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Die Philippinen und ihre Agrarreform - keine Bewegung vor ... - Fian

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<strong>Die</strong> <strong>Philippinen</strong> <strong>und</strong> <strong>ihre</strong> <strong>Agrarreform</strong><br />

<strong>Die</strong> Kriminalisierung des Landkampfes auf Bondoc Peninsula<br />

Gegen viele der Bauern <strong>und</strong> Bäuerinnen Bondocs wurde seit <strong>ihre</strong>m Antrag auf Land Anzeige von einem der Großgr<strong>und</strong>besitzer erstattet.<br />

Aktuell (März 2007) handelt es sich um 69 Haftbefehle von insgesamt 259 Fällen gegen 274 PächterInnen. 17<br />

In fast allen Fällen lautet die Anklage Kokosnussdiebstahl, Betreten von Privateigentum oder mutwillige Sachbeschädigung. <strong>Die</strong><br />

Landlords kennen die schwierige ökonomische Situation <strong>ihre</strong>r PächterInnen <strong>und</strong> versuchen, diese zu <strong>ihre</strong>n eigenen Gunsten auszunutzen.<br />

Allein schon durch die Anzeige verschlechtert sich die Lebenssituation der Angeklagten ernorm. <strong>Die</strong> Bauern <strong>und</strong> Bäuerinnen<br />

müssen zu Gerichtsterminen erscheinen <strong>und</strong> jedes Mal eine mehrstündige, für sie schwer oder gar nicht zu zahlende Busfahrt auf sich<br />

nehmen. Anhörungen werden oft willkürlich verschoben. Für die Bauern <strong>und</strong> Bäuerinnen bedeutet dies, einem weiteren Gerichtstermin<br />

beiwohnen zu müssen, da bei Nichterscheinen die sofortige Festnahme droht. Zusätzlich zum finanziellen <strong>und</strong> zeitlichen Aufwand<br />

werden sie in <strong>ihre</strong>r <strong>Bewegung</strong>sfreiheit eingeschränkt. <strong>Die</strong> angeklagten AntragstellerInnen können jederzeit durch die Polizei<br />

in Gewahrsam genommen werden.<br />

In einigen Fällen erfahren die Angeklagten lediglich durch die bewaffneten Angestellten des Großgr<strong>und</strong>besitzers von <strong>ihre</strong>n Anzeigen.<br />

Sie selbst haben nie ein Schreiben von einer staatlichen Stelle bekommen. Nach dem gleichen Muster verlaufen die Festnahmen.<br />

Sie werden häufig nicht von der philippinischen Polizei, sondern von den bewaffneten Angestellten der Großgr<strong>und</strong>besitzer<br />

durchgeführt.<br />

<strong>Die</strong> anhängenden Verfahren werden wenn möglich als Kriminaldelikte eingestuft; so verbleiben die Fälle bei der Gerichtsbarkeit<br />

<strong>vor</strong> Ort. Würden sie als Konflikte im Rahmen der <strong>Agrarreform</strong> eingestuft, müssten sie <strong>vor</strong> dem jeweiligen Provinzgericht verhandelt<br />

werden, das oft nicht mehr in der direkten Einflusssphäre der Landlords liegt.<br />

<strong>Die</strong> drei großen Landbesitzerfamilien auf Bondoc kriminalisieren <strong>ihre</strong> PächterInnen durch willkürliche Anzeigen <strong>und</strong> versuchen, sie<br />

damit davon abzubringen, sich für ihr Recht auf Land einzusetzen. <strong>Die</strong> traditionellen Seilschaften der Großgr<strong>und</strong>besitzer zu Polizei<br />

<strong>und</strong> Justiz kommen ihnen dabei zu Gute.<br />

<strong>Die</strong> Großgr<strong>und</strong>besitzerfamilie Uy hat in letzter Zeit mehrfach<br />

versucht, ihr Land von der <strong>Agrarreform</strong> auszuschließen,<br />

indem sie es als Weideland klassifizieren lassen wollte.<br />

Das letzte Urteil in dieser Frage ist im Februar 2007 vom<br />

Obersten Gerichtshof zugunsten der Familie Uy ausgefallen.<br />

<strong>Die</strong> Anträge der PächterInnen auf die Umverteilung von 350<br />

Hektar des Uy-Landes sind damit abgewiesen, das Land<br />

ist vom CARP ausgenommen, <strong>und</strong> für die PächterInnen ist<br />

der legale Weg, Land zu bekommen, ausgeschöpft. Für die<br />

AntragstellerInnen auf 133 bzw. 456 Hektar des von der Familie<br />

Uy beanspruchten aber nicht nachweislich genutzten<br />

Landes, steht die Frage der Landklassifizierung weiterhin<br />

aus.<br />

7. Das fragliche Verhalten der<br />

deutschen EZ auf Bondoc<br />

Aller Anfang ist schwer<br />

<strong>Die</strong> deutsche Entwicklungszusammenarbeit, genauer die<br />

Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ), hat sich<br />

seit 1990 im Rahmen des Bondoc Development Programme<br />

(BDP) auf der Halbinsel engagiert. Zu Beginn konzentrierte<br />

sich das BDP auf den Ausbau der Infrastruktur, <strong>vor</strong> allem<br />

den Straßenbau. Für diese eindimensionale Konzeption von<br />

ländlicher Entwicklung wurde das Programm anfangs stark<br />

kritisiert. Im Zentrum der Kritik stand zudem der Vorwurf,<br />

das Infrastrukturprogramm diene in erster Linie der Aufstandsbekämpfung<br />

gegen die Rebellen.<br />

Mitte der 90er Jahre wurde ein Programmschwerpunkt zur<br />

Stärkung der lokalen sozialen Strukturen integriert. Durch<br />

das Community Organising (CO) wurden die Gemeinden über<br />

<strong>ihre</strong> Rechte im Rahmen des CARP aufgeklärt <strong>und</strong> bei den oft<br />

langwierigen Rechtsprozessen unterstützt. Zudem führte<br />

das Engagement der GTZ auf Bondoc dazu, dass die <strong>Agrarreform</strong>behörde<br />

sich ‚auf die Finger geschaut‘ fühlte, was den<br />

Entscheidungsprozess in vielen Fällen beschleunigte.<br />

Im CO arbeitete die GTZ eng mit der philippinischen NRO<br />

PEACE Fo<strong>und</strong>ation zusammen <strong>und</strong> übertrug ihr einen Großteil<br />

der Aufgaben. Ein zentraler Gedanke des CO ist es, nachhaltige<br />

soziale Strukturen zu schaffen, die auch nach Ablauf<br />

des Programms fortbestehen.<br />

Umorientierung zeigt Wirkung...<br />

<strong>Die</strong>ser Teil des BDP zeigte sich als sehr erfolgreich, auch weil<br />

die AntragstellerInnen durch die internationale Präsenz<br />

einen gewissen Schutz <strong>vor</strong> der Willkür der Landlords - sei<br />

es durch die Beeinflussung der lokalen Gerichtsbarkeit oder<br />

durch direkte Gewaltausübung - genossen. <strong>Die</strong>se Situation<br />

ermutigte viele Pächter, überhaupt erst einen Antrag auf<br />

Land zu stellen. 18<br />

Zudem konnten sich durch die deutsche<br />

Präsenz Organisationsstrukturen entwickeln, die unter anderen<br />

Umständen im Keim erstickt worden wären. Es schien,<br />

als ob die quasi-feudalen Machtstrukturen zu bröckeln<br />

begannen.<br />

...<strong>und</strong> das Ende des Fortschritts<br />

Im Jahr 2003 wurde das viel versprechende <strong>und</strong> auf vielen<br />

Ebenen erfolgreiche Projekt gestoppt. Folge des Rückzugs<br />

war eine Welle der Gewalt <strong>und</strong> Kriminalisierung gegen die<br />

AntragstellerInnen <strong>und</strong> BauernführerInnen. Detailliert<br />

12 Dossier - FIAN-Deutschland

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