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Brief an die Freunde der GGE Nr. 21 - Geistliche Gemeinde ...

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stus zentraler Lebensinhalt ist. Aus<br />

<strong>der</strong> Sicht <strong>der</strong>er sind <strong>die</strong> „volkskirchlichen“<br />

Mitglie<strong>der</strong> keine richtigen<br />

Christen; und <strong>an</strong><strong>der</strong>sherum sind <strong>die</strong><br />

„richtigen Christen“ für sie m<strong>an</strong>chmal<br />

Heilige o<strong>der</strong> Scheinheilige. Diese<br />

beiden Gruppen können sich gegenseitig<br />

mächtig verletzen. Wenn aber<br />

<strong>die</strong>ses Sp<strong>an</strong>nungsverhältnis in einer<br />

fruchtbaren Weise ausgehalten werden<br />

k<strong>an</strong>n, d<strong>an</strong>n entwickelt sich eine<br />

unglaublich produktive und missionarisch-dynamische<br />

Kraft.<br />

Unsere Bischöfin hat es bei einer<br />

Visitation unserer <strong>Gemeinde</strong> sehr<br />

schön auf den Punkt gebracht. Sie hat<br />

gesagt, dass Kaufering eine <strong>Gemeinde</strong><br />

unter Hochsp<strong>an</strong>nung ist. Hochsp<strong>an</strong>nung<br />

k<strong>an</strong>n gewaltige Dinge bewegen,<br />

hat aber in sich auch das Potential,<br />

gewaltig zu zerstören. Sie hat unseren<br />

Dienst so charakterisiert: Zwei, <strong>die</strong> in<br />

einem Hochsp<strong>an</strong>nungsfeld arbeiten.<br />

Wir sind in Kaufering personell<br />

durchschnittlich ausgestattet, so wie<br />

das bei <strong>der</strong> Kirche heute üblich ist.<br />

Wir haben jedoch einen <strong>Gemeinde</strong>verein,<br />

<strong>der</strong> das Gehalt für eine<br />

Jugendleiterin aufbringt, für eine<br />

zweite Sekretärin und für einen Mitarbeiter,<br />

<strong>der</strong> in einem rumänischen<br />

Kin<strong>der</strong>heim missionarisch tätig ist -<br />

alles aus Spenden fin<strong>an</strong>ziert. Das ist<br />

natürlich eine tolle Sache.<br />

Dabei beteiligen sich auch Menschen,<br />

<strong>die</strong> sich dem „volkskirchlichen“<br />

Teil <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong> zurechnen.<br />

Wie gesagt, wenn das Sp<strong>an</strong>nungsverhältnis<br />

zwischen <strong>die</strong>sen beiden<br />

Gruppen richtig ausbal<strong>an</strong>ciert<br />

ist, d<strong>an</strong>n geschehen unglaublich gute<br />

Dinge.<br />

Alfred Mayer: Ich glaube, m<strong>an</strong>chmal<br />

ist es einfach nur wichtig, <strong>die</strong> Sp<strong>an</strong>nung<br />

auszuhalten und sie schöpfe-<br />

6<br />

Interview<br />

„Schwierig wird es immer<br />

d<strong>an</strong>n, wenn m<strong>an</strong> sich gegenseitig<br />

beurteilt, entwertet,<br />

mitein<strong>an</strong><strong>der</strong> vergleicht und<br />

sich nicht auf gleicher Augenhöhe<br />

begegnet.“<br />

Alfred Mayer<br />

risch zu nutzen. Dies ist jedoch nur<br />

möglich, wenn alle um ein versöhntes<br />

und friedvolles Mitein<strong>an</strong><strong>der</strong> ringen,<br />

und sich nicht gegenseitig klein<br />

machen o<strong>der</strong> mitein<strong>an</strong><strong>der</strong> konkurrieren.<br />

Schwierig wird es immer d<strong>an</strong>n,<br />

wenn m<strong>an</strong> sich gegenseitig beurteilt,<br />

entwertet, mitein<strong>an</strong><strong>der</strong> vergleicht und<br />

sich nicht auf gleicher Augenhöhe<br />

begegnet. Dies betrifft beson<strong>der</strong>s das<br />

Verhältnis zwischen haupt- und<br />

ehrenamtlichen Mitarbeitern und <strong>die</strong><br />

Beziehung zwischen den <strong>Gemeinde</strong>glie<strong>der</strong>n<br />

mit unterschiedlichen Frömmigkeitsstilen.<br />

Jürgen Nitz: Friedrich Aschoff und<br />

Pfarrer Stinzing haben hier in <strong>der</strong> Verg<strong>an</strong>genheit<br />

eine wirklich gute Arbeit<br />

gemacht. Aber <strong>die</strong> Zeit bleibt nicht<br />

stehen. Die Kirche, <strong>die</strong> Gesellschaft,<br />

<strong>die</strong> Menschen und <strong>der</strong> Zeitgeist w<strong>an</strong>deln<br />

sich. Wir können uns nicht auf<br />

gelungenen Modelle <strong>der</strong> Verg<strong>an</strong>genheit<br />

ausruhen. Erneuerung bedeutet<br />

m<strong>an</strong>chmal, dass tatsächlich Neues<br />

entstehen muss, damit das Ev<strong>an</strong>gelium<br />

in neuen Gefäßen und Schläuchen<br />

zu den Menschen kommt. So<br />

haben Alfred und ich in den letzten<br />

sechs Jahren hier weitergebaut. Wir<br />

erleben viel Gutes bei den Jugendlichen,<br />

den Konfirm<strong>an</strong>den, beim<br />

Gospelchor, im Kin<strong>der</strong>garten, den<br />

jungen Ehepaaren, den Bibelkursen.<br />

Wir versuchen einfach, mit unseren<br />

Gaben, <strong>die</strong> Menschen in ihren jeweiligen<br />

Lebenssituationen zu erreichen.<br />

Und auch <strong>die</strong> älteren <strong>Gemeinde</strong>glie<strong>der</strong><br />

freuen sich über viele junge<br />

Gesichter in unserer <strong>Gemeinde</strong>.<br />

Alfred Mayer: Uns geht es in erster<br />

Linie nicht darum, <strong>an</strong> einem beson<strong>der</strong>s<br />

„geistlichen Image“ zu bauen,<br />

son<strong>der</strong>n unser Anliegen ist Begeg-<br />

nung: Eine Begegnung zwischen Gott<br />

und Mensch, eine Begegnung <strong>der</strong><br />

Menschen unterein<strong>an</strong><strong>der</strong> und mit<br />

sich selbst. Denn Menschen sehnen<br />

sich nach Sinn und Lebendigkeit und<br />

suchen deshalb solche Orte <strong>der</strong> Begegnung,<br />

<strong>an</strong> denen sie spüren, dass sie<br />

gebraucht werden und ihre Persönlichkeit<br />

und ihre Gaben entfalten<br />

können.<br />

Katja Lehm<strong>an</strong>n: Ist <strong>die</strong> „total erneuerte<br />

charismatische <strong>Gemeinde</strong>“<br />

etwas, was Sie als Ziel haben? O<strong>der</strong><br />

würden Sie den Sp<strong>an</strong>nungsbogen vorziehen,<br />

weil das Leben in <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong><br />

d<strong>an</strong>n sp<strong>an</strong>nen<strong>der</strong> und dynamischer<br />

ist?<br />

Alfred Mayer: Also, ich brauche den<br />

Sp<strong>an</strong>nungsbogen, weil er für mich<br />

ein wichtiges Kennzeichen für Leben<br />

ist. Auch <strong>die</strong> bedeutenden Aussagen<br />

<strong>der</strong> Bibel beinhalten <strong>die</strong>se Sp<strong>an</strong>nung.<br />

Zum Beispiel liegt für mich zwischen<br />

dem Gerechtsein allein aus Gnade<br />

und dem Tun <strong>der</strong> christlichen Werke<br />

eine ungeheuere Sp<strong>an</strong>nung. Auch in<br />

<strong>der</strong> Beziehung zwischen M<strong>an</strong>n und<br />

Frau braucht es <strong>die</strong>se Sp<strong>an</strong>nungen,<br />

sonst kommen zwei Menschen nicht<br />

zusammen. Ohne Sp<strong>an</strong>nung bewegt<br />

sich nichts. Natürlich gibt es aber<br />

auch negative Formen <strong>der</strong> Sp<strong>an</strong>nung.<br />

Katja Lehm<strong>an</strong>n: Teilen Sie <strong>die</strong>se<br />

Sicht, Herr Nitz?<br />

Jürgen Nitz: In vielen Kirchengemeinden<br />

gibt es lei<strong>der</strong> eine destruktive<br />

Sp<strong>an</strong>nung. Ich glaube, aus solchen<br />

Erfahrungen kommt wesentlich<br />

<strong>die</strong> Sehnsucht nach Richtungsgemeinde<br />

her. Das gegenseitige Verletzen<br />

soll endlich aufhören. Ich spüre<br />

einen Vertrauensvorschuss für Volks-

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