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Gruppendiskussion in zwei Welten: Gute Gründe für "schlechte

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<strong>Gute</strong> <strong>Gründe</strong> <strong>für</strong> <strong>schlechte</strong> Praktiken (11.06.2004/04) 4<br />

2. Blickrichtungen<br />

Die Marktforschung betrachten wir aus e<strong>in</strong>er doppelten Perspektive: Wir, das s<strong>in</strong>d Claudia Puchta, die Marktforscher<strong>in</strong>, die zur Sozial-<br />

forscher<strong>in</strong> wurde, und Stephan Wolff, der Sozialforscher, der <strong>in</strong> Studentenzeiten <strong>in</strong> der Marktforschung gejobbt hat und nun die kom-<br />

munikative Infrastruktur von <strong>Gruppendiskussion</strong>en erforscht.<br />

Als Claudia Puchta nach dem Diplom <strong>in</strong> die Marktforschung schlidderte, weil sie zwar etwas forschen, aber auch Geld verdienen woll-<br />

te, geriet sie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e von ‚academia’ so fremde Welt, dass sie sich wunderte, wie beides unter derselben Überschrift „Forschung“ fir-<br />

mieren kann. Während im Studium die Qualität der Arbeit an Gütekriterien wie Reliabilität, Objektivität und Validität gemessen wurde,<br />

schien hier die e<strong>in</strong>zige Messlatte die Zufriedenheit des Kunden se<strong>in</strong>. Statt allumfassender Recherche stand Nützlichkeit und Effizienz<br />

im Vordergrund, also ‚value for money’. Neue Kollegen, die ihre universitären Kriterien <strong>in</strong> dieser Praxis durchsetzen und strikt nach<br />

ihnen arbeiten wollten, wurden ob ihrer Konsequenz nicht nur nicht bewundert, sondern tendenziell <strong>für</strong> <strong>in</strong>kompetent erklärt. Und statt<br />

methodologisch reflektierter Sauberkeit zählte nunmehr die Verständlichkeit des Vorgehens. Wenn es dieser Verständlichkeit – natür-<br />

lich der Verständlichkeit aus Sicht des Klienten - dient, dann wurden Widersprüche und Inkonsistenzen im Material schon e<strong>in</strong>mal et-<br />

was tiefer gehängt.<br />

Stephan Wolff, der methodisch bewusste Sozialforscher, bewunderte dagegen die offensichtliche Professionalität des Marktfor-<br />

schungsbetriebs. Er nahm mit Interesse zur Kenntnis, dass die dort tätigen Moderatoren von <strong>Gruppendiskussion</strong>en im Vergleich zu<br />

ihren sozialwissenschaftlichen Kollegen <strong>in</strong> Durchschnitt viel erfahrener s<strong>in</strong>d und erheblich systematischer vorgehen. Er staunte über<br />

die technische Weltläufigkeit und war auch von der konsequenten Dienstleistungsorientierung der Marktforscher bee<strong>in</strong>druckt. Er wun-<br />

persons who contributed to the record, (3) of the cl<strong>in</strong>ic’s actual organization and operat<strong>in</strong>g procedures at the time the folder’s documents are be<strong>in</strong>g<br />

consulted, (4) of a mutual history with other persons – patients and cl<strong>in</strong>ic members – and (5) of cl<strong>in</strong>ic procedures, <strong>in</strong>clud<strong>in</strong>g procedures of<br />

record<strong>in</strong>g a record.” (Garf<strong>in</strong>kel 1967: 206)<br />

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