort-Deutschland-Rhetorik erlaubt ihren Vertretern,<br />

nicht frontal gegen den Sozialstaat argumentieren zu müssen. Es<br />

gehe, so heißt es, nicht um dessen Abbau, son<strong>der</strong>n allein um seine<br />

Anpassung (»Umbau«) an die ökonomischen Herausfor<strong>der</strong>ungen.<br />

Angesichts <strong>der</strong> harten Weltmarktkonkurrenz führten die vom Sozi-<br />

1 Die wirtschaftsliberale Ideologie in ihren populären Erscheinungsformen hat <strong>der</strong>zeit<br />

eine solche Hegemonie, daß sie nicht allein <strong>der</strong> FDP und (mit Abstrichen) <strong>der</strong><br />

CDU vorbehalten ist. Zumindest Elemente (z.B. die umstandslose Gleichsetzung<br />

<strong>von</strong> niedrigen Lohnkosten und »schlankem Staat« mit einer gesunden Wirtschaft)<br />

werden auch <strong>von</strong> Oppositionsparteien und Gewerkschaften propagiert. Häufig versuchen<br />

selbst Gegner <strong>der</strong> antisozialstaatlichen Politik ihre Opposition mit »angebotstheoretischen«<br />

Versatzstücken zu legitimieren.

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