Mit Sonderteil: Architektur nÖ. ein kritischer dialog. - NÖ gestalten
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m ersten Strich<br />
Was ich darf, steht in der Bauordnung und im Flächenwidmungsplan<br />
und – so ferne <strong>ein</strong>e Gem<strong>ein</strong>de<br />
<strong>ein</strong>en solchen beschlossen hat – im Bebauungsplan.<br />
Daher sei jedem Bauwerber angeraten, sich bei der<br />
Baubehörde zu informieren.<br />
Die Antwort auf die zweite Frage sch<strong>ein</strong>t mir der<br />
Kernpunkt jeder Planungsvorbereitung zu s<strong>ein</strong>: Was<br />
will ich? Hier ist die ehrliche eigene Bedürfniserforschung<br />
gefragt, und nicht die des Nachbarn oder<br />
des Freundes. Der Nachbar hat andere Bedürfnisse,<br />
<strong>ein</strong> anderes Grundstück, <strong>ein</strong> anderes Einkommen,<br />
<strong>ein</strong>e andere Familie. Auch Prestige ist <strong>ein</strong> schlechter<br />
Ratgeber.<br />
Nebenbei: Die Frage nach der künftigen Lebensplanung<br />
wäre hier zu stellen. Wie schaut m<strong>ein</strong>e<br />
Situation in fünf, zehn oder zwanzig Jahren aus?<br />
Auch wenn sich Persönliches fast nicht planen lässt,<br />
ansatzweise Überlegungen anzustellen ist ratsam.<br />
Erst dann ist <strong>ein</strong> Raumprogramm, also <strong>ein</strong>e Auflistung<br />
aller gewünschten Räume und deren Größe,<br />
zu erstellen.<br />
In diesem Zusammenhang wäre auch die Frage<br />
nach der Umgebung des Hauses zu stellen. Ein Gebäude<br />
soll sich nicht an die Umgebung anpassen,<br />
sondern vielmehr soll es auf diese klug reagieren.<br />
Wenn in <strong>ein</strong>er Einfamilienhaus-Siedlung nur schlechte<br />
oder fade <strong>Architektur</strong> zu finden ist, ist Anpassung<br />
mehr als fragwürdig.<br />
Das zu planende Objekt sollte auf Himmelsrichtung,<br />
Windverhältnisse, Lärmpegel, Topographie,<br />
Überschwemmungsgefahr, Bodenbeschaffenheit,<br />
Verkehrsanbindung und Nahversorgungsmöglichkeit<br />
Bedacht nehmen.<br />
Auch die mögliche bauliche Nachbarschaft ist zu<br />
erkunden. Die Nachbarschaft von Industrie oder<br />
Veranstaltungsplätzen (Open Air Music) kann die<br />
Wohnqualität be<strong>ein</strong>flussen.<br />
Erst wenn all diese Fragen geklärt sind, sollte mit<br />
der zeichnerischen Lösung <strong>ein</strong>er Planungsaufgabe<br />
begonnen werden.<br />
Man sieht also, dass auch schon vor dem ersten<br />
Strich viele wichtige Planungsschritte zu setzen<br />
wären.<br />
DI Richard Zeitlhuber<br />
Der Autor ist Architekt in Herzogenburg<br />
und freier <strong>Mit</strong>arbeiter von „<strong>NÖ</strong> <strong>gestalten</strong>“<br />
EIN KRITIsCHER DIAlog. 33