und fuhrwesen im fürstentum liechtenstein - eLiechtensteinensia
und fuhrwesen im fürstentum liechtenstein - eLiechtensteinensia
und fuhrwesen im fürstentum liechtenstein - eLiechtensteinensia
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
DAS ROD- UND<br />
FUHRWESEN<br />
IM FÜRSTENTUM<br />
LIECHTENSTEIN<br />
EINE VERKEHRSGESCHICHTLICHE STUDIE<br />
MIT BESONDERER BERÜCKSICHTIGUNG DES<br />
SPÄTEN 18. JAHRHUNDERTS<br />
KLAUS BIEDERMANN
Inhalt<br />
VORWORT 11<br />
EINLEITUNG 13<br />
GRUNDLAGEN DES FUHRWESENS 17<br />
ENTWICKLUNG DER VERKEHRSWEGE 18<br />
Alte Transitrouten der Römerzeit <strong>und</strong> des<br />
Mittelalters 18<br />
Internationaler Aufschwung des Strassenbaus<br />
<strong>im</strong> 18. Jahrh<strong>und</strong>ert 21<br />
Der Ausbau der <strong>liechtenstein</strong>ischen Landstrasse<br />
23<br />
Der Rhein als Trenn- <strong>und</strong> Verbindungslinie 36<br />
EINE BÄUERLICHE BEVÖLKERUNG -<br />
LIECHTENSTEIN IM SPÄTEN 18. JAHR<br />
HUNDERT 43<br />
Bevölkerungsentwicklung 44<br />
Landwirtschaft <strong>und</strong> Viehzucht 46<br />
Handwerk <strong>und</strong> Gewerbe 49<br />
DAS ZOLLWESEN: GRADMESSER DES<br />
WARENVERKEHRS 50<br />
ORGANISATION DES RODVERKEHRS 55<br />
ZUSCHGEN, KAUFHÄUSER UND HAUS<br />
MEISTER 55<br />
Zuschgen <strong>und</strong> Kaufhäuser: Begriffe,<br />
Standorte <strong>und</strong> Funktionen 55<br />
Hausmeister: Funktionen <strong>und</strong> Instruktionen 58<br />
Instruktion für Hausmeister Lorenz<br />
Tschetter in Schaan, 1781 58<br />
8<br />
Richtlinien für Faktor Georg Anton<br />
Bachmann in Feldkirch, 1781 59<br />
Wahl des Hausmeisters 62<br />
GESETZLICHE BESTIMMUNGEN 63<br />
Erste Rodordnungen <strong>im</strong> Mittelalter <strong>und</strong><br />
in der frühen Neuzeit 63<br />
Exkurs: Die Rodordnung von Klösterle<br />
in Vorarlberg 1731 81<br />
Spätere Vereinbarungen für das Fürstentum<br />
Liechtenstein 83<br />
Die Rodordnung von 1756 84<br />
Eine in der Balzner Taverne 1765 geschlossene<br />
Übereinkunft 85<br />
Ergebnisse der Konferenz in Feldkirch<br />
von 1781 86<br />
Erste Rodordnung für das Liechtensteiner<br />
Unterland, 1782 88<br />
Die zweite Rodordnung für das Unterland,<br />
1786 89<br />
Zusammenfassende Bemerkungen sowie<br />
ein Blick nach Graubünden 90<br />
PROFITEURE DES RODVERKEHRS 93<br />
GEMEINDEBÜRGER 93<br />
WIRTSHÄUSER 97<br />
Gemeinde Balzers 100<br />
Das Wirtshaus «Post» <strong>und</strong> die Familie<br />
Wolfinger 100<br />
Das Wirtshaus «Engel» <strong>und</strong> die Familie<br />
Frick 102<br />
Die Familie Steger <strong>und</strong> das Wirtshaus<br />
«Adler» 103
Das Wirtshaus zum «Hirschen»<br />
(«Tappeiner Haus») 104<br />
Die anderen <strong>liechtenstein</strong>ischen<br />
Ortschaften <strong>im</strong> Überblick 104<br />
KAMPF UM DAS RODWESEN 107<br />
DIE RODORDNUNG ALS VERKEHRS<br />
HINDERNIS 107<br />
GESETZLICHE BESTIMMUNGEN WERDEN<br />
UNTERSCHIEDLICH INTERPRETIERT 110<br />
ÖSTERREICHISCHE FUHRLEUTE<br />
MISSACHTEN DIE RODORDNUNC. 111<br />
LIECHTENSTEINISCHE GEGENMASS-<br />
NAHMEN 118<br />
Geplante Errichtung einer Zuschg an<br />
der österreichischen Grenze 118<br />
Diplomatische Aktivitäten zur Wahrung<br />
des zerfallenden Rodwesens 120<br />
AUSRLICK INS 19. JAHRHUNDERT:<br />
DER FREIE VERKEHR SIEGT 136<br />
SCHLUSSBETRACHTUNG 140<br />
ANHANG 142<br />
Geld, Masseinheiten <strong>und</strong> Gewichte 142<br />
Liechtensteinische Bevölkerungsentwicklung<br />
<strong>im</strong> späten 18. <strong>und</strong> frühen 19. Jahrh<strong>und</strong>ert 143<br />
Die Rodordnung von 1499 mit späteren<br />
Ergänzungen 144<br />
Ein Warentransport mit Folgen - Verhörtagsprotokoll<br />
aus dem Jahre 1692 145<br />
DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />
LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />
Zolltarife für die LIerrschaften Schellenberg<br />
<strong>und</strong> Vaduz, 1700 146<br />
Zolleinnahmen des Fürstentums Liechtenstein<br />
1750 bis 1848 147<br />
Weggeldeinnahmen 1750 bis 1835 151<br />
Wirtshäuser in Liechtenstein 1750 bis 1804 152<br />
Ausschankpreise der Rot- <strong>und</strong> Weissweine<br />
1785 bis 1847 154<br />
Umgelder - Gesamteinnahmen 1750 bis<br />
1848 155<br />
Umgelder von einzelnen Oberländer<br />
Wirtshäusern 1785 bis 1848 156<br />
Umgelder von einzelnen Unterländer<br />
Wirtshäusern 1785 bis 1848 160<br />
Landvogt Menzinger berichtet über Verstösse<br />
gegen die Rodordnung, 1790 163<br />
Schreiben des Feldkircher Flausmeisters<br />
Georg Anton Bachmann, 1787 164<br />
Oberamtlicher Bericht zu einer Truppeneinquartierung,<br />
1794 165<br />
Militär<strong>fuhrwesen</strong>: Fahrten der Balzner<br />
Fuhrleute, 1799 bis 1801 166<br />
Stammbäume von Balzner Wirtshausfamilien<br />
167<br />
Abkürzungen 171<br />
Quellenverzeichnis 171<br />
Bibliographie 172<br />
Register 176<br />
Bildnachweis 183<br />
9
Mittelalterlicher Händler<br />
mit zweirädrigem Karren,<br />
Holzschnitt von Johann<br />
Zainer, 1476 oder 1477<br />
10<br />
Währenddem der Händler<br />
einen sorgenvollen Blick<br />
auf die geladenen Waren -<br />
womöglich ein Fass Wein<br />
<strong>und</strong> ein Ballen Getreide -<br />
wirft, wird das Zugtier von<br />
einem Insekt geplagt. Dies<br />
sind Hinweise darauf, wie<br />
mühevoll für Mensch <strong>und</strong><br />
Tier Warentransporte in<br />
früheren Zeiten waren
Vorwort<br />
Die vorliegende Arbeit zur Verkehrsgeschichte in<br />
Liechtenstein entstand in den Jahren 1993 sowie<br />
1994 <strong>und</strong> wurde <strong>im</strong> Sommersemester 1994 an der<br />
Philosophischen Fakultät der Universität Bern von<br />
Professor Dr. Martin Körner als Lizentiatsarbeit angenommen.<br />
1<br />
Für die Publikation <strong>im</strong> Jahrbuch des<br />
Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein<br />
wurde die Arbeit leicht überarbeitet. Es wurden<br />
Textabschnitte, die sich eher allgemein auf<br />
Liechtenstein beziehen <strong>und</strong> bereits in anderen Forschungsbeiträgen<br />
<strong>und</strong> Publikationen eingehend<br />
dargestellt sind, entweder gekürzt oder ganz weggelassen.<br />
Dafür wurde die Bibliographie aktualisiert,<br />
neue Forschungsergebnisse <strong>und</strong> Publikationen<br />
wurden dabei soweit als möglich berücksichtigt.<br />
Ein neu erstelltes Register soll zudem den Zugang<br />
zur Arbeit vereinfachen.<br />
Im Wesentlichen indes basiert dieser Beitrag zur<br />
<strong>liechtenstein</strong>ischen Verkehrsgeschichte auf Quellenarbeit.<br />
Das dabei verwendete Quellenmaterial,<br />
dessen Auswertung r<strong>und</strong> 70 Prozent der vorliegenden<br />
Arbeit ausfüllt, entstammt grösstenteils dem<br />
Liechtensteinischen Landesarchiv in Vaduz. Die<br />
Literatur wirkt daher eher ergänzend, speziell mit<br />
Hinweisen auf verkehrsgeschichtliche Entwicklungen<br />
in der Schweiz <strong>und</strong> in Vorarlberg.<br />
Die in der vorliegenden Studie gewonnenen Erkenntnisse<br />
sind als vorläufige Resultate zu werten.<br />
Eine zusätzliche Sichtung von Quellenmaterial in<br />
weiteren Archiven würde das Bild sicherlich noch<br />
weiter abr<strong>und</strong>en <strong>und</strong> ergänzen. Lohnend wäre hier<br />
zum Beispiel die Sichtung von Quellenmaterial <strong>im</strong><br />
Archiv der Fürstlichen Hofkanzlei sowie <strong>im</strong> Haus-,<br />
Hof- <strong>und</strong> Staatsarchiv in Wien, aber auch in den<br />
teils noch nicht erfassten <strong>liechtenstein</strong>ischen Gemeindearchiven<br />
<strong>und</strong> in weiteren Archiven der<br />
österreichischen <strong>und</strong> schweizerischen Nachbarschaft.<br />
2<br />
Eine eigentliche Geschichte der Verkehrswege<br />
in Liechtenstein existiert bisher noch nicht.<br />
Während in der Schweiz an einem Inventar der<br />
historischen Verkehrswege gearbeitet wird, harrt<br />
dieses Thema in Liechtenstein noch seiner Bearbeitung.<br />
3<br />
Hinsichtlich der Darstellung des Rod- <strong>und</strong><br />
Fuhrwesens in Liechtenstein wäre eine noch stärkere<br />
Gewichtung der sozialgeschichtlichen Aspekte<br />
DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />
LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />
von grossem Interesse. Dabei könnten zum Beispiel<br />
folgende Fragen aufgegriffen <strong>und</strong> vertieft werden:<br />
Inwieweit trug das Rod- <strong>und</strong> Fuhrwesen tatsächlich<br />
zur Existenzsicherung der <strong>liechtenstein</strong>ischen<br />
Bauern bei <strong>und</strong> inwieweit war es lediglich ein<br />
lukrativer Zusatzverdienst? Wie war die soziale<br />
Schichtung <strong>im</strong> Dorf? Wie gestalteten sich die nachbarschaftlichen<br />
Beziehungen? Wie konkretisierte<br />
sich die Rivalität der Fuhrleute in den einzelnen<br />
Dörfern? Wie wurden Konflikte ausgetragen? Welche<br />
Auswirkungen hatte der Durchzug von nicht<br />
ortsansässigen Fuhrleuten auf das dörfliche Alltagsleben?<br />
Solche Fragen werden in der vorliegenden<br />
Arbeit nur ansatzweise beantwortet. Weitergehende<br />
Forschungen könnten hier möglicherweise<br />
konkretere Ergebnisse <strong>und</strong> Antworten liefern.<br />
Die hier vorliegende Studie mit dem Titel «Das<br />
Rod- <strong>und</strong> Fuhrwesen <strong>im</strong> Fürstentum Liechtenstein»<br />
trägt den Untertitel «Eine verkehrsgeschichtliche<br />
Studie mit besonderer Berücksichtigung<br />
des späten 18. Jahrh<strong>und</strong>erts». Damit wird ein<br />
zeitlicher Schwerpunkt gesetzt, was aber nicht<br />
einer zeitlichen Einengung gleich kommt; denn das<br />
Rodwesen als weit verbreitete Form des Warentransports<br />
hat seine Wurzeln in den mittelalterlichen<br />
Dorf- <strong>und</strong> Säumergenossenschaften. Anhand<br />
von archivalischen Quellen sowie Hinweisen in der<br />
Literatur wird so versucht, die gesamte Entwicklung<br />
dieses in mehreren Etappen verlaufenden<br />
Transitverkehrs aufzuzeigen. Ein Schlusspunkt dieser<br />
Entwicklung ist durch den Verfall des Rodwe-<br />
1) Biedermann. Lizentiatsarbeit Rod- <strong>und</strong> Fuhrwesen. Für publizierte<br />
Kurzfassungen der Arbeit siehe Biedermann, Zusammenfassung<br />
Lizentiatsarbeit sowie Biedermann. Referat Lizentiatsarbeit.<br />
Vgl. Bibliographie S. 172-176. Dort sind sämtliche zitierten Werke<br />
mit der vollen Titelei aufgelistet. Für Hinweise in den Fussnoten<br />
wird stets ein in der Bibliographie definierter Kurztitel verwendet.<br />
2) Zum Beispiel: Vorarlberger Landesarchiv Bregenz, Stadtarchiv<br />
Feldkirch, etc. - Betreffend die <strong>im</strong>mer wieder angesprochene<br />
Konkurrenzsituation zwischen der rechts- <strong>und</strong> der linksrheinischen<br />
Strasse könnte auch eine Auswertung der Quellen des Werdenberger<br />
Archivs in Glarus neue zusätzliche Erkenntnisse bringen; vgl. hierzu<br />
den Hinweis bei: Ackermann, Schollbergstrasse, S. 57, Fussnote 88.<br />
3) Vgl. auch: Broggi, Anregung für ein Inventar der historischen<br />
Wegverbindungen in Liechtenstein.<br />
11
sens <strong>im</strong> frühen 19. Jahrh<strong>und</strong>ert gegeben. Zuvor stein unter dem Vorsitz von Dr. Rupert Quaderer<br />
aber stellte der <strong>im</strong> ausgehenden 18. Jahrh<strong>und</strong>ert danke ich dafür, dass er die Publikation meiner<br />
heftig tobende Kampf um Erhalt oder Aufgabe die- Arbeit in diesem Jahrbuch ermöglichte,<br />
ses Transportsystems einen spannenden Höhepunkt<br />
in der Entwicklung des Rodwesens dar.<br />
Die Arbeit gliedert sich in vier grosse Hauptteile.<br />
Nach einer allgemeinen Einführung in das Thema<br />
werden <strong>im</strong> zweiten Kapitel die Gr<strong>und</strong>lagen des<br />
Fuhrwesens dargestellt, wobei der Entwicklung der<br />
Verkehrswege ein besonderes Augenmerk geschenkt<br />
wird. Das dritte Kapitel befasst sich mit<br />
der Organisation des Rodwesens <strong>und</strong> hat folglich<br />
einen zentralen Stellenwert. Die einzelnen Ordnungen<br />
werden dargestellt <strong>und</strong> in den ereignisgeschichtlichen<br />
Kontext hineingestellt. Hierbei wird<br />
das fünfte Kapitel «Kampf um das Rodwesen» teilweise<br />
schon vorweggenommen, da die zeitweise<br />
einem Handelskrieg ähnelnden Auseinandersetzungen<br />
zwischen Liechtenstein <strong>und</strong> Österreich bereits<br />
seit dem 17. Jahrh<strong>und</strong>ert belegt sind. Ein weiteres<br />
Kapitel ist den Profiteuren des Rodwesens<br />
gewidmet, <strong>und</strong> zwar den genossenschaftlich organisierten<br />
Fuhrleuten ebenso wie den an der Transitroute<br />
gelegenen Wirtshäusern. Wichtiges Quellenmaterial<br />
findet sich in einem Anhang am<br />
Schluss der eigentlichen Arbeit.<br />
Es ist ein wichtiges Anliegen dieser Lizentiatsarbeit,<br />
nicht nur die Entwicklung in Liechtenstein<br />
aufzuzeigen, sondern auch einen Blick über den<br />
eigenen Kirchturm hinaus zu wagen. In diesem<br />
Sinne wird der Bezug zu den benachbarten Regionen<br />
Vorarlberg <strong>und</strong> Graubünden <strong>im</strong>mer wieder gesucht.<br />
Daneben werden auch die Schweizer Kantone<br />
Uri <strong>und</strong> Luzern als Vergleichsbeispiele herangezogen,<br />
in denen eine teils ähnliche, teils aber auch<br />
andersartige Entwicklung stattfand.<br />
Abschliessend danke ich allen, die zum Gelingen<br />
dieser Arbeit in irgendeiner Form beigetragen haben.<br />
Ein besonderer Dank geht dabei an alle Mitarbeiterinnen<br />
<strong>und</strong> Mitarbeiter <strong>im</strong> Liechtensteinischen<br />
Landesarchiv in Vaduz für die stets gewährte<br />
Hilfe <strong>und</strong> Unterstützung. Wertvolle Quellenhinweise<br />
verdanke ich Herrn Claudius Gurt, dem Bearbeiter<br />
des Liechtensteinischen Urk<strong>und</strong>enbuches. Dem<br />
Historischen Verein für das Fürstentum Liechten-<br />
12
Einleitung<br />
Gute Verkehrsverbindungen zu Wasser <strong>und</strong> zu<br />
Land bildeten seit jeher eine wichtige Voraussetzung<br />
für den Austausch von wirtschaftlichen <strong>und</strong><br />
kulturellen Gütern aller Art. Das gut ausgebaute<br />
Netz der Römerstrassen leistete hier in weiten Teilen<br />
Europas bis weit ins Mittelalter einen bedeutenden<br />
Beitrag, gerade auch <strong>im</strong> Sinne von Völkerverbindung<br />
<strong>und</strong> Kulturvermittlung. Hand in Hand mit<br />
der Entfaltung des Städtewesens erfolgte <strong>im</strong> Mittelalter<br />
der Ausbau von Handelswegen <strong>und</strong> Alpenübergängen.<br />
4<br />
Zuerst jedoch hatte sich mit dem Zerfall des<br />
Römischen Imperiums auch das Verkehrswesen<br />
zurückgebildet. Im Laufe des dritten <strong>und</strong> vierten<br />
Jahrh<strong>und</strong>erts war die Geldwirtschaft stark zurückgegangen<br />
<strong>und</strong> die einstige Naturalwirtschaft hatte<br />
wieder ihre ursprüngliche Dominanz zurückgewonnen.<br />
5<br />
Die späteren Staatsgebilde der Merowinger<br />
<strong>und</strong> Karolinger benutzten den Land- <strong>und</strong> Nachrichtenverkehr<br />
in erster Linie zur Aufrechterhaltung<br />
<strong>und</strong> Festigung ihrer politischen Macht. Dabei<br />
griffen sie weitgehend auf die bestehenden, aus der<br />
Römerzeit stammenden Strassen zurück. 6<br />
Eine Wende setzte jedoch ab dem 11. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />
ein. Durch Neuerungen in der Landwirtschaft<br />
wie der endgültigen Durchsetzung der seit der<br />
Karolingerzeit bezeugten Dreifelderwirtschaft versuchte<br />
man, dem seit 950 zuerst in Italien, später<br />
auch in Mittel- <strong>und</strong> Nordeuropa einsetzenden starken<br />
Bevölkerungswachstum Herr zu werden.' Bei<br />
der Dreifelderwirtschaft, die neu zwei Ernten pro<br />
Jahr ermöglichte, teilte man den Acker in folgende<br />
drei Teile auf: Es gab fortan ein Winterfeld, ein<br />
Sommerfeld sowie ein brach liegendes Gebiet. Im<br />
Frühjahr galt es, das Sommerfeld zu bestellen, <strong>und</strong><br />
<strong>im</strong> Herbst musste das Winterfeld für die Einsaat<br />
vorbereitet werden. Die Ernte erfolgte auf dem<br />
Winterfeld nun <strong>im</strong> Juli, auf dem Sommerfeld etwas<br />
später <strong>im</strong> August oder <strong>im</strong> September. Das brach<br />
liegende Feld konnte zu einer Zeit gepflügt werden,<br />
in der auf den beiden anderen Feldern keine dringenden<br />
Arbeiten zu verrichten waren. Die Tätigkeit<br />
des Pflügens, Säens <strong>und</strong> Erntens wurden so gleichmässig<br />
auf das ganze Jahr verteilt. Dies «verbesserte<br />
... die bäuerliche Arbeitseffektivität». 8<br />
Der<br />
DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />
LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />
vermehrte Anbau von Llafer liess auch eine intensivere<br />
Pferdehaltung zu. Das kam einerseits wiederum<br />
der Landwirtschaft zugute (da Pferde auch als<br />
Pflugvorspann eingesetzt wurden), andererseits<br />
wuchs damit wohl auch die Anzahl der Pferdefuhrwerke.<br />
9<br />
Diese anbautechnischen Neuerungen in<br />
der Landwirtschaft hatten «eine belebende Wirkung<br />
auf das Verkehrswesen» 10<br />
<strong>und</strong> beschleunigten<br />
<strong>im</strong> hohen Mittelalter das Entstehen von Marktorten,<br />
aus denen wiederum die Städte als Zentren<br />
von Handel <strong>und</strong> Handwerk hervorgingen.<br />
Das zunehmende Verkehrsaufkommen <strong>im</strong> Hochmittelalter<br />
stand auch in einem Zusammenhang<br />
mit dem Aufblühen des Wallfahrts- <strong>und</strong> Pilgerwesens.<br />
Das wachsende Unterwegssein vom 11. bis<br />
ins 13. Jahrh<strong>und</strong>ert ist dokumentiert durch diverse<br />
Migrationsbewegungen wie Kreuzzüge 11<br />
, Pilger-<br />
4) Wicki, Luzern <strong>im</strong> 18. Jahrh<strong>und</strong>ert, S. 464.<br />
5) Rehbein. Geschichte Verkehrswesen, S. 119.<br />
6) Ebenda, S. 119 f.: Strassen-Neubauten waren <strong>im</strong> frühen Mittelalter<br />
selten <strong>und</strong> technisch den Römerstrassen deutlich unterlegen.<br />
Es wurden beispielsweise zur Errichtung von Verkehrswegen<br />
Erdwälle aufgeschüttet. Erst Karl der Grosse Hess Heeresstrassen<br />
mit in Kalk gebetteten Steinen pflastern.<br />
7) Büssem/Neher, Geschichte Mittelalter, S. 139 f. <strong>und</strong> Rehbein,<br />
Geschichte Verkehrswesen. S. 129. - Büssem/Neher weisen darauf<br />
hin. dass das starke Bevölkerungswachstum Europas durch ein sehr<br />
mildes Kl<strong>im</strong>a, das bis um 1300 andauerte, noch zusätzlich begünstigt<br />
wurde. Die grösste Bevölkerungszunahme erfolgte zwischen<br />
1150 <strong>und</strong> 1300. Grosse Handelszentren wie Köln, London, Paris<br />
oder Prag hatten erstmals über .30 000 Einwohner/innen.<br />
8) Rösener, Agrarische Revolution, S. 199. - Das neue Dreifeldersystem<br />
verringerte zudem die Gefahr von Hungersnöten. So konnte<br />
zum Beispiel eine Missernte be<strong>im</strong> Wintergetreide durch eine gute<br />
Ernte bei der Sommerfrucht ausgeglichen werden.<br />
9) Ebenda. S. 196 u. 198.<br />
10) Rehbein, Geschichte Verkehrswesen. S. 129.<br />
11) Im Jahre 1095 hatte Papst Urban II. auf dem Konzil von<br />
Piacenza zum ersten Kreuzzug aufgerufen. Ziel dieses Befreiungskrieges<br />
war die Befreiung Jerusalems sowie der östlichen Christenheit<br />
vom islamischen Joch. Im Jahre 1099 erfolgte die Erstürmung<br />
von Jerusalem, doch schon einige Jahrzehnte später wurden<br />
sowohl Jerusalem als auch die meisten Teile des Heiligen Landes<br />
wieder von den Moslems zurückerobert. So folgten <strong>im</strong> 12. <strong>und</strong><br />
13. Jahrh<strong>und</strong>ert weitere Aufrufe zum Kreuzzug. Die Kreuzzugsidee<br />
blieb lange Zeit populär. Vgl. Lexikon des Mittelalters, Band V.<br />
Sp. 1508-1514.<br />
13
fahrten <strong>und</strong> Auswanderung 12<br />
. Diese Bewegungen<br />
erweiterten den geistigen Horizont <strong>und</strong> schufen ein<br />
neues Bedürfnis zu weiten Reisen. 13<br />
Der Neubau<br />
von Kathedralen <strong>und</strong> Stadtpfarrkirchen <strong>im</strong> Hochmittelalter<br />
erhöhte ebenfalls den Verkehr sowie die<br />
Warentransporte. 14<br />
Bereits alte germanische Volksrechte unterschieden<br />
zwischen öffentlichen Strassen, die dem grossen<br />
Durchgangsverkehr dienten, <strong>und</strong> den lokalen<br />
Verkehrswegen. 15<br />
Die mittelalterliche Bezeichnung<br />
«Königsstrassen» weist darauf hin, dass der Monarch<br />
als Eigentümer der Hauptverkehrswege über<br />
diese frei verfügen konnte. 16<br />
Der König war für<br />
den Unterhalt der Strassen besorgt, er erhob für<br />
die Strassenbenützung Gebühren, 17<br />
<strong>und</strong> er bot die<br />
Untertanen zum Strassen- <strong>und</strong> Brückenbau auf.<br />
Im Gegenzug standen die Strassenbenützer/innen<br />
unter besonderem königlichen Schutz. 18<br />
Infolge<br />
Schwächung der zentralen königlichen Macht gingen<br />
indes ab dem 13. Jahrh<strong>und</strong>ert <strong>im</strong>mer mehr<br />
Königsrechte auf (lokale) weltliche <strong>und</strong> geistliche<br />
Fürsten über. Diese gewannen folglich auch die<br />
territoriale Hoheit über das Strassenwesen. 19<br />
Das langsame Heranwachsen von lokalen, politisch<br />
<strong>und</strong> wirtschaftlich autonomen Gemeinschaften<br />
machte das Rodwesen erst möglich. Eine Dorfgemeinschaft,<br />
ein Bezirk oder ein Tal war meist bestrebt,<br />
sich für das durch ihr Territorium führende<br />
Teilstück einer «Königsstrasse» das ausschliessliche<br />
Transportrecht zu sichern. 20<br />
Mit der Ausübung<br />
dieses Rechtes war aber auch die Pflicht verb<strong>und</strong>en,<br />
für den Bau <strong>und</strong> Unterhalt des auf ihrem Gebiet<br />
liegenden Strassenstücks zu sorgen. Nachbarschaftliche<br />
Konflikte waren so vorprogrammiert:<br />
Was geschah zum Beispiel, wenn eine best<strong>im</strong>mte<br />
Transitstrasse in einem Teilgebiet sehr gut gepflegt,<br />
<strong>im</strong> benachbarten Bezirk aber nur mangelhaft (oder<br />
gar nicht) unterhalten wurde? Die Vernachlässigung<br />
der Strassenunterhaltspflicht bewirkte eine<br />
Lahmlegung des Durchgangsverkehrs, von der alle<br />
Dorfgemeinschaften gleichermassen betroffen waren.<br />
(Gerade auch für Transitstrassen galt das<br />
Sprichwort, dass eine Kette nur so stark ist wie ihr<br />
schwächstes Glied!) Die Impulse zur Instandhaltung<br />
eines Transitweges kamen meist von aussen.<br />
14<br />
So wurden viele Alpenpässe erst auf Initiative einflussreicher<br />
Kaufleute für den Warenverkehr erschlossen<br />
<strong>und</strong> dementsprechend ausgebaut. 21<br />
Die Erhaltung (<strong>und</strong> gegebenenfalls ein Ausbau)<br />
einer Durchgangsstrasse musste (damals) naturgemäss<br />
auch <strong>im</strong> Interesse der an der betreffenden<br />
Route liegenden Dörfer liegen. Je grösser das Handels-<br />
<strong>und</strong> Verkehrsvolumen, umso eher gab es für<br />
die ansässige Bevölkerung zusätzliche Verdienstmöglichkeiten.<br />
Für Landwirte, die sich Last- <strong>und</strong><br />
Zugtiere leisten konnten, bestand die Möglichkeit,<br />
sich als Säumer <strong>und</strong> Fuhrleute einen guten Nebenverdienst<br />
zu erwirtschaften. Das Rodwesen ging<br />
dabei vom Prinzip aus, dass diejenigen Landwirte<br />
eines Dorfes (Bezirks), welche für den Transitverkehr<br />
Transporte übernahmen, der Rod (= Reihe)<br />
nach 22<br />
zu dieser Tätigkeit aufgeboten wurden. In<br />
einem best<strong>im</strong>mten Zeitraum (zum Beispiel einem<br />
Jahr) konnte jeder nur einmal für solche Transporte<br />
aufgeboten werden. Eine speziell dafür eingesetzte<br />
Amtsperson 23<br />
rief die Säumer <strong>und</strong> Fuhrleute<br />
zum Warentransport auf <strong>und</strong> zahlte diesen nach<br />
geleisteter Arbeit auch den Lohn aus. Derselbe Beamte<br />
beaufsichtigte in der Regel auch das Lagerhaus,<br />
24<br />
wo die Transporteure die Waren abholen<br />
mussten. Die in der Rod aufgebotenen Säumer <strong>und</strong><br />
Fuhrleute transportierten die ihnen anvertrauten<br />
Waren bis zum nächsten Lagerhaus. Die Distanz<br />
zwischen zwei Lagerhäusern markierte dabei den<br />
Umfang einer Etappe <strong>im</strong> Rodverkehr. Das bedeutet,<br />
dass ein Lagerhaus zugleich die Grenze zwischen<br />
zwei Rodbezirken darstellte. - Neben einzelnen<br />
Säumern <strong>und</strong> Fuhrleuten waren es besonders die<br />
an einer Transitroute gelegenen Wirtshäuser, die<br />
vom Durchgangsverkehr profitierten. 25<br />
Verschiedene Alpenübergänge standen in einem<br />
Konkurrenzverhältnis zueinander. Je nach Zustand<br />
des Weges war die eine Route attraktiver als die<br />
andere <strong>und</strong> zog folglich den Verkehr auf sich. Speziell<br />
der Ausbau des Gotthardpasses <strong>im</strong> 13. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />
hatte Auswirkungen auf die Bündner Pässe.<br />
Im Gegenzug veranlasste der Bischof von Chur<br />
<strong>im</strong> Jahre 1337, dass über den Sept<strong>im</strong>erpass eine<br />
neue Strasse errichtet wurde. 26<br />
Für gewisse internationale<br />
Routen blieben allerdings der Gotthard
eziehungsweise die Bündnerpässe <strong>im</strong>mer die jeweils<br />
schnellste Verbindung, unabhängig von den<br />
lokalen Verkehrsverhältnissen: so der Gotthardpass<br />
für die Strecke Mailand-Luzern-Basel-Antwerpen<br />
<strong>und</strong> der Sept<strong>im</strong>er- bzw. Splügenpass für<br />
die Route Mailand-Chur-Bodensee-Nürnberg. Eine<br />
wirkliche Konkurrenzsituation bestand allerdings<br />
bei der mittleren Route Zürich-Mailand. Hier buhlten<br />
die beiden Regionen Graubünden <strong>und</strong> Uri um<br />
die Vorherrschaft <strong>im</strong> Transitgewerbe. 27<br />
All das bisher Gesagte ist auch für das Gebiet<br />
des heutigen Fürstentums Liechtenstein von Relevanz,<br />
da eine wichtige Handelsstrasse das betreffende<br />
Territorium durchquerte. Die Darstellung der<br />
Verkehrsgeschichte Liechtensteins ist <strong>und</strong>enkbar<br />
ohne Miteinbeziehung der benachbarten Regionen.<br />
Speziell mit der Region Feldkirch <strong>im</strong> österreichischen<br />
Land Vorarlberg bestanden seit jeher sehr<br />
enge wirtschaftliche <strong>und</strong> kulturelle Verflechtungen.<br />
Die heutige Staatsgrenze zwischen Liechtenstein<br />
<strong>und</strong> Österreich stellte zwar bereits seit dem 14.<br />
Jahrh<strong>und</strong>ert eine politische Trennlinie zwischen<br />
den beiden von verschiedenen Landesherren regierten<br />
Gebieten dar, aber für den Handel <strong>und</strong> Verkehr<br />
hatte diese Trennlinie (noch) keine Bedeutung.<br />
Im Rodwesen bildeten die Region Feldkirch<br />
<strong>und</strong> das (spätere) Fürstentum Liechtenstein eine<br />
Einheit. Die Grenzen der Rodbezirke deckten sich<br />
also nicht mit den heutigen Landesgrenzen. Fuhrwerke<br />
aus den Herrschaften Schellenberg <strong>und</strong><br />
Vaduz (den beiden Regionen des Fürstentums)<br />
waren nach Feldkirch unterwegs, um Waren für<br />
den Weitertransport abzuholen, Feldkircher Fuhrleute<br />
verkehrten innerhalb der Rod auch auf dem<br />
Gebiet des Fürstentums. Die Fuhrleute aus dem<br />
<strong>liechtenstein</strong>ischen Balzers beförderten die in der<br />
Rod inbegriffenen Waren bis Maienfeld in die<br />
Bündner Herrschaft. Die den Rodverkehr regelnden<br />
Ordnungen waren folglich Vereinbarungen,<br />
deren Geltungsbereich sich über die (politischen)<br />
Grenzen des heutigen Fürstentums Liechtenstein<br />
hinaus erstreckten. Sie wurden auch meist in Feldkirch<br />
vereinbart, wobei Amtspersonen aus den<br />
Herrschaften Schellenberg <strong>und</strong> Vaduz (seit der<br />
Gründung des Fürstentums Liechtenstein <strong>im</strong> Jahre<br />
DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />
LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />
1719 war es der Landvogt als Leiter des Oberamts<br />
in Vaduz) diese Entscheidungen mitgestalteten <strong>und</strong><br />
mittrugen.<br />
Ebenso wie <strong>im</strong> Bereich der Alpenpässe stellte<br />
sich <strong>im</strong> Rheintal eine Konkurrenz zwischen zwei<br />
Strassenzügen ein: Die rechtsrheinische Strasse,<br />
die über die Bündner Herrschaft, Liechtenstein <strong>und</strong><br />
Vorarlberg nach Deutschland führte, rang mit der<br />
linksrheinischen Route (Sargans-Herrschaft Werdenberg-Bodenseeraum)<br />
um die Vormachtstellung.<br />
12) Eine nennenswerte Auswanderungsbewegung war beispielsweise<br />
die deutsche Ostsiedlung. Sie war Teil einer umfassenden<br />
Aufbruchst<strong>im</strong>mung <strong>im</strong> Hochmittelalter. In einen engen Kontext dazu<br />
kann auch die Wanderung der Walserinnen <strong>und</strong> Walser nach<br />
Graubünden sowie weiter nach Liechtenstein <strong>und</strong> Vorarlberg gestellt<br />
werden.<br />
13) Lay, Geschichte der Strasse, S. 83.<br />
14) Ebenda. S. 81.<br />
15) Wicki, Luzern <strong>im</strong> 18. Jahrh<strong>und</strong>ert. S. 464.<br />
16) Ebenda.<br />
17) Namentlich Zölle <strong>und</strong> Weggelder; vgl. auch S. 50-54, wo dieser<br />
Gegenstand ausführlich dargestellt ist.<br />
18) Rehbein, Geschichte Verkehrswesen, S. 135 <strong>und</strong> Wicki, Luzern<br />
<strong>im</strong> 18. Jahrh<strong>und</strong>ert, S. 464.<br />
19) Wicki, Luzern <strong>im</strong> 18. Jahrh<strong>und</strong>ert. S. 465.<br />
20) Caroni, Säumergenossenschaften, S. 92 f.<br />
21) Ebenda. S. 85.<br />
22) «Rod» wird bei S<strong>im</strong>onett als eine oberdeutsche Form für «Rotte»<br />
<strong>im</strong> Sinn von Reihenfolge, Tour gedeutet (vgl.: S<strong>im</strong>onett, Verkehrserneuerung<br />
in Graubünden, S. 11). - Sprachwissenschaftlicher leiten<br />
den Begriff jedoch aus dem Lateinischen ab: Eugen Gabriel deutet<br />
«Rod» als von «Opera Rogata» (das heisst: «angeforderte Arbeit»)<br />
herrührend, während Hans Stricker die Ansicht vertritt, dass sich<br />
der Begriff «Rod» vom lateinischen Wort «Rotula» herleiten lässt.<br />
«Rotula» bedeutet «das sich Drehende», «das Rad». (Fre<strong>und</strong>liche<br />
Mitteilung von Eugen Gabriel <strong>und</strong> Hans Stricker an den Verfasser.)<br />
23) Der sogenannte «Teiler», Rodmeister oder Hausmeister; vgl.<br />
auch S. 58-62.<br />
24) Vgl. S. 55-58, dort ausführlicher.<br />
25) Dieses Thema wird auf S. 97-106 mit konkreten Beispielen<br />
eingehend dargestellt.<br />
26) S<strong>im</strong>onett. Verkehrserneuerung in Graubünden, S. 9. Die neue<br />
Sept<strong>im</strong>erstrasse sollte auch für Wagen von sechs Zentnern befahrbar<br />
sein.<br />
27) Caroni, Säumergenossenschaften, S. 111 f.<br />
15
Die vorliegende Lizentiatsarbeit n<strong>im</strong>mt hauptsächlich<br />
die Entwicklung auf der rechtsrheinischen Seite<br />
unter die Lupe, berücksichtigt aber auch wichtige<br />
Entwicklungen auf der anderen Talseite. Der in<br />
der Einleitung vorgenommene Rückgriff auf sich <strong>im</strong><br />
Mittelalter abspielende Entwicklungen ist umso<br />
mehr gerechtfertigt, als gerade das Gebiet des<br />
späteren Fürstentums Liechtenstein bis ins späte<br />
18., teils sogar bis ins frühe 19. Jahrh<strong>und</strong>ert in<br />
wirtschaftlicher Hinsicht eine sehr «rückständige»,<br />
noch völlig agrarisch geprägte Region war, die vielfach<br />
noch Strukturmerkmale des Mittelalters aufwies.<br />
1 ()<br />
z.
Gr<strong>und</strong>lagen des Fuhrwesens<br />
DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />
LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />
Das westliche Mitteleuropa<br />
um 1671. Wichtige Handelswege<br />
verbinden Flandern,<br />
die Niederlande <strong>und</strong><br />
Deutschland mit Italien.<br />
Während für flämische<br />
<strong>und</strong> niederländische<br />
Kaufleute der Weg über<br />
Basel, Luzern <strong>und</strong> den<br />
Gotthardpass attraktiv<br />
war, benutzten Säumer<br />
<strong>und</strong> Fuhrleute <strong>im</strong> Verkehr<br />
zwischen Deutschland <strong>und</strong><br />
Italien häufig den Weg<br />
durch das Alpenrheintal<br />
<strong>und</strong> über die Bündner<br />
Gebirgspässe.<br />
Ein genauer Blick auf das<br />
Alpenrheintal lässt erkennen,<br />
dass zwischen Bregenz<br />
<strong>und</strong> Chur auch die<br />
Ortschaften Neuburg bei<br />
Götzis, Feldkirch, Schaan<br />
<strong>und</strong> Vaduz auf der Karte<br />
eingezeichnet sind. Am<br />
oberen Rand der Karte ist<br />
eine Liste zu sehen mit<br />
Frachttarifen zu verschiedenen<br />
Wegstrecken.<br />
17
ENTWICKLUNG DER VERKEHRSWEGE<br />
ALTE TRANSITROUTEN DER RÖMERZEIT UND<br />
DES MITTELALTERS<br />
Das Gebiet des heutigen Fürstentums Liechtenstein<br />
- <strong>im</strong> Speziellen die Rheintalebene - ist ein altes<br />
Durchzugsland. Es liegt geographisch günstig am<br />
nördlichen Zugang zu den bündnerischen Alpenpässen.<br />
Archäologische F<strong>und</strong>e belegen, dass diese<br />
Alpenübergänge bereits in prähistorischer Zeit<br />
benützt wurden. 28<br />
Der um die Wende unserer Zeitrechnung<br />
schreibende griechische Geograph Strabo<br />
29<br />
berichtet, dass Kaiser Augustus «die Gebirgspässe,<br />
die früher spärlich <strong>und</strong> schlecht passierbar<br />
waren», durch «die Instandstellung der Strassen»<br />
einem grösseren Verkehr erschlossen habe. 30<br />
Eine unter Kaiser Augustus ausgebaute Nord-<br />
Süd-Verbindung führte von Bregenz aus durch das<br />
heutige Liechtenstein <strong>und</strong> weiter nach Chur, über<br />
den Splügenpass <strong>und</strong> über Chiavenna bis nach<br />
Como <strong>und</strong> nach Mailand. Daneben existierten die<br />
ebenfalls bedeutsamen Alpenübergänge des Sept<strong>im</strong>er-<br />
<strong>und</strong> des Julierpasses. Die sogenannte «Peutingersche<br />
Tafel», 31<br />
eine römische Strassenkarte<br />
aus dem 4. Jahrh<strong>und</strong>ert nach Christus, vermerkt<br />
als Stationen zwischen Bregenz <strong>und</strong> Chur die Orte<br />
«Clunia» (Altenstadt bei Feldkirch) <strong>und</strong> «Magia»<br />
(Balzers oder Maienfeld). 32<br />
Dieselbe Strassenkarte<br />
des 4. Jahrh<strong>und</strong>erts zeigt noch eine zweite Transitroute<br />
auf, die Arbor Felix (Arbon) mit Chur verband.<br />
Diese Strasse konnte aber talaufwärts nicht<br />
direkt bis nach Chur geführt haben, bildete doch<br />
der Schollberg bei Trübbach ein geographisches<br />
Hindernis. Auch noch <strong>im</strong> Mittelalter war die Passage<br />
am Schollberg nur mit Leitern zu überwinden.<br />
33<br />
Deshalb mündete die von Arbon am Bodensee<br />
ausgehende linksrheinische Strasse vielleicht<br />
mittels einer Fähre bei Schaan in die von Bregenz<br />
heraufkommende rechtsrheinische Strasse. 34<br />
Der Verlauf der Römerstrasse <strong>im</strong> heutigen Liechtenstein<br />
kann nicht lückenlos rekonstruiert werden.<br />
Verschiedene F<strong>und</strong>e, zum Beispiel <strong>im</strong>Triesner<br />
Oberdorf, deuten darauf hin, dass die Römerstras<br />
18<br />
se <strong>im</strong> Vergleich zur heutigen Landstrasse eher<br />
näher am Berghang lag. 35<br />
Diese These wird durch<br />
die Existenz von mehreren, an dieser Strecke gelegenen<br />
römischen Gutshöfen untermauert. Grössere<br />
Höfe dieser Art, villae rusticae genannt, standen<br />
beispielsweise in Nendeln <strong>und</strong> in Schaanwald. 36<br />
Bei<br />
Schaan hingegen verlief die Römerstrasse ähnlich<br />
wie die heutige Landstrasse. Zeuge dafür ist das<br />
spätrömische Kastell, das <strong>im</strong> Bereich der heutigen<br />
St. Peterskirche unter Kaiser Valentinian I. (364-<br />
375) errichtet wurde. 37<br />
Unklar bleibt, wie <strong>und</strong> wo<br />
genau die rechtsrheinische Römerstrasse den Fluss<br />
III überquerte. Eine Brücke über diesen Fluss wird<br />
jedenfalls erst <strong>im</strong> rätischen Urbar des 9. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />
genannt. 38<br />
Im Zusammenhang mit der römischen Bautätigkeit<br />
ist bemerkenswert, dass auf der linksrheinischen<br />
Seite keine solchen Zeugnisse wie Gutshöfe<br />
<strong>und</strong> Kastelle überliefert sind. 39<br />
Generell gibt<br />
es nur wenige archäologische Zeugnisse zur römischen<br />
Besiedlung des linksrheinischen Gebietes.<br />
Gesicherte römische Strassentrassees fehlen auf<br />
der linksrheinischen Seite sogar gänzlich. Es wäre<br />
jedoch verfrüht, daraus zu schliessen, dass die<br />
rechtsrheinische Strasse von Bregenz nach Chur<br />
die grössere Bedeutung als die linksrheinische, von<br />
Arbon ausgehende Verkehrsverbindung hatte. Das<br />
fast völlige Fehlen von gesicherten römischen<br />
Zeugnissen auf der linksrheinischen, heute zur<br />
Schweiz gehörenden, Talseite ist eher auf noch zu<br />
wenig erfolgte archäologische Ausgrabungen <strong>und</strong><br />
Forschungen zurückzuführen. 40<br />
Im heutigen Tisis (bei Feldkirch) wies die<br />
Römerstrasse von Bregenz nach Chur eine Abzweigung<br />
auf: In östlicher Richtung führte ein Weg über<br />
die Letze in den Walgau. Im Walgau selbst gab es -<br />
wie <strong>im</strong> Rheintal - ebenfalls zwei Römerstrassen,<br />
die teils parallel liefen. 41<br />
Die eine, von Tisis herkommende<br />
Route führte über Fellengatter <strong>und</strong> Frastanz<br />
weiter nach Nenzing <strong>und</strong> in Richtung Arlbergpass.<br />
Die andere Linie verband die Ortschaften<br />
Rankweil <strong>und</strong> Bludenz: Sie führte via Schwarzer<br />
See, Satteins <strong>und</strong> Gaisbühel der nördlichen Talseite<br />
entlang. Bei Frastanz lag ein Verkehrsknotenpunkt;<br />
von dort führte eine Abzweigung (über die III) nach
Göfis <strong>und</strong> weiter nach Rankweil. Brücken über die<br />
III sind aus der Römerzeit keine überliefert. Aber<br />
dieser Fluss erwies sich nicht als unüberwindbares<br />
Hindernis: Das nicht eingedämmte Flussbett der III<br />
hatte <strong>im</strong> Walgau manchmal eine Breite von über<br />
h<strong>und</strong>ert Metern. Die deswegen geringe Wassertiefe<br />
ermöglichte die Überquerung des Flusses zu Fuss<br />
oder mit einem Wagen - zumindest in der wasserarmen<br />
Zeit zwischen Herbst <strong>und</strong> Frühjahr. Eine um<br />
1499 anlässlich der Schlacht bei Frastanz erwähnte<br />
Iiibrücke zwischen Frastanz <strong>und</strong> Göfis, die sogenannte<br />
«Schildriederbrücke», stellte eine wichtige<br />
Verkehrsverbindung zwischen dem Walgau <strong>und</strong><br />
dem Rheintal her. 42<br />
Die rechtsrheinische Handelsstrasse zwischen<br />
dem Bodensee <strong>und</strong> Chur wird in den Quellen oft<br />
auch «deutsche Strasse» genannt. 43<br />
Diese Route<br />
ging <strong>im</strong> Mittelalter <strong>und</strong> in der frühen Neuzeit nicht<br />
mehr über Bregenz, sondern direkt von Fussach<br />
über Lustenau, Altach (Bauern), Götzis, Altenstadt,<br />
Feldkirch, Vaduz <strong>und</strong> Maienfeld weiter bis Chur 44<br />
(vgl. auch Karte auf S. 25). Ein besonderes Augenmerk<br />
verdient die verkehrstechnische Position des<br />
Ortes Fussach am Bodensee. Die Grafen von Montfort-Feldkirch<br />
erwarben durch einen Teilungsvertrag<br />
<strong>im</strong> Jahre 1338 die Ortschaften Fussach,<br />
Höchst <strong>und</strong> Gaissau. 45<br />
Fussach gewann in der Folge<br />
zunehmende Bedeutung als Zollstation. Im Nord-<br />
Süd-Verkehr wurden zahlreiche Güter mit dem<br />
Schiff von Lindau über den Bodensee nach Fussach<br />
transportiert. Dies war billiger als der Landtransport<br />
über Bregenz. 46<br />
Die beiden grössten Flüsse, welche die «deutsche<br />
Strasse» zu überqueren hatte, waren die III<br />
<strong>und</strong> die Landquart. Der Weiler Heiligkreuz bei<br />
Feldkirch wurde erstmals <strong>im</strong> rätischen Reichsurbar<br />
um 842/43 als Brückenkopf erwähnt. 47<br />
Die<br />
Passage über die Landquart änderte <strong>im</strong> Laufe der<br />
Zeit ihre Position: Die alte Route über die Schlossbrücke<br />
<strong>im</strong> Felsenbach (am Eingang ins Prättigau)<br />
wurde <strong>im</strong> 14. oder <strong>im</strong> 15. Jahrh<strong>und</strong>ert, als eine<br />
direkte Strasse von Maienfeld nach Igis gebaut<br />
wurde, aufgegeben. 48<br />
Sowohl in der Region Feldkirch wie auch in der<br />
Bündner Herrschaft gab es auch bedeutende Weg<br />
DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />
LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />
gabelungen, die beide ihre Position in der frühen<br />
Neuzeit änderten. Bei Feldkirch trafen die Nord-<br />
Süd-Achse <strong>und</strong> die Ost-West-Arlbergroute aufeinander.<br />
Die Iiischlucht bei Feldkirch verhinderte<br />
lange Zeit eine direkte Wegstrecke in Richtung<br />
Osten. So musste bis ins 16. Jahrh<strong>und</strong>ert der von<br />
28) Poeschel. Liechtenstein. S. 1.<br />
29) Strabo (Strabon), lebte von 64 oder 63 v. Chr. bis etwa 23 n. Chr.;<br />
Student der Rhetorik <strong>und</strong> der Philosophie. Um 44 v. Chr. erster<br />
Aufenthalt in Rom; verschiedene grosse Reisen. Seine Berichte sind<br />
eine Hauptquelle für unsere Kenntnisse der antiken Welt.<br />
30) Poeschel, Liechtenstein, S. 1. - Das Zitat ist eine Übersetzung<br />
aus dem griechischen Originaltext.<br />
31) Vgl. auch: Schindler, Verkehr <strong>und</strong> Strassen in römischer <strong>und</strong><br />
frühmittelalterlicher Zeit, S. 22.<br />
32) Malin. Kunstführer, S. 14 <strong>und</strong> Poeschel, Liechtenstein, S. 1. -<br />
Poeschel vermutete, dass «Magia» mit Maienfeld identisch sein<br />
könnte, während die neuere Darstellung von Malin dazu neigt.<br />
«Magia» mit Balzers gleich zu setzen.<br />
33) Poeschel. Liechtenstein, S. 1.<br />
34) Ebenda. Da schriftliche Hinweise fehlen, sind wir auf Spekulationen<br />
angewiesen.<br />
35) Ebenda.<br />
36) Malin, Kunstführer, S. 14 <strong>und</strong> Bilgeri, Geschichte Vorarlbergs.<br />
Bd. 1. S. 27. - Bilgeri erwähnt für den Raum Vorarlberg noch<br />
zusätzlich Gutshöfe in Bredens <strong>und</strong> in Satteins.<br />
37) Die Bedeutung des Schaaner Kastells wird unterstrichen bei<br />
Schindler, Verkehr <strong>und</strong> Strassen in römischer <strong>und</strong> frühmittelalterlicher<br />
Zeit, S. 24: «Militärische Anlagen zur Sicherung der Verkehrswege<br />
<strong>und</strong> der Zugänge zu den Alpen kennen wir erst aus der<br />
Spätantike. Die wichtigsten waren die Kastelle von Bregenz. Schaan<br />
<strong>und</strong> Chur.»<br />
38) Siehe auch weiter unten auf S. 19.<br />
39) Ackermann, Rhein in Altertum <strong>und</strong> Mittelalter S. 20 f.<br />
40) Schindler, Verkehr <strong>und</strong> Strassen in römischer <strong>und</strong> frühmittelalterlicher<br />
Zeit, S. 25.<br />
41) Die folgenden Angaben stützen sich auf Gamon, Verkehrsgeschichte<br />
Walgau, S. 6 ff.<br />
42) Gamon. Verkehrsgeschichte Walgau, S. 8.<br />
43) Poeschel. Graubünden Bd. 2. S. 1.<br />
44) Ebenda, sowie Frey. Kunstdenkmäler Feldkirch, S. 31.<br />
45) Frey, Kunstdenkmäler Feldkirch. S. 31.<br />
46) Ebenda.<br />
47) Angabe nach: Lins, Geschichte Tisis, S. 9 f.<br />
48) Donatsch, Malans, S. 15.<br />
19
Das Alpenrheintal <strong>im</strong><br />
Bereich der Herrschaft<br />
Maienfeld um 1636.<br />
Deutlich erkennbar ist<br />
die Strasse, welche von<br />
Balzers (unten links) über<br />
die St. Luzisteig nach<br />
Maienfeld führt. Weitere<br />
Strassenverbindungen<br />
führen hinauf nach Malans<br />
sowie zur Tardisbrücke,<br />
welche knapp unterhalb<br />
der Landquart den Rhein<br />
überquert. Noch bis weit<br />
ins 19. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />
war die 1529 errichtete<br />
Tardisbrücke die einzige<br />
Brückenverbindung<br />
über den Rhein zwischen<br />
der Landquart <strong>und</strong> dem<br />
Bodensee.<br />
20
der Stadt Feldkirch in Richtung Bludenz gehende<br />
Verkehr zuerst die Iiibrücke bei Heiligkreuz überqueren,<br />
um dann via Flohlweg, Duxweg <strong>und</strong> Letze<br />
weiter nach Frastanz zu gelangen. In den Jahren<br />
1537 bis 1541 nahm nun die Stadt Feldkirch in der<br />
Iiischlucht eine Sprengung vor <strong>und</strong> schuf mit<br />
der Felsenaubrücke eine neue, zweite Illüberquerung.<br />
49<br />
Speziell das Johanniter-Kloster hatte als<br />
Gr<strong>und</strong>besitzer in Frastanz <strong>und</strong> Nenzing ein besonderes<br />
Interesse an dieser neuen, direkten Ost-<br />
West-Verbindung. 30<br />
Um den Verkehr auf diesen<br />
neuen Strassenzug zu lenken, verbot die Stadt<br />
Feldkirch den Warentransporteuren die Benutzung<br />
der alten Strasse über die Letze. 51<br />
- Die Bündner<br />
Flerrschaft ihrerseits hatte eine gewisse Aufnahmestellung<br />
inne für die aus dem Norden <strong>und</strong> dem<br />
Westen nach Graubünden führenden grossen Verkehrslinien:<br />
für die «deutsche Strasse», die vom<br />
Bodensee her über die St. Luzisteig nach Maienfeld<br />
<strong>und</strong> Chur führte, sowie für die Route von Zürich<br />
her, die sich, den Rhein mittels Fähre überquerend,<br />
in Maienfeld mit der «deutschen Strasse» vereinigte.<br />
52<br />
Der Bau der Tardisbrücke <strong>im</strong> Jahre 1529<br />
schuf zwar eine feste Verkehrsverbindung zwischen<br />
der Eidgenossenschaft <strong>und</strong> der Bündner<br />
Herrschaft, schnitt aber die Stadt Maienfeld vom<br />
Verkehr Zürich-Chur eher etwas ab. 53<br />
- Die in der<br />
ersten Hälfte des 16. Jahrh<strong>und</strong>erts ausgebauten<br />
<strong>und</strong> neu geschaffenen Verkehrswege blieben in<br />
dieser Form die folgenden zweih<strong>und</strong>ert Jahre<br />
ziemlich unverändert bestehen. Erst der nächste<br />
Modernisierungsschub in der zweiten Hälfte des<br />
18. Jahrh<strong>und</strong>erts bewirkte einen weiteren Ausbau<br />
des Strassennetzes.<br />
INTERNATIONALER AUFSCHWUNG DES<br />
STRASSENBAUS IM 18. JAHRHUNDERT<br />
Noch bis ins 18. Jahrh<strong>und</strong>ert waren viele alte Handelsstrassen<br />
nichts anderes als durch häufige Benutzung<br />
festgetretene <strong>und</strong> festgefahrene Naturwege,<br />
die keinen soliden Unterbau aufwiesen. Strassen<br />
wurden bevorzugt dort gebaut, wo das Wasser<br />
nach starkem Regen leicht abfliessen konnte. Dafür<br />
DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />
LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />
mussten oft starke Steigungen in Kauf genommen<br />
werden. 54<br />
Zudem befand sich noch um 1700 gerade<br />
auch das schweizerische Strassennetz in einem<br />
sehr vernachlässigten Zustand. Es fehlte in erster<br />
Linie an einer fachmännischen Anleitung zum<br />
Strassenunterhalt. 55<br />
Bei Regenwetter verwandelten<br />
sich die Strassen in schwer passierbare Sumpfpfützen,<br />
bei anhaltender Trockenheit lagerte sich auf<br />
ihnen eine dicke Staubschicht ab. Ausserdem<br />
hemmten grosse Löcher <strong>und</strong> Steinbrocken den<br />
Weg. 50<br />
Doch noch mehr als witterungsbedingte Einflüsse<br />
waren es zu schwer beladene Wagen, die<br />
eine Strasse in Mitleidenschaft zu ziehen vermochten.<br />
Speziell <strong>im</strong> Falle der Hauptstrasse Basel-Luzern<br />
waren es umfangreiche Wein<strong>im</strong>porte aus dem<br />
Elsass, welche eine Belastungsprobe darstellten.<br />
Die noch <strong>im</strong> 18. Jahrh<strong>und</strong>ert üblichen Gabelfuhrwerke,<br />
bei denen die Pferde in einer Reihe hintereinander<br />
gekoppelt waren, traten bei nassem Wetter<br />
tiefe Furchen in die Strassenmitte. In diesen<br />
tiefen Karrengleisen kamen Wagen <strong>und</strong> Zugtiere<br />
leicht zu Fall. Achsen- <strong>und</strong> Radbrüche waren ebenso<br />
häufig. 57<br />
49) Tiefenthaler. Feldkirch <strong>und</strong> sein Verkehr, S. 281. Steinbrecher<br />
Martin Bitschi aus Davos baute die Strasse, Z<strong>im</strong>mermeister Valentin<br />
Schmid aus Schwarzenberg die Brücke. Diese gedeckte Holzbrücke<br />
überlebte bis um 1872, als <strong>im</strong> Zuge des Eisenbahnbaus eine neue<br />
Brücke erbaut wurde.<br />
50) Ebenda. Die Johanniter spendeten deshalb 60 fl. für den<br />
Brückenbau. Insgesamt beliefen sich die Kosten für den Bau von<br />
Strasse <strong>und</strong> Brücke aber auf 8 000 11.<br />
51) Ebenda.<br />
52) Poeschel. Graubünden Bd. 2, S. 1.<br />
53) Vgl. Karte auf der gegenüberliegenden Seite.<br />
54) Wicki. Luzern <strong>im</strong> 18. Jahrh<strong>und</strong>ert, S. 465.<br />
55) Ebenda, S. 467.<br />
56) Ebenda.<br />
57) Ebenda, S. 468 f.: Ein Gabelfuhrwerk war ein schmaler, mit<br />
einer gabelförmigen Vorrichtung zum Anschirren des Zugtieres<br />
versehener Wagen. Gabelführwerke hatten schmale Wagenbrücken<br />
<strong>und</strong> schmale Spurbreiten. Im Falle einer zu hohen Ladung konnten<br />
sie leicht umkippen. Bei einem solchen Fuhrwerk mit zwei Pferden<br />
lief das hintere Pferd in der Wagengabel, das vordere war indes mit<br />
Ketten oder Lederriemcn an die Gabel gespannt.<br />
21
Das Herrschaftssystem des Absolutismus zielte<br />
auf eine Stärkung der zentralen Staatsgewalt ab<br />
<strong>und</strong> begünstigte folglich auch das Entstehen von<br />
kompakten Staatsgebilden, die sowohl in wirtschaftlicher<br />
wie auch in politischer Hinsicht zentralistisch<br />
strukturiert waren. Damit war (spätestens<br />
<strong>im</strong> 18. Jahrh<strong>und</strong>ert) das Ende des mittelalterlichen<br />
Lehensstaates eingeläutet. Die bereits in<br />
den mittelalterlichen Städten entwickelte Geldwirtschaft<br />
hatte die Verwaltung der staatlichen Hoheitsrechte<br />
durch Beamte ermöglicht. Im Vorfeld<br />
hatte die städtische Bürgerschaft dem Adel oftmals<br />
die Hoheitsrechte abgekauft <strong>und</strong> liess diese durch<br />
in regelmässigen Abständen neu zu wählende Beamte<br />
verwalten. Dieser städtische Beamtenstaat<br />
wurde zum Vorbild des späteren zentralistisch<br />
verwalteten Nationalstaates. Das absolutistische<br />
Frankreich des 17. <strong>und</strong> 18. Jahrh<strong>und</strong>erts hatte<br />
seine politischen Vorläufer in den (von «Staatstyrannen»<br />
regierten) italienischen Stadtstaaten<br />
des 15. Jahrh<strong>und</strong>erts. 58<br />
Der Merkantilismus, das<br />
wirtschaftspolitische System des Absolutismus in<br />
Frankreich, bemühte sich um die Schaffung eines<br />
einheitlichen, national-französischen Wirtschaftsraumes.<br />
Er verlegte Weg- <strong>und</strong> Brückenzölle an die<br />
Landesgrenzen, um einerseits den völlig freien<br />
Händel <strong>und</strong> Verkehr <strong>im</strong> eigenen Land zu ermöglichen,<br />
um anderseits aber auch die Binnenwirtschaft<br />
vor der ausländischen Konkurrenz besser<br />
schützen zu können. Eine Schaffung eines grösseren<br />
zusammenhängenden Wirtschaftsraumes war<br />
<strong>und</strong>enkbar ohne gleichzeitige Verbesserung der<br />
wichtigen Handelswege. So hatte Frankreich bereits<br />
<strong>im</strong> 17. Jahrh<strong>und</strong>ert mit dem Bau von chaussee-mässigen<br />
Kunststrassen begonnen. 59<br />
Besonders<br />
markante Fortschritte wurden in Frankreich<br />
<strong>im</strong> 18. Jahrh<strong>und</strong>ert gemacht. Der forcierte Bau von<br />
Chaussee-Strassen verkürzte beispielsweise die<br />
Kutschenfahrt von Paris nach Toulouse <strong>im</strong> Zeitraum<br />
von 1765 bis 1780 von 16 auf acht St<strong>und</strong>en. 60<br />
Im Gegensatz zu Frankreich schritt diese Entwicklung<br />
in der Schweiz etwas langsamer voran.<br />
Eine wichtige Rolle spielte hier die territoriale<br />
Zersplitterung, die speziell für den Fernverkehr<br />
eher hinderlich war. Transporte von Luzern nach<br />
22<br />
Basel mussten die Kantone Luzern, Bern, Solothurn<br />
<strong>und</strong> Basel passieren. Schwierigkeiten ergaben<br />
sich, weil in verschiedenen Kantonen verschiedene<br />
Vorschriften für den Strassenverkehr galten<br />
<strong>und</strong> weil die Modernisierung des Strassennetzes<br />
in einzelnen Kantonen sehr unterschiedlich voranschritt.<br />
Unter französischem Einfluss hatte der<br />
Stand Bern bereits <strong>im</strong> frühen 18. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />
damit begonnen, sein Strassennetz zu erneuern:<br />
«An die Stelle des früheren Flickens <strong>und</strong> Ausbesserns<br />
trat ... eine nach technischen Regeln durchgeführte<br />
Neukonstruktion ganzer Strassenzüge». 61<br />
Bereits <strong>im</strong> Jahre 1738 verbot Bern zur besseren<br />
Schonung seiner Strassen den Gebrauch der Gabelfuhrwerke.<br />
62<br />
Die beiden Stände Basel <strong>und</strong> Luzern<br />
protestierten, konnten aber nichts ausrichten.<br />
Folglich mussten sämtliche Fuhrleute mit Gabelfuhrwerken<br />
an der Grenze zum Kanton Bern anhalten<br />
<strong>und</strong> ihre Güter auf die breiteren Deichselfuhrwerke<br />
umladen. 63<br />
Die Aktivitäten des Standes<br />
Bern bezüglich Strassenbau brachten benachbarte<br />
Stände in Zugzwang. So begann der Stand Luzern<br />
in den fünfziger <strong>und</strong> sechziger Jahren des 18. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />
ebenfalls mit der Modernisierung seines<br />
Strassennetzes, wobei dem Ausbau der Transitstrasse<br />
von Luzern nach Basel die grösste Aufmerksamkeit<br />
geschenkt wurde. Die <strong>im</strong> Luzernischen<br />
gelegene Stadt Sempach wehrte sich vergeblich<br />
gegen die neue Linienführung dieser Durchgangsstrasse,<br />
welche nun nicht mehr durch ihre<br />
Ortschaft, sondern dem anderen Ufer des Sempacher<br />
Sees entlang führte. 64<br />
Der Bau von neuen chaussee-mässigen Strassen<br />
wirkte sich bisweilen landschaftsverändernd aus:<br />
alte, kurvenreiche Wege wurden geradegezogen,<br />
Senkungen ausgefüllt <strong>und</strong> Bodenwellen ausgeglättet.<br />
Diese neuen Strassen erhielten in der Regel ein<br />
solides Steinbett, darüber eine Lage Kies <strong>und</strong> in der<br />
Mitte der Fahrbahn eine leichte Wölbung, damit<br />
das Regenwasser seitlich abfliessen konnte. 65<br />
Die<br />
Untertanen der einzelnen Gemeinden des Kantons<br />
Luzern hatten (wie auch anderswo) unentgeltlichen<br />
Frondienst für den Strassenbau zu leisten. 66<br />
Die<br />
Verpflichtung zum Strassenbau stiess nicht überall<br />
auf Gegenliebe. Gerade abgelegene Ortschaften, die
nicht direkt von einer neuen Strasse profitierten,<br />
sahen oft nicht ein, warum sie Fronarbeiter für<br />
eine solche Arbeit aufbieten mussten. 67<br />
DER AUSBAU DER LIECHTENSTEINISCHEN<br />
LANDSTRASSE<br />
Auch <strong>im</strong> Gebiet des heutigen Fürstentums Liechtenstein<br />
hatten die Gemeindegenossen innerhalb<br />
ihres Gemeindegebietes Wege <strong>und</strong> Strassen <strong>im</strong><br />
Gemeinwerk (Frondienst) unentgeltlich zu bauen<br />
<strong>und</strong> zu unterhalten. Der Unterhalt der Durchgangsstrasse<br />
war ursprünglich ein Frondienst an die<br />
Landesherrschaft, ebenso wie die Besorgung des<br />
Gütertransportes. 68<br />
Im Jahre 1593 versprach der<br />
Landvogt von Vaduz, sich für die Ausbesserung der<br />
Strassen einzusetzen. 69<br />
Eine der ältesten kartographischen Darstellungen,<br />
die uns Auskunft über das Verkehrsnetz <strong>im</strong><br />
Fürstentum Liechtenstein geben, stammt aus dem<br />
Jahre 1721. 70<br />
Der Schöpfer dieser ersten Landkarte<br />
des neuen Fürstentums, der Basler Johann<br />
Jakob Heber, war damals als Geometer <strong>und</strong> Kartograph<br />
in Lindau tätig. 71<br />
Diese sogenannte «Heber-Karte»<br />
differenziert nicht zwischen häufig<br />
begangenen Wegen <strong>und</strong> tatsächlich befahrbaren<br />
Strassen. So sind zum Beispiel die Fusswege nach<br />
Planken <strong>und</strong> Triesenberg 72<br />
in der Karte ebenso<br />
deutlich eingetragen wie die alte «deutsche Strasse»<br />
von Balzers bis Schaanwald. Dieses Strassenteilstück,<br />
seit 1719 die <strong>liechtenstein</strong>ische Landstrasse,<br />
stellte noch <strong>im</strong> ausgehenden 18. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />
die einzige Wegstrecke dar, die (mit gutem<br />
Gewissen) als mehr oder minder befahrbar bezeichnet<br />
werden konnte. Und dennoch gab es häufig<br />
Klagen über ihren schlechten Zustand. 73<br />
Weitaus detaillierter ist die von Obristleutnant<br />
Kolleffel <strong>im</strong> Jahre 1756 angefertigte Karte, die<br />
allerdings nur die dem Rheintal zugewandte Seite<br />
des Fürstentums (ohne Berggebiete) zeigt. 74<br />
Es ist<br />
aus dieser Karte ersichtlich, dass weite Teile der<br />
Landstrasse - besonders zwischen Schaan <strong>und</strong> Balzers<br />
- auf beiden Seiten von einer Baumallee gesäumt<br />
waren. Diese Baumreihen waren den Zug<br />
DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />
LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />
tieren als Schattenspender natürlich sehr willkommen.<br />
Sehr schön ist auch das Rheinbett mit dem<br />
sich durchschlängelnden Strom eingezeichnet.<br />
Zwischen Triesen <strong>und</strong> Balzers ist erkennbar, wie<br />
bedrohlich nahe dort dieser Fluss an die Landstrasse<br />
herankam.<br />
Im Jahre 1750 hatte die Fürstliche Hofkanzlei in<br />
Wien verschiedene, die Reparatur <strong>und</strong> den Neubau<br />
von Strassen betreffende Best<strong>im</strong>mungen erlassen.<br />
Einleitend stellte die Hofkanzlei fest, dass der Landesherr<br />
keine Verpflichtung zur Aufrechterhaltung<br />
der Landstrassen hätte, wenn diese zu hohe Kosten<br />
58) Weltgeschichte. S. 257 f.<br />
59) Wicki, Luzern <strong>im</strong> 18. Jahrh<strong>und</strong>ert, S. 465.<br />
60) Gräf/Pröve, Reisen in der Frühen Neuzeit, S. 254-256.<br />
61) Wicki. Luzern <strong>im</strong> 18. Jahrh<strong>und</strong>ert, S. 473.<br />
62) Ebenda, S. 469 f.<br />
63) Ebenda. Ein Deichselfuhrwerk ist ein breiterer, schwererer<br />
Wagen mit einer Deichsel, die das Nebeneinanderspannen der<br />
Zugtiere erlaubte. Er gestattete eine günstigere Gewichtsverteilung<br />
auf Achsen <strong>und</strong> Räder, so dass die Strassen auch bei schwereren<br />
Wagen weniger durch Gleisbildung ruiniert werden konnten. - Diese<br />
Wagenform setzte sich nach der Mitte des 18. Jahrh<strong>und</strong>erts allmählich<br />
durch.<br />
64) Ebenda, S. 476 f. Sempach verlor einen wesentlichen Teil seiner<br />
wirtschaftlichen Gr<strong>und</strong>lage. Die Einwohnerzahl der Stadt schrumpfte<br />
in der Folge von 1 959 Seelen <strong>im</strong> Jahre 1745 auf 1 370 Seelen <strong>im</strong><br />
Jahre 1799.<br />
65) Ebenda. S. 473.<br />
66) Ebenda. S. 470.<br />
67) Ebenda, S. 482: Wicki nennt die luzernische Gemeinde Reiden,<br />
die sich dem Frondienst für den Strassenbau widersetzte. Vgl. auch<br />
das <strong>liechtenstein</strong>ische Beispiel Triesenberg. das auf Seite 26 ausführlicher<br />
dargestellt ist.<br />
68) Ospelt, Wirtschaftsgeschichte, S. 327.<br />
69) LLA RA 20/3. Rodordnung von 1593, Punkt 7.<br />
70) Abbildung der Karte bei: Fischer, Landkarte Liechtenstein,<br />
S. 172 (schwarzweiss) sowie bei: Vogt, Brücken zur Vergangenheit,<br />
S. 72 (hier in Farbe).<br />
71) Vogt, Brücken zur Vergangenheit, S. 72.<br />
72) Richtige fahrbare Strassen wurden dorthin nachweislich erst<br />
<strong>im</strong> 19. Jahrh<strong>und</strong>ert errichtet; vgl.: Ospelt, Wirtschaftsgeschichte,<br />
S. 339 f.<br />
73) Vgl. auch S. 27 zweiter Abschnitt sowie S. 32-36.<br />
74) Abbildung der «Kolleffel-Karte» bei: Frick. Liechtenstein-Karten,<br />
S. 182. sowie in Farbe bei: Vogt. Brücken zur Vergangenheit, S. 88 f.<br />
23
verursachen würde. Be<strong>im</strong> Bau von Wegen <strong>und</strong><br />
Strassen sollte auf die Beschaffenheit des Terrains<br />
geachtet <strong>und</strong> nach Möglichkeit eine gerade Linienführung<br />
angestrebt werden. Im Falle einer Strassenerneuerung<br />
müsste zuerst überlegt werden, ob<br />
sich nicht ein besserer Platz für eine neue, bequemere<br />
Route finden lassen würde. Die Arbeit für den<br />
Strassenbau dürfe sich, so die Hofkanzlei, durchaus<br />
auf mehrere Jahre hinaus erstrecken, da die<br />
Untertanen durch diesen Frondienst nicht zu sehr<br />
belastet werden sollten. 75<br />
Der Aktenbestand des <strong>liechtenstein</strong>ischen Landesarchivs<br />
beinhaltet eine Überschlagsrechnung<br />
von 1768 für die Errichtung eines Strassenabschnitts<br />
<strong>im</strong> Raum Bregenz-Dornbirn. Da die dortigen<br />
Verhältnisse mit der Situation in Liechtenstein<br />
durchaus vergleichbar waren <strong>und</strong> ein Strassenbau<br />
<strong>im</strong> unteren Rheintal auch Auswirkungen <strong>im</strong> Verkehrswesen<br />
auf die gesamte Region hatte, ist es<br />
gerechtfertigt, diesem Rechnungsvorschlag ein<br />
besonderes Augenmerk zu schenken. Diese Überschlagsrechnung<br />
enthält auch wertvolle Hinweise<br />
auf die damalige Arbeitsweise be<strong>im</strong> Strassenbau.<br />
Die neue Strasse sollte von der Aach-Brücke bei<br />
Bregenz über Lauterach nach Dornbirn führen.<br />
Der erste Streckenabschnitt bis Lauterach umfasste<br />
730 Klafter, die zweite Teilstrecke beinhaltete 4 330<br />
Klafter. 76<br />
Der hier besprochene Kostenvoranschlag<br />
bezieht sich nur auf das Teilstück von Lauterach<br />
bis nach Dornbirn.<br />
Insgesamt sollten sechzig Fronarbeiter täglich<br />
20 Klafter der endgültigen Fahrbahn herstellen.<br />
Dies bedeutete, dass die ausgeebnete Fahrbahn<br />
nach 217 Arbeitstagen für die folgenden Arbeitsgänge<br />
bereit stehen konnte. Die neu errichtete<br />
Strasse musste vor der Verkiesung mit ungeb<strong>und</strong>enen<br />
«Faschinen» überzogen werden, damit das<br />
Kies später nicht versinken konnte. Dieser Arbeitsvorgang<br />
kann so beschrieben werden: Zuerst wurden<br />
an den Strassenrändern Holzpflöcke in den<br />
Boden gehauen. Darauf wurden Bündel aus Erlen<strong>und</strong><br />
Weidenholz, die sogenannten Faschinen, darüber<br />
gelegt <strong>und</strong> mit Querhölzern verb<strong>und</strong>en. Die<br />
Beschaffung des Bauholzes war kein Problem,<br />
wuchsen diese Erlenstauden doch in grosser Zahl<br />
24<br />
in den Rheinauen. 77<br />
Es wurde geschätzt, dass täglich<br />
60 Strassenklafter mit Faschinen überzogen<br />
werden konnten. Ebenfalls 60 Strassenklafter sollten<br />
täglich bekiest werden. Die Strassenbelagsarbeiten<br />
(Überzug mit Faschinen, Beschotterung)<br />
dauerten folglich je 73 Tage, insgesamt aber nicht<br />
146 Tage, da die Faschinierung <strong>und</strong> Bekiesung teilweise<br />
gleichzeitig vorgenommen werden konnte.<br />
Die Herrschaft übernahm die Kosten für die Inspektoren-<br />
<strong>und</strong> Wegmeisterlöhne (1 031 fl. 45 kr.) 78<br />
sowie für den Unterhalt der Werkzeuge (100 fl.). 79<br />
Die Arbeit für den Strassenbau erfolgte auch hier<br />
als (unentgeltlicher) Frondienst durch die Untertanen.<br />
Die Bauarbeiten an der neuen Strasse, welche<br />
eine direkte Verbindung zwischen den Städten<br />
Dornbirn <strong>und</strong> Bregenz herstellte, schritten offenbar<br />
schnell voran. Es war das Ziel der österreichischen<br />
Obrigkeit, die wirtschaftliche Stellung von Bregenz<br />
auf Kosten der alten Verkehrssiedlung Fussach zu<br />
heben. 80<br />
Von Feldkirch bis zur <strong>liechtenstein</strong>ischen<br />
Grenze erfolgte der Ausbau der Transitroute in den<br />
Jahren 1768 bis 1771. 81<br />
75) LLA RA 6/11/1: Reskript der HKW vom 31. Dezember 1750.<br />
76) LLA RA 6/11/5-6: Kostenvoranschlag von Oberwegmeister<br />
Andreas Eberle; 8. August 1768.<br />
77) Vogt, Brücken zur Vergangenheit, S. 241.<br />
78) LLA RA 6/11/5-6: 217 tägliche Lohnauszahlungen für: Strasseninspektor<br />
(1 fl.), Wegmeister (1 fl. 30 kr.), Unterwegmeister (1 fl. ),<br />
Polier (45 kr.) - das machte zusammen 217 mal 4 fl. 15 kr. = 922 fl.<br />
15 kr.: für die Faschinierung <strong>und</strong> Bekiesung musste ebenfalls je ein<br />
Aufseher mit 45 kr. täglich entlöhnt werden: das ergab nochmals<br />
109 fl. 30 kr. (922 fl. 15 kr. + 109 fl. 30 kr. = 1031 fl. 45 kr.).<br />
79) Ebenda. Für dieses Strassenbauprojekt benötigte man folgende<br />
Werkzeuge: 20 Spaten, zwölf Pickel, 30 Schaufeln, 25 Schubkarren,<br />
drei Radler, 200 Klafter Schnur, sechs Gabeln, ein Hand-Beuel, ein<br />
Wasser-Butte, zwei Eisenrechen, ein Eisenschlegel, sechs Ziehbänder,<br />
zwei Äxte <strong>und</strong> zwölf Dielen (Bretter).<br />
80) Bilgeri, Geschichte Vorarlbergs, Bd. IV, S. 255. Bereits 1768<br />
erklärte das Oberamt Bregenz die alte Fussacher Rheinstrasse «als<br />
nicht mehr existierend». Doch der dadurch erhoffte Aufschwung<br />
blieb teilweise aus; zumindest der von Lindau ausgehende Warenverkehr<br />
ging nun nicht mehr über Österreich, sondern via Rheineck<br />
auf der Schweizer Seite in Richtung Süden durch.<br />
81) Lins, Geschichte Tisis, S. 12 u. 257.
DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />
LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />
Ausschnitt aus der Blasius-<br />
Hueber-Karte von 1783.<br />
Deutlich zu sehen ist die<br />
neu ausgebaute Wegverbindung<br />
zwischen Bregenz<br />
<strong>und</strong> Dornbirn. Es war das<br />
Ziel von Österreich, die<br />
Bedeutung der Stadt<br />
Bregenz zu steigern auf<br />
Kosten der alten Verkehrssiedlung<br />
Fussach am<br />
Bodensee. Vom Norden<br />
her beginnend wurde<br />
<strong>im</strong> Vorarlberger Rheintal<br />
in den Jahren 1768 bis<br />
1771 die gesamte Transitstrasse<br />
erneuert, was<br />
den Druck auf das Fürstentum<br />
Liechtenstein verstärkte,<br />
ebenfalls seine<br />
Landstrasse auszubauen.<br />
25
Mit der Forcierung des Strassenbaus <strong>im</strong> Vorarlberger<br />
Rheintal stieg auch der Druck auf Liechtenstein.<br />
So bat das Vogteiamt in einem <strong>und</strong>atierten,<br />
aber sehr wahrscheinlich aus der Zeit um 1770<br />
stammenden Schreiben das Oberamt um eine<br />
schleunige Erklärung, ob das Land Liechtenstein<br />
den Strassenbau be<strong>im</strong> Schmelzhof bald fortzusetzen<br />
gedachte oder nicht. 82<br />
Das Oberamt schrieb am<br />
22. März 1771, dass betreffend Strassenbau bereits<br />
<strong>im</strong> vorigen Jahr ein Anfang gemacht worden<br />
war. Allerdings beklagten die Beamten die schlechte<br />
Arbeitsdisziplin der Untertanen. Diese erschienen<br />
entweder zu spät oder gar nicht zur Arbeit,<br />
oder sie gingen auch zu früh wieder weg. Die<br />
Untertanen, so die oberamtliche Klage, hatten<br />
«Mähnen» 83<br />
<strong>und</strong> Zugtiere verkauft, nur um die<br />
Fuhrfronen für den Strassenbau nicht verrichten<br />
zu müssen. Dies brachte Unkosten mit sich, da die<br />
Wegmeister <strong>und</strong> Strassenaufseher von der Flerrschaft<br />
bezahlt werden mussten, unabhängig davon,<br />
ob viel oder wenig gearbeitet wurde. 84<br />
Die Behörden<br />
in Vaduz sahen sich deshalb gezwungen, als<br />
Disziplinierungsmassnahme eine Strassenbauordnung<br />
zu erlassen. Diese Ordnung enthielt verschiedene<br />
Vorschriften: So mussten Untertanen, die ihr<br />
Zugvieh verkauft hatten, sich innert drei Wochen<br />
Ersatztiere besorgen. Ansonsten wurden die für sie<br />
vorgesehenen Fuhrfronen an andere Untertanen<br />
weitergegeben, die man dann für diese Tätigkeit<br />
sogar bezahlte. Zum Strassenbau aufgebotene Untertanen<br />
hatten die Verpflichtung, pünktlich zum<br />
Arbeitseinsatz zu erscheinen. Bei Unpünktlichkeit<br />
mussten sie zugunsten des Gemeindesäckels eine<br />
Busse von drei Batzen 85<br />
bezahlen <strong>und</strong> ausserdem<br />
die versäumte Zeit wieder einholen. Triftige Gründe<br />
für das Wegbleiben von der Arbeit mussten<br />
einem Geschworenen vorgebracht werden. Die verlorene<br />
Zeit war auch in diesem Fall einzuholen.<br />
Den Untertanen der Gemeinden Planken <strong>und</strong><br />
Triesenberg 86<br />
wurden gewisse Erleichterungen gewährt:<br />
Diese durften eine St<strong>und</strong>e später zur Arbeit<br />
kommen <strong>und</strong> auch eine St<strong>und</strong>e früher ihre Arbeit<br />
beenden. Streitereien unter den Arbeitern wurden<br />
streng verboten. Den Anweisungen der Aufseher<br />
<strong>und</strong> Wegmeister musste unbedingte Folge geleistet<br />
26<br />
werden. S7<br />
Ein Kontoauszug bestätigte am 4. November<br />
1771 den Baubeginn «auf der Landstrass»<br />
in Liechtenstein. 88<br />
Im folgenden Jahr waren allein<br />
aus Triesenberg 97 Arbeiter be<strong>im</strong> Strassenbau <strong>im</strong><br />
Tal unten <strong>im</strong> Einsatz. 89<br />
Der Frondienst für den Strassenbau blieb in der<br />
Bevölkerung unbeliebt. Die Gemeinde Triesenberg<br />
muckte bereits <strong>im</strong> Juli 1772 auf. Ihre Gemeindeangehörigen<br />
hatten offenbar ihre schuldige Arbeit<br />
für den Strassenbau nicht verrichtet. Die Triesenberger<br />
erklärten, unter dem aufgestellten Platzmeister<br />
90<br />
auch künftig keine Arbeit mehr verrichten zu<br />
wollen. Diese Weigerung der Gemeinde Triesenberg<br />
muss <strong>im</strong> Kontext mit den landwirtschaftlichen<br />
Strukturen dieses Bergdorfes gesehen werden.<br />
Triesenberg, das am Rodverkehr keinen Anteil hatte,<br />
betrieb in erster Linie Viehzucht <strong>und</strong> Alpwirtschaft.<br />
Ein Zahlenbeispiel mag dies illustrieren:<br />
Noch <strong>im</strong> Jahre 1789 zählte man in Triesenberg 725<br />
Rindvieher <strong>und</strong> 319 Schafe, aber keine Pferde <strong>und</strong><br />
auch keine Zugochsen. 91<br />
Das Oberamt äusserte<br />
sich umgehend zum Protest der Gemeinde Triesenberg:<br />
Diese «der Unterthans= Pflicht schnür stracks<br />
zuwider lauffende, ... gantz freche Eusserung wäre<br />
schon ansich Gr<strong>und</strong>, wider Sie Gemeynd nach aller<br />
Schärffe fürzufahren, deren Ungehorsam annoch<br />
aus dem Gr<strong>und</strong> sträflicher wird, weillen die schleunige<br />
Gestaltung der angefangenen Landt= Strassen<br />
erst bey den diesjährig= allgemeinen Creys= Convent<br />
unter Bedrohung des schärffsten Einsehens<br />
wider die Säumigen, auf das nachdrucksamste<br />
neuerlich beschlossen worden.» - Dieses oberamtliche<br />
Zitat ist ein Hinweis darauf, wie ernst es den<br />
Behörden in Vaduz damals war, überregionale Verpflichtungen<br />
- wie ein Kreistagsbeschluss - einzuhalten.<br />
92<br />
Die streikenden Triesenberger Strassenarbeiter<br />
verstiessen nicht nur gegen lokale <strong>liechtenstein</strong>ische<br />
Interessen, sondern - was noch als<br />
schl<strong>im</strong>mer angesehen wurde - sie stellten vertragliche<br />
Abmachungen in Frage, die Liechtenstein mit<br />
anderen Herrschaften vereinbart hatte. - In diesem<br />
Fall beliess es das Oberamt bei einer Verwarnung<br />
<strong>und</strong> der erneuten Aufforderung an die Gemeinde<br />
Triesenberg, künftig (wieder) Arbeiter für den<br />
Strassenbau zur Verfügung zu stellen. 93
Offenbar war bis anhin fleissig gearbeitet worden;<br />
denn ebenfalls <strong>im</strong> Juli 1772 konnte das Oberamt<br />
an die Hofkanzlei in Wien melden, dass man in<br />
den letzten beiden Jahren von den geplanten 5 200<br />
Klaftern Strassenfläche bereits 2 700 Klafter fertiggestellt<br />
hatte. 94<br />
Das Oberamt schlug vor, für die<br />
gesamte Wegstrecke der <strong>liechtenstein</strong>ischen Landstrasse<br />
fünf Wegmeister aufzustellen. Zu ihren Aufgaben<br />
gehörte es zum Beispiel, die Strasse nach<br />
einem Regenwetter zu begutachten <strong>und</strong> dafür zu<br />
sorgen, dass das Wasser durch ausgehobene Ablaufkanäle<br />
aufgefangen wurde. In Übereinst<strong>im</strong>mung<br />
mit den Gepflogenheiten der österreichischen<br />
Nachbarschaft sollten diese Wegmeister mit<br />
24 bis 30 Kreuzern täglich entlöhnt werden. Diese<br />
Lohnauszahlungen sollten bis zur Beendigung der<br />
Bauarbeiten getätigt werden. Für die Zeit danach<br />
sah das Oberamt die Einführung einer neuen Weggeldordnung<br />
vor.<br />
Im Strassenbau <strong>und</strong> besonders <strong>im</strong> Unterhalt der<br />
bisherigen Strassen lag aber <strong>im</strong> Sommer 1772 noch<br />
vieles <strong>im</strong> Argen. Rentmeister Ambrosi 95<br />
schrieb am<br />
28. Juli an Landvogt Ferdinand Johann Funker von<br />
Funkenberg 96<br />
nach Feldkirch. 97<br />
Ambrosi betonte,<br />
dass «einige Strecken» der alten Landstrasse unverzüglich<br />
verbessert werden müssten, sofern man<br />
das Land inskünftig «glücklich» <strong>und</strong> «ungeschädigt»<br />
zu passieren wünschte. Speziell die Fuhrleute,<br />
so Ambrosi, hatten bittere Klagen über die «üble<br />
Weegsame» geführt <strong>und</strong> diese «schümpflich geschmähet».<br />
Nur durch die Schaffung eines sicheren<br />
<strong>und</strong> «bequemlichen» Wegs könnten Zoll- <strong>und</strong> Weggeldeinnahmen<br />
auch inskünftig gesichert werden. 98<br />
Ein weiterer Bericht vom 3. August 1772 rügt <strong>im</strong><br />
Besonderen den Zustand der Landstrasse in Triesen:<br />
«So bleibt die Strecke ober dem Würthshauß"<br />
zu Trießen für beständig eine halsbrecherische Gegend,<br />
wann nicht allda auf Chaussee-Arth ein soli-<br />
82) LLA RA 6/11/8: Vogtciamt Feldkirch an OA; o. D.<br />
S3) Zum Begriff «Mähne» vgl. Gr<strong>im</strong>m, Deutsches Wörterbuch, Bd.<br />
12, Sp. 1461: Der Begriff «Mähne» umriss das gesamte Fuhrwerk.<br />
Diese Deutung findet sich auch bei Frick. M<strong>und</strong>arten. S. 182-184:<br />
«Mit Meni bezeichnete man ein Fuhrwerk ein Gespann mit einem<br />
DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />
LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />
oder zwei Zugtieren, also oder Gespanne.<br />
Weiters unterschied man die drei Kategorien: Roßmeni.<br />
Sliarameiü, Kuameni.»<br />
84) LLA RA 6/11/9: Einleitung zur Strassenbau-Ordnung von 1771.<br />
85) 15 Batzen entsprachen einem Gulden. - Siehe auch: Anhang,<br />
Seite 142 (Geld. Masseinheiten <strong>und</strong> Gewichte).<br />
86) LLA RA 6/11/9.<br />
87) Ebenda.<br />
88) LLA RA 6/11/12.<br />
89) LLA RA 6/11/13-14: Arbeiterlisten des Jahres 1772.<br />
90) Anton Nägele aus Triesen.<br />
91) LLA RA 26/1/13 (1789). Vgl. auch Ausführungen zur Landwirtschaft<br />
<strong>und</strong> Viehzucht auf S. 46-48.<br />
92) Liechtenstein war Mitglied des Schwäbischen Kreises. 1512<br />
wurde das Reich in zehn Kreise aufgeteilt. Im Rahmen der Reichsverfassung<br />
hatten diese Kreise folgende Aufgaben: 1. Sicherung des<br />
Landfriedens, 2. Ausführung (Exekution) der Reichsgerichtsurteile,<br />
3. Wahl der Beisitzer zum Reichskammergericht. 4. Aufstellung <strong>und</strong><br />
Unterhalt des Reichsheeres sowie Aufteilung der vom Reichstag<br />
beschlossenen Militärlasten. 5. Verschiedene Aufgaben der Wirtschaft<br />
sowie dos Steuer-, Polizei- <strong>und</strong> Wohlfahrtswesens (Schulz,<br />
Liechtenstein <strong>im</strong> Schwäbischen Kreis, S. 313).<br />
93) LLA RA 6/11/15: Oberamtliche Klage über das Verhalten der<br />
Gemeinde Triesenberg (7. Juli 1772).<br />
94) LLA RA 6/11/16: OA an HKW (13. Juli 1772). In Vaduz waren<br />
noch 700. in Triesen 1 200 <strong>und</strong> in Balzers 600 Klafter an der Landstrasse<br />
fertig zu stellen. In Balzers. so das Oberamt, war erst <strong>im</strong><br />
Herbst 1771 mit den Strassenarbeiten begonnen worden. Dort war<br />
«die gantze Gemeind [genötigt] auf dem Platz zu erscheinen»;<br />
deshalb hätten sogar die Geschworenen «hinlängliche Gelegenheit»,<br />
«den Erd= Bau zu erlernen».<br />
95) Michel Franz Joseph Ambrosi war seit 1764 Rentmeister in<br />
Vaduz <strong>und</strong> erhielt in dieser Position ein Jahresgehalt von 450<br />
Gulden. Er starb am 14. August 1785; vgl. Tschugmell. Beamte,<br />
S. 53.<br />
96) Ferdinand Jobann Funker v. Funkenberg wurde 1771 <strong>liechtenstein</strong>ischer<br />
Landvogt. Er erhielt einen Jahreslohn von 500 Gulden<br />
plus 48 Gulden Zuschlag für seine Pferde. Funker von Funkenberg<br />
starb am 8. Juni 1775; vgl.: Tschugmell, Beamte, S. 52 <strong>und</strong>: Vogt,<br />
Brücken zur Vergangenheil, S. 83.<br />
97) Die <strong>liechtenstein</strong>ischen Landvögte residierten zeitweise in<br />
Feldkirch. Das dortige «Palais Liechtenstein» befand sich von 1700<br />
bis 1774 <strong>im</strong> Besitz der Fürsten von Liechtenstein. Die Landvögte<br />
wohnten lieber in Feldkirch als in Vaduz, weil sie in der Montfort-<br />
Stadt nicht auf die standesgomässen Annehmlichkeiten verzichten<br />
mussten; vgl.: Vogt, Brücken zur Vergangenheit, S. 90.<br />
98) LLA RA 6/11/1 7: Rentmeister Ambrosi an Landvogt Funker von<br />
Funkenberg in Feldkirch.<br />
99) Gemeint ist wohl das an der Durchgangsstrasse gelegene Wirtshaus<br />
«Sonne».<br />
27
Die Erneuerung der <strong>liechtenstein</strong>ischen<br />
Landstrasse<br />
in den Jahren 1770 bis<br />
1782 brachte es mit sich,<br />
dass manche Strassenabschnitte<br />
begradigt <strong>und</strong><br />
zum Teil sogar verlegt<br />
werden mussten. Diese<br />
Zeichnung aus dem Jahre<br />
1781 zeigt den Verlauf<br />
sowie eine genaue Abmessung<br />
<strong>und</strong> Beschreibung<br />
der Landstrasse bei Nendeln.<br />
Die geplante Begradigung<br />
des gekrümmten<br />
Wegstücks zwischen den<br />
beiden Wirtshäusern stiess<br />
jedoch auf Widerstand, da<br />
private Gr<strong>und</strong>stücke davon<br />
tangiert waren.<br />
28<br />
• 7"72. „<br />
3<br />
au,<br />
-piß, jw K^^liia^JLßi, jag:<br />
:3~ rr^=
DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />
LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN
der Strassenbau angelegt wird». 100<br />
Es war damals<br />
also ein dringender Handlungsbedarf zur Verbesserung<br />
der Landstrasse gegeben. Auf völliges Unverständnis<br />
musste daher das Reskript der Hofkanzlei<br />
Wien vom 11. Juli 1772 stossen, welches<br />
befahl, die Bauarbeiten an der Landstrasse einzustellen.<br />
101<br />
Das Oberamt reagierte postwendend <strong>und</strong><br />
wiederholte - diesmal an die Adresse der Hofkanzlei<br />
gerichtet - die Klagen über den <strong>im</strong>mer noch<br />
ziemlich schlechten Zustand der Verkehrswege:<br />
«vor allem sind die Strassen ... so unwandelbahr,<br />
dass an den meysten Orthen zwey gegen einander<br />
kommende Wagen fast gar nicht, oder doch mit<br />
sehr harther Mühe ausweichen können». 102<br />
Der<br />
vorläufige Stopp des Strassenbaus provozierte das<br />
Vogteiamt Feldkirch am 27. August zu einer Nachfrage.<br />
103<br />
In seiner Antwort darauf legte das Oberamt<br />
die Gründe für den Befehl aus Wien dar: Es<br />
hätte keine gesicherte Rechnung über die Kosten<br />
vorgelegen. Im weiteren vermutete das Oberamt,<br />
dass die Untätigkeit der bündnerischen Behörden<br />
<strong>im</strong> Strassenbau ebenfalls mit dazu beitrug, dass die<br />
Hofkanzlei den Befehl gab, in Liechtenstein die<br />
Bauarbeiten an der Landstrasse einzustellen. 104<br />
Die begradigte Landstrasse<br />
durch Nendeln,<br />
Zustand um 1930. Links<br />
die 1941 abgerissene<br />
Kapelle aus dem 17. Jahrh<strong>und</strong>ert,<br />
dahinter die<br />
Zuschg in unmittelbarer<br />
Nähe zum Wirtshaus<br />
«Löwen»<br />
30<br />
In den folgenden Jahren ging es nur zögerlich<br />
mit dem Ausbau der Landstrasse vorwärts. So<br />
erfolgten in den Jahren 1774 <strong>und</strong> 1776 oberamtliche<br />
Befehle an die Gemeinden, wonach bei einem<br />
Stillstand <strong>im</strong> Strassenbau die Arbeiter das gesamte<br />
Werkgeschirr dem Wegmeister zur Verwahrung<br />
zurückgeben sollten. 105<br />
Offenbar erst um 1780 erfolgte<br />
der weitere Ausbau der Landstrasse. Krönende<br />
Schlusspunkte dieser Aktivitäten waren der<br />
Erlass einer neuen Weggeldordnung sowie von<br />
neuen Rodordnungen in den Jahren 1781 <strong>und</strong><br />
1782. 106<br />
Für den Ausbau der Landstrasse musste teilweise<br />
privater Gr<strong>und</strong> <strong>und</strong> Boden beschlagnahmt<br />
werden. Dies kann als weiteres Indiz dafür gelten,<br />
dass der Strassenbau bei den einhe<strong>im</strong>ischen Bauern<br />
nicht gerade auf Gegenliebe stiess. Für eine um<br />
1770 erfolgte Enteignung in Balzers verlangten die<br />
betroffenen Familien noch zwanzig Jahre später<br />
finanzielle Entschädigung durch den Staat. Sie beriefen<br />
sich dabei auf Versprechungen, welche ihnen<br />
die Landvögte Funkner von Funkenberg <strong>und</strong><br />
Gilm von Rosenegg 107<br />
gemacht hatten. Insgesamt<br />
wurde für 144 Klafter an hergegebenem Boden (bei
einem Klafterpreis von 36 Kreuzern) eine Entschädigungssumme<br />
von 159 Gulden <strong>und</strong> 30 Kreuzern<br />
verlangt. 108<br />
Rentmeister Fritz 109<br />
nahm am 17. Mai<br />
1791 zu diesen Geldforderungen Stellung. Er kam<br />
auf die <strong>im</strong> Jahre 1770 erfolgten Enteignungen zu<br />
sprechen, berief sich aber darauf, dass damals niemandem<br />
Entschädigung versprochen worden war.<br />
Erst <strong>im</strong> Jahre 1780, als der Fürst die Herstellung<br />
einer chaussee-mässigen Kommerzialstrasse durch<br />
Liechtenstein befohlen hatte, war den Untertanen<br />
eine Entschädigung für die wegen des Strassenbaus<br />
beschlagnahmten Gr<strong>und</strong>stücke gr<strong>und</strong>sätzlich<br />
gewährt worden. 110<br />
Das hatte jedoch keine Rückwirkung<br />
auf früher erfolgte Enteignungen. Deshalb<br />
wurde das Gesuch der Balzner Bürger am 22. Oktober<br />
1791 abgelehnt. 111<br />
Schwierigkeiten bereitete die Linienführung der<br />
Landstrasse in Nendeln. Bereits der oberamtliche<br />
Bericht an die Hofkanzlei vom 3. August 1772 hatte<br />
darauf hingewiesen, dass das Strassenstück<br />
zwischen den beiden Wirtshäusern in Nendeln «ein<br />
<strong>im</strong>mer wehrender nicht abzuleithender Sumpf [geworden]<br />
<strong>und</strong> Winters- <strong>und</strong> Sommerszeith zum Versinken<br />
[war]». 112<br />
Das Oberamt schlug sodann vor,<br />
dieses Strassenstück zu verlegen, <strong>und</strong> zwar näher<br />
an den Berghang, wo schon ein 20 Klafter langer<br />
Fussweg hindurchführte. 113<br />
Gleichzeitig regte das<br />
Oberamt an, den betroffenen Eigentümern, die hier<br />
Boden weggeben müssten, eine Entschädigung zu<br />
geben. 114<br />
An einen Baubeginn war jedoch vorerst<br />
nicht zu denken. Die Frage um die Ausbesserung<br />
<strong>und</strong> teilweise Verlegung der Landstrasse in Nendeln<br />
beschäftigte die Amtsstellen sowie die direkt<br />
betroffenen Anwohnerinnen <strong>und</strong> Anwohner noch<br />
die folgenden Jahrzehnte. Sowohl in Eschen wie<br />
auch in Nendeln regte sich Widerstand: Adam<br />
Kranz sowie Josephus Thöni aus Nendeln protestierten<br />
gegen die geplante neue Linienführung der<br />
Landstrassse, weil diese ihre Gr<strong>und</strong>stücke durchquerte.<br />
115<br />
Doch auch für die Gemeinde Eschen, zu<br />
der Nendeln gehört, war die Ausführung dieser<br />
Planung keine populäre Angelegenheit. Die Bewohnerschaft<br />
der gesamten Gemeinde Eschen hätte für<br />
den Bau <strong>und</strong> Unterhalt der Strasse aufkommen<br />
müssen, <strong>und</strong> Eschen argumentierte, dass von den<br />
DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />
LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />
136 Haushaltungen in der Gemeinde lediglich neun<br />
an dieser Strasse in Nendeln liegen würden. Folglich<br />
war die Gemeinde Eschen nicht bereit, diese<br />
Arbeitsleistung auf eigene Kosten zu erbringen. 116<br />
Der Fürst befahl schliesslich <strong>im</strong> April 1801 «die<br />
100) Vgl. LLA RA 6/11/18.<br />
101) Das Schreiben der HKW ist nicht <strong>im</strong> LLA vorhanden, es wird<br />
aber darauf genommen <strong>im</strong> Schreiben des OA vom 3. August 1772:<br />
LLA RA 6/11/18.<br />
102) Ebenda.<br />
103) LLA RA 6/11/20: Vogteiamt an OA, 27. August 1772.<br />
104) Ebenda.<br />
105) LLA RA 6/11/24-25, 14. Juli 1774, sowie LLA RA 6/11/27.<br />
15. Juni 1776.<br />
106) Ospelt, Wirtschaftsgeschichte. S. 334 f. sowie S. 338. - Zum<br />
Thema «Weggelder» siehe auch S. 50-54 in dieser Arbeit: die<br />
Rodordnung von 1 782 ist auf S. 88 f. dargestellt <strong>und</strong> besprochen.<br />
107) Liechtensteinischer Landvogt 1775 bis 1789; vgl. Tschugmell.<br />
Beamte. S. 52.<br />
108) LLA RA 6/11/105 (datiert: 9. Mai 1790). Schadenersatzforderung<br />
von: Joseph Anton <strong>und</strong> Gregor Brunhart (zwei Brüder), Anton<br />
Frömmelt. Christian Willi, Alton Vogt, Alt-Landammann Egidy Nipp<br />
sowie Alt-Richter Anton Kaufmann. (Achtung: Die genannte Summe<br />
beinhaltet noch die Forderung einer Zinszahlung für 17 Jahre in der<br />
Höhe von 73 Gulden <strong>und</strong> 6 Kreuzern!)<br />
109) Rentmeister Joseph Fritz stammte aus Dalaas (Vorarlberg). Von<br />
1775 bis 1785 fungierte er als Amtsschreiber <strong>und</strong> von 1785 bis 1804<br />
als Rentmeister; vgl. Tschugmell. Beamte, S. 53 f.<br />
110) LLA RA 6/11/112: Stellungnahme von Rentmeister Fritz. - Der<br />
Fürst hatte 1780 beschlossen, dass jedem Untertanen, der Boden für<br />
den Strassenbau hergeben musste. «nach unparteiischer Schätzung<br />
der Ortsvorsteher» eine Entschädigung aus der Rentamtskasse<br />
bezahlt werden musste.<br />
111) Notiz der HKW auf der letzten Seite des Dokuments<br />
LLA RA 6/11/105.<br />
11 2) LLA RA 6/11/18: OA an HKW. Naheliegend ist, dass der zwischen<br />
den beiden Nendler Wirtshäusern «Engel» <strong>und</strong> «Löwen»<br />
durchfliessende Dorfbach die Landstrasse <strong>im</strong>mer wieder durchnässte<br />
oder gar überflutete.<br />
113) Ebenda. Vgl. Planskizze mit genauer Beschreibung der bestehenden<br />
Strasse sowie der geplanten Wegverbindung in Nendeln:<br />
LLA RA 6/11/36. 22. Oktober 1781, abgebildet auf S. 28 f.<br />
114) LLA RA 6/11/18: OA an HKW<br />
115) LLA RA 6/11/30: Schreiben von Adam Kranz <strong>und</strong> Josephus<br />
Thöni aus Nendeln an das OA. 29. August 1781.<br />
116) LLA RA 6/11/170; Bericht des OA an die HKW, 1. April 1801.<br />
31
Schreiben des Weggeldeinnehmers<br />
Joseph Wolfmger<br />
aus dem Jahre 1798, in<br />
welchem er sich beklagte,<br />
dass die passierenden<br />
Fuhrleute sich weigerten,<br />
das Weggeld zu bezahlen;<br />
Gr<strong>und</strong> für diese Weigerung<br />
war der schlechte Zustand<br />
der Landstrasse, insbesondere<br />
in Balzers<br />
Adressat des Schreibens<br />
von Joseph Wolfinger war<br />
das Fürstliche Oberamt in<br />
Vaduz<br />
32<br />
-ikrvf Qy--£*** vw~% \r*» >/ .. ....<br />
!yf' ^ • y ,yy .
efindlichen Burg gehörten. 124<br />
Das Vogteiamt Feldkirch<br />
forderte, dass mit dem Bau dieser Anhangstrasse<br />
- zwecks Klärung dieser rechtlichen Fragen<br />
- noch zugewartet werden sollte. 125<br />
Das Oberamt<br />
in Vaduz schrieb den Behörden in Feldkirch, dass<br />
nun mit den Bauarbeiten begonnen werden sollte.<br />
Die Bauern wären zur Zeit mit Feldarbeit nicht<br />
so sehr beansprucht <strong>und</strong> es wäre folglich der<br />
beste Zeitpunkt für den Strassenbau. Für die noch<br />
ungeklärte Rechtsfrage in Bezug auf die Gutenberg'schen<br />
Güter könne einstweilen eine Zwischenlösung<br />
gef<strong>und</strong>en werden. 126<br />
Es wurden schliesslich<br />
auch diejenigen Balzner Untertanen, die für diesen<br />
Strassenbau Boden hergeben mussten, finanziell<br />
entschädigt. 127<br />
Versäumnisse <strong>im</strong> Strassenunterhalt gaben <strong>im</strong>mer<br />
wieder Anlass zu Klagen. Am 28. Januar 1792<br />
beispielsweise befahl das Oberamt den Gemeinden<br />
Vaduz, Triesen <strong>und</strong> Balzers die Bekiesung der<br />
Strassen. Die Untertanen dieser Gemeinden sollten<br />
wöchentlich zwei halbe Tage für die Ausführung<br />
dieser Arbeit einsetzen. 128<br />
Offenbar nicht besser<br />
war es um den Zustand der Landstrassen <strong>im</strong><br />
Unterland bestellt. So wurde am 20. April 1793 der<br />
Landammann der Herrschaft Schellenberg aufgefordert,<br />
die Bekiesung «seiner» Strassen zu veranlassen.<br />
Der schlechte Zustand der Verkehrsverbindungen<br />
in der Herrschaft Schellenberg sei eine<br />
Schande <strong>und</strong> ziehe die Klagen der Nachbarschaft<br />
auf sich. 129<br />
Ebenfalls 1793 wurden die Vorsteher<br />
der Gemeinde Vaduz gerügt, sie hätten bei den<br />
Strassen «biesher keine Ordnung gehalten». 130<br />
Joseph Wolfmger aus Balzers stellte <strong>im</strong> Jahre 1798<br />
fest, dass der schlechte Zustand der Strasse durch<br />
Balzers die Fuhrleute davon abhalten würde, das<br />
Weggeld 131<br />
ordnungsgemäss zu entrichten: 132<br />
«[Joseph Wolfinger besagt, dass er]
Bericht aus dem Jahre 1800 belegt die Weigerung<br />
der auswärtigen Fuhrleute, das Weggeld zu bezahlen.<br />
137<br />
Joseph Wolfmger erhielt sodann die oberamtliche<br />
Weisung, alle Verweigerer von Weggeldzahlungen<br />
sorgfältig zu notieren. 138<br />
Konkrete Ausbesserungen<br />
an der Landstrasse wurden in diesen<br />
Jahren wohl nicht vorgenommen, da die <strong>liechtenstein</strong>ische<br />
Bevölkerung in den Jahren 1799 <strong>und</strong><br />
1800 andere Schwierigkeiten zu bewältigen hatte,<br />
so die sehr schweren Auswirkungen der Einfälle<br />
französischer Truppen.' 39<br />
Wir haben bereits gesehen, dass die mangelhafte<br />
Qualität der <strong>liechtenstein</strong>ischen Landstrasse<br />
den durchpassierenden Fuhrleuten <strong>im</strong>mer ein<br />
Dorn <strong>im</strong> Auge war. Von oberamtlicher Seite wurde<br />
aber nun zusätzlich auch die fehlende Ordnung <strong>im</strong><br />
Bereich der Strassenumgebung kritisiert. So hatte<br />
das Oberamt bereits 1798 festgestellt, dass die Waldungen<br />
zu nahe an die Landstrasse herangewachsen<br />
waren. Ebenso waren aus den Hecken der<br />
Hauseigentümer regelrechte Bäume geworden. Das<br />
führe, so beklagte das Oberamt, <strong>im</strong>mer mehr zu<br />
Sichtbehinderungen auf der Strasse. 140<br />
Schon <strong>im</strong><br />
Jahre 1779 hatten die Vaduzer Behörden angeordnet,<br />
dass alle Bäume, aber auch die Zäune, 15<br />
Schuh vom Strassenport entfernt sein mussten. Da<br />
dieser obrigkeitliche Befehl nicht ausgeführt wurde,<br />
musste er <strong>im</strong> Jahre 1806 nochmals wiederholt<br />
werden. 141<br />
Kolorierte Planskizze<br />
der Ortschaften Balzers<br />
<strong>und</strong> Mäls aus der Zeit um<br />
1794/1795 mit dem<br />
orangegelb eingezeichneten<br />
Hügel der Burg Gutenberg<br />
in der Mitte. Mehrere<br />
Wegverbindungen sind<br />
eingetragen, die Darstellung<br />
erlaubt jedoch keine<br />
Rückschlüsse auf deren<br />
Qualität.<br />
34<br />
Die Skizze scheint noch<br />
vor dem Dorfbrand entstanden<br />
zu sein, jedenfalls<br />
ist die 1795 abgebrannte<br />
alte Kirche deutlich eingetragen.<br />
Die einhe<strong>im</strong>ischen Bauern <strong>und</strong> Fuhrleute konnten<br />
der Pflicht zum Strassenbau <strong>und</strong> Strassenunterhalt<br />
meist nur mangelhaft nachkommen. Zu oft<br />
verhinderte der ohnehin beschwerliche Alltag dieser<br />
Menschen solche zusätzlichen Arbeitseinsätze.<br />
Auch finanziell waren die Lasten für die Bevölkerung<br />
<strong>im</strong> späten 18. Jahrh<strong>und</strong>ert unerträglich gross<br />
geworden. Auf eine Bittschrift der Untertanen hin<br />
hatte dann die Fürstliche Rentkassa 1798 den<br />
Unterhalt der Landstrasse ausserhalb der Ortschaften<br />
übernommen. 142<br />
In dringenden Fällen wurde<br />
nun die Landstrasse von Lohnarbeitern repariert.<br />
143<br />
Die Pflicht der Bevölkerung, <strong>im</strong> unentgeltlichen<br />
Frondienst Bau- <strong>und</strong> Unterhaltsarbeiten für<br />
die <strong>liechtenstein</strong>ischen Verkehrswege zu leisten,<br />
hatte dennoch bis ins Revolutionsjahr 1848 Bestand.<br />
144<br />
Weitere Strassenbauten, die aber nicht nur eine<br />
wirtschaftliche, sondern auch eine militärische Bedeutung<br />
hatten, wurden <strong>im</strong> frühen 19. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />
realisiert. So wurde zwischen Eschen <strong>und</strong> Nendeln<br />
auf Druck des österreichischen Militärs eine neue<br />
Fahrstrasse gebaut. 145<br />
1809 entstand die Anhangstrasse,<br />
welche das Möliholz mit der Burgerauer<br />
Rheinfähre verband. Ungefähr zur selben Zeit wurde<br />
eine fahrbare Strasse nach Planken erstellt. Bezüglich<br />
Zustand <strong>und</strong> Ausbau des <strong>liechtenstein</strong>ischen<br />
Strassenbildes zeigte sich um 1820 das in<br />
der nachfolgenden Tabelle angegebene Bild. 146<br />
137) ILA RA 6/11/165: Brief von Joseph Wolfmger an das OA in<br />
Vaduz. 2. Februar 1800.<br />
138) Ebenda. Notiz des OA zum Brief des Weggeldeinnehmers<br />
Joseph Wolfmger.<br />
139) Vgl. hierzu die Ausführungen auf S. 132-134.<br />
140) LLA RA 6/11/150: Notiz des OA vom 23. Juli 1798.<br />
141) LLA RA 6/11/188: Befehl des OA vom 9. August 1806. - Eine<br />
erste oberamtlicho Anordnung von 1779 (vgl. LLA RA 6/11/155)<br />
wurde offenbar nicht befolgt.<br />
142) Ospelt, Wirtschaftsgeschichte. S. 337.<br />
143) Ebenda, S. 337 f.<br />
144) Ebenda. S. 338.<br />
145) Ebenda.<br />
146) Ebenda. S. 338 f.
DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />
LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />
35
Tabelle 1: Diese Tabelle<br />
zeigt, dass um 1820 zwar<br />
die Landstrasse ein passabel<br />
befahrbarer Transitweg<br />
war, dass es sich<br />
bei vielen Nebenstrassen<br />
in Liechtenstein aber<br />
lediglich um schwer passierbare<br />
Trampelpfade<br />
oder um morastige Feldwege<br />
handelte<br />
DER RHEIN ALS TRENN- UND<br />
VERBINDUNGSLINIE<br />
Strasse<br />
«Hauptchaussee» (Landstrasse)<br />
Balzner Post-Mäls-Rheinfähre Trübbach<br />
Moliholz-Burgerauer Rheinfähre<br />
Nendeln-Eschen-Rofaberg-Bendern-Fähre<br />
Eschen-Mauren-österr. Grenze-Hub<br />
Rofaberg-Schönabüel-Mösma-Schellenberg-österreichische<br />
Grenze-Fresch<br />
Bendern-Schellenberg<br />
Bendern-Ruggell-österr. Grenze-Bangs<br />
Schaan-Planken<br />
Total Liechtenstein<br />
Bis ins frühe 19. Jahrh<strong>und</strong>ert diente der Rhein<br />
oberhalb des Bodensees als Schifffahrtsstrasse.<br />
Vom Bodensee kommende Güter wurden bis Bauern<br />
bei Hohenems auf Booten transportiert. Von<br />
Bauern gingen die Waren <strong>im</strong> Fuhrwerksverkehr<br />
weiter in Richtung Süden. Die Bedingungen für die<br />
Schifffahrt auf dem Rhein verschlechterten sich<br />
jedoch <strong>im</strong> Laufe der Zeit: Raubbauartiger Holzschlag<br />
in Graubünden bewirkte eine zunehmende<br />
Geschiebezufuhr <strong>und</strong> Aufschüttung des Flussbettes.<br />
147<br />
Noch weiter oben, auf der Höhe des Fürstentums<br />
Liechtenstein, fand zwar keine Schifffahrt<br />
mehr statt, aber dafür verkehrten in diesem Flussabschnitt<br />
zahlreiche Flosse. Im Flossverkehr gingen<br />
verschiedene Waren wie Holz <strong>und</strong> Getreide von<br />
Chur ins Bodenseegebiet. Betreffend Holztransporte<br />
schlössen Gemeinden des Bündner Oberlandes<br />
häufig Verträge ab mit Holzhändlern aus dem St.<br />
Gallischen Rheintal, aber auch mit Flössern von<br />
Bonaduz, Ems, Tamins <strong>und</strong> Felsberg. Wichtige Haltestellen<br />
in der Rheinflossfahrt lagen bei Trübbach<br />
sowie bei Rheineck. 148<br />
Die Flosse, die in der Regel 9<br />
Meter lang <strong>und</strong> 6 Meter breit waren, wurden zumeist<br />
in Rheineck billig verkauft, da man sie nur<br />
mit grösster Mühe hätte zurückführen können. 149<br />
36<br />
Länge (in Klafter)<br />
10 813<br />
1 695<br />
973<br />
6 610<br />
1 766<br />
2 110<br />
1 306<br />
2 809<br />
1 840<br />
27 838<br />
davon gut befahrbar<br />
hergestellt<br />
10 813<br />
695<br />
973<br />
1 087<br />
162<br />
332<br />
2 709<br />
1 300<br />
18 513<br />
Besonders rege war der Flossverkehr auf dem<br />
Rhein <strong>im</strong> Hungerjahr 1771. Täglich gelangten umfangreiche<br />
Kornfuhren aus Italien über die Alpenpässe<br />
nach Graubünden. Die Churer Spediteure<br />
Bavier, Massner <strong>und</strong> Laurer Hessen in jenem Jahr<br />
2 475 Saum Korn durch Fuhrwerke <strong>und</strong> r<strong>und</strong> 600<br />
Saum Korn durch Flosse den Kaufleuten der Azmooser<br />
Firma Mathias Sulser & Cie. zwecks Weiterbeförderung<br />
ins untere Rheintal zukommen. 150<br />
Diese Zahlen sind interessant, geben sie doch einen<br />
guten Vergleich über die Warenmengen, welche auf<br />
dem Landweg beziehungsweise auf dem Wasserweg<br />
befördert wurden. Konkret heisst das, dass in<br />
diesem Fall knapp 18 Prozent des Transitverkehrs<br />
auf dem Wasserweg <strong>und</strong> über 82 Prozent auf dem<br />
Landweg abgewickelt wurden. Ein einzelnes Floss<br />
wurde normalerweise nicht mit mehr als 15 Saum<br />
beladen. 151<br />
Der Waren- <strong>und</strong> insbesondere der Personenverkehr<br />
ging aber nicht nur der Wasserstrasse des<br />
Rheins entlang. Immer schon suchten die Bewohner/innen<br />
nach günstigen Möglichkeiten zur Überquerung<br />
dieses Flusses. Vor dem Bau von festen<br />
Brücken konnte der Rhein nur mittels einer Fähre<br />
oder bei einer Furt überquert werden.<br />
Zum Thema Rheinfurten finden sich nur selten<br />
Hinweise in den Quellen. 152<br />
Dies ist wohl damit zu<br />
erklären, dass die Furten sich nicht durch eine
hohe Beständigkeit <strong>und</strong> Lebensdauer auswiesen.<br />
Solche Übergänge wurden nicht durch bauliche<br />
Massnahmen gebildet. Vor der grossen Rheinkorrektur<br />
in der zweiten Hälfte des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />
veränderte sich das Flussbett ständig. Der Fluss<br />
«mäandrierte» <strong>und</strong> suchte sich den Weg des geringsten<br />
Widerstands. Dabei entstanden auf natürliche<br />
Weise Stellen, wo der Fluss weniger tief war<br />
<strong>und</strong> folglich durchwatet werden konnte. Ein Hochwasser<br />
konnte indes die Situation völlig verändern:<br />
Dort, wo früher der Wasserstand am höchsten war,<br />
konnte nun eine Sandbank liegen <strong>und</strong> umgekehrt.<br />
Bei Niedrigwasser, in den Monaten Januar bis<br />
März, war der Rhein zwischen dem Bodensee <strong>und</strong><br />
Chur an etwa zwölf Orten «furtbar» (besonders <strong>im</strong><br />
Abschnitt Tardisbrücke 153<br />
- Trübbach sowie unterhalb<br />
von Montlingen). Die Rheinkorrektion <strong>im</strong> späteren<br />
19. Jahrh<strong>und</strong>ert verengte das Flussbett <strong>und</strong><br />
bewirkte so eine Erhöhung der Fliessgeschwindigkeit<br />
<strong>und</strong> der Transportkraft des Rheins. Folglich<br />
konnten sich kaum noch Furten bilden.<br />
In vorreformatorischer Zeit umfasste die Pfarrei<br />
Bendern auch linksrheinische Gebiete, <strong>und</strong> zwar<br />
die Ortschaften Sennwald (bis 1422), Salez (bis<br />
1514) <strong>und</strong> Haag (bis 1637). 154<br />
Es bestand somit für<br />
die Angehörigen dieser drei Ortschaften die Notwendigkeit,<br />
zwecks Gottesdienstbesuch in Bendern<br />
den Rhein zu überqueren. Sie taten dies mit Hilfe<br />
einer Fähre. Dieser Rheinübergang Haag-Bendern<br />
gewann noch zusätzliche Bedeutung infolge Inanspruchnahme<br />
durch zahlreiche Pilger/innen. Bendern<br />
lag an der Pilgerroute, die von Tirol <strong>und</strong> Vorarlberg<br />
nach Einsiedeln führte. 155<br />
Umgekehrt war<br />
Bendern selbst zeitweise ein lokaler Wallfahrtsort,<br />
so zum Beispiel <strong>im</strong> 16. Jahrh<strong>und</strong>ert für die innerhalb<br />
des heutigen Bezirkes Werdenberg katholisch<br />
gebliebenen Einwohner von Garns. 156<br />
Die übrigen<br />
Ortschaften des Bezirkes Werdenberg waren <strong>im</strong> 16.<br />
<strong>und</strong> 17. Jahrh<strong>und</strong>ert zur Reformation übergetreten.<br />
Der Rhein bildete folglich zwischen den Landschaften<br />
Vaduz <strong>und</strong> Schellenberg einerseits sowie<br />
der Herrschaft Werdenberg andererseits nicht nur<br />
eine geographische, sondern auch eine konfessionelle<br />
Trennlinie. Auf den Personen- <strong>und</strong> Warenverkehr<br />
hatte dies eher ungünstige Auswirkungen, zu<br />
DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />
LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />
mal die beidseitigen Obrigkeiten grenzüberschreitende<br />
Kontakte eher behinderten als förderten. 157<br />
Die erste Erwähnung des Fährbetriebs auf dem<br />
Rhein ist <strong>im</strong> Rätischen Urbar des 9. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />
zu finden. Unter der Gemeinde Schaan ist der Hinweis<br />
zu finden: «Jedes von den 7 Dörfern entrichtet<br />
da für das Fronschiff einen Denar». 158<br />
Noch <strong>im</strong> 17.<br />
Jahrh<strong>und</strong>ert wurde eine alte, abgegangene «Fahr»<br />
bei Gamprin erwähnt, die offenbar älter als jene in<br />
Bendern war. 159<br />
Insgesamt gab es zwischen Trübbach<br />
<strong>und</strong> Büchel fünf (nach 1850 sogar sechs)<br />
Fähren: die erste zwischen Trübbach <strong>und</strong> Balzers,<br />
die zweite zwischen der Burgerau <strong>und</strong> dem Möliholz,<br />
die dritte zwischen Haag <strong>und</strong> Bendern, die<br />
vierte zwischen Ruggell <strong>und</strong> Salez <strong>und</strong> die fünfte<br />
zwischen Ober-Büchel <strong>und</strong> Bangs (in der jeweils<br />
erstgenannten Ortschaft war die Fähre stationiert).<br />
Die letztgenannte fünfte Fähre hatte eine nicht unbedeutende<br />
Stellung, stellte sie doch eine Verkehrsverbindung<br />
zwischen den Städten Feldkirch <strong>und</strong><br />
Altstätten her. Der Fährübergang zwischen Burgerau<br />
<strong>und</strong> dem Möliholz wurde erst zu Beginn des<br />
147) Ebenda. S. 340.<br />
148) Kuratli, Loreleifelsen <strong>im</strong> St. Galler Oberland. S. 166.<br />
149) Ebenda.<br />
150) Ebenda.<br />
151) Ebenda.<br />
152) Die folgenden Ausführungen stützen sich weitgehend auf: Vogt,<br />
Werdenberg-Liechtenstein, S. 155.<br />
153) Zur Tardisbrücke: vgl. Ausführungen auf S. 21.<br />
154) Poeschel, Liechtenstein, S. 242. Fussnote 1. Haag trat erst <strong>im</strong><br />
17. Jahrh<strong>und</strong>ert zum neuen Glauben über.<br />
155) Vogt, Werdenberg-Liechtenstein, S. 154. Dieser Wallfahrtsweg<br />
führte über Feldkirch, das Thurtal <strong>und</strong> den Rickenpass.<br />
156) Aebi, Sennwald, S. 33 <strong>und</strong> Schafnauser, Der Rhein <strong>und</strong> seine<br />
Verkehrsstellung, S. 120. Im Jahre 1587 ereignete sich ein grauenvolles<br />
Unglück bei einer versuchten Rheinüberquerung. Ein Pilgerschiff<br />
mit 115 Personen (meist aus Garns) verunglückte. Mindestens<br />
85 Menschen ertranken.<br />
157) Vogt. Werdenberg-Liechtenstein. S. 154.<br />
158) LUB I. Teil, Bd. 1, S. 41 u. 43. Übersetzung aus dem lateinischen<br />
Originaltext.<br />
159) Schafhauser, Der Rhein <strong>und</strong> seine Verkehrsstellung, S. 120.<br />
37
Diese Karte aus dem Jahre<br />
1800 zeigt einerseits den<br />
Verlauf der <strong>liechtenstein</strong>ischen<br />
Landstrasse <strong>und</strong><br />
andererseits den mäandrierenden<br />
Rhein, dessen<br />
Flussbett sich stetig änderte.<br />
Auffallend sind die<br />
dicht bewaldeten Rheinauen<br />
<strong>im</strong> Raum Triesen<br />
<strong>und</strong> Vaduz. Noch verband<br />
keine Brücke Liechtenstein<br />
mit der anderen Rheintalseite.<br />
18. Jahrh<strong>und</strong>erts eingerichtet. Dieser neuen Fähre<br />
erwuchs sogleich Widerstand von Seiten der<br />
Schiffsleute der benachbarten Fähren von Trübbach<br />
nach Balzers sowie von Haag nach Bendern.<br />
Bis ins Jahr 1793 durfte die neue Fähre Burgerau-Möliholz<br />
nur Personen befördern. Dann aber<br />
erhielt sie dieselben Rechte <strong>und</strong> Pflichten wie die<br />
beiden älteren Fähren. 160<br />
Der Standort dieser Fähre<br />
zwischen Burgerau <strong>und</strong> Möliholz blieb unbefriedigend,<br />
weil sie nicht grössere Siedlungszentren direkt<br />
miteinander verband. Im Jahre 1850 schliesslich<br />
beschlossen die Schifffahrtspächter in eigener<br />
Regie, die Fähre weiter nördlich an die Stelle der<br />
heutigen Strassenbrücke von Schaan nach Buchs<br />
zu verlegen. 161<br />
Noch <strong>im</strong> selben Jahr wurde neu eine<br />
Fähre zwischen Vaduz <strong>und</strong> Sevelen eingerichtet. 162<br />
Die Fährrechte für die Übergänge bei Trübbach<br />
<strong>und</strong> Haag waren einst <strong>im</strong> Besitz der Herren von<br />
Werdenberg. Durch den Verkauf der Herrschaft <strong>im</strong><br />
Jahre 1517 gingen diese Rechte von Werdenberg<br />
auf den Stand Glarus über. Im Jahre 1803 erwarb<br />
sie schliesslich der neu gegründete Kanton St. Gallen.<br />
163<br />
Die Herrschaft Schellenberg ihrerseits besass<br />
die Rechte an den Fähren von Ruggell nach<br />
Salez sowie Bangs nach Büchel. 164<br />
Beidseitige<br />
Obrigkeiten verliehen die jeweiligen Fährrechte an<br />
best<strong>im</strong>mte Untertanen. Die Rheinfähre von Ruggell<br />
nach Salez wurde <strong>im</strong> 17. Jahrh<strong>und</strong>ert von einem<br />
38<br />
gewissen «Spiegier» unterhalten, der jedoch 1668<br />
(als in den Herrschaften Schellenberg <strong>und</strong> Vaduz<br />
zahlreiche Hexenprozesse stattfanden) «malefizisch<br />
hingericht[et]» wurde. 165<br />
Die Fähre wurde<br />
darauf hin konfisziert <strong>und</strong> einem Hans Büchel als<br />
Schupflehen übergeben. 166<br />
Im Jahre 1687 wurde<br />
die Fähre der Familie Büchel als Erblehen verkauft.<br />
167<br />
Dieses Lehensverhältnis blieb bis zu seiner<br />
Auflösung <strong>im</strong> Jahre 1894 bestehen. 168<br />
Ein Fährboot hatte eine ungefähre Lebensdauer<br />
von zehn Jahren. 169<br />
Manche Fährstationen - so<br />
etwa Trübbach, Sevelen, Buchs, Haag <strong>und</strong> Büchel -<br />
besassen zwei Boote: einen sogenannten «Weidling»,<br />
mit dem 10 bis 15 Personen (bzw. 15 bis 20<br />
Zentner) über den Rhein geführt werden konnten,<br />
sowie ein grösseres Boot, mit dem auch Tiere <strong>und</strong><br />
leichtere Wagen befördert werden konnten. 170<br />
Die<br />
Fährleute erhoben für den Transport von Menschen<br />
<strong>und</strong> Fuhrwerken Gebühren. So galten <strong>im</strong><br />
Jahre 1654 für die Rheinüberquerung bei Trübbach<br />
folgende Tarife: eine «Ledi» kostete 20, ein<br />
leerer Wagen mit vier Pferden zehn Kreuzer. Für<br />
den Transport eines Fremden mussten zwei Kreuzer<br />
bezahlt werden; ein Einhe<strong>im</strong>ischer (aus der<br />
eigenen Herrschaft) hatte dem Bootsmann einen<br />
Kreuzer für die Überfahrt zu entrichten. 171<br />
Für die<br />
Fähre Ruggell-Salez mussten für die Überfahrt <strong>im</strong><br />
Jahre 1812 folgende Beträge bezahlt werden: Ein
eladener Wagen kostete 24 Kreuzer, ein leerer<br />
Wagen zwölf Kreuzer. Für ein Pferd waren sechs<br />
Kreuzer zu entrichten. Ein Fremder musste vier,<br />
ein Einhe<strong>im</strong>ischer lediglich einen Kreuzer für die<br />
Überfahrt bezahlen. 172<br />
Im Vergleich zu einer festen Brücke schnitt die<br />
Fähre verkehrstechnisch schlecht ab. Der Transport<br />
mit einer Fähre war teuer, zeitaufwendig <strong>und</strong><br />
zudem noch stark witterungsabhängig. Bei Föhn<br />
oder Flochwasser konnte die ganze Angelegenheit<br />
sehr gefährlich werden. Es gab oft auch Klagen gegen<br />
die Fährleute wegen langer Wartezeiten oder<br />
überhöhter Preise. 173<br />
Es fehlte nicht an Versuchen, an dem einen oder<br />
anderen Ort eine Brücke über den Rhein zu bauen.<br />
So soll es einst bei Triesen eine Rheinbrücke gegeben<br />
haben. Der Flurname «Gapont» deutet auf die<br />
Existenz einer solchen Brücke hin. 174<br />
Diese Brücke<br />
diente vermutlich zur Bewirtschaftung der auf der<br />
anderen Rheinseite <strong>und</strong> später an Schweizer Bauern<br />
verkauften «Triesner Heuwiesen». 175<br />
- Das<br />
160) Vogt. Werdenberg-Liechtenstein, S. 155. Um die Schiffsleute in<br />
Trübbach für die dadurch entstandene Verkehrsminderung zu<br />
entschädigen, wurde ihr Zins zur Hälfte den Burgerauern auferlegt.<br />
Vgl. auch LLA RA 6/11/206: Der Landvogt von Sargans gab bekannt,<br />
dass der Stand Glarus dabei sei, der Überfahrt bei Burgerau die<br />
DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />
LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />
selben Rechte einzuräumen wie der Schifffahrt bei Trübbach <strong>und</strong><br />
Bendern; Schreiben vom 21. Februar 1793.<br />
161) Ospelt. Wirtschaftsgeschichte, S. 341 <strong>und</strong> Vogt, Werdenberg-<br />
Liechtenstein, S. 155.<br />
162) Vogt, Werdenberg-Liechtenstein, S. 155.<br />
163) Ebenda, S. 156.<br />
164) LUB I. Teil. Bd. 4, S. 537: Die Fähre Bangs-Büchel, <strong>im</strong> Urbar<br />
der Herrschaft Schellen berg von 1700 als «Rheinfahr vnder Raggel<br />
zum Püchel» erwähnt, wurde 1394 von Graf Albrecht von Werdenberg<br />
den Herren von Schellenberg verliehen.<br />
165) LUB I. Teil. Bd. 4, S. 537.<br />
166) Ebenda.<br />
167) Vogt. Werdenberg-Liechtenstein. S. 156.<br />
168) Ebenda; vgl. auch: Ospelt, Wirtschaftsgeschichte. S. 341.<br />
169) Vogt, Werdenberg-Liechtenstein, S. 156<br />
170) Ebenda.<br />
171) Ebenda.<br />
172) Ebenda.<br />
173) Ebenda.<br />
174) Vgl. dazu: Poeschel, Liechtenstein, S. 5, der für «Gapont» die<br />
vermutlich ältere Schreibwesise «Capont» verwendet. «Capont» ist<br />
eine Abkürzung für «Casa Pontis» <strong>und</strong> heisst auf deutsch: «Haus bei<br />
der Brücke».<br />
175) Ebenda. In einer bei Ospelt, Wirtschaftsgeschichte als Anhang<br />
Nr. 2 abgebildeten Kartenskizze aus dem Jahre 1790 sind diese<br />
«Triesner Wiesen» eingetragen. Das Gebiet ist umschlungen von<br />
zwei Armen des Rheins. Brücke ist hier keine (mehr) eingezeichnet.<br />
39
Vaduzer Urbar von 1617 176<br />
wies darauf hin, dass<br />
bei der Rheinfähre bei Balzers jeweils <strong>im</strong> Winter<br />
eine Brücke über den Fluss errichtet wurde. 177<br />
Im<br />
18. Jahrh<strong>und</strong>ert gab es zwei Versuche, eine tragfähige<br />
Brücke über den Rhein zu bauen. In beiden<br />
Fällen zeigte es sich, dass der Bau von Brücken<br />
nicht nur ein technisches, sondern auch ein politisches<br />
Problem war. Im Zuge ihres Aufstandes gegen<br />
die Glarner Herrschaft versuchten die rebellierenden<br />
Werdenberger <strong>im</strong> Jahre 1721, bei Trübbach<br />
eine Brücke über den Rhein zu schlagen. Sie<br />
sollte den Aufständischen allenfalls auch als<br />
Fluchtweg dienen. 178<br />
Auf obrigkeitlichen Befehl -<br />
gegen die Werdenberger stellten sich nicht nur die<br />
Glarner, sondern auch der Fürst von Liechtenstein<br />
<strong>und</strong> sogar der Kaiser - musste der bereits begonnene<br />
Brückenbau wieder zerstört werden. 179<br />
Eine<br />
weitere Initiative zum Bau einer Rheinbrücke bei<br />
Triesen <strong>im</strong> Jahre 1759 wurde vom Sarganser<br />
Landvogt Joseph Benedikt von Schorno erfolgreich<br />
bekämpft. 180<br />
Gegen Ende des 18. Jahrh<strong>und</strong>erts war es hingegen<br />
den <strong>liechtenstein</strong>ischen <strong>und</strong> österreichischen<br />
Amtsstellen vorbehalten, ein neues Brückenprojekt<br />
bei Balzers wohlwollend zu prüfen. Im Januar<br />
1789 teilte das Vogteiamt Feldkirch dem Oberamt<br />
in Vaduz mit, dass es von der Regierung in Innsbruck<br />
den Auftrag erhalten hatte, sich betreffend<br />
einer geplanten Rheinbrücke mit den Behörden in<br />
Vaduz in Verbindung zu setzen. 181<br />
Das Oberamt berichtete<br />
kurz darauf dem Fürsten in Wien, dass die<br />
Realisierung dieser Brückenverbindung den <strong>liechtenstein</strong>ischen<br />
Untertanen von grossem Nutzen<br />
sein würde. 182<br />
In einem Antwortschreiben liess die<br />
Hofkanzlei mitteilen, der Fürst sei «nicht abgeneigt»,<br />
den Bau einer Rheinbrücke bei Balzers<br />
zu unterstützen, er wolle aber, dass zuerst ein genauer<br />
Kostenvoranschlag für den Bau <strong>und</strong> den<br />
jährlichen Unterhalt der Brücke erstellt werde. 183<br />
Darauf hin herrschte eine Zeitlang «Funkstille».<br />
Zwei Jahre später, <strong>im</strong> Jahre 1791, legte das Oberamt<br />
dem Fürsten erneut eine Stellungnahme vor,<br />
die eine Brücke über den Rhein in der Gegend von<br />
Balzers befürwortete. Im besonderen wurde darauf<br />
hingewiesen, dass die Handelsroute Triest-Fiu-<br />
40<br />
me-Venedig-Arlberg-Zürich durch diese Brückenverbindung<br />
an Bedeutung gewinnen würde. Dies<br />
hätte auch positive Auswirkungen für Liechtenstein.<br />
184<br />
Die Hofkanzlei wies in ihrem Antwortschreiben<br />
darauf hin, dass Vorarlberg ebenso an<br />
der Errichtung einer solchen Brücke interessiert<br />
sei <strong>und</strong> die vorarlbergischen Stände sich auch<br />
schon dazu Gedanken gemacht hätten. 185<br />
Vorerst geschah jedoch nichts, was auf die<br />
tatsächliche Inangriffnahme dieses Brückenbaues<br />
hingedeutet hätte. Der Wunsch nach einer dauerhaften<br />
<strong>und</strong> zuverlässigen Verkehrverbindung über<br />
den Rhein blieb natürlich bestehen, besonders weil<br />
<strong>im</strong> Fährwesen <strong>im</strong>mer Probleme <strong>und</strong> Konflikte auftauchten.<br />
Ein Beispiel mag dies illustrieren: Es<br />
handelt sich um eine Konfliktsituation bei der Fähre<br />
Trübbach-Balzers, die in einem an den Sarganser<br />
Landvogt gerichteten Schreiben des Oberamts<br />
Vaduz eindringlich dargelegt ist. Die folgende Darstellung<br />
stützt sich weitgehend auf dieses oberamtliche<br />
Schreiben aus dem Jahre 1792. 186<br />
Der Kornhändler Baptist Kienz aus Lauterach<br />
beklagte sich <strong>im</strong> September (1792) darüber, dass<br />
mehrere Fuhren Früchte, welche die Balzner Fuhrleute<br />
für die Überfahrt nach Trübbach bis ans<br />
Rheinufer hätten transportieren sollen, mehrere<br />
Tage <strong>im</strong> Freien liegen gelassen worden waren. Die<br />
Güter waren folglich jedem Wind <strong>und</strong> Wetter ausgesetzt<br />
<strong>und</strong> wurden so gänzlich ruiniert. Baptist<br />
Kienz stellte als Eigentümer dieser Waren be<strong>im</strong><br />
Oberamt in Vaduz eine Forderung nach Schadenersatz<br />
für den erlittenen Verlust.<br />
Das Oberamt bemühte sich sogleich um eine<br />
Klärung dieser Angelegenheit: «Und da man hier<br />
<strong>im</strong>mer beeiferet ist, Klagen dieser Art un verzüglich<br />
abzuhelfen; So sind der Hausmeister <strong>und</strong> die<br />
Vorgesetzten zu Balzers alsogleich einberufen worden<br />
[, um] sich über diese Klag standhaft zu Verantworten».<br />
187<br />
Die Vorgesetzten der Gemeinde Balzers gaben<br />
zu Protokoll, dass der unklare Grenzverlauf be<strong>im</strong><br />
Rhein Schwierigkeiten mache. Es gäbe so auch<br />
keine klaren Richtlinien, wo sie die Güter für den<br />
Weitertransport durch die Trübbacher Fährleute<br />
abladen müssten. (Objektiv gesehen war es natür-
lieh schwierig, die Rheingrenze genau zu definieren,<br />
da - wie wir gesehen haben - der Fluss von<br />
Natur aus die Neigung hatte, zu «mäandrieren»<br />
<strong>und</strong> sich <strong>im</strong>mer wieder ein neues Flussbett zu<br />
suchen.) Die Vertreter aus Balzers warfen den<br />
Trübbacher Schiffsleuten ferner vor, eine schlechte<br />
Ordnung bei ihrem Fährbetrieb zu haben <strong>und</strong> oft<br />
willkürliche Entscheide zu treffen: Die Trübbacher<br />
Schiffsleute hätten ihnen (den Balzner Fuhrleuten)<br />
die Waren «bald über einen, bald über zwey Ströme<br />
abgenommen». Auf Verlangen der Trübbacher<br />
Fährleute hätten <strong>liechtenstein</strong>ische <strong>und</strong> österreichische<br />
Rosswagen mit ihrer Ladung oft nochmals<br />
einen (dritten) Strom überqueren müssen, bevor<br />
die Trübbacher Fähre ihnen die Waren abgenommen<br />
hätte. Schweizerische Fuhrwerke hingegen<br />
würden durch die Trübbacher Schiffsleute weitaus<br />
wohlwollender behandelt: Diesen hätte man die<br />
Waren oftmals bereits in der Mälsner Au abgenommen<br />
<strong>und</strong> auf die Fähre verladen. Die Gemeinde<br />
Balzers kritisierte ebenfalls, dass die Trübbacher<br />
Schiffsleute die Anlagestellen für die Fähre <strong>im</strong>mer<br />
nach eigenem Gutdünken festlegen würde. Es wäre<br />
- so die Stellungnahme aus Balzers - wünschenswert,<br />
dort einen Übergang festzusetzen, wo sich<br />
der Rhein nicht in mehrere Arme aufteilte.<br />
Zum Vorwurf des Lauteracher Kornhändlers<br />
Baptist Kienz, dass ihre Fuhrleute die Waren einfach<br />
liegen gelassen hatten, äusserten sich die<br />
Balzner Gemeindevertreter wie folgt: Im Sommer<br />
(1792) floss neben dem Flauptstrom zusätzlich ein<br />
(ebenfalls schiffbarer) Nebenarm. Adam Brunhart,<br />
ein Fuhrmann aus Balzers, hätte sich daraufhin<br />
überreden lassen, sich mit seiner Kornfuhr in diesen<br />
Arm hinein zu wagen. Er begab sich aber<br />
offenbar in grosse Gefahr <strong>und</strong> er wäre ohne fremde<br />
Hilfe kaum mehr aus dem Strom herausgekommen.<br />
Die übrigen Balzner Fuhrleute hätten in der<br />
Folge beschlossen, die für die Rheinüberfahrt best<strong>im</strong>mten<br />
Früchte künftig am Ufer abzuladen; denn<br />
sie wollten nicht für einen zusätzlichen Fuhrlohn<br />
von 35 Kreuzern ihr Leben sowie das Vieh <strong>und</strong> die<br />
Waren «dem Untergang aussetzen».<br />
Bis ins spätere 19. Jahrh<strong>und</strong>ert war die <strong>im</strong> Jahre<br />
1529 errichtete Tardisbrücke 188<br />
die einzige dau<br />
DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />
LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />
erhafte Rheinbrücke zwischen Reichenau (GR) <strong>und</strong><br />
dem Bodensee. 189<br />
Auf Ansuchen der Drei Bünde<br />
erwarb der Marktflecken Malans <strong>im</strong> Jahre 1613<br />
diese Brücke für 3 770 Gulden. 190<br />
Die Gemeinde<br />
Malans erhob einen Brückenzoll <strong>und</strong> verpachtete<br />
den Zoll für jährlich 280 (später 320) Gulden an<br />
einen seiner Bürger. Der Zoller betrieb bei der<br />
Tardisbrücke auch eine Gastwirtschaft. 191<br />
Diese<br />
Brücke stellte eine wichtige Verkehrverbindung zur<br />
Eidgenossenschaft her, blieb jedoch wegen der vielen<br />
Hochwasser <strong>und</strong> wegen anderen Unfällen für<br />
die Malanser ein «ständigefsl Sorgenkind <strong>und</strong> gros-<br />
1 76) LUB I. Teil, Bd. 4, S. 325 IT. Der Quellentext ist unter dem<br />
Begriff «Hohenemsisches Urbar» in die <strong>liechtenstein</strong>ische<br />
Geschichtsschreibung eingegangen.<br />
177) LUB I. Teil, Bd. 4, S. 347. Im Frühjahr, bei Ansteigen des<br />
Wasserpegels, musste die Brücke wieder aufgegeben werden.<br />
178) Noflatscher, Liechtenstein, Tirol <strong>und</strong> die Eidgenossen. S. 153 f.<br />
<strong>und</strong> Vogt, Werdenberg-Liechtenstein. S. 157.<br />
179) Vogt. Werdenberg-Liechtenstein S. 157.<br />
180) Ebenda. S. 158. Landvogt v. Schorno begab sich persönlich auf<br />
den Bauplatz, um die Fertigstellung der Brücke zu verhindern.<br />
181) LLA RA 21/8: Schreiben vom 30. Januar 1789.<br />
182) LLA RA 21/10: OA an Fürst. Schreiben vom 10. Februar 1789.<br />
183) LLA RA 21/18: HKW an OA. Schreiben vom 28. Februar 1789.<br />
184) LLA RA 21/157: OA an Fürst. 14. Februar 1791.<br />
1851 LLA RA 21/160. Schreiben der HKW vom 11. März 1791:<br />
«... die neuerdings von den zu Feldkirch versammelt gewesene<br />
vorarlbergischen Stände projectirte Errichtung einer Brücke über<br />
den Rhein in der Gegend von Bnlzers ...».<br />
186) LLA RA 21/277: OA an Landvogt in Sargans. 16. Oktober 1792.<br />
187) Ebenda. Zum Begriff des «Hausmeisters» siehe S. 58-62.<br />
188) Zur Tardisbrücke vgl. auch die Ausführungen bei: Ackermann,<br />
Schollbergstrasse, S. 55 f.<br />
189) Donatsch, Malans, S. 63 f. Poeschel. Graubünden. Bd. 2, S. 2<br />
<strong>und</strong> Vogt. Werdenberg-Liechtenstein. S. 157. Bei Goop. Liechtenstein.<br />
S. 154 wird fälschlicherweise 1503 als Erbauungsjahr dieser<br />
Brücke angegeben. Die Tardisbrücke ist nach ihrem Erbauer Metardis<br />
(Metardo) Heinzenberger benannt. Auf der vom Sarganser<br />
Landvogt Aegidius Tschudi 1530/31 angefertigten Landkarte ist die<br />
Tardisbrücke bereits eingezeichnet. Abbildung dieser Karte bei:<br />
Rothenhäusler, Kunstdenkmäler Sargans, S. 25.<br />
190) Donatsch, Malans, S. 63.<br />
191) Ebenda.<br />
41
Vierrädriger Wagen,<br />
beladen mit Fässern für<br />
den Transport von Most<br />
oder Wein. Erst die <strong>im</strong><br />
20. Jahrh<strong>und</strong>ert aufkommende<br />
Motorisierung<br />
verdrängte das Fuhrwesen<br />
in Liechtenstein<br />
mm<br />
Detailansicht des oben<br />
abgebildeten vierrädrigen<br />
Wagens<br />
42<br />
se[s] Verlustgeschäft». 192<br />
Im Jahre 1835 schliesslich<br />
übergab Malans die «untere Zollbrücke» (so<br />
wurde die Tardisbrücke <strong>im</strong> Gegensatz zur «oberen<br />
Zollbrücke», welche die Landquart überquerte, genannt)<br />
mitsamt Zollgebäuden gratis dem Kanton<br />
Graubünden. 193<br />
Der grosse Modernisierungsschub geschah<br />
schliesslich in den sechziger <strong>und</strong> siebziger Jahren<br />
des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts. Im Zeitraum 1867 bis 1879<br />
wurden allein zwischen dem Bodensee <strong>und</strong> Trübbach<br />
(wo es bislang keine Brücken gab) 13 Strassen-<br />
<strong>und</strong> zwei Eisenbahnbrücken gebaut. 194<br />
In<br />
der Region Werdenberg-Liechtenstein entstanden<br />
folgende Brückenverbindungen: 1867/68 Buchs-<br />
Schaan, 1868 Haag-Bendern, 1870/71 Trübbach-<br />
Balzers <strong>und</strong> Sevelen-Vaduz. Die Eisenbahnbrücke<br />
zwischen Buchs <strong>und</strong> Schaan wurde 1872 errichtet.<br />
195<br />
Ein «Nachzügler» war die Brückenverbindung<br />
zwischen Ruggell <strong>und</strong> Salez, die erst 1927<br />
erstellt wurde. 196<br />
Der Bau dieser Rheinbrücken bedeutete<br />
das Aus für den Fährbetrieb. Nur die Fähre<br />
zwischen Ruggell <strong>und</strong> Salez hielt ihren Betrieb<br />
noch bis 1918 aufrecht. 197
EINE BÄUERLICHE BEVÖLKERUNG -<br />
LIECHTENSTEIN IM SPÄTEN 18. JAHR<br />
HUNDERT<br />
Die <strong>liechtenstein</strong>ische Bäuerin sowie der <strong>liechtenstein</strong>ische<br />
Bauer lebten noch um 1800 in einer<br />
sozialen <strong>und</strong> wirtschaftlichen Ordnung, deren<br />
Wurzeln weit ins Mittelalter zurückreichten. 198<br />
Der<br />
Herrschaftsgedanke prägte das menschliche Zusammenleben<br />
<strong>und</strong> manifestierte sich in den Formen<br />
von Gr<strong>und</strong>-, Haus-, Schutz-, Gerichts-, Leib<strong>und</strong><br />
Landesherrschaft. Die Gr<strong>und</strong>herrschaft best<strong>im</strong>mte<br />
weitgehend die Agrarverfassung. Sie beruhte<br />
auf dem landesherrlichen Besitzanspruch auf<br />
Gr<strong>und</strong> <strong>und</strong> Boden. Das gr<strong>und</strong>herrliche Land, aber<br />
auch andere landesherrliche Besitztümer wie<br />
Mühlen, Tavernen <strong>und</strong> andere gewerbliche Betriebe<br />
wurden zur Bewirtschaftung verliehen. Als Gegenleistung<br />
erhielt der Gr<strong>und</strong>herr vom Lehensnehmer<br />
einen Anteil des Ertrags in Form von Abgaben<br />
oder verschiedenen Dienstleistungen (Fronen). Der<br />
unentgeltliche Strassenbau war - wie wir gesehen<br />
haben - ebenfalls eine solche Dienstleistung.<br />
DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />
LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />
Aus dem Liechtensteiner<br />
Unterland kommendes<br />
Pferdefuhrwerk. Im späten<br />
18. <strong>und</strong> frühen 19. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />
war der Pferdebestand<br />
<strong>im</strong> Unterland stets<br />
grösser als <strong>im</strong> Oberland.<br />
Die ärmeren Oberländer<br />
Fuhrleute verwendeten oft<br />
Ochsen als Zugtiere.<br />
Die einzelnen Dörfer, meist «Nachbarschaften»<br />
genannt, waren traditionell genossenschaftlich<br />
organisiert. Jede Nachbarschaft hatte einen best<strong>im</strong>mten<br />
Anteil an Boden, der von den Bürgerinnen<br />
<strong>und</strong> Bürgern gemeinsam genutzt wurde. Ab<br />
dem späten 18. Jahrh<strong>und</strong>ert wurde ein Teil dieses<br />
Bodens unter dem Eindruck einer steigenden Bevölkerungszahl<br />
aufgeteilt <strong>und</strong> ins Privateigentum<br />
einzelner Familien überführt. Daneben gab es aber<br />
192) Ebenda. Siehe auch: Caminada. Passstrassen, S. 29 <strong>und</strong> Vogt,<br />
Werdenberg-Liechtenstein, S. 157; an beiden Stellen wird darauf<br />
hingewiesen, dass die Tardisbrücke mehrmals von den Fluten<br />
weggerissen wurde.<br />
193) Donatsch, Malans, S. 63.<br />
194) Vogt, Werdenberg-Liechtenstein. S. 158.<br />
195) Ospelt. Wirtschaftsgeschichte. S. 341 f. <strong>und</strong> Vogt. Werdenberg-<br />
Liechtenstein, S. 158 f.<br />
196) Poeschel, Liechtenstein, S. 5.<br />
197) Ospelt. Wirtschaftsgeschichte. S. 341.<br />
198) Die folgenden Angaben stützen sich auf: Ospelt. Wirtschaftsgeschichte,<br />
S. 84 f.<br />
43
auch noch Nachbarschaften mit gemeinsamem<br />
Gr<strong>und</strong>besitz. Dieser Boden wurde jedoch (spätestens)<br />
<strong>im</strong> frühen 19. Jahrh<strong>und</strong>ert zwischen den<br />
betreffenden Nachbarschaften aufgeteilt. So entstanden<br />
auch die Grenzen zwischen den heutigen<br />
politischen Gemeinden.<br />
Das Bewusstsein der <strong>liechtenstein</strong>ischen Bevölkerung<br />
wurde noch weit bis in das 20. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />
von den sogenannten «drei Landesnöten» Föhn,<br />
Rhein <strong>und</strong> Rüfe geprägt. 199<br />
Solche Naturereignisse<br />
hatten logischerweise auch einen Einfluss auf die<br />
Landwirtschaft, den Handel <strong>und</strong> Verkehr. Rheinüberschwemmungen<br />
behinderten oder verunmöglichten<br />
den Floss- <strong>und</strong> Fährverkehr, der Niedergang<br />
einer Rüfe konnte einen wichtigen Verbindungsweg<br />
unpassierbar machen. 200<br />
BEVÖLKERUNGSENTWICKLUNG<br />
Da die Rheintalebene oft von Überschwemmungen<br />
he<strong>im</strong>gesucht wurde, entstanden die ersten<br />
menschlichen Siedlungen <strong>im</strong> Gebiet des heutigen<br />
Fürstentums Liechtenstein an etwas erhöht gelegenen<br />
Orten. So befanden sich die ältesten in<br />
Liechtenstein nachgewiesenen Siedlungen auf den<br />
Anhöhen des Eschnerbergs. 201<br />
Die späteren Ortschaften<br />
entwickelten sich meist ebenfalls in leicht<br />
erhöhter Lage, so am Eschnerberg die Ortschaften<br />
Gamprin <strong>und</strong> Schellenberg, sowie die zu Eschen<br />
gehörenden Weiler Mösma <strong>und</strong> Schönabüel. 202<br />
In<br />
Nord-Süd-Richtung schneidet ein massiver Bergkamm<br />
das <strong>liechtenstein</strong>ische Territorium in zwei<br />
ungleiche Hälften: Westlich liegt das Rheintal mit<br />
den traditionellen Siedlungsgebieten, östlich liegen<br />
die Bergtäler <strong>und</strong> Alpengebiete. Dem westlichen<br />
Saum dieses Berghanges entlang verläuft die seit<br />
der Römerzeit bezeugte Durchgangsstrasse. Entlang<br />
dieser Transitroute entstanden <strong>im</strong> Oberland<br />
die Siedlungen Balzers, Triesen, Vaduz <strong>und</strong><br />
Schaan, sowie <strong>im</strong> Unterland die Ortschaften Nendeln<br />
<strong>und</strong> Schaanwald. Die Oberländer Ortschaften<br />
stiegen <strong>im</strong> frühen 19. Jahrh<strong>und</strong>ert zu politischen<br />
Gemeinden auf - ein Schritt, welcher den Ortschaften<br />
Nendeln <strong>und</strong> Schaanwald nicht gelang. Diese<br />
44<br />
beiden Unterländer Siedlungen sind heute noch<br />
Bestandteile der Gemeinden Eschen beziehungsweise<br />
Mauren.<br />
Die ältesten quantitativen Angaben über die in<br />
den Herrschaften Schellenberg <strong>und</strong> Vaduz lebende<br />
Bevölkerung stammen aus der Zeit um 1600. 203<br />
Peter Kaiser schätzt, dass damals r<strong>und</strong> 3 800 Menschen<br />
in den beiden Flerrschaften wohnten. Dabei<br />
betrug die Einwohnerzahl in der Grafschaft Vaduz<br />
etwa 2 500 sowie in der Herrschaft Schellenberg<br />
r<strong>und</strong> 1300 Personen. 204<br />
Für das 17. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />
sowie für weite Teile des 18. Jahrh<strong>und</strong>erts liegen<br />
keine statistischen Angaben vor. Als gesichert gilt<br />
hingegen, dass <strong>im</strong> Zuge der Hexenprozesse <strong>im</strong> Zeitraum<br />
1648 bis 1680 in beiden Landschaften<br />
zusammen zirka 100 bis 150 Menschen verurteilt<br />
<strong>und</strong> hingerichtet wurden. 205<br />
Auch starben <strong>im</strong> 17.<br />
Jahrh<strong>und</strong>ert viele Menschen an der Pest. 206<br />
Folglich<br />
dürfen wir annehmen, dass in diesem Zeitraum<br />
das Bevölkerungswachstum stagnierte oder<br />
sogar rückläufig war. Das <strong>im</strong> Jahre 1719 aus den<br />
beiden Herrschaften Vaduz <strong>und</strong> Schellenberg gebildete<br />
Reichs<strong>fürstentum</strong> Liechtenstein umfasste ein<br />
Territorium, welches ungefähr 4 000 Einwohnerinnen<br />
<strong>und</strong> Einwohner zählte. Leicht verbesserte<br />
Lebensbedingungen ermöglichten <strong>im</strong> 18. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />
ein Anwachsen der Bevölkerung. 207<br />
Doch erst<br />
<strong>im</strong> Jahre 1783 ordnete der Fürst von Liechtenstein<br />
eine offizielle Volkszählung an. Dieser Entscheid<br />
traf - wie eine zeitgenössische Quelle berichtete -<br />
auf grossen Argwohn seitens der Bevölkerung:<br />
«Im Maien [1783] kam von Sr. Durchlaucht, unserem<br />
gnädigsten Landesfürst Befehl <strong>und</strong> Nachricht<br />
von Wien, dass man solle alle Leute aufschreiben<br />
in der ganzen Herrschaft, Kleines <strong>und</strong><br />
Grosses besonders, auch die Witwen <strong>und</strong> Knaben<br />
besonders. Aber die Bauern sperrten sich lange<br />
<strong>und</strong> wollten nicht darauf eingehen, sie vermeinen,<br />
dass es etwas Böses bedeute. » 2Ü8<br />
Es war dies der erste amtliche Versuch, möglichst<br />
die gesamte Bevölkerung statistisch zu erfassen.<br />
(Ältere Erhebungen umfassten stets nur<br />
eine Bevölkerungsminderheit, z. B. Hausbesitzer,<br />
Steuerzahler <strong>und</strong> wehrpflichtige Männer. Detaillierte<br />
demographische Untersuchungen erlauben
allenfalls die Geburts- <strong>und</strong> Sterbebücher der einzelnen<br />
Pfarreien.) Und doch weist diese Volkszählung<br />
von 1783/84 einen Schönheitsfehler auf, da<br />
sie zwar alle Bürger/innen, nicht jedoch die in<br />
den einzelnen Gemeinden lebenden Hintersassen<br />
erfasste. 209<br />
Gemäss diesen Zahlen, die in der unter<br />
Landvogt Gilm von Rosenegg 1784 verfassten Landesbeschreibung<br />
genannt werden, lebten in Liechtenstein<br />
damals 4 317 Bürgerinnen <strong>und</strong> Bürger. 210<br />
Mit Einberechnung der Hintersassen dürfte sich<br />
die gesamte Einwohnerzahl auf r<strong>und</strong> 4 400 belaufen<br />
haben. 211<br />
Die Bürgerinnen <strong>und</strong> Bürger verteilten<br />
sich 1784 auf die einzelnen Gemeinden wie<br />
folgt: Triesenberg 592, Schaan 499, Vaduz 469,<br />
Triesen 426, Balzers 382, Planken 106, (gesamtes<br />
Oberland 2 474); Eschen 500, Mauren 435, Ruggell<br />
397, Gamprin 292, Schellenberg 212, (Unterland<br />
insgesamt 1 843). 212<br />
Bereits fünf Jahre später wurde wiederum eine<br />
Volkszählung durchgeführt, wobei nun ebenfalls<br />
eine Registratur der in Liechtenstein vorhandenen<br />
Nutztiere erfolgte. 213<br />
Dieses Mal war der Argwohn<br />
seitens der Untertanen offenbar geschw<strong>und</strong>en;<br />
denn dieselbe zeitgenössische Quelle erwähnte das<br />
Ereignis mit folgenden Worten:<br />
«Es ist in diesem Winter auch in den Vaduzischen-<br />
<strong>und</strong> Schellenbergischen Herrschaften publiziert<br />
worden, dass man solle dem Landesfürsten<br />
eine Seelenbeschreibung einliefern, wie auch eine<br />
Beschreibung vom Viehstand, was schleunig vollzogen<br />
ohne Widerstand.» 2<br />
^<br />
Zwischen 1784 <strong>und</strong> 1789 sind ein paar bemerkenswerte<br />
Bevölkerungsverschiebungen vonstatten<br />
gegangen. 215<br />
So stieg die Zahl der Balzner<br />
Einwohnerinnen <strong>und</strong> Einwohner von 382 auf 546,<br />
während in den Unterländer Gemeinden teils eine<br />
199) In diesem Sinne äusserte sich Volker Press, der die <strong>liechtenstein</strong>ische<br />
Gesellschaft <strong>und</strong> ihr natürliches Umfeld (um 1800) folgendermassen<br />
beschrieb: «Es war eine patriarchalische bäuerliche<br />
Gesellschaft, für die die zuweilen selbst wenig gebildeten Pfarrer die<br />
einzigen Intellektuellen bildeten, ganz ohne die Reform<strong>im</strong>pulse des<br />
18. Jahrh<strong>und</strong>erts - in zunehmend veralteten Formen lebend, aber<br />
auch <strong>im</strong> lebendigen Bewusstsein der erhaltenen Teile ständischer<br />
Freiheiten, ein armes Volk freilich, von den Existenzkrisen der alten<br />
Gesellschaft, von Hunger <strong>und</strong> von Seuchen bedroht, zu denen<br />
DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />
LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />
Überschwemmungen des Rheins <strong>und</strong> die Rüfen als dritte <strong>und</strong> vierte<br />
Plage kamen»; vgl.: Press, Rheinb<strong>und</strong>, S. 57 f.<br />
200) Vgl. hierzu LLA RA 6/11/69; Befehl an die Gemeinden Vaduz<br />
<strong>und</strong> Schaan, die durch Rüfen verdorbenen Strassen wieder herzustellen,<br />
1. August 1789; oder auch: LLA RA 6/11/137: Aufforderung<br />
an die Gemeinde Schaan, die durch die Rüfe zerstörte Strasse<br />
wieder herzustellen <strong>und</strong> zu bekiesen; 18. August 1797.<br />
201) Malin, Kunstführer, S. 12 f.<br />
202) Poeschel, Liechtenstein, S. 15 f.: Einzig Ruggell hatte sich<br />
seinen Platz in der freien Rheinebene gesucht, «an einer Stelle, wo<br />
der Eschnerberg wie ein grosses Wuhr eine frühzeitige Beruhigung<br />
des Bodens begünstigt hatte».<br />
203) Kaiser. Arthur Brunhart, S. 398.<br />
204) Ebenda.<br />
205) Lange Zeit ging die Literatur davon aus, dass die Hexenprozesse<br />
sogar über 300 Todesopfer forderten. Dies wurde durch<br />
neueste Forschungen von Manfred Tschaikner widerlegt. Tschaikner<br />
n<strong>im</strong>mt an, dass die Zahl .300 in etwa der Anzahl an Prozessopfern<br />
entspricht, jedoch keinesfalls mit der Anzahl der vollstreckten<br />
Todesurteile übereinst<strong>im</strong>mt; vgl.: Tschaikner, Hexenverfolgungen.<br />
206) Vgl. Ausführungen auf S. 70.<br />
207) Ospelt, Wirtschaftsgeschichte, S. 47.<br />
208) Heibert. S. 74. - Vgl. dazu auch Geiger, Helbert-Chronik,<br />
S. 327: «Heiberts Blickwinkel aber kommt nicht von den Machtzentralen<br />
her. sondern vom Volk: Er bietet Chronik
deutliche Bevölkerungsabnahme zu beklagen war.<br />
Beispielsweise verlor Eschen in diesem Zeitraum<br />
138 Menschen (1784: 500, 1789: 362) <strong>und</strong> die Einwohnerzahl<br />
von Schellenberg halbierte sich fast<br />
(1784: 219, 1789: 130). Solche Schwankungen sind<br />
- wenn auch in geringerem Ausmass - in den folgenden<br />
Jahrzehnten festzustellen. Als Ursachen<br />
hierfür sind wiederholte Missernten zu nennen,<br />
aber auch Durchmärsche <strong>und</strong> Einquartierungen<br />
von fremden Truppen stellten für die einhe<strong>im</strong>ische<br />
Bevölkerung eine starke Belastung dar. So gab es<br />
1796 (respektive 1800) beispielsweise 241 (213)<br />
Geburten <strong>und</strong> 429 (335) Todesfälle. 215<br />
Das Hungerjahr<br />
1817 bewirkte abermals einen markanten Bevölkerungsrückgang.<br />
217<br />
Bis zur Hälfte des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />
hingegen gab es eine deutliche Zunahme<br />
der Bevölkerung von (1818) 5 500 auf (1852) r<strong>und</strong><br />
7 400 Einwohnerinnen <strong>und</strong> Einwohner. 218<br />
LANDWIRTSCHAFT UND VIEHZUCHT 219<br />
Noch um 1800 stellte die Landwirtschaft die eigentliche<br />
Lebensgr<strong>und</strong>lage für die <strong>liechtenstein</strong>ische<br />
Bevölkerung dar. Der grösste Teil des landwirtschaftlich<br />
genutzten Bodens diente jedoch nicht<br />
dem Ackerbau, sondern der Viehzucht. 220<br />
Diese<br />
Tabelle 2: Zählung der<br />
Menschen <strong>und</strong> Nutztiere<br />
<strong>im</strong> Jahre 1789 22f><br />
46<br />
gewann noch zusätzliche Bedeutung durch die Tatsache,<br />
dass ein Bauer sich nur am einnahmenträchtigen<br />
Rodverkehr beteiligen konnte, sofern er über<br />
geeignete Zugtiere (Pferde <strong>und</strong> Ochsen) verfügte.<br />
Folglich nahm der Ackerbau zwangsläufig eine<br />
eher zweitrangige Rolle ein. In Schaan beispielsweise<br />
betrug der. für den Ackerbau benutze Boden<br />
<strong>im</strong> frühen 19. Jahrh<strong>und</strong>ert lediglich acht Prozent<br />
der gesamten landwirtschaftlichen Fläche. 221<br />
Landvogt Schuppler nannte in seiner Landesbeschreibung<br />
von 1815 als «die vorzüglichsten,<br />
<strong>und</strong> bedeutendsten Erzeugnisse des Landes» Heu,<br />
Streu, Wein, Türkenkorn, Erdäpfel <strong>und</strong> Baumfrüchte.<br />
222<br />
Die 1815 bereits vorherrschenden Anbausorten<br />
Mais <strong>und</strong> Kartoffeln können aber - <strong>im</strong><br />
Gegensatz zur Weintraube - nicht auf eine jahrh<strong>und</strong>ertealte<br />
Anbautradition zurückblicken. Der<br />
Mais, in Liechtenstein «Türken» genannt, wurde<br />
vermutlich Ende des 17. Jahrh<strong>und</strong>erts in den Herrschaften<br />
Schellenberg <strong>und</strong> Vaduz eingeführt. 223<br />
1732 tauchte er in der Naturalrechnung des Rentamts<br />
auf, <strong>und</strong> zwar sowohl mengen- als auch wertmässig<br />
an dritter Stelle hinter «Kernen» <strong>und</strong> Gerste.<br />
224<br />
Der Anbau der Kartoffel ist erstmals für<br />
1751 bezeugt. 225<br />
Der Anbau der nahrhaften Kartoffel<br />
setzte sich jedoch erst um die Jahrh<strong>und</strong>ertwende<br />
zögernd durch <strong>und</strong> wurde nach der Hungersnot<br />
Gemeinde Personen Pferde Ochsen Rinder Schafe<br />
Balzers 546 54 125 437 369<br />
Planken 103 — — 210 60<br />
Schaan 566 46 133 ' 652 54<br />
Triesen 486 13 55 410 184<br />
Triesenberg 593 — - 725 319<br />
Vaduz 512 28 103 359 '138<br />
Oberland 2806 141 557 2403 1124<br />
Eschen 362 94 — 236 25<br />
Gamprin 215 70 - 164 -<br />
Mauren 375 72 - 223 -<br />
Ruggell 340 70 - 214 -<br />
Schellenberg 130 25 9 96 -<br />
Unterland 1422 331 9 933 25<br />
Liechtenstein 4228 472 566 3336 1149
von 1817 zusätzlich forciert. 227<br />
Damit gelang es<br />
aber nur knapp, die dringendsten Nahrungsbedürfnisse<br />
der nach 1817 deutlich wachsenden Bevölkerung<br />
abzudecken. 228<br />
- Die Weinrebe wurde wahrscheinlich<br />
zur Zeit der römischen Herrschaft ins<br />
Rheintal gebracht. 229<br />
Im späten 18. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />
war die Rebfläche in Liechtenstein bedeutend grösser<br />
als heute. Wein wurde in den Gemeinden<br />
Vaduz, Schaan, Triesen, Balzers, Mauren, Eschen,<br />
Gamprin <strong>und</strong> Schellenberg angebaut. 230<br />
Dabei<br />
dürfte sich die Rot- <strong>und</strong> die Weissweinproduktion<br />
ungefähr die Waage gehalten haben. 231<br />
Der Wein<br />
war neben dem Vieh der bedeutendste Exportartikel<br />
des Landes. 232<br />
Daneben wurde der Wein in den<br />
Wirtshäusern ausgeschenkt <strong>und</strong> bescherte diesen<br />
teils hohe Umsätze. 233<br />
216) Ospelt, Wirtschaftsgeschichte, Anhang 21, S. 60.<br />
217) Ebenda, Anhang 9, S. 28.<br />
218) Ebenda, Anhang 9, S. 25 <strong>und</strong> Anhang 10, S. 31.<br />
219) Dieses Thema ist sehr ausführlich dargestellt bei: Ospelt,<br />
Wirtschaftsgeschichte, S. 83-226. Im folgenden Kapitel sollen<br />
lediglich ein paar gr<strong>und</strong>legende Aspekte aufgezeigt werden.<br />
220) Wanner. Wirtschafts- <strong>und</strong> Sozialgeschichte. S. 463.<br />
221) Ospelt. Wirtschaftsgeschichte. S. 162.<br />
222) LBS. S. 30.<br />
Gemeinde<br />
Balzers ? 54<br />
Planken ?<br />
Schaan ? 46<br />
Triesen ? 13<br />
Triesenberg ?<br />
Vaduz ? 28<br />
Oberland ? 141<br />
Eschen 126 234<br />
94<br />
Gamprin 80 70<br />
Mauren 98 72<br />
Ruggell ? 70<br />
ScheÜenberg 38 25<br />
Unterland ? 331<br />
Liechtenstein ? , 472<br />
1781 1789 1795 1812 1815<br />
1818<br />
45 47 64 77<br />
28 36 33 71<br />
10 8 28 24<br />
? 12 20 29<br />
? 103 145 201<br />
102 86 88 77<br />
68 51 51 38<br />
80 39 51 46<br />
85 72 80 55<br />
14 9 7 5<br />
349 257 277 221<br />
? 360 422 422<br />
DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />
LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />
223) Ospelt, Wirtschaftsgeschichte, S. 164.<br />
224) Ebenda.<br />
225) Lehensurk<strong>und</strong>e des Klosters St. Luzi (Chur) an einige Bürger<br />
der Pfarrei Bendern, worin die Lehenspächter alle Zehentrechte,<br />
«auch den Zehenten an Gr<strong>und</strong>birnen» erhalten; vgl. Büchel, Pfarrei<br />
Bendern, S. 125 f.<br />
226) LLA RA 26/1/13, 1789.<br />
227) Ospelt, Wirtschaftsgeschichte, S. 165. 1790 verkaufte der<br />
Pfarrer von Oberschwandorf (Baden) 60 Malter Kartoffeln an Landvogt<br />
Menzinger. Es stand hier die Absicht dahinter, den <strong>liechtenstein</strong>ischen<br />
Bauern den Anbau dieser Knollenpflanze schmackhaft<br />
zu machen. Doch «die konservative Bevölkerung schätzte damals<br />
noch kaum die Kartoffeln»; vgl. Wanner, Wirtschafts- <strong>und</strong> Sozialgeschichte,<br />
S. 463.<br />
228) Ospelt, Wirtschaftsgeschichte, S. 167. Getreide <strong>und</strong> Hafer<br />
mussten allerdings <strong>im</strong>mer wieder eingeführt werden.<br />
229) Ebenda, S. 170.<br />
230) Ebenda. S. 171 f.<br />
231) Ebenda. Die weisse Elbling-Traube wurde jedoch <strong>im</strong> 19. <strong>und</strong><br />
frühen 20. Jahrh<strong>und</strong>ert <strong>im</strong>mer mehr durch die Blauburg<strong>und</strong>er-<br />
Traube, die seit etwa 1630 in der Bündner Herrschaft angebaut<br />
worden war, verdrängt.<br />
232) Ebenda, S. 173 f.<br />
233) Vgl. Kapitel Wirtshäuser auf S. 97-106.<br />
234) LLA RA 20/31. Detaillierte Angaben: in Nendeln 17, in Eschen<br />
50 sowie in Mösma/Schönabüel 59 Pferde.<br />
235) Quelle für 1781: LLA RA 20/31, für 1789-1818; Ospelt, Wirtschaftsgeschichte,<br />
Anhang 53, S. 148 f.<br />
Tabelle 3: Pferdebestand<br />
in Liechtenstein 1781-<br />
18 1 8 235<br />
47
Die Haupteinnahmequelle des <strong>liechtenstein</strong>ischen<br />
Bauern war jedoch die Viehhaltung. Produkte<br />
aus der Tierhaltung waren wichtige Bestandteile<br />
der Ernährung. Durch Verkauf speziell von Rindern<br />
konnte der Bauer in den Besitz von Bargeld<br />
gelangen. Daneben wurden (vor allem <strong>im</strong> Oberland)<br />
Ochsen bei der Feldbearbeitung <strong>und</strong> <strong>im</strong> Fuhrwesen<br />
eingesetzt. 236<br />
Für schwere Fuhrwerke <strong>und</strong><br />
gerade auch als Vorspann mussten allerdings Pferde<br />
eingesetzt werden. Der Besitz von Pferden war<br />
jedoch eher den wohlhabenden Bauern vorbehalten.<br />
Die Tabellen auf den Seiten 46 <strong>und</strong> 47 geben<br />
einen Überblick über die Zahl der Nutztiere <strong>und</strong><br />
Pferde in den einzelnen Gemeinden. So verfügten<br />
die beiden Berggemeinden Planken <strong>und</strong> Triesenberg<br />
1789 weder über Pferde noch über Ochsen.<br />
Bemerkenswert ist, dass der Pferdebestand <strong>im</strong> Unterland<br />
deutlich grösser war als <strong>im</strong> Oberland. Dies<br />
ist ein Hinweis darauf, dass der Unterländer Bauer<br />
<strong>im</strong> Durchschnitt wohlhabender als sein Oberländer<br />
Kollege war. 237<br />
Die Schafzucht hingegen wurde fast<br />
ausschliesslich <strong>im</strong> Oberland betrieben.<br />
Die Tabelle 3 auf Seite 47 zeigt die Entwicklung<br />
des Pferdebestandes <strong>im</strong> Zeitraum 1781 bis 1818.<br />
Die Zahlen lassen gewisse Rückschlüsse auf die<br />
Entwicklung des Rod- <strong>und</strong> Fuhrwesens zu. Im<br />
Liechtensteiner Unterland hatte das Rodwesen am<br />
Ende des 18. Jahrh<strong>und</strong>erts praktisch aufgehört<br />
zu existieren <strong>und</strong> die Bauern hatten dadurch ihre<br />
Verdienstmöglichkeiten <strong>im</strong> Fuhrwesen verloren.<br />
Deshalb ging der Pferdebestand langsam, aber<br />
kontinuierlich zurück. Für die Oberländer Landstrasse<br />
von Schaan bis Balzers galt die Rodordnung<br />
jedoch noch bis in die zwanziger Jahre des 19.<br />
Jahrh<strong>und</strong>erts. 238<br />
Dies würde erklären, warum <strong>im</strong><br />
Oberland sich die Anzahl der Pferde nicht verringerte,<br />
sondern sogar noch leicht anstieg.<br />
Parallelen zur landwirtschaftlichen Situation in<br />
Liechtenstein sind für das 18. Jahrh<strong>und</strong>ert auch <strong>im</strong><br />
Kanton Uri zu finden. Dort hatte um 1700 ein Jahrh<strong>und</strong>erte<br />
langer Prozess seinen Abschluss gef<strong>und</strong>en,<br />
der die Ablösung des Ackerbaus durch Viehzucht<br />
<strong>und</strong> Alpwirtschaft zum Resultat hatte. 239<br />
Die<br />
grosse Mehrheit der Urnerinnen <strong>und</strong> Urner<br />
ernährte sich folglich fast ausschliesslich von<br />
48<br />
Milchprodukten. Der Genuss von Brot <strong>und</strong> Fleisch<br />
war ein Luxus einzelner wohlhabender Leute<br />
geworden. 240<br />
Etwas früher als in Liechtenstein,<br />
etwa ab 1730, wurde <strong>im</strong> Urnerland die Kartoffel<br />
eingeführt. 241<br />
Die Anbaufläche blieb jedoch eher<br />
bescheiden, so dass diese Knollenfrucht noch<br />
zusätzlich <strong>im</strong>portiert werden musste. 242<br />
Die dominierende<br />
Stellung der Alp- <strong>und</strong> Viehwirtschaft wurde<br />
dadurch nicht beeinträchtigt.<br />
Ein teilweise anderes Bild als in Uri oder in<br />
Liechtenstein bot die Landwirtschaft <strong>im</strong> Kanton<br />
Luzern. Anders als Liechtenstein oder Uri weist das<br />
luzernische Territorium nur eine geringe Fläche an<br />
unproduktivem Land auf. 243<br />
Im kl<strong>im</strong>atisch <strong>und</strong><br />
geographisch günstig gelegenen Kanton Luzern<br />
hatte sich der Ackerbau als vorherrschender Wirtschaftszweig<br />
durchgesetzt. Luzern versorgte in<br />
normalen Zeiten mühelos die eigene Bevölkerung<br />
von 60 000 bis 80 000 Menschen mit genügend<br />
Mehl <strong>und</strong> Brot. Darüber hinaus konnten die Urkantone<br />
auf dem Luzerner Getreidemarkt einen grossen<br />
Teil ihres Getreidebedarfes einkaufen. Auch in<br />
Luzern verdrängte <strong>im</strong> 18. Jahrh<strong>und</strong>ert die Kartoffel<br />
den herkömmlichen Getreideanbau. Ebenso wie<br />
in Uri hatte in manchen Gegenden (zum Beispiel <strong>im</strong><br />
Entlebuch) eine Verlagerung weg vom Ackerbau<br />
hin zur Viehwirtschaft stattgef<strong>und</strong>en. Doch existierten<br />
beide Formen der Landwirtschaft noch <strong>im</strong><br />
18. Jahrh<strong>und</strong>ert oft nebeneinander, so dass der Luzerner<br />
Bauer «dank seiner relativen Vielseitigkeit<br />
weniger krisenanfällig» war. 244<br />
Luzern teilte hingegen<br />
mit Liechtenstein den Unwillen zu durchgreifenden<br />
Reformen in der Landwirtschaft. Geändert<br />
wurde nur dann etwas, wenn die Not keinen anderen<br />
Ausweg mehr offen liess oder wenn von aussen<br />
her Druck ausgeübt wurde. Zudem besassen an<br />
beiden Orten die einen Eigentümer zuviel, die anderen<br />
zuwenig Land, was eine gleichmässige, rationelle<br />
Bodenbewirtschaftung erschwerte. Sowohl<br />
in Liechtenstein als auch in Luzern begünstigte das<br />
geltende Erbrecht die Zersplitterung des Landbesitzes<br />
in unrentable Kleinbetriebe. 245<br />
Umstrukturierungen<br />
in der Landwirtschaft <strong>und</strong> ein damit verb<strong>und</strong>ener<br />
Bruch mit der Vergangenheit erfolgten<br />
an beiden Orten erst <strong>im</strong> 19. Jahrh<strong>und</strong>ert.
HANDWERK UND GEWERBE<br />
Da sich bis ins 19. Jahrh<strong>und</strong>ert die agrarische<br />
<strong>liechtenstein</strong>ische Gesellschaft weitgehend selbst<br />
versorgte <strong>und</strong> sie zudem kaum über Bargeld verfügte,<br />
gab es für Handwerker <strong>und</strong> Gewerbeleute<br />
kaum Absatz- <strong>und</strong> Verdienstmöglichkeiten. Ein<br />
<strong>liechtenstein</strong>ischer Gewerbetreibender fand nicht<br />
nur <strong>im</strong> eigenen Land kaum Abnehmer für seine<br />
Produkte, es war ihm auch der Zugang zu ausländischen<br />
Märkten weitgehend versperrt. Dieser Zustand<br />
sollte sich erst durch den Abschluss des Zollvertrags<br />
mit Österreich <strong>im</strong> Jahre 1852 ändern. 246<br />
Die wenigen einhe<strong>im</strong>ischen Flandwerker wie Wagner,<br />
Sattler, Schlosser oder Schmiede waren in ihrer<br />
Produktion ganz auf die Bedürfnisse der lokalen<br />
bäuerlichen Bevölkerung eingestellt. Landvogt<br />
Schuppler beklagte 1815 ihren Dilettantismus:<br />
«Sie sind <strong>im</strong> eigentlichen Sinne nur Pfuscher,<br />
<strong>und</strong> können nicht blos wegen Mangl an Kenntnissen,<br />
sondern auch Mangl an Arbeit nicht einmal<br />
Lehrjungen aufnehmen. Die, so ihr Handwerk erlernen<br />
müssen, müssen sich bei Meistern <strong>im</strong> Auslande<br />
verdingen[,] wozu sie in der benachbarten<br />
Stadt Feldkirch die schönste Gelegenheit haben,<br />
sich nach Beendigung ihrer Lehrjahre, <strong>und</strong> erfolgter<br />
Freysprechung durch Wandern in fremden Ländern<br />
vervollkommern, auch dort, wenn sie vom<br />
Handwerk leben wollen, ihre Versorgung suchen».<br />
247<br />
Die <strong>liechtenstein</strong>ischen Nachbarschaften kannten<br />
bereits 1784 ein Hausbauverbot. 248<br />
Dieses wurde<br />
1806 durch ein oberamtliches Dekret erneuert.<br />
249<br />
Verboten war nicht nur der Neubau, sondern<br />
auch die Verdoppelung von bestehenden Häusern.<br />
Damit sollte verhindert werden, dass noch zusätzliche<br />
Leute einen Anspruch auf den Gemeindenutzen<br />
erhielten. 250<br />
Dieses Verbot verhinderte das Entstehen<br />
eines einhe<strong>im</strong>ischen Baugewerbes. Eine<br />
gewisse Monopolstellung genoss aber die bereits<br />
<strong>im</strong> 17. Jahrh<strong>und</strong>ert erwähnte Ziegelei in Nendeln,<br />
die bis zu ihrer Stillegung 1914 das gesamte Fürstentum<br />
<strong>und</strong> die nähere Umgebung mit ihren Produkten<br />
belieferte. 251<br />
DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />
LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />
Ebenso wenig wie die übrigen Gewerbezweige<br />
war um 1800 das Nahrungsmittelgewerbe entwickelt.<br />
Beispielsweise gab es für Bäcker kaum<br />
eine Verdienstmöglichkeit, da die meisten Haushaltungen<br />
das Brot selber buken. Verschiedene Versuche,<br />
in Liechtenstein eine Bierbrauerei zu betreiben,<br />
wurden meist nach kurzer Zeit wieder aufgegeben.<br />
1794 erhielt Anton Frommelt aus Vaduz die<br />
Erlaubnis, bei Bezahlung eines jährlichen Zinses<br />
von einem Gulden Bier zu brauen. Wegen den zu<br />
geringen Absatzmöglichkeiten (das dominierende<br />
alkoholische Getränk in Liechtenstein war der<br />
Wein!) führte er sein Vorhaben gar nicht erst<br />
aus. 252<br />
Spätere Bierbrauer, die auch in den rentamtlichen<br />
Rechnungsbüchern als Umgeldzahlende<br />
Wirtsleute auftauchten, waren: Anton Frommelt,<br />
Schaan (1811-1812), Anton Rheinberger (1821-<br />
1823) sowie ab 1842 Bierbrauer Baptist Quaderer<br />
aus Schaan. 253<br />
236) Ospelt, Wirtschaftsgeschichte. S. 182.<br />
237) Ebenda, S. 179.<br />
238) Entwicklung <strong>und</strong> Verfall des Rodwesens sind in den Kapiteln<br />
auf'S. 107 bis 135 ausführlich dargestellt.<br />
239) Bielmann. Lebensverhältnisse <strong>im</strong> Urnerland, S. 177.<br />
240) Ebenda, S. 177 f.<br />
241) Ebenda.<br />
242) Ebenda.<br />
243) Die folgenden Ausführungen stützen sich auf: Wicki, Luzern <strong>im</strong><br />
18. Jahrh<strong>und</strong>ert, S. 270 ff.<br />
244) Wicki. Luzern <strong>im</strong> 18. Jahrh<strong>und</strong>ert, S. 273.<br />
245) Ebenda. S. 272 u. Ospelt. Wirtschaftsgeschichte, S. 147.<br />
246) Ospelt, Wirtschaftsgeschichte, S. 227.<br />
247) 1.BS, S. 36 f.<br />
248) Vogt, Brücken zur Vergangenheit. S. 90.<br />
249) Ebenda.<br />
250) Ebenda, S. 144. Das Hausbauverbot wurde um 1840 aufgehoben.<br />
251) Ospelt, Wirtschaftsgeschichte. S. 254 f.<br />
252) Ebenda. S. 239.<br />
253) LLA Rechnungsbücher des Rentamts; vgl. Anhang auf S. 156-<br />
159. - Die Familie Quaderer betrieb das Brauereigewerbe bis zum<br />
1. Weltkrieg; erwähnt bei: Ospelt. Wirtschaftsgeschichte, S. 239 f.<br />
49
Im Jahre 1798 errichtete der damalige Vaduzer<br />
Löwenwirt Johann Rheinberger mit obrigkeitlicher<br />
Erlaubnis <strong>im</strong> Möliholz eine Gipsmühle. 254<br />
Der Gips<br />
wurde auf Masescha gebrochen, von Leuten aus<br />
Triesenberg nach Vaduz getragen <strong>und</strong> von da weiter<br />
zur Mühle geführt. Die Gipsmühle, von 1817 bis<br />
1827 auch Zollstation, 255<br />
produzierte jährlich 600<br />
bis 800 Fässer Gips, der meist nach Süddeutschland<br />
verkauft wurde <strong>und</strong> dabei einen jährlichen<br />
Bruttogewinn von 4 800 bis 6 000 Gulden einbrachte.<br />
256<br />
Für viele Triesenberger, die ja als Bergbauern<br />
keinen Anteil am Rod<strong>fuhrwesen</strong> hatten, war der<br />
Gipstransport <strong>und</strong> -verkauf eine wichtige Einnahmequelle.<br />
257<br />
Fehlende Ausbildungs- <strong>und</strong> Arbeitsmöglichkeiten<br />
<strong>im</strong> eigenen Land führten seit dem frühen 19.<br />
Jahrh<strong>und</strong>ert zu einer saisonalen Auswanderung<br />
von <strong>liechtenstein</strong>ischen Handwerkern <strong>und</strong> Arbeitern.<br />
Etwa zehn Prozent der gesamten Bevölkerung<br />
verliessen <strong>im</strong> Frühjahr ihre He<strong>im</strong>at, um in der<br />
Schweiz, in Süddeutschland oder in Frankreich zu<br />
arbeiten. Im Herbst kehrten sie schliesslich zurück,<br />
um mit dem sauer verdienten Geld die Steuern,<br />
Zinsen oder Schulden zu bezahlen. 258<br />
50<br />
DAS ZOLLWESEN: GRADMESSER DES<br />
WARENVERKEHRS<br />
Liechtenstein kannte noch <strong>im</strong> späten 18. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />
ein Zollsystem, das sich nicht an den politischen<br />
Grenzen, sondern an einzelnen Strassenzügen<br />
orientierte. Folglich standen die «Zollhäuschen»<br />
auch nicht an der Landesgrenze, sondern an<br />
den wichtigsten Handels- <strong>und</strong> Durchgangsrouten.<br />
Die wichtigste Zollstation befand sich seit dem Mittelalter<br />
in Vaduz. 259<br />
Hier wurde der gesamte Verkehr<br />
erfasst, der auf der Nord-Süd-Achse durch<br />
das kleine Land ging. Mit Hilfe von kleineren Zollstationen<br />
wurde versucht, den Ost-West-Verkehr -<br />
welcher den Rhein mit einer Fähre überquerte -<br />
fiskalisch zu erfassen. Diese weniger einträglichen<br />
Zollstationen hatten - <strong>im</strong> Gegensatz zum Hauptzoll<br />
in Vaduz - keine absolut sichere Existenz <strong>und</strong> es<br />
kam hier oft zu einer Aufhebung, Verlegung oder<br />
Neugründung einer Zollstation. Um die Mitte des<br />
18. Jahrh<strong>und</strong>erts gab es folgende «Neben»-Zollämter:<br />
Ruggell, Rofaberg <strong>und</strong> Mäls. 260<br />
Neben dem eigentlichen Warentransitzoll wurde<br />
auch ein Wegzoll, das sogenannte Weggeld, erhoben.<br />
Noch um 1750 waren die Weggeldeinnahmen<br />
äusserst bescheiden. 261<br />
Erst der Erlass einer neuen<br />
Weggeldordnung <strong>im</strong> Jahre 1782 verschaffte hier<br />
Abhilfe. Gemäss dieser neuen Ordnung mussten für<br />
eine Fahrt durch das ganze Fürstentum Liechtenstein<br />
folgende Gebühren entrichtet werden: für ein<br />
Reit-, Saum- oder Zugpferd sowie für einen bespannten<br />
Ochsen je drei Kreuzer; für Ochsen,<br />
Kühe, Rinder <strong>und</strong> Kälber (die durch das Land<br />
getrieben wurden) je zwei Kreuzer; für Kleinvieh<br />
betrug der Tarif einen Kreuzer pro Stück. 262<br />
Die<br />
<strong>liechtenstein</strong>ischen Untertanen waren innerhalb<br />
der Landesgrenzen von Weggeldzahlungen befreit.<br />
Für Fahrten <strong>und</strong> Transporte ins Ausland hingegen<br />
hatten auch sie das Weggeld zu entrichten. 263<br />
Weggeldstationen waren ab 1782 Vaduz, Balzers,<br />
Schaanwald, Rofaberg (bis 1785), ab 1792 dann<br />
nur noch Balzers <strong>und</strong> Schaanwald. 264<br />
Sofern sich eine Zoll- <strong>und</strong> Weggeldstation am<br />
selben Ort befand, so wurden die beiden Ämter des<br />
Zollers <strong>und</strong> Weggeldeinnehmers von ein <strong>und</strong> der-
selben Person ausgeübt (so in Balzers, auf Rofaberg,<br />
bis 1791 in Vaduz, zeitweise in Nendeln <strong>und</strong><br />
in Schaanwald). Bereits das Brandisische Urbar<br />
254) Ospelt, Wirtschaftsgeschichte, S. 256.<br />
255) LLA Rechnungsbücher des Rentamts.<br />
256) Ospelt, Wirtschaftsgeschichte, S. 256. Die Gipslager auf Masescha<br />
wurden bis um 1865 ausgebeutet.<br />
257) Ebenda.<br />
258) Vogt, Brücken zur Vergangenheit, S. 147.<br />
259) , Ospelt, Wirtschaftsgeschichte, S. 359.<br />
260) LLA Rechnungsbücher des Rentamts. Eine Liste der Zoller <strong>und</strong><br />
Weggeldeinnehmer findet sich bei: Tschugmell, Beamte, S. 62 ff.<br />
261) Ebenda. Vgl. auch Anhang auf S. 151. - Zwischen 1750 <strong>und</strong><br />
1781 wird einzig Rofaberg als Weggeldstation genannt.<br />
262) Ospelt, Wirtschaftsgeschichte, S. 334 ff. - Die Weggeldordnung<br />
ist <strong>im</strong> Wortlaut vollständig abgedruckt bei: Ospelt, Wirtschaftsgeschichte,<br />
Anhang, S. 223-227, Anhang Nr. 73.<br />
263) Ebenda.<br />
264) LLA Rechnungsbücher des Rentamts. Im lahre 1819 wurde die<br />
Zahl der Weggeldstationen wiederum erhöht. Von den neuen Stationen<br />
erbrachte lediglich die Station Balzers-Rheinstrasse nennenswerte<br />
finanzielle Einnahmen; vgl. auch Anhang S. 152.<br />
DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />
LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />
Vaduz war nicht nur der<br />
Sitz des Oberamts, sondern<br />
beherbergte auch die<br />
wichtigste Zollstation in<br />
Liechtenstein. Dieser<br />
Ortsplan aus dem Jahre<br />
1806 zeigt das Vaduzer<br />
Amtsviertel, auffällig<br />
in der Bildmitte das Wirtshaus<br />
«Adler», zugleich<br />
Zollstation, rechts davon<br />
das mit einem Treppenturm<br />
ausgestattete Haus<br />
des Landvogts<br />
51
um 1510 wies daraufhin, dass der Zoller verpflichtet<br />
war, sein Amt in Treue zu seinem Landesherrn<br />
<strong>und</strong> Vogt zu verrichten. Bemerkenswert ist die <strong>im</strong><br />
Urbar gemachte Feststellung, dass der Zoller auch<br />
mitverantwortlich für den Strassenunterhalt war. 255<br />
So war er angehalten, in Mussezeiten die Strassenpfützen<br />
auszulassen <strong>und</strong> den Weg mit Steinen auszuebnen.<br />
255<br />
Diese Best<strong>im</strong>mung wurde <strong>im</strong> Hohenemsischen<br />
Urbar des frühen 17. Jahrh<strong>und</strong>erts bestätigt.<br />
257<br />
Dort findet sich auch die älteste Tabelle<br />
mit Angaben von Zolltarifen, die bereits 1552 erlassen<br />
wurde. 268<br />
Diese Tabelle beinhaltet eine Auflistung aller<br />
Waren, die verzollt werden mussten, <strong>und</strong> dahinter<br />
ist die Gebühr aufgezeichnet, welche für die jeweilige<br />
Ware entrichtet werden musste. Diese Tariftabelle<br />
umfasste <strong>im</strong> wesentlichen folgende Produkte:<br />
1. Nahrungsmittel wie Fische, 259<br />
Feigen, Weinbeeren,<br />
Getreide, 270<br />
Nüsse, Schmalz, Käse, Fleisch,<br />
Wein;<br />
2. Tiere wie Schweine, Schafe, Geissböcke, Pferde;<br />
3. Tierische <strong>und</strong> pflanzliche Produkte wie Leder,<br />
Haut, Baumwolle, Hanf;<br />
4. Gebrauchsgegenstände wie Tücher, Leinwand,<br />
Papier, Bücher, Kessel, Werkzeuge, Metalle, Glas,<br />
Mühl- <strong>und</strong> Schleifsteine, Flolzschüsseln <strong>und</strong> Kacheln;<br />
5. Als Fortbewegungsmittel ebenso das Floss. Juden<br />
waren in den Herrschaften Schellenberg <strong>und</strong><br />
Vaduz, aber auch in Feldkirch <strong>und</strong> Bludenz zollpflichtige<br />
Personen. 271<br />
Die Mengenangabe erfolgt für Gegenstände <strong>und</strong><br />
Nahrungsmittel zumeist in Saum, für Salz <strong>und</strong> Getreide<br />
hingegen auch in Ledinen. Eine «Ledi» (das<br />
bedeutet eine Ladung, ein Fuhrwerk) entspricht<br />
dabei fünf Saum («Som»). 272<br />
Ein Saum ist ungefähr<br />
gleich viel wie 206 Liter. 273<br />
Tabellen mit Angaben der Zolltarife liegen auch<br />
aus dem 17. <strong>und</strong> 18. Jahrh<strong>und</strong>ert vor. 274<br />
Jede neue<br />
Zolltafel umfasste jeweils zusätzliche Warengattungen.<br />
Die Zolltarife, die <strong>im</strong>mer schon niedrig waren,<br />
wurden dabei nur unwesentlich erhöht. 275<br />
Dem<br />
Land Liechtenstein war die Erhaltung eines regen<br />
Durchgangsverkehrs besonders wichtig, <strong>und</strong> des-<br />
52<br />
ZOLLEINN AHMEN<br />
1750-1780<br />
ZOLLEINNAHMEN
ZOLLEINNAHMEN<br />
1811-1820<br />
Jährliche Durchschnittswerte<br />
in Gulden<br />
(Reichswährung)<br />
Balzers, Grenze 28<br />
Balzers, Strasse 11<br />
Gipsmühle 276<br />
2 2<br />
Mals 37<br />
Rofaberg 19<br />
Ruggell 613<br />
Schaan, Fährzoll 68<br />
Schaanwald 9<br />
Vaduz 1952<br />
ZOLLEINNAHMEN<br />
1821-1834<br />
Jährliche Durchschnitts<br />
werte in Gulden<br />
(Reichswährung)<br />
Balzers, Grenze<br />
ßalzers, Strasse<br />
Gipsmühle<br />
Mäls<br />
Rofaberg<br />
Ruggell<br />
Schaan, Fährzoll<br />
Nendeln<br />
Vaduz<br />
Vaduz<br />
DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />
LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />
ZOLLEINNAHMEN<br />
1835-1848<br />
Jährliche Durchschnittswerte<br />
in Gulden<br />
(Reichswährung)<br />
Balzers/Mäls 15<br />
Bendern 297<br />
Rofaberg 6<br />
Ruggell 161<br />
Schaan 5<br />
Schaanwald 83<br />
Vaduz 2649<br />
265) LUB I. Teil. Bd. 4. S. 251.<br />
266) Ebenda. «Er sol zu z<strong>im</strong>blichen zyten mit einer howen vff die<br />
strass gon, die gullen vslassen. etwann stain daryn werften, vnd den<br />
weg bessern ye zu zyten, so er des statt <strong>und</strong> wyl hat. da mit dester<br />
furo schaden vnd clag verhuet werde.»<br />
267) LUB I. Teil. Bd. 4. S. 347.<br />
268) Ebenda. S. 346 ff.<br />
269) «Fastengradt» (Fastenspeise). «Thunnen hcring». «Burckhen»<br />
(geräucherte Heringe).<br />
270) Kernen. Korn. Roggen <strong>und</strong> Haber, sowie Mehl <strong>und</strong> Brot.<br />
271) LUB I. Teil, Bd. IV, S. 352: «Item ein lebendiger Jud 30 Pfg.<br />
vndt 3 Würffei - Item ein todter Jud 30 Pfg. vnd 30 Würffei». Der<br />
Hinweis auf die Würfel ist so zu verstehen, dass die Juden dem<br />
verpönten Würfelspiel frönten.<br />
272) LLA RA 6/1/9: OA an Fürst. 22. März 1790. Bei schlechten<br />
Strassen konnte ein «Som» mit zwei Pferden geführt werden.<br />
273) Vgl. Anhang S. 142: Geld, Masseinheiten <strong>und</strong> Gewichte.<br />
274) Ein Beispiel aus dem Jahre 1700 ist <strong>im</strong> Anhang auf S. 146<br />
wiedergegeben.<br />
275) Ospelt, Wirtschaftsgeschichte. S. 359. Ein Saum Getreide<br />
war 1762 mit einem Kreuzer <strong>und</strong> zwei Pfennigen, nach der Tariferhöhung<br />
von 1791 jedoch mit zwei Kreuzern zu verzollen.<br />
276) Seit 1817.<br />
53
halb durften die Zolltarife nie so hoch angesetzt<br />
werden, dass sie verkehrshemmend wirkten.<br />
Im Jahre 1791 erfolgte die längst fällige Reorganisation<br />
des Zollwesens. Obwohl der Ausbau der<br />
Landstrasse bereits mehrere Jahre zuvor erfolgt<br />
war, 277<br />
waren die meisten Tarife <strong>im</strong>mer noch nach<br />
dem Saum ausgerichtet. In den alten Zolltafeln<br />
fehlten zudem viele Warengattungen, andere wiederum<br />
waren doppelt mit verschiedenen Tarifen<br />
aufgeführt. 278<br />
Die Zoller waren meist auch Gastwirte,<br />
«was sich ebenfalls negativ auf den Zollertrag<br />
auswirkte, waren sie doch öfters gegenüber den<br />
Gästen zu Gefälhgkeiten in Zollsachen bereit». 279<br />
Bereits in einem Entwurf zu dieser neuen Zollordnung<br />
wurde gefordert, die Zollstube vom Wirtshaus<br />
zu trennen. 280<br />
Die Reform des Zollwesens brachte<br />
eine neue, noch differenziertere Tariftabelle <strong>und</strong><br />
der Hauptzoller wurde zur Führung eines «Tagebuchs»<br />
verpflichtet. Die beiden Weggeldeinnehmer<br />
in Balzers <strong>und</strong> in Schaanwald waren ab 1792 zugleich<br />
«Wehrzoller» <strong>und</strong> sie hatten in dieser Funktion<br />
diejenigen Waren zu kontrollieren, die nicht<br />
durch den Vaduzer Hauptzoll hindurch gingen. 281<br />
Besonders wichtig war die Einführung der Zollpolicen.<br />
Jedem Fuhrmann wurde be<strong>im</strong> Betreten des<br />
Landes ein solcher Schein ausgestellt, der Auskunft<br />
über die Art der verzollten Waren gab. Ebenso<br />
wurde der Name des Fuhrmanns, das Datum des<br />
Durchtransports sowie die zu entrichtende Gebühr<br />
vermerkt. Dieser Zollschein war eine Art Transitvisum,<br />
das be<strong>im</strong> Zollamt in Vaduz vorgelegt <strong>und</strong><br />
be<strong>im</strong> Verlassen des Landes an einer Grenzzollstation<br />
wieder abgegeben werden musste. 282<br />
Als nach Auflösung des Deutschen Reichs Liechtenstein<br />
<strong>im</strong> Jahre 1806 ein souveräner Staat wurde,<br />
waren die Voraussetzungen für Änderungen <strong>im</strong><br />
Zollwesen erneut gegeben. 283<br />
1 8 08 wurden <strong>im</strong> Rahmen<br />
einer neuen Zollordnung die Tarife leicht angehoben.<br />
284<br />
Ebenso wurden in Schaanwald <strong>und</strong> in<br />
Schaan neue Grenzzölle eingerichtet. Der Schaaner<br />
Zoll sollte die über die Rheinfähre nach Burgerau<br />
gehenden Waren erfassen. 285<br />
Mit der Errichtung<br />
neuer Grenzzölle folgte Liechtenstein mit Verspätung<br />
einem Trend, der anderswo schon früher eingesetzt<br />
hatte: Luzern beispielsweise hatte bereits<br />
54<br />
1765 eine Zollrevision angeordnet, wodurch die<br />
Kontrollen verschärft <strong>und</strong> innert 15 Tagen viele<br />
neue Zollstationen errichtet wurden. 286<br />
Nicht nur die eigene Preispolitik <strong>im</strong> Zollwesen,<br />
sondern auch die Tarifpolitik der unmittelbaren<br />
Nachbarschaft hatte einen starken Einfluss auf den<br />
Gütertransitverkehr. Besonders nachteilig für<br />
Liechtenstein waren die Jahre 1806 bis 1814, als<br />
Vorarlberg zum bayerischen Zollverband gehörte.<br />
Die bayerischen Zolltarife waren nämlich um ein<br />
Vielfaches höher als die <strong>liechtenstein</strong>ischen Gebühren.<br />
287<br />
Dies beeinträchtigte den Grenzverkehr<br />
zwischen Liechtenstein <strong>und</strong> Vorarlberg. Gemäss<br />
der <strong>im</strong> Anhang (auf S. 151 f.) wiedergegebenen<br />
Liste der Weggeldeinnahmen war beispielsweise<br />
zwischen 1809 <strong>und</strong> 1812 der Grenzverkehr mit<br />
Graubünden intensiver als mit Vorarlberg.<br />
Zu den konjunkturellen Schwankungen der Zoll<strong>und</strong><br />
Weggeldeinnahmen können folgende Bemerkungen<br />
angebracht werden: Ein Krisen- oder Hungerjahr<br />
hemmte den Warenverkehr normalerweise<br />
nicht, sondern verschaffte diesem eher noch Auftrieb.<br />
(Schliesslich musste die hungernde Bevölkerung<br />
von aussen her mit Nahrungsmitteln versorgt<br />
werden.) Folglich sind in solchen Jahren die Zolleinnahmen<br />
eher noch höher als normal. Ein Blick<br />
auf die Jahre 1771/72 <strong>und</strong> 1816/17 bestätigt<br />
dies. 288<br />
(Für den Anstieg der Zolleinnahmen 1771/<br />
72 muss allerdings ins Feld geführt werden, dass<br />
kurz zuvor die ersten Schritte zum Ausbau der<br />
Transitstrasse gemacht wurden.) Seuchen <strong>und</strong><br />
kriegerische Auseinandersetzungen bewirkten indessen<br />
ein Absinken der Zoll- <strong>und</strong> Weggeldeinnahmen.<br />
Das war in den Jahren 1796 (Viehseuche in<br />
Vorarlberg <strong>und</strong> Liechtenstein 289<br />
) <strong>und</strong> noch weitaus<br />
stärker 1799 <strong>und</strong> 1800 (Truppendurchmärsche,<br />
Krieg) der Fall. Die Fertigstellung der <strong>liechtenstein</strong>ischen<br />
Landstrasse um 1780 hatte hingegen eine<br />
belebende Wirkung auf den Güterverkehr, was sich<br />
auch in höheren Zolleinnahmen niederschlug. 290
Organisation des Rodverkehrs<br />
ZUSCHGEN, KAUFHÄUSER UND HAUS<br />
MEISTER<br />
ZUSCHGEN UND KAUFHÄUSER: BEGRIFFE,<br />
STANDORTE UND FUNKTIONEN<br />
Noch <strong>im</strong> Jahre 1651 wurde festgestellt, dass die<br />
Feldkircher Kaufleute ihre Waren nach alter Gewohnheit<br />
oftmals in ihren eigenen Häusern lagerten.<br />
291<br />
Die Errichtung eines neuen beziehungsweise<br />
die Einrichtung eines bestehenden Gebäudes als<br />
Warendepot erfolgte erst wesentlich später. Für Luzern<br />
ist nachgewiesen, dass Privatleute, <strong>im</strong> speziellen<br />
Wirte, Lagerräume zur Verfügung stellten. 292<br />
Dort bestand seit Ende 1545 ein separates Gebäude<br />
als Aufbewahrungsort für Handelsgüter. 293<br />
In<br />
Feldkirch wurde bereits um das Jahr 1400 der Bau<br />
eines solchen Gebäudes geplant. Die Verwirklichung<br />
dieses Vorhabens erfolgte indes erst einige<br />
Jahrzehnte später. 294<br />
Eine solche Lagerhalle wurde<br />
Zuschg 295<br />
oder auch «Sust» 296<br />
genannt. Der Name<br />
«Sustenpass» weist zum Beispiel darauf hin, dass<br />
sich auf diesem Alpenübergang zwischen Innertkirchen<br />
(Berner Oberland) <strong>und</strong> Wassen (Uri) einst<br />
ein solches Lagerhaus befand.<br />
Ein Briefregister der Feldkircher Pfarrpfründe<br />
St. Nikolaus bezeichnete <strong>im</strong> Jahre 1490 ein neben<br />
dem Spital gelegenes Haus als «Koffhus», das<br />
heisst, es diente in erster Linie als Markthalle <strong>und</strong><br />
in zweiter Linie auch als Lagerhalle. 297<br />
Dieses zentral<br />
in der Nähe des Marktes stehende Gebäude,<br />
das heutige Rathaus, enthielt noch <strong>im</strong> 18. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />
<strong>im</strong> Erdgeschoss eine Kornhalle. Tuchhändler<br />
verwendeten den oberen Stock als Raum zur Auslage<br />
ihrer Produkte. Eine Inschrift an der Aussenfassade<br />
weist heute auf den ehemaligen Verwendungszweck<br />
dieser Räumlichkeiten hin.<br />
Die Zuschg befand sich <strong>im</strong>mer direkt an der<br />
Durchgangsstrasse. Das Kaufhaus stand meist in<br />
unmittelbarer Nachbarschaft. 298<br />
Fast <strong>im</strong>mer war in<br />
der Nähe von Zuschg <strong>und</strong> Kaufhaus auch ein Wirtshaus<br />
zu finden. In (beinahe) allen <strong>liechtenstein</strong>ischen<br />
Ortschaften, durch welche die alte Handelsstrasse<br />
von Chur nach Feldkirch führt, ist die<br />
DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />
LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />
277) Vgl. auch S. 23-36.<br />
278) Ospelt. Wirtschaftsgeschichte. S. 361.<br />
279) Ebenda.<br />
280) LLA RA 6/1/1: Projekt zur Schaffung einer verbesserten Zollordnung<br />
in Liechtenstein, 1789.<br />
281) Ospelt. Wirtschaftsgeschichte. S. 361.<br />
282) Ebenda.<br />
283) Ebenda, S. 362. Liechtenstein hätte, nun nicht mehr an Reichsgesetze<br />
geb<strong>und</strong>en, die Möglichkeit gehabt, den Transitzoll massiv zu<br />
erhöhen. Es wurde aber darauf verzichtet, weil man nicht den<br />
Durchgangsverkehr an die Schweizer Rheintalseite verlieren wollte.<br />
284) LBS, S. 193 ff.<br />
285) Ebenda. S. 199 f.<br />
286) Körner. Luzerner Staatsfinanzen, S. 112.<br />
287) Ospelt, Wirtschaftsgeschichte. S. 362 <strong>und</strong> 364. Das OA Vaduz<br />
plante eine Anpassung des <strong>liechtenstein</strong>ischen Zolltarifs an die<br />
bayerischen Gebühren, was eine 20 bis 40-fache Erhöhung bedeutet<br />
hätte. Der Plan wurde aber wieder fallengelassen.<br />
288) Detaillierte Zahlen der Zolleinnahmen <strong>im</strong> Anhang auf S. 148-<br />
150. - Vgl. auch Notiz zum Flossverkehr auf S. 36, zweiter Abschnitt.<br />
289) Ospelt, Wirtschaftsgeschichte, S. 187.<br />
290) Vgl. auch Zahlen <strong>im</strong> Anhang auf S. 148.<br />
291) Bilgeri, Stadt Feldkirch, S. 243.<br />
292) Wicki. Luzern <strong>im</strong> 18. Jahrh<strong>und</strong>ert, S. 452 f.<br />
293) Ebenda. Das Luzerner Depot für Handelswaren stand auf dem<br />
Kapellplatz. Es blieb bis ins Jahr 1860 in Verwendung.<br />
294) Bilgeri, Stadt Feldkirch. S. 243: Laut Urk<strong>und</strong>e erneuerte Herzog<br />
Friedrich 1436 die Erlaubnis zum Bau eines Warendepots. Dieser<br />
Bau musste bald darauf geschehen sein. Denn ein Schriftstück von<br />
1459 erwähnt das Haus des Albrecht Waibel in der Feldkircher<br />
Neustadt, welches als Warenablade verwendet wurde.<br />
295) Vgl. Vorarlbergisches Wörterbuch, Bd. 2, Sp. 1766: Zuschg, f.,<br />
Wagenschuppen mit Toren an beiden Schmalseiten zur Durchfahrt:<br />
Unterstandsort für Fuhrwerke. Lagerhaus für Waren.<br />
296) Vgl. Gr<strong>im</strong>m, Wörterbuch. Bd. 20, Sp. 1278: Suste. f., Öffentliches<br />
Lagerhaus. Schweizerdeutsches Lehnwort aus dem alpenromanischen<br />
engadinischen suosta. «Stall auf der Alpe», lombardisch<br />
sost(r)a, «Magazin», beide Begriffe aus dem lateinischen Wort<br />
substare, «unterstehen».<br />
297) Bilgeri, Stadt Feldkirch, S. 243.<br />
298) Die Quellen nehmen nicht <strong>im</strong>mer eine klare Trennung von<br />
Zuschg <strong>und</strong> Kaufhaus vor. In manchen Fällen, dies gilt besonders für<br />
kleinere Ab- <strong>und</strong> Umladestationen, können die beiden Gebäude<br />
sogar als identisch angesehen werden.<br />
55
Feldkirch als grössere<br />
Umladestation für Warentransporte<br />
verfügte über<br />
mehrere Lagerhäuser.<br />
Ausser dem in unmittelbarer<br />
Nähe des «Churer<br />
Tors» gelegenen Salzhaus<br />
gab es Lagerräume <strong>im</strong><br />
heutigen Rathaus sowie in<br />
der hier abgebildeten<br />
«Dogana», einem Warendepot<br />
in der Neustadt<br />
Bezeichnung «Zoschg» auch als Flurname nachgewiesen.<br />
299<br />
In Balzers bezieht sich dieser Flurname auf<br />
die Zuschg unmittelbar südlich des Wirtshauses<br />
«Engel». Weitere Zuschgen befanden sich be<strong>im</strong><br />
(ehemaligen) Wirtshaus «Adler», dem sogenannten<br />
«Ramschwaghaus», am nördlichen Dorfeingang,<br />
sowie gegenüber dem Gasthof «Post». 300<br />
Das Balzner<br />
Kaufhaus stand ebenfalls an der Durchgangsstrasse,<br />
<strong>und</strong> zwar auf der westlichen Seite südlich<br />
des 1964 abgebrochenen «Tappeiner-Hauses».<br />
Nördlich des Wirtshauses zur «Post» befand sich<br />
einst ein Salzmagazin. 301<br />
Die Triesner Flurnamenkarte<br />
vermerkt den Begriff «Zoschg» für den Platz<br />
unmittelbar vor dem heutigen Restaurant «Sonne».<br />
Eine weitere (kleinere) Zuschg stand be<strong>im</strong> Wirtshaus<br />
«Adler», ebenfalls an der Durchgangsstrasse<br />
in Triesen. 302<br />
Die Vaduzer Flur «Zuschg» ist <strong>im</strong><br />
südlichen Ortsteil Heiligkrüz <strong>im</strong> Gebiet zwischen<br />
der Landstrasse <strong>und</strong> Arnikaweg zu finden. Die<br />
Schaaner Zuschg stand gemäss Flurnamenkarte an<br />
der Feldkircherstrasse - etwa auf der Höhe der<br />
heutigen Druckerei Gutenberg. In Nendeln ist be<strong>im</strong><br />
Restaurant Löwen eine «Zoschggass» zu finden,<br />
56<br />
welche bei der Landstrasse auf halber Höhe zwischen<br />
der Firma «Keramik Schädler» <strong>und</strong> dem<br />
Cafe Meier rechts abbiegt. Nicht kartographisch<br />
vermerkt ist eine Zuschg be<strong>im</strong> «Alten Zoll» in<br />
Schaanwald.<br />
Bei der Errichtung von Zuschgen <strong>und</strong> Kaufhäusern<br />
wurde auf eine max<strong>im</strong>ale Raumnutzung Wert<br />
gelegt. In Schaan beispielsweise wurde be<strong>im</strong> Neubau<br />
des Kaufhauses <strong>im</strong> Jahre 1808 darauf geachtet,<br />
dass <strong>im</strong> selben Baukörper auch ein Schulz<strong>im</strong>mer<br />
Platz finden konnte. 303<br />
Nach dem Verfall des<br />
Rodwesens mussten andere Nutzungsformen für<br />
die bestehenden Zuschgen <strong>und</strong> Abladestationen gef<strong>und</strong>en<br />
werden. Eine interessante Geschichte hat<br />
hierbei das Kaufhaus in Balzers: Bis ins frühe 19.<br />
Jahrh<strong>und</strong>ert diente dieses Gebäude als Kaufhaus<br />
für das Rod<strong>fuhrwesen</strong>. Es war auch ein Opfer des<br />
Dorfbrandes von 1795 gewesen. Kurz danach erfolgte<br />
der Wiederaufbau. Im Jahre 1805 wurde<br />
hier die erste Balzner Schule eröffnet. Der Schulunterricht<br />
fand hier für die Mälsner Schulkinder bis<br />
1839 (Errichtung einer eigenen Schule in Mäls), für<br />
die Balzner Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler hingegen bis<br />
1869 (Bau eines neuen Schulhauses «Unterm
Schloss») statt. Zwischendurch wurde das Balzner<br />
«Kaufhaus» auch für Gemeindeversammlungen<br />
verwendet. Im Jahre 1925 schliesslich verkaufte<br />
die Gemeinde das Gebäude an Andreas Vogt. Nach<br />
einem Umbau, bei dem «teilweise die grossen<br />
Gewölbe abgebrochen wurden», wurde <strong>im</strong> einstigen<br />
Kaufhaus das heute noch existierende Gasthaus<br />
«Liechtensteinerhof» eröffnet. 304<br />
Die Zuschgen<br />
be<strong>im</strong> «Adler» <strong>und</strong> «Engel» in Balzers brannten<br />
ebenfalls <strong>im</strong> Oktober 1795 nieder. Nach dem Wiederaufbau<br />
dienten diese Gebäude wiederum (bis<br />
zum Verfall des Rodwesens) als Zuschgen. Später<br />
war in der Zuschg be<strong>im</strong> «Engel» in Balzers eine<br />
Metzgerei untergebracht 305<br />
, die übrigen Balzner<br />
Zuschgen fanden als Tenne <strong>und</strong> Wagenschopf Verwendung.<br />
Die Zuschg bei der «Sonne» in Triesen<br />
diente nach einem Brand dieses Wirtshauses zeitweise<br />
als Gastlokal <strong>und</strong> bis zum Bau einer neuen<br />
Mosterei hinter dem neuen Gebäude des Wirtshau-<br />
299) Vgl.: Mehrere Landkarten <strong>im</strong> Massstab 1:10 000, die <strong>im</strong> Rahmen<br />
des Forschungsprojekts Liechtensteiner Namenbuch zusammen<br />
mit einem Begleitheft herausgegeben wurden. Autoren waren für<br />
Balzers (erschienen 1987): Anton Banzer. für Eschen-Nendeln<br />
(1988): Roman Banzer. für Schaan (1987); Lorenz Jehle, für Triesen<br />
(1 986): Roman Banzer, sowie für Vaduz (1990): Herbert Hübe <strong>und</strong><br />
Lorenz Jehle.<br />
300) Vgl.: Vogt, Emanuol: «Die letzte Zuschg fällt». In: Liechtensteiner<br />
Volksblatt. 13. April 1955, sowie LLA PA 3/122.<br />
301) LLA PA 3/122. Bei einer Strassenverbreiterung wurden dicke<br />
Balken <strong>im</strong> Boden gef<strong>und</strong>en. Diese 1948 gemachte Feststellung von<br />
Fridolin Tschugmell bezieht sich auf eine mündliche Zeugenaussage<br />
des (damals) 80-jährigen Jörg Kaufmann.<br />
302) LLA PA 3/122.<br />
303) Rentmeister Smieth berichtete 1808 darüber: «... den Bau des<br />
Schaaner Kaufhauses anbelangend, ist mir erinnerlich, dass der<br />
Richter einst bei Gelegenheit eine Erwähnung machte, ob sie nicht<br />
bis ans Port der Strasse rücken dürfften, indem sie sonst nicht die<br />
nötige Grösse fürs Schulz<strong>im</strong>mer erhielten.» Smieth war damit<br />
einverstanden, sofern dafür die Strasse auf der anderen Seite etwas<br />
verbreitert wurde. Schliesslich empfand er es als «thunlich, ihnen<br />
ihr Schulz<strong>im</strong>mer nicht verpfuschen zu lassen». Allerdings behielt er<br />
sich auch das Recht vor, zu gegebener Zeit bei der Baustelle einen<br />
Augenschein vorzunehmen; vgl.: LLA RA 21/587.<br />
304) Gstöhl/Vogt, Bauten in Balzers. S. 85 <strong>und</strong> LLA PA 3/122.<br />
305) LLA PA 3/122. 1948. Ein Photo von Emanuel Vogt, welches<br />
diese Zuschg kurz vor ihrem Abbruch zeigt, ist bei Ospelt, Wirtschaftsgeschichte<br />
auf S. 329 abgebildet.<br />
DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />
LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />
Balzers als wohl wichtigste<br />
Umladestation für den<br />
Rodverkehr in Liechtenstein<br />
war Standort von<br />
mehreren Zuschgen <strong>und</strong><br />
Lagerhäusern, die sich in<br />
unmittelbarer Nachbarschaft<br />
der Wirtshäuser<br />
befanden. Leider fielen sie<br />
<strong>im</strong> 20. Jahrh<strong>und</strong>ert der<br />
Spitzhacke zum Opfer, so<br />
auch die hier abgebildete<br />
Zuschg be<strong>im</strong> Wirtshaus<br />
«Post»<br />
57
ses war darin auch eine provisorische Mosterei<br />
eingerichtet. 306<br />
Über die Nendler Zuschg wird <strong>im</strong><br />
Jahre 1948 berichtet, dass sie «vor ein paar Jahren<br />
altersschwach zusammengebrochen» sei. 307<br />
Die<br />
Zuschg be<strong>im</strong> «Alten Zoll» in Schaanwald musste<br />
1953 infolge Strassenregulierung dem modernen<br />
Verkehr weichen. In der damaligen Presse wurde<br />
über dieses Gebäude folgendes berichtet: «... Die<br />
nun entfernte Zuschg diente bis in die siebziger<br />
Jahre [des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts], also bis zum Bau der<br />
Eisenbahn, zum Einstellen der Fuhrwerke ... In<br />
dieser Zuschg befand sich noch ein hölzernes Aufzugsrad.<br />
Die Fuhren wurden während der Nacht<br />
durch diesen Aufzug gehoben, um die Holzachsen<br />
der Wagen zu entlasten.» 308<br />
HAUSMEISTER: FUNKTIONEN UND<br />
INSTRUKTIONEN<br />
Bis ins ausgehende Mittelalter begleitete ein Kaufmann<br />
seine Warentransporte in der Regel selbst. 309<br />
Mit der Zunahme des Grosshandels kam er aber<br />
später nicht umhin, sein Handelsgut einem berufsmässigen<br />
Güterabfertiger, einem Spediteur, anzuvertrauen.<br />
Dieser transportierte die Waren auf<br />
eigene Rechnung <strong>und</strong> Verantwortung. Das Speditionsgeschäft<br />
entwickelte sich zu einem Hilfsgeschäft<br />
des Handels. Mit weiterer Zunahme des<br />
Handelsvolumens sahen sich die Spediteure ihrerseits<br />
gezwungen, die ihnen zustehende Transportpflicht<br />
an untergeordnete Fuhrleute weiter zu delegieren.<br />
An «neuralgischen Punkten» wurde jeweils<br />
eine Faktorei eingerichtet. 310<br />
Dort liefen die<br />
Handelswaren zusammen <strong>und</strong> von dort aus wurde<br />
auch der Weitertransport organisiert. Die Stadt<br />
Basel war Sitz eines Hauptfaktors, an der Gotthardroute<br />
befanden sich in Luzern, Altdorf <strong>und</strong><br />
Bellinzona Unterfaktoreien. Die Unterfaktorei in<br />
Luzern ist seit 1540 quellenmässig bezeugt. 311<br />
Der Beamte, welcher dem lokalen Betrieb vorstand,<br />
war der sogenannte Teiler 312<br />
(partitor ballarum,<br />
preciptor ballarum), <strong>im</strong> Liechtenstein des<br />
18. Jahrh<strong>und</strong>erts Hausmeister genannt. In kleineren<br />
Gemeinden war er noch in der Lage, alle jene<br />
58<br />
Aufgaben allein zu erfüllen, die in grösseren Handelszentren<br />
(etwa Chur, Chiavenna, Bellinzona,<br />
Biasca) auf zwei oder mehrere Beamte fielen. In<br />
erster Linie war es seine Aufgabe, die bei der<br />
Zuschg eintreffenden Waren zu überprüfen <strong>und</strong> sie<br />
dann auf die einzelnen Gemeindesäumer (Fuhrleute)<br />
nach einer vorausbest<strong>im</strong>mten, streng einzuhaltenden<br />
Reihenfolge (Rod) zu verteilen. 313<br />
Zur guten Erfüllung ihrer verantwortungsvollen<br />
Aufgabe war es unabdingbar, dass die Faktoren<br />
<strong>und</strong> Hausmeister über ein gewisses Bildungsniveau<br />
verfügten. So mussten sie beispielsweise lesen <strong>und</strong><br />
schreiben können, da es sonst unmöglich war,<br />
Rechnungsbücher zu führen <strong>und</strong> Quittungen über<br />
ab- oder ausgegebene Waren auszustellen. Ebenso<br />
mussten sie stets über grössere Summen an Bargeld<br />
zum Bezahlen von Fuhrlöhnen <strong>und</strong> Wegzöllen<br />
verfügen. 314<br />
Im Kanton Uri war die Übernahme<br />
dieses Amtes zudem an die Bezahlung einer hohen<br />
Kaution geb<strong>und</strong>en. Folglich blieb das Amt des<br />
Hausmeisters einigen wenigen wohlhabenden Familien<br />
vorenthalten. 315<br />
Die Zuschgen gewannen infolge Benutzungszwang<br />
eine zentrale Bedeutung <strong>im</strong> Warentransit.<br />
Dem Hausmeister als Leiter <strong>und</strong> Aufseher der<br />
Zuschg standen meist noch einige Gehilfen zur Seite,<br />
wie zum Beispiel Träger. Diese waren (zumindest<br />
in den Städten) auch gesellschaftlich organisiert<br />
<strong>und</strong> beanspruchten für sich das Privileg des<br />
Zubringerdienstes. 316<br />
Die folgenden Instruktionen geben einen vertieften<br />
Einblick in den Tätigkeitsbereich eines Hausmeisters.<br />
In jede Hausmeister-Instruktion fliessen<br />
Elemente der geltenden Rodordnung mit ein. Besonders<br />
deutlich wird dies bei den Richtlinien für<br />
den Feldkircher Hausmeister, in denen die wichtigsten<br />
Punkte der ebenfalls <strong>im</strong> selben Jahr erlassenen<br />
Rodordnung nochmals aufgeführt werden. 317<br />
INSTRUKTION FÜR HAUSMEISTER LORENZ<br />
TSCHETTER IN SCFIAAN, 1781 318<br />
Diese Instruktion übertrug dem Hausmeister in<br />
Schaan vielfältige Kontrollaufgaben. Lorenz Tschet-
ter war ein von der Obrigkeit eingesetzter Buchhalter<br />
<strong>und</strong> Beamter, der - wie auch Zoll- <strong>und</strong> Weggeldbeamte<br />
- der dörflichen Oberschicht entstammte.<br />
Der Aufgabenkatalog für Lorenz Tschetter lautete<br />
wie folgt:<br />
1. Der Hausmeister führt Buchhaltung über<br />
Empfang <strong>und</strong> Abgang der Waren. Er vermerkt auch<br />
den vollständigen Namen <strong>und</strong> das Zeichen des<br />
jeweiligen Fuhrmanns.<br />
2. Er übern<strong>im</strong>mt die Verantwortung für den<br />
schleunigen <strong>und</strong> richtigen Weitertransport der<br />
Güter.<br />
3. Der Hausmeister ist zugleich Oberrodmeister<br />
<strong>und</strong> als solcher verantwortlich für das ordnungsgemässe<br />
Aufgebot der Rodfuhrleute. Er informiert<br />
die Rodmeister in Vaduz <strong>und</strong> Triesen über die<br />
jeweilige Reihenfolge <strong>im</strong> Rod<strong>fuhrwesen</strong>.<br />
4. Der Schaaner Hausmeister <strong>und</strong> Oberrodmeister<br />
legt jedes Quartal den Triesner <strong>und</strong> Vaduzer<br />
Rodmeistern eine Abrechnung vor <strong>und</strong> zahlt ihnen<br />
den schuldigen Fuhrlohn zuhanden der Triesner<br />
<strong>und</strong> Vaduzer Fuhrleute aus.<br />
5. Er darf keinem Fuhrmann mehr als sechs<br />
Malter oder drei Salzfässer auf eine Fuhr geben.<br />
Fuhrleute, die dem Aufgebot zur Rod keine Folge<br />
leisten, sollen ausgelassen werden. Sie müssen<br />
sodann warten, bis die Reihe wieder an ihnen ist.<br />
Auch Fuhrleute, die weniger als die erlaubten<br />
sechs Malter Korn beziehungsweise drei Fass Salz<br />
führen, dürfen nicht nochmals eine Fuhr machen.<br />
6. Der Hausmeister wird folgendermassen entlöhnt:<br />
Von jedem Malter Sack darf er zwei Denare,<br />
von einem Salzfass einen Kreuzer (vier Denare) beziehen.<br />
Ausserdem darf er von einem ganzen (oder<br />
halben) Tabakkübel sowie von übrigen Zentnerwaren<br />
ebenso viel wie zum Beispiel der Balzner Hausmeister<br />
beziehen.<br />
7. Der Hausmeister ist verpflichtet, ein ordentliches<br />
Verzeichnis der in den Ortschaften Schaan,<br />
Triesen <strong>und</strong> Vaduz für die Rod tätigen Fuhrleute zu<br />
führen.<br />
8. Ein Eid verpflichtet den Hausmeister, sämtliche<br />
Verstösse gegen die Rodordnung bei der Obrigkeit<br />
zu melden.<br />
DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />
LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />
Diese Instruktion für Lorenz Tschetter wurde praktisch<br />
zur selben Zeit erlassen wie die Rodordnungen<br />
von 1781 <strong>und</strong> 1782 sowie die neue Weggeldordnung<br />
1782. 319<br />
Sie steht damit in engem Kontext<br />
zum Ausbau der <strong>liechtenstein</strong>ischen Landstrasse<br />
um 1780 sowie zu den Bemühungen um eine Neuregelung<br />
des Rodwesens.<br />
RICFITLINIEN FÜR FAKTOR GEORG ANTON<br />
BACHMANN IN FELD KIRCH, 1781<br />
Fast zur gleichen Zeit wurde in Feldkirch eine neue<br />
Instruktion für den dortigen Faktor erlassen. Es<br />
hiess in der Einleitung, der Faktor solle sich «eines<br />
kristlichen, nüchteren <strong>und</strong> bescheidenen Lebens-<br />
306) LLA PA 3/122.<br />
307) Ebenda.<br />
308) Liechtensteiner Volksblatt, 19. September 1953. Dieser Bericht<br />
enthielt noch folgende bemerkenswerten Gedanken: «Noch vor<br />
100 Jahren hielt man diesen Verkehr mit Pferden für eine gute<br />
Einrichtung. [-] Und heute? Heute steigen die Menschen auf den<br />
Meeresgr<strong>und</strong> (Prof. Piccard) zur Erforschung der Tiefsee. Ingenieure<br />
konstruieren Flugzeuge mit Überschallgeschwindigkeit, Pläne zur<br />
Befliegung des Mondes werden ausgearbeitet <strong>und</strong> solche zur Vernichtung<br />
von ganzen Ländern <strong>und</strong> Erdteilen in einer Nacht. Ist dies<br />
Fortschritt oder ist es vielleicht der Anfang vom Ende?»<br />
309) Wicki. Luzern <strong>im</strong> 18. Jahrh<strong>und</strong>ert. S. 449.<br />
310) Ebenda.<br />
311) Ebenda.<br />
312) Vgl. auch: LUB, I. Teil, Bd. 4, S. 252, Anmerkung 1: «Der Teiler<br />
... hatte das vom einzelnen Fuhrmann oder Säumer gemäss der<br />
Kehrordnung zu befördernde Warenquantum ... festzulegen. Der<br />
Teiler hatte hier die Zuteilerrolle <strong>im</strong> Transportfron.»<br />
313) Caroni, Säumergenossenschaften. S. 91.<br />
314) Bielmann. Lebensverhältnisse <strong>im</strong> Urnerland, S. 129 f.<br />
315) Ebenda. Die Hausmeister-Familien <strong>im</strong> Uri des 18. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />
waren: Megmet-Muhe<strong>im</strong> in Altdorf, Crivelli in Flüelen sowie die<br />
Gebrüder Müller in Hospental <strong>und</strong> Altdorf. Betreffend Liechtenstein<br />
siehe S. 62.<br />
316) Ebenda.<br />
317) Vgl. S. 86-88.<br />
318) LLA RA 20/32, 5. Dezember 1781.<br />
319) Vgl. Ausführungen auf S. 86-88.<br />
59
wandels» befleissen, «Herrn Stadtamann <strong>und</strong> Rath,<br />
wie auch gemeiner Stadt <strong>und</strong> Bürgerschaft getreü,<br />
<strong>und</strong> hold seyn, derselben Ehre, Nutzen <strong>und</strong> Fromen,<br />
so Viel ihm möglich, beforderen, hingegen<br />
allen Schaden [abjwenden ...». Der Faktor musste<br />
einen Eid ablegen, wonach er verpflichtet war, alle<br />
Kaufmannsgüter, Zentnerwaren, Früchte <strong>und</strong> Salzfässer<br />
in seinem Kaufhaus ordnungsgemäss zu<br />
empfangen <strong>und</strong> wieder abzustossen. Die einzelnen<br />
Best<strong>im</strong>mungen dieser Instruktion sind <strong>im</strong> Folgenden<br />
zusammengefasst dargestellt.<br />
1. Der Faktor muss an den Tagen, an denen<br />
Güter ankommen könnten, sich entweder zuhause<br />
oder in der Nähe des Kaufliauses aufhalten. Er begutachtet<br />
die Waren <strong>und</strong> Frachtbriefe der ankommenden<br />
Fuhrwerke <strong>und</strong> er ordnet an, dass jede<br />
Ware abgeladen <strong>und</strong> am richtigen Ort <strong>im</strong> Kaufhaus<br />
bis zum Weitertransport verwahrt wird.<br />
2. Der Faktor ist zu einer korrekten Buchführung<br />
verpflichtet. Sämtliche eingegangenen Waren<br />
trägt er in ein Empfangsbuch ein. Jedes Quartal ist<br />
ein frühzeitiger Rechnungsabschluss zu treffen.<br />
3. Der Faktor stellt dem Fuhrmann eine Bestätigung<br />
für die gelieferten Waren aus.<br />
4. Fuhrleute, die diese Lieferungspolicen ganz<br />
oder teilweise verlieren, haben keinen oder nur<br />
teilweisen Anspruch auf ihren Fuhrlohn. Im Falle<br />
eines solchen Verlustes der Rodpolicen holt der<br />
Faktor bei der nächstgelegenen Faktorei Auskunft<br />
über den betreffenden Warentransport ein. Wenn<br />
sich nun herausstellt, dass der Fuhrmann Warentransporte<br />
mangelhaft ausführte, so haftet die<br />
Gemeinde, aus welcher der besagte Fuhrmann<br />
stammt, für entstandene Schäden.<br />
5. Falls der Fuhrmann aber seine Unschuld beteuern<br />
kann, so ist ihm der Fuhrlohn in barem Geld<br />
unverzüglich auszubezahlen.<br />
6. Der Faktor ist verpflichtet, für die speditive<br />
Weiterführung der Waren zu sorgen. Er hat den<br />
Rodmeistern die Anzahl der benötigten Rodfuhrwerke<br />
rechtzeitig anzuzeigen.<br />
7. «Zur Vermeidung aller Unordnung» werden<br />
die Rodfuhren in (a) Kaufmannsstücke <strong>und</strong> Handelswaren,<br />
sowie (b) in Früchte <strong>und</strong> Salztransporte<br />
eingeteilt.<br />
60<br />
(a) Kaufmannsstücke <strong>und</strong> Handelswaren werden<br />
[jährlich?] in 240 Stück versetzt. Die Hälfte<br />
davon wird von österreichischen Untertanen aus<br />
Tisis <strong>und</strong> Tosters, die anderen 120 Stück werden<br />
von den <strong>liechtenstein</strong>ischen Untertanen der Herrschaft<br />
Schellenberg von Feldkirch bis Balzers spediert.<br />
(b) Alle Gattungen Früchte <strong>und</strong> Salzfässer werden<br />
folgendermassen aufgeteilt: Die österreichischen<br />
Untertanen des Gerichtsbezirks Feldkirch<br />
transportieren drei Fünftel, die Fuhrleute aus der<br />
Herrschaft Schellenberg zwei Fünftel der auf die<br />
Rod kommenden Früchte <strong>und</strong> Salzfässer.<br />
8. Die aus Feldkirch kommenden Kaufmannsstücke<br />
<strong>und</strong> Handelswaren werden in der Zuschg in<br />
Balzers abgeladen. Die Rodfuhrleute des Gerichtsbezirks<br />
Feldkirch, welche Korn <strong>und</strong> Salzfässer befördern,<br />
müssen ihre Waren in Schaan abladen.<br />
Den Fuhrleuten der Herrschaft Schellenberg hingegen<br />
steht das Recht zu, mit diesen Waren bis Balzers<br />
weiter zu fahren (vgl. Kapitel «Gesetzliche<br />
Best<strong>im</strong>mungen» auf S. 63-92).<br />
9. Der Faktor ist berechtigt, den Fuhrleuten,<br />
welche die Rodordnung missachten, den Lohn zu<br />
verweigern.<br />
10. In der Früchte- <strong>und</strong> Salzrod sind Fuhrleute<br />
aus Altenstadt <strong>und</strong> Göfis dazu berechtigt, fünf von<br />
sechs Fass Salz beziehungsweise Malter an Früchten<br />
(bis Schaan) zu transportieren. (Im weiteren<br />
wird Artikel 7 nochmals wiederholt.)<br />
11. Der Faktor entscheidet nach Eingang der für<br />
die Rod best<strong>im</strong>mten Waren, wie viele Fuhrleute zur<br />
Weiterspedierung aufgeboten werden müssen. Deshalb<br />
n<strong>im</strong>mt er unverzüglich mit den Rodmeistern<br />
der betreffenden Gemeinden Kontakt auf <strong>und</strong> vereinbart<br />
einen Zeitpunkt, wann wieviele Fuhrwerke<br />
sich in Feldkirch einfinden müssen.<br />
12. Der Faktor ist verantwortlich für die Einhaltung<br />
der richtigen Reihenfolge <strong>im</strong> Rodverkehr. Ein<br />
320) Zur «Äuffnung des Strassenzuges» so genannt <strong>im</strong> Originaldokument<br />
LLA RA 20/34, S. 4: «Äuffnung»: Emporbringung, Weiterbeförderung;<br />
Angaben gemäss Gr<strong>im</strong>m, Wörterbuch, Bd. 1, Sp. 697.
DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />
LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />
Landammann Lorenz<br />
Tschetter <strong>und</strong> die unterzeichnenden<br />
Richter<br />
machten einen Dreiervorschlag,<br />
aus welchem das<br />
Oberamt den Hausmeister<br />
für die Orte Schaan, Vaduz<br />
<strong>und</strong> Triesen wählte. Das<br />
Schreiben vom 31. Dezember<br />
1789 schlug Anton<br />
Kaufmann,Johannes<br />
Schlatter sowie Andreas<br />
Konrad als «drey Taug-
Fuhrmann, der nicht wie vereinbart an Ort <strong>und</strong><br />
Stelle ist, wird ausgelassen <strong>und</strong> muss warten, bis<br />
er wieder an der Reihe ist.<br />
13. Ein Stück Kaufmannsgut soll das Gewicht<br />
von 250 Pf<strong>und</strong> haben. Aber auch halbe Stücke mit<br />
einem Gewicht von 125 Pf<strong>und</strong> sind zugelassen.<br />
Beide Grössen werden mit einer Toleranzgrenze<br />
von plus oder minus einem Achtel des Gewichts<br />
gehandelt. Für Stücke, deren Gewicht mehr als ein<br />
Achtel von der normalen Grösse übersteigt, wird<br />
ein zusätzlicher Fuhrlohn ausbezahlt. (Vierter Beschluss<br />
der Rodkonferenz in Feldkirch von 1781;<br />
siehe auch S. 87.)<br />
14. Der Faktor berechnet die Fuhrlöhne <strong>im</strong> Einklang<br />
mit den von der Rodkommission festgesetzten<br />
Best<strong>im</strong>mungen.<br />
15. Der Faktor muss dem Feldkircher Magistrat<br />
gegenüber Rechenschaft über seine Finanzbuchhaltung<br />
ablegen.<br />
Diese Instruktion für den Feldkircher Hausmeister<br />
berührt wesentlich das Rod<strong>fuhrwesen</strong> in Liechtenstein.<br />
Die Aufgaben der Hausmeister in Schaan<br />
62<br />
Hausmeister in Balzers<br />
1788/89: Joseph Leonz Frick 322<br />
1789/90: Joseph Leonz Frick,<br />
Egidius Nipp 323<br />
1794/95: Joseph Leonz Frick 324<br />
1801/02: Andreas Büchel 325<br />
1802/03: Joseph Kindle 326<br />
1803-1811: Joseph Kindle 327<br />
1811-1824: Johann Baptist Büchef<br />
<strong>und</strong> in Feldkirch sind <strong>im</strong> Wesentlichen identisch,<br />
die Best<strong>im</strong>mungen für das Hausmeisteramt in<br />
Feldkirch sind allerdings detaillierter, was wenig<br />
überrascht, hatte der Hausmeister in Feldkirch<br />
doch mit Sicherheit mehr Warenverkehr zu beaufsichtigen<br />
als sein Kollege in Schaan.<br />
WAHL DES HAUSMEISTERS<br />
Im Kanton Uri wurden die Zuschghausmeister von<br />
den Behörden bestellt. 321<br />
In Liechtenstein hingegen<br />
erfolgte die Bestellung eher auf demokratischem<br />
Wege: Die Hausmeister in Balzers <strong>und</strong> in Schaan<br />
wurden nämlich <strong>im</strong>mer für ein Jahr gewählt. Zu<br />
diesem Zweck fand in den betreffenden Gemeinden<br />
eine Gemeindeversammlung statt. Teilnahmeberechtigt<br />
an diesen Versammlungen waren alle Bürger,<br />
nicht jedoch die Hintersassen einer Gemeinde.<br />
Balzers wählte jeweils am 24. August, Schaan <strong>im</strong><br />
Dezember. Der gewählte Hausmeister legte einen<br />
Eid ab. Seine Amtsführung unterlag einer strengen<br />
oberamtlichen Kontrolle.<br />
Hausmeister in Schaan<br />
1781/82: Lorenz Tschetter<br />
1789/90: Johannes Schlatter 329<br />
1790/91: Johannes Schlatter,<br />
Lorenz Danner 330<br />
1791-1803: Andreas Konrad 331
GESETZLICHE BESTIMMUNGEN<br />
ERSTE RODORDNUNGEN IM MITTELALTER UND<br />
IN DER FRÜHEN NEUZEIT<br />
Als Gradmesser für den Waren- <strong>und</strong> Personenverkehr<br />
<strong>im</strong> rechtsufrigen Rheintal diente bereits <strong>im</strong><br />
Hochmittelalter die Siedlung Fussach, ein am Südufer<br />
des Bodensees gelegenes Dorf, das bereits <strong>im</strong><br />
Jahre 1092 urk<strong>und</strong>lich erwähnt wurde. 332<br />
Dieser<br />
Verkehr reichte aber «weiter zurück als jede Urk<strong>und</strong>e»,<br />
333<br />
passierte er doch laut Aussage der Ritter<br />
von Neuburg von 1363 schon lange davor ihre<br />
Burg bei Koblach <strong>und</strong> ging dann weiter dem Rhein<br />
entlang hinauf. Weiter südlich folgte eine Abzweigung<br />
in Richtung Südosten <strong>und</strong> schliesslich erreichte<br />
der Verkehrsweg über die alte Iiibrücke die<br />
bereits 842 erwähnte Verkehrssiedlung Pontilles<br />
(später auch Iiibrugg oder Heiligkreuz genannt).<br />
Dabei passierte diese Strasse auch das spätere<br />
Feldkirch, das in der Stiftungsurk<strong>und</strong>e für das Johanniter-Kloster<br />
<strong>im</strong> Jahre 1218 erstmals als Stadt<br />
genannt wurde. 334<br />
Der Stifter, Graf Hugo von Montfort<br />
(gestorben um 1230), war <strong>im</strong> Jahre 1219 Teilhaber<br />
am Vertrag zwischen dem Bischof von Chur<br />
<strong>und</strong> der Stadt Como zur Sicherung des Handelsverkehrs<br />
über die Bündner Pässe. 335<br />
Die Städte Chur<br />
<strong>und</strong> Feldkirch waren auch später durch den Handelsverkehr<br />
eng verb<strong>und</strong>en. Zwischen dem Bischof<br />
von Chur als Inhaber des Churer Zolles <strong>und</strong> dem<br />
Grafen von Montfort als Inhaber des Zolles der<br />
Stadt Feldkirch bestand seit 1372 ein vertragliches<br />
Verhältnis über gegenseitige Zollerleichterungen.<br />
Darin hiess es: «Was ein Bürger von Chur in der<br />
Stadt Chur verzollt, das soll auch ein Bürger von<br />
Feldkirch in Chur verzollen, nämlich Salz <strong>und</strong> nicht<br />
anders, wie seit alters Sitte <strong>und</strong> Gewohnheit gewesen<br />
ist ohne jeden Betrug. Und was ein Bürger von<br />
Feldkirch in der Stadt Feldkirch verzollt, das soll<br />
auch ein Bürger von Chur in Feldkirch verzollen,<br />
nämlich Wein <strong>und</strong> nicht anders, wie von alters her<br />
Sitte <strong>und</strong> Gewohnheit gewesen ist.» 336<br />
Dieser sogenannte<br />
«Montfortische» Zollvertrag überdauerte<br />
mehr als vier Jahrh<strong>und</strong>erte. 337<br />
DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />
LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />
Der Rod- <strong>und</strong> Etappenverkehr war damals<br />
schon die übliche Art des Gütertransports. 338<br />
Ein<br />
Mailänder Verzeichnis der Transportkosten für<br />
Wollballen führte um 1390 die einzelnen Stationen<br />
321) Bielmann. Lebensverhältnisse <strong>im</strong> Urnerland, S. 129 f.<br />
322) Sohn des Landammanns Leontius Frick, vgl.: Familienstammbaum<br />
<strong>im</strong> Anhang auf'S. 169.<br />
323) Egidius Nipp (1724-1800) war verheiratet mit Anna Maria<br />
Brunhart; vgl. Tschugmell, Balzers, S. 189.<br />
324) LLA RA 21/327: Hausmeisterwahl vom 24. August 1794 in<br />
Balzers. Joseph Leonz Frick erhielt 53. Anton Burgmayer 18 <strong>und</strong><br />
Joseph Kaufmann sieben St<strong>im</strong>men.<br />
325) LLA RA 21/477: Bei der Wahl am 24. August setzte sich Büchel<br />
gegen seine Mitbewerber Schmied Joseph Kaufmann, Weggeldeinzieher<br />
Joseph Wolfinger, Baptist Büchel sowie Baptist Vogt durch.<br />
Andreas Büchel (1762-1846) heiratete 1788 Katharina Vogt (1763-<br />
1843) - Vgl.-. Tschugmell, Balzers, S. 17.<br />
326) Joseph Kindle (1762-1832) war mit Christina Vogt (1767-1832)<br />
verheiratet. - Vgl. Tschugmell, Balzers, S. 152.<br />
327) LI.A RA 21/534: Der bisherige Hausmeister Kindle wurde am<br />
24. August 1803 in seinem Amt bestätigt. Kindle amtierte als<br />
Hausmeister bis 1811. Bei der Hausmeisterwahl am 25. August<br />
1811 wurde er abgewählt: Johann Baptist Büchel erhielt 60 St<strong>im</strong>men,<br />
Hausmeister Joseph Kindle nur 34. - Vgl. LLA RB R 3.<br />
328) Johann Baptist Büchel (1761-1839). Sohn des Johann Baptist<br />
Büchel sen. <strong>und</strong> der Barbara Boler, stammte aus Mäls. Er ehelichte<br />
Franziska Frick, geboren 1764 als Tochter des Joseph Leontius Frick<br />
<strong>und</strong> der Katharina Frick.<br />
329) LLA RA 21/52. Wahl zum Hausmeister am 31. Dezember 1789.<br />
Der Krämer <strong>und</strong> Wirt Johannes Schlatter zahlte in Schaan ab 1775<br />
jährlich den Schutztaler als Hintersasse. 1784 erfolgte durch Zahlung<br />
von 20 Gulden die Einbürgerung. Schlatter starb 1817; vgl.:<br />
Stammtafeln Schaan. S. 14.<br />
330) LLA RA 21/150.<br />
331) LLA Rechnungsbücher des Rentamts: LLA RA 21/334: Notiz des<br />
Feldkircher Hausmeisters zu Fuhrlohn-Berechnungen 1794.<br />
332) Bilgeri. Stadt Feldkirch, S. 88.<br />
333) Ebenda.<br />
334) Bilgeri. Stadt Feldkirch, S. 366 <strong>und</strong> Vallaster, Feldkirchs<br />
Vergangenheit, S. 57. Die Stadtgründung erfolgte vermutlich vor<br />
1190.<br />
335) Urk<strong>und</strong>e vom 17./18. August 1219. Abdruck <strong>im</strong> Bündner UB IL<br />
Nr. 607; erwähnt bei: Bilgeri, Stadt Feldkirch, S. 93.<br />
336) Bilgeri. Stadt Feldkirch, S. 164.<br />
337) Ebenda.<br />
338) Rigendinger, Verkehr <strong>und</strong> Verkehrssicherheit <strong>im</strong> Mittelalter,<br />
S. 31 f.<br />
63
der Wegstrecke vom Bodensee nach Chur auf (die<br />
Angaben beziehen sich teilweise auf die linksrheinische<br />
Strasse): Von Rheineck («Arineck») ging es<br />
über die Rheinfähre von Blatten («Platen») 339<br />
nach<br />
Feldkirch («ad Sanct Petrum»), <strong>und</strong> weiter über<br />
Schaan («Aschan»), Vaduz («Viduz»), Balzers<br />
(«Abalsers») nach Maienfeld <strong>und</strong> nach Chur. 340<br />
In<br />
Feldkirch zahlte man 31 Pfennig Zoll, weniger als<br />
in Chur (41 Pfennig), aber doch mehr als in Vaduz<br />
(24 Pfennig), Balzers (8 Pfennig) <strong>und</strong> in Maienfeld<br />
(15 Pfennig). Für die «Sosta» (Zuschg) mussten an<br />
jeder Station 2,5 Pfennig entrichtet werden. Der<br />
Fuhrlohn betrug für die Strecke von Feldkirch bis<br />
Schaan 24 Pfennig. 341<br />
Diese Mailänder Aufzeichnung<br />
galt für den normalen Massenverkehr, den<br />
Verkehr auf der Rod. Hierbei wurden die Waren<br />
durch jeweils verschiedene Fuhrleute von Zuschg<br />
zu Zuschg befördert, wobei ein oftmaliges Auf- <strong>und</strong><br />
Abladen die Regel war.<br />
Das Feldkircher Stadtrecht regelte in seiner<br />
schriftlichen Abfassung von 1399 das Rodwesen<br />
für die Bürger der Montfortstadt. Unter der Kapitelüberschrift<br />
«Wie man die Kaufmannsware, die<br />
durch das Land geht, abfertigen soll» heisst es:<br />
«Wir haben auch die Satzung gemacht, was an<br />
Kaufmannsware hier durch das Land geht, die soll<br />
der Teiler hier zu Feldkirch gleich teilen einem<br />
Fuhrmann wie dem anderen unter den Bürgern die<br />
hier Wägen haben, dem Armen wie dem Reichen,<br />
wie die Rod der Fahrten denn an ihn kommt, es<br />
seien Wollballen, Kupfer oder Kaufmanns wäre.» 342<br />
Folglich konnte also jeder Bürger - unabhängig von<br />
seinem Einkommen - am Rod<strong>fuhrwesen</strong> teilnehmen.<br />
Einzige Bedingung war der Besitz eines<br />
Wagens (<strong>und</strong> wohl auch eines Zugtiers). Gleichzeitig<br />
wurde auf das bereits traditionelle Bestehen des<br />
Stracksverkehrs hingewiesen. Besondere (meist<br />
wertvollere) Güter konnten <strong>im</strong> Eilverkehr stracks<br />
über grössere Strecken durch ein <strong>und</strong> dasselbe<br />
Fuhrwerk transportiert werden, ohne an einzelnen<br />
lokalen Zuschgen anzuhalten. Im Stadtrecht für<br />
Feldkirch heisst es dazu: «Wenn die Kaufleute für<br />
Kupfer oder andere Waren, die nicht <strong>im</strong> Tarif der<br />
Rodfuhr stehen, Führer finden, die sie auf ihre Rosse<br />
nehmen <strong>und</strong> nach Kläfen (Chiavenna) fahren, so<br />
64<br />
soll es ihnen erlaubt sein, denn das ist altes Herkommen.»<br />
343<br />
Solche Handelsprivilegien konnten<br />
auch durch die Obrigkeit gewährt werden. So erhielt<br />
beispielsweise 1375 ein Kaufmann Pagano<br />
aus Chiavenna für sich <strong>und</strong> seinen Sohn Marco von<br />
Graf Rudolf von Montfort für fünf Jahre freies Geleit<br />
<strong>im</strong> Herrschaftsbereich der Montforter. Dies entband<br />
ihn von Zollzahlungen <strong>und</strong> gab ihm das<br />
Recht, Waren ausserhalb der Rod frei durchzuführen.<br />
344<br />
Im ausgehenden 15. Jahrh<strong>und</strong>ert hatte in einer<br />
Zeit der wirtschaftlichen Blüte der Kornhandel<br />
deutlich zugenommen. Die Stadt Feldkirch war<br />
zum Hauptknotenpunkt für Transporte nach dem<br />
kornarmen Oberrätien geworden. 345<br />
Im Jahre 1515<br />
erwarb die Stadt Feldkirch die Rechte für das kurz<br />
zuvor errichtete Wirtshaus in Bauern (bei Hohenems).<br />
Feldkirch setzte dort fortan den Hüttenknecht<br />
<strong>und</strong> Knecht selbst ein. 346<br />
Der Ausbau des<br />
Weges über den Schollberg 347<br />
durch die Eidgenossen<br />
in den Jahren 1490 bis 1492 ist ein weiteres<br />
Signal für das verstärkte Verkehrsaufkommen. Der<br />
<strong>im</strong> 16. Jahrh<strong>und</strong>ert durch Feldkirch gehende Güterverkehr<br />
war aber <strong>im</strong> Vergleich zu anderen Handelszentren<br />
eher bescheiden. Die wenigen vorhandenen<br />
Vergleichszahlen geben zwar die damalige<br />
Wirklichkeit nur sehr bruchstückhaft wieder, aber<br />
sie haben doch eine gewisse Aussagekraft. So betrug<br />
um 1500 der Feldkircher Warentransit r<strong>und</strong><br />
9 200 Zentner pro Jahr (davon ging der grössere<br />
Teil südwärts <strong>und</strong> nur etwa 2 800 Zentner gingen<br />
in umgekehrter Richtung). 348<br />
Durch die Stadt Chur<br />
gingen aber am Ende des 16. Jahrh<strong>und</strong>erts bereits<br />
26 000 bis 50 000 Zentner an Transitgütern. 349<br />
Ein<br />
Grossteil der dabei nach Norden gehenden Waren<br />
dürfte dabei entweder in Richtung Sargans-Zürich<br />
oder auch auf der schweizerischen Rheintalseite<br />
in Richtung Bodensee befördert worden sein. Dort<br />
befanden sich auch weitaus grössere Märkte <strong>und</strong><br />
Handelszentren. In Konstanz beispielsweise betrug<br />
<strong>im</strong> Jahre 1601 allein der Getreidetransit r<strong>und</strong><br />
130 000 Zentner. 350<br />
Die offensichtliche Konkurrenz zwischen den<br />
beiden Handelswegen <strong>im</strong> Rheintal war <strong>im</strong>mer wieder<br />
ein Thema. Vor dem oben erwähnten Ausbau
der Schollbergstrasse in den Jahren 1490 bis 1492<br />
gab es zahlreiche Klagen über den schlechten Zustand<br />
dieser Verkehrsverbindung. Besonders die<br />
Kaufleute aus Rheineck hatten <strong>im</strong>mer wieder diesen<br />
Unmut geäussert, verb<strong>und</strong>en mit der Drohung,<br />
mit ihren Warentransporten auf die andere Talseite<br />
auszuweichen. 351<br />
Mit dem Ausbau der Schollbergstrasse<br />
wurde versucht, dem entgegen zu wirken,<br />
jedoch offenbar nur mit mässigem Erfolg. Zwar<br />
profitierte die Schollbergstrasse <strong>im</strong> 16. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />
zeitweilig von der politischen Grosswetterlage:<br />
Während des Schmalkaldischen Krieges in den<br />
Jahren 1546 <strong>und</strong> 1547 wechselten die Handels<strong>und</strong><br />
Fuhrleute auf die sicherere linksrheinische<br />
Strasse, um nach Kriegsende wieder auf die andere,<br />
wohl insgesamt wirtschaftlich bedeutendere,<br />
rechtsrheinische Strasse zu wechseln. 352<br />
Trotzdem<br />
blieb die linksrheinische Strasse insgesamt betrachtet<br />
<strong>im</strong> Nachteil, da der Schollberg als topographisches<br />
Hindernis Benützung <strong>und</strong> Unterhalt<br />
dieser Wegverbindung zu einer kostspieligen Angelegenheit<br />
machte. 353<br />
Wohl als eine indirekte Reaktion auf den Ausbau<br />
der Schollbergstrasse zu sehen ist die älteste<br />
schriftliche Rodordnung für das Gebiet des heutigen<br />
Fürstentums Liechtenstein, welche aus dem<br />
Jahre 1499 datiert. 354<br />
Sie umfasste den Streckenabschnitt<br />
von Feldkirch bis Maienfeld <strong>und</strong> wurde vom<br />
Feldkircher Stadtammann Heinrich Putscher erlassen.<br />
Die wichtigsten Punkte dieser spätmittelalterlichen<br />
Rodordnung, die speziell die Fuhrleute der<br />
Flerrschaften Feldkirch <strong>und</strong> Schellenberg betraf,<br />
können folgendermassen zusammengefasst werden:<br />
Der Zoller in Feldkirch, der zugleich die Funktion<br />
eines Hausmeisters ausübte, bot die Fuhrleute<br />
auf. Die Reihenfolge der Rodfuhren musste jeweils<br />
am Sonntag vor Neujahr für die kommenden 365<br />
Tage festgesetzt werden. Auch betreffend Warensorte<br />
wurde eine Reihenfolge eingehalten: Zuerst<br />
wurden die Kaufmannsgüter, dann das Korn transportiert.<br />
Jeder Wagen, der für das Rod<strong>fuhrwesen</strong><br />
eingesetzt wurde, musste mit einer Blache versehen<br />
sein, die mit sieben Eisennägeln an der Karosserie<br />
befestigt war. Jeder Rodfuhrmann bürgte für<br />
die ihm anvertrauten Waren. Die Fuhrleute muss<br />
DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />
LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />
ten ferner folgende Gebote <strong>und</strong> Verpflichtungen<br />
einhalten: Sie durften für die Rod best<strong>im</strong>mte Güter<br />
nicht eigenmächtig aufladen. Ebenso war für sie<br />
verboten, Waren ausserhalb der Rod zu führen. Die<br />
Rodgüter durften keinem anderen Fuhrmann aufgegeben<br />
werden, der nicht ebenfalls rodberechtigt<br />
war. Der vorgesehene Streckenabschnitt musste zu<br />
Ende gefahren werden. Fuhrleute der Herrschaft<br />
Schellenberg, die mit ihren Rodgütern früher als<br />
ihre Kollegen aus Altenstadt in Maienfeld ankamen,<br />
durften daraus keinen persönlichen Vorteil<br />
ziehen. Sie mussten entweder warten, bis die<br />
Altenstädter Fuhrleute ebenfalls in Maienfeld eintrafen,<br />
oder sie durften für die Rückfahrt nur das<br />
ihnen zustehende Warenquantum laden.<br />
Ein Nachtrag zu dieser Ordnung aus dem Jahre<br />
1556 erhöhte den Fuhrlohn von 18 auf 20 Pfennig<br />
pro Zentner. Dies muss als blosse Anpassung an<br />
die Teuerung angesehen werden. Im 16. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />
nämlich wurde Europa von einer anhaltenden<br />
339) Zur Ortschaft Blatten vgl. auch: Rigendinger, ebenda, S. 39<br />
links unten.<br />
340) «Pacta pro itinere Constancie et Coire» <strong>im</strong> Archiv der Camera<br />
di Comercio, Mailand. Erwähnt bei Bilgeri. Stadt. Feldkirch, S. 164 u.<br />
341 sowie bei: Poeschel, Liechtenstein, S. 4.<br />
341) Ebenda.<br />
342) Bilgeri, Stadt Feldkirch. S. 163.<br />
343) Ebenda.<br />
344) Ebenda.<br />
345) Ebenda. S. 236 f.<br />
346) Ebenda.<br />
347) Vgl. hierzu: Ackermann, Schollbergstrasse, S. 57.<br />
348) Eitel, Verkehr <strong>im</strong> Bodenseeraum, S. 64.<br />
349) Ebenda.<br />
350) Ebenda.<br />
351) Ackermann, Schollbergstrasse, S. 57.<br />
352) Ebenda. Aktiv um eine Erhöhung des Durchgangsverkehrs auf<br />
der rechtsrheinischen Seite bemühte sich auch die Stadt Maienfeld,<br />
was wiederum die linksrheinische Bevölkerung erboste.<br />
35.3) Reich. Landstrassen von Werdenberg, S. 69.<br />
354) Vgl. hierzu die Ausführungen bei: Schatzmann, Rodordnung<br />
1499.<br />
65
Geldentwertung erfässt. 355<br />
Die stete, anfangs noch<br />
erträgliche Inflationsrate sollte dann in den ersten<br />
Jahren des Dreissigjährigen Kriegs zu einer galoppierenden<br />
Inflation heranwachsen. 356<br />
Im Jahre 1556 wurde die Rodordnung ferner<br />
durch zusätzliche Best<strong>im</strong>mungen ergänzt. Erstmals<br />
war von Frachtbriefen die Rede, die von den Fuhrleuten<br />
bei ihrer Ankunft <strong>im</strong> Kaufhaus unverzüglich<br />
dem Faktor übergeben werden mussten. Ebenso<br />
wurde auf die <strong>im</strong> Feldkircher Kaufhaus entstandene<br />
Unordnung hingewiesen. Aus diesem Gr<strong>und</strong><br />
erging die Anweisung an die Fuhrleute, die Waren<br />
nur an den dafür best<strong>im</strong>mten Orten abzuladen. Die<br />
Fuhrleute waren auch verpflichtet, den Faktoren<br />
bei ihrer Arbeit behilflich zu sein, zum Beispiel<br />
be<strong>im</strong> Abwiegen <strong>und</strong> anschliessenden Einräumen<br />
der Rodwaren. Pferde durften sich weder <strong>im</strong> Kaufhaus<br />
aufhalten noch durften sie dort gefüttert werden.<br />
Die Zoller <strong>und</strong> Faktoren mussten bei Verstössen<br />
gegen die Rodordnung be<strong>im</strong> Hubmeister Anzeige<br />
erstatten. 357<br />
In einer Beschwerdeschrift der <strong>liechtenstein</strong>ischen<br />
Untertanen über Verstösse ihrer österreichischen<br />
Nachbarn gegen die Rodordnung <strong>im</strong> 18.<br />
Jahrh<strong>und</strong>ert wurde eine alte Rodordnung von 1544<br />
erwähnt. Es hiess hier aber lediglich, es wäre<br />
«nichts sonderliches zue erinnern ausser wie sich<br />
die Fuhrleuth in Beförderung der Spedition verhalten<br />
sollen». 358<br />
Hingegen ist die Rodordnung von<br />
1593 in einer Abschrift erhalten. Die Transitroute<br />
vom Bodensee bis Maienfeld war bereits damals in<br />
eine obere sowie in eine untere Rod aufgeteilt. Die<br />
obere Rod umfasste wohl die Strecke von Feldkirch<br />
bis Maienfeld <strong>und</strong> beinhaltete somit auch das Gebiet<br />
des heutigen Fürstentums, während die untere<br />
Rod die Strasse vom Bodensee bis Feldkirch umfasste.<br />
Für die obere Rod wurden als Fuhrleute<br />
Haug Kranntz, 359<br />
Hanns Marxer, Adam Marxer, 360<br />
Marthin Kauffman <strong>und</strong> Jacob Allgeuer 361<br />
genannt.<br />
Als Tröster 362<br />
fungierten Jacob Allgeuer, Christian<br />
Tobler, Marthin Kauffman, Adam Marxer sowie<br />
Haug Kranntz. Als Fuhrleute für den oberen <strong>und</strong><br />
den unteren Rodbezirk wurden folgende Personen<br />
erwähnt: Hanns Peckh, Thebus Reinperger, Hanns<br />
Frölich <strong>und</strong> Galle Walser. Interessant an der letzten<br />
66<br />
Aufzählung ist, dass Fuhrleute aus den Herrschaften<br />
Vaduz <strong>und</strong> Schellenberg auch in der unteren<br />
Rod <strong>im</strong> Vorarlberger Rheintal ihrer Tätigkeit nachgehen<br />
durften - eine sicherlich privilegierte Position.<br />
Als Tröster fungierten in beiden Rodbezirken<br />
Hanns Frölich <strong>und</strong> Galle Walser, in der unteren Rod<br />
(neben anderen) Hanns Marxer <strong>und</strong> Thebus Reinperger.<br />
Es wurden in der Rodordnung von 1593 bereits<br />
viele Bereiche <strong>und</strong> Probleme thematisiert, die auch<br />
in späteren Zeiten höchst aktuell bheben. Normalerweise<br />
gab es einen Streitfall zwischen zwei Interessengruppen,<br />
wobei Händler <strong>und</strong> Hausmeister<br />
meist auf der einen Seite, die Fuhrleute hingegen<br />
auf der anderen Seite standen. Wie wir <strong>im</strong> Laufe<br />
355) Körner, Luzerner Staatsfinanzen, S. 53. In Luzern beispielsweise<br />
stieg der Wechselkurs der französischen Goldsonnenkrone <strong>im</strong><br />
Zeitraum 1500 bis 1610 um r<strong>und</strong> 80 Prozent. Das ergibt eine<br />
durchschnittliche jährliche Steigerung um 0,54 Prozent.<br />
356) Ebenda. S. 55 f. Die österreichische Regierung schlug in<br />
gewissen Zeitabständen wertlosere Handmünzen, um damit zusätzliche<br />
wertvollere Goldmünzen aufkaufen zu können. Man erhoffte<br />
sich davon die Finanzierung eines Teils der Kriegskosten. «Diese<br />
Münzpolitik <strong>und</strong> ihre spekulativen Ausschreitungen hatten nicht nur<br />
<strong>im</strong> Reich, sondern auch in der Schweiz verheerende Auswirkungen<br />
auf die Geldzirkulation. Das gute Geld wurde <strong>im</strong>mer rarer; die<br />
Wechselkurse <strong>und</strong> mit ihnen auch die Preise stiegen <strong>im</strong>mer höher. In<br />
den Jahren 1620-1623 erreichte diese Krise ihren Höhepunkt.» Um<br />
1625 erfolgte wieder eine relative Stabilisierung der Währungen.<br />
357) LLA Schä U Nr. 19. Rodordnung von 1499, erlassen von<br />
Hubmeister Heinrich Putscher sowie dem Stadtrat, Landrichter <strong>und</strong><br />
Zoller der Stadt Feldkirch, mit Ergänzung von 1556. Original Papier.<br />
358) LLA RA 20/2. Das Schreiben ist nicht datiert, stammt aber mit<br />
Sicherheit aus dem 18. Jahrh<strong>und</strong>ert.<br />
359) Er stammte aus Eschen. Im Legerbuch von 1584 taucht er mit<br />
einem Steuervermögen von 600 fl. auf. Davon hatte er eine Steuer<br />
von 2 fl. zu entrichten; vgl.: Ospelt, Legerbuch, S. 32.<br />
360) Aus Mauren. Er hatte 1584 ein Steuervermögen von 100 fl. für<br />
sich selbst <strong>und</strong> (zusätzlich) 50 11. auf seinem Geschwistergut. Davon<br />
waren 10 bzw. 20 kr. an Steuern zu bezahlen; vgl.: Ospelt, Legerbuch,<br />
S. 32.<br />
.361) Aus Eschen. Steuervermögen 300 11. Zu bezahlende Steuern:<br />
1 fl. Zudem hatte er als Vogt der sechs Kinder des Jörg Kaufmann<br />
noch zusätzlich 200 fl. zu versteuern; vgl.: Ospelt, Legerbuch. S. 30 f.<br />
362) Tröster sind Bürgen. Gewährsleute <strong>und</strong> als solche Verantwortliche,<br />
die für Warentransporte die rechtliche Haftung übernehmen;<br />
vgl. Vorarlbergisches Wörterbuch. S. 494 f., sowie Gr<strong>im</strong>m. Bd. 22,<br />
Sp. 982.
•v-<br />
^ 4 / / ^ ,-4<br />
DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />
LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />
Bei Streitigkeiten um die<br />
Auslegung <strong>und</strong> Einhaltung<br />
von geltenden Rodordnungen<br />
wurde meist ein<br />
Rückgriff gemacht auf alte<br />
Vereinbarungen. Schriftliche<br />
Abmachungen blieben<br />
gr<strong>und</strong>sätzlich in Kraft,<br />
sofern sie nicht ausdrücklich<br />
abgeändert oder<br />
aufgehoben wurden.<br />
Die vorliegende Abbildung<br />
zeigt die erste Seite einer<br />
Beschwerdeschrift der<br />
<strong>liechtenstein</strong>ischen Fuhrleute<br />
über österreichische<br />
Verstösse gegen die bestehenden<br />
Ordnungen.<br />
Bestehende Missstände<br />
<strong>und</strong> Klagen werden angeführt:<br />
Einerseits würden<br />
nach Balzers gelieferte<br />
Waren dort zu lange liegen<br />
bleiben, anderseits gingen<br />
viele Waren den Weg über<br />
die andere Rheintalseite,<br />
was Verdienstausfall für<br />
hiesige Fuhrleute, Wirtshäuser<br />
<strong>und</strong> Zollstationen<br />
<strong>und</strong> Zollstationen zur<br />
Folge hatte.<br />
67
dieser Arbeit noch sehen werden, hatten aber nicht<br />
alle Fuhrleute dieselben Anliegen, wobei hier regional<br />
unterschiedliche Interessen eine <strong>im</strong>mer<br />
stärkere Rolle spielten. Die einzelnen Rodordnungen<br />
waren jeweils Vergleiche, Abmachungen, die<br />
zur Schlichtung eines Streites oder zur Milderung<br />
eines Interessengegensatzes beitragen sollten.<br />
Im Vergleich von 1593 wurden zuerst die Klagen<br />
der Faktoren notiert, darauf folgte eine Stellungnahme<br />
der Fuhrleute <strong>und</strong> schliesslich der Urteilsspruch.<br />
Die Faktoren beschwerten sich bei den<br />
Fuhrleuten der unteren Rod, dass sie die Güter<br />
zwei bis drei Tage am Bodensee liegen lassen <strong>und</strong><br />
diese Waren nicht direkt nach Feldkirch transportieren<br />
würden. Ähnliche Vorwürfe waren an die<br />
Adresse der Fuhrleute der oberen Rod gerichtet:<br />
Diese würden ebenso die Waren nicht rechtzeitig<br />
weiter befördern, in diesem Fall war die Strecke<br />
über die St. Luzisteig (von Balzers nach Maienfeld)<br />
betroffen.<br />
Die Fuhrleute der unteren Rod antworteten,<br />
dass sie für die Verzögerungen <strong>im</strong> Güterverkehr<br />
nicht verantwortlich seien. Die Schiffsleute würden<br />
nämlich die für den Rodverkehr best<strong>im</strong>mten Waren<br />
in der Nacht nach Fussach bringen. Somit würden<br />
die Waren zwangsläufig einige St<strong>und</strong>en <strong>im</strong> Kaufhaus<br />
liegen bleiben, da die Fuhrleute nur tagsüber<br />
arbeiteten. Wenn nun aber die Schiffsleute die Güter<br />
am Tag lieferten, so wäre es möglich, diese Waren<br />
gleich zu verladen <strong>und</strong> stracks (direkt) fortzuführen.<br />
Ausserdem würden anfallende Transporte<br />
den Fuhrleuten nicht rechtzeitig «k<strong>und</strong>bar» gemacht,<br />
so dass Verzögerungen <strong>im</strong> Warenverkehr<br />
vorprogrammiert wären.<br />
Ein Informationsdefizit in diesem Bereich wurde<br />
auch von den Fuhrleuten der oberen Rod festgestellt.<br />
Sie schlugen daher vor, anstehende Gütertransporte<br />
jeweils durch Boten anzukündigen. Weiters<br />
bekräftigten die Fuhrleute ihr Interesse an<br />
weiteren Rodfuhren nach Maienfeld. Bereits hier<br />
vermischte sich der Wunsch nach besseren Verdienstmöglichkeiten<br />
(höhere Fuhrlöhne) mit Klagen<br />
über Warentransporte ausserhalb der Rod.<br />
Dass das Geld ein entscheidender Motivationsgr<strong>und</strong><br />
für die Fuhrleute zur Übernahme von<br />
68<br />
Warentransporten war, beweist auch die Aussage<br />
der Fuhrleute von der unteren Rod, welche die Bitte<br />
vorbrachten, «man welle Inen auch den Lohn<br />
besseren, wie in der obern Rod beschehen, vom<br />
Stuhl zween Kreuzer, damit seyen sy des anerbuettens,<br />
die Rod wie sich gebürt [gemäss] Inhalt der<br />
Rod Ordnung vleissig zu fertigen». 363<br />
Es wurde nun ein Bescheid gegeben, wie sich<br />
die Fuhrleute sowohl der oberen wie auch der<br />
unteren Rod künftig zu verhalten hatten: Bei der<br />
Übernahme von Waren aus dem unteren (oberen)<br />
Rodbezirk musste ein Fuhrmann der oberen (unteren)<br />
Rod jeweils Rechenschaft darüber ablegen,<br />
von wem er die Waren bekommen hatte. Falls er<br />
die Auskunft verweigerte, so verlor er den Anspruch<br />
auf den Fuhrlohn. Die Forderung der Fuhrleute<br />
von der unteren Rod nach höheren Fuhrlöhnen<br />
wurde abgelehnt. Sie wären wegen der<br />
besseren Strasse auf ihrem Gebiet sowieso schon<br />
in einer angenehmeren Position als die oberen<br />
Rodfuhrleute. An Feiertagen war das Führen von<br />
Korn verboten; eine Ausnahme galt für diejenigen<br />
Fuhrwerke, welche ihre Waren «hinauf» [nach<br />
Hause, nach Graubünden?] führen mussten («die<br />
mögen wohl ha<strong>im</strong>b fahren»). 364<br />
Einem Aufgebot<br />
zum Warentransport mussten die Rodfuhrleute<br />
«gehorsame Folge» leisten. Im Weigerungsfalle<br />
wurde sowohl dem Zollverwalter wie auch dem<br />
Hubmeister Anzeige erstattet.<br />
Im Vorfeld dieser Abmachungen hatten in der<br />
Region Feldkirch sowie <strong>im</strong> benachbarten Rheintal<br />
heftige Konkurrenzkämpfe in Bezug auf Wochen<strong>und</strong><br />
Viehmärkte stattgef<strong>und</strong>en. Benachbarte Orte<br />
machten der Stadt Feldkirch das Marktmonopol<br />
zusehends streitig. Bereits um 1560 hatte Freiherr<br />
Ulrich Philipp von Hohensax einen Wochenmarkt<br />
in Sax gewährt. Eine weitaus gewichtigere Konkurrenz<br />
erwuchs aber in der unmittelbaren Nachbarschaft:<br />
Im Jahre 1583 suchte das Gericht Rankweil-<br />
Sulz erstmals (<strong>und</strong> vorerst erfolglos) bei der Regierung<br />
in Innsbruck um die Gewährung des Marktrechts<br />
für Rankweil an. Es war dort die Einrichtung<br />
eines Vieh- <strong>und</strong> eines Wochenmarktes geplant. Die<br />
Stadt Feldkirch setzte sich gegen dieses Vorhaben<br />
vehement zur Wehr. 365<br />
So befürchtete Feldkirch,
die von Bludenz <strong>und</strong> dem Walgau herkommenden<br />
Salzsäumer würden auf ihrem Weg in Richtung Bodensee<br />
die Montfortstadt künftig umgehen, indem<br />
sie den (kürzeren) Weg über die Satteinser Klause<br />
nach Rankweil wählten. Dies hätte für die Feldkircher<br />
Wirte Einkommensverluste zur Folge, da die<br />
vielen auswärtigen Händler ihr Geld künftig in<br />
Rankweil <strong>und</strong> nicht in Feldkirch vertrinken würden.<br />
Rankweil setzte indes seine Bemühungen fort<br />
<strong>und</strong> richtete am 18. Januar 1590 ein erneutes<br />
Schreiben an die Regierung in Innsbruck. 366<br />
Da jedoch<br />
die Rankweiler bereits schon ohne Bewilligung<br />
Märkte veranstalteten, fiel es den Behörden<br />
in Innsbruck leicht, das Ansuchen zurückzuweisen.<br />
367<br />
Feldkirch konnte scheinbar einen Erfolg<br />
vorweisen. Doch Rankweil gab sich nicht geschlagen<br />
<strong>und</strong> auf Betreiben dieser Gemeinde wurde in<br />
Heiligkreuz, unmittelbar vor den Toren der Stadt<br />
Feldkirch, als zweite Front ebenfalls ein illegaler<br />
Markt errichtet. Die Jahre 1592 <strong>und</strong> 1593 waren<br />
geprägt von ständigen Auseinandersetzungen zwischen<br />
der Stadt Feldkirch <strong>und</strong> den Bewohnern von<br />
Heiligkreuz, die durch das Gericht Rankweil-Sulz<br />
unterstützt wurden. Feldkirch - geschwächt durch<br />
den Stadtbrand von 1592 <strong>und</strong> daher dringend auf<br />
wirtschaftlichen Aufschwung angewiesen - bemühte<br />
sich um Abstellung des Heiligkreuzer Marktes. In<br />
einer Bittschrift an die Regierung in Innsbruck wiesen<br />
die Bewohner von Fleiligkreuz daraufhin, dass<br />
sie auf diese Verdienstmöglichkeit dringend angewiesen<br />
wären. Sie besässen ausser den an der<br />
Handelsstrasse gelegenen Häusern keinen Gr<strong>und</strong><br />
<strong>und</strong> Boden. In der Tat gehörte der grösste Teil der<br />
Landgüter den Bürgerinnen <strong>und</strong> Bürgern der Stadt<br />
Feldkirch. 368<br />
Heiligkreuz drang jedoch mit der Bitte<br />
um Legalisierung seines Marktes nicht durch. Feldkirch<br />
hatte jedoch keinen Gr<strong>und</strong> zum Jubeln, wurde<br />
die Stadt doch am 3. April 1603 erneut von<br />
einer Brandkatastrophe he<strong>im</strong>gesucht, die (in der<br />
Vorstadt) 48 Häuser <strong>und</strong> zehn Ställe vernichtete.<br />
Die wirtschaftliche Vormachtstellung Feldkirchs<br />
wurde <strong>im</strong> 17. Jahrh<strong>und</strong>ert durch weitere Marktgründungen<br />
geschmälert. Im Jahre 1605 erhob<br />
Graf Kaspar von Hohenems die Ortschaft Hohenems<br />
in den Rang einer Marktsiedlung <strong>und</strong> schliess<br />
DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />
LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />
lich erhielt Rankweil 1618 doch noch das Recht,<br />
drei jährliche Viehmärkte abzuhalten. 369<br />
Auf der<br />
Schweizer Rheintalseite erfolgte die Einrichtung<br />
dreier Jahrmärkte sowie eines Wochenmarktes in<br />
Kriessern. Diese Gemeinde hatte seinen Landesherren,<br />
namentlich den Eidgenossen von Luzern<br />
<strong>und</strong> Uri sowie dem Abt von St. Gallen, erfolgreich<br />
dargelegt, wie schwer es ihren Bürgern fallen würde,<br />
die weiter entfernt gelegenen Märkte in Feldkirch,<br />
Rankweil <strong>und</strong> Hohenems zu besuchen, da<br />
der Weg durch sumpfige, von Soldaten unsicher gemachte<br />
Rieder führte. 370<br />
Ein unmittelbarer Zusammenhang zwischen<br />
den Auseinandersetzungen um die Abhaltung von<br />
Märkten <strong>und</strong> der praktisch gleichzeitig erlassenen<br />
Rodordnung (1593) kann nicht hergestellt werden.<br />
Wohl aber muss festgehalten werden, dass eine<br />
Zeit des wirtschaftlichen Niedergangs <strong>und</strong> der folglich<br />
verschärften Konkurrenzkämpfe einschneidende<br />
Auswirkungen auf das Rod- <strong>und</strong> Fuhrwesen<br />
hatte. Hier kann die These gewagt werden, dass<br />
sich Verstösse gegen die geltende Rodordnung in<br />
einer Zeit der ökonomischen Krise zwangsläufig<br />
häuften. Der Erlass einer neuen Rodordnung beziehungsweise<br />
die Ergänzung einer bestehenden Ordnung<br />
durch zusätzliche Best<strong>im</strong>mungen kann also<br />
<strong>im</strong>mer auch als Reaktion auf eine krisenhafte<br />
Situation <strong>und</strong> als Versuch, eine solche Situation zu<br />
meistern, angesehen werden.<br />
Aus den folgenden Jahrzehnten sind keine Akten<br />
zum Rodwesen überliefert. 371<br />
Dies erstaunt<br />
363) Rodordnung von 1593. LLA RA 20/3.<br />
364) Ebenda.<br />
365) Bilgeri. Stadt Feldkirch. S. 270.<br />
366) Ebenda.<br />
367) Ebenda. Die Rankweiler Bewerbung um einen Woehenmarkt<br />
wurde 1592. diejenige um zwei jährliche Viehmärkte 1593 abgewiesen.<br />
368) Ebenda. S. 272.<br />
369) Ebenda.<br />
370) Ebenda, S. 273.<br />
371) Das gilt jedenfalls für den Aktenbestand des LLA.<br />
69
Links das «Churer Tor»<br />
<strong>und</strong> rechts das <strong>im</strong> frühen<br />
20. Jahrh<strong>und</strong>erte abgerissene<br />
Salzhaus in Feldkirch.<br />
Hier ging der<br />
gesammte Warenverkehr<br />
von Feldkirch nach Liechtenstein<br />
<strong>und</strong> Graubünden<br />
hindurch. Erst in der<br />
Neuzeit büsste das «Churer<br />
Tor» seine zentrale<br />
Verkehrsfunktion ein.<br />
nicht, bewirkten doch kriegerische Auseinandersetzungen<br />
<strong>und</strong> die Pestjahre einen Abbruch wichtiger<br />
Handelsbeziehungen. Im Jahre 1621 verbot<br />
Mailand seinen Stadtbürgern den freien Verkehr<br />
mit Graubünden. 372<br />
In einem Bericht des Pfarrers<br />
von Bendern vom 30. Mai 1628 ist über die damaligen<br />
Lebensverhältnisse folgendes zu lesen: «Man<br />
ist bedrängt durch Einquartierung des Kriegsvolks,<br />
also dass eine grosse Theuerung ist, neben dem,<br />
dass unser Land durch vorige Wege ganz erarmt<br />
ist. Viele Bürger haben seit Jahren keinen Bissen<br />
Brod <strong>im</strong> Hause gehabt.» 373<br />
Gerade das Jahr 1628<br />
war für den Landesherrn, Graf Kaspar von Hohenems,<br />
das schlechteste Jahr, das er je erlebt hatte. 374<br />
Die Pest war spätestens um 1629 auch in den Flerrschaften<br />
Vaduz <strong>und</strong> Schellenberg ausgebrochen.<br />
Um 1633 wird berichtet, dass 57 Fläuser ganz ausgestorben<br />
waren. 375<br />
Das benachbarte Feldkirch<br />
blieb keineswegs verschont. Die Pestepidemie bescherte<br />
dort um 1635 r<strong>und</strong> 400 Menschen den<br />
Tod. 376<br />
Feldkirch sah sich darüber hinaus in der<br />
frühen Neuzeit mit einem weiteren wirtschaftlichen<br />
Bedeutungsschw<strong>und</strong> konfrontiert. So sank auch die<br />
70<br />
Einwohnerzahl der Stadt <strong>im</strong> Zeitraum zwischen<br />
1500 <strong>und</strong> 1750 von r<strong>und</strong> 1 500 auf etwa 1 000 Personen<br />
herab. 377<br />
Gegen Ende des Dreissigjährigen Krieges ging<br />
man wieder daran, das Rodwesen neu zu ordnen.<br />
So liegt eine am 4. März 1645 in Feldkirch vereinbarte<br />
Rodordnung in einer Abschrift vor. 378<br />
Gemäss<br />
diesem Vergleich durften die Fuhrleute der Gerichte<br />
Höchst <strong>und</strong> Fussach sowie der Llerrschaft Lustenau<br />
das für Feldkirch oder für Graubünden best<strong>im</strong>mte<br />
Korn vom Bodensee bis nach Bauern<br />
führen. In Bauern wurden ihre Wagen abgeladen,<br />
<strong>und</strong> die Untertanen der Herrschaft Feldkirch sowie<br />
der Grafschaft Hohenems transportierten das Getreide<br />
weiter bis ins Kaufhaus nach Feldkirch. Derjenige<br />
Anteil, der nicht in Feldkirch verblieb, wurde<br />
von den Untertanen der Herrschaften Schellenberg<br />
<strong>und</strong> Vaduz weiter (bis Balzers) transportiert.<br />
Offenbar hatte diese Abmachung keinen Bestand;<br />
denn schon bald kamen Berichte über neuerliche<br />
Anstände. Auf den Strassen der Herrschaft Schellenberg<br />
verkehrten zahlreiche österreichische<br />
Fuhrleute. Die spärlichen Quellen aus der ersten
Hälfte des 17. Jahrh<strong>und</strong>erts erlauben keinen Rückschluss<br />
darauf, ob diese Fuhrleute <strong>im</strong> Einklang<br />
oder <strong>im</strong> Widerspruch zu den geltenden Rodvereinbarungen<br />
handelten.<br />
Ein Brief der Vogteiverwaltung Feldkirch vom<br />
29. März 1645 brachte schliesslich wichtige Aussagen<br />
zum Verhältnis zwischen Österreich <strong>und</strong> den<br />
Herrschaften Vaduz/Schellenberg in Bezug auf das<br />
Rodwesen. Der an den damaligen Landesherrn,<br />
den Flohenemser Grafen Jakob Hannibal adressierte<br />
Brief zeigt bereits gr<strong>und</strong>sätzliche Probleme <strong>und</strong><br />
Konflikte auf, welche auch die folgenden beiden<br />
Jahrh<strong>und</strong>erte die Beziehungen zwischen den benachbarten<br />
Regionen schwer belasteten. Die Feldkircher<br />
Behörden protestierten in ihrem Schreiben<br />
gegen WiUkürmassnahmen der Schellenberger Untertanen:<br />
Jene würden «die Fuehrleuth bey der<br />
Mühlin ahm Schaanwaldt mit Gewaldt auffhalten,<br />
Güetter <strong>und</strong> Getraidt ab den Wägen abladen, <strong>und</strong><br />
theils in dass Rieth werffen». 379<br />
Diese gewaltsame<br />
Aufhaltung österreichischer Gütertransporte würde<br />
in einem krassen Widerspruch zu den vereinbarten<br />
Abmachungen stehen, <strong>und</strong> schliesslich hätte<br />
auch Graf Jakob Hannibal schriftlich zugesichert,<br />
«diss Unwesen [bei seinen Untertanen] abzustellen».<br />
380<br />
Amann Schächlin wäre <strong>im</strong> Auftrag<br />
des Grafen zu den Zollbeamten gegangen, auf dass<br />
diese die österreichischen Fuhrleute vor den Gewaltakten<br />
warnten, die sich in Schaanwald ereignen<br />
würden. Dies, so der Feldkircher Vogteiverwalter,<br />
führte dazu, dass die österreichischen Kaufleute<br />
bereits in Erwägung zogen, «zue Sicherung ihrer<br />
Wahren die angefangene Strass auffen Schweizer<br />
Boden zue gebrauchen». 381<br />
Dadurch würden auch<br />
die Unterländer Fuhrleute den Verdienst <strong>im</strong> Fuhrwesen<br />
gänzlich verlieren. Die Behörden in Feldkirch<br />
forderten den Grafen auf, <strong>im</strong> Fuhrwesen eine<br />
befriedigende Ordnung zu schaffen. Falls sich die<br />
Situation nicht verbessern würde, so wäre die Vogteiverwaltung<br />
gezwungen, die Beschwerde an eine<br />
höhere Instanz, <strong>und</strong> zwar an das k.u.k. Landesgubernium<br />
in Innsbruck weiterzuleiten.<br />
Sechs Jahre später, 1651, war von einer ausserordentlichen<br />
Preiserhöhung in Feldkirch die Rede.<br />
Unschwer kann hier ein Zusammenhang mit dem<br />
DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />
LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />
Dreissigjährigen Krieg festgestellt werden. Handel<br />
<strong>und</strong> Verkehr waren stark zurück gegangen. Eine<br />
Aussage des Fuhrmanns Georg Schneider aus<br />
Flöchst hierzu ist sehr aufschlussreich: Die Ursache<br />
für diese Entwicklung sei der Kriegsaufschlag des<br />
Feldkircher Zolls. In Nürnberg oder in Ulm geladene<br />
Güter würden deshalb kaum noch auf rechtsrheinischem<br />
Wege durchgeführt. Über 90 Prozent<br />
dieser Waren liefen folglich durch die Schweiz. 382<br />
Der Feldkircher Faktor Bernhard Schenk bestätigte,<br />
dass er früher jährlich bis zu 600 Warenstücke<br />
beförderte, derzeit (1651) aber wären es nunmehr<br />
200. 383<br />
Die Kaufleute zogen es offenbar vor, das<br />
Korn <strong>und</strong> die Kaufmannsgüter, welche vom Bodensee<br />
kamen, über die schweizerische Seite des<br />
Rheintals nach Graubünden transportieren zu lassen.<br />
An «etwelchen Orten» 384<br />
hätte man dort bereits<br />
«Geräthäuser» <strong>und</strong> Zuschgen errichtet, zum<br />
Nachteil der österreichischen, hohenemsischen<br />
<strong>und</strong> gräflich-vaduzischen <strong>und</strong> schellenbergischen<br />
372) Kaiser, Arthur Brunhart, S. 412.<br />
373) Ebenda. S. 422. Der Bericht des Pfarrers von Bendern ist<br />
sprachlich der Form des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts angopasst worden.<br />
374) Vgl. Tschaikner. Hexenverfolgungen, S. 10, wo ebenfalls auf die<br />
Krisenjahre um 16.30 Bezug genommen wird.<br />
375) Kaiser, Arthur Brunhart, S. 427. Prominente wurden von<br />
diesem Schicksal genauso he<strong>im</strong>gesucht: 1635 starb der Churer<br />
Bischof Joseph Mohr an der Pest.<br />
376) Bilgeri. Stadt Feldkirch, S. 281 <strong>und</strong> Burmeister, Stadt Feldkirch,<br />
S. 191.<br />
377) Burmeister. Stadt Feldkirch, S. 191.<br />
378) LLA RA 20/5, unterzeichnet von Graf Jacob Hannibal von<br />
Hohenems. Hubmeister Johann Christoph von der Haid <strong>und</strong> Hofschreiber<br />
Johann Wilhelm Marius auf Schloss Feldkirch.<br />
379) LLA RA 20/4.<br />
380) Ebenda.<br />
381) Ebenda.<br />
382) Bilgeri. Stadt Feldkirch. S. 282.<br />
383) Ebenda. Leider ist nicht angegeben, auf welchen Zeitraum sich<br />
der Transport von diesen 200 bzw. 600 Warenstücken bezieht.<br />
384) LLA RA 20/5: Schreiben des gräflich-hohenemsischen Rates an<br />
den «Herrn <strong>und</strong> Camer Präsidenten» in Feldkirch: datiert vom 27.<br />
September 1651 <strong>und</strong> unterzeichnet von Gregor Korross, hohenemsischer<br />
Rat <strong>und</strong> Schreiber.<br />
71
Fuhrleute. So wurde auch «der Zoll [<strong>und</strong>] die Umbgellter<br />
... merkhlich geschwächt <strong>und</strong> ihnen [sogar]<br />
entzogen» 385<br />
. Der Graf von Hohenems forderte<br />
die Behörden in Feldkirch auf, das Rodwesen wieder<br />
in den alten, bewährten Stand zu setzen. Die<br />
rechtsrheinische Strasse sollte wieder für den<br />
Fuhrverkehr attraktiv gemacht werden. Wenn<br />
schon höhere Gebühren (Weggelder) zu entrichten<br />
waren, so musste dafür auch eine entsprechende<br />
Leistung geboten werden. Von gräflich-hohenemsischer<br />
Seite erging der Vorschlag an die Gerichte<br />
Rankweil <strong>und</strong> Sulz, den «newen Weeg gegen Newburg<br />
[bei Götzis] wid zwe erbessern, <strong>und</strong> fortan in<br />
gueten Ehre zwe conserviren» 386<br />
. Falls sich die<br />
Verhältnisse nicht verbesserten, so drohte Hohenems<br />
mit der Errichtung einer eigenen Zuschg be<strong>im</strong><br />
Schmelzhof an der<br />
schen Grenze.<br />
österreichisch-schellenbergi-<br />
387<br />
Vorerst wurde jedoch versucht, die Differenzen<br />
<strong>und</strong> Probleme auf vertraglichem Weg zu lösen. Aus<br />
dem Jahre 1660 datiert ein neuer Vertrag zwischen<br />
den österreichischen <strong>und</strong> den gräflich-hohenemsischen<br />
Untertanen. Die einzelnen Punkte dieser<br />
Rodordnung lauteten wie folgt:<br />
1. Die Kaufmannsgüter <strong>und</strong> das Korn, die in<br />
Feldkirch aufgeladen werden, sollen je zur Hälfte<br />
weiter bis Balzers spediert werden: a) durch österreichische<br />
Fuhrleute aus Altenstadt, Tisis <strong>und</strong><br />
Tosters, sowie: b) durch die Untertanen der Herrschaften<br />
Vaduz <strong>und</strong> Schellenberg.<br />
2. Zusätzlich sollen vier bis fünf Fuhrleute<br />
benannt werden, die (ausserhalb der Rod) mit<br />
auf ihren eigenen Wagen aufgeladenen Eilgütern<br />
durchfahren können. Diese Fuhrleute müssen aus<br />
den Gerichtsbezirken Rankweil <strong>und</strong> Sulz kommen.<br />
3m<br />
Ebenso sind Fuhrleute aus Höchst 389<br />
vier<br />
Personen aus Lustenau <strong>und</strong> drei Fuhrleute aus<br />
Bauern zu diesen Transporten berechtigt.<br />
3. Das für den eigenen Hausgebrauch geladene<br />
Korn kann als Eilgut durchgeführt werden.<br />
4. Das über den Arlberg kommende Kaufmannsgut<br />
<strong>und</strong> Salz ist ebenfalls<br />
befreit.<br />
Eilgut <strong>und</strong> von der Rod<br />
5. Die Rodfuhrleute verpflichten sich, zu allen<br />
Jahreszeiten Waren zu übernehmen. Sie werden<br />
72<br />
bei Beschädigung oder Verlust der ihnen anvertrauten<br />
Waren zur Rechenschaft gezogen.<br />
«Wegen Veränderung der Zeit <strong>und</strong> Läuffen [<strong>und</strong><br />
wegen] mehrerer Anzahl <strong>und</strong> Quantität [der] nach<br />
Italien gehenden Kaufmannsgüter» 390<br />
wurde bereits<br />
zwei Jahre später, am 23. Februar 1662, eine<br />
neue Rodordnung erlassen. Einzelne Best<strong>im</strong>mungen<br />
des vorhergehenden Vergleichs aus dem Jahre<br />
1660 wurden bestätigt, andere wiederum abgeändert<br />
<strong>und</strong> ergänzt.<br />
Rodordnung von 1662<br />
1. Der erste Punkt der Rodordnung von 1660<br />
wird bestätigt <strong>und</strong> präzisiert: alle Waren, die aus<br />
dem Reich (Deutschland) nach Höchst <strong>und</strong> Fussach<br />
gelangen <strong>und</strong> die nicht stracks nach Chur geführt<br />
werden, müssen in Feldkirch be<strong>im</strong> Kaufhaus abgeladen<br />
werden.<br />
2. Jeder Fuhrmann darf nur soviel laden, wie er<br />
mit seiner eigenen Mähne 39]<br />
fortführen kann. Alle<br />
Fuhrleute der Gerichte Höchst <strong>und</strong> Fussach sind<br />
berechtigt, Stracksfuhren zu übernehmen, jedoch<br />
nur zwei Fuhrleute<br />
<strong>und</strong> Sulz.<br />
aus den Gerichten Rankweil<br />
3. St. Gallische Kaufmannsgüter können weiterhinfrei<br />
durch dafür bestellte österreichische Fuhrleute<br />
spediert werden. Punkt 4 der Rodordnung<br />
von 1660 wird bestätigt.<br />
4. Punkt<br />
stätigt.<br />
5 des Vergleichs von 1660 wird be<br />
5. In Altenstadt gibt es keine Abladestelle mehr.<br />
Alle für die Rod best<strong>im</strong>mten Güter werden künftig<br />
<strong>im</strong> Kaufhaus in Feldkirch abgeladen.<br />
6. Die Vaduzer <strong>und</strong> Schellenberger, welche die in<br />
die Rod gekommenen Reichsgüter bisher alleine<br />
von Feldkirch in Richtung Graubünden transportierten,<br />
lassen nun den österreichischen Fuhrleuten<br />
den Vortritt. Diese sollen jeweils mit der Rod<br />
beginnen. Die österreichischen Fuhrleute erhalten<br />
die einmalige Gelegenheit, «fünfzehen Ledinen<br />
zum voraus zuführen». 392<br />
7. Fuhrleute, die gegen die Rodordnung Verstössen,<br />
verlieren ihren Anspruch auf Fuhrlohn <strong>und</strong><br />
müssen ausserdem mit einer Geldstrafe rechnen.
Innert dieser zwei Jahre, die zwischen dem Abschluss<br />
dieser beiden Verträge liegen, muss eine<br />
deutliche Machtverschiebung zugunsten der beiden<br />
zentralen Warenumschlagplätze Feldkirch <strong>und</strong><br />
Fussach stattgef<strong>und</strong>en haben. Die Rodordnung von<br />
1662 gesteht neu allen Fussachern <strong>und</strong> Höchstem<br />
das Recht zu, Stracksfuhren zu übernehmen. Die<br />
Gerichte Rankweil <strong>und</strong> Sulz hingegen sollten künftig<br />
nur noch zwei anstatt bisher «vier bis fünf»<br />
Stracksfuhrleute stellen. Die <strong>im</strong> Vertrag von 1660<br />
erwähnten Stracksfuhrleute aus Bauern <strong>und</strong> Lustenau<br />
wurden 1662 nicht mehr genannt. Sie tauchten<br />
aber in der späteren Rodordnung von 1676<br />
wiederum auf. Besonders die den Eilgutverkehr<br />
betreffenden Regelungen sind <strong>im</strong>mer wieder Abänderungen<br />
unterworfen. Das ist auch ein Hinweis<br />
auf häufige Nichteinhaltung von beschlossenen Abmachungen.<br />
Die Rodordnung von 1660 hatte festgesetzt,<br />
dass die österreichischen Fuhrleute denselben<br />
Anteil am Transport der Rodwaren hatten<br />
wie ihre Kollegen aus den Herrschaften Schellenberg<br />
<strong>und</strong> Vaduz. Die neue Ordnung von 1662 enthielt<br />
aber den Hinweis, dass diese Fuhren in der<br />
Praxis alleine von den Letzteren getätigt wurden.<br />
Folglich wollte der neue Vertrag den Rodfuhrleuten<br />
aus Altenstadt, Tisis <strong>und</strong> Tosters (Landgemeinden<br />
der Herrschaft Feldkirch) wieder zu ihrem Recht<br />
verhelfen <strong>und</strong> gewährte diesen deshalb das Recht,<br />
15 Fuhren <strong>im</strong> Voraus zu führen.<br />
Der Beschluss, die Abladestation in Altenstadt<br />
aufzuheben (Punkt 5 des Vergleichs von 1660)<br />
muss als Ergebnis einer langen Auseinandersetzung<br />
zwischen den beiden Ortschaften Feldkirch<br />
<strong>und</strong> Altenstadt gewertet werden. Die Beziehungen,<br />
aber auch die Gegensätze zwischen Feldkirch <strong>und</strong><br />
Altenstadt sind so alt wie die Monfortstadt selbst.<br />
Bei dem um 850 genannten «Feldchiricha» (hinweisend<br />
auf eine Kirche «ad campos») handelte es<br />
sich nämlich um das heutige Altenstadt. Nach der<br />
Gründung der Stadt Feldkirch um 1200 trat Altenstadt<br />
an zweitrangige Stelle. Sein früherer Name<br />
ging nun auf die Neusiedlung über. Die Stadt Feldkirch<br />
umfasste ursprünglich nur ein Territorium<br />
von 1,3 Quadratkilometer Flächeninhalt <strong>und</strong> war<br />
deshalb stark auf das landwirtschaftliche Umfeld<br />
DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />
LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />
angewiesen. Deshalb bemühte sich Feldkirch darum,<br />
Nutzungsrechte an der Altenstädter Allmend<br />
zu erhalten. 393<br />
Damit verb<strong>und</strong>ene Streitigkeiten<br />
zogen sich über mehrere Jahrh<strong>und</strong>erte hin. 394<br />
Besonders<br />
auch um die Nutzung des Ardetzenwaldes<br />
hatte es - gerade <strong>im</strong> 17. Jahrh<strong>und</strong>ert - Streit zwischen<br />
Feldkirch <strong>und</strong> Altenstadt gegeben. Diese<br />
Auseinandersetzung war zeitweise sogar handgreiflich<br />
geworden. 395<br />
Die Gemeinde Altenstadt -<br />
<strong>im</strong> Jahre 1925 schliesslich der Stadt Feldkirch eingegliedert,<br />
umfasste auch den Weiler Levis <strong>und</strong><br />
reichte folglich bis kurz vor die Tore der Stadt.<br />
Die vorhergehenden Verträge definierten das<br />
neue Vertragsverhältnis der Herrschaften Schellenberg<br />
<strong>und</strong> Vaduz mit Österreich. In einer vier Jahre<br />
später vereinbarten Abmachung regelten Vaduz<br />
<strong>und</strong> Schellenberg organisatorische Fragen des<br />
Rodwesens, die in erster Linie ihr Herrschaftsgebiet<br />
betrafen.<br />
385) Ebenda. Zu den Umgeldern siehe Kapitel «Wirtshäuser» auf<br />
S. 97-106.<br />
386) Ebenda.<br />
387) Diese Problematik ist auf S. 118 ausführlich dargestellt.<br />
388) Es werden die einzelnen Orte aufgezählt: Rankweil. Sulz.<br />
Röthis. Weiler, Klaus, Götzis <strong>und</strong> Mäder.<br />
389) «ohne dem Stoker, oder Ulrich Vegelin» (vgl.: LLA RA 20/6).<br />
390) LLA RA 20/8/3: Vergleich von 1662 zum Rodwesen.<br />
391) Mähne bedeutet Fuhrwerk; vgl. hierzu Anmerkung 83.<br />
392) Ebenda.<br />
393) Wanner, Gross-Feldkirch, S. 510.<br />
394) Ebenda.<br />
395) Bilgeri, Stadt Feldkirch, S. 274: «Feindselig bewegte man sich<br />
viele Jahre am Rande gewalttätiger Entladung. Im Frühling 1666<br />
kamen Oswald Thoma <strong>und</strong> Klaus Meyer von Altenstadt nach Feldkirch,<br />
wo sie bei einem Heuverkauf nicht zu ihrem Geld kamen. Vom<br />
Weine erhitzt, vollbrachten sie <strong>und</strong> rissen dem eingreifenden Staatsdiener die <br />
[LivreeJ zwe<strong>im</strong>al vom Hals <strong>und</strong> warfen sie zu Boden. ...» Noch am<br />
Fasnachtsdienstag 1685 wurde Ignaz Thoma von Altenstadt in<br />
Feldkirch totgestochen. Der Täter Franz Reisch von Feldkirch<br />
konnte entkommen.<br />
73
Rodordnung von 1666 3
gung von Früchten <strong>und</strong> Getreide, kann der Ortspfarrer<br />
eine Ausnahmebewilligung erteilen. Dasselbe<br />
gilt für Sonn- <strong>und</strong> Feiertage mit dem Zusatz,<br />
dass die Fuhrleute sich höchstens nach dem Gottesdienst<br />
mit Ross <strong>und</strong> Wagen auf der Strasse<br />
blicken lassen dürfen. (Vgl. Punkt 6 der Rodordnung<br />
von 1593.)<br />
2. Bestätigung von Paragraph 1 der Vergleiche<br />
von 1660 <strong>und</strong> 1662.<br />
3. Die Fuhrleute der Gerichte Fussach, Höchst,<br />
Rankweil <strong>und</strong> Sulz müssen die für die Rod best<strong>im</strong>mten<br />
Waren bis nach Feldkirch ins Kaufhaus<br />
transportieren. Von dort werden die Rodwaren zu<br />
50 Prozent von den Fuhrleuten aus Altenstadt, <strong>und</strong><br />
Tosters sowie zu 50 Prozent von den gräflich vaduzischen<br />
400<br />
<strong>und</strong> schellenbergischen Fuhrleuten bis<br />
nach Balzers weitertransportiert. Für jede Kornfuhr<br />
soll ein Fuhrlohn von 40 Batzen bezahlt werden.<br />
Die Balzner Rodfuhrleute befördern das Korn<br />
<strong>und</strong> die Kaufmannsgüter weiter bis Maienfeld.<br />
4. Namentlich genannte Fuhrleute aus Höchst,<br />
Fussach <strong>und</strong> Lustenau 401<br />
übernehmen die Verantwortung<br />
für den Stracksverkehr nach Chur <strong>und</strong><br />
sind zudem dafür besorgt, dass empfindliche Waren<br />
nicht jedem Wind <strong>und</strong> Wetter ausgesetzt sind.<br />
5. Punkt 3 der Rodordnung<br />
stätigt.<br />
von 1662 wird be<br />
6. Best<strong>im</strong>mung<br />
bestätigt.<br />
4 des Vergleichs von 1662 wird<br />
7. Die Kornhändler würden den Fuhrlohn oftmals<br />
zu knapp <strong>und</strong> in Naturalien geben. Die Fuhrleute<br />
könnten so nicht überleben. Es wird daher<br />
festgelegt, dass die Fuhrlöhne <strong>im</strong>mer in Bargeld<br />
ausgezahlt werden sollen.<br />
8. Jeder Fuhrmann soll nur solche Kornsäcke<br />
«mit dem gewöhnlich mass» 402<br />
mit sich führen.<br />
Im Jahre 1685 setzte die Stadt Feldkirch fest, dass<br />
sämtliche fremden Händler ihre Waren in der<br />
Zuschg hinterlegen mussten. Dafür musste eine Gebühr,<br />
das Lagergeld, entrichtet werden. Eine Ausnahme<br />
sollte lediglich für Waren gelten, die an<br />
einem Dienstag ankommen, folglich direkt auf dem<br />
Wochenmarkt zum Verkauf angeboten werden<br />
konnten. Punkt 7 dieser Ordnung von 1676 ist ein<br />
DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />
LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />
Hinweis auf den <strong>im</strong>mer noch sehr hohen Stellenwert<br />
der Naturalwirtschaft (siehe auch Punkt 9 der<br />
Ordnung von 1704).<br />
Auch diese Rodordnung hatte keinen Bestand.<br />
Eine neue Unst<strong>im</strong>migkeit entstand, als die Lindauer<br />
Faktoren zugunsten der Rodfuhrleute von<br />
Höchst <strong>und</strong> Fussach den Fuhrlohn erhöhten. Nun<br />
wollten die oberen Rodfuhrleute «bey so schweren<br />
<strong>und</strong> gar theuren Zeiten solche Roodgüetter, in dem<br />
alten Lohn auch nit weiter füehren, sondern Ebenfahlss<br />
aine Erbesserung ihres Lohns haben». 403<br />
Mehrere Fuhrleute 404<br />
aus beiden Rodbezirken kamen<br />
am 2. August 1690 in Feldkirch zusammen,<br />
um in dieser Frage zu einer Einigung zu gelangen.<br />
Die Rodfuhrleute der Gerichte Höchst <strong>und</strong> Fussach<br />
waren damit einverstanden, dass den Fuhrleuten<br />
der oberen Rod, namentlich denjenigen von Altenstadt,<br />
Tisis <strong>und</strong> Tosters <strong>und</strong> der Herrschaft Schellenberg,<br />
für jedes in die Zuschg in Balzers transportierte<br />
3,5 Zentner schwere Rodstück ein Fuhr-<br />
396) CA S U 144. 40/34; Vaduz, den 10. Juli 1666.<br />
397) LLA RA 20/9/2, zweite Einleitung; denn: Zur Rodordnung von<br />
1676 gibt es zwei Einleitungstexte, die jedoch inhaltlich weitgehend<br />
identisch sind.<br />
398) Folglich konnte Feldkirch nicht in eigener Regie Zolltarife<br />
festlegen, sondern war hier an höhere Weisungen geb<strong>und</strong>en.<br />
399) Bilgeri, Stadt Feldkirch, S. 283.<br />
400) Davon ausgenommen waren die Balzner Fuhrleute, allerdings<br />
nur gemäss der ersten Fassung der Rodordnung 1676. Gemäss der<br />
zweiten Fassung des Vergleichs von 1676 durften sie bis Feldkirch<br />
fahren!<br />
401) Ammann Jacob Schneider, Joss König, Joss Schneider, alle aus<br />
Höchst; Adam Puster (?) <strong>und</strong> Ulrich Schneider aus Fussach; Thomen<br />
Joss <strong>und</strong> Hannes Hämmerlin aus Lustenau. In der zweiten abweichenden<br />
Fassung der Rodordnung von 1676 wurden zusätzlich<br />
folgende Fuhrleute genannt: Matheiss Gösch aus Lustenau; Thebus<br />
Thöny, Uelrich Sandholzer <strong>und</strong> Peter Merckher, alle aus Götzis.<br />
402) LLA RA 20/10: Rodordnung vom 30. April 1676.<br />
403) LLA RA 20/11: Einleitungstext zum Vergleich von 1690.<br />
404) Landammann Johann Oehri, Hanns Starckh, Amann Jacob<br />
Schreiber, Hannss Zechender, Matheiss Marxer, Georg Pümpel sen..<br />
Hannss Thöni, Hannss Masal, Jacob Hassler, Sebastian Vesstlin (?),<br />
Georg Pümpel jun., alle <strong>im</strong> Namen der oberen Rodfuhrleute; Joss<br />
Schneider. Joss Khünig, Michael Blum. Gerichtsschreiber Hannss<br />
Georg Schneider. Uelrich Schneider Jossen Sohn, Hannsslin Schneider,<br />
alle von Höchst <strong>und</strong> Fussach.<br />
75
lohn von 28 Kreuzer bezahlt werden sollte. Allerdings<br />
mussten diese Transporte von Feldkirch<br />
nach Balzers zuverlässig vonstatten gehen <strong>und</strong> die<br />
Waren durften nicht länger als zwei Nächte <strong>im</strong><br />
Kaufhaus in Feldkirch liegen bleiben.<br />
Am Ende des 17. Jahrh<strong>und</strong>erts war der Konflikt<br />
zwischen den direkt benachbarten Regionen Feldkirch<br />
<strong>und</strong> Schellenberg wiederum voll ausgebrochen.<br />
In einem an das Oberamt in Vaduz gerichteten<br />
Schreiben beklagte sich die Feldkircher Amtsstelle<br />
1692 bitterlich über das willkürliche Abladen<br />
von österreichischen Rodfuhrwerken in Nendeln.<br />
Es sei dies auch ein schwerer Verstoss gegen die<br />
1676 vereinbarte Rodordnung.<br />
«Zue deine müessen sie österreichische Roodfuehrleuth<br />
wider ihren Willen <strong>und</strong> bessers Verhoffen ...<br />
zue besseren Erhaltung [von] Weib unnd Kinder[n],<br />
etwann [um] ein Stückh Brot zuegewinnen: <strong>und</strong><br />
ein[e] Lädin nach Mayenfeldt oder Chur zue fuehren<br />
vermaint, auch darmit bies nacher Nendlen<br />
khomen thuen, [dort] seijen 6 bies 8 Mann mit gewährter<br />
Hannd allda in Beraitschafft, <strong>und</strong> wann<br />
der österreichische [Fuhrmann] nit guetwillig abladen<br />
wolle, sie ihme unbefuegter unnd gewalttätiger<br />
wiss abstossen: auch mithin zue Haabhafftwerdung<br />
dess fuehrlohns ain: oder zwei] Pferdt aus<br />
setzen thuen, als das solche österr. Roodfuehrleuth<br />
ohne ainigen Haller unnd Pfennig Fuehrlohn widerumben<br />
von Nendlen zuerugg nacher Hauss zuefahren<br />
gezwungen werden, unnd also beij solcher<br />
Beschaffenheit mit dem Fuehrweesen nit continuieren...»<br />
An anderer Stelle führte das Protestschreiben weiter<br />
aus:<br />
«[Die abgeladenen Waren seien] acht bies 10<br />
Tag in Regen <strong>und</strong>t Windt, als wie ein[e] verächtliche<br />
Wahr, Ilgen gelassen worden, bies das Endtlichen<br />
die Strickh ab den Ballen verfaullet, oder<br />
durch liederliche Leuth, aus nit genuegsammer<br />
Verwahrung abgeschniten worden, welchen abgang<br />
hienach die österreichische Roodfuehrleuth ... dennen<br />
factoren<br />
[müssen]».<br />
in Chur guet machen <strong>und</strong> bezahlen<br />
40<br />
*<br />
76<br />
Es bleibt unklar, ob diese «österreichischen Fuhrleute»<br />
bewusst die Rodordnung übertreten wollten<br />
oder nicht. Es hiess zwar, sie beabsichtigten, nach<br />
Maienfeld oder nach Chur zu fahren. Dies stellte<br />
ein Verstoss gegen Artikel 3 der Rodordnung von<br />
1676 dar, demgemäss Fuhrleute aus Altenstadt, Tisis<br />
oder Tosters die Rodgüter nur bis Balzers zu<br />
fahren berechtigt waren. (Wir wissen auch nicht,<br />
ob diese Fuhrleute tatsächlich aus den benannten<br />
drei Ortschaften stammten.) Ebenso ungeklärt ist<br />
die Frage, ob diese Fuhrleute <strong>im</strong> Stracksverkehr<br />
oder als normale Rodteilnehmer unterwegs waren.<br />
- Aber einmal angenommen, diese Fuhrleute handelten<br />
in Übereinst<strong>im</strong>mung mit der Rodordnung<br />
(wie es das Schreiben aus Feldkirch suggeriert), so<br />
würde der Fehler tatsächlich bei den «6 bies 8<br />
Mann» liegen, welche diese Rodfuhren in Nendeln<br />
aufhielten <strong>und</strong> abluden. Die nächste Abladestation<br />
für diese Fuhrwerke wäre ja erst in Balzers!<br />
Auch um die Jahrh<strong>und</strong>ertwende war keine Besserung<br />
der Zustände <strong>im</strong> Rodwesen in Sicht. Die Anzahl<br />
<strong>und</strong> Schwere der Konflikte <strong>im</strong> Fuhrwesen<br />
nahm keineswegs ab. Auf den 4. November 1697<br />
wurde ein Ausschuss aus beiden Herrschaften Vaduz<br />
<strong>und</strong> Schellenberg vor das Oberamt in Vaduz zitiert,<br />
welcher die Klagen <strong>und</strong> Wünsche der Untertanen<br />
vorbringen sollte. Die Vertreter der Gemeinde<br />
Schaan begrüssten eine neue Rodordnung <strong>und</strong><br />
erhofften sich davon eine «Abstellung schädlicher<br />
frembt fuhren». 406<br />
Gleichzeitig baten die Schaaner<br />
um die Erlaubnis, «ein Roodhaus od[er] Zuschgf,]<br />
wie von alterst,] in ihrem Fleckh zue bawen, <strong>und</strong>t<br />
zue brauchten]». 407<br />
Die Fuhrleute der Herrschaft<br />
Schellenberg äusserten ihrerseits den Wunsch,<br />
be<strong>im</strong> Schmelzhof (an der Schaanwälder Grenze)<br />
eine Zuschg erbauen zu dürfen. 408<br />
Anlässlich der Amtseinsetzung des neuen Verwalters<br />
der Faktorei Feldkirch, Franz Carl Fridler,<br />
war bereits am 20. Oktober 1696 eine neue Rodordnung<br />
eingeführt worden. Dieser Vergleich, nach<br />
dem damaligen Bregenzer Vogteiverwalter Johann<br />
Andre Pappus von Trazberg 409<br />
auch «Pappusischer<br />
Recess» genannt, wurde bei späteren Streitigkeiten<br />
<strong>im</strong> Rodwesen oft als verbindliche Rechtsquelle zitiert.<br />
- Dieser Vertrag von 1696 bestätigte mehrere
isherige Best<strong>im</strong>mungen, 410<br />
setzte aber auch in<br />
mancher Hinsicht neue Akzente. Es sei <strong>im</strong> Folgenden<br />
nur das Wichtigste <strong>und</strong> Interessanteste zusammengefasst:<br />
Aus der Rodordnung von 1696<br />
(2.) Aus den Gerichten Höchst <strong>und</strong> Fussach sollen<br />
drei, aus dem Gerichtsbezirk Feldkirch sechs,<br />
insgesamt also neun «tauglich <strong>und</strong> vertraute Fuhrleuth»<br />
bestellt, angenommen <strong>und</strong> aufgeschrieben<br />
werden. Diese neun österreichischen Fuhrleute<br />
übernehmen den Stracksverkehr.<br />
(3.) Die drei Fuhrleute aus Höchst transportieren<br />
das Eilgut nach Feldkirch. Von dort wird es von<br />
neun Feldkircher Spediteuren bis Chur weiter befördert.<br />
(7.) Alle Kaufmannsgüter <strong>und</strong> Früchte gehören<br />
auf die Rod, ausgenommen: a) das in Säcken über<br />
den Arlberg transportierte Salz, sowie b) die für<br />
den eigenen Hausgebrauch transportierten Waren.<br />
(8.) Die Rodfuhrleute geben schriftliche Bürgschaft<br />
für die ihnen anvertrauten Waren.<br />
(10.) Die Fuhrleute dürfen nur Kornsäcke<br />
führen, die gewichtsmässig mit dem Lindauer oder<br />
Bregenzer Malter identisch sind. Säcke, die schwerer<br />
sind, müssen an den Zoll- <strong>und</strong> Mautstellen entsprechend<br />
deklariert werden.<br />
(13). Falls das Kaufhaus in Feldkirch die vielen<br />
Waren nicht mehr aufnehmen kann, so obliegt es<br />
der Stadt, ein zweites Kaufhaus zu bauen. 411<br />
Der letztgenannte Punkt der Rodordnung von 1696<br />
kann als Hinweis darauf gedeutet werden, dass in<br />
der Feldkircher Zuschg zu diesen Zeitpunkt<br />
tatsächlich viele Waren ein- <strong>und</strong> ausgingen. Generell<br />
ging Feldkirch gestärkt aus diesem Vertrag hervor.<br />
Die dabei getroffene Neuregelung des Stracksverkehrs<br />
schwächte hingegen die Position der Fussacher<br />
<strong>und</strong> Höchster. Sie durften fortan nur noch<br />
drei Fuhrleute für den Eilgutverkehr stellen <strong>und</strong><br />
mussten zudem ihre Waren in Feldkirch abgeben.<br />
Von dort aus wurde der Weitertransport der Eilgüter<br />
bis Chur von neun Feldkircher Speditoren organisiert.<br />
(Es bleibt die Frage, ob dieser in Bregenz<br />
abgeschlossene Vertrag die <strong>im</strong> späten 18. Jahrhun<br />
DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />
LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />
dert erfolgte Schwächung des Fussacher Transitgewerbes<br />
nicht schon etwas vorwegnahm.) Allerdings<br />
waren die meisten Paragraphen von 1696<br />
nur Übergangsbest<strong>im</strong>mungen, die nicht lange in<br />
Kraft blieben. Die spätere Ordnung von 1704 setzte<br />
dann die Zahl der Stracksfuhrleute auf total sechs<br />
fest. Diese kamen aus den Gerichten Fussach,<br />
Höchst, Hohenems, Rankweil <strong>und</strong> Sulz, <strong>und</strong> sie<br />
transportierten die Stracksgüter bis Chur. Die in<br />
der Rodordnung von 1696 genannten neun Feldkircher<br />
Spediteure wurden fortan nicht mehr genannt.<br />
Der Lokalverkehr in den beiden Herrschaften<br />
Vaduz <strong>und</strong> Schellenberg aber wurde durch diesen<br />
Vertrag kaum berührt. Trotzdem hing zu Beginn<br />
des 18. Jahrh<strong>und</strong>erts zwischen den Unterländer<br />
<strong>und</strong> den Oberländer Fuhrleuten der Haussegen<br />
schief; denn die Fuhrleute der Herrschaft Schellenberg<br />
hatten ihre Kollegen aus der oberen Herrschaft<br />
von ihrem rechtmässigen Anteil am Gütertransport<br />
von Feldkirch nach Balzers völlig ausgeschlossen.<br />
Die Gemeinde Schaan setzte deshalb<br />
405) LLA RA 20/12; Brief aus Feldkirch an «unssere hoch= <strong>und</strong><br />
vilgeerten Herrn Nachparen» vom 16. Februar 1692, unterzeichnet<br />
von Franz Gugger von Staudach, A. Schmidlen v. Lewenfeld <strong>und</strong><br />
Johann Baptist Tatt.<br />
406) LLA RA 20/16: oberamtliches Protokoll vom 4. November 1697.<br />
407) Ebenda.<br />
408) Das oberamtliche Protokoll sprach von einer Rodkonferenz, die<br />
in Bälde stattfinden sollte. Dazu sollten aus den Herrschaften Vaduz<br />
<strong>und</strong> Schellenberg folgende Leute als Teilnehmer geschickt werden:<br />
Landammann Christoph Walser <strong>und</strong> Rony Tschetter aus Schaan,<br />
Hannes Thöni <strong>und</strong> Hannes Reinberg aus Vaduz, ein Landschreiber,<br />
Basil Hoop aus Balzers, sowie aus dem Unterland Landammann<br />
Matt, ein Büchel, Weibel Ferdinand Nescher, Vest (?) Hasler, Friedrich<br />
(?) Hopp. Andre <strong>und</strong> Ferdi Marxer, Bascha Hasler.<br />
409) Er war Präsident der Rodkommission <strong>und</strong> unterzeichnete<br />
folglich auch die neue Rodordnung von 1696.<br />
410) So zum Beispiel die Feierabend-, Sonn- <strong>und</strong> Feiertag-Regelung<br />
(vgl. Punkt 1 der Rodordnung von 1676) <strong>und</strong> die Best<strong>im</strong>mung, dass<br />
die Fuhrleute nur Bargeld als Fuhrlohn annehmen durften (vgl.<br />
Punkt 9 der Rodordnung von 1676).<br />
411) LLA RA 20/13: Diese Rodordnung von 1696 wurde von folgenden<br />
Repräsentanten der Herrschaften Schellenberg <strong>und</strong> Vaduz<br />
unterzeichnet: Landvogt Johann Franz Paur, Landschreiber Ahegg,<br />
Rentmeister Schenz, die Landammänner Walser <strong>und</strong> Math, Basil<br />
Hopp, Landeshauptmann Schreiber.<br />
77
ihre Pläne zur Errichtung einer Zuschg <strong>im</strong> Jahre<br />
1703 in die Tat um. 412<br />
Das kaiserliche Zollamt in<br />
Feldkirch protestierte sogleich gegen die neue Abladestation<br />
in Schaan <strong>und</strong> reichte bei der Regierung<br />
<strong>und</strong> Hofkammer in Innsbruck Klage ein. 413<br />
Die Untertanen der Reichsherrschaft Hohenems<br />
waren ebenfalls unzufrieden. Sie beklagten, dass<br />
die österreichischen Untertanen den gesamten<br />
Rodverkehr an sich gerissen hätten <strong>und</strong> sie (die<br />
Hohenemser) somit leer ausgehen würden. 414<br />
Die jüngsten Entwicklungen <strong>im</strong> Fuhrwesen stehen<br />
in einem engen Zusammenhang mit den veränderten<br />
Herrschaftsverhältnissen in Vaduz <strong>und</strong><br />
Schellenberg <strong>im</strong> frühen 18. Jahrh<strong>und</strong>ert. Das Grafengeschlecht<br />
der Hohenemser, welches die beiden<br />
Herrschaften seit 1613 regierte, sah sich infolge einer<br />
überbordenden Schuldenwirtschaft (die wiederum<br />
auf seinen verschwenderischen Lebensstil<br />
zurückzuführen war) gezwungen, die beiden Herrschaften<br />
zu verkaufen. 415<br />
(Bereits 1684 war eine<br />
kaiserliche Kommission eingesetzt worden, die unter<br />
der Leitung des Fürstabts von Kempten den Hohenemser<br />
Grafen Ferdinand Karl entmachtete <strong>und</strong><br />
die beiden Herrschaften Vaduz <strong>und</strong> Schellenberg<br />
unter ihre Verwaltung stellte. 416<br />
) Zuerst wurde am<br />
Ende des 17. Jahrh<strong>und</strong>erts lediglich Schellenberg<br />
zum Verkauf angeboten. Das Fürstenhaus von<br />
Liechtenstein, ein altes österreichisches Adelsgeschlecht,<br />
überbot die übrigen Interessenten (u. a.<br />
den Abt von St. Gallen <strong>und</strong> den Bischof von Chur)<br />
<strong>und</strong> erwarb 1699 die Herrschaftsrechte für Schellenberg<br />
um 115 000 Gulden. 417<br />
Dreizehn Jahre später,<br />
1712, konnte sich das Haus Liechtenstein für<br />
290 000 Gulden auch die Rechte an der Grafschaft<br />
Vaduz erkaufen. Da die Fürsten von Liechtenstein<br />
damit zwei reichsunmittelbare Gebiete erworben<br />
hatten, stand der Erhebung zum Reichs<strong>fürstentum</strong><br />
Liechtenstein <strong>im</strong> Jahre 1719 nun nichts mehr <strong>im</strong><br />
Wege. 418<br />
Besondere Betrachtung verdient nun der<br />
Zeitraum 1699 bis 1712, weil in diesen Jahren die<br />
Landschaften Vaduz <strong>und</strong> Schellenberg politisch<br />
voneinander getrennt waren. Dies führte zu einer<br />
gewissen Rechtsunsicherheit. Was galten die bisherigen<br />
Ordnungen <strong>und</strong> Verträge noch, die einst für<br />
beide Landschaften abgeschlossen worden waren?<br />
78<br />
Die Errichtung der Schaaner Zuschg <strong>im</strong> Jahre<br />
1703 machte ein zweifaches Anliegen der Grafschaft<br />
Vaduz deutlich: Die Oberländer Fuhrleute<br />
wollten von den Untertanen der Herrschaft Schellenberg<br />
<strong>im</strong> Fuhrwesen abgesondert werden, um<br />
damit ihren Anteil am Warenverkehr für die<br />
Strecke Schaan-Balzers-Maienfeld zu behaupten.<br />
Das eigenmächtige Vorgehen, das den Durchgangsverkehr<br />
zwangsläufig berühren musste, rief in der<br />
Folge auch Österreich auf den Plan. Alle drei Seiten<br />
(Österreich, die Fürstlich-Liechtensteinische Herrschaft<br />
Schellenberg <strong>und</strong> die unter der Verwaltung<br />
des Fürstabts von Kempten stehende Grafschaft<br />
Vaduz) trafen sich <strong>im</strong> Juli 1704 in Bregenz zu einer<br />
Konferenz, um den Rodverkehr neu zu regeln. Dabei<br />
wurde die folgende neue Rodordnung verabschiedet:<br />
Rodordnung von 1704 4]9<br />
1. Die Rodordnung von 1676 wird mit nachstehenden<br />
Ergänzungen <strong>und</strong> Abänderungen bestätigt.<br />
2. Der Fürstlich-kemptische Rat <strong>und</strong> Kammerdirektor<br />
Johann Jacob Motz erklärt in Übereinst<strong>im</strong>mung<br />
mit seinem Fürsten, dass der in Schaan errichtete<br />
Abstoss des Getreides wieder aufgehoben<br />
werden muss.<br />
3. Der Fürstlich-<strong>liechtenstein</strong>ische Landvogt Johann<br />
Franz Paur erklärt in Übereinst<strong>im</strong>mung mit<br />
seinem Fürsten, dass es den gräflich-vaduzischen<br />
Untertanen (ohne Pfarrei Balzers) künftig zustehe,<br />
einen Drittel der Kaufmannsgüter von Feldkirch<br />
nach Balzers zu transportieren. (Abänderung von<br />
Punkt 3 des Vergleichs von 1676.)<br />
4. Der Fürstlich-kemptische Rat J. J. Motz garantiert,<br />
dass - solange Vaduz der kaiserlichen Administrations-Kommission<br />
unterstellt ist - beide<br />
Landschaften Vaduz <strong>und</strong> Schellenberg die ihnen<br />
zustehenden Rodrechte <strong>und</strong> Freiheiten ausüben<br />
dürfen.<br />
5. Das über den Arlberg kommende Kaufmannsgut<br />
<strong>und</strong> Salz, wie auch die «Veldkirch: Leinwath,<br />
Ballen oder Legele» sind von der Rod befreit. Fuhrleute,<br />
denen diese Eilgüter anvertraut werden,<br />
dürfen sich «durch Ahnnembung eines ringeren<br />
Lohns» (zum Beispiel in Form von Naturalien) an-
deren Fuhrleuten gegenüber keinen Konkurrenzvorteil<br />
verschaffen. Für jeden spedierten Sack sind,<br />
30 Kreuzer Fuhrlohn zu bezahlen.<br />
6. Für den Stracksverkehr dürfen die Gerichte<br />
Fussach <strong>und</strong> Höchst vier Fuhrleute stellen. Die Gerichte<br />
Rankweil <strong>und</strong> Sulz stellen zusammen einen<br />
Fuhrmann, das Gericht Lustenau ebenso.<br />
7. Die Fuhrleute dürfen nur soviel Waren laden,<br />
wie sie mit ihrer eigenen Mähne 420<br />
transportieren<br />
können. Sie dürfen kein zweites Fuhrwerk in Anspruch<br />
nehmen. Im Rodverkehr fahren die Fuhr-<br />
412) LLA RA 20/18: Einleitung zur Rodordnung von 1704.<br />
413) Ebenda.<br />
414) Ebenda.<br />
415) Vogt, Brücken zur Vergangenheit, S. 73.<br />
416) Kaiser, Arthur Brunhart, S. 450.<br />
417) Vogt, Brücken zur Vergangenheit, S. 73 f.<br />
418) Ebenda. S. 75. Das Haus Liechtenstein erwarb damit Sitz u.<br />
St<strong>im</strong>me <strong>im</strong> Reichsfürstenrat.<br />
419) LLA RA 20/18: Rodordnung von 1704, erlassen am 26. Juli in<br />
Bregenz.<br />
420) Eine Mähne ist ein Fuhrwerk; siehe auch Anmerkung 83 mit<br />
genaueren Angaben.<br />
DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />
LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />
Eine Gruppe von Säumern<br />
be<strong>im</strong> Transport von «Lägein»,<br />
je zwei von diesen<br />
Gefässen sind den Tieren<br />
aufgeb<strong>und</strong>en<br />
Ein «Lägel» in Nahaufnahme.<br />
Dieses längliche,<br />
ovale Holzgefäss wurde<br />
zum Transport von Wein<br />
verwendet<br />
79
leute aus Fussach, Höchst, der Grafschaft Hohenems,<br />
sowie aus den Gerichten Rankweil <strong>und</strong> Sulz<br />
bis Feldkirch. Die österreichischen Untertanen von<br />
Altenstadt, Tisis <strong>und</strong> Tosters sowie die Untertanen<br />
von Schellenberg <strong>und</strong> Vaduz transportieren die Güter<br />
weiter bis Balzers.<br />
8. Jeder Fuhrmann haftet für durch eigenes Verschulden<br />
sowie durch Fremdeinwirkung entstandene<br />
Schäden <strong>und</strong> muss dafür Kaution leisten.<br />
9. Im Bereich der Spedition <strong>und</strong> Abfertigung der<br />
aus dem Reich nach Lindau kommenden Kaufmannsgüter,<br />
Stück- <strong>und</strong> Zentnerwaren ist eine<br />
grosse «Ohnordnung» entstanden. Fuhrleute hätten<br />
sich angemasst, diese Waren zu einem geringeren<br />
Fuhrlohn zu spedieren, aber dafür würden sie<br />
teuere Naturalien wie Wein, Tücher, Eisen oder<br />
Salz als Bezahlungsgegenstände entgegen nehmen<br />
... [vgl. Punkt 57. So würden andere Fuhrleute benachteiligt,<br />
ja sogar in die äusserste Armut gestossen.<br />
Die Fuhrleute werden angemahnt, den Fuhrlohn<br />
nur in Bargeld entgegen zu nehmen.<br />
10. Es hat sich gezeigt, dass «eine zeithero nicht<br />
nur allein Zungen 4n<br />
Legel [Lägel] 422<br />
, sondern auch<br />
andere Khauffmanns Stuckh <strong>und</strong> Güther über das<br />
Uhrallte- <strong>und</strong> gewohnliche Gewicht der drei) Centner<br />
schwer gepackht <strong>und</strong> gemacht werden, wordurch<br />
nit nur allein die khostbahre Brüggen in<br />
Gr<strong>und</strong>t <strong>und</strong> zue Schaden gefahren, allergnädister<br />
<strong>und</strong> gnädiger Herrschafften der Zoll endtzogen,<br />
sondern auch der arme Fuhrmann <strong>und</strong> Underthan<br />
in ansechung solche[r] grossen Lasts, darfür er<br />
mehrers nit, als von drei Centnerigen Stuckh belohnet:<br />
auch dergestalten verzollet wurde [,] mithin<br />
umb ross <strong>und</strong> wagen khommet, <strong>und</strong>, wie<br />
vorfher] gehört [,] in die grösste Armuth sich stürzet».<br />
- Es wird beschlossen, dass ein Fuhrmann<br />
nicht mehr als drei Zentner an Waren laden darf.<br />
11. Bei Verstössen gegen die Rodordnung muss<br />
eine Strafe von 20 Talern bezahlt werden. Ausserdem<br />
verliert der schuldige<br />
rechte.<br />
Fuhrmann seine Rod<br />
423<br />
Die Ordnung gilt jedoch nicht für ewig, sondern<br />
nur solange, bis sich der Zeitenlauf ändert <strong>und</strong><br />
folglich<br />
müssen.<br />
bessere Abmachungen getroffen werden<br />
80<br />
Aus dem frühen 18. Jahrh<strong>und</strong>ert ist eine (<strong>und</strong>atierte)<br />
Stellungnahme der Stadt Maienfeld zum Rodwesen<br />
überliefert, 424<br />
die verlangte, dass die Landstrasse<br />
sowie die Brücken in «einem guten sicheren<br />
<strong>und</strong> wohlfahrbaren Standt» gemacht <strong>und</strong> erhalten<br />
werden. Für den Fuhrverkehr sollte nur die Hauptstrasse<br />
verwendet werden. Fuhrleute, die ihre<br />
Mähnen 425<br />
überladen, sollten in Balzers keinen Vorspann<br />
für die Fahrt über die St. Luzisteig bekommen.<br />
426<br />
Maienfeld wünschte, dass alle überschüssigen<br />
Waren in Balzers abgeladen <strong>und</strong> auf die Rod<br />
zum Weitertransport nach Chur gegeben werden.<br />
In einem Brief an die Behörden der Stadt Feldkirch<br />
beklagte die Grafschaft Hohenems <strong>im</strong> Jahre<br />
1707, dass die erst kürzlich vereinbarte Rodordnung<br />
nicht befolgt werde. Die Stracksfuhrleute aus<br />
Fussach <strong>und</strong> Höchst bräuchten anstatt der vorgeschriebenen<br />
vier öfters fünf oder gar sechs Pferde<br />
für ihre Fuhrwerke. Auch seien mehrere Mähnen<br />
(Fuhrwerke) als erlaubt <strong>im</strong> Einsatz. Dem Fuhrmann<br />
Jacob Schneider wurde vorgeworfen, dass er<br />
«in effectu eben so bald 3 ... Wägen umbthreybet<br />
unnd mit solchen dem gesambten Lanndt das<br />
Broth vor dem Maul abschneidet». 427<br />
In einer oberamtlichen an die Behörden in Feldkirch<br />
adressierten Stellungnahme aus Vaduz, datiert<br />
von 1723, wurden wiederum Vorwürfe laut:<br />
Anstatt der vereinbarten sechs Stracksfuhrleute<br />
würden deren acht durch Liechtenstein durchfahren.<br />
428<br />
Mehrere Fuhrwerke hätten mehr als vier<br />
Pferde. 429<br />
Ebenso transportierten sie auch Eisen,<br />
Salz <strong>und</strong> Korn ausserhalb der Rod. Johann Liss aus<br />
Altenstadt fuhr gar «mit zwey grossen Lastwägen»<br />
durch. 430<br />
Daneben führten sie alles, was auf den<br />
grossen Fuhrwerken keinen Platz hatte, auf kleineren<br />
Wagen. Es hiess zwar in der Rodordnung von<br />
1704, dass Feldkircher Leinwand, Ballen <strong>und</strong> Lägel<br />
nicht auf die Rod gehören. Die Feldkircher Faktorei<br />
liess aus dem Reich 431<br />
ankommende Leinwand<br />
aber ebenso ausserhalb der Rod weiterbefördern,<br />
was die <strong>liechtenstein</strong>ischen Rodfuhrleute arg benachteiligen<br />
würde. Das Oberamt in Vaduz verlangte,<br />
dass mit Leinwand beladene Strackswagen<br />
sich darüber ausweisen müssten, dass ihre Ware<br />
aus Feldkirch stammte.
Ein weiteres, nicht datiertes Schreiben 432<br />
enthielt<br />
weitere «Beschwerden» der <strong>liechtenstein</strong>ischen<br />
Untertanen, aber ebenso Vorschläge, wie die<br />
Anstände <strong>im</strong> Rodwesen beseitigt werden könnten.<br />
Bemängelt wurde, dass österreichische Fuhrleute<br />
auf ihren mit schweizerischen Gütern beladenen<br />
Strackswagen <strong>im</strong>mer auch Kaufmannsgüter mit<br />
sich führten, die eigentlich in die Rod gehörten.<br />
Das Oberamt in Vaduz forderte nun, dass diese<br />
Fuhrleute künftig mit Frachtbriefen ausgestattet<br />
sein müssten, die mittels Kaufmannszeichen <strong>und</strong><br />
Nummerierung über Flerkunft <strong>und</strong> Grössenordnung<br />
dieser Waren informierten. Fuhrleute, die<br />
gegen diese Regelung verstiessen, sollten zwanzig<br />
Reichstaler Strafe bezahlen; dem Denunzianten<br />
würde ein Drittel dieser Geldsumme zustehen. Das<br />
Oberamt schlug ferner vor, dass nicht voll beladene<br />
Wagen der sechs Stracksfuhrleute auch andere Waren<br />
(die sonst auf die Rod gehörten) mit sich führen<br />
könnten. Dieses Privileg sollte aber nur gelten, sofern<br />
diese sechs Fuhrleute ihre Strackstransporte<br />
nicht anderen Fuhrleuten anvertrauten. Das Oberamt<br />
kritisierte, dass «vile Fuhrleuth sich unterstehen<br />
[würden,] frömbdes Korn urab den Lohn, <strong>und</strong><br />
zwar unter dem falschen Vorgeben, samb[lich] seye<br />
es ihr eigen Getraid [,] zu verfuhren». So ein grober<br />
Verstoss gegen die Rodbest<strong>im</strong>mungen stellte ein<br />
«irreparabler Schaden» für alle rodberechtigten<br />
Fuhrleute dar. 433<br />
EXKURS: DIE RODORDNUNG VON KLÖSTERLE<br />
IN VORARLBERG 1731<br />
Die damalige Situation <strong>im</strong> vorarlbergischen Klostertal<br />
kann als Beispiel dafür angeführt werden,<br />
dass das Rodwesen in der vorarlbergischen Nachbarschaft<br />
ebenfalls teilweise oder sogar völlig in<br />
Abgang gekommen war. Dort wurde <strong>im</strong> Jahre 1731<br />
eine neue Rod- <strong>und</strong> Fuhrordnung für das Kirchspiel<br />
Klösterle <strong>und</strong> Stuben erlassen. 434<br />
Die Ortschaft<br />
Klösterle lag seit jeher an der alten Durchgangsroute<br />
über den Arlbergpass. Die Stiftungsurk<strong>und</strong>e<br />
für das Johanniterhaus Feldkirch aus dem Jahre<br />
1218 sah bereits die Errichtung einer Filiale in<br />
DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />
LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />
Klösterle zur Versorgung der Pilgerinnen <strong>und</strong> Pilger<br />
vor. Ebenso sollte der Johanniterorden in Klösterle<br />
den Armen <strong>und</strong> Bedürftigen, welche über<br />
den Arlberg reisten, mit Feuer, Wasser <strong>und</strong> Obdach<br />
Hilfe erweisen. Der Stifter, Graf Hugo von Montfort,<br />
verfolgte aber auch handfeste wirtschaftliche Interessen.<br />
So erhoffte er sich mit der Errichtung dieser<br />
Niederlassung eine bessere Kontrolle des Verkehrsweges<br />
zwischen Feldkirch <strong>und</strong> dem Tirol. 435<br />
Der<br />
Name «Klösterle» ist seit 1343 belegt. Damals<br />
schon gab es hier auch eine Zollstation. Im 14.<br />
Jahrh<strong>und</strong>ert erfolgte eine spürbare Zunahme des<br />
421) «Zunge»: Die Latte hinten am Herbstwagen, aufweiche die<br />
Bottiche gerutscht werden; vgl. Gr<strong>im</strong>m, Wörterbuch, Bd. 32,<br />
Sp. 606.<br />
422) «Lägel»: längliches Gefäss zur Aufnahme von Flüssigkeiten,<br />
z.B. Wein; vgl. Gr<strong>im</strong>m, Wörterbuch, Bd. 12, Sp. 59.<br />
423) Die Rodordnung von 1704 ist unterzeichnet von Anton Dominik<br />
Schmidlen v. Lewenfeld, Johann Jacob Motz <strong>und</strong> Johann Franz Paur.<br />
424) LLA RA 20/19.<br />
425) Vgl. Anmerkung 83.<br />
426) LLA RA 20/19: «[auf dass] ein ieder nur so vil auflade, alss er<br />
sich über die Steig mit 4 Rossen zu führen getrauet».<br />
427) LLA RA 20/20: Hohenems an Feldkirch, 4. Juli 1707.<br />
428) LLA RA 20/21, 1723.<br />
429) Namentlich genannt: die Mähnen von Peter Mock <strong>und</strong> Jakob<br />
Ebenhof, beide aus Tisis; Johann Liss, Jakob Nägele <strong>und</strong> Jakob<br />
Weber, alle aus Altenstadt; der weisse <strong>und</strong> der schwarze Jakob<br />
Schneider, sowie Josen Schneider. Sohn des Joseph Schneider, alle<br />
aus Höchst.<br />
430) Ebenda.<br />
431) Lindau, Immenstadt, Kaufbeuren, Memmingen <strong>und</strong> Ulm.<br />
432) LLA RA 20/22: «Gravamina der diss-seitigen hochfürstl:<br />
<strong>liechtenstein</strong>: Unterthanen über die von denen oesterreicher Unterthanen.<br />
eine geraume Zeit hero wid den claren Inhalt der aufgerichteten<br />
alt <strong>und</strong> neuerlich Rohdordnung. <strong>und</strong> Inter<strong>im</strong>s conventionen in<br />
vile Weege aussgeübte Missbrauch, <strong>und</strong> schädliche Excessen, <strong>und</strong><br />
wie disse zu remediren, <strong>und</strong> einzustellen seyn ...»<br />
433) Ebenda.<br />
434) Der vollständige Wortlaut bei: Burmeister, Weistümer,<br />
S. 230-232.<br />
435) Bilgeri, Stadt Feldkirch, S. 92.<br />
81
Arlbergverkehrs. Der Haller Salzhandel hatte westlich<br />
des Arlbergs ein neues Absatzgebiet gef<strong>und</strong>en.<br />
Sichtbares Zeichen hierfür war der Bau eines Salzhauses<br />
in Feldkirch <strong>im</strong> Jahre 13 4 2. 436<br />
Den Bewohnern<br />
von Klösterle <strong>und</strong> Stuben gewährte Graf Heinrich<br />
von Werdenberg-Sargans <strong>im</strong> Jahre 1425 die<br />
«Fuhrleiti», das Recht, über den Arlberg Führerschaft<br />
<strong>und</strong> Vorspann zu geben. 437<br />
Die damalige Bedeutung<br />
des Fuhrwesens für die Einwohnerinnen<br />
<strong>und</strong> Einwohner von Klösterle kann nicht hoch genug<br />
eingeschätzt werden, da das schmale, eher<br />
schattige Klostertal mit seinen langen Wintern für<br />
den Ackerbau nur sehr eingeschränkt geeignet<br />
war. Im «internationalen» Vergleich war aber der<br />
Warenverkehr über den Arlberg doch eher bescheiden.<br />
So gingen 1657 über Bludenz Waren <strong>im</strong> Gesamtgewicht<br />
von 2 250 Zentnern. 438<br />
Die neue Rodordnung für Klösterle wurde erlassen,<br />
nachdem die bisherige Ordnung von 1658<br />
mittlerweile in Abgang gekommen [war] <strong>und</strong> [völlig]<br />
ausser acht gelassen [wurde].» Ein paar Wenige<br />
hätten auf Kosten der gewöhnlichen Fuhrleute die<br />
meisten Transporte von Kaufmannsgütern an sich<br />
gerissen. Das neue Vertragswerk von 1731 sollte<br />
den Fuhrleuten wiederum zu ihrem Recht verhelfen.<br />
Die einzelnen Punkte lauten zusammengefasst<br />
wie folgt:<br />
1. Jeder Gemeindemann, der das ankommende<br />
Salz <strong>und</strong> die Kaufmannsgüter transportieren will,<br />
muss sich be<strong>im</strong> hierzu bestellten Faktor oder Rodmeister<br />
melden. Jeder Fuhrmann bürgt entweder<br />
selbst für die ihm anvertrauten Waren, oder aber<br />
er best<strong>im</strong>mt <strong>im</strong> Vornherein einen Bürgen, der für<br />
die zu transportierenden<br />
n<strong>im</strong>mt.<br />
Güter die Haftung über<br />
2. Einem Aufgebot zur Rodfuhr ist unbedingte<br />
Folge zu leisten. Ein Fuhrmann, der an der Reihe<br />
ist <strong>und</strong> kein Pferd hat, muss sich auf eigene Kosten<br />
ein fremdes Pferd ausleihen.<br />
Er muss selber rechtzeitig schauen, dass ihm<br />
der Faktor den Fuhrlohn ausbezahlt.<br />
3. Die Faktoren <strong>und</strong> Rodmeister sind für die<br />
Einhaltung der Rodordnung verantwortlich.<br />
4. Der Fuhrmann soll einen schriftlichen Schein<br />
mit sich führen, der die Angaben zu seinem Trans<br />
82<br />
port beinhaltet. An allen Zollstätten muss er die<br />
Waren nach Quantität <strong>und</strong> Qualität richtig anzeigen,<br />
damit niemand geschädigt wird. Der Faktor<br />
ist verpflichtet, die Fuhrleute richtig auszubezahlen.<br />
5. Wer sein Ross verliert <strong>und</strong> kein Ersatzpferd<br />
aufbieten kann, wird von der Rod ausgeschlossen.<br />
6. Die Geschworenen <strong>und</strong> Gemeindeleute wählen<br />
mit St<strong>im</strong>menmehrheit einen Faktor (Rodmeister),<br />
der darüber wacht, dass die festgesetzte Ordnung<br />
gerecht <strong>und</strong> unparteiisch eingehalten wird.<br />
7. Es gelten folgende Fuhrlohnbest<strong>im</strong>mungen:<br />
Von einem Ballen Kaufmannsgut<br />
für die Strecke Stuben-Braz:<br />
Auf dem Ross ohne den Zoll 48 Kreuzer<br />
Auf dem Schlitten 40 Kreuzer<br />
Gebühr für den Faktor 2 Kreuzer.<br />
Ein Lägel «von einer halben Segessen»<br />
für dieselbe Strecke:<br />
Auf dem Ross 1 Gulden<br />
Auf dem Schlitten 45 Kreuzer.<br />
(Wer ganze oder schwere Lägel führt, der soll den<br />
bisherigen billigen Lohn beziehen <strong>und</strong> dem Faktor<br />
eine Gebühr von 3 Kreuzer entrichten.)<br />
Von einem Saum Stachel oder Eisen<br />
(ohne den Zoll):<br />
Auf dem Ross 44 Kreuzer<br />
Auf dem Schlitten 40 Kreuzer<br />
Gebühr für den Faktor 2 Kreuzer.<br />
Von einem Saum Salz:<br />
Auf dem Schlitten 40 Kreuzer<br />
Auf dem Ross 48 Kreuzer<br />
Gebühr für den Faktor 2 Kreuzer.<br />
8. Jeder Fuhrmann darf nicht mehr als ein Pferd<br />
für seinen Warentransport auf der Rod einsetzen.<br />
Der Faktor darf <strong>im</strong> Notfall zusätzliche Spediteure<br />
einsetzen. Ein Notfall ist dann gegeben, wenn am<br />
Abend Waren in Klösterle ankommen, die so<br />
schnell wie möglich auf den Wochenmarkt in Feldkirch<br />
gebracht werden müssen, <strong>und</strong> der Fuhrmann,<br />
der an der Reihe ist, nicht sofort einsatzbereit ist.<br />
Der Faktor bürgt dafür, dass mit einer solchen Ausnahmeregelung<br />
kein Missbrauch getrieben wird,<br />
die zum Nachteil der rodberechtigten Fuhrleute gereichen<br />
könnte.
(Die Rodordnung ist unterzeichnet vom Bludenzer<br />
Vogteiverwalter Bartleme Anthoni Hinderegger<br />
von Grienholzegg.)<br />
In den ersten sechs Punkten ist diese Rodordnung<br />
mit den bisherigen, das Gebiet des Fürstentums<br />
Liechtenstein betreffenden Best<strong>im</strong>mungen durchaus<br />
vergleichbar. Punkt 7 hingegen enthält detaillierte<br />
Fuhrlohntarife. Das war ein Novum; denn die<br />
älteren Rodordnungen für Feldkirch <strong>und</strong> die Herrschaften<br />
Schellenberg <strong>und</strong> Vaduz gaben - wenn<br />
überhaupt - nur sehr kurze Hinweise auf geltende<br />
Fuhrlohnbest<strong>im</strong>mungen. 439<br />
Ebenso macht die Rodordnung<br />
von Klösterle den Tarif von der Art des<br />
Transportmittels abhängig. Wie auch an den Passrouten<br />
in Uri oder in Graubünden, wurden am<br />
Arlberg <strong>im</strong> Winter Schlitten zur Beförderung von<br />
Personen <strong>und</strong> Waren eingesetzt. Es liegt auf der<br />
Fland, dass dadurch der Transport schneller <strong>und</strong><br />
billiger vonstatten gehen konnte. Diese Form des<br />
Warentransits ist hingegen für die Rheintalstrecke<br />
durch Liechtenstein nicht überliefert.<br />
SPÄTERE VEREINBARUNGEN FÜR DAS<br />
FÜRSTENTUM LIECHTENSTEIN<br />
In den ersten dreissig Jahren nach Gründung des<br />
Reichs<strong>fürstentum</strong>s Liechtenstein war das Rodwesen<br />
ein Gegenstand, der in der Schreibstube des<br />
nunmehr Fürstlichen Oberamts in Vaduz eher selten<br />
thematisiert wurde. 440<br />
Im Vordergr<strong>und</strong> stand<br />
zwischen 1719 <strong>und</strong> 1733 der Machtkampf zwischen<br />
dem Fürsten <strong>und</strong> seinen Untertanen. Kurz<br />
nach der Erhebung der Herrschaften Vaduz <strong>und</strong><br />
Schellenberg zum Reichs<strong>fürstentum</strong> Liechtenstein<br />
441<br />
erliess Fürst Anton Florian 442<br />
eine Dienstinstruktion<br />
mit dem Ziel, die Verwaltung zu zentralisieren,<br />
das Gerichtswesen zu erneuern <strong>und</strong> die<br />
herrschaftlichen Einkünfte zu vermehren. 443<br />
Diese<br />
Reformen <strong>im</strong> Sinne des Absolutismus zielten auf<br />
Beseitigung alter Volksrechte ab <strong>und</strong> waren dem<br />
Volke verhasst. 444<br />
Als folgenschwerste Massnahme schaffte der<br />
Fürst die beiden autonomen Herrschaften ab <strong>und</strong><br />
DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />
LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />
er teilte das Land neu in sechs Ämter ein, die dem<br />
mit zusätzlichen Kompetenzen (u. a. der gesamten<br />
Rechtssprechung) versehenen Oberamt in Vaduz<br />
gänzlich untergeordnet waren. 445<br />
Durch die Beseitigung<br />
der beiden Landschaften als Gerichtsgemeinden<br />
verloren die Untertanen das Recht, aus<br />
ihren Reihen die Landammänner (Gerichtsvorsitzenden)<br />
zu wählen. 446<br />
Nach wiederholten Unmutsäusserungen<br />
seitens der Bevölkerung, die sich weniger<br />
gegen den Fürsten persönlich als vielmehr<br />
gegen die von ihm eingesetzten Beamten richteten,<br />
wurde schliesslich <strong>im</strong> September 1733 die alte<br />
Landammann-Verfassung wieder eingeführt. 447<br />
Die<br />
Landammänner <strong>und</strong> Richter erhielten aber ihr<br />
436) Ebenda, S. 164 - Abbildung des Salzhauses auf S. 70.<br />
437) Angaben nach: Burmeister, Weistümer, S. 229.<br />
438) Eitel. Verkehr <strong>im</strong> Bodenseeraum, S. 61.<br />
439) Vgl. Punkt 3 der Rodordnung 1676 (Seite 75), sowie Punkt 5<br />
des Vergleichs von 1704 (S. 78 f.).<br />
440) Für den Zeitraum 1723 bis 1753 liegen <strong>im</strong> Aktenbestand des<br />
LLA nur zwei speziell das Rodwesen betreffende Schriftstücke vor:<br />
LLA RA 20/23, Vogteiamt Feldkirch an OA mit Betreff des widerrechtlichen<br />
Kornabladens 1734. sowie LLA RA 20/24, OA an die<br />
Häupter der Gemeinen Drei Bünde in Chur 1735: Hinweis auf die<br />
geltende Rodordnung.<br />
441) Von Kaiser Karl VI. erlassene Urk<strong>und</strong>e vom 23. Januar 1719,<br />
zusammengefasst bei: Vogt, Brücken zur Vergangenheit, S. 76.<br />
442) Anton Florian v. Liechtenstein (1656-1721). Fürst von 1712 bis<br />
1721. 1691 Botschafteram päpstlichen Hof in Rom. 1695 Obersthofmeister<br />
<strong>und</strong> Erzieher des jungen Erzherzogs Karl (1711-1740 Kaiser<br />
Karl VI.); vgl. Vogt. Brücken zur Vergangenheit, S. 48.<br />
443) Ebenda, S. 79 f.<br />
444) Kaiser. Arthur Brunhart, S. 498.<br />
445) Vogt, Brücken zur Vergangenheit, S. 79 f. - Die Einteilung der<br />
sechs Ämter war wie folgt: 1. Vaduz, Schaan <strong>und</strong> Planken; 2. Triesen<br />
<strong>und</strong> Triesenberg: 3. Balzers <strong>und</strong> Mäls; 4. Bendern, Gamprin, Ruggell<br />
<strong>und</strong> Schellenberg; 5. Eschen <strong>und</strong> Nendeln; 6. Mauren <strong>und</strong> Schaanwald.<br />
446) Ebenda. S. 24 u. 79 f. Jedes der beiden Gerichte bestand aus<br />
einem Landammann <strong>und</strong> zwölf Richtern. Der Landammann wurde<br />
alle zwei Jahre gewählt, wobei der Landesherr drei Männer zur<br />
Wahl vorschlug, aus denen das versammelte Volk einen wählte. Die<br />
Richter wurden vom Landesherrn auf Lebenszeit ernannt: das<br />
Gericht hatte jedoch das Recht, dem Landesherrn drei Männer<br />
vorzuschlagen.<br />
447) Vogt, Brücken zur Vergangenheit. S. 83.<br />
83
wichtigstes Recht nicht wieder zurück: Die Rechtssprechung<br />
verblieb bei den fürstlichen Beamten<br />
(dem Oberamt). 448<br />
Der Fürstlich-Liechtensteinische Absolutismus<br />
des 18. Jahrh<strong>und</strong>erts neigte auch dazu, das Leben<br />
der Untertanen durch Verordnungen <strong>und</strong> Gesetze<br />
zu reglementieren. So wurden 1732 eine Polizeiordnung<br />
<strong>und</strong> eine Waldordnung erlassen, die ersten<br />
gedruckten Gesetze des Fürstentums Liechtenstein.<br />
449<br />
- Im Gegensatz beispielsweise zur Polizeiordnung<br />
diente aber eine Ordnung <strong>im</strong> Rodwesen<br />
weniger dazu, das Leben der Untertanen zu reglementieren.<br />
Die Rodordnungen regelten wohl Rechte<br />
<strong>und</strong> Pflichten der Untertanen <strong>im</strong> Transportgewerbe,<br />
aber Zweck dieser Best<strong>im</strong>mungen war es in<br />
erster Linie, den Untertanen ihre Verdienstmöglichkeiten<br />
<strong>im</strong> Fuhrwesen weiterhin zu garantieren.<br />
DIE RODORDNUNG VON 1756<br />
R<strong>und</strong> dreissig Jahre später folgte dann eine neue<br />
Rodordnung, die 1756 in Feldkirch zwischen<br />
Liechtenstein <strong>und</strong> Österreich vereinbart wurde. Im<br />
Vorfeld dieser Abmachung stand wiederum die<br />
Sorge, der Handelsverkehr könnte, da die Güter oft<br />
nicht zuverlässig weiter befördert wurden, sich<br />
wieder auf die schweizerische Rheinstrasse hin<br />
verlagern. 450<br />
Zwar hatte 1753 ein Schreiben aus<br />
Feldkirch (!) wiederum österreichische Verstösse<br />
gegen die Rodordnung gemeldet, 451<br />
aber wenn es<br />
darum ging, eine Verkehrsverlagerung auf die<br />
Schweizer Seite zu verhindern, dann arbeiteten<br />
Österreich <strong>und</strong> Liechtenstein <strong>im</strong>mer noch zusammen.<br />
(Jedenfalls zu diesem Zeitpunkt - 1756 - war<br />
dies noch so.) Dieser neue Vertrag <strong>im</strong> Rodwesen<br />
betraf in erster Linie die österreichischen Fuhrleute.<br />
Rodordnung von 1756 452<br />
1. Die Rodordnungen von 1676 <strong>und</strong> 1.704 werden<br />
mit folgenden Abänderungen <strong>und</strong> Ergänzungen<br />
bestätigt:<br />
2. Nachgedachte Güter sollen auf dieser Route<br />
verbleiben bzw. noch mehr Warenverkehr soll an<br />
84<br />
gezogen werden. St. gallische <strong>und</strong> andere schweizerische<br />
Güte?; die nach Graubünden <strong>und</strong> Italien<br />
gehen, aber auch von der Schweiz nach Vorarlberg<br />
gelangende Waren, sind nicht der Rodordnung unterworfen.<br />
3. Kaufmannsgüter <strong>und</strong>. Waren, welche zwar<br />
einer in der Schweiz ansässigen Handelsschaft<br />
zugehören, oder durch dieselbe spediert werden,<br />
jedoch entweder aus dem Reich über den Bodensee<br />
einlaufen, oder auch nur in einer Reichs-See-Stadt<br />
abgestossen werden, <strong>und</strong> von da (ohne in die<br />
Schweiz zu gelangen) in Fussach ausgeladen werden,<br />
sind nicht mehr als schweizerische, sondern<br />
als Reichsgüter zu betrachten.<br />
4. Jene Fuhrleute, die schweizerische Güter in<br />
unbeschränkter Anzahl führen, dürfen keine in die<br />
Rod gehörenden Güter mit sich führen.<br />
5. Aus Höchst <strong>und</strong> Fussach vier, aus den Gerichten<br />
Rankweil <strong>und</strong> Sulz einer, aus der Reichsgrafschaft<br />
Hohenems einer, also zusammen sechs «ordinari<br />
fuhrleuth» seien dazu befugt, wöchentlich<br />
einmal aus dem Reich kommende Kaufmannsgüter<br />
aufzuladen.<br />
6. Sie bringen diese Kaufmannsgüter mit ihrer<br />
eigenen mit vier Pferden bespannten Mähne vom<br />
Bodensee stracks bis nach Chur. Von Chur zurück<br />
können sie ebenso je eine Stracksfuhr übernehmen.<br />
7. Alle übrigen Reichsgüter müssen <strong>im</strong> Kaufliaus<br />
in Feldkirch abgeladen werden <strong>und</strong> gelangen auf<br />
die Rod.<br />
8. Ausser diesen sechs genannten Fuhrleuten<br />
(vgl. Punkt 5) ist niemand zu diesen Stracksfuhren<br />
berechtigt.<br />
9. Die Rodtransporte werden von den österreichischen<br />
<strong>und</strong> <strong>liechtenstein</strong>ischen Fuhrleuten -<br />
wie gehabt - bis nach Balzers übernommen.<br />
10. Zentnerwaren, die von Lindau <strong>und</strong> anderen<br />
Reichs-See-Städten her nach Fussach <strong>und</strong> weiter<br />
nach Graubünden gelangen, dürfen nur soviel geführt<br />
werden, wie mit der eigenen Mähne geladen<br />
werden können. Waren, die aus Platzgründen nicht<br />
mehr aufgeladen werden können, müssen auf die<br />
Rod gegeben werden.<br />
11. Die erwähnten sechs Fuhrleute (vgl. Punkt 6)<br />
können den Transport der Zentnerwaren auch an-
deren Fuhrleuten, seien es österreichische oder<br />
Reichs-Untertanen, überlassen, die dann an ihrer<br />
Stelle stracks nach Chur fahren.<br />
12. Unter Ausnahme dessen, was für schweizerische<br />
Güter gilt, ist es einem Fuhrmann untersagt,<br />
zwei oder mehrere Wagen für den Transport von<br />
Zentnerwaren zu gebrauchen.<br />
13. Das von Reisenden mitgebrachte Gepäck<br />
sowie «andere Hausmobilien» können von allen<br />
Fuhrleuten «in Einem Nebent Waagen biss Chur beförderet<br />
werden». 453<br />
14. Während dem zwe<strong>im</strong>al jährlich stattfindenden<br />
Churer Markt, aber auch einen Tag zuvor <strong>und</strong>.<br />
zwölf Tage danach, können alle von den Kaufleuten<br />
dazu beauftragten Fuhrleute die Zentnerwaren<br />
mit zusätzlichen Mähnen nach Chur führen.<br />
15. Die Colli [Stücke] aus der Brentanischen<br />
Schreibstube Günzburg sind zwar bisher nie auf<br />
die Rod gegangen, aber künftig sollen diese Colli<br />
auf die Rod gegeben werden - sofern aus Günzburg<br />
kein Widerspruch kommt.<br />
16. Die Einwohner von Höchst <strong>und</strong> Fussach können<br />
ihr eigenes Getreide weiterhin frei <strong>und</strong> ausserhalb<br />
der Rod führen.<br />
17. Das Abladen von Rodwaren in Schaan, Vaduz<br />
<strong>und</strong> Triesen ist streng verboten.<br />
18. Dieser Rodordnung zuwider Handelnde<br />
müssen künftig zwanzig Reichstaler Strafe bezahlen(vgl.<br />
Rodordnung 1704, Punkt 11).<br />
19. Die Fuhrleute aus den Gerichten Höchst <strong>und</strong><br />
Fussach müssen von den Kaufleuten mit ordentlichen<br />
Frachtbriefen ausgestattet werden, die dem<br />
Zoll Auskunft über den jeweiligen Warentransport<br />
geben.<br />
In einem Zusatz zu dieser Rodordnung heisst<br />
es, dass diese Best<strong>im</strong>mungen eine <strong>im</strong> Jahre 1751<br />
geschlossene Vereinbarung zwischen Rod- <strong>und</strong><br />
Stracksfuhrleuten aus den Gerichten Fussach <strong>und</strong><br />
Höchst ausser Kraft setzten. Das ist ein weiteres<br />
Zeichen dafür, dass die einzelnen Rodordnungen<br />
<strong>im</strong>mer wieder <strong>und</strong> bereits nach sehr kurzer Zeit<br />
den veränderten Verhältnissen angepasst werden<br />
mussten.<br />
DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />
LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />
EINE IN DER BALZNER TAVERNE 1765<br />
GESCHLOSSENE ÜBEREINKUNFT 454<br />
In der Frage der Güterspedition hatte sich zwischen<br />
der Herrschaft Feldkirch einerseits, sowie<br />
dem Reichs<strong>fürstentum</strong> Liechtenstein <strong>und</strong> der Stadt<br />
Maienfeld andererseits ein Anstand ergeben: Feldkirch<br />
wollte, dass den derzeit fünf mit deutschen<br />
<strong>und</strong> schweizerischen Zentnerwaren beladenen<br />
wöchentlich passierenden österreichischen Wagen<br />
die unbeschränkte Durchfuhr gestattet werde.<br />
Liechtenstein <strong>und</strong> insbesondere Maienfeld lehnten<br />
diese Forderung ab <strong>und</strong> sie wollten nur zulassen,<br />
dass wöchentlich sechs solche Fuhrleute gemäss<br />
geltender Rodordnung durchfuhren.<br />
In dieser Frage musste, da beide Seiten ihre festen<br />
Standpunkte vertraten, ein Kompromiss gesucht<br />
werden. Nach längerer Debatte in der Balzner<br />
Taverne 455<br />
waren sich die Versammelten auch<br />
einig, dass alles getan werden musste, um eine<br />
Verlagerung des Fuhrverkehrs auf die schweizerische<br />
Rheintalseite zu verhindern. So arbeiteten die<br />
anwesenden Vertreter aus Feldkirch, Chur, Maienfeld<br />
<strong>und</strong> Vaduz eine neue Vereinbarung aus, um<br />
den Rodverkehr zu verbessern.<br />
448) Ebenda. Nur zum Schein wurden Zugeständnisse gemacht. So<br />
durften die Landammänner bei den Gerichtsverhandlungen mit<br />
beratender St<strong>im</strong>me beiwohnen, ohne jedoch über das Urteil mitentscheiden<br />
zu können. Nach einem ausgesprochenen Todesurteil<br />
durften sie das Ritual des Stabbrechens ausführen.<br />
449) Ebenda. S. 82. Zur Polizeiordnung siehe auch S. 97 f.<br />
450) LLA RA 20/26. Einleitungstext zur Rodordnung von 1756.<br />
451) Hans Georg Schneider (Fussach). Joseph Schneiders Witwe <strong>und</strong><br />
Andreas Bonner (Höchst) unterliessen es, ihre Frachtbriefe dem<br />
Hausmeister ordnungsgemäss anzuzeigen. Anton Pümpel <strong>und</strong> Rudolf<br />
Hüssle (aus Tisis?) wurden wegen widerrechtlichen Warenabladungen<br />
in Schaan belangt.<br />
452) LLA RA 20/26.<br />
453) Ebenda. S. 7.<br />
454) LLA RA 20/27: 11. Juni 1765.<br />
455) Es ist unklar, um welches der vier Balzner Wirtshäuser es sich<br />
dabei handelte.<br />
85
1. Die fünf österreichischen «ordinari Fuhrleuth»<br />
dürfen wöchentlich einmal aus dem Reich<br />
nach Italien gehende Güter führen.<br />
2. Zusätzlich darf ein Wagen aus dem Gerichtsbezirk<br />
Feldkirch fahren, der (ebenfalls) Zentnerwaren<br />
nach Chur <strong>und</strong> zurück führt.<br />
3. Österreichische Untertanen können mit schweizerischen<br />
Gütern frei <strong>und</strong> ungehindert nach Chur<br />
fahren. Sie müssen aber bei jeder Zuschg dem<br />
Hausmeister ihren Frachtbrief zur Einsicht vorzeigen,<br />
so dass Klarheit über die Herkunft ihrer Waren<br />
besteht. Sie sind nicht befugt, andere Waren<br />
mit sich zu führen.<br />
4. Bei ihrer Rückkehr aus Chur gilt eine Einschränkung:<br />
So dürfen wöchentlich nur drei dieser<br />
Fuhrleute mit beladenen Mähnen in ihre He<strong>im</strong>at<br />
zurückfahren. Es darfauch niemand sonst an ihrer<br />
Stelle fahren.<br />
5. Es darf nur mit einer (<strong>und</strong> zwar mit der eigenen)<br />
Mähne ein Transport durchgeführt werden:<br />
Zusätzliche Fuhrwerke sind nur zwe<strong>im</strong>al jährlich<br />
zugelassen, <strong>und</strong> zwar zwölf Tage vor <strong>und</strong> nach den<br />
Churer Märkten (vgl. Rodordnung 1756, Punkt 14).<br />
6. Alle Waren, die nicht durch die sechs österreichischen<br />
Stracksfuhrwagen oder die wöchentlich<br />
mit schweizerischen Waren durchfahrenden<br />
Fuhrwerke spediert werden, gehören auf die Rod.<br />
7. Die kostbarsten <strong>und</strong> zerbrechlichsten Waren<br />
sind zuerst zu transportieren.<br />
Die Rodstationen (Zuschgen) Chur, Maienfeld, Balzers<br />
<strong>und</strong> Feldkirch gelten für Transporte in beiden<br />
Richtungen. Bezüglich Fuhrlohn wird der alte Austeilungsfuss<br />
beibehalten:<br />
Fuhrlohntarife 1765<br />
(pro Zentner Nürnberger Gewicht)<br />
Chur-Maienfeld 8 kr. 5 h.<br />
Maienfeld-Balzers 4 kr. 5 h.<br />
Balzers-Feldkirch 10 kr. 6 h.<br />
Feldkirch-Bodensee (Rhein) 16 kr.<br />
86<br />
ERGEBNISSE DER KONFERENZ IN FELDKIRCH<br />
VON 1781<br />
Diese Zusammenkunft fand am 12. November<br />
1781 auf der Schattenburg in Feldkirch statt. 456<br />
Gespräche auf bilateraler Ebene fanden aber bereits<br />
zwei Monate zuvor statt. So lud Franz Philipp<br />
Gugger von Staudach, der Feldkircher Vogteiverwalter,<br />
am 17. August das gesamte Oberamt zu<br />
einem Arbeitsessen nach Feldkirch ein. 457<br />
Ein späteres<br />
Schreiben des Vogteiamts Feldkirch berichtete<br />
von einer «Conferenz», die am 29. August stattgef<strong>und</strong>en<br />
hatte. 458<br />
Es ist aus dem Aktenmaterial<br />
nicht klar ersichtlich, ob diese Konferenz <strong>und</strong> das<br />
Arbeitsessen be<strong>im</strong> Vogteiverwalter ein <strong>und</strong> dasselbe<br />
Ereignis darstellten oder nicht. Das wichtigste<br />
Traktandum an dieser Zusammenkunft vom<br />
29. August war die Neuregelung des Fuhrwesens<br />
auf der Rheinstrasse Fussach-Bauern-Feldkirch-<br />
Schaan-Balzers-Maienfeld-Chur. Die Chancen für<br />
eine dauerhafte Ordnung, die den Bestand des<br />
Rodwesens sichern sollte, standen so schlecht<br />
wie nie zuvor; denn durch die 1768 bis 1770 errichtete<br />
Bregenzer Strasse (Bregenz-Lauterach-<br />
Hohenems-Feldkirch) war eine neue Tatsache geschaffen<br />
worden, die den Bestand des Rodwesens<br />
längerfristig untergraben sollte. 459<br />
Absicht:<br />
Das «in Verwirrung schwebende Fuhrwesen»<br />
soll in eine «bessere <strong>und</strong> zutreffende Ordnung» gebracht<br />
werden.<br />
Deputierte:<br />
aus Liechtenstein: Landvogt Gilm v. Rosenegg,<br />
Landschreiber Fritz<br />
aus Chur: Präsident Peter v. Salis, Zunftmeister<br />
Johann Baptist Bavier<br />
aus Maienfeld: Stadtvogt Stephan v. Salis, Hausmeister<br />
Paul Danner<br />
aus Lindau: Rudolf v. Curtabat, Kanzleiverwalter<br />
Schlatter<br />
Beschlüsse:<br />
1. Die von Lindau gewünschte Errichtung einer<br />
neuen Zuschg in Fussach wird gutgeheissen.
2. Diese neu eingerichtete Faktorei übern<strong>im</strong>mt<br />
die Haftung für die einlaufenden Waren. Die Fussacher<br />
Zuschg bezahlt ausserdem für jedes in<br />
Maienfeld oder in Chur ankommende Warenstück<br />
einen Betrag von einem halben Kreuzer.<br />
3. Der Fuhrlohn wird von Station zu Station <strong>im</strong><br />
alten Ansatz ausbezahlt.<br />
4. Ein Collo oder Stück Reichsgut soll fortan 250<br />
Pf<strong>und</strong> wiegen. Zulässig sind auch halbe Stücke mit<br />
125 Pf<strong>und</strong>. Gewicht. Beide Grössen werden mit<br />
einer Toleranzgrenze von plus oder minus einem<br />
Achtel des Gewichts gehandelt. Für Stücke, deren<br />
Gewicht mehr als ein Achtel von der normalen<br />
Grösse übersteigt, wird ein zusätzlicher Fuhrlohn<br />
ausbezahlt (vgl. Instruktion für den Feldkircher<br />
Hausmeister auf S. 59 bis 62).<br />
5. Auf der Strecke Bodensee - Chur gibt es die<br />
folgenden Abladestationen für die auf der Rod zu<br />
transportierenden Kaufmannsstücke <strong>und</strong>. Handelswaren:<br />
Bauren, Feldkirch, Schaan (nur für einen<br />
Teil der Waren), Balzers <strong>und</strong> Maienfeld. Österreichische<br />
Rodfuhrleute, die in Feldkirch Korn <strong>und</strong>,<br />
Salzfässer luden, mussten diese Waren in Schaan<br />
wieder abstossen. Den <strong>liechtenstein</strong>ischen Untertanen<br />
der Herrschaft Schellenberg, die ebenso mit<br />
Korn <strong>und</strong> Salz von Feldkirch her unterwegs sind,<br />
ist es freigestellt, ob sie ihre Waren in Schaan abladen<br />
oder bis Balzers weiterfahren. [Österreichische<br />
Fuhrleute mit Kaufmannsstücken konnten<br />
jedoch bis Balzers fahren (vgl. Instruktion für Faktor<br />
Bachmann, Punkt 7 a auf S. 60).]<br />
Fahrplan<br />
Fussach-Feldkirch<br />
von Feldkirch bis Vaduz<br />
Vaduz-Zollbrücke<br />
(Landquart)<br />
Fahrt, bis Chur<br />
Rückfahrt:<br />
Fahrt, Chur-St. Luzisteig<br />
Fahrt bis Feldkirch<br />
Fahrt bis Fussach<br />
1. Wagen 2. Wagen 3. Wagen<br />
Samstag<br />
Sonntag<br />
Montag<br />
Dienstag<br />
Montag<br />
Dienstag<br />
Mittwoch<br />
Donners.<br />
Dienstag<br />
Mittwoch<br />
Donners.<br />
Freitag<br />
DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />
LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />
6. Der Faktor muss dem Fuhrmann einen Schein<br />
über die Ladung ausstellen. Diese Bestätigung berechtigt<br />
den Fuhrmann zum Bezug des Fuhrlohns.<br />
Allfällige Ausgaben für Zölle u.a. werden gegen<br />
Vorweisung einer Quittung ebenfalls zurückerstattet.<br />
7. Die Regelung des Stracksverkehrs von Fussach<br />
bis Chur (dazu berechtigt waren sechs Strackswagen<br />
- vgl. Punkt 6 der Rodordnung von 1704) erfolgt<br />
gemäss untenstehendem Fahrplan:<br />
456) Dieses Ereignis wurde auch vom Eschner Chronisten Johann<br />
Georg Heibert kommentiert: «Jetzt kommt der Bericht vom Herrn<br />
Kanzleiverwalter zu Feldkirch, dass die Fuhr soll auf die Rod<br />
kommen. Die Vorgesetzten samt ihrer Obrigkeit der Herrschaft<br />
Vaduz haben sich vereinbart, <strong>und</strong> die Sache für gut erkannt <strong>und</strong> sind<br />
auf Feldkirch gegangen, die Fuhr zu verteilen mit den Österreichern.<br />
Den Schaanern wurde erlaubt ein Kaufhaus zu bauen <strong>und</strong> sie haben<br />
ihre Fuhr mit österreichischer Männi 3/5 [drei Fünftel], die Eschnerberger<br />
2/5 [zwei Fünftel] von Feldkirch bis Balzers zu fahren <strong>und</strong> es<br />
wurde beschlossen, dass niemand ausser der Rod fahren soll bei<br />
Strafe. Auch soll alles Commercium, was auf der Achse geht, in die<br />
Rod gehören, <strong>im</strong> ersten Jahr trifft es bei uns 7 oder 8 mal zu<br />
fahren»: vgl. Heibert, S. 71.<br />
457) LLA RA 20/28: Vogteiverwalter lädt OA zu einer «Mittag<br />
Suppen» ein.<br />
458) LLA RA 21/111: Vogteiamt an OA. 18. Juni 1790.<br />
4591 Die daraus sich ergebende Problematik ist auf S. 110 dargestellt.<br />
4. Wagen<br />
Donners.<br />
Freitag<br />
Samstag<br />
Sonntag<br />
Mittwoch Freitag Samstag Montag<br />
Donners. Samstag Sonntag Dienstag<br />
Freitag Sonntag Montag Mittwoch<br />
5. Wagen<br />
Freitag<br />
Samstag<br />
Sonntag<br />
Montag<br />
Dienstag<br />
Mittwoch<br />
Donners.<br />
87
Der sechste Strackswagen fuhr wahrscheinlich am<br />
Mittwoch in Fussach ab. Diese Vermutung liegt<br />
nahe, da zwischen dem Abgang des dritten Wagens<br />
am Dienstag <strong>und</strong> der Abfahrt des vierten Wagens<br />
am Donnerstag ein Tag lag, an welchem gemäss<br />
dieser Auflistung kein Strackswagen das Fussacher<br />
Kaufhaus verliess.<br />
8. Bezüglich den zwei Mähnen mit Zentnerwaren<br />
stand es den Fuhrleuten frei, den Tag des<br />
Transportes zu best<strong>im</strong>men. Diese Fuhrwerke durften<br />
aber nur Zentnerwaren mit sich führen.<br />
Während den Churer Märkten konnten - je nach<br />
Bedarf - vier bis sechs weitere Wagen mit «Krammereijwaaren»<br />
durchfahren. 4<br />
^<br />
9. Die Rodgüter sind von Fussach bis Chur neun<br />
Tage lang unterwegs, «wenn nicht Gottes Gewalt<br />
<strong>und</strong> die heil[igen] Feste entgegen stehen». 4<br />
"<br />
10. Die Rodfuhrleute durften von der <strong>im</strong> Frachtbrief<br />
vorgegebenen Route nicht abweichen. Sie<br />
durften auch nur die <strong>im</strong> Frachtbrief ausgewiesenen<br />
Waren transportieren <strong>und</strong> es war ihnen nicht gestattet,<br />
die ihnen anvertrauten Waren anderen<br />
Fuhrleuten zu übergeben.<br />
11. Einmal pro Woche soll ein besonderer Wagen<br />
mit drei Pferden nach Malans fahren, um von<br />
dort ebenso zur «Äuffnung der Kornzufuhr» die<br />
Säcke wieder auf den nächsten<br />
bringen.<br />
Lindauer Markt zu<br />
12. Nach Chur fahrende Stracksfuhrleute können<br />
in ihrem Gewerbe nur bestehen, wenn sie bei<br />
ihrer Rückkehr ebenfalls Waren befördern können.<br />
Es handelt sich dabei meistens um italienische<br />
Waren. Den besagten Fuhrleuten wird das Laden<br />
dieser Güter für die Rückfahrt weiterhin gestattet.<br />
Ein oberamtliches Dekret vom 30. November 1781<br />
machte die österreichischen Fuhrleute darauf aufmerksam,<br />
dass sie das aus dem Feldkircher Kaufhaus<br />
kommende Korn, Salz, sowie Tabakkübel <strong>und</strong><br />
Zentnerwaren in der Schaaner Zuschg abstossen<br />
sollten. Den Fuhrleuten, welche sich dieser Anordnung<br />
widersetzten, wurden die Güter gewaltsam<br />
von ihren Wagen abgeladen. Zusätzlich drohte das<br />
Oberamt damit, bei der vorderösterreichischen Regierung<br />
in Freiburg i. Br. eine Klage einzureichen. 462<br />
88<br />
Infolge der an der Konferenz von 1781 gefassten<br />
Beschlüsse verzichtete Richter Ferdinand Rheinberger<br />
(von 1765 bis 1785 Löwenwirt in Vaduz) auf<br />
die ihm bisher erlaubte wöchentliche Salz- <strong>und</strong><br />
Kornzufuhr nach Vaduz. Er überliess diese Transporte<br />
künftig der Rod, so dass ihm künftig niemand<br />
ein Vorwurf machen konnte. Im gesamten<br />
Gebiet des Fürstentums Liechtenstein sollten, so<br />
eine oberamtliche Notiz 463<br />
, künftig keine Früchte,<br />
kein Mehl <strong>und</strong> kein Salz ausserhalb der Rod transportiert<br />
werden.<br />
Der Mühlzwang wurde 1781 erneut bestätigt. Es<br />
war also weiterhin verboten, das Korn ausserhalb<br />
des Landes mahlen zu lassen. Dies galt übrigens<br />
auch für die Feldkircher, die ebenso nicht ausserhalb<br />
ihrer Stadt bzw. Herrschaft mahlen durften.<br />
Auf den Feldkircher Jahrmärkten eingekaufte<br />
Früchte konnten durch <strong>liechtenstein</strong>ische Fuhrleute<br />
frei hergeführt werden; «wer aber davon ein<br />
Malter hier ausser Landts verführen solte, der solle<br />
nebst Confiscation in 10 R[ei]chsth[a]ler Straf verfallt<br />
seyn». 464<br />
Zwecks «Einrichtung der Roodfuhren»<br />
(also zur Inkraftsetzung der an der Konferenz<br />
gefassten Beschlüsse) reiste der Feldkircher Vogteiverwalter<br />
Gugger von Staudach <strong>im</strong> November 1781<br />
persönlich nach Vaduz. 465<br />
ERSTE RODORDNUNG FÜR DAS LIECHTEN<br />
STEINER UNTERLAND, 1782<br />
Diese erste explizit für die Herrschaft Schellenberg<br />
geltende Rodordnung belegt wiederum die enge<br />
Verflechtung zwischen dem Liechtensteiner Unterland<br />
<strong>und</strong> dem Raum Feldkirch, gerade auch in Bezug<br />
auf die Organisation des Warentransportes.<br />
Eingehend wird zudem die Organisation des Rod<strong>fuhrwesen</strong>s<br />
durch die einzelnen Nachbarschaften<br />
dargelegt. Die einzelnen Punkte dieser Rodordnung<br />
lauten wie folgt:<br />
1./2. Die 25 aus der Herrschaft Schellenberg<br />
kommenden Rodfuhrleute übernehmen gemeinsam<br />
mit Fuhrleuten aus Tisis <strong>und</strong> Tosters die Fuhren<br />
von Feldkirch bis Balzers.
3. Die Fuhrleute aus den neun Ortschaften Mauren,<br />
Eschen, Nendeln, Schönabüel, Mösma, Bendern,<br />
Gamprin <strong>und</strong> Schellenberg fahren «wie sie<br />
das Loos dermalen <strong>im</strong> Spielen treffen wird, [<strong>und</strong>]<br />
so [sie] fortan abwechseln». 455<br />
4. Jede Ortschaft muss einen Rodmeister best<strong>im</strong>men,<br />
der die Fuhrleute zur Rod aufbietet.<br />
5. Es darf kein rodberechtigter Untertan übergangen<br />
werden. Wenn aber ein Fuhrmann, der an<br />
der Reihe ist, sich nicht meldet, so wird er ausgelassen.<br />
6. Zur Schonung der Strasse sowie zum «öfteren<br />
Herumgehen der Rood» 467<br />
darf ein Fuhrmann pro<br />
Transport nicht mehr als sechs Malter Korn, drei<br />
Fass Salz oder drei ganze<br />
men.<br />
Tabak-Kübel überneh<br />
7. Bezüglich dem Bregenzer Korn <strong>und</strong> Salz sowie<br />
anderen (besonders schweizerischen Waren)<br />
wird festgesetzt, dass diese Güter den Schellenberger<br />
Untertanen gemäss Rodordnung von Gemeinde<br />
zu Gemeinde zukommen.<br />
8. Die Fuhrleute sind für die rechtzeitige Warenbeförderung<br />
verantwortlich. Es soll ein Rodbote<br />
aufgestellt werden, der von Gemeinde zu Gemeinde<br />
geht, um die notwendigen Rodwagen aufzubieten.<br />
Der Rodbote geht in der folgenden Reihenfolge herum:<br />
1. Gemeinde Mauren, 2. Ortschaften Nendeln<br />
<strong>und</strong> Eschen, 3. Ortschaften Schönabüel <strong>und</strong> Mösma,<br />
4. Bendern<br />
Schellenberg.<br />
<strong>und</strong> Gamprin, 5. Ruggell, <strong>und</strong> 6.<br />
Andreas Marxer, Wirt in Nendeln 468<br />
, ist auf Vorschlag<br />
des Gerichts der Herrschaft Schellenberg<br />
zum Oberrodmeister aufgestellt worden. Als Unterrodmeister<br />
sind ernannt:<br />
1. für Mauren Peter Matt,<br />
2. für Eschen/N endein besagter<br />
Marxer,<br />
Andreas<br />
3. für Schönabüel/Mösma<br />
Batliner<br />
Richter Johannes<br />
469<br />
,<br />
4. für Bendern/Gamprin Jakob Walch,<br />
5. für Ruggell Mathäus Neschen <strong>und</strong><br />
6. für Schellenberg Mang Biedermann.<br />
Sie erhalten als Lohn für ihre Tätigkeit das Privileg,<br />
bei jeder angesagten Rod eine Fuhr <strong>im</strong> voraus<br />
zu führen. - Die Liste dieser Rodmeister soll bei<br />
DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />
LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />
jeder Geschworenen-Satzung entweder bestätigt<br />
oder erneuert werden.<br />
Auffallend ist auch bei dieser Rodordnung die Vereinigung<br />
verschiedener Tätigkeiten durch eine Person.<br />
Wir haben bereits vorher schon gesehen, dass<br />
Wirte <strong>und</strong> Richter oft ebenfalls die verantwortungsvollen<br />
Aufgaben eines Zollers, Weggeldeinnehmers<br />
oder Hausmeisters wahrnahmen. 470<br />
Die obige Rodordnung<br />
benennt nun den Nendler Wirt Andreas<br />
Marxer als Oberrodmeister für die Herrschaft<br />
Schellenberg ebenso die als Unterrodmeister fungierenden<br />
Personen Peter Matt, Gastwirt aus Mauren,<br />
<strong>und</strong> Johannes Batliner, gleichzeitig Richter in<br />
Eschen beziehungsweise Schönabüel/Mösma.<br />
DIE ZWEITE RODORDNUNG FÜR DAS<br />
UNTERLAND, 1786 471<br />
Der Erlass dieser zweiten Rodordnung für die<br />
Herrschaft Schellenberg war bereits vier Jahre<br />
später nötig geworden, da die bisher geltenden<br />
460) Ebenda.<br />
461) LLA RA 20/30.<br />
462) LLA RA 20/31.<br />
463) LLA RA 20/47; nicht datiert.<br />
464) Ebenda.<br />
465) LLA RA 6/11/40: Schreiben aus Feldkirch vom 22. November<br />
1781.<br />
466) LLA RA 20/36: Rodordnung 1782.<br />
467) Ebenda.<br />
468) Eschner Familienbuch, S. 306 f.; Andreas Marxer (* 11. Februar<br />
1744; t 8. Mai 1795) stammte aus Ruggell <strong>und</strong> hatte um 1770<br />
das Wirtshaus «Engel» in Nendeln gekauft. Seine Urenkelin Karolina<br />
Marxer (* 1846) wanderte nach Amerika aus.<br />
469) Ebenda, S. 41. Johann(es) Batliner, * 12. April 1739, verheiratet<br />
mit Anna Maria Batliner aus Schellenberg. Seine Tochter Magdalena<br />
Batliner war verheiratet mit dem Chronisten Johann Georg<br />
Heibert.<br />
470) Vgl. hierzu die Ausführungen auf S. 50-54.<br />
471) LLA RA 20/37: Abschrift vom 23. Dezember 1789.<br />
89
Best<strong>im</strong>mungen offenbar kaum eingehalten wurden.<br />
Die einzelnen Punkte dieser neuen Ordnung<br />
sind untenstehend aufgeführt:<br />
1. Stückrodfuhrleute der Herrschaft Schellenberg<br />
beklagten, dass sie infolge Abgang <strong>und</strong> Zerfall<br />
der Stückrodfuhr sich gegenüber den Korn- <strong>und</strong><br />
Salzfuhrleuten in einem grossen Nachteil befinden.<br />
Landammann <strong>und</strong> Gericht der Herrschaft Schellenberg<br />
beschlossen, die bisher von den besagten<br />
Fuhrleuten inne gehabte Stückrodfuhr an sich zu<br />
lösen <strong>und</strong> ihnen weiterhin zwei Gulden für jedes<br />
Stück zu vergüten. Dies macht bei den bisher beförderten<br />
120 Stück 240 Gulden aus.<br />
2. Landammann <strong>und</strong> Gericht der Herrschaft<br />
Schellenberg beschlossen weiters, dass die Stückrodfuhrleute<br />
künftig auch an den Salz- <strong>und</strong> Kornfuhren<br />
(innerhalb der Rod) teilhaben können.<br />
3. Die Stückrod soll aber nicht mit der Korn- <strong>und</strong><br />
Salzrod vermischt werden. Es wird weiterhin von<br />
Gemeinde zu Gemeinde aufgeboten, wobei in der<br />
Gemeinde Mauren der Anfang gemacht wird. Wie<br />
bisher die Fuhrleute den Kaufleuten gegenüber<br />
Kaution <strong>und</strong> Bürgschaft leisteten, so bürgt auch<br />
jede Gemeinde für ihre jeweiligen Fuhrleute.<br />
4. Die «tägliche Erfahrung» hat «genügsam» bewiesen,<br />
dass <strong>im</strong> gesamten Rodverkehr viele Übervorteilungen,<br />
Unredlich- <strong>und</strong> Eigennützigkeiten geschehen.<br />
Deshalb wird, beschlossen, dass ein Fuhrmann<br />
künftig nicht mehr laden darf als:<br />
a) bei der Stückrod sechs Stücke [Zentnerwaren]<br />
b) vier Tabak-Kübel<br />
c) be<strong>im</strong> Korn acht Malter, be<strong>im</strong> Salz vier Fass.<br />
Diese Best<strong>im</strong>mung gilt für Wagen mit zwei, drei<br />
<strong>und</strong> vier Pferden. Für Wagen mit einem Ross gelten<br />
folgende Mengen: drei Stücke Zentnerwaren, zwei<br />
Tabak-Kübel, vier Malter Korn bzw. zwei Fass Salz.<br />
- Die Rodmeister melden Verstösse gegen die Rodordnung<br />
bei ihren Gemeinderichtern..<br />
5. Gemäss bisherigen Ordnungen durfte kein<br />
Fuhrmann eine Fuhr verrichten oder annehmen, zu<br />
der er nicht vom Rodmeister seiner Gemeinde<br />
beauftragt worden war. Dies soll weiterhin gelten.<br />
Die Fuhrleute sollen den Fuhrlohn nicht be<strong>im</strong><br />
Faktor in Feldkirch, sondern be<strong>im</strong> Rodmeister<br />
ihrer Gemeinde abholen. Diesem müssen auch die<br />
90<br />
Rod-Policen vorgelegt werden, die über verrichtete<br />
Fuhren Auskunft geben. Durch Einlösung von<br />
Stückwaren sowie Auf- <strong>und</strong> Abladen der Wagen<br />
sind <strong>im</strong>mer schon Unkosten entstanden. Deshalb<br />
muss künftig jeder Fuhrmann, der eine Mähne für<br />
das Rod<strong>fuhrwesen</strong> aufstellt, seiner Gemeinde die<br />
Gebühr von einem Gulden <strong>und</strong> zwölf Kreuzer entrichten.<br />
Bei Missachtung dieser Rodordnung können folgende<br />
Strafen ausgesprochen werden: a) Verlust<br />
des Fuhrlohns, auch für Mitfuhrleute, b) Geldstrafe<br />
von drei Pf<strong>und</strong> Pfennig.<br />
(Liechtenstein, 17. September 1785)<br />
Die in Punkt 5 genannte Best<strong>im</strong>mung, dass die Unterländer<br />
Fuhrleute den Fuhrlohn künftig nicht<br />
mehr in Feldkirch, sondern be<strong>im</strong> Rodmeister in<br />
ihren Gemeinden abholen sollten, ist als Hinweis<br />
darauf zu deuten, dass die Zusammenarbeit mit<br />
Feldkirch wieder einmal Schwierigkeiten machte.<br />
Streitigkeiten zwischen Liechtenstein <strong>und</strong> den<br />
Amtsstellen in Feldkirch um die Auszahlung von<br />
Fuhrlöhnen sind auch noch für die folgenden Jahre<br />
belegt. 472<br />
Die gesetzlichen Best<strong>im</strong>mungen waren<br />
zwar weiterhin gültig, auch wenn sich einzelne<br />
Fuhrleute ebenso wie teilweise die nachbarschaftlichen<br />
Behörden nicht daran hielten. Sowohl das<br />
Konferenzprotokoll von 1781 als auch die Vergleiche<br />
mit den Unterländer Fuhrleuten von 1782 <strong>und</strong><br />
1785 blieben formell bis zum Verfall des Rodwesens<br />
<strong>im</strong> frühen 19. Jahrh<strong>und</strong>ert in Kraft.<br />
ZUSAMMENFASSENDE BEMERKUNGEN SOWIE<br />
EIN BLICK NACH GRAUBÜNDEN<br />
Jede neue Rodordnung stellte <strong>im</strong> Prinzip eine Verbesserung<br />
<strong>und</strong> Präzisierung von bisherigen gesetzlichen<br />
Best<strong>im</strong>mungen dar. Somit waren diese letzten<br />
Ordnungen nicht nur die «Krönung» des gesamten<br />
Gesetzeswerks zum Rod- <strong>und</strong> Fuhrwesen,<br />
sie dienten auch als gesetzliche Gr<strong>und</strong>lage für weitere<br />
Auseinandersetzungen <strong>und</strong> Streitigkeiten. Es<br />
ist daher angebracht, an dieser Stelle eine überblicksmässige<br />
Bilanz zu ziehen.
Bereits die Rodordnung von 1593 sprach von<br />
der Pflicht der Fuhrleute, einem Aufgebot zum Warentransport<br />
«gehorsame Folge» zu leisten. 473<br />
Die<br />
Fuhrleute mussten die ihnen vom Flausmeister<br />
zugewiesenen Waren ohne Verzug annehmen <strong>und</strong><br />
befördern. Die Praxis sah aber oft so aus, dass<br />
Fuhrleute dieser Verpflichtung nur verspätet oder<br />
unvollständig nachkommen konnten. Als Landwirte<br />
waren sie zum Beispiel mit Feldbau beschäftigt,<br />
<strong>und</strong> daher zur Erntezeit kaum in der Lage, für<br />
Kaufleute Transporte zu übernehmen. Die verschiedenen<br />
Rodordnungen wiesen hier darauf hin,<br />
dass Fuhrleute, die ein Aufgebot nicht wahrnehmen<br />
konnten, ausgelassen wurden <strong>und</strong> warten<br />
mussten, bis die Reihe wieder an ihnen war. Caroni<br />
nennt einen weiteren Gr<strong>und</strong>, warum die Transportpflicht<br />
nicht <strong>im</strong>mer befolgt werden konnte: Es<br />
kam vor, dass so viele Waren in einem Kaufhaus<br />
ankamen, dass sie mit den vorhandenen <strong>und</strong> verfügbaren<br />
Fuhrleuten nicht mehr weitertransportiert<br />
werden konnten. «Liier blieb den Kaufleuten<br />
nichts anderes übrig, als an der Sust abzuwarten<br />
<strong>und</strong> ... den aus der Verspätung entstandenen Schaden<br />
selbst zu übernehmen.» 474<br />
Ein gewichtiges<br />
Konfliktpotential entstand aus dieser Situation, was<br />
die Kaufleute in zunehmendem Masse bewog, gegen<br />
das Rodwesen <strong>und</strong> das dadurch garantierte<br />
Transportmonopol einzelner Gemeinden <strong>und</strong> Rodbezirke<br />
anzukämpfen.<br />
Die einzelnen Ordnungen machten die Fuhrleute<br />
für be<strong>im</strong> Warentransport entstandene Schäden<br />
haftbar. 475<br />
Wie es auch in Graubünden üblich<br />
war, 475<br />
so sprach die Rodordnung von 1593 von der<br />
Hinterlegung einer Kaution durch den verantwortlichen<br />
Fuhrmann. Es konnte auch jemand best<strong>im</strong>mt<br />
werden, der als Bürge für den Warentransport<br />
die Haftung übernahm. Da aber die Fuhrleute<br />
ebenso wie die Hausmeister nicht sehr vermögend<br />
waren, gab es meist eine genossenschaftliche Haftung.<br />
477<br />
Die Instruktion für den Feldkircher Flausmeister<br />
von 1781 (vgl. S. 60, Punkt 4) sprach erstmals<br />
ausdrücklich davon, dass die Gemeinde für<br />
Schäden haftete, die infolge von mangelhaftem<br />
Transport entstanden.<br />
DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />
LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />
Die Welt der Ordnungen <strong>und</strong> Verträge hatte mit<br />
der rauhen Wirklichkeit meist nur wenig gemeinsam.<br />
Die einzelnen Rodordnungen hinkten der<br />
praktischen Handhabung des Fuhrwesens oft hinten<br />
nach. Durch ständige Abänderungen der Verträge<br />
wurde versucht, den veränderten Tatsachen<br />
Rechnung zu tragen. Meist ohne Erfolg.<br />
Die Verhältnisse in Liechtenstein unterschieden<br />
sich dabei nur unwesentlich von den Zuständen in<br />
der benachbarten Bündner Herrschaft, die von<br />
Johann Andreas von Sprecher in seiner «Kulturgeschichte<br />
der Drei Bünde <strong>im</strong> 18. Jahrh<strong>und</strong>ert»<br />
eingehend beschrieben sind. Einzelne Aspekte davon<br />
sind <strong>im</strong> Folgenden kurz skizziert: Rodfuhrleute,<br />
die vor Einbruch der Dunkelheit nicht mehr<br />
rechtzeitig die nächste Zuschg erreichten, Hessen<br />
die Waren oft <strong>im</strong> Freien stehen. So konnte es bei<br />
nasser Witterung geschehen, dass ein Baumwollballen<br />
mehr als ein Zentner schwerer be<strong>im</strong> nächsten<br />
Spediteur ankam <strong>und</strong> folglich das vorgeschriebene<br />
Gewicht deutlich überschritt, was wiederum<br />
zu neuerlichen Anständen führte. 478<br />
In diesem Zusammenhang<br />
beschwerten sich Churer Kaufleute<br />
<strong>im</strong> Jahre 1775 auch über den schlechten Zustand<br />
des Fuhrwesens in Maienfeld:<br />
«Die Salzfässer lagern wochenlang ohne den<br />
mindesten Schutz auf der Strasse <strong>im</strong> Morast herum,<br />
während in Chur <strong>und</strong> <strong>im</strong> Oberen B<strong>und</strong> der<br />
grösste Salzmangel herrscht. Der Hausmeister des<br />
Rathhauses führt keine Bücher <strong>und</strong> pflegt, wenn er<br />
gemahnt wird, die Waren zu befördern, zu antworten,<br />
unter seinen Vorfahren sei es auch nicht anders<br />
geübt worden; schickt man von Chur expresse<br />
472) Vgl. hierzu die Darlegungen auf S. 127-129.<br />
473) Artikel 8 der Rodordnung von 1593.<br />
474) Caroni. Säumergenossenschaften, S. 92.<br />
475) Rodordnung 1660: Fuhrleute werden «zur Rechenschaft<br />
gezogen» (bestätigt 1662 <strong>und</strong> 1676); Rodordnung 1704: Fuhrmann<br />
haftet für Schäden <strong>und</strong> muss Kaution leisten.<br />
476) Caroni, Säumergenossenschaften, S. 95.<br />
477) Ebenda.<br />
478) Sprecher, Kulturgeschichte der Drei Bünde, S. 221.<br />
91
Fahrleute hin, um die Waaren abzuholen, so können<br />
dieselben froh sein, ohne Schläge davon zu<br />
kommen». 479<br />
Da die Rodfuhrleute ihre Transporte oft schlecht<br />
<strong>und</strong> unvollständig ausführten, suchten die Händler<br />
<strong>und</strong> Spediteure nach einer Möghchkeit, um möglichst<br />
viele ihrer Güter <strong>im</strong> Stracksverkehr zu transportieren.<br />
Die einzelnen Rodordnungen hatten<br />
quasi als Rechtsschutz für die Rodfuhrleute den<br />
Stracksverkehr beschränkt. Das unbefriedigende<br />
Funktionieren des Rodverkehrs führte aber spätestens<br />
<strong>im</strong> 18. Jahrh<strong>und</strong>ert dazu, dass dieser gesetzliche<br />
Rahmen kaum noch eingehalten wurde.<br />
92
Profiteure des Rodverkehrs<br />
GEMEINDEBÜRGER<br />
Die gesamte Dorfgemeinschaft war traditionell Inhaberin<br />
des Monopols sowie Trägerin der Transportgenossenschaft.<br />
Folglich blieb von Rechts wegen<br />
kein Gemeindebürger von der Säumerei ausgeschlossen.<br />
Ein Gemeindebürger konnte jedoch nur<br />
am Rodwesen teilnehmen, sofern er sich zur bestehenden<br />
Speditionsordnung bekannte <strong>und</strong> über das<br />
nötige Material an Pferden, Ochsen, Schlitten <strong>und</strong><br />
später noch Wagen verfügte. 480<br />
Caroni ergänzt<br />
diese These mit folgender Aussage: «Ob sich das<br />
Gemeindemonopol nämlich durchsetzen [konnte]<br />
oder nicht, [hing] nicht von der Begeisterung ab,<br />
mit der die Gemeindesäumer ihre Arbeit verrichteten,<br />
<strong>und</strong> auch nicht von der Überzeugungskraft der<br />
Argumente, mit denen sie das ausschliessliche Laderecht<br />
verteidigten. Entscheidend [war] vielmehr,<br />
ob die Gemeinde über genügend politische Durchschlagskraft<br />
verfügte». 481<br />
Einer halbwegs selbständigen<br />
Gemeinde gelang es folglich eher, den Kaufleuten<br />
ihre bisher ausgeübte Transportpraxis aufzuzwingen.<br />
Caroni weist ferner darauf hin, dass die Nachbarschaften<br />
<strong>und</strong> Rodbezirke bestrebt waren, möglichst<br />
viele Dorf- oder Talbewohner am Rodverkehr<br />
teilhaben zu lassen. Es wurde hier streng darauf<br />
geachtet, dass niemand sich zu viele Rodrechte<br />
aneignen konnte. Die Statuten von S<strong>im</strong>plon-Dorf<br />
beispielsweise sprachen den mündigen Söhnen, die<br />
noch in der Haushaltung des rodberechtigten Vaters<br />
wohnten, das Rodrecht ab. 482<br />
Die Rodordnung<br />
von Quinto (1408) schloss den Erwerb eines zweiten<br />
Saumrechts durch einen bereits saumberechtigten<br />
Bürger ganz aus. Andernorts wurde dies<br />
gestattet, sofern der Erwerber bereit war, auch die<br />
479) Ebenda.<br />
480) Bielmann. Lebensverhältnisse <strong>im</strong> Urnerland, S. 126. Mit<br />
Hinweis auf die Urner Fahr- <strong>und</strong> Speditionsordnung von 1802, die<br />
diesen Gr<strong>und</strong>satz beinhaltete.<br />
481) Caroni. Warentransport, S. 87.<br />
482) Statuten von S<strong>im</strong>plon-Dorf, 1525, Artikel 9. erwähnt bei:<br />
Caroni, Säumergenossenschaften. S. 120.<br />
DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />
LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />
Noch bis ins frühe 19.<br />
Jahrh<strong>und</strong>ert waren viele<br />
Alpenüberquerungen<br />
gefahrvolle Saumpfade,<br />
die nicht mit Fuhrwerken<br />
befahrbar, sondern nur<br />
mit einzelnen Lasttieren<br />
begehbar waren<br />
93
damit verbvmdenen Pflichten zu übernehmen (Statuten<br />
von Chiggiogna, 13 9 8). 483<br />
Wie später auch die<br />
Rodordnungen für die Herrschaften Vaduz <strong>und</strong><br />
Schellenberg, so hatte bereits die Säumerordnung<br />
von S<strong>im</strong>plon-Dorf <strong>im</strong> Jahre 1525 festgelegt, mit wie<br />
vielen Rossen der Einzelne am Transportgewerbe<br />
teilnehmen konnte. 484<br />
Mit diesen Ordnungen wurde ebenso ausserdem<br />
versucht, den Übergang der Saum- <strong>und</strong> Fuhrrechte<br />
an gemeindefremde Leute zu verhindern. Es wurde<br />
zum Beispiel die Unveräusserlichkeit des Saumrechts<br />
erklärt, 485<br />
die Aufnahme neuer Gemeindebürger<br />
verboten 486<br />
<strong>und</strong> die Vererbung des Saumrechts<br />
durch verheiratete Frauen erschwert. 487<br />
Häufige Streitereien zwischen den Nachbarschaften<br />
um die Zuteilung der Rod gelten als weiterer<br />
Hinweise auf die Attraktivität der Säumertätigkeit.<br />
Dies ist jedoch nicht zwingend ein Beweis<br />
für ihre Rentabilität. «Was daran lockte, war die<br />
bare Geldeinnahme, die für den Bauern sonst selten<br />
war. Er verdiente also bei der Ausübung dieser<br />
Tätigkeit nicht mehr, sondern bar ausgezahltes<br />
Geld». 488<br />
Dies wurde dem Säumer (dem Fuhrmann)<br />
oftmals zum Verhängnis; aus Verzögerungen be<strong>im</strong><br />
Warentransport ergaben sich längere Wartezeiten<br />
bei einer Zuschg, was wiederum die Säumer (<strong>und</strong><br />
Fuhrleute) zu Spiellust <strong>und</strong> Trinkerei verführte. 489<br />
Allen Rodordnungen <strong>und</strong> Vereinbarungen zum<br />
Trotz kam es - wie oben erwähnt - <strong>im</strong>mer wieder<br />
zu tätlichen Auseinandersetzungen zwischen benachbarten<br />
Rodgenossenschaften: Wenn zum Beispiel<br />
eine Karawane von Fuhrleuten durch ein<br />
konkurrenzierendes Dorf fuhr <strong>und</strong> ihr von dessen<br />
Einwohnern die Rösser oder Ochsen plötzlich<br />
ausgespannt wurden, so kam es oft zu blutigen<br />
Schlägereien. 490<br />
Solche Szenen ereigneten sich<br />
meist <strong>im</strong> Winter, da sich dann alles in Ermangelung<br />
anderer Arbeit zum Fuhrgewerbe drängte. 491<br />
Hingegen<br />
hatten die Spediteure zur Zeit der Heuernte<br />
die grössten Schwierigkeiten, genügend Fuhrwerke<br />
für den Warentransport aufzutreiben. Die Händler<br />
mussten dabei mit höheren Fuhrlöhnen attraktive<br />
Angebote machen. 492<br />
Wie gross war nun der Profit der Fuhrleute?<br />
Sprecher schätzt für Graubünden, dass (<strong>im</strong> späten<br />
94<br />
18. Jahrh<strong>und</strong>ert) der jährliche Reingewinn eines<br />
Fuhrmannes höchstens 120 bis 140 Gulden betrug.<br />
493<br />
Diese Summe ergibt sich aus einem täglichen<br />
Ertrag von einem Gulden für fünf bis sechs<br />
Zentner transportierte Waren, wobei das Fuhrgewerbe<br />
nur etwa sechs bis sieben Monate pro Jahr<br />
betrieben werden konnte. In Liechtenstein betrug<br />
um 1780 der Tagelohn für einen Handlanger 24<br />
<strong>und</strong> für einen Handwerker 30 Kreuzer, 494<br />
also ungefähr<br />
die Hälfte dessen, was ein Bündner Fuhrmann<br />
<strong>im</strong> Rodverkehr verdiente. Wenn wir davon<br />
ausgehen, dass in der Bündner Flerrschaft ein ähnliches<br />
Preis- <strong>und</strong> Lohnniveau wie in Liechtenstein<br />
herrschte, dann zeigt das obige Vergleichsbeispiel,<br />
dass die Verdienstmöglichkeiten <strong>im</strong> Rod<strong>fuhrwesen</strong><br />
(solange dieses funktionierte) durchaus attraktiv<br />
waren. Trotzdem: Erforderliche Investitionen des<br />
Fuhrmanns - wie die Anschaffung von Zugtieren -<br />
dürfen bei unseren Betrachtungen auch nicht völlig<br />
ausser acht gelassen werden!<br />
Der Fuhrlohn wurde in Liechtenstein <strong>im</strong> 18.<br />
Jahrh<strong>und</strong>ert je nach Warengattung für jedes transportierte<br />
Malter (be<strong>im</strong> Getreide) oder Fass (bei<br />
Salztransporten) berechnet. (Ein Malter entsprach<br />
ungefähr 260 Liter, was ein bisschen mehr als ein<br />
Saum [206 Liter] darstellte. Jedes Fuhrwerk konnte<br />
gut fünf Malter laden - alte Zolltarife waren danach<br />
ausgerichtet, dass eine «Ledi» gleich viel war wie<br />
fünf Saum (vgl. S. 142). Die untenstehenden Tabellen<br />
enthalten - soweit verfügbar - einige Angaben<br />
über die um 1791/92 sowie um 1801 geltenden<br />
Fuhrlöhne (Angaben jeweils pro Malter Korn): 495<br />
LOHN 1791/92<br />
Strecke<br />
Feldkirch-<br />
Schaan 15 kr.<br />
Schaan-Balzers 15 kr.<br />
Nendeln-<br />
Schaan 6 kr ; 2 d.<br />
Nendeln-Balzers 21 kr.<br />
Balzers-<br />
Maienfeld 20 kr.<br />
LOHN 1801<br />
Strecke<br />
Fussach-Bauern 18 kr.<br />
Bauern-<br />
Feldkirch 16 kr.<br />
Feldkirch-<br />
Balzers 42 kr.<br />
Mäienfeld-Chur 38 kr.<br />
Bajzers-<br />
Maienfeld 25 kr.
Die Rodfuhrleute standen dabei finanziell oft etwas<br />
besser da als die Stracksfuhrleute. Ein Stracksfuhrmann<br />
war zum Beispiel auf dem Weg von Chiavenna<br />
nach Chur mehrere Tage unterwegs <strong>und</strong> hatte<br />
dementsprechend diverse Auslagen zu bestreiten<br />
(Zölle, Übernachtungen, Verpflegung in Wirtshäusern,<br />
etc.). Dem Rodfuhrmann hingegen war es<br />
meist vergönnt, zuhause zu schlafen <strong>und</strong> zu essen.<br />
Ebenso konnte er sein Tier <strong>im</strong> eigenen Stall unterstellen.<br />
496<br />
Eine Beschreibung der Gemeinde Splügen<br />
(GR) aus dem Jahre 1809 errechnete für die<br />
Stracksfuhrleute einen täglichen Verdienst von 43<br />
Kreuzern, für die Rodfuhrleute hingegen einen täglichen<br />
Lohn von 60 Kreuzern (entspricht einem<br />
Gulden). 497<br />
Die Stracksfuhrleute konnten infolge<br />
längerer Abwesenheit von zuhause nicht in demselben!<br />
Masse wie die Rodfuhrleute in der lokalen<br />
Landwirtschaft verwurzelt sein. Sie neigten auch<br />
eher dazu, <strong>im</strong> Fuhrgewerbe hauptberuflich tätig zu<br />
sein. 498<br />
Gemäss den das Fürstentum Liechtenstein betreffenden<br />
Rodordnungen war das Stracks<strong>fuhrwesen</strong><br />
stets in österreichischer Hand. Besonders<br />
die am Bodensee gelegenen Verkehrsorte Fussach<br />
<strong>und</strong> Höchst stellten mehrere Stracksfuhrleute. Die<br />
Liechtensteiner Bauern konnten also lediglich am<br />
Rodverkehr teilnehmen. Folglich blieb das Rod<strong>fuhrwesen</strong><br />
für sie ein Nebenerwerb, der ihre angestammte<br />
l^ätigkeit in der Landwirtschaft zwar etwas<br />
schmälern, aber nicht wirklich in Frage stellen<br />
konnte. Landvogt Schuppler erwähnte in seiner<br />
Landesbeschreibung von 1815 .das Rod<strong>fuhrwesen</strong><br />
als kleine, aber dennoch nicht unbedeutende Einnahmequelle:<br />
«Der Verdienst bei diesem Fuhrwerke ist zwar<br />
nicht gross, verdient aber bei dem Mangl eines andern<br />
volle Rücksicht. [In Vaduz ist] neben ... wenigem<br />
Roodfuhrwerke ... der Weinbau die grösste<br />
Einnahmequelle. ... die Hauptnahrung [der Gemeinde<br />
Balzers] ist neben der ziemlich mittelmässigen<br />
Viehzucht, <strong>und</strong> dem Landbaue, das Fuhrwerk,<br />
wobei sie ihre Laage begünstiget. Alles Getraid<br />
<strong>und</strong> Salz, das auf der Landstrasse nach<br />
Bündten, oder Italien gehet, wird in einem dazu<br />
eigends eingerichteten Abstosshause abgeladen,<br />
DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />
LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />
<strong>und</strong> durch sie über den Luziensteig /• ein bedeutend,<br />
steiler Gebirgspass ./ bis nach Mayenfeld geführt,<br />
auch haben sie durch Vorspanne, die jedes<br />
schwere Fuhrwerk über den Luziensteig haben<br />
muss, nicht unbedeutenden Verdienst. ... [Die<br />
Triesner] sehen hier ... mehr auf das Fuhrwerk,<br />
<strong>und</strong> vernachlässigen ihren Landbau, der meistens[,[<br />
das Heumähen ausgenommen, vom weiblichen<br />
Geschlecht besorgt wird». 499<br />
Jedenfalls für die Talgemeinden des Oberlandes<br />
war zu diesem Zeitpunkt das Rodwesen als Verdienstmöglichkeit<br />
noch offen. Im Liechtensteiner<br />
483) Ebenda. (Ordnungen von Quinto, Artikel 1, sowie von Chiggiogna,<br />
Artikel 2 <strong>und</strong> 3.)<br />
484) Ebenda.<br />
485) Ebenda. (Statuten von Osco 1237, Artikel 1.)<br />
486) Diese (auch <strong>im</strong> Hinblick auf andere Nutzungsrechte) praktizierte<br />
Tendenz zur Abschliessung illustriert ein Beispiel aus Andeer:<br />
Noch 1807 sollte jeder, der die Bürgeraufnahme auch nur vorschlug,<br />
sein eigenes Bürgerrecht verlieren; vgl. S<strong>im</strong>onett, Verkehrserneuerung<br />
in Graubünden, S. 12.<br />
487) Die Vererbung des Saumrechts wurde teils sogar verboten, so<br />
in den Statuten von Osco, Art. 2. Die Statuten von Quinto, 1408,<br />
waren etwas liberaler: Eine Frau hatte ein Erbrecht, sofern sie<br />
bereit war ins Haus des Verstorbenen einzuziehen <strong>und</strong> die Gemeindepflichten<br />
des Erblassers zu erfüllen.<br />
488) Caroni, Säumergenossenschaften, S. 123.<br />
489) Ebenda.<br />
490) Sprecher. Kulturgeschichte der Drei Bünde, S. 220.<br />
491) Ebenda.<br />
492) Ebenda.<br />
493) Ebenda. Vgl. auch S<strong>im</strong>onett, Verkehrserneuerung in Graubünden,<br />
S. 20.<br />
494) Ospelt, Wirtschaftsgeschichte, Anhang 83, S. 266 f.<br />
495) Quelle für 1791/92: LLA RA 21/190, LLA RA 21/242, LLA RA<br />
21/317-318 sowie für 1801: Ospelt, Wirtschaftsgeschichte, S. 334. -<br />
Vgl. auch die in der Rodordnung von 1765 enthaltenen Fuhrlohnbest<strong>im</strong>mungen<br />
- dort allerdings Angaben nach Zentner.<br />
496) S<strong>im</strong>onett, Verkehrserneuerung in Graubünden, S. 20.<br />
497) Ebenda.<br />
498) Ebenda. S. 28.<br />
499) LBS. S. 54 f. (Vaduz), S. 71 (Balzers), S. 77 (Triesen).<br />
95
Unterland hingegen war der Rodverkehr bereits<br />
am Ende des 18. Jahrh<strong>und</strong>erts zum Erliegen gekommen.<br />
500<br />
Konnten wirklich alle Fuhrleute gleichermassen<br />
vom Rodverkehr profitieren? Be<strong>im</strong> genaueren Hinsehen<br />
auf die praktische Handhabung der Rodordnungen<br />
muss diese Frage verneint werden. Es gibt<br />
Hinweise darauf, dass Rodrechte teilweise erblich<br />
<strong>und</strong> käuflich waren. 501<br />
In stärkerem Ausmass profitierten<br />
diejenigen Fuhrleute mit einem hohen<br />
Steuervermögen. Die Steuerbelastung der Liechtensteiner<br />
war <strong>im</strong> 18. Jahrh<strong>und</strong>ert zu Friedenszeiten<br />
recht klein 502<br />
<strong>und</strong> jeder gab ein möglichst grosses<br />
Steuervermögen an, «weil das Rod<strong>fuhrwesen</strong><br />
nach der Steuer umgieng, <strong>und</strong> einer, der höher in<br />
der Steuer war, etwa einmal mehr fahren dörfte als<br />
ein anderer». 503<br />
Zusätzliche Angaben hierzu finden<br />
sich in der Balzner Gemeindeordnung von 1708.<br />
Der diesbezügliche Artikel dieser Ordnung lautet<br />
wie folgt: «Neuntens ist wegen der Fuehr gleichmässig<br />
abgehandlet <strong>und</strong> verglichen worden, dass,<br />
welcher nicht 800 fl. versteuret solle 5 laden, der<br />
aber die 800 fl. versteuret solle 6 laden, welcher<br />
aber 1500 fl. versteuret solle 7 laden, welcher aber<br />
2 000 fl. versteuret solle 8 laden»; Fuhrleute, die<br />
mehr Wagen pro Jahr für den Rodverkehr luden,<br />
wurden bestraft. 504<br />
Vermutlich fiel die grosse Mehrheit<br />
der Liechtensteiner in die Kategorie mit weniger<br />
als 500 Gulden Steuervermögen. Dies galt jedenfalls<br />
für die Gemeinde Schaan. 505<br />
Hiermit ist<br />
deutlich geworden, dass das Rodwesen auch Gesetzen<br />
gehorchte, die in den einzelnen Rodordnungen<br />
nicht enthalten sind.<br />
Es ist schwierig, sich ein genaues Bild über die<br />
Zahl der <strong>liechtenstein</strong>ischen Rodfuhrleute zu machen.<br />
Die Rodordnung von 1782 sprach von 25<br />
Fuhrleuten alleine aus dem Unterland, die <strong>im</strong> Rodverkehr<br />
Transporte von Feldkirch nach Balzers<br />
tätigten. 506<br />
Da es aber <strong>im</strong> Jahre 1781 über 300<br />
Pferde <strong>im</strong> Unterland gab <strong>und</strong> die meisten Leute nur<br />
ein bis zwei Pferde besassen, 507<br />
heisst das, dass<br />
nur ein kleiner Teil der Pferdebesitzer am Rodverkehr<br />
teilnehmen konnte. Unklar ist, ob diese Best<strong>im</strong>mung<br />
von 1782 auch wirklich eingehalten<br />
wurde. Für das Oberland liegen ebenso keine ver<br />
96<br />
lässlichen Angaben vor. Wenn man die Vorgabe der<br />
Rodordnung von 1782 auf das gesamte Land hochrechnet,<br />
so dürften sich um 1780 r<strong>und</strong> 70 bis 80<br />
Fuhrleute am Rodwesen beteiligt haben. Doch diese<br />
Zahl ist vermutlich eher zu tief gegriffen. In den<br />
Jahren 1799 bis 1801 waren für das Militär<strong>fuhrwesen</strong><br />
alleine aus Balzers 69 Fuhrleute <strong>im</strong> Einsatz.<br />
508<br />
Allerdings war dies keine freiwillige Tätigkeit,<br />
so dass die Zahl dieser Fuhrleute hier wieder<br />
höher liegen dürfte als die Zahl der aus Balzers<br />
stammenden Rodfuhrleute. Es darf angenommen<br />
werden, dass das Rodwesen für den <strong>liechtenstein</strong>ischen<br />
Bauern weniger als in Graubünden oder Uri<br />
eine Lebensgr<strong>und</strong>lage, sondern eher ein willkommener<br />
Nebenverdienst darstellte. Es wäre hier ein<br />
zeitraubendes, aber vielleicht lohnendes Unterfangen,<br />
anhand von zusätzlichen Archivalien zu untersuchen,<br />
wie es um die soziale Mobilität der einzelnen<br />
Rodfuhrleute bestellt war. Gelang den an der<br />
Rod teilnehmenden Fuhrleuten ein sozialer Aufstieg?<br />
Wie verkrafteten sie das Ende des Rodwesens?<br />
- Allerdings würden diese Nachforschungen<br />
den zeitlichen <strong>und</strong> umfangmässigen Rahmen dieser<br />
Lizentiatsarbeit sprengen.
WIRTSHÄUSER<br />
Als Profiteure des Rodverkehrs sind in besonderer<br />
Weise die an der Durchgangsstrasse gelegenen<br />
Gasthöfe zu betrachten. Gerade die Nähe zu einer<br />
Umladestation oder zu einer Zollstation wirkte hier<br />
als umsatzförderndes Element. Florierende Wirtshäuser<br />
stachen meist bereits optisch ins Auge, gehörten<br />
sie doch zu den schönsten <strong>und</strong> auffälligsten<br />
Gebäuden eines Dorfes.<br />
Es lag <strong>im</strong> Kompetenzbereich des Landesherrn,<br />
einem Untertanen die Wirtsgerechtigkeit zu erteilen<br />
(oder gegebenenfalls auch wieder zu entziehen).<br />
Folglich durfte kein Untertan ohne obrigkeitliche<br />
Zust<strong>im</strong>mung ein Wirtshaus oder eine Schenke<br />
betreiben. 509<br />
Die Bewilligung wurde entweder für<br />
eine volle «Wirtsgerechtigkeit» erteilt (mit dem<br />
Recht, warme Speisen abzugeben <strong>und</strong> Fremde zu<br />
beherbergen) oder sie erfolgte lediglich für eine<br />
«Weinschenke» (nur Getränkeausschank sowie<br />
Abgabe von Käse <strong>und</strong> Brot). 510<br />
Noch bis ins Jahr<br />
1809 musste jeder Wirt als sogenanntes «Taferngeld»<br />
den symbolischen Betrag von einem Gulden<br />
entrichten. 511<br />
Im Zuge der Verwaltungsreform <strong>im</strong><br />
frühen 19. Jahrh<strong>und</strong>ert wurde durch eine Fürstliche<br />
Verordnung vom 16. Januar 1809 die «Ertheilung<br />
der Befugnisse zur Schankausübung» als landesherrliches<br />
Recht zwar bekräftigt, aber die Höhe<br />
des zu leistenden Taferngeldes wurde vom Umsatz<br />
des jeweiligen Wirtshauses abhängig gemacht. 512<br />
Dies bedeutete zumeist eine massive Erhöhung des<br />
Tafernzinses. 513<br />
Der Betrieb in den Gaststätten war ebenfalls obrigkeitlich<br />
geregelt. Die Polizeiordnung von 1732,<br />
die sich weitgehend auf ältere Best<strong>im</strong>mungen 514<br />
berief, setzte unter anderem die Summe fest, die<br />
ein Wirt seinem Gast innert eines Jahres borgen<br />
durfte. 515<br />
Die Polizeist<strong>und</strong>e wurde - für heutige Begriffe<br />
- sehr früh angesetzt: So wurde geboten, dass<br />
500) Wie es dazu kam, wird auf S. 107-135 dieser Arbeit ausführlich<br />
dargelegt.<br />
501) LLA RA 21/62: Johann Batliner aus Aspa behauptet auf seinen<br />
«teils ererbten, teils erkauften» Rodrechten, 1790.<br />
DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />
LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />
502) Ospelt, Wirtschaftsgeschichte, S. 390 f. Die <strong>liechtenstein</strong>ischen<br />
Untertanen entrichteten etwa zwölf Kreuzer Steuern auf 100 Gulden<br />
Steuervermögen, ihre österreichischen Nachbaren hingegen hatten<br />
für dasselbe Vermögen zwei bis drei Gulden an Steuern zu bezahlen.<br />
503) Ebenda. Ospelt zitiert ein oberamtliches, an die HKW gerichtetes<br />
Schreiben vom 11. Februar 1805.<br />
504) GA Ba 1 - S 3-4. Gemeindeordnung vom 19. September 1708<br />
in einer Abschrift vom 22. August 1779.<br />
505) Ospelt, Wirtschaftsgeschichte. S. 144. Von der Gemeinde<br />
Schaan sind die <strong>im</strong> Jahre 1808 erstellten Steuererklärungen noch<br />
vollständig vorhanden, gemäss denen 154 Hauseigentümer ihr<br />
Vermögen versteuerten: einer versteuerte 2 217 fl., 6 zwischen 1 000<br />
<strong>und</strong> 2 000 fl.. 40 zwischen 500 <strong>und</strong> 1000 fl., 70 zwischen 100 <strong>und</strong><br />
500 fl., sowie 37 weniger als 100 fl.<br />
506) Vgl. auch S. 88.<br />
507) LLA RA 20/31. Vgl. auch S. 47.<br />
508) Vgl. auch S. 134.<br />
509) Im 18. Jahrh<strong>und</strong>ert wurde zudem - wenig erfolgreich - versucht,<br />
den Geistlichen <strong>und</strong> Pfarrherren den Weinausschank zu<br />
verbieten. - Vgl. LLA RA 10/2/2/1/1-9: 1720 ersuchte das OA den<br />
Bischof von Chur, den Geistlichen in Liechtenstein den Weinausschank<br />
zu verbieten, 26. Juni 1720: erneutes Ansuchen mit demselben<br />
Betreff am 31. August 1745; Verbot des geistlichen Weinausschankes<br />
<strong>im</strong> Jahre 1749; zu Verstössen gegen dieses Verbot siehe<br />
Fussnote 537.<br />
510) Ospelt, Wirtschaftsgeschichte, S. 243 <strong>und</strong> Wicki, S. 438 f. -<br />
Wirtschaften <strong>und</strong> Schenken waren Orte der Begegnung <strong>und</strong> der<br />
Kommunikation, wo Neuigkeiten ausgetauscht <strong>und</strong> Kritik geübt<br />
wurde. Die Obrigkeit hatte folglich ein Interesse daran, die Gaststätten<br />
unter einer gewissen Kontrolle zu halten. Deshalb waren die<br />
Behörden sparsam <strong>im</strong> Erteilen von Wirtsrechten.<br />
511) LLA Rechnungsbücher des Rentamtes. Befreit von dieser<br />
«Taferngeld»-Zahlung war allerdings die herrschaftliche Taverne<br />
(Hauptzoll) in Vaduz. Das Wirtshaus be<strong>im</strong> Rheinzoll in Ruggell,<br />
ebenso ein herrschaftliches Lehen, war hier auch etwas privilegiert:<br />
Es bezahlte einen jährlichen Tafernzins von 24 Kreuzern.<br />
512) Ospelt, Wirtschaftsgeschichte, S. 243 f. Die Abgabe des Taferngeldes<br />
fiel schliesslich mit Einführung des Steuergesetzes vom<br />
20. Oktober 1865 dahin.<br />
51.3) LBS, S. 350 f.: Die höchsten Tafernzinse hatten 1814 die<br />
Wirtshäuser «Post» in Balzers <strong>und</strong> «Engel» in Nendeln zu entrichten,<br />
<strong>und</strong> zwar 30 fl. An zweiter Stelle standen damals der «Adler»<br />
<strong>und</strong> der «Engel» in Balzers, das Wirtshaus «Kreuz» in Schaan sowie<br />
der «Engel» in Vaduz mit je 24 fl. Tafernzins. Als kleine Gaststätten<br />
mit geringem Umsatz hatten beispielsweise die Wirtshäuser in<br />
Triesenberg <strong>und</strong> am Rotaboda nur 6 bzw. 3 fl. Tafernzins zu entrichten.<br />
514) Polizeiordnung von 1577, auf dem Reichstag zu Frankfurt<br />
entworfen (vgl.: Schädler, Rechtsgewohnheiten, S. 74 f. <strong>und</strong> Kaiser,<br />
Arthur Brunhart, S. 377 f.). Auszüge aus dieser Ordnung von 1577<br />
auch in: Liechtensteiner Volksblatt vom 3. März 1994, S. 9. dargestellt<br />
von Felix Marxer.<br />
515) LLA NS 1732.<br />
97
der Wirt den inländischen Gästen <strong>im</strong> Sommer nach<br />
21 Uhr <strong>und</strong> <strong>im</strong> Winter nach 20 Uhr keine Speisen<br />
oder Getränke mehr verabreichen durfte, sondern<br />
diese Gäste «fein güetlich he<strong>im</strong> weisen» sollte. 516<br />
Allerdings versuchte diese Polizeiordnung auch gewisse<br />
Rechte des Gastes zu wahren; zum Beispiel<br />
war jeder Wirt verpflichtet, die Rechnung nur in<br />
Anwesenheit des Gastes zu machen. 517<br />
Ebenso<br />
durfte den Gästen kein vermischter oder verfälschter<br />
Wein aufgetragen werden; besonders aber sollten<br />
die an der Landstrasse gelegenen Wirtshäuser<br />
«jederzeit ... mit frischen Getränken versehen»<br />
sein <strong>und</strong> sie hatten darauf zu achten, dass «sauber<br />
<strong>und</strong> wohl gekocht» <strong>und</strong> jeder Gast so gut als möglich<br />
zufrieden gestellt werde. 518<br />
Die letzte Best<strong>im</strong>mung<br />
ist ein deutlicher Hinweis ciarauf, wie sehr<br />
auch den Behörden daran gelegen war, dafür zu<br />
sorgen, dass die Wirtshäuser an der Durchgangsstrasse<br />
für die Fuhrleute möglichst einladend <strong>und</strong><br />
attraktiv waren.<br />
Jeder Gastwirt entrichtete an den Landesherrn<br />
das sogenannte Umgeld. Der Einzug dieser Getränkesteuer<br />
war ein altes herrschaftliches Hoheitsrecht.<br />
519<br />
Die älteste vorhandene Umgeldbest<strong>im</strong>mung<br />
für die Grafschaft Vaduz findet sich <strong>im</strong> Hohenemsischen<br />
Urbar des frühen 17. Jahrh<strong>und</strong>erts.<br />
Demnach hatte jeder Wirt pro Saum (205,78 1)<br />
alkoholischer Getränke soviele Schillinge an Umgeld<br />
zu bezahlen, wie das Mass (1,3 1) Pfennige<br />
kostete. Ein Schilling galt 14 Denare (Pfennige)<br />
oder 3,5 Kreuzer. Ein Wirt, der zum Beispiel das<br />
Mass Weisswein um 16 Kreuzer ausschenkte, bezahlte<br />
pro Saum folglich viermal 16 Schillinge (ein<br />
Kreuzer entsprach vier Pfennigen) oder, pro Schilling<br />
(= 3,5 Kreuzer) gerechnet, drei Gulden <strong>und</strong><br />
44 Kreuzer. 520<br />
Da in Liechtenstein als alkoholisches<br />
Getränk der Wein vorherrschte, wurde das Umgeld<br />
fast ausschliesslich durch den Verkauf beziehungsweise<br />
Ausschank dieses Produktes erzielt. 521<br />
Bis<br />
1808 wurden durch St<strong>im</strong>menmehrheit der Vorsteher<br />
des Ober- <strong>und</strong> Unterlandes die Preise für Rot<strong>und</strong><br />
Weissweine festgelegt, welche dann als Ansatz<br />
für die Umgeldberechnung dienten. Später gaben<br />
dann (bis 1852) die Gemeinden dem Oberamt<br />
jährlich die aktuellen Weinpreise bekannt, woraus<br />
98<br />
dann für das ganze Land ein Durchschnittspreis<br />
für die Rot- <strong>und</strong> Weissweine errechnet wurde. 522<br />
Im Jahre 1848 überliess der Fürst das Umgeld,<br />
das bisher in die Fürstliche Rentamtskasse geflossen<br />
war, vollumfänglich dem Land Liechtenstein.<br />
523<br />
Durch den Zollvertrag mit Österreich 1852<br />
wurde diese Getränkesteuer schliesslich aufgehoben<br />
<strong>und</strong> durch die neue österreichische «Verzehrungssteuer»<br />
ersetzt. 524<br />
Die jährlichen Umgeldeinnahmen sind in den<br />
Rechnungsbüchern des Fürstlichen Rentamts aufgelistet.<br />
Bis in die zweite Hälfte des 18. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />
wurde meist nur die Gesamtsumme des Umgeldes<br />
aller Wirtshäuser notiert. Ab etwa 1770<br />
finden sich in einem Anhang zu diesen Rechnungsbüchern<br />
sogenannte «Restanten»-Beträge aus den<br />
Umgeldzahlungen der einzelnen Gaststätten aufgeführt,<br />
woraus gewisse Schlussfolgerungen auf<br />
Grösse <strong>und</strong> Umsatz einzelner Wirtshäuser gezogen<br />
werden können. Präzise verlässliche Angaben über<br />
die jährlichen Umgelder von jedem einzelnen Gasthaus,<br />
die auch Aussagen über konjunkturelle<br />
Schwankungen ermöglichen, sind erst ab 1785 zu<br />
finden. 525<br />
Die Höhe der Umgeldzahlungen gibt einen gewissen<br />
Aufschluss über Stellenwert <strong>und</strong> Bedeutung<br />
eines Wirtshauses. Dies wird besonders deutlich,<br />
wenn - wie es in den folgenden Unterkapiteln geschieht<br />
- die Umgelder von mehreren Wirtshäusern<br />
desselben Dorfes miteinander verglichen werden.<br />
Es ergibt sich naturgemäss ein Zusammenhang<br />
zwischen den Ausschankpreisen der Weine<br />
<strong>und</strong> dem Ausmass der Umgeldbeträge. Die Tabellen<br />
<strong>im</strong> Anhang geben einen Überblick über die<br />
gesamt-<strong>liechtenstein</strong>ischen Umgeldeinnahmen von<br />
1750 bis 1848 sowie über die Ausschankpreise der<br />
Rot- <strong>und</strong> Weissweine <strong>im</strong> Zeitraum 1785 bis 1848.<br />
Bemerkenswert ist, dass sich das eidgenössische<br />
Krisen- <strong>und</strong> Hungerjahr 1771 überhaupt nicht auf<br />
das hiesige Gastgewerbe auszuwirken schien. Die<br />
Umgeldbeträge aus den <strong>liechtenstein</strong>ischen Wirtshäusern<br />
weisen für 1771 <strong>und</strong> 1772 sogar deutlich<br />
höhere Zahlen gegenüber den Vorjahren aus. 526<br />
Der markante Einbruch in den Kriegsjahren 1798,<br />
1799 <strong>und</strong> 1800 vermag hingegen nicht zu überra-
sehen. Zwei weitere, jedoch etwas weniger ausgeprägte<br />
Tiefs der Umgelderträge sind in den Krisen<strong>und</strong><br />
Hungerjahren um 1817 sowie 1846 <strong>und</strong> 1847<br />
festzustellen. Es ist schwierig, genaue Aussagen<br />
zur Wechselwirkung zwischen Ausschankpreisen<br />
<strong>und</strong> den Umgelderträgen zu machen; denn hohe<br />
(tiefe) Weinpreise stellten keinesfalls eine Garantie<br />
für eine hohe (tiefe) Umgeldsumme dar. Im Jahre<br />
1801 stieg zwar der Ausschankpreis (des Weissweins)<br />
ebenso deutlich wie die Umgeldsumme, 527<br />
aber oft ist eine gegensätzliche Tendenz erkennbar.<br />
Zum Beispiel 1817 kletterte der Weissweinpreis in<br />
bisher nicht erreichte Höhen, während der Umgeldbetrag<br />
sich in einem Tief befand. Zwar liegt<br />
sowohl für 1801 wie auch für 1817 keine Preisangabe<br />
für den Ausschankpreis des Rotweines vor,<br />
aber das ist für unsere Betrachtung kaum relevant,<br />
da - wie die Zahlen <strong>im</strong> Anhang auf S. 154 ersichtlich<br />
machen - die Preisentwicklung für beide Weinarten<br />
ähnlich verlief.<br />
Die Einziehung des Umgeldes als Konsumsteuer<br />
auf alkoholische Getränke war natürlich keine<br />
<strong>liechtenstein</strong>ische Erfindung, sondern war auch<br />
andernorts durchaus üblich. So verpflichtete zum<br />
Beispiel bereits das älteste Ratsbüchlein der Stadt<br />
Luzern vom frühen 14. Jahrh<strong>und</strong>ert die Wirte zur<br />
Bezahlung des Umgeldes vom ausgeschenkten<br />
Wein. 528<br />
Luzern führte <strong>im</strong> Jahre 1394 noch zusätzlich<br />
den «Böspfennig» ein, einen Importzoll auf<br />
Wein. Diese neue Abgabe wurde dann 1416 auch<br />
von der Landschaft Luzern eingeführt, dort allerdings<br />
als Konsumsteuer (Umgeld). Der Name<br />
«Böspfennig» ist ein Hinweis darauf, dass diese<br />
zusätzliche Steuer <strong>im</strong> Volk unbeliebt war. 529<br />
Ab<br />
dem frühen 17. Jahrh<strong>und</strong>ert wurde, einem gesamteidgenössischen<br />
Trend folgend, altes lokales Recht<br />
zunehmend durch ein einheitliches obrigkeitliches<br />
Recht verdrängt. So galt ab 1632/33 für den<br />
ganzen Stand Luzern der (bisher nur) in der Stadt<br />
herrschende Einheitstarif für die Umgeldzahlungen.<br />
Zusätzlich wurde das Umgeld auch vom<br />
ausgeschenkten Most bezogen. 530<br />
Ab Mitte des<br />
18. Jahrh<strong>und</strong>erts verlangte Luzern auch Umgelder<br />
aus dem Branntweinausschank. 531<br />
DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />
LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />
516) Ebenda.<br />
517) Ebenda<br />
518) Ebenda. Diese Best<strong>im</strong>mungen von 1732 blieben bis zur Verabschiedung<br />
einer neuen Polizeiordnung <strong>im</strong> Jahre 1843 in Kraft. Die<br />
neue Ordnung von 1843 enthielt viele zusätzliche Best<strong>im</strong>mungen,<br />
verlängerte aber auch die Öffnungszeiten für die Winterszeit (Martini<br />
bis Georgi) bis 23 Uhr für Wirtshäuser (bis 22 Uhr für Schenken), für<br />
die Sommerzeit (Georgi bis Martini) bis 24 Uhr (respektive 23 Uhr).<br />
Vgl.: Ospelt. Wirtschaftsgeschichte, S. 244.<br />
519) Ospelt. Wirtschaftsgeschichte, S. 243 u. S. 405.<br />
520) Ebenda. S. 405, LBS. S. 202 ff. sowie LUB I. Teil, Bd. 4, S. 346.<br />
Betreffend Geld- <strong>und</strong> Masseinheiten siehe Anhang auf S. 142.<br />
521) LBS. S. 209.<br />
522) Ospelt. Wirtschaftsgeschichte, S. 406. Dieser Durchschnittspreis<br />
diente wiederum als Steuerfuss für die Umgeldberechnungen. Zur<br />
Überprüfung der Weinqualität wurde jeder Wirt vor das Rentamt<br />
geladen.<br />
523) LLA Rechnungsbücher des Rentamts. Früher waren die Umgeldeinnahmen<br />
u. a. für die Auszahlung fürstlicher Beamter verwendet<br />
worden. Peter Kaiser erwähnte für das 17. Jahrh<strong>und</strong>ert, dass<br />
der Landvogt sein Gehalt teilweise aus dem Umgelderlös bezog. So<br />
stand dem Landvogt der vierte Teil des Umgeldes zu (Kaiser, Arthur<br />
Brunhart, S. 474).<br />
524) Ospelt. Wirtschaftsgeschichte. S. 243 u. S. 406.<br />
525) Vgl. Anhang auf S. 155 sowie auf S. 156-162.<br />
526) Vgl. auch Ospelt, Wirtschaftsgeschichte. S. 1 57: «Der landwirtschaftliche<br />
Boden des Landes war grösstenteils extensiv genutzt,<br />
ernährte alle Bewohner. Noch in den 70er Jahren des 18. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />
(177 1/72), als in den umliegenden Orten Not herrschte, waren<br />
die Liechtensteiner in keine Bedrängnis geraten, ja sie hatten<br />
Für Luzern gab es demnach weitaus mehr<br />
Umgeldverordnungen als für die Herrschaften Vaduz<br />
<strong>und</strong> Schellenberg. Noch Landvogt Schuppler<br />
zitierte in seiner «Beschreibung des Fürstenthums<br />
Liechtenstein» von 1815 die Best<strong>im</strong>mungen des<br />
Hohenemser Urbars, die <strong>im</strong> Liechtenstein des<br />
frühen 19. Jahrh<strong>und</strong>erts <strong>im</strong>mer noch massgebend<br />
waren. 532<br />
Das Umgeld wurde «gewöhnlich nur vom<br />
Weine abgenommen, ... andere Getränke hingegen<br />
[wurden als] abgabenfrei betrachtet». 533<br />
Anders als<br />
in Luzern gab es in Liechtenstein keine gesonderten<br />
Best<strong>im</strong>mungen für den Umgeldeinzug von<br />
Branntwein <strong>und</strong> anderen alkoholischen Getränken.<br />
Schuppler erwähnt in seiner «Landesbeschreibung»<br />
auch, dass die Wirte alle möglichen Kniffe<br />
<strong>und</strong> Tricks anwendeten, um möglichst wenig Umgeld<br />
bezahlen zu müssen. 534<br />
Es ergingen <strong>im</strong>mer<br />
wieder oberamtliche Strafandrohungen an alle<br />
Wirte des Landes, die illegal Wein ausschenkten<br />
<strong>und</strong> damit die Bezahlung der Weinverbrauchssteuer<br />
umgingen. 535<br />
Zudem waren die Wirte <strong>im</strong> Jahre<br />
1806 angehalten worden, auch für die von auswärts<br />
<strong>im</strong>portierten Weine das Umgeld zu bezahlen.<br />
536<br />
Trotzdem kam es <strong>im</strong>mer wieder zu Verstössen<br />
gegen die bestehenden Ordnungen, 537<br />
die jedoch<br />
das Gesamtbild der <strong>im</strong> Anhang (S. 155 bis<br />
162) angegebenen Umgeldstatistik nicht wesentlich<br />
beeinträchtigten.<br />
GEMEINDE BALZERS<br />
Anhand der südlichsten Gemeinde des Fürstentums<br />
Liechtenstein soll exemplarisch dargestellt<br />
werden, ob <strong>und</strong> wie stark die einzelnen Wirtshäuser<br />
vom Rod- <strong>und</strong> Fuhrwesen profitierten. Da <strong>im</strong><br />
18. Jahrh<strong>und</strong>ert sämtliche Balzner Wirtshäuser an<br />
der Durchgangsstrasse standen, liegt die Vermutung<br />
nahe, dass sie ihre Existenz weitgehend dem<br />
Transitverkehr verdankten. Zudem war Balzers<br />
seit dem Mittelalter Standort einer Zuschg <strong>und</strong> folglich<br />
sahen sich alle Fuhrleute <strong>im</strong> Rodverkehr gezwungen,<br />
hier Halt zu machen. 538<br />
Zuerst werden die einzelnen Gasthöfe in der<br />
Reihenfolge ihrer Bedeutung vorgestellt. Als Krite<br />
100<br />
rium für diese Reihenfolge dienen die <strong>im</strong> Anhang<br />
abgedruckten Listen mit den Umgeldzahlungen der<br />
einzelnen Wirtshäuser. 539<br />
Die Vorstellung der einzelnen<br />
Gaststätten des 18. <strong>und</strong> des frühen 19. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />
beinhaltet auch Angaben zu den Besitzern<br />
respektive zu den einzelnen Wirtefamilien.<br />
Anhand einzelner Stammbäume (vgl. S. 167 bis 170)<br />
wird die «Familienpolitik» dieser Geschlechter veranschaulicht.<br />
Hier wird klar, dass diese Familien<br />
eher einer höheren Gesellschaftsschicht angehörten<br />
<strong>und</strong> dass ihre Mitglieder zwecks Heirat bevorzugt<br />
Partnerinnen <strong>und</strong> Partner aus derselben gesellschaftlichen<br />
Klasse auswählten.<br />
Anschliessend wird ein Versuch gewagt, die aus<br />
den Listen der Umgeldeinnahmen ersichtlichen<br />
konjunkturellen Schwankungen zu deuten <strong>und</strong> ansatzweise<br />
zu interpretieren. Dabei steht auch die<br />
Frage <strong>im</strong> Hintergr<strong>und</strong>, ob ein Zusammenhang zwischen<br />
den Umgeldeinnahmen sowie den Zoll- <strong>und</strong><br />
Weggeldeinnahmen hergestellt werden kann (oder<br />
nicht).<br />
Ein Ereignis brachte jedoch gegen Ende des<br />
18. Jahrh<strong>und</strong>erts den Betrieb der Balzner Wirtshäuser<br />
(mit einer einzigen Ausnahme) für ein paar<br />
Jahre gänzlich zum Erliegen: Es war dies der verheerende<br />
Dorfbrand vom 22. Oktober 1795, dem<br />
77 Häuser, die Kirche <strong>und</strong> drei Menschenleben<br />
zum Opfer fielen. 540<br />
Diese Katastrophe stand natürlich<br />
in keinem Zusammenhang mit allfälligen<br />
Schwankungen des Flandels- <strong>und</strong> Verkehrsvolumens,<br />
bewirkte aber, dass der Durchgangsverkehr<br />
eine Zeit lang für drei der vier Wirtshäuser (die erst<br />
wieder aufgebaut werden mussten) keine Einnahmequelle<br />
mehr darstellen konnte.<br />
DAS WIRTSHAUS «POST» UND DIE FAMILIE<br />
WOLFINGER<br />
Der Name dieses Gasthofes weist bereits darauf<br />
hin, dass es sich hier um eine einstige Zwischenstation<br />
für den Fussacher Boten handelt.<br />
Dieser Bote wurde auch Lindauer oder Mailänder<br />
Bote genannt, da er zwischen diesen beiden Handelsstädten<br />
hin- <strong>und</strong> herpendelte. Er startete in
Lindau, überquerte den Bodensee, benutzte die<br />
«Deutsche Strasse» bis Chur, um von dort aus via<br />
Splügenpass <strong>und</strong> Chiavenna nach Mailand zu gelangen.<br />
Diese Reise dauerte fünfeinhalb Tage. 541<br />
Unter dem Schutz der Städte Lindau <strong>und</strong> Mailand<br />
beförderte er Briefe <strong>und</strong> (kleinere) Waren. 542<br />
Dieser<br />
Botendienst, 1445 erstmals urk<strong>und</strong>lich erwähnt,<br />
wurde meistens von Mitgliedern der Fussacher<br />
Familien Spehler <strong>und</strong> Weiss versehen. 543<br />
Franz<br />
Joseph Wolfmger, Postwirt <strong>im</strong> ausgehenden 18.<br />
Jahrh<strong>und</strong>ert, übte die Funktion eines Postmeisters<br />
auf privater Basis aus. 544<br />
Im Jahre 1817 wurde<br />
schliesslich in der «Post» die erste staatliche Briefsammelstelle<br />
eingerichtet, die allerdings vorerst<br />
nur für zwei Jahre bestand. 1827 wurde sie wiederum<br />
eröffnet <strong>und</strong> zwölf Jahre später zum k. u. k.<br />
Postamt erhoben. 545<br />
Das Geschlecht der Wolfmger hatte über Jahrh<strong>und</strong>erte<br />
hinweg eine bedeutende Stellung in der<br />
Gemeinde Balzers inne. Im Jahre 1474 erhielten<br />
sie einen Drittel der Gutenberger Lehensgüter, die<br />
später Wolfmgersche Erblehen genannt wurden.<br />
Diese Lehensgüter durften nicht geteilt oder verkauft<br />
werden <strong>und</strong> wurden innerhalb der Familie<br />
Wolfmger an die männliche Nachkommenschaft<br />
vererbt. Der Kaiser behielt dabei das Obereigentum.<br />
Erst 1889 wurden diese Güter in den Privatbesitz<br />
der Familie Wolfinger überführt, was auch<br />
eine Güterteilung <strong>und</strong> einen eventuellen Verkauf<br />
ermöglichte. Die Familie Wolfmger hatte aber bis<br />
anhin einen der grössten landwirtschaftlichen Betriebe<br />
der Gemeinde Balzers bewirtschaftet. Joseph<br />
Anton Wolfmger heiratete <strong>im</strong> Jahre 1758 546<br />
die<br />
Tochter des Postwirts Anton Walser. 547<br />
Nach dem<br />
532) LBS. S. 202.<br />
533) Ebenda. S. 204. mit dem Hinweis, dass dies eigentlich illegal<br />
sei.<br />
534) Ebenda. So wurden grosse Weinbestände eines Wirtshauses in<br />
Privathäusern gelagert, um von der behördlichen Kontrolle nicht<br />
erfasst zu werden.<br />
535) Vgl. LLA RA 7/7/1 betreffend Umgeldzahlungen, 8. Januar<br />
1770, erneuert am 29. August 1812, sowie LLA RA 7/7/3 betreffend<br />
illegalem Weinausschank, 30. April 1802.<br />
DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />
LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />
536) LLA RA 7/7/8: Im Falle einer Zuwiderhandlung wurde mit<br />
Visitation <strong>und</strong> einer Konfiszierung der ausländischen Weine gedroht,<br />
14. Februar 1806.<br />
537) Auch Geistliche wurden oftmals wegen illegalem Weinausschank<br />
gerügt: 1751 der Pfarrer von Triesen (LLA RA 10/2/2/1/1/<br />
10-11; 10. Nov. 1751), 1761 der Abt von St. Luzi in Chur, weil in der<br />
ihm unterstellten Statthalterei Bendern Wein ausgeschenkt wurde<br />
(LLA RA 10/2/2/1/1/12, 12. Dez. 1761). 1S06 der Pfarrer von<br />
Triesenberg (LLA RA 7/7/9: 19. Sept. 1806).<br />
538) Vgl. auch S. 64 sowie S. 77.<br />
539) Vgl. S. 156-159: Umgelder von Oberländer Wirtshäusern.<br />
540) Goop, Liechtenstein, S. 205.<br />
541) Eitel. Verkehr <strong>im</strong> Bodenseeraum, S. 61.<br />
542) Ebenda, sowie Helbok, Frachtführer, S. 12 f.<br />
543) Helbok, Frachtführer, S. 12 f. Die Stadt Lindau besass das<br />
Vorschlagsrecht für das Amt dieses Boten. Der Fussacher Bote<br />
machte auch eine Zwischenstation in Feldkirch. Da er dort oft<br />
nachts ankam, als die Stadttore bereits geschlossen waren, wählte<br />
er als Absteigequartier das Wirtshaus «Krone» in Heiligkreuz.<br />
544) Franz Joseph Wolfinger (1771-1814) war einer der wohlhabendsten<br />
Balzner. Er besass 1809 fünf Pferde. (Tschugmell, Balzner-<br />
Mälsner Geschlechter, S. 115.)<br />
545) Gstöhl/Vogt, Bauten in Balzers, S. 83 u. 85.<br />
546) Tschugmell, Balzers, S. 272.<br />
547) Vgl. auch Stammbaum 1 auf S. 167.<br />
Das Wirtshaus «Post» in<br />
Balzers, Zustand vor dem<br />
Brand von 1935<br />
101
Ableben von Anton Walser <strong>im</strong> Jahre 17 4 3 548<br />
wirtete<br />
seine Witwe Johanna Franziska Walser noch<br />
weiter bis ins Jahr 1759. Ihr Schwiegersohn, Joseph<br />
Anton Wolfmger, wird ab 1760 als neuer Postwirt<br />
genannt. Das Wirtshaus zur Post war damit in<br />
den Besitz der Familie Wolfinger übergegangen.<br />
Was die Höhe der zu leistenden Umgeldzahlungen<br />
angeht, so lag das Wirtshaus «Post» oft an<br />
erster Stelle. Das war allerdings nicht <strong>im</strong>mer so:<br />
Im späten 18. Jahrh<strong>und</strong>ert waren die Umgeldzahlungen<br />
des «Engels» meistens, diejenigen des «Adlers»<br />
zeitweilig noch höher. Die «Post» blieb 1795<br />
als einziges Wirtshaus vom Dorfbrand verschont<br />
<strong>und</strong> hatte deshalb für einige Jahre eine Monopolstellung<br />
inne. Dies machte sich auch in höheren<br />
Umgeldbeträgen bemerkbar. 549<br />
Im Jahre 1803 bat Joseph Wolfinger, ein Neffe<br />
des alten Postwirts Joseph Anton Wolfmger, um die<br />
Erlaubnis, Wein ausschenken zu dürfen. Nach dem<br />
Ableben seiner «Schwehrvaters» 550<br />
Baptist Brunhart<br />
hatte ihm das Oberamt den Posten eines Zollers<br />
<strong>und</strong> Weggeldeinziehers verliehen. Joseph Wolfmger<br />
betont in seiner Bittschrift, dass es dieses<br />
Amt erfordere, dass er oder sein ältester Sohn <strong>im</strong>-<br />
Das Wirtshaus «Engel» in<br />
Balzers, Zustand um 1910.<br />
Der «Engel» war nach der<br />
«Post» das zweitwichtigste<br />
Gasthaus <strong>im</strong> Dorf<br />
102<br />
mer zuhause anzutreffen sei. Aber gerade jetzt<br />
kurz nach dem Krieg liege der Handels- <strong>und</strong> Transitverkehr<br />
danieder, <strong>und</strong> so sei es ihm nicht einmal<br />
möglich, seinen eigenen Knecht zu entlohnen. Die<br />
Fuhrleute, die das Weggeld bezahlen müssten, kämen<br />
ohnehin zu ihm ins Haus <strong>und</strong> sie hätten auch<br />
selbst den Wunsch geäussert, bei ihm ein Glas<br />
Wein ausgeschenkt zu bekommen. 551<br />
Wolfmger<br />
wies ebenfalls darauf hin, dass er lediglich eine<br />
Weinschenke <strong>und</strong> nicht eine volle Wirtsgerechtigkeit<br />
verlange. Ausserdem erwähnte er den «Wirt<br />
be<strong>im</strong> Kaufhaus», Franz Joseph Frick, 552<br />
der «nun<br />
gerade» das Wirten völlig aufgegeben hätte. Das<br />
Oberamt empfahl der Hofkanzlei in Wien, das Gesuch<br />
des Weggeldeinziehers Wolfinger zu bewilligen.<br />
553<br />
DAS WIRTSHAUS «ENGEL» UND DIE FAMILIE<br />
FRICK<br />
Wie das Wirtshaus «Post» existiert der Gasthof<br />
«Engel» auch heute noch. Er steht ebenfalls an der<br />
Durchgangsstrasse, <strong>und</strong> zwar weiter nördlich auf<br />
der dem Wirtshaus «Post» gegenüber liegenden<br />
Seite. Der heutige Charakter dieses Wirtshauses<br />
geht auf den nach dem Brand von 1795 erfolgten<br />
Wiederaufbau zurück. Der «Engel» ist <strong>im</strong>mer noch<br />
ein beeindruckender Gebäudekomplex mitsamt<br />
seinen angebauten Stallungen. In diesen alten Pferdestallungen<br />
fanden einst r<strong>und</strong> 40 Rösser Platz. 554<br />
Seit dem 18. Jahrh<strong>und</strong>ert befand sich der «Engel»<br />
<strong>im</strong> Besitz der Familie Frick. Fidel Frick, Engelwirt<br />
seit 1769, 555<br />
übte zeitweise das Amt eines<br />
Richters <strong>und</strong> eines Landammanns aus. Er war mit<br />
einer Tochter des Sonnenwirts Gassner aus Triesen<br />
verheiratet. Zwei von seinen Kindern wählten<br />
ebenfalls einen standesgemässen Ehepartner. Maria<br />
Theresia Frick heiratete Peter Matt aus Mauren,<br />
Rodmeister, Wirt <strong>und</strong> Müller; Johann Fidel Frick<br />
ehelichte die Tochter des langjährigen Balzner<br />
Hausmeisters Joseph Kindle. 556<br />
Der «Engel» befand<br />
sich bis ins Jahr 1846 <strong>im</strong> Besitz der Familie<br />
Frick. Verwandt mit dieser Familie war die zweite<br />
Familie Frick (vgl. Stammbaum 3 auf S. 169), aus
der zwei Landammänner <strong>und</strong> ein Hausmeister hervorgingen.<br />
Die Umgeldzahlungen des «Engel» waren <strong>im</strong><br />
späten 18. <strong>und</strong> frühen 19. Jahrh<strong>und</strong>ert teilweise<br />
die höchsten von allen Balzner Wirtshäusern. Um<br />
1815 jedoch musste der «Engel» seinen ersten<br />
Rang an die «Post» abtreten. Die Umgelder des<br />
«Engel» stiegen nach einer Flaute um 1816 bis<br />
1818 wieder an, um ab 1837 wieder einem negativen<br />
Trend entgegen zu gehen. Der zweifache<br />
Besitzerwechsel in den Jahren 1846 bis 1848<br />
sorgte schliesslich für einen regelrechten Absturz.<br />
Er fiel allerdings in eine Krisenzeit, welche sämtlichen<br />
Balzner Gaststätten einen konjunkturellen<br />
Einbruch bescherte. 557<br />
DIE FAMILIE STEGER UND DAS WIRTSHAUS<br />
«ADLER»<br />
Seit der Mitte des 18. Jahrh<strong>und</strong>erts befand sich das<br />
Wirtshaus zum «Adler» <strong>im</strong> Besitz der Familie Steger.<br />
558<br />
Der Wirt Johann Georg Steger wurde 1782<br />
Oberfähnrich <strong>und</strong> sieben Jahre später Landeshauptmann<br />
der Landeskompagnie. Das Wirtshaus<br />
wurde be<strong>im</strong> Dorfbrand von 1795 zerstört, aber in<br />
der Folge wieder aufgebaut. Johann Georg Steger<br />
starb 1798 ohne männlichen Nachkommen. Der<br />
«Adler» kam in der Folge in den Besitz der Familie<br />
Joseph Anton Brunhart, die bis anhin in einem<br />
kleinen Anbau südlich des Wirtshauses gewohnt<br />
hatte. Zwei Brüder von Johann Steger heirateten in<br />
andere Wirtefamilien hinein: Joseph Steger heiratete<br />
eine Tochter des Sonnenwirtes in Triesen,<br />
Johann Ulrich Steger ehelichte die Witwe des verstorbenen<br />
Postwirts Joseph Anton Wolfinger. Betreffend<br />
der Höhe der zu leistenden Umgelder lag<br />
diese den nördlichen Dorfeingang markierende<br />
Gaststätte meist an dritter Stelle hinter der «Post»<br />
<strong>und</strong> dem «Engel». Allerdings war die Sache nie<br />
ganz eindeutig, <strong>und</strong> besonders in der ersten Hälfte<br />
des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts lieferten sich der «Engel»<br />
<strong>und</strong> der «Adler» ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Das<br />
Hungerjahr 1817 traf das Wirtshaus schwer <strong>und</strong><br />
der «Adler» erholte sich davon nur langsam.<br />
DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />
LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />
548) Anton Walser, der eigentlich aus Schaan stammte, starb als<br />
Soldat in Paris am 15. September 1743. Seine Frau. Johanna<br />
Franziska Walser, geborene Banzer, überlebte ihn um fast zwanzig<br />
Jahre (vgl. Tschugmell, Balzers, S. 294.)<br />
549) Vgl. Angaben zu den Umgeldzahlungen der Balzner Wirtshäuser<br />
auf S. 156-159.<br />
550) «Schwäher» bedeutet «Schwiegervater». Siehe auch: Gr<strong>im</strong>m.<br />
Wörterbuch, Bd. 15, Sp. 2180.<br />
551) LLA RA 7/7/5: Schreiben Wolfingers vom 22. Oktober 1803, an<br />
das Oberamt sowie direkt an den Fürsten adressiert.<br />
552) Es könnte sich dabei um einen Enkel von Landammann Leontius<br />
Frick handeln. Franz Joseph Frick wäre demnach als Sohn des<br />
Soldaten Franz Dominik Frick (1719-1779) <strong>im</strong> Jahre 1743 geboren<br />
worden <strong>und</strong> <strong>im</strong> Jahre 1804 gestorben. - Vgl. Tschugmell. Balzers.<br />
S. 70 IT.<br />
553) LLA RA 7/7/6: OA an HKW, 25. Oktober 1803.<br />
554) Gstöhl/Vogt, Bauten in Balzers. S. 82 <strong>und</strong> 85 f.<br />
555) LEA Rechnungsbücher des Rentamts.<br />
556) Vgl. Stammbaum 2 auf S. 168.<br />
557) LLA Rechnungsbücher des Rentamts. (Vgl. auch Zahlen <strong>im</strong><br />
Anhang, S. 159.)<br />
558) Die folgenden Angaben nach: Gstöhl/Vogt, Bauten in Balzers,<br />
S. 83 <strong>und</strong> 88.<br />
Das frühere Wirtshaus<br />
«Adler» in Balzers, rechts<br />
davon die heutige nicht<br />
mehr bestehende Zuschg,<br />
Foto von 1955<br />
103
DAS WIRTSHAUS ZUM «HIRSCHEN»<br />
(«TAPPEINER-HAUS»)<br />
Die später «Tappeiner-Haus» genannte Gaststätte<br />
zum «Hirschen» stand in der Mitte des Dorfes<br />
zwischen dem Kaufhaus <strong>und</strong> dem Wirtshaus «Engel».<br />
Seit etwa 1680 wirtete dort Basilius Hoop. 559<br />
Er war <strong>im</strong> späten 17. Jahrh<strong>und</strong>ert auch Landammann<br />
der Grafschaft Vaduz. Nach der Erwerbung<br />
von Vaduz <strong>und</strong> Schellenberg durch das Fürstenhaus<br />
Liechtenstein trat Basilius Hoop in den Jahren<br />
1712 <strong>und</strong> 1718 als Sprecher des Volkes auf.<br />
Basilius Hoop stammte eigentlich aus dem Unterland.<br />
Sein Vater Johannes Hoop war Zoller <strong>und</strong><br />
Wirt auf Rofaberg sowie von 1634 bis 1652 Landammann<br />
der Herrschaft Schellenberg. Aus der Familie<br />
Hoop gingen <strong>im</strong> 18. Jahrh<strong>und</strong>ert zwei Priester<br />
<strong>und</strong> Doktoren der Theologie hervor.<br />
Der «Hirschen» scheint nicht <strong>im</strong>mer als Wirtshaus<br />
offen gestanden zu haben, oder es wurde dort<br />
zeitweise auch illegal gewirtet. In den rentamtlichen<br />
Rechnungsbüchern tauchte später erst wieder<br />
ab 1783 ein Umgeld zahlender Wirt auf. Es war<br />
(Franz) Joseph Frick, der dieses Wirtshaus dann<br />
Das «Tappeiner-Haus»,<br />
ehemals Wirtshaus zum<br />
«Hirschen». Der eindrucksvolle<br />
Gebäudekomplex fiel<br />
leider 1964 einer Strassenverbreiterung<br />
zum Opfer<br />
104<br />
bis zum Dorfbrand von 1795 versah. 1803 erwähnte<br />
der Zoller <strong>und</strong> Weggeldeinnehmer Joseph Wolfmger<br />
den «Hirschen»-Wirt Frick, der nun gerade<br />
das Wirten völlig aufgegeben hatte. Wolfinger erhielt<br />
zu diesem Zeitpunkt eine obrigkeitliche Erlaubnis<br />
zum Betreiben einer Weinschenke. 560<br />
Vielleicht<br />
zog Wolfmger in das von Frick aufgegebene<br />
Wirtshaus zum «Hirschen» ein. 1808 wurde der<br />
«Hirschen» <strong>im</strong> Rechnungsbuch des Rentamts erneut<br />
erwähnt, jedoch mit dem Hinweis, dass dieses<br />
Wirtshaus «ohne Bewilligung» dastehe. Später war<br />
Johann Baptist Vogt «Hirschen»-Wirt. 561<br />
Er war,<br />
wie Wolfinger zuvor, auch Zoller <strong>und</strong> Weggeldeinnehmer.<br />
562<br />
Die Umgeldeinnahmen aus dem «Hirschen»<br />
lagen etwas tiefer als die aus den anderen<br />
drei Balzner Gaststätten. Aber zumindest <strong>im</strong> Zeitraum<br />
1818 bis 1825 konnte der «Hirschen» diesbezüglich<br />
dem «Adler» <strong>und</strong> dem «Engel» durchaus<br />
das Wasser reichen. 5611<br />
DIE ANDEREN LIECHTENSTEINISCHEN ORT<br />
SCHAFTEN IM ÜBERBLICK<br />
Die folgende knappe Darstellung berücksichtigt in<br />
erster Linie die an der Landstrasse gelegenen<br />
Wirtshäuser. Die Ortschaft Balzers, die <strong>im</strong> vorhergehenden<br />
Kapitel dargestellt ist, dient dabei als<br />
Ausgangspunkt. Von hier aus wandern wir nun der<br />
Hauptstrasse entlang nordwärts bis hin zur österreichischen<br />
Grenze.<br />
Zuerst erreichen wir Triesen. Das eigentliche<br />
Dorfzentrum lag zwar oberhalb der Durchgangsstrasse,<br />
aber das bedeutendste Wirtshaus befand<br />
sich bis ins 19. Jahrh<strong>und</strong>ert stets unten an der<br />
Transitstrasse. Das Gasthaus zur «Sonne», 1507<br />
das erste Mal erwähnt, war von 1737 bis 1785/86<br />
<strong>im</strong> Besitz der Familie Gassner. 564<br />
Gemäss dem<br />
Triesner Steuerbuch von 1777 wies die «Sonne»<br />
ein Steuervermögen von r<strong>und</strong> 1000 Gulden auf;<br />
das war gut dre<strong>im</strong>al mehr als ein durchschnittliches<br />
Wohnhaus. 565<br />
Ab dem späten 18. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />
tauchte <strong>im</strong> Triesner Oberdorf sowie an der Triesner<br />
Landstrasse je ein zusätzliches Umgeld zahlendes<br />
Wirtshaus auf. 566<br />
Diesen Gaststätten gelang es
jedoch vorerst nicht, der «Sonne» die Monopolstellung<br />
streitig zu machen. Erst ab etwa 1830<br />
verwies der ebenfalls an der Landstrasse gelegene<br />
«Adler» die altehrwürdige «Sonne» auf den zweiten<br />
Platz. 567<br />
Die nächste Station ist Vaduz. Hier waren <strong>im</strong><br />
ausgehenden 18. Jahrh<strong>und</strong>ert die traditionellen<br />
Gasthöfe «Engel», «Adler» <strong>und</strong> «Löwen» alle etwa<br />
gleich bedeutend. 568<br />
Der «Löwen» erlebte aber<br />
kurz nach 1800 mehrere Wirtewechsel <strong>und</strong> fiel<br />
zwischen 1809 <strong>und</strong> 1828 als Wirtshaus ganz<br />
aus. 569<br />
In der ersten Hälfte des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />
setzte sich der «Adler» als umsatzstärkste Wirtschaft<br />
durch. Dieses Wirtshaus war traditionell<br />
eine herrschaftliche Taverne, die als Lehen vergeben<br />
wurde. Zudem befand sich dort die Hauptzollstation<br />
des Landes Liechtenstein. Die teils überdurchschnittlich<br />
hohen Umgelder aus den Vaduzer<br />
Wirtshäusern rühren daher, dass sich in Vaduz der<br />
«Bockwingert», einer der grössten Weinberge des<br />
Landes befand.<br />
Weiter nördlich auf dem Weg nach Schaan passieren<br />
wir die herrschaftliche Mühle, neben der<br />
sich ebenfalls ein Wirtshaus befand. Zumindest <strong>im</strong><br />
späten 18. Jahrh<strong>und</strong>ert waren dort die Umgelderträge<br />
recht hoch. 570<br />
In Schaan selbst war damals<br />
nur das Wirtshaus «Kreuz», welches bis um 1826<br />
existierte, von Bedeutung. Das erstaunt auf den<br />
ersten Blick, war doch Schaan ab 1781 wieder eine<br />
Umladestation <strong>im</strong> Rodverkehr. Doch ist diese Tatsache<br />
ein Hinweis darauf, dass Schaan als Etappenort<br />
niemals dieselbe wichtige Stellung wie Balzers<br />
inne hatte.<br />
Von Schaan führt uns die Landstrasse ins Unterland<br />
nach Nendeln. Der «Engel» in Nendeln war<br />
hier dasjenige Wirtshaus, welches <strong>im</strong> Durchschnitt<br />
die höchsten Umgelderträge des gesamten Unterlandes<br />
ablieferte. 571<br />
Erst der 1835 neu eröffnete<br />
Gasthof «Zoll» in Schaanwald wuchs zu einem<br />
Konkurrenzbetrieb heran. 572<br />
Das zweite Nendler<br />
Wirtshaus, der «Löwen», stand etwas <strong>im</strong> Schatten<br />
des Gasthofs «Engel». Ein Vergleich zwischen den<br />
Umgeldeinnahmen der beiden Wirtshäuser zeigt<br />
aber, dass der «Engel» <strong>und</strong> der «Löwen» in Nendeln<br />
nur sehr bedingt in einem Konkurrenzverhält-<br />
DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />
LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />
559) Ebenda. S. 82.<br />
560) Vgl. Ausführungen auf S. 102.<br />
561) LLA Rechnungsbücher des Rentamts. Johann Baptist Vogt<br />
(*1774; 11823) ist auch bei: Tschugmell, Balzers, S. 223 genannt.<br />
Fälschlicherweise wird er dort als «Adler-Wirt» bezeichnet. Er hatte<br />
zwei Ehefrauen: Maria Christina Brunhart (*1769; 11804). Maria<br />
Franziska Foser (*1779; tl849), <strong>und</strong> insgesamt 19 Kinder.<br />
562) Ebenda.<br />
563) Vgl. Zahlen <strong>im</strong> Anhang, S. 156-159.<br />
564) Büchel. Triesen, S. 281.<br />
565) Ebenda, S. 282.<br />
566) Vgl. Anhang, S. 156-159.<br />
567) Ebenda.<br />
568) Ebenda.<br />
569) Ebenda, sowie S. 153.<br />
570) Vgl. Anhang, S. 156-159.<br />
571) Vgl. Anhang, S. 160-162.<br />
572) Ebenda.<br />
Der «Engel» in Nendeln,<br />
früher auch die «untere<br />
Taverne» genannt. Das<br />
historische Wirtshaus<br />
wurde in den 1960er<br />
Jahren durch einen stillosen<br />
Neubau ersetzt<br />
105
nis standen. Die beiden Gaststätten weisen teilweise<br />
sogar parallele Konjunkturschwankungen<br />
auf: Wenn es dem «Engel» wirtschaftlich schlecht<br />
ging, dann steckte der «Löwen» oft auch in einem<br />
Tief (<strong>und</strong> umgekehrt). Besonders deutlich ist dies in<br />
den Jahren 1808 bis 1818 sowie 1841 bis 1847<br />
erkennbar. 573<br />
Abseits der Landstrasse fristeten kleine Gaststätten<br />
ein eher bescheidenes Dasein. Besonders<br />
deutlich wird das bei den Wirtshäusern in Triesenberg<br />
(ab 1768), 574<br />
Schellenberg (ab 1794) <strong>und</strong> Planken<br />
(1812, sowie ab 1829). 575<br />
106
Kampf um das Rodwesen<br />
DIE RODORDNUNG ALS VERKEHRS<br />
HINDERNIS<br />
Der in Kapitel «Gesetzliche Best<strong>im</strong>mungen» (vgl.<br />
S. 63 bis 92) bereits angesprochene Interessengegensatz<br />
zwischen Kaufleuten <strong>und</strong> lokalen Transportverbänden<br />
sollte auch die weitere Entwicklung<br />
des Rod<strong>fuhrwesen</strong>s in Liechtenstein prägen. Die<br />
Rodordnung sicherte, wie bereits erwähnt, das<br />
Transportrecht der Säumer <strong>und</strong> Fuhrleute, welche<br />
die ihnen anvertrauten Waren von Zuschg zu<br />
Zuschg beförderten. Jürg Bielmann äussert sich zu<br />
den Verhältnissen <strong>im</strong> Kanton Uri, wobei hier viele<br />
Parallelen zur Situation <strong>im</strong> Raum Liechtenstein<br />
(Alpenrheintal) erkennbar sind: «[Diese Form des<br />
Transports] wurde von den Talleuten eindeutig bevorzugt,<br />
da dem Einzelnen ein regelmässiger Verdienst<br />
gesichert war <strong>und</strong> die Spesen sehr gering<br />
blieben: der Säumer (Fuhrmann) konnte <strong>im</strong>mer zu<br />
Hause übernachten <strong>und</strong> war auch für die Ernährung<br />
der Pferde nicht auf fremde Futterquellen angewiesen.<br />
Ganz anders empfanden die fremden<br />
Kaufleute diese Art von Transportsystem, wenn sie<br />
oft wochenlang auf ihre Waren warten <strong>und</strong> sie<br />
dann erst noch verdorben oder beschädigt entgegennehmen<br />
mussten.» 576<br />
Zum Spannungsfeld zwischen dem Stracksfuhr<strong>und</strong><br />
dem Rod<strong>fuhrwesen</strong> n<strong>im</strong>mt auch Pio Caroni<br />
Stellung. 577<br />
Einige Gr<strong>und</strong>linien seiner Argumentation<br />
seien <strong>im</strong> Folgenden kurz skizziert: Seit dem<br />
Ausgang des Mittelalters beharrten die Kaufleute<br />
<strong>im</strong>mer mehr auf dem Prinzip der direkten Fahrt<br />
<strong>und</strong> stellten sich damit in einen wachsenden Gegensatz<br />
zu den Rodfuhrleuten. Diese machten zwar<br />
kleinere Zugeständnisse, die aber das Transportmonopol<br />
ihrer Gemeinde beziehungsweise ihres<br />
Rodbezirks materiell kaum in Frage stellten. So erlaubten<br />
sie bei starkem Verkehr (also offenbar bei<br />
Vollbeschäftigung der Gemeindesäumer) die direkte<br />
Fahrt der Fuhrleute von Chur bis Chiavenna<br />
oder Bellinzona. Durch gegenseitige Verpachtung<br />
von Rodrechten unter benachbarten Gemeinden<br />
wurde eine Ausdehnung der erlaubten Teilstrecke<br />
(des Rodbezirks) ermöglicht. Die starke Stellung der<br />
Rodgenossenschaften - speziell in Graubünden -<br />
DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />
LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />
führte dazu, dass die Bündner Pässe von Kaufleuten<br />
zusehends gemieden wurden.<br />
Im Kanton Uri wurde wiederholt versucht, den<br />
Säumern die Stracksfuhr schmackhaft zu machen.<br />
So versprachen die Behörden den Fuhrleuten höhere<br />
Frachttarife (Fuhrlohnerhöhung von 13 bis 16<br />
Prozent) sowie ein Vorrecht bei der Warenzuteilung<br />
für den Rückweg. 578<br />
Offenbar brachten diese Zugeständnisse<br />
nicht den gewünschten Erfolg. Ein<br />
Gr<strong>und</strong> dafür war sicher die schmale wirtschaftliche<br />
Existenzgr<strong>und</strong>lage der Bauern, die sich eine zu<br />
häufige Abwesenheit von ihren landwirtschaftlichen<br />
Betrieben nicht leisten konnten.<br />
Der Trend zur Schaffung grösserer Rodbezirke,<br />
also hin zu einer grösseren Distanz zwischen den<br />
Abladestationen, lässt sich <strong>im</strong> Kanton Uri über<br />
mehrere Jahrh<strong>und</strong>erte verfolgen. Zur Zeit der<br />
Eröffnung des Gotthardpasses <strong>im</strong> 13. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />
579<br />
erfolgte die Warenbeförderung durch die<br />
einzelnen Nachbarschaften. Ab dem 14. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />
billigten sich die Säumer der beiden Pass-Seiten<br />
gegenseitig zuerst ein beschränktes, später<br />
aber <strong>im</strong>mer umfangreicheres Durchfahrtsrecht.<br />
Nach der Eroberung der Leventina durch Uri <strong>im</strong><br />
15. Jahrh<strong>und</strong>ert wurde die Selbstverwaltung der<br />
Nachbarschaften zwar nicht aufgehoben, aber die<br />
Urner nutzten nun die Gelegenheit, um die Warenbeförderung<br />
von Flüelen bis Biasca einheitlich zu<br />
regeln. Sie erliessen Säumerordnungen, die sowohl<br />
für Uri wie für Urseren 580<br />
<strong>und</strong> die Leventina<br />
einheitlich galten. 581<br />
Dies kam den Wünschen der<br />
Kaufleute entgegen <strong>und</strong> verstärkte - längerfristig<br />
573) Vgl. Zahlen <strong>im</strong> Anhang, S. 160-162.<br />
574) LLA Rechnungsbücher des Rentamts.<br />
575) Vgl. Anhang auf S. 156-162.<br />
576) Bielmann. Lebensverhältnisse <strong>im</strong> Urnerland, S. 125.<br />
577) Caroni, Säumergenossenschaften, S. 81.<br />
578) Bielmann. Lebensverhältnisse <strong>im</strong> Urnerland, S. 126.<br />
579) Vgl. Caroni, Säumergenossenschaften, S. 81.<br />
580) 1410 erwarb Uri dieses Gebiet, das vorher dem Abt von<br />
Disentis gehörte.<br />
581) Säumerordnungen 1498; 1696-1701.<br />
107
gesehen - den Trend zur Stracksfuhr. Die Urner<br />
Behörden erkannten, dass nur durch Zulassung<br />
<strong>und</strong> genaue Regelung der Stracksfuhr von Altdorf<br />
bis Bellinzona die Attraktivität der Gotthardroute<br />
für den Warentransitverkehr gesichert werden<br />
konnte. 582<br />
Trotzdem war die Urner Politik darauf bedacht,<br />
die Interessen der eigenen Landsleute zu wahren.<br />
Dank einer Position der politischen <strong>und</strong> wirtschaftlichen<br />
Stärke erreichte Uri <strong>im</strong> 15. <strong>und</strong> 16. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />
Handelserleichterungen <strong>im</strong> Verkehr mit Oberitalien.<br />
Selbstbewusst erhöhten darauf die Urner<br />
die Zollgebühren für fremde Kaufleute <strong>und</strong> Reisende.<br />
Einhe<strong>im</strong>ische hingegen waren von diesen<br />
hohen Abgaben befreit. Dies forderte natürlich den<br />
Zorn von unzufriedenen Handelsleuten heraus. Sie<br />
mussten <strong>im</strong> Gütertransport hohe Zeitverluste hinnehmen;<br />
denn ein dichtes Aufeinanderfolgen von<br />
Zollstationen verhinderte einen speditiven Warentransport.<br />
Zwischen Flüelen <strong>und</strong> Magadino mussten<br />
nicht weniger als sieben Zölle <strong>und</strong> Weggelder,<br />
ungefähr zehn Fuhrleiten, zwei Schneebruchgebühren<br />
sowie drei bis vier Zuschggebühren entrichtet<br />
werden. 583<br />
Auch willkürliche, konjunkturbedingte<br />
Änderungen des Zolltarifs provozierten Unmutsäusserungen<br />
der Kaufleute: So empörte sich<br />
ein Luzerner Kaufmann darüber, dass <strong>im</strong> Teuerungsjahr<br />
1771 für dieselben Waren, die früher 16<br />
Gulden Zoll kosteten, nun plötzlich 68 Gulden abverlangt<br />
wurden. 584<br />
Ein zusätzlicher Stein des Anstosses<br />
war für die Handelsleute die hohe Anzahl<br />
an Feiertagen (es waren 75!) <strong>im</strong> Kanton Uri. Der<br />
Stracksverkehr durfte seit dem Jahr 1617 auch an<br />
Feiertagen fortgesetzt werden, jedoch ein gänzliches<br />
Verbot, an Feiertagen Transporte auszuführen,<br />
verstärkte zu Beginn des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />
«das Malaise <strong>im</strong> Gotthardverkehr». 585<br />
Im ebenfalls katholisch geprägten Fürstentum<br />
Liechtenstein war der Fuhrverkehr an Feiertagen<br />
ebenso beeinträchtigt. Die dort geltende Rodordnung<br />
von 1593 (vgl. S. 68) sprach noch von einem<br />
gr<strong>und</strong>sätzlichen Verbot des Warentransportes an<br />
Feiertagen, mit Ausnahme von Fuhrleuten, die mit<br />
ihren Waren «hinauf» (nach Graubünden?) fahren.<br />
Die erste Best<strong>im</strong>mung des Vergleichs von 1676 hin<br />
108<br />
gegen gestattete den Fuhrverkehr auch an Feiertagen,<br />
jedoch durften die Fuhrwerke erst nach dem<br />
Gottesdienst unterwegs sein (vgl. S. 75). Ein oberamtliches<br />
Dekret vom 10. November 1775 erinnerte<br />
die Untertanen an ihre Pflicht zur «Heiligung»<br />
der Sonn- <strong>und</strong> Feiertage. Im gleichen Atemzug<br />
bestätigte es das gr<strong>und</strong>sätzliche Verbot, an diesen<br />
Tagen körperliche Arbeiten zu verrichten. 586<br />
Im<br />
April 1789 beklagte sich der Feldkircher Hausmeister<br />
über die Unterländer Fuhrleute, welche sich<br />
weigerten, an <strong>liechtenstein</strong>ischen Feiertagen Fuhrwerke<br />
zu übernehmen. Er forderte das Oberamt in<br />
Vaduz auf, dafür zu sorgen, dass die Kornfuhren<br />
auch an diesen Tagen ordnungsgemäss durchgeführt<br />
werden. 587<br />
Die Behörden in Vaduz waren offenbar<br />
bereit, in dieser Frage eine flexible Flaltung<br />
einzunehmen. Jedenfalls sind zwei Schreiben aus<br />
dem Juli desselben Jahres vorhanden, welche die<br />
politischen 588<br />
<strong>und</strong> kirchlichen 589<br />
Behörden auffordern,<br />
dafür zu sorgen, dass auch an einem aktuellen<br />
Feiertag dringende Warentransporte durchgeführt<br />
werden.<br />
Bereits <strong>im</strong> März 1789 hatten Vogteiverwalter<br />
<strong>und</strong> Oberbeamte der Stadt Feldkirch den Behörden<br />
in Vaduz <strong>im</strong> Namen der österreichischen Kaufleute<br />
einige Beschwerden zum Rodwesen übermittelt.<br />
Die österreichischen Kornhändler klagten, dass die<br />
Waren zu spät auf den Markt (in Malans) zum Verkauf<br />
gelangen würden. Die Schuld lag - so die Beschwerdeschrift<br />
- bei der Faktorei in Schaan, wo<br />
die Waren zu spät aufgeladen wurden <strong>und</strong> ausserdem<br />
Fuhrwerke mit zu schwachen Ochsen eingesetzt<br />
wurden. Ausserdem seien die Wagen schutzlos<br />
jedem Wind <strong>und</strong> Wetter ausgesetzt <strong>und</strong> die geladenen<br />
Waren würden deshalb kaputt gehen. - Wir<br />
sehen, alte Probleme <strong>und</strong> Konflikte kommen hier<br />
wieder zum Vorschein. Klagen über ein Liegenlassen<br />
von Waren wurden bereits 1593 erhoben. Eine<br />
österreichische Beschwerdeschrift von 1692 ging<br />
noch weiter <strong>und</strong> nannte das Kind be<strong>im</strong> Namen:<br />
Die abgestossenen Waren würden ungeschützt daliegen<br />
<strong>und</strong> durch Schlamperei beschädigt oder gar<br />
zerstört (vgl. S. 76). Deshalb forderten die österreichischen<br />
Händler 1789 nachdrücklicher denn<br />
je die Abschaffung des Rodwesens, welches ihre
Transporte behinderte <strong>und</strong> ihnen gr<strong>und</strong>sätzlich<br />
nur Schaden zufügte.<br />
Die Auseinandersetzung zwischen dem Stracks<strong>und</strong><br />
Etappentransport kann auch als Konflikt zwischen<br />
einem zentralistischen <strong>und</strong> einem föderalistischen<br />
Regierungssystem gedeutet werden. Dies<br />
würde erklären, warum es <strong>im</strong> österreichischen<br />
Kaiserstaat sehr viel früher zur Einführung der von<br />
den Kaufleuten <strong>und</strong> Speditoren geforderten Direktfuhr<br />
kam. Gebiete mit einer stark ausgeprägten<br />
Gemeindeautonomie (Graubünden, Wallis, mit Einschränkungen<br />
auch die Gotthardregion) konnten<br />
hingegen weitaus länger den genossenschaftlich<br />
organisierten Rodverkehr zu ihrem Vorteil behaupten.<br />
590<br />
Inwieweit das Gesagte auch auf Liechtenstein<br />
zutrifft, wird noch zu untersuchen sein. Interessant<br />
ist, dass der Etappenverkehr <strong>im</strong> Liechtensteiner<br />
Unterland, das eine engere wirtschaftliche<br />
Verflechtung zum benachbarten Österreich aufwies,<br />
früher als <strong>im</strong> Liechtensteiner Oberland zum<br />
Erliegen kam.<br />
582) Die Säumerordnung 1696-1701 wurde erlassen, um «die vor<br />
disem unserem Pass abgewichenen Kaufmannsgüter widerum auf<br />
disen Pass» zu locken. Zitiert bei: Caroni, Säumergenossenschaften.<br />
5. 107.<br />
583) Bielmann, Lebensverhältnisse <strong>im</strong> Urnerland, S. 128.<br />
584) Staatsarchiv Luzern, Schachtel Uri, Nr. 177. Zitiert bei: Bielmann,<br />
Lebensverhältnisse <strong>im</strong> Urnerland. S. 128.)<br />
585) Bielmann, Lebensverhältnisse <strong>im</strong> Urnerland, S. 128.<br />
586) LLA RA 6/11/26: «die gott geheiligte Sonn: <strong>und</strong> Feyrtag [dürfen]<br />
weder durch knechtl. Arbeit, unnötiges Fuhrwerkh oder sonst in<br />
anderweeg unerlaubtes ein- <strong>und</strong> austragen aller Gattung Last<br />
Bürden, noch auch mit übermässig <strong>und</strong> unzeitig Saufen, Spihlen.<br />
Tanzen oder anderer Schwärmerei': ärgerlicher Mässigung bevorab<br />
unter denen gewöhnl.n Gottesdiensten entheyliget [werden] -<br />
demnächst auch die Kirchen <strong>und</strong> Gotteshäuser etwan durch ausgelassen-<br />
<strong>und</strong> Ungezogenheit der Jugend - oder ander gott <strong>und</strong> ihres<br />
Seelen Heyl vergessenen Böswicht mit ärgert Schwätzen, Trucken<br />
<strong>und</strong> Stossen. noch in anderer Weise <strong>und</strong> Manier entunehrt [werden]».<br />
587) LLA RA 21/27: Bürgermeister <strong>und</strong> Räte der Stadt Feldkirch<br />
informieren OA über Klagen des Faktors; Schreiben datiert vom<br />
6. April 1789.<br />
588) LLA RA 21/35: OA an Richter <strong>und</strong> Geschworene in Balzers:<br />
Ungeachtet des heutigen Feiertags sollen die Früchte spediert<br />
werden, 22. Juli 1789. Das OA entsprach einem Ansuchen des<br />
DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />
LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />
Baptist Kienz aus Lauterach, der für einen dringenden Warentransport<br />
verantwortlich war.<br />
589) LLA RA 21/36: OA an Pfarrer Christoph Stöckler in Balzers: Er<br />
solle seinen Pfarrkindern erlauben, dass sie am heutigen Tag fahren<br />
dürfen, damit die Früchte nicht verspätet <strong>und</strong> beschädigt ankommen,<br />
22. Juli 1789.<br />
590) Siehe auch: S<strong>im</strong>onett, Verkehrserneuerung in Graubünden,<br />
S. 12.<br />
109
GESETZLICHE BESTIMMUNGEN WERDEN<br />
UNTERSCHIEDLICH INTERPRETIERT<br />
In Bezug auf Auslegung der gemeinsam vereinbarten<br />
Ordnungen gab es <strong>im</strong>mer wieder Streit<br />
zwischen Liechtenstein <strong>und</strong> Österreich. Besonders<br />
umstritten war die Frage, ob <strong>und</strong> für wen die Rodordnung<br />
auf der von Bregenz ausgehenden Rheinstrasse<br />
sowie auf der Arlbergstrasse denn nun<br />
gelten sollte.<br />
In einem Schreiben vom 27. Mai 1790 behauptete<br />
das Vogteiamt in Feldkirch, die Rodordnung von<br />
1781 würde nur für Transporte gelten, die von Lindau<br />
her bis Fussach auf dem Schiff <strong>und</strong> nachher<br />
auf dem Landweg weiter via Lustenau, Hohenems<br />
nach Feldkirch gelangten. Hingegen seien, so das<br />
Vogteiamt, die von Bregenz kommenden Waren<br />
nicht der Rodordnung unterworfen. Das Vogteiamt<br />
berief sich dabei auf Artikel 7 des besagten Vergleichs<br />
von 1781, welcher den Stracksverkehr von<br />
Fussach bis Chur regelte. (Die von Lindau ausgehenden<br />
Transporte bestanden hauptsächlich aus<br />
deutschen sowie - in entgegengesetzter Richtung -<br />
aus italienischen Waren.) Daraus leitete das Vogteiamt<br />
ab, dass der von Bregenz aus gehende Warenverkehr<br />
von dieser Ordnung nicht betroffen <strong>und</strong><br />
daher völlig frei wäre. 591<br />
Das Oberamt entgegnete<br />
sogleich, dass das so nicht st<strong>im</strong>mte <strong>und</strong> zitierte<br />
u. a. Artikel 7 der Ordnung von 1696, wonach alle<br />
Kaufmannsgüter <strong>und</strong> Früchte der Rod unterworfen<br />
waren. 592<br />
Eine Ausnahme bildete lediglich das über<br />
den Arlberg transportierte Salz sowie die für den<br />
eigenen Hausgebrauch beförderten Waren. 593<br />
Weiters<br />
beharrte das Oberamt auf dem Territorialprinzip.<br />
Folglich betonte das Oberamt Vaduz in einem<br />
weiteren Schreiben an das Vogteiamt Feldkirch:<br />
«Der Gr<strong>und</strong>satz, dass die neue Rodordnung de<br />
anno 1781 nur allein die Strass von Fussach bies<br />
Feldkirch, <strong>und</strong> die von Feldkirch durchs Fürstenthum<br />
Liechtenstein!,] keineswegs aber die von Bregenz<br />
nachher Feldkirch zum Gegenstand gehabt<br />
habet,] gehört alle mal nicht anher; denn das hiesige<br />
Oberamt hat sich ganz allein über die Strass<br />
von Feldkirch durchs Fürstenthum Liechtenstein<br />
einlassen können. ... ob auf der Strasse von Bre<br />
110<br />
genz <strong>und</strong> Fussach bies Feldkirch eine oder keine<br />
Rhod eingeführt ist, das hat das hiesige Oberamt<br />
gar nichts beriehret.» 594<br />
Bezüglich Güterverkehr über den Arlberg berief<br />
sich das Vogteiamt Feldkirch auf Artikel 5 des Vergleichs<br />
von 1704. Dieser besagte, dass alles über<br />
den Arlberg kommende Salz <strong>und</strong> Kaufmannsgut<br />
von der Rod befreit war. 595<br />
Die Behörden in Vaduz<br />
verwiesen hier jedoch auf den Zusatz, welcher lautete,<br />
dass die Best<strong>im</strong>mungen jener Ordnung «nicht<br />
[für] ewig», sondern nur solange gelten würden,<br />
bis eine spätere, bessere, den veränderten Zeitumständen<br />
angepasste Ordnung eingeführt sei. 596<br />
In<br />
diesem Zusammenhang wies das Oberamt darauf<br />
hin, dass sich die Zeiten inzwischen doch geändert<br />
hatten: Es wurden neue Strassen gebaut; der <strong>im</strong><br />
Jahre 1704 noch bestehende Saumverkehr über<br />
den Arlberg sei nun durch den Fuhrverkehr abgelöst<br />
worden; heute könne man «mit zwey Pferden<br />
mehrer fortbringen als damals mit sechsen»;<br />
die Reisezeit wurde ebenfalls verkürzt <strong>und</strong> so komme<br />
man «in einem Tag weiters als ehemals in vieren.»<br />
Das Oberamt Vaduz zog aus all diesen Fakten<br />
den Schluss, dass die Rodordnung von 1704 <strong>im</strong><br />
ausgehenden 18. Jahrh<strong>und</strong>ert «keine billige Richtschnur<br />
mehr auf itzige Zeiten» sein konnte. 597<br />
-<br />
Leider jedoch wurde das Problemfeld des Arlbergverkehrs<br />
in den späteren Rodordnungen des 18.<br />
Jahrh<strong>und</strong>erts (die das Fürstentum Liechtenstein<br />
betrafen) nicht mehr angesprochen <strong>und</strong> schon gar<br />
nicht neu geregelt. (Diese Ordnungen von 1756,<br />
1765, 1781, 1782 <strong>und</strong> 1785 befassten sich lediglich<br />
mit der Regelung des Nord-Süd-Verkehrs auf der<br />
durch Graubünden, Liechtenstein <strong>und</strong> Österreich<br />
führenden Rheintalstrasse.) Die österreichischen<br />
Behörden hatten bezüglich Arlbergverkehr das<br />
Recht auf ihrer Seite, wenn sie sich hierbei auf<br />
Artikel 5 der Ordnung von 1704 beriefen (der ja nie<br />
ausdrücklich abgeändert oder ausser Kraft gesetzt<br />
wurde).
ÖSTERREICHISCHE FUHRLEUTE MISS-<br />
ACHTEN DIE RODORDNUNG<br />
Im Februar 1789 unternahm der Feldkircher Spediteur<br />
Peter Joseph Leone 598<br />
einen Einzelvorstoss<br />
zur Aushöhlung des Rodwesens. Er bat den Fürsten<br />
von Liechtenstein um die Gewährung von<br />
exklusiven Transportrechten. Leone wollte einmal<br />
wöchentlich mit einer nicht begrenzten Anzahl<br />
Stracksfuhrwerken durch <strong>liechtenstein</strong>isches Gebiet<br />
passieren. Nach eigenen Angaben 599<br />
hatte er<br />
gute Kontakte zu italienischen, bündnerischen,<br />
schweizerischen <strong>und</strong> tirolerischen Handels- <strong>und</strong><br />
Speditionshäusern, <strong>und</strong> es wäre ihm dadurch gelungen,<br />
beträchtliche Güter (u. a. Seide) über die<br />
neu errichtete Arlbergstrasse 600<br />
zu locken. Das<br />
Oberamt in Vaduz allerdings empfahl dem Fürsten,<br />
dieses Gesuch abzulehnen. Dies aus zwei Gründen:<br />
erstens, weil «die Spedition des Leone so beträchtlich<br />
nicht [sei]» <strong>und</strong> zweitens, weil eine Bewilligung<br />
dieses Ansuchens andere Händler zur Nachahmung<br />
ermuntern könnte. Falls noch mehr Spediteure<br />
eine Befreiung von der Rod beantragten,<br />
so würde die Rod «gänzlfich] über den Haufen<br />
[gelworfen». 601<br />
Die Vaduzer Behörden sicherten zu,<br />
dafür so zu sorgen, dass die Waren von Spediteur<br />
Leone gemäss Rodordnung korrekt transportiert<br />
werden, so dass dieser keinen Gr<strong>und</strong> zur Klage haben<br />
werde.<br />
Peter Joseph Leone stand offenbar in Kontakt<br />
mit mindestens einem Fuhrmann <strong>im</strong> Liechtensteiner<br />
Unterland. In einem an Landvogt Menzinger<br />
gerichteten Schreiben vom 5. Mai 1789 erwähnte<br />
er Johann Batliner 602<br />
aus Aspa, welchen er beauftragt<br />
hatte, seine «äusserst pressante ... Waar, die<br />
morgen absolute in Chur sein soll» zu laden <strong>und</strong><br />
dorthin zu führen. Leone wies darauf hin, dass<br />
diese Waren auf der Rod erst in vier Tagen in Chur<br />
ankommen würden. Besagter Johann Batliner würde<br />
sich nun weigern, diese Güter zu transportieren,<br />
da er Angst vor einer obrigkeitlichen Bestrafung<br />
hätte. Leone versuchte erfolglos, Landvogt Menzinger<br />
zu einer Ausnahmebewilligung für diese<br />
Fuhr zu bewegen. 603<br />
Bereits <strong>im</strong> erwähnten Schreiben,<br />
das dem Fürsten die Ablehnung des Gesuches<br />
DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />
LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />
empfohlen hatte, argwöhnte das Oberamt, dass der<br />
Feldkircher Spediteur nur <strong>im</strong> Auftrag des Johann<br />
Batliner handeln würde, <strong>und</strong> dass letzterer «sich<br />
biesher der Rhode beständig entgegen gesetzet<br />
hat». 604<br />
Am 6. Mai 1790 schliesslich informierte<br />
das Oberamt den Spediteur Leone, dass sein Gesuch<br />
vom Fürsten abgelehnt worden war. 605<br />
Landvogt Menzinger schrieb <strong>im</strong> Auftrag des<br />
Oberamtes regelmässig (teils recht ausführliche)<br />
Berichte an die Hofkanzlei in Wien, die manchmal<br />
sehr aufschlussreich über die aktuelle Situation <strong>im</strong><br />
Rodwesen berichteten. Die wichtigsten Passagen<br />
eines besonders wertvollen Dokuments sind <strong>im</strong><br />
Anhang (vgl. S. 163) wiederzugeben. 606<br />
Mit diesem<br />
sehr umfangreichen an den Landesfürsten adressierten<br />
Bericht umriss das Oberamt überblicksmäs-<br />
591) LLA RA 21/100: Vogteiamt an OA.<br />
592) LLA RA 21/104: OA an Vogteiamt Feldkirch. 5. Juni 1790.<br />
593) Ebenda. Zum Streit betreffend Güterverkehr über den Arlberg<br />
siehe weiter unten.<br />
594) LLA RA 21/155: OA an Vogteiamt Feldkirch, 5. Februar 1791.<br />
595) LLA RA 21/113, 30. Juni 1791.<br />
596) Ebenda. - Vgl. auch: LLA RA 20/18.<br />
597) Ebenda.<br />
598) Peter Joseph Leone (1722-1801), erfolgreicher Fabrikant,<br />
wurde am 4. Januar 1768 zum Feldkircher Stadtammann gewählt.<br />
Er kämpfte in dieser Position gegen die Zentralisierungsbestrebungen<br />
der Habsburger <strong>und</strong> für die alten Rechte der Stadt Feldkirch.<br />
Er wohnte in Feldkirch, Schmiedgasse, Haus Nr. 12.<br />
599) LLA RA 21/5: Schreiben von Peter Joseph Leone: datiert vom<br />
2. Februar 1789.<br />
600) Die Erbauung der Arlbergstrasse wurde 1782 beschlossen.<br />
1785 erfolgte ein (provisorischer) Teilausbau, 1824 stellte man die<br />
Strasse endgültig fertig. - Siehe auch: Bernhard, Vorarlberg<br />
1789-1801, S. 321.<br />
601) LLA RA 21/6: OA an Fürst, mit Beilage eines Auszugs aus dem<br />
Protokoll der Rodkonferenz in Feldkirch von 1781, o. D., aber sicher<br />
1789.<br />
602) Zu Johann(es) Batliner vgl. auch S. 89 sowie Anmerkung 469.<br />
603) LLA RA 21/30: Leone an Menzinger, 5. Mai 1789.<br />
604) LLA RA 21/6: Johann Batliner war «die einzige Triebfeder<br />
dieses Ansuchens».<br />
605) LLA RA 21/31, 6. Mai 1789.<br />
606) LLA RA 21/68. OA an Fürst, 10. Februar 1 790.<br />
111
sig die vielseitige Problematik <strong>im</strong> Rodwesen aus<br />
<strong>liechtenstein</strong>ischer Sicht. Einzelne wichtige Punkte<br />
seien hier zusammengefasst: Das Oberamt bek<strong>und</strong>ete<br />
ein starkes Misstrauen gegenüber österreichischen<br />
Amtsstellen (Vogteiamt Feldkirch <strong>und</strong> Kreisamt<br />
Bregenz). Diese würden aktiv auf die Zerstörung<br />
der Rodordnung hinwirken. Wenn schon<br />
die österreichischen Fuhrwerke den (keineswegs<br />
bequemeren) Weg über die Schweiz nähmen, so<br />
wäre es besser, die Rodordnung gänzlich aufzuheben,<br />
da die <strong>liechtenstein</strong>ischen Untertanen nun sowieso<br />
die Verdienstmöglichkeiten <strong>im</strong> Fuhrwesen<br />
verloren hätten. Trotzdem betonte das Oberamt<br />
sein Interesse an der Aufrechterhaltung des Rodwesens,<br />
da es für die Untertanen die beste Verdienstmöglichkeit<br />
darstellte <strong>und</strong> zudem eine protektionistische<br />
Funktion gegenüber österreichischen<br />
Kaufleuten, Fuhrleuten <strong>und</strong> Wirten ausübte.<br />
Aus dem Bericht spricht auch eine gewisse Angst<br />
vor Unruhen, weil das Oberamt - <strong>im</strong> Falle einer<br />
Preisgabe der Rodrechte - eine Sündenbockrolle<br />
übernehmen müsste <strong>und</strong> sich mit einem massiven<br />
Volkszorn konfrontiert sähe. - Die Hofkanzlei Wien<br />
antwortete auf diesen Bericht aus Vaduz, dass die<br />
Einhaltung der Rodordnung weiterhin oberste Priorität<br />
haben müsse: «Das Oberamt hat demnach<br />
ohne Weiteres sein Recht zu gebrauchen, <strong>und</strong> mittels<br />
zu verfügender Abladung <strong>und</strong> Ausspannung<br />
einiger die Rodordnung verletzender Fuhrwerke<br />
ein paar ernstliche Beispiele aufzustellen, sohin<br />
den Erfolg abzuwarten, <strong>und</strong> seinerzeit wieder einzuberichten.»<br />
607<br />
Um das Spannnungsfeld zwischen dem Feldkircher<br />
Faktor, den lokalen Rodmeistern <strong>und</strong> den<br />
Fuhrleuten genauer auszuleuchten, ist es lohnend,<br />
ein paar Jahre zurückzublenden. Vom 24. Januar<br />
1787 datiert ein ausführlicher, an das Oberamt in<br />
Vaduz adressierter Bericht des Feldkircher Hausmeisters<br />
Georg Anton Bachmann. 608<br />
Gemäss diesem<br />
Schreiben, das <strong>im</strong> Anhang (siehe S. 164) auszugsweise<br />
<strong>im</strong> Wortlaut abgedruckt ist, wurde Faktor<br />
Bachmann für seine verantwortungsvolle Arbeit<br />
- er verwaltete jährlich grosse Geldsummen -<br />
schlecht bezahlt. (Bachmann nannte keine Zahlen.)<br />
Er gab seiner Enttäuschung Ausdruck über den<br />
112<br />
Grossteil der Richter <strong>und</strong> Rodmeister, die seiner<br />
Ansicht nach nur den eigenen Gewinn sehen würden.<br />
Seinem Aufgebot zur Rodfuhr wurde - wie in<br />
zwei Fällen geschildert - keine pünktliche Folge<br />
geleistet. Bachmann nahm allerdings die Fuhrleute<br />
in Schutz. Die Einhaltung der Rodordnung sei<br />
schwierig geworden, da so viele Güter ausserhalb<br />
der Rod durchgeführt würden. Durch die Eröffnung<br />
der Arlbergstrasse hätten sich die Chancen für den<br />
Rodverkehr noch zusätzlich verschlechtert. Obwohl<br />
Bachmann (nach eigener Aussage) durch Missachtung<br />
der Ordnung bessere Verdienstmöglichkeiten<br />
hätte, sicherte er dem Rodwesen weiterhin seine<br />
Unterstützung zu.<br />
Das Jahr 1789 erbrachte eine Klage seitens der<br />
österreichischen Kornhändler sowie eine Gegenklage<br />
aus Liechtenstein. Es ging wiederum um Verstösse<br />
gegen die Rodordnung sowie um die unzuverlässige<br />
Beförderung von Rodwaren durch <strong>liechtenstein</strong>ische<br />
Fuhrleute. Der Balzner Hausmeister<br />
Egidius Nipp <strong>und</strong> sein Vorgänger Joseph Leonz<br />
hatten bestätigt, dass sie schriftliche Quittungen<br />
über zu spät gelieferte, beschädigte oder verschollene<br />
Waren ausstellten. Das Oberamt in Vaduz liess<br />
am 11. März verlauten, dass die Kornhändler ihre<br />
Klage innert 14 Tagen bei ihnen schriftlich einreichen<br />
müssten. Vaduz sicherte den Österreichern<br />
auch zu, dass Unordnungen <strong>im</strong> Rodwesen künftig<br />
abgestellt würden <strong>und</strong> dass Warentransporte künftig<br />
korrekt gemäss den vereinbarten Ordnungen<br />
vonstatten gehen sollten. Das Oberamt versprach<br />
ferner den Klägern Genugtuung, sofern ihre Klagen<br />
berechtigt wären.<br />
Es wäre naiv, zu glauben, dass das Oberamt in<br />
dieser Angelegenheit eine neutrale Behörde sein<br />
konnte, die eine gewisse Schiedsrichterfunktion<br />
hätte übernehmen können. Das Oberamt in Vaduz<br />
war natürlich der einen Seite, nämlich den einhe<strong>im</strong>ischen<br />
Fuhrleuten, verpflichtet <strong>und</strong> ergriff folglich<br />
deren Partei. Die Beamten in Vaduz warfen<br />
607) LLA RA 21/77: HKW an OA. 27. Febr. 1790, präsentiert am<br />
7. März 1790.<br />
608) LLA RA 20/43.
-tili** //'rv/H^Cii^-t. j
insbesondere dem Kornhändler Johann Baptist<br />
Kienz aus Lauterach vor, gegen die bestehende<br />
Ordnung mehrmals <strong>und</strong> bewusst Verstössen zu<br />
haben. Er fuhr, so ein oberamtliches Schreiben<br />
vom März 1789, <strong>im</strong> vergangenen Winter dre<strong>im</strong>al<br />
nacheinander ohne Erlaubnis mit Früchten durch.<br />
Kienz hätte den Pferden die Rollen 609<br />
abgenommen<br />
<strong>und</strong> er wäre jeweils in der Nacht durchgefahren.<br />
Das Oberamt berief sich auf den Weggeldeinzieher<br />
Johann Georg Matt als Zeugen. 610<br />
Das Vogteiamt Feldkirch informierte am 31.<br />
März 1789 die Behörden in Vaduz über verschiedene<br />
Klagen der Kornhändler Johann Baptist Kienz<br />
<strong>und</strong> Leonhard Eberle gegen das Land Liechtenstein.<br />
Kienz hatte bereits am 11. März geklagt, dass<br />
die ihm abgeladenen zwei Malter Früchte ordnungswidrig<br />
zu einem schlechten Preis (geringerer<br />
Betrag als der Einkaufspreis in Bregenz) verkauft<br />
worden wären. Er beteuerte, dass er das Korn nur<br />
bis Nendeln führen wollte, von wo aus es dann<br />
durch Johann Batliner 611<br />
aus Aspa weiter befördert<br />
werden sollte. Kienz wäre - so betonte er - nicht<br />
einmal bis Nendeln gefahren, sofern ein <strong>liechtenstein</strong>ischer<br />
Fuhrmann verfügbar gewesen wäre,<br />
der nach Feldkirch hätte kommen können, um dort<br />
zu laden <strong>und</strong> mit den Gütern wieder zurückzufahren.<br />
Johann Baptist Kienz kritisierte aber in erster<br />
Linie, dass von <strong>liechtenstein</strong>ischen Fuhrleuten<br />
übernommene Transportarbeiten schlecht ausgeführt<br />
wurden: Die Wagen würden bei Wind <strong>und</strong><br />
Regen stehen gelassen, während die Fuhrleute die<br />
längste Zeit <strong>im</strong> Wirtshaus sässen. Die Waren würden<br />
so verderben oder verloren gehen. Kienz bezifferte<br />
den dabei entstandenen Schaden auf 300 Gulden.<br />
- Leonhard Eberle beschwerte sich ebenso<br />
über einen mangelhaft ausgeführten Transport:<br />
Für die Vaduzer Mühle best<strong>im</strong>mtes Korn wurde offenbar<br />
nur bis Nendeln geführt; trotzdem aber<br />
würden die Fuhrleute den Lohn für die gesamte<br />
Strecke Feldkirch - Vaduz fordern. Beide Kornhändler,<br />
Kienz <strong>und</strong> Eberle, bestritten den Vorwurf<br />
der Liechtensteiner Rodfuhrleute, dass man diesen<br />
für Korntransporte schlechte, mit Heu verstopfte<br />
Säcke mitgegeben hatte. Die zwei Kornhändler<br />
gaben sogar zu Protokoll, dass neue Säcke verwen<br />
114<br />
det wurden. Die Schuld lag, so Kienz <strong>und</strong> Eberle,<br />
bei den Fuhrleuten selbst, welche aus Unachtsamkeit<br />
teils ganze Säcke verschüttet hätten. 612<br />
Die<br />
Kornhändler könnten bei so einer schlechten Rodordnung<br />
nicht mehr bestehen <strong>und</strong> sie wären deshalb<br />
gezwungen, die Strasse durch Liechtenstein<br />
vollends zu verlassen <strong>und</strong> die Waren auf der<br />
Schweizer Seite durchzuführen.<br />
Die beiden Landammänner von Schellenberg<br />
<strong>und</strong> Vaduz kommentierten diese Vorwürfe <strong>und</strong><br />
Ereignisse wie folgt: In einem an das Oberamt gerichteten<br />
Brief vom 19. Mai 1789 nahmen Franz<br />
Joseph Nescher 613<br />
<strong>und</strong> Lorenz Tschetter die <strong>liechtenstein</strong>ischen<br />
Fuhrleute gegenüber den österreichischen<br />
Klägern in Schutz. Die Fuhrleute aus<br />
Liechtenstein konnten - so Nescher <strong>und</strong> Tschetter -<br />
nicht für verspätete Warentransporte verantwortlich<br />
gemacht werden, da oft sogar die Kornhändler<br />
die Güter nicht rechtzeitig <strong>im</strong> Kaufhaus in Feldkirch<br />
ablieferten. Durch Schlampereien des dortigen<br />
Hausmeisters würde es zu zusätzlichen Verzögerungen<br />
kommen. Ausserdem würde er die<br />
Fuhrleute zu kurzfristig für Warentransporte aufbieten.<br />
- Flier bezogen sich die Landammänner auf<br />
ein Ereignis <strong>im</strong> Januar 1789. Damals hatten die<br />
Fuhrleute ein Aufgebot aus Feldkirch zur Rodfuhr<br />
am späten Abend 614<br />
erhalten <strong>und</strong> sie hätten anderntags<br />
bereits um 9 Uhr in Balzers sein sollen.<br />
Ansonsten würde ihnen kein Fuhrlohn ausbezahlt.<br />
Infolge «sehr rauher» Witterung waren diese Fuhrleute<br />
gezwungen, in Schaan einen Vorspann mit<br />
fremden Pferden zu nehmen. 615<br />
- Die beiden Landammänner<br />
teilten ferner die Behauptung der<br />
Liechtensteiner Fuhrleute, dass die Rodgüter oft in<br />
schlechten, mit Heu verstopften Säcken, befördert<br />
wurden. Verantwortlich dafür war demnach der<br />
Hausmeister in Feldkirch, welcher den Fuhrleuten<br />
die Früchte in diesen schlechten Säcken zur weiteren<br />
Beförderung übergeben hatte.<br />
Zur Abwendung von weiteren Anständen <strong>im</strong><br />
Rodwesen ersuchte das Oberamt die Stadt Feldkirch<br />
bereits <strong>im</strong> Januar 1789, vorgedruckte Rodpolicen<br />
(Frachtbriefe) mit handschriftlich eingetragenen<br />
Angaben über Art <strong>und</strong> Menge der beförderten<br />
Güter austeilen zu lassen. Die Behörden in
Feldkirch waren mit diesem Vorschlag einverstanden,<br />
wollten aber, dass Liechtenstein die Druckkosten<br />
übernahm. Im Juni schliesslich überwies das<br />
Oberamt den Betrag von drei Gulden für h<strong>und</strong>ert<br />
Stück gedruckte Policen an die Stadt Feldkirch. 616<br />
Ein ähnlicher Vorstoss (zur Einführung von Rodpolicen)<br />
an die Adresse der Stadt Maienfeld scheiterte<br />
<strong>im</strong> Herbst desselben Jahres. Auf ein oberamtliches<br />
Schreiben antworteten die Maienfelder Behörden,<br />
dass es bei ihnen nicht üblich sei, Frachtbriefe auszustellen.<br />
Die Einführung von Rodpolicen wäre zu<br />
teuer <strong>und</strong> ausserdem würde die Stadt Chur für die<br />
aus Maienfeld kommenden Fuhren ebenfalls keine<br />
Frachtbriefe ausstellen. 617<br />
- Die Antwort aus Maienfeld<br />
kam erst fünf Wochen später. Dies lässt darauf<br />
schliessen, dass die bündnerischen Nachbarn<br />
kein Interesse hatten, in dieser Frage den Liechtensteinern<br />
entgegen zu kommen.<br />
In der Zwischenzeit war es zu einem erneuten<br />
Konflikt zwischen Liechtenstein <strong>und</strong> dem Feldkircher<br />
Hausmeister gekommen. Der Feldkircher Faktor<br />
Georg Anton Bachmann berichtete am Montag,<br />
den 12. Oktober 1789 dem Oberamt, dass er am<br />
Samstag 43 schwere Malter an Glarner Korn erhalten<br />
hatte, welche an jenem Montag in Trübbach<br />
hätten sein sollen. Wegen ungünstiger Witterung<br />
war es, so Bachmann, nicht möglich gewesen, diese<br />
Früchte sofort zu verschicken. Schliesslich hatte<br />
er erfolglos auf Sonntagabend, 6 Uhr, fünf Fuhrwerke<br />
aus Ruggell nach Feldkirch beordert. Er<br />
drohte damit, Fuhrleute aus Göfis mit dem Transport<br />
dieser Waren zu beauftragen, sofern die Ruggeller<br />
nicht pünktlich in Feldkirch zur Stelle<br />
wären. 618<br />
Das Oberamt vernahm in dieser Angelegenheit<br />
Richter Franz Joseph Oehry aus Ruggell.<br />
Dieser liess verlauten, dass Faktor Bachmann das<br />
Aufgebot für den Abend erst am Nachmittag gemacht<br />
hätte. Richter Oehry wies auf das für <strong>liechtenstein</strong>ische<br />
Fuhrleute geltende Sonntagsfahrverbot<br />
hin. Die Ruggeller Fuhrleute wären hingegen<br />
bereit gewesen, die Transporte in der Nacht auf<br />
Montag durchzuführen. Es erging unverzüglich<br />
eine oberamtliche Protestnote an Faktor Bachmann<br />
in Feldkirch. Dieser hätte die Ruggeller<br />
Fuhrleute absichtlich auf einen Sonntag <strong>und</strong> zeit<br />
DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />
LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />
lich so knapp bestellt. Er wollte (gemäss oberamtlichem<br />
Urteil) damit nur erreichen, dass diese Fuhrleute<br />
den besagten Transport nicht übernehmen<br />
konnten. Überhaupt, so argwöhnte das Oberamt,<br />
arbeitete Bachmann nur darauf hin, den <strong>liechtenstein</strong>ischen<br />
Fuhrleuten das Rod<strong>fuhrwesen</strong> als Verdienstquelle<br />
gänzlich zu entziehen. 619<br />
Ein weiteres Problemfeld war infolge permanenter<br />
Übertretung der Rodordnung durch Fuhrleute<br />
aus dem Grossraum Feldkirch entstanden.<br />
Ein oberamtliches Schreiben vom 29. August 1789<br />
nannte als Übeltäter die Brüder Christian <strong>und</strong><br />
Flansjörg Pümpel aus Tisis sowie Makary Wohlwend<br />
aus Feldkirch. 620<br />
Den Gebrüdern Pümpel<br />
würde vorgeworfen, Früchte zu führen, obwohl<br />
ihnen bloss der Transport von Stückwaren bis<br />
Chur zustehen würde. Makary Wohlwend hingegen<br />
durfte Früchte transportieren, er unterliess es<br />
609) Pferdeschelle; kugelförmige Schelle mit einer beweglichen<br />
Kugel darin. Sie wurde auch als Türschelle verwendet. - Vgl.:<br />
Gr<strong>im</strong>m, Wörterbuch, Bd. 14. Sp. 1140.<br />
610) LLA RA 21/19: Oberamtliches Schreiben vom 11. März 1789.<br />
611) Zu Johann(es) Batliner siehe auch S. 89 sowie Anmerkung 469.<br />
612) LLA RA 21/36: Der Inhalt der Säcke teils ganz, teils zu 1.5<br />
Viertel verschüttet.<br />
613) Franz Joseph Näscher (Nescher) aus Gamprin (1745-1810),<br />
verheiratet mit Katharina Matt (1742-1812), Landammann von 1791<br />
bis 1803 (Angabe nach: Kaiser, Johann Baptist Büchel. S. 566). Ein<br />
Teil seiner Nachkommenschaft erwarb durch Kauf 185.3 das Bürgerrecht,<br />
von Mauren; vgl.: Stammbuch Mauren-Schaanwald. S. 141.<br />
614) LLA RA 21/32: «am Abent nachts».<br />
615) Ebenda. Trotz dieser Verstärkungsmassnahme gestaltete sich<br />
die Weiterfahrt äusserst schwierig.<br />
616) Mehrere Schreiben: LLA RA 21/13, LLA RA 21/15, LLA RA<br />
21/22, LLA RA 21/33-34.<br />
617) LLA RA 21/42: OA an Stadt Maienfeld, 29. August 1789. - LLA<br />
RA 21/43: Antwort aus Maienfeld vom 23. September 1789 gemäss<br />
altem Kalender bzw. 4. Oktober 1789 gemäss neuem Kalender. - Im<br />
Gegensatz zu Liechtenstein <strong>und</strong> Feldkirch verwendeten die Behörden<br />
in Graubünden teils noch bis 1812 den alten julianischen<br />
Kalender; vgl.: Grotefend. S. 27).<br />
618) LLA RA 21/44: Bachmann an OA, 12. Oktober 1789.<br />
619) LLA RA 21/46: OA an Faktor Bachmann in Feldkirch, 14. Oktober<br />
1789.<br />
620) LLA RA 21/40: OA an Magistrat Feldkirch, 29. August 1789.<br />
115
aber, diese Früchte ordnungsgemäss <strong>im</strong> Schaaner<br />
Kaufhaus abzuladen. Diese ordnungswidrigen<br />
Transporte durch Liechtenstein erfolgten jeweils<br />
nachts. 621<br />
Das Oberamt setzte sich sogleich mit den<br />
Feldkircher Amtsstellen in Verbindung, <strong>und</strong> zwar<br />
mit dem Vogteiamt (bezüglich den Gebrüdern Pümpel)<br />
<strong>und</strong> dem Magistrat (bezüglich Makary Wohlwend).<br />
Das erste an die Behörden in Feldkirch<br />
gerichtete Schreiben vom 29. August blieb unbeantwortet.<br />
Gleichzeitig wurde dem Hausmeister in<br />
Balzers - ebenso erfolglos - befohlen, den Gebrüdern<br />
Pümpel <strong>und</strong> dem Makary Wohlwend für unerlaubte<br />
Transporte keine Frachtbriefe mehr auszustellen.<br />
622<br />
Deshalb sah sich das Oberamt veranlasst,<br />
am 5. Dezember nochmals ein Schreiben an<br />
die beiden Feldkircher Amtsstellen sowie an den<br />
Balzner Hausmeister zu richten. 623<br />
Im Namen seines Vaters Leonz Frick nahm<br />
Franz Anton Frick am 11. Dezember 1789 zu den<br />
beiden oberamtlichen Schreiben Stellung. Gemäss<br />
seiner Aussage fuhren die verdächtigten Fuhrleute<br />
<strong>im</strong> Zeitraum August bis Dezember nur ein einziges<br />
Mal nachts mit Früchten nach Maienfeld. 624<br />
Am<br />
17. Dezember folgte dann ein Schreiben der Stadt<br />
Feldkirch mit der Versicherung, dass sie Makary<br />
Wohlwend für sein rodwidriges Verhalten gerügt<br />
hatten. Gleichzeitig bekräftigten die Feldkircher<br />
Behörden ihre Absicht, sich auch weiterhin für die<br />
Aufrechterhaltung des Rodwesens einzusetzen. 625<br />
Die obige Aussage von Franz Anton Frick Iässt<br />
zwei mögliche Schlussfolgerungen zu: Entweder<br />
bemerkten der Balzner Hausmeister <strong>und</strong> sein Sohn<br />
die österreichischen Fuhrleute bei ihren nächtlichen<br />
Fahrten durch Balzers oft gar nicht, oder sie<br />
ahndeten diese Verstösse gegen die Rodordnung<br />
nur äusserst lasch, was dem Balzner Hausmeister<br />
aber den Verdacht der Komplizenschaft mit den<br />
österreichischen Fuhrleuten eingehandelt hätte.<br />
Als wahrscheinlich gilt, dass die Anzahl der rodwidrigen<br />
Fuhren durch Liechtenstein <strong>im</strong>mer mehr<br />
zunahm; das Oberamt in Vaduz erhob in den<br />
darauf folgenden Jahren erneut Vorwürfe an die<br />
Adresse dieser <strong>und</strong> anderer Kornhändler <strong>und</strong><br />
Fuhrleute aus Österreich. Darüber wird später<br />
noch zu berichten sein.<br />
116<br />
Inzwischen wurden auch schon <strong>liechtenstein</strong>ische<br />
Verstösse gegen das Rodwesen gemeldet. 626<br />
Die Nichtbeachtung der Rodordnung durch <strong>liechtenstein</strong>ische<br />
Fuhrleute war vermutlich eine direkte<br />
Reaktion auf das Verhalten österreichischer<br />
Fuhrleute. Bereits <strong>im</strong> Januar 1790 beklagten sich<br />
Landammann Nescher, der Ruggeller Richter Franz<br />
Joseph Oehry sowie Rochus Fehr aus Eschen 627<br />
über Einhe<strong>im</strong>ische, die sich Verstösse gegen die<br />
Rodordnung zu Schulden kommen Hessen. 628<br />
So<br />
fuhren die Maurer Richter Mathias Marxer <strong>und</strong><br />
Michael Kaiser (ausserhalb der Rod) mit Salz nach<br />
Balzers. Die beiden Nendler Andreas Marxer 629<br />
<strong>und</strong> Michel Straub transportierten auf dieselbe Art<br />
Früchte nach Balzers. - Das Pikante an dieser<br />
Aufzählung ist, dass der Nendler Wirt Andreas<br />
Marxer noch <strong>im</strong> Jahre 1782 zum Oberrodmeister<br />
der Herrschaft Schellenberg best<strong>im</strong>mt worden war<br />
<strong>und</strong> dass nun sogar auch Richter <strong>und</strong> lokale Beamte<br />
der Ordnung <strong>im</strong> Rodwesen keine Beachtung<br />
mehr schenkten. Geschahen diese Übertretungen<br />
der Rodordnung aus purem Eigennutz? Oder war<br />
ihr Handeln nicht auch vom resignativen Gedanken<br />
<strong>und</strong> Glauben geprägt, dass das Rodwesen sowieso<br />
dem Untergang geweiht war?<br />
Auswärtige Spediteure wie Peter Joseph Leone<br />
(Feldkirch) <strong>und</strong> Johann Baptist Bavier (Chur) Hessen<br />
ihre Waren zunehmend ausserhalb der Rod<br />
transportieren. Das Oberamt in Vaduz stellte fest,<br />
dass so die Einführung der gedruckten Rodpolicen<br />
als Massnahme zur Stabilisierung des Rodwesens<br />
nichts mehr taugen konnte. Die <strong>liechtenstein</strong>ischen<br />
Behörden waren aber weiterhin bereit, für das<br />
Rodwesen zu kämpfen <strong>und</strong> sie beschlossen, in dieser<br />
Angelegenheit be<strong>im</strong> Vogteiamt in Feldkirch vorstellig<br />
zu werden. 630<br />
Fast gleichzeitig richtete das Oberamt ein<br />
Schreiben an den Churer Spediteur Johann Baptist<br />
Bavier, da dieser die Absicht hatte, 500 Fass Salz<br />
durch Liechtenstein führen zu lassen mit der ausdrücklichen<br />
Weisung, diese Ware nicht auf die Rod<br />
zu geben. Das Oberamt erinnerte Bavier daran,<br />
dass er an der Konferenz von 1781, an welcher die<br />
neue Rodordnung beschlossen wurde, ebenfalls<br />
anwesend war. Bavier erhielt eine oberamtliche
Verwarnung: Wenn er weiterhin den Plan hätte,<br />
dieses Salz ausserhalb der Rod zu führen, dann<br />
sähe man sich gezwungen, seinen Transport aufzuhalten<br />
<strong>und</strong> ihm die Waren abzuladen. 631<br />
Die<br />
Situation entspannte sich, als wenige Tage später<br />
ein Schreiben des k. u. k. Salzfaktors Karl Christian<br />
Gehring aus Feldkirch eintraf. Dieser schrieb, dass<br />
man die 500 Salzfässer doch auf die Rod geben<br />
würde, obwohl man dazu nicht verpflichtet wäre,<br />
weil das Salz über den Arlberg hergekommen<br />
war. 632<br />
Salzfaktor Gehring erhielt postwendend<br />
eine Antwort aus Vaduz. Landvogt Menzinger stellte<br />
fest, dass alles Salz auf die Rod gehören würde<br />
«es mag herkommen, wo es will». - Hier steht nun<br />
Aussage gegen Aussage. Es kann aber festgehalten<br />
werden, dass Salzfaktor Gehring <strong>im</strong> Recht <strong>und</strong><br />
Landvogt Menzinger <strong>im</strong> Unrecht war. Gehring<br />
konnte sich auf verschiedene (ältere) Rodordnungen<br />
berufen (1660, Punkt 4; 1696, Punkt 7 sowie<br />
1704, Punkt 5). Menzinger hatte vielleicht <strong>im</strong> Auge,<br />
dass in späteren Rodordnungen diese Frage nicht<br />
mehr angesprochen worden war. Wir haben aber<br />
gesehen, dass Best<strong>im</strong>mungen einer alten Ordnung<br />
gr<strong>und</strong>sätzlich in Kraft blieben, sofern sie nicht<br />
durch ein neues Vertragswerk explizit abgeändert<br />
oder aufgehoben wurden.<br />
621) LLA RA 21/41: Actum Liechtenstein, den 29. August 1789.<br />
622) LLA RA 21/39: OA an Hausmeister in Balzers.<br />
623) LLA RA 21/47: OA an Vogteiamt <strong>und</strong> Magistrat in Feldkirch. -<br />
LLA RA 21/48-49: OA an Hausmeister in Balzers.<br />
624) LLA RA 21/50: Oberamtliche Note zur Stellungnahme des<br />
Balzner Hausmeisters.<br />
625) LLA RA 21/51: Stadt Feldkirch an OA. präsentiert am 20.<br />
Dezember 1 789.<br />
626) CA S U 144, 40/38a, datiert 1786: Sieben Fuhrleute aus<br />
Mauren <strong>und</strong> vier Fuhrleute aus Eschen-Nendeln führten ausserhalb<br />
der Rod Bregenzer Korn. Sie mussten je einen Gulden Geldstrafe<br />
bezahlen. Ausserdem mussten sie zwei Tage unentgeltlich Fuhren<br />
verrichten zum Bau des neuen Pfarrhofes in Mauren.<br />
627) Nachkommen des Richters Rochus Fehr (* 1737: t 1800)<br />
bewirteten das Gasthaus auf Rofaberg (vgl. Eschner Familienbuch.<br />
S. 78-81).<br />
628) LLA RA 21/54: Notiz von Landvogt Menzinger, 13. Januar<br />
1790.<br />
DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />
LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />
629) Zu Andreas Marxer siehe auch S. 89 sowie Anmerkung 468.<br />
630) Ebenda. - LLA RA 21/58: OA an Vogteiamt Feldkirch, datiert<br />
vom 22. Januar 1790.<br />
631) LLA RA 21/55: OA an Spediteur Bavier, datiert vom 18. Januar<br />
1790.<br />
632) LLA RA 21/57: Salzfaktor Gehring an OA, 22. Januar 1790.<br />
117
LIECHTENSTEINISCHE GEGENMASSNAHMEN<br />
GEPLANTE ERRICHTUNG EINER ZUSCHG AN<br />
DER ÖSTERREICHISCHEN GRENZE<br />
Einleitend muss hier vorausgeschickt werden, dass<br />
es in Schaanwald, nahe der österreichischen Grenze,<br />
bereits eine Zuschg gab. 633<br />
Schaanwald wird in<br />
den Rodordnungen jedoch nie als Ablade- beziehungsweise<br />
Umladestation genannt. Deshalb ist<br />
davon auszugehen, dass diese Zuschg eher als Warendepot<br />
für die lokalen Fuhrleute diente. Die <strong>im</strong><br />
folgenden Kapitel dargestellten Bemühungen zielten<br />
deshalb darauf ab, diese Schaanwälder (oder<br />
auch die ebenso bestehende Nendler) Zuschg zu<br />
einer richtigen Abladestation für den Gütertransit<br />
auszubauen.<br />
Gemäss Rodordnung von 1781 konnten österreichische<br />
Fuhrleute mit ihrem Korn <strong>und</strong> Salz bis<br />
Schaan, mit ihren Kaufmannswaren sogar bis Balzers<br />
fahren (vgl. S. 87, Punkt 5). Die <strong>liechtenstein</strong>ische<br />
Hauptstrasse wurde somit von einhe<strong>im</strong>ischen<br />
wie auch von österreichischen Rodfuhrwerken<br />
frequentiert. Folglich teilten beide Seiten den<br />
Verdienst <strong>im</strong> Transportwesen. Zumindest theoretisch<br />
war es auch so. Infolge der andauernden<br />
Missachtung der Rodordnung durch österreichische<br />
Rodfuhrleute gelangte das Oberamt am 14.<br />
April 1790 mit dem Vorschlag an den Fürsten, die<br />
Schaaner Zuschg an die <strong>liechtenstein</strong>isch-österreichische<br />
Grenze zu verlegen. Die Idee war nicht<br />
neu; denn bereits <strong>im</strong> Jahre 1651 hatte der Graf von<br />
Hohenems als damaliger Landesherr von Schellenberg<br />
<strong>und</strong> Vaduz damit gedroht, be<strong>im</strong> Schmelzhof<br />
in Schaanwald eine Zuschg zu errichten (vgl.<br />
S. 72 oben).<br />
Das Oberamt, das nun 1790 diesen Plan auf<br />
«Antrag» der Untertanen erneut aufgriff, 634<br />
argumentierte,<br />
dass eine Abladestation an der Grenze<br />
klare Verhältnisse schaffen würde. Damit wäre <strong>im</strong><br />
Rodwesen eine eindeutige territoriale Abgrenzung<br />
geschaffen. Österreichische Rodfuhrleute müssten<br />
ihre Waren bereits in Schaanwald abladen. Die<br />
Fuhrleute der Herrschaften Vaduz <strong>und</strong> Schellen<br />
118<br />
berg wären die alleinigen Spediteure von Rodgütern<br />
auf <strong>liechtenstein</strong>ischen Strassen.<br />
Die Behörden in Vaduz erhofften sich von einer<br />
solchen Massnahme recht viel: Liechtenstein würde<br />
die alleinige Verfügungsgewalt über den Rodverkehr<br />
auf seinem Territorium gewinnen <strong>und</strong><br />
wäre dadurch nicht mehr auf den «Good-will» der<br />
Österreicher angewiesen. Für die Auszahlung der<br />
Fuhrlöhne wäre nicht mehr der Feldkircher Hausmeister,<br />
sondern eine Amtsstelle in Liechtenstein<br />
zuständig. Ausserdem könnten österreichische<br />
Kornhändler <strong>und</strong> Fuhrleute - gerade weil sie an<br />
der Grenze die Rodwaren abladen müssten - den<br />
<strong>liechtenstein</strong>ischen Fuhrleuten die Arbeit <strong>und</strong> den<br />
Verdienst nicht mehr wegnehmen. Letztere könnten<br />
die Rodgüter an der Grenze laden <strong>und</strong> wären<br />
somit nicht mehr gezwungen, nach Feldkirch zu<br />
fahren, um dort die ihnen zum Transport zustehenden<br />
Waren zu laden.<br />
In einem Schreiben der Hofkanzlei liess der<br />
Fürst aus Wien mitteilen, dass er einer Versetzung<br />
der Schaaner Zuschg an die Grenze nach Schaanwald<br />
(oder auch nach Nendeln) zust<strong>im</strong>men würde,<br />
jedoch müssten seine Untertanen selbst für dabei<br />
entstehende Kosten aufkommen. 635<br />
Im April 1791<br />
wurde erneut der Wunsch nach Errichtung einer<br />
Zuschg in Schaanwald geäussert. 636<br />
Ein <strong>im</strong> Juni<br />
desselben Jahres angefertigtes Gutachten kam aber<br />
zum Schluss, dass dieses Vorhaben mit zahlreichen<br />
Schwierigkeiten verb<strong>und</strong>en sei: Die Abladestation<br />
Schaanwald würde zu nahe bei Feldkirch liegen.<br />
Folglich «würde sich jederman darüber beschwehren,<br />
wenn [er] die Waren [zuerst] in Feldkirch <strong>und</strong><br />
dann an den hiesig. Gränzen in einer halben St<strong>und</strong>,<br />
oder, wenn man den Abstoss naher Nendlen übersetzen<br />
wollte, in einer St<strong>und</strong> wieder abladen sollte».<br />
637<br />
Ausserdem wäre (bei gleichzeitiger Aufhebung<br />
der Schaaner Abladestation) die Strecke von<br />
Schaanwald bis Balzers für diejenigen Fuhrleute,<br />
die nur mit Ochsenzügen unterwegs waren, zu<br />
weit. (Es folgt hier der Hinweis darauf, dass die<br />
Oberländer Fuhrleute «fast lauter» Ochsenzüge<br />
hielten.) 638<br />
Das Projekt scheiterte - vermutlich auch<br />
wegen zu hohen Kosten, die <strong>im</strong> Falle einer Verwirklichung<br />
entstanden wären.
Der Wunsch zur Errichtung einer Abladestation<br />
an der <strong>liechtenstein</strong>isch-österreichischen Grenze<br />
blieb aber auch in den folgenden Jahren bestehen.<br />
So forderten der Unterländer Landammann Johann<br />
Frick <strong>und</strong> Richter Johann Büchel aus Ruggell<br />
<strong>im</strong> Jahre 1808 erneut die vollkommene Abtrennung<br />
Liechtensteins von Österreich in Bezug auf<br />
das Rodwesen. Sie verlangten, dass be<strong>im</strong> Schmelzhof<br />
in Schaanwald oder in Nendeln alle Früchte.<br />
Stückwaren sowie das Salz abgeladen werden. 639<br />
Der geplante Bau einer neuen Zuschg in Schaanwald<br />
oder in Nendeln, womit die bisher bestehende<br />
Abladestation in Schaan zumindest in Frage gestellt<br />
wurde, rief die Gemeinden des Oberlands auf<br />
den Plan. In einem an das Oberamt gerichteten<br />
Schreiben verlangten die Gemeinden Schaan, Triesen<br />
<strong>und</strong> Vaduz die Beibehaltung des Warenabstosses<br />
in Schaan. 640<br />
Die Unterzeichneten stellten fest,<br />
dass ihre Fuhrleute «mit ihren schwachen Ochsenzügen»<br />
nicht <strong>im</strong> Stande wären, in einem Tag<br />
Waren vom Schmelzhof, von Schaanwald oder von<br />
Nendeln aus bis nach Balzers zu bringen. Die aufgewendete<br />
Zeit <strong>und</strong> der dabei gemachte Verdienst<br />
würden in keinem Verhältnis zueinander stehen.<br />
Die drei Oberländer Gemeinden erwähnten auch,<br />
dass sie für den Bau der Landstrasse einen weitaus<br />
grösseren Beitrag als die Unterländer geleistet hätten,<br />
<strong>und</strong> sie verlangten, dass man den Unterländer<br />
Fuhrleuten nicht auf Kosten des Oberlandes entgegen<br />
kommen dürfe. Den Gemeinden des Oberlandes<br />
wäre also mit der Beibehaltung der bisherigen<br />
Rodordnung <strong>und</strong> mit dem Abstoss in Schaan am<br />
besten gedient. 641<br />
Im Jahre 1808 hatte <strong>im</strong> bayerischen Herrschaftsgebiet<br />
- dazu gehörte von 1806 bis 1814<br />
auch Vorarlberg - das Rodwesen aufgehört zu existieren.<br />
Der Rahmen für eine gemeinsame Rodordnung<br />
zwischen der Region Feldkirch <strong>und</strong> Liechtenstein<br />
war damit endgültig nicht mehr gegeben.<br />
Rentmeister Ferdinand Adolf Smieth schlug daher<br />
dem Fürsten vor, die Errichtung einer neuen, nur<br />
das <strong>liechtenstein</strong>ische Territorium betreffenden<br />
Rodordnung in Erwägung zu ziehen. 642<br />
Deshalb<br />
sollte mit der Errichtung einer Zuschg in Schaanwald<br />
nicht mehr länger zugewartet werden. Smieth<br />
DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />
LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />
regte auch die Einrichtung einer Abladestation in<br />
Vaduz an (bei gleichzeitiger Auflösung der Schaaner<br />
Zuschg). Er wollte damit neue Streckenabschnitte<br />
<strong>im</strong> (nunmehr) <strong>liechtenstein</strong>ischen Rodwesen<br />
schaffen: Die erste Etappe umfasste die Strecke<br />
von Schaanwald bis Vaduz. Unterländer Fuhrleute<br />
sollten die Transporte auf dieser Strecke übernehmen.<br />
Von Vaduz aus würden dann Fuhrleute aus<br />
Schaan, Triesen <strong>und</strong> Vaduz diese Waren weiter bis<br />
zur Zuschg in Balzers transportieren. Davon ausgenommen<br />
waren aber Güter, die für den Weitertransport<br />
nach Trübbach best<strong>im</strong>mt waren. Diese<br />
sollten von Vaduz aus direkt bis an das Balzner<br />
bzw. Mälser Rheinufer gebracht werden.<br />
Dieser Vorschlag von Rentmeister Smieth hätte<br />
in der Praxis auch eine Trennung <strong>im</strong> Rodwesen<br />
zwischen Oberland <strong>und</strong> Unterland zur Folge gehabt.<br />
Das lag nicht <strong>im</strong> Interesse der Oberländer<br />
Fuhrleute; denn gemäss einem oberamtlichen Bericht<br />
verwendeten die Gemeinden Schaan, Triesen<br />
<strong>und</strong> Vaduz <strong>im</strong> Jahre 1808 nicht nur «schwache<br />
Ochsenzüge» 643<br />
, sondern besonders auch zwei-<br />
633) Vgl. Ausführungen auf'S. 58 oben.<br />
634) LLA HA 21/83: OA an Fürst, 14. April 1790.<br />
635) LLA RA 21/97: HKW an OA, 1. Mai 1790, präsentiert am 9. Mai<br />
1790.<br />
636) LLA RA 21/166: Oberamtliches Schreiben vom 14. April 1791.<br />
637) LLA RA 21/183: OA an HKW. 8. Juni 1791.<br />
638) Ebenda.<br />
639) LLA RA 21/585: Notiz von Landvogt Menzinger, 20. August<br />
1808.<br />
640) LLA RA 21/586: Unterzeichnet von den Richtern Thomas<br />
Krantz, David Boss <strong>und</strong> Joseph Sprenger. 6. September 1808.<br />
641) Ebenda.<br />
642) LLA RA 21/587. Rentmeister Smieth an Fürst. 13. September<br />
1808.<br />
643) Der Begriff «Ochse» wurde in der Liechtensteiner M<strong>und</strong>art<br />
wenig gebraucht. Bei Ochsen handelte es sich um «verschnittene<br />
Stiere». - Vgl. Frick, M<strong>und</strong>arten. S. 182.<br />
119
jährige Stiere 644<br />
für ihre Fuhrwerke. 645<br />
Deshalb<br />
wünschten die Oberländer Fuhrleute die Beibehaltung<br />
der alten Rodordnung, die es den Unterländer<br />
Fuhrleuten gestattete, ihre Rodwaren bis Balzers<br />
zu transportieren. Dies kann als Eingeständnis der<br />
Oberländer Fuhrleute interpretiert werden, dass<br />
sie selbst Mühe hatten, den Frachtverkehr auf der<br />
Strecke von Schaan <strong>und</strong> Vaduz nach Balzers alleine<br />
zu bewältigen.<br />
Interessant ist, dass das Oberland - dem Zeitgeist<br />
widersprechend - weiterhin auf die alte Rodordnung<br />
setzte (die den Feldkircher Rodfuhrleuten<br />
die Benützung <strong>liechtenstein</strong>ischer Strassen teilweise<br />
gestattete), während das Unterland eben diese<br />
alte Ordnung verwarf <strong>und</strong> sich vehement für die<br />
Absonderung von den vorarlbergischen Fuhrleuten<br />
aussprach. Offenbar hatte das Unterland <strong>im</strong>mer<br />
schon stärker als das Oberland unter den (österreichischen)<br />
Verstössen gegen die Rodordnung gelitten.<br />
Händler <strong>und</strong> Fuhrleute aus der unmittelbaren<br />
Nachbarschaft (Region Feldkirch) nahmen der<br />
näher gelegenen Landschaft (dem Unterland) eher<br />
die Arbeit <strong>und</strong> Verdienstmöglichkeit weg als der<br />
weiter entfernt gelegenen Landschaft (dem Oberland).<br />
Diese These ist auch eine mögliche Erklärung,<br />
warum zum Beispiel der Balzner Hausmeister<br />
sich eher halbherzig gegen solche Verstösse<br />
zur Wehr setzte, während <strong>im</strong> Unterland, speziell in<br />
Nendeln <strong>und</strong> in Schaanwald, rodwidrige Transporte<br />
viel häufiger gewaltsam aufgehalten <strong>und</strong> abgeladen<br />
wurden.<br />
DIPLOMATISCHE AKTIVITÄTEN ZUR WAHRUNG<br />
DES ZERFALLENDEN RODWESENS<br />
Am 1. Juni 1790 berichtete das Oberamt dem Fürsten,<br />
dass österreichische Fuhrleute ihre unerlaubten<br />
Warentransporte <strong>im</strong>mer noch fortsetzten. 646<br />
Dadurch würden die Fuhrleute des <strong>liechtenstein</strong>ischen<br />
Unterlands um ihren Verdienst gebracht.<br />
Das Oberamt wies dabei auf den wachsenden Unmut<br />
dieser Fuhrleute hin: «[Sie] waren hierüber so<br />
aufgebracht, dass wir zu thun hatten[,] Excesse zu<br />
verhindern». Die Behörden in Vaduz hatten inzwi<br />
120<br />
schen <strong>im</strong> Einverständnis mit der Fürstlichen Hofkanzlei<br />
in Wien den Untertanen das Aufhalten <strong>und</strong><br />
Abladen von verbotenen Fuhrwerken ausdrücklich<br />
erlaubt. Ein Fall von zwei in Liechtenstein <strong>im</strong> Mai<br />
1790 beschlagnahmten Wagen provozierte einen<br />
regen Briefwechsel zwischen den Amtsstellen in<br />
Vaduz <strong>und</strong> Feldkirch. 647<br />
Das Oberamt betrachtete<br />
solche Massnahmen wie die Auflraltung unbefugter<br />
Transporte als wirkungsvolles Druckmittel, um<br />
die österreichischen Kornhändler <strong>und</strong> Fuhrleute<br />
zur Respektierung der Rodordnung zu bewegen.<br />
Längerfristig gesehen erwiesen sich diese Massnahmen<br />
jedoch als wirkungslos. Liechtenstein mit<br />
seinem eher bescheidenen politischen <strong>und</strong> wirtschaftlichen<br />
Gewicht sass <strong>im</strong> Vergleich zum österreichischen<br />
Kaiserstaat mit seiner straff organisierten<br />
zentralistisch ausgeprägten Bürokratie an<br />
einem viel kürzeren Hebel. Das Vogteiamt Feldkirch<br />
als Befehlsempfänger <strong>und</strong> als kleines, aber<br />
reibungslos arbeitendes Rädchen in dieser Maschinerie<br />
des absolutistischen Habsburgerreiches hatte<br />
kein Interesse daran, sich für die autonomen<br />
Transportrechte der Fuhrleute eines kleinen Rodbezirkes<br />
einzusetzen. Das Oberamt stellte in seinem<br />
Bericht an den Fürsten vom 1. Juni 1790<br />
(nicht zu unrecht) sogar fest, dass das Vogteiamt<br />
Feldkirch auf die Zerstörung des Rodwesens hinarbeitete.<br />
648<br />
Schwere Vorwürfe richtete Vaduz auch an die<br />
Adresse von Faktor Bachmann in Feldkirch: Er<br />
halte sich an keine Vorschriften <strong>und</strong> stelle unbefugten<br />
Fuhrleuten Frachtbriefe (Policen) aus, so dass<br />
deren illegales Handeln nicht mehr als solches<br />
erkennbar sei. 649<br />
Im Weiteren zeichnete das Oberamt<br />
Vaduz ein Bild des zunehmenden Zerfalls des<br />
Rodwesens: Im ersten Halbjahr 1790 fuhren demzufolge<br />
österreichische Fuhrleute mit über 500<br />
Malter an Früchten <strong>und</strong> ohne mit Frachtbriefen<br />
versehen zu sein durch das üechtensteinische Territorium.<br />
650<br />
Einhe<strong>im</strong>ische Fuhrleute, denen gemäss<br />
Rodordnung die Hälfte der von Feldkirch durch<br />
Liechtenstein gehenden Zentnerwaren zukommen<br />
sollte, hatten in dieser Zeit von 300 Fuhren nur<br />
noch etwa vier (!) erhalten. 651<br />
Folglich beanspruchten<br />
österreichische Fuhrleute die Transportrechte
für Stückwaren praktisch völlig für sich allein. Die<br />
<strong>liechtenstein</strong>ischen Fuhrleute waren in der Folge<br />
der Willkür ihrer Nachbarn weitgehend schutzlos<br />
ausgesetzt: «Weil zu Feldkirch aller Orten bald vor<br />
jedem Haus auf <strong>und</strong> abgeladen wird, jeder Kornhändler<br />
<strong>und</strong> Fuhrmann sein eigener Faktor ist <strong>und</strong><br />
der H[err] Bachmann selbst den jenseitigen zu<br />
Diensten stehet, so würde alles Gnade seyn, was<br />
die jenseitigen den hiesigen noch zukommen Hessen».<br />
65z<br />
Das Vaduzer Oberamt zeichnete hier ein<br />
völlig anderes Bild des Feldkircher Faktors, das mit<br />
seinem noch <strong>im</strong> Jahre 1787 gebotenen Selbstportrait<br />
(vgl. S. 164) nicht mehr viel Gemeinsamkeiten<br />
aufweist.<br />
Zu Beginn des Jahres 1791 verschlechterten<br />
sich die Chancen für die Aufrechterhaltung des<br />
lokalen Transportsystems noch zusätzlich; denn<br />
das Kreisamt in Bregenz als oberste Verwaltungsbehörde<br />
in Vorarlberg erteilte am 17. Januar den<br />
offiziellen Befehl, sämtliche über Bregenz laufende<br />
Handelswaren von der Rodordnung zu befreien. 653<br />
Die Stadt Feldkirch bedauerte offiziell (nach aussen<br />
hin) diesen Schritt <strong>und</strong> wies darauf hin, dass<br />
ihr Handlungsspielraum selbst eingeschränkt sei.<br />
Gleichzeitig gab Feldkirch seinem Hausmeister<br />
die Anweisung, für alle aus Bregenz kommenden<br />
Fuhrwerke Frachtbriefe auszustellen. 654<br />
Hier wird<br />
ersichtlich, dass das Vaduzer Oberamt seinen Vorwurf<br />
betreffend Ausstellung von Policen an unbefugte<br />
Fuhrleute nur bedingt an die Adresse des<br />
Feldkircher Hausmeisters richten durfte; denn<br />
Faktor Bachmann handelte hier - spätestens seit<br />
diesem Zeitpunkt - auf obrigkeitlichen Befehl.<br />
Im Kontakt (auch) mit anderen Amtsstellen wies<br />
das Oberamt in Vaduz stets darauf hin, dass es<br />
seine Aufgabe sei, landesfürstliche Rechte zu wahren<br />
<strong>und</strong> auf fürstliche Befehle hin zu handeln. 655<br />
Deshalb betonten die Behörden in Vaduz auch,<br />
dass eben durch die Missachtung der Rodordnung<br />
nicht nur den Fuhrleuten eine wichtige Verdienstmöglichkeit<br />
weggenommen wurde, sondern dass<br />
auf diese Weise auch ein Angriff auf die Rechte des<br />
Landesherrn stattfand. 656<br />
Angesichts der neuen<br />
veränderten Situation erstattete das Oberamt sogleich<br />
dem Fürsten einen Bericht <strong>und</strong> erhielt <strong>im</strong><br />
DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />
LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />
Antwortschreiben der Wiener Hofkanzlei den Auftrag,<br />
<strong>im</strong> Namen des Fürsten be<strong>im</strong> Kreisamt in Bregenz<br />
gegen die Missachtung der Rodordnung zu<br />
protestieren. 657<br />
Inzwischen hatten Johann Batliner 658<br />
aus Aspa<br />
sowie weitere Fuhrleute aus der Herrschaft Schellenberg<br />
daraufgedrängt, dass es ihnen erlaubt sein<br />
sollte, sich ausserhalb der Rod um Warentransporte<br />
zu bewerben. Sie beteuerten, dass sie dies nur<br />
solange tun wollten, bis wieder eine stabile Rodordnung<br />
hergesteilt sei. Ebenso glaubten sie, auf<br />
diese Weise verhindern zu könnten, dass der Verdienst<br />
<strong>im</strong> Fuhrwesen ausschliesslich fremden<br />
Fuhrleuten zugute komme. 659<br />
644) Ein allgemeiner Hinweis auf den Einsatz von (zum Teil auch<br />
grösseren) Stieren als Zugtiere von Fuhrwerken findet sich ebenda,<br />
S. 182 f. Hier heisst es: «Vor allem die Triesner hatten stolze Stiergespanne;<br />
es war eine Freude zu sehen, wie so zwei mächtig<br />
gehörnte vierjährige Stiere die schwerste Fuhre gemählich den<br />
steilen Weg in das Triesner Oberdorf hinaufzogen».<br />
645) LEA RA 21/588: OA an HKW. 19. September 1808.<br />
646) LLA RA 21/103: OA an Fürst.<br />
647) LLA RA 21/104 ff.: Das Vogteiamt Feldkirch bittet zwe<strong>im</strong>al um<br />
Rückgabe der beschlagnahmten Fuhrwerke.<br />
648) LLA RA 21/103.<br />
649) LLA RA 21/113: OA an Vogteiamt Feldkirch. 30. Juni 1790.<br />
650) Ebenda.<br />
651) LLA RA 21/104: 5. Juni 1790.<br />
652) LLA RA 21/113.<br />
653) LLA RA 21/144: Beilage zu einem an das OA gerichteten<br />
Schreiben der Stadt Feldkirch; vgl.: LLA RA 21/143.<br />
654) LLA RA 21/143: Schreiben des Magistrats Feldkirch an das OA.<br />
18.Januar 1791.<br />
655) LLA RA 21/113: OA an Vogteiamt Feldkirch, 30. Juni 1790.<br />
656) LLA RA 21/146: Stellungnahme des OA zu Händen der Landammänner<br />
der Herrschaften Vaduz <strong>und</strong> Schellenberg.<br />
657) LLA RA/148: OA an Fürst, 23. Januar 1791, <strong>und</strong> LLA RA<br />
21/158: Reskript der Hofkanzlei vom 9. Februar 1791.<br />
658) Zu Johann(es) Batliner vgl. auch S. 89 sowie Anmerkung 469.<br />
659) LLA RA 21/152: Schreiben o. D.. aber wahrscheinlich vom<br />
Januar 1791.<br />
121
Transporte ausserhalb der Rodordnung auch<br />
durch Unterländer Fuhrleute häuften sich offenbar.<br />
Jedenfalls liegt eine Notiz von Landvogt Menzinger<br />
vor, die auf dadurch entstandene <strong>und</strong> noch wachsende<br />
Spannungen zwischen Ober- <strong>und</strong> Unterland<br />
hinweist: «Die Händel <strong>und</strong> Uneinigkeiten[J welche<br />
sich einige Zeit her der Rod halber zwischen den<br />
Unterthanen der oberen <strong>und</strong> der unteren Herrschafft<br />
des Reichsfürstenthums Liechtenstein angesponnen<br />
haben, <strong>und</strong> leichtlich in gefährl.e Gewaltthätigkeiten<br />
ausbrechen könnten, sind zu wichtig[,]<br />
als dass man diesen tatenlos zuschauen könte. Man<br />
findet sich daher von Seite des ... Oberamts bemüssiget<br />
... zu Verhietung weitern Unheils [den Untertanen]<br />
in Hinkunfft nicht nur alle gewaltthätige<br />
Pfändungen, Zugriffe <strong>und</strong> Thätlichkeiten, sondern<br />
auch alle wörtl. Beleidigungen, <strong>und</strong> besonders das<br />
Ausföpeln aufs Schärfste zu verbiethen». 660<br />
Man ist<br />
versucht, hier von einer geographischen Verlagerung<br />
des Konflikts um das Rodwesen zu sprechen.<br />
Zuerst erfolgten Verstösse gegen die Rodordnung<br />
durch österreichische Fuhrleute, deren ungesetzliche<br />
Warentransporte in erster Linie die Unterländer<br />
Fuhrleute als unmittelbare Nachbarn in Zugzwang<br />
brachten. Sie mussten folglich handeln, sofern<br />
sie das Fuhrwesen als Einnahmequelle für<br />
sich behalten wollten. Die Fuhrleute der Herrschaft<br />
Schellenberg konnten entweder versuchen, die illegalen<br />
österreichischen Transporte aufzuhalten <strong>und</strong><br />
bei den zuständigen Behörden die Verstösse gegen<br />
das Rodwesen einzuklagen, oder aber selbst damit<br />
beginnen, ausserhalb der Rod Transporte zu übernehmen.<br />
Als sie feststellen mussten, dass die erste<br />
Massnahme nicht wirkungsvoll genug war, ergriffen<br />
sie zusätzlich noch die zweite Massnahme. Gerade<br />
weil die Abgrenzung der Rodbezirke nicht<br />
nach «nationalen» Kriterien erfolgte (österreichische<br />
Rodfuhrleute waren in Liechtenstein unterwegs,<br />
innerhalb Liechtensteins verkehrten Unterländer<br />
Fuhrleute auch <strong>im</strong> Oberland), fiel schliesslich<br />
das Rodwesen <strong>im</strong> Gebiet des Fürstentums<br />
Liechtenstein wie ein System von Domino-Steinen<br />
zusammen. Der Aushöhlung <strong>und</strong> schliesslichen<br />
Aufhebung des Rodsystems <strong>im</strong> österreichischen<br />
Vorarlberg folgte der Verfall des Rodwesens <strong>im</strong><br />
122<br />
<strong>liechtenstein</strong>ischen Unterland. Das wiederum hatte<br />
zur Folge, dass auch <strong>im</strong> Oberland die Tage des<br />
Rodwesens gezählt waren.<br />
Eine besondere Konfliktsituation war deshalb<br />
gegeben, weil in zwei benachbarten Herrschaftsgebieten<br />
unterschiedliche Transportsysteme vorherrschten.<br />
Dies kann mit einer «Gleichzeitigkeit<br />
des Ungleichzeitigen» treffend umschrieben werden.<br />
Der «moderne» zentralistische Beamtenstaat<br />
Österreich hatte spätestens <strong>im</strong> ausgehenden 18.<br />
Jahrh<strong>und</strong>ert Schluss gemacht mit den «veralteten»<br />
lokalen Transportrechten, die bisher durch das<br />
Rodwesen garantiert wurden. Das Fürstentum<br />
Liechtenstein wollte damals noch am Rodwesen<br />
festhalten. In der Praxis war aber um 1790 die<br />
Rodordnung auf der Strecke von Feldkirch bis nach<br />
Schaan bereits aufgehoben. Noch bis in die zwanziger<br />
Jahre des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts hielt sich die<br />
Rodordnung für den Streckenabschnitt von Schaan<br />
bis Balzers. 661<br />
Das Nebeneinander von Rodverkehr<br />
<strong>und</strong> «freiem» Verkehr musste zwangsläufig<br />
zu Konflikten <strong>und</strong> Rivalitäten führen, zuerst zwischen<br />
Österreich <strong>und</strong> Liechtenstein, später (zeitweilig)<br />
auch innerhalb des Fürstentums zwischen<br />
Oberland <strong>und</strong> Unterland.<br />
Es muss an dieser Stelle die <strong>im</strong> Kapitel Gr<strong>und</strong>lagen<br />
des Fuhrwesens (vgl. S. 17-54) dargestellte<br />
Entwicklung des Verkehrswesens etwas genauer<br />
hinterfragt werden. Natürlich war der Rodverkehr<br />
nicht denkbar ohne die Schaffung beziehungsweise<br />
das Vorhandensein von Wegen <strong>und</strong> Verkehrsverbindungen.<br />
Vielleicht war aber gerade das Säumerwesen<br />
diejenige Form des Warentransports,<br />
die dem System des lokalen Etappenverkehrs am<br />
ehesten entsprach. (Ein Säumer konnte mit seiner<br />
Ware - auch wenn er ein Lasttier bei sich hatte -<br />
naturgemäss zu Fuss nur eine begrenzte Strecke<br />
zurücklegen <strong>und</strong> musste dann die für einen entfernteren<br />
Ort best<strong>im</strong>mte Ware einem anderen Säumer<br />
übergeben.) So gesehen stellte jeder Ausbau<br />
eines Handelswegs zu einer (ständig) befahrbaren<br />
Strasse das Rodwesen in Frage, weil er den Stracksverkehr<br />
begünstigte <strong>und</strong> folglich den langsameren<br />
Etappenverkehr mehr <strong>und</strong> mehr ins Abseits stellte.<br />
Dieser Argumentation folgt auch S<strong>im</strong>onett, der sich
in seiner Studie hauptsächlich auf die Situation in<br />
Graubünden bezog: «Es bestand bis anfangs des<br />
19. Jahrh<strong>und</strong>erts ein (zunehmend prekärer werdendes)<br />
Gleichgewicht vor allem zwischen den<br />
beiden wichtigsten am Transport beteiligten Interessengruppen,<br />
den Porten [= Zuschgen plus Rodfuhrleute]<br />
<strong>und</strong> den Speditoren [Kaufleuten]. Der<br />
B<strong>und</strong>estag als oberste gesamtstaatliche Behörde<br />
beschränkte sich weitgehend darauf, diesen Status<br />
Quo zu überwachen <strong>und</strong> gegen allzu krasse Missbräuche<br />
(wenig erfolgreich) einzuschreiten. Erst<br />
der Bau einer durchgehend fahrbaren Strasse<br />
konnte dieses prekäre Gleichgewicht so erschüttern,<br />
dass verb<strong>und</strong>en mit einem gewissen Machtgewinn<br />
der zentralen Behörden eine gr<strong>und</strong>legende<br />
Änderung der Transitordnung durchgesetzt werden<br />
konnte». 662<br />
Liechtenstein stand noch <strong>im</strong> Jahre 1791 mit<br />
seinen Bemühungen um den Erhalt des Rodwesens<br />
nicht alleine da. Vom 23. Januar 1791 datiert ein<br />
Schreiben der Stadt Maienfeld, in welchem diese<br />
Bündner Ortschaft gegen die vielen Durchfahrten<br />
unberechtigter Strackswagen protestierte. 663<br />
Dieses<br />
erhöhte Verkehrsvolumen stand vermutlich in Zusammenhang<br />
mit dem sechs Tage zuvor erfolgten<br />
Entscheid des Kreisamtes Bregenz, alle durch ihre<br />
Stadt durchlaufenden Waren ausserhalb der Rodordnung<br />
zu befördern (vgl. S. 121). Unter dem Eindruck<br />
der ergebnislosen Kontakte zwischen den<br />
Amtsstellen in Vaduz <strong>und</strong> Feldkirch beziehungsweise<br />
Bregenz erteilte die Hofkanzlei dem Oberamt<br />
in Vaduz den Auftrag, sich zwecks Beilegung der<br />
Differenzen <strong>im</strong> Rodwesen an das k. u. k. Landesgubernium<br />
in Innsbruck zu wenden. 664<br />
Das Landesgubernium,<br />
die für Vorderösterreich zuständige<br />
höhere Verwaltungsbehörde, konnte - so hoffte das<br />
Oberamt - vielleicht auf die untergeordneten Beamten<br />
in Bregenz <strong>und</strong> Feldkirch einen beschwichtigenden<br />
Einfluss ausüben. Am 18. April erfolgte<br />
schliesslich <strong>im</strong> Namen des Fürsten von Liechtenstein<br />
ein Schreiben nach Innsbruck. Das Oberamt<br />
schilderte dem Landesgubernium die Problematik<br />
des Rod- <strong>und</strong> Fuhrwesens einmal mehr aus <strong>liechtenstein</strong>ischer<br />
Sicht:<br />
DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />
LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />
«... das hiesige Land hat wie andere bergige<br />
Länder wegen den Alpen ... grossen Waidgang <strong>und</strong><br />
viel Vieh <strong>und</strong> da der Ackerbau ... nur klein ist,<br />
<strong>und</strong> wenig Arbeit erfordert: So verlegen sich die<br />
Leute so stark auf das Fuhrwesen, dass man <strong>im</strong>mer<br />
zehen Fuhrleute für einen haben kann, dere<br />
jeder wohlfeiler führt als der andere, nur um Verdienst<br />
zu bekommen. Diesen Umstand wissen die<br />
Faktoren in dem benachbarten Feldkirchischen<br />
<strong>und</strong> Bregenzischenen so gut zu benutzen, dass<br />
die hiesigen Unterthanen grossen theils dabei) zu<br />
gründe gehen, wenn nicht die Obrigkeit Ordnung<br />
<strong>und</strong> Billigkeit dabei) zu erhalten suchet. Dieses ist<br />
die Ursache, warum man hier seit Jahrh<strong>und</strong>erten<br />
Rodordnungen aufzuweisen hat, welche, nachdem<br />
es Zeit <strong>und</strong> Umstände erforderten, zerschieden<br />
sind.» 665<br />
Weiters wurden die Best<strong>im</strong>mungen der Rodordnung<br />
von 1781 dargelegt, verb<strong>und</strong>en mit Klagen<br />
über österreichische Kornhändler, welche diese<br />
Ordnung ständig missachteten.<br />
Ohne eine Antwort aus Innsbruck abzuwarten,<br />
wurden die Bemühungen um eine gütliche Einigung<br />
<strong>im</strong> Streit um das Rodwesen auf lokaler Ebene<br />
fortgesetzt. Am 7. Mai fand auf der Schattenburg in<br />
Feldkirch eine Konferenz zum Rodwesen statt.<br />
Daran beteiligt waren Vertreter der Herrschaft<br />
Feldkirch <strong>und</strong> des Fürstentums Liechtenstein. 666<br />
Hierbei wurde die alte Rodordnung von 1781 für<br />
660) LLA RA 21/164: Notiz von Landvogt Menzinger vom 4. April<br />
1791.<br />
661) Ospelt, Wirtschaftsgeschichte, S. 332.<br />
662) S<strong>im</strong>onett, Verkehrserneuerung in Graubünden, S. 15.<br />
663) LLA RA 21/151: Maienfeld an OA Vaduz.<br />
664) LLA RA 21/165: HKW an OA, 9. April 1791.<br />
665) LLA RA 21/167: Land Liechtenstein an Landesgubernium<br />
Innsbruck, 18. April 1791.<br />
666) LLA RA 21/173-175. Teilnehmer aus Liechtenstein waren<br />
Landvogt Menzinger, Rentmeister Fritz, für die obere Herrschaft<br />
Landammann Lorenz Tschetter <strong>und</strong> Richter Ferdinand Rheinberger,<br />
für die untere Landschaft Landammann Franz Joseph Nescher <strong>und</strong><br />
Richter Franz Joseph Oehry.<br />
123
die Rheinstrasse von Fussach (via Bauern) nach<br />
Feldkirch bestätigt, der Konflikt bezüglich der Bregenzer-<br />
<strong>und</strong> der Arlbergstrasse blieb jedoch ungelöst.<br />
Für die beiden letzteren Routen war nach<br />
Aussage des Feldkircher Vogteiverwalters Gugger<br />
von Staudach nicht seine Behörde, sondern das<br />
Kreisamt in Bregenz zuständig. 667<br />
Diese Konferenz vom Mai 1791 schien doch eine<br />
gewisse Entspannung <strong>im</strong> Streit um das Rodwesen<br />
gebracht zu haben. Im Anschluss an diese Verhandlungen<br />
unterstrich das Vogteiamt Feldkirch,<br />
dass die Unterländer Fuhrleute wieder vollständig<br />
ihre Rechte zum Transport der Stückwaren erhalten<br />
hätten. 668<br />
Die Behörden in Vaduz hegten sodann<br />
den euphorischen Gedanken, dass das von<br />
Hall <strong>im</strong> Tirol in die Schweiz transportierte Salz,<br />
welches man bisher grösstenteils über den Bodensee<br />
befördert hatte, künftig durch Liechtenstein geführt<br />
werden könnte. Das Vaduzer Oberamt rechnete<br />
in einem solchen Fall mit einem Anstieg der<br />
Zolleinnahmen <strong>und</strong> einem «beträchtlichen» Nutzen<br />
für die Untertanen. 669<br />
Das friedliche Einvernehmen war jedoch nur<br />
von kurzer Dauer. Bereits <strong>im</strong> August 1791 beschwerten<br />
sich Unterländer Fuhrleute über die beiden<br />
Feldkircher Hausmeister Bachmann <strong>und</strong> Flosp,<br />
welche ihnen den Lohn für getätigte Warentransporte<br />
vorenthalten würden. 670<br />
Die Situation hatte<br />
sich verschl<strong>im</strong>mert, als <strong>im</strong> November das Oberamt<br />
in dieser Angelegenheit be<strong>im</strong> Vogteiamt in Feldkirch<br />
(erneut) vorstellig wurde. Das Oberamt wies<br />
darauf hin, dass die Feldkircher Hausmeister <strong>und</strong><br />
weitere österreichische Kornhändler nun schon ein<br />
halbes Jahr den Unterländer Fuhrleuten den schuldigen<br />
Lohn vorenthielten. 671<br />
In Zusammenarbeit mit dem zuständigen Salzfaktor<br />
(Martin Hosp) in Feldkirch versuchte Liechtenstein,<br />
wenigstens <strong>im</strong> Bereich der Salztransporte<br />
zu einer Verständigung zu gelangen. Der Salzfaktor<br />
traf <strong>im</strong> Oktober 1791 mit dem Fürstentum diesbezüglich<br />
eine Abmachung. Demzufolge sollten<br />
beide Teile Liechtensteins das ihnen zustehende<br />
Salzquantum unter sich aufteilen. Er selber soUte<br />
das Aufgebot zum Warentransport machen. Der<br />
Salzfaktor beabsichtigte, den Fuhrleuten entweder<br />
124<br />
zehn, zwölf oder 15 Zentner Wiener Gewicht aufzuladen.<br />
Er versprach den <strong>liechtenstein</strong>ischen Fuhrleuten,<br />
pro Zentner zwölf Kreuzer für die Strecke<br />
von Feldkirch nach Balzers sowie acht Kreuzer für<br />
die Strecke von Balzers nach Maienfeld zu bezahlen.<br />
Allerdings stellte Salzhausmeister Hosp einige<br />
Bedingungen: Die Salztransporte mussten stracks<br />
von Feldkirch bis Balzers durchgeführt werden.<br />
(Von dort erfolgte die Weiterbeförderung nach<br />
Maienfeld durch Balzner Fuhrleute.) Die Fuhrleute<br />
sollten ihre Wagen «ordentlich mit Streue <strong>und</strong><br />
Decken oder Piachen versorgen». 672<br />
Im Dezember 1791 berichtete das Oberamt dem<br />
Fürsten in Wien, dass <strong>im</strong> Kampf um den Erhalt<br />
der Rodordnung Erfolge erzielt wurden. So hatten<br />
offenbar auch die <strong>liechtenstein</strong>ischen Massnahmen<br />
(wie die Aufhaltung der rodwidrigen Fuhren) den<br />
Österreichern einen gewissen Respekt eingeflösst.<br />
Jedenfalls sprach das Oberamt davon, dass «die<br />
Rohd in ungleich besseres Geleis gebracht [worden<br />
sei]; indem wir den Kornhändlern ihre Begriffe <strong>und</strong><br />
Gross Sprechereyenf,] sie seyen k: k: Unterthanen<br />
<strong>und</strong> haben dem hiesigen Oberamt gar nichts nachzufragen,<br />
herunter gestirnt haben». 673<br />
Ferner teilte<br />
das Oberamt dem Fürsten mit, dass Maienfeld<br />
damit begonnen hatte, fremde Stracksfuhren nicht<br />
mehr passieren zu lassen. Maienfeld hoffte, so das<br />
Oberamt, dass die Behörden in Vaduz mit ihnen<br />
«gemeinsame Sache» machen <strong>und</strong> diese Stracksfuhrwerke<br />
ebenfalls aufhalten würden. 674<br />
Vaduz<br />
hatte Maienfeld gegenüber versichert, zu allen<br />
nachbarschaftlichen Diensten bereit zu sein, aber<br />
Liechtenstein konnte - nach oberamtlicher Darstellung<br />
- aufgr<strong>und</strong> der engen Beziehungen der Fürstlichen<br />
Familie zum Haus Habsburg nichts Eigenmächtiges<br />
unternehmen, das gegen österreichische<br />
Interessen Verstössen würde. - Somit wird auch<br />
klar, warum das Oberamt stets die fürstliche Zust<strong>im</strong>mung<br />
einholte, bevor es irgendwelche Massnahmen<br />
gegen österreichische Kornhändler ergriff.<br />
- Trotz mancher (bescheidener) Erfolge musste das<br />
Oberamt in seinem Bericht an den Fürsten feststellen,<br />
dass «die Kaufmannsgüter <strong>und</strong> das Salz [<strong>im</strong>mer]<br />
noch vielfältig ausser der Rohd spediret» werden.<br />
675
667) LLA RA 21/175: Notiz von Landvogt Menzinger, 7. Mai 1 791.<br />
668) LLA RA 21/184: Vogteiamt an OA, 10. Juni 1791.<br />
669) LLA RA 21/183: OA an HKW. - In ihrem Antwortschreiben vom<br />
22. Juni 1791 (LLA RA 21/191) lobte die HKW das OA für die Fortschritte,<br />
die in Bezug auf die Beseitigung von Missständen <strong>im</strong> Rodwesen<br />
erziehlt worden waren.<br />
670) LLA RA 21/200: Mitteilung des OA an das Vogteiamt Feldkirch.<br />
671) LLA RA 21/225: OA an Vogteiamt Feldkirch, 1. November<br />
1791.<br />
672) LLA RA 21/218, 12. Oktober 1791. Unterzeichnet von Lorenz<br />
Tschetter, Franz Joseph Nescher, Martin Hosp, Xaver Frick, Fidel<br />
Frick, Rochus Fehr, Mathis Marxer <strong>und</strong> Franz Joseph Oehry. Die<br />
Gemeinden Triesen <strong>und</strong> Vaduz protestierten gegen diese Abmachung.<br />
Vermutlich war ihnen der Weg nach Feldkirch, wo sie das<br />
Salz abholen mussten, zu weit <strong>und</strong> zu beschwerlich. -<br />
Vgl: LLA RA 21/223, 27. Oktober 1791.<br />
673) LLA RA 21/248: OA an Fürst, 10. Dezember 1791.<br />
674) Ebenda, «causa communem» <strong>im</strong> Originaltext.<br />
675) Ebenda.<br />
DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />
LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />
Ansicht der Stadt Feldkirch.<br />
Die gedeckte Holzbrücke<br />
über die III war bis<br />
ins späte 19. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />
die einzige Verkehrsverbindung<br />
zwischen der<br />
Stadt <strong>und</strong> der südlich<br />
davon gelegenen Gemeinde<br />
Tisis. Über diese<br />
Brücke passierten auch<br />
zahlreiche Fuhrleute aus<br />
Liechtenstein, welche<br />
Waren in Feldkirch abholten<br />
<strong>und</strong> bis Schaan oder<br />
Balzers weiter beförderten<br />
125
Eine ebenfalls <strong>im</strong> Dezember 1791 in Feldkirch<br />
stattfindende erneute Konferenz bestätigte die Rodordnung<br />
von 1781 <strong>im</strong> Wesentlichen. Es gelang den<br />
Delegierten aus Lindau, Feldkirch, Vaduz, Maienfeld<br />
<strong>und</strong> Chur jedoch nicht, die Anstände <strong>im</strong> Rodwesen<br />
tatsächlich zu beseitigen. Interessant ist<br />
eine an dieser Konferenz beschlossene Vereinbarung<br />
betreffend das Gewicht der Strackswagen. Die<br />
Höchstmarke wurde auf 45 Zentner (Nürnberger<br />
Gewicht) festgesetzt, wobei Graubünden auch damit<br />
einverstanden war, für jene Wagen, «die auf<br />
das weite Geleiss eingerichtet» waren, eine erhöhte<br />
Gewichtsl<strong>im</strong>ite von 50 Zentner zu bewilligen. 676<br />
Dies ist (gemäss bisherigen Recherchen) das einzige<br />
Aktenstück aus dem Bestand des Liechtensteinischen<br />
Landesarchivs, in welchem der Unterschied<br />
zwischen schmalen <strong>und</strong> breiten Waagen thematisiert<br />
wird. Zwar differenzierten die verschiedenen<br />
Liechtenstein betreffenden Rodordnungen bei den<br />
Fuhrwerken in Bezug auf die Anzahl an Pferden,<br />
aber Streitereien bezüglich Wagenbreite, wie sie<br />
zwischen den Ständen Bern <strong>und</strong> Luzern ausgetragen<br />
wurden (vgl. S. 22 sowie Anmerkung 63), gab<br />
es zwischen Liechtenstein <strong>und</strong> einer angrenzenden<br />
Region keine. Ein Gr<strong>und</strong> dafür ist vermutlich darin<br />
zu sehen, dass der Modernisierungsschub <strong>im</strong><br />
Strassenbau in der Region Rheintal erst viel später<br />
als beispielsweise <strong>im</strong> Kanton Bern einsetzte.<br />
Liechtenstein <strong>und</strong> das benachbarte Österreich<br />
gerieten zwar nicht in Konflikt bezüglich Achsenbreite<br />
ihrer Fuhrwerke, aber die Differenzen <strong>im</strong><br />
Rodwesen waren dennoch von durchaus handfester<br />
Art. Im April 1792, vier Monate nach der letzten<br />
Konferenz, erging wieder einmal ein oberamtliches<br />
Protestschreiben an die Adresse des Vogteiamts<br />
Feldkirch. Die österreichischen Fuhrleute Johann<br />
König (aus Bangs) <strong>und</strong> Georg Pümpel (aus Tisis)<br />
hatten sich laut oberamtlicher Darstellung erdreist,<br />
gewaltsam mit ihren Früchten in Nendeln durchzufahren<br />
<strong>und</strong> dabei den dortigen Rodaufseher mit<br />
Schlägen zu misshandeln. Deshalb forderte Vaduz<br />
die Behörden in Feldkirch auf, die beiden Übeltäter<br />
zu verhaften <strong>und</strong> dem Oberamt in Vaduz zwecks<br />
Gerichtsverhandlung auszuliefern. 677<br />
Der Unterländer<br />
Landammann Franz Joseph Nescher <strong>und</strong> der<br />
126<br />
Rodaufseher Jakob Fehr gaben hierzu weitere Details<br />
zu Protokoll. Demnach hatte Johann König<br />
den Rodaufseher «angefallen <strong>und</strong> ihm sein Flor am<br />
Hals zerrissen». 678<br />
Während der Gerichtsverhandlung<br />
in Vaduz leugnete Johann König die Tat <strong>und</strong> er<br />
gab seine Version von der Geschichte: «Der Fehr<br />
habe ihn zuerst in einen Graben hinunter gestossen,<br />
<strong>und</strong> er habe nichts anderes gethan als denselben<br />
auf die Seite gedrückt; damit er seines Wegs<br />
weiter könne». 679<br />
Ferner erklärte Johann König,<br />
dass er nicht wusste, dass es sich bei Jakob Fehr<br />
um den Rodaufseher gehandelt hatte. Landammann<br />
Franz Josef Nescher <strong>und</strong> Rodaufseher Jakob<br />
Fehr nannten Johann H<strong>und</strong>ertpf<strong>und</strong> als Zeugen,<br />
der das «ungebührliche Verhalten» des Johann König<br />
belegen könnte, <strong>und</strong> sie erhielten schliesslich<br />
Recht. Das Gericht verurteilte die Fuhrleute König<br />
<strong>und</strong> Pümpel. Diese mussten 41 Kreuzer an Unkosten<br />
<strong>und</strong> zusätzlich eine Busse von je zwei Gulden<br />
<strong>und</strong> 45 Kreuzern entrichten. 680<br />
Anstände <strong>im</strong> Fuhrwesen gab es aber nicht nur<br />
mit der österreichischen Nachbarschaft, sondern<br />
auch innerhalb des Landes Liechtenstein. Im Oktober<br />
1792 erhoben Landammann Lorenz Tschetter<br />
<strong>und</strong> die Vorsteher von Schaan <strong>und</strong> Vaduz eine Beschwerde<br />
gegen die Gemeinde Balzers. Sie warfen<br />
den Balznern vor, dass sich diese <strong>im</strong> Rodwesen<br />
«ganz bequem» halten <strong>und</strong> oft erst nach dem dritten<br />
oder vierten Aufgebot die Waren weiter transportieren<br />
würden. Dies sei eine schlechte Werbung<br />
für die <strong>liechtenstein</strong>ische Landstrasse; denn so erfolgten<br />
zuerst Klagen über verspätete Warentransporte<br />
<strong>und</strong> schliesslich würde «der Kommerzialzug<br />
von der hiesigen Strasse abgetrieben». 681<br />
Aufgr<strong>und</strong><br />
dieser Beschwerde erliess das Oberamt die folgende<br />
Verordnung an die Gemeinde Balzers.<br />
1. Ein Rodfuhrmann soll künftig nur noch ein<br />
einziges Mal zum Transport der Rodgüter aufgeboten<br />
werden.<br />
2. Falls er diesem Gebot nicht Folge leistet, wird<br />
er ausgelassen <strong>und</strong>, bekommt auch keinen Fuhrlohn.<br />
3. Die Balzner Fuhrleute hatten sich <strong>im</strong>mer wieder<br />
damit entschuldigt, dass die Rodfuhren zu spät<br />
in Balzers angekommen seien. Das Oberamt ver-
spricht, dafür zu sorgen, dass die Fuhrleute aus<br />
Schaan, Vaduz <strong>und</strong> Triesen ihre Waren künftig bis<br />
12 Uhr mittags in Balzers abliefern. Falls eine<br />
Ware doch einmal verspätet ankommt, so muss der<br />
Weitertransport dennoch garantiert sein. Nötigenfalls<br />
kann einem Fuhrmann, der diese verspäteten<br />
Waren befördert, zusätzlich zum Fuhrlohn eine<br />
Aufbesserung bezahlt werden. Diese Lohnaufbesserung<br />
soll zu Lasten des Fuhrmanns gehen, der die<br />
Waren zu spät nach Balzers gebracht hattet 2<br />
Im Februar 1793 wurde das Oberamt <strong>im</strong> Auftrag<br />
der Hofkanzlei erneut be<strong>im</strong> Landesgubernium in<br />
Innsbruck vorstellig. 683<br />
Doch dieser zweite Versuch,<br />
bei dieser höheren Verwaltungsinstanz <strong>im</strong><br />
Streit um die Rodordnung Recht zu bekommen,<br />
scheiterte ebenfalls. 684<br />
Der Konflikt um das Rodwesen<br />
hatte bereits 1791 eine neue D<strong>im</strong>ension erhalten,<br />
da ab diesem Zeitpunkt die Feldkircher Faktoren<br />
<strong>und</strong> Kornhändler sich zusehends weigerten,<br />
den Unterländer Fuhrleuten die schuldigen Fuhrlöhne<br />
zu bezahlen. 685<br />
Im März 1794 betrug die<br />
Summe der ausstehenden Fuhrlöhne bereits über<br />
1000 Gulden. 686<br />
Im Juni desselben Jahres erinnerte<br />
das Oberamt die Stadt Feldkirch nochmals daran,<br />
dass Faktor Bachmann den Unterländern <strong>im</strong>mer<br />
noch die Lohnzahlungen schuldig sei. 687<br />
Fünf Monate<br />
später teilte das Vogteiamt mit, der Faktor sei<br />
aufgefordert worden, die ausstehenden Fuhrlöhne<br />
binnen 14 Tagen zu bezahlen. Ebenfalls schlug das<br />
Vogteiamt dem Oberamt in Vaduz vor, der Feldkircher<br />
Hausmeister solle künftig die Fuhrlöhne<br />
monatlich an die <strong>liechtenstein</strong>ischen Hausmeister<br />
abliefern. (Diese wiederum sollten das Geld an die<br />
Fuhrleute auszahlen.) 688<br />
Ende 1794 hatte Faktor<br />
Bachmann nach eigenen Angaben vom Nendler<br />
Wirt Andreas Marxer 689<br />
eine Auflistung der schuldigen<br />
Lohnzahlungen erhalten. Inzwischen war<br />
auch eine Unterländer Delegation (bestehend aus<br />
Landammann Nescher, Richter Rochus Fehr 690<br />
<strong>und</strong><br />
Franz Joseph Oehry) bei ihm gewesen. Faktor<br />
Bachmann versprach ihnen schriftlich, bis zum 21.<br />
Januar 1795 den schuldigen Betrag von 2050 Gulden<br />
zu bezahlen. 691<br />
Faktor Bachmann wies am 22.<br />
Januar in einem Schreiben auf die Schwierigkeit<br />
DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />
LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />
hin, die schuldigen Gelder auch wirklich auftreiben<br />
zu können:<br />
«... da. ich aber viel zu sehr verschreit, eine<br />
solche Summa in credito zu bekommen, so wurde<br />
ich hiedurch in ganze Ohnmöglichkeit versetzet!,]<br />
mein Worth zu halten, schon 5 ganze Tag <strong>und</strong><br />
Nacht arbeite ich an [der] Ausfärtigung der Conti,<br />
<strong>und</strong> wirklich hab ich einen einzigen [Conto] von<br />
Baptist Kuenz von Lutrach von fl. 1530, 15,5 kr.<br />
676) LLA RA 21/255: Auszug aus dem Protokoll der Rodkonferenz<br />
vom Dezember 1791, angefertigt durch die Vogteiverwaltung Feldkirch.<br />
6771 LLA RA 21/269: OA an Vogteiamt Feldkirch, 14. April 1792.<br />
678) LLA RA 21/263: Notiz von Landvogt Menzinger, 7. April 1792.<br />
679) Ebenda.<br />
680) Ebenda.<br />
681) LLA RA 21/280: OA an Gemeinde <strong>und</strong> Hausmeister in Balzers.<br />
21. Oktober 1792.<br />
682) Ebenda.<br />
683) LLA RA 21/293: HKW an OA mit dem Auftrag, sich erneut an<br />
das k. u. k. Landesgubernium zu wenden, 27. Januar 1793. sowie<br />
LLA RA 21/294: OA an Landesgubernium Innsbruck, 22. Februar<br />
1793.<br />
684) Im Aktenbestand des LLA fand ich kein Antwortschreiben der<br />
Innsbrucker Behörde. Die weiteren Ereignisse lassen jedoch die<br />
Vermutung zu. dass der oberamtliche Vorstoss erfolglos war. Der<br />
Standpunkt des Landesguberniums ist zumindest aus einem an das<br />
OA gerichteten Schreiben des Kreisamts Bregenz ersichtlich: Demzufolge<br />
wies Innsbruck daraufhin, dass den Best<strong>im</strong>mungen der<br />
Rodordnung von 1781 Folge geleistet werden müsse. Allerdings<br />
gelte diese Ordnung nur für Waren, die von Lindau über den Bodensee<br />
in die Faktorei Fussach gelangen. Die über Bregenz laufenden<br />
Waren seien also von der Rod befreit. - Vgl.: LLA RA 21/226, 10.<br />
Dezember 1792.<br />
685) LLA RA 21/200: OA an Magistrat Feldkirch: Faktor Bachmann<br />
<strong>und</strong> Salzfaktor Hosp sollen mit Zwangsmitteln gezwungen werden,<br />
ausstehende Fuhrlöhne zu bezahlen, datiert vom 13. August 1791.<br />
686) LLA RA 21/304: OA an Stadt Feldkirch, 24. März 1794.<br />
687) LLA RA 21/314: OA an Magistrat Feldkirch, 7. Juni 1794.<br />
688) LLA RA 21/354: Vogteiamt Feldkirch an OA. 31. Dezember<br />
1794.<br />
689) Zu Andreas Marxer siehe auch S. 89 sowie Anmerkung 468.<br />
690) Zu Rochus Fehr siehe auch S. 116 f. sowie Anmerkung 627.<br />
691) LLA RA 21/263: Schreiben des Faktors Bachmann vom 22. Januar<br />
1795.<br />
127
verfertiget, <strong>und</strong> erwarte am Samstag den Saldo,<br />
wo ich sodann die vollen zwey tausend Gulden in<br />
klingenden Sorten dem Andrea Marxer auszahlen<br />
werde. Ich werde also, sollte wohlselbes mir diese<br />
Frist nicht gnädigst schenken wollen, so werde ich<br />
heute noch die summarische Rechnung gesagten<br />
Küenzes ausfertigen, sollte ich jemahls ein wöhllobliches<br />
Gnädiges Oberamth beleidiget haben, so<br />
bet ich um Vergebung, <strong>und</strong> beherzige selbe nur,<br />
dass all Geschehenes sicher nicht meine Schuld<br />
ist. In drei) Wochen von heute an soll Liquidität<br />
seyn, <strong>und</strong>. was ich an Frachten schuldig bin[,] so<br />
wohl unterer als oberer Herrschaft bezahlt werden<br />
nach untersuchten Rechnungen <strong>und</strong> hinkünftig<br />
nach obervogteiamtlicher Anweisung, <strong>und</strong>. gnädigen<br />
Befehlen monatlich an den Haussmeister in<br />
Schaan abführen. 692<br />
Doch den grossen Worten folgten - wie sich <strong>im</strong> folgenden<br />
Jahr zeigte - nur kleine Taten. Im Februar<br />
1795 lud zwar Faktor Bachmann den Nendler Wirt<br />
<strong>und</strong> Rodmeister nach Feldkirch, wo dieser die<br />
Fuhrlohngelder entgegen nehmen sollte. 693<br />
Der<br />
Feldkircher Faktor leistete <strong>im</strong> selben Monat offenbar<br />
tatsächlich in zwei Raten die schuldige Geldzahlung<br />
von 2 057 Gulden. 694<br />
(Das Oberamt versprach<br />
den Feldkircher Behörden, <strong>im</strong> Gegenzug<br />
dafür zu sorgen, dass die Schellenberger Untertanen<br />
ihre Fuhrlöhne künftig rechtzeitig <strong>und</strong> regelmässig<br />
einforderten. 695<br />
) Aber bereits ab April 1795<br />
gingen wieder Klagen ein über das Ausbleiben von<br />
Fuhrlohnzahlungen , 696<br />
Der Feldkircher Faktor hatte inzwischen auch<br />
auf ein anderes Mittel zurückgegriffen, um den Unterländer<br />
Fuhrleuten den Verdienst <strong>im</strong> Fuhrwesen<br />
wegzunehmen. Laut einem oberamtlichen Bericht<br />
vom März 1794 liess er «den ganzen Winter<br />
durch» überhaupt keine Waren mehr dem Rodverkehr<br />
zukommen. 697<br />
Zuerst hatte das Oberamt noch<br />
den Feldkircher Faktor an die geltende Rodordnung<br />
erinnert. Als das nichts nützte, gestattete Vaduz<br />
wiederum das Abladen rodwidriger Fuhren.<br />
Das Unterland ging in Eigenregie noch einen<br />
Schritt weiter, errichtete einen Schlagbaum in Nendeln<br />
<strong>und</strong> zwang damit alle Fuhrwerke, dort anzu<br />
128<br />
halten. 698<br />
Das Oberamt hielt in einem Bericht an<br />
den Fürsten dazu fest:<br />
«... Die Beschwerden der Unterthanen sind gegründet,<br />
dieses <strong>und</strong> die Entschlossenheit, oder<br />
vielmehr die Verbitterung, mit welcher uns selbe<br />
diesen Vortrag machten!,] bewog uns ... abzuwarten,<br />
was Seine Durchlaucht auf die Suplike ihrer<br />
Unterthanen gnädigst resolviren werden. ... Auf<br />
der anderen Seite ist das Feldkirchische Vogteyamt<br />
wegen dem hiesigen Kornmarkt <strong>und</strong> der<br />
Sperr auch aufgebracht, <strong>und</strong> hat dieser Tagen [ein]<br />
Schreiben anher erlassen, worin es in einem Tone<br />
spricht, welcher höhere Unterstützung zu verrathen<br />
scheint, <strong>und</strong> in Gewaltthätigkeiten ausbrechen<br />
könnte; die Übermacht ist ausser Zweifel <strong>und</strong><br />
wenn man sich nur auf das arme Recht verlassen<br />
muss: so ist der Ausgang allzeit misslich ...» 699<br />
Die Unterländer Fuhrleute gelangten <strong>im</strong> Frühjahr<br />
1794 mit einer Bittschrift an den Fürsten. Das<br />
Schreiben beginnt mit einer Schilderung der harten<br />
Lebensumstände. (Die Missernte des Jahres<br />
1793 hatte das Los der hiesigen Landbevölkerung<br />
noch zusätzlich verschl<strong>im</strong>mert.) Dann folgt der<br />
Hinweis auf Streitigkeiten mit der österreichischen<br />
Nachbarschaft. Kopfzerbrechen bereitete den Unterländern<br />
nicht nur das Fuhrwesen, sondern auch<br />
der ausgedehnte österreichische Gr<strong>und</strong>besitz in ihrer<br />
He<strong>im</strong>at. Gemäss der vorliegenden Unterländer<br />
Bittschrift besassen die Österreicher in der Herrschaft<br />
Schellenberg Gr<strong>und</strong> <strong>und</strong> Boden <strong>im</strong> Wert von<br />
über 4 000 Gulden, «von welchem uns die Steuer<br />
schon seit langen Jahren widerrechtlich entzogen<br />
worden ist». 700<br />
Allerdings seien es die Anstände <strong>im</strong><br />
Rodwesen <strong>und</strong> insbesondere die ausbleibenden<br />
Fuhrlohnzahlungen, welche die Untertanen am<br />
härtesten trafen. - Die Herrschaft Schellenberg<br />
stellte hierbei fest, dass die Feldkircher Seite vertragsbrüchig<br />
geworden sei. Die Unterländer Fuhrleute<br />
sahen sich folglich ebenfalls nicht mehr an die<br />
Rodordnung geb<strong>und</strong>en. 701<br />
Im Juni 1794 wandte<br />
sich die Fürstliche Hofkanzlei in dieser Angelegenheit<br />
direkt an die Stadt Feldkirch <strong>und</strong> brachte diese<br />
mit den Machenschaften ihres Hausmeisters in<br />
Verbindung. 702<br />
Die Stadt Feldkirch lehnte indes jeg-
liehe Haftung für Faktor Bachmann ab. 703<br />
Da sich<br />
der Feldkircher Magistrat in einem gewissen Sinn<br />
für «nicht zuständig» erklärte, wandte sich das<br />
Land Liechtenstein erneut an das Vogteiamt in<br />
Feldkirch, welches in der amtlichen Hierarchie<br />
dem Magistrat (der Stadtregierung) übergeordnet<br />
war. In einem Schreiben vom 29. Juli beklagte das<br />
Oberamt die bewusste Zerstörung des Rodwesens<br />
<strong>und</strong> richtete diesbezüglich schwere Vorwürfe an<br />
die Adresse des Feldkircher Hausmeisters:<br />
«... besonders geschäfftig zeiget sich hiebey der<br />
H. Faktor Bachmann .... er versäumet keine Gelegenheit!,]<br />
den hiesigen Unterthanen diese widerrechtliche<br />
Bedrückung noch empfindlicher zu inachen,<br />
<strong>und</strong> sie auf alle mögliche Art zur Ungeduld<br />
zu reitzen, wie er dann erst kürzlich den Joh. Fehr,<br />
Mathias Marxer, Thomas Kieber <strong>und</strong> Joh. MattfJ<br />
samentlich von Mauren!,] in seinem Hause über die<br />
Vermissung ihrer Verdienste [<strong>und</strong>] Fuhrlöhne auf<br />
eine beissende Art verlachet, <strong>und</strong> das ganze Gericht<br />
am Eschnerberg verspottet hat». 104<br />
Die von <strong>liechtenstein</strong>ischer Seite ergriffenen Massnahmen<br />
wie die Errichtung eines Schlagbaumes in<br />
Nendeln hatten zweifelsohne auch Auswirkungen<br />
auf den Güterverkehr mit dem benachbarten<br />
Graubünden. Im Dezember 1794 informierte das<br />
Oberamt die Nachbarn in Malans über die österreichische<br />
Verweigerung von Fuhrlohnzahlungen<br />
an die <strong>liechtenstein</strong>ischen Fuhrleute: «So bleibet<br />
uns kein anderes Mittel übrig, als die Unterthanen<br />
aus den Früchten, welche für ermeldte Kornhändler<br />
durchpassiren, bezahlt zu machen». 705<br />
Vaduz<br />
sicherte aber den Malansern zu, keine Früchte<br />
«zum Nachtheil des dortseitigen Markts» zu beschlagnahmen.<br />
706<br />
Im Antwortschreiben zeigte sich<br />
das Gericht Malans erstaunt über die Weigerung<br />
der österreichischen Kornhändler, «billige <strong>und</strong> gerechte<br />
Fuhrlöhne zu bezahlen». 707<br />
Malans hoffte<br />
darüber hinaus, dass Liechtenstein keine Massnahmen<br />
treffe, die dazu führten, dass den Bündnern<br />
das ihnen zustehende Getreide vorenthalten<br />
würde. 708<br />
Der in Nendeln errichtete Schlagbaum hatte<br />
tatsächlich zu einer Trennung der <strong>liechtenstein</strong>i<br />
DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />
LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />
schen von den österreichischen Fuhrleuten geführt.<br />
Diejenigen österreichischen Gütertransporte,<br />
die in Nendeln aufgehalten werden konnten, wurden<br />
dort umgeladen <strong>und</strong> von Unterländer Fuhrleuten<br />
weiter bis Schaan spediert. 709<br />
(Von Schaan aus<br />
erfolgte der Weitertransport <strong>im</strong>mer noch gemäss<br />
Rodordnung bis Balzers <strong>und</strong> - nach erneutem Umladen<br />
- weiter nach Maienfeld.) Dieser Zustand war<br />
aber für die österreichischen Fuhrleute <strong>und</strong> Kornhändler<br />
unbefriedigend. Das Vogteiamt Feldkirch<br />
gelobte zwar (noch <strong>im</strong> Dezember 1791) die genaue<br />
Einhaltung der Rodordnung von 1781, verlangte<br />
allerdings die Aufhebung des Schlagbaumes in<br />
692) Ebenda.<br />
693) LLA RA 21/366: Faktor Bachmann an OA; o. D., präsentiert am<br />
12. Februar 1795.<br />
694) LLA RA 21/369: Information Vogteiamt Feldkirch an OA,<br />
6. Februar 1795, sowie LLA RA 21/371: Faktor Bachmann an<br />
Hausmeister in Nendeln <strong>und</strong> in Schaan.<br />
695) LLA RA 21/272: OA an Vogteiamt Feldkirch, 28. Februar 1795.<br />
696) LLA RA 21/375: OA an Vogteiamt Feldkirch, 28. April 1795.<br />
697) LLA RA 21/305: OA an Fürst, 27. März 1794.<br />
698) Ebenda sowie LLA RA 21/399. Der Schlagbaum wurde am<br />
7. Februar 1794 errichtet.<br />
699) LLA RA 21/305: OA an Fürst.<br />
700) LLA RA 21/307: Herrschaft Schellenberg an Fürst, o. D., aber<br />
sicher März oder April 1794. Interessant auch folgender Hinweis:<br />
«Ein nicht weniger harter Umstand ist für uns, dass sich so sehr<br />
viele Güter in Händen der Geistlichkeit belinden».<br />
701) Ebenda.<br />
702) LLA RA 21/314: HKW an Magistrat Feldkirch, 7. Juni 1794.<br />
703) LLA RA 21/315: Antwort Magistrat Feldkirch, 16. Juni 1794.<br />
704) LLA RA 21/325: OA an Magistrat Feldkirch. 29. Juli 1794.<br />
705) LLA RA 21/348: OA an Gericht Malans, 27. Dezember 1794.<br />
706) Ebenda.<br />
707) LLA RA 21/349: Malans an OA, 28. Dezember 1794.<br />
708) Ebenda.<br />
709) LLA RA 21/399: Angaben des Nendler Wirts Andreas Marxer,<br />
13. November 1794.<br />
129
Nendeln. 710<br />
Dieser Forderung wurde schliesslich<br />
ein knappes Jahr später nachgegeben. 711<br />
Konflikte in Zusammenhang mit dem Fuhrwesen<br />
ergaben sich auch bei der Benützung der<br />
Rheinfähre Schaan-Burgerau; denn österreichische<br />
Fuhrleute wechselten dort bei Schaan auf die<br />
linksrheinische Route <strong>und</strong> sie umgingen dadurch<br />
die Benützung eines wichtigen Abschnitts der<br />
Liechtensteiner Landstrasse. Wirte <strong>und</strong> Fuhrleute<br />
der Oberländer Gemeinden wurden um einen Teil<br />
ihres Verdienstes gebracht. Den Behörden in Vaduz<br />
war der von Schweizer Seite eingerichtete Fährbetrieb<br />
Burgerau ebenfalls ein Dorn <strong>im</strong> Auge. Bereits<br />
<strong>im</strong> Jahre 1790 gingen erste Protestschreiben seitens<br />
der Gemeinden ein. Im Juli 1790 beschwerte<br />
sich die Gemeinde Schaan über den Kornhändler<br />
Baptist Kienz aus Lauterach, welcher Früchte<br />
schickte <strong>und</strong> diese über die Schaaner Au an die<br />
Werdenberger Überfahrt führen liess. Dadurch<br />
wurden die Auen ruiniert, der Waidgang erlitt<br />
Schaden, <strong>und</strong> zusätzlich verloren die Einhe<strong>im</strong>ischen<br />
ihren Verdienst <strong>im</strong> Fuhrwesen. 712<br />
Ein weiteres<br />
Schreiben in dieser Angelegenheit wies darauf<br />
hin, dass sich besagter Baptist Kienz angemasst<br />
hatte, über die Schaaner «Allgemeind bis hin zur<br />
Werdenberger Rheinfahrt eine neue Strasse zu<br />
machen». 713<br />
1793, als die Eidgenossen der Fähre<br />
Burgerau-Schaan dieselben Rechte einräumten<br />
wie den Rheinübergängen bei Trübbach <strong>und</strong> Bendern,<br />
richtete das Land Liechtenstein ein Protestschreiben<br />
an die Adresse des Werdenberger Landvogts.<br />
Im Namen der Landammänner <strong>und</strong> Richter<br />
der Landschaften Vaduz <strong>und</strong> Schellenberg ersuchte<br />
das Oberamt die Schweizer (vergeblich) davon zu<br />
überzeugen, dass es das Beste wäre, die Schifffahrt<br />
<strong>im</strong> bisherigen alten Zustand zu belassen. 714<br />
Aus der Werdenberger Hoffnung auf einen grossen<br />
Warenverkehr über die neue Rheinfähre wurde<br />
jedoch vorerst nichts. Internationale Ereignisse<br />
warfen ihre Schatten <strong>und</strong> hatten auch starke Auswirkungen<br />
auf den Handelsverkehr. Am 22. März<br />
1792 hatte der habsburgische Kaiserstaat dem<br />
revolutionären Frankreich den Krieg erklärt. Sogleich<br />
erliess Österreich eine Sperre des Vieh- <strong>und</strong><br />
Naturalienhandels gegen die mit Frankreich in<br />
130<br />
engen Handelsbeziehungen stehenden Länder<br />
Schweiz <strong>und</strong> Graubünden. 715<br />
Liechtenstein, <strong>im</strong><br />
Schatten der Habsburgischen Übermacht stehend,<br />
musste diesen Handelsboykott mittragen. Peter<br />
Kaiser berichtet über die damalige Situation wie<br />
folgt: «Im Fürstenthum Liechtenstein wurden <strong>im</strong><br />
Jahr öffentliche Gebete für die Wohlfahrt des hl.<br />
römischen Reiches angeordnet. Gegen die Schweiz<br />
wurde <strong>im</strong> Jahr 1794 gesperrt <strong>und</strong> Wachten an unserer<br />
Landesgrenze aufgestellt». 716<br />
Diese Handelssperre<br />
bewirkte ein Aufleben der Schmuggeltätigkeit,<br />
besonders zwischen Vorarlberg <strong>und</strong> Graubünden,<br />
bedeutete aber auch für die gesamte Region<br />
einen Wegfall einer wichtigen Einnahmequelle <strong>und</strong><br />
ein Absinken in noch tiefere Armut. 717<br />
Im Grenzverkehr<br />
zwischen Liechtenstein <strong>und</strong> Graubünden<br />
(bzw. der Schweiz) kam es jedoch nicht zur Errichtung<br />
eines «eisernen Vorhangs» <strong>und</strong> der Warenaustausch<br />
konnte - in etwas reduziertem Umfang -<br />
auch nach 1794 aufrecht erhalten werden. 718<br />
Das<br />
Volumen des Güterverkehrs über die Fähre nach<br />
Burgerau dürfte noch <strong>im</strong> ersten Halbjahr 1794<br />
etwas unter zehn Prozent der Warenmenge betragen<br />
haben, die <strong>im</strong> selben Zeitraum auf der Landstrasse<br />
von Feldkirch nach Balzers ging. 719<br />
Um<br />
diesen Warenzug nach Burgerau gänzlich zu unterbinden,<br />
befahl das Oberamt <strong>im</strong> Dezember 1794<br />
dem Hausmeister in Schaan, die Benützung dieses<br />
Rheinübergangs zu verbieten. 720<br />
Ebenfalls Ende 1794 sandte das Oberamt der<br />
Flofkanzlei in Wien einen ausführlichen Bericht<br />
«zur Lage der Nation». Nebst Schilderungen der<br />
Zustände <strong>im</strong> Rodwesen enthält dieses Schreiben<br />
eine ausführliche Beschreibung der kurz vor Weihnachten<br />
erfolgten Einquartierung von kaiserlichen<br />
Truppen in Liechtenstein. Daraus entstandene Probleme<br />
- diese Truppenstationierung war überaus<br />
unpopulär - werden lebhaft dargestellt. Dieses<br />
Ereignis ist in erster Linie dem Bereich der Militärgeschichte<br />
zuzuordnen. Es hatte aber durchaus<br />
Auswirkungen auf Gewerbe <strong>und</strong> Handel, da diese<br />
Truppen eigentlich die Einhaltung der Handelssperre<br />
überwachen sollten. Der Kommandant<br />
dieser aus dem Banat stammenden Soldaten hatte<br />
auch eine Instruktion bei sich, die den Handel mit
Schwefel <strong>und</strong> Eisen unterbinden wollte, da diese<br />
Materialien zur Herstellung von Kriegsmaterial<br />
benötigt wurden. So verbot er dem Schaaner Krämer<br />
<strong>und</strong> dem Vaduzer Nagelschmied den Verkauf<br />
ihrer Waren auf dem Werdenberger Markt. 721<br />
Die<br />
Stationierung dieser Truppen stellte für die Liechtensteiner<br />
Bevölkerung zudem eine finanzielle Belastung<br />
dar. Der Bericht des Oberamts ist (auszugsweise)<br />
<strong>im</strong> Anhang (S. 165) wiedergegeben Der Abdruck<br />
dieses Textes ist dadurch gerechtfertigt, da<br />
Landvogt Menzinger darin ein faszinierendes Bild<br />
von der damaligen, durch das Kriegsgeschehen beeinflussten,<br />
St<strong>im</strong>mung in Liechtenstein zeichnet.<br />
Da sich die österreichische Seite bereits 1795<br />
wiederum weigerte, den Unterländer Fuhrleuten<br />
die schuldigen Löhne zu bezahlen, wandte sich das<br />
Oberamt an die Hofkanzlei in Wien mit der Bitte<br />
um Unterstützung. 722<br />
Im Vorfeld hatten sich das<br />
Oberamt <strong>und</strong> der Feldkircher Hausmeister in der<br />
Frage zerstritten, wie hoch denn nun der Fuhrlohn<br />
von Feldkirch bis Schaan zu stehen kam. Liechtenstein<br />
berechnete z. B. den Fuhrlohn für die Strecke<br />
Nendeln-Schaan <strong>im</strong> Ansatz von 6,5 Kreuzer pro<br />
Malter Korn, während Österreich auf dem niedrigeren<br />
Ansatz von 5,5 Kreuzer beharrte. Folglich<br />
war zwischen beiden Seiten auch ein Streit über<br />
die Höhe der Geldsumme entstanden, die Österreich<br />
den Liechtensteinern schuldete. Würde sich<br />
die österreichische Seite durchsetzen, so bemerkte<br />
das Oberamt, dann flössen «beträchtliche Summen»<br />
in die Privatkasse des Feldkircher Hausmeisters.<br />
723<br />
Das Oberamt warf dem Hausmeister in<br />
Feldkirch zudem vor, dass er «ganze Viertel <strong>und</strong><br />
halbe Jahre zuwarte, <strong>und</strong> dann einen Mann durch<br />
die Zusamenziehung der ganzen Sume auf eine<br />
erkünstelte Art zum Schuldner machen wolle, wo<br />
er sich weder mehr zu erinnern, noch zu regressiren<br />
wissen könne». 724<br />
In einem weiteren Schreiben<br />
an die Hofkanzlei beschwerte sich das Oberamt<br />
über das illegale Wirten des Feldkircher Faktors. 725<br />
Dies hätte für die <strong>liechtenstein</strong>ischen Fuhrleute<br />
(<strong>und</strong> darüber hinaus für das ganze Fürstentum)<br />
negative Auswirkungen: Diese Fuhrleute Hessen<br />
ihre geladenen Wagen in Feldkirch «offt vom morgen<br />
früh bis in die späte Nacht bey allem Wetter auf<br />
DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />
LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />
offener Gasse stehen ..., indem sie inzwischen in<br />
[des] Faktors Flaus zechten, <strong>und</strong> sich volltranken».<br />
726<br />
Den Verdienst hätte demnach einzig <strong>und</strong><br />
allein der Feldkircher Flausmeister, während die<br />
<strong>liechtenstein</strong>ischen Fuhrleute mit einem leeren<br />
Geldbeutel nach Hause zurückkehrten.<br />
Am 16. Mai 1796 richtete Fürst Alois I. eine Bittschrift<br />
an den Kaiser. In einem 32-seitigen Schreiben<br />
bat er den obersten Monarchen des Reiches,<br />
den Feldkircher Hausmeister zur Zahlung der ausstehenden<br />
Fuhrlöhne zu zwingen. 727<br />
Unklar ist, ob<br />
die <strong>liechtenstein</strong>ischen Fuhrleute das ihnen zustehende<br />
Geld dann auch wirklich erhielten. Alois<br />
710) LLA RA 21/343: Vogteiamt an OA, 3. Dezember 1794.<br />
711) LLA RA 21/399: Notiz von Faktor Bachmann, 10. November<br />
1795. Zuvor war Ende Oktober 1795 ein Fürstlicher Befehl an das<br />
OA ergangen, den Schlagbaum in Nendeln zu entfernen; vgl. LLA RA<br />
21/411: OA informiert am 22. Februar 1796 das Kreisamt Bregenz.<br />
712) LLA RA 21/122: Vorladungsbefehl des Landweibels Paul Boss<br />
an Baptist Kienz, 22. Juli 1790.<br />
7131 LLA RA 21/126: Schaaner <strong>und</strong> Vaduzer Gemeindevorsteher<br />
contra Baptist Kienz. 11. August 1790.<br />
714) LLA RA 21/298: OA an Landvogt in Werdenberg. 29. April<br />
1793.<br />
715) Bilgeri, Geschichte Vorarlbergs. Bd. IV, S. 180.<br />
716) Kaiser. Arthur Brunhart. S. 522.<br />
717) Bilgeri, Geschichte Vorarlbergs, Bd. IV. S. 180.<br />
718) Die Weggeldeinnahmen in Balzers sanken <strong>im</strong> Zeitraum<br />
1793-1796 stetig, aber nicht drastisch. Bei den Zolleinnahmen gab<br />
es zwar Schwankungen, aber ein wirklicher Einbruch bescherte erst<br />
das Jahr 1799: vgl. Anhang. S. 151.<br />
719) LLA RA 21/337: Berechnungen des Feldkircher Hausmeisters.<br />
Demnach ging die folgende Anzahl Malter an Getreide nach Balzers<br />
<strong>und</strong> (in Klammern) nach Burgerau: Februar: 1291 (153,5). März:<br />
2289,5 (157). April: 3213,5 (198). Mai: 2164 (202), Juni: 1970 (224).<br />
720) LLA RA 21/350.<br />
721) LLA RA 21/347: OA an HKW, 26. Dezember 1794.<br />
722) LLA RA 21/382: OA an HKW, 23. Juni 1795.<br />
723) Ebenda.<br />
724) Ebenda.<br />
725) LLA RA 21/385: OA an HKW. 30. Juni 1795.<br />
726) Ebenda.<br />
727) LLA RA 21/422: Fürst an Kaiser.<br />
131
Ospelt schreibt, dass der Feldkircher Hausmeister<br />
schliesslich dem obrigkeitlichen Druck nachgeben<br />
musste. 728<br />
In den mir vorliegenden Akten des Oberamts<br />
fand ich indes keinen Hinweis, der diese<br />
Aussage bestätigen könnte. Zu diesem Zeitpunkt<br />
hätte eine Auszahlung der schuldigen Gelder an die<br />
<strong>liechtenstein</strong>ischen Fuhrleute sowieso keine stabilisierende<br />
Wirkung mehr auf den Bestand der Rodordnung<br />
gehabt, da der Zerfall des Rodwesens<br />
schon zu weit fortgeschritten war. Die österreichischen<br />
Fuhrleute hatten seit längerem die vorgeschriebene<br />
l<strong>im</strong>itierte Zahl von sechs Stracksfuhren<br />
nicht mehr eingehalten <strong>und</strong> ein Grossteil der<br />
Waren wurde ausserhalb der Rod transportiert. 729<br />
Die Liechtensteiner Fuhrleute waren infolge der<br />
Kriegsereignisse ab 1796 <strong>im</strong>mer mehr gezwungen,<br />
statt <strong>im</strong> Handelsverkehr <strong>im</strong> Militär<strong>fuhrwesen</strong> tätig<br />
zu sein. So mussten die Kaufleute ihre Warentransporte<br />
wieder weitgehend selbst organisieren. 730<br />
Die äusserst unpopuläre Handelssperre für<br />
Vieh <strong>und</strong> Naturalien blieb ebenfalls 1796 noch in<br />
Kraft. 731<br />
Während einerseits be<strong>im</strong> Schmuggeln<br />
ertappte Untertanen streng bestraft wurden, 732<br />
musste sich andererseits Landvogt Menzinger den<br />
Vorwurf gefallen lassen, dass er wiederholt in<br />
Schmuggelaffären verwickelte Angehörige des Beamtenstandes<br />
gedeckt <strong>und</strong> geschützt hatte. 733<br />
In<br />
Vorarlberg wie auch in Liechtenstein stieg der Zorn<br />
gegen die Behörden. Aufständische Vorarlberger<br />
ermordeten <strong>im</strong> August 1796 den Leiter des Kreisamtes<br />
Bregenz, Kreishauptmann Ignaz Anton v.<br />
Indermauer. 734<br />
In Zusammenhang mit den Ereignissen<br />
in der Nachbarschaft stand auch die vorübergehende<br />
Flucht des Vaduzer Landvogts Menzinger<br />
in die Schweiz. 735<br />
Im November 1796<br />
lockerte aber der neue Bregenzer Kreishauptmann<br />
Vikari die Viehsperre, da er die ärmeren Bevölkerungsschichten<br />
nicht «ganz herberg- <strong>und</strong> brodlos»<br />
machen wollte. 73r<br />
' Da aber kurz zuvor <strong>im</strong> Raum<br />
Feldkirch unter dem Vieh die «Magenseuche oder<br />
Löserdörre» ausgebrochen war, beschloss der<br />
Liechtensteiner Landvogt Menzinger, die Grenze zu<br />
Österreich für den Viehhandel wieder dicht zu machen.<br />
737<br />
Im Winter 1796/97 brach zudem noch <strong>im</strong><br />
benachbarten Graubünden eine Viehseuche aus. 738<br />
132<br />
Deshalb geschah es auch, dass aus Graubünden<br />
kommende Fuhrwerke in Balzers angehalten <strong>und</strong><br />
die Zugtiere auf ihren Ges<strong>und</strong>heitszustand hin<br />
untersucht wurden. 739<br />
Das Jahr 1796 stand insgesamt<br />
unter einem schlechten Stern, da nicht nur<br />
Handelssperren, Aufruhr <strong>und</strong> Viehseuchen das<br />
Fuhrwesen in Liechtenstein beeinträchtigten, sondern<br />
weil auch eine schwere Missernte die Versorgung<br />
mit Lebensmitteln in Frage stellte. 740<br />
Die grosse Katastrophe fand jedoch erst zur<br />
Jahrh<strong>und</strong>ertwende statt. Waren die Nahrungsreserven<br />
der Bauern infolge Einquartierung von<br />
kaiserlichen Truppen bereits stark zusammengeschrumpft,<br />
so «bedeutete der unvermutete Einfall<br />
der Franzosen am 6. März 1799 für viele das Ende.<br />
Besonders in Bendern, Mauren, Nendeln <strong>und</strong><br />
Eschen sah es schl<strong>im</strong>m aus. Der Feind plünderte<br />
728) Ospelt, Wirtschaftsgeschichte, S. 332. Fussnote 18.<br />
729) Ebenda, S. 332.<br />
730) Ebenda.<br />
731) Bernhard, Geschichte Vorarlbergs 1789-1801, S. 82.<br />
732) Wanner, Wirtschafts- <strong>und</strong> Sozialgeschichte. S. 464. Die in Feldkirch<br />
stationierte Grenzschmuggel-Kommission nahm den ertappten<br />
Schmugglern nicht nur die Waren, sondern auch die Wagen <strong>und</strong><br />
Zugtiere weg. Der Schmuggler Andreas Oehri aus Mauren sass nach<br />
erfolgter Anzeige sogar 27 Wochen <strong>im</strong> Arrest in Vaduz.<br />
733) Ebenda.<br />
734) Ebenda. - Vgl. auch Bernhard, Geschichte Vorarlbergs<br />
1789-1801, S. 82 <strong>und</strong> S. 330, Fussnote 249: «Wenngleich ... Indermauer<br />
bei der Errichtung <strong>und</strong> Verlängerung dieser Sperrverordnungen<br />
nur ein ausführendes Organ höherer Befehlsgeber war, so sah<br />
das Volk in ihm doch den verantwortlichen Mann. Dies [hatte! ihn in<br />
Vorarlberg natürlich nicht populärer [gemacht]. Bei seinen Beamtenkollegen<br />
<strong>und</strong> bei höheren Amtsstellen muss seine Tätigkeit aber<br />
hoch eingeschätzt worden sein».<br />
735) Wanner, Wirtschafts- <strong>und</strong> Sozialgeschichte, S. 464 sowie Kaiser,<br />
Arthur Brunhart, S. 525. Menzinger floh «mit dem Landschreiber,<br />
mit Weib <strong>und</strong> Kind».<br />
736) Ebenda, S. 464 f. Vikari handelte nicht aus purer Menschenliebe.<br />
Entscheidend dürfte vielmehr die Angst vor neuen Unruhen in<br />
der Bevölkerung gewesen sein.<br />
737) Ebenda, S. 471.<br />
738) Ebenda. S. 474.<br />
739) Ebenda. S. 475.<br />
740) Ebenda. S. 465.
Gut zwei Wochen nach<br />
dem Einfall der Franzosen<br />
<strong>im</strong> Liechtensteiner Unterland<br />
belagerten französische<br />
Truppen am 23. März<br />
1799 die Stadt Feldkirch.<br />
Sie wurden jedoch in Tisis<br />
DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />
LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />
<strong>und</strong> be<strong>im</strong> Margarethenkapf<br />
von den Österreichern<br />
zurückgeworfen.<br />
In diesen Kriegswirren in<br />
den Jahren 1799 <strong>und</strong><br />
1800 mussten <strong>liechtenstein</strong>ische<br />
Fuhrleute für<br />
das österreichische <strong>und</strong><br />
das französische Militär<br />
zur Verfügung stehen.<br />
133
alles[;] Wein, Fleisch, Käs, Schmalz, Schweine, viel<br />
Vieh». 741<br />
Aus den soeben genannten Ortschaften<br />
mussten zusätzlich 64 Pferde an die Schweiz abgegeben<br />
werden. 742<br />
Dies war für die Bauern ein<br />
harter Schlag, kostete doch ein Pferd r<strong>und</strong> 350<br />
Gulden, was damals einem Jahresgehalt eines<br />
Bauern, Tagelöhners oder Kleingewerbetreibenden<br />
entsprach. 743<br />
Nach einer militärischen Niederlage<br />
in der Schweiz strömten <strong>im</strong> Herbst 1799 viele<br />
österreichische <strong>und</strong> russische Soldaten ausgehungert<br />
<strong>und</strong> demoralisiert in Richtung Rheintal. Der<br />
russische Feldmarschall Suworow erreichte am 11.<br />
Oktober 1799 mit r<strong>und</strong> 15 000 Mann Balzers. 744<br />
Das österreichische Generalkommando wies das<br />
Oberamt sogleich an, 700 Zentner Heu für das<br />
Nachtlager der Soldaten <strong>und</strong> als Pferdefutter zu liefern.<br />
745<br />
Dem Feldmarschall <strong>und</strong> zwanzig weiteren<br />
Generälen mussten Unterkünfte in Privathäusern<br />
bereitgestellt <strong>und</strong> Verpflegung verabreicht werden.<br />
Die russischen Truppen blieben jedoch nur eine<br />
Nacht lang in Balzers. 745<br />
Bis zum erneuten französischen<br />
Einfall <strong>im</strong> Sommer 1800 blieb Liechtenstein<br />
von den kaiserlichen Truppen besetzt. 747<br />
Die einhe<strong>im</strong>ischen Bauern mussten sowohl für<br />
die kaiserlichen wie auch für die französischen Soldaten<br />
Fuhren verrichten. Allein in Balzers waren<br />
<strong>im</strong> Zeitraum März 1799 bis Ende März 1801 insgesamt<br />
69 Fuhrleute <strong>im</strong> Einsatz. 748<br />
Sie unternahmen<br />
total 3 483 Fahrten, davon 2 802 für die Kaiserlichen<br />
<strong>und</strong> nur 681 für die Franzosen. 749<br />
Die Transporte<br />
für die Österreicher betrafen in erster Linie<br />
die Strecken von Balzers über die St. Luzisteig bis<br />
Maienfeld sowie von Balzers nach Feldkirch. Für<br />
die Franzosen waren die Balzner Fuhrleute weitgehend<br />
auf denselben Strecken unterwegs, allerdings<br />
hatte hier auch die Route über die Trübbacher<br />
Rheinfähre eine gewisse Bedeutung. 750<br />
Der Eschner<br />
Chronist Johann Georg Heibert notierte als<br />
Zeitzeuge, dass damals allein über die St. Luzisteig<br />
täglich 20 bis 40 Wagen verkehrten, um die einquartierten<br />
Truppen mit Mehl, Heu, Haber <strong>und</strong><br />
Holz zu versehen. 751<br />
Im Zusammenhang mit diesen<br />
Transporten verdient es eine merkwürdige Begebenheit,<br />
hier notiert zu werden: Im Jahre 1801 beklagte<br />
sich der Balzner Pfarrer Johann Joseph<br />
134<br />
Mähr, dass alle Katholiken, die <strong>im</strong> Maienfelder Spital<br />
starben, nach Balzers zur Beerdigung geliefert<br />
wurden, obwohl sie nicht hierher gehörten; «der<br />
minderen Kosten wegen wurden die Leichen einfach<br />
den Balzner Fuhrleuten, die von der Kornfuhre<br />
he<strong>im</strong>kehrten, aufgeladen, was für die Gemeinde<br />
eine ungerechte Belastung war». 752<br />
Insgesamt beklagten 62 Balzner Haushalte für<br />
den Zeitraum September 1799 bis Januar 1803<br />
Kriegserlittenheiten in der Höhe von total 32 448<br />
Gulden. 753<br />
Die höchsten Auslagen für Truppeneinquartierungen<br />
hatten dabei Adlerwirt Joseph<br />
Anton Brunhart (2165 fl.) sowie der ehemalige<br />
Hirschenwirt Joseph Frick (1638 fl.). 754<br />
Die in<br />
den Jahren 1799 <strong>und</strong> 1800 sehr niedrigen Zoll<strong>und</strong><br />
Weggeldeinnahmen deuten darauf hin, dass<br />
das Militär<strong>fuhrwesen</strong> von diesen Abgaben befreit<br />
war. 755<br />
Trotz einer Typhusepidemie kam 1801 erstmals<br />
wieder Hoffnung auf; «politisch durch den Frieden<br />
von Luneville <strong>und</strong> sehr lokal durch eine gute Wein<strong>und</strong><br />
Getreideernte». 756<br />
An eine Wiederherstellung<br />
der alten Rodordnung konnte indes nicht mehr gedacht<br />
werden. Zuviel war seither geschehen, was<br />
dem <strong>im</strong> Wege stand. Anlässlich einer 1804 stattfindenden<br />
Konferenz war Landvogt Menzinger<br />
aber bereit, für eine lokale Lösung zu kämpfen, die<br />
den <strong>liechtenstein</strong>ischen Bedürfnissen möglichst gerecht<br />
werden sollte. 757<br />
Da die Liechtensteiner Fuhrleute<br />
seit über drei Jahren überhaupt keine Möglichkeit<br />
mehr hatten, Kaufmannsgüter oder Stückwaren<br />
zu transportieren, <strong>und</strong> diese auch <strong>im</strong> Korn<strong>und</strong><br />
Salztransit kaum noch einen Verdienst hatten,<br />
dachte Menzinger laut über eine neue Rodordnung<br />
nach. Diese sollte die endgültige Trennung Liechtensteins<br />
von Österreich <strong>im</strong> Rod<strong>fuhrwesen</strong> bewirken.<br />
Menzinger dachte - nichts Neues - an die Errichtung<br />
einer Abladestation in Schaanwald oder<br />
in Nendeln. 758<br />
Dadurch erhielten die <strong>liechtenstein</strong>ischen<br />
Fuhrleute zwar «nicht den vierten Theil»<br />
ihres einstigen Verdienstes <strong>im</strong> Fuhrwesen, aber sie<br />
wollten «gerne mit dem zufrieden seyn, wenn sie<br />
wenigst das Wenige gewies [hätten]». 759<br />
- Die Konferenz<br />
von 1804 war offenbar ein Misserfolg; denn<br />
der Landvogt berichtete später der Hofkanzlei in
Wien: «... so habe ich doch alle Hoffnung verloren,<br />
in dem Rod- oder Fuhrwesen jemals eine standhaffte<br />
Ordnung zu erzielen». 760<br />
741) Ebenda.<br />
742) Ebenda.<br />
743) Ebenda.<br />
744) Ebenda. Gr<strong>im</strong>m, Suworow, S. 205. sowie Vogt. Brücken zur<br />
Vergangenheit, S. 100.<br />
745) Gr<strong>im</strong>m, Suworow, S. 205.<br />
746) Vogt, Brücken zur Vergangenheit, S. 100.<br />
747) Ebenda, S. 100 f.<br />
748) GA Ba 001 -S 3-1/1-10.<br />
749) Ebenda. - Das Militär<strong>fuhrwesen</strong> war eine enorme Belastung für<br />
die Bevölkerung <strong>und</strong> dürfte dementsprechend unpopulär gewesen<br />
sein. Jedenfalls für Vorarlberg gibt es für das Letztere Belege:<br />
«Schwierigkeiten hatten die Behörden ... 1796 [<strong>und</strong>] 1797 <strong>im</strong>mer<br />
wieder mit den Vorspannleistungen. Die Bauern brachten ihre<br />
Pferde oft an abgelegene Orte, um vortäuschen zu können, dass sie<br />
kein Zugvieh für die Militärfuhrwerke hatten. In Nüziders, Bludenz<br />
<strong>und</strong> Bürs gaben Pferdehalter ihre Tiere einfach weg, nur um der<br />
ledig zu sein». - Vgl.: Bernhard. Geschichte<br />
Vorarlbergs 1789-1801, S. 175)<br />
750) GA Ba 001 -S 3-1/1-10.<br />
751) Kaiser. Arthur Brunhart, Apparat. S. 502, sowie Heibert,<br />
S. 103.<br />
752) Büchel. Pfarrbücher, S. 72.<br />
753) GA Ba 001 - S 3-1/1-10. Angaben zum gesamten Schaden für<br />
Liechtenstein sind widersprüchlich: Nach «amtlicher Schätzung»<br />
belief er sich auf eine Million fl. (Schädler. Entwicklung Liechtensteins.<br />
S. 16). Gerhard Wanner spricht andererseits von einer<br />
Kriegsschuld von r<strong>und</strong> 350 000 fl. Da innerhalb eines Dorfes «kaum<br />
einige 100 Gulden» aufzutreiben waren, liehen sich viele Liechtensteiner<br />
Geld aus dem wirtschaftlich besser gestellten Feldkirch aus.<br />
(Wanner, Wirtschafts- <strong>und</strong> Sozialgeschichte, S. 466 f.)<br />
754) GA Ba 001 - S 3-1/1-10. Die Zahlen sind ger<strong>und</strong>et. Vgl. auch:<br />
Vogt, Brücken zur Vergangenheit. S. 98. Hirschenwirt Frick musste<br />
zudem am 11. Oktober 1799 für die Russen einen Stier sowie ein<br />
Schwein schlachten.<br />
755) Vgl. Anhang auf S. 147-151.<br />
756) Wanner, Wirtschafts- <strong>und</strong> Sozialgeschichte, S. 467 <strong>und</strong> 469.<br />
757) LLA RA 21/543: Schreiben von Landvogt Menzinger, welches er<br />
an der auf den 12. April 1804 angesetzten Rodkonferenz vortragen<br />
sollte.<br />
758) Ebenda. Vgl. auch Ausführungen auf S. 118 f.<br />
759) Ebenda.<br />
760) LLA RA 21/553: Menzinger an HKW, 4. Juli 1805.<br />
DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />
LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />
135
Ausblick ins 19. Jahrh<strong>und</strong>ert:<br />
Der freie Verkehr siegt<br />
In der ersten Hälfte des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts hörte<br />
schliesslich das Rodwesen in Liechtenstein ganz zu<br />
existieren auf. Vorarlberg betonte zwar <strong>im</strong> Jahre<br />
1809, dass die Rodordnung für die über Fussach<br />
gehenden Waren <strong>im</strong>mer noch gültig sei, 761<br />
aber in<br />
der Praxis hatte das keine grosse Bedeutung mehr;<br />
denn die Fussacher Strasse hatte seit Errichtung<br />
der von der Habsburger Zentralmacht ab 1768<br />
bewusst propagierten Bregenzer Strasse <strong>im</strong>mer<br />
mehr an Bedeutung eingebüsst. 762<br />
Die alte Rodordnung<br />
galt auf der <strong>liechtenstein</strong>ischen Strasse nach<br />
1800 nur noch für den Streckenabschnitt von<br />
Schaan bis Balzers. 763<br />
Aber auch hier funktionierte<br />
das alte Transportsystem nur mehr schlecht als<br />
recht <strong>und</strong> es gab wiederholt zu Klagen Anlass. Im<br />
Jahre 1816 beschwerte sich der Hausmeister von<br />
Fussach darüber, dass die Rodfuhrleute in Balzers<br />
bis zu fünf St<strong>und</strong>en auf den Vorspann warten<br />
mussten, welcher ihnen die Weiterfahrt über die<br />
St. Luzisteig ermöglichen sollte. 764<br />
Ferner beklagte<br />
der Fussacher Hausmeister, dass man in Balzers<br />
von den Fuhrleuten noch ein zusätzliches «Trinkgeld»<br />
verlangen würde, das man aber nicht zu geben<br />
schuldig sei. 765<br />
Hier wird deutlich, dass Hausmeister<br />
<strong>und</strong> Rodgenossenschaft in Balzers (vermutlich<br />
<strong>im</strong> vagen Bewusstsein des baldigen Verlustes<br />
sämtlicher Verdienstmöglichkeiten <strong>im</strong> Rodwesen)<br />
versuchten, den fremden Fuhrleuten noch möglichst<br />
viel Geld aus der Tasche zu locken. Die Rodordnung<br />
wurde schliesslich in den 1820-er Jahren<br />
auch für die Landstrasse von Schaan bis Balzers<br />
gegenstandslos. 766<br />
Damals nämlich legte der<br />
Kanton St.Gallen eine neue Rheintalstrasse an:<br />
«Ziel des kantonalen Strassenbaus war eine gerade,<br />
schnelle Rhein-Bodenseestrecke, als eine<br />
von Österreich unabhängige Verbindung zwischen<br />
Deutschland, der Schweiz <strong>und</strong> Oberitalien». 767<br />
Dieser<br />
Strassenausbau versetzte dem Rodwesen in<br />
Liechtenstein den endgültigen Todesstoss. Die<br />
St. Galler Rheintalstrasse war zwar etwas länger als<br />
die rechtsrheinische Route, aber diese neue Strasse<br />
war dennoch attraktiver für den Transitverkehr;<br />
denn auf der <strong>liechtenstein</strong>ischen Seite lag die St.<br />
Luzisteig als steileres Wegstück <strong>und</strong> zudem war der<br />
österreichische Transitzoll bedeutend höher als der<br />
136<br />
schweizerische. 768<br />
Mehrere Versuche, den Transitverkehr<br />
auf der Liechtensteiner Strasse zu halten,<br />
scheiterten. «Als schliesslich am 1. Juli 1858 die<br />
schweizerische Bahnlinie von St. Gallen (via Rorschach,<br />
Rheineck, Altstätten <strong>und</strong> Buchs) nach Chur<br />
eröffnet wurde, verschwand der [bisher] verbliebene<br />
kleine Transitverkehr endgültig». 769<br />
Das <strong>liechtenstein</strong>ische<br />
Strassennetz diente fortan (jedenfalls<br />
bis zum Aufkommen des Automobils <strong>im</strong> 20. Jahrh<strong>und</strong>ert)<br />
nur noch dem Lokalverkehr.<br />
Länger als in Liechtenstein hielt sich das Rodwesen<br />
in den Schweizer Bergkantonen Uri <strong>und</strong><br />
Graubünden. Ein entscheidender Gr<strong>und</strong> dafür war<br />
der verspätete Ausbau der Verkehrswege zu durchgehend<br />
fahrbaren Strassen. Folglich konnten die<br />
«Porten» (Rodgenossenschaften) dort ihre Vorrechte<br />
bis um 1835 behaupten <strong>und</strong> auch die durch das<br />
Säumereiwesen entstandene Form des Gütertransports<br />
in Etappen bis zu diesem Zeitpunkt aufrecht<br />
erhalten. 770<br />
Die folgenden beiden Abschnitte geben<br />
Hinweise auf die Entwicklung in Graubünden <strong>und</strong><br />
Uri, wobei dem Kanton Graubünden als unmittelbarem<br />
Nachbarn Liechtensteins ein etwas grösserer<br />
Raum zugestanden wird.<br />
761) LLA RB R 3, 4. Januar 1809: Schreiben des Königlich-Bayerischen<br />
Landgerichts Feldkirch.<br />
762) Vgl. Ausführungen auf S. 24 sowie auf S. 86.<br />
763) Ospelt, Wirtschaftsgeschichte, S. 332.<br />
764) LLA RB R 3, 13. Juli 1816: Information des OA an die Gemeinde<br />
Balzers über die Klage des Fussacher Faktors Schneider.<br />
765) Ebenda. Es wäre daher das Beste, «die lästige Vorspannanmassung»<br />
in Balzers aufzuheben.<br />
766) Ospelt, Wirtschaftsgeschichte, S. 332. Ospelt stützt sich auf ein<br />
oberamtliches Protokoll vom 19. 4. 1831.<br />
767) Ebenda, S. 333. Diese neue Kunststrasse überwand endgültig<br />
die letzten geographischen Hindernisse, den Schollberg <strong>und</strong> den<br />
«Hirschensprung».<br />
768) Ebenda.<br />
769) Ebenda, S. 334.<br />
770) Der Begriff «Port» stammt aus dem italienischen portare<br />
(tragen), weil meistens Saumrosse das Transitgut trugen. Vgl.:<br />
S<strong>im</strong>onett, Verkehrserneuerung in Graubünden, S. 10.
Liechtenstein mit den<br />
unmittelbar angrenzenden<br />
Regionen <strong>im</strong> späten 18.<br />
Jahrh<strong>und</strong>ert. Der Ausbau<br />
der Verkehrsverbindungen<br />
<strong>im</strong> späten 18. <strong>und</strong> frühen<br />
19. Jahrh<strong>und</strong>ert bedeutete<br />
DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />
LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />
für das Rod<strong>fuhrwesen</strong> das<br />
endgültige Aus. Eine jahrh<strong>und</strong>ertealte<br />
Form des<br />
Warentransports, bewerkstelligt<br />
durch lokale in der<br />
bäuerlichen Gesellschaft<br />
verankerte Rodgenossen<br />
schaften, musste aufgegeben<br />
werden. Die Ortsnamen<br />
von Triesen <strong>und</strong><br />
Balzers sind auf der vorliegenden,<br />
sonst recht<br />
exakten Karte am falschen<br />
Ort eingetragen.<br />
137
In Graubünden besorgten die seit dem 14. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />
bezeugten «Porten» den Warenverkehr<br />
auf den beiden wichtigsten Nord-Süd-Achsen, der<br />
«Oberen Strasse» <strong>und</strong> der «Unteren Strasse». Die<br />
Obere Strasse führte via Lenzerheide <strong>und</strong> Oberhalbstein<br />
nach Bivio <strong>und</strong> von dort über den Sept<strong>im</strong>er<br />
ins Bergell (<strong>und</strong> weiter nach Italien). 771<br />
Die Untere<br />
Strasse verband Chur mit dem Splügen- <strong>und</strong><br />
San Bernardinopass. 772<br />
Noch gemäss Transitordnung<br />
von 1825 wurden in Chur die für Chiavenna<br />
best<strong>im</strong>mten Kaufmannsgüter durch den «Teiler»<br />
in drei gleiche Teile geteilt <strong>und</strong> ein Drittel den<br />
Rodfuhrleuten der Unteren Strasse, das zweite<br />
Drittel den Rodfuhrleuten der Oberen Strasse <strong>und</strong><br />
das letzte Drittel den Stracksfuhrleuten (nicht einer<br />
Rodgenossenschaft zugehörige Kantonsbürger)<br />
zum Transport übergeben. 773<br />
Die nach Bellinzona<br />
gehenden Waren teilte der Churer Hausmeister in<br />
zwei gleiche Hälften auf, wovon die eine den Rodfuhrleuten<br />
(der Unteren Strasse) <strong>und</strong> die andere<br />
den Stracksfuhrleuten übergeben wurde. 774<br />
Noch<br />
um 1800 war in Graubünden lediglich die Strecke<br />
von der <strong>liechtenstein</strong>ischen Grenze bis Chur zu einer<br />
modernen Fahrstrasse ausgebaut. 775<br />
Der Druck<br />
zum Ausbau der Alpenwege stieg aber ständig. Besonders<br />
der seit 1760 befahrbare Brenner drohte<br />
den Bündner Pässen den Transitverkehr wegzunehmen.<br />
776<br />
Anstoss zum Ausbau des Strassennetzes<br />
gab schhesslich die der Missernte von 1816<br />
folgende Hungersnot. Das von Übersee her bestellte<br />
Getreide traf - nicht zuletzt wegen den schlechten<br />
Verkehrswegen - viel zu spät ein. 777<br />
In den Jahren<br />
1821 bis 1823 erfolgte dann der Bau von fahrbaren<br />
Strassen über den San Bernardino <strong>und</strong> den<br />
Splügenpass. 778<br />
Etwa zur selben Zeit wurde mit dem Bau der<br />
Gotthardstrasse begonnen, die allerdings erst 1835<br />
vollendet wurde. Die Urner Bevölkerung stand diesem<br />
Vorhaben skeptisch gegenüber, da sie (nicht zu<br />
Unrecht) darin eine Gefahr für den Fortbestand der<br />
Säumer- <strong>und</strong> Rodgenossenschaften erblickte. 779<br />
Besonders<br />
die den Grosshandel forcierenden Städte<br />
Luzern <strong>und</strong> Basel drängten auf den Ausbau der<br />
Gotthardroute sowie auf Einführung der freien<br />
Konkurrenz, was die endgültige Abschaffung der<br />
138<br />
Rodgenossenschaften nach sich zog. 780<br />
Unter dem<br />
Druck der Speditoren <strong>und</strong> der mit ihnen verbündeten<br />
liberalen Kantone musste schliesslich auch in<br />
Graubünden die freie Konkurrenz <strong>im</strong> Transportgewerbe<br />
eingeführt werden. 781<br />
Das «veraltete» Rodwesen<br />
konnte dabei nicht mehr bestehen. Ein<br />
Schweizer B<strong>und</strong>esbeschluss hob dann 1861 alle<br />
Rechte der Rodgenossenschaften entschädigungslos<br />
auf. 782<br />
Den endgültigen Zusammenbruch des<br />
Bündner Transitverkehrs bescherte schliesslich die<br />
Eröffnung der Gotthardbahn <strong>im</strong> Jahre 1882.<br />
Die von aussen erzwungene Auflösung des Rodwesens<br />
dürfte für die anhin <strong>im</strong> Verkehrswesen tätigen<br />
Säumer <strong>und</strong> Fuhrleute eine drastische Verschlechterung<br />
ihrer Erwerbs- <strong>und</strong> Lebensbedingungen<br />
gebracht haben. Für diejenigen, die kein<br />
erspartes Geld <strong>und</strong> auch über keinen Rückhalt in<br />
der Landwirtschaft verfügten, blieb oft als einzige<br />
Perspektive die Auswanderung übrig. 783<br />
Im Zeitraum<br />
1845 bis 1850 verliessen 118 Personen die<br />
Bündner Talschaften Rheinwald <strong>und</strong> Schams. Der<br />
grösste Teil von ihnen stammte aus den Strassendörfern<br />
Splügen, Sufers, Nufenen <strong>und</strong> Andeer. 784<br />
In Liechtenstein blieb die Auswanderung bis ins<br />
19. Jahrh<strong>und</strong>ert gr<strong>und</strong>sätzlich verboten. 785<br />
In einzelnen<br />
Fällen, in denen die Obrigkeit eine Emigration<br />
gestattete, mussten Auswanderungswillige<br />
beträchtliche Abgaben leisten. 786<br />
Das Auswanderungspatent<br />
von 1843 sowie die Aufhebung der<br />
Gebührenpflicht be<strong>im</strong> Verlassen des Landes ebneten<br />
den Weg für eine erste Auswanderungswelle. 787<br />
Zwischen 1853 <strong>und</strong> 1855 verliessen 71 Personen<br />
das Fürstentum Liechtenstein. 788<br />
Anders als bei<br />
Graubünden kann hier kaum ein Zusammenhang<br />
mit dem Ende der Rodgenossenschaften <strong>und</strong> des<br />
Transitverkehrs hergestellt werden. Die <strong>liechtenstein</strong>ische<br />
Auswanderung war vielmehr eine Reaktion<br />
auf ein überdurchschnittliches Bevölkerungswachstum.<br />
789<br />
Gerade die Missernte <strong>und</strong> die Rheinüberschwemmung<br />
des Jahres 1846 hatte deutlich<br />
gemacht, dass das kleine Land seine stark wachsende<br />
Bevölkerung nicht mehr ernähren konnte.
771) Ebenda. Auf dieser Route gab es die Porten (Rodgenossenschaften)<br />
Lenz, Tinizong, Stalla (Bivio) <strong>und</strong> Bergeil.<br />
772) Ebenda. Hier gab es die Rodgenossenschaften Iniboden (Bonaduz,<br />
Rhäzüns u. Cazis), Thusis. Schanis. Rheinwald, u. auf der<br />
Alpensüdseite Misox u. St. Jakobstal (Veltlin).<br />
773) Ebenda, S. 41.<br />
774) Ebenda.<br />
775) Ebenda. S. 31.<br />
776) Ebenda.<br />
777) Ebenda.<br />
778) Ebenda. S. 38.<br />
779) Ebenda. S. 64.<br />
780) Ebenda. 1832 beschloss der Urner Landrat (vorerst probeweise)<br />
die Einführung der Speditionsfreiheit.<br />
781) Ebenda, S. 44 f. u. S. 52.<br />
782) Ospelt. Wirtschaftsgeschichte. S. 332.<br />
783) S<strong>im</strong>onett. Verkehrserneuerung in Graubünden. S. 69.<br />
784) Ebenda. S. 71. Die zitierte Statistik beinhaltet aber nicht die<br />
Hintersassen. Ob die Ausgewanderten tatsächlich <strong>im</strong> Fuhr- <strong>und</strong><br />
Säumerwesen tätig waren, kann leider nicht nachgeprüft werden.<br />
785) Ospelt, Wirtschaftsgeschichte, S. 56.<br />
786) Ebenda, S. 57.<br />
787) Ebenda. S. 59.<br />
788) Ebenda. S. 60.<br />
789) Ebenda. Zwischen 1784 <strong>und</strong> 1852 stieg die Liechtensteiner<br />
Bevölkerung von 4300 auf 7400 Personen. Das entspricht einer<br />
Zunahme von 68 Prozent, wogegen die Schweizer Bevölkerung von<br />
1800 bis 1850 lediglich um 42 Prozent wuchs.<br />
DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />
LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />
139
Schlussbetrachtung<br />
Ziel der folgenden Schlussbetrachtung ist es, eine<br />
Bilanz der erarbeiteten Ergebnisse dieser Lizentiatsarbeit<br />
zu ziehen. Ein knapper Überblick, der<br />
das Entscheidende in wenigen Worten umreisst,<br />
wird hierbei genügen müssen.<br />
Die in einem ersten Hauptteil skizzierten Gr<strong>und</strong>lagen<br />
lassen die Behauptung zu, dass Liechtenstein<br />
bis ins späte 18. Jahrh<strong>und</strong>ert gute Voraussetzungen<br />
für den Rodverkehr bot: 1. eine bäuerliche<br />
Bevölkerung, die der Viehzucht mehr Aufmerksamkeit<br />
als dem Ackerbau schenkte, sowie 2. die<br />
günstige geographische Lage an einem wichtigen<br />
Handelsweg, welcher nicht nur die beiden Städte<br />
Feldkirch <strong>und</strong> Chur, sondern in einem grösseren<br />
Kontext auch Italien <strong>und</strong> Deutschland miteinander<br />
verband. In einem völlig agrarisch geprägten<br />
Liechtenstein waren noch die meisten Bauern<br />
Selbstversorger. Folglich konnte weder ein bedeutender<br />
Binnenhandel noch ein grösserer Marktort<br />
entstehen. 790<br />
Da es für das Gewerbe ebenfalls kaum<br />
eine Entwicklungsmöglichkeit gab, suchten sich<br />
viele eine Verdienstmöglichkeit <strong>im</strong> Rodwesen.<br />
Das Rodwesen stellte dabei eine" Form des Warenverkehrs<br />
dar, bei dem (vereinfacht dargestellt)<br />
eine Dorfgenossenschaft die ihr anvertrauten Handelsgüter<br />
bis zum nächsten Dorf transportierte,<br />
von wo aus die zweite Dorfgenossenschaft diese<br />
Waren wiederum weiterspedierte. Mitglied der Rodgenossenschaft<br />
konnte eigentlich jeder Bauer sein,<br />
sofern er über ein Saumpferd beziehungsweise<br />
über einen Wagen oder ein Zugtier verfügte. Die<br />
einzelnen Mitglieder wurden in einer festgesetzten<br />
Rod (= Reihe) zum Warentransport aufgeboten.<br />
Der Rodverkehr konnte aber nur dann erfolgreich<br />
bestehen, solange Transitwaren das Land<br />
passierten. Die <strong>liechtenstein</strong>ischen Rodfuhrleute<br />
holten die ihnen als Transportgut anvertrauten<br />
Waren in Feldkirch ab <strong>und</strong> beförderten diese Waren<br />
bis nach Maienfeld. Sie profitierten folglich in<br />
erster Linie vom Warenverkehr, der über Lindau,<br />
den Bodensee <strong>und</strong> Fussach in Richtung Chur ging.<br />
Sie tätigten diese Warentransporte teilweise gemeinsam<br />
mit den österreichischen Rodfuhrleuten,<br />
die aus den die Stadt Feldkirch umgebenden Landgemeinden<br />
Altenstadt, Tisis <strong>und</strong> Tosters kamen.<br />
140<br />
Die Rechte <strong>und</strong> Pflichten, welche die österreichische<br />
<strong>und</strong> die <strong>liechtenstein</strong>ische Seite dabei besassen,<br />
waren oft nicht klar geregelt <strong>und</strong> mussten<br />
vertraglich <strong>im</strong>mer wieder neu abgesteckt werden.<br />
Diese Verträge, die Rodordnungen, waren für alle<br />
Vertragspartner verbindlich; sie wurden aber in<br />
der Praxis kaum eingehalten.<br />
Die häufige Missachtung der Rodordnung konnte<br />
dabei nicht dem schlechten Willen des Fuhrmannes<br />
zugesprochen werden. Als hauptamtlicher<br />
Bauer war der Fuhrmann oft - besonders zur Zeit<br />
der Heuernte - unabkömmlich <strong>und</strong> er konnte folglich<br />
der 1660 festgesetzten Verpflichtung, in der<br />
Rod zu allen Zeiten Warentransporte auszuführen,<br />
nicht nachkommen. Händler <strong>und</strong> Kaufleute, in deren<br />
Auftrag die Rodfuhrleute tätig waren, beklagten<br />
sich häufig über schlecht oder gar nicht ausgeführte<br />
Warentransporte. 791<br />
Sie versuchten, wenn<br />
möglich, wertvollere <strong>und</strong> verderbliche Waren <strong>im</strong>mer<br />
«stracks» als Eilgüter von besonders dafür best<strong>im</strong>mten<br />
Fuhrleuten durchführen zu lassen. Diese<br />
Stracksfuhrleute legten dabei eine längere Strecke<br />
zurück, zum Beispiel die Distanz zwischen zwei<br />
grösseren Städten.<br />
Das Rod<strong>fuhrwesen</strong> konnte einen freien <strong>und</strong><br />
zügigen Warenverkehr nicht gewährleisten <strong>und</strong> es<br />
war folglich den Händlern <strong>und</strong> Kaufleuten <strong>im</strong>mer<br />
mehr ein Dorn <strong>im</strong> Auge. Diese hatten ihre Verbündeten<br />
in den Flandelsstädten wie Feldkirch <strong>und</strong><br />
Chur. Sie betrauten auch in ihrem Machtbereich<br />
stehende Fuhrleute mit der Warenspedition <strong>und</strong><br />
mit dem ausdrücklichen Auftrag, sich nicht mehr<br />
an die geltende Rodordnung zu halten. So arbeiteten<br />
seit dem 18. Jahrh<strong>und</strong>ert auch die österreichische<br />
Obrigkeit <strong>und</strong> die Stadt Feldkirch <strong>im</strong>mer deutlicher<br />
gegen das Rodwesen. Den <strong>liechtenstein</strong>ischen<br />
Fuhrleuten, die stets nur <strong>im</strong> Rod- <strong>und</strong> nie <strong>im</strong><br />
Stracksverkehr tätig waren, wurden die für sie best<strong>im</strong>mten<br />
Waren vorenthalten, oder aber sie konnten<br />
die Warentransporte zwar ausführen, aber<br />
Feldkirch verweigerte ihnen die Bezahlung der<br />
schuldigen Fuhrlöhne.<br />
Liechtenstein begann als Gegenmassnahme<br />
damit, die der Rodordnung zuwider handelnden<br />
Fuhrleute aufzuhalten. Man lud diesen auch die
Waren ab <strong>und</strong> zwang sie zum Umkehren. Ebenso<br />
dachte Liechtenstein laut über eine Absonderung<br />
von Österreich in Bezug auf das Rodwesen nach.<br />
Die Einrichtung einer Abladestation an der <strong>liechtenstein</strong>isch-österreichischen<br />
Grenze hätte dies<br />
ermöglicht. Dann wären nämlich alle österreichischen<br />
Fuhrleute dort angehalten worden, ihre<br />
Waren den <strong>liechtenstein</strong>ischen Kollegen zum Weitertransport<br />
zu übergeben. Da Österreich sich nicht<br />
mehr an die Rodordnung hielt, begannen auch<br />
Fuhrleute aus Liechtenstein damit, die Gesetze zu<br />
übertreten <strong>und</strong> auch ausserhalb der Rod Fuhren zu<br />
verrichten.<br />
Inzwischen war jedoch mit dem <strong>im</strong> 18. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />
erfolgten Modernisierungsschub <strong>im</strong> Strassenbau<br />
eine Situation eingetreten, die dem Rodwesen<br />
den Garaus machte. Gegenüber den nun vorhandenen<br />
schnelleren Verkehrsverbindungen war dieser<br />
Warentransport in Etappen nicht mehr konkurrenzfähig<br />
<strong>und</strong> konnte folglich nicht mehr bestehen.<br />
Diese Entwicklung hatte in den auf den Ausbau des<br />
Grosshandels bedachten Herrschaftsgebieten der<br />
Städte Bern, Basel <strong>und</strong> Luzern deutlich früher eingesetzt<br />
als in den Berggebieten, wo auch die Verkehrsverbindungen<br />
noch nicht so gut ausgebaut<br />
waren. In den Kantonen Uri <strong>und</strong> Graubünden hielt<br />
sich das Rodwesen sogar noch länger als <strong>im</strong> Fürstentum<br />
Liechtenstein.<br />
Im Zusammenhang mit der eidgenössischen<br />
Abst<strong>im</strong>mung über die Alpeninitiative <strong>im</strong> Februar<br />
1994792 hö rte ich eine interessante Bemerkung: Die<br />
Lastwagenfahrer seien die «modernen Fuhrleute»,<br />
die ebenfalls <strong>im</strong> Dienste von Händlern <strong>und</strong> Kaufleuten<br />
stehen würden. Dazu ist zu bemerken, dass<br />
dies st<strong>im</strong>mt, sofern diese Lastwagenfahrer mit den<br />
Stracksfuhrleuten verglichen werden. Keineswegs<br />
aber kann der Transitverkehr des ausgehenden 20.<br />
Jahrh<strong>und</strong>erts mit dem Rod<strong>fuhrwesen</strong> verglichen<br />
werden. Das Rodwesen hatte <strong>im</strong>mer die lokalen<br />
Dorfgenossenschaften gestärkt, während der möglichst<br />
schnelle, «stracks» durchgehende Güterverkehr<br />
diese eher ignorierte <strong>und</strong> vielmehr den grossen,<br />
entfernt gelegenen Warenumschlagplätzen<br />
<strong>und</strong> Handelszentren entgegen kam.<br />
DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />
LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />
790) Ospelt, Wirtschaftsgeschichte, S. 206 ff. Die Polizeiordnung von<br />
1732 sprach von zwei wöchentlichen Viehmärkten in Liechtenstein,<br />
der eine auf Rofaberg (Eschen), der andere in Vaduz. Beide waren<br />
nicht sehr erfolgreich. Versuche, diese beiden Märkte wieder zu<br />
beleben, gab es 1749, 1792 (Vaduz) sowie 1808 (Rofaberg).<br />
791) Die Geschichte eines unvollständig ausgeführten Gütertransportes<br />
ist in einem Verhörtagsprotokoll aus dem Jahre 1692 nachzulesen,<br />
welches <strong>im</strong> Anhang aufS. 145 f. wiedergegeben ist. Die<br />
Spedition eines Fasses Branntwein gelangte hier nicht mehr unversehrt<br />
an den Best<strong>im</strong>mungsort <strong>und</strong> es kamen dabei sogar Menschen<br />
zu Schaden.<br />
792) Eidgenössische Volksabst<strong>im</strong>mung vom 18./20. Februar 1994.<br />
Die «Alpeninitiative», welche eine Verlagerung des Schwerverkehrs<br />
von der Strasse auf die Schiene zum Ziel hatte, wurde vom St<strong>im</strong>mvolk<br />
mit 51,9 Prozent Ja-St<strong>im</strong>men angenommen.<br />
141
Anhang<br />
GELD, MASSE1NHEITEN UND GEWICHTE MASSEINHEITEN<br />
GELD<br />
Noch <strong>im</strong> 19. Jahrh<strong>und</strong>ert gab es in dem von der Naturalwirtschaft<br />
geprägten Fürstentum Liechtenstein nur einen<br />
bescheidenen Geldumlauf. Dennoch zirkulierten infolge<br />
des Durchgangsverkehrs von Süddeutschland nach Italien<br />
mehrere Währungen. Aufgr<strong>und</strong> dieser Verkehrs Verhältnisse<br />
war in Liechtenstein, wie auch <strong>im</strong> benachbarten<br />
Vorarlberg, das Münzsystem der süddeutschen Staaten<br />
gängig.<br />
Um 1780 bekannte sich der grösste Teil der deutschen<br />
Staaten zum 20-Gulden- oder Konventionsfuss. 793<br />
Seit<br />
1776 tauchte neben dem Konventionsfuss der 24-Guldenfuss<br />
auf, der die alte österreichische «Reichswährung»<br />
begründete. Damals wurde in Liechtenstein entweder in<br />
Gulden Konventionsmünze (fl. CM) oder in Gulden Reichswährung<br />
(fl. RW) gerechnet. Das Fürstliche Rentamt führte<br />
seine Rechnungsbücher bis 1858 in Gulden Reichswährung.<br />
Währungssystem<br />
1 Gulden (fl.) entsprach 60 Kreuzer [kr.) entsprach 210<br />
Pfennig (Denare; d)<br />
1 Kreuzer (kr.) entsprach 3,5 Pfennig (Denare; d) - oft<br />
wurde aber auch gerechnet:<br />
1 Kreuzer (kr.) entsprach 4 Pfennig (Denare; d)<br />
Währungsparitäten<br />
1 Gulden CM entsprach 1,2 Gulden RW<br />
1 Gulden RW entsprach 0,83 Gulden CM<br />
Währungskurse<br />
5 Schilling entsprachen 17,5 Kreuzer<br />
1 Louisdor entsprach 11 Gulden (<strong>im</strong> Jahre 1779)<br />
1 Batzen entsprach 4 Kreuzer (<strong>im</strong> Jahre 1785)<br />
1 Philippi entsprach 17,5 Kreuzer<br />
1 Philippi entsprach 1 Gulden 48 Kreuzer, diese entsprachen<br />
24 Bluzger 7<br />
' 14<br />
(die letzte Angabe traf zu für das Jahr<br />
1678)<br />
142<br />
Hohlmasse für trockene Gegenstände <strong>und</strong> Getreide<br />
1 Wiener Metzen entsprach 61,48682 Liter<br />
1 Liechtensteiner Malter entsprach 3,25 oder auch 3,5<br />
Wiener Metzen<br />
(1 Malter war identisch mit 2 Scheffel, 8 Viertel, 32 Vieri<br />
<strong>und</strong> 128 Mass)<br />
Hohlmasse für Flüssigkeiten<br />
Die folgende Tabelle gibt Auskunft über die Liechtensteiner<br />
oder Vaduzer Masse, die bis zum 1. Oktober 1844<br />
Gültigkeit hatten 795<br />
1 Fuder<br />
1 Saum<br />
1 E<strong>im</strong>er<br />
1 Viertel<br />
1 Mass<br />
1 Vaduzer Fuder<br />
1 Vaduzer Viertel<br />
1 Österreichischer E<strong>im</strong>er<br />
1 Österreichisches Mass<br />
1 Feldkircher Stadtmass<br />
1 Feldkircher Landweinmass<br />
1 Feldkircher Mostmass<br />
823,112 Liter<br />
205,778 Liter<br />
41,1556 Liter<br />
10,2889 Liter<br />
1,2861.1 Liter<br />
12,9 Österreichischer E<strong>im</strong>er<br />
6,75 Österreichisches Mass<br />
63,81 Liter<br />
1,5243 Liter<br />
1,128 Liter<br />
1,255 Liter<br />
1,339 Liter<br />
Generell galt die folgende Umrechnung:<br />
1 Fuder war identisch mit 4 Saum, 20 E<strong>im</strong>ern, 80 Viertel<br />
<strong>und</strong> 640 Mass<br />
1 Viertel entsprach dabei 8 Mass<br />
1 Ledi entsprach 5 Saum 7%<br />
GEWICHTE<br />
1 Zollpf<strong>und</strong><br />
1 Pf<strong>und</strong><br />
1 Wiener Pf<strong>und</strong><br />
1 Wiener Zentner<br />
1 Wiener Lot<br />
1 Zollzentner<br />
0,5 Kilo<br />
32 Lot ä 4 Quentchen<br />
0,560060 Kilo<br />
56,0060 Kilo<br />
17,50187 Kilo<br />
50 Kilo<br />
793) Ospelt, Wirtschaftsgeschichte, S. 295. Von dort (S. 411 f.)<br />
stammen - sofern nicht anders vermerkt) die nun folgenden Angaben<br />
zu Geld, Masseinheiten <strong>und</strong> Gewichte.<br />
794) Ebenda. S. 412.<br />
795) Die folgenden Angaben stützen sich auf: Ospelt, Weinbau in<br />
Vaduz. S. 27.<br />
796) LUB I. Teil, Bd. IV. S. 348.
LIECHTENSTEINISCHE<br />
BEVÖLKERUNGS<br />
ENTWICKLUNG IM SPÄ<br />
TEN 18. UND FRÜHEN<br />
19. JAHRHUNDERT<br />
Quelle: Ospelt, Wirtschaftsgeschichte,<br />
Anhang,<br />
S. 33-42<br />
Gemeinde:<br />
Balzers<br />
Planken<br />
Schaan<br />
Triesen<br />
Triesenberg<br />
Vaduz<br />
Oberland<br />
Eschen<br />
Gamprin<br />
Mauren<br />
Ruggell<br />
Schellenberg<br />
Unterland<br />
Liechtenstein<br />
DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />
LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />
1784 1789 1806<br />
Wohn Bevöl Wohn Bevöl Wohn Bevölhäuser<br />
kerung häuser kerung häuser kerung<br />
106 382 106 546 ? 539<br />
27 106 24 103 ? ?<br />
131 499 133 566 ? 616<br />
103 426 111 486 ? 575<br />
125 592 125 593 ? 552<br />
103 469 106 512 ? 644<br />
595 2474 605 2806 ? 2926<br />
103 500 106 362 ? 620<br />
58 292 56 215 ? 285<br />
94 435 99 375 ? 546<br />
76 397 77 340 ? 376<br />
40 219 40 130 ? 249<br />
371 1843 378 1422 ? 2076<br />
966 4317 983 4228 ? 5002<br />
1812 1815 1818<br />
Wohn Bevöl Wohn Bevöl- Wohn Bevöl<br />
Gemeinde: häuser kerung häuser kening häuser kerung<br />
Balzers 127 698 127 752 125 627<br />
Planken 33 135 33 129 33 122<br />
Schaan 164 715 164 718 164 682<br />
Triesen 126 612 125 639 125 568<br />
Triesenberg 168 705 165 753 165 694<br />
Vaduz 133 717 133 808 133 657<br />
Oberland 751 3582 747 3799 745 3350<br />
Eschen 146 655 144 673 144 651<br />
Gamprin 64 303 64 306 64 292<br />
Mauren 113 550 113 622 113 580<br />
Ruggell 89 431 88 435 89 382<br />
Schellenberg 53 276 53 282 53 251<br />
Unterland 465 2215 462 2318 463 2156<br />
Liechtenstein 1216 5797 1209 6117 1208 5506<br />
143
DIE RODORDNUNG VON 1499 MIT SPÄTEREN<br />
ERGÄNZUNGEN 797<br />
«Vermerkt ain Ordnung aufgericht <strong>und</strong> gemacht worden<br />
ist, an Sannt Symon unnd Judas Tag, der heyligen zwelf<br />
Poten, nach Christi Geburt 14 h<strong>und</strong>t, unnd 99 ist. Jar,<br />
durch Heinrich Butschen, der Zeit Römischen Königlichen<br />
Majestät als Fürsten von Österreich Huebmaister, zu Veitkirch,<br />
unnd Ruedolff Rainolt, Stadt Aman auch Hannsen<br />
Mezlers, unnd Michel Rad. Landtrichter, auch Hannsen<br />
Kessler der Zeit Zoller. Wie es gehalten werden solle, mit<br />
dem Kaufmans Gueth, unnd andern Rod Guettern, als zu<br />
Veldtkirch nidergelegt unnd daselbs durchgefüert werde[en]<br />
wie hernach volgtfj<br />
Unnd nemblich am ersten, soll ain yeder Wagner, ain<br />
gannz Jar die kurz unnd lang Rod vertigen unnd ds vertrösten.<br />
Wellicher <strong>im</strong> Jar auss der Rod gath, od geen will an<br />
[ohne] redlich Ursach d soll 5 [Pf<strong>und</strong>] Buess verfallen sain<br />
zugeben.<br />
Wellichem Wagner d Zoller od Thayler beut [= das Aufgebot<br />
macht], er od sein Khnecht, es geschech dem Wagner<br />
<strong>und</strong>er Augen 798<br />
oder zu Hauss unnd Flof, der soll fahren<br />
unnd gehorsam sein, ufwerz od abwerz bey 1 [Pf<strong>und</strong>]<br />
Buess unnd khain Khorn laden, biss die Kaufmansguetter<br />
hinweg gefertigt sein.<br />
Unnd wo der Zoller, den selben Ungehorsamen nit angibt,<br />
so solle er ds Pf<strong>und</strong> selbs verfallen sein.<br />
Guet,<br />
Welliches, auch es sey von unnden herauf od von oben<br />
herab am ersten in ds Hauss khombt, ds soll am ersten<br />
gefertigt werden.<br />
Ein yeder Wagner soll ein Blachen haben für Regen<br />
unnd ander Gewitter, unnd darzue siben Eisen Negl,<br />
zum Wagen gehörig, unnd ain ganze Meni, bey Straff<br />
1 [Pf<strong>und</strong>].<br />
Ain yeder Wagner solle schuldig sein des Kaufmans<br />
Guet zu füeren, an ds Enndt dahin er es füeren soll, es sey<br />
auf[-l od abwerz unnd ds niedert [?] ablegend] Es sey<br />
dann sach ds wr ain gueten redlichen Wexl finde, od Dinge,<br />
ain anderen Wagner damit der Kaufman gefertigt werde<br />
bey ainer Buess 1 [Pf<strong>und</strong>].<br />
Wann d Zoller ainem Wagner beut [das Aufgebot<br />
macht], unnd dann d Wagner Mangl hatt, unnd nit fahren<br />
mag, so soll der selb Wagner ainen anderen an sein Statt<br />
haben unnd wo er aber dasselb nit thuet, soll er gestrafft<br />
werden umb 5 [Pf<strong>und</strong> Pfennig].<br />
Es soll sich ain yeder Wagner ha<strong>im</strong>b fertigen unnd nit<br />
mit Geföhrte auf der Strass von Haymand beleiben, damit<br />
der Kaufmann gefertigt werdt, unnd auch ds Buet [Aufgebot]<br />
weder in Schanwaldt noch an anderen Enden<br />
uf der Strass nit lassen than bey der obgemelten Buess<br />
1 [Pf<strong>und</strong>].<br />
144<br />
Der Zoller soll auch die Rod aufrecht unnd redlich bietten,<br />
khainen für den anderen fürdern, sondfern] yeden<br />
auf d. Anderen bietten, wellicher ye auf den Anderen soll<br />
fahren, bey 1 Pf<strong>und</strong> Pfennig Buess.<br />
Wellicher sich in d Rod dermassen widerwertig halt, ds<br />
Huebmaister Stadtaman unnd Rath oder yemandts Ander<br />
sein, beschwerdt weren unnd ds mit lme nit erleiden<br />
möchten, so wellen sy gewalt haben, demselben Urlaub<br />
zugeben, Es sey zu wellicher Zeit <strong>im</strong> Jar sich ds eraischt.<br />
Wellicher Wagner herein in die Statt botten wiert<br />
[= nach Feldkirch aufgeboten wird] unnd an [= ohne ?]<br />
ds Guet wider ha<strong>im</strong>fahren muess, ist Buess demselben<br />
Wagner, nemblichen ist er von Ranckhweyl 3 [Pf<strong>und</strong>,] ist<br />
er von Tosters, od Eschner Berg 3 [Pf<strong>und</strong>,] ist er von Tisis,<br />
Altenstadt unnd Gisingen 2 [Pf<strong>und</strong>].<br />
Wellicher Wagner seiner Fuer beschwerdt were, unnd<br />
sonnst mit dem Kaufman nit guetlich ains oder betragen<br />
mag werden, so soll man ine wegen unnd wellicher Unrecht<br />
bevindt, den Wegerlohn geben.<br />
Es solle auch khein Wagner khain Guet <strong>im</strong> Haus laden<br />
od weggfüeren, es werde <strong>im</strong> dann von dem Zoller od<br />
Haussmeister angeben, unnd bevolchen zu füeren, unnd<br />
wie es dieselben auss thailen deme, selben die Wagner<br />
leben bey 1 [Pf<strong>und</strong>] Buess.<br />
Es ist auch verhörten, ds khain Wagner soll Kaufmans<br />
Guet von Mayenfeldt herab füeren[,] er khöre dann in die<br />
Rod, auch so soll khein Wagner der in die Rod khört, khainem<br />
anderen Wagner so nit in die Rod gehört, nichz aufgeben,<br />
bey ainer Buess 3 [Pf<strong>und</strong>].<br />
Anno d. quarto, am Sontag vor dem Newen Jar, ist gesezt,<br />
unnd geordnet, wan der Zoll auf die Rod peut [=<br />
wenn der Zoll für die Rod aufbietet], den von Altenstadt,<br />
unnd iren zue gewandten, unnd auch d am Eschnerperg,<br />
Es sein iro vil od wenig, hinauf geen Mayenfeldt zu faren,<br />
wellichen er dann zu ainer Zeit gepotten, hinauf zu fahren,<br />
unnd begibt sich dann, ds die Eschnerberg, ain<br />
St<strong>und</strong>t, vier od fünf, vor den Altensteter oder anderen zu<br />
Mayenfeldt sindt was dann dieselben am Eschnerperg<br />
Ledene laden, die sollen sich mit den Altenstettern, oder<br />
welliche in der Rod sein, gleich thaylen <strong>und</strong> laden, ob sy<br />
aber iren nit laiten wolten, so sollen sy doch den Lohn mit<br />
ihnfen] thaylen, unnd dossgleichen khamen die Andren<br />
vor den Eschnerpergern, hinauf geen Mayenfeldt soll es<br />
auch also gehalten werden, unnd wellicher ds nit thuet,<br />
der soll zu Buess verfallen sein 1 [Pf<strong>und</strong>].<br />
Ad 1 An Sant Jergen des Heyligen Ritters Tag, <strong>im</strong><br />
Fünffzehenh<strong>und</strong>ert Sechs<strong>und</strong>fünffzigisten Jare, ist durch<br />
d Rö. Khü. Mt. Vogt, unnd Ambt Leut, der Herrschafft<br />
Veldtkirch, gemainlich, ir Fuerlohn auf ier bitlich Ansuechen,<br />
unnd der Kaufleut bewiliigen, nemblich auf yeden<br />
Zendt. zween Pf<strong>und</strong> Pfennig alss ds sy fürterhin von<br />
yedem Zenndten zwainzig Pfennig haben miigen, erbössert<br />
unnd gestaigert, auch dargegen nachgemelte zween
Artikhel zu Notturfft vorgemelt. Rodordnung verner gesezt<br />
unnd fürgenomen <strong>und</strong> d Rodfuerleuthen alss fürgehalten<br />
worden -<br />
Nemblich erstlich sollen die Rodfuerleut, die Brief so<br />
man ihnen zu den Kaufmansguetern aufgibt, unnd darzue<br />
gehörig sein, der Kaufleut Factohrn zu Veldtkirch od anderen<br />
Orten als hiesig die Gueter fertigen yeder Zeit vleyssig<br />
<strong>und</strong> unverzogerlich zu uberantworten schuldig unnd<br />
pflichtig seyn.<br />
Am eynderen, wellicher Rod Wagner, den vorgehörten<br />
Rodordnung in ainem od mehr Artikhlen nit nachkhomen,<br />
sonder zu wider handien wurde, unnd sich dasselb<br />
erf<strong>und</strong>e, den soll der Zoller od der Factor, dem die Guetter<br />
zuantworten zugehören, dem Herrn Huebmaister anzaigen,<br />
unnd ds Fuerlohn so <strong>im</strong>e zuegehörigen möcht, hind<br />
zue Herren Huebmaister legen, durch welliches der Ubertretter<br />
volgendts der Gebür unnd Rodordnung nach gestrafft<br />
werden soll.<br />
Weiter nachdem die Fuerleuth mit Abladung der Guetter<br />
<strong>im</strong> Kauffhaus zu Veldtkirch, grosse Unordnung gebraucht,<br />
alss ds sy die Guetter allenthalben <strong>im</strong> Kaufhaus<br />
hin: unnd wider feilen. Ist hierinnen geordnet worden ds<br />
sy sollen schuldig sein yeder seine Guetter die er füert<br />
vleyssig abzuladen, unnd <strong>im</strong> Kaufhaus besonderwahr an<br />
ain Orth legen damit die bey einand erf<strong>und</strong>en migen werden.<br />
Gleichermassen auch sollen sy schuldig sein wan<br />
Zoller unnd Gegenschreiber die Guetter wegen müessen,<br />
Ihnen zum selben wegen, Es sey mit Lupfen od in and<br />
Weg getreue Hilff unnd Handtraichung zuerzaigen, alles<br />
bey strafft [Pf<strong>und</strong>].<br />
Es solle auch khain Fuerman, seine Ross <strong>im</strong> Kaufhaus<br />
nit ezen [füttern] oder einstellen, damit die Gueter nit<br />
gnötet, nit schadhafft werden, auch ds Kaufhaus sauber<br />
erhalten werde.»<br />
EIN WARENTRANSPORT MIT FOLGEN - VERHÖR<br />
TAGSPROTOKOLL AUS DEM JAHRE 1692 "<br />
«Actu Verhörtag zu Vaduz d. 30. Juni 1692.<br />
Prohtoctoll]<br />
H. Landtvogt Jörg von Schönstein, mein Landtschbr. ab<br />
Egg, <strong>und</strong>t H. Landtammann Christoff Walser.<br />
Johannes Kiber d. Jung, Joseph Matt <strong>und</strong>t Johannes Marxer<br />
Hansen Sohn alle 3 von Mauren, werden angeklagt,<br />
dss sie den 21. dis ein Fässl mit Branten wein von Balzers<br />
her<strong>und</strong> gefiehrt, <strong>und</strong> wegen aber über das selbig gebrochen,<br />
<strong>und</strong>t sich ganz vol angetrunckhen, ja sogar einem<br />
ihrer Vetter namens Vest Mayer von Schan auf d[ie] Strass<br />
gerueffen <strong>und</strong>t ihme auch so viel zu trinckh[en] gegeben,<br />
dass er in 10 odler] 12 St<strong>und</strong>ten gestorben.<br />
DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />
LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />
Johannes Kiber bekent, dss er dss Fässlin auf seinem<br />
Wagten] gehabt, auch umb d[en] Lohn nach Veldkürch<br />
[habe] fiehren sollen, <strong>und</strong>t da sie bey Trissen in die Gass<br />
kommen, habe er zu dem Matten <strong>und</strong> Marxer gesagt [,]<br />
sie wollen gehn über dss Fässle Brantenwein [,] es seye<br />
zwar in ein Blach noch eingepagt gewesen, <strong>und</strong>t wollen<br />
ihn gehn versuechen [,] dess die anderein] 2 wohl zufriden,<br />
er [kam] also mit einem Nagl her, <strong>und</strong>t [hat] ein Loch<br />
gemacht [,] <strong>und</strong>t [hat] also allein] 3 z<strong>im</strong>lich Bescheidt gemacht<br />
[,] nach diessem seyn sie wid fort gefahren, bis in<br />
die Vaduzer Gass [,] allda sie wid über dss Fässl hin [gegangen]<br />
<strong>und</strong>t aber mahlen dapfer getrunckhen, also dss<br />
sie ganz rauschig [ge]worden, <strong>und</strong>t darbey gesungen <strong>und</strong><br />
gepfeiffet, als sie aber zue Schan durch fährten, fragte ihn<br />
sein Vetter Vest Mayer [,] woher er kome also lustig, <strong>und</strong>t<br />
frölich [, da] gab er ihme zur Antworth, er habe da etwas<br />
auf seinem Wagen, er solle nur mit ihme tür das Dorff hinaus<br />
kommen, er wolle ihme auch genug zu trinckhen geben,<br />
[-] welcher [schliesslich] mit ihme [ge]gangen, da sie<br />
Vi[e]r das Dorff hinaus kommen [,] [da gingen] sie wid<br />
über das Fässl her <strong>und</strong>t zum triten mahl [haben sie] dergestalt<br />
getrunckhen, [<strong>und</strong>] auch dem Vest Mayer sovil<br />
[gelgeben, dss er zwar frisch <strong>und</strong>t ges<strong>und</strong>t, aber den andern<br />
Tag dot wäre.<br />
Joseph Matt auf beschechene Anfragung bekhent auch<br />
wie obig, alein er sagt er [,] es seye ihme etwas an seinem<br />
Wagen [gelbrochen, weil er solches wieder gemacht [geflickt<br />
habe,] haben die andern 2 schon an dem Fässlin geklopft,<br />
<strong>und</strong>t ihme alsdan gerueffen umb ein Trunckh [zu<br />
nehmen], welches er auch gethan [habe], was aber zu<br />
Schan geschehen [sei,] wisse er nit [,] aus Ursach [,] wel er<br />
gantz voll <strong>und</strong>t rauschig [gewesen] wäre. Also [ebenso<br />
sprach] auch d[er] Trite. Undt [sie] betten dessetwegen<br />
umb ein gnädige Straff.<br />
Ambtsspruch.<br />
Demnach Johannes Kiber d.Jung auf beschechenes obrigkeitliches<br />
Vorhalten, was gestalten er [unleserlich] eines<br />
ihme zu Balzers an vertrautes <strong>und</strong>t übergebenes Fässl mit<br />
Branten wein an zu greiffen, <strong>und</strong>t hieraus nit alein sich<br />
797) LLA Schä U Nr. 19: Rodordnung 1499 mit Ergänzung 1556.<br />
1,5 Bogen Papier zu zwei Blatt ä 20,5 x 32 cm. Die Transkription<br />
erfolgt hier buchstabengetreu, lediglich die Klein- <strong>und</strong> Grossschreibung<br />
ist den heuligen Regeln angepasst.<br />
798) Der Sinn bleibt unklar. Vermutlich ist gemeint: Wenn der<br />
Fuhrmann (Wagner) unterwegs angetroffen wird, so kann der vom<br />
Zoller oder Teiler (Hausmeister) ebenfalls mit Warentransporten<br />
beauftragt werden.<br />
799) LLA .AS 1/3 fol. 23 V.<br />
145
<strong>und</strong>t seine Cammerandten anzufillen, sondern auch Überhin<br />
zu Schan seinen Veter Vest Mayer an sich zu ziechen,<br />
<strong>und</strong>t selbig hieraus dergestalten zu zusprechen, sich <strong>und</strong>erfangen<br />
[hat], dss er wenig St<strong>und</strong>t hernach gestorben,<br />
keines wegs in Abred sein künden, sonden solches frey<br />
bekhent, als ist hiemit von hocher Obrigkeit wegen vor<br />
[für] recht <strong>und</strong> billich erkhent, dss d[er] Kiber als Principal<br />
Frefler [anzusehen ist], welcher besagtes Fässl am ersten<br />
Angegriffen,] erstlich dem Jenigen, so d[en] Branten<br />
wein zugehört hat, allen Schaden zu ersetzen, ein gnädigfige]<br />
Herrschafft aber zur wohl verdienten Straff umb<br />
30, seine 2 Geschpanen aber als Joseph Matt <strong>und</strong><br />
Johannes Marxer ied[er] per 20 Rhsth. [Reichstaler] gestrafft<br />
[werden], <strong>und</strong> selbige noch disse Woch erlegen,<br />
auch über hin alle 3 eine Wohlfahrt [Wallfahrt] nach<br />
Ranckhweil [machen,] allda beichten <strong>und</strong>t communicieren,<br />
<strong>und</strong>t dessethalben schrifftliche Attestat[u] mit zu<br />
bringen verb<strong>und</strong>en sein.»<br />
ZOLLTARIFE FÜR DIE Gewand 2 bl. Korn 2 d. Draht 8 d.<br />
HERRSCHAFTEN Seide 2 bl. Roggen 2 d. Eisengeschirr 1 bl.<br />
SCHELLENBERG UND Pro Person 1 kr. Kernen 2 d. Rohes Kupfer 6d.<br />
VADUZ, 1700 Leinwand 18 d. Haber 2 d. Blechfässer 8 d.<br />
Papier 1 bl. Mehl 2 d. Eisenschaufeln 1 bl.<br />
Ausser der nebenstehen Krämerwaren 1 bl. Salz 1 kr. Leder 1 bl.<br />
den Tarifliste enthält das Preussisch Leder 2 bl. Wein 4 kr. Eine einzige Haut 4 d.<br />
Dokument noch die folgen Safran 2bl. 1 Fuder ital. Wein 2 bd. Baumwolle 1 bl.<br />
den Vorschriften: Hering 1 bl. 1 Fuder Landwein 6 kr. Hanf 6d.<br />
Äbte <strong>und</strong> Pfarrherren, die Bückling 1 bl. 1 Viertel Schmalz 1 d. Flachs 2 bl.<br />
Wein über die St. Luzisteig Gesalzener Fisch 1 bl. Zieger 1 kr. Seil 6 d.<br />
herführen, sind ebenso Feigen Wein EinzeFZieger 2 d. Polster 6 d.<br />
verpflichtet, den Zoll zu beeren 1 bl. Schweinefleisch 6 d. 1 Zentner Tabak 2 kr.<br />
bezahlen. Der Zoller wird 1 Ledi Salz 6 bl. Rindfleisch 6 d. Käse 6 d.<br />
<strong>im</strong> Besonderen ange 1 Ledi Korn 12 d. 1 Rind, Ochs, Kuh 4 d. Schleifstein 18 d.<br />
mahnt, auch dem Floss 1 Ledi Roggen 12 d. 1 Fassel-Schwein 1 d. Wachs 2 kr.<br />
verkehr sein Augenmerk 1 Ledi Kernen 12 d. 1 Mast-Schwein 2 d Pomeranzen 801<br />
2 kr.<br />
zu schenken. 800<br />
1 Ledi Haber 12 d. 1 Schaf 1 d. Rothe 802<br />
8 d.<br />
1 Ledi Brot 12 d. 1 Geiss(bock) 1 d. Rausch 803<br />
2 d.<br />
1 Ledi Mehl 12 d. 1 Pferd 6 kr. Reis 80<br />
* 6 d.<br />
Segessen 15 kr. Das eigene Pferd 4 kr. Nüsse 1 kr.<br />
1 einzige Segess 1 •(...?) Holzteller 2 d. Eicheln 1 kr.<br />
Kessel <strong>und</strong> Töpfe 1 bl. 1 Karren Glas 16 d. Ein Hut 1 d.<br />
Federn 8 d. Glas 6 d 1 Fuder Kalk 3 kr.<br />
Federn <strong>im</strong> Bett 1 bl. Ein Mühlenstein 3 kr. 1 Fuder Heu/<br />
Rohr 6 d. Wetzsteine 3 kr. Stroh 4 kr.<br />
Pantoffelholz 6 d. Schnecken 6 d. Ein lebendiger<br />
Kacheln 4 d. Zaun 7 d. Jud 30 d.<br />
Salpeter 1 bl. Eisen 6 d. Ein toter Jud 60 d.<br />
Brot 2 d. Messing 8 d.<br />
1.46<br />
800) LLA RA 6/2/4: Zolltarife, erlassen am 10. März 1700.<br />
801) Orangen; vgl.: Vorarlbergisches Wörterbuch, Bd. 1. Sp. 414.<br />
802) Wurde zur Herstellung von Farben verwendet.<br />
803) Eine Mineralfarbe, Rauschgelb (?); evtl. auch mit dem Wort<br />
Ramsch (geringwertige Ware) in Verbindung zu bringen: vgl.:<br />
Vorarlbergisches Wörterbuch, Bd. 2, Sp. 672.<br />
804) Ein Fass Reis beinhaltete meist drei bis vier Saum.
ZOLLEINNAHMEN<br />
DES FÜRSTENTUMS<br />
LIECHTENSTEIN 1750 Betrag<br />
BIS 1848<br />
Quelle: LLA Rechnungs- Betrag<br />
bücher des Rentamts<br />
DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />
LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />
GESAMTEINNAHMEN DER LIECHTENSTEINISCHEN ZOLLSTATIONEN<br />
1750 BIS 1848<br />
Gulden <strong>und</strong> Kreuzer (Reichswährung)<br />
1750 1751 1752 1753 1754 1755 1756<br />
Betrag 491.48 462.35 521.58 576.25 559.17 486.20 498.34<br />
1757 1758 1759 1760 1761 1762 1763<br />
Betrag 455.32 520.11 502.29 509.30 494.03 428.19 447.01<br />
1764<br />
468.36<br />
1765<br />
465.32<br />
1766<br />
487.42<br />
1767<br />
469.17<br />
1768<br />
420.29<br />
1769<br />
407.39<br />
1770<br />
487.24<br />
1771 1772 1773 1774 1775 1776 1777<br />
731.49 783.— 667.38 700.46 633.05 698.37 573.20<br />
1778 1779 1780 1781 1782 1783 1784<br />
Betrag 669.16 711.56 868.08 1053.08 1092.56 1078.29 1124.38<br />
1785 1786 1787 1788 1789 1790 1791<br />
Betrag 1020.20 1035.21 1213.06 1066.08 1042.54 1128.04 1458.58<br />
1792 1793 1794 1795 1796 1797 1798<br />
Betrag 1703.24 1752.01 1787.55 2025.33 1525,25 1777.10 1818.57<br />
1799 1800 1801 1802 1803 1804 1805<br />
Betrag 1199.— 1320.— 1952.18 1383.03 1220.57 1:376.34<br />
1806 1807 1808 1809 1810 1811 1812<br />
Betrag ? ? ? 2645.42 2690.31 3159.42<br />
1813 1814 1815 1816 1817 1818 1819<br />
Betrag 2841.50 2091.58 2106.14 2360.10 3452.54 3117.43 2304.04<br />
1820 1821 1822 1823 1824 1825 1826<br />
Betrag 3265.22 3381.59 2949.10 2741.15 2287.06 2342.18 2179.56<br />
1827 1828 1829 1830 1831 1832 1833<br />
Betrag 2340.38 2727.43 3228.24 3561.17 3889.34 3847.18 3875.49<br />
1834 1835 1836 1837 1838 1839 1840<br />
Betrag 3939.50 3653.16 4096.38 4566.32 4741,41 4266.21 4051.01<br />
1841 1842 1843 1844 1845 1846 1847<br />
Betrag 4295.01 4247.46 3821.— 3346.35 2869.21 3067.20 3235.23<br />
1848<br />
Betrag 2482.41<br />
Die Denare sind bei dieser Gesamtübersicht nicht speziell ausgewiesen,<br />
das heisst, sie wurden dem jeweiligen Kreuzerbetrag<br />
hinzugerechnet, was dort eine Auf- oder Abruhdung nach sich zog.<br />
147
EINNAHMEN DER EINZELNEN ZOLLSTATIONEN IN LIECHTENSTEIN 1750 BIS 1848<br />
Gulden, Kreuzer <strong>und</strong> Denare (Reichswährung)<br />
1750 1751. 1752 1753 1754 1755 1756 1757<br />
Vaduz 384.01.3 359.07.1 415.16.2 465.30.3 464.23.1 423.58.2 425.00,3 386.09.1<br />
Rofaberg 20.23.2 20.50.3 22.03.2 16.12.2 13.14.- 11.57.- 18.40.- 16.16.3<br />
Ruggell 77.05.- 69.08.3 72.19.3 81.06.- 72.44.2 41.—.- 43.34.- 40.—.-<br />
Balzers — 1.15.2 2.02.- 1,32.- 1,44.2 2.—.- 2.36.- 2.20.-<br />
Mäls 10.18.- 12.12.2 10.16.- 12.04.- 7.10.1 7.24.- 8.43.2 10.45.2<br />
Total 491.48.1 462.34.2 521.57.3 576.25.1 559.16.2 486.19.2 498.34.1 455.31.2<br />
1758 1759 1760 1761 1762 1763 1764 1765<br />
Vaduz 457.04.3 44.1.28.- 435.07.3 423.22.2 366.54.- 375.58.1 389.55.3 422.42-<br />
Rofaberg 13.30.- 10.08.1 8.31.- 11.08.1 9.07.2 9.45.1 8.30.- 11.21.-<br />
Ruggell 39.58.2 44.—:- 55.00.1 57.03.1 47.—.- 58.02.- 58.—.- 19.40.-<br />
Balz er s<br />
Mäls<br />
3.21.-<br />
6.16.2<br />
2.32.-<br />
4.21..-<br />
2.36.-<br />
8.15.-<br />
2.28.2<br />
-<br />
2.29.-<br />
2.48.-<br />
3.15.-<br />
-<br />
3.10.- 2.26,-<br />
:<br />
9.—,- 9.22.2<br />
Total 520.10.3 502.29.1 509.30.- 494.02.2 428.18.2 447.00.2 468.35.3 465.31.2<br />
1766 1767 1768 1769 1770 1771 1772 1773<br />
Vaduz 452.33.2 407.54.- 345.23.3 351.10.- 420.36.1 585.33.1 644.—.- 589.16.2<br />
Rofaberg. 7.22.3 8.20.- 8.15.- 8.20.- 6.13.- 7.—.- 7.—.- 6.24.-<br />
Ruggell 16.37.- 43.22.2 54.23.3 41.10.3 50:43.3 118.30.2 118.29.2 58.15.3<br />
Balzers 2,54.- 3.10.- 2.06.3 2.10.- 5.30.- 5.—.- 4.00.3 3.07-<br />
Mäls 8.15.- 6,30.- 10.20.- 4.48.2 4.21.1 15.45.- 9.30.- 10.35.-<br />
Total 487.42.1 469.16.2 420.29.1 407.39.1 487.24.1 731.48.3 783.00.1 667.38.1<br />
1774 1775 1776 1777 1778 1779 1780 1781<br />
Vaduz 611.34.1 586.—.- 615.02.- 498.33- 588.23.2 622.—.- 740.43.- 958.48.-<br />
Rofaberg 8.—.- 8.—.- 7.30.- 8.32- 9,18.- 8.—.- 8.50.- 9.—.-<br />
Ruggell 64.06.2 25.—.- 63.00.3 63.35.- 67.04.- 75.02.- 103.05.- 70.30.-<br />
Balzers 3,45.- 2.40.2 4.—.- 16.- 1.—.- 4.—.- 4.30.- 3.10.-<br />
Mäls 13.20.- 11.24.1 9.04.- 2.24.- 3.30.- 2.54.- 11.—.- 11.40.-<br />
Total 700.45.3 633.04.3 698.36.3 573.20.- 669.15.2 711.56.- 868.08.- 1053.08.-<br />
1782 1783 1784 1785 1786 1787 1788 1789<br />
Vaduz 986.35.- 954.42.2 1010.03.- 918.11.- 930.42.2 1092.49.2 934.55.3 919.22.2<br />
Rofaberg 7.—.- 10.—.- 9.15.- 7.30.- 10.—.- 9.45.- 10.—.- 11.—.-<br />
Ruggell 84.43.- 92.01.- 96.20.- 86.—.- 84,42.- 104.—.- 111.—.- 109.49.-<br />
Balzers 4.—.- 3.15.- - 3.09.- 2.36.- 1,31,- 2.56.- 1.22.-<br />
Mäls 10.38.- 18:30.- 9.—.- 5.30.- 7.20- 5.—.- 7.16.- 1.20.-<br />
Total 1092,56.- 1078.28.2 1124.38.- 1020.20.- 1035.20.2 1213.05.2 1066.07.3 1042.53.2<br />
1790 1791 1792 1793 1794 1795 1796 1797<br />
Vaduz 977.35.- 1216.22.3 1427.32.- 1514.04,- 1619.50,- 1842.42.- 1328.11,1 1615.57.2<br />
Rofaberg 11.17.- 12.30.- 6.25.2 22.45.- 31.38.- 20.04.3 12.07.1 24.41.2<br />
Ruggell 134.56.- 202.20.- 227.—.- 194.—.- 118.—.- 150.—.- 180.—.- 122.10.2<br />
Schaanwald — 15.32.2 22.14.1 21.11.2 10.12.2 7.16.- 5.06.- 4.36.-<br />
Balzers 1 1.22.- 7.31.3 10.09.- - 8.14.- 5.30.- - 5.24.-<br />
Balzers 2 - - 3.03.- - - - — 2.30.-<br />
Mäls 2.54.- 4.41- 7.—.- - - - - 1.50.-<br />
Total 1128.04.- 1458.58.- 1703,23.3 1752.00.2 1787.54.2 2025.32.3 1525.24.2 1777.09.2<br />
148
DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />
LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />
1798 1799 1800 1801 1802 1803 1804 1805<br />
Vaduz 1688.37.2 1106.13.3 1303 .06.2 1744.55.3 1169.22.- 1058.20.- 1204.32.2 ?<br />
Rofaberg — 1.46.- 6 .05.3 18.22.- 10.12.1 8.19.3 15.35.3 ?<br />
Ruggell 118.—.- 84.49.2 - 180.—.- 190.—.- 142.—.- 137.—.- ?<br />
Schaanwald 6.41.- 3.21.- 5 .13.- 3.45.- 2.30.- 3.15.- 3.40.2 ?<br />
Balzers 1 5.38.2 2.49.1 5 .34.3 5.15.- 8.58.2 5.—.- 5.45.-<br />
Balzers 2 - - - — 2.— 1.30.- 2.30.- ?<br />
Mäls - - - - - 2.32.- 7.30.- ?<br />
Total 1818.57.- 1198.59.2 1320 . — . - 1952.17.3 1383.02.3 1220.56.3 1376.33.1 ?<br />
1806 1807 1808 1809 1810 1811 1812 1813<br />
Vaduz ? ? ? 1850.47.3 2100.01.2 1978.13.3 2034.48.3 1664.05.3<br />
Rofaberg ? ? ? 20.17.2 22.16.2 14.27.- 28.12.- 22.14.-<br />
Ruggell ? ? ? 954.19.2 442.11.- 590.26.- 969.59.- 1051.15.-<br />
Balzers Grenzzoll ? ? ? 13.58.- 29.41.- 48.26.- 33.33.- 18.05.-<br />
Balzers Strassenzoll ? ? ? 4.33.- 20.27.- 4.06.- 9.34.- 30.58.-<br />
Mäls ? ? ? 9.17.- 10.34.- 4.09.- 10.08.- 15.01.-<br />
Schaanwald ? ? ? - 7.57.- 10.10.- - 13.42.-<br />
Schaan ? ? ? — 12.24.- 40.40.- 73.27.- 26.29.-<br />
Gipsmühle ? ? ? - - - - -<br />
Mauren ? ? ? - - - - -<br />
Total ? ? ? 2853.12.3 2645.32.- 2690.37.3 3159.41.3 2841.49.3<br />
1814 1815 1816 1817 1818 1819 1820 1821<br />
Vaduz 1533.41.- 1535.44.- 1859 .48- 2596.23.3 2244.20,- 1600.21.- 2479.57.- 2781.46.-<br />
Rofaberg 15.34.- 15.54.- 21 .05.- 24.49.- 19.08.- 15.41.- 11.01,2 10.41.-<br />
Rüggell 478.48.- 364.—.- 253 .09.- 598.27.2 689.40.2 591.14.2 549.44.- 376.21.-<br />
Balzers Grenzzoll 14.42.- 25.26.- 37 .51.- 24.51.- 20.15.2 16.05.- 36,29.- 16.29-<br />
Balzers Strassenzoll 6.38.- 6.04.- 5 .54.- 3.—.- 54.- 19.- - —<br />
Mäls 13.—.- 109.04.- 89 .51.- 47.36.- 20.29.- 4.21.- ? 20.48.-<br />
Schaanwald - - 10 .48.- 6.41.2 11,27.- 20.17.- 9.17.- —<br />
Schaan 29.35.- 50.02.- 81 .44.- 141.21.- 88.34.- 19.37.- 124.46.- 98.04.2<br />
Gipsmühle - - - 9.44.- 22.55.- 36.08.- 34.37.- 32.19.-<br />
Nendeln -- - - - - — - 38.34.-<br />
Mauren - - - - - - - 6.56.-<br />
Total 2091.58.- 2106.14.- 2360 .10.- 3452.53.3 3117.43.- 2304.03.2 3265,21,2 3381.58.2<br />
1822 1823 1824 1825 1826 1827 1828 1829<br />
Vaduz 2326.—.- 2133.32.- 1777 .52.- 1839.08.- 1770.58.- 1951.51.- 2361.32.- 2914.40.2<br />
Rofaberg 21.03.2 20.19.- 25 .32.- 30=11.- 28.12.- 40.22.2 50.19.- 45.26.-<br />
Ruggell 343.27.- 381.23.- 312 .45.2 302.35.- 250.39.2 209.57.- 210.19.- 170.45.2<br />
Balzers Grenzzoll 7.07.2 8.12.- 7 .11.- 29.39.- 19.44.- 36.30.- 37.58.3 21.53.-<br />
Balzers Strassenzoll 19.30.- - - — - - - -<br />
Mäls 4.28.- 4.30.- 1 .15.- 10.42.- 30.07.- 22.15.- 15.—.- 8.16.-<br />
Schaanwald — - - — - — — -<br />
Schaan 152.46.- 133.58.2 60 .25.- 33.06.- — — - —<br />
Schaan Fährzoll — — - — - 12.25.- 25.- 23.55.-<br />
Gipsmühle 30.03.- 2.57.- 49 .58.- 25.16.2 17.44,- 20.20.- - —.<br />
Nendeln 37.32.- 44.49.- 46 .09.- 60.58.- 55.46.- 40.44.- 45.54.- 44,22.-<br />
Mauren 7.13.- 11.34.- 5 .58.- 10.42.- 6.45.- 6.13.- 6.15.- 9.06-<br />
Total 2949.10.- 2741.14.2 2287 .05.2 2342.17.2 2179.55.2 2340.37.2 2727.42.3 3228.24.-<br />
149
1830 1831 1832 1833 1834 1835 1836 1837<br />
Vaduz 3120.—.- 3398,58.- 3433.55.- 3420.54.- 3620.50- 3322 :27.2 3703.45.- 4046.48.-<br />
Salzzoll* — - — - V ? ? ?<br />
Rofaberg 43.50.- 30.31.- 39.42.- 28.28.- 31.56- 28.59.- 24.29.- 10.24.-<br />
Ruggell 235.59.- 275.23 - 166.14.- 258.49.- 160.49.- 219.43.- 223.50.- 222.57.-<br />
Balzers Grenzzoll 16.28.- 18.35.- 19.43.- 5,34.- — — — -<br />
Mäls 8.30.- 4.46.- 8.03.- 5.24.- — — — —<br />
Balzers/Mäls - — — — 21.22- 11.24.- 7.56.- 23,07.2<br />
Schaanwald — — — — — 57.26.- 119.02.- 112.45.-<br />
Schaan Fährzoll 26.44.2 43.28.- 46.07.- 36.38.- 24.40.- 13.16.- 17.36- 12.36.-<br />
Nendeln 105.52.- 11.4.47.- 130.45.- 115.56.- 78.45.- - — —<br />
Mauren 3.53.- 3.06- 2.49.- 4.06.- 1.28.- - — —<br />
Bendern - - - - - - - 137.54.-<br />
Total 3561.16.2 3889.34.- 3847.18.- 3875.49.- 3939.50.- 3653.15.2 4096.38.- 4566.31.2<br />
1838 1839 1840 1841 1842 1843 1844 1845<br />
Vaduz 4084.07.- 3726.34.- 3481.03.- 3472.31.2 3178.04.- 2923.35.- 2468.48.- 2188.50.-<br />
Salzzoll* ? ? ? 241.40.- 275.—.- 258.20.- 266.40.- 244.10.-<br />
Rofäberg 7.05.- 4.31.- 2.42.- 1.10.- 2.49.- 45.- 1.10.- —<br />
Ruggell 289,11.- 229.45.- 153.20.- 122.30.- 193.45.- 122.53.- 130.21.- 117.35.-<br />
Balzers/Mäls 7.21.- 9.26.- 14.27.- 12.31.- 18.50.- 12.38.- 12.40.- 14.17.-<br />
Schaanwald 87.03.- 59.59.- 86.29.- 103.20.- 70.43.- 67.07.- 108.26.- 91.49.-<br />
Schaan' Fährzoll 2.37- 1.57.- 21.17.- 1.33.- — - - —<br />
Bendern 264.16.3 234.08.- 291.42.2 339.45.2 508.34.2 428.18.- 358.30.- 312,40.-<br />
Total 4741.40.3 4266.20.- 4051.—.2 4295.01.- 4247.45.2 3813.36.- 3346.35.- 2869.21.-<br />
1846 1847 1848<br />
Vaduz 2363.25.- 2556.26.- 2211.35.-<br />
Salzzoll* 258.20.- 237.30.-<br />
Ruggell 116.56- 78.14.- 33.53.-<br />
Balzers/Mäls 1.3.24- 15.27.- 13.09.-<br />
Schaanwald 67.52.- 74.58.- 59.41.-<br />
Bendern 247.23.- 272.48.- 164.23.-<br />
Total 3067.20.- 3235,23.- 2482.41.-<br />
* Der Salzzoll war bis 1840 in den Einnahmen des Väduzer Hauptzolls<br />
inbegriffen.
WEGGELDEINNAHMEN<br />
1750 BIS 1835<br />
Quelle: LLA Rechnungsbücher<br />
des Rentamts<br />
WEGGELDSTATION ROFABERG 1750 BIS 1781<br />
Gulden, Kreuzer <strong>und</strong> Denare (Reichswährung)<br />
Betrag<br />
Betrag<br />
Betrag<br />
1768<br />
1.15.-<br />
1774<br />
1.20.-<br />
1780<br />
1.15.-<br />
DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />
LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />
1750 1751 1752 1753 1754 1755<br />
Betrag 11.39.- 10.09.1 13.31.2 10.—.- 8.41.2 6.49.-<br />
1756 1757 1758 1759 1760 1761<br />
Betrag 10.19.2 6.50.- 4,12.- 1.18.- 1,30,- 58.-<br />
1762 1763 1764 1765 1766 1767<br />
Betrag 44.- 1.15.- 1.15.- 1,—.- 1.—.-<br />
1769<br />
1.15.-<br />
1775<br />
1.22.2<br />
1781<br />
1.14.-<br />
EINNAHMEN DER EINZELNEN WEGGELDSTATIONEN 1782 BIS 1835<br />
Gulden, Kreuzer <strong>und</strong> Denare (Reichswährung)<br />
1770<br />
1.—.-<br />
1776<br />
1.15.-<br />
1771<br />
1.08.2<br />
1777<br />
1.15.2<br />
1772<br />
1T6.1<br />
1778<br />
1.15.-<br />
1773<br />
1779<br />
1.15.-<br />
1782 1783 1784 1785 1786 1787 1788<br />
Vaduz 118.47.2 293.30.2 302.50.- 289.53.- 243.06.2 235.54- 236.30.2<br />
Balzers 34.56.- 74.—.- 89.40.1 74.34.- 226.59.- 201.37.- 232.12.-<br />
Schaanwald 38.08.2 111.—.- 113.10.- 132.19.- 96.27.- 92.10.- 82.11.3<br />
Rofaberg 1.—.- 1.24.- 1.15- 1.15- - - -<br />
Total 192.52.- 479.54.2 506.55.1 498.01.- 566.32.2 529.41.- 550.54.1<br />
1789 1790 1791 1792 1793 1794 1795<br />
Vaduz 233.28.- 227.56.- 59.09.1 -<br />
Balzers 249.47.2 243.49.- 276.13.2 220.3.1 - 242.20.- 229.50.2 198.22.2<br />
Schaanwald 64.—.- 49.22.- 257.23.- 342.12.- 319.10.- 300.21.2 265.08.2<br />
Total 547.15.2 521.07.- 592.45.3 562.43.- 561.30.- 530.12.- 463.31.-<br />
1796 1797 1798 1799 1800 1801 1802<br />
Balzers 186.28.- 199.02.2 171.10.2 84.06.3 80.40.- 241.20.- 280.—.-<br />
Schaanwald 133.08.2 211.37.- 264.18.- 103.05.- 112.23.2 1.83.34:- 115.30.-<br />
Total 319.36.2 410.39.2 435.28.2 187.11.3 193.03.2 424.54.- 395.30-<br />
1803 1804 1805 1806 1807 1808' 1809<br />
Balzers 251.30.- 289.47.- ? ? ? ? 297.05.-<br />
Schaanwald 148.—.- 201.01.- ? ? ? ? 169.49-<br />
Total 399.30.- 490.48.- ? ? ? ? 466.54.-<br />
1810 1811 1812 1813 1814 1815 1816<br />
Balzers 367,35.2 505.47.- 322.46.- 338.—.- 320.39.- 233.24.- 271.54.2<br />
Schaanwald 207,40.- 380.58.- 336.50.- 346.25.- 455.17.- 518.59.- 378.10-<br />
Total 575.15.2 886.45.- 659.36.- 684.25,- 775.56.- 752.23,- 650-.04.2<br />
151
1817 1818 1819 1820 1821 1822 1823<br />
Balzers 307.16.- 280.08.2 295.44.- 336.58.2 294,40.- 302.40.- 265.34.-<br />
Schaanwald 511.40- - — - - - -<br />
Schaanwald/Nendeln - 525.47.- 436.56.- 509.20.- 868.11.2 743.56.- 746.05.-<br />
Balzers/Trübbach - - 3.59.- 30.36.- 24.56- 17.42.- 30.30.-<br />
Gipsmühle - — 29.- 1.30.2 1.06.2 2.42.2 .1.35.-<br />
Schaan - - 46.- 6.11.2 4.52.- 2.12.- 2.46.-<br />
Ruggell _ _ - - - 3.24.- 3.33.- 4.56.- 5.42.2<br />
Total 818.56.- 805.55.2 737.54.- 888.—.2 1197.19.- 1074.08.2 1052.12.2<br />
1824 1825 1826 1827 1828 1829 1830<br />
Balzers 220.55.- 206.30.- 204.33.2 200.47.2 216.32.- 414.07.2 408.50.-<br />
Schaanwald/Nendeln 624.42.- 694.48.- 648.13.- 774.06.- 742.09.- 964.18.- 933.59.2<br />
Balzers/Trübbach 21.44.- 9.09.- 19.08.- 14,20.- 15.56.- 39.42.- 80.12.-<br />
Gipsmühle 1,31.2 51.- 4.46.- 5,01.2 4.47.- - -<br />
Schaan 2.55.- 2.01.2 14.- 48.2 - — 1.—.-<br />
Ruggell _ 2.02.- 2.13.- 2.06.- 1.34.- 3.05.- 1.17.- 1.59.-<br />
Total 873.49.2 915.32.2 879.—.2 996.37.2 982.29.- 1419.24.2 1426.—.2<br />
1831 1832 1833 1834 1835<br />
Balzers 321,03.- 289.46.- 306.46.- 268.29.- 227.03 -<br />
Schaanwald/Nendeln 900.59.2 952.09.- 1053.46.2 987.27.- 862,54.2<br />
B alz ers/Trü b b ach 86.08.- 96.04.- 90.07.- 62.55.- 50.06.-<br />
Ruggell 1.30.- 2.19- 1.56.- 3.53.- 1.29.-<br />
Total 1309.40.2 1340.18.- 1452.35.2 1322.44.- 1141.32.2<br />
WIRTSHÄUSER IN LIECHTENSTEIN 1750 BIS 1804<br />
Anmerkung: Es sind nur für diejenigen Jahre Wirtspersonen<br />
genannt, in denen das Gasthaus auch tatsächlich<br />
offenstand <strong>und</strong> Umgeldzahlungen geleistet wurden.<br />
Quelle: LLA Rechnungsbücher des Rentamts.<br />
WIRTSHÄUSER IM OBERLAND<br />
Balzers, Adler<br />
Christian Tscholl (bis 1751), ein Baron v. Ramschwag<br />
(1751-1753), Joseph Steger (1753-1759), Thomas Brunhart<br />
(1759-1764), Johann Georg Steger (1764-1795), Joseph<br />
Anton Brunhart (ab 1798)<br />
Balzers, Engel<br />
Basil Frick (bis 1759) 80f<br />
', Witwe Katharina Frick-Dürr<br />
(1759-1769), Fidel Frick (1769-1795, <strong>und</strong> erneut nach<br />
dem Wiederaufbau des abgebrannten Wirtshauses)<br />
Balzers, Hirschen («Tappeiner-Haus»)<br />
(Franz) Joseph Frick (1783-1795, <strong>und</strong> erneut nach dem<br />
Wiederaufbau <strong>im</strong> Anschluss an den Dorfbrand)<br />
Balzers, Post<br />
Johanna Franziska Walser-Negele, Witwe des Anton<br />
Walser (bis 1759 oder 1760), Joseph Anton Wolfinger<br />
(1760-1773), Johann Ulrich Steger (1773-1793), Franz<br />
Joseph Wolfinger (ab 1793)<br />
Balzers, Kaufhaus (Liechtensteiner Hof)<br />
Joseph Leontius Frick (1782, 1785-1786)<br />
152<br />
Balzers, Zoll<br />
Joseph Steger, ehem. Adlerwirt (bis 1771), dessen Witwe<br />
Katharina geb. Heibert (1771-1776), Joseph Wolfmger (ab<br />
1803)<br />
Balzers-Mäls<br />
Johannes Vogt (1764-1765), Franz Büchel (1780 bis ?),<br />
Andreas Büchel (1794 bis ? - er bezahlte noch 1791 Zins<br />
für Wirtsgerechtigkeit, wirtete aber zu jenem Zeitpunkt<br />
nicht mehr)<br />
Schaan, Kaufhaus<br />
Andreas Konrad (bis 1765, behält aber Wirtsgerechtigkeit)<br />
Schaan, Kreuz<br />
Lorenz Frommelt (bis 1771 oder 1772), Lorenz Danner<br />
(1772-1789 oder 1790), Johann Schlatter (ab 1790)<br />
Schaan, Löwen<br />
Joseph Anton Kaufmann, (bis zirka 1765/1770, teils mit<br />
seinem Schwiegersohn Michael Baroll); 1775 Wegnahme<br />
des Wirtshausschildes, Wiedereröffnung 1786: Witwe des<br />
Michael Baroll (bis 1790), Joseph Boss (1790), Johann<br />
Danner (ab 1791)<br />
Triesen, Sonne<br />
Johann Georg Gassner (bis 1775), (Franz) Xaver Gassner<br />
(1775-1785 oder 1786), Florian Erne (1786-1797 oder<br />
1798), Johann Nägele (1798-1801 oder 1802), Johann<br />
Beck (ab 1802)<br />
Triesen, Landstrasse<br />
Alois Negele (ab 1801)
Triesen, Oberes Dorf<br />
Peter Beck, «Zapfenwirt» (1772-1774, als ihm durch ein<br />
Fürstliches Dekret das Ausschankrecht entzogen wurde)<br />
Triesen, Oberdorf (Linde)<br />
Johann Beck (1790-1802) 806<br />
Triesenberg, Üenaboda<br />
Johannes Hübe (1769, wiederum 1779-1784), dessen<br />
Schwiegersohn Joseph Schädler (1784-1795), Johann<br />
Schlegel (ab 1795)<br />
Triesenberg, Rotaboda<br />
Kaspar Sele (1779-1790), Johann Schlegel (1790-1795) 807<br />
Vaduz, Adler (ehem. Hirschen), Haupt-Zollstation<br />
Karl Wolf (1787, ab 1791)<br />
Vaduz, Engel<br />
Johann Crouset (bis 1775), Landammann Johann Jäger<br />
(1775-1778), Franz Anton Seger (1778-1786), Ferdinand<br />
Rheinberger (ab 1786)<br />
Vaduz, Löwen<br />
Johann Guetschalk (bis 1751), Johann Wächter (1751-<br />
1753), Christa Hilti (1753-1764), Johannes Hilti (1764-<br />
1765), Ferdinand Rheinberger (1765-1785), Johann Rheinberger<br />
(1785-1791), Franz Joseph Wolfinger (1791-<br />
1792), Jakob Lerch (1792-1801), Joseph Schelldorf<br />
(1801-1802), Peter Matt (1802-1804), Mattheus Hämmerte<br />
(1804)<br />
Vaduz, herrschaftliche Mühle<br />
Anton Fleisch (1787, 1790-1795)<br />
WIRTSHÄUSER IM UNTERLAND<br />
Eschen-Rofaberg, Zoll (Hirschen)<br />
Johann Jakob Heibert (bis 1756), Franz Joseph Allgäuer<br />
(1756-1793), 808<br />
Sebastian Fehr 809<br />
(ab 1804)<br />
Gamprin-Bendern, Adler<br />
Witwe des Joseph Nescher (bis 1754) 810<br />
, Johann Georg<br />
Nescher (1754-1787), Johann Adam Nescher (ab 1788)<br />
Mauren, Matt<br />
Franz Joseph Matt (bis 1769) sn<br />
, dessen Witwe Rosa geb.<br />
Tiefenthaler (1769-1784), Peter Matt (1784-1802), Franz<br />
Joseph Matt (ab 1802)<br />
Mauren, zweites Wirtshaus<br />
Eustachus Marxer (1752-1757), dessen Witwe (1757-<br />
1764), Bäckermeister Johann Alber (1800-1804), Andreas<br />
Marxer (ab 1804)<br />
DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />
LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />
Nendeln, Engel<br />
Martin Feuerstein (bis 1757), Andreas Heibert (1757-<br />
1764), Joseph Heibert (1764-1769), Andreas Marxer<br />
(1769-1795), Franz Joseph Marxer (ab 1796) 812<br />
Nendeln, Löwen<br />
Urban Hoop (bis 1751), Johann Ulrich Marxer (1751—<br />
1794), Joseph Wohlwend (ab 1794)<br />
Ruggell, Zoll<br />
Andreas Büchel (bis 1755), Johann Büchel (1755-1769),<br />
Joseph Marxer (1769-1772), Macarius Büchel (1772-<br />
1775), Johann Büchel (ab 1775)<br />
Ruggell, zweites Wirtshaus<br />
Andreas Marxer (1752-1769), Joseph Marxer (1769-<br />
1770), Jakob Marxer (1770-1794), dessen Witwe Sabina<br />
Sommer (1794 bis ? - sie besass 1809 keine Ausschank-<br />
Bewilligung mehr)<br />
Schellenberg, Wirtshaus<br />
Johann Georg Wohlwend (ab 1794)<br />
805) Basil Frick starb gemäss Tschugmell bereits 1759: vgl. Tschugmell,<br />
Balzers. S. 67 ff. In den Rechnungsbüchern des Rentamts läuft<br />
das Wirtshaus aber noch bis 1764 unter seinem Namen.<br />
806) Aus Triesenberg. Er baute das Lokal um 1781. In diesem Haus<br />
war die erste Gemeindeschule untergebracht. Johann Beck war auch<br />
Pächter des Bad Vogelsang <strong>und</strong> durfte deshalb <strong>im</strong> Triesner Oberdorf<br />
Wein ausschenken. Um 1810 ging die Wirtschaft ein; vgl.: Büchel.<br />
Triesen, S. 281.<br />
807) Johann Schlegel (1744-1823) übersiedelte um zirka 1774 von<br />
Prufatscheng nach Triesenberg auf den Üenaboda. Sein Sohn war<br />
Franz Joseph Schlegel; vgl.: Bucher, JYiesenberg, Bd. 7, S. 86 <strong>und</strong><br />
S. 90.<br />
808) Zu Johann Jakob Heibert <strong>und</strong> seinem Schwiegersohn Franz<br />
Joseph Allgäuer siehe auch: Eschner Familienbuch, S. 156 bzw.<br />
S. 3 f.<br />
809) Zur Wirtefamilie Fehr siehe auch: Eschner Familienbuch,<br />
S. 78 f.<br />
810) Joseph Nescher starb 1749. Das Wirtshaus wurde in seinem<br />
Namen weiter geführt. Seine Witwe. Sabina Oehri, lebte noch bis<br />
1779. Der Sohn Johann Georg Nescher (1735-1787), mit Maria<br />
Anna Kranz (gestorben 1800) verheiratet, führte die Wirtschaft ab<br />
1754. Der Enkel Johann Adam Nescher (1764-1832) heiratete Anna<br />
Maria Fröhlich, die Schwester von P. Anton Fröhlich, dem Statthalter<br />
in Bendern. - Vgl. Stammtafeln Gamprin. S. 63.<br />
811) Franz Joseph Matt (1719-1769), verheiratet in erster Ehe mit<br />
Magdalena Heerburgor (1716-1751), in zweiter Ehe mit Rosa<br />
Tiefenthaler. Aus der zweiten Ehe ging Peter Matt hervor; zu Peter<br />
Matt siehe auch S. 168.<br />
812) Zur Wirtefamilie Marxer siehe auch: Eschner Familienbuch.<br />
S. 306 f.<br />
153
AUSSCHANKPREISE<br />
DER ROT- UND WEISS<br />
WEINE 1785 BIS 1847<br />
AUSSCHANKPREISE PRO MASS<br />
Gulden <strong>und</strong> Kreuzer (Reichswährung)<br />
Quelle: Ospelt, Wirtschafts- 1785<br />
geschiehte, Anhang Nr. 63,<br />
S. 176 ff. - Die Preise von Rotwein -.10<br />
1810 bis 1847 sind dort Weisswein -.08<br />
pro Viertel angegeben <strong>und</strong><br />
wurden für die vorhegende<br />
Statistik umgerechnet Rotwein. —.16<br />
<strong>und</strong> ger<strong>und</strong>et. Weisswein -.16<br />
154<br />
1805<br />
Rotwein ?<br />
Weisswein ?<br />
1815<br />
Rotwein -.19<br />
Weisswein -.16<br />
1825<br />
Rotwein -.06<br />
Weisswein -.08<br />
1835<br />
Rotwein —.11<br />
Weiss wein -.10<br />
1845<br />
Rotwein -,24<br />
Weisswein -.16<br />
1786 1787 1788 1789 1790 1791 1792 1793. 1794<br />
-.16 -.18 -.12 -.16 -.14 -.14 ? -.16 -.18<br />
-.14 ? ? -.14 -.16 ? -.16 -.16<br />
1796 1797 1798 1799 1800 1801 1802 1803 1804<br />
-.20 -.20 -.20 ? -.24 ? ? -.24 -.18<br />
-.14 -.18 -.18 ? -.24 -.32 ? -.16 -.14<br />
1806 1807 1808 1809 1810 1811 1812 1813 1814<br />
? -,15 -.14 -.18 -.18 -.14 -.18<br />
? ? ? -.13 -.12 -.14 -.13 -.11 -.11<br />
1816 1817 1818 1819 1820 1821 1822 1823' 1824<br />
-.19 — -.19 -.16 -.16 -.19 -.19 -.19 -.19<br />
-.16 -.19 -.10 -.10 -.10 -.13 -.12 -.13 -.13<br />
T82(> 1827 1828 1829 1830 1831 1832 1833 1834<br />
-.13 -.16 -.16 -.10 -.16 -.13 -.11 -.10 -.13<br />
-.10 -.08 -.10 -.08 -.10 -.10 -.10 -.08 -.10<br />
1836 1837 1838 1839 1840 1841 1842 1843 1844<br />
-.11 -.13 -.16 -.16 -.16 -.14 -.19 -.16 -.19<br />
-.10 -.11 -.11 -.11 -.11 -.10 -.16 -.13 -.13<br />
1846 1847<br />
-.24 -.19<br />
-.16 -.13
Gulden <strong>und</strong> Kreuzer (Reichswährung)<br />
DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />
LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />
1750 1751 1752 1753 1754 1755<br />
Betrag 637.02 840.09 976.12 747.30 825.54 715.30<br />
1756 1757 1758 1759 1760 1761<br />
Betrag 553.56 718.48 532.10 305.52 502.56 600.17<br />
1762 1763 1764 1765 1766 1767<br />
UMGELDER - GESAMT- Betrag 452.42 767.51 600.26 686.— 684.49 673.41<br />
EINNAHMEN 1750 BIS<br />
1848 1768 1769 1770 1771 1772 1773<br />
Quelle: LLA Rechnungs<br />
Betrag<br />
661.36 723.39 578.59 767.07 742.51 519.47<br />
bücher des Rentamts 1774 1775 1776 1777 1778 1779<br />
Betrag 634.24 873.43 605.42 906.31 754.05 564.43<br />
1780 1781 1782 1783 1784 1785<br />
Betrag 912.18 595.24 787.19 784.51 746.42 861.02<br />
1786 1787 1788 1789 1790 1791<br />
Betrag 906.58 832.20 1205.23 713.11 1081.36 951.49<br />
1792 1793 1794 1795 1796 1797<br />
Betrag 1149.59 870.10 1080.57 1111.43 1289.15 1348.34<br />
1798 1799 1800 1801 1802 1803<br />
Betrag 282.36 306.09 998.54 750.26 779.45<br />
1804 1805 1806 1807 1808 1809/10<br />
Betrag 891.24 ? ? 831,20 567.06<br />
1811 1812 1813 1814 i815 1816<br />
Betrag 1334.30 1531.21 1768.46 670.38 547.52 654.42<br />
1817 1818 1819 1820 1821 1822<br />
Betrag 550.23 696.43 1248.59 1437.06 1077.53 665.48<br />
1823 1824 1825 1826 1827 1828<br />
Betrag 1158.13 1134.49 948.45 1083.10 1307.31 1435.09<br />
1829 1830 1831 1832 1833 1834<br />
Betrag 1722.05 1415.04 1043.15 756.02 1078.46 1265.52<br />
1835 1836 1837 1838 1839 1840<br />
Betrag 2115.27 1852.09 2091.14 1897.23 1628.17 1814.42<br />
Betrag 1669.48<br />
1841 1842 1843 1844 1845 1846<br />
1847<br />
1094.21<br />
1848<br />
Betrag 1563.47 1249.—<br />
1595.40 1359.42 2628.50 1799.25<br />
155
UMGELDER VON EIN<br />
ZELNEN OBERLÄNDER<br />
WIRTSHÄUSERN 1785<br />
BIS 1848<br />
Quelle: LLA Rechnungsbücher<br />
des Rentamts<br />
156<br />
Gulden <strong>und</strong> Kreuzer (Reichswährung)<br />
Wirtshaus 1785<br />
Balzers, Adler 41.36<br />
Balzers, Engel<br />
?<br />
Balzers, Hirschen 28.06<br />
Balzers, Kaufhaus 31.12<br />
Balzers, Post 38.08<br />
Schaan, Kreuz<br />
Schaan, Löwen<br />
55.28<br />
-<br />
Triesen, Sonne 27.44<br />
Triesenberg, Üenaboda 10.24<br />
Triesenberg, Rotaboda<br />
Vaduz, Adler<br />
-<br />
—<br />
Vaduz, Engel<br />
?<br />
Vaduz, Löwen<br />
?<br />
Vaduz, Mühle<br />
?<br />
Wirtshaus 1790<br />
Balzers, Adler 43.46<br />
Balzers, Engel 56.20<br />
Balzers, Hirschen 27.44<br />
Balzers, Post 48.32<br />
Balzers/Mäls —<br />
Schaan, Kreuz<br />
Schaan, Löwen 28.36<br />
Triesen, Oberdorf 36.24<br />
Triesen, Sonne 60.14<br />
Triesenberg, Üenaboda 5.12<br />
Triesenberg, Rotaboda 11.16<br />
Vaduz, Adler 32.12<br />
Vaduz, Engel 80.36<br />
Vaduz, Löwen 105.44<br />
Vaduz, Mühle 55.54<br />
Wirtshaus 1795<br />
Balzers, Adler<br />
—<br />
Balzers, Engel<br />
—<br />
Balzers, Hirschen<br />
—<br />
Balzers, Post 81.28<br />
Balzers/Mäls 11.42<br />
Schaan, Bierbrauer<br />
Frommelt -<br />
Schaan, Kreuz<br />
Schaan, Löwen<br />
104.—<br />
Schaan, Walser<br />
—<br />
Triesen, Johann G. Kindle -<br />
Triesen, Oberdorf 16.41<br />
Triesen, Sonne 80.36<br />
Triesenberg, Üenaboda<br />
?<br />
Triesenberg, Rotaboda —<br />
Triesenberg, Lawadina<br />
—<br />
Vaduz, Adler 107.28<br />
Vaduz, Engel 91.—<br />
Vaduz, Löwen 60.40<br />
Vaduz, Mühle 58.56<br />
?<br />
1786 1787 1788 1789<br />
43.20 46.48 49.16 (?) 27.44<br />
46.48 58.56 62.24 ?<br />
20.48 18.24 19.20<br />
36.24 - - —<br />
41.36 46.48 55.28 7<br />
62.24 57.12 85.48 ?<br />
13.52 ? ? 10.37<br />
73.40 34.40 47.40 7<br />
10.24 7.48 13.13 8.40<br />
- 6.56 10.24 7<br />
— 69.20 132.36 7<br />
? 76.16 73.14 7<br />
? 133.28 175.04 7<br />
7 53.44 44.38 ?<br />
1791 1792 1793 1794<br />
44.26 49.24 41.36 41.36<br />
63.24 76.16 79.44 71.04<br />
24.16 38.08 23.24 20.48<br />
39.52 (?) 45.56 58.56 60.40<br />
- - - 10.24<br />
12.26 86.40 62.24 85.22<br />
? ? 15.36 13.—<br />
38.08 26.— 7.48 13.05<br />
19.56 52.— ? 13.05<br />
6.56 13.52 7.48 1.57<br />
6.56 6.56 7.48 13.—<br />
65.52 (?) 82.28 110.36 112.40<br />
79.44 88.57 64.42 74.32<br />
82.20 123.56 31.12 72.48<br />
53.18 72.29 46.48 71.04<br />
1796 1808 1809/10 1811,<br />
— 23.35 23.11 83.35<br />
- 49.14 42.34 104.34<br />
110.56 56.10 39.42 72.54<br />
31.12 9.01 11.42 18.20<br />
14.13<br />
109.12 35.01 49.32 155.23<br />
7 8.30 7.25 -<br />
- 27.24 31.05 48.58<br />
- 8.30 6.15 29.10<br />
23.24 - — -<br />
15.56 36.24 20.28 82.25<br />
32.56 9.01 4.10 26.29<br />
— 5.28 6.04 9.56<br />
- 2.16 V 1.23<br />
121.20 59.17 44.59 67.47<br />
104.52 63.21 60.04 115.54<br />
62.24 26.41 — —<br />
7 16.49 15.10 7
DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />
LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />
Wirtshaus 1812 1813 1814 1815 1816 1817 1818<br />
Balzers, Adler 87.48 77.47 52.34 25.57 42.44 6.23 21.37<br />
Balzers, Engel 123.46 122.18 46.23 30.41 21.15 36.01 47.51<br />
Balzers, Hirschen - — — _ - — 50.04<br />
Bälzers, Post 99.06 30.— 13.58 25.06 45.33 48.1.1 60.25<br />
Balzers/Mäls — - — — - — —<br />
Planken, Gantner 9.02 - - - - — —<br />
Schaan, Bierbrauer Frommelt 16.16 — — — - —. —<br />
Schaan, Hausmeister - — 32 — - — 39.10<br />
Schaan, Kreuz 80.47 143.50 65.03 41.40 36.14 33.26 56.05<br />
Schaan, Löwen - — — — - - —<br />
Schaan, Walser 49.01 33.19 — - - 12.03 —<br />
Triesen, Johann G. Kindle 27.28 37.- - - - - —<br />
Triesen, Joseph Kindle 14.18 24.02 14.03 8.30 16.33 2.— 11.16<br />
Triesen, Sonne 80.09 67.29 43.37 39.34 44,30 43.25 43.22<br />
Triesen, Fr. Jos. Banzer — - 3.33 6.27 2.53 3.73 -<br />
Triesen, Kasp. Schwärzler - — — 16.50 16.58 2.29 11.42<br />
Triesenberg, Üenaboda 22.12 24.42 4.02 1.13 2.10 - 14.42<br />
Triesenberg, Rotaboda 2,46 11.59 - - - - -<br />
Vaduz, Adler 88.03 85.59 66.13 52.51 81.29 93.16 93.10<br />
Vaduz, Engel 140.08 121.03 76.23 60.35 71.04 40.45 ?<br />
Vaduz, Löwen - - - — - - —<br />
Vaduz, Mühle 29.34 49.32 - 5.31 3.05 3.47<br />
Wirtshaus 1819 1820 1821 1822 1823 1824 1825<br />
Balzers, Adler 20.29 29.23 13.37 18.19 32.59 43.57 33.12<br />
Balzers, Engel 49.32 55.10 52.01 36.— 61.25 51.58 35.39<br />
Balzers, Hüschen 70.07 59.41 51.57 33,56 52.05 30.39 35.28<br />
Balzers, Post 71.41 108.10 76.41 4,0.31 83.19 93.52 62.16<br />
Balzers/Mäls - — — — — — -<br />
Plänken, Gantner - — — — - — —<br />
Schaan, Hausmeister A. Falk 83.25 - - - 22.— 20.17<br />
Schaan, Kreuz 60.20 64.58 55.41 35,52 49 50 52.13 36.58<br />
Schaan, Löwen — 129.08 131.50 61.06 88.52 74.48 85.36<br />
Triesen, Joseph Erne - 11.34 - - - - -<br />
Triesen, Joseph Kindle 26.11 38.08 32.36 16.39 39.52 38.— 29.30<br />
Triesen, Sonne 70.59 86,48 103.29 42.28 66.24 58.34 53.16<br />
Triesen, Kasp. Schwärzler 15.31 - — — — - •—<br />
Triesenberg, Üenaboda 14,51 15.37 7.48 2.— 9.48 13.55 12.24<br />
Triesenberg, Rotaboda 9.32 12.19 4.57 - 9.06 . 7.05 9.09<br />
Vaduz, Adler 126.50 129.16 99.46 52.28 122.07 108.— 158.07<br />
Vaduz, Engel 97.43 75.11 48.17 42.44 76.27 89,01 66.39<br />
Vaduz, Löwen - - - — - - -<br />
Vaduz, Mühle 7.23 16.05 5.56 5.56 11.53 9,48 14.28<br />
Bierbrauer Anton Rheinberger - 10.42 11.05 10.14 7.25 — —<br />
157
Wirtshaus 1826 1£ 527<br />
Balzers, Adler 37 .11 47 .45<br />
Balzers, Engel 53 .05 51 .01<br />
Balzers, Hirschen 12 .14 —<br />
Balzers, Post 109 .09 67 .35<br />
Balzers/Mäls - _<br />
Planken, Gantner — —<br />
Schaan, Hausmeister A. Falk 39 .29 50 .25<br />
Schaan, Lorenz Hilty — —<br />
Schaan, Kreuz 3 .54 —<br />
Schaan, Löwen (Walser) 104 . — 76 .21<br />
Schaan, Rössle _ _<br />
Triesen, Joseph Kindle 22 .44 41 .08<br />
Triesen, Sonne 72 .27 80 .31<br />
Triesenberg, Üenaboda 12 .11 17 .07<br />
Triesenberg, Rotaboda 7 .56 —<br />
Vaduz, Adler 112 .04 234 .38<br />
Vaduz, Engel 100 .47 109 .31<br />
Vaduz, Löwen — _<br />
Vaduz, Mühle 29 .01 27 .07<br />
Wirtshaus 1833 1834<br />
Balzers, Adler 45. .02 43 .52<br />
Balzers, Engel 53 .36 49 .34<br />
Balzers, Post 68. .39 78. .39<br />
Planken, Andreas Gantner 1 .38 4 .27<br />
Schaan, Andreas Falk 23 .01 34 .48<br />
Schaan, Lorenz Hilty 32. 01 —<br />
Schaan, Löwen (F. Walser) 48. .28 62. .43<br />
Schaan, Rössle (A. Wächter) — 2.7. .52<br />
Triesen, Joseph Kindle .12. 52 12. 59<br />
Triesen, Adler (Joseph Bargetze) — 41. .24<br />
Triesen, Sonne 39. 08 35. .54<br />
Triesenberg, Üenaboda 11. 10 18. 03<br />
Triesenberg, Rotaboda 10. 24 5. 56<br />
Vaduz, Adler 125. 13 205. 18<br />
Vaduz, Engel 55. 50 84. 44<br />
Vaduz, Löwen 61. 56 49. 57<br />
Vaduz, Mühle 7. 21 22. 21<br />
Vaduz, Magnus Risch 32. 56 7. 43<br />
158<br />
1828 1829 1830 1831 1832<br />
60.34 58.34 35.39 26.02 38.11<br />
62.34 65.— 35.2,4 67.19 42.10<br />
110.10 112.37 85.49 87.06 43.52<br />
9.17 18.03 7.20 6.04 6.08<br />
5.38 4.57 4.41 1.04 1.13<br />
51.37 53.50 42.42 28.05 22.53<br />
— - - 14.50 11.30<br />
122.10 106.13 59.53 46.56 23.07<br />
- 62.16 41.30 5.48 ?<br />
21.35 27.29 27.39 15.28 12.55<br />
61.48 .75.14 88.40 53.34 38.06<br />
22.40 17.38 20.35 7.43 7.59<br />
11.06 15.15 12.45 8.44 11.31<br />
206.40 252.02 269.10 148.21 89.37<br />
101.56 184.57 70.25 41.49 31.55<br />
- 92.33 55.23 79.10 70.32<br />
24.44 - - 45.09 1.50<br />
1835 1836 1837 1838 1839<br />
65.38 63.56 102.34 76.47 62.54<br />
82.29 81.16 53.04 89.47 41.28<br />
73.35 67.57 137.25 86.38 122.07<br />
5.19 3.54 10.14 15.28 5.38<br />
41.50 50.43 49.01 46.55 32.18<br />
91.25 74.51 69.26 94.06 61.19<br />
38.17 141.28 1.17.57 84.50 41.04<br />
25.34 21.19 ' 20.57 34.14 32.40<br />
64.11 80.40 58.12 93.10 50.37<br />
57.58 52.54 75.11 81.10 40.55<br />
18.13 12.06 17.28 16.46 28.28<br />
7.56 7.03 4.07 15.12 10.31<br />
289.05 218.17 209.18 180.06 193.02<br />
152.01 104.08 17.49 96.12 101.3*6<br />
80.21 69.51 108.08 76.24 76.21<br />
40.27 39.35 37.08 3.15 24.24<br />
6.56 1.39 111.51 9.28 26.24
Wirtshaus 1840 1841<br />
Balzers, Adler 58.59 55.56<br />
Balzers, Engel 79.46 73.15<br />
Balzers, Post 96.43 99.53<br />
Balzers/Mäls, Michael Vogt - -<br />
Planken, Andreas Gantner 6.17 11.25<br />
Schaan, Andreas Falk 27.17 28.41<br />
Schaan, Löwen (F. Walser) 61.55 69.04<br />
Schaan, Rössle (A. Wächter) 101.44 43.16<br />
Triesen, Joseph Kindle 24.43 20.09<br />
Triesen, Adler (Joseph Bargetze) 71.05 60.12<br />
Triesen, Sonne 48.03 31.51<br />
Triesenberg, Üenaboda 15.— 20.09<br />
Triesenberg, Rotaboda — —<br />
Vaduz, Adler 194.20 196.15<br />
Vaduz, Engel 93.08 129.29<br />
Vaduz, Löwen 84.23 77.21<br />
Vaduz, Mühle 85.40 -<br />
Vaduz, Bierbrauer Magnus<br />
Risch 17.46 26.26<br />
Vaduz, Bierbrauer Baptist<br />
Quaderer, 1848 «Küfer<br />
Quaderer» - -<br />
Wirtshaus 1847 1848<br />
Balzers, Adler<br />
(Christian Brunhart) 53.32 37.12<br />
Balzers, Engel<br />
(Fidel Frick bis 1845,<br />
Friedr. Pfeiffer 1846-47,<br />
Andreas Brunhart) - 26.44<br />
Bälzers, Post<br />
(Ferdinand Wolfinger,<br />
ab 1848 Franz Wolfinger) 91.26 55.25<br />
Planken, Andreas Gäntner 3.56 3.—<br />
Schaan, Andreas Falk 23.27 7.50<br />
Schaan, Löwen<br />
(Ferdinand Walser) 62.46 38.53<br />
Schaan, Rössle<br />
(Johann Wächter) 16.48 17.14<br />
Triesen, Joseph Kindle 22.19 20.35<br />
Triesen, Adler (Joseph Bargetze) 63.54 48.04<br />
Triesen, Sonne (Peter Kindlei<br />
bis 1845, Michael Kindle) 47.04 35.33<br />
Triesenberg, Üenaboda<br />
(Xaver Schlegel, bis 1845) 7.36 15.59<br />
Triesenberg, Rotaboda ? ?<br />
Vaduz, Adler<br />
(Joh. Rheinberger, bis 1843,<br />
Jos. Seger, bis 1846,<br />
Jos. Ferd. Wolfinger) 139.51 75.46<br />
Vaduz, Engel<br />
(Franz Ant. Seger, bis 1845,<br />
Xaver Schlegel) 72.51 38.28<br />
Vaduz, Löwen<br />
(Anton Rheinberger) 41.26 46.33<br />
Vaduz, Mühle<br />
(Michael Rothenberger) 28.56 -<br />
Vaduz, Bierbrauer<br />
Baptist Quaderer, 1848<br />
«Küfer Quaderer» - 11.15<br />
DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />
LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />
1842 1843 1844 1845 1846<br />
41.38 46.25 40.21 40.06 58.45<br />
32.05 60.40 47.27 91.24 41.53<br />
71.— 83.58 98.01 128.46 135.56<br />
- — 30.17 - —<br />
4.46 6.20 10.16 9.06 —<br />
22.17 17.59 18.35 23.29 25.46<br />
63.02 108,24 86.22 82.05 65.41<br />
22.44 41.21 51.50 51.33 45.09<br />
11.29 18.10 17.02 28.56 33.38<br />
64.46 70.10 76.47 54.49 76.06<br />
54.36 61.17 33.07 78.36 43.23<br />
18.23 22.58 21.27 29,19 21.59<br />
— ? ? ? ?<br />
34.19 155.17 132.31 124.49 72.38<br />
65.44 91.08 81.31 83.35 83.30<br />
55.31 55.48 89.26 146.55 109.24<br />
- 11.46 - -<br />
23.59 - - - -<br />
13.— 33.36 26.21 45.31 73.32<br />
159
UMGELDER VON EIN<br />
ZELNEN UNTERLÄNDER<br />
WIRTSHÄUSERN 1785<br />
BIS 1848<br />
Quelle: LLA Rechnungsbücher<br />
des Rentamts<br />
160<br />
Gulden <strong>und</strong> Kreuzer (Reichswährung)<br />
Wirtshaus<br />
Bendern, Adler<br />
Mauren, Matt<br />
Nendeln, Engel<br />
Nendeln, Löwen<br />
Rofaberg, Zoll<br />
Ruggell, Zoll<br />
Ruggell, zweites<br />
Wirtshaus<br />
Wirtshaus<br />
Bendern, Adler<br />
Mauren, Matt<br />
Nendeln, Engel<br />
Nendeln, Löwen<br />
Rofaberg, Zoll<br />
Ruggell, ZoU<br />
Ruggell, zweites<br />
Wirtshaus<br />
Schellenberg<br />
Wirtshaus<br />
Bendern, Adler<br />
Mauren, Matt<br />
Mauren, Jos. Ant.<br />
Mennel<br />
Nendeln, Engel<br />
Nendeln, Löwen<br />
Rofaberg, Zoll<br />
Ruggell, Zoll<br />
Ruggell, zweites<br />
Wirtshaus<br />
Schellenberg<br />
Wirtshaus<br />
Bendern, Adler<br />
Gamprin, Andr. Oehri<br />
Mauren, Matt<br />
Mauren, Jos. Ant.<br />
Mennel<br />
Mauren, Näscher<br />
Mauren, Steinbös<br />
(Näscher)<br />
Nendeln, Engel<br />
Nendeln, Löwen<br />
Rofaberg, Zoll<br />
Ruggell, Zoll<br />
Schellenberg<br />
1785 1786 1787 1788 1789<br />
36.24 36.24 20.48 63.16 7<br />
36.24 52.— 48.40 60.4,8 48.32<br />
31.12 46.48 44.12 76,56 7<br />
31.12 44.38 39.— 74.32 7<br />
31.12 41.36 20.48 76.16 ?<br />
44.14 57.12 40.44 74.32 50.16<br />
7.48 13.52 7.48 9.06 12.08<br />
1790 1791 1792 1793 1794<br />
36.24 48.32 39.52 32.04 48.32<br />
72.48 74.32 62.24 62.24 57.38<br />
64.08 75.24 91.— 71.56 76.16<br />
69.20 59.48 47.50 50.16 78.—<br />
64.08 68.28 44.12 42.09 60.40<br />
46.48 48.29 53.44 46.48 58.04<br />
6.30 4.50 13.— 5.51 13.—<br />
- - - - 12.08<br />
1795 1796 1808 1809/10 1811<br />
58.56 62.24 38.50 47.56 73.57<br />
97.04 93.36 30.10 19.56 31.36<br />
_ _ 34,40 26.55 71.17<br />
128.16 131.44 82.20 32.36 110.14<br />
91.52 116.40 55.39 24.50 93.29<br />
58.04 54.36 50.06 23.37 44.35<br />
42.28 57.12 72.48 21.— 58.0.7<br />
7.48 8,40 _ _<br />
14.44 24.16 17.41 7.59 19.50<br />
1812 1813 1814 1815 1816<br />
89.23 102.33 50.16 37.36 31.39<br />
18.54 57.22 14.42 18.59 12.05<br />
7.25 - - - -<br />
54.14 50.02 59.24 38.18 11.58<br />
- -- - 23.55 15.48<br />
43.32 123,21 56.41 10.45 1.44<br />
156.43 182.2.1 37.45 40.31 82.06<br />
145.26 170.28 7.02 12.50 29.56<br />
44.02 53 — 15.43 10.38 15.18<br />
77.12 166.25 38.44 38.38 60.25<br />
24.11 34.17 4.30 9.58 7.04
DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />
LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />
Wirtshaus 1817 1818 1819 1820 1821 1822 1823<br />
Bendern, Adler 31.11 38.03 67.46 70.15 58.12 76.06 80.01<br />
Eschen, Kreuz (Jos. Brendle) - - - — - - 2.24<br />
Gamprin, Andr. Oehri 12.— - - - - - -<br />
Mauren, Jos. Ant. Mennel 28.02 19.12 58.20 45.25 34.04 23.29 38.46<br />
Mauren, Näscher 17.34 29.42 41.23 46.19 46.10 23.48 65.07<br />
Nendeln, Engel 56.28 70.03 165.06 282.37 112.30 49.01 117.01<br />
Nendeln, Löwen 7.49 20.29 45.40 27.25 33.25 36.12 31.25<br />
Rofaberg, Zoll 22.32 15.06 29,11 42.04 12.03 18.05 25.03<br />
Ruggell, Zoll 42.23 44.47 49.35 66.24 74.01 33,41 66.08<br />
Schellenberg 7.06 7.16 17.32 14.32 11.49 7.17 20.48<br />
Wirtshaus 1824 1825 1826 1827 1828 1829 1830<br />
Bendern, Adler 61.19 38.20 62.10 96.44 62.53 54.34 102.51<br />
Eschen, Kreuz (Jos. Brendle) 44.40 16.53 17.36 31.01 38.47 48.02 23.11<br />
Mauren, Franz Jos. Kieber — - - 3.56 60.16 .55,41 39.38<br />
Mauren, Jos. Ant. Mennel 29.36 26.— 44.10 35.20 44.— 13.26 29.55<br />
Mauren, Näscher 41.31 28.09 46.05 35.44 86.12 81.46 53.47<br />
Mauren, Märtin Tiefenthaler — — - - — 72,48 47.01<br />
Nendeln, Engel 105.52 98.02 86.14 121.12 132.52 133.21 121.13<br />
Nendeln, Löwen 50.19 6.— 12.29 86.43 40.37 14,51 57.02<br />
Rofaberg, Zoll 27.46 20.46 22.16 25.31 20.52 24.47 23.48<br />
Ruggell, Zoll 64.55 42.21 59.29 51.36 64.46 58.30 50.57<br />
Schellenberg, J. G. Wohlwend 15.05 19.18 16.44 16.39 12.05 18.02 8.09<br />
Wirtshaus 1831 1832 1833 1834 1835 1836 1837<br />
Bendern, Adler 37.54 47.18 67.50 85.20 123.06 84.41 92.03<br />
Eschen, Kreuz (Jos. Brendle) 9.08 6.14 28.39 37.13 31.51 36.32 38.39<br />
Mauren, F. J. Kieber (Krone) 27.37 19.29 20.10 19.01 50.37 47.14 51.29<br />
Mauren, Jos. Ant. Mennel 22.42 15.55 9.13 24,49 26.16 35,35 41.20<br />
Mauren, Joh. G. Näscher 43.27 57.12 43.05 51.10 104.— 61.13 49.49<br />
Mauren, Rennhof (J. Oehry) - - - - - 96,48 92.15<br />
Mauren, Martin Tiefenthaler 7.45 16.34 9.19 21.27 14.25 - --<br />
Nendeln, Engel 95.56 67.22 149.35 116.33 213.34 132.23 209.18<br />
Nendeln, Löwen 25.18 6.14 34.04 40.05 55.43 46.20 73.28<br />
Rofaberg, Zoll (Hirschen) 21.40 23.29 32.18 27.49 37.42 44.35 34.54<br />
Ruggell, Zoll 61.25 40.30 47.03 50.55 74.31 78.03 100.22<br />
Schaanwald, Zoll - — - - 226.21 78.— 80.44<br />
Schellenberg, Joh. Brendle - - - - 6.21 15.38 18.50<br />
Schellenberg, J.G. Wohlwend 7.12 2.23 8.19 6.17 9.52 3.45 8.17<br />
Wirtshaus 1838 1839 1840 1841 1842 1843 1844<br />
Bendern, Adler 84.06 84.54 43.57 60.03 34.44 63,17 58,49<br />
Bendern - — - — - — 30.40<br />
Eschen, Kreuz (Jos. Brendle) 58.12 34.14 46.— 45.31 20.30 48,06 27.41<br />
Mauren, Hirschen (Jos. Fehr) 68.17 22.53 32.32 38.19 14.47 34.14 14.18<br />
Mauren, Franz Jos. Kieber<br />
(Krone) 46.31 38.42 32.12 36,11 21.43 44,52 45.25<br />
Mauren, Mennel (Sonne) 48.06 32.47 35.24 30.10 20.11 31.35 27.45<br />
Mauren, Rennhof (J. Oehry) 108.41 80.44 92.50 61.52 22.30 68.— 34.56<br />
Nendeln, Engel 153.24 108.44 160.25 150.46 61.34 106.52 68.—<br />
Nendeln, Löwen 50.12 67.15 85.30 94.11 36.32 84,07 24.58<br />
Rofaberg, Zoll (Hirschen) 40.44 32.24 37.59 26.34 22.24 24.33 11.01<br />
Ruggell, Zoll 80.20 81.50 93.06 70.07 61.31 89.54 60.37<br />
Schaanwald, Zoll 61.06 72.53 72.39 98.35 67.21 96.36 119.28<br />
Schellenberg, Joh. Brendle 27.42 19.15 16.11 11.56 11.19 19,02 5.36<br />
161
Wirtshaus<br />
Bendern, Adler<br />
(seit 1834 Sebastian Marxer)<br />
Bendern<br />
(Burga Bandlin Marxer<br />
1844 <strong>und</strong> 1845, Adam<br />
Nescher ab 1846)<br />
Eschen, Kreuz<br />
(Josef Brendle, ab 1847<br />
Franz Joseph Marxer)<br />
Mauren, Hirschen<br />
(seit 1838 Joseph Fehr)<br />
Mauren, Krone (seit 1827<br />
Franz Joseph Kieber)<br />
Mauren, Sonne,<br />
(1827 bis 1840 Seb. Büchel,<br />
seit 1840 Barthol. Mayer)<br />
Mauren, Rennhpf<br />
(Johann Oehry, seit 1836)<br />
Nendeln, Engel<br />
Nendeln, Löwen<br />
(1812-1830 Math. Nescher,<br />
bis 1846 Wendelin Oehry)<br />
Rofaberg, Hirschen<br />
Ruggell, Zoll<br />
(bis 1823 Johann Büchel,<br />
ab 1823 Joseph Heeb)<br />
Schäanwald, Zoll<br />
(seit 1835 Martin<br />
Joseph Marxer)<br />
Schellenberg, Johann Brendle<br />
(1835 bis 1846)<br />
Schellenberg, Mang Biedermann<br />
(ab 1848)<br />
162<br />
1845 1846<br />
70.43 62.02<br />
48.36 83.24<br />
60.17 60.52<br />
29.03 24.42<br />
24.16 41.17<br />
39.34 33.10<br />
45.47 61.08<br />
131.18 146.04<br />
89.24 76.21<br />
35.14 20.14<br />
88.53 58.06<br />
108.20 157.56<br />
11.23 17.17<br />
1847 1848<br />
62.09 58.18<br />
52.20 38.29<br />
47.11 45.50<br />
26.55 16.24<br />
33.08<br />
30.03 25.09<br />
48.35 34.56<br />
135.12 114.40<br />
62.57 85.07<br />
17.40 12.11<br />
99.— 63.45<br />
189.48 216.33<br />
25.08
LANDVOGT MENZINGER BERICHTET ÜBER<br />
VERSTÖSSE GEGEN DIE RODORDNUNG, 1790<br />
«Wegen der eingeführten Rodordnung ergeben sich zwischen<br />
den hiesigen Unterthanen <strong>und</strong> den öfsterreichisch]en<br />
<strong>im</strong>erwehrende Klagen <strong>und</strong> Gegenklagen. Diese<br />
<strong>und</strong> zum Theil auch die [Hliesigen suchen sich inner Verdienste<br />
zu erschleichen, worüber sich die übrigen <strong>und</strong> die<br />
ganze Landschaft beschwehren, <strong>und</strong> bey diesseitigem<br />
Oberamte Remedirung suchen. Den österreichischen Unterthanen<br />
ist die hiesige Rohd dergestalten verhasst, dass<br />
sie alle Waaren. die in die obere Schweiz best<strong>im</strong>mt sind,<br />
lieber jenseits des Rheins hinauf gehen lassen, ungeacht<br />
nun die Rohd daselbst auch eingeführt <strong>und</strong> der Weg an<br />
sich beschwehrl[icher]r ist, <strong>und</strong> die Spedition höher körnt<br />
als auf der hiesigen Seite. Wir hoffen <strong>im</strong>mer, dass ein solches<br />
gehässiges Unternehmen, welches dem österr.en Unterthanen<br />
selbst nachtheilig ist, keinen Bestand haben<br />
könne; <strong>und</strong> daher sind wir, um die Abneigung nicht weiter<br />
zu vermehren, biesher mit aller Gelindigkeit zu Werke<br />
gegangen, um so mehr, als allem Anschein nach das löbl.<br />
Vogteyamt zu Feldkirch die Zernichtung der eingeführten<br />
Rohd wie[']s scheinet selbst nicht ungern sehen würde.<br />
Die hiesigen Unterthanen tringen zwar an, dass mann<br />
wid[er] die Contravenienten mit Abladen <strong>und</strong> Arretieren<br />
zu Werke gehen solle, wir haben aber rhatsamer gef<strong>und</strong>en,<br />
zi erst Wege einzuschlagen, welche weniger Aufsehen<br />
machen, <strong>und</strong> keine unangenehme Weitläufigkeiten<br />
besorgen lassen, <strong>und</strong> getrauen uns ohne Eurer [Durchlaucht]<br />
die ganze Lage unterthänigst vorgetragen, <strong>und</strong> die<br />
höchste Verhaltungsbefehl hierzu erhalten zu haben,<br />
nicht zu gewaltsame Mitteln zu schreiten ....<br />
[DIass unter diesen Gehässigkeiten der hiesige Zoll<br />
sehr leiden muss, das ist leicht zu erachten, denn eben<br />
durch dieses suchen die ö[sterreichisch]en Unterthanen<br />
die Rohd zu zernichten; sie denken, wenn man sehen<br />
werde, dass die Güter [gnädigst] einen anderen Weg nehmen,<br />
der Zoll weniger ertrage, die Professionalisten <strong>und</strong><br />
Wirte wenig Einkommen <strong>und</strong> Verdienste mehr haben, so<br />
werden die übrigen Unterthanen, denen es des Fuhrwesens<br />
halber daran gelegen ist, wenig obrigkeitl[ich]e Hilfe<br />
mehr finden, <strong>und</strong> die Rohd von sich selbst ein End nehmen.<br />
Für sich selbst betrachtet ist dieses Raisonement<br />
ganz richtig, <strong>und</strong> wenn man voraus sehen würde oder<br />
könnte, dass der Warenzug der grösseren Beschwehrlichkeit<br />
ungeacht durch die Schweiz fortdauern würde: So<br />
wäre es Freylich besser wenn die Rohd gänzlich aufhörte,<br />
<strong>und</strong> Freyheit beym Komerz[,] welche ohnehin das erste<br />
Mittel ist selbes zu befördern, wieder allein statt hätte,<br />
hiebey aber ist ein Umstand hauptsächlich zu erwegen.<br />
Ehe <strong>und</strong> bevor die Rohd eingeführt war, machten einige<br />
Wirte andere Bürger in Feldkirch <strong>und</strong> die Kornkiperer<br />
813<br />
forml. Spediteürs, <strong>und</strong> liessen den hiesigen Unter<br />
DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />
LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />
thanen nichts zukommen, wenn sie nicht die Fuhren um<br />
ein Notgeld übernahmen, <strong>und</strong> viel bei ihnen zechten. Auf<br />
diese Art hatten sie die Bauern in der Herrschaft Schellenberg<br />
vollkommen in der Gewalt, <strong>und</strong> weil sie ohnehin<br />
dem Zechen nicht abgeneigt sind, so verzöhrten sie mehr<br />
als sie einzunehmen hatten, <strong>und</strong> giengen darüber zu<br />
gr<strong>und</strong>. Durch die Rohd sind diese Monopolien zernichtet,<br />
<strong>und</strong> der Fuhrmann, welcher vorhin in Feldkirch blieb,<br />
bleibt nun grössten theils <strong>im</strong> Lande; dieses ist der Hauptgr<strong>und</strong>,<br />
warum sich die ö[sterreichische]n Würte ... so<br />
sehr verwenden!,1 die ihnen so nachtheilige Rohd ab, <strong>und</strong><br />
das vorige Fuhrwesen wieder in den Stand zu bringen.<br />
[D]ie Unterthanen klagen wider unbefugte Fuhren der<br />
Fremden, die Fremden über die schlechte Spedition ihrer<br />
Waaren, die zum theil erzwungen, <strong>und</strong> zum theil wahr<br />
sind: den viele haben schlechte ZügeU bringen die Waaren<br />
zu spät an End <strong>und</strong> Ort, wo besonders die Früchten<br />
zum Nachtheil der Kornhandler zu spät eintreffen, oder<br />
gar nicht mehr zu Markt kommen; das Land klagt über<br />
Kosten, die ihm durch das Aufsehen auf die ordnungswidrige<br />
Fuhren, <strong>und</strong> durch das Klagen gegen dieselbe verursachet<br />
werden, <strong>und</strong> auf solche Weise sind wir bei Oberamte<br />
ganz jämmerlich damit geplagt; <strong>und</strong> wir sehen noch<br />
vorhinein, dass wir mit dem Vogteyamt zu Feldkirch, <strong>und</strong><br />
vermit. auch mit dem k: k: Kreisamte in Bregenz zu thun<br />
bekommen werden; denn es scheint, dass diese [für] die<br />
ö[sterreichisch]en Waaren oder [für] die, welche nur über<br />
ö[sterreichisch]e Ort herkommen!,] eine ganz besondere<br />
Freyheit prätendiren wollen; wie aus der Anlage erscheint.<br />
Reden wir aber wider die Rohd, so sind wir wider<br />
das Interesse sehr vieler Unterthanen, welche dabey<br />
ihren Verdienst verlieren, <strong>und</strong> wieder unter das harte<br />
Joch der gewinnsüchtigen <strong>und</strong> unbilligen Wirte zu Feldkirch<br />
kommen; wir setzen uns aus!,] be<strong>im</strong> ganzen Lande<br />
verhasst zu werden; weil es uns für diejenigen ansehen<br />
würde, welche ihm die beste Quelle seiner Verdienste <strong>und</strong><br />
Nahrung entzogen haben. Es wäre dann, dass Eure<br />
[Durchlaucht] das Weggeld auch von den Unterthanen be<br />
ziehen, 814<br />
<strong>und</strong> die Strassen auf Kosten des Rentamts un<br />
terhalten liessen, in welchem Fall diese Änderung weniger<br />
Missvergnügen erwecken würde ...» 81S<br />
813) «Kornkipper»: ein seit dem 17. Jahrh<strong>und</strong>ert verwendeter<br />
Begriff; auch «Kornjude», mit den Bedeutungen: Getroideaufkäufer;<br />
wucherischer (<strong>und</strong> betrügerischer) Kornhändler: vgl.: Gr<strong>im</strong>m.<br />
Wörterbuch, Bd. 11. Sp. 787.<br />
814) Gemäss Weggeldordnung waren <strong>liechtenstein</strong>ische Untertanen<br />
von dieser Gebühr befreit.<br />
815) LLA RA 21/68: OA an Fürst, 10. Februar 1790.<br />
163
SCHREIBEN DES FELDKIRCHER HAUSMEISTERS<br />
GEORG ANTON BACHMANN, 1787<br />
«[Dem Oberamt ist bekannt,] mit was Mühe <strong>und</strong> Beschwernis<br />
ich meinen so gering besoldeten Dienst versehen<br />
muss, <strong>und</strong> doch behaupte ich[,] meinen Pflichten<br />
angemessen. ... Aber frey bekenne ich einem gnädigen<br />
Oberamte, dass eint, <strong>und</strong> andere Verleumdungen nach<br />
jedem Richters Willkuhr, <strong>und</strong> Wohlgefällen, die ich wirklich<br />
nach zeughaften Erfahrung vernehmen muss, mir so<br />
missfällen, dass ich als Mann, der jährlich so viele Tausend<br />
Gulden frömde Gelter verwahren muss, wirklich<br />
standhaft entschlossen, auf den aufbringlichen Erweis einen<br />
solchen, seye Er <strong>im</strong>, oder ausser Gericht, wenn mirs<br />
ein [wohllöbliches] Gnädiges Oberamt nicht verüblet, auf<br />
hiesiges Landgericht zu ruefen, <strong>und</strong> zum Beweis seiner<br />
Sage zu zwingen.<br />
Doch sey deme wie ihm wolle, findet man mich klagbaar,<br />
so weisst man mich zu suchen, <strong>und</strong> [ich] glaube,<br />
dass [,] wenn ich mit [Aufkommenden angeklagt wird,<br />
wird man mich gewiess ehender zur Ordnung führen, als<br />
es bis daher anderwerts erfolget, einmahl für allemahl<br />
von jedem losen Richter, deme nur wahrhafter Eigennutz<br />
aus den Augen blizet, kann mich ohnmöglich mehr entschliessen,<br />
alles zu erdulden, <strong>und</strong> auszustehen.<br />
Wohlloblich gnädiges Oberamt vergebe mir gnädigst<br />
meine Austrüke, <strong>und</strong> hätte ich nicht noch grössere, <strong>und</strong><br />
ungesitterte gegen einem gnädigen Oberamte gehört,<br />
würden auch diese nicht eingeflossen seyn, ich könte diese<br />
von Wort zu Wort anführen, aber die Anständigkeit erlaubet<br />
diese keinem wohlgeordneten Unterthanenf;] erwehle<br />
mann alle Tage neue Roodmeisters, so erwehlet<br />
man doch keine Ordnung, 2 einzige ausgenohmen, in der<br />
ganzen Herrschaft, dass aber Anton Frommelt v. Mauren<br />
ehrlich mit der Sache umgegangen, wird beygelegte Listen<br />
bejaen; die zwote aber wird zeigen wer eint, <strong>und</strong> andere<br />
Anklagen sind.<br />
Vom [G]esagtem kom ich auf Beyspiele, <strong>und</strong> erwiesene<br />
Beispiele, den 22 tn X bris passati anni [1786] /: verzeihe<br />
mir Wohll. gnädiges Oberamt meine Erzehlungen :/<br />
nahm ich ein Pferdt, <strong>und</strong> wollte auf den Schellenberg<br />
reiten, um auf den 23 tn den Schellenbergern, wegen bevorstehenden<br />
Feirtägen auf 3 Uhr Früh zu bieten, in dem<br />
St. Kreuz 816<br />
traf ich Andre Ott v. Nendeln, den sogenannten<br />
Aschber 817<br />
, den Stein des Anstosses bey dortiger<br />
Frohnen an.<br />
Ich fragte diese um den Weeg, <strong>und</strong> Aschber entboth<br />
sich auf [Z]ureden des Waldhirts dahin zu reiten, <strong>und</strong> in<br />
Ordnung zu bieten 818<br />
er verrichtete alles haar klein nach<br />
dortigen Roodmeisters eigener Bekantniss, eben dieser<br />
samt Waldhirt [Andreas Ott] währ da mit Pferde, <strong>und</strong> Wagen[,]<br />
um Läglen zu laden, eine Fuhr, die zu keiner Zeit<br />
die Rood was anging.<br />
164<br />
Von der Ordnung von Schellenberg gar zu sehr bekannt,<br />
verlangte ich, dass Gedachte nicht von Stelle fahren<br />
sollen, <strong>und</strong> ich errieth es [,] anstadt 3 Uhr käme der<br />
kleine Gubernant samt seinen untergeordneten Trabanten<br />
um 6 Uhr Frühe, die ganze Nacht verbrante ich Liechter,<br />
ich gehorchte meiner Pflicht, <strong>und</strong> wer Vernünftiger<br />
solle es behaupten, dass es der Fuhrmann nicht auch<br />
schuldig [sei]?<br />
Die Fuhr brachten als Johann Pümpl <strong>und</strong> Christian<br />
von JJesisl,] Kaspar Gsteu <strong>und</strong> Joh. Georg Müller v. da mit<br />
Johann Welte von Josters, samt Andre Ott, <strong>und</strong> Aschber<br />
lieferte um 5 Uhr Früh mit Lieferschein nach Balzersf]<br />
Schellenberg hat also aus eigener Schuld in nägster Rood<br />
61 schw. 1 leichtes Malter zu ersetzen.<br />
Die zwote Kappital Sache ereignete sich den 2 tn<br />
Jännler] diess Jahres [1787], ich gäbe Anton Frummelt<br />
dass Both auff 4 Kübl Tabak[J Joseph Latzer v. Frastanz<br />
zugehörig, Fidel Frick von Mauren, kam Stadt Frühe spat,<br />
<strong>und</strong> Latzer beredte mich in dieser Zeit fast zu Tode, zwange<br />
Aschber, der eben Läglen laden wollte, den 3 tn noch<br />
über die Staig nach Malans zu fahren, <strong>und</strong> weil ich arme<br />
Leute nicht gerne schädige, gab ich Fidel Frick 1 Malter<br />
samt 2 Fass Salz.<br />
[S]ind diese zwey Fälle, was ich nicht glaubet,] straffällig,<br />
so strafe man mich, <strong>und</strong> nicht einen armen Unterthan,<br />
für den ich gehorsamst bitte, Wie viele Tausendt Zentner<br />
Hess nicht dass Land schon durch frömde [Fuhrleute]<br />
durch fähren, ineinander gerechnet, werden doch 4 Kübel[,I<br />
1 Malter <strong>und</strong> zwei Fass Salz [den] Unterthanen zu<br />
verzeihen seyn.<br />
Schon ganze 5 Jahre arbeitete ich bereits einmahl für<br />
die Rood gewiess vergebens, <strong>und</strong> nun[J bey Eröffnung<br />
des Arlbergs, will es scheinen, dass ich mich entweder an<br />
der Rood nicht halten, oder ohne Verdienst seyn muss.<br />
Oder hat nicht gestern Herr Zoller von Rofaberg von hiesigen<br />
[Herrn] Hosp 3 Fass Salz nach Balzers geführt, soU<br />
ich geschert seyn? Ich bin eben der, der sich Pflicht daraus<br />
machet um das Brod beschwehrsam zu arbeiten, <strong>und</strong><br />
aus diesem Gr<strong>und</strong>, werde ich mich nach Kräften um Spedition<br />
bewerben!,] die Rood unterstützen, oder preterieren,<br />
wie andere, <strong>und</strong> dieses ist eben auch, was mich auf<br />
den Gedanken bringt, Leute gibt es <strong>im</strong> Gericht!,] die vorher<br />
Waare lieferten, <strong>und</strong> sich itzt noch Speditors nennen,<br />
Wohllobl. Gnädiges Oberamt, wer weisst es, ob diese Alte<br />
Lunten noch lodert <strong>und</strong> durch solche Unruhen suchet die<br />
ganz zu untergraben ...».
OBERAMTLICHER BERICHT ZU EINER TRUPPEN<br />
EINQUARTIERUNG, 1794 819<br />
«... Am 23 ten diss [Monats] rückte ein [ein] Militär-Comando<br />
von deutsch Banat, welches aus einem Lieutenant<br />
<strong>und</strong> 35 Gemeinen bestehet. Diese besetzten alle Pässe;<br />
der Lieutenant befindet sich mit 7 Mann Infanteristen dahier<br />
[in Vaduz], in Schaan sind 6 zu Fuss <strong>und</strong> 3 zu Pferd,<br />
zu Triesen 4, zu Balzers 5, zu Ruckell 5 <strong>und</strong> zu Bendern 6<br />
Mann zu Fuss. Es ist kaum zu sagen, was für ein Murren<br />
hierüber unter dem Volk entstanden ist; Sie sahen diese<br />
Leute für österr. Soldaten an, die man hier zu unterhalten<br />
nicht schuldig sey; Einige wollten sie gerade hin zum<br />
Land hinausjagen, <strong>und</strong> wir mussten alles anwenden, um<br />
Excesse zu verhieten. Wir suchten zu dem Ende die Vorgesetzten<br />
zu belehren, dass diese Leute nicht von Österr.<br />
sonder vom Reichsgeneral-Comando geschickt seyen; ...<br />
Wir stellten ihnen das Unglück vor[,] in welches sie einlauffen<br />
würden, wenn sie sich an diesen Leuten vergreifen<br />
sollten; denn es würde keine andere Folge haben, als<br />
dass sie eine weit grössere Anzahl bekämen, <strong>und</strong> härter<br />
behandelt würden. Wir liessen auch ein Dekret vor allen<br />
Kirchen publiziren, <strong>und</strong> die Leute öffentl. warnen. Hiedurch<br />
haben wir zwar biesher Ordnung erhalten, ob es<br />
aber Bestand haben wird, hieran ist sehr zu zweifeln;<br />
denn die Bürde ist für ein ohnehin theils durch eigene<br />
Unthätigkeit unvermögendes <strong>und</strong> durch die dermalige<br />
schwere Abgaben gedrücktes Volk sehr hart; alles ist <strong>im</strong><br />
höchsten Preis, jeder Mann körnt die Landschaft täglich<br />
wenigst auf 24 kr. zu stehen; die Soldaten sind den Leuten<br />
beschwehrlfich], sie verlangen mehr als man ihnen schuldig<br />
ist, sie ziehen den Weibsbildern nach, <strong>und</strong> machen<br />
sich durch dieses <strong>und</strong> anderes verhasst.<br />
Der Lieutenant ist ein junger Mensch, der nichts Moderation<br />
weisst; Er hat eine Instruktion, die weit schärfer ist<br />
als die Kreisrezesse, 820<br />
<strong>und</strong> diese übertreibt er noch; Z. B.<br />
in seiner Instruktion hat er unter den verbottenen Artikeln<br />
Schwefel <strong>und</strong> Eisen. Nun kam der Krämer von<br />
Schaan <strong>und</strong> der Nagelschmied dahier <strong>und</strong> verlangten in<br />
der Kanzley Pässe, um mit ihren Waaren des andern Tags<br />
den Markt zu Werdenberg besuchen zu können. Die Pässe<br />
wurden ihnen gefertiget, dem ersten für Rauch- <strong>und</strong><br />
Schnupftabak dann etwas Schwefel; dem andern aber für<br />
Schuh- <strong>und</strong> Rossnägel; damit sie aber keine Gefahr laufen<br />
in Vertriesslichkeiten verwikelt zu werden, so wurden sie<br />
angewiesen ihre Pässe von dem Lieutenant unterschreiben<br />
zu lassen, dieser werde ihnen schon sagen, wenn er<br />
ein Bedenken dabey finden sollte. Sie thaten es; allein der<br />
Lieutenant zerriss ihnen die Pässe, liess diese Leute mitten<br />
in der Nacht überfallen, <strong>und</strong> dem einten Schwefel dem<br />
andern aber alle seine Nägel hinweg nehmen.<br />
In allem wäre der H. Lieutenant nicht zu verdenken,<br />
wenn er seiner Instruktion auf eine vernünftige Art nach<br />
DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />
LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />
gekommen wäre. Allein ein Handvoll Schwefel, wie der<br />
Krämer solchen für die Weiber zum Waschen <strong>und</strong> Schwefelholzel<br />
zu machen in einem Schachterl zu Markt bringet,<br />
wo der ganze Betrag auf 6 oder 8 Lot körnt, kann<br />
ebenso wenig unter der Munition, als die Schuh <strong>und</strong> Rossnägel<br />
unter der Armatur begriffen seyn; <strong>und</strong> wen diese<br />
Artikel auch wirklich darunter begriffen wären, so ist ja<br />
noch kein Gebrauch gemacht worden, <strong>und</strong> der H. Lieutenant<br />
hätte allem vorgebogen; wenn er gesagt hätte, er<br />
könte diese Artikel nicht passieren lassen, dann wären<br />
beede zu Hause geblieben, oder sie hätten sich niemal<br />
beygehen lassen, wider das Verbott zu handeln.<br />
Über dieses Benehmen nun beschwehren wir uns bey<br />
dem Kordons-Comando zu Stockach, <strong>und</strong> hoffen, dass<br />
künftig derley Auftritten [künftig] dörfte vorgebogen werden;<br />
durch solche Handlungen machen sich die Soldaten<br />
<strong>im</strong>mer mehr verhasst; Ihre Anzahl solle noch mit 15 Man<br />
Deutschen vermehret werden; damit sie auch mit den<br />
Leuten reden können, hiedurch wird die Bürde <strong>im</strong>er lästiger,<br />
das Land Volk abgeneigter, <strong>und</strong> wir sorgen um so<br />
mehrer es dörfte in der Folge noch zu Excessen kommen,<br />
als es auch an Aufstiftern nicht fehlet; denn es heisset, die<br />
benachbarten Schweitzer sollen den hiesigen Leuten<br />
schon zugeredt haben, sie sollen diese Hand Voll Soldaten<br />
zum Lande hinaus jagen, wenn sie sich nicht allein getrauen,<br />
so dörfen sie ihnen nur ein Wink geben, so wollen<br />
sie auch kommen <strong>und</strong> bald damit fertig seyn ...»<br />
816) Vermutlich auf Rofaberg in Eschen.<br />
817) Der «Aschber» war Johann(es) Batliner aus Aspa: zu<br />
Johann(es) Batliner vgl. auch S. 89 sowie Anmerkung 469.<br />
818) Zur Rod aufbieten.<br />
819) LLA RA 21/347: OA an HKW, 26. Dezember 1794.<br />
820) Hinweis auf Beschlüsse des Schwäbischen Kreises.<br />
165
MILITARFUHRWESEN:<br />
FAHRTEN DER BALZ<br />
NER FUHRLEUTE, 1799<br />
BIS 1801 521<br />
166<br />
k. u. k. Franzosen Franzosen Kosten<br />
Strecke Truppen 1799 1800/1801 pro Fuhr<br />
Azmoos-Vaduz-Vaduz — 3 — 4ft.<br />
Azmoos-Vaduz-Fläsch<br />
Balzers-Altenstadt<br />
Balzers-Altstätten<br />
Balzers-Azmoos<br />
Balzers-Azmoos-Mels<br />
Balzers-Bad Ragaz<br />
Balzers-Bludenz<br />
Balzers-Chur<br />
-<br />
19<br />
-<br />
—<br />
1<br />
18<br />
4<br />
204,5<br />
1<br />
-<br />
1<br />
16,5<br />
5,5<br />
2<br />
-<br />
5<br />
-<br />
-<br />
-<br />
-<br />
-<br />
-<br />
-<br />
42<br />
4 fl.<br />
5 fl. 30 kr.<br />
9fl.<br />
-<br />
3 fl.<br />
4 fl.<br />
7fl.<br />
6 fl.<br />
Balzers-Dornbirn 1 - 1 10 fl.<br />
Balzers-Ems<br />
Balzers-Feldkirch<br />
Balzers-Gisingen<br />
-<br />
630<br />
8,5<br />
-<br />
-<br />
-<br />
11<br />
107<br />
-<br />
8 fl.<br />
5 fl.<br />
6fl.<br />
Balzers-Götzis - - 2 8fl.<br />
Balzers-Hohenems<br />
Balzers-Hüningen<br />
Balzers-Immenstadt<br />
Balzers-Jenins<br />
-<br />
-<br />
-<br />
-<br />
-<br />
—<br />
-<br />
1<br />
2<br />
2<br />
2<br />
-<br />
8 fl.<br />
152 (160) fl.<br />
45 fl.<br />
2 fl. 30 kr.<br />
Bälzers-Lindau - - 7 13 fl.<br />
Balzers-Luziensteig 603 27,5 124,5 1 fl.<br />
Balzers-Maienfeld 595,5 26 41 2 fl.<br />
Balzers-Malans<br />
Balzers-Nendeln<br />
Balzers-Oberschan<br />
Balzers-Rankweil<br />
Balzers-Salez-Werdenberg<br />
Balzers-Sargans<br />
Balzers-Schaan<br />
9<br />
—<br />
4<br />
1<br />
43,5<br />
12<br />
62,5<br />
2<br />
33<br />
-<br />
-<br />
-<br />
1<br />
10<br />
3<br />
-<br />
-<br />
-<br />
-<br />
-<br />
6<br />
3fl.<br />
4fl.<br />
2fl.<br />
6fl.<br />
10 fl.<br />
5fl.<br />
2 fl.<br />
Balzers-Triesen 129,5 4 3 1 fl.<br />
Balzers-Trübbach — 21 - 0 fl. 30 kr.<br />
Balzers-Vaduz<br />
Balzers-Walenstadt<br />
Balzers-Werdenberg<br />
Balzers-Zizers<br />
Balzers-Zollbrücke<br />
Feldkirch-Maienfeld<br />
13<br />
1<br />
—<br />
20<br />
7<br />
32,5<br />
-<br />
0,5<br />
6,5<br />
0,5<br />
55<br />
-<br />
-<br />
5<br />
-<br />
1 fl. 30 kr.<br />
8 fl.<br />
4fl.<br />
3 fl.<br />
3 fl.<br />
822<br />
Luziensteig-Balzers<br />
111<br />
-<br />
-<br />
1<br />
-<br />
-<br />
7 fl.<br />
1 fl.<br />
Luziensteig-Tfübbach 823<br />
- 24 - 1 fl. 30 kr.<br />
Luziensteig-Azmoos - 4 - -<br />
Maienfeld-Vaduz - - 1 3 fl.<br />
Salez-Maienfeld 1 - - 10 fl.<br />
Trübbach-Luziensteig - 1 - 1 fl. 30 kr.<br />
Trübbach-Vaduz — 4 — 2fl.<br />
395 - - 3 fl. 30 kr.<br />
Vaduz-Maienfeld 824<br />
Vaduz-Trübbach — 1 - 2 fl.<br />
leere Wartungen - - 32 3 (3 fl. 30)<br />
leere Wagen nach Maienfeld - - 28 5 fl.<br />
Total 2802 215,5 465,5
STAMMBAUM 1<br />
BALZERS: FAMILIE WOLFINGER 825<br />
Andreas Wolfinger<br />
(1726-1763)<br />
OD Theresia Sommer<br />
Joseph Wolfinger<br />
(1751-1811)<br />
Zoller, Weggeldeinnehmer<br />
GD Theresia Brunhärt,<br />
Tochter des Johann<br />
Baptist Brunhart<br />
<strong>und</strong> der Anna Maria geb.<br />
Wildhaber, Flums<br />
(1763-1825)<br />
821) GA Ba 001 - S 3-1/1-10.<br />
822) Naturalientransporte.<br />
823) Teils «mit Blessirten».<br />
824) Naturalientransporte.<br />
S25) Tschugmell. Balzers. S. 70 f. <strong>und</strong> 27 1 ff.<br />
DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />
LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />
Joseph Wolfinger<br />
(t 1746)<br />
Müller<br />
OD 1. Anna Magdalena<br />
Banzer (t 1730)<br />
GD 2. Elisabeth Steger OD (später) Leontius<br />
Frick 826<br />
(t 1755)<br />
Maria Klara Wolfinger<br />
(1732-?)<br />
OD Andreas Hartmann<br />
(t 1799),<br />
herrschaftlicher<br />
Schlossjäger 827<br />
826) Zu Leontius Frick <strong>und</strong> seinen Nachkommen, siehe Stammbaum<br />
3 auf Seite 169.<br />
827) Tschugmell. Beamte, S. 55. Andreas Hartmann stammte aus<br />
Frastanz <strong>und</strong> übte das Amt des Schlossjägers von 1756 bis 1795<br />
aus. Er ist der Stammvater der Familie Hartmann in Vaduz.<br />
828) Franziska Negele heiratete später in zweiter Ehe Johann Ulrich<br />
Steger, vgl. Stammbaum 4 auf S. 170.<br />
Maria Josepha Apollonia<br />
Wolfinger<br />
(1765-1793)<br />
GD Johann Rheinberger,<br />
Adlerwirt in Vaduz<br />
Joseph Anton Wolfinger<br />
(1733-1773)<br />
GD 1. Viktoria Walser<br />
(1727-1768)<br />
Tochter des Postwirts<br />
Anton Walser<br />
(<strong>und</strong> der Johanna geb.<br />
Banzer);<br />
GD 2. (1769) Franziska<br />
Negele 828<br />
Franz Joseph Wolfinger<br />
(1771-1814)<br />
Postwirt<br />
GD Maria Anna Rheinberger<br />
Vaduz<br />
(1768-1832),<br />
Tochter des Löwenwirts<br />
Josef Ferdinand<br />
Rheinberger <strong>und</strong> der<br />
Susanna geb. Wächter<br />
167
STAMMBAUM 2<br />
BALZERS: WIRTE-FAMILIE FRICK 823<br />
168<br />
Anna Maria Frick<br />
(t 1749)<br />
GD Johann Jakob Foser,<br />
Wirt<br />
Hans Jörg Frick<br />
(Lebensdaten unbekannt)<br />
Wirt<br />
GD (1691) Maria Lampert<br />
aus Triesen<br />
Maria Theresia Frick<br />
(1773-1824)<br />
GD Witwer Peter Matt,<br />
Mauren<br />
(1762-1821),<br />
Tafernwirt in Mauren,<br />
Löwenwirt in Vaduz,<br />
Müller in Schaanwald 83<br />
Basilius Frick (t 1759)<br />
Wirt zum Engel<br />
GD 1. (1729) Witwe Kath.<br />
Brunhart (tl746)<br />
GD 2. (1747) Franziska<br />
Frick (t 1752)<br />
GD 3. (1752) Katharina<br />
Dürr Ct 1800)<br />
Fidel Frick (1749-1829)<br />
Engelwirt<br />
Richter, Landammann<br />
GD Maria Anna Bibiana<br />
Gassner, Triesen<br />
(1747-1820),<br />
Tochter des Sonnenwirts<br />
Johann Georg Gassner<br />
Johann Fidel Frick<br />
(1780-1846)<br />
Engelwirt<br />
GO (1813) Katharina Kindle<br />
(1787-1829)<br />
Tochter des Hausmeisters<br />
Joseph Kindle<br />
(<strong>und</strong> der Christina,<br />
geb. Vogt)
STAMMBAUM 3<br />
BALZERS: FAMILIE FRICK II 831<br />
Franziska Frick<br />
(1764-1831)<br />
GD (1784) Johann<br />
Baptist Büchel, Mäls<br />
(1761-1839)<br />
Hausmeister 833<br />
* Johann Baptist Brunhart war in Balzers Zoller <strong>und</strong> Weggeldeinnehmer.<br />
Seme jüngere Tochter Theresia Brünhart (1762-1825) war<br />
mit dem Zoller <strong>und</strong> Weggeldeinnehmer Joseph Wolfmger (1751-<br />
1811) verheiratet.<br />
829) Tschugmell, Balzers. S. 67 ff.<br />
830) Peter Matt ist auch <strong>im</strong> Stammbuch Mauren-Schaanwald auf<br />
S. 105 genannt. Seine erste Frau war demnach Anna Näscher.<br />
Allerdings fehlt dort der Hinweis auf seine zweite Verehelichung<br />
sowie auf seine Berufstätigkeit als Wirt <strong>und</strong> Müller.<br />
831) Tschugmell. Balzers, S. 67 ff<br />
832) Er starb auf dem Weg zur Kirche.<br />
833) Vgl. Ausführungen auf S. 62 zu den Wahlen für das Amt des<br />
Hausmeisters.<br />
Leontius Frick<br />
(t 1755)<br />
Ortsrichter, Landammann<br />
CD 1. (1714) Katharina<br />
Jäger, Vaduz<br />
(1688-1746)<br />
GD 2. (1748) Witwe<br />
Elisabeth Steger<br />
Joseph Leontius Frick<br />
(1730-1789 832<br />
)<br />
Hausmeister<br />
GD (1760) Katharina<br />
Frick (1730-1796)<br />
Tochter des Anton<br />
Frick <strong>und</strong> der<br />
Katharina geb. Balzer<br />
DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />
LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />
Franz Anton Frick<br />
(1761-1845)<br />
Landammann<br />
GD (1783) Franziska<br />
Brunhart (1759-1814)<br />
Tochter des Johann<br />
Baptist Brunhart*<br />
<strong>und</strong> der Anna Maria<br />
geb. Wildhaber<br />
169
STAMMBAUM 4<br />
BALZEHS: FAMILIE STEGER 834<br />
170<br />
Johann Georg Steger<br />
(1742-1798)<br />
Adlerwirt,<br />
ab 1793 Wirtin Vaduz<br />
OD Katharina Steger<br />
Joseph Steger<br />
(t 1771)<br />
Adlerwirt <strong>und</strong> Zoller<br />
OD 1. (1737) Martha<br />
Brunhart (t 1746)<br />
OD 2. (1748) Anna Katharina<br />
Heibert, Eschen<br />
(1726-1798)<br />
Tochter des Joseph<br />
Heibert, Wirt auf<br />
Rofaberg 835<br />
Joseph Steger<br />
(1746-?)<br />
GD Anastasia Gassner<br />
Tochter des Sonnenwirts<br />
von Triesen; Schwester<br />
von Maria Anna Gassner,<br />
die mit Engelwirt<br />
Fidel Frick verheiratet ist<br />
(vgl. Stammbaum 2)<br />
834) Tschugmell, Balzers, S. 208 f.<br />
Johann Ulrich Steger<br />
(1752-1806)<br />
GD (1774) Franziska<br />
Negele, Witwe des 1773<br />
verstorbenen Postwirts<br />
Joseph Anton Wolfinger<br />
835) Fre<strong>und</strong>liche Mitteilung von Herrn Adolf Meier, Eschen. Katharina<br />
Heibert heiratete später Joseph Anton Brunhart aus Balzers,<br />
tätig als Müller in Möliholz, Vaduz. Vgl. auch: Eschner Familienbuch,<br />
S. 154 f.
ABKÜRZUNGEN<br />
GABa<br />
Gemeindearchiv Balzers.<br />
GAS<br />
Gemeindearchiv Schaan.<br />
HKW<br />
Hofkanzlei Wien.<br />
JBL<br />
Jahrbuch des Historischen<br />
Vereins für das Fürstentum<br />
Liechtenstein. Vaduz,<br />
1901 ff.<br />
LBS<br />
Landesbeschreibung<br />
Schuppler. «Beschreibung<br />
des Fürstenthums Liechtenstein!,]<br />
entworfen von<br />
Landvogt Joseph Schuppler<br />
<strong>im</strong> Jahre 1815»(260<br />
handgeschriebene Seiten).<br />
LLA<br />
Liechtensteinisches<br />
Landesarchiv.<br />
LUB<br />
Liechtensteiner Urk<strong>und</strong>enbuch.<br />
Herausgegeben vom<br />
Historischen Verein für<br />
das Fürstentum Liechtenstein.<br />
Vaduz, 1948 ff.<br />
NS<br />
Normaliensammlung des<br />
Liechtensteinischen Landesarchivs<br />
(gedruckte <strong>und</strong><br />
ungedruckte Gesetze <strong>und</strong><br />
Verordnungen vom 18.<br />
Jahrh<strong>und</strong>ert bis 1862).<br />
OA<br />
Oberamt Vaduz.<br />
PA<br />
Privatarchiv (von privater<br />
Seite gesammelte <strong>und</strong><br />
zusammengestellte Unterlagen,<br />
die sich heute <strong>im</strong><br />
Bestand des Liechtensteinischen<br />
Landesarchivs<br />
befinden).<br />
RA<br />
Registratur A (Akten des<br />
Fürstlichen Oberamts, bis<br />
1808).<br />
RB<br />
Registratur B (Akten des<br />
Fürstlichen Oberamts,<br />
Schuppler-Registratur,<br />
1808-1827).<br />
Schä U<br />
Schädler Urk<strong>und</strong>en.<br />
UB<br />
Urk<strong>und</strong>enbuch.<br />
DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />
LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />
QUELLENVERZEICHNIS<br />
GEDRUCKTE QUELLEN<br />
Büchel, Johann Baptist:<br />
Die Pfarrbücher Liechtensteins.<br />
I. Balzers. In: JBL<br />
18 (1918), S. 65-76.<br />
(Büchel, Pfarrbücher)<br />
Heibert, Jakob: Chronik.<br />
Veröffentlicht aus dem<br />
Nachlass von Johann<br />
Baptist Büchel. In: JBL 29<br />
(1929), S. 65-138. (Heibert)<br />
- Eigentlich: Herbert,<br />
Johann Georg; vgl.: Geiger,<br />
Helbert-Chronik.<br />
LUB I. Teil, Bd. 1: LiechtensteinischesUrk<strong>und</strong>enbuch:<br />
Von den Anfängen<br />
bis zum Tod Bischof<br />
LIartmanns von Werdenberg-Sargans-Vaduz<br />
1416.<br />
Bd. 1: Aus dem bischöflichen<br />
Archiv zu Chur <strong>und</strong><br />
aus dem Archiv Pfäfers in<br />
St. Gallen. Bearbeitet von<br />
Franz Perret. Vaduz, 1946.<br />
LUB I. Teil, Bd. 4: LiechtensteinischesUrk<strong>und</strong>enbuch:<br />
Von den Anfängen<br />
bis zum Jod Bischof Hartmanns<br />
von Werdenberg-<br />
Sargans-Vaduz 1416. Aus<br />
Archiven des Fürstentums<br />
Liechtensteins. Vaduz,<br />
1963/65.<br />
Schuppler, Joseph:<br />
Beschreibung des<br />
Fürstenthums Liechtenstein<br />
aus dem Jahre 1815.<br />
Hrsg. von Alois Ospelt.<br />
In: JBL 75 (1975),<br />
S. 189-461. (Schuppler,<br />
Beschreibung des<br />
Fürstenthums Liechtenstein)<br />
l'schugmell, Fridolin:<br />
Beamte 1681-1840,<br />
Dienstinstruktionen,<br />
Diensteide usw. In: JBL 47<br />
(1947), S. 49-108.<br />
(Tschugmell, Beamte)<br />
UNGEDRUCKTE QUELLEN<br />
GABa 1 - S 3-4<br />
Gemeindeordnung Balzers<br />
von 1708.<br />
GA Ba 001 -S 3-1<br />
Napoleonische Kriege:<br />
Kriegserlittenheiten<br />
der Gemeinde Balzers,<br />
Requisitionen.<br />
GABa 11500-S 1-18<br />
Rodverkehr 1801 bis<br />
1824.<br />
LLA AS 1/3 fol. 23 V<br />
Verhörtagsprotokoll 1692.<br />
LLA AS 8/1-127<br />
Rechnungsbücher des<br />
Rentamts 1.681 bis 1848.<br />
LLA NS 1732<br />
Polizei-Ordnung für das<br />
Fürstentum Liechtenstein.<br />
LLA PA 3/122<br />
Zuschgen in Liechtenstein.<br />
Zusammenstellung von<br />
Fridolin Tschugmell<br />
(1948).<br />
LLA RA 6/1-9<br />
Zollwesen 1553 bis 1798.<br />
LLA RA 6/10/1-5<br />
Weggelder. Ordnungen<br />
<strong>und</strong> Tarife. 1726, 1782,<br />
U<br />
LLA RA 6/11/1-193<br />
Anlegung <strong>und</strong> Unterhalt<br />
der Landstrassen. 1750<br />
bis 1788.<br />
LLA RA 6/11/194-226<br />
Die Anhangstrasse Balzers-Mäls-Rhein.<br />
1791<br />
bis 1808.<br />
171
LLA RA 7/3/1-19<br />
Wirtsgerechtigkeiten <strong>und</strong><br />
Weinschenken; <strong>im</strong> Speziellen<br />
die Verpachtung der<br />
herrschaftlichen Taverne<br />
zum Adler in Vaduz.<br />
LLA RA 7/7/1-11<br />
Umgeld; verbotenes Weinschenken.<br />
1770 bis 1808.<br />
LLA RA 10/2/2/14-22<br />
Weinschenkengerechtsame;<br />
1659, 1721 bis 1788.<br />
LLA RA 20/1-48<br />
Das Rodwesen 1593<br />
bis 1789.<br />
LLA RA 21/1-589<br />
Das Rodwesen 1789<br />
bis 1808.<br />
LLA RA 26/1/1-13<br />
Bevölkerungs- <strong>und</strong> Viehzählung<br />
in Liechtenstein<br />
1789.<br />
LLA RB R 3<br />
Das Rodwesen 1808<br />
bis 1827.<br />
LLA Schä U Nr. 19<br />
Rodordnung von 1499, mit<br />
einem Nachtrag von 1566.<br />
Tschugmell, Fridolin<br />
Familienbuch Balzers.<br />
1416 bis 1950. Manuskript<br />
mit Ergänzungen<br />
bis 1966. (Tschugmell,<br />
Balzers)<br />
172<br />
BIBLIOGRAPHIE<br />
Die folgenden Werke sind<br />
in Klammern jeweils mit<br />
einem Kurztitel versehen<br />
<strong>und</strong> sind in der Arbeit<br />
dementsprechend zitiert.<br />
Aebi, Richard: Geschichte<br />
der evangelischen Kirchgemeinden<br />
Sennwald-<br />
Lienz, Sax-Frümsen <strong>und</strong><br />
Salez-Haag. Buchs, 1963.<br />
(Aebi, Sennwald)<br />
Ackermann, Otto: Die<br />
Schollbergstrasse bis zum<br />
Ende der Landvogtszeit.<br />
Verkehrspolitik <strong>und</strong><br />
Strassenbautechnik am<br />
Beispiel der «Via Mala»<br />
des Alpenrheintals. In:<br />
Werdenberger Jahrbuch<br />
1997, S. 43-59. (Ackermann,<br />
Schollbergstrasse)<br />
Ackermann, Otto: Vom<br />
Rhein in Altertum <strong>und</strong><br />
Mittelalter. In: Werdenberger<br />
Jahrbuch 1990,<br />
S. 20-23. (Ackermann,<br />
Rhein in Altertum <strong>und</strong><br />
Mittelalter]<br />
Banko, Julius: Zur<br />
Geschichte der <strong>liechtenstein</strong>ischen<br />
Landvögte <strong>im</strong><br />
18. Jahrh<strong>und</strong>ert. In: JBL<br />
37 (1937), S. 51-63.<br />
(Banko, Landvögte)<br />
Bausteine zur Geschichte<br />
Liechtensteins. Studien<br />
<strong>und</strong> studentische Forschungsbeiträge.<br />
Band I:<br />
Mittelalter. Hrsg. von<br />
Arthur Brunhart. Zürich,<br />
1999. (Bausteine zur<br />
Geschichte)<br />
Benzer, Arnulf; Tiefenthaler,<br />
Meinrad: Vorarlberg<br />
1809. Ein Kampf um<br />
Freiheit <strong>und</strong> Selbständigkeit.<br />
Hrsg. Land Vor<br />
arlberg, Bregenz, 1959.<br />
(Benzer/Uefenthaler,<br />
Vorarlberg 1809)<br />
Benvenuti, Oliver: Säumer<br />
<strong>und</strong> Fuhrleute. Die Spediteure<br />
der Vergangenheit.<br />
Feldkirch, 1998. (Benvenuti,<br />
Säumer <strong>und</strong> Fuhrleute)<br />
Bernhard, Rheinold:<br />
Vorarlberg <strong>im</strong> Brennpunkt<br />
politischen <strong>und</strong> geistigen<br />
Wandels 1789 bis 1801.<br />
1. Bd. der Reihe: Vorarlberg<br />
in Geschichte <strong>und</strong><br />
Gegenwart. Dornbirn,<br />
1984. (Bernhard, Vorarlberg<br />
1789-1801)<br />
Biedermann, Klaus: Das<br />
Rod- <strong>und</strong> Fuhrwesen <strong>im</strong><br />
Fürstentum Liechtenstein.<br />
Eine verkehrsgeschichtliche<br />
Studie mit besonderer<br />
Berücksichtigung des<br />
späten 18. Jahrh<strong>und</strong>erts.<br />
Lizentiatsarbeit an der<br />
Universität Bern. Bern,<br />
1994. (Biedermann, Lizentiatsarbeit<br />
Rod- <strong>und</strong> Fuhrwesen)<br />
Biedermann, Klaus: Das<br />
Rod- <strong>und</strong> Fuhrwesen <strong>im</strong><br />
Fürstentum Liechtenstein.<br />
Eine verkehrsgeschichtliche<br />
Studie mit besonderer<br />
Berücksichtigung des<br />
späten 18. Jahrh<strong>und</strong>erts.<br />
In: Berner Historische<br />
Mitteilungen, 12. Jahrgang<br />
1995. Hrsg. vom Historischen<br />
Institut der Universität<br />
Bern. Bern, 1995,<br />
S. 25-26 (Biedermann,<br />
Zusammenfassung Lizentiatsarbeit)<br />
Biedermann, Klaus-. Das<br />
Rod- <strong>und</strong> Fuhrwesen <strong>im</strong><br />
Fürstentum Liechtenstein.<br />
Eine verkehrsgeschichtliche<br />
Studie. In: Arthur<br />
Brunhart (Hrsg.): Historio<br />
graphie <strong>im</strong> Fürstentum<br />
Liechtenstein. Gr<strong>und</strong>lagen<br />
<strong>und</strong> Stand der Forschung<br />
<strong>im</strong> Überblick. Referate,<br />
gehalten an der Liechtensteinischen<br />
Flistorischen<br />
Tagung vom 18. Februar<br />
1995 in Triesen (FL),<br />
veranstaltet vom Historischen<br />
Lexikon für das<br />
Fürstentum Liechtenstein<br />
(HLFL). Zürich, 1996,<br />
S. 157-162. (Biedermann,<br />
Referat Lizentiatsarbeit)<br />
Biedermann, Klaus: Werdenberger<br />
Jahrbuch 1997.<br />
Rezension. In: JBL 95<br />
(1998), S. 272-278.<br />
(Biedermann, Rezension<br />
Werdenberger Jahrbuch)<br />
Bielmann, Jürg: Die<br />
Lebensverhältnisse <strong>im</strong><br />
Urnerland während des<br />
18. <strong>und</strong> zu Beginn des<br />
19. Jahrh<strong>und</strong>erts. Basler<br />
Beiträge zur Geschichtswissenschaft<br />
Bd. 126.<br />
Basel <strong>und</strong> Stuttgart, 1972.<br />
(Bielmann, Lebensverhältnisse<br />
<strong>im</strong> Urnerland)<br />
Bilgeri, Benedikt: Politik,<br />
Wirtschaft <strong>und</strong> Verfassung<br />
der Stadt Feldkirch bis<br />
zum Ende des 18. Jahrh<strong>und</strong>erts.<br />
In: Geschichte<br />
der Stadt Feldkirch, Bd. 1,<br />
S. 75-387. Sigmaringen,<br />
1987. (Bilgeri, Stadt Feldkirch)<br />
Bilgeri, Benedikt:<br />
Geschichte Vorarlbergs.<br />
5 Bände. Graz, Köln <strong>und</strong><br />
Wien, 1971, 1976, 1977,<br />
1982 <strong>und</strong> 1987. Im Speziellen<br />
Bd. IV: Zwischen<br />
Absolutismus <strong>und</strong> halber<br />
Autonomie. (Bilgeri,<br />
Geschichte Vorarlbergs)<br />
Broggi, Mario F.: Desiderat:<br />
Inventar der historischen<br />
Wegverbindungen
in Liechtenstein. In: JBL<br />
94 (1997), S. 225-234.<br />
(Broggi, Anregung für ein<br />
Inventar der historischen<br />
Wegverbindungen in<br />
Liechtenstein)<br />
Bucher, Engelbert: Familienchronik<br />
der Walsergemeinde<br />
Triesenberg<br />
1650 bis 1984. 9 Bände.<br />
Triesenberg, 1986, 1988.<br />
(Bucher, Triesenberg)<br />
Büchel, Johann Baptist:<br />
Die Geschichte der Pfarrei<br />
Bendern. In: JBL 23,<br />
S. 1-180. (Büchel, Pfarrei<br />
Bendern)<br />
Büchel, Josef: Geschichte<br />
der Gemeinde Triesen.<br />
Hrsg. durch die Gemeinde<br />
Triesen. 2 Bde. Triesen,<br />
o. J. (1988), 1989. (Büchel,<br />
Gemeinde Triesen)<br />
Burmeister, Karl Heinz:<br />
Kulturgeschichte der Stadt<br />
Feldkirch bis zum Beginn<br />
des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts. Bd.<br />
2 der Reihe: Geschichte<br />
der Stadt Feldkirch.<br />
Sigmaringen, 1985. (Burmeister,<br />
Stadt Feldkirch)<br />
Burmeister, Karl Heinz<br />
(Hrsg.): Vorarlberger<br />
Weistümer. I. Teil:<br />
Bludenz-Blumenegg-<br />
St. Gerold. 18. Band der<br />
Reihe: Österreichische<br />
Weistümer. Wien, 1973.<br />
(Burmeister, Weistümer)<br />
Büssem, Eberhard; Neher,<br />
Michael: Arbeitsbuch<br />
Geschichte. Mittelalter<br />
(3.-16. Jh.). Repetitorium.<br />
Bearbeitet von Karl<br />
Brunner. 7. verbesserte<br />
Auflage. München, 1983.<br />
(Büssem/Neher, Geschichte<br />
Mittelalter)<br />
Caminada, Paul: Graubünden.<br />
Land der Passstrassen:<br />
Geschichte des<br />
Strassenbaus. Disentis<br />
1983. (Caminada, Passstrassen)<br />
Caroni, Pio: Dorfgemeinschaften<br />
<strong>und</strong> Säumergenossenschaften<br />
in der<br />
mittelalterlichen <strong>und</strong><br />
neuzeitlichen Schweiz. In:<br />
Caroni, Pio; Dafflon,<br />
Bernard; Enderle, Georges<br />
(Hrsg.): Nur Ökonomie ist<br />
keine Ökonomie. Festgabe<br />
zum 70. Geburtstag von<br />
B. M. Biucchi. Bern <strong>und</strong><br />
Stuttgart, 1978, S. 79-127.<br />
(Caroni, Säumergenossenschaften)<br />
Caroni, Pio: Zur Bedeutung<br />
des Warentransportes<br />
für die Bevölkerung der<br />
Passgebiete. In: Schweiz.<br />
Zeitschrift für Geschichte<br />
29, 1979, 1, S. 84-100.<br />
(Caroni, Warentransport)<br />
Donatsch, Robert: Malans<br />
in der Bündner Herrschaft.<br />
Zweite Auflage.<br />
Chur, 1979. (Donatsch,<br />
Malans)<br />
Eitel, Peter: Handel <strong>und</strong><br />
Verkehr <strong>im</strong> Bodenseeraum<br />
während der frühen<br />
Neuzeit. In: Beiträge zur<br />
Geschichte des Bodenseeraumes.<br />
Festgabe des<br />
Vereins für Geschichte des<br />
Bodensees zum 12. österreichischen<br />
Historikertag.<br />
Bregenz, 1973, S. 45-65.<br />
(Eitel, Verkehr <strong>im</strong> Bodenseeraum)<br />
Eschner Familienbuch. In<br />
zwei Bänden. Zusammengestellt<br />
von Adolf Meier.<br />
Redaktionell betreut von<br />
Jürgen Schindler. Eschen,<br />
1997. (Eschner Familienbuch)<br />
DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />
LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />
Fehle, Walter: Götzner<br />
He<strong>im</strong>atbuch. In zwei<br />
Bänden. Götzis, 1988.<br />
(Fehle, Götzner He<strong>im</strong>atbuch)<br />
Fischer, Josef: Die älteste<br />
Karte vom Fürstentum<br />
Liechtenstein. Mit einem<br />
Faks<strong>im</strong>ile der Karte. In:<br />
JBL 10 (1910), S. 163-173.<br />
(Fischer, Landkarte Liechtenstein)<br />
Frey, Dagobert: Die Kunstdenkmäler<br />
des politischen<br />
Bezirkes Feldkirch. Bd. 32<br />
der Reihe: Österreichische<br />
Kunsttopographie. Wien,<br />
1958. (Frey, Kunstdenkmäler<br />
Feldkirch)<br />
Frick, Alexander: Von zwei<br />
Liechtenstein-Karten in<br />
Schweizer Archiven <strong>und</strong><br />
einer alten Rheinmarke.<br />
In: JBL 53 (1953), S. 179-<br />
188. (Frick, Liechtenstein-<br />
Karten)<br />
Frick, Alexander: Die<br />
M<strong>und</strong>arten von Liechtenstein.<br />
Bearbeitet von<br />
Eugen Gabriel. Vaduz,<br />
1990. (Frick, M<strong>und</strong>arten)<br />
Frick, Florin: Siedlungsstrukturen.<br />
Überlegungen<br />
zu den Gr<strong>und</strong>zügen verschiedener<br />
Siedlungen in<br />
Liechtenstein. In: Unsere<br />
Kunstdenkmäler. Mitteilungsblatt<br />
für die<br />
Mitglieder der Gesellschaft<br />
für Schweizerische Kunstgeschichte.<br />
43. Jahrgang,<br />
Heft 2. Bern, 1992. (Frick,<br />
Siedlungsstrukturen)<br />
Gamon, Karl: Verkehrsgeschichte<br />
des Walgaues.<br />
Schriftenreihe der Rheticus-Gesellschaft,<br />
Bd. 22.<br />
Feldkirch, 1988. (Gamon,<br />
Verkehrsgeschichte Walgau)<br />
Geiger, Peter: Verfasser<br />
der Helbert-Chronik aufgespürt.<br />
In: JBL 90 (1991),<br />
S. 317-328. (Geiger,<br />
Helbert-Chronik)<br />
Goop, Adulf Peter: Liechtenstein<br />
gestern <strong>und</strong><br />
heute. Vaduz, 1973. (Goop,<br />
Liechtenstein)<br />
Gr<strong>im</strong>m, Claus: Suworrow<br />
in Balzers. In: JBL 73<br />
(1973), S. 203-213.<br />
(Gr<strong>im</strong>m, Suworrow in<br />
Balzers)<br />
Gräf, Holger Th.; Pröve,<br />
Ralf: Wege ins Ungewisse.<br />
Reisen in der Frühen<br />
Neuzeit 1500-1800.<br />
Frankfurt am Main, 1997.<br />
(Gräf/Pröve, Reisen in der<br />
Frühen Neuzeit)<br />
Gr<strong>im</strong>m, Jacob <strong>und</strong> Wilhelm:<br />
Deutsches Wörterbuch.<br />
Nachdruck, München,<br />
1984. 32 Bände.<br />
(Gr<strong>im</strong>m, Deutsches Wörterbuch)<br />
Grotefend, Hermann:<br />
Taschenbuch der Zeitrechnung<br />
des deutschen Mittelalters<br />
<strong>und</strong> der Neuzeit.<br />
Elfte verbesserte Auflage.<br />
Hrsg. durch Theodor<br />
Ulrich. Hannover, 1971.<br />
(Grotefend, Zeitrechnung)<br />
Gstöhl, David <strong>und</strong> Vogt,<br />
Paul: Alte Bauten in<br />
Balzers. Gedenkschrift zur<br />
Renovation des Schulhauses<br />
Unterm Schloss.<br />
Balzers, o. J. (1978).<br />
(Gstöhl/Vogt, Bauten in<br />
Balzers)<br />
Helbok, Klaudia: 500<br />
Jahre Frachtführer. Vom<br />
Mailänder Boten aus<br />
Fussach am See zur Spedition<br />
der Gebrüder Weiss.<br />
173
Bregenz <strong>und</strong> Dornbirn,<br />
1936. (Helbok, Frachtführer)<br />
Hilfiker, Max: Chur <strong>im</strong><br />
17. <strong>und</strong> 18. Jahrh<strong>und</strong>ert.<br />
Gesellschaft, Wirtschaft,<br />
Politik. In: Churer Stadtgeschichte,<br />
Bd. 2. Von der<br />
Mitte des 17. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />
bis zur Gegenwart. Chur,<br />
1993, S. 14-66. (Hilfiker,<br />
Chur <strong>im</strong> 17. u. 18. Jh.)<br />
Kaiser, Markus: Hochwasser<br />
<strong>und</strong> Überschwemmungen<br />
am Alpenrhein.<br />
In: Werdenberger Jahrbuch<br />
1990, S. 67-77.<br />
(Kaiser, Hochwasser am<br />
Alpenrhein)<br />
Kaiser, Peter: Geschichte<br />
des Fürstenthums Liechtenstein.<br />
Nebst Schilderungen<br />
aus Chur-Rätien's<br />
Vorzeit. Chur, 1847.<br />
Unveränderter Nachdruck.<br />
Ruggell, 1983 (Kaiser,<br />
Geschichte des Fürstenthums<br />
Liechtenstein).<br />
Kaiser, Peter: Geschichte<br />
des Fürstenthums Liechtenstein.<br />
Nebst Schilderungen<br />
aus Chur-Rätien's<br />
Vorzeit. Chur, 1847. Zweite<br />
verbesserte Auflage,<br />
besorgt von Johann Baptist<br />
Büchel. Vaduz, 1923.<br />
(Kaiser, Johann Baptist<br />
Büchel)<br />
Kaiser, Peter: Geschichte<br />
des Fürstenthums Liechtenstein.<br />
Nebst Schilderungen<br />
aus Chur-Rätien's<br />
Vorzeit. Chur, 1847. Neu<br />
hrsg. von Arthur Brunhart.<br />
Vaduz, 1989. (Kaiser,<br />
Arthur Brunhart)<br />
Körner, Martin: Luzerner<br />
Staatsfmanzen 1415-1798.<br />
Strukturen, Wachstum,<br />
Konjunkturen. Bd. 13 der<br />
174<br />
Reihe: Luzerner Historische<br />
Veröffentlichungen.<br />
Luzern, Stuttgart, 1981.<br />
(Körner, Luzerner Staatsfinanzen)<br />
Kuratli, Jakob: Der<br />
Loreleifelsen <strong>im</strong> St. Galler<br />
Oberland. Rheinflösserei<br />
in vergangenen Zeiten. In:<br />
Werdenberger Jahrbuch<br />
1990, S. 164-167. (Kuratli,<br />
Loreleifelsen <strong>im</strong> St. Galler<br />
Oberland)<br />
Lay, Maxwell G.: Die<br />
Geschichte der Strasse.<br />
Vom Trampelpfad zur<br />
Autobahn. Aus dem Englischen<br />
von Thomas Pampuch<br />
<strong>und</strong> T<strong>im</strong>othy Slater.<br />
Frankfurt am Main, New<br />
York, 1994. (Lay, Geschichte<br />
der Strasse)<br />
Lins, Rainer (Hrsg.):<br />
Tisis. Dorf- <strong>und</strong> Kirchengeschichte.<br />
Schriftenreihe<br />
der Rheticus-Gesellschaft,<br />
Bd. 28. Feldkirch, 1992.<br />
(Lins, Geschichte Tisis)<br />
Malin, Georg: Kunstführer<br />
Fürstentum Liechtenstein.<br />
Zweite Auflage. Bern,<br />
1977. (Mahn, Kunstführer)<br />
Malin, Georg: Die politische<br />
Geschichte des<br />
Fürstentums Liechtenstein<br />
in den Jahren 1800 bis<br />
1815. In: JBL 53 (1953),<br />
S. 5-178. (Malin, Politische<br />
Geschichte)<br />
Marxer, Adolf: Familien-<br />
Stammbuch der Bürger<br />
von Mauren-Schaanwald.<br />
Hrsg. von der Gemeinde<br />
Mauren. Mauren, 1978.<br />
(Marxer, Stammbuch<br />
Mauren-Schaaanwald)<br />
Menzinger, Moritz: Die<br />
Menzinger in Liechtenstein.<br />
In: JBL 13 (1913),<br />
S. 31-53. (Menzinger,<br />
Familiengeschichte)<br />
Mittler, Max: Pässe,<br />
Brücken, Pilgerpfade.<br />
Historische Verkehrswege<br />
der Schweiz. München<br />
<strong>und</strong> Zürich, 1988. (Mittler,<br />
Historische Verkehrswege)<br />
Noflatscher, Heinz: Liechtenstein,<br />
Tirol <strong>und</strong> die<br />
Eidgenossen. In: Press/<br />
Willoweit (FIrsg.), Liechtenstein<br />
- Fürstliches Haus<br />
<strong>und</strong> staatliche Ordnung,<br />
S. 129-162. (Noflatscher,<br />
Liechtenstein, Tirol <strong>und</strong><br />
die Eidgenossen)<br />
Ospelt, Alois: Wirtschaftsgeschichte<br />
des Fürstentums<br />
Liechtenstein <strong>im</strong><br />
19. Jahrh<strong>und</strong>ert. Von den<br />
napoleonischen Kriegen<br />
bis zum Ausbruch des<br />
ersten Weltkrieges. In:<br />
JBL 72 (1972), S. 5-423;<br />
(Quellen-)Anhang ebenda.<br />
S. 1-267. (Ospelt, Wirtschaftsgeschichte)<br />
Ospelt, Alois: Die Rheinkorrekturen<br />
entlang der<br />
st. gallisch-<strong>liechtenstein</strong>ischen<br />
Grenze. In: Werdenberger<br />
Jahrbuch 1990,<br />
S. 104-107. (Ospelt, Rheinkorrekturen)<br />
Ospelt, Alois: Die<br />
Geschichte des Weinbaus<br />
in Vaduz. In: Vaduzer<br />
Wein, S. 9-118. (Ospelt,<br />
Weinbau in Vaduz)<br />
Poeschel, Erwin: Die<br />
Kunstdenkmäler des<br />
Fürstentums Liechtenstein.<br />
24. Bd. der Reihe:<br />
Die Kunstdenkmäler der<br />
Schweiz, Sonderband.<br />
Basel, 1950. (Poeschel,<br />
Liechtenstein)<br />
Poeschel Erwin: Die<br />
Kunstdenkmäler des<br />
Kantons Graubünden.<br />
Bd. 2: Herrschaft, Prättigau,<br />
Davos, Schanfigg,<br />
Churwalden, Albulatal.<br />
9. Bd. der Reihe: Die<br />
Kunstdenkmäler der<br />
Schweiz Basel, 1937.<br />
(Poeschel, Graubünden,<br />
Bd. 2)<br />
Poeschel, Erwin: Die<br />
Kunstdenkmäler des<br />
Kantons Graubünden.<br />
Bd. 7: Chur <strong>und</strong> der Kreis<br />
Fünf Dörfer. 20. Bd. der<br />
Reihe: Die Kunstdenkmäler<br />
der Schweiz. Basel,<br />
1948. (Poeschel, Graubünden<br />
Bd. 7)<br />
Press, Volker; Willoweit,<br />
Dieter (Hrsg.): Liechtenstein<br />
- Fürstliches Haus<br />
<strong>und</strong> staatliche Ordnung.<br />
Geschichtliche Gr<strong>und</strong>lagen<br />
<strong>und</strong> moderne Perspektiven.<br />
Vaduz, 1987. (Press/<br />
Willoweit, Liechtenstein)<br />
Press, Volker: Das Fürstentum<br />
Liechtenstein <strong>im</strong><br />
Rheinb<strong>und</strong> <strong>und</strong> <strong>im</strong> Deutschen<br />
B<strong>und</strong> (1806-1866).<br />
In: Liechtenstein Politische<br />
Schriften, Bd. 10. Vaduz,<br />
1984, S. 45-106. (Press,<br />
Rheinb<strong>und</strong>)<br />
Rehbein, Elfriede: Zu<br />
Wasser <strong>und</strong> zu Lande.<br />
Geschichte des Verkehrswesens<br />
bis zum Ende des<br />
19. Jahrh<strong>und</strong>erts. München,<br />
1984. (Rehbein,<br />
Geschichte Verkehrswesen)<br />
Reich, Hans Jakob: Von<br />
den alten Landstrassen<br />
<strong>und</strong> dem Bau der Kantonsstrassen.<br />
«Von wegen der<br />
bösen Strassen von Werdenberg<br />
...». In: Werdenberger<br />
Jahrbuch 1997,<br />
S. 60-88. (Reich, Landstrassen<br />
von Werdenberg)
Rigendinger, Fritz: Verkehr<br />
<strong>und</strong> Verkehrssicherheit<br />
<strong>im</strong> Mittelalter. In:<br />
Werdenberger Jahrbuch<br />
1997, S. 31-42. (Rigendinger,<br />
Verkehr <strong>und</strong> Verkehrssicherheit<br />
<strong>im</strong> Mittelalter)<br />
Rösener, Werner: Eine<br />
agrarische Revolution? In:<br />
Streifzüge durch das<br />
Mittelalter. Ein historisches<br />
Lesebuch. Hrsg. von<br />
Rainer Beck. München,<br />
1991, S. 194-201. (Rösener,<br />
agrarische Revolution)<br />
Rothenhäusler, Erwin: Die<br />
Kunstdenkmäler des<br />
Kantons St. Gallen. Bd. 1:<br />
Der Bezirk Sargans. 25.<br />
Bd. der Reihe: Die Kunstdenkmäler<br />
der Schweiz.<br />
Basel, 1951. (Rothenhäusler,<br />
Kunstdenkmäler<br />
Sargans)<br />
Schädler, Albert: Die alten<br />
Rechtsgewohnheiten <strong>und</strong><br />
Landsordnungen der<br />
Grafschaft Vaduz <strong>und</strong> der<br />
Herrschaft Schellenberg<br />
sowie des nachherigen<br />
Fürstentums Liechtenstein.<br />
In: JBL 5 (1905),<br />
S. 39-85. (Schädler,<br />
Rechtsgewohnheiten)<br />
Schädler, Albert: Die<br />
geschichtliche Entwicklung<br />
Liechtensteins mit besonderer<br />
Berücksichtigung<br />
der neueren Zeit (19. Jahrh<strong>und</strong>ert).<br />
In: JBL 19<br />
(1919), S. 5-72. (Schädler,<br />
Entwicklung Liechtensteins)<br />
Schafliauser, Eugen: Der<br />
Rhein <strong>und</strong> seine Verkehrsstellung,Gams-Haag-Bendern-Eschen.<br />
In: JBL 70<br />
(1970), S. 113-143. (Schafhauser,<br />
Der Rhein <strong>und</strong><br />
seine Verkehrsstellung)<br />
Schatzmann, Dominik: Die<br />
Rodordnung von 1499 mit<br />
ihren Ergänzungen. Das<br />
Transportwesen <strong>im</strong> Mittelalter<br />
<strong>im</strong> Gebiet des heutigen<br />
Fürstentum Liechtenstein.<br />
Seminararbeit an<br />
der Universität Zürich,<br />
1995. In: Bausteine zur<br />
Geschichte Liechtensteins.<br />
Studien <strong>und</strong> studentische<br />
Forschungsbeiträge. Band<br />
1: Mittelalter. Hrsg. von<br />
Arthur Brunhart. Zürich,<br />
1999. (Schatzmann, Rodordnung<br />
1499)<br />
Schindler, Hans Peter:<br />
Verkehr <strong>und</strong> Strassen in<br />
römischer <strong>und</strong> frühmittelalterlicher<br />
Zeit. In: Werdenberger<br />
Jahrbuch 1997,<br />
S. 16-28. (Schindler,<br />
Verkehr <strong>und</strong> Strassen in<br />
römischer <strong>und</strong> frühmittelalterlicher<br />
Zeit)<br />
Schmidt, Georg: Fürst<br />
Johann I. (1760-1836):<br />
«Souveränität <strong>und</strong> Modernisierung»<br />
Liechtensteins.<br />
In: Press/Willoweit (Hrsg.),<br />
Liechtenstein - Fürstliches<br />
Haus <strong>und</strong> staatliche Ordnung,<br />
S.383-418.<br />
(Schmidt, Fürst Johann I.)<br />
Schulz, Thomas: Liechtenstein<br />
<strong>im</strong> Schwäbischen<br />
Kreis. In: Press/Willoweit<br />
(Hrsg.), Liechtenstein -<br />
Fürstliches Flaus <strong>und</strong><br />
staatliche Ordnung,<br />
S. 311-328. (Schulz, Liechtenstein<br />
<strong>im</strong> Schwäbischen<br />
Kreis)<br />
S<strong>im</strong>onett, Jürg: Verkehrserneuerung<br />
<strong>und</strong> Verkehrsverlagerung<br />
in Graubünden.<br />
Die «Untere Strasse»<br />
<strong>im</strong> 19. Jahrh<strong>und</strong>ert. Diss.<br />
phil., Zürich, 1985. Chur,<br />
DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />
LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />
1986. (S<strong>im</strong>onett, Verkehrserneuerung<br />
in Graubünden)<br />
S<strong>im</strong>onett, Jürg: Chur <strong>und</strong><br />
der Untergang des Freistaates.<br />
Chur, 1993. In:<br />
Churer Stadtgeschichte,<br />
Bd. 2. Von der Mitte des<br />
17. Jahrh<strong>und</strong>erts bis zur<br />
Gegenwart, S. 67-120.<br />
(S<strong>im</strong>onett, Chur <strong>und</strong> der<br />
Untergang des Freistaates)<br />
Sprecher, Johann Andreas<br />
von: Kulturgeschichte der<br />
Drei Bünde <strong>im</strong> 18. Jahrh<strong>und</strong>ert.<br />
Bearbeitet <strong>und</strong><br />
neu herausgegeben mit<br />
Einführung, Textergänzung<br />
<strong>und</strong> Literaturnachtrag<br />
von Rudolf Jenny.<br />
Chur, 1951. (Sprecher,<br />
Kulturgeschichte der Drei<br />
Bünde)<br />
Stammtafeln der Gemeinde<br />
Gamprin 1700-1977.<br />
Zusammengestellt von<br />
Fridolin Tschugmell.<br />
Erweitert <strong>und</strong> ergänzt von<br />
Franz Näscher. Gamprin,<br />
1977. (Stammtafeln Gamprin)<br />
Stammtafeln der Bürgerfamilien<br />
von Schaan. Hrsg.<br />
von der Gemeinde Schaan.<br />
Zusammengestellt von<br />
Manfred Wanger. Schaan,<br />
1989. (Stammtafeln<br />
Schaan)<br />
Tiefenthaler, Meinrad:<br />
Feldkirch <strong>und</strong> sein Verkehr.<br />
In: Montfort. Vierteljahresschrift<br />
für Geschichte<br />
<strong>und</strong> Gegenwartsk<strong>und</strong>e<br />
Vorarlbergs. 20. Jahrgang,<br />
Heft 3, 1968, S. 274-294.<br />
(Tiefenthaler, Feldkirch<br />
<strong>und</strong> sein Verkehr)<br />
Tschaikner, Manfred: «Der<br />
Teufel <strong>und</strong> die Hexen<br />
müssen aus dem Land...».<br />
Frühneuzeitliche Flexenverfolgungen<br />
in Liechtenstein.<br />
In: JBL 96 (1998),<br />
S. 1-198. (Tschaikner,<br />
Hexenverfolgungen)<br />
Tschugmell, Fridolin:<br />
Balzner-Mälsner<br />
Geschlechter 1417-1950.<br />
In: JBL 57 (1957),<br />
S. 51.-134. (Tschugmell,<br />
Balzner-Mälsner<br />
Geschlechter)<br />
Vaduzer Wein. 100 Jahre<br />
Winzergenossenschaft.<br />
Hrsg. Winzergenossenschaft<br />
<strong>und</strong> Gemeinde<br />
Vaduz. Vaduz, 1996.<br />
(Vaduzer Wein)<br />
Vallaster, Christoph: Entdecken<br />
Sie Feldkirchs<br />
Vergangenheit. Feldkirch,<br />
1981. (Vallaster, Feldkirchs<br />
Vergangenheit)<br />
Vogt, Emanuel: Mier z<br />
Balzers. Wie es früher bei<br />
uns war. In drei Bänden.<br />
Band I: Lebensraum.<br />
Vaduz, 1995. Band II:<br />
Lebensweg. Vaduz, 1996.<br />
Band III: Lebensart (mit<br />
Register zu Band I—III).<br />
Vaduz, 1998. (Vogt, Mier z<br />
Balzers I—III)<br />
Vogt, Paul: Furten, Fähren<br />
<strong>und</strong> Brücken zwischen<br />
Werdenberg <strong>und</strong> Liechtenstein.<br />
In: Werdenberger<br />
Jahrbuch 1990,S.154-<br />
164. (Vogt, Werdenberg-<br />
Liechtenstein)<br />
Vogt, Paul: Brücken zur<br />
Vergangenheit. Ein Text<strong>und</strong><br />
Arbeitsbuch zur<br />
<strong>liechtenstein</strong>ischen Geschichte.<br />
17. bis 19. Jahrh<strong>und</strong>ert.<br />
Vaduz, 1990.<br />
(Vogt, Brücken zur Vergangenheit)<br />
175
Vorarlbergisches Wörterbuch<br />
mit Einscbluss des<br />
Fürstentums Liechtenstein.<br />
Hrsg. von der Österreichischen<br />
Akademie der<br />
Wissenschaften. 2 Bde.<br />
Bearbeitet von Leo Jutz.<br />
Wien, 1965. (Vorarlbergisches<br />
Wörterbuch)<br />
Wanner, Gerhard: Die<br />
Entstehung von Gross-<br />
Feldkirch. In: Montfort.<br />
Vierteljahresschrift für<br />
Geschichte <strong>und</strong> Gegenwartsk<strong>und</strong>e<br />
Vorarlbergs.<br />
20. Jahrgang, Heft 3,<br />
1968, S. 510-531. (Wanner,<br />
Gross-Feldkirch)<br />
Wanner, Gerhard: Aspekte<br />
zur Liechtensteiner Wirtschafts-<br />
<strong>und</strong> Sozialgeschichte<br />
um 1800. In: JBL<br />
70 (1970), S. 459-500.<br />
(Wanner, Wirtschafts- <strong>und</strong><br />
Sozialgeschichte)<br />
Weltgeschichte: Hrsg.<br />
durch Karl Schib <strong>und</strong><br />
Joseph Boesch. Bd. 1: Von<br />
den Anfängen bis 1700.<br />
Erlenbach, Stuttgart <strong>und</strong><br />
Zürich, 1972. (Weltgeschichte)<br />
Werdenberger Jahrbuch:<br />
FIrsg. durch die Historisch-<br />
Fle<strong>im</strong>atk<strong>und</strong>liche Vereinigung<br />
des Bezirks Werdenberg<br />
(HHVW). Buchs, 1988<br />
ff. (Werdenberger Jahrbuch)<br />
Wicki, Hans: Bevölkerung<br />
<strong>und</strong> Wirtschaft. Der Kanton<br />
Luzern <strong>im</strong> 18. Jahrh<strong>und</strong>ert.<br />
Bd. 9 der Reihe:<br />
Luzerner Historische<br />
Veröffentlichungen. Luzern,<br />
1979. (Wicki, Luzern<br />
<strong>im</strong> 18. Jahrh<strong>und</strong>ert)<br />
176<br />
REGISTER<br />
Aufnahme in das Register<br />
haben Orts- <strong>und</strong> Personennamen<br />
ebenso wie ausgewählte<br />
Sachbegriffe gef<strong>und</strong>en.<br />
Berücksichtigt wurde<br />
der gesamte Text der<br />
Arbeit mit Einschluss von<br />
Fussnoten <strong>und</strong> Anhang.<br />
Auf eine Aufnahme der in<br />
der Bibliographie vorkommenden<br />
Namen <strong>und</strong><br />
Begriffe wurde hingegen<br />
verzichtet.<br />
A<br />
Abegg, Landschreiber, 77<br />
Alber, Johann, 153<br />
Allgäuer, Franz Joseph,<br />
Rofaberg, 153<br />
Allgeuer, Jacob, 66<br />
Altach, 19<br />
Altdorf, 58, 108<br />
- Famile Megmet-<br />
Muhe<strong>im</strong>, 59<br />
- Gebrüder Müller, 59<br />
Altenstadt, 18, 60, 65,<br />
72-76. 80, 81,140,<br />
144,166<br />
Altstätten, 37, 136, 166<br />
Andeer, 95, 138<br />
Anton Florian, Fürst v.<br />
Liechtenstein, 83<br />
Antwerpen, 15<br />
Arbon, 18<br />
Arlbergpass, 18, 19, 40,<br />
72, 77, 78, 81-83, 110,<br />
111, 117, 124, 164<br />
Arnikaweg, Vaduz, 56<br />
Augustus, römischer<br />
Kaiser, 18<br />
Auswanderung, 14, 15,<br />
50, 138<br />
B<br />
Bachmann, Georg Anton,<br />
57, 112, 115, 120, 121,<br />
124, 127-129. 131, 164<br />
Balzers, 15, 18-20, 23, 27,<br />
30, 32-34, 37, 38, 40-<br />
42, 44. 46-48, 50, 51,<br />
53, 54, 56, 57, 60, 62-<br />
64, 67-70, 72, 74-78,<br />
80, 83, 84, 86-88, 94-<br />
97, 100-105, 109, 114,<br />
116-120, 122, 124-<br />
127, 129-132, 134,<br />
136, 143, 145, 148-<br />
159,164-171<br />
- Adler, 33, 56, 57, 97,<br />
102-105, 134, 152,<br />
154-159, 171<br />
- Engel, 33, 56, 57, 97,<br />
102-104, 152, 155-159,<br />
169,171
- Hirschen, 33, 104, 134,<br />
135,152,155-157<br />
- Post, 33, 36, 56, 57, 97,<br />
100-103, 152, 156-<br />
158,168,171<br />
- Weggeldstation, 50, 51,<br />
151<br />
Bangs, 36-39, 126<br />
Baroll, Michael, 152<br />
Basel, 15, 17, 21, 22, 58,<br />
138, 141<br />
Batliner<br />
- Anna Maria, Schellenberg,<br />
89<br />
- Johann, Aspa, 89, 97,<br />
111, 114, 115, 121,<br />
165<br />
- Johannes, Schönabüel/<br />
Mösma, 89<br />
- Magdalena, 89<br />
Bauern bei Hohenems, 19,<br />
36, 64, 70, 72, 73, 86,<br />
94,124<br />
Baumfrüchte, 46<br />
Bavier<br />
- Johann Baptist, 86,<br />
116,117<br />
- Spediteur aus Chur, 36<br />
Beck<br />
- Johann, 152,153<br />
- Peter, 153<br />
Bellinzona, 58, 107, 108,<br />
138<br />
Bendern, 36-39, 42, 47,<br />
53, 70, 71, 83, 89, 101,<br />
130, 132, 150, 153,<br />
165<br />
Bergell, 138, 139<br />
Bern<br />
- Kanton, 22, 126<br />
- Stadt, 141<br />
Biasca, 58, 107<br />
Biedermann, Mang,<br />
Schellenberg, 89, 162<br />
Bivio, 138, 139<br />
Blasius Hueber-Karte, 25<br />
Blatten, 64, 65<br />
Bludenz, 18, 21, 52, 69,<br />
82, 83, 135, 166<br />
Blum, Michael, 75<br />
Bodensee, 15, 19, 20, 21,<br />
25, 36, 37, 41, 42,<br />
63-66, 68-71, 83, 84,<br />
86, 87, 95, 101, 124,<br />
127,136,140<br />
Boler, Barbara, 63<br />
Bonaduz, 36, 139<br />
Bonner, Andreas, 85<br />
Böspfennig, 99<br />
Boss<br />
- David, 119<br />
- Josef, 152<br />
- Paul, Landweibel, 131<br />
Branntwein, 99, 100, 141<br />
Brederis, 19<br />
Bregenz, 18, 19, 24, 25,<br />
77-79, 86, 110, 114,<br />
117, 121, 123, 124,<br />
127, 136<br />
- Kreisamt, 112, 121,<br />
123, 124, 131, 132,<br />
163<br />
- Oberamt, 24<br />
- römische Festung, 19<br />
Brendle<br />
- Johann Schellenberg,<br />
161,162<br />
- Josef, Eschen, 161, 162<br />
Brennerpass, 138<br />
Brunhart<br />
- Adam, Balzers, 41<br />
- Andreas, 159<br />
- Anna Maria, 63<br />
- Christian, 159<br />
- Dominik, Balzers, 33<br />
- Franziska, 169<br />
- Gregor, Balzers, 31<br />
- Johann Baptist, 102,<br />
167,169<br />
- Joseph Anton, Baizers,<br />
31, 103, 134, 152, 170<br />
- Katharina, 168<br />
- Maria Christina, 105<br />
- Martha, 170<br />
- Theresia, 167, 169<br />
- Thomas, 152<br />
Büchel bei Rüthi, 37-39<br />
Büchel<br />
- Andreas, Balzers, 62,<br />
63, 152<br />
- Andreas, Ruggell, 153<br />
- Baptist, Balzers, 63<br />
- Franz, Balzers, 152<br />
DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />
LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />
- Hans, Ruggell, 38<br />
- Johann, Ruggell, 119,<br />
153, 162<br />
- Johann Baptist, Mäls,<br />
62, 63, 169<br />
- Macarius, Ruggell, 153<br />
- Sebastian, Mauren, 162<br />
Buchs, 38, 42, 136<br />
Burgerau, 34, 36-39, 54,<br />
130, 131<br />
Burgmayer, Anton,<br />
Balzers, 63<br />
Bürs, 135<br />
C<br />
Cazis, 139<br />
Chaussee-Strassen, 22, 27<br />
Chiavenna, 18, 58, 64, 95,<br />
101, 107, 138<br />
Chiggiogna, 94, 95<br />
Chur, 15, 18, 19, 21, 36,<br />
37, 47, 55, 58, 63, 64,<br />
72, 74-77, 80, 83-88,<br />
91, 94, 95, 101, 107,<br />
110, 111, 115, 116,<br />
126, 136, 138, 140,<br />
166<br />
- Bistum (Bischof), 14,<br />
63, 71, 78, 97<br />
- römische Festung, 19<br />
Como, 18, 63<br />
Crouset, Johann, 153<br />
Curtabat, Rudolf von,<br />
Lindau, 86<br />
D<br />
Dalaas, 31<br />
Danner<br />
- Johann,152<br />
- Lorenz, 62, 1.52<br />
- Paul, Hausmeister in<br />
Maienfeld, 86<br />
Deichselfuhrwerke, 22, 23<br />
Deutschland, 15, 17, 72,<br />
74,136, 140<br />
Disentis, Abtei, 107<br />
Dornbirn, 24, 25, 166<br />
Dreifelderwirtschaft, 13<br />
E<br />
Ebenhof, Jakob, Tisis, 81<br />
E<strong>im</strong>er, 142<br />
Einsiedeln, 37<br />
Elsass, 21<br />
Erne, Florian, 152<br />
Eschen, 31, 34, 36, 44-47,<br />
57, 66, 83, 89, 116,<br />
117, 132, 141, 143,<br />
152, 165, 171<br />
- Kreuz, 159, 161, 162<br />
Eschnerberg, 44, 45, 87,<br />
129, 144<br />
F<br />
Falk, Andreas, 157-159<br />
Fehr<br />
- Jakob, 126<br />
- Johannes, 129<br />
- Joseph, 161, 162<br />
- Rochus, 116, 117, 125,<br />
127<br />
- Sebastian, 153<br />
- Wirtefamilie auf<br />
Rofaberg, 153<br />
Feldkirch, 15, 19, 21, 24,<br />
27, 37, 41, 49, 52, 55,<br />
56,59,60,62-66, 68-<br />
78, 80, 81, 83-90, 94,<br />
96, 101,108-111, 114-<br />
135, 140, 144, 167<br />
- Gerichtsbezirk, 60, 77,<br />
86<br />
- Hausmeister, 58, 62,<br />
63, 74, 87, 91, 108,<br />
112, 115, 118, 121,<br />
124, 127-129, 131, 132<br />
- Herrschaft, 65, 70, 73,<br />
74,85,123<br />
- Jahrmarkt, 88<br />
- Johanniterhaus, 81<br />
- Kaufhaus, 55, 66, 70,<br />
72, 74-77, 80, 88, 114<br />
- Königlich-Bayerisches<br />
Landgericht, 136<br />
- Kornhalle, 55<br />
- Salzhaus, 56, 82<br />
- Schattenburg, 71, 86,<br />
123<br />
- Stadtrecht, 64<br />
177
- Vogteiamt, 27, 30, 33,<br />
40, 71, 76, 80, 83, 86,<br />
88, 110-112, 114, 116,<br />
117, 120, 121, 124-<br />
129,163<br />
- Wirte, 69, 163<br />
- Wochenmarkt, 75, 82<br />
Feldkircher Leinwand, 80<br />
Fellengatter, 18<br />
Feuerstein, Martin, 153<br />
Fleisch, Anton, 153<br />
Flüelen<br />
- Dorf, 107, 108<br />
- Familie Crivelli, 59<br />
Foser<br />
- Johann Jakob, 168<br />
- Maria Franziska, 105<br />
Frastanz, 18, 19, 21, 164,<br />
168<br />
Frick<br />
- Anna Maria, 169<br />
- Basil, Balzers, 152,<br />
153,169<br />
- Fidel, 125<br />
- Fidel, Balzers, 33, 102,<br />
152,159,169<br />
- Fidel, Mauren, 164<br />
- Franz Anton, 116, 170<br />
- Franz Dominik,<br />
Balzers, 103<br />
- (Franz) Joseph,<br />
Balzers, 104, 152<br />
- Franz Joseph, Balzers,<br />
102,103<br />
- Franziska, Balzers, 63,<br />
169,170<br />
- Hans Jörg, Balzers, 169<br />
- Johann Fidel, Balzers,<br />
102, 169, 171<br />
- Johann, Landammann,<br />
119<br />
- Joseph, Balzers, 33,134<br />
- Joseph Leontius,<br />
Balzers, 62, 63, 112,<br />
152,169<br />
- Katharina, Balzers, 63,<br />
152,170<br />
- Leontius, Balzers, 103,<br />
116,168,169<br />
- Maria Theresia,<br />
Balzers, 102, 169<br />
- Xaver, 125<br />
178<br />
Fritz, Joseph, Rentmeister,<br />
31, 86, 99, 123<br />
Fröhlich<br />
- Anna Maria, Bendern,<br />
153<br />
- Anton, Statthalter in<br />
Bendern, 153<br />
Frölich, Hanns, 66<br />
Frommelt<br />
- Anton, 31<br />
- Anton, Mauren, 164<br />
- Anton, Schaan, 49,<br />
156, 157<br />
- Anton, Vaduz, 49<br />
- Lorenz, Schaan, 152<br />
Frondienst, 22-24, 26, 32,<br />
34<br />
Früchte, 40, 41, 60, 64,<br />
75, 77, 88, 109, 110,<br />
114-116, 119, 120,<br />
126, 129, 130, 163<br />
Fuder, 142, 146<br />
Funkenberg, Funkner von,<br />
Landvogt, 27, 30<br />
Fussach, 19, 24, 63, 68,<br />
70, 72-75, 77, 79, 80,<br />
84-88, 94, 95, 100,<br />
101, 110, 124, 125,<br />
127, 136, 140<br />
Fussacher<br />
- Bote, 100, 101<br />
- Hausmeister, 136<br />
- Rheinstrasse, 24<br />
G<br />
Gabelfuhrwerke, 21, 22<br />
Gaisbühel, 18<br />
Gaissau, 19<br />
Gamprin. 37, 83, 89, 115,<br />
143, 160, 161<br />
Gamprin-Bendern, Adler,<br />
153, 158-162<br />
Garns, 37<br />
Gantner, Andreas,<br />
157-159<br />
Gassner<br />
- (Franz) Xaver, 152<br />
- Johann Georg, 152<br />
Gehring, Karl Christian,<br />
Salzfaktor in Feldkirch,<br />
117<br />
Getreide, 17, 36, 47, 48,<br />
52, 53, 64, 70, 75, 78,<br />
85, 94, 129, 131, 134,<br />
138, 142, 163<br />
Gipsmühle, 50, 53, 149,<br />
152<br />
Gisingen, 144, 167<br />
Glarus, 11, 32, 38, 39<br />
- Landammann von, 32<br />
Göfis, 19, 60, 115<br />
Gösch, Matheiss,<br />
Lustenau, 75<br />
Gotthardpass, 14, 15, 17,<br />
107<br />
Götzis, 19, 72, 73, 75, 167<br />
Graubünden, 12, 15, 19,<br />
21, 36, 41, 42, 54, 68,<br />
70, 71, 72, 74, 83, 84,<br />
91, 94, 95, 96, 107,<br />
108,109,110,115,<br />
123, 126, 129, 130,<br />
132, 136, 138, 141<br />
Grenzen, 14, 15, 22, 24,<br />
36, 44, 50, 53, 72, 76,<br />
104, 118, 119, 132,<br />
138,141<br />
Gsteu, Kaspar, Tisis, 164<br />
Guetschalk, Johann, 153<br />
Gugger von Staudach,<br />
Franz Philipp, 77, 86,<br />
88, 124<br />
H<br />
Haag, 37, 38, 42<br />
Hämmerte, Mattheus, 153<br />
Hämmerlin, Hannes,<br />
Lustenau, 75<br />
Hartmann, Andreas,<br />
Frastanz, 68, 168<br />
Hasler<br />
- Bascha, 77<br />
- Vest (?), 77<br />
Hassler, Jacob, 75<br />
Heber, Johann Jakob, 23<br />
Heerburger, Magdalena,<br />
Mauren, 153<br />
Heiligkreuz bei Feldkirch,<br />
19, 21, 63, 69<br />
- Wirtshaus Krone, 101<br />
HeiÜgkrüz, Vaduz, 56<br />
Heibert<br />
- Andreas, 153<br />
- Johann Georg,<br />
Chronist, 87, 89, 134<br />
- Johann Jakob,<br />
Rofaberg, 153<br />
- Josef, 153, 171<br />
- Katharina, Rofaberg,<br />
152, 171<br />
Hübe, Johannes, 153<br />
Hilti<br />
- Christa, 153<br />
- Johannes, 153<br />
Hilty, Lorenz, 158<br />
Hinderegger v. Grienholzegg,<br />
Bartleme Anthoni,<br />
Vogteiverwalter in<br />
Bludenz, 83<br />
Hirschensprung, 136<br />
Höchst, 19, 70-75, 77, 79,<br />
80, 81, 84, 85, 95<br />
Hohenems, 26, 64, 72, 77,<br />
78, 80, 81, 86, 110,<br />
167<br />
- Gericht, 77<br />
- Graf Ferdinand Karl<br />
von, 78<br />
- Graf Jakob Hannibal<br />
von, 71<br />
- Graf Kaspar von, 69, 70<br />
- Grafen von, 71, 78<br />
- Grafschaft, 70, 78, 80,<br />
84<br />
Hohenemsisches Urbar,<br />
41, 52, 98, 100,<br />
Hohensax, Ulrich Philipp<br />
von,68<br />
Hoop<br />
- Basilius, 77, 104<br />
- Friedrich (?), 77<br />
- Johannes, 104<br />
- Urban, Nendeln, 153<br />
Hosp, Martin, Salzfaktor,<br />
124, 125, 127, 164<br />
Hospental, Gebrüder<br />
Müller, 59<br />
H<strong>und</strong>ertpf<strong>und</strong>, Johann,<br />
126<br />
Hüssle, Rudolf, Tisis, 85
I<br />
III, Fluss bei Feldkirch, 18,<br />
19, 125<br />
Iiibrücke, 19, 21, 63<br />
Iiischlucht, 19, 21<br />
Immenstadt, 81, 167<br />
Indermauer, Ignaz Anton,<br />
132<br />
Innertkirchen, 55<br />
Innsbruck, 40, 68, 69, 71,<br />
74, 78, 123. 127<br />
J<br />
Jäger, Johann, 153<br />
Jerusalem, 13<br />
Joss, Idiomen, Lustenau,<br />
75<br />
Juden, 52, 53<br />
Julierpass, 18<br />
K<br />
Karl VI, Kaiser, 83<br />
Karolinger, 13<br />
Kaufbeuren, 81<br />
Kauffman, Marthin, 66<br />
Kaufmann<br />
- Anton, 31, 61<br />
- Jörg, Eschen, 66<br />
- Joseph, Balzers, 63<br />
- Joseph Anton, Schaan,<br />
152<br />
Kaufmannsgüter, 60, 62,<br />
64, 65, 71, 72, 74, 75,<br />
77, 78, 80-82. 84, 87,<br />
109, 110, 118, 124,<br />
134, 138<br />
Kempten, 78<br />
Khünig, Joss, 75<br />
Kieber<br />
- Franz Josef, Mauren,<br />
161, 162<br />
- Johannes, 145, 146<br />
- Thomas, Mauren, 129<br />
Kienz<br />
- (Johann) Baptist, Lauterach,<br />
40, 41, 109,<br />
114,131<br />
Kindle<br />
- Johann Georg, Jriesen,<br />
156. 157<br />
- Joseph, Balzers, 62, 63,<br />
102, 169<br />
- Joseph, Triesen, 157,<br />
158, 159<br />
- Katharina, 169<br />
- Michael, 159<br />
- Peter, 159<br />
Klaus, 73<br />
Klösterle, 81, 82, 83<br />
Kolleffel-Karte (1756), 23<br />
König<br />
- Johann. Fuhrmann aus<br />
Bangs, 26, 126<br />
- Joss, Höchst, 75<br />
Konrad, Andreas, Schaan,<br />
152<br />
Konstanz, 64<br />
Korn, 36, 53, 59, 60, 70,<br />
72, 74, 80, 81, 87, 89,<br />
90, 94, 114, 115, 117,<br />
118,131,146<br />
Kornhandel, 64<br />
Kornhändler, 40, 41, 75,<br />
108, 112, 114, 116,<br />
118, 120, 121, 123,<br />
124, 127, 129, 130<br />
Korntransporte, 36, 41,<br />
65, 68, 71, 75, 88, 90,<br />
108, 114, 134<br />
Korross, Gregor, hohenemsischer<br />
Rat, 71<br />
Kranntz, Haug, Eschen, 66<br />
Kranz<br />
- Adam, Nendeln, 31<br />
- Maria Anna, Bendern,<br />
153<br />
- Thomas, 119<br />
Kreuzzüge, 13<br />
Kriessern, 69<br />
L<br />
Lampert, Maria, Triesen,<br />
168<br />
Landquart, Fluss, 19, 20,<br />
42, 87<br />
DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />
LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />
Landstrasse, 18, 23, 25,<br />
27, 28, 30-34, 36, 38,<br />
48, 54, 56, 59, 65, 80,<br />
95, 98, 104-106, 119,<br />
126, 130, 136, 152<br />
- Ausbau, 21, 23, 30, 35,<br />
54, 59, 136, 137<br />
- Fertigstellung, 54<br />
- Unterhalt, 23, 27,<br />
32-34, 52, 163<br />
Latzer, Joseph, Frastanz,<br />
164<br />
Lauterach, 24, 40, 41, 86,<br />
109, 114. 130<br />
Ledi, 38, 52, 72, 74, 76,<br />
94, 142. 146<br />
Lenz, 139<br />
Lenzerheide, 138<br />
Leone, Peter Joseph, 111,<br />
116<br />
Letze, 18, 21<br />
Levis, 73<br />
Lewenfeld, A. Schmidle<br />
von, 77, 81<br />
Lindau, 19, 23, 24, 75, 77,<br />
80, 81, 84, 86, 88, 101,<br />
110, 126. 127, 140,<br />
167<br />
Lindauer Bote, 100<br />
Liss, Johann, Altenstadt,<br />
80, 81<br />
Lustenau, 19, 70, 72, 73,<br />
75, 79, 110<br />
Luzern, 12, 15, 17, 21, 22,<br />
48, 54, 55, 58, 69, 99,<br />
100, 108, 126, 138,<br />
141<br />
- Getreidemarkt, 48<br />
M<br />
Mäder, 73<br />
Mähne, 26, 27, 72, 73,<br />
79-81, 84-88, 90<br />
Mähr, Johann Joseph,<br />
Pfarrer in Balzers, 134<br />
Maienfeld, 15, 18-21,<br />
64-66, 68, 74-76, 78,<br />
80, 85-87, 91, 94, 115,<br />
116, 123, 124, 126,<br />
129, 134, 140, 167<br />
Mailand, 15, 18, 65, 70,<br />
101<br />
Mailänder Bote. 100<br />
Malans, 19, 20, 41. 42, 88,<br />
108, 129, 164, 167<br />
Mäls, 32, 34, 36, 41, 50,<br />
52, 53, 56, 63, 83, 101,<br />
119, 148-150, 152,<br />
156-159, 170<br />
- Zollamt, 50, 52, 53,<br />
148,149, 150<br />
Malter, 47, 59, 60, 77, 88-<br />
90, 94, 114, 115, 120,<br />
131,142, 164<br />
Marxer<br />
- Adam, 66<br />
- Andre, 77<br />
- Andreas, Mauren, 153<br />
- Andreas, Nendeln, 89,<br />
116, 117, 127-129, 153<br />
- Andreas, Ruggell, 153<br />
- Burga Bandlin,<br />
Bendern, 162<br />
- Eustachus, Mauren,<br />
153<br />
- Ferdi, 77<br />
- Franz Joseph, Eschen,<br />
162<br />
- Franz Joseph, Nendeln,<br />
153<br />
- Hanns, 66<br />
- Jakob, Ruggell, 153<br />
- Johann Ulrich,<br />
Nendeln, 153<br />
- Johannes, 145, 146<br />
- Joseph, Ruggell, 153<br />
- Karolina, Nendeln, 89<br />
- Martin Joseph, Schaanwald,<br />
162<br />
- Matheiss, 75<br />
- Mathias, 116, 129<br />
- Mathis, 125<br />
- Sebastian, Bendern,<br />
162<br />
Masal, Hannss, 75<br />
Masescha, 50, 51<br />
Mass, 27, 53, 98, 99, 142,<br />
154<br />
Math, Landammann. 77<br />
Matt<br />
- Franz Joseph, Mauren,<br />
153<br />
- Johann, 129<br />
179
- Johann Georg, 114<br />
- Joseph, 145, 146<br />
- Katharina, 115<br />
- Peter, Mauren, 89, 102,<br />
145, 153, 167, 169<br />
Mauren, 36, 44, 46, 47,<br />
53, 66, 83, 89, 90, 102,<br />
115, 117, 129, 132,<br />
143, 145, 149, 150,<br />
153, 160-162, 164,<br />
169, 170<br />
- Gasthaus Matt, 153<br />
- Hirschen, 161, 162<br />
- Pfarrhof, 117<br />
- Krone, 161<br />
- Rennhof, 161<br />
- Sonne, 161<br />
- Zollstation, 147, 149,<br />
150<br />
- Zweites Wirtshaus, 153<br />
Mayer<br />
Bartholomäus, Mauren,<br />
162<br />
- Vest, Schaan, 145, 146<br />
Memmingen, 81<br />
Mennel, Josef, Mauren,<br />
161<br />
Menzinger, Franz Xaver,<br />
47, 111, 113, 117, 119,<br />
122, 123, 125, 127,<br />
131,132,134, 135<br />
Merckher, Peter, Götzis, 75<br />
Merowinger, 13<br />
Meyer, Klaus, Altenstadt,<br />
73<br />
Mihtär<strong>fuhrwesen</strong>, 96, 1.32,<br />
134, 135, 166<br />
Misox, 139<br />
Mock, Peter, Tisis, 81<br />
Möliholz, 34, 36-38, 50,<br />
170<br />
Montfort<br />
- Hugo, Graf von, 63, 81<br />
- Rudolf, Graf von, 64<br />
Montfort-Feldkirch, Grafen<br />
von, 19, 63, 64<br />
Montfortischer Zollvertrag,<br />
63<br />
Montlingen, 37<br />
Moslems, 13<br />
Mösma, 36, 44, 47, 89<br />
Motz, Johann Jacob, 78,<br />
81<br />
180<br />
Mühlen, 43, 50, 105, 114,<br />
153, 156-159<br />
Mühlzwang, 88<br />
Müller, Johann Georg,<br />
Tisis, 164<br />
N<br />
Nägele<br />
- Alois, Triesen, 152<br />
- Anton, Jriesen, 27<br />
- Jakob, Altenstadt, 81<br />
- Johann, Triesen, 1.52<br />
Näscher, Anna, 169<br />
Negele<br />
- Alois, 152<br />
- Franziska, 152, 167,<br />
170<br />
Nendeln, 18, 28, 30-32,<br />
34, 36, 44, 47, 49, 51,<br />
53, 56, 57, 76, 83, 88,<br />
89, 94, 97, 105, 114,<br />
117-120, 126, 128-<br />
132, 134, 149, 150,<br />
152, 153, 160-162,<br />
164,166<br />
- Engel, 31, 89, 97, 105,<br />
106, 153, 160-162<br />
- Löwen, 30, 31, 56, 105,<br />
106,153,160-162<br />
- Ziegelei, 49<br />
Nenzing, 18, 21<br />
Nescher<br />
- Adam, 162<br />
- Ferdinand, 77<br />
- Franz Joseph, 114,<br />
115,123,125-127<br />
- Johann Adam,<br />
Bendern, 153<br />
- Johann Georg,<br />
Bendern, 153<br />
- Joseph, Bendern, 153<br />
- Mathäus, Nendeln, 162<br />
- Mathäus, Ruggell, 89<br />
Neuburg bei Götzis, 63<br />
Nipp, Egidy, 31, 62, 63,<br />
112<br />
Nufenen, 138<br />
Nürnberg, 15, 71, 86, 126<br />
Nüziders, 135<br />
0<br />
Obere Strasse (GR), 138<br />
Oberhalbstein, 138<br />
Oberitalien, 108, 136<br />
Ochsen, 26, 43, 46, 48, 50,<br />
93, 94, 108, 118, 119<br />
Oehri<br />
- Andreas, Gamprin,<br />
160, 161<br />
- Andreas, Mauren, 132<br />
- Johann, Landammann,<br />
75<br />
- Sabina, Bendern, 153<br />
Oehry<br />
- Franz Joseph, Ruggell,<br />
115, 116, 123, 125,<br />
127<br />
- Johannes, Mauren,<br />
161,162<br />
- Wendelin, Nendeln,<br />
162<br />
Osco, 95<br />
Österreich, 11, 12, 15, 24,<br />
25, 27, 34, 36, 40, 41,<br />
49, 60, 66, 67, 70-74,<br />
76-78, 80, 81, 84-88,<br />
95, 97, 98, 104,<br />
108-114, 11.6, 118-<br />
120, 122-124, 126,<br />
128-134, 136, 140-<br />
142, 144, 163<br />
Ostsiedlung, deutsche, 15<br />
Ott, Andreas, Nendeln,<br />
164<br />
P<br />
Pagano, Kaufmann aus<br />
Chiavenna, 64<br />
Paris, 13, 22, 103<br />
Paur<br />
- Johann Franz, Landvogt,<br />
77, 78, 81<br />
Peckh, Hanns, 66<br />
Pestepidemie, 44, 70, 71<br />
Peutingersche Tafel, 18<br />
Pferde, 13, 21, 26, 27, 38,<br />
43, 46-48, 52, 53, 59,<br />
66, 80, 84, 88, 90, 93,<br />
96, 101, 102, 107, 110,<br />
114, 115, 126. 134,<br />
135, 164<br />
Pferdehaltung, 13<br />
Piacenza, 13<br />
Pilgerwesen, 13, 37, 81<br />
Planken, 23, 26, 34, 36,<br />
45-48, 83, 143<br />
- Wirtshaus, 106, 157-<br />
159<br />
Port, 57, 123, 136, 138,<br />
139<br />
Pümpel<br />
- Anton, Tisis (?), 85<br />
- Christian, Tisis, 115,<br />
116<br />
- Georg, jun, 75<br />
- Georg, sen., 75<br />
- Georg, Tisis, 126<br />
- Hansjörg, Tisis, 115,<br />
116<br />
- Johann, läsis, 164<br />
Puster (?), Adam, Fussach,<br />
75<br />
Putscher, Heinrich, Stadtammann<br />
in Feldkirch,<br />
65, 66<br />
Q<br />
Quaderer, Baptist, 49, 159<br />
Quinto, 93, 95<br />
R<br />
Rankweil, 18, 19, 68, 69,<br />
73, 166<br />
Rankweil-Sulz, Gericht,<br />
68, 69, 72, 73, 75, 77,<br />
79, 80, 84<br />
Reiden, 23<br />
Reinberg, Hannes, 77<br />
Reinperger, Thebus, 66<br />
Reisch, Franz, Feldkirch,<br />
73<br />
Rhäzüns, 139<br />
Rheinberger<br />
- Anton, 49, 157, 1.59
- Ferdinand. 88, 123,<br />
153<br />
- Johann, 50, 152, 159,<br />
167<br />
- Josef Ferdinand, 167<br />
- Maria Anna, 167<br />
Rheineck, 24, 36, 64, 65,<br />
136<br />
Rheinwald, 138, 139<br />
Risch, Magnus, 158<br />
Rofaberg, 36, 51-53, 160-<br />
162,164, 165, 170<br />
- Hirschen, 153, 161,<br />
162<br />
- Viehmarkt, 141<br />
- Weggeldstation, 50, 51,<br />
149, 151<br />
- Wirtshaus, 104, 117,<br />
153, 160-162<br />
- Zollamt, 50, 52, 53,<br />
148-150, 153<br />
Rorschach, 136<br />
Rosenegg, Gilm von,<br />
Landvogt, 30, 45, 86<br />
Röthis, 73<br />
Rüfen, 45<br />
Ruggell, 36-38, 42, 45-47,<br />
52, 53, 83, 89, 115,<br />
116,119,143<br />
- Wirtshäuser, 153,<br />
160-162<br />
- Zollamt, 50, 52, 53, 97,<br />
148-150, 152<br />
S<br />
Salez, 37, 38, 42, 166<br />
Salis<br />
- Peter von, Chur, 86<br />
- Stephan von, Stadtvogt<br />
in Maienfeld, 86<br />
Salzmangel, 91<br />
Salztransporte, 59, 60, 63,<br />
69, 72, 74, 77, 78, 80,<br />
82, 87-91, 94, 95, 110,<br />
116-119, 124,125,<br />
134, 146, 164<br />
San Bernardinopass, 138<br />
Sandholzer, Uelrich,<br />
Götzis, 75<br />
Sargans, 15, 39-41, 64,<br />
82,166<br />
Satteins, 18, 19, 69<br />
Saum, 36, 44, 52-54, 82,<br />
94, 98, 142, 146<br />
Säumer, 11, 14, 17, 58,<br />
59, 69, 79, 93, 94, 107,<br />
109, 122, 136, 138,<br />
139<br />
Saumrecht, 93-95<br />
Saumverkehr, 110<br />
Sax, Wochenmarkt, 68<br />
Schaan, 18, 36-38. 42,<br />
44- 49, 53, 56-60, 62,<br />
64, 74, 76-78, 83, 85-<br />
87, 94, 96, 97, 103,<br />
105, 114, 116, 118-<br />
120, 122, 125-131,<br />
136, 143, 152, 165,<br />
166<br />
- Kastell, 18, 19<br />
- Kreuz, 97, 152, 156-<br />
158<br />
- Rössle, 158, 159<br />
- St. Peterskirche, 18<br />
- Zollstation, 53, 54, 149,<br />
150,152<br />
- Zuschg, 56, 57, 74, 76,<br />
78, 87, 88, 108, 116,<br />
118,119<br />
Schaanwald, 18, 23, 44,<br />
53, 71, 83, 118-120,<br />
134<br />
- Mühle, 71<br />
- Weggeldstation, 50, 54,<br />
151<br />
- Zoll, 51, 53, 54, 105,<br />
148-150, 152, 161, 162<br />
- Zuschg, 56, 58, 118.<br />
119<br />
Schächlin, Ammann, 71<br />
Schädler, Joseph, 153<br />
Schams, Val Schons (GR),<br />
138,139<br />
Schelldorf, Joseph, 153<br />
Schellenberg, Dorf, 36, 44,<br />
45- 47, 83, 89. 143,<br />
164<br />
- Herrschaft, 15, 33, 37-<br />
39, 44-46, 52, 60, 65,<br />
66, 70-78, 80, 83, 87-<br />
90, 94, 100, 104, 114,<br />
116, 118, 121, 122,<br />
128-130, 146, 163<br />
- Rodordnung, 164<br />
DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />
LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />
- Wirtshaus, 106, 153,<br />
160, 161, 162<br />
Schenk, Bernhard, 71<br />
Schenz, Rentmeister, 77<br />
Schildriederbrücke, 19<br />
Schlatter<br />
- Johannes, Schaan,<br />
61-63, 152<br />
- Kanzleiverwalter in<br />
Lindau, 86<br />
Schlegel<br />
- Franz Joseph, Triesenberg,<br />
153<br />
- Johann, Triesenberg,<br />
153<br />
- Xaver, 159<br />
Schlittenfuhr, 82, 83, 93<br />
Schmalkalclischer Krieg,<br />
65<br />
Schmelzhof, 26, 72, 76,<br />
118,119<br />
Schneider<br />
- Georg, Fuhrmann aus<br />
Höchst, 71<br />
- Hannsslin, 75<br />
- Hans Georg, Fussach,<br />
85<br />
- Jacob, Fuhrmann aus<br />
Höchst, 75, 80<br />
- Jakob, Höchst, 81<br />
- Joseph, Höchst, 81, 85<br />
- Joss, 75<br />
- Jos, Höchst, 81<br />
- Ulrich, Fussach, 75<br />
Schollberg, 18, 64, 65, 136<br />
Schönabüel, 36, 44, 47, 89<br />
Schreiber<br />
Jacob, Landammann,<br />
75<br />
- Landeshauptmann, 77<br />
Schuh, Längenmass, 34<br />
Schuppler, Joseph, Landvogt<br />
in Vaduz, 46, 49,<br />
95, 100<br />
Schwarzer See, 18<br />
Seger, Franz Anton, 153<br />
Sele, Kaspar, 153<br />
Sempach, 22, 23<br />
Sennwald, 37<br />
Sept<strong>im</strong>erpass, 14, 15, 18,<br />
138<br />
Sevelen, 38, 42<br />
S<strong>im</strong>plon-Dorf, 93, 94<br />
Smieth, Rentmeister in<br />
Vaduz, 57, 119<br />
Solothurn, 22<br />
Splügen, 95, 138<br />
Splügenpass, 15, 18, 101,<br />
138<br />
Sprenger, Joseph, 119<br />
St. Gallen, 136<br />
- Abtei, 69, 78<br />
- Kanton, 38, 136<br />
St. Jakobstal (Veltlin), 139<br />
St. Luzisteig, 20, 21, 68,<br />
80, 87, 134, 136, 146<br />
Starckh, Hanns, 75<br />
Steger<br />
Elisabeth, 167, 169<br />
- Johann, 103<br />
- Johann Georg, Balzers,<br />
33, 103, 152, 170<br />
- Johann Ulrich, Balzers,<br />
103, 1.52, 167, 170<br />
- Joseph, 152,170<br />
- Katharina, 170<br />
Stöckler, Christoph,<br />
Pfarrer in Balzers, 109<br />
Stracksfuhren, 72, 73, 84,<br />
86, 107, 108, 111, 124,<br />
132<br />
Stracksfuhrleute, 73, 77,<br />
80, 81, 85, 88, 95, 138,<br />
140, 141<br />
Stracks<strong>fuhrwesen</strong>, 95, 107<br />
Strassenbau, 21-24, 26,<br />
27, 30-34, 43, 126,<br />
136,141<br />
Strassenunterha.lt, 14, 21,<br />
23, 27, 31-34, 52, 65,<br />
163<br />
Straub, Michel, Nendeln,<br />
116<br />
Stuben am Arlberg, 81, 82<br />
Sufers, 138<br />
Sulz, 68, 69, 72, 73, 75,<br />
77, 79, 80, 84<br />
Sustenpass, 55<br />
T<br />
Tardisbrücke, 20, 21, 37,<br />
41, 42, 43<br />
Tatt, Johann Baptist, 77<br />
181
Thoma<br />
- Oswald, Altenstadt, 73<br />
- Ignaz, Altenstadt, 73<br />
Thöni<br />
- Hannes, 77<br />
- Hannss, 75<br />
- Josephus, Nendeln, 31<br />
Thöny, Thebus, Götzis, 75<br />
Thusis, 139<br />
Tiefenthaler<br />
- Martin, Mauren, 161<br />
- Rosa, Mauren, 153<br />
Tinizong, 139<br />
Tirol, 37, 41, 81, 111, 124<br />
Tisis, 18, 60, 72-76, 80,<br />
81, 85, 88, 115, 125,<br />
126,133, 140, 144<br />
Tobler, Christian, 66<br />
Tosters, 60, 72-76, 80, 88,<br />
140,144, 164<br />
Toulouse, 22<br />
Transitgewerbe, 15, 77<br />
Transitgüter, 54, 58, 64,<br />
83, 108, 118, 134, 136,<br />
140<br />
Transitordnung, 123, 138<br />
Transitverkehr, 11, 14, 36,<br />
74, 100, 102, 136, 138,<br />
141<br />
Transitvisum, 54<br />
Transitweg, 12, 14, 18, 22,<br />
24, 25, 36, 44, 54, 66,<br />
104<br />
Transportrecht, 14, 107,<br />
111,120,122<br />
Triesen, 23, 27, 33, 39,<br />
40, 44-47, 56, 57, 59,<br />
61, 74, 83, 85, 95,<br />
101-104, 119, 125,<br />
127, 143, 152, 153,<br />
156-159, 165, 166,<br />
168,170<br />
- Adler, 105, 157-159<br />
- Bad Vogelsang, 153<br />
- Sonne, 27, 56, 57, 102-<br />
105, 152, 156-159,<br />
168, 170<br />
Triesenberg, 23, 26, 27,<br />
45-48, 50, 83, 101,<br />
143, 153<br />
- Wirtshäuser, 97, 106,<br />
153, 156-159<br />
Tröster, 66<br />
182<br />
Trübbach, 18, 32, 36-42,<br />
115, 119, 130, 134,<br />
152, 166<br />
Tschetter<br />
- Lorenz, 58, 59, 61, 62,<br />
77, 114, 123, 125, 126<br />
- Rony, 77<br />
Tscholl, Christian, Balzers,<br />
152<br />
Typhusepidemie, 134<br />
U<br />
Ulm, 71, 81<br />
Umgeld, 49, 73, 98-105,<br />
152<br />
Untere Strasse (GR), 138<br />
Urban IL, Papst, 13<br />
Uri, Kanton, 12, 15, 48,<br />
55, 58, 59, 62, 69, 83,<br />
96, 107-109, 136, 141<br />
V<br />
Vaduz, 19, 27, 33, 44-47,<br />
49-53, 57, 59, 61, 64,<br />
74, 75, 77, 83, 85, 87,<br />
88, 95, 105, 114, 119,<br />
120, 125-127, 130-132,<br />
141, 142, 145, 1.53,<br />
165-167, 169<br />
- Adler, 51, 97, 105, 153,<br />
154, 156-159, 167,<br />
168,170<br />
- Engel, 97, 105, 153,<br />
156-159<br />
- Grafschaft, 15, 23, 37,<br />
38, 44-46, 52, 66,<br />
70-74, 76-78, 80, 83,<br />
87, 94, 98, 100, 104,<br />
114, 118, 121, 130<br />
- Löwen, 50, 88, 105,<br />
153, 156-159, 168<br />
- Mühle, 114, 153,<br />
156-159, 170<br />
- Oberamt, 15, 26, 27,<br />
32-34, 40, 51, 55, 76,<br />
80, 81,83,108, 110-<br />
112, 114, 116-118,<br />
120, 121, 123, 124,<br />
126-130, 132<br />
- Rheinbrücke, 42<br />
- Rheinfähre, 38<br />
- Viehmarkt, 141<br />
- Weggeldstation, 50, 51,<br />
151<br />
- Wirtshäuser, 105<br />
- Zollstation, 50-54, 97,<br />
148, 149, 150, 151,<br />
153<br />
- Zuschg, 56, 119<br />
Vaduzer Urbar, 40<br />
Valentinian L, römischer<br />
Kaiser, 18<br />
Vegelin, Ulrich, 73<br />
Vesstlin (?), Sebastian, 75<br />
Viehseuche, 54, 132<br />
Viertel, (Masseinheit), 115,<br />
142,146, 154<br />
Vogt<br />
- Anton, 31<br />
- Baptist, Balzers, 63<br />
- Christina, 63, 168<br />
- Johann Baptist,<br />
Balzers, 104, 105<br />
- Johannes, Mäls, 152<br />
- Katharina, Balzers, 63<br />
- Michael, Mäls, 159<br />
Volksrechte, 14, 83<br />
Vorarlberg, 11, 12, 15, 19,<br />
24-26, 31, 37, 40, 54,<br />
66, 84, 119, 121, 122,<br />
130, 132, 135, 136,<br />
142<br />
W<br />
Wächter, Johann, 153<br />
Walch, Jakob, 89<br />
Walgau, 18, 19, 69<br />
Wallfahrt, 13, 37, 146<br />
Wallis, Kanton, 109<br />
Walser<br />
- Anton, 101-103, 152,<br />
167<br />
- Christoph, 145<br />
- Christoph, Landammann,<br />
77<br />
- Ferdinand, Schaan,<br />
158,159<br />
- Galle, 66<br />
- Johanna Franziska,<br />
geb. Banzer, 102, 103,<br />
152<br />
- Landammann, 77<br />
- Viktoria, Balzers, 167<br />
- Volksgruppe, 15<br />
Wassen, 55<br />
Weber, Jakob, Altenstadt,<br />
81<br />
Weggeld, 15, 27, 30, 31,<br />
33, 34, 50, 51, 54, 59,<br />
63, 72, 89, 100, 102,<br />
104, 108, 114, 131.<br />
134, 151, 163, 167,<br />
169<br />
Weiler, 73<br />
Welte, Johann, Tosters,<br />
164<br />
Werdenberg<br />
- Albrecht, Graf von, 39<br />
- Bezirk, 37, 42, 65, 130<br />
- Herren von, 38<br />
- Herrschaft, 15, 37, 38,<br />
40,130, 131, 166<br />
- Markt, 131, 165<br />
Werdenberg-Sargans,<br />
Heinrich von, 82<br />
Wien, 40, 44, 113, 118,<br />
124<br />
- Hofkanzlei, 23, 27, 30,<br />
32, 102, 111-113, 118,<br />
120, 121, 130, 131,<br />
134<br />
Wiener Gewicht, 124<br />
- Lot, 142<br />
- Metzen, 142<br />
- Pf<strong>und</strong>, 142<br />
- Zentner, 142<br />
Willi, Christian, 31<br />
Wirtshäuser, 12, 14, 27,<br />
28, 30, 31, 33, 47, 51,<br />
54-57, 64, 67, 73, 85,<br />
89, 95, 97-106, 114,<br />
117, 152, 153, 156-162<br />
Wohlwend<br />
- Johann Georg, Schellenberg,<br />
153,161<br />
- Joseph, Nendeln, 153<br />
- Makary, Feldkirch, 115,<br />
116<br />
Wolf, Karl, 153<br />
Wolfmger<br />
- Andreas, Balzers, 167
Familie, 100-102<br />
Ferdinand, Balzers,<br />
159<br />
Franz, Balzers, 159<br />
Franz Joseph, 101,<br />
152, 153, 167<br />
Joseph, 167<br />
Joseph, Balzers, 32-34,<br />
63, 102, 104, 132, 152,<br />
167,169<br />
Joseph Anton, 101-103,<br />
152, 167, 170<br />
Joseph Ferdinand,<br />
Vaduz, 159<br />
Maria Josepha Apollonia,<br />
167<br />
Maria Klara, 167<br />
Zechender, Hannss, 25<br />
Zolleinnahmen, 27, 52-55,<br />
72, 74, 80, 82, 99, 100,<br />
108, 124, 131, 134,<br />
136, 146-148, 150,<br />
161,163,<br />
Zolltarife, 52, 54, 55, 64,<br />
75, 94, 108, 146<br />
Zollstationen, 19, 41,<br />
50-52, 54, 56, 58, 63,<br />
65-68, 71, 77, 78, 81,<br />
82, 85, 87, 97, 104,<br />
105, 108, 144,<br />
147-150, 152, 153,<br />
160-162, 166<br />
Zürich, 15, 21, 40, 64<br />
DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />
LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />
BILDNACHWEIS<br />
S. 10: Rehbein, Geschichte<br />
Verkehrswesen (vgl.<br />
Bibliographie), S. 140<br />
S. 16 f., 20, 79 unten, 93,<br />
137: Rätisches Museum,<br />
Chur<br />
S. 25, 38 f, 125, 133:<br />
Stadtbibliothek Feldkirch<br />
S. 28 f, 32, 35, 57, 61, 67,<br />
79 oben, 101-104, 113:<br />
Liechtensteinisches<br />
Landesarchiv (LLA), Vaduz<br />
S. 30, 105: Gemeindearchiv<br />
Eschen<br />
S. 42, 43: Liechtensteinisches<br />
Landesmuseum,<br />
Vaduz<br />
S. 51: Gemeindearchiv<br />
Vaduz<br />
S. 56, 70: Stadtarchiv<br />
Feldkirch<br />
ANSCHRIFT DES AUTORS<br />
lic. phil. Klaus Biedermann<br />
St. Josefsgasse 3<br />
FL-9490 Vaduz<br />
183