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Die Philippinen und ihre Agrarreform - keine Bewegung vor ... - Fian

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<strong>Die</strong> <strong>Philippinen</strong> <strong>und</strong> <strong>ihre</strong> <strong>Agrarreform</strong><br />

1. Vorwort<br />

Im Jahre 1986 setzte sich der philippinische Diktator Ferdinand<br />

Marcos angesichts der Massendemonstrationen gegen<br />

seinen autoritären Regierungsstil nach Hawaii ab. Seitdem<br />

hat das Land einen Prozess der Demokratisierung durchgemacht.<br />

Doch die Schaffung demokratischer Institutionen<br />

<strong>und</strong> die formale Einführung politischer Freiheitsrechte<br />

haben die Lebensbedingungen vieler Menschen auf den <strong>Philippinen</strong><br />

nicht verbessert. Hunger <strong>und</strong> Armut beherrschen<br />

weiterhin den Alltag vieler der 87 Millionen Filipinos <strong>und</strong><br />

Filipinas. Knapp 80 Prozent der Bevölkerung, also über 65<br />

Millionen Menschen, leben von weniger als zwei US-Dollar<br />

am Tag. 30,4 Prozent leben mit weniger als einem US-Dollar<br />

pro Tag unterhalb der Armutsgrenze 1<br />

. Etwa 20 Prozent der<br />

Bevölkerung leidet an Hunger 2<br />

. <strong>Die</strong> Mehrheit der Armen (70<br />

Prozent) lebt in ländlichen Gebieten. Ursächlich hierfür ist<br />

die hohe Landkonzentration auf den <strong>Philippinen</strong>, die es<br />

einem großen Teil der ländlichen Bevölkerung nicht ermöglicht,<br />

sich ausreichend mit Nahrungsmitteln zu versorgen.<br />

<strong>Die</strong> Ineffizienz der demokratischen Institutionen auf dem<br />

Land, der fehlende politische Wille sowie Korruption <strong>und</strong><br />

Vetternwirtschaft verhindern eine Landreform zu Gunsten<br />

der Kleinbauern <strong>und</strong> -bäuerinnen. Das Menschenrecht sich<br />

selbst zu ernähren wird auf den <strong>Philippinen</strong> dadurch täglich<br />

millionenfach gebrochen.<br />

Ein kurzer Überblick über die allgemeinen sozialen, wirtschaftlichen<br />

<strong>und</strong> politischen Verhältnisse auf den <strong>Philippinen</strong><br />

leitet dieses Dossier ein, um sich anschließend mit<br />

der Frage der Landverteilung <strong>und</strong> den Folgen für das Menschenrecht<br />

auf Nahrung zu beschäftigen. Das Fallbeispiel<br />

der Hacienda Uy, die südöstlich von Manila, in der Provinz<br />

Quezon, auf der Halbinsel Bondoc liegt, steht exemplarisch<br />

für die Verfehlungen <strong>und</strong> Unzulänglichkeiten bei der Implementierung<br />

des staatlichen <strong>Agrarreform</strong>programms CARP,<br />

welches 1988 mit dem Anspruch startete, die ländliche<br />

Armut durch Umverteilung landwirtschaftlich nutzbarer<br />

Flächen zu verringern.<br />

Seit 2005 begleitet die Bielefelder FIAN-Gruppe den Fall der<br />

Hacienda Uy <strong>und</strong> unterstützt die Bäuerinnen <strong>und</strong> Bauern in<br />

<strong>ihre</strong>m Kampf um Land, die sich auf der einen Seite staatlicher<br />

Untätigkeit <strong>und</strong> auf der anderen Seite den ständigen<br />

Bedrohungen <strong>und</strong> Verletzungen geltenden Rechts durch<br />

Großgr<strong>und</strong>besitzer <strong>und</strong> Guerillas ausgesetzt sehen.<br />

2. <strong>Die</strong> <strong>Philippinen</strong> - ein Land<br />

mit vielen Gesichtern<br />

<strong>Die</strong> <strong>Philippinen</strong> bestehen aus 7.107 Inseln, die sowohl<br />

im Südchinesischem Meer als auch im Pazifik liegen. Der<br />

gesamte Archipel hat eine Fläche von 300.000 Quadratkilometern,<br />

auf dem etwa 85 Millionen EinwohnerInnen<br />

(2006) verteilt auf circa 800 bewohnten Inseln leben. <strong>Die</strong><br />

Landschaft <strong>und</strong> das Leben der Menschen sind von dem<br />

Zusammenspiel zwischen Wasser <strong>und</strong> Land geprägt. Kein<br />

Ort liegt weiter als 200 Kilometer vom Meer entfernt <strong>und</strong><br />

viele Menschen leben vom Fischfang. Der Archipel wird in<br />

drei große Inselgruppen unterteilt: Luzon im Norden, die<br />

zentral gelegenen Visayas <strong>und</strong> Mindanao im Süden. Lange<br />

weiße Sandstrände mit Palmen, saftig-grüne Reisterassen<br />

<strong>und</strong> viele Vulkane verzaubern die Landschaft <strong>und</strong> täuschen<br />

vielerorts über die schlechten Lebensbedingungen der BewohnerInnen<br />

hinweg.<br />

Der Archipel liegt in den niederen tropischen Breiten <strong>und</strong><br />

ist bei einer durchschnittlichen Jahrestemperatur von 26°C<br />

<strong>keine</strong>n großen jahreszeitlichen Schwankungen ausgesetzt.<br />

Das Land beherbergt eine vielfältige Flora <strong>und</strong> Fauna: Tausende<br />

Tier- <strong>und</strong> Pflanzenarten <strong>und</strong> unzählige verschiedene<br />

Insekten finden sich auf den <strong>Philippinen</strong>.<br />

Städtisches Leben<br />

<strong>Die</strong> Hauptstadt Manila mit <strong>ihre</strong>n 12 Millionen EinwohnerInnen<br />

liegt im Süden der Hauptinsel Luzon <strong>und</strong> wächst rasant.<br />

Heute leben schätzungsweise 62 Prozent der Filipinos <strong>und</strong><br />

Filipinas in Städten, Tendenz steigend. Viele Menschen sind<br />

in den letzten Jahren in der Hoffnung auf Arbeit <strong>und</strong> ein<br />

besseres Leben vom Land in die Städte migriert. Dabei handelt<br />

es sich um verarmte Kleinbauern <strong>und</strong> -bäuerinnen, SaisonarbeiterInnen<br />

<strong>und</strong> FischerInnen, die auf dem Land <strong>ihre</strong><br />

Lebensgr<strong>und</strong>lagen verloren haben. Der Urbanisierungsgrad<br />

auf den <strong>Philippinen</strong> ist einer der höchsten in Asien.<br />

Manila ist geprägt durch extreme soziale <strong>und</strong> ökonomische<br />

Gegensätze. Auf der einen Seite Reichtum <strong>und</strong> Wohlstand<br />

durch einen boomenden oft international ausgerichteten<br />

Elektronik- <strong>und</strong> <strong>Die</strong>nstleistungsbereich, auf der anderen<br />

eine wachsende Zahl armer Menschen, die tagtäglich den<br />

Kampf ums Überleben antreten. <strong>Die</strong>se Gegensätze spiegeln<br />

sich auch im Stadtbild wieder: Parallel zu den schicken<br />

4 Dossier - FIAN-Deutschland

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