Gruppendiskussion in zwei Welten: Gute Gründe für "schlechte
Gruppendiskussion in zwei Welten: Gute Gründe für "schlechte
Gruppendiskussion in zwei Welten: Gute Gründe für "schlechte
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<strong>Gute</strong> <strong>Gründe</strong> <strong>für</strong> <strong>schlechte</strong> Praktiken (11.06.2004/04) 10<br />
In den USA wird die optimale Gruppengröße mit zehn bis zwölf Teilnehmern angegeben. Dort liegt der Akzent auf dem, was <strong>in</strong> der<br />
Gruppe gesagt wird. Ergebnisse werden weitgehend mit dem während des Gruppengesprächs Geäußerten gleich gesetzt. 6 Wenn<br />
das, was die Gruppenmitglieder sagen, als authentisch gelten und <strong>für</strong> sich stehen soll, dann muss e<strong>in</strong>er Kontam<strong>in</strong>ation dieser Aussa-<br />
gen durch Gruppenprozesse <strong>in</strong> geeigneter Weise vorgebeugt werden. Zur Ergebnissicherung wie zur Neutralisierung dient e<strong>in</strong> recht<br />
direktives Moderatorverhalten sowie. der E<strong>in</strong>satz von Flipcharts und diversen Moderationstechniken. Typischerweise beobachten die<br />
Auftraggeber das Gruppengeschehen durch e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>wegspiegel. Diese „view<strong>in</strong>g experience“ und die Diskussion zwischen den Kun-<br />
den und dem Moderator unmittelbar nach e<strong>in</strong>er <strong>Gruppendiskussion</strong>ssitzung werden als der Kern der Forschung angesehen. Während<br />
<strong>in</strong> Deutschland (und teilweise auch im UK) der Zweck e<strong>in</strong>er <strong>Gruppendiskussion</strong> die Exploration und die (Roh-)Datensammlung ist,<br />
dient sie <strong>in</strong> den USA e<strong>in</strong>deutig der Demonstration (Goodyear 1996). Deutsche Marktforscher orientieren sich ganz überwiegend und<br />
zunehmend an dem Vorgehen <strong>in</strong> den USA.<br />
Bei der Beurteilung der Kompetenz von <strong>Gruppendiskussion</strong>sleitern spielt deren Fähigkeit, e<strong>in</strong>e Gruppe so moderieren zu können,<br />
dass den Zuschauern h<strong>in</strong>ter der Scheibe <strong>in</strong>teressante und relevante „<strong>in</strong>sights“ vermittelt werden, e<strong>in</strong>e besondere Rolle. In den e<strong>in</strong>-<br />
schlägigen Ausbildungen werden konsequenterweise zwar Kurse zum Moderieren, aber kaum solche zur Auswertung angeboten. In<br />
Bezug auf die sozialwissenschaftlichen <strong>Gruppendiskussion</strong>en beobachten wir genau das Gegenteil: nämlich analytisch hoch tra<strong>in</strong>ierte<br />
oder doch zum<strong>in</strong>dest hoch ambitionierte, zugleich aber relativ unerfahrene und hilflos agierende Gruppenleiter.<br />
6 Das veranlasst Krueger davor zu warnen: “If anyth<strong>in</strong>g, the face validity of focus groups may be too high. Focus group results seem so believable<br />
that decision makers may have the tendency to rush out and implement the result<strong>in</strong>g recommendations without adequate scepticism.” (1994:32)<br />
Wenn <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Focus Group das Gesagte schon gleich auch als das Ergebnis angesehen wird, dann ersche<strong>in</strong>t es nur logisch, wenn im Buch des<br />
Marktforschers Greenbaum (1998) ‚analysis’ Stichwortverzeichnis fehlt, und im Kapitel über „Common Mistakes <strong>in</strong> Focus Groups“ lediglich drei<br />
Seiten dem Thema Auswertungsfehler widmet s<strong>in</strong>d.<br />
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