08.02.2013 Aufrufe

Lernen am Modell

Lernen am Modell

Lernen am Modell

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

P R O M O T I O N<br />

::<br />

Was E-Health bringt<br />

health-Serie: Teil 51<br />

Überall auf der Welt gibt<br />

es verschiedene Ansätze, um<br />

neue Visualisierungstechnologien<br />

noch intensiver in Diagnose und Therapie<br />

einzusetzen: „Virtuelle 3D-Touren durch<br />

den ges<strong>am</strong>ten Körper oder einzelne Organe<br />

sind schon länger möglich“, berichtet<br />

Kurt Zatloukal, Professor <strong>am</strong> Institut für<br />

Pathologie der Medizinischen Universität<br />

Graz. „Ebenso kann die Funktionsweise<br />

eines Organs in einem längeren Zeitrahmen<br />

sichtbar gemacht werden. Auch<br />

können Operationen simuliert und so verschiedene<br />

Varianten eines Eingriffs durchgespielt<br />

werden.“ Die Universität Graz<br />

ist nun an einem noch weiterreichenden,<br />

umfassenden Konzept des „virtuellen Patienten“<br />

beteiligt. Die Planungsphase des<br />

EU-Großprojekts ITFoM (IT Future of Medicine<br />

www.itfom.eu) wird von der EU-Kommission<br />

mit 1,5 Millionen Euro unterstützt.<br />

Ende des Jahres wird entschieden, welche<br />

Projektvorschläge die weitere Förderung<br />

von ca. einer Milliarde Euro erhalten. Zatloukal<br />

begrüßt, dass „schon in der Vorarbeit<br />

dieses Themenfeld intensiv in den<br />

Fokus der Aufmerks<strong>am</strong>keit gerückt wurde<br />

Expertenkommentar<br />

<strong>Lernen</strong> <strong>am</strong> <strong>Modell</strong><br />

Ein internationales Projekt entwickelt den „virtuellen Patienten“,<br />

der die individualisierte Medizin möglich machen soll.<br />

Österreich ist dabei.<br />

christian F. Freisleben-Teutscher<br />

und bereits wichtige Grundlagen zur Weiterentwicklung<br />

der Computermodellierung<br />

in der Medizin geschaffen wurden.“<br />

Jeder ist anders<br />

Der Wandel im Gesundheits- und Sozialwesen<br />

wird verstärkt durch die wirtschaftliche<br />

Krise in den europäischen Ländern. Patienten<br />

fordern laufend Qualitätsverbesserungen, Gesundheitseinrichtungen<br />

müssen aber mit immer weniger Budgetmittel auskommen<br />

und begegnen neuen Entwicklungen: Fachärztemangel,<br />

Zunahme der Erkrankungshäufigkeit und der chronisch Kranken,<br />

Anstieg der Lebenserwartung, sinkende Staatseinnahmen.<br />

Der gesetzliche Auftrag, jedem Bürger eine Gesundheitsversorgung<br />

anzubieten, stellt angesichts dieser Lage das Gesundheits-<br />

und Sozialwesen vor neue Herausforderungen.<br />

Diese Entwicklung zwingt Organisationen und deren Mitarbeiter<br />

zu stärkerer Zus<strong>am</strong>menarbeit, Ressourcen müssen geteilt<br />

und effizienter eingesetzt werden. Die Nutzung integrativer vernetzter<br />

Technologien ermöglicht einen schnelleren und ortsunabhängigen<br />

Informationsaustausch. Die physische Anwesenheit<br />

ist durch den Einsatz telemedizinischer Lösungen nicht<br />

mehr unbedingt erforderlich. In virtuellen Untersuchungsräumlichkeiten<br />

ist der Patient direkt mit dem Arzt verbunden und<br />

Im Mittelpunkt des Projekts „virtueller<br />

Patient“ steht für Zatloukal, „dass die<br />

Abläufe im Körper bei jedem Menschen<br />

anders aussehen und so sich auch Diagnose<br />

und Therapie noch viel individueller<br />

anpassen müssten.“ Die Zellen<br />

jedes Menschen reagieren weitgehend<br />

unterschiedlich auf Umwelteinflüsse,<br />

Krankheitssituationen und Therapien.<br />

Medizinische Studien würden hier nur<br />

generelle Handlungsleitlinien liefern, die<br />

aus Zatloukals Sicht oft zu wenig auf den<br />

individuellen Patienten eingehen.<br />

„Wir arbeiten an mathematischen <strong>Modell</strong>en,<br />

mit deren Hilfe simuliert werden<br />

kann, wie ein Medik<strong>am</strong>ent bei einem individuellen<br />

Patienten wirkt“, sagt der Grazer<br />

Pathologe. Ein Ausgangspunkt ist dabei<br />

die schon sehr weit fortgeschrittene Analysetechnik,<br />

die die Sequenzierung des<br />

Genoms oder die Analyse des Metaboloms<br />

(die Summe der Stoffwechselprodukte<br />

des Körpers) mit inzwischen überschaubarem<br />

Kosten- und Zeitaufwand ermöglichen.<br />

„Wir führen also unterschiedlichste<br />

anatomische, physiologische Daten mit<br />

genetischen Informationen und Daten<br />

über den Stoffwechsel zus<strong>am</strong>men“, erklärt<br />

Zatloukal. Ebenso berücksichtigt<br />

werden verschiedenste individuelle Umweltfaktoren<br />

und die Krankheitsgeschichte<br />

des jeweiligen Patienten. So können<br />

Patientenversorgung via Tele<strong>am</strong>bulanzen<br />

20 Das österreichische Gesundheitswesen – ÖKZ<br />

wird über bildgebende diagnostische Geräte untersucht. Dank<br />

der ausgezeichneten Übertragungs- und Aufzeichnungsqualität<br />

eines High-End-Audio-/Videokonferenzsystems spielt es keine<br />

Rolle mehr, wo sich Arzt und Patient befinden. Anschlüsse für<br />

Diagnosegeräte wie ein digitales Stethoskop und ein Monitor<br />

zur Anzeige von Blutdruck, Temperatur und Puls-Oximetrie ermöglichen<br />

eine rasche Diagnose.<br />

Dass die Besprechung von Krankheitsbildern bereits virtuell<br />

möglich ist und die Diagnoseerstellung die Anwesenheit des<br />

Patienten nicht direkt erforderlich macht, zeigt seit langer Zeit<br />

die Teleradiologie: Experten, die sich auf unterschiedlichen<br />

Standorten befinden, können einen Patientenakt besprechen,<br />

weil sie auf bilddiagnostische Verfahren zurückgreifen, die eine<br />

Datenübertragung an alle Teilnehmer in Echtzeit möglich machen.<br />

::<br />

Mag. Claudia Putz, Branchenmanager Health & Social Care,<br />

Kapsch BusinessCom<br />

www.kapsch.net<br />

53. Jg. (2012), 11 | www.schaffler-verlag.com


Pathologe Zatloukal: „Weniger ausprobieren –<br />

mehr wissen.“ Foto: MedUni Graz<br />

dann unterschiedliche Diagnose- und Behandlungsstrategien<br />

vorab <strong>am</strong> Computer<br />

durchgespielt werden, ohne den Patienten<br />

zu belasten.<br />

Die riesige Datenmenge<br />

strukturieren<br />

Jetzt schon wahrnehmbare Benefits aus<br />

den Forschungen sind für Zatloukal, „dass<br />

es künftig leichter sein wird, die enormen<br />

Datenmengen, die durch verschiedene<br />

Analyseverfahren und die individuelle<br />

Geschichte eines Patienten entstehen,<br />

rasch strukturieren und genauer analysie-<br />

ren zu können.“ Die behandelnden Te<strong>am</strong>s<br />

könnten sich rascher einen Überblick über<br />

das Daten- und Informationskonvolut verschaffen<br />

und so effizienter Entscheidungen<br />

treffen. Durch die Weiterentwicklung<br />

des Konzepts des „virtuellen Patienten“<br />

würde unterstützt, die optimale Therapieform<br />

für ganz spezifische Krankheitssituationen<br />

zu finden – „also weniger ‚auszuprobieren‘,<br />

ob etwas, dass bei mehreren<br />

Menschen wirkt, auch für einen speziellen<br />

Patienten das Richtige ist.“<br />

Ein wichtiger Aspekt bei der Entwicklung<br />

des „virtuellen Patienten“ ist die Frage der<br />

Wahrung der Intimsphäre und der Datensicherheit.<br />

„Das Konzept des ‚Virtuellen<br />

Patienten‘ könnte auf den durch eine Elektronische<br />

Gesundheitsakte vorhandenen<br />

Daten gut aufbauen.“ Die Probleme bei<br />

der ELGA sieht Zatloukal darin, dass die<br />

Anwender zu wenig in die Entwicklungs-<br />

und Entscheidungsprozesse eingebunden<br />

wurden. Etwas, das beim Projekt des<br />

„virtuellen Patienten“ anders gehandhabt<br />

werden sollte: „Es ist wichtig, eine offene<br />

und breite Diskussion zu unterstützen und<br />

Wundmanagement | Infektionsmanagement | Inkontinenzmanagement<br />

Wenn es um professionelle Systemlösungen geht, sind wir Ihr Partner. Sprechen Sie mit<br />

uns: +43 (0)2236 64630-0.<br />

www.at.hartmann.info<br />

Was E-Health bringt ::<br />

eben alle Beteiligten von Anfang an in die<br />

Entwicklung aktiv einzubeziehen.“ Dann<br />

würde es auch nicht zu so viel Widerstand,<br />

sondern viel mehr zu einem gemeins<strong>am</strong>en<br />

konstruktiven Vorgehen kommen. Wichtig<br />

ist auch, dass die letztendliche Entscheidung<br />

eines Arztes oder Patienten für oder<br />

gegen bestimmte Formen von Diagnose<br />

und Therapie durch virtuelle Techniken<br />

bestenfalls unterstützt jedoch niemals ersetzt<br />

werden kann. ::<br />

Mag. christian F. Freisleben-<br />

Teutscher ist freier Journalist in linz.<br />

redaktion@cfreisleben.net<br />

Als bester<br />

Nebendarsteller übernehmen wir<br />

im Alltag auch eine Hauptrolle, wenn es um professionelle<br />

Systemlösungen und optimierte Prozesse in der Kategorie<br />

Medizin<br />

und<br />

Pflege geht.<br />

hilft heilen.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!