Die Philippinen und ihre Agrarreform - keine Bewegung vor ... - Fian
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dokumentiert wurde diese Entwicklung 2006 durch eine<br />
von FIAN durchgeführte Untersuchungsmission <strong>und</strong> die<br />
Berichte der MenschenrechtsbeobachterInnen von IPON 19<br />
:<br />
Seit 2003 wurden vier Bauernführer ermordet <strong>und</strong> Anfang<br />
2007 dokumentierten die BeobachterInnen die grausame<br />
Verstümmelung eines Antragstellers. 20<br />
Begründet wurde der Rückzug zum einen mit dem Überschreiten<br />
der Förderhöchstdauer für Projekte. Zum anderen<br />
argumentiert das BMZ, dass die Gemeinden durch das CO so<br />
gestärkt wären, dass sie sich gegen die Willkür der Landlords<br />
<strong>und</strong> der NPA ausreichend zur Wehr setzen können. Auch das<br />
übliche follow-up für ein solches Projekt wurde nicht durchgeführt,<br />
obwohl ein von FIAN <strong>und</strong> PEACE <strong>vor</strong>geschlagenes,<br />
dringend notwendiges Rechtsbeistandsprogramm <strong>keine</strong>r<br />
großen Ressourcen bedarf. Der Verweis auf die philippinische<br />
Regierung, die kein Interesse an einer Fortführung<br />
habe, ist unbefriedigend. Denn letztendlich bestimmt die<br />
deutsche Politik die Schwerpunkte <strong>ihre</strong>r Entwicklungszusammenarbeit.<br />
Durch hartnäckiges Drängen von PEACE <strong>und</strong> FIAN unternahm<br />
die GTZ 2005 dann doch noch eine Untersuchungsmission,<br />
um den Vorwürfen der Gewalteskalation <strong>und</strong> zunehmender<br />
Menschenrechtsverletzungen seit dem Ende des Projekts<br />
nachzugehen. Jedoch wurden weder die Betroffenen <strong>vor</strong><br />
Ort <strong>und</strong> die PEACE Fo<strong>und</strong>ation - die zentralen Akteure - noch<br />
FIAN an der Untersuchungsmission beteiligt. Vor diesem<br />
Hintergr<strong>und</strong> ist das Ergebnis der Untersuchungsmission<br />
zu sehen, das zu dem Schluss kommt, <strong>keine</strong>n Anstieg der<br />
Gewalt beobachten zu können <strong>und</strong> somit auch <strong>keine</strong>rlei<br />
Handlungsbedarf zu sehen.<br />
In einem Brief an das BMZ schildert die PEACE Fo<strong>und</strong>ation<br />
die Entwicklung völlig anders: „<strong>Die</strong> deutsche Regierung<br />
kam nach Bondoc, stocherte in einem Hornissennest herum<br />
<strong>und</strong> als die Hornissen zum Angriff ansetzten machten<br />
sie sich auf <strong>und</strong> davon. Sie ließen die bei weitem Verw<strong>und</strong>barsten<br />
alleine. Dabei muss betont werden, dass die ‚Hornissenstiche‘,<br />
von denen hier gesprochen wird, Mord, versuchten<br />
Mord, Vertreibung <strong>und</strong> Zerstörung privaten Eigentums<br />
einschließen.“ 21<br />
Schwerwiegende Vorwürfe an die deutsche<br />
EZ.<br />
Auch <strong>vor</strong> dem Abzug der GTZ gab es Gewalt auf Bondoc, aber<br />
sie war nicht so flächendeckend <strong>und</strong> massiv. <strong>Die</strong> aktuellen<br />
Geschehnisse tragen dazu bei, dass die aufgebauten sozialen<br />
Strukturen <strong>und</strong> die Organisationen der Kleinbauern<br />
wieder geschwächt <strong>und</strong> möglicherweise zerschlagen werden.<br />
Das kann nicht im Sinne der deutschen Entwicklungszusammenarbeit<br />
sein, die Nachhaltigkeit als Leitmotiv <strong>ihre</strong>s<br />
Handelns <strong>vor</strong>gibt.<br />
8. Des Menschen Recht auf<br />
Nahrung <strong>und</strong> die Arbeit von FIAN<br />
Etwa 80 Prozent der Hungernden weltweit leben auf dem<br />
Land. Ein Hauptgr<strong>und</strong> für die ländliche Armut ist die hohe<br />
Landkonzentration in den Händen weniger Großgr<strong>und</strong>besitzer.<br />
In vielen Ländern kommt somit der Frage der<br />
Dossier - FIAN-Deutschland<br />
Porträt: Danilo „Danny“ Carranza<br />
<strong>Die</strong> <strong>Philippinen</strong> <strong>und</strong> <strong>ihre</strong> <strong>Agrarreform</strong><br />
Seit Februar 1994 arbeitet Danilo Carranza,<br />
genannt Danny, bei der PEACE Fo<strong>und</strong>ation (Philippine<br />
Ecumenical Action for Community Empowerment),<br />
einem philippinischen Netzwerk, das<br />
sich aus autonomen Institutionen <strong>und</strong> Organisationen<br />
zusammensetzt, die das gemeinsame<br />
Ziel eint, <strong>Agrarreform</strong>en durchzusetzen <strong>und</strong><br />
die ländliche Entwicklung <strong>und</strong> den Demokratisierungsprozess<br />
<strong>vor</strong>anzutreiben. Danny ist 39<br />
Jahre alt, verheiratet <strong>und</strong> hat drei Kinder. Seine Arbeit bei PEACE<br />
ist die Analyse von Umsetzung, Veränderungen <strong>und</strong> Auswirkungen<br />
des staatlichen <strong>Agrarreform</strong>gesetzes CARP, von dem er sagt, es<br />
sei das „Produkt seiner Zeit, (...) als die Eliten Kompromisse eingehen<br />
mussten, um eine scheinbare Umwandlung von autoritärer<br />
Herrschaft zu einem demokratischeren System zu vollziehen. Weil<br />
es aber das Produkt eines Kongresses ist, der von Landbesitzern<br />
dominiert wurde, hat das Gesetz lauter Hintertürchen, die sie (die<br />
Landbesitzer) benutzen können um der Landreform zu entgehen<br />
oder sie zu verlangsamen.“<br />
Gefragt, was es braucht um die <strong>Agrarreform</strong> <strong>vor</strong>anzutreiben, meint<br />
Danny zum einen politischer Wille, wobei man der Tatsache ins Auge<br />
sehen müsse, dass die höchsten politischen Kreise selbst Landbesitzer<br />
oder von Landbesitzern beeinflusste oder bestochene Personen<br />
sind, die wenig bis kein Interesse an einer Umverteilung haben.<br />
Zum anderen müsse das <strong>Agrarreform</strong>gesetz reformiert werden. Das<br />
(einzig) Gute an der derzeitigen <strong>Agrarreform</strong> sei, dass es einem erlaube,<br />
die Politik wegen der Nicht-Umverteilung des Landes in die<br />
Verantwortung zu nehmen, wofür es <strong>vor</strong> der Verabschiedung des<br />
CARP <strong>keine</strong> gesetzliche Gr<strong>und</strong>lage gab.<br />
Zu dem Fall Uy hat Danny eine besondere Verbindung, war er doch<br />
einer der ersten so genannten Community Organizer, die auf der<br />
Bondoc Halbinsel die Bauern <strong>und</strong> Bäuerinnen organisierten. „Vor<br />
unserem Eintritt in das Gebiet (1996), waren die PächterInnen des<br />
Landbesitzers Uy noch nicht organisiert <strong>und</strong> wussten nicht, dass das<br />
<strong>vor</strong>herrschende Abgabesystem (60 Prozent für den Landbesitzer, 40<br />
Prozent für die PächterInnen) seit 1988 illegal war.“<br />
Wie aber löst man das Problem der Landumverteilung? Auch darauf<br />
hat Danny eine Antwort: „<strong>Die</strong> PächterInnen müssen in der Lage<br />
sein, an dem Prozess teilzunehmen um den Ausgang der <strong>Agrarreform</strong><br />
mit zu beeinflussen. Ihr eigenes Engagement ist gefragt. (...)<br />
Das garantiert natürlich nicht, dass die Bauern <strong>und</strong> Bäuerinnen ihr<br />
Land bekommen werden. Es verbessert lediglich <strong>ihre</strong> Chancen zur<br />
Teilnahme an den Mechanismen, von denen sie aus ökonomischen<br />
oder politischen Gründen traditionell ausgeschlossen waren.“<br />
Landverteilung bei der Armuts- <strong>und</strong> Hungerbekämpfung<br />
eine zentrale Bedeutung zu. Nicht nur auf den <strong>Philippinen</strong><br />
sehen sich Kleinbauern <strong>und</strong> -bäuerinnen, Landlose <strong>und</strong><br />
PächterInnen in <strong>ihre</strong>m lokalen Umfeld Großgr<strong>und</strong>besitzern<br />
gegenüber, die die politische <strong>und</strong> ökonomische Macht bei<br />
sich bündeln. <strong>Die</strong> Durchsetzung <strong>ihre</strong>r Rechte ist für die Betroffenen<br />
langwierig <strong>und</strong> geht oft einher mit der Bedrohung<br />
<strong>ihre</strong>s Lebens <strong>und</strong> dem <strong>ihre</strong>r Familien. Für eine effektive<br />
Durchsetzung <strong>ihre</strong>r Rechte ist es deswegen äußerst wichtig,<br />
den Prozess aus der lokalen Isolation zu befreien. FIAN leis-<br />
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