Johannes Gommel
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immer mehr an. Und da er also stets hatte, so ward ihm auch je mehr und mehr gegeben, daß er die<br />
Fülle hatte, und die Gabe des Heiligen Geistes in ihm wahrhaft schriftgemäß ein ununterbrochener<br />
Lebensstrom wurde.<br />
„So wurde er“, wie Pfarrer Schwarz berichtet, „auch mehr und mehr ins himmlische Wesen gezo-<br />
gen, da lebte er eigentlich, auf Erden blieb er ein Fremdling. Da er zudem schwächlich war und sein<br />
Beruf das Bauernwesen nicht sein konnte — obgleich er immer, so viel es ihm physisch (körperlich)<br />
möglich war, seinem Vater und seinen Brüdern in allen Arbeiten an die Hand ging — wurde er im-<br />
mer mehr seines himmlischen Berufs teilhaftig und erfuhr die Kraft des göttlichen Wortes, das seine<br />
fortwährende und teuerste Seelenspeise war, auf eine ganz außerordentliche Weise. Er erzählte uns<br />
zum Beispiel in seiner unverdorbenen Kindlichkeit (die ihn neben aller empfangenen Weisheit bis<br />
zum Tode nicht verließ), er habe früher, als er in der Bibel von den großen Verheißungen für die<br />
Überwinder gelesen habe, zum lieben Heiland sagen müssen: „Was sind denn das für Leute, die<br />
Überwinder, daß Du denen so Großes verheißen hast?“ Aber später, da er erfahren habe, was es<br />
koste, wenn man zum Leben eingehen wolle, nämlich alles, den Tod des ganzen alten Menschen, da<br />
habe er nicht mehr gefragt. Und in Wahrheit, wenn es Überwinder gibt, d. h. solche, die in der Tat<br />
den Sieg über den alten Menschen durch die Kraft des Lebens Christi errungen haben — und daß es<br />
solche geben müsse, erfahren wir wenigstens aus dem Wort Gottes: — so ist er als ein Überwinder<br />
vom Tode zum Leben hindurchgedrungen. So heftig und reizbar auch sein alter Mensch von Na-<br />
tur gewesen war, von der Zeit an wenigstens, wo wir ihn kennen lernten und in dem Umgang von<br />
zwei Jahren, während welcher er wohl sechsmal auf kürzere oder längere Zeit bei uns war, konn-<br />
ten menschliche Auge keine Empfindlichkeit, keine Heftigkeit, keine Ungeduld, keine Reizbarkeit,<br />
keine Regung von Stolz oder Selbstgefälligkeit und ebensowenig eine Augenlust oder Fleischeslust<br />
oder hoffärtiges Leben, noch weniger eine Unlauterkeit oder etwas Gemachtes an ihm bemerken.<br />
Er dachte sich über niemand hinauf, so schlecht es auch sein mochte, denn er sagte: „Der Heiland<br />
kann morgen aus ihm einen Heiligen machen, dessen ich nicht wert wäre, nur der Türhüter zu<br />
sein.“ Voll ungeheuchelter Herzensdemut und lauterer Herzenseinfalt, in einer alle umfassenden<br />
Liebe, im Frieden Gottes, so daß er ihn wie umschloß und umwehte, in herzlicher Freundlichkeit<br />
und Gütmütigkeit, und selbst noch in kindlicher Arglosigkeit gegen jedermann, in einer herzge-<br />
winnenden Sanftmut, mit herzlichem Erbarmen über Verirrte und Gottes oder Jesu Widersacher,<br />
immerwährend in sich gesammelt und eingekehrt, in stiller Ruhe, der man den ununterbrochenen<br />
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