Johannes Gommel
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Auf die Treue kommt es an. Eine Seele kann mit wenig Gaben herrlicher werden, als eine mit viel, die<br />
sie nicht in der rechten Treue verwendet hat. Man kann viel tun und viel arbeiten und doch nicht zur<br />
Herrlichkeit gelangen. Der Herr sieht auf das, wie man es tut. Er sieht auf den Beweggrund; darum<br />
sind auch drüben die Stufen verschieden und der Glanz verschieden und das Erbteil verschieden.<br />
Denn es kann ja unmöglich sein, daß alle, alle eines und dasselbe empfangen. Sollte der, welcher<br />
sein ganzes Leben dem Herrn geweiht und geopfert hat, der sich allezeit verleugnet hat und nur für<br />
andere gelebt, auf gleicher Stufe stehen mit jenem, der sein ganzes Leben der Welt gedient hat und<br />
erst am Ende dem Rufe des Herrn folgte? Wohl wird er nach dem Ausspruch des Herrn noch selig<br />
und in Gnaden angenommen, aber nicht herrlich. Denn wer in kindlicher Treue sein ganzes Leben<br />
dem Herrn weiht und opfert, der wird in der Herrlichkeit weit voran gerückt sein, der wird eine<br />
Krone tragen und Fürstentümer besitzen, herrlich und heilig geschmückt sein.<br />
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So viele Seelen suchen menschliche Weisheit, sie hören auf wohlgeschmückte Reden, in welchen<br />
kein Geist und kein Leben ist. Was geschmückt und künstlich zugerichtet ist, das gefällt ihnen, da<br />
meinen sie Befriedigung zu haben; sie suchen, sie wünschen und begehren etwas für die äußeren<br />
Sinne. Sie suchen Gefühl und Wohlbehagen auch bei dem Christentum; sie suchen ein ruhiges,<br />
gemütliches Leben, wo man allezeit genießen kann. Das Verleugnen ist ihnen noch nicht bekannt,<br />
weil sie nicht bei der einfachen Lehre Jesu stehen bleiben, bei den einfachen, kindlichen Worten des<br />
Herrn. Denn die Lehre Jesu ist trotz ihrer Weisheit und Fülle eine einfache, kindliche Lehre; aber das<br />
genügt den Seelen nicht, die mit ihren Sinnen draußen sind. Sie suchen die Lehren und Weisheit der<br />
Menschen, es gefällt ihnen besser, wenn etwas so wohlgeformt, zugerichtet und geschmückt ist, daß<br />
man den Kern der Wahrheit des göttlichen Wortes gar nicht mehr findet. Suchet das, was vom Geist<br />
Gottes durchdrungen ist, denn alles, was nur äußerlich ist, befriedigt die Seele nicht.<br />
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