HOTEL TV PROGRAMM - November 2012
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<strong>HOTEL</strong>IER <strong>TV</strong> präsentiert: Literatur Quickie: Gute-Nacht-Geschichten für Hotelgäste<br />
Literatur Quickie: Gute-Nacht-Geschichten für Hotelgäste<br />
Das neue Betthupferl ist ein Quickie, ein Literatur Quicke. Immer mehr Hotels nutzen die Gute-Nacht-Geschichten, um ihre Gäste zu erfreuen. Die Short Storys aus dem<br />
Hamburger Literatur Quickie Verlag werden bereits in Tophotels wie InterContinental Berlin, Hotel Budersand auf Sylt, Art & Business Hotel in Nürnberg, Grand Elysée<br />
in Hamburg und im Mondial Hotel in Köln verteilt.<br />
Sie alle haben es getan. Thomas Mann, Marcel Proust, Joseph Roth, Arthur Schnitzler und auch Friedrich Dürrenmatt. Sie alle haben in Hotels gelebt. Sie alle haben<br />
Hotels erlebt. Sie alle haben in Hotels geschrieben. Hotels: Schreib- und Schauplätze von großen Worten und Werken. Und die Autoren der Literatur Quickies können<br />
es für Hotels und ihre Gäste tun, Schreiben. Regula Venske, Maike Wetzel, Tanja Dückers, Björn Kern, Doris Gercke, Gunter Gerlach und viele andere sind bekannte zeitgenössische<br />
Autoren, die alle schon Geschichten rundum das Hotel unnd anderen Themen verfasst haben. Die Gute-Nacht-Geschichten können aus dem Short-Story-<br />
Sortiment gewählt werden oder man bietet seinen Gästen eine eigene exklusive literarische Edition als literarisches Bonmot jeden Monat neu.<br />
Weitere Informationen:<br />
Literatur Quickie Verlag<br />
Baumkamp 44<br />
22299 Hamburg<br />
T. 049 (0) 40 51 31 86 92<br />
www.literatur-quickie.de<br />
info@literatur-quickie.de.<br />
Wellness-Wochenende<br />
Es war an einem elend verregneten Freitagabend im September, so gegen 18 Uhr,<br />
als ich im Hotel eincheckte. Draußen peitschte der Sturm Wassermassen gegen<br />
die Häuserwände, Vögel flogen wie Fetzen durch die Luft. Es donnerte in der Ferne.<br />
Meine Frau Evelyn hatte mich – kaum war ich von meiner Dienstreise zurückgekehrt<br />
– aus unserem 240-Quadratmeter-Penthouse hinausgeworfen. Irgendwie<br />
war ihr zu Ohren gekommen, dass ich meine 28jährige Sekretärin Doreen Dahm,<br />
genannt Doppel D, nicht nur zum Diktat rief. Als Diskussionsgrundlage nutzte Evelyn<br />
eine schwere Kristallvase aus dem Flur. Ich konnte nicht viele Gegenargumente<br />
aufbringen, also nahm ich mein kleines Dienstreisegepäck wieder auf, drohte Evelyn<br />
mit Scheidung und rief mir ein Taxi. Ganz spontan entschloss ich mich zu einem<br />
geruhsamen und störungsfreien Wellness-Wochenende im besten Hotel der<br />
Stadt.<br />
Durchnässt von den paar Metern zum Taxi und schlechter Laune im Hotel angekommen,<br />
richtete ich mich in der Präsidenten-Suite ein und ging hinunter zur Bar.<br />
Dieser miese Tag musste weg gespült werden. Hunger verspürte ich keinen, den<br />
hatte mir Evelyn mit ihrer überzogen hysterischen Aktion gründlich vergällt. Also<br />
setzte ich mich an den Tresen und begann, die Whisky-Sorten durchzuprobieren,<br />
selbstredend nur die Single Malts. Für meinen Geschmack schenkte mir der Barkeeper<br />
zu wenig Whisky ein und noch weniger Aufmerksamkeit. Ich gehöre bestimmt<br />
nicht zu der Sorte Gäste, die sich mit dem überteuerten Getränk auch ein<br />
Recht auf psychologische Betreuung durch das Personal zu erkaufen glauben.<br />
Aber ich halte es für eine Frage von grundsätzlicher Höflichkeit und Professionalität,<br />
mir und meinen wahrlich knapp gehaltenen Bemerkungen über das aktuelle<br />
Ehedesaster etwas mehr Interesse entgegenzubringen als nur gelangweiltes Nicken.<br />
Aber gutes Personal ist schwer zu finden, das weiß niemand besser als ich. In<br />
meiner Baufirma habe ich in den letzten zehn Jahren acht Mal die Sekretärin wechseln<br />
müssen!<br />
Jedenfalls genoss ich gerade in aller Bescheidenheit meinen dritten Single Malt,<br />
als plötzlich meine Gattin neben mir auftauchte. Sie trug einen weißen Hotelbademantel,<br />
weiße Hotelbadeschlappen und einen weißen Hotelhandtuch-Turban und<br />
schien sich ausnahmsweise nicht an der Unangemessenheit ihres Outfits zu stören.<br />
Sie begrüßte mich knapp mit folgenden Worten: „Ich sehe absolut nicht ein,<br />
dass du dir hier im Luxushotel einen Lenz machst, während ich als betrogene Ehefrau<br />
zu Hause sitze, mich um unsere Brut kümmere und dabei Falten bekomme.<br />
Deshalb gönne ich mir ein Wellness-Wochenende. Zur Regenerierung meiner<br />
Nerven und Glättung meiner Haut.“<br />
Bei einer Schicki-Tusse wie meiner Frau wirkt jegliches Emanzipationsgelaber abgrundtief<br />
lächerlich, also ging ich gar nicht erst darauf ein und fragte sie kühl, wie<br />
sie mich gefunden habe.<br />
Marina<br />
Heib<br />
Wellness-Wochenende<br />
Wellness-Wochenende<br />
No.4<br />
„Ich habe deinen bevorzugten Taxidienst angerufen und ihnen erzählt, dass du<br />
mit der minderjährigen Tochter unserer Nachbarn unterwegs zu einem Hotel bist<br />
und ich Schlimmeres verhüten will. Daraufhin waren sie sehr auskunftsfreudig.“<br />
Dann wandte sie sich an den Barkeeper, bestellte eine Flasche Champagner in den<br />
Wellnessbereich und ließ die Rechnung auf meine Suite schreiben. Der Barkeeper<br />
wies mich dezent darauf hin, meiner „Begleitung“ doch zu erklären, dass es für<br />
derartige Wünsche den einen extra Service gebe und ein Bademantel-Outfit in<br />
der Bar trotz einer gewissen Liberalität der Hotelphilosophie nicht ganz mit dem<br />
Stile des Hauses konveniere. Daraufhin erklärte ich ihm, dass die Dame mitnichten<br />
meine „Begleitung“ sei, sondern vielmehr die Furie mit der eingangs erwähnten<br />
Kristallvase und sie sich in den Gepflogenheiten internationaler Luxushotels bestens<br />
auskenne, woraus man schließen könne, ja müsse, dass ihr deplatzierter Auftritt<br />
lediglich meiner Demütigung gedient habe.<br />
Der nächste Whisky war besser eingeschenkt. Langsam verstand dieser verblödete<br />
Barkeeper meine schlechte Laune. Die sich im Übrigen nicht besserte, als Evelyn<br />
nach etwa zwei Stunden Wellness an die Bar zurück kam, diesmal perfekt in<br />
Prada gekleidet, und – mich ignorierend – mit zwei subalternen Vertretern in<br />
schlecht sitzenden Anzügen zu flirten begann. Mir war das billige Verhalten meiner<br />
Frau so zuwider, dass ich den Rückzug in meine Suite antrat und mich mit Erwachsenen-<strong>TV</strong><br />
ablenkte. Ich beschloss, falls Evelyn morgen nicht freiwillig zur Vernunft<br />
kam und den Rückzug antrat, sie in aller Deutlichkeit zur Rede zu stellen. Es konnte<br />
schließlich nicht angehen, dass sie wegen eines kleinen Ausrutschers alles in Frage<br />
stellte: meine Führungsrolle in der Familie, meine Integrität und auch noch meinen<br />
Ruf bei meinem Taxi-Unternehmen!<br />
20 | <strong>November</strong> <strong>2012</strong> Ausgewählte <strong>TV</strong>-Sendungen über die wunderbare Welt der Hotellerie und Gastronomie - präsentiert von <strong>HOTEL</strong>IER <strong>TV</strong>