11.02.2013 Aufrufe

Die Philippinen und ihre Agrarreform - keine Bewegung vor ... - Fian

Die Philippinen und ihre Agrarreform - keine Bewegung vor ... - Fian

Die Philippinen und ihre Agrarreform - keine Bewegung vor ... - Fian

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>Die</strong> <strong>Philippinen</strong> <strong>und</strong> <strong>ihre</strong> <strong>Agrarreform</strong><br />

zu erreichen, kaum eines ist an das Stromnetz angeschlossen<br />

geschweigedenn an die öffentliche Wasserversorgung.<br />

<strong>Die</strong> Kinder müssen häufig eine St<strong>und</strong>e oder mehr bis zur<br />

nächsten Schule laufen. Nach der Gr<strong>und</strong>schule endet für<br />

sie die Schulzeit, da <strong>ihre</strong>n Familien die finanziellen Mittel<br />

für Schulgeld, -uniform, -materialien <strong>und</strong> Transport fehlen.<br />

Für eine ausreichende Ges<strong>und</strong>heitsversorgung reicht das<br />

Einkommen der Bauern <strong>und</strong> Bäuerinnen ebenfalls nur in<br />

den seltensten Fällen.<br />

Harte Zeiten<br />

Derzeit gestaltet sich die Ernährungssituation auf Bondoc<br />

Peninsula besonders schwierig. <strong>Die</strong> Supertaifune Milenyo<br />

<strong>und</strong> Durian haben im September <strong>und</strong> Dezember 2006 einen<br />

Eine vom Taifun zerstörte Hütte<br />

Großteil der Kokospalmen <strong>und</strong> Bananenstauden zerstört. Je<br />

nach Stärke der Schäden wird mit Ernteausfällen von bis zu<br />

zwei Jahren gerechnet. <strong>Die</strong>s bedeutet oft den kompletten<br />

Verlust der Einnahmequelle. Vielerorts sind zudem die Häuser<br />

beschädigt oder komplett zerstört, sodass viele Familien<br />

zurzeit unter freiem Himmel oder in provisorischen Lagern<br />

leben müssen. Aufgr<strong>und</strong> der hohen Ernteabgaben haben die<br />

Familien <strong>keine</strong> Möglichkeiten, Ersparnisse für Krisenzeiten<br />

zurückzulegen. Zwar gibt es offizielle Hilfen vom Staat, doch<br />

reichen diese bei weitem nicht aus, um die Familien zu ernähren.<br />

In einigen Gegenden reicht es nur noch für ein bis<br />

zwei Mahlzeiten am Tag.<br />

In dieser prekären Lebenssituation suchen die Betroffenen<br />

nach neuen Möglichkeiten, um ihr Überleben zu sichern. Einige<br />

ziehen in der Hoffnung, Arbeit zu finden, nach Manila,<br />

andere gehen fischen, produzieren Trockenfisch oder stellen<br />

Holzkohle her <strong>und</strong> verkaufen <strong>ihre</strong> Produkte auf den lokalen<br />

Märkten. <strong>Die</strong> Großgr<strong>und</strong>besitzer versuchen oft, die PächterInnen<br />

an <strong>ihre</strong>n neuen Geschäften zu hindern. Sie beanspruchen<br />

das Meer, den Strand <strong>und</strong> oder gar die von den<br />

Taifunen zerstörten Bäume als ihr Eigentum. Sie versuchen<br />

mit allen Mitteln das Abhängigkeitsverhältnis aufrechtzuerhalten,<br />

bildet dies doch die Gr<strong>und</strong>lage <strong>ihre</strong>s Wohlstands <strong>und</strong><br />

<strong>ihre</strong>r politischen Macht.<br />

Für bessere Lebensumstände <strong>und</strong> eine gesicherte <strong>und</strong> ausgewogene<br />

Ernährung ist eine Landumverteilung zwingend<br />

notwendig. Der Zugang zu eigenem Land <strong>und</strong> die Bereitstellung<br />

entsprechender Rahmenbedingungen sind notwendige<br />

Gr<strong>und</strong>lage zur Umsetzung <strong>und</strong> Gewährleistung des Rechts<br />

auf Nahrung.<br />

5. <strong>Die</strong> Umsetzung des<br />

<strong>Agrarreform</strong>programms CARP<br />

In der Geschichte der <strong>Philippinen</strong> gab es mehrere Ansätze,<br />

um durch Landreformen die extrem ungleiche <strong>und</strong> ungerechte<br />

Verteilung von Bodenbesitz zu beheben. Leider<br />

haben diese Ansätze <strong>keine</strong> gr<strong>und</strong>legende Veränderung der<br />

Situation gebracht. Oft fehlte der politische Wille des Staates,<br />

sich gegen die Großgr<strong>und</strong>besitzer durchzusetzen. <strong>Die</strong>s<br />

gilt besonders für die Halbinsel Bondoc.<br />

<strong>Die</strong> Gr<strong>und</strong>idee des CARP<br />

<strong>Die</strong> aktuell laufende <strong>Agrarreform</strong>, das Comprehensive Agrarian<br />

Reform Programme (CARP), ist 1998 nach dem Sturz der<br />

Marcos-Diktatur implementiert worden. Sie ist ein umfassender<br />

Ansatz, ländliche Armut zu bekämpfen, hatte aber<br />

auch zum Ziel, das große Protestpotential der verarmten<br />

Landbevölkerung zu entschärfen. Neben diesem staatlichen<br />

Ansatz kämpft die maoistische New People‘s Army (NPA),<br />

seit 1969 für eine radikale <strong>Agrarreform</strong> beziehungsweise<br />

Agrarrevolution. Unterstützung findet die NPA besonders<br />

bei der armen Landbevölkerung. Auch dadurch sah sich die<br />

Regierung gezwungen, eine <strong>Agrarreform</strong> umzusetzen.<br />

Das CARP selbst erfasst in einem ersten Schritt alles landwirtschaftlich<br />

nutzbare Land. Jedem Pächter <strong>und</strong> jeder<br />

Pächterin sowie jeder/m LandarbeiterIn stehen im Zuge<br />

dieses Programms drei Hektar Land <strong>und</strong> drei weitere pro<br />

Erbe zu. Neben der Landumverteilung sieht das umfassende<br />

(engl. comprehensive) Programm <strong>vor</strong>, die Begünstigten<br />

durch Infrastrukturmaßnahmen, Bildungsprogramme,<br />

Kleinkredite <strong>und</strong> die Schaffung verbesserter Absatzmöglichkeiten<br />

zu unterstützen.<br />

<strong>Die</strong> Kritik am Programm<br />

Trotzdem gab es <strong>vor</strong> allem aufgr<strong>und</strong> der angemessenen<br />

Entschädigungszahlungen an die Großgr<strong>und</strong>besitzer von<br />

Anfang an Kritik am CARP. <strong>Die</strong> Landreformbegünstigten<br />

müssen ihr erworbenes Stück Land nach <strong>und</strong> nach in Raten<br />

abzahlen. Zum einen widerspricht dies dem Gr<strong>und</strong>gedanken<br />

der Umverteilung <strong>und</strong> zum anderen sind die so genannten<br />

Entschädigungszahlungen meist viel zu hoch angesetzt.<br />

Außerdem erfolgt die Landvermessung <strong>und</strong> -verteilung erst<br />

nach einer Antragstellung <strong>und</strong> nicht allein aufgr<strong>und</strong> des<br />

Gesetzes. <strong>Die</strong> AntragstellerInnen wissen somit nicht, ob das<br />

beantragte Land überhaupt durch das Programm erfasst ist.<br />

<strong>Die</strong> Langwierigkeit der nötigen Schritte bilden eine zusätzliche<br />

große Hürde im Reformprozess. Auch bietet das Programm<br />

zu viele Möglichkeiten, aus dem Enteignungsprozess<br />

ausgenommen zu werden: Alles nicht ackerbaulich genutzte<br />

Land, das heißt Weideland, für Tourismus, Industrieanlagen<br />

<strong>und</strong> Freizeiteinrichtungen ausgeschriebener Boden wie<br />

auch die großen für den Weltmarkt produzierenden Frucht-<br />

8 Dossier - FIAN-Deutschland

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!