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Die jungen Johanniter in Heilsberg<br />
sind die einzige Rettungsgruppe in Polen,<br />
die einen eigenen Wagen hat. Bald<br />
sind sie die einzigen, die eine Sozialstelle<br />
leiten.<br />
Mitte 2008 stellte der Johanniterorden<br />
die Finanzierung der Sozialstellen, die<br />
er vor 15 Jahren gegründet hatte. Insgesamt<br />
waren es anfagns zehn<br />
Sozialstationen in Ermland und<br />
Masuren, deren Hilfe dringend<br />
benötigt wurde. Die Sozialstelle<br />
in Heilsberg wurde geschlossen<br />
und an ihrer Stelle entstand eine<br />
in Wormditt/Orneta, die allerdings<br />
nicht wie ihre Vorgängerin<br />
den Landkreis mit einbezieht.<br />
„Ich bekam viele Anfragen,<br />
wohin die gemietene Ausrüstung<br />
zurückgebracht werden<br />
solle, aber ich konnte nicht weiterhelfen”,<br />
sagt Damian Kardymowicz,<br />
der junge Leiter der<br />
Johanniter.<br />
Aber diese Fragen ließen ihm keine<br />
Ruhe: Er setzte sich mit Artur Wajs, dem<br />
Bürgermeister von Heilsberg, in Verbindung<br />
und erhielt einen Lagerraum für die<br />
Ausrüstung. Auch zum Johanniterorden<br />
nahm er Kontakt auf; dieser versprach,<br />
neue Rehabilitationsausrüstung und Verbandsmaterial<br />
zu schicken.<br />
„Im Augenblick warten wir noch auf<br />
die Zustellung dieser Dinge. Wenn der<br />
Transport von Deutschland eintrifft,<br />
kann die Station starten”, erklärt Damian.<br />
Die Station wird jedoch nicht mehr alle<br />
Dienstleistungen anbieten können, die<br />
die alte angeboten hat. Es werden zum<br />
Beispiel keine Medikamente herausgegeben.<br />
Die Herausgabe von Medikamenten<br />
muss strenge sanitäre Bedingungen<br />
erfüllen und darf nur von Pharmazeuten<br />
durchgeführt werden. Keiner der Johanniter<br />
in Heilsberg hat aber eine entsprechende<br />
Ausbildung.<br />
Die neue Station ist die Initiative des<br />
Johanniter-Hilfswerks. Im September<br />
dieses Jahres starteten sogenannte medizinische<br />
Schuldienste in fünf Schulen<br />
der Woiwodschaft Ermland-Masuren.<br />
Es sind Schulen in den Städten Barten-<br />
4 10/2009<br />
GESELLSCHAFTEN<br />
Heilsberg/Lidzbark Warmiński. Junge Johanniter<br />
Spaß und ernsthafte Mission<br />
stein, Landsberg, Wormditt, Neidenburg<br />
und Ortelsburg. Jede der Schulen wurde<br />
durch die Johanniter aus Heilsberg mit<br />
medizinischer Ausrüstung ausgestattet<br />
und an jeder wurden 20 Personen geschult.<br />
„Vom Marschall der Woiwodschaft<br />
haben wir einen Zuschuss in Höhe von<br />
zehntausend Zloty bekommen. Von die-<br />
Die jungen Heilsberger Johanniter<br />
sem Geld wurde der Erste-Hilfe-Kurs<br />
bezahlt, der mit einer Prüfung abgeschlossen<br />
wurde. Die einzelnen Gruppen<br />
wurden mit der wichtigsten Ausrüstung<br />
versorgt. Nun können ihre Mitglieder<br />
selber Schulungen durchführen und ihre<br />
Nachfolger trainieren”, teilt Damian<br />
mit.<br />
Damit sollte es keine Probleme geben,<br />
denn z.B. in Bartenstein will sich die<br />
Tanzgruppe „Saga” mit dem Thema beschäftigen.<br />
Die Johanniter-Gruppe in Heilsberg<br />
ist in unserer Region die erste ihrer Art.<br />
Sie entstand 2002 und ist in ihrer Stadt<br />
sehr bekannt, weil sie in alle wichtigen<br />
Veranstaltungen vor Ort medizinisch<br />
betreut. Dieses Jahr hat sie mit der<br />
Feuerwehr eine Absprache über Zusammenarbeit<br />
unterzeichnet. Damit ist<br />
sie die erste Johanniter-Gruppe, die mit<br />
dem polnischen Rettungsdienst zusammenarbeitet.<br />
Im Notfall müssen sich die<br />
Johanniter bei der Feuerwehr melden.<br />
Seit Juni waren sie vier Mal im Einsatz:<br />
Es gab einen Verkehrsunfall und drei<br />
Hilfsaktionen bei Personen, die auf der<br />
Strasse ohnmächtig geworden waren.<br />
Die Rettungseinsätze fahren sie mit<br />
dem eigenen Ford Galaxy. Den Wagen<br />
haben sie von den Johannitern als Geschenk<br />
erhalten – als erste und einzige<br />
Jugendgruppe in Polen. Der Wagen ist<br />
als Rettungswagen gekennzeichnet und<br />
und mit Blaulicht ausgestattet. Zu seiner<br />
Ausstattung gehören außerdem ein<br />
Defi brillator, eine Sauerstoffmaske, eine<br />
Trage, Anschnallgurte und eine<br />
spezielle Weste, die beim Ein-<br />
und Ausladen der Verletzten<br />
hilfreich ist.<br />
„Als wir die Jugendlichen von<br />
der Gründung einer Erste-Hilfe-<br />
Gruppe in den Schulen zu überzeugen<br />
versuchten, und ihnen<br />
von uns erzählten, waren sie<br />
überrascht und begeistert darüber,<br />
für welche Ausstattung wir<br />
in unserem jungen Alter Verantwortung<br />
tragen” Damian.<br />
So jung aber sind sie nicht<br />
mehr. Um am Feuerwehreinsatz<br />
teilnehmen zu dürfen, muss<br />
man volljährig sein. Im Juni dieses Jahres<br />
gründeten die Älteren eine getrennte<br />
Rettungsgruppe in Heilsberg. Dies ist die<br />
Gruppe, die den Vertrag mit der Feuerwehr<br />
unterzeichnet hat. Und die Jüngeren<br />
(16-18 Jahre) haben ihre Juniorgruppe.<br />
Heilsberg ist zum größten Rettungsort<br />
der Region geworden. Seit 2002 waren<br />
einige hundert Personen in der Gruppe<br />
aktiv. Vier von ihnen, darunter Damian,<br />
entschieden sich für die medizinische<br />
Berufslaufbahn. Damian übt heute den<br />
Beruf des Retters aus und studiert an der<br />
medizinischen Universität Danzig.<br />
„Was anfangs nur Spaß war, wurde<br />
zum Lebensweg. Das wichtigste dabei<br />
ist, dass wir uns dank dem nützlichen<br />
Hobby auf den Straßen und zu Hause sicher<br />
fühlen können”, erklärt Damian.<br />
Der Bürgermeister von Heilsberg honoriert<br />
die Verdienste der Johanniter und<br />
hat ihnen einen Raum im alten Rathaus<br />
zur Verfügung gestellt. Nach acht Jahren<br />
sind die jungen Johanniter aus dem Gebäude<br />
der Heilsberger Gesellschaft der<br />
deutschen Minderheit ins Rathaus umgezogen.<br />
Lech Kryszałowicz