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Osterlehrgang 2007 in Troisdorf - Deutscher JKA-Karate-Bund e.V.

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<strong>Karate</strong> und <strong>Karate</strong>-Do: Wettkampfsport und Kampfkunst zwischen Tradition und Moderne<br />

Neben dem DKB und der konkurrierenden Sektion<br />

<strong>Karate</strong> im DJB bee<strong>in</strong>flusste dann auch e<strong>in</strong>e dritte erstarkende<br />

Kraft, nämlich die Deutsche <strong>Karate</strong> Union (DKU),<br />

gegründet 1976, sowie e<strong>in</strong>ige kle<strong>in</strong>ere Verbände wie der<br />

Deutsch-Japanische <strong>Karate</strong>verband (DJKV) das <strong>Karate</strong>-<br />

Geschehen <strong>in</strong> Deutschland und schließlich auch maßgeblich<br />

die Entwicklung des geme<strong>in</strong>samen "Dach"-<br />

Verbandes, <strong>Deutscher</strong> <strong>Karate</strong> Verband (DKV). Nach der<br />

Fusion zum DKV als "Fach"-Verband wurde dieser nach<br />

formaler Vere<strong>in</strong>heitlichung des <strong>Karate</strong> <strong>in</strong> Deutschland<br />

dann 1977 als offizieller Repräsentant des deutschen<br />

<strong>Karate</strong>sports <strong>in</strong> den DSB aufgenommen, se<strong>in</strong>e<br />

"Anerkennung" vom Nationalen Olympischen Komitee<br />

(NOK) die Folge. Aber auch damit war allenfalls (und<br />

auch nur vorübergehend) formal und strukturell verbunden,<br />

was aber letztlich <strong>in</strong>haltlich und fachlich kaum<br />

zusammen passen wollte oder konnte: Anschauungen,<br />

Stilfragen, Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gspraktiken, auch Politik und nicht<br />

zuletzt die Menschen unterschiedlicher "<strong>Karate</strong>prägung".<br />

Mit der Anstellung von Shihan Ochi als <strong>Bund</strong>estra<strong>in</strong>er,<br />

der Horst Handel ablöste, gelang es dem DKV vorübergehend,<br />

e<strong>in</strong>en der weltbesten <strong>Karate</strong>-Lehrer zu verpflichten,<br />

der auch die deutschen <strong>Karate</strong>kas erfolgreich zu<br />

mehreren Europa- und Vizeweltmeistertiteln führte.<br />

Dennoch: Die unablässig fortschreitende Versportlichung<br />

und die damit verbundenen wesentlichen Abstriche traditioneller<br />

Inhalte, geistiger wie technischer, und grundlegende<br />

Verformungen der althergebrachten Theorie und<br />

Praxis des <strong>Karate</strong>-Do führte, wie wir alle wissen, schliesslich<br />

zum Bruch zwischen den sportpolitischen<br />

Funktionären und dem damaligen Chief<strong>in</strong>structor und<br />

<strong>Bund</strong>estra<strong>in</strong>er Ochi, der die Rückbes<strong>in</strong>nung auf die<br />

Pr<strong>in</strong>zipien des traditionellen japanischen <strong>Karate</strong> forderte.<br />

Streitpunkt war die unterschiedliche Auslegung der traditionellen<br />

Werte des Shotokan-<strong>Karate</strong>. Shihan Ochi - und<br />

sehr viele Meister wie Schüler mit ihm - wollten e<strong>in</strong>e<br />

ständige und noch weitere Ausrichtung am re<strong>in</strong>en<br />

Leistungs- und Wettkampfsport, wie es der DKV forcierte,<br />

nicht mehr mittragen. Vielmehr sollte die Ausbildung<br />

der <strong>Karate</strong>ka die traditionelle Schulung <strong>in</strong> Kihon, Kata<br />

und Kumite gleichermaßen umfassen und jede e<strong>in</strong>seitige<br />

Ausrichtung, wie etwa auf Kumite und die den S<strong>in</strong>n des<br />

Kumite verzerrende Wettkampf-Sportregeln vermieden<br />

werden.<br />

Er, Ochi, wollte vielmehr, wie es auf der Homepage des<br />

von ihm dann auch 1993 gegründeten Deutschen <strong>JKA</strong>-<br />

<strong>Karate</strong> <strong>Bund</strong>es (DJKB) plausibel heißt, " <strong>in</strong> Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g,<br />

Unterricht und Wettkampf e<strong>in</strong> <strong>Karate</strong>, wie es seit den<br />

50er Jahren durch die Japan <strong>Karate</strong> Association (<strong>JKA</strong>)<br />

vertreten und durch ihre großen Instructoren (Nakayama,<br />

Kanazawa, Kase, Shirai, Enoeda (….uvm.) weltweit<br />

gelehrt und verbreitet wurde, <strong>in</strong> Deutschland wieder aufleben<br />

zu lassen". Mit dem konsequentermaßen vom<br />

DKV und se<strong>in</strong>er vom DSB / NOK geprägten Sport- und<br />

Olympia-Ideologie folgerichtig abgespaltenen und nunmehr<br />

eigenständigen DJKB unter der Leitung se<strong>in</strong>es<br />

weltweit geschätzten Chief<strong>in</strong>structors Ochi (8.Dan) ist e<strong>in</strong><br />

legitimer <strong>Deutscher</strong> Ableger der <strong>JKA</strong>, der e<strong>in</strong>zige <strong>in</strong><br />

Deutschland, entstanden.<br />

48 <strong>JKA</strong>-<strong>Karate</strong><br />

Aber der lang andauernde Richtungsstreit zwischen traditionell,<br />

klassisch und modern, wettkampfsportlich ist<br />

längst nicht alle<strong>in</strong> <strong>in</strong> der jeweiligen<br />

Verbandszugehörigkeitsfrage behoben, sondern schwelt<br />

weit darüber h<strong>in</strong>aus. Nicht alle<strong>in</strong> ob Ippon- oder Wazaribzw.<br />

Shobu-Ippon- oder -Sanbon –Kumite ist die nun <strong>in</strong>s<br />

Spiel kommende Frage, sondern ob Sport und vor allem<br />

Wettkampf überhaupt mit dem <strong>Karate</strong>-Do als Weg-Kunst<br />

zu vere<strong>in</strong>en ist. Ist <strong>Karate</strong>sport <strong>Karate</strong>-Do ?<br />

5. Kampfkunst / Kampfsport ?<br />

Was dem E<strong>in</strong>en schon "traditionell" genug ist, ist dem<br />

Anderen immer noch zu wenig, immer noch zu sportorientiert<br />

und alles andere als "klassisch": Ist der Kampf<br />

um Sieg und Niederlage derselbe wie der, den der<br />

Übende mit sich selber, gegen se<strong>in</strong>e eigenen Fehler,<br />

Schwächen und Unzulänglichkeiten ficht ? Ist das<br />

Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g e<strong>in</strong>er noch schnelleren Ausführung der Kata<br />

oder Kampftechnik vergleichbar mit dem Lernen, se<strong>in</strong>e<br />

eigene Wut oder Angst zu bekämpfen ? Ist der<br />

Kampfsport-Meister mit vielen Titeln und Pokalen e<strong>in</strong><br />

Sensei, e<strong>in</strong> Meister im S<strong>in</strong>ne der Weg-Kampfkunst ?<br />

Wir alle kennen diese Gegenüberstellungen widersprüchlicher<br />

und unvere<strong>in</strong>barer Konzepte vom <strong>Karate</strong>.<br />

Und viele von uns versuchen, dem Dilemma dadurch zu<br />

etwa sportliches <strong>Karate</strong> betreiben könne (oder gar<br />

müsse, um das Wesen des Kampfes zu verstehen), um<br />

später, im gesetzten Alter (wenn eh nichts anderes mehr<br />

geht) sich dann dem <strong>Karate</strong> als Weg und<br />

Bewegungsmeditation zuzuwenden.<br />

Dieser Kompromiss ist fadensche<strong>in</strong>ig und befriedigt<br />

nicht. Es geht nicht systematisch, logischer- oder gar<br />

s<strong>in</strong>nvollerweise das E<strong>in</strong>e (<strong>Karate</strong>) <strong>in</strong> das Andere (<strong>Karate</strong>-<br />

Do) über, nur weil es sich zeitlich oder altersentsprechend<br />

für Aktive so gefällig anbietet. Richtig ist zwar,<br />

dass viele Wettkampf-<strong>Karate</strong>ka im höheren Alter und mit<br />

erreichter Erfahrung, mit Wissen und Reife oft den geistigen<br />

Aspekten der Kampfkunst widmen (Zazen,<br />

Gesundheit) und "Do" thematisieren (für sich entdecken),<br />

aber das aus der Not geborene Umdenken ist etwas<br />

anderes als die bewusst getroffene Entscheidung für das<br />

E<strong>in</strong>e und gegen das Andere. Leistungs- und<br />

Wettkampfsport-Orientierung und die Arbeit an sich selber<br />

als Weg und Schulung s<strong>in</strong>d völlig unterschiedliche, ja<br />

sich ausschließende D<strong>in</strong>ge. Sie zu mischen ist absurd<br />

und auf beiden Seiten fruchtlos. Sie ergänzen sich nicht<br />

etwa.<br />

Die Übung zur Verbesserung (Orientierung am Ergebnis)<br />

oder die Übung alle<strong>in</strong> der Übung willen (Orientierung am<br />

Prozess) schließen sich genau genommen gegenseitig<br />

völlig aus. Entweder – oder ! Beides zu wollen (oder als<br />

möglich zu behaupten) heißt, sich nicht entscheiden zu<br />

müssen / können. <strong>Karate</strong>-Do als Kampfkunst geht über<br />

Sport h<strong>in</strong>aus – auch das hatte Funakoshi <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em<br />

Shoto-Niju-Kun deutlich gemacht: Gijutsu yori sh<strong>in</strong>jutsu -<br />

Die Kunst des Geistes kommt vor der Kunst der Technik.<br />

Die Rückbes<strong>in</strong>nung auf das <strong>Karate</strong> der <strong>JKA</strong> ist also e<strong>in</strong>

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