DAS SCHWEIZER SCHNEESPORTMAGAZIN
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drücklich, wie die damals noch über eine Strasse<br />
sprangen. Das verrückte Rennen 1973, als es<br />
auf vereister Piste massenhaft Stürze gab, habe<br />
ich zwar nicht präsent als Live-Rennen, weil ich<br />
damals erst zweijährig war. Aber ich habe die<br />
Bilder so oft gesehen, dass das Rennen wie ein<br />
Film abläuft. Es war eine wilde Sache und eine<br />
der grössten Herausforderungen, die Abfahrer<br />
wohl je zu bestehen hatten».<br />
Ein Schlüsselerlebnis war dann für ihn die<br />
WM 1982: «Ich war damals Fahnen-Fahrer auf<br />
dem eisigen Zielhang. Damals reifte in mir der<br />
Entschluss, Skirennfahrer zu werden. Von jener<br />
WM habe ich alles aufgesogen. Vieles sehe ich<br />
jetzt noch vor mir, zum Beispiel Eure Erika<br />
Hess. Ich könnte sogar noch die Farbe ihres<br />
Anzugs sagen. Was macht sie überhaupt? Man<br />
hört nichts mehr von ihr.» Für Hansi: Erika Hess<br />
wird für die ersten vier Tage zur WM 2013 nach<br />
Schladming kommen.<br />
Kamerafahrer Knauss gegen Kernen. Wie immer<br />
wird Knauss dann vor den Speedrennen<br />
und dem Riesenslalom mit seiner Kamera über<br />
die Rennpiste donnern und hechelnd im<br />
100-km-Tempo für die Zuschauer authentische<br />
Informationen liefern. Dem Vernehmen nach<br />
soll Knauss schneller runterbrettern als der<br />
Schweizer Kamerafahrer Bruno Kernen. Machen<br />
sie sogar einen internen Wettkampf?<br />
«Nein, nur Schmäh am Start oben», winkt<br />
Knauss ab, räumt aber ein, dass er ziemlich Gas<br />
<strong>DAS</strong> WM-TAGEBUCH<br />
VON RÖBI UND WOLFI<br />
AB 6. FEBRUAR 2013<br />
AUF WWW.SNOWACTIVE.CH<br />
UND WWW.SWISS-SKI.CH<br />
FEBRUAR 2013 <strong>DAS</strong> WM-SPECIAL-SONDERHEFT VON SNOWACTIVE<br />
WM-SP ECIAL<br />
gibt: «Zu schnell darf ich aber nicht fahren,<br />
sonst werden die Bilder zu wacklig. Ein bisschen<br />
Wackeln darf es schon, so kommt fürs Publikum<br />
das Tempo besser rüber.»<br />
Beim Riesenslalom in Alta Badia stoppte ein<br />
Journalist im Ziel die Zeit von Kamerafahrer<br />
Knauss und stellte fest, dass er nur gut zehn<br />
Sekunden auf die Besten verlor. Das heisst, er<br />
wäre ja beinahe in der Reichweite von Carlo<br />
Janka gelegen. «Einige taten mir in Alta Badia<br />
leid, wie sie auf der steilen Piste Probleme hatten,<br />
mit den neuen Ski um die Ecken zu kommen»,<br />
sagt Hans Knauss. «Mir fiel die Umstellung<br />
einfacher, weil ich noch ein Skifahrer der<br />
alten Schule bin. Ich würde mir noch zutrauen,<br />
für etwa 40 Sekunden mitzuhalten. Weiter<br />
reichts nicht mehr.»<br />
Verhängnisvolle Dopingkontrolle. Knauss beendete<br />
seine Karriere 2005 – oder musste sie<br />
beenden: Bei den letzten Rennen steht im Computer<br />
die eigenartige Bezeichnung «DPO». Das<br />
ist der Kürzel für Doping. Knauss war ein mit<br />
Nandrolon verunreinigter Ernährungszusatz<br />
zum Verhängnis geworden. «Ich habe geheult<br />
wie ein kleiner Bub, als mir in Gröden das Ergebnis<br />
dieser Kontrolle mitgeteilt wurde. Ich<br />
wusste nicht mehr ein und aus.» Inzwischen sei<br />
«der Schmerz verflogen, aber die Erinnerung ist<br />
nach wie vor sehr negativ. Sportlich war das der<br />
schwärzeste Tag in meinem Leben.» Ein Vergleich<br />
mit jener amerikanischen Firma, die die<br />
Ernährungszusätze herstellte, hat ihn nach drei<br />
Jahren moralisch rehabilitiert.<br />
Diese schwere Phase bewältigte er, geprägt<br />
durch seine Familie, mit der ihm eigenen psychischen<br />
Stabilität und positiven Lebenseinstellung.<br />
Sein Vater lebte während zwölf Jahren<br />
in russischer Kriegsgefangenschaft: «Zwischen<br />
19 und 31 war er in einem Lager und musste bei<br />
extremen Minusgraden in einem Asbestwerk<br />
arbeiten.» Und er selber, philosophiert Knauss,<br />
habe in diesem Alter in luxuriösen Hotels leben<br />
und seine Siege einfahren dürfen: «Ich pflegte<br />
mein Hobby, für meinen Vater gings ums Überleben.<br />
Die Gedanken an die Heimat und die<br />
Berge haben ihn am Leben erhalten.» An die<br />
Planai und die Steiermark – eine würdige Ode<br />
an den WM-Ort Schladming. <<br />
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