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DAS ROD- UND<br />

FUHRWESEN<br />

IM FÜRSTENTUM<br />

LIECHTENSTEIN<br />

EINE VERKEHRSGESCHICHTLICHE STUDIE<br />

MIT BESONDERER BERÜCKSICHTIGUNG DES<br />

SPÄTEN 18. JAHRHUNDERTS<br />

KLAUS BIEDERMANN


Inhalt<br />

VORWORT 11<br />

EINLEITUNG 13<br />

GRUNDLAGEN DES FUHRWESENS 17<br />

ENTWICKLUNG DER VERKEHRSWEGE 18<br />

Alte Transitrouten der Römerzeit <strong>und</strong> des<br />

Mittelalters 18<br />

Internationaler Aufschwung des Strassenbaus<br />

<strong>im</strong> 18. Jahrh<strong>und</strong>ert 21<br />

Der Ausbau der <strong>liechtenstein</strong>ischen Landstrasse<br />

23<br />

Der Rhein als Trenn- <strong>und</strong> Verbindungslinie 36<br />

EINE BÄUERLICHE BEVÖLKERUNG -<br />

LIECHTENSTEIN IM SPÄTEN 18. JAHR­<br />

HUNDERT 43<br />

Bevölkerungsentwicklung 44<br />

Landwirtschaft <strong>und</strong> Viehzucht 46<br />

Handwerk <strong>und</strong> Gewerbe 49<br />

DAS ZOLLWESEN: GRADMESSER DES<br />

WARENVERKEHRS 50<br />

ORGANISATION DES RODVERKEHRS 55<br />

ZUSCHGEN, KAUFHÄUSER UND HAUS­<br />

MEISTER 55<br />

Zuschgen <strong>und</strong> Kaufhäuser: Begriffe,<br />

Standorte <strong>und</strong> Funktionen 55<br />

Hausmeister: Funktionen <strong>und</strong> Instruktionen 58<br />

Instruktion für Hausmeister Lorenz<br />

Tschetter in Schaan, 1781 58<br />

8<br />

Richtlinien für Faktor Georg Anton<br />

Bachmann in Feldkirch, 1781 59<br />

Wahl des Hausmeisters 62<br />

GESETZLICHE BESTIMMUNGEN 63<br />

Erste Rodordnungen <strong>im</strong> Mittelalter <strong>und</strong><br />

in der frühen Neuzeit 63<br />

Exkurs: Die Rodordnung von Klösterle<br />

in Vorarlberg 1731 81<br />

Spätere Vereinbarungen für das Fürstentum<br />

Liechtenstein 83<br />

Die Rodordnung von 1756 84<br />

Eine in der Balzner Taverne 1765 geschlossene<br />

Übereinkunft 85<br />

Ergebnisse der Konferenz in Feldkirch<br />

von 1781 86<br />

Erste Rodordnung für das Liechtensteiner<br />

Unterland, 1782 88<br />

Die zweite Rodordnung für das Unterland,<br />

1786 89<br />

Zusammenfassende Bemerkungen sowie<br />

ein Blick nach Graubünden 90<br />

PROFITEURE DES RODVERKEHRS 93<br />

GEMEINDEBÜRGER 93<br />

WIRTSHÄUSER 97<br />

Gemeinde Balzers 100<br />

Das Wirtshaus «Post» <strong>und</strong> die Familie<br />

Wolfinger 100<br />

Das Wirtshaus «Engel» <strong>und</strong> die Familie<br />

Frick 102<br />

Die Familie Steger <strong>und</strong> das Wirtshaus<br />

«Adler» 103


Das Wirtshaus zum «Hirschen»<br />

(«Tappeiner Haus») 104<br />

Die anderen <strong>liechtenstein</strong>ischen<br />

Ortschaften <strong>im</strong> Überblick 104<br />

KAMPF UM DAS RODWESEN 107<br />

DIE RODORDNUNG ALS VERKEHRS­<br />

HINDERNIS 107<br />

GESETZLICHE BESTIMMUNGEN WERDEN<br />

UNTERSCHIEDLICH INTERPRETIERT 110<br />

ÖSTERREICHISCHE FUHRLEUTE<br />

MISSACHTEN DIE RODORDNUNC. 111<br />

LIECHTENSTEINISCHE GEGENMASS-<br />

NAHMEN 118<br />

Geplante Errichtung einer Zuschg an<br />

der österreichischen Grenze 118<br />

Diplomatische Aktivitäten zur Wahrung<br />

des zerfallenden Rodwesens 120<br />

AUSRLICK INS 19. JAHRHUNDERT:<br />

DER FREIE VERKEHR SIEGT 136<br />

SCHLUSSBETRACHTUNG 140<br />

ANHANG 142<br />

Geld, Masseinheiten <strong>und</strong> Gewichte 142<br />

Liechtensteinische Bevölkerungsentwicklung<br />

<strong>im</strong> späten 18. <strong>und</strong> frühen 19. Jahrh<strong>und</strong>ert 143<br />

Die Rodordnung von 1499 mit späteren<br />

Ergänzungen 144<br />

Ein Warentransport mit Folgen - Verhörtagsprotokoll<br />

aus dem Jahre 1692 145<br />

DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />

LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />

Zolltarife für die LIerrschaften Schellenberg<br />

<strong>und</strong> Vaduz, 1700 146<br />

Zolleinnahmen des Fürstentums Liechtenstein<br />

1750 bis 1848 147<br />

Weggeldeinnahmen 1750 bis 1835 151<br />

Wirtshäuser in Liechtenstein 1750 bis 1804 152<br />

Ausschankpreise der Rot- <strong>und</strong> Weissweine<br />

1785 bis 1847 154<br />

Umgelder - Gesamteinnahmen 1750 bis<br />

1848 155<br />

Umgelder von einzelnen Oberländer<br />

Wirtshäusern 1785 bis 1848 156<br />

Umgelder von einzelnen Unterländer<br />

Wirtshäusern 1785 bis 1848 160<br />

Landvogt Menzinger berichtet über Verstösse<br />

gegen die Rodordnung, 1790 163<br />

Schreiben des Feldkircher Flausmeisters<br />

Georg Anton Bachmann, 1787 164<br />

Oberamtlicher Bericht zu einer Truppeneinquartierung,<br />

1794 165<br />

Militär<strong>fuhrwesen</strong>: Fahrten der Balzner<br />

Fuhrleute, 1799 bis 1801 166<br />

Stammbäume von Balzner Wirtshausfamilien<br />

167<br />

Abkürzungen 171<br />

Quellenverzeichnis 171<br />

Bibliographie 172<br />

Register 176<br />

Bildnachweis 183<br />

9


Mittelalterlicher Händler<br />

mit zweirädrigem Karren,<br />

Holzschnitt von Johann<br />

Zainer, 1476 oder 1477<br />

10<br />

Währenddem der Händler<br />

einen sorgenvollen Blick<br />

auf die geladenen Waren -<br />

womöglich ein Fass Wein<br />

<strong>und</strong> ein Ballen Getreide -<br />

wirft, wird das Zugtier von<br />

einem Insekt geplagt. Dies<br />

sind Hinweise darauf, wie<br />

mühevoll für Mensch <strong>und</strong><br />

Tier Warentransporte in<br />

früheren Zeiten waren


Vorwort<br />

Die vorliegende Arbeit zur Verkehrsgeschichte in<br />

Liechtenstein entstand in den Jahren 1993 sowie<br />

1994 <strong>und</strong> wurde <strong>im</strong> Sommersemester 1994 an der<br />

Philosophischen Fakultät der Universität Bern von<br />

Professor Dr. Martin Körner als Lizentiatsarbeit angenommen.<br />

1<br />

Für die Publikation <strong>im</strong> Jahrbuch des<br />

Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein<br />

wurde die Arbeit leicht überarbeitet. Es wurden<br />

Textabschnitte, die sich eher allgemein auf<br />

Liechtenstein beziehen <strong>und</strong> bereits in anderen Forschungsbeiträgen<br />

<strong>und</strong> Publikationen eingehend<br />

dargestellt sind, entweder gekürzt oder ganz weggelassen.<br />

Dafür wurde die Bibliographie aktualisiert,<br />

neue Forschungsergebnisse <strong>und</strong> Publikationen<br />

wurden dabei soweit als möglich berücksichtigt.<br />

Ein neu erstelltes Register soll zudem den Zugang<br />

zur Arbeit vereinfachen.<br />

Im Wesentlichen indes basiert dieser Beitrag zur<br />

<strong>liechtenstein</strong>ischen Verkehrsgeschichte auf Quellenarbeit.<br />

Das dabei verwendete Quellenmaterial,<br />

dessen Auswertung r<strong>und</strong> 70 Prozent der vorliegenden<br />

Arbeit ausfüllt, entstammt grösstenteils dem<br />

Liechtensteinischen Landesarchiv in Vaduz. Die<br />

Literatur wirkt daher eher ergänzend, speziell mit<br />

Hinweisen auf verkehrsgeschichtliche Entwicklungen<br />

in der Schweiz <strong>und</strong> in Vorarlberg.<br />

Die in der vorliegenden Studie gewonnenen Erkenntnisse<br />

sind als vorläufige Resultate zu werten.<br />

Eine zusätzliche Sichtung von Quellenmaterial in<br />

weiteren Archiven würde das Bild sicherlich noch<br />

weiter abr<strong>und</strong>en <strong>und</strong> ergänzen. Lohnend wäre hier<br />

zum Beispiel die Sichtung von Quellenmaterial <strong>im</strong><br />

Archiv der Fürstlichen Hofkanzlei sowie <strong>im</strong> Haus-,<br />

Hof- <strong>und</strong> Staatsarchiv in Wien, aber auch in den<br />

teils noch nicht erfassten <strong>liechtenstein</strong>ischen Gemeindearchiven<br />

<strong>und</strong> in weiteren Archiven der<br />

österreichischen <strong>und</strong> schweizerischen Nachbarschaft.<br />

2<br />

Eine eigentliche Geschichte der Verkehrswege<br />

in Liechtenstein existiert bisher noch nicht.<br />

Während in der Schweiz an einem Inventar der<br />

historischen Verkehrswege gearbeitet wird, harrt<br />

dieses Thema in Liechtenstein noch seiner Bearbeitung.<br />

3<br />

Hinsichtlich der Darstellung des Rod- <strong>und</strong><br />

Fuhrwesens in Liechtenstein wäre eine noch stärkere<br />

Gewichtung der sozialgeschichtlichen Aspekte<br />

DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />

LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />

von grossem Interesse. Dabei könnten zum Beispiel<br />

folgende Fragen aufgegriffen <strong>und</strong> vertieft werden:<br />

Inwieweit trug das Rod- <strong>und</strong> Fuhrwesen tatsächlich<br />

zur Existenzsicherung der <strong>liechtenstein</strong>ischen<br />

Bauern bei <strong>und</strong> inwieweit war es lediglich ein<br />

lukrativer Zusatzverdienst? Wie war die soziale<br />

Schichtung <strong>im</strong> Dorf? Wie gestalteten sich die nachbarschaftlichen<br />

Beziehungen? Wie konkretisierte<br />

sich die Rivalität der Fuhrleute in den einzelnen<br />

Dörfern? Wie wurden Konflikte ausgetragen? Welche<br />

Auswirkungen hatte der Durchzug von nicht<br />

ortsansässigen Fuhrleuten auf das dörfliche Alltagsleben?<br />

Solche Fragen werden in der vorliegenden<br />

Arbeit nur ansatzweise beantwortet. Weitergehende<br />

Forschungen könnten hier möglicherweise<br />

konkretere Ergebnisse <strong>und</strong> Antworten liefern.<br />

Die hier vorliegende Studie mit dem Titel «Das<br />

Rod- <strong>und</strong> Fuhrwesen <strong>im</strong> Fürstentum Liechtenstein»<br />

trägt den Untertitel «Eine verkehrsgeschichtliche<br />

Studie mit besonderer Berücksichtigung<br />

des späten 18. Jahrh<strong>und</strong>erts». Damit wird ein<br />

zeitlicher Schwerpunkt gesetzt, was aber nicht<br />

einer zeitlichen Einengung gleich kommt; denn das<br />

Rodwesen als weit verbreitete Form des Warentransports<br />

hat seine Wurzeln in den mittelalterlichen<br />

Dorf- <strong>und</strong> Säumergenossenschaften. Anhand<br />

von archivalischen Quellen sowie Hinweisen in der<br />

Literatur wird so versucht, die gesamte Entwicklung<br />

dieses in mehreren Etappen verlaufenden<br />

Transitverkehrs aufzuzeigen. Ein Schlusspunkt dieser<br />

Entwicklung ist durch den Verfall des Rodwe-<br />

1) Biedermann. Lizentiatsarbeit Rod- <strong>und</strong> Fuhrwesen. Für publizierte<br />

Kurzfassungen der Arbeit siehe Biedermann, Zusammenfassung<br />

Lizentiatsarbeit sowie Biedermann. Referat Lizentiatsarbeit.<br />

Vgl. Bibliographie S. 172-176. Dort sind sämtliche zitierten Werke<br />

mit der vollen Titelei aufgelistet. Für Hinweise in den Fussnoten<br />

wird stets ein in der Bibliographie definierter Kurztitel verwendet.<br />

2) Zum Beispiel: Vorarlberger Landesarchiv Bregenz, Stadtarchiv<br />

Feldkirch, etc. - Betreffend die <strong>im</strong>mer wieder angesprochene<br />

Konkurrenzsituation zwischen der rechts- <strong>und</strong> der linksrheinischen<br />

Strasse könnte auch eine Auswertung der Quellen des Werdenberger<br />

Archivs in Glarus neue zusätzliche Erkenntnisse bringen; vgl. hierzu<br />

den Hinweis bei: Ackermann, Schollbergstrasse, S. 57, Fussnote 88.<br />

3) Vgl. auch: Broggi, Anregung für ein Inventar der historischen<br />

Wegverbindungen in Liechtenstein.<br />

11


sens <strong>im</strong> frühen 19. Jahrh<strong>und</strong>ert gegeben. Zuvor stein unter dem Vorsitz von Dr. Rupert Quaderer<br />

aber stellte der <strong>im</strong> ausgehenden 18. Jahrh<strong>und</strong>ert danke ich dafür, dass er die Publikation meiner<br />

heftig tobende Kampf um Erhalt oder Aufgabe die- Arbeit in diesem Jahrbuch ermöglichte,<br />

ses Transportsystems einen spannenden Höhepunkt<br />

in der Entwicklung des Rodwesens dar.<br />

Die Arbeit gliedert sich in vier grosse Hauptteile.<br />

Nach einer allgemeinen Einführung in das Thema<br />

werden <strong>im</strong> zweiten Kapitel die Gr<strong>und</strong>lagen des<br />

Fuhrwesens dargestellt, wobei der Entwicklung der<br />

Verkehrswege ein besonderes Augenmerk geschenkt<br />

wird. Das dritte Kapitel befasst sich mit<br />

der Organisation des Rodwesens <strong>und</strong> hat folglich<br />

einen zentralen Stellenwert. Die einzelnen Ordnungen<br />

werden dargestellt <strong>und</strong> in den ereignisgeschichtlichen<br />

Kontext hineingestellt. Hierbei wird<br />

das fünfte Kapitel «Kampf um das Rodwesen» teilweise<br />

schon vorweggenommen, da die zeitweise<br />

einem Handelskrieg ähnelnden Auseinandersetzungen<br />

zwischen Liechtenstein <strong>und</strong> Österreich bereits<br />

seit dem 17. Jahrh<strong>und</strong>ert belegt sind. Ein weiteres<br />

Kapitel ist den Profiteuren des Rodwesens<br />

gewidmet, <strong>und</strong> zwar den genossenschaftlich organisierten<br />

Fuhrleuten ebenso wie den an der Transitroute<br />

gelegenen Wirtshäusern. Wichtiges Quellenmaterial<br />

findet sich in einem Anhang am<br />

Schluss der eigentlichen Arbeit.<br />

Es ist ein wichtiges Anliegen dieser Lizentiatsarbeit,<br />

nicht nur die Entwicklung in Liechtenstein<br />

aufzuzeigen, sondern auch einen Blick über den<br />

eigenen Kirchturm hinaus zu wagen. In diesem<br />

Sinne wird der Bezug zu den benachbarten Regionen<br />

Vorarlberg <strong>und</strong> Graubünden <strong>im</strong>mer wieder gesucht.<br />

Daneben werden auch die Schweizer Kantone<br />

Uri <strong>und</strong> Luzern als Vergleichsbeispiele herangezogen,<br />

in denen eine teils ähnliche, teils aber auch<br />

andersartige Entwicklung stattfand.<br />

Abschliessend danke ich allen, die zum Gelingen<br />

dieser Arbeit in irgendeiner Form beigetragen haben.<br />

Ein besonderer Dank geht dabei an alle Mitarbeiterinnen<br />

<strong>und</strong> Mitarbeiter <strong>im</strong> Liechtensteinischen<br />

Landesarchiv in Vaduz für die stets gewährte<br />

Hilfe <strong>und</strong> Unterstützung. Wertvolle Quellenhinweise<br />

verdanke ich Herrn Claudius Gurt, dem Bearbeiter<br />

des Liechtensteinischen Urk<strong>und</strong>enbuches. Dem<br />

Historischen Verein für das Fürstentum Liechten-<br />

12


Einleitung<br />

Gute Verkehrsverbindungen zu Wasser <strong>und</strong> zu<br />

Land bildeten seit jeher eine wichtige Voraussetzung<br />

für den Austausch von wirtschaftlichen <strong>und</strong><br />

kulturellen Gütern aller Art. Das gut ausgebaute<br />

Netz der Römerstrassen leistete hier in weiten Teilen<br />

Europas bis weit ins Mittelalter einen bedeutenden<br />

Beitrag, gerade auch <strong>im</strong> Sinne von Völkerverbindung<br />

<strong>und</strong> Kulturvermittlung. Hand in Hand mit<br />

der Entfaltung des Städtewesens erfolgte <strong>im</strong> Mittelalter<br />

der Ausbau von Handelswegen <strong>und</strong> Alpenübergängen.<br />

4<br />

Zuerst jedoch hatte sich mit dem Zerfall des<br />

Römischen Imperiums auch das Verkehrswesen<br />

zurückgebildet. Im Laufe des dritten <strong>und</strong> vierten<br />

Jahrh<strong>und</strong>erts war die Geldwirtschaft stark zurückgegangen<br />

<strong>und</strong> die einstige Naturalwirtschaft hatte<br />

wieder ihre ursprüngliche Dominanz zurückgewonnen.<br />

5<br />

Die späteren Staatsgebilde der Merowinger<br />

<strong>und</strong> Karolinger benutzten den Land- <strong>und</strong> Nachrichtenverkehr<br />

in erster Linie zur Aufrechterhaltung<br />

<strong>und</strong> Festigung ihrer politischen Macht. Dabei<br />

griffen sie weitgehend auf die bestehenden, aus der<br />

Römerzeit stammenden Strassen zurück. 6<br />

Eine Wende setzte jedoch ab dem 11. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

ein. Durch Neuerungen in der Landwirtschaft<br />

wie der endgültigen Durchsetzung der seit der<br />

Karolingerzeit bezeugten Dreifelderwirtschaft versuchte<br />

man, dem seit 950 zuerst in Italien, später<br />

auch in Mittel- <strong>und</strong> Nordeuropa einsetzenden starken<br />

Bevölkerungswachstum Herr zu werden.' Bei<br />

der Dreifelderwirtschaft, die neu zwei Ernten pro<br />

Jahr ermöglichte, teilte man den Acker in folgende<br />

drei Teile auf: Es gab fortan ein Winterfeld, ein<br />

Sommerfeld sowie ein brach liegendes Gebiet. Im<br />

Frühjahr galt es, das Sommerfeld zu bestellen, <strong>und</strong><br />

<strong>im</strong> Herbst musste das Winterfeld für die Einsaat<br />

vorbereitet werden. Die Ernte erfolgte auf dem<br />

Winterfeld nun <strong>im</strong> Juli, auf dem Sommerfeld etwas<br />

später <strong>im</strong> August oder <strong>im</strong> September. Das brach<br />

liegende Feld konnte zu einer Zeit gepflügt werden,<br />

in der auf den beiden anderen Feldern keine dringenden<br />

Arbeiten zu verrichten waren. Die Tätigkeit<br />

des Pflügens, Säens <strong>und</strong> Erntens wurden so gleichmässig<br />

auf das ganze Jahr verteilt. Dies «verbesserte<br />

... die bäuerliche Arbeitseffektivität». 8<br />

Der<br />

DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />

LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />

vermehrte Anbau von Llafer liess auch eine intensivere<br />

Pferdehaltung zu. Das kam einerseits wiederum<br />

der Landwirtschaft zugute (da Pferde auch als<br />

Pflugvorspann eingesetzt wurden), andererseits<br />

wuchs damit wohl auch die Anzahl der Pferdefuhrwerke.<br />

9<br />

Diese anbautechnischen Neuerungen in<br />

der Landwirtschaft hatten «eine belebende Wirkung<br />

auf das Verkehrswesen» 10<br />

<strong>und</strong> beschleunigten<br />

<strong>im</strong> hohen Mittelalter das Entstehen von Marktorten,<br />

aus denen wiederum die Städte als Zentren<br />

von Handel <strong>und</strong> Handwerk hervorgingen.<br />

Das zunehmende Verkehrsaufkommen <strong>im</strong> Hochmittelalter<br />

stand auch in einem Zusammenhang<br />

mit dem Aufblühen des Wallfahrts- <strong>und</strong> Pilgerwesens.<br />

Das wachsende Unterwegssein vom 11. bis<br />

ins 13. Jahrh<strong>und</strong>ert ist dokumentiert durch diverse<br />

Migrationsbewegungen wie Kreuzzüge 11<br />

, Pilger-<br />

4) Wicki, Luzern <strong>im</strong> 18. Jahrh<strong>und</strong>ert, S. 464.<br />

5) Rehbein. Geschichte Verkehrswesen, S. 119.<br />

6) Ebenda, S. 119 f.: Strassen-Neubauten waren <strong>im</strong> frühen Mittelalter<br />

selten <strong>und</strong> technisch den Römerstrassen deutlich unterlegen.<br />

Es wurden beispielsweise zur Errichtung von Verkehrswegen<br />

Erdwälle aufgeschüttet. Erst Karl der Grosse Hess Heeresstrassen<br />

mit in Kalk gebetteten Steinen pflastern.<br />

7) Büssem/Neher, Geschichte Mittelalter, S. 139 f. <strong>und</strong> Rehbein,<br />

Geschichte Verkehrswesen. S. 129. - Büssem/Neher weisen darauf<br />

hin. dass das starke Bevölkerungswachstum Europas durch ein sehr<br />

mildes Kl<strong>im</strong>a, das bis um 1300 andauerte, noch zusätzlich begünstigt<br />

wurde. Die grösste Bevölkerungszunahme erfolgte zwischen<br />

1150 <strong>und</strong> 1300. Grosse Handelszentren wie Köln, London, Paris<br />

oder Prag hatten erstmals über .30 000 Einwohner/innen.<br />

8) Rösener, Agrarische Revolution, S. 199. - Das neue Dreifeldersystem<br />

verringerte zudem die Gefahr von Hungersnöten. So konnte<br />

zum Beispiel eine Missernte be<strong>im</strong> Wintergetreide durch eine gute<br />

Ernte bei der Sommerfrucht ausgeglichen werden.<br />

9) Ebenda. S. 196 u. 198.<br />

10) Rehbein, Geschichte Verkehrswesen. S. 129.<br />

11) Im Jahre 1095 hatte Papst Urban II. auf dem Konzil von<br />

Piacenza zum ersten Kreuzzug aufgerufen. Ziel dieses Befreiungskrieges<br />

war die Befreiung Jerusalems sowie der östlichen Christenheit<br />

vom islamischen Joch. Im Jahre 1099 erfolgte die Erstürmung<br />

von Jerusalem, doch schon einige Jahrzehnte später wurden<br />

sowohl Jerusalem als auch die meisten Teile des Heiligen Landes<br />

wieder von den Moslems zurückerobert. So folgten <strong>im</strong> 12. <strong>und</strong><br />

13. Jahrh<strong>und</strong>ert weitere Aufrufe zum Kreuzzug. Die Kreuzzugsidee<br />

blieb lange Zeit populär. Vgl. Lexikon des Mittelalters, Band V.<br />

Sp. 1508-1514.<br />

13


fahrten <strong>und</strong> Auswanderung 12<br />

. Diese Bewegungen<br />

erweiterten den geistigen Horizont <strong>und</strong> schufen ein<br />

neues Bedürfnis zu weiten Reisen. 13<br />

Der Neubau<br />

von Kathedralen <strong>und</strong> Stadtpfarrkirchen <strong>im</strong> Hochmittelalter<br />

erhöhte ebenfalls den Verkehr sowie die<br />

Warentransporte. 14<br />

Bereits alte germanische Volksrechte unterschieden<br />

zwischen öffentlichen Strassen, die dem grossen<br />

Durchgangsverkehr dienten, <strong>und</strong> den lokalen<br />

Verkehrswegen. 15<br />

Die mittelalterliche Bezeichnung<br />

«Königsstrassen» weist darauf hin, dass der Monarch<br />

als Eigentümer der Hauptverkehrswege über<br />

diese frei verfügen konnte. 16<br />

Der König war für<br />

den Unterhalt der Strassen besorgt, er erhob für<br />

die Strassenbenützung Gebühren, 17<br />

<strong>und</strong> er bot die<br />

Untertanen zum Strassen- <strong>und</strong> Brückenbau auf.<br />

Im Gegenzug standen die Strassenbenützer/innen<br />

unter besonderem königlichen Schutz. 18<br />

Infolge<br />

Schwächung der zentralen königlichen Macht gingen<br />

indes ab dem 13. Jahrh<strong>und</strong>ert <strong>im</strong>mer mehr<br />

Königsrechte auf (lokale) weltliche <strong>und</strong> geistliche<br />

Fürsten über. Diese gewannen folglich auch die<br />

territoriale Hoheit über das Strassenwesen. 19<br />

Das langsame Heranwachsen von lokalen, politisch<br />

<strong>und</strong> wirtschaftlich autonomen Gemeinschaften<br />

machte das Rodwesen erst möglich. Eine Dorfgemeinschaft,<br />

ein Bezirk oder ein Tal war meist bestrebt,<br />

sich für das durch ihr Territorium führende<br />

Teilstück einer «Königsstrasse» das ausschliessliche<br />

Transportrecht zu sichern. 20<br />

Mit der Ausübung<br />

dieses Rechtes war aber auch die Pflicht verb<strong>und</strong>en,<br />

für den Bau <strong>und</strong> Unterhalt des auf ihrem Gebiet<br />

liegenden Strassenstücks zu sorgen. Nachbarschaftliche<br />

Konflikte waren so vorprogrammiert:<br />

Was geschah zum Beispiel, wenn eine best<strong>im</strong>mte<br />

Transitstrasse in einem Teilgebiet sehr gut gepflegt,<br />

<strong>im</strong> benachbarten Bezirk aber nur mangelhaft (oder<br />

gar nicht) unterhalten wurde? Die Vernachlässigung<br />

der Strassenunterhaltspflicht bewirkte eine<br />

Lahmlegung des Durchgangsverkehrs, von der alle<br />

Dorfgemeinschaften gleichermassen betroffen waren.<br />

(Gerade auch für Transitstrassen galt das<br />

Sprichwort, dass eine Kette nur so stark ist wie ihr<br />

schwächstes Glied!) Die Impulse zur Instandhaltung<br />

eines Transitweges kamen meist von aussen.<br />

14<br />

So wurden viele Alpenpässe erst auf Initiative einflussreicher<br />

Kaufleute für den Warenverkehr erschlossen<br />

<strong>und</strong> dementsprechend ausgebaut. 21<br />

Die Erhaltung (<strong>und</strong> gegebenenfalls ein Ausbau)<br />

einer Durchgangsstrasse musste (damals) naturgemäss<br />

auch <strong>im</strong> Interesse der an der betreffenden<br />

Route liegenden Dörfer liegen. Je grösser das Handels-<br />

<strong>und</strong> Verkehrsvolumen, umso eher gab es für<br />

die ansässige Bevölkerung zusätzliche Verdienstmöglichkeiten.<br />

Für Landwirte, die sich Last- <strong>und</strong><br />

Zugtiere leisten konnten, bestand die Möglichkeit,<br />

sich als Säumer <strong>und</strong> Fuhrleute einen guten Nebenverdienst<br />

zu erwirtschaften. Das Rodwesen ging<br />

dabei vom Prinzip aus, dass diejenigen Landwirte<br />

eines Dorfes (Bezirks), welche für den Transitverkehr<br />

Transporte übernahmen, der Rod (= Reihe)<br />

nach 22<br />

zu dieser Tätigkeit aufgeboten wurden. In<br />

einem best<strong>im</strong>mten Zeitraum (zum Beispiel einem<br />

Jahr) konnte jeder nur einmal für solche Transporte<br />

aufgeboten werden. Eine speziell dafür eingesetzte<br />

Amtsperson 23<br />

rief die Säumer <strong>und</strong> Fuhrleute<br />

zum Warentransport auf <strong>und</strong> zahlte diesen nach<br />

geleisteter Arbeit auch den Lohn aus. Derselbe Beamte<br />

beaufsichtigte in der Regel auch das Lagerhaus,<br />

24<br />

wo die Transporteure die Waren abholen<br />

mussten. Die in der Rod aufgebotenen Säumer <strong>und</strong><br />

Fuhrleute transportierten die ihnen anvertrauten<br />

Waren bis zum nächsten Lagerhaus. Die Distanz<br />

zwischen zwei Lagerhäusern markierte dabei den<br />

Umfang einer Etappe <strong>im</strong> Rodverkehr. Das bedeutet,<br />

dass ein Lagerhaus zugleich die Grenze zwischen<br />

zwei Rodbezirken darstellte. - Neben einzelnen<br />

Säumern <strong>und</strong> Fuhrleuten waren es besonders die<br />

an einer Transitroute gelegenen Wirtshäuser, die<br />

vom Durchgangsverkehr profitierten. 25<br />

Verschiedene Alpenübergänge standen in einem<br />

Konkurrenzverhältnis zueinander. Je nach Zustand<br />

des Weges war die eine Route attraktiver als die<br />

andere <strong>und</strong> zog folglich den Verkehr auf sich. Speziell<br />

der Ausbau des Gotthardpasses <strong>im</strong> 13. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

hatte Auswirkungen auf die Bündner Pässe.<br />

Im Gegenzug veranlasste der Bischof von Chur<br />

<strong>im</strong> Jahre 1337, dass über den Sept<strong>im</strong>erpass eine<br />

neue Strasse errichtet wurde. 26<br />

Für gewisse internationale<br />

Routen blieben allerdings der Gotthard


eziehungsweise die Bündnerpässe <strong>im</strong>mer die jeweils<br />

schnellste Verbindung, unabhängig von den<br />

lokalen Verkehrsverhältnissen: so der Gotthardpass<br />

für die Strecke Mailand-Luzern-Basel-Antwerpen<br />

<strong>und</strong> der Sept<strong>im</strong>er- bzw. Splügenpass für<br />

die Route Mailand-Chur-Bodensee-Nürnberg. Eine<br />

wirkliche Konkurrenzsituation bestand allerdings<br />

bei der mittleren Route Zürich-Mailand. Hier buhlten<br />

die beiden Regionen Graubünden <strong>und</strong> Uri um<br />

die Vorherrschaft <strong>im</strong> Transitgewerbe. 27<br />

All das bisher Gesagte ist auch für das Gebiet<br />

des heutigen Fürstentums Liechtenstein von Relevanz,<br />

da eine wichtige Handelsstrasse das betreffende<br />

Territorium durchquerte. Die Darstellung der<br />

Verkehrsgeschichte Liechtensteins ist <strong>und</strong>enkbar<br />

ohne Miteinbeziehung der benachbarten Regionen.<br />

Speziell mit der Region Feldkirch <strong>im</strong> österreichischen<br />

Land Vorarlberg bestanden seit jeher sehr<br />

enge wirtschaftliche <strong>und</strong> kulturelle Verflechtungen.<br />

Die heutige Staatsgrenze zwischen Liechtenstein<br />

<strong>und</strong> Österreich stellte zwar bereits seit dem 14.<br />

Jahrh<strong>und</strong>ert eine politische Trennlinie zwischen<br />

den beiden von verschiedenen Landesherren regierten<br />

Gebieten dar, aber für den Handel <strong>und</strong> Verkehr<br />

hatte diese Trennlinie (noch) keine Bedeutung.<br />

Im Rodwesen bildeten die Region Feldkirch<br />

<strong>und</strong> das (spätere) Fürstentum Liechtenstein eine<br />

Einheit. Die Grenzen der Rodbezirke deckten sich<br />

also nicht mit den heutigen Landesgrenzen. Fuhrwerke<br />

aus den Herrschaften Schellenberg <strong>und</strong><br />

Vaduz (den beiden Regionen des Fürstentums)<br />

waren nach Feldkirch unterwegs, um Waren für<br />

den Weitertransport abzuholen, Feldkircher Fuhrleute<br />

verkehrten innerhalb der Rod auch auf dem<br />

Gebiet des Fürstentums. Die Fuhrleute aus dem<br />

<strong>liechtenstein</strong>ischen Balzers beförderten die in der<br />

Rod inbegriffenen Waren bis Maienfeld in die<br />

Bündner Herrschaft. Die den Rodverkehr regelnden<br />

Ordnungen waren folglich Vereinbarungen,<br />

deren Geltungsbereich sich über die (politischen)<br />

Grenzen des heutigen Fürstentums Liechtenstein<br />

hinaus erstreckten. Sie wurden auch meist in Feldkirch<br />

vereinbart, wobei Amtspersonen aus den<br />

Herrschaften Schellenberg <strong>und</strong> Vaduz (seit der<br />

Gründung des Fürstentums Liechtenstein <strong>im</strong> Jahre<br />

DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />

LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />

1719 war es der Landvogt als Leiter des Oberamts<br />

in Vaduz) diese Entscheidungen mitgestalteten <strong>und</strong><br />

mittrugen.<br />

Ebenso wie <strong>im</strong> Bereich der Alpenpässe stellte<br />

sich <strong>im</strong> Rheintal eine Konkurrenz zwischen zwei<br />

Strassenzügen ein: Die rechtsrheinische Strasse,<br />

die über die Bündner Herrschaft, Liechtenstein <strong>und</strong><br />

Vorarlberg nach Deutschland führte, rang mit der<br />

linksrheinischen Route (Sargans-Herrschaft Werdenberg-Bodenseeraum)<br />

um die Vormachtstellung.<br />

12) Eine nennenswerte Auswanderungsbewegung war beispielsweise<br />

die deutsche Ostsiedlung. Sie war Teil einer umfassenden<br />

Aufbruchst<strong>im</strong>mung <strong>im</strong> Hochmittelalter. In einen engen Kontext dazu<br />

kann auch die Wanderung der Walserinnen <strong>und</strong> Walser nach<br />

Graubünden sowie weiter nach Liechtenstein <strong>und</strong> Vorarlberg gestellt<br />

werden.<br />

13) Lay, Geschichte der Strasse, S. 83.<br />

14) Ebenda. S. 81.<br />

15) Wicki, Luzern <strong>im</strong> 18. Jahrh<strong>und</strong>ert. S. 464.<br />

16) Ebenda.<br />

17) Namentlich Zölle <strong>und</strong> Weggelder; vgl. auch S. 50-54, wo dieser<br />

Gegenstand ausführlich dargestellt ist.<br />

18) Rehbein, Geschichte Verkehrswesen, S. 135 <strong>und</strong> Wicki, Luzern<br />

<strong>im</strong> 18. Jahrh<strong>und</strong>ert, S. 464.<br />

19) Wicki, Luzern <strong>im</strong> 18. Jahrh<strong>und</strong>ert. S. 465.<br />

20) Caroni, Säumergenossenschaften, S. 92 f.<br />

21) Ebenda. S. 85.<br />

22) «Rod» wird bei S<strong>im</strong>onett als eine oberdeutsche Form für «Rotte»<br />

<strong>im</strong> Sinn von Reihenfolge, Tour gedeutet (vgl.: S<strong>im</strong>onett, Verkehrserneuerung<br />

in Graubünden, S. 11). - Sprachwissenschaftlicher leiten<br />

den Begriff jedoch aus dem Lateinischen ab: Eugen Gabriel deutet<br />

«Rod» als von «Opera Rogata» (das heisst: «angeforderte Arbeit»)<br />

herrührend, während Hans Stricker die Ansicht vertritt, dass sich<br />

der Begriff «Rod» vom lateinischen Wort «Rotula» herleiten lässt.<br />

«Rotula» bedeutet «das sich Drehende», «das Rad». (Fre<strong>und</strong>liche<br />

Mitteilung von Eugen Gabriel <strong>und</strong> Hans Stricker an den Verfasser.)<br />

23) Der sogenannte «Teiler», Rodmeister oder Hausmeister; vgl.<br />

auch S. 58-62.<br />

24) Vgl. S. 55-58, dort ausführlicher.<br />

25) Dieses Thema wird auf S. 97-106 mit konkreten Beispielen<br />

eingehend dargestellt.<br />

26) S<strong>im</strong>onett. Verkehrserneuerung in Graubünden, S. 9. Die neue<br />

Sept<strong>im</strong>erstrasse sollte auch für Wagen von sechs Zentnern befahrbar<br />

sein.<br />

27) Caroni, Säumergenossenschaften, S. 111 f.<br />

15


Die vorliegende Lizentiatsarbeit n<strong>im</strong>mt hauptsächlich<br />

die Entwicklung auf der rechtsrheinischen Seite<br />

unter die Lupe, berücksichtigt aber auch wichtige<br />

Entwicklungen auf der anderen Talseite. Der in<br />

der Einleitung vorgenommene Rückgriff auf sich <strong>im</strong><br />

Mittelalter abspielende Entwicklungen ist umso<br />

mehr gerechtfertigt, als gerade das Gebiet des<br />

späteren Fürstentums Liechtenstein bis ins späte<br />

18., teils sogar bis ins frühe 19. Jahrh<strong>und</strong>ert in<br />

wirtschaftlicher Hinsicht eine sehr «rückständige»,<br />

noch völlig agrarisch geprägte Region war, die vielfach<br />

noch Strukturmerkmale des Mittelalters aufwies.<br />

1 ()<br />

z.


Gr<strong>und</strong>lagen des Fuhrwesens<br />

DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />

LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />

Das westliche Mitteleuropa<br />

um 1671. Wichtige Handelswege<br />

verbinden Flandern,<br />

die Niederlande <strong>und</strong><br />

Deutschland mit Italien.<br />

Während für flämische<br />

<strong>und</strong> niederländische<br />

Kaufleute der Weg über<br />

Basel, Luzern <strong>und</strong> den<br />

Gotthardpass attraktiv<br />

war, benutzten Säumer<br />

<strong>und</strong> Fuhrleute <strong>im</strong> Verkehr<br />

zwischen Deutschland <strong>und</strong><br />

Italien häufig den Weg<br />

durch das Alpenrheintal<br />

<strong>und</strong> über die Bündner<br />

Gebirgspässe.<br />

Ein genauer Blick auf das<br />

Alpenrheintal lässt erkennen,<br />

dass zwischen Bregenz<br />

<strong>und</strong> Chur auch die<br />

Ortschaften Neuburg bei<br />

Götzis, Feldkirch, Schaan<br />

<strong>und</strong> Vaduz auf der Karte<br />

eingezeichnet sind. Am<br />

oberen Rand der Karte ist<br />

eine Liste zu sehen mit<br />

Frachttarifen zu verschiedenen<br />

Wegstrecken.<br />

17


ENTWICKLUNG DER VERKEHRSWEGE<br />

ALTE TRANSITROUTEN DER RÖMERZEIT UND<br />

DES MITTELALTERS<br />

Das Gebiet des heutigen Fürstentums Liechtenstein<br />

- <strong>im</strong> Speziellen die Rheintalebene - ist ein altes<br />

Durchzugsland. Es liegt geographisch günstig am<br />

nördlichen Zugang zu den bündnerischen Alpenpässen.<br />

Archäologische F<strong>und</strong>e belegen, dass diese<br />

Alpenübergänge bereits in prähistorischer Zeit<br />

benützt wurden. 28<br />

Der um die Wende unserer Zeitrechnung<br />

schreibende griechische Geograph Strabo<br />

29<br />

berichtet, dass Kaiser Augustus «die Gebirgspässe,<br />

die früher spärlich <strong>und</strong> schlecht passierbar<br />

waren», durch «die Instandstellung der Strassen»<br />

einem grösseren Verkehr erschlossen habe. 30<br />

Eine unter Kaiser Augustus ausgebaute Nord-<br />

Süd-Verbindung führte von Bregenz aus durch das<br />

heutige Liechtenstein <strong>und</strong> weiter nach Chur, über<br />

den Splügenpass <strong>und</strong> über Chiavenna bis nach<br />

Como <strong>und</strong> nach Mailand. Daneben existierten die<br />

ebenfalls bedeutsamen Alpenübergänge des Sept<strong>im</strong>er-<br />

<strong>und</strong> des Julierpasses. Die sogenannte «Peutingersche<br />

Tafel», 31<br />

eine römische Strassenkarte<br />

aus dem 4. Jahrh<strong>und</strong>ert nach Christus, vermerkt<br />

als Stationen zwischen Bregenz <strong>und</strong> Chur die Orte<br />

«Clunia» (Altenstadt bei Feldkirch) <strong>und</strong> «Magia»<br />

(Balzers oder Maienfeld). 32<br />

Dieselbe Strassenkarte<br />

des 4. Jahrh<strong>und</strong>erts zeigt noch eine zweite Transitroute<br />

auf, die Arbor Felix (Arbon) mit Chur verband.<br />

Diese Strasse konnte aber talaufwärts nicht<br />

direkt bis nach Chur geführt haben, bildete doch<br />

der Schollberg bei Trübbach ein geographisches<br />

Hindernis. Auch noch <strong>im</strong> Mittelalter war die Passage<br />

am Schollberg nur mit Leitern zu überwinden.<br />

33<br />

Deshalb mündete die von Arbon am Bodensee<br />

ausgehende linksrheinische Strasse vielleicht<br />

mittels einer Fähre bei Schaan in die von Bregenz<br />

heraufkommende rechtsrheinische Strasse. 34<br />

Der Verlauf der Römerstrasse <strong>im</strong> heutigen Liechtenstein<br />

kann nicht lückenlos rekonstruiert werden.<br />

Verschiedene F<strong>und</strong>e, zum Beispiel <strong>im</strong>Triesner<br />

Oberdorf, deuten darauf hin, dass die Römerstras­<br />

18<br />

se <strong>im</strong> Vergleich zur heutigen Landstrasse eher<br />

näher am Berghang lag. 35<br />

Diese These wird durch<br />

die Existenz von mehreren, an dieser Strecke gelegenen<br />

römischen Gutshöfen untermauert. Grössere<br />

Höfe dieser Art, villae rusticae genannt, standen<br />

beispielsweise in Nendeln <strong>und</strong> in Schaanwald. 36<br />

Bei<br />

Schaan hingegen verlief die Römerstrasse ähnlich<br />

wie die heutige Landstrasse. Zeuge dafür ist das<br />

spätrömische Kastell, das <strong>im</strong> Bereich der heutigen<br />

St. Peterskirche unter Kaiser Valentinian I. (364-<br />

375) errichtet wurde. 37<br />

Unklar bleibt, wie <strong>und</strong> wo<br />

genau die rechtsrheinische Römerstrasse den Fluss<br />

III überquerte. Eine Brücke über diesen Fluss wird<br />

jedenfalls erst <strong>im</strong> rätischen Urbar des 9. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

genannt. 38<br />

Im Zusammenhang mit der römischen Bautätigkeit<br />

ist bemerkenswert, dass auf der linksrheinischen<br />

Seite keine solchen Zeugnisse wie Gutshöfe<br />

<strong>und</strong> Kastelle überliefert sind. 39<br />

Generell gibt<br />

es nur wenige archäologische Zeugnisse zur römischen<br />

Besiedlung des linksrheinischen Gebietes.<br />

Gesicherte römische Strassentrassees fehlen auf<br />

der linksrheinischen Seite sogar gänzlich. Es wäre<br />

jedoch verfrüht, daraus zu schliessen, dass die<br />

rechtsrheinische Strasse von Bregenz nach Chur<br />

die grössere Bedeutung als die linksrheinische, von<br />

Arbon ausgehende Verkehrsverbindung hatte. Das<br />

fast völlige Fehlen von gesicherten römischen<br />

Zeugnissen auf der linksrheinischen, heute zur<br />

Schweiz gehörenden, Talseite ist eher auf noch zu<br />

wenig erfolgte archäologische Ausgrabungen <strong>und</strong><br />

Forschungen zurückzuführen. 40<br />

Im heutigen Tisis (bei Feldkirch) wies die<br />

Römerstrasse von Bregenz nach Chur eine Abzweigung<br />

auf: In östlicher Richtung führte ein Weg über<br />

die Letze in den Walgau. Im Walgau selbst gab es -<br />

wie <strong>im</strong> Rheintal - ebenfalls zwei Römerstrassen,<br />

die teils parallel liefen. 41<br />

Die eine, von Tisis herkommende<br />

Route führte über Fellengatter <strong>und</strong> Frastanz<br />

weiter nach Nenzing <strong>und</strong> in Richtung Arlbergpass.<br />

Die andere Linie verband die Ortschaften<br />

Rankweil <strong>und</strong> Bludenz: Sie führte via Schwarzer<br />

See, Satteins <strong>und</strong> Gaisbühel der nördlichen Talseite<br />

entlang. Bei Frastanz lag ein Verkehrsknotenpunkt;<br />

von dort führte eine Abzweigung (über die III) nach


Göfis <strong>und</strong> weiter nach Rankweil. Brücken über die<br />

III sind aus der Römerzeit keine überliefert. Aber<br />

dieser Fluss erwies sich nicht als unüberwindbares<br />

Hindernis: Das nicht eingedämmte Flussbett der III<br />

hatte <strong>im</strong> Walgau manchmal eine Breite von über<br />

h<strong>und</strong>ert Metern. Die deswegen geringe Wassertiefe<br />

ermöglichte die Überquerung des Flusses zu Fuss<br />

oder mit einem Wagen - zumindest in der wasserarmen<br />

Zeit zwischen Herbst <strong>und</strong> Frühjahr. Eine um<br />

1499 anlässlich der Schlacht bei Frastanz erwähnte<br />

Iiibrücke zwischen Frastanz <strong>und</strong> Göfis, die sogenannte<br />

«Schildriederbrücke», stellte eine wichtige<br />

Verkehrsverbindung zwischen dem Walgau <strong>und</strong><br />

dem Rheintal her. 42<br />

Die rechtsrheinische Handelsstrasse zwischen<br />

dem Bodensee <strong>und</strong> Chur wird in den Quellen oft<br />

auch «deutsche Strasse» genannt. 43<br />

Diese Route<br />

ging <strong>im</strong> Mittelalter <strong>und</strong> in der frühen Neuzeit nicht<br />

mehr über Bregenz, sondern direkt von Fussach<br />

über Lustenau, Altach (Bauern), Götzis, Altenstadt,<br />

Feldkirch, Vaduz <strong>und</strong> Maienfeld weiter bis Chur 44<br />

(vgl. auch Karte auf S. 25). Ein besonderes Augenmerk<br />

verdient die verkehrstechnische Position des<br />

Ortes Fussach am Bodensee. Die Grafen von Montfort-Feldkirch<br />

erwarben durch einen Teilungsvertrag<br />

<strong>im</strong> Jahre 1338 die Ortschaften Fussach,<br />

Höchst <strong>und</strong> Gaissau. 45<br />

Fussach gewann in der Folge<br />

zunehmende Bedeutung als Zollstation. Im Nord-<br />

Süd-Verkehr wurden zahlreiche Güter mit dem<br />

Schiff von Lindau über den Bodensee nach Fussach<br />

transportiert. Dies war billiger als der Landtransport<br />

über Bregenz. 46<br />

Die beiden grössten Flüsse, welche die «deutsche<br />

Strasse» zu überqueren hatte, waren die III<br />

<strong>und</strong> die Landquart. Der Weiler Heiligkreuz bei<br />

Feldkirch wurde erstmals <strong>im</strong> rätischen Reichsurbar<br />

um 842/43 als Brückenkopf erwähnt. 47<br />

Die<br />

Passage über die Landquart änderte <strong>im</strong> Laufe der<br />

Zeit ihre Position: Die alte Route über die Schlossbrücke<br />

<strong>im</strong> Felsenbach (am Eingang ins Prättigau)<br />

wurde <strong>im</strong> 14. oder <strong>im</strong> 15. Jahrh<strong>und</strong>ert, als eine<br />

direkte Strasse von Maienfeld nach Igis gebaut<br />

wurde, aufgegeben. 48<br />

Sowohl in der Region Feldkirch wie auch in der<br />

Bündner Herrschaft gab es auch bedeutende Weg­<br />

DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />

LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />

gabelungen, die beide ihre Position in der frühen<br />

Neuzeit änderten. Bei Feldkirch trafen die Nord-<br />

Süd-Achse <strong>und</strong> die Ost-West-Arlbergroute aufeinander.<br />

Die Iiischlucht bei Feldkirch verhinderte<br />

lange Zeit eine direkte Wegstrecke in Richtung<br />

Osten. So musste bis ins 16. Jahrh<strong>und</strong>ert der von<br />

28) Poeschel. Liechtenstein. S. 1.<br />

29) Strabo (Strabon), lebte von 64 oder 63 v. Chr. bis etwa 23 n. Chr.;<br />

Student der Rhetorik <strong>und</strong> der Philosophie. Um 44 v. Chr. erster<br />

Aufenthalt in Rom; verschiedene grosse Reisen. Seine Berichte sind<br />

eine Hauptquelle für unsere Kenntnisse der antiken Welt.<br />

30) Poeschel, Liechtenstein, S. 1. - Das Zitat ist eine Übersetzung<br />

aus dem griechischen Originaltext.<br />

31) Vgl. auch: Schindler, Verkehr <strong>und</strong> Strassen in römischer <strong>und</strong><br />

frühmittelalterlicher Zeit, S. 22.<br />

32) Malin. Kunstführer, S. 14 <strong>und</strong> Poeschel, Liechtenstein, S. 1. -<br />

Poeschel vermutete, dass «Magia» mit Maienfeld identisch sein<br />

könnte, während die neuere Darstellung von Malin dazu neigt.<br />

«Magia» mit Balzers gleich zu setzen.<br />

33) Poeschel. Liechtenstein, S. 1.<br />

34) Ebenda. Da schriftliche Hinweise fehlen, sind wir auf Spekulationen<br />

angewiesen.<br />

35) Ebenda.<br />

36) Malin, Kunstführer, S. 14 <strong>und</strong> Bilgeri, Geschichte Vorarlbergs.<br />

Bd. 1. S. 27. - Bilgeri erwähnt für den Raum Vorarlberg noch<br />

zusätzlich Gutshöfe in Bredens <strong>und</strong> in Satteins.<br />

37) Die Bedeutung des Schaaner Kastells wird unterstrichen bei<br />

Schindler, Verkehr <strong>und</strong> Strassen in römischer <strong>und</strong> frühmittelalterlicher<br />

Zeit, S. 24: «Militärische Anlagen zur Sicherung der Verkehrswege<br />

<strong>und</strong> der Zugänge zu den Alpen kennen wir erst aus der<br />

Spätantike. Die wichtigsten waren die Kastelle von Bregenz. Schaan<br />

<strong>und</strong> Chur.»<br />

38) Siehe auch weiter unten auf S. 19.<br />

39) Ackermann, Rhein in Altertum <strong>und</strong> Mittelalter S. 20 f.<br />

40) Schindler, Verkehr <strong>und</strong> Strassen in römischer <strong>und</strong> frühmittelalterlicher<br />

Zeit, S. 25.<br />

41) Die folgenden Angaben stützen sich auf Gamon, Verkehrsgeschichte<br />

Walgau, S. 6 ff.<br />

42) Gamon. Verkehrsgeschichte Walgau, S. 8.<br />

43) Poeschel. Graubünden Bd. 2. S. 1.<br />

44) Ebenda, sowie Frey. Kunstdenkmäler Feldkirch, S. 31.<br />

45) Frey, Kunstdenkmäler Feldkirch. S. 31.<br />

46) Ebenda.<br />

47) Angabe nach: Lins, Geschichte Tisis, S. 9 f.<br />

48) Donatsch, Malans, S. 15.<br />

19


Das Alpenrheintal <strong>im</strong><br />

Bereich der Herrschaft<br />

Maienfeld um 1636.<br />

Deutlich erkennbar ist<br />

die Strasse, welche von<br />

Balzers (unten links) über<br />

die St. Luzisteig nach<br />

Maienfeld führt. Weitere<br />

Strassenverbindungen<br />

führen hinauf nach Malans<br />

sowie zur Tardisbrücke,<br />

welche knapp unterhalb<br />

der Landquart den Rhein<br />

überquert. Noch bis weit<br />

ins 19. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

war die 1529 errichtete<br />

Tardisbrücke die einzige<br />

Brückenverbindung<br />

über den Rhein zwischen<br />

der Landquart <strong>und</strong> dem<br />

Bodensee.<br />

20


der Stadt Feldkirch in Richtung Bludenz gehende<br />

Verkehr zuerst die Iiibrücke bei Heiligkreuz überqueren,<br />

um dann via Flohlweg, Duxweg <strong>und</strong> Letze<br />

weiter nach Frastanz zu gelangen. In den Jahren<br />

1537 bis 1541 nahm nun die Stadt Feldkirch in der<br />

Iiischlucht eine Sprengung vor <strong>und</strong> schuf mit<br />

der Felsenaubrücke eine neue, zweite Illüberquerung.<br />

49<br />

Speziell das Johanniter-Kloster hatte als<br />

Gr<strong>und</strong>besitzer in Frastanz <strong>und</strong> Nenzing ein besonderes<br />

Interesse an dieser neuen, direkten Ost-<br />

West-Verbindung. 30<br />

Um den Verkehr auf diesen<br />

neuen Strassenzug zu lenken, verbot die Stadt<br />

Feldkirch den Warentransporteuren die Benutzung<br />

der alten Strasse über die Letze. 51<br />

- Die Bündner<br />

Flerrschaft ihrerseits hatte eine gewisse Aufnahmestellung<br />

inne für die aus dem Norden <strong>und</strong> dem<br />

Westen nach Graubünden führenden grossen Verkehrslinien:<br />

für die «deutsche Strasse», die vom<br />

Bodensee her über die St. Luzisteig nach Maienfeld<br />

<strong>und</strong> Chur führte, sowie für die Route von Zürich<br />

her, die sich, den Rhein mittels Fähre überquerend,<br />

in Maienfeld mit der «deutschen Strasse» vereinigte.<br />

52<br />

Der Bau der Tardisbrücke <strong>im</strong> Jahre 1529<br />

schuf zwar eine feste Verkehrsverbindung zwischen<br />

der Eidgenossenschaft <strong>und</strong> der Bündner<br />

Herrschaft, schnitt aber die Stadt Maienfeld vom<br />

Verkehr Zürich-Chur eher etwas ab. 53<br />

- Die in der<br />

ersten Hälfte des 16. Jahrh<strong>und</strong>erts ausgebauten<br />

<strong>und</strong> neu geschaffenen Verkehrswege blieben in<br />

dieser Form die folgenden zweih<strong>und</strong>ert Jahre<br />

ziemlich unverändert bestehen. Erst der nächste<br />

Modernisierungsschub in der zweiten Hälfte des<br />

18. Jahrh<strong>und</strong>erts bewirkte einen weiteren Ausbau<br />

des Strassennetzes.<br />

INTERNATIONALER AUFSCHWUNG DES<br />

STRASSENBAUS IM 18. JAHRHUNDERT<br />

Noch bis ins 18. Jahrh<strong>und</strong>ert waren viele alte Handelsstrassen<br />

nichts anderes als durch häufige Benutzung<br />

festgetretene <strong>und</strong> festgefahrene Naturwege,<br />

die keinen soliden Unterbau aufwiesen. Strassen<br />

wurden bevorzugt dort gebaut, wo das Wasser<br />

nach starkem Regen leicht abfliessen konnte. Dafür<br />

DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />

LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />

mussten oft starke Steigungen in Kauf genommen<br />

werden. 54<br />

Zudem befand sich noch um 1700 gerade<br />

auch das schweizerische Strassennetz in einem<br />

sehr vernachlässigten Zustand. Es fehlte in erster<br />

Linie an einer fachmännischen Anleitung zum<br />

Strassenunterhalt. 55<br />

Bei Regenwetter verwandelten<br />

sich die Strassen in schwer passierbare Sumpfpfützen,<br />

bei anhaltender Trockenheit lagerte sich auf<br />

ihnen eine dicke Staubschicht ab. Ausserdem<br />

hemmten grosse Löcher <strong>und</strong> Steinbrocken den<br />

Weg. 50<br />

Doch noch mehr als witterungsbedingte Einflüsse<br />

waren es zu schwer beladene Wagen, die<br />

eine Strasse in Mitleidenschaft zu ziehen vermochten.<br />

Speziell <strong>im</strong> Falle der Hauptstrasse Basel-Luzern<br />

waren es umfangreiche Wein<strong>im</strong>porte aus dem<br />

Elsass, welche eine Belastungsprobe darstellten.<br />

Die noch <strong>im</strong> 18. Jahrh<strong>und</strong>ert üblichen Gabelfuhrwerke,<br />

bei denen die Pferde in einer Reihe hintereinander<br />

gekoppelt waren, traten bei nassem Wetter<br />

tiefe Furchen in die Strassenmitte. In diesen<br />

tiefen Karrengleisen kamen Wagen <strong>und</strong> Zugtiere<br />

leicht zu Fall. Achsen- <strong>und</strong> Radbrüche waren ebenso<br />

häufig. 57<br />

49) Tiefenthaler. Feldkirch <strong>und</strong> sein Verkehr, S. 281. Steinbrecher<br />

Martin Bitschi aus Davos baute die Strasse, Z<strong>im</strong>mermeister Valentin<br />

Schmid aus Schwarzenberg die Brücke. Diese gedeckte Holzbrücke<br />

überlebte bis um 1872, als <strong>im</strong> Zuge des Eisenbahnbaus eine neue<br />

Brücke erbaut wurde.<br />

50) Ebenda. Die Johanniter spendeten deshalb 60 fl. für den<br />

Brückenbau. Insgesamt beliefen sich die Kosten für den Bau von<br />

Strasse <strong>und</strong> Brücke aber auf 8 000 11.<br />

51) Ebenda.<br />

52) Poeschel. Graubünden Bd. 2, S. 1.<br />

53) Vgl. Karte auf der gegenüberliegenden Seite.<br />

54) Wicki. Luzern <strong>im</strong> 18. Jahrh<strong>und</strong>ert, S. 465.<br />

55) Ebenda, S. 467.<br />

56) Ebenda.<br />

57) Ebenda, S. 468 f.: Ein Gabelfuhrwerk war ein schmaler, mit<br />

einer gabelförmigen Vorrichtung zum Anschirren des Zugtieres<br />

versehener Wagen. Gabelführwerke hatten schmale Wagenbrücken<br />

<strong>und</strong> schmale Spurbreiten. Im Falle einer zu hohen Ladung konnten<br />

sie leicht umkippen. Bei einem solchen Fuhrwerk mit zwei Pferden<br />

lief das hintere Pferd in der Wagengabel, das vordere war indes mit<br />

Ketten oder Lederriemcn an die Gabel gespannt.<br />

21


Das Herrschaftssystem des Absolutismus zielte<br />

auf eine Stärkung der zentralen Staatsgewalt ab<br />

<strong>und</strong> begünstigte folglich auch das Entstehen von<br />

kompakten Staatsgebilden, die sowohl in wirtschaftlicher<br />

wie auch in politischer Hinsicht zentralistisch<br />

strukturiert waren. Damit war (spätestens<br />

<strong>im</strong> 18. Jahrh<strong>und</strong>ert) das Ende des mittelalterlichen<br />

Lehensstaates eingeläutet. Die bereits in<br />

den mittelalterlichen Städten entwickelte Geldwirtschaft<br />

hatte die Verwaltung der staatlichen Hoheitsrechte<br />

durch Beamte ermöglicht. Im Vorfeld<br />

hatte die städtische Bürgerschaft dem Adel oftmals<br />

die Hoheitsrechte abgekauft <strong>und</strong> liess diese durch<br />

in regelmässigen Abständen neu zu wählende Beamte<br />

verwalten. Dieser städtische Beamtenstaat<br />

wurde zum Vorbild des späteren zentralistisch<br />

verwalteten Nationalstaates. Das absolutistische<br />

Frankreich des 17. <strong>und</strong> 18. Jahrh<strong>und</strong>erts hatte<br />

seine politischen Vorläufer in den (von «Staatstyrannen»<br />

regierten) italienischen Stadtstaaten<br />

des 15. Jahrh<strong>und</strong>erts. 58<br />

Der Merkantilismus, das<br />

wirtschaftspolitische System des Absolutismus in<br />

Frankreich, bemühte sich um die Schaffung eines<br />

einheitlichen, national-französischen Wirtschaftsraumes.<br />

Er verlegte Weg- <strong>und</strong> Brückenzölle an die<br />

Landesgrenzen, um einerseits den völlig freien<br />

Händel <strong>und</strong> Verkehr <strong>im</strong> eigenen Land zu ermöglichen,<br />

um anderseits aber auch die Binnenwirtschaft<br />

vor der ausländischen Konkurrenz besser<br />

schützen zu können. Eine Schaffung eines grösseren<br />

zusammenhängenden Wirtschaftsraumes war<br />

<strong>und</strong>enkbar ohne gleichzeitige Verbesserung der<br />

wichtigen Handelswege. So hatte Frankreich bereits<br />

<strong>im</strong> 17. Jahrh<strong>und</strong>ert mit dem Bau von chaussee-mässigen<br />

Kunststrassen begonnen. 59<br />

Besonders<br />

markante Fortschritte wurden in Frankreich<br />

<strong>im</strong> 18. Jahrh<strong>und</strong>ert gemacht. Der forcierte Bau von<br />

Chaussee-Strassen verkürzte beispielsweise die<br />

Kutschenfahrt von Paris nach Toulouse <strong>im</strong> Zeitraum<br />

von 1765 bis 1780 von 16 auf acht St<strong>und</strong>en. 60<br />

Im Gegensatz zu Frankreich schritt diese Entwicklung<br />

in der Schweiz etwas langsamer voran.<br />

Eine wichtige Rolle spielte hier die territoriale<br />

Zersplitterung, die speziell für den Fernverkehr<br />

eher hinderlich war. Transporte von Luzern nach<br />

22<br />

Basel mussten die Kantone Luzern, Bern, Solothurn<br />

<strong>und</strong> Basel passieren. Schwierigkeiten ergaben<br />

sich, weil in verschiedenen Kantonen verschiedene<br />

Vorschriften für den Strassenverkehr galten<br />

<strong>und</strong> weil die Modernisierung des Strassennetzes<br />

in einzelnen Kantonen sehr unterschiedlich voranschritt.<br />

Unter französischem Einfluss hatte der<br />

Stand Bern bereits <strong>im</strong> frühen 18. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

damit begonnen, sein Strassennetz zu erneuern:<br />

«An die Stelle des früheren Flickens <strong>und</strong> Ausbesserns<br />

trat ... eine nach technischen Regeln durchgeführte<br />

Neukonstruktion ganzer Strassenzüge». 61<br />

Bereits <strong>im</strong> Jahre 1738 verbot Bern zur besseren<br />

Schonung seiner Strassen den Gebrauch der Gabelfuhrwerke.<br />

62<br />

Die beiden Stände Basel <strong>und</strong> Luzern<br />

protestierten, konnten aber nichts ausrichten.<br />

Folglich mussten sämtliche Fuhrleute mit Gabelfuhrwerken<br />

an der Grenze zum Kanton Bern anhalten<br />

<strong>und</strong> ihre Güter auf die breiteren Deichselfuhrwerke<br />

umladen. 63<br />

Die Aktivitäten des Standes<br />

Bern bezüglich Strassenbau brachten benachbarte<br />

Stände in Zugzwang. So begann der Stand Luzern<br />

in den fünfziger <strong>und</strong> sechziger Jahren des 18. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

ebenfalls mit der Modernisierung seines<br />

Strassennetzes, wobei dem Ausbau der Transitstrasse<br />

von Luzern nach Basel die grösste Aufmerksamkeit<br />

geschenkt wurde. Die <strong>im</strong> Luzernischen<br />

gelegene Stadt Sempach wehrte sich vergeblich<br />

gegen die neue Linienführung dieser Durchgangsstrasse,<br />

welche nun nicht mehr durch ihre<br />

Ortschaft, sondern dem anderen Ufer des Sempacher<br />

Sees entlang führte. 64<br />

Der Bau von neuen chaussee-mässigen Strassen<br />

wirkte sich bisweilen landschaftsverändernd aus:<br />

alte, kurvenreiche Wege wurden geradegezogen,<br />

Senkungen ausgefüllt <strong>und</strong> Bodenwellen ausgeglättet.<br />

Diese neuen Strassen erhielten in der Regel ein<br />

solides Steinbett, darüber eine Lage Kies <strong>und</strong> in der<br />

Mitte der Fahrbahn eine leichte Wölbung, damit<br />

das Regenwasser seitlich abfliessen konnte. 65<br />

Die<br />

Untertanen der einzelnen Gemeinden des Kantons<br />

Luzern hatten (wie auch anderswo) unentgeltlichen<br />

Frondienst für den Strassenbau zu leisten. 66<br />

Die<br />

Verpflichtung zum Strassenbau stiess nicht überall<br />

auf Gegenliebe. Gerade abgelegene Ortschaften, die


nicht direkt von einer neuen Strasse profitierten,<br />

sahen oft nicht ein, warum sie Fronarbeiter für<br />

eine solche Arbeit aufbieten mussten. 67<br />

DER AUSBAU DER LIECHTENSTEINISCHEN<br />

LANDSTRASSE<br />

Auch <strong>im</strong> Gebiet des heutigen Fürstentums Liechtenstein<br />

hatten die Gemeindegenossen innerhalb<br />

ihres Gemeindegebietes Wege <strong>und</strong> Strassen <strong>im</strong><br />

Gemeinwerk (Frondienst) unentgeltlich zu bauen<br />

<strong>und</strong> zu unterhalten. Der Unterhalt der Durchgangsstrasse<br />

war ursprünglich ein Frondienst an die<br />

Landesherrschaft, ebenso wie die Besorgung des<br />

Gütertransportes. 68<br />

Im Jahre 1593 versprach der<br />

Landvogt von Vaduz, sich für die Ausbesserung der<br />

Strassen einzusetzen. 69<br />

Eine der ältesten kartographischen Darstellungen,<br />

die uns Auskunft über das Verkehrsnetz <strong>im</strong><br />

Fürstentum Liechtenstein geben, stammt aus dem<br />

Jahre 1721. 70<br />

Der Schöpfer dieser ersten Landkarte<br />

des neuen Fürstentums, der Basler Johann<br />

Jakob Heber, war damals als Geometer <strong>und</strong> Kartograph<br />

in Lindau tätig. 71<br />

Diese sogenannte «Heber-Karte»<br />

differenziert nicht zwischen häufig<br />

begangenen Wegen <strong>und</strong> tatsächlich befahrbaren<br />

Strassen. So sind zum Beispiel die Fusswege nach<br />

Planken <strong>und</strong> Triesenberg 72<br />

in der Karte ebenso<br />

deutlich eingetragen wie die alte «deutsche Strasse»<br />

von Balzers bis Schaanwald. Dieses Strassenteilstück,<br />

seit 1719 die <strong>liechtenstein</strong>ische Landstrasse,<br />

stellte noch <strong>im</strong> ausgehenden 18. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

die einzige Wegstrecke dar, die (mit gutem<br />

Gewissen) als mehr oder minder befahrbar bezeichnet<br />

werden konnte. Und dennoch gab es häufig<br />

Klagen über ihren schlechten Zustand. 73<br />

Weitaus detaillierter ist die von Obristleutnant<br />

Kolleffel <strong>im</strong> Jahre 1756 angefertigte Karte, die<br />

allerdings nur die dem Rheintal zugewandte Seite<br />

des Fürstentums (ohne Berggebiete) zeigt. 74<br />

Es ist<br />

aus dieser Karte ersichtlich, dass weite Teile der<br />

Landstrasse - besonders zwischen Schaan <strong>und</strong> Balzers<br />

- auf beiden Seiten von einer Baumallee gesäumt<br />

waren. Diese Baumreihen waren den Zug­<br />

DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />

LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />

tieren als Schattenspender natürlich sehr willkommen.<br />

Sehr schön ist auch das Rheinbett mit dem<br />

sich durchschlängelnden Strom eingezeichnet.<br />

Zwischen Triesen <strong>und</strong> Balzers ist erkennbar, wie<br />

bedrohlich nahe dort dieser Fluss an die Landstrasse<br />

herankam.<br />

Im Jahre 1750 hatte die Fürstliche Hofkanzlei in<br />

Wien verschiedene, die Reparatur <strong>und</strong> den Neubau<br />

von Strassen betreffende Best<strong>im</strong>mungen erlassen.<br />

Einleitend stellte die Hofkanzlei fest, dass der Landesherr<br />

keine Verpflichtung zur Aufrechterhaltung<br />

der Landstrassen hätte, wenn diese zu hohe Kosten<br />

58) Weltgeschichte. S. 257 f.<br />

59) Wicki, Luzern <strong>im</strong> 18. Jahrh<strong>und</strong>ert, S. 465.<br />

60) Gräf/Pröve, Reisen in der Frühen Neuzeit, S. 254-256.<br />

61) Wicki. Luzern <strong>im</strong> 18. Jahrh<strong>und</strong>ert, S. 473.<br />

62) Ebenda, S. 469 f.<br />

63) Ebenda. Ein Deichselfuhrwerk ist ein breiterer, schwererer<br />

Wagen mit einer Deichsel, die das Nebeneinanderspannen der<br />

Zugtiere erlaubte. Er gestattete eine günstigere Gewichtsverteilung<br />

auf Achsen <strong>und</strong> Räder, so dass die Strassen auch bei schwereren<br />

Wagen weniger durch Gleisbildung ruiniert werden konnten. - Diese<br />

Wagenform setzte sich nach der Mitte des 18. Jahrh<strong>und</strong>erts allmählich<br />

durch.<br />

64) Ebenda, S. 476 f. Sempach verlor einen wesentlichen Teil seiner<br />

wirtschaftlichen Gr<strong>und</strong>lage. Die Einwohnerzahl der Stadt schrumpfte<br />

in der Folge von 1 959 Seelen <strong>im</strong> Jahre 1745 auf 1 370 Seelen <strong>im</strong><br />

Jahre 1799.<br />

65) Ebenda. S. 473.<br />

66) Ebenda. S. 470.<br />

67) Ebenda, S. 482: Wicki nennt die luzernische Gemeinde Reiden,<br />

die sich dem Frondienst für den Strassenbau widersetzte. Vgl. auch<br />

das <strong>liechtenstein</strong>ische Beispiel Triesenberg. das auf Seite 26 ausführlicher<br />

dargestellt ist.<br />

68) Ospelt, Wirtschaftsgeschichte, S. 327.<br />

69) LLA RA 20/3. Rodordnung von 1593, Punkt 7.<br />

70) Abbildung der Karte bei: Fischer, Landkarte Liechtenstein,<br />

S. 172 (schwarzweiss) sowie bei: Vogt, Brücken zur Vergangenheit,<br />

S. 72 (hier in Farbe).<br />

71) Vogt, Brücken zur Vergangenheit, S. 72.<br />

72) Richtige fahrbare Strassen wurden dorthin nachweislich erst<br />

<strong>im</strong> 19. Jahrh<strong>und</strong>ert errichtet; vgl.: Ospelt, Wirtschaftsgeschichte,<br />

S. 339 f.<br />

73) Vgl. auch S. 27 zweiter Abschnitt sowie S. 32-36.<br />

74) Abbildung der «Kolleffel-Karte» bei: Frick. Liechtenstein-Karten,<br />

S. 182. sowie in Farbe bei: Vogt. Brücken zur Vergangenheit, S. 88 f.<br />

23


verursachen würde. Be<strong>im</strong> Bau von Wegen <strong>und</strong><br />

Strassen sollte auf die Beschaffenheit des Terrains<br />

geachtet <strong>und</strong> nach Möglichkeit eine gerade Linienführung<br />

angestrebt werden. Im Falle einer Strassenerneuerung<br />

müsste zuerst überlegt werden, ob<br />

sich nicht ein besserer Platz für eine neue, bequemere<br />

Route finden lassen würde. Die Arbeit für den<br />

Strassenbau dürfe sich, so die Hofkanzlei, durchaus<br />

auf mehrere Jahre hinaus erstrecken, da die<br />

Untertanen durch diesen Frondienst nicht zu sehr<br />

belastet werden sollten. 75<br />

Der Aktenbestand des <strong>liechtenstein</strong>ischen Landesarchivs<br />

beinhaltet eine Überschlagsrechnung<br />

von 1768 für die Errichtung eines Strassenabschnitts<br />

<strong>im</strong> Raum Bregenz-Dornbirn. Da die dortigen<br />

Verhältnisse mit der Situation in Liechtenstein<br />

durchaus vergleichbar waren <strong>und</strong> ein Strassenbau<br />

<strong>im</strong> unteren Rheintal auch Auswirkungen <strong>im</strong> Verkehrswesen<br />

auf die gesamte Region hatte, ist es<br />

gerechtfertigt, diesem Rechnungsvorschlag ein<br />

besonderes Augenmerk zu schenken. Diese Überschlagsrechnung<br />

enthält auch wertvolle Hinweise<br />

auf die damalige Arbeitsweise be<strong>im</strong> Strassenbau.<br />

Die neue Strasse sollte von der Aach-Brücke bei<br />

Bregenz über Lauterach nach Dornbirn führen.<br />

Der erste Streckenabschnitt bis Lauterach umfasste<br />

730 Klafter, die zweite Teilstrecke beinhaltete 4 330<br />

Klafter. 76<br />

Der hier besprochene Kostenvoranschlag<br />

bezieht sich nur auf das Teilstück von Lauterach<br />

bis nach Dornbirn.<br />

Insgesamt sollten sechzig Fronarbeiter täglich<br />

20 Klafter der endgültigen Fahrbahn herstellen.<br />

Dies bedeutete, dass die ausgeebnete Fahrbahn<br />

nach 217 Arbeitstagen für die folgenden Arbeitsgänge<br />

bereit stehen konnte. Die neu errichtete<br />

Strasse musste vor der Verkiesung mit ungeb<strong>und</strong>enen<br />

«Faschinen» überzogen werden, damit das<br />

Kies später nicht versinken konnte. Dieser Arbeitsvorgang<br />

kann so beschrieben werden: Zuerst wurden<br />

an den Strassenrändern Holzpflöcke in den<br />

Boden gehauen. Darauf wurden Bündel aus Erlen<strong>und</strong><br />

Weidenholz, die sogenannten Faschinen, darüber<br />

gelegt <strong>und</strong> mit Querhölzern verb<strong>und</strong>en. Die<br />

Beschaffung des Bauholzes war kein Problem,<br />

wuchsen diese Erlenstauden doch in grosser Zahl<br />

24<br />

in den Rheinauen. 77<br />

Es wurde geschätzt, dass täglich<br />

60 Strassenklafter mit Faschinen überzogen<br />

werden konnten. Ebenfalls 60 Strassenklafter sollten<br />

täglich bekiest werden. Die Strassenbelagsarbeiten<br />

(Überzug mit Faschinen, Beschotterung)<br />

dauerten folglich je 73 Tage, insgesamt aber nicht<br />

146 Tage, da die Faschinierung <strong>und</strong> Bekiesung teilweise<br />

gleichzeitig vorgenommen werden konnte.<br />

Die Herrschaft übernahm die Kosten für die Inspektoren-<br />

<strong>und</strong> Wegmeisterlöhne (1 031 fl. 45 kr.) 78<br />

sowie für den Unterhalt der Werkzeuge (100 fl.). 79<br />

Die Arbeit für den Strassenbau erfolgte auch hier<br />

als (unentgeltlicher) Frondienst durch die Untertanen.<br />

Die Bauarbeiten an der neuen Strasse, welche<br />

eine direkte Verbindung zwischen den Städten<br />

Dornbirn <strong>und</strong> Bregenz herstellte, schritten offenbar<br />

schnell voran. Es war das Ziel der österreichischen<br />

Obrigkeit, die wirtschaftliche Stellung von Bregenz<br />

auf Kosten der alten Verkehrssiedlung Fussach zu<br />

heben. 80<br />

Von Feldkirch bis zur <strong>liechtenstein</strong>ischen<br />

Grenze erfolgte der Ausbau der Transitroute in den<br />

Jahren 1768 bis 1771. 81<br />

75) LLA RA 6/11/1: Reskript der HKW vom 31. Dezember 1750.<br />

76) LLA RA 6/11/5-6: Kostenvoranschlag von Oberwegmeister<br />

Andreas Eberle; 8. August 1768.<br />

77) Vogt, Brücken zur Vergangenheit, S. 241.<br />

78) LLA RA 6/11/5-6: 217 tägliche Lohnauszahlungen für: Strasseninspektor<br />

(1 fl.), Wegmeister (1 fl. 30 kr.), Unterwegmeister (1 fl. ),<br />

Polier (45 kr.) - das machte zusammen 217 mal 4 fl. 15 kr. = 922 fl.<br />

15 kr.: für die Faschinierung <strong>und</strong> Bekiesung musste ebenfalls je ein<br />

Aufseher mit 45 kr. täglich entlöhnt werden: das ergab nochmals<br />

109 fl. 30 kr. (922 fl. 15 kr. + 109 fl. 30 kr. = 1031 fl. 45 kr.).<br />

79) Ebenda. Für dieses Strassenbauprojekt benötigte man folgende<br />

Werkzeuge: 20 Spaten, zwölf Pickel, 30 Schaufeln, 25 Schubkarren,<br />

drei Radler, 200 Klafter Schnur, sechs Gabeln, ein Hand-Beuel, ein<br />

Wasser-Butte, zwei Eisenrechen, ein Eisenschlegel, sechs Ziehbänder,<br />

zwei Äxte <strong>und</strong> zwölf Dielen (Bretter).<br />

80) Bilgeri, Geschichte Vorarlbergs, Bd. IV, S. 255. Bereits 1768<br />

erklärte das Oberamt Bregenz die alte Fussacher Rheinstrasse «als<br />

nicht mehr existierend». Doch der dadurch erhoffte Aufschwung<br />

blieb teilweise aus; zumindest der von Lindau ausgehende Warenverkehr<br />

ging nun nicht mehr über Österreich, sondern via Rheineck<br />

auf der Schweizer Seite in Richtung Süden durch.<br />

81) Lins, Geschichte Tisis, S. 12 u. 257.


DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />

LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />

Ausschnitt aus der Blasius-<br />

Hueber-Karte von 1783.<br />

Deutlich zu sehen ist die<br />

neu ausgebaute Wegverbindung<br />

zwischen Bregenz<br />

<strong>und</strong> Dornbirn. Es war das<br />

Ziel von Österreich, die<br />

Bedeutung der Stadt<br />

Bregenz zu steigern auf<br />

Kosten der alten Verkehrssiedlung<br />

Fussach am<br />

Bodensee. Vom Norden<br />

her beginnend wurde<br />

<strong>im</strong> Vorarlberger Rheintal<br />

in den Jahren 1768 bis<br />

1771 die gesamte Transitstrasse<br />

erneuert, was<br />

den Druck auf das Fürstentum<br />

Liechtenstein verstärkte,<br />

ebenfalls seine<br />

Landstrasse auszubauen.<br />

25


Mit der Forcierung des Strassenbaus <strong>im</strong> Vorarlberger<br />

Rheintal stieg auch der Druck auf Liechtenstein.<br />

So bat das Vogteiamt in einem <strong>und</strong>atierten,<br />

aber sehr wahrscheinlich aus der Zeit um 1770<br />

stammenden Schreiben das Oberamt um eine<br />

schleunige Erklärung, ob das Land Liechtenstein<br />

den Strassenbau be<strong>im</strong> Schmelzhof bald fortzusetzen<br />

gedachte oder nicht. 82<br />

Das Oberamt schrieb am<br />

22. März 1771, dass betreffend Strassenbau bereits<br />

<strong>im</strong> vorigen Jahr ein Anfang gemacht worden<br />

war. Allerdings beklagten die Beamten die schlechte<br />

Arbeitsdisziplin der Untertanen. Diese erschienen<br />

entweder zu spät oder gar nicht zur Arbeit,<br />

oder sie gingen auch zu früh wieder weg. Die<br />

Untertanen, so die oberamtliche Klage, hatten<br />

«Mähnen» 83<br />

<strong>und</strong> Zugtiere verkauft, nur um die<br />

Fuhrfronen für den Strassenbau nicht verrichten<br />

zu müssen. Dies brachte Unkosten mit sich, da die<br />

Wegmeister <strong>und</strong> Strassenaufseher von der Flerrschaft<br />

bezahlt werden mussten, unabhängig davon,<br />

ob viel oder wenig gearbeitet wurde. 84<br />

Die Behörden<br />

in Vaduz sahen sich deshalb gezwungen, als<br />

Disziplinierungsmassnahme eine Strassenbauordnung<br />

zu erlassen. Diese Ordnung enthielt verschiedene<br />

Vorschriften: So mussten Untertanen, die ihr<br />

Zugvieh verkauft hatten, sich innert drei Wochen<br />

Ersatztiere besorgen. Ansonsten wurden die für sie<br />

vorgesehenen Fuhrfronen an andere Untertanen<br />

weitergegeben, die man dann für diese Tätigkeit<br />

sogar bezahlte. Zum Strassenbau aufgebotene Untertanen<br />

hatten die Verpflichtung, pünktlich zum<br />

Arbeitseinsatz zu erscheinen. Bei Unpünktlichkeit<br />

mussten sie zugunsten des Gemeindesäckels eine<br />

Busse von drei Batzen 85<br />

bezahlen <strong>und</strong> ausserdem<br />

die versäumte Zeit wieder einholen. Triftige Gründe<br />

für das Wegbleiben von der Arbeit mussten<br />

einem Geschworenen vorgebracht werden. Die verlorene<br />

Zeit war auch in diesem Fall einzuholen.<br />

Den Untertanen der Gemeinden Planken <strong>und</strong><br />

Triesenberg 86<br />

wurden gewisse Erleichterungen gewährt:<br />

Diese durften eine St<strong>und</strong>e später zur Arbeit<br />

kommen <strong>und</strong> auch eine St<strong>und</strong>e früher ihre Arbeit<br />

beenden. Streitereien unter den Arbeitern wurden<br />

streng verboten. Den Anweisungen der Aufseher<br />

<strong>und</strong> Wegmeister musste unbedingte Folge geleistet<br />

26<br />

werden. S7<br />

Ein Kontoauszug bestätigte am 4. November<br />

1771 den Baubeginn «auf der Landstrass»<br />

in Liechtenstein. 88<br />

Im folgenden Jahr waren allein<br />

aus Triesenberg 97 Arbeiter be<strong>im</strong> Strassenbau <strong>im</strong><br />

Tal unten <strong>im</strong> Einsatz. 89<br />

Der Frondienst für den Strassenbau blieb in der<br />

Bevölkerung unbeliebt. Die Gemeinde Triesenberg<br />

muckte bereits <strong>im</strong> Juli 1772 auf. Ihre Gemeindeangehörigen<br />

hatten offenbar ihre schuldige Arbeit<br />

für den Strassenbau nicht verrichtet. Die Triesenberger<br />

erklärten, unter dem aufgestellten Platzmeister<br />

90<br />

auch künftig keine Arbeit mehr verrichten zu<br />

wollen. Diese Weigerung der Gemeinde Triesenberg<br />

muss <strong>im</strong> Kontext mit den landwirtschaftlichen<br />

Strukturen dieses Bergdorfes gesehen werden.<br />

Triesenberg, das am Rodverkehr keinen Anteil hatte,<br />

betrieb in erster Linie Viehzucht <strong>und</strong> Alpwirtschaft.<br />

Ein Zahlenbeispiel mag dies illustrieren:<br />

Noch <strong>im</strong> Jahre 1789 zählte man in Triesenberg 725<br />

Rindvieher <strong>und</strong> 319 Schafe, aber keine Pferde <strong>und</strong><br />

auch keine Zugochsen. 91<br />

Das Oberamt äusserte<br />

sich umgehend zum Protest der Gemeinde Triesenberg:<br />

Diese «der Unterthans= Pflicht schnür stracks<br />

zuwider lauffende, ... gantz freche Eusserung wäre<br />

schon ansich Gr<strong>und</strong>, wider Sie Gemeynd nach aller<br />

Schärffe fürzufahren, deren Ungehorsam annoch<br />

aus dem Gr<strong>und</strong> sträflicher wird, weillen die schleunige<br />

Gestaltung der angefangenen Landt= Strassen<br />

erst bey den diesjährig= allgemeinen Creys= Convent<br />

unter Bedrohung des schärffsten Einsehens<br />

wider die Säumigen, auf das nachdrucksamste<br />

neuerlich beschlossen worden.» - Dieses oberamtliche<br />

Zitat ist ein Hinweis darauf, wie ernst es den<br />

Behörden in Vaduz damals war, überregionale Verpflichtungen<br />

- wie ein Kreistagsbeschluss - einzuhalten.<br />

92<br />

Die streikenden Triesenberger Strassenarbeiter<br />

verstiessen nicht nur gegen lokale <strong>liechtenstein</strong>ische<br />

Interessen, sondern - was noch als<br />

schl<strong>im</strong>mer angesehen wurde - sie stellten vertragliche<br />

Abmachungen in Frage, die Liechtenstein mit<br />

anderen Herrschaften vereinbart hatte. - In diesem<br />

Fall beliess es das Oberamt bei einer Verwarnung<br />

<strong>und</strong> der erneuten Aufforderung an die Gemeinde<br />

Triesenberg, künftig (wieder) Arbeiter für den<br />

Strassenbau zur Verfügung zu stellen. 93


Offenbar war bis anhin fleissig gearbeitet worden;<br />

denn ebenfalls <strong>im</strong> Juli 1772 konnte das Oberamt<br />

an die Hofkanzlei in Wien melden, dass man in<br />

den letzten beiden Jahren von den geplanten 5 200<br />

Klaftern Strassenfläche bereits 2 700 Klafter fertiggestellt<br />

hatte. 94<br />

Das Oberamt schlug vor, für die<br />

gesamte Wegstrecke der <strong>liechtenstein</strong>ischen Landstrasse<br />

fünf Wegmeister aufzustellen. Zu ihren Aufgaben<br />

gehörte es zum Beispiel, die Strasse nach<br />

einem Regenwetter zu begutachten <strong>und</strong> dafür zu<br />

sorgen, dass das Wasser durch ausgehobene Ablaufkanäle<br />

aufgefangen wurde. In Übereinst<strong>im</strong>mung<br />

mit den Gepflogenheiten der österreichischen<br />

Nachbarschaft sollten diese Wegmeister mit<br />

24 bis 30 Kreuzern täglich entlöhnt werden. Diese<br />

Lohnauszahlungen sollten bis zur Beendigung der<br />

Bauarbeiten getätigt werden. Für die Zeit danach<br />

sah das Oberamt die Einführung einer neuen Weggeldordnung<br />

vor.<br />

Im Strassenbau <strong>und</strong> besonders <strong>im</strong> Unterhalt der<br />

bisherigen Strassen lag aber <strong>im</strong> Sommer 1772 noch<br />

vieles <strong>im</strong> Argen. Rentmeister Ambrosi 95<br />

schrieb am<br />

28. Juli an Landvogt Ferdinand Johann Funker von<br />

Funkenberg 96<br />

nach Feldkirch. 97<br />

Ambrosi betonte,<br />

dass «einige Strecken» der alten Landstrasse unverzüglich<br />

verbessert werden müssten, sofern man<br />

das Land inskünftig «glücklich» <strong>und</strong> «ungeschädigt»<br />

zu passieren wünschte. Speziell die Fuhrleute,<br />

so Ambrosi, hatten bittere Klagen über die «üble<br />

Weegsame» geführt <strong>und</strong> diese «schümpflich geschmähet».<br />

Nur durch die Schaffung eines sicheren<br />

<strong>und</strong> «bequemlichen» Wegs könnten Zoll- <strong>und</strong> Weggeldeinnahmen<br />

auch inskünftig gesichert werden. 98<br />

Ein weiterer Bericht vom 3. August 1772 rügt <strong>im</strong><br />

Besonderen den Zustand der Landstrasse in Triesen:<br />

«So bleibt die Strecke ober dem Würthshauß"<br />

zu Trießen für beständig eine halsbrecherische Gegend,<br />

wann nicht allda auf Chaussee-Arth ein soli-<br />

82) LLA RA 6/11/8: Vogtciamt Feldkirch an OA; o. D.<br />

S3) Zum Begriff «Mähne» vgl. Gr<strong>im</strong>m, Deutsches Wörterbuch, Bd.<br />

12, Sp. 1461: Der Begriff «Mähne» umriss das gesamte Fuhrwerk.<br />

Diese Deutung findet sich auch bei Frick. M<strong>und</strong>arten. S. 182-184:<br />

«Mit Meni bezeichnete man ein Fuhrwerk ein Gespann mit einem<br />

DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />

LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />

oder zwei Zugtieren, also oder Gespanne.<br />

Weiters unterschied man die drei Kategorien: Roßmeni.<br />

Sliarameiü, Kuameni.»<br />

84) LLA RA 6/11/9: Einleitung zur Strassenbau-Ordnung von 1771.<br />

85) 15 Batzen entsprachen einem Gulden. - Siehe auch: Anhang,<br />

Seite 142 (Geld. Masseinheiten <strong>und</strong> Gewichte).<br />

86) LLA RA 6/11/9.<br />

87) Ebenda.<br />

88) LLA RA 6/11/12.<br />

89) LLA RA 6/11/13-14: Arbeiterlisten des Jahres 1772.<br />

90) Anton Nägele aus Triesen.<br />

91) LLA RA 26/1/13 (1789). Vgl. auch Ausführungen zur Landwirtschaft<br />

<strong>und</strong> Viehzucht auf S. 46-48.<br />

92) Liechtenstein war Mitglied des Schwäbischen Kreises. 1512<br />

wurde das Reich in zehn Kreise aufgeteilt. Im Rahmen der Reichsverfassung<br />

hatten diese Kreise folgende Aufgaben: 1. Sicherung des<br />

Landfriedens, 2. Ausführung (Exekution) der Reichsgerichtsurteile,<br />

3. Wahl der Beisitzer zum Reichskammergericht. 4. Aufstellung <strong>und</strong><br />

Unterhalt des Reichsheeres sowie Aufteilung der vom Reichstag<br />

beschlossenen Militärlasten. 5. Verschiedene Aufgaben der Wirtschaft<br />

sowie dos Steuer-, Polizei- <strong>und</strong> Wohlfahrtswesens (Schulz,<br />

Liechtenstein <strong>im</strong> Schwäbischen Kreis, S. 313).<br />

93) LLA RA 6/11/15: Oberamtliche Klage über das Verhalten der<br />

Gemeinde Triesenberg (7. Juli 1772).<br />

94) LLA RA 6/11/16: OA an HKW (13. Juli 1772). In Vaduz waren<br />

noch 700. in Triesen 1 200 <strong>und</strong> in Balzers 600 Klafter an der Landstrasse<br />

fertig zu stellen. In Balzers. so das Oberamt, war erst <strong>im</strong><br />

Herbst 1771 mit den Strassenarbeiten begonnen worden. Dort war<br />

«die gantze Gemeind [genötigt] auf dem Platz zu erscheinen»;<br />

deshalb hätten sogar die Geschworenen «hinlängliche Gelegenheit»,<br />

«den Erd= Bau zu erlernen».<br />

95) Michel Franz Joseph Ambrosi war seit 1764 Rentmeister in<br />

Vaduz <strong>und</strong> erhielt in dieser Position ein Jahresgehalt von 450<br />

Gulden. Er starb am 14. August 1785; vgl. Tschugmell. Beamte,<br />

S. 53.<br />

96) Ferdinand Jobann Funker v. Funkenberg wurde 1771 <strong>liechtenstein</strong>ischer<br />

Landvogt. Er erhielt einen Jahreslohn von 500 Gulden<br />

plus 48 Gulden Zuschlag für seine Pferde. Funker von Funkenberg<br />

starb am 8. Juni 1775; vgl.: Tschugmell, Beamte, S. 52 <strong>und</strong>: Vogt,<br />

Brücken zur Vergangenheil, S. 83.<br />

97) Die <strong>liechtenstein</strong>ischen Landvögte residierten zeitweise in<br />

Feldkirch. Das dortige «Palais Liechtenstein» befand sich von 1700<br />

bis 1774 <strong>im</strong> Besitz der Fürsten von Liechtenstein. Die Landvögte<br />

wohnten lieber in Feldkirch als in Vaduz, weil sie in der Montfort-<br />

Stadt nicht auf die standesgomässen Annehmlichkeiten verzichten<br />

mussten; vgl.: Vogt, Brücken zur Vergangenheit, S. 90.<br />

98) LLA RA 6/11/1 7: Rentmeister Ambrosi an Landvogt Funker von<br />

Funkenberg in Feldkirch.<br />

99) Gemeint ist wohl das an der Durchgangsstrasse gelegene Wirtshaus<br />

«Sonne».<br />

27


Die Erneuerung der <strong>liechtenstein</strong>ischen<br />

Landstrasse<br />

in den Jahren 1770 bis<br />

1782 brachte es mit sich,<br />

dass manche Strassenabschnitte<br />

begradigt <strong>und</strong><br />

zum Teil sogar verlegt<br />

werden mussten. Diese<br />

Zeichnung aus dem Jahre<br />

1781 zeigt den Verlauf<br />

sowie eine genaue Abmessung<br />

<strong>und</strong> Beschreibung<br />

der Landstrasse bei Nendeln.<br />

Die geplante Begradigung<br />

des gekrümmten<br />

Wegstücks zwischen den<br />

beiden Wirtshäusern stiess<br />

jedoch auf Widerstand, da<br />

private Gr<strong>und</strong>stücke davon<br />

tangiert waren.<br />

28<br />

• 7"72. „<br />

3<br />

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DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />

LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN


der Strassenbau angelegt wird». 100<br />

Es war damals<br />

also ein dringender Handlungsbedarf zur Verbesserung<br />

der Landstrasse gegeben. Auf völliges Unverständnis<br />

musste daher das Reskript der Hofkanzlei<br />

Wien vom 11. Juli 1772 stossen, welches<br />

befahl, die Bauarbeiten an der Landstrasse einzustellen.<br />

101<br />

Das Oberamt reagierte postwendend <strong>und</strong><br />

wiederholte - diesmal an die Adresse der Hofkanzlei<br />

gerichtet - die Klagen über den <strong>im</strong>mer noch<br />

ziemlich schlechten Zustand der Verkehrswege:<br />

«vor allem sind die Strassen ... so unwandelbahr,<br />

dass an den meysten Orthen zwey gegen einander<br />

kommende Wagen fast gar nicht, oder doch mit<br />

sehr harther Mühe ausweichen können». 102<br />

Der<br />

vorläufige Stopp des Strassenbaus provozierte das<br />

Vogteiamt Feldkirch am 27. August zu einer Nachfrage.<br />

103<br />

In seiner Antwort darauf legte das Oberamt<br />

die Gründe für den Befehl aus Wien dar: Es<br />

hätte keine gesicherte Rechnung über die Kosten<br />

vorgelegen. Im weiteren vermutete das Oberamt,<br />

dass die Untätigkeit der bündnerischen Behörden<br />

<strong>im</strong> Strassenbau ebenfalls mit dazu beitrug, dass die<br />

Hofkanzlei den Befehl gab, in Liechtenstein die<br />

Bauarbeiten an der Landstrasse einzustellen. 104<br />

Die begradigte Landstrasse<br />

durch Nendeln,<br />

Zustand um 1930. Links<br />

die 1941 abgerissene<br />

Kapelle aus dem 17. Jahrh<strong>und</strong>ert,<br />

dahinter die<br />

Zuschg in unmittelbarer<br />

Nähe zum Wirtshaus<br />

«Löwen»<br />

30<br />

In den folgenden Jahren ging es nur zögerlich<br />

mit dem Ausbau der Landstrasse vorwärts. So<br />

erfolgten in den Jahren 1774 <strong>und</strong> 1776 oberamtliche<br />

Befehle an die Gemeinden, wonach bei einem<br />

Stillstand <strong>im</strong> Strassenbau die Arbeiter das gesamte<br />

Werkgeschirr dem Wegmeister zur Verwahrung<br />

zurückgeben sollten. 105<br />

Offenbar erst um 1780 erfolgte<br />

der weitere Ausbau der Landstrasse. Krönende<br />

Schlusspunkte dieser Aktivitäten waren der<br />

Erlass einer neuen Weggeldordnung sowie von<br />

neuen Rodordnungen in den Jahren 1781 <strong>und</strong><br />

1782. 106<br />

Für den Ausbau der Landstrasse musste teilweise<br />

privater Gr<strong>und</strong> <strong>und</strong> Boden beschlagnahmt<br />

werden. Dies kann als weiteres Indiz dafür gelten,<br />

dass der Strassenbau bei den einhe<strong>im</strong>ischen Bauern<br />

nicht gerade auf Gegenliebe stiess. Für eine um<br />

1770 erfolgte Enteignung in Balzers verlangten die<br />

betroffenen Familien noch zwanzig Jahre später<br />

finanzielle Entschädigung durch den Staat. Sie beriefen<br />

sich dabei auf Versprechungen, welche ihnen<br />

die Landvögte Funkner von Funkenberg <strong>und</strong><br />

Gilm von Rosenegg 107<br />

gemacht hatten. Insgesamt<br />

wurde für 144 Klafter an hergegebenem Boden (bei


einem Klafterpreis von 36 Kreuzern) eine Entschädigungssumme<br />

von 159 Gulden <strong>und</strong> 30 Kreuzern<br />

verlangt. 108<br />

Rentmeister Fritz 109<br />

nahm am 17. Mai<br />

1791 zu diesen Geldforderungen Stellung. Er kam<br />

auf die <strong>im</strong> Jahre 1770 erfolgten Enteignungen zu<br />

sprechen, berief sich aber darauf, dass damals niemandem<br />

Entschädigung versprochen worden war.<br />

Erst <strong>im</strong> Jahre 1780, als der Fürst die Herstellung<br />

einer chaussee-mässigen Kommerzialstrasse durch<br />

Liechtenstein befohlen hatte, war den Untertanen<br />

eine Entschädigung für die wegen des Strassenbaus<br />

beschlagnahmten Gr<strong>und</strong>stücke gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

gewährt worden. 110<br />

Das hatte jedoch keine Rückwirkung<br />

auf früher erfolgte Enteignungen. Deshalb<br />

wurde das Gesuch der Balzner Bürger am 22. Oktober<br />

1791 abgelehnt. 111<br />

Schwierigkeiten bereitete die Linienführung der<br />

Landstrasse in Nendeln. Bereits der oberamtliche<br />

Bericht an die Hofkanzlei vom 3. August 1772 hatte<br />

darauf hingewiesen, dass das Strassenstück<br />

zwischen den beiden Wirtshäusern in Nendeln «ein<br />

<strong>im</strong>mer wehrender nicht abzuleithender Sumpf [geworden]<br />

<strong>und</strong> Winters- <strong>und</strong> Sommerszeith zum Versinken<br />

[war]». 112<br />

Das Oberamt schlug sodann vor,<br />

dieses Strassenstück zu verlegen, <strong>und</strong> zwar näher<br />

an den Berghang, wo schon ein 20 Klafter langer<br />

Fussweg hindurchführte. 113<br />

Gleichzeitig regte das<br />

Oberamt an, den betroffenen Eigentümern, die hier<br />

Boden weggeben müssten, eine Entschädigung zu<br />

geben. 114<br />

An einen Baubeginn war jedoch vorerst<br />

nicht zu denken. Die Frage um die Ausbesserung<br />

<strong>und</strong> teilweise Verlegung der Landstrasse in Nendeln<br />

beschäftigte die Amtsstellen sowie die direkt<br />

betroffenen Anwohnerinnen <strong>und</strong> Anwohner noch<br />

die folgenden Jahrzehnte. Sowohl in Eschen wie<br />

auch in Nendeln regte sich Widerstand: Adam<br />

Kranz sowie Josephus Thöni aus Nendeln protestierten<br />

gegen die geplante neue Linienführung der<br />

Landstrassse, weil diese ihre Gr<strong>und</strong>stücke durchquerte.<br />

115<br />

Doch auch für die Gemeinde Eschen, zu<br />

der Nendeln gehört, war die Ausführung dieser<br />

Planung keine populäre Angelegenheit. Die Bewohnerschaft<br />

der gesamten Gemeinde Eschen hätte für<br />

den Bau <strong>und</strong> Unterhalt der Strasse aufkommen<br />

müssen, <strong>und</strong> Eschen argumentierte, dass von den<br />

DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />

LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />

136 Haushaltungen in der Gemeinde lediglich neun<br />

an dieser Strasse in Nendeln liegen würden. Folglich<br />

war die Gemeinde Eschen nicht bereit, diese<br />

Arbeitsleistung auf eigene Kosten zu erbringen. 116<br />

Der Fürst befahl schliesslich <strong>im</strong> April 1801 «die<br />

100) Vgl. LLA RA 6/11/18.<br />

101) Das Schreiben der HKW ist nicht <strong>im</strong> LLA vorhanden, es wird<br />

aber darauf genommen <strong>im</strong> Schreiben des OA vom 3. August 1772:<br />

LLA RA 6/11/18.<br />

102) Ebenda.<br />

103) LLA RA 6/11/20: Vogteiamt an OA, 27. August 1772.<br />

104) Ebenda.<br />

105) LLA RA 6/11/24-25, 14. Juli 1774, sowie LLA RA 6/11/27.<br />

15. Juni 1776.<br />

106) Ospelt, Wirtschaftsgeschichte. S. 334 f. sowie S. 338. - Zum<br />

Thema «Weggelder» siehe auch S. 50-54 in dieser Arbeit: die<br />

Rodordnung von 1 782 ist auf S. 88 f. dargestellt <strong>und</strong> besprochen.<br />

107) Liechtensteinischer Landvogt 1775 bis 1789; vgl. Tschugmell.<br />

Beamte. S. 52.<br />

108) LLA RA 6/11/105 (datiert: 9. Mai 1790). Schadenersatzforderung<br />

von: Joseph Anton <strong>und</strong> Gregor Brunhart (zwei Brüder), Anton<br />

Frömmelt. Christian Willi, Alton Vogt, Alt-Landammann Egidy Nipp<br />

sowie Alt-Richter Anton Kaufmann. (Achtung: Die genannte Summe<br />

beinhaltet noch die Forderung einer Zinszahlung für 17 Jahre in der<br />

Höhe von 73 Gulden <strong>und</strong> 6 Kreuzern!)<br />

109) Rentmeister Joseph Fritz stammte aus Dalaas (Vorarlberg). Von<br />

1775 bis 1785 fungierte er als Amtsschreiber <strong>und</strong> von 1785 bis 1804<br />

als Rentmeister; vgl. Tschugmell. Beamte, S. 53 f.<br />

110) LLA RA 6/11/112: Stellungnahme von Rentmeister Fritz. - Der<br />

Fürst hatte 1780 beschlossen, dass jedem Untertanen, der Boden für<br />

den Strassenbau hergeben musste. «nach unparteiischer Schätzung<br />

der Ortsvorsteher» eine Entschädigung aus der Rentamtskasse<br />

bezahlt werden musste.<br />

111) Notiz der HKW auf der letzten Seite des Dokuments<br />

LLA RA 6/11/105.<br />

11 2) LLA RA 6/11/18: OA an HKW. Naheliegend ist, dass der zwischen<br />

den beiden Nendler Wirtshäusern «Engel» <strong>und</strong> «Löwen»<br />

durchfliessende Dorfbach die Landstrasse <strong>im</strong>mer wieder durchnässte<br />

oder gar überflutete.<br />

113) Ebenda. Vgl. Planskizze mit genauer Beschreibung der bestehenden<br />

Strasse sowie der geplanten Wegverbindung in Nendeln:<br />

LLA RA 6/11/36. 22. Oktober 1781, abgebildet auf S. 28 f.<br />

114) LLA RA 6/11/18: OA an HKW<br />

115) LLA RA 6/11/30: Schreiben von Adam Kranz <strong>und</strong> Josephus<br />

Thöni aus Nendeln an das OA. 29. August 1781.<br />

116) LLA RA 6/11/170; Bericht des OA an die HKW, 1. April 1801.<br />

31


Schreiben des Weggeldeinnehmers<br />

Joseph Wolfmger<br />

aus dem Jahre 1798, in<br />

welchem er sich beklagte,<br />

dass die passierenden<br />

Fuhrleute sich weigerten,<br />

das Weggeld zu bezahlen;<br />

Gr<strong>und</strong> für diese Weigerung<br />

war der schlechte Zustand<br />

der Landstrasse, insbesondere<br />

in Balzers<br />

Adressat des Schreibens<br />

von Joseph Wolfinger war<br />

das Fürstliche Oberamt in<br />

Vaduz<br />

32<br />

-ikrvf Qy--£*** vw~% \r*» >/ .. ....<br />

!yf' ^ • y ,yy .


efindlichen Burg gehörten. 124<br />

Das Vogteiamt Feldkirch<br />

forderte, dass mit dem Bau dieser Anhangstrasse<br />

- zwecks Klärung dieser rechtlichen Fragen<br />

- noch zugewartet werden sollte. 125<br />

Das Oberamt<br />

in Vaduz schrieb den Behörden in Feldkirch, dass<br />

nun mit den Bauarbeiten begonnen werden sollte.<br />

Die Bauern wären zur Zeit mit Feldarbeit nicht<br />

so sehr beansprucht <strong>und</strong> es wäre folglich der<br />

beste Zeitpunkt für den Strassenbau. Für die noch<br />

ungeklärte Rechtsfrage in Bezug auf die Gutenberg'schen<br />

Güter könne einstweilen eine Zwischenlösung<br />

gef<strong>und</strong>en werden. 126<br />

Es wurden schliesslich<br />

auch diejenigen Balzner Untertanen, die für diesen<br />

Strassenbau Boden hergeben mussten, finanziell<br />

entschädigt. 127<br />

Versäumnisse <strong>im</strong> Strassenunterhalt gaben <strong>im</strong>mer<br />

wieder Anlass zu Klagen. Am 28. Januar 1792<br />

beispielsweise befahl das Oberamt den Gemeinden<br />

Vaduz, Triesen <strong>und</strong> Balzers die Bekiesung der<br />

Strassen. Die Untertanen dieser Gemeinden sollten<br />

wöchentlich zwei halbe Tage für die Ausführung<br />

dieser Arbeit einsetzen. 128<br />

Offenbar nicht besser<br />

war es um den Zustand der Landstrassen <strong>im</strong><br />

Unterland bestellt. So wurde am 20. April 1793 der<br />

Landammann der Herrschaft Schellenberg aufgefordert,<br />

die Bekiesung «seiner» Strassen zu veranlassen.<br />

Der schlechte Zustand der Verkehrsverbindungen<br />

in der Herrschaft Schellenberg sei eine<br />

Schande <strong>und</strong> ziehe die Klagen der Nachbarschaft<br />

auf sich. 129<br />

Ebenfalls 1793 wurden die Vorsteher<br />

der Gemeinde Vaduz gerügt, sie hätten bei den<br />

Strassen «biesher keine Ordnung gehalten». 130<br />

Joseph Wolfmger aus Balzers stellte <strong>im</strong> Jahre 1798<br />

fest, dass der schlechte Zustand der Strasse durch<br />

Balzers die Fuhrleute davon abhalten würde, das<br />

Weggeld 131<br />

ordnungsgemäss zu entrichten: 132<br />

«[Joseph Wolfinger besagt, dass er]


Bericht aus dem Jahre 1800 belegt die Weigerung<br />

der auswärtigen Fuhrleute, das Weggeld zu bezahlen.<br />

137<br />

Joseph Wolfmger erhielt sodann die oberamtliche<br />

Weisung, alle Verweigerer von Weggeldzahlungen<br />

sorgfältig zu notieren. 138<br />

Konkrete Ausbesserungen<br />

an der Landstrasse wurden in diesen<br />

Jahren wohl nicht vorgenommen, da die <strong>liechtenstein</strong>ische<br />

Bevölkerung in den Jahren 1799 <strong>und</strong><br />

1800 andere Schwierigkeiten zu bewältigen hatte,<br />

so die sehr schweren Auswirkungen der Einfälle<br />

französischer Truppen.' 39<br />

Wir haben bereits gesehen, dass die mangelhafte<br />

Qualität der <strong>liechtenstein</strong>ischen Landstrasse<br />

den durchpassierenden Fuhrleuten <strong>im</strong>mer ein<br />

Dorn <strong>im</strong> Auge war. Von oberamtlicher Seite wurde<br />

aber nun zusätzlich auch die fehlende Ordnung <strong>im</strong><br />

Bereich der Strassenumgebung kritisiert. So hatte<br />

das Oberamt bereits 1798 festgestellt, dass die Waldungen<br />

zu nahe an die Landstrasse herangewachsen<br />

waren. Ebenso waren aus den Hecken der<br />

Hauseigentümer regelrechte Bäume geworden. Das<br />

führe, so beklagte das Oberamt, <strong>im</strong>mer mehr zu<br />

Sichtbehinderungen auf der Strasse. 140<br />

Schon <strong>im</strong><br />

Jahre 1779 hatten die Vaduzer Behörden angeordnet,<br />

dass alle Bäume, aber auch die Zäune, 15<br />

Schuh vom Strassenport entfernt sein mussten. Da<br />

dieser obrigkeitliche Befehl nicht ausgeführt wurde,<br />

musste er <strong>im</strong> Jahre 1806 nochmals wiederholt<br />

werden. 141<br />

Kolorierte Planskizze<br />

der Ortschaften Balzers<br />

<strong>und</strong> Mäls aus der Zeit um<br />

1794/1795 mit dem<br />

orangegelb eingezeichneten<br />

Hügel der Burg Gutenberg<br />

in der Mitte. Mehrere<br />

Wegverbindungen sind<br />

eingetragen, die Darstellung<br />

erlaubt jedoch keine<br />

Rückschlüsse auf deren<br />

Qualität.<br />

34<br />

Die Skizze scheint noch<br />

vor dem Dorfbrand entstanden<br />

zu sein, jedenfalls<br />

ist die 1795 abgebrannte<br />

alte Kirche deutlich eingetragen.<br />

Die einhe<strong>im</strong>ischen Bauern <strong>und</strong> Fuhrleute konnten<br />

der Pflicht zum Strassenbau <strong>und</strong> Strassenunterhalt<br />

meist nur mangelhaft nachkommen. Zu oft<br />

verhinderte der ohnehin beschwerliche Alltag dieser<br />

Menschen solche zusätzlichen Arbeitseinsätze.<br />

Auch finanziell waren die Lasten für die Bevölkerung<br />

<strong>im</strong> späten 18. Jahrh<strong>und</strong>ert unerträglich gross<br />

geworden. Auf eine Bittschrift der Untertanen hin<br />

hatte dann die Fürstliche Rentkassa 1798 den<br />

Unterhalt der Landstrasse ausserhalb der Ortschaften<br />

übernommen. 142<br />

In dringenden Fällen wurde<br />

nun die Landstrasse von Lohnarbeitern repariert.<br />

143<br />

Die Pflicht der Bevölkerung, <strong>im</strong> unentgeltlichen<br />

Frondienst Bau- <strong>und</strong> Unterhaltsarbeiten für<br />

die <strong>liechtenstein</strong>ischen Verkehrswege zu leisten,<br />

hatte dennoch bis ins Revolutionsjahr 1848 Bestand.<br />

144<br />

Weitere Strassenbauten, die aber nicht nur eine<br />

wirtschaftliche, sondern auch eine militärische Bedeutung<br />

hatten, wurden <strong>im</strong> frühen 19. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

realisiert. So wurde zwischen Eschen <strong>und</strong> Nendeln<br />

auf Druck des österreichischen Militärs eine neue<br />

Fahrstrasse gebaut. 145<br />

1809 entstand die Anhangstrasse,<br />

welche das Möliholz mit der Burgerauer<br />

Rheinfähre verband. Ungefähr zur selben Zeit wurde<br />

eine fahrbare Strasse nach Planken erstellt. Bezüglich<br />

Zustand <strong>und</strong> Ausbau des <strong>liechtenstein</strong>ischen<br />

Strassenbildes zeigte sich um 1820 das in<br />

der nachfolgenden Tabelle angegebene Bild. 146<br />

137) ILA RA 6/11/165: Brief von Joseph Wolfmger an das OA in<br />

Vaduz. 2. Februar 1800.<br />

138) Ebenda. Notiz des OA zum Brief des Weggeldeinnehmers<br />

Joseph Wolfmger.<br />

139) Vgl. hierzu die Ausführungen auf S. 132-134.<br />

140) LLA RA 6/11/150: Notiz des OA vom 23. Juli 1798.<br />

141) LLA RA 6/11/188: Befehl des OA vom 9. August 1806. - Eine<br />

erste oberamtlicho Anordnung von 1779 (vgl. LLA RA 6/11/155)<br />

wurde offenbar nicht befolgt.<br />

142) Ospelt, Wirtschaftsgeschichte. S. 337.<br />

143) Ebenda, S. 337 f.<br />

144) Ebenda. S. 338.<br />

145) Ebenda.<br />

146) Ebenda. S. 338 f.


DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />

LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />

35


Tabelle 1: Diese Tabelle<br />

zeigt, dass um 1820 zwar<br />

die Landstrasse ein passabel<br />

befahrbarer Transitweg<br />

war, dass es sich<br />

bei vielen Nebenstrassen<br />

in Liechtenstein aber<br />

lediglich um schwer passierbare<br />

Trampelpfade<br />

oder um morastige Feldwege<br />

handelte<br />

DER RHEIN ALS TRENN- UND<br />

VERBINDUNGSLINIE<br />

Strasse<br />

«Hauptchaussee» (Landstrasse)<br />

Balzner Post-Mäls-Rheinfähre Trübbach<br />

Moliholz-Burgerauer Rheinfähre<br />

Nendeln-Eschen-Rofaberg-Bendern-Fähre<br />

Eschen-Mauren-österr. Grenze-Hub<br />

Rofaberg-Schönabüel-Mösma-Schellenberg-österreichische<br />

Grenze-Fresch<br />

Bendern-Schellenberg<br />

Bendern-Ruggell-österr. Grenze-Bangs<br />

Schaan-Planken<br />

Total Liechtenstein<br />

Bis ins frühe 19. Jahrh<strong>und</strong>ert diente der Rhein<br />

oberhalb des Bodensees als Schifffahrtsstrasse.<br />

Vom Bodensee kommende Güter wurden bis Bauern<br />

bei Hohenems auf Booten transportiert. Von<br />

Bauern gingen die Waren <strong>im</strong> Fuhrwerksverkehr<br />

weiter in Richtung Süden. Die Bedingungen für die<br />

Schifffahrt auf dem Rhein verschlechterten sich<br />

jedoch <strong>im</strong> Laufe der Zeit: Raubbauartiger Holzschlag<br />

in Graubünden bewirkte eine zunehmende<br />

Geschiebezufuhr <strong>und</strong> Aufschüttung des Flussbettes.<br />

147<br />

Noch weiter oben, auf der Höhe des Fürstentums<br />

Liechtenstein, fand zwar keine Schifffahrt<br />

mehr statt, aber dafür verkehrten in diesem Flussabschnitt<br />

zahlreiche Flosse. Im Flossverkehr gingen<br />

verschiedene Waren wie Holz <strong>und</strong> Getreide von<br />

Chur ins Bodenseegebiet. Betreffend Holztransporte<br />

schlössen Gemeinden des Bündner Oberlandes<br />

häufig Verträge ab mit Holzhändlern aus dem St.<br />

Gallischen Rheintal, aber auch mit Flössern von<br />

Bonaduz, Ems, Tamins <strong>und</strong> Felsberg. Wichtige Haltestellen<br />

in der Rheinflossfahrt lagen bei Trübbach<br />

sowie bei Rheineck. 148<br />

Die Flosse, die in der Regel 9<br />

Meter lang <strong>und</strong> 6 Meter breit waren, wurden zumeist<br />

in Rheineck billig verkauft, da man sie nur<br />

mit grösster Mühe hätte zurückführen können. 149<br />

36<br />

Länge (in Klafter)<br />

10 813<br />

1 695<br />

973<br />

6 610<br />

1 766<br />

2 110<br />

1 306<br />

2 809<br />

1 840<br />

27 838<br />

davon gut befahrbar<br />

hergestellt<br />

10 813<br />

695<br />

973<br />

1 087<br />

162<br />

332<br />

2 709<br />

1 300<br />

18 513<br />

Besonders rege war der Flossverkehr auf dem<br />

Rhein <strong>im</strong> Hungerjahr 1771. Täglich gelangten umfangreiche<br />

Kornfuhren aus Italien über die Alpenpässe<br />

nach Graubünden. Die Churer Spediteure<br />

Bavier, Massner <strong>und</strong> Laurer Hessen in jenem Jahr<br />

2 475 Saum Korn durch Fuhrwerke <strong>und</strong> r<strong>und</strong> 600<br />

Saum Korn durch Flosse den Kaufleuten der Azmooser<br />

Firma Mathias Sulser & Cie. zwecks Weiterbeförderung<br />

ins untere Rheintal zukommen. 150<br />

Diese Zahlen sind interessant, geben sie doch einen<br />

guten Vergleich über die Warenmengen, welche auf<br />

dem Landweg beziehungsweise auf dem Wasserweg<br />

befördert wurden. Konkret heisst das, dass in<br />

diesem Fall knapp 18 Prozent des Transitverkehrs<br />

auf dem Wasserweg <strong>und</strong> über 82 Prozent auf dem<br />

Landweg abgewickelt wurden. Ein einzelnes Floss<br />

wurde normalerweise nicht mit mehr als 15 Saum<br />

beladen. 151<br />

Der Waren- <strong>und</strong> insbesondere der Personenverkehr<br />

ging aber nicht nur der Wasserstrasse des<br />

Rheins entlang. Immer schon suchten die Bewohner/innen<br />

nach günstigen Möglichkeiten zur Überquerung<br />

dieses Flusses. Vor dem Bau von festen<br />

Brücken konnte der Rhein nur mittels einer Fähre<br />

oder bei einer Furt überquert werden.<br />

Zum Thema Rheinfurten finden sich nur selten<br />

Hinweise in den Quellen. 152<br />

Dies ist wohl damit zu<br />

erklären, dass die Furten sich nicht durch eine


hohe Beständigkeit <strong>und</strong> Lebensdauer auswiesen.<br />

Solche Übergänge wurden nicht durch bauliche<br />

Massnahmen gebildet. Vor der grossen Rheinkorrektur<br />

in der zweiten Hälfte des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

veränderte sich das Flussbett ständig. Der Fluss<br />

«mäandrierte» <strong>und</strong> suchte sich den Weg des geringsten<br />

Widerstands. Dabei entstanden auf natürliche<br />

Weise Stellen, wo der Fluss weniger tief war<br />

<strong>und</strong> folglich durchwatet werden konnte. Ein Hochwasser<br />

konnte indes die Situation völlig verändern:<br />

Dort, wo früher der Wasserstand am höchsten war,<br />

konnte nun eine Sandbank liegen <strong>und</strong> umgekehrt.<br />

Bei Niedrigwasser, in den Monaten Januar bis<br />

März, war der Rhein zwischen dem Bodensee <strong>und</strong><br />

Chur an etwa zwölf Orten «furtbar» (besonders <strong>im</strong><br />

Abschnitt Tardisbrücke 153<br />

- Trübbach sowie unterhalb<br />

von Montlingen). Die Rheinkorrektion <strong>im</strong> späteren<br />

19. Jahrh<strong>und</strong>ert verengte das Flussbett <strong>und</strong><br />

bewirkte so eine Erhöhung der Fliessgeschwindigkeit<br />

<strong>und</strong> der Transportkraft des Rheins. Folglich<br />

konnten sich kaum noch Furten bilden.<br />

In vorreformatorischer Zeit umfasste die Pfarrei<br />

Bendern auch linksrheinische Gebiete, <strong>und</strong> zwar<br />

die Ortschaften Sennwald (bis 1422), Salez (bis<br />

1514) <strong>und</strong> Haag (bis 1637). 154<br />

Es bestand somit für<br />

die Angehörigen dieser drei Ortschaften die Notwendigkeit,<br />

zwecks Gottesdienstbesuch in Bendern<br />

den Rhein zu überqueren. Sie taten dies mit Hilfe<br />

einer Fähre. Dieser Rheinübergang Haag-Bendern<br />

gewann noch zusätzliche Bedeutung infolge Inanspruchnahme<br />

durch zahlreiche Pilger/innen. Bendern<br />

lag an der Pilgerroute, die von Tirol <strong>und</strong> Vorarlberg<br />

nach Einsiedeln führte. 155<br />

Umgekehrt war<br />

Bendern selbst zeitweise ein lokaler Wallfahrtsort,<br />

so zum Beispiel <strong>im</strong> 16. Jahrh<strong>und</strong>ert für die innerhalb<br />

des heutigen Bezirkes Werdenberg katholisch<br />

gebliebenen Einwohner von Garns. 156<br />

Die übrigen<br />

Ortschaften des Bezirkes Werdenberg waren <strong>im</strong> 16.<br />

<strong>und</strong> 17. Jahrh<strong>und</strong>ert zur Reformation übergetreten.<br />

Der Rhein bildete folglich zwischen den Landschaften<br />

Vaduz <strong>und</strong> Schellenberg einerseits sowie<br />

der Herrschaft Werdenberg andererseits nicht nur<br />

eine geographische, sondern auch eine konfessionelle<br />

Trennlinie. Auf den Personen- <strong>und</strong> Warenverkehr<br />

hatte dies eher ungünstige Auswirkungen, zu­<br />

DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />

LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />

mal die beidseitigen Obrigkeiten grenzüberschreitende<br />

Kontakte eher behinderten als förderten. 157<br />

Die erste Erwähnung des Fährbetriebs auf dem<br />

Rhein ist <strong>im</strong> Rätischen Urbar des 9. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

zu finden. Unter der Gemeinde Schaan ist der Hinweis<br />

zu finden: «Jedes von den 7 Dörfern entrichtet<br />

da für das Fronschiff einen Denar». 158<br />

Noch <strong>im</strong> 17.<br />

Jahrh<strong>und</strong>ert wurde eine alte, abgegangene «Fahr»<br />

bei Gamprin erwähnt, die offenbar älter als jene in<br />

Bendern war. 159<br />

Insgesamt gab es zwischen Trübbach<br />

<strong>und</strong> Büchel fünf (nach 1850 sogar sechs)<br />

Fähren: die erste zwischen Trübbach <strong>und</strong> Balzers,<br />

die zweite zwischen der Burgerau <strong>und</strong> dem Möliholz,<br />

die dritte zwischen Haag <strong>und</strong> Bendern, die<br />

vierte zwischen Ruggell <strong>und</strong> Salez <strong>und</strong> die fünfte<br />

zwischen Ober-Büchel <strong>und</strong> Bangs (in der jeweils<br />

erstgenannten Ortschaft war die Fähre stationiert).<br />

Die letztgenannte fünfte Fähre hatte eine nicht unbedeutende<br />

Stellung, stellte sie doch eine Verkehrsverbindung<br />

zwischen den Städten Feldkirch <strong>und</strong><br />

Altstätten her. Der Fährübergang zwischen Burgerau<br />

<strong>und</strong> dem Möliholz wurde erst zu Beginn des<br />

147) Ebenda. S. 340.<br />

148) Kuratli, Loreleifelsen <strong>im</strong> St. Galler Oberland. S. 166.<br />

149) Ebenda.<br />

150) Ebenda.<br />

151) Ebenda.<br />

152) Die folgenden Ausführungen stützen sich weitgehend auf: Vogt,<br />

Werdenberg-Liechtenstein, S. 155.<br />

153) Zur Tardisbrücke: vgl. Ausführungen auf S. 21.<br />

154) Poeschel, Liechtenstein, S. 242. Fussnote 1. Haag trat erst <strong>im</strong><br />

17. Jahrh<strong>und</strong>ert zum neuen Glauben über.<br />

155) Vogt, Werdenberg-Liechtenstein, S. 154. Dieser Wallfahrtsweg<br />

führte über Feldkirch, das Thurtal <strong>und</strong> den Rickenpass.<br />

156) Aebi, Sennwald, S. 33 <strong>und</strong> Schafnauser, Der Rhein <strong>und</strong> seine<br />

Verkehrsstellung, S. 120. Im Jahre 1587 ereignete sich ein grauenvolles<br />

Unglück bei einer versuchten Rheinüberquerung. Ein Pilgerschiff<br />

mit 115 Personen (meist aus Garns) verunglückte. Mindestens<br />

85 Menschen ertranken.<br />

157) Vogt. Werdenberg-Liechtenstein. S. 154.<br />

158) LUB I. Teil, Bd. 1, S. 41 u. 43. Übersetzung aus dem lateinischen<br />

Originaltext.<br />

159) Schafhauser, Der Rhein <strong>und</strong> seine Verkehrsstellung, S. 120.<br />

37


Diese Karte aus dem Jahre<br />

1800 zeigt einerseits den<br />

Verlauf der <strong>liechtenstein</strong>ischen<br />

Landstrasse <strong>und</strong><br />

andererseits den mäandrierenden<br />

Rhein, dessen<br />

Flussbett sich stetig änderte.<br />

Auffallend sind die<br />

dicht bewaldeten Rheinauen<br />

<strong>im</strong> Raum Triesen<br />

<strong>und</strong> Vaduz. Noch verband<br />

keine Brücke Liechtenstein<br />

mit der anderen Rheintalseite.<br />

18. Jahrh<strong>und</strong>erts eingerichtet. Dieser neuen Fähre<br />

erwuchs sogleich Widerstand von Seiten der<br />

Schiffsleute der benachbarten Fähren von Trübbach<br />

nach Balzers sowie von Haag nach Bendern.<br />

Bis ins Jahr 1793 durfte die neue Fähre Burgerau-Möliholz<br />

nur Personen befördern. Dann aber<br />

erhielt sie dieselben Rechte <strong>und</strong> Pflichten wie die<br />

beiden älteren Fähren. 160<br />

Der Standort dieser Fähre<br />

zwischen Burgerau <strong>und</strong> Möliholz blieb unbefriedigend,<br />

weil sie nicht grössere Siedlungszentren direkt<br />

miteinander verband. Im Jahre 1850 schliesslich<br />

beschlossen die Schifffahrtspächter in eigener<br />

Regie, die Fähre weiter nördlich an die Stelle der<br />

heutigen Strassenbrücke von Schaan nach Buchs<br />

zu verlegen. 161<br />

Noch <strong>im</strong> selben Jahr wurde neu eine<br />

Fähre zwischen Vaduz <strong>und</strong> Sevelen eingerichtet. 162<br />

Die Fährrechte für die Übergänge bei Trübbach<br />

<strong>und</strong> Haag waren einst <strong>im</strong> Besitz der Herren von<br />

Werdenberg. Durch den Verkauf der Herrschaft <strong>im</strong><br />

Jahre 1517 gingen diese Rechte von Werdenberg<br />

auf den Stand Glarus über. Im Jahre 1803 erwarb<br />

sie schliesslich der neu gegründete Kanton St. Gallen.<br />

163<br />

Die Herrschaft Schellenberg ihrerseits besass<br />

die Rechte an den Fähren von Ruggell nach<br />

Salez sowie Bangs nach Büchel. 164<br />

Beidseitige<br />

Obrigkeiten verliehen die jeweiligen Fährrechte an<br />

best<strong>im</strong>mte Untertanen. Die Rheinfähre von Ruggell<br />

nach Salez wurde <strong>im</strong> 17. Jahrh<strong>und</strong>ert von einem<br />

38<br />

gewissen «Spiegier» unterhalten, der jedoch 1668<br />

(als in den Herrschaften Schellenberg <strong>und</strong> Vaduz<br />

zahlreiche Hexenprozesse stattfanden) «malefizisch<br />

hingericht[et]» wurde. 165<br />

Die Fähre wurde<br />

darauf hin konfisziert <strong>und</strong> einem Hans Büchel als<br />

Schupflehen übergeben. 166<br />

Im Jahre 1687 wurde<br />

die Fähre der Familie Büchel als Erblehen verkauft.<br />

167<br />

Dieses Lehensverhältnis blieb bis zu seiner<br />

Auflösung <strong>im</strong> Jahre 1894 bestehen. 168<br />

Ein Fährboot hatte eine ungefähre Lebensdauer<br />

von zehn Jahren. 169<br />

Manche Fährstationen - so<br />

etwa Trübbach, Sevelen, Buchs, Haag <strong>und</strong> Büchel -<br />

besassen zwei Boote: einen sogenannten «Weidling»,<br />

mit dem 10 bis 15 Personen (bzw. 15 bis 20<br />

Zentner) über den Rhein geführt werden konnten,<br />

sowie ein grösseres Boot, mit dem auch Tiere <strong>und</strong><br />

leichtere Wagen befördert werden konnten. 170<br />

Die<br />

Fährleute erhoben für den Transport von Menschen<br />

<strong>und</strong> Fuhrwerken Gebühren. So galten <strong>im</strong><br />

Jahre 1654 für die Rheinüberquerung bei Trübbach<br />

folgende Tarife: eine «Ledi» kostete 20, ein<br />

leerer Wagen mit vier Pferden zehn Kreuzer. Für<br />

den Transport eines Fremden mussten zwei Kreuzer<br />

bezahlt werden; ein Einhe<strong>im</strong>ischer (aus der<br />

eigenen Herrschaft) hatte dem Bootsmann einen<br />

Kreuzer für die Überfahrt zu entrichten. 171<br />

Für die<br />

Fähre Ruggell-Salez mussten für die Überfahrt <strong>im</strong><br />

Jahre 1812 folgende Beträge bezahlt werden: Ein


eladener Wagen kostete 24 Kreuzer, ein leerer<br />

Wagen zwölf Kreuzer. Für ein Pferd waren sechs<br />

Kreuzer zu entrichten. Ein Fremder musste vier,<br />

ein Einhe<strong>im</strong>ischer lediglich einen Kreuzer für die<br />

Überfahrt bezahlen. 172<br />

Im Vergleich zu einer festen Brücke schnitt die<br />

Fähre verkehrstechnisch schlecht ab. Der Transport<br />

mit einer Fähre war teuer, zeitaufwendig <strong>und</strong><br />

zudem noch stark witterungsabhängig. Bei Föhn<br />

oder Flochwasser konnte die ganze Angelegenheit<br />

sehr gefährlich werden. Es gab oft auch Klagen gegen<br />

die Fährleute wegen langer Wartezeiten oder<br />

überhöhter Preise. 173<br />

Es fehlte nicht an Versuchen, an dem einen oder<br />

anderen Ort eine Brücke über den Rhein zu bauen.<br />

So soll es einst bei Triesen eine Rheinbrücke gegeben<br />

haben. Der Flurname «Gapont» deutet auf die<br />

Existenz einer solchen Brücke hin. 174<br />

Diese Brücke<br />

diente vermutlich zur Bewirtschaftung der auf der<br />

anderen Rheinseite <strong>und</strong> später an Schweizer Bauern<br />

verkauften «Triesner Heuwiesen». 175<br />

- Das<br />

160) Vogt. Werdenberg-Liechtenstein, S. 155. Um die Schiffsleute in<br />

Trübbach für die dadurch entstandene Verkehrsminderung zu<br />

entschädigen, wurde ihr Zins zur Hälfte den Burgerauern auferlegt.<br />

Vgl. auch LLA RA 6/11/206: Der Landvogt von Sargans gab bekannt,<br />

dass der Stand Glarus dabei sei, der Überfahrt bei Burgerau die­<br />

DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />

LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />

selben Rechte einzuräumen wie der Schifffahrt bei Trübbach <strong>und</strong><br />

Bendern; Schreiben vom 21. Februar 1793.<br />

161) Ospelt. Wirtschaftsgeschichte, S. 341 <strong>und</strong> Vogt, Werdenberg-<br />

Liechtenstein, S. 155.<br />

162) Vogt, Werdenberg-Liechtenstein, S. 155.<br />

163) Ebenda, S. 156.<br />

164) LUB I. Teil. Bd. 4, S. 537: Die Fähre Bangs-Büchel, <strong>im</strong> Urbar<br />

der Herrschaft Schellen berg von 1700 als «Rheinfahr vnder Raggel<br />

zum Püchel» erwähnt, wurde 1394 von Graf Albrecht von Werdenberg<br />

den Herren von Schellenberg verliehen.<br />

165) LUB I. Teil. Bd. 4, S. 537.<br />

166) Ebenda.<br />

167) Vogt. Werdenberg-Liechtenstein. S. 156.<br />

168) Ebenda; vgl. auch: Ospelt, Wirtschaftsgeschichte. S. 341.<br />

169) Vogt, Werdenberg-Liechtenstein, S. 156<br />

170) Ebenda.<br />

171) Ebenda.<br />

172) Ebenda.<br />

173) Ebenda.<br />

174) Vgl. dazu: Poeschel, Liechtenstein, S. 5, der für «Gapont» die<br />

vermutlich ältere Schreibwesise «Capont» verwendet. «Capont» ist<br />

eine Abkürzung für «Casa Pontis» <strong>und</strong> heisst auf deutsch: «Haus bei<br />

der Brücke».<br />

175) Ebenda. In einer bei Ospelt, Wirtschaftsgeschichte als Anhang<br />

Nr. 2 abgebildeten Kartenskizze aus dem Jahre 1790 sind diese<br />

«Triesner Wiesen» eingetragen. Das Gebiet ist umschlungen von<br />

zwei Armen des Rheins. Brücke ist hier keine (mehr) eingezeichnet.<br />

39


Vaduzer Urbar von 1617 176<br />

wies darauf hin, dass<br />

bei der Rheinfähre bei Balzers jeweils <strong>im</strong> Winter<br />

eine Brücke über den Fluss errichtet wurde. 177<br />

Im<br />

18. Jahrh<strong>und</strong>ert gab es zwei Versuche, eine tragfähige<br />

Brücke über den Rhein zu bauen. In beiden<br />

Fällen zeigte es sich, dass der Bau von Brücken<br />

nicht nur ein technisches, sondern auch ein politisches<br />

Problem war. Im Zuge ihres Aufstandes gegen<br />

die Glarner Herrschaft versuchten die rebellierenden<br />

Werdenberger <strong>im</strong> Jahre 1721, bei Trübbach<br />

eine Brücke über den Rhein zu schlagen. Sie<br />

sollte den Aufständischen allenfalls auch als<br />

Fluchtweg dienen. 178<br />

Auf obrigkeitlichen Befehl -<br />

gegen die Werdenberger stellten sich nicht nur die<br />

Glarner, sondern auch der Fürst von Liechtenstein<br />

<strong>und</strong> sogar der Kaiser - musste der bereits begonnene<br />

Brückenbau wieder zerstört werden. 179<br />

Eine<br />

weitere Initiative zum Bau einer Rheinbrücke bei<br />

Triesen <strong>im</strong> Jahre 1759 wurde vom Sarganser<br />

Landvogt Joseph Benedikt von Schorno erfolgreich<br />

bekämpft. 180<br />

Gegen Ende des 18. Jahrh<strong>und</strong>erts war es hingegen<br />

den <strong>liechtenstein</strong>ischen <strong>und</strong> österreichischen<br />

Amtsstellen vorbehalten, ein neues Brückenprojekt<br />

bei Balzers wohlwollend zu prüfen. Im Januar<br />

1789 teilte das Vogteiamt Feldkirch dem Oberamt<br />

in Vaduz mit, dass es von der Regierung in Innsbruck<br />

den Auftrag erhalten hatte, sich betreffend<br />

einer geplanten Rheinbrücke mit den Behörden in<br />

Vaduz in Verbindung zu setzen. 181<br />

Das Oberamt berichtete<br />

kurz darauf dem Fürsten in Wien, dass die<br />

Realisierung dieser Brückenverbindung den <strong>liechtenstein</strong>ischen<br />

Untertanen von grossem Nutzen<br />

sein würde. 182<br />

In einem Antwortschreiben liess die<br />

Hofkanzlei mitteilen, der Fürst sei «nicht abgeneigt»,<br />

den Bau einer Rheinbrücke bei Balzers<br />

zu unterstützen, er wolle aber, dass zuerst ein genauer<br />

Kostenvoranschlag für den Bau <strong>und</strong> den<br />

jährlichen Unterhalt der Brücke erstellt werde. 183<br />

Darauf hin herrschte eine Zeitlang «Funkstille».<br />

Zwei Jahre später, <strong>im</strong> Jahre 1791, legte das Oberamt<br />

dem Fürsten erneut eine Stellungnahme vor,<br />

die eine Brücke über den Rhein in der Gegend von<br />

Balzers befürwortete. Im besonderen wurde darauf<br />

hingewiesen, dass die Handelsroute Triest-Fiu-<br />

40<br />

me-Venedig-Arlberg-Zürich durch diese Brückenverbindung<br />

an Bedeutung gewinnen würde. Dies<br />

hätte auch positive Auswirkungen für Liechtenstein.<br />

184<br />

Die Hofkanzlei wies in ihrem Antwortschreiben<br />

darauf hin, dass Vorarlberg ebenso an<br />

der Errichtung einer solchen Brücke interessiert<br />

sei <strong>und</strong> die vorarlbergischen Stände sich auch<br />

schon dazu Gedanken gemacht hätten. 185<br />

Vorerst geschah jedoch nichts, was auf die<br />

tatsächliche Inangriffnahme dieses Brückenbaues<br />

hingedeutet hätte. Der Wunsch nach einer dauerhaften<br />

<strong>und</strong> zuverlässigen Verkehrverbindung über<br />

den Rhein blieb natürlich bestehen, besonders weil<br />

<strong>im</strong> Fährwesen <strong>im</strong>mer Probleme <strong>und</strong> Konflikte auftauchten.<br />

Ein Beispiel mag dies illustrieren: Es<br />

handelt sich um eine Konfliktsituation bei der Fähre<br />

Trübbach-Balzers, die in einem an den Sarganser<br />

Landvogt gerichteten Schreiben des Oberamts<br />

Vaduz eindringlich dargelegt ist. Die folgende Darstellung<br />

stützt sich weitgehend auf dieses oberamtliche<br />

Schreiben aus dem Jahre 1792. 186<br />

Der Kornhändler Baptist Kienz aus Lauterach<br />

beklagte sich <strong>im</strong> September (1792) darüber, dass<br />

mehrere Fuhren Früchte, welche die Balzner Fuhrleute<br />

für die Überfahrt nach Trübbach bis ans<br />

Rheinufer hätten transportieren sollen, mehrere<br />

Tage <strong>im</strong> Freien liegen gelassen worden waren. Die<br />

Güter waren folglich jedem Wind <strong>und</strong> Wetter ausgesetzt<br />

<strong>und</strong> wurden so gänzlich ruiniert. Baptist<br />

Kienz stellte als Eigentümer dieser Waren be<strong>im</strong><br />

Oberamt in Vaduz eine Forderung nach Schadenersatz<br />

für den erlittenen Verlust.<br />

Das Oberamt bemühte sich sogleich um eine<br />

Klärung dieser Angelegenheit: «Und da man hier<br />

<strong>im</strong>mer beeiferet ist, Klagen dieser Art un verzüglich<br />

abzuhelfen; So sind der Hausmeister <strong>und</strong> die<br />

Vorgesetzten zu Balzers alsogleich einberufen worden<br />

[, um] sich über diese Klag standhaft zu Verantworten».<br />

187<br />

Die Vorgesetzten der Gemeinde Balzers gaben<br />

zu Protokoll, dass der unklare Grenzverlauf be<strong>im</strong><br />

Rhein Schwierigkeiten mache. Es gäbe so auch<br />

keine klaren Richtlinien, wo sie die Güter für den<br />

Weitertransport durch die Trübbacher Fährleute<br />

abladen müssten. (Objektiv gesehen war es natür-


lieh schwierig, die Rheingrenze genau zu definieren,<br />

da - wie wir gesehen haben - der Fluss von<br />

Natur aus die Neigung hatte, zu «mäandrieren»<br />

<strong>und</strong> sich <strong>im</strong>mer wieder ein neues Flussbett zu<br />

suchen.) Die Vertreter aus Balzers warfen den<br />

Trübbacher Schiffsleuten ferner vor, eine schlechte<br />

Ordnung bei ihrem Fährbetrieb zu haben <strong>und</strong> oft<br />

willkürliche Entscheide zu treffen: Die Trübbacher<br />

Schiffsleute hätten ihnen (den Balzner Fuhrleuten)<br />

die Waren «bald über einen, bald über zwey Ströme<br />

abgenommen». Auf Verlangen der Trübbacher<br />

Fährleute hätten <strong>liechtenstein</strong>ische <strong>und</strong> österreichische<br />

Rosswagen mit ihrer Ladung oft nochmals<br />

einen (dritten) Strom überqueren müssen, bevor<br />

die Trübbacher Fähre ihnen die Waren abgenommen<br />

hätte. Schweizerische Fuhrwerke hingegen<br />

würden durch die Trübbacher Schiffsleute weitaus<br />

wohlwollender behandelt: Diesen hätte man die<br />

Waren oftmals bereits in der Mälsner Au abgenommen<br />

<strong>und</strong> auf die Fähre verladen. Die Gemeinde<br />

Balzers kritisierte ebenfalls, dass die Trübbacher<br />

Schiffsleute die Anlagestellen für die Fähre <strong>im</strong>mer<br />

nach eigenem Gutdünken festlegen würde. Es wäre<br />

- so die Stellungnahme aus Balzers - wünschenswert,<br />

dort einen Übergang festzusetzen, wo sich<br />

der Rhein nicht in mehrere Arme aufteilte.<br />

Zum Vorwurf des Lauteracher Kornhändlers<br />

Baptist Kienz, dass ihre Fuhrleute die Waren einfach<br />

liegen gelassen hatten, äusserten sich die<br />

Balzner Gemeindevertreter wie folgt: Im Sommer<br />

(1792) floss neben dem Flauptstrom zusätzlich ein<br />

(ebenfalls schiffbarer) Nebenarm. Adam Brunhart,<br />

ein Fuhrmann aus Balzers, hätte sich daraufhin<br />

überreden lassen, sich mit seiner Kornfuhr in diesen<br />

Arm hinein zu wagen. Er begab sich aber<br />

offenbar in grosse Gefahr <strong>und</strong> er wäre ohne fremde<br />

Hilfe kaum mehr aus dem Strom herausgekommen.<br />

Die übrigen Balzner Fuhrleute hätten in der<br />

Folge beschlossen, die für die Rheinüberfahrt best<strong>im</strong>mten<br />

Früchte künftig am Ufer abzuladen; denn<br />

sie wollten nicht für einen zusätzlichen Fuhrlohn<br />

von 35 Kreuzern ihr Leben sowie das Vieh <strong>und</strong> die<br />

Waren «dem Untergang aussetzen».<br />

Bis ins spätere 19. Jahrh<strong>und</strong>ert war die <strong>im</strong> Jahre<br />

1529 errichtete Tardisbrücke 188<br />

die einzige dau­<br />

DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />

LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />

erhafte Rheinbrücke zwischen Reichenau (GR) <strong>und</strong><br />

dem Bodensee. 189<br />

Auf Ansuchen der Drei Bünde<br />

erwarb der Marktflecken Malans <strong>im</strong> Jahre 1613<br />

diese Brücke für 3 770 Gulden. 190<br />

Die Gemeinde<br />

Malans erhob einen Brückenzoll <strong>und</strong> verpachtete<br />

den Zoll für jährlich 280 (später 320) Gulden an<br />

einen seiner Bürger. Der Zoller betrieb bei der<br />

Tardisbrücke auch eine Gastwirtschaft. 191<br />

Diese<br />

Brücke stellte eine wichtige Verkehrverbindung zur<br />

Eidgenossenschaft her, blieb jedoch wegen der vielen<br />

Hochwasser <strong>und</strong> wegen anderen Unfällen für<br />

die Malanser ein «ständigefsl Sorgenkind <strong>und</strong> gros-<br />

1 76) LUB I. Teil, Bd. 4, S. 325 IT. Der Quellentext ist unter dem<br />

Begriff «Hohenemsisches Urbar» in die <strong>liechtenstein</strong>ische<br />

Geschichtsschreibung eingegangen.<br />

177) LUB I. Teil, Bd. 4, S. 347. Im Frühjahr, bei Ansteigen des<br />

Wasserpegels, musste die Brücke wieder aufgegeben werden.<br />

178) Noflatscher, Liechtenstein, Tirol <strong>und</strong> die Eidgenossen. S. 153 f.<br />

<strong>und</strong> Vogt, Werdenberg-Liechtenstein. S. 157.<br />

179) Vogt. Werdenberg-Liechtenstein S. 157.<br />

180) Ebenda. S. 158. Landvogt v. Schorno begab sich persönlich auf<br />

den Bauplatz, um die Fertigstellung der Brücke zu verhindern.<br />

181) LLA RA 21/8: Schreiben vom 30. Januar 1789.<br />

182) LLA RA 21/10: OA an Fürst. Schreiben vom 10. Februar 1789.<br />

183) LLA RA 21/18: HKW an OA. Schreiben vom 28. Februar 1789.<br />

184) LLA RA 21/157: OA an Fürst. 14. Februar 1791.<br />

1851 LLA RA 21/160. Schreiben der HKW vom 11. März 1791:<br />

«... die neuerdings von den zu Feldkirch versammelt gewesene<br />

vorarlbergischen Stände projectirte Errichtung einer Brücke über<br />

den Rhein in der Gegend von Bnlzers ...».<br />

186) LLA RA 21/277: OA an Landvogt in Sargans. 16. Oktober 1792.<br />

187) Ebenda. Zum Begriff des «Hausmeisters» siehe S. 58-62.<br />

188) Zur Tardisbrücke vgl. auch die Ausführungen bei: Ackermann,<br />

Schollbergstrasse, S. 55 f.<br />

189) Donatsch, Malans, S. 63 f. Poeschel. Graubünden. Bd. 2, S. 2<br />

<strong>und</strong> Vogt. Werdenberg-Liechtenstein. S. 157. Bei Goop. Liechtenstein.<br />

S. 154 wird fälschlicherweise 1503 als Erbauungsjahr dieser<br />

Brücke angegeben. Die Tardisbrücke ist nach ihrem Erbauer Metardis<br />

(Metardo) Heinzenberger benannt. Auf der vom Sarganser<br />

Landvogt Aegidius Tschudi 1530/31 angefertigten Landkarte ist die<br />

Tardisbrücke bereits eingezeichnet. Abbildung dieser Karte bei:<br />

Rothenhäusler, Kunstdenkmäler Sargans, S. 25.<br />

190) Donatsch, Malans, S. 63.<br />

191) Ebenda.<br />

41


Vierrädriger Wagen,<br />

beladen mit Fässern für<br />

den Transport von Most<br />

oder Wein. Erst die <strong>im</strong><br />

20. Jahrh<strong>und</strong>ert aufkommende<br />

Motorisierung<br />

verdrängte das Fuhrwesen<br />

in Liechtenstein<br />

mm<br />

Detailansicht des oben<br />

abgebildeten vierrädrigen<br />

Wagens<br />

42<br />

se[s] Verlustgeschäft». 192<br />

Im Jahre 1835 schliesslich<br />

übergab Malans die «untere Zollbrücke» (so<br />

wurde die Tardisbrücke <strong>im</strong> Gegensatz zur «oberen<br />

Zollbrücke», welche die Landquart überquerte, genannt)<br />

mitsamt Zollgebäuden gratis dem Kanton<br />

Graubünden. 193<br />

Der grosse Modernisierungsschub geschah<br />

schliesslich in den sechziger <strong>und</strong> siebziger Jahren<br />

des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts. Im Zeitraum 1867 bis 1879<br />

wurden allein zwischen dem Bodensee <strong>und</strong> Trübbach<br />

(wo es bislang keine Brücken gab) 13 Strassen-<br />

<strong>und</strong> zwei Eisenbahnbrücken gebaut. 194<br />

In<br />

der Region Werdenberg-Liechtenstein entstanden<br />

folgende Brückenverbindungen: 1867/68 Buchs-<br />

Schaan, 1868 Haag-Bendern, 1870/71 Trübbach-<br />

Balzers <strong>und</strong> Sevelen-Vaduz. Die Eisenbahnbrücke<br />

zwischen Buchs <strong>und</strong> Schaan wurde 1872 errichtet.<br />

195<br />

Ein «Nachzügler» war die Brückenverbindung<br />

zwischen Ruggell <strong>und</strong> Salez, die erst 1927<br />

erstellt wurde. 196<br />

Der Bau dieser Rheinbrücken bedeutete<br />

das Aus für den Fährbetrieb. Nur die Fähre<br />

zwischen Ruggell <strong>und</strong> Salez hielt ihren Betrieb<br />

noch bis 1918 aufrecht. 197


EINE BÄUERLICHE BEVÖLKERUNG -<br />

LIECHTENSTEIN IM SPÄTEN 18. JAHR­<br />

HUNDERT<br />

Die <strong>liechtenstein</strong>ische Bäuerin sowie der <strong>liechtenstein</strong>ische<br />

Bauer lebten noch um 1800 in einer<br />

sozialen <strong>und</strong> wirtschaftlichen Ordnung, deren<br />

Wurzeln weit ins Mittelalter zurückreichten. 198<br />

Der<br />

Herrschaftsgedanke prägte das menschliche Zusammenleben<br />

<strong>und</strong> manifestierte sich in den Formen<br />

von Gr<strong>und</strong>-, Haus-, Schutz-, Gerichts-, Leib<strong>und</strong><br />

Landesherrschaft. Die Gr<strong>und</strong>herrschaft best<strong>im</strong>mte<br />

weitgehend die Agrarverfassung. Sie beruhte<br />

auf dem landesherrlichen Besitzanspruch auf<br />

Gr<strong>und</strong> <strong>und</strong> Boden. Das gr<strong>und</strong>herrliche Land, aber<br />

auch andere landesherrliche Besitztümer wie<br />

Mühlen, Tavernen <strong>und</strong> andere gewerbliche Betriebe<br />

wurden zur Bewirtschaftung verliehen. Als Gegenleistung<br />

erhielt der Gr<strong>und</strong>herr vom Lehensnehmer<br />

einen Anteil des Ertrags in Form von Abgaben<br />

oder verschiedenen Dienstleistungen (Fronen). Der<br />

unentgeltliche Strassenbau war - wie wir gesehen<br />

haben - ebenfalls eine solche Dienstleistung.<br />

DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />

LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />

Aus dem Liechtensteiner<br />

Unterland kommendes<br />

Pferdefuhrwerk. Im späten<br />

18. <strong>und</strong> frühen 19. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

war der Pferdebestand<br />

<strong>im</strong> Unterland stets<br />

grösser als <strong>im</strong> Oberland.<br />

Die ärmeren Oberländer<br />

Fuhrleute verwendeten oft<br />

Ochsen als Zugtiere.<br />

Die einzelnen Dörfer, meist «Nachbarschaften»<br />

genannt, waren traditionell genossenschaftlich<br />

organisiert. Jede Nachbarschaft hatte einen best<strong>im</strong>mten<br />

Anteil an Boden, der von den Bürgerinnen<br />

<strong>und</strong> Bürgern gemeinsam genutzt wurde. Ab<br />

dem späten 18. Jahrh<strong>und</strong>ert wurde ein Teil dieses<br />

Bodens unter dem Eindruck einer steigenden Bevölkerungszahl<br />

aufgeteilt <strong>und</strong> ins Privateigentum<br />

einzelner Familien überführt. Daneben gab es aber<br />

192) Ebenda. Siehe auch: Caminada. Passstrassen, S. 29 <strong>und</strong> Vogt,<br />

Werdenberg-Liechtenstein, S. 157; an beiden Stellen wird darauf<br />

hingewiesen, dass die Tardisbrücke mehrmals von den Fluten<br />

weggerissen wurde.<br />

193) Donatsch, Malans, S. 63.<br />

194) Vogt, Werdenberg-Liechtenstein. S. 158.<br />

195) Ospelt. Wirtschaftsgeschichte. S. 341 f. <strong>und</strong> Vogt. Werdenberg-<br />

Liechtenstein, S. 158 f.<br />

196) Poeschel, Liechtenstein, S. 5.<br />

197) Ospelt. Wirtschaftsgeschichte. S. 341.<br />

198) Die folgenden Angaben stützen sich auf: Ospelt. Wirtschaftsgeschichte,<br />

S. 84 f.<br />

43


auch noch Nachbarschaften mit gemeinsamem<br />

Gr<strong>und</strong>besitz. Dieser Boden wurde jedoch (spätestens)<br />

<strong>im</strong> frühen 19. Jahrh<strong>und</strong>ert zwischen den<br />

betreffenden Nachbarschaften aufgeteilt. So entstanden<br />

auch die Grenzen zwischen den heutigen<br />

politischen Gemeinden.<br />

Das Bewusstsein der <strong>liechtenstein</strong>ischen Bevölkerung<br />

wurde noch weit bis in das 20. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

von den sogenannten «drei Landesnöten» Föhn,<br />

Rhein <strong>und</strong> Rüfe geprägt. 199<br />

Solche Naturereignisse<br />

hatten logischerweise auch einen Einfluss auf die<br />

Landwirtschaft, den Handel <strong>und</strong> Verkehr. Rheinüberschwemmungen<br />

behinderten oder verunmöglichten<br />

den Floss- <strong>und</strong> Fährverkehr, der Niedergang<br />

einer Rüfe konnte einen wichtigen Verbindungsweg<br />

unpassierbar machen. 200<br />

BEVÖLKERUNGSENTWICKLUNG<br />

Da die Rheintalebene oft von Überschwemmungen<br />

he<strong>im</strong>gesucht wurde, entstanden die ersten<br />

menschlichen Siedlungen <strong>im</strong> Gebiet des heutigen<br />

Fürstentums Liechtenstein an etwas erhöht gelegenen<br />

Orten. So befanden sich die ältesten in<br />

Liechtenstein nachgewiesenen Siedlungen auf den<br />

Anhöhen des Eschnerbergs. 201<br />

Die späteren Ortschaften<br />

entwickelten sich meist ebenfalls in leicht<br />

erhöhter Lage, so am Eschnerberg die Ortschaften<br />

Gamprin <strong>und</strong> Schellenberg, sowie die zu Eschen<br />

gehörenden Weiler Mösma <strong>und</strong> Schönabüel. 202<br />

In<br />

Nord-Süd-Richtung schneidet ein massiver Bergkamm<br />

das <strong>liechtenstein</strong>ische Territorium in zwei<br />

ungleiche Hälften: Westlich liegt das Rheintal mit<br />

den traditionellen Siedlungsgebieten, östlich liegen<br />

die Bergtäler <strong>und</strong> Alpengebiete. Dem westlichen<br />

Saum dieses Berghanges entlang verläuft die seit<br />

der Römerzeit bezeugte Durchgangsstrasse. Entlang<br />

dieser Transitroute entstanden <strong>im</strong> Oberland<br />

die Siedlungen Balzers, Triesen, Vaduz <strong>und</strong><br />

Schaan, sowie <strong>im</strong> Unterland die Ortschaften Nendeln<br />

<strong>und</strong> Schaanwald. Die Oberländer Ortschaften<br />

stiegen <strong>im</strong> frühen 19. Jahrh<strong>und</strong>ert zu politischen<br />

Gemeinden auf - ein Schritt, welcher den Ortschaften<br />

Nendeln <strong>und</strong> Schaanwald nicht gelang. Diese<br />

44<br />

beiden Unterländer Siedlungen sind heute noch<br />

Bestandteile der Gemeinden Eschen beziehungsweise<br />

Mauren.<br />

Die ältesten quantitativen Angaben über die in<br />

den Herrschaften Schellenberg <strong>und</strong> Vaduz lebende<br />

Bevölkerung stammen aus der Zeit um 1600. 203<br />

Peter Kaiser schätzt, dass damals r<strong>und</strong> 3 800 Menschen<br />

in den beiden Flerrschaften wohnten. Dabei<br />

betrug die Einwohnerzahl in der Grafschaft Vaduz<br />

etwa 2 500 sowie in der Herrschaft Schellenberg<br />

r<strong>und</strong> 1300 Personen. 204<br />

Für das 17. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

sowie für weite Teile des 18. Jahrh<strong>und</strong>erts liegen<br />

keine statistischen Angaben vor. Als gesichert gilt<br />

hingegen, dass <strong>im</strong> Zuge der Hexenprozesse <strong>im</strong> Zeitraum<br />

1648 bis 1680 in beiden Landschaften<br />

zusammen zirka 100 bis 150 Menschen verurteilt<br />

<strong>und</strong> hingerichtet wurden. 205<br />

Auch starben <strong>im</strong> 17.<br />

Jahrh<strong>und</strong>ert viele Menschen an der Pest. 206<br />

Folglich<br />

dürfen wir annehmen, dass in diesem Zeitraum<br />

das Bevölkerungswachstum stagnierte oder<br />

sogar rückläufig war. Das <strong>im</strong> Jahre 1719 aus den<br />

beiden Herrschaften Vaduz <strong>und</strong> Schellenberg gebildete<br />

Reichs<strong>fürstentum</strong> Liechtenstein umfasste ein<br />

Territorium, welches ungefähr 4 000 Einwohnerinnen<br />

<strong>und</strong> Einwohner zählte. Leicht verbesserte<br />

Lebensbedingungen ermöglichten <strong>im</strong> 18. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

ein Anwachsen der Bevölkerung. 207<br />

Doch erst<br />

<strong>im</strong> Jahre 1783 ordnete der Fürst von Liechtenstein<br />

eine offizielle Volkszählung an. Dieser Entscheid<br />

traf - wie eine zeitgenössische Quelle berichtete -<br />

auf grossen Argwohn seitens der Bevölkerung:<br />

«Im Maien [1783] kam von Sr. Durchlaucht, unserem<br />

gnädigsten Landesfürst Befehl <strong>und</strong> Nachricht<br />

von Wien, dass man solle alle Leute aufschreiben<br />

in der ganzen Herrschaft, Kleines <strong>und</strong><br />

Grosses besonders, auch die Witwen <strong>und</strong> Knaben<br />

besonders. Aber die Bauern sperrten sich lange<br />

<strong>und</strong> wollten nicht darauf eingehen, sie vermeinen,<br />

dass es etwas Böses bedeute. » 2Ü8<br />

Es war dies der erste amtliche Versuch, möglichst<br />

die gesamte Bevölkerung statistisch zu erfassen.<br />

(Ältere Erhebungen umfassten stets nur<br />

eine Bevölkerungsminderheit, z. B. Hausbesitzer,<br />

Steuerzahler <strong>und</strong> wehrpflichtige Männer. Detaillierte<br />

demographische Untersuchungen erlauben


allenfalls die Geburts- <strong>und</strong> Sterbebücher der einzelnen<br />

Pfarreien.) Und doch weist diese Volkszählung<br />

von 1783/84 einen Schönheitsfehler auf, da<br />

sie zwar alle Bürger/innen, nicht jedoch die in<br />

den einzelnen Gemeinden lebenden Hintersassen<br />

erfasste. 209<br />

Gemäss diesen Zahlen, die in der unter<br />

Landvogt Gilm von Rosenegg 1784 verfassten Landesbeschreibung<br />

genannt werden, lebten in Liechtenstein<br />

damals 4 317 Bürgerinnen <strong>und</strong> Bürger. 210<br />

Mit Einberechnung der Hintersassen dürfte sich<br />

die gesamte Einwohnerzahl auf r<strong>und</strong> 4 400 belaufen<br />

haben. 211<br />

Die Bürgerinnen <strong>und</strong> Bürger verteilten<br />

sich 1784 auf die einzelnen Gemeinden wie<br />

folgt: Triesenberg 592, Schaan 499, Vaduz 469,<br />

Triesen 426, Balzers 382, Planken 106, (gesamtes<br />

Oberland 2 474); Eschen 500, Mauren 435, Ruggell<br />

397, Gamprin 292, Schellenberg 212, (Unterland<br />

insgesamt 1 843). 212<br />

Bereits fünf Jahre später wurde wiederum eine<br />

Volkszählung durchgeführt, wobei nun ebenfalls<br />

eine Registratur der in Liechtenstein vorhandenen<br />

Nutztiere erfolgte. 213<br />

Dieses Mal war der Argwohn<br />

seitens der Untertanen offenbar geschw<strong>und</strong>en;<br />

denn dieselbe zeitgenössische Quelle erwähnte das<br />

Ereignis mit folgenden Worten:<br />

«Es ist in diesem Winter auch in den Vaduzischen-<br />

<strong>und</strong> Schellenbergischen Herrschaften publiziert<br />

worden, dass man solle dem Landesfürsten<br />

eine Seelenbeschreibung einliefern, wie auch eine<br />

Beschreibung vom Viehstand, was schleunig vollzogen<br />

ohne Widerstand.» 2<br />

^<br />

Zwischen 1784 <strong>und</strong> 1789 sind ein paar bemerkenswerte<br />

Bevölkerungsverschiebungen vonstatten<br />

gegangen. 215<br />

So stieg die Zahl der Balzner<br />

Einwohnerinnen <strong>und</strong> Einwohner von 382 auf 546,<br />

während in den Unterländer Gemeinden teils eine<br />

199) In diesem Sinne äusserte sich Volker Press, der die <strong>liechtenstein</strong>ische<br />

Gesellschaft <strong>und</strong> ihr natürliches Umfeld (um 1800) folgendermassen<br />

beschrieb: «Es war eine patriarchalische bäuerliche<br />

Gesellschaft, für die die zuweilen selbst wenig gebildeten Pfarrer die<br />

einzigen Intellektuellen bildeten, ganz ohne die Reform<strong>im</strong>pulse des<br />

18. Jahrh<strong>und</strong>erts - in zunehmend veralteten Formen lebend, aber<br />

auch <strong>im</strong> lebendigen Bewusstsein der erhaltenen Teile ständischer<br />

Freiheiten, ein armes Volk freilich, von den Existenzkrisen der alten<br />

Gesellschaft, von Hunger <strong>und</strong> von Seuchen bedroht, zu denen<br />

DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />

LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />

Überschwemmungen des Rheins <strong>und</strong> die Rüfen als dritte <strong>und</strong> vierte<br />

Plage kamen»; vgl.: Press, Rheinb<strong>und</strong>, S. 57 f.<br />

200) Vgl. hierzu LLA RA 6/11/69; Befehl an die Gemeinden Vaduz<br />

<strong>und</strong> Schaan, die durch Rüfen verdorbenen Strassen wieder herzustellen,<br />

1. August 1789; oder auch: LLA RA 6/11/137: Aufforderung<br />

an die Gemeinde Schaan, die durch die Rüfe zerstörte Strasse<br />

wieder herzustellen <strong>und</strong> zu bekiesen; 18. August 1797.<br />

201) Malin, Kunstführer, S. 12 f.<br />

202) Poeschel, Liechtenstein, S. 15 f.: Einzig Ruggell hatte sich<br />

seinen Platz in der freien Rheinebene gesucht, «an einer Stelle, wo<br />

der Eschnerberg wie ein grosses Wuhr eine frühzeitige Beruhigung<br />

des Bodens begünstigt hatte».<br />

203) Kaiser. Arthur Brunhart, S. 398.<br />

204) Ebenda.<br />

205) Lange Zeit ging die Literatur davon aus, dass die Hexenprozesse<br />

sogar über 300 Todesopfer forderten. Dies wurde durch<br />

neueste Forschungen von Manfred Tschaikner widerlegt. Tschaikner<br />

n<strong>im</strong>mt an, dass die Zahl .300 in etwa der Anzahl an Prozessopfern<br />

entspricht, jedoch keinesfalls mit der Anzahl der vollstreckten<br />

Todesurteile übereinst<strong>im</strong>mt; vgl.: Tschaikner, Hexenverfolgungen.<br />

206) Vgl. Ausführungen auf S. 70.<br />

207) Ospelt, Wirtschaftsgeschichte, S. 47.<br />

208) Heibert. S. 74. - Vgl. dazu auch Geiger, Helbert-Chronik,<br />

S. 327: «Heiberts Blickwinkel aber kommt nicht von den Machtzentralen<br />

her. sondern vom Volk: Er bietet Chronik


deutliche Bevölkerungsabnahme zu beklagen war.<br />

Beispielsweise verlor Eschen in diesem Zeitraum<br />

138 Menschen (1784: 500, 1789: 362) <strong>und</strong> die Einwohnerzahl<br />

von Schellenberg halbierte sich fast<br />

(1784: 219, 1789: 130). Solche Schwankungen sind<br />

- wenn auch in geringerem Ausmass - in den folgenden<br />

Jahrzehnten festzustellen. Als Ursachen<br />

hierfür sind wiederholte Missernten zu nennen,<br />

aber auch Durchmärsche <strong>und</strong> Einquartierungen<br />

von fremden Truppen stellten für die einhe<strong>im</strong>ische<br />

Bevölkerung eine starke Belastung dar. So gab es<br />

1796 (respektive 1800) beispielsweise 241 (213)<br />

Geburten <strong>und</strong> 429 (335) Todesfälle. 215<br />

Das Hungerjahr<br />

1817 bewirkte abermals einen markanten Bevölkerungsrückgang.<br />

217<br />

Bis zur Hälfte des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

hingegen gab es eine deutliche Zunahme<br />

der Bevölkerung von (1818) 5 500 auf (1852) r<strong>und</strong><br />

7 400 Einwohnerinnen <strong>und</strong> Einwohner. 218<br />

LANDWIRTSCHAFT UND VIEHZUCHT 219<br />

Noch um 1800 stellte die Landwirtschaft die eigentliche<br />

Lebensgr<strong>und</strong>lage für die <strong>liechtenstein</strong>ische<br />

Bevölkerung dar. Der grösste Teil des landwirtschaftlich<br />

genutzten Bodens diente jedoch nicht<br />

dem Ackerbau, sondern der Viehzucht. 220<br />

Diese<br />

Tabelle 2: Zählung der<br />

Menschen <strong>und</strong> Nutztiere<br />

<strong>im</strong> Jahre 1789 22f><br />

46<br />

gewann noch zusätzliche Bedeutung durch die Tatsache,<br />

dass ein Bauer sich nur am einnahmenträchtigen<br />

Rodverkehr beteiligen konnte, sofern er über<br />

geeignete Zugtiere (Pferde <strong>und</strong> Ochsen) verfügte.<br />

Folglich nahm der Ackerbau zwangsläufig eine<br />

eher zweitrangige Rolle ein. In Schaan beispielsweise<br />

betrug der. für den Ackerbau benutze Boden<br />

<strong>im</strong> frühen 19. Jahrh<strong>und</strong>ert lediglich acht Prozent<br />

der gesamten landwirtschaftlichen Fläche. 221<br />

Landvogt Schuppler nannte in seiner Landesbeschreibung<br />

von 1815 als «die vorzüglichsten,<br />

<strong>und</strong> bedeutendsten Erzeugnisse des Landes» Heu,<br />

Streu, Wein, Türkenkorn, Erdäpfel <strong>und</strong> Baumfrüchte.<br />

222<br />

Die 1815 bereits vorherrschenden Anbausorten<br />

Mais <strong>und</strong> Kartoffeln können aber - <strong>im</strong><br />

Gegensatz zur Weintraube - nicht auf eine jahrh<strong>und</strong>ertealte<br />

Anbautradition zurückblicken. Der<br />

Mais, in Liechtenstein «Türken» genannt, wurde<br />

vermutlich Ende des 17. Jahrh<strong>und</strong>erts in den Herrschaften<br />

Schellenberg <strong>und</strong> Vaduz eingeführt. 223<br />

1732 tauchte er in der Naturalrechnung des Rentamts<br />

auf, <strong>und</strong> zwar sowohl mengen- als auch wertmässig<br />

an dritter Stelle hinter «Kernen» <strong>und</strong> Gerste.<br />

224<br />

Der Anbau der Kartoffel ist erstmals für<br />

1751 bezeugt. 225<br />

Der Anbau der nahrhaften Kartoffel<br />

setzte sich jedoch erst um die Jahrh<strong>und</strong>ertwende<br />

zögernd durch <strong>und</strong> wurde nach der Hungersnot<br />

Gemeinde Personen Pferde Ochsen Rinder Schafe<br />

Balzers 546 54 125 437 369<br />

Planken 103 — — 210 60<br />

Schaan 566 46 133 ' 652 54<br />

Triesen 486 13 55 410 184<br />

Triesenberg 593 — - 725 319<br />

Vaduz 512 28 103 359 '138<br />

Oberland 2806 141 557 2403 1124<br />

Eschen 362 94 — 236 25<br />

Gamprin 215 70 - 164 -<br />

Mauren 375 72 - 223 -<br />

Ruggell 340 70 - 214 -<br />

Schellenberg 130 25 9 96 -<br />

Unterland 1422 331 9 933 25<br />

Liechtenstein 4228 472 566 3336 1149


von 1817 zusätzlich forciert. 227<br />

Damit gelang es<br />

aber nur knapp, die dringendsten Nahrungsbedürfnisse<br />

der nach 1817 deutlich wachsenden Bevölkerung<br />

abzudecken. 228<br />

- Die Weinrebe wurde wahrscheinlich<br />

zur Zeit der römischen Herrschaft ins<br />

Rheintal gebracht. 229<br />

Im späten 18. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

war die Rebfläche in Liechtenstein bedeutend grösser<br />

als heute. Wein wurde in den Gemeinden<br />

Vaduz, Schaan, Triesen, Balzers, Mauren, Eschen,<br />

Gamprin <strong>und</strong> Schellenberg angebaut. 230<br />

Dabei<br />

dürfte sich die Rot- <strong>und</strong> die Weissweinproduktion<br />

ungefähr die Waage gehalten haben. 231<br />

Der Wein<br />

war neben dem Vieh der bedeutendste Exportartikel<br />

des Landes. 232<br />

Daneben wurde der Wein in den<br />

Wirtshäusern ausgeschenkt <strong>und</strong> bescherte diesen<br />

teils hohe Umsätze. 233<br />

216) Ospelt, Wirtschaftsgeschichte, Anhang 21, S. 60.<br />

217) Ebenda, Anhang 9, S. 28.<br />

218) Ebenda, Anhang 9, S. 25 <strong>und</strong> Anhang 10, S. 31.<br />

219) Dieses Thema ist sehr ausführlich dargestellt bei: Ospelt,<br />

Wirtschaftsgeschichte, S. 83-226. Im folgenden Kapitel sollen<br />

lediglich ein paar gr<strong>und</strong>legende Aspekte aufgezeigt werden.<br />

220) Wanner. Wirtschafts- <strong>und</strong> Sozialgeschichte. S. 463.<br />

221) Ospelt. Wirtschaftsgeschichte. S. 162.<br />

222) LBS. S. 30.<br />

Gemeinde<br />

Balzers ? 54<br />

Planken ?<br />

Schaan ? 46<br />

Triesen ? 13<br />

Triesenberg ?<br />

Vaduz ? 28<br />

Oberland ? 141<br />

Eschen 126 234<br />

94<br />

Gamprin 80 70<br />

Mauren 98 72<br />

Ruggell ? 70<br />

ScheÜenberg 38 25<br />

Unterland ? 331<br />

Liechtenstein ? , 472<br />

1781 1789 1795 1812 1815<br />

1818<br />

45 47 64 77<br />

28 36 33 71<br />

10 8 28 24<br />

? 12 20 29<br />

? 103 145 201<br />

102 86 88 77<br />

68 51 51 38<br />

80 39 51 46<br />

85 72 80 55<br />

14 9 7 5<br />

349 257 277 221<br />

? 360 422 422<br />

DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />

LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />

223) Ospelt, Wirtschaftsgeschichte, S. 164.<br />

224) Ebenda.<br />

225) Lehensurk<strong>und</strong>e des Klosters St. Luzi (Chur) an einige Bürger<br />

der Pfarrei Bendern, worin die Lehenspächter alle Zehentrechte,<br />

«auch den Zehenten an Gr<strong>und</strong>birnen» erhalten; vgl. Büchel, Pfarrei<br />

Bendern, S. 125 f.<br />

226) LLA RA 26/1/13, 1789.<br />

227) Ospelt, Wirtschaftsgeschichte, S. 165. 1790 verkaufte der<br />

Pfarrer von Oberschwandorf (Baden) 60 Malter Kartoffeln an Landvogt<br />

Menzinger. Es stand hier die Absicht dahinter, den <strong>liechtenstein</strong>ischen<br />

Bauern den Anbau dieser Knollenpflanze schmackhaft<br />

zu machen. Doch «die konservative Bevölkerung schätzte damals<br />

noch kaum die Kartoffeln»; vgl. Wanner, Wirtschafts- <strong>und</strong> Sozialgeschichte,<br />

S. 463.<br />

228) Ospelt, Wirtschaftsgeschichte, S. 167. Getreide <strong>und</strong> Hafer<br />

mussten allerdings <strong>im</strong>mer wieder eingeführt werden.<br />

229) Ebenda, S. 170.<br />

230) Ebenda. S. 171 f.<br />

231) Ebenda. Die weisse Elbling-Traube wurde jedoch <strong>im</strong> 19. <strong>und</strong><br />

frühen 20. Jahrh<strong>und</strong>ert <strong>im</strong>mer mehr durch die Blauburg<strong>und</strong>er-<br />

Traube, die seit etwa 1630 in der Bündner Herrschaft angebaut<br />

worden war, verdrängt.<br />

232) Ebenda, S. 173 f.<br />

233) Vgl. Kapitel Wirtshäuser auf S. 97-106.<br />

234) LLA RA 20/31. Detaillierte Angaben: in Nendeln 17, in Eschen<br />

50 sowie in Mösma/Schönabüel 59 Pferde.<br />

235) Quelle für 1781: LLA RA 20/31, für 1789-1818; Ospelt, Wirtschaftsgeschichte,<br />

Anhang 53, S. 148 f.<br />

Tabelle 3: Pferdebestand<br />

in Liechtenstein 1781-<br />

18 1 8 235<br />

47


Die Haupteinnahmequelle des <strong>liechtenstein</strong>ischen<br />

Bauern war jedoch die Viehhaltung. Produkte<br />

aus der Tierhaltung waren wichtige Bestandteile<br />

der Ernährung. Durch Verkauf speziell von Rindern<br />

konnte der Bauer in den Besitz von Bargeld<br />

gelangen. Daneben wurden (vor allem <strong>im</strong> Oberland)<br />

Ochsen bei der Feldbearbeitung <strong>und</strong> <strong>im</strong> Fuhrwesen<br />

eingesetzt. 236<br />

Für schwere Fuhrwerke <strong>und</strong><br />

gerade auch als Vorspann mussten allerdings Pferde<br />

eingesetzt werden. Der Besitz von Pferden war<br />

jedoch eher den wohlhabenden Bauern vorbehalten.<br />

Die Tabellen auf den Seiten 46 <strong>und</strong> 47 geben<br />

einen Überblick über die Zahl der Nutztiere <strong>und</strong><br />

Pferde in den einzelnen Gemeinden. So verfügten<br />

die beiden Berggemeinden Planken <strong>und</strong> Triesenberg<br />

1789 weder über Pferde noch über Ochsen.<br />

Bemerkenswert ist, dass der Pferdebestand <strong>im</strong> Unterland<br />

deutlich grösser war als <strong>im</strong> Oberland. Dies<br />

ist ein Hinweis darauf, dass der Unterländer Bauer<br />

<strong>im</strong> Durchschnitt wohlhabender als sein Oberländer<br />

Kollege war. 237<br />

Die Schafzucht hingegen wurde fast<br />

ausschliesslich <strong>im</strong> Oberland betrieben.<br />

Die Tabelle 3 auf Seite 47 zeigt die Entwicklung<br />

des Pferdebestandes <strong>im</strong> Zeitraum 1781 bis 1818.<br />

Die Zahlen lassen gewisse Rückschlüsse auf die<br />

Entwicklung des Rod- <strong>und</strong> Fuhrwesens zu. Im<br />

Liechtensteiner Unterland hatte das Rodwesen am<br />

Ende des 18. Jahrh<strong>und</strong>erts praktisch aufgehört<br />

zu existieren <strong>und</strong> die Bauern hatten dadurch ihre<br />

Verdienstmöglichkeiten <strong>im</strong> Fuhrwesen verloren.<br />

Deshalb ging der Pferdebestand langsam, aber<br />

kontinuierlich zurück. Für die Oberländer Landstrasse<br />

von Schaan bis Balzers galt die Rodordnung<br />

jedoch noch bis in die zwanziger Jahre des 19.<br />

Jahrh<strong>und</strong>erts. 238<br />

Dies würde erklären, warum <strong>im</strong><br />

Oberland sich die Anzahl der Pferde nicht verringerte,<br />

sondern sogar noch leicht anstieg.<br />

Parallelen zur landwirtschaftlichen Situation in<br />

Liechtenstein sind für das 18. Jahrh<strong>und</strong>ert auch <strong>im</strong><br />

Kanton Uri zu finden. Dort hatte um 1700 ein Jahrh<strong>und</strong>erte<br />

langer Prozess seinen Abschluss gef<strong>und</strong>en,<br />

der die Ablösung des Ackerbaus durch Viehzucht<br />

<strong>und</strong> Alpwirtschaft zum Resultat hatte. 239<br />

Die<br />

grosse Mehrheit der Urnerinnen <strong>und</strong> Urner<br />

ernährte sich folglich fast ausschliesslich von<br />

48<br />

Milchprodukten. Der Genuss von Brot <strong>und</strong> Fleisch<br />

war ein Luxus einzelner wohlhabender Leute<br />

geworden. 240<br />

Etwas früher als in Liechtenstein,<br />

etwa ab 1730, wurde <strong>im</strong> Urnerland die Kartoffel<br />

eingeführt. 241<br />

Die Anbaufläche blieb jedoch eher<br />

bescheiden, so dass diese Knollenfrucht noch<br />

zusätzlich <strong>im</strong>portiert werden musste. 242<br />

Die dominierende<br />

Stellung der Alp- <strong>und</strong> Viehwirtschaft wurde<br />

dadurch nicht beeinträchtigt.<br />

Ein teilweise anderes Bild als in Uri oder in<br />

Liechtenstein bot die Landwirtschaft <strong>im</strong> Kanton<br />

Luzern. Anders als Liechtenstein oder Uri weist das<br />

luzernische Territorium nur eine geringe Fläche an<br />

unproduktivem Land auf. 243<br />

Im kl<strong>im</strong>atisch <strong>und</strong><br />

geographisch günstig gelegenen Kanton Luzern<br />

hatte sich der Ackerbau als vorherrschender Wirtschaftszweig<br />

durchgesetzt. Luzern versorgte in<br />

normalen Zeiten mühelos die eigene Bevölkerung<br />

von 60 000 bis 80 000 Menschen mit genügend<br />

Mehl <strong>und</strong> Brot. Darüber hinaus konnten die Urkantone<br />

auf dem Luzerner Getreidemarkt einen grossen<br />

Teil ihres Getreidebedarfes einkaufen. Auch in<br />

Luzern verdrängte <strong>im</strong> 18. Jahrh<strong>und</strong>ert die Kartoffel<br />

den herkömmlichen Getreideanbau. Ebenso wie<br />

in Uri hatte in manchen Gegenden (zum Beispiel <strong>im</strong><br />

Entlebuch) eine Verlagerung weg vom Ackerbau<br />

hin zur Viehwirtschaft stattgef<strong>und</strong>en. Doch existierten<br />

beide Formen der Landwirtschaft noch <strong>im</strong><br />

18. Jahrh<strong>und</strong>ert oft nebeneinander, so dass der Luzerner<br />

Bauer «dank seiner relativen Vielseitigkeit<br />

weniger krisenanfällig» war. 244<br />

Luzern teilte hingegen<br />

mit Liechtenstein den Unwillen zu durchgreifenden<br />

Reformen in der Landwirtschaft. Geändert<br />

wurde nur dann etwas, wenn die Not keinen anderen<br />

Ausweg mehr offen liess oder wenn von aussen<br />

her Druck ausgeübt wurde. Zudem besassen an<br />

beiden Orten die einen Eigentümer zuviel, die anderen<br />

zuwenig Land, was eine gleichmässige, rationelle<br />

Bodenbewirtschaftung erschwerte. Sowohl<br />

in Liechtenstein als auch in Luzern begünstigte das<br />

geltende Erbrecht die Zersplitterung des Landbesitzes<br />

in unrentable Kleinbetriebe. 245<br />

Umstrukturierungen<br />

in der Landwirtschaft <strong>und</strong> ein damit verb<strong>und</strong>ener<br />

Bruch mit der Vergangenheit erfolgten<br />

an beiden Orten erst <strong>im</strong> 19. Jahrh<strong>und</strong>ert.


HANDWERK UND GEWERBE<br />

Da sich bis ins 19. Jahrh<strong>und</strong>ert die agrarische<br />

<strong>liechtenstein</strong>ische Gesellschaft weitgehend selbst<br />

versorgte <strong>und</strong> sie zudem kaum über Bargeld verfügte,<br />

gab es für Handwerker <strong>und</strong> Gewerbeleute<br />

kaum Absatz- <strong>und</strong> Verdienstmöglichkeiten. Ein<br />

<strong>liechtenstein</strong>ischer Gewerbetreibender fand nicht<br />

nur <strong>im</strong> eigenen Land kaum Abnehmer für seine<br />

Produkte, es war ihm auch der Zugang zu ausländischen<br />

Märkten weitgehend versperrt. Dieser Zustand<br />

sollte sich erst durch den Abschluss des Zollvertrags<br />

mit Österreich <strong>im</strong> Jahre 1852 ändern. 246<br />

Die wenigen einhe<strong>im</strong>ischen Flandwerker wie Wagner,<br />

Sattler, Schlosser oder Schmiede waren in ihrer<br />

Produktion ganz auf die Bedürfnisse der lokalen<br />

bäuerlichen Bevölkerung eingestellt. Landvogt<br />

Schuppler beklagte 1815 ihren Dilettantismus:<br />

«Sie sind <strong>im</strong> eigentlichen Sinne nur Pfuscher,<br />

<strong>und</strong> können nicht blos wegen Mangl an Kenntnissen,<br />

sondern auch Mangl an Arbeit nicht einmal<br />

Lehrjungen aufnehmen. Die, so ihr Handwerk erlernen<br />

müssen, müssen sich bei Meistern <strong>im</strong> Auslande<br />

verdingen[,] wozu sie in der benachbarten<br />

Stadt Feldkirch die schönste Gelegenheit haben,<br />

sich nach Beendigung ihrer Lehrjahre, <strong>und</strong> erfolgter<br />

Freysprechung durch Wandern in fremden Ländern<br />

vervollkommern, auch dort, wenn sie vom<br />

Handwerk leben wollen, ihre Versorgung suchen».<br />

247<br />

Die <strong>liechtenstein</strong>ischen Nachbarschaften kannten<br />

bereits 1784 ein Hausbauverbot. 248<br />

Dieses wurde<br />

1806 durch ein oberamtliches Dekret erneuert.<br />

249<br />

Verboten war nicht nur der Neubau, sondern<br />

auch die Verdoppelung von bestehenden Häusern.<br />

Damit sollte verhindert werden, dass noch zusätzliche<br />

Leute einen Anspruch auf den Gemeindenutzen<br />

erhielten. 250<br />

Dieses Verbot verhinderte das Entstehen<br />

eines einhe<strong>im</strong>ischen Baugewerbes. Eine<br />

gewisse Monopolstellung genoss aber die bereits<br />

<strong>im</strong> 17. Jahrh<strong>und</strong>ert erwähnte Ziegelei in Nendeln,<br />

die bis zu ihrer Stillegung 1914 das gesamte Fürstentum<br />

<strong>und</strong> die nähere Umgebung mit ihren Produkten<br />

belieferte. 251<br />

DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />

LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />

Ebenso wenig wie die übrigen Gewerbezweige<br />

war um 1800 das Nahrungsmittelgewerbe entwickelt.<br />

Beispielsweise gab es für Bäcker kaum<br />

eine Verdienstmöglichkeit, da die meisten Haushaltungen<br />

das Brot selber buken. Verschiedene Versuche,<br />

in Liechtenstein eine Bierbrauerei zu betreiben,<br />

wurden meist nach kurzer Zeit wieder aufgegeben.<br />

1794 erhielt Anton Frommelt aus Vaduz die<br />

Erlaubnis, bei Bezahlung eines jährlichen Zinses<br />

von einem Gulden Bier zu brauen. Wegen den zu<br />

geringen Absatzmöglichkeiten (das dominierende<br />

alkoholische Getränk in Liechtenstein war der<br />

Wein!) führte er sein Vorhaben gar nicht erst<br />

aus. 252<br />

Spätere Bierbrauer, die auch in den rentamtlichen<br />

Rechnungsbüchern als Umgeldzahlende<br />

Wirtsleute auftauchten, waren: Anton Frommelt,<br />

Schaan (1811-1812), Anton Rheinberger (1821-<br />

1823) sowie ab 1842 Bierbrauer Baptist Quaderer<br />

aus Schaan. 253<br />

236) Ospelt, Wirtschaftsgeschichte. S. 182.<br />

237) Ebenda, S. 179.<br />

238) Entwicklung <strong>und</strong> Verfall des Rodwesens sind in den Kapiteln<br />

auf'S. 107 bis 135 ausführlich dargestellt.<br />

239) Bielmann. Lebensverhältnisse <strong>im</strong> Urnerland, S. 177.<br />

240) Ebenda, S. 177 f.<br />

241) Ebenda.<br />

242) Ebenda.<br />

243) Die folgenden Ausführungen stützen sich auf: Wicki, Luzern <strong>im</strong><br />

18. Jahrh<strong>und</strong>ert, S. 270 ff.<br />

244) Wicki. Luzern <strong>im</strong> 18. Jahrh<strong>und</strong>ert, S. 273.<br />

245) Ebenda. S. 272 u. Ospelt. Wirtschaftsgeschichte, S. 147.<br />

246) Ospelt, Wirtschaftsgeschichte, S. 227.<br />

247) 1.BS, S. 36 f.<br />

248) Vogt, Brücken zur Vergangenheit. S. 90.<br />

249) Ebenda.<br />

250) Ebenda, S. 144. Das Hausbauverbot wurde um 1840 aufgehoben.<br />

251) Ospelt, Wirtschaftsgeschichte. S. 254 f.<br />

252) Ebenda. S. 239.<br />

253) LLA Rechnungsbücher des Rentamts; vgl. Anhang auf S. 156-<br />

159. - Die Familie Quaderer betrieb das Brauereigewerbe bis zum<br />

1. Weltkrieg; erwähnt bei: Ospelt. Wirtschaftsgeschichte, S. 239 f.<br />

49


Im Jahre 1798 errichtete der damalige Vaduzer<br />

Löwenwirt Johann Rheinberger mit obrigkeitlicher<br />

Erlaubnis <strong>im</strong> Möliholz eine Gipsmühle. 254<br />

Der Gips<br />

wurde auf Masescha gebrochen, von Leuten aus<br />

Triesenberg nach Vaduz getragen <strong>und</strong> von da weiter<br />

zur Mühle geführt. Die Gipsmühle, von 1817 bis<br />

1827 auch Zollstation, 255<br />

produzierte jährlich 600<br />

bis 800 Fässer Gips, der meist nach Süddeutschland<br />

verkauft wurde <strong>und</strong> dabei einen jährlichen<br />

Bruttogewinn von 4 800 bis 6 000 Gulden einbrachte.<br />

256<br />

Für viele Triesenberger, die ja als Bergbauern<br />

keinen Anteil am Rod<strong>fuhrwesen</strong> hatten, war der<br />

Gipstransport <strong>und</strong> -verkauf eine wichtige Einnahmequelle.<br />

257<br />

Fehlende Ausbildungs- <strong>und</strong> Arbeitsmöglichkeiten<br />

<strong>im</strong> eigenen Land führten seit dem frühen 19.<br />

Jahrh<strong>und</strong>ert zu einer saisonalen Auswanderung<br />

von <strong>liechtenstein</strong>ischen Handwerkern <strong>und</strong> Arbeitern.<br />

Etwa zehn Prozent der gesamten Bevölkerung<br />

verliessen <strong>im</strong> Frühjahr ihre He<strong>im</strong>at, um in der<br />

Schweiz, in Süddeutschland oder in Frankreich zu<br />

arbeiten. Im Herbst kehrten sie schliesslich zurück,<br />

um mit dem sauer verdienten Geld die Steuern,<br />

Zinsen oder Schulden zu bezahlen. 258<br />

50<br />

DAS ZOLLWESEN: GRADMESSER DES<br />

WARENVERKEHRS<br />

Liechtenstein kannte noch <strong>im</strong> späten 18. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

ein Zollsystem, das sich nicht an den politischen<br />

Grenzen, sondern an einzelnen Strassenzügen<br />

orientierte. Folglich standen die «Zollhäuschen»<br />

auch nicht an der Landesgrenze, sondern an<br />

den wichtigsten Handels- <strong>und</strong> Durchgangsrouten.<br />

Die wichtigste Zollstation befand sich seit dem Mittelalter<br />

in Vaduz. 259<br />

Hier wurde der gesamte Verkehr<br />

erfasst, der auf der Nord-Süd-Achse durch<br />

das kleine Land ging. Mit Hilfe von kleineren Zollstationen<br />

wurde versucht, den Ost-West-Verkehr -<br />

welcher den Rhein mit einer Fähre überquerte -<br />

fiskalisch zu erfassen. Diese weniger einträglichen<br />

Zollstationen hatten - <strong>im</strong> Gegensatz zum Hauptzoll<br />

in Vaduz - keine absolut sichere Existenz <strong>und</strong> es<br />

kam hier oft zu einer Aufhebung, Verlegung oder<br />

Neugründung einer Zollstation. Um die Mitte des<br />

18. Jahrh<strong>und</strong>erts gab es folgende «Neben»-Zollämter:<br />

Ruggell, Rofaberg <strong>und</strong> Mäls. 260<br />

Neben dem eigentlichen Warentransitzoll wurde<br />

auch ein Wegzoll, das sogenannte Weggeld, erhoben.<br />

Noch um 1750 waren die Weggeldeinnahmen<br />

äusserst bescheiden. 261<br />

Erst der Erlass einer neuen<br />

Weggeldordnung <strong>im</strong> Jahre 1782 verschaffte hier<br />

Abhilfe. Gemäss dieser neuen Ordnung mussten für<br />

eine Fahrt durch das ganze Fürstentum Liechtenstein<br />

folgende Gebühren entrichtet werden: für ein<br />

Reit-, Saum- oder Zugpferd sowie für einen bespannten<br />

Ochsen je drei Kreuzer; für Ochsen,<br />

Kühe, Rinder <strong>und</strong> Kälber (die durch das Land<br />

getrieben wurden) je zwei Kreuzer; für Kleinvieh<br />

betrug der Tarif einen Kreuzer pro Stück. 262<br />

Die<br />

<strong>liechtenstein</strong>ischen Untertanen waren innerhalb<br />

der Landesgrenzen von Weggeldzahlungen befreit.<br />

Für Fahrten <strong>und</strong> Transporte ins Ausland hingegen<br />

hatten auch sie das Weggeld zu entrichten. 263<br />

Weggeldstationen waren ab 1782 Vaduz, Balzers,<br />

Schaanwald, Rofaberg (bis 1785), ab 1792 dann<br />

nur noch Balzers <strong>und</strong> Schaanwald. 264<br />

Sofern sich eine Zoll- <strong>und</strong> Weggeldstation am<br />

selben Ort befand, so wurden die beiden Ämter des<br />

Zollers <strong>und</strong> Weggeldeinnehmers von ein <strong>und</strong> der-


selben Person ausgeübt (so in Balzers, auf Rofaberg,<br />

bis 1791 in Vaduz, zeitweise in Nendeln <strong>und</strong><br />

in Schaanwald). Bereits das Brandisische Urbar<br />

254) Ospelt, Wirtschaftsgeschichte, S. 256.<br />

255) LLA Rechnungsbücher des Rentamts.<br />

256) Ospelt, Wirtschaftsgeschichte, S. 256. Die Gipslager auf Masescha<br />

wurden bis um 1865 ausgebeutet.<br />

257) Ebenda.<br />

258) Vogt, Brücken zur Vergangenheit, S. 147.<br />

259) , Ospelt, Wirtschaftsgeschichte, S. 359.<br />

260) LLA Rechnungsbücher des Rentamts. Eine Liste der Zoller <strong>und</strong><br />

Weggeldeinnehmer findet sich bei: Tschugmell, Beamte, S. 62 ff.<br />

261) Ebenda. Vgl. auch Anhang auf S. 151. - Zwischen 1750 <strong>und</strong><br />

1781 wird einzig Rofaberg als Weggeldstation genannt.<br />

262) Ospelt, Wirtschaftsgeschichte, S. 334 ff. - Die Weggeldordnung<br />

ist <strong>im</strong> Wortlaut vollständig abgedruckt bei: Ospelt, Wirtschaftsgeschichte,<br />

Anhang, S. 223-227, Anhang Nr. 73.<br />

263) Ebenda.<br />

264) LLA Rechnungsbücher des Rentamts. Im lahre 1819 wurde die<br />

Zahl der Weggeldstationen wiederum erhöht. Von den neuen Stationen<br />

erbrachte lediglich die Station Balzers-Rheinstrasse nennenswerte<br />

finanzielle Einnahmen; vgl. auch Anhang S. 152.<br />

DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />

LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />

Vaduz war nicht nur der<br />

Sitz des Oberamts, sondern<br />

beherbergte auch die<br />

wichtigste Zollstation in<br />

Liechtenstein. Dieser<br />

Ortsplan aus dem Jahre<br />

1806 zeigt das Vaduzer<br />

Amtsviertel, auffällig<br />

in der Bildmitte das Wirtshaus<br />

«Adler», zugleich<br />

Zollstation, rechts davon<br />

das mit einem Treppenturm<br />

ausgestattete Haus<br />

des Landvogts<br />

51


um 1510 wies daraufhin, dass der Zoller verpflichtet<br />

war, sein Amt in Treue zu seinem Landesherrn<br />

<strong>und</strong> Vogt zu verrichten. Bemerkenswert ist die <strong>im</strong><br />

Urbar gemachte Feststellung, dass der Zoller auch<br />

mitverantwortlich für den Strassenunterhalt war. 255<br />

So war er angehalten, in Mussezeiten die Strassenpfützen<br />

auszulassen <strong>und</strong> den Weg mit Steinen auszuebnen.<br />

255<br />

Diese Best<strong>im</strong>mung wurde <strong>im</strong> Hohenemsischen<br />

Urbar des frühen 17. Jahrh<strong>und</strong>erts bestätigt.<br />

257<br />

Dort findet sich auch die älteste Tabelle<br />

mit Angaben von Zolltarifen, die bereits 1552 erlassen<br />

wurde. 268<br />

Diese Tabelle beinhaltet eine Auflistung aller<br />

Waren, die verzollt werden mussten, <strong>und</strong> dahinter<br />

ist die Gebühr aufgezeichnet, welche für die jeweilige<br />

Ware entrichtet werden musste. Diese Tariftabelle<br />

umfasste <strong>im</strong> wesentlichen folgende Produkte:<br />

1. Nahrungsmittel wie Fische, 259<br />

Feigen, Weinbeeren,<br />

Getreide, 270<br />

Nüsse, Schmalz, Käse, Fleisch,<br />

Wein;<br />

2. Tiere wie Schweine, Schafe, Geissböcke, Pferde;<br />

3. Tierische <strong>und</strong> pflanzliche Produkte wie Leder,<br />

Haut, Baumwolle, Hanf;<br />

4. Gebrauchsgegenstände wie Tücher, Leinwand,<br />

Papier, Bücher, Kessel, Werkzeuge, Metalle, Glas,<br />

Mühl- <strong>und</strong> Schleifsteine, Flolzschüsseln <strong>und</strong> Kacheln;<br />

5. Als Fortbewegungsmittel ebenso das Floss. Juden<br />

waren in den Herrschaften Schellenberg <strong>und</strong><br />

Vaduz, aber auch in Feldkirch <strong>und</strong> Bludenz zollpflichtige<br />

Personen. 271<br />

Die Mengenangabe erfolgt für Gegenstände <strong>und</strong><br />

Nahrungsmittel zumeist in Saum, für Salz <strong>und</strong> Getreide<br />

hingegen auch in Ledinen. Eine «Ledi» (das<br />

bedeutet eine Ladung, ein Fuhrwerk) entspricht<br />

dabei fünf Saum («Som»). 272<br />

Ein Saum ist ungefähr<br />

gleich viel wie 206 Liter. 273<br />

Tabellen mit Angaben der Zolltarife liegen auch<br />

aus dem 17. <strong>und</strong> 18. Jahrh<strong>und</strong>ert vor. 274<br />

Jede neue<br />

Zolltafel umfasste jeweils zusätzliche Warengattungen.<br />

Die Zolltarife, die <strong>im</strong>mer schon niedrig waren,<br />

wurden dabei nur unwesentlich erhöht. 275<br />

Dem<br />

Land Liechtenstein war die Erhaltung eines regen<br />

Durchgangsverkehrs besonders wichtig, <strong>und</strong> des-<br />

52<br />

ZOLLEINN AHMEN<br />

1750-1780<br />

ZOLLEINNAHMEN


ZOLLEINNAHMEN<br />

1811-1820<br />

Jährliche Durchschnittswerte<br />

in Gulden<br />

(Reichswährung)<br />

Balzers, Grenze 28<br />

Balzers, Strasse 11<br />

Gipsmühle 276<br />

2 2<br />

Mals 37<br />

Rofaberg 19<br />

Ruggell 613<br />

Schaan, Fährzoll 68<br />

Schaanwald 9<br />

Vaduz 1952<br />

ZOLLEINNAHMEN<br />

1821-1834<br />

Jährliche Durchschnitts<br />

werte in Gulden<br />

(Reichswährung)<br />

Balzers, Grenze<br />

ßalzers, Strasse<br />

Gipsmühle<br />

Mäls<br />

Rofaberg<br />

Ruggell<br />

Schaan, Fährzoll<br />

Nendeln<br />

Vaduz<br />

Vaduz<br />

DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />

LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />

ZOLLEINNAHMEN<br />

1835-1848<br />

Jährliche Durchschnittswerte<br />

in Gulden<br />

(Reichswährung)<br />

Balzers/Mäls 15<br />

Bendern 297<br />

Rofaberg 6<br />

Ruggell 161<br />

Schaan 5<br />

Schaanwald 83<br />

Vaduz 2649<br />

265) LUB I. Teil. Bd. 4. S. 251.<br />

266) Ebenda. «Er sol zu z<strong>im</strong>blichen zyten mit einer howen vff die<br />

strass gon, die gullen vslassen. etwann stain daryn werften, vnd den<br />

weg bessern ye zu zyten, so er des statt <strong>und</strong> wyl hat. da mit dester<br />

furo schaden vnd clag verhuet werde.»<br />

267) LUB I. Teil. Bd. 4. S. 347.<br />

268) Ebenda. S. 346 ff.<br />

269) «Fastengradt» (Fastenspeise). «Thunnen hcring». «Burckhen»<br />

(geräucherte Heringe).<br />

270) Kernen. Korn. Roggen <strong>und</strong> Haber, sowie Mehl <strong>und</strong> Brot.<br />

271) LUB I. Teil, Bd. IV, S. 352: «Item ein lebendiger Jud 30 Pfg.<br />

vndt 3 Würffei - Item ein todter Jud 30 Pfg. vnd 30 Würffei». Der<br />

Hinweis auf die Würfel ist so zu verstehen, dass die Juden dem<br />

verpönten Würfelspiel frönten.<br />

272) LLA RA 6/1/9: OA an Fürst. 22. März 1790. Bei schlechten<br />

Strassen konnte ein «Som» mit zwei Pferden geführt werden.<br />

273) Vgl. Anhang S. 142: Geld, Masseinheiten <strong>und</strong> Gewichte.<br />

274) Ein Beispiel aus dem Jahre 1700 ist <strong>im</strong> Anhang auf S. 146<br />

wiedergegeben.<br />

275) Ospelt, Wirtschaftsgeschichte. S. 359. Ein Saum Getreide<br />

war 1762 mit einem Kreuzer <strong>und</strong> zwei Pfennigen, nach der Tariferhöhung<br />

von 1791 jedoch mit zwei Kreuzern zu verzollen.<br />

276) Seit 1817.<br />

53


halb durften die Zolltarife nie so hoch angesetzt<br />

werden, dass sie verkehrshemmend wirkten.<br />

Im Jahre 1791 erfolgte die längst fällige Reorganisation<br />

des Zollwesens. Obwohl der Ausbau der<br />

Landstrasse bereits mehrere Jahre zuvor erfolgt<br />

war, 277<br />

waren die meisten Tarife <strong>im</strong>mer noch nach<br />

dem Saum ausgerichtet. In den alten Zolltafeln<br />

fehlten zudem viele Warengattungen, andere wiederum<br />

waren doppelt mit verschiedenen Tarifen<br />

aufgeführt. 278<br />

Die Zoller waren meist auch Gastwirte,<br />

«was sich ebenfalls negativ auf den Zollertrag<br />

auswirkte, waren sie doch öfters gegenüber den<br />

Gästen zu Gefälhgkeiten in Zollsachen bereit». 279<br />

Bereits in einem Entwurf zu dieser neuen Zollordnung<br />

wurde gefordert, die Zollstube vom Wirtshaus<br />

zu trennen. 280<br />

Die Reform des Zollwesens brachte<br />

eine neue, noch differenziertere Tariftabelle <strong>und</strong><br />

der Hauptzoller wurde zur Führung eines «Tagebuchs»<br />

verpflichtet. Die beiden Weggeldeinnehmer<br />

in Balzers <strong>und</strong> in Schaanwald waren ab 1792 zugleich<br />

«Wehrzoller» <strong>und</strong> sie hatten in dieser Funktion<br />

diejenigen Waren zu kontrollieren, die nicht<br />

durch den Vaduzer Hauptzoll hindurch gingen. 281<br />

Besonders wichtig war die Einführung der Zollpolicen.<br />

Jedem Fuhrmann wurde be<strong>im</strong> Betreten des<br />

Landes ein solcher Schein ausgestellt, der Auskunft<br />

über die Art der verzollten Waren gab. Ebenso<br />

wurde der Name des Fuhrmanns, das Datum des<br />

Durchtransports sowie die zu entrichtende Gebühr<br />

vermerkt. Dieser Zollschein war eine Art Transitvisum,<br />

das be<strong>im</strong> Zollamt in Vaduz vorgelegt <strong>und</strong><br />

be<strong>im</strong> Verlassen des Landes an einer Grenzzollstation<br />

wieder abgegeben werden musste. 282<br />

Als nach Auflösung des Deutschen Reichs Liechtenstein<br />

<strong>im</strong> Jahre 1806 ein souveräner Staat wurde,<br />

waren die Voraussetzungen für Änderungen <strong>im</strong><br />

Zollwesen erneut gegeben. 283<br />

1 8 08 wurden <strong>im</strong> Rahmen<br />

einer neuen Zollordnung die Tarife leicht angehoben.<br />

284<br />

Ebenso wurden in Schaanwald <strong>und</strong> in<br />

Schaan neue Grenzzölle eingerichtet. Der Schaaner<br />

Zoll sollte die über die Rheinfähre nach Burgerau<br />

gehenden Waren erfassen. 285<br />

Mit der Errichtung<br />

neuer Grenzzölle folgte Liechtenstein mit Verspätung<br />

einem Trend, der anderswo schon früher eingesetzt<br />

hatte: Luzern beispielsweise hatte bereits<br />

54<br />

1765 eine Zollrevision angeordnet, wodurch die<br />

Kontrollen verschärft <strong>und</strong> innert 15 Tagen viele<br />

neue Zollstationen errichtet wurden. 286<br />

Nicht nur die eigene Preispolitik <strong>im</strong> Zollwesen,<br />

sondern auch die Tarifpolitik der unmittelbaren<br />

Nachbarschaft hatte einen starken Einfluss auf den<br />

Gütertransitverkehr. Besonders nachteilig für<br />

Liechtenstein waren die Jahre 1806 bis 1814, als<br />

Vorarlberg zum bayerischen Zollverband gehörte.<br />

Die bayerischen Zolltarife waren nämlich um ein<br />

Vielfaches höher als die <strong>liechtenstein</strong>ischen Gebühren.<br />

287<br />

Dies beeinträchtigte den Grenzverkehr<br />

zwischen Liechtenstein <strong>und</strong> Vorarlberg. Gemäss<br />

der <strong>im</strong> Anhang (auf S. 151 f.) wiedergegebenen<br />

Liste der Weggeldeinnahmen war beispielsweise<br />

zwischen 1809 <strong>und</strong> 1812 der Grenzverkehr mit<br />

Graubünden intensiver als mit Vorarlberg.<br />

Zu den konjunkturellen Schwankungen der Zoll<strong>und</strong><br />

Weggeldeinnahmen können folgende Bemerkungen<br />

angebracht werden: Ein Krisen- oder Hungerjahr<br />

hemmte den Warenverkehr normalerweise<br />

nicht, sondern verschaffte diesem eher noch Auftrieb.<br />

(Schliesslich musste die hungernde Bevölkerung<br />

von aussen her mit Nahrungsmitteln versorgt<br />

werden.) Folglich sind in solchen Jahren die Zolleinnahmen<br />

eher noch höher als normal. Ein Blick<br />

auf die Jahre 1771/72 <strong>und</strong> 1816/17 bestätigt<br />

dies. 288<br />

(Für den Anstieg der Zolleinnahmen 1771/<br />

72 muss allerdings ins Feld geführt werden, dass<br />

kurz zuvor die ersten Schritte zum Ausbau der<br />

Transitstrasse gemacht wurden.) Seuchen <strong>und</strong><br />

kriegerische Auseinandersetzungen bewirkten indessen<br />

ein Absinken der Zoll- <strong>und</strong> Weggeldeinnahmen.<br />

Das war in den Jahren 1796 (Viehseuche in<br />

Vorarlberg <strong>und</strong> Liechtenstein 289<br />

) <strong>und</strong> noch weitaus<br />

stärker 1799 <strong>und</strong> 1800 (Truppendurchmärsche,<br />

Krieg) der Fall. Die Fertigstellung der <strong>liechtenstein</strong>ischen<br />

Landstrasse um 1780 hatte hingegen eine<br />

belebende Wirkung auf den Güterverkehr, was sich<br />

auch in höheren Zolleinnahmen niederschlug. 290


Organisation des Rodverkehrs<br />

ZUSCHGEN, KAUFHÄUSER UND HAUS­<br />

MEISTER<br />

ZUSCHGEN UND KAUFHÄUSER: BEGRIFFE,<br />

STANDORTE UND FUNKTIONEN<br />

Noch <strong>im</strong> Jahre 1651 wurde festgestellt, dass die<br />

Feldkircher Kaufleute ihre Waren nach alter Gewohnheit<br />

oftmals in ihren eigenen Häusern lagerten.<br />

291<br />

Die Errichtung eines neuen beziehungsweise<br />

die Einrichtung eines bestehenden Gebäudes als<br />

Warendepot erfolgte erst wesentlich später. Für Luzern<br />

ist nachgewiesen, dass Privatleute, <strong>im</strong> speziellen<br />

Wirte, Lagerräume zur Verfügung stellten. 292<br />

Dort bestand seit Ende 1545 ein separates Gebäude<br />

als Aufbewahrungsort für Handelsgüter. 293<br />

In<br />

Feldkirch wurde bereits um das Jahr 1400 der Bau<br />

eines solchen Gebäudes geplant. Die Verwirklichung<br />

dieses Vorhabens erfolgte indes erst einige<br />

Jahrzehnte später. 294<br />

Eine solche Lagerhalle wurde<br />

Zuschg 295<br />

oder auch «Sust» 296<br />

genannt. Der Name<br />

«Sustenpass» weist zum Beispiel darauf hin, dass<br />

sich auf diesem Alpenübergang zwischen Innertkirchen<br />

(Berner Oberland) <strong>und</strong> Wassen (Uri) einst<br />

ein solches Lagerhaus befand.<br />

Ein Briefregister der Feldkircher Pfarrpfründe<br />

St. Nikolaus bezeichnete <strong>im</strong> Jahre 1490 ein neben<br />

dem Spital gelegenes Haus als «Koffhus», das<br />

heisst, es diente in erster Linie als Markthalle <strong>und</strong><br />

in zweiter Linie auch als Lagerhalle. 297<br />

Dieses zentral<br />

in der Nähe des Marktes stehende Gebäude,<br />

das heutige Rathaus, enthielt noch <strong>im</strong> 18. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

<strong>im</strong> Erdgeschoss eine Kornhalle. Tuchhändler<br />

verwendeten den oberen Stock als Raum zur Auslage<br />

ihrer Produkte. Eine Inschrift an der Aussenfassade<br />

weist heute auf den ehemaligen Verwendungszweck<br />

dieser Räumlichkeiten hin.<br />

Die Zuschg befand sich <strong>im</strong>mer direkt an der<br />

Durchgangsstrasse. Das Kaufhaus stand meist in<br />

unmittelbarer Nachbarschaft. 298<br />

Fast <strong>im</strong>mer war in<br />

der Nähe von Zuschg <strong>und</strong> Kaufhaus auch ein Wirtshaus<br />

zu finden. In (beinahe) allen <strong>liechtenstein</strong>ischen<br />

Ortschaften, durch welche die alte Handelsstrasse<br />

von Chur nach Feldkirch führt, ist die<br />

DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />

LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />

277) Vgl. auch S. 23-36.<br />

278) Ospelt. Wirtschaftsgeschichte. S. 361.<br />

279) Ebenda.<br />

280) LLA RA 6/1/1: Projekt zur Schaffung einer verbesserten Zollordnung<br />

in Liechtenstein, 1789.<br />

281) Ospelt. Wirtschaftsgeschichte. S. 361.<br />

282) Ebenda.<br />

283) Ebenda, S. 362. Liechtenstein hätte, nun nicht mehr an Reichsgesetze<br />

geb<strong>und</strong>en, die Möglichkeit gehabt, den Transitzoll massiv zu<br />

erhöhen. Es wurde aber darauf verzichtet, weil man nicht den<br />

Durchgangsverkehr an die Schweizer Rheintalseite verlieren wollte.<br />

284) LBS, S. 193 ff.<br />

285) Ebenda. S. 199 f.<br />

286) Körner. Luzerner Staatsfinanzen, S. 112.<br />

287) Ospelt, Wirtschaftsgeschichte. S. 362 <strong>und</strong> 364. Das OA Vaduz<br />

plante eine Anpassung des <strong>liechtenstein</strong>ischen Zolltarifs an die<br />

bayerischen Gebühren, was eine 20 bis 40-fache Erhöhung bedeutet<br />

hätte. Der Plan wurde aber wieder fallengelassen.<br />

288) Detaillierte Zahlen der Zolleinnahmen <strong>im</strong> Anhang auf S. 148-<br />

150. - Vgl. auch Notiz zum Flossverkehr auf S. 36, zweiter Abschnitt.<br />

289) Ospelt, Wirtschaftsgeschichte, S. 187.<br />

290) Vgl. auch Zahlen <strong>im</strong> Anhang auf S. 148.<br />

291) Bilgeri, Stadt Feldkirch, S. 243.<br />

292) Wicki. Luzern <strong>im</strong> 18. Jahrh<strong>und</strong>ert, S. 452 f.<br />

293) Ebenda. Das Luzerner Depot für Handelswaren stand auf dem<br />

Kapellplatz. Es blieb bis ins Jahr 1860 in Verwendung.<br />

294) Bilgeri, Stadt Feldkirch. S. 243: Laut Urk<strong>und</strong>e erneuerte Herzog<br />

Friedrich 1436 die Erlaubnis zum Bau eines Warendepots. Dieser<br />

Bau musste bald darauf geschehen sein. Denn ein Schriftstück von<br />

1459 erwähnt das Haus des Albrecht Waibel in der Feldkircher<br />

Neustadt, welches als Warenablade verwendet wurde.<br />

295) Vgl. Vorarlbergisches Wörterbuch, Bd. 2, Sp. 1766: Zuschg, f.,<br />

Wagenschuppen mit Toren an beiden Schmalseiten zur Durchfahrt:<br />

Unterstandsort für Fuhrwerke. Lagerhaus für Waren.<br />

296) Vgl. Gr<strong>im</strong>m, Wörterbuch. Bd. 20, Sp. 1278: Suste. f., Öffentliches<br />

Lagerhaus. Schweizerdeutsches Lehnwort aus dem alpenromanischen<br />

engadinischen suosta. «Stall auf der Alpe», lombardisch<br />

sost(r)a, «Magazin», beide Begriffe aus dem lateinischen Wort<br />

substare, «unterstehen».<br />

297) Bilgeri, Stadt Feldkirch, S. 243.<br />

298) Die Quellen nehmen nicht <strong>im</strong>mer eine klare Trennung von<br />

Zuschg <strong>und</strong> Kaufhaus vor. In manchen Fällen, dies gilt besonders für<br />

kleinere Ab- <strong>und</strong> Umladestationen, können die beiden Gebäude<br />

sogar als identisch angesehen werden.<br />

55


Feldkirch als grössere<br />

Umladestation für Warentransporte<br />

verfügte über<br />

mehrere Lagerhäuser.<br />

Ausser dem in unmittelbarer<br />

Nähe des «Churer<br />

Tors» gelegenen Salzhaus<br />

gab es Lagerräume <strong>im</strong><br />

heutigen Rathaus sowie in<br />

der hier abgebildeten<br />

«Dogana», einem Warendepot<br />

in der Neustadt<br />

Bezeichnung «Zoschg» auch als Flurname nachgewiesen.<br />

299<br />

In Balzers bezieht sich dieser Flurname auf<br />

die Zuschg unmittelbar südlich des Wirtshauses<br />

«Engel». Weitere Zuschgen befanden sich be<strong>im</strong><br />

(ehemaligen) Wirtshaus «Adler», dem sogenannten<br />

«Ramschwaghaus», am nördlichen Dorfeingang,<br />

sowie gegenüber dem Gasthof «Post». 300<br />

Das Balzner<br />

Kaufhaus stand ebenfalls an der Durchgangsstrasse,<br />

<strong>und</strong> zwar auf der westlichen Seite südlich<br />

des 1964 abgebrochenen «Tappeiner-Hauses».<br />

Nördlich des Wirtshauses zur «Post» befand sich<br />

einst ein Salzmagazin. 301<br />

Die Triesner Flurnamenkarte<br />

vermerkt den Begriff «Zoschg» für den Platz<br />

unmittelbar vor dem heutigen Restaurant «Sonne».<br />

Eine weitere (kleinere) Zuschg stand be<strong>im</strong> Wirtshaus<br />

«Adler», ebenfalls an der Durchgangsstrasse<br />

in Triesen. 302<br />

Die Vaduzer Flur «Zuschg» ist <strong>im</strong><br />

südlichen Ortsteil Heiligkrüz <strong>im</strong> Gebiet zwischen<br />

der Landstrasse <strong>und</strong> Arnikaweg zu finden. Die<br />

Schaaner Zuschg stand gemäss Flurnamenkarte an<br />

der Feldkircherstrasse - etwa auf der Höhe der<br />

heutigen Druckerei Gutenberg. In Nendeln ist be<strong>im</strong><br />

Restaurant Löwen eine «Zoschggass» zu finden,<br />

56<br />

welche bei der Landstrasse auf halber Höhe zwischen<br />

der Firma «Keramik Schädler» <strong>und</strong> dem<br />

Cafe Meier rechts abbiegt. Nicht kartographisch<br />

vermerkt ist eine Zuschg be<strong>im</strong> «Alten Zoll» in<br />

Schaanwald.<br />

Bei der Errichtung von Zuschgen <strong>und</strong> Kaufhäusern<br />

wurde auf eine max<strong>im</strong>ale Raumnutzung Wert<br />

gelegt. In Schaan beispielsweise wurde be<strong>im</strong> Neubau<br />

des Kaufhauses <strong>im</strong> Jahre 1808 darauf geachtet,<br />

dass <strong>im</strong> selben Baukörper auch ein Schulz<strong>im</strong>mer<br />

Platz finden konnte. 303<br />

Nach dem Verfall des<br />

Rodwesens mussten andere Nutzungsformen für<br />

die bestehenden Zuschgen <strong>und</strong> Abladestationen gef<strong>und</strong>en<br />

werden. Eine interessante Geschichte hat<br />

hierbei das Kaufhaus in Balzers: Bis ins frühe 19.<br />

Jahrh<strong>und</strong>ert diente dieses Gebäude als Kaufhaus<br />

für das Rod<strong>fuhrwesen</strong>. Es war auch ein Opfer des<br />

Dorfbrandes von 1795 gewesen. Kurz danach erfolgte<br />

der Wiederaufbau. Im Jahre 1805 wurde<br />

hier die erste Balzner Schule eröffnet. Der Schulunterricht<br />

fand hier für die Mälsner Schulkinder bis<br />

1839 (Errichtung einer eigenen Schule in Mäls), für<br />

die Balzner Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler hingegen bis<br />

1869 (Bau eines neuen Schulhauses «Unterm


Schloss») statt. Zwischendurch wurde das Balzner<br />

«Kaufhaus» auch für Gemeindeversammlungen<br />

verwendet. Im Jahre 1925 schliesslich verkaufte<br />

die Gemeinde das Gebäude an Andreas Vogt. Nach<br />

einem Umbau, bei dem «teilweise die grossen<br />

Gewölbe abgebrochen wurden», wurde <strong>im</strong> einstigen<br />

Kaufhaus das heute noch existierende Gasthaus<br />

«Liechtensteinerhof» eröffnet. 304<br />

Die Zuschgen<br />

be<strong>im</strong> «Adler» <strong>und</strong> «Engel» in Balzers brannten<br />

ebenfalls <strong>im</strong> Oktober 1795 nieder. Nach dem Wiederaufbau<br />

dienten diese Gebäude wiederum (bis<br />

zum Verfall des Rodwesens) als Zuschgen. Später<br />

war in der Zuschg be<strong>im</strong> «Engel» in Balzers eine<br />

Metzgerei untergebracht 305<br />

, die übrigen Balzner<br />

Zuschgen fanden als Tenne <strong>und</strong> Wagenschopf Verwendung.<br />

Die Zuschg bei der «Sonne» in Triesen<br />

diente nach einem Brand dieses Wirtshauses zeitweise<br />

als Gastlokal <strong>und</strong> bis zum Bau einer neuen<br />

Mosterei hinter dem neuen Gebäude des Wirtshau-<br />

299) Vgl.: Mehrere Landkarten <strong>im</strong> Massstab 1:10 000, die <strong>im</strong> Rahmen<br />

des Forschungsprojekts Liechtensteiner Namenbuch zusammen<br />

mit einem Begleitheft herausgegeben wurden. Autoren waren für<br />

Balzers (erschienen 1987): Anton Banzer. für Eschen-Nendeln<br />

(1988): Roman Banzer. für Schaan (1987); Lorenz Jehle, für Triesen<br />

(1 986): Roman Banzer, sowie für Vaduz (1990): Herbert Hübe <strong>und</strong><br />

Lorenz Jehle.<br />

300) Vgl.: Vogt, Emanuol: «Die letzte Zuschg fällt». In: Liechtensteiner<br />

Volksblatt. 13. April 1955, sowie LLA PA 3/122.<br />

301) LLA PA 3/122. Bei einer Strassenverbreiterung wurden dicke<br />

Balken <strong>im</strong> Boden gef<strong>und</strong>en. Diese 1948 gemachte Feststellung von<br />

Fridolin Tschugmell bezieht sich auf eine mündliche Zeugenaussage<br />

des (damals) 80-jährigen Jörg Kaufmann.<br />

302) LLA PA 3/122.<br />

303) Rentmeister Smieth berichtete 1808 darüber: «... den Bau des<br />

Schaaner Kaufhauses anbelangend, ist mir erinnerlich, dass der<br />

Richter einst bei Gelegenheit eine Erwähnung machte, ob sie nicht<br />

bis ans Port der Strasse rücken dürfften, indem sie sonst nicht die<br />

nötige Grösse fürs Schulz<strong>im</strong>mer erhielten.» Smieth war damit<br />

einverstanden, sofern dafür die Strasse auf der anderen Seite etwas<br />

verbreitert wurde. Schliesslich empfand er es als «thunlich, ihnen<br />

ihr Schulz<strong>im</strong>mer nicht verpfuschen zu lassen». Allerdings behielt er<br />

sich auch das Recht vor, zu gegebener Zeit bei der Baustelle einen<br />

Augenschein vorzunehmen; vgl.: LLA RA 21/587.<br />

304) Gstöhl/Vogt, Bauten in Balzers. S. 85 <strong>und</strong> LLA PA 3/122.<br />

305) LLA PA 3/122. 1948. Ein Photo von Emanuel Vogt, welches<br />

diese Zuschg kurz vor ihrem Abbruch zeigt, ist bei Ospelt, Wirtschaftsgeschichte<br />

auf S. 329 abgebildet.<br />

DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />

LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />

Balzers als wohl wichtigste<br />

Umladestation für den<br />

Rodverkehr in Liechtenstein<br />

war Standort von<br />

mehreren Zuschgen <strong>und</strong><br />

Lagerhäusern, die sich in<br />

unmittelbarer Nachbarschaft<br />

der Wirtshäuser<br />

befanden. Leider fielen sie<br />

<strong>im</strong> 20. Jahrh<strong>und</strong>ert der<br />

Spitzhacke zum Opfer, so<br />

auch die hier abgebildete<br />

Zuschg be<strong>im</strong> Wirtshaus<br />

«Post»<br />

57


ses war darin auch eine provisorische Mosterei<br />

eingerichtet. 306<br />

Über die Nendler Zuschg wird <strong>im</strong><br />

Jahre 1948 berichtet, dass sie «vor ein paar Jahren<br />

altersschwach zusammengebrochen» sei. 307<br />

Die<br />

Zuschg be<strong>im</strong> «Alten Zoll» in Schaanwald musste<br />

1953 infolge Strassenregulierung dem modernen<br />

Verkehr weichen. In der damaligen Presse wurde<br />

über dieses Gebäude folgendes berichtet: «... Die<br />

nun entfernte Zuschg diente bis in die siebziger<br />

Jahre [des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts], also bis zum Bau der<br />

Eisenbahn, zum Einstellen der Fuhrwerke ... In<br />

dieser Zuschg befand sich noch ein hölzernes Aufzugsrad.<br />

Die Fuhren wurden während der Nacht<br />

durch diesen Aufzug gehoben, um die Holzachsen<br />

der Wagen zu entlasten.» 308<br />

HAUSMEISTER: FUNKTIONEN UND<br />

INSTRUKTIONEN<br />

Bis ins ausgehende Mittelalter begleitete ein Kaufmann<br />

seine Warentransporte in der Regel selbst. 309<br />

Mit der Zunahme des Grosshandels kam er aber<br />

später nicht umhin, sein Handelsgut einem berufsmässigen<br />

Güterabfertiger, einem Spediteur, anzuvertrauen.<br />

Dieser transportierte die Waren auf<br />

eigene Rechnung <strong>und</strong> Verantwortung. Das Speditionsgeschäft<br />

entwickelte sich zu einem Hilfsgeschäft<br />

des Handels. Mit weiterer Zunahme des<br />

Handelsvolumens sahen sich die Spediteure ihrerseits<br />

gezwungen, die ihnen zustehende Transportpflicht<br />

an untergeordnete Fuhrleute weiter zu delegieren.<br />

An «neuralgischen Punkten» wurde jeweils<br />

eine Faktorei eingerichtet. 310<br />

Dort liefen die<br />

Handelswaren zusammen <strong>und</strong> von dort aus wurde<br />

auch der Weitertransport organisiert. Die Stadt<br />

Basel war Sitz eines Hauptfaktors, an der Gotthardroute<br />

befanden sich in Luzern, Altdorf <strong>und</strong><br />

Bellinzona Unterfaktoreien. Die Unterfaktorei in<br />

Luzern ist seit 1540 quellenmässig bezeugt. 311<br />

Der Beamte, welcher dem lokalen Betrieb vorstand,<br />

war der sogenannte Teiler 312<br />

(partitor ballarum,<br />

preciptor ballarum), <strong>im</strong> Liechtenstein des<br />

18. Jahrh<strong>und</strong>erts Hausmeister genannt. In kleineren<br />

Gemeinden war er noch in der Lage, alle jene<br />

58<br />

Aufgaben allein zu erfüllen, die in grösseren Handelszentren<br />

(etwa Chur, Chiavenna, Bellinzona,<br />

Biasca) auf zwei oder mehrere Beamte fielen. In<br />

erster Linie war es seine Aufgabe, die bei der<br />

Zuschg eintreffenden Waren zu überprüfen <strong>und</strong> sie<br />

dann auf die einzelnen Gemeindesäumer (Fuhrleute)<br />

nach einer vorausbest<strong>im</strong>mten, streng einzuhaltenden<br />

Reihenfolge (Rod) zu verteilen. 313<br />

Zur guten Erfüllung ihrer verantwortungsvollen<br />

Aufgabe war es unabdingbar, dass die Faktoren<br />

<strong>und</strong> Hausmeister über ein gewisses Bildungsniveau<br />

verfügten. So mussten sie beispielsweise lesen <strong>und</strong><br />

schreiben können, da es sonst unmöglich war,<br />

Rechnungsbücher zu führen <strong>und</strong> Quittungen über<br />

ab- oder ausgegebene Waren auszustellen. Ebenso<br />

mussten sie stets über grössere Summen an Bargeld<br />

zum Bezahlen von Fuhrlöhnen <strong>und</strong> Wegzöllen<br />

verfügen. 314<br />

Im Kanton Uri war die Übernahme<br />

dieses Amtes zudem an die Bezahlung einer hohen<br />

Kaution geb<strong>und</strong>en. Folglich blieb das Amt des<br />

Hausmeisters einigen wenigen wohlhabenden Familien<br />

vorenthalten. 315<br />

Die Zuschgen gewannen infolge Benutzungszwang<br />

eine zentrale Bedeutung <strong>im</strong> Warentransit.<br />

Dem Hausmeister als Leiter <strong>und</strong> Aufseher der<br />

Zuschg standen meist noch einige Gehilfen zur Seite,<br />

wie zum Beispiel Träger. Diese waren (zumindest<br />

in den Städten) auch gesellschaftlich organisiert<br />

<strong>und</strong> beanspruchten für sich das Privileg des<br />

Zubringerdienstes. 316<br />

Die folgenden Instruktionen geben einen vertieften<br />

Einblick in den Tätigkeitsbereich eines Hausmeisters.<br />

In jede Hausmeister-Instruktion fliessen<br />

Elemente der geltenden Rodordnung mit ein. Besonders<br />

deutlich wird dies bei den Richtlinien für<br />

den Feldkircher Hausmeister, in denen die wichtigsten<br />

Punkte der ebenfalls <strong>im</strong> selben Jahr erlassenen<br />

Rodordnung nochmals aufgeführt werden. 317<br />

INSTRUKTION FÜR HAUSMEISTER LORENZ<br />

TSCHETTER IN SCFIAAN, 1781 318<br />

Diese Instruktion übertrug dem Hausmeister in<br />

Schaan vielfältige Kontrollaufgaben. Lorenz Tschet-


ter war ein von der Obrigkeit eingesetzter Buchhalter<br />

<strong>und</strong> Beamter, der - wie auch Zoll- <strong>und</strong> Weggeldbeamte<br />

- der dörflichen Oberschicht entstammte.<br />

Der Aufgabenkatalog für Lorenz Tschetter lautete<br />

wie folgt:<br />

1. Der Hausmeister führt Buchhaltung über<br />

Empfang <strong>und</strong> Abgang der Waren. Er vermerkt auch<br />

den vollständigen Namen <strong>und</strong> das Zeichen des<br />

jeweiligen Fuhrmanns.<br />

2. Er übern<strong>im</strong>mt die Verantwortung für den<br />

schleunigen <strong>und</strong> richtigen Weitertransport der<br />

Güter.<br />

3. Der Hausmeister ist zugleich Oberrodmeister<br />

<strong>und</strong> als solcher verantwortlich für das ordnungsgemässe<br />

Aufgebot der Rodfuhrleute. Er informiert<br />

die Rodmeister in Vaduz <strong>und</strong> Triesen über die<br />

jeweilige Reihenfolge <strong>im</strong> Rod<strong>fuhrwesen</strong>.<br />

4. Der Schaaner Hausmeister <strong>und</strong> Oberrodmeister<br />

legt jedes Quartal den Triesner <strong>und</strong> Vaduzer<br />

Rodmeistern eine Abrechnung vor <strong>und</strong> zahlt ihnen<br />

den schuldigen Fuhrlohn zuhanden der Triesner<br />

<strong>und</strong> Vaduzer Fuhrleute aus.<br />

5. Er darf keinem Fuhrmann mehr als sechs<br />

Malter oder drei Salzfässer auf eine Fuhr geben.<br />

Fuhrleute, die dem Aufgebot zur Rod keine Folge<br />

leisten, sollen ausgelassen werden. Sie müssen<br />

sodann warten, bis die Reihe wieder an ihnen ist.<br />

Auch Fuhrleute, die weniger als die erlaubten<br />

sechs Malter Korn beziehungsweise drei Fass Salz<br />

führen, dürfen nicht nochmals eine Fuhr machen.<br />

6. Der Hausmeister wird folgendermassen entlöhnt:<br />

Von jedem Malter Sack darf er zwei Denare,<br />

von einem Salzfass einen Kreuzer (vier Denare) beziehen.<br />

Ausserdem darf er von einem ganzen (oder<br />

halben) Tabakkübel sowie von übrigen Zentnerwaren<br />

ebenso viel wie zum Beispiel der Balzner Hausmeister<br />

beziehen.<br />

7. Der Hausmeister ist verpflichtet, ein ordentliches<br />

Verzeichnis der in den Ortschaften Schaan,<br />

Triesen <strong>und</strong> Vaduz für die Rod tätigen Fuhrleute zu<br />

führen.<br />

8. Ein Eid verpflichtet den Hausmeister, sämtliche<br />

Verstösse gegen die Rodordnung bei der Obrigkeit<br />

zu melden.<br />

DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />

LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />

Diese Instruktion für Lorenz Tschetter wurde praktisch<br />

zur selben Zeit erlassen wie die Rodordnungen<br />

von 1781 <strong>und</strong> 1782 sowie die neue Weggeldordnung<br />

1782. 319<br />

Sie steht damit in engem Kontext<br />

zum Ausbau der <strong>liechtenstein</strong>ischen Landstrasse<br />

um 1780 sowie zu den Bemühungen um eine Neuregelung<br />

des Rodwesens.<br />

RICFITLINIEN FÜR FAKTOR GEORG ANTON<br />

BACHMANN IN FELD KIRCH, 1781<br />

Fast zur gleichen Zeit wurde in Feldkirch eine neue<br />

Instruktion für den dortigen Faktor erlassen. Es<br />

hiess in der Einleitung, der Faktor solle sich «eines<br />

kristlichen, nüchteren <strong>und</strong> bescheidenen Lebens-<br />

306) LLA PA 3/122.<br />

307) Ebenda.<br />

308) Liechtensteiner Volksblatt, 19. September 1953. Dieser Bericht<br />

enthielt noch folgende bemerkenswerten Gedanken: «Noch vor<br />

100 Jahren hielt man diesen Verkehr mit Pferden für eine gute<br />

Einrichtung. [-] Und heute? Heute steigen die Menschen auf den<br />

Meeresgr<strong>und</strong> (Prof. Piccard) zur Erforschung der Tiefsee. Ingenieure<br />

konstruieren Flugzeuge mit Überschallgeschwindigkeit, Pläne zur<br />

Befliegung des Mondes werden ausgearbeitet <strong>und</strong> solche zur Vernichtung<br />

von ganzen Ländern <strong>und</strong> Erdteilen in einer Nacht. Ist dies<br />

Fortschritt oder ist es vielleicht der Anfang vom Ende?»<br />

309) Wicki. Luzern <strong>im</strong> 18. Jahrh<strong>und</strong>ert. S. 449.<br />

310) Ebenda.<br />

311) Ebenda.<br />

312) Vgl. auch: LUB, I. Teil, Bd. 4, S. 252, Anmerkung 1: «Der Teiler<br />

... hatte das vom einzelnen Fuhrmann oder Säumer gemäss der<br />

Kehrordnung zu befördernde Warenquantum ... festzulegen. Der<br />

Teiler hatte hier die Zuteilerrolle <strong>im</strong> Transportfron.»<br />

313) Caroni, Säumergenossenschaften. S. 91.<br />

314) Bielmann. Lebensverhältnisse <strong>im</strong> Urnerland, S. 129 f.<br />

315) Ebenda. Die Hausmeister-Familien <strong>im</strong> Uri des 18. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

waren: Megmet-Muhe<strong>im</strong> in Altdorf, Crivelli in Flüelen sowie die<br />

Gebrüder Müller in Hospental <strong>und</strong> Altdorf. Betreffend Liechtenstein<br />

siehe S. 62.<br />

316) Ebenda.<br />

317) Vgl. S. 86-88.<br />

318) LLA RA 20/32, 5. Dezember 1781.<br />

319) Vgl. Ausführungen auf S. 86-88.<br />

59


wandels» befleissen, «Herrn Stadtamann <strong>und</strong> Rath,<br />

wie auch gemeiner Stadt <strong>und</strong> Bürgerschaft getreü,<br />

<strong>und</strong> hold seyn, derselben Ehre, Nutzen <strong>und</strong> Fromen,<br />

so Viel ihm möglich, beforderen, hingegen<br />

allen Schaden [abjwenden ...». Der Faktor musste<br />

einen Eid ablegen, wonach er verpflichtet war, alle<br />

Kaufmannsgüter, Zentnerwaren, Früchte <strong>und</strong> Salzfässer<br />

in seinem Kaufhaus ordnungsgemäss zu<br />

empfangen <strong>und</strong> wieder abzustossen. Die einzelnen<br />

Best<strong>im</strong>mungen dieser Instruktion sind <strong>im</strong> Folgenden<br />

zusammengefasst dargestellt.<br />

1. Der Faktor muss an den Tagen, an denen<br />

Güter ankommen könnten, sich entweder zuhause<br />

oder in der Nähe des Kaufliauses aufhalten. Er begutachtet<br />

die Waren <strong>und</strong> Frachtbriefe der ankommenden<br />

Fuhrwerke <strong>und</strong> er ordnet an, dass jede<br />

Ware abgeladen <strong>und</strong> am richtigen Ort <strong>im</strong> Kaufhaus<br />

bis zum Weitertransport verwahrt wird.<br />

2. Der Faktor ist zu einer korrekten Buchführung<br />

verpflichtet. Sämtliche eingegangenen Waren<br />

trägt er in ein Empfangsbuch ein. Jedes Quartal ist<br />

ein frühzeitiger Rechnungsabschluss zu treffen.<br />

3. Der Faktor stellt dem Fuhrmann eine Bestätigung<br />

für die gelieferten Waren aus.<br />

4. Fuhrleute, die diese Lieferungspolicen ganz<br />

oder teilweise verlieren, haben keinen oder nur<br />

teilweisen Anspruch auf ihren Fuhrlohn. Im Falle<br />

eines solchen Verlustes der Rodpolicen holt der<br />

Faktor bei der nächstgelegenen Faktorei Auskunft<br />

über den betreffenden Warentransport ein. Wenn<br />

sich nun herausstellt, dass der Fuhrmann Warentransporte<br />

mangelhaft ausführte, so haftet die<br />

Gemeinde, aus welcher der besagte Fuhrmann<br />

stammt, für entstandene Schäden.<br />

5. Falls der Fuhrmann aber seine Unschuld beteuern<br />

kann, so ist ihm der Fuhrlohn in barem Geld<br />

unverzüglich auszubezahlen.<br />

6. Der Faktor ist verpflichtet, für die speditive<br />

Weiterführung der Waren zu sorgen. Er hat den<br />

Rodmeistern die Anzahl der benötigten Rodfuhrwerke<br />

rechtzeitig anzuzeigen.<br />

7. «Zur Vermeidung aller Unordnung» werden<br />

die Rodfuhren in (a) Kaufmannsstücke <strong>und</strong> Handelswaren,<br />

sowie (b) in Früchte <strong>und</strong> Salztransporte<br />

eingeteilt.<br />

60<br />

(a) Kaufmannsstücke <strong>und</strong> Handelswaren werden<br />

[jährlich?] in 240 Stück versetzt. Die Hälfte<br />

davon wird von österreichischen Untertanen aus<br />

Tisis <strong>und</strong> Tosters, die anderen 120 Stück werden<br />

von den <strong>liechtenstein</strong>ischen Untertanen der Herrschaft<br />

Schellenberg von Feldkirch bis Balzers spediert.<br />

(b) Alle Gattungen Früchte <strong>und</strong> Salzfässer werden<br />

folgendermassen aufgeteilt: Die österreichischen<br />

Untertanen des Gerichtsbezirks Feldkirch<br />

transportieren drei Fünftel, die Fuhrleute aus der<br />

Herrschaft Schellenberg zwei Fünftel der auf die<br />

Rod kommenden Früchte <strong>und</strong> Salzfässer.<br />

8. Die aus Feldkirch kommenden Kaufmannsstücke<br />

<strong>und</strong> Handelswaren werden in der Zuschg in<br />

Balzers abgeladen. Die Rodfuhrleute des Gerichtsbezirks<br />

Feldkirch, welche Korn <strong>und</strong> Salzfässer befördern,<br />

müssen ihre Waren in Schaan abladen.<br />

Den Fuhrleuten der Herrschaft Schellenberg hingegen<br />

steht das Recht zu, mit diesen Waren bis Balzers<br />

weiter zu fahren (vgl. Kapitel «Gesetzliche<br />

Best<strong>im</strong>mungen» auf S. 63-92).<br />

9. Der Faktor ist berechtigt, den Fuhrleuten,<br />

welche die Rodordnung missachten, den Lohn zu<br />

verweigern.<br />

10. In der Früchte- <strong>und</strong> Salzrod sind Fuhrleute<br />

aus Altenstadt <strong>und</strong> Göfis dazu berechtigt, fünf von<br />

sechs Fass Salz beziehungsweise Malter an Früchten<br />

(bis Schaan) zu transportieren. (Im weiteren<br />

wird Artikel 7 nochmals wiederholt.)<br />

11. Der Faktor entscheidet nach Eingang der für<br />

die Rod best<strong>im</strong>mten Waren, wie viele Fuhrleute zur<br />

Weiterspedierung aufgeboten werden müssen. Deshalb<br />

n<strong>im</strong>mt er unverzüglich mit den Rodmeistern<br />

der betreffenden Gemeinden Kontakt auf <strong>und</strong> vereinbart<br />

einen Zeitpunkt, wann wieviele Fuhrwerke<br />

sich in Feldkirch einfinden müssen.<br />

12. Der Faktor ist verantwortlich für die Einhaltung<br />

der richtigen Reihenfolge <strong>im</strong> Rodverkehr. Ein<br />

320) Zur «Äuffnung des Strassenzuges» so genannt <strong>im</strong> Originaldokument<br />

LLA RA 20/34, S. 4: «Äuffnung»: Emporbringung, Weiterbeförderung;<br />

Angaben gemäss Gr<strong>im</strong>m, Wörterbuch, Bd. 1, Sp. 697.


DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />

LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />

Landammann Lorenz<br />

Tschetter <strong>und</strong> die unterzeichnenden<br />

Richter<br />

machten einen Dreiervorschlag,<br />

aus welchem das<br />

Oberamt den Hausmeister<br />

für die Orte Schaan, Vaduz<br />

<strong>und</strong> Triesen wählte. Das<br />

Schreiben vom 31. Dezember<br />

1789 schlug Anton<br />

Kaufmann,Johannes<br />

Schlatter sowie Andreas<br />

Konrad als «drey Taug-


Fuhrmann, der nicht wie vereinbart an Ort <strong>und</strong><br />

Stelle ist, wird ausgelassen <strong>und</strong> muss warten, bis<br />

er wieder an der Reihe ist.<br />

13. Ein Stück Kaufmannsgut soll das Gewicht<br />

von 250 Pf<strong>und</strong> haben. Aber auch halbe Stücke mit<br />

einem Gewicht von 125 Pf<strong>und</strong> sind zugelassen.<br />

Beide Grössen werden mit einer Toleranzgrenze<br />

von plus oder minus einem Achtel des Gewichts<br />

gehandelt. Für Stücke, deren Gewicht mehr als ein<br />

Achtel von der normalen Grösse übersteigt, wird<br />

ein zusätzlicher Fuhrlohn ausbezahlt. (Vierter Beschluss<br />

der Rodkonferenz in Feldkirch von 1781;<br />

siehe auch S. 87.)<br />

14. Der Faktor berechnet die Fuhrlöhne <strong>im</strong> Einklang<br />

mit den von der Rodkommission festgesetzten<br />

Best<strong>im</strong>mungen.<br />

15. Der Faktor muss dem Feldkircher Magistrat<br />

gegenüber Rechenschaft über seine Finanzbuchhaltung<br />

ablegen.<br />

Diese Instruktion für den Feldkircher Hausmeister<br />

berührt wesentlich das Rod<strong>fuhrwesen</strong> in Liechtenstein.<br />

Die Aufgaben der Hausmeister in Schaan<br />

62<br />

Hausmeister in Balzers<br />

1788/89: Joseph Leonz Frick 322<br />

1789/90: Joseph Leonz Frick,<br />

Egidius Nipp 323<br />

1794/95: Joseph Leonz Frick 324<br />

1801/02: Andreas Büchel 325<br />

1802/03: Joseph Kindle 326<br />

1803-1811: Joseph Kindle 327<br />

1811-1824: Johann Baptist Büchef<br />

<strong>und</strong> in Feldkirch sind <strong>im</strong> Wesentlichen identisch,<br />

die Best<strong>im</strong>mungen für das Hausmeisteramt in<br />

Feldkirch sind allerdings detaillierter, was wenig<br />

überrascht, hatte der Hausmeister in Feldkirch<br />

doch mit Sicherheit mehr Warenverkehr zu beaufsichtigen<br />

als sein Kollege in Schaan.<br />

WAHL DES HAUSMEISTERS<br />

Im Kanton Uri wurden die Zuschghausmeister von<br />

den Behörden bestellt. 321<br />

In Liechtenstein hingegen<br />

erfolgte die Bestellung eher auf demokratischem<br />

Wege: Die Hausmeister in Balzers <strong>und</strong> in Schaan<br />

wurden nämlich <strong>im</strong>mer für ein Jahr gewählt. Zu<br />

diesem Zweck fand in den betreffenden Gemeinden<br />

eine Gemeindeversammlung statt. Teilnahmeberechtigt<br />

an diesen Versammlungen waren alle Bürger,<br />

nicht jedoch die Hintersassen einer Gemeinde.<br />

Balzers wählte jeweils am 24. August, Schaan <strong>im</strong><br />

Dezember. Der gewählte Hausmeister legte einen<br />

Eid ab. Seine Amtsführung unterlag einer strengen<br />

oberamtlichen Kontrolle.<br />

Hausmeister in Schaan<br />

1781/82: Lorenz Tschetter<br />

1789/90: Johannes Schlatter 329<br />

1790/91: Johannes Schlatter,<br />

Lorenz Danner 330<br />

1791-1803: Andreas Konrad 331


GESETZLICHE BESTIMMUNGEN<br />

ERSTE RODORDNUNGEN IM MITTELALTER UND<br />

IN DER FRÜHEN NEUZEIT<br />

Als Gradmesser für den Waren- <strong>und</strong> Personenverkehr<br />

<strong>im</strong> rechtsufrigen Rheintal diente bereits <strong>im</strong><br />

Hochmittelalter die Siedlung Fussach, ein am Südufer<br />

des Bodensees gelegenes Dorf, das bereits <strong>im</strong><br />

Jahre 1092 urk<strong>und</strong>lich erwähnt wurde. 332<br />

Dieser<br />

Verkehr reichte aber «weiter zurück als jede Urk<strong>und</strong>e»,<br />

333<br />

passierte er doch laut Aussage der Ritter<br />

von Neuburg von 1363 schon lange davor ihre<br />

Burg bei Koblach <strong>und</strong> ging dann weiter dem Rhein<br />

entlang hinauf. Weiter südlich folgte eine Abzweigung<br />

in Richtung Südosten <strong>und</strong> schliesslich erreichte<br />

der Verkehrsweg über die alte Iiibrücke die<br />

bereits 842 erwähnte Verkehrssiedlung Pontilles<br />

(später auch Iiibrugg oder Heiligkreuz genannt).<br />

Dabei passierte diese Strasse auch das spätere<br />

Feldkirch, das in der Stiftungsurk<strong>und</strong>e für das Johanniter-Kloster<br />

<strong>im</strong> Jahre 1218 erstmals als Stadt<br />

genannt wurde. 334<br />

Der Stifter, Graf Hugo von Montfort<br />

(gestorben um 1230), war <strong>im</strong> Jahre 1219 Teilhaber<br />

am Vertrag zwischen dem Bischof von Chur<br />

<strong>und</strong> der Stadt Como zur Sicherung des Handelsverkehrs<br />

über die Bündner Pässe. 335<br />

Die Städte Chur<br />

<strong>und</strong> Feldkirch waren auch später durch den Handelsverkehr<br />

eng verb<strong>und</strong>en. Zwischen dem Bischof<br />

von Chur als Inhaber des Churer Zolles <strong>und</strong> dem<br />

Grafen von Montfort als Inhaber des Zolles der<br />

Stadt Feldkirch bestand seit 1372 ein vertragliches<br />

Verhältnis über gegenseitige Zollerleichterungen.<br />

Darin hiess es: «Was ein Bürger von Chur in der<br />

Stadt Chur verzollt, das soll auch ein Bürger von<br />

Feldkirch in Chur verzollen, nämlich Salz <strong>und</strong> nicht<br />

anders, wie seit alters Sitte <strong>und</strong> Gewohnheit gewesen<br />

ist ohne jeden Betrug. Und was ein Bürger von<br />

Feldkirch in der Stadt Feldkirch verzollt, das soll<br />

auch ein Bürger von Chur in Feldkirch verzollen,<br />

nämlich Wein <strong>und</strong> nicht anders, wie von alters her<br />

Sitte <strong>und</strong> Gewohnheit gewesen ist.» 336<br />

Dieser sogenannte<br />

«Montfortische» Zollvertrag überdauerte<br />

mehr als vier Jahrh<strong>und</strong>erte. 337<br />

DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />

LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />

Der Rod- <strong>und</strong> Etappenverkehr war damals<br />

schon die übliche Art des Gütertransports. 338<br />

Ein<br />

Mailänder Verzeichnis der Transportkosten für<br />

Wollballen führte um 1390 die einzelnen Stationen<br />

321) Bielmann. Lebensverhältnisse <strong>im</strong> Urnerland, S. 129 f.<br />

322) Sohn des Landammanns Leontius Frick, vgl.: Familienstammbaum<br />

<strong>im</strong> Anhang auf'S. 169.<br />

323) Egidius Nipp (1724-1800) war verheiratet mit Anna Maria<br />

Brunhart; vgl. Tschugmell, Balzers, S. 189.<br />

324) LLA RA 21/327: Hausmeisterwahl vom 24. August 1794 in<br />

Balzers. Joseph Leonz Frick erhielt 53. Anton Burgmayer 18 <strong>und</strong><br />

Joseph Kaufmann sieben St<strong>im</strong>men.<br />

325) LLA RA 21/477: Bei der Wahl am 24. August setzte sich Büchel<br />

gegen seine Mitbewerber Schmied Joseph Kaufmann, Weggeldeinzieher<br />

Joseph Wolfinger, Baptist Büchel sowie Baptist Vogt durch.<br />

Andreas Büchel (1762-1846) heiratete 1788 Katharina Vogt (1763-<br />

1843) - Vgl.-. Tschugmell, Balzers, S. 17.<br />

326) Joseph Kindle (1762-1832) war mit Christina Vogt (1767-1832)<br />

verheiratet. - Vgl. Tschugmell, Balzers, S. 152.<br />

327) LI.A RA 21/534: Der bisherige Hausmeister Kindle wurde am<br />

24. August 1803 in seinem Amt bestätigt. Kindle amtierte als<br />

Hausmeister bis 1811. Bei der Hausmeisterwahl am 25. August<br />

1811 wurde er abgewählt: Johann Baptist Büchel erhielt 60 St<strong>im</strong>men,<br />

Hausmeister Joseph Kindle nur 34. - Vgl. LLA RB R 3.<br />

328) Johann Baptist Büchel (1761-1839). Sohn des Johann Baptist<br />

Büchel sen. <strong>und</strong> der Barbara Boler, stammte aus Mäls. Er ehelichte<br />

Franziska Frick, geboren 1764 als Tochter des Joseph Leontius Frick<br />

<strong>und</strong> der Katharina Frick.<br />

329) LLA RA 21/52. Wahl zum Hausmeister am 31. Dezember 1789.<br />

Der Krämer <strong>und</strong> Wirt Johannes Schlatter zahlte in Schaan ab 1775<br />

jährlich den Schutztaler als Hintersasse. 1784 erfolgte durch Zahlung<br />

von 20 Gulden die Einbürgerung. Schlatter starb 1817; vgl.:<br />

Stammtafeln Schaan. S. 14.<br />

330) LLA RA 21/150.<br />

331) LLA Rechnungsbücher des Rentamts: LLA RA 21/334: Notiz des<br />

Feldkircher Hausmeisters zu Fuhrlohn-Berechnungen 1794.<br />

332) Bilgeri. Stadt Feldkirch, S. 88.<br />

333) Ebenda.<br />

334) Bilgeri. Stadt Feldkirch, S. 366 <strong>und</strong> Vallaster, Feldkirchs<br />

Vergangenheit, S. 57. Die Stadtgründung erfolgte vermutlich vor<br />

1190.<br />

335) Urk<strong>und</strong>e vom 17./18. August 1219. Abdruck <strong>im</strong> Bündner UB IL<br />

Nr. 607; erwähnt bei: Bilgeri, Stadt Feldkirch, S. 93.<br />

336) Bilgeri. Stadt Feldkirch, S. 164.<br />

337) Ebenda.<br />

338) Rigendinger, Verkehr <strong>und</strong> Verkehrssicherheit <strong>im</strong> Mittelalter,<br />

S. 31 f.<br />

63


der Wegstrecke vom Bodensee nach Chur auf (die<br />

Angaben beziehen sich teilweise auf die linksrheinische<br />

Strasse): Von Rheineck («Arineck») ging es<br />

über die Rheinfähre von Blatten («Platen») 339<br />

nach<br />

Feldkirch («ad Sanct Petrum»), <strong>und</strong> weiter über<br />

Schaan («Aschan»), Vaduz («Viduz»), Balzers<br />

(«Abalsers») nach Maienfeld <strong>und</strong> nach Chur. 340<br />

In<br />

Feldkirch zahlte man 31 Pfennig Zoll, weniger als<br />

in Chur (41 Pfennig), aber doch mehr als in Vaduz<br />

(24 Pfennig), Balzers (8 Pfennig) <strong>und</strong> in Maienfeld<br />

(15 Pfennig). Für die «Sosta» (Zuschg) mussten an<br />

jeder Station 2,5 Pfennig entrichtet werden. Der<br />

Fuhrlohn betrug für die Strecke von Feldkirch bis<br />

Schaan 24 Pfennig. 341<br />

Diese Mailänder Aufzeichnung<br />

galt für den normalen Massenverkehr, den<br />

Verkehr auf der Rod. Hierbei wurden die Waren<br />

durch jeweils verschiedene Fuhrleute von Zuschg<br />

zu Zuschg befördert, wobei ein oftmaliges Auf- <strong>und</strong><br />

Abladen die Regel war.<br />

Das Feldkircher Stadtrecht regelte in seiner<br />

schriftlichen Abfassung von 1399 das Rodwesen<br />

für die Bürger der Montfortstadt. Unter der Kapitelüberschrift<br />

«Wie man die Kaufmannsware, die<br />

durch das Land geht, abfertigen soll» heisst es:<br />

«Wir haben auch die Satzung gemacht, was an<br />

Kaufmannsware hier durch das Land geht, die soll<br />

der Teiler hier zu Feldkirch gleich teilen einem<br />

Fuhrmann wie dem anderen unter den Bürgern die<br />

hier Wägen haben, dem Armen wie dem Reichen,<br />

wie die Rod der Fahrten denn an ihn kommt, es<br />

seien Wollballen, Kupfer oder Kaufmanns wäre.» 342<br />

Folglich konnte also jeder Bürger - unabhängig von<br />

seinem Einkommen - am Rod<strong>fuhrwesen</strong> teilnehmen.<br />

Einzige Bedingung war der Besitz eines<br />

Wagens (<strong>und</strong> wohl auch eines Zugtiers). Gleichzeitig<br />

wurde auf das bereits traditionelle Bestehen des<br />

Stracksverkehrs hingewiesen. Besondere (meist<br />

wertvollere) Güter konnten <strong>im</strong> Eilverkehr stracks<br />

über grössere Strecken durch ein <strong>und</strong> dasselbe<br />

Fuhrwerk transportiert werden, ohne an einzelnen<br />

lokalen Zuschgen anzuhalten. Im Stadtrecht für<br />

Feldkirch heisst es dazu: «Wenn die Kaufleute für<br />

Kupfer oder andere Waren, die nicht <strong>im</strong> Tarif der<br />

Rodfuhr stehen, Führer finden, die sie auf ihre Rosse<br />

nehmen <strong>und</strong> nach Kläfen (Chiavenna) fahren, so<br />

64<br />

soll es ihnen erlaubt sein, denn das ist altes Herkommen.»<br />

343<br />

Solche Handelsprivilegien konnten<br />

auch durch die Obrigkeit gewährt werden. So erhielt<br />

beispielsweise 1375 ein Kaufmann Pagano<br />

aus Chiavenna für sich <strong>und</strong> seinen Sohn Marco von<br />

Graf Rudolf von Montfort für fünf Jahre freies Geleit<br />

<strong>im</strong> Herrschaftsbereich der Montforter. Dies entband<br />

ihn von Zollzahlungen <strong>und</strong> gab ihm das<br />

Recht, Waren ausserhalb der Rod frei durchzuführen.<br />

344<br />

Im ausgehenden 15. Jahrh<strong>und</strong>ert hatte in einer<br />

Zeit der wirtschaftlichen Blüte der Kornhandel<br />

deutlich zugenommen. Die Stadt Feldkirch war<br />

zum Hauptknotenpunkt für Transporte nach dem<br />

kornarmen Oberrätien geworden. 345<br />

Im Jahre 1515<br />

erwarb die Stadt Feldkirch die Rechte für das kurz<br />

zuvor errichtete Wirtshaus in Bauern (bei Hohenems).<br />

Feldkirch setzte dort fortan den Hüttenknecht<br />

<strong>und</strong> Knecht selbst ein. 346<br />

Der Ausbau des<br />

Weges über den Schollberg 347<br />

durch die Eidgenossen<br />

in den Jahren 1490 bis 1492 ist ein weiteres<br />

Signal für das verstärkte Verkehrsaufkommen. Der<br />

<strong>im</strong> 16. Jahrh<strong>und</strong>ert durch Feldkirch gehende Güterverkehr<br />

war aber <strong>im</strong> Vergleich zu anderen Handelszentren<br />

eher bescheiden. Die wenigen vorhandenen<br />

Vergleichszahlen geben zwar die damalige<br />

Wirklichkeit nur sehr bruchstückhaft wieder, aber<br />

sie haben doch eine gewisse Aussagekraft. So betrug<br />

um 1500 der Feldkircher Warentransit r<strong>und</strong><br />

9 200 Zentner pro Jahr (davon ging der grössere<br />

Teil südwärts <strong>und</strong> nur etwa 2 800 Zentner gingen<br />

in umgekehrter Richtung). 348<br />

Durch die Stadt Chur<br />

gingen aber am Ende des 16. Jahrh<strong>und</strong>erts bereits<br />

26 000 bis 50 000 Zentner an Transitgütern. 349<br />

Ein<br />

Grossteil der dabei nach Norden gehenden Waren<br />

dürfte dabei entweder in Richtung Sargans-Zürich<br />

oder auch auf der schweizerischen Rheintalseite<br />

in Richtung Bodensee befördert worden sein. Dort<br />

befanden sich auch weitaus grössere Märkte <strong>und</strong><br />

Handelszentren. In Konstanz beispielsweise betrug<br />

<strong>im</strong> Jahre 1601 allein der Getreidetransit r<strong>und</strong><br />

130 000 Zentner. 350<br />

Die offensichtliche Konkurrenz zwischen den<br />

beiden Handelswegen <strong>im</strong> Rheintal war <strong>im</strong>mer wieder<br />

ein Thema. Vor dem oben erwähnten Ausbau


der Schollbergstrasse in den Jahren 1490 bis 1492<br />

gab es zahlreiche Klagen über den schlechten Zustand<br />

dieser Verkehrsverbindung. Besonders die<br />

Kaufleute aus Rheineck hatten <strong>im</strong>mer wieder diesen<br />

Unmut geäussert, verb<strong>und</strong>en mit der Drohung,<br />

mit ihren Warentransporten auf die andere Talseite<br />

auszuweichen. 351<br />

Mit dem Ausbau der Schollbergstrasse<br />

wurde versucht, dem entgegen zu wirken,<br />

jedoch offenbar nur mit mässigem Erfolg. Zwar<br />

profitierte die Schollbergstrasse <strong>im</strong> 16. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

zeitweilig von der politischen Grosswetterlage:<br />

Während des Schmalkaldischen Krieges in den<br />

Jahren 1546 <strong>und</strong> 1547 wechselten die Handels<strong>und</strong><br />

Fuhrleute auf die sicherere linksrheinische<br />

Strasse, um nach Kriegsende wieder auf die andere,<br />

wohl insgesamt wirtschaftlich bedeutendere,<br />

rechtsrheinische Strasse zu wechseln. 352<br />

Trotzdem<br />

blieb die linksrheinische Strasse insgesamt betrachtet<br />

<strong>im</strong> Nachteil, da der Schollberg als topographisches<br />

Hindernis Benützung <strong>und</strong> Unterhalt<br />

dieser Wegverbindung zu einer kostspieligen Angelegenheit<br />

machte. 353<br />

Wohl als eine indirekte Reaktion auf den Ausbau<br />

der Schollbergstrasse zu sehen ist die älteste<br />

schriftliche Rodordnung für das Gebiet des heutigen<br />

Fürstentums Liechtenstein, welche aus dem<br />

Jahre 1499 datiert. 354<br />

Sie umfasste den Streckenabschnitt<br />

von Feldkirch bis Maienfeld <strong>und</strong> wurde vom<br />

Feldkircher Stadtammann Heinrich Putscher erlassen.<br />

Die wichtigsten Punkte dieser spätmittelalterlichen<br />

Rodordnung, die speziell die Fuhrleute der<br />

Flerrschaften Feldkirch <strong>und</strong> Schellenberg betraf,<br />

können folgendermassen zusammengefasst werden:<br />

Der Zoller in Feldkirch, der zugleich die Funktion<br />

eines Hausmeisters ausübte, bot die Fuhrleute<br />

auf. Die Reihenfolge der Rodfuhren musste jeweils<br />

am Sonntag vor Neujahr für die kommenden 365<br />

Tage festgesetzt werden. Auch betreffend Warensorte<br />

wurde eine Reihenfolge eingehalten: Zuerst<br />

wurden die Kaufmannsgüter, dann das Korn transportiert.<br />

Jeder Wagen, der für das Rod<strong>fuhrwesen</strong><br />

eingesetzt wurde, musste mit einer Blache versehen<br />

sein, die mit sieben Eisennägeln an der Karosserie<br />

befestigt war. Jeder Rodfuhrmann bürgte für<br />

die ihm anvertrauten Waren. Die Fuhrleute muss­<br />

DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />

LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />

ten ferner folgende Gebote <strong>und</strong> Verpflichtungen<br />

einhalten: Sie durften für die Rod best<strong>im</strong>mte Güter<br />

nicht eigenmächtig aufladen. Ebenso war für sie<br />

verboten, Waren ausserhalb der Rod zu führen. Die<br />

Rodgüter durften keinem anderen Fuhrmann aufgegeben<br />

werden, der nicht ebenfalls rodberechtigt<br />

war. Der vorgesehene Streckenabschnitt musste zu<br />

Ende gefahren werden. Fuhrleute der Herrschaft<br />

Schellenberg, die mit ihren Rodgütern früher als<br />

ihre Kollegen aus Altenstadt in Maienfeld ankamen,<br />

durften daraus keinen persönlichen Vorteil<br />

ziehen. Sie mussten entweder warten, bis die<br />

Altenstädter Fuhrleute ebenfalls in Maienfeld eintrafen,<br />

oder sie durften für die Rückfahrt nur das<br />

ihnen zustehende Warenquantum laden.<br />

Ein Nachtrag zu dieser Ordnung aus dem Jahre<br />

1556 erhöhte den Fuhrlohn von 18 auf 20 Pfennig<br />

pro Zentner. Dies muss als blosse Anpassung an<br />

die Teuerung angesehen werden. Im 16. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

nämlich wurde Europa von einer anhaltenden<br />

339) Zur Ortschaft Blatten vgl. auch: Rigendinger, ebenda, S. 39<br />

links unten.<br />

340) «Pacta pro itinere Constancie et Coire» <strong>im</strong> Archiv der Camera<br />

di Comercio, Mailand. Erwähnt bei Bilgeri. Stadt. Feldkirch, S. 164 u.<br />

341 sowie bei: Poeschel, Liechtenstein, S. 4.<br />

341) Ebenda.<br />

342) Bilgeri, Stadt Feldkirch. S. 163.<br />

343) Ebenda.<br />

344) Ebenda.<br />

345) Ebenda. S. 236 f.<br />

346) Ebenda.<br />

347) Vgl. hierzu: Ackermann, Schollbergstrasse, S. 57.<br />

348) Eitel, Verkehr <strong>im</strong> Bodenseeraum, S. 64.<br />

349) Ebenda.<br />

350) Ebenda.<br />

351) Ackermann, Schollbergstrasse, S. 57.<br />

352) Ebenda. Aktiv um eine Erhöhung des Durchgangsverkehrs auf<br />

der rechtsrheinischen Seite bemühte sich auch die Stadt Maienfeld,<br />

was wiederum die linksrheinische Bevölkerung erboste.<br />

35.3) Reich. Landstrassen von Werdenberg, S. 69.<br />

354) Vgl. hierzu die Ausführungen bei: Schatzmann, Rodordnung<br />

1499.<br />

65


Geldentwertung erfässt. 355<br />

Die stete, anfangs noch<br />

erträgliche Inflationsrate sollte dann in den ersten<br />

Jahren des Dreissigjährigen Kriegs zu einer galoppierenden<br />

Inflation heranwachsen. 356<br />

Im Jahre 1556 wurde die Rodordnung ferner<br />

durch zusätzliche Best<strong>im</strong>mungen ergänzt. Erstmals<br />

war von Frachtbriefen die Rede, die von den Fuhrleuten<br />

bei ihrer Ankunft <strong>im</strong> Kaufhaus unverzüglich<br />

dem Faktor übergeben werden mussten. Ebenso<br />

wurde auf die <strong>im</strong> Feldkircher Kaufhaus entstandene<br />

Unordnung hingewiesen. Aus diesem Gr<strong>und</strong><br />

erging die Anweisung an die Fuhrleute, die Waren<br />

nur an den dafür best<strong>im</strong>mten Orten abzuladen. Die<br />

Fuhrleute waren auch verpflichtet, den Faktoren<br />

bei ihrer Arbeit behilflich zu sein, zum Beispiel<br />

be<strong>im</strong> Abwiegen <strong>und</strong> anschliessenden Einräumen<br />

der Rodwaren. Pferde durften sich weder <strong>im</strong> Kaufhaus<br />

aufhalten noch durften sie dort gefüttert werden.<br />

Die Zoller <strong>und</strong> Faktoren mussten bei Verstössen<br />

gegen die Rodordnung be<strong>im</strong> Hubmeister Anzeige<br />

erstatten. 357<br />

In einer Beschwerdeschrift der <strong>liechtenstein</strong>ischen<br />

Untertanen über Verstösse ihrer österreichischen<br />

Nachbarn gegen die Rodordnung <strong>im</strong> 18.<br />

Jahrh<strong>und</strong>ert wurde eine alte Rodordnung von 1544<br />

erwähnt. Es hiess hier aber lediglich, es wäre<br />

«nichts sonderliches zue erinnern ausser wie sich<br />

die Fuhrleuth in Beförderung der Spedition verhalten<br />

sollen». 358<br />

Hingegen ist die Rodordnung von<br />

1593 in einer Abschrift erhalten. Die Transitroute<br />

vom Bodensee bis Maienfeld war bereits damals in<br />

eine obere sowie in eine untere Rod aufgeteilt. Die<br />

obere Rod umfasste wohl die Strecke von Feldkirch<br />

bis Maienfeld <strong>und</strong> beinhaltete somit auch das Gebiet<br />

des heutigen Fürstentums, während die untere<br />

Rod die Strasse vom Bodensee bis Feldkirch umfasste.<br />

Für die obere Rod wurden als Fuhrleute<br />

Haug Kranntz, 359<br />

Hanns Marxer, Adam Marxer, 360<br />

Marthin Kauffman <strong>und</strong> Jacob Allgeuer 361<br />

genannt.<br />

Als Tröster 362<br />

fungierten Jacob Allgeuer, Christian<br />

Tobler, Marthin Kauffman, Adam Marxer sowie<br />

Haug Kranntz. Als Fuhrleute für den oberen <strong>und</strong><br />

den unteren Rodbezirk wurden folgende Personen<br />

erwähnt: Hanns Peckh, Thebus Reinperger, Hanns<br />

Frölich <strong>und</strong> Galle Walser. Interessant an der letzten<br />

66<br />

Aufzählung ist, dass Fuhrleute aus den Herrschaften<br />

Vaduz <strong>und</strong> Schellenberg auch in der unteren<br />

Rod <strong>im</strong> Vorarlberger Rheintal ihrer Tätigkeit nachgehen<br />

durften - eine sicherlich privilegierte Position.<br />

Als Tröster fungierten in beiden Rodbezirken<br />

Hanns Frölich <strong>und</strong> Galle Walser, in der unteren Rod<br />

(neben anderen) Hanns Marxer <strong>und</strong> Thebus Reinperger.<br />

Es wurden in der Rodordnung von 1593 bereits<br />

viele Bereiche <strong>und</strong> Probleme thematisiert, die auch<br />

in späteren Zeiten höchst aktuell bheben. Normalerweise<br />

gab es einen Streitfall zwischen zwei Interessengruppen,<br />

wobei Händler <strong>und</strong> Hausmeister<br />

meist auf der einen Seite, die Fuhrleute hingegen<br />

auf der anderen Seite standen. Wie wir <strong>im</strong> Laufe<br />

355) Körner, Luzerner Staatsfinanzen, S. 53. In Luzern beispielsweise<br />

stieg der Wechselkurs der französischen Goldsonnenkrone <strong>im</strong><br />

Zeitraum 1500 bis 1610 um r<strong>und</strong> 80 Prozent. Das ergibt eine<br />

durchschnittliche jährliche Steigerung um 0,54 Prozent.<br />

356) Ebenda. S. 55 f. Die österreichische Regierung schlug in<br />

gewissen Zeitabständen wertlosere Handmünzen, um damit zusätzliche<br />

wertvollere Goldmünzen aufkaufen zu können. Man erhoffte<br />

sich davon die Finanzierung eines Teils der Kriegskosten. «Diese<br />

Münzpolitik <strong>und</strong> ihre spekulativen Ausschreitungen hatten nicht nur<br />

<strong>im</strong> Reich, sondern auch in der Schweiz verheerende Auswirkungen<br />

auf die Geldzirkulation. Das gute Geld wurde <strong>im</strong>mer rarer; die<br />

Wechselkurse <strong>und</strong> mit ihnen auch die Preise stiegen <strong>im</strong>mer höher. In<br />

den Jahren 1620-1623 erreichte diese Krise ihren Höhepunkt.» Um<br />

1625 erfolgte wieder eine relative Stabilisierung der Währungen.<br />

357) LLA Schä U Nr. 19. Rodordnung von 1499, erlassen von<br />

Hubmeister Heinrich Putscher sowie dem Stadtrat, Landrichter <strong>und</strong><br />

Zoller der Stadt Feldkirch, mit Ergänzung von 1556. Original Papier.<br />

358) LLA RA 20/2. Das Schreiben ist nicht datiert, stammt aber mit<br />

Sicherheit aus dem 18. Jahrh<strong>und</strong>ert.<br />

359) Er stammte aus Eschen. Im Legerbuch von 1584 taucht er mit<br />

einem Steuervermögen von 600 fl. auf. Davon hatte er eine Steuer<br />

von 2 fl. zu entrichten; vgl.: Ospelt, Legerbuch, S. 32.<br />

360) Aus Mauren. Er hatte 1584 ein Steuervermögen von 100 fl. für<br />

sich selbst <strong>und</strong> (zusätzlich) 50 11. auf seinem Geschwistergut. Davon<br />

waren 10 bzw. 20 kr. an Steuern zu bezahlen; vgl.: Ospelt, Legerbuch,<br />

S. 32.<br />

.361) Aus Eschen. Steuervermögen 300 11. Zu bezahlende Steuern:<br />

1 fl. Zudem hatte er als Vogt der sechs Kinder des Jörg Kaufmann<br />

noch zusätzlich 200 fl. zu versteuern; vgl.: Ospelt, Legerbuch. S. 30 f.<br />

362) Tröster sind Bürgen. Gewährsleute <strong>und</strong> als solche Verantwortliche,<br />

die für Warentransporte die rechtliche Haftung übernehmen;<br />

vgl. Vorarlbergisches Wörterbuch. S. 494 f., sowie Gr<strong>im</strong>m. Bd. 22,<br />

Sp. 982.


•v-<br />

^ 4 / / ^ ,-4<br />

DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />

LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />

Bei Streitigkeiten um die<br />

Auslegung <strong>und</strong> Einhaltung<br />

von geltenden Rodordnungen<br />

wurde meist ein<br />

Rückgriff gemacht auf alte<br />

Vereinbarungen. Schriftliche<br />

Abmachungen blieben<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich in Kraft,<br />

sofern sie nicht ausdrücklich<br />

abgeändert oder<br />

aufgehoben wurden.<br />

Die vorliegende Abbildung<br />

zeigt die erste Seite einer<br />

Beschwerdeschrift der<br />

<strong>liechtenstein</strong>ischen Fuhrleute<br />

über österreichische<br />

Verstösse gegen die bestehenden<br />

Ordnungen.<br />

Bestehende Missstände<br />

<strong>und</strong> Klagen werden angeführt:<br />

Einerseits würden<br />

nach Balzers gelieferte<br />

Waren dort zu lange liegen<br />

bleiben, anderseits gingen<br />

viele Waren den Weg über<br />

die andere Rheintalseite,<br />

was Verdienstausfall für<br />

hiesige Fuhrleute, Wirtshäuser<br />

<strong>und</strong> Zollstationen<br />

<strong>und</strong> Zollstationen zur<br />

Folge hatte.<br />

67


dieser Arbeit noch sehen werden, hatten aber nicht<br />

alle Fuhrleute dieselben Anliegen, wobei hier regional<br />

unterschiedliche Interessen eine <strong>im</strong>mer<br />

stärkere Rolle spielten. Die einzelnen Rodordnungen<br />

waren jeweils Vergleiche, Abmachungen, die<br />

zur Schlichtung eines Streites oder zur Milderung<br />

eines Interessengegensatzes beitragen sollten.<br />

Im Vergleich von 1593 wurden zuerst die Klagen<br />

der Faktoren notiert, darauf folgte eine Stellungnahme<br />

der Fuhrleute <strong>und</strong> schliesslich der Urteilsspruch.<br />

Die Faktoren beschwerten sich bei den<br />

Fuhrleuten der unteren Rod, dass sie die Güter<br />

zwei bis drei Tage am Bodensee liegen lassen <strong>und</strong><br />

diese Waren nicht direkt nach Feldkirch transportieren<br />

würden. Ähnliche Vorwürfe waren an die<br />

Adresse der Fuhrleute der oberen Rod gerichtet:<br />

Diese würden ebenso die Waren nicht rechtzeitig<br />

weiter befördern, in diesem Fall war die Strecke<br />

über die St. Luzisteig (von Balzers nach Maienfeld)<br />

betroffen.<br />

Die Fuhrleute der unteren Rod antworteten,<br />

dass sie für die Verzögerungen <strong>im</strong> Güterverkehr<br />

nicht verantwortlich seien. Die Schiffsleute würden<br />

nämlich die für den Rodverkehr best<strong>im</strong>mten Waren<br />

in der Nacht nach Fussach bringen. Somit würden<br />

die Waren zwangsläufig einige St<strong>und</strong>en <strong>im</strong> Kaufhaus<br />

liegen bleiben, da die Fuhrleute nur tagsüber<br />

arbeiteten. Wenn nun aber die Schiffsleute die Güter<br />

am Tag lieferten, so wäre es möglich, diese Waren<br />

gleich zu verladen <strong>und</strong> stracks (direkt) fortzuführen.<br />

Ausserdem würden anfallende Transporte<br />

den Fuhrleuten nicht rechtzeitig «k<strong>und</strong>bar» gemacht,<br />

so dass Verzögerungen <strong>im</strong> Warenverkehr<br />

vorprogrammiert wären.<br />

Ein Informationsdefizit in diesem Bereich wurde<br />

auch von den Fuhrleuten der oberen Rod festgestellt.<br />

Sie schlugen daher vor, anstehende Gütertransporte<br />

jeweils durch Boten anzukündigen. Weiters<br />

bekräftigten die Fuhrleute ihr Interesse an<br />

weiteren Rodfuhren nach Maienfeld. Bereits hier<br />

vermischte sich der Wunsch nach besseren Verdienstmöglichkeiten<br />

(höhere Fuhrlöhne) mit Klagen<br />

über Warentransporte ausserhalb der Rod.<br />

Dass das Geld ein entscheidender Motivationsgr<strong>und</strong><br />

für die Fuhrleute zur Übernahme von<br />

68<br />

Warentransporten war, beweist auch die Aussage<br />

der Fuhrleute von der unteren Rod, welche die Bitte<br />

vorbrachten, «man welle Inen auch den Lohn<br />

besseren, wie in der obern Rod beschehen, vom<br />

Stuhl zween Kreuzer, damit seyen sy des anerbuettens,<br />

die Rod wie sich gebürt [gemäss] Inhalt der<br />

Rod Ordnung vleissig zu fertigen». 363<br />

Es wurde nun ein Bescheid gegeben, wie sich<br />

die Fuhrleute sowohl der oberen wie auch der<br />

unteren Rod künftig zu verhalten hatten: Bei der<br />

Übernahme von Waren aus dem unteren (oberen)<br />

Rodbezirk musste ein Fuhrmann der oberen (unteren)<br />

Rod jeweils Rechenschaft darüber ablegen,<br />

von wem er die Waren bekommen hatte. Falls er<br />

die Auskunft verweigerte, so verlor er den Anspruch<br />

auf den Fuhrlohn. Die Forderung der Fuhrleute<br />

von der unteren Rod nach höheren Fuhrlöhnen<br />

wurde abgelehnt. Sie wären wegen der<br />

besseren Strasse auf ihrem Gebiet sowieso schon<br />

in einer angenehmeren Position als die oberen<br />

Rodfuhrleute. An Feiertagen war das Führen von<br />

Korn verboten; eine Ausnahme galt für diejenigen<br />

Fuhrwerke, welche ihre Waren «hinauf» [nach<br />

Hause, nach Graubünden?] führen mussten («die<br />

mögen wohl ha<strong>im</strong>b fahren»). 364<br />

Einem Aufgebot<br />

zum Warentransport mussten die Rodfuhrleute<br />

«gehorsame Folge» leisten. Im Weigerungsfalle<br />

wurde sowohl dem Zollverwalter wie auch dem<br />

Hubmeister Anzeige erstattet.<br />

Im Vorfeld dieser Abmachungen hatten in der<br />

Region Feldkirch sowie <strong>im</strong> benachbarten Rheintal<br />

heftige Konkurrenzkämpfe in Bezug auf Wochen<strong>und</strong><br />

Viehmärkte stattgef<strong>und</strong>en. Benachbarte Orte<br />

machten der Stadt Feldkirch das Marktmonopol<br />

zusehends streitig. Bereits um 1560 hatte Freiherr<br />

Ulrich Philipp von Hohensax einen Wochenmarkt<br />

in Sax gewährt. Eine weitaus gewichtigere Konkurrenz<br />

erwuchs aber in der unmittelbaren Nachbarschaft:<br />

Im Jahre 1583 suchte das Gericht Rankweil-<br />

Sulz erstmals (<strong>und</strong> vorerst erfolglos) bei der Regierung<br />

in Innsbruck um die Gewährung des Marktrechts<br />

für Rankweil an. Es war dort die Einrichtung<br />

eines Vieh- <strong>und</strong> eines Wochenmarktes geplant. Die<br />

Stadt Feldkirch setzte sich gegen dieses Vorhaben<br />

vehement zur Wehr. 365<br />

So befürchtete Feldkirch,


die von Bludenz <strong>und</strong> dem Walgau herkommenden<br />

Salzsäumer würden auf ihrem Weg in Richtung Bodensee<br />

die Montfortstadt künftig umgehen, indem<br />

sie den (kürzeren) Weg über die Satteinser Klause<br />

nach Rankweil wählten. Dies hätte für die Feldkircher<br />

Wirte Einkommensverluste zur Folge, da die<br />

vielen auswärtigen Händler ihr Geld künftig in<br />

Rankweil <strong>und</strong> nicht in Feldkirch vertrinken würden.<br />

Rankweil setzte indes seine Bemühungen fort<br />

<strong>und</strong> richtete am 18. Januar 1590 ein erneutes<br />

Schreiben an die Regierung in Innsbruck. 366<br />

Da jedoch<br />

die Rankweiler bereits schon ohne Bewilligung<br />

Märkte veranstalteten, fiel es den Behörden<br />

in Innsbruck leicht, das Ansuchen zurückzuweisen.<br />

367<br />

Feldkirch konnte scheinbar einen Erfolg<br />

vorweisen. Doch Rankweil gab sich nicht geschlagen<br />

<strong>und</strong> auf Betreiben dieser Gemeinde wurde in<br />

Heiligkreuz, unmittelbar vor den Toren der Stadt<br />

Feldkirch, als zweite Front ebenfalls ein illegaler<br />

Markt errichtet. Die Jahre 1592 <strong>und</strong> 1593 waren<br />

geprägt von ständigen Auseinandersetzungen zwischen<br />

der Stadt Feldkirch <strong>und</strong> den Bewohnern von<br />

Heiligkreuz, die durch das Gericht Rankweil-Sulz<br />

unterstützt wurden. Feldkirch - geschwächt durch<br />

den Stadtbrand von 1592 <strong>und</strong> daher dringend auf<br />

wirtschaftlichen Aufschwung angewiesen - bemühte<br />

sich um Abstellung des Heiligkreuzer Marktes. In<br />

einer Bittschrift an die Regierung in Innsbruck wiesen<br />

die Bewohner von Fleiligkreuz daraufhin, dass<br />

sie auf diese Verdienstmöglichkeit dringend angewiesen<br />

wären. Sie besässen ausser den an der<br />

Handelsstrasse gelegenen Häusern keinen Gr<strong>und</strong><br />

<strong>und</strong> Boden. In der Tat gehörte der grösste Teil der<br />

Landgüter den Bürgerinnen <strong>und</strong> Bürgern der Stadt<br />

Feldkirch. 368<br />

Heiligkreuz drang jedoch mit der Bitte<br />

um Legalisierung seines Marktes nicht durch. Feldkirch<br />

hatte jedoch keinen Gr<strong>und</strong> zum Jubeln, wurde<br />

die Stadt doch am 3. April 1603 erneut von<br />

einer Brandkatastrophe he<strong>im</strong>gesucht, die (in der<br />

Vorstadt) 48 Häuser <strong>und</strong> zehn Ställe vernichtete.<br />

Die wirtschaftliche Vormachtstellung Feldkirchs<br />

wurde <strong>im</strong> 17. Jahrh<strong>und</strong>ert durch weitere Marktgründungen<br />

geschmälert. Im Jahre 1605 erhob<br />

Graf Kaspar von Hohenems die Ortschaft Hohenems<br />

in den Rang einer Marktsiedlung <strong>und</strong> schliess­<br />

DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />

LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />

lich erhielt Rankweil 1618 doch noch das Recht,<br />

drei jährliche Viehmärkte abzuhalten. 369<br />

Auf der<br />

Schweizer Rheintalseite erfolgte die Einrichtung<br />

dreier Jahrmärkte sowie eines Wochenmarktes in<br />

Kriessern. Diese Gemeinde hatte seinen Landesherren,<br />

namentlich den Eidgenossen von Luzern<br />

<strong>und</strong> Uri sowie dem Abt von St. Gallen, erfolgreich<br />

dargelegt, wie schwer es ihren Bürgern fallen würde,<br />

die weiter entfernt gelegenen Märkte in Feldkirch,<br />

Rankweil <strong>und</strong> Hohenems zu besuchen, da<br />

der Weg durch sumpfige, von Soldaten unsicher gemachte<br />

Rieder führte. 370<br />

Ein unmittelbarer Zusammenhang zwischen<br />

den Auseinandersetzungen um die Abhaltung von<br />

Märkten <strong>und</strong> der praktisch gleichzeitig erlassenen<br />

Rodordnung (1593) kann nicht hergestellt werden.<br />

Wohl aber muss festgehalten werden, dass eine<br />

Zeit des wirtschaftlichen Niedergangs <strong>und</strong> der folglich<br />

verschärften Konkurrenzkämpfe einschneidende<br />

Auswirkungen auf das Rod- <strong>und</strong> Fuhrwesen<br />

hatte. Hier kann die These gewagt werden, dass<br />

sich Verstösse gegen die geltende Rodordnung in<br />

einer Zeit der ökonomischen Krise zwangsläufig<br />

häuften. Der Erlass einer neuen Rodordnung beziehungsweise<br />

die Ergänzung einer bestehenden Ordnung<br />

durch zusätzliche Best<strong>im</strong>mungen kann also<br />

<strong>im</strong>mer auch als Reaktion auf eine krisenhafte<br />

Situation <strong>und</strong> als Versuch, eine solche Situation zu<br />

meistern, angesehen werden.<br />

Aus den folgenden Jahrzehnten sind keine Akten<br />

zum Rodwesen überliefert. 371<br />

Dies erstaunt<br />

363) Rodordnung von 1593. LLA RA 20/3.<br />

364) Ebenda.<br />

365) Bilgeri. Stadt Feldkirch. S. 270.<br />

366) Ebenda.<br />

367) Ebenda. Die Rankweiler Bewerbung um einen Woehenmarkt<br />

wurde 1592. diejenige um zwei jährliche Viehmärkte 1593 abgewiesen.<br />

368) Ebenda. S. 272.<br />

369) Ebenda.<br />

370) Ebenda, S. 273.<br />

371) Das gilt jedenfalls für den Aktenbestand des LLA.<br />

69


Links das «Churer Tor»<br />

<strong>und</strong> rechts das <strong>im</strong> frühen<br />

20. Jahrh<strong>und</strong>erte abgerissene<br />

Salzhaus in Feldkirch.<br />

Hier ging der<br />

gesammte Warenverkehr<br />

von Feldkirch nach Liechtenstein<br />

<strong>und</strong> Graubünden<br />

hindurch. Erst in der<br />

Neuzeit büsste das «Churer<br />

Tor» seine zentrale<br />

Verkehrsfunktion ein.<br />

nicht, bewirkten doch kriegerische Auseinandersetzungen<br />

<strong>und</strong> die Pestjahre einen Abbruch wichtiger<br />

Handelsbeziehungen. Im Jahre 1621 verbot<br />

Mailand seinen Stadtbürgern den freien Verkehr<br />

mit Graubünden. 372<br />

In einem Bericht des Pfarrers<br />

von Bendern vom 30. Mai 1628 ist über die damaligen<br />

Lebensverhältnisse folgendes zu lesen: «Man<br />

ist bedrängt durch Einquartierung des Kriegsvolks,<br />

also dass eine grosse Theuerung ist, neben dem,<br />

dass unser Land durch vorige Wege ganz erarmt<br />

ist. Viele Bürger haben seit Jahren keinen Bissen<br />

Brod <strong>im</strong> Hause gehabt.» 373<br />

Gerade das Jahr 1628<br />

war für den Landesherrn, Graf Kaspar von Hohenems,<br />

das schlechteste Jahr, das er je erlebt hatte. 374<br />

Die Pest war spätestens um 1629 auch in den Flerrschaften<br />

Vaduz <strong>und</strong> Schellenberg ausgebrochen.<br />

Um 1633 wird berichtet, dass 57 Fläuser ganz ausgestorben<br />

waren. 375<br />

Das benachbarte Feldkirch<br />

blieb keineswegs verschont. Die Pestepidemie bescherte<br />

dort um 1635 r<strong>und</strong> 400 Menschen den<br />

Tod. 376<br />

Feldkirch sah sich darüber hinaus in der<br />

frühen Neuzeit mit einem weiteren wirtschaftlichen<br />

Bedeutungsschw<strong>und</strong> konfrontiert. So sank auch die<br />

70<br />

Einwohnerzahl der Stadt <strong>im</strong> Zeitraum zwischen<br />

1500 <strong>und</strong> 1750 von r<strong>und</strong> 1 500 auf etwa 1 000 Personen<br />

herab. 377<br />

Gegen Ende des Dreissigjährigen Krieges ging<br />

man wieder daran, das Rodwesen neu zu ordnen.<br />

So liegt eine am 4. März 1645 in Feldkirch vereinbarte<br />

Rodordnung in einer Abschrift vor. 378<br />

Gemäss<br />

diesem Vergleich durften die Fuhrleute der Gerichte<br />

Höchst <strong>und</strong> Fussach sowie der Llerrschaft Lustenau<br />

das für Feldkirch oder für Graubünden best<strong>im</strong>mte<br />

Korn vom Bodensee bis nach Bauern<br />

führen. In Bauern wurden ihre Wagen abgeladen,<br />

<strong>und</strong> die Untertanen der Herrschaft Feldkirch sowie<br />

der Grafschaft Hohenems transportierten das Getreide<br />

weiter bis ins Kaufhaus nach Feldkirch. Derjenige<br />

Anteil, der nicht in Feldkirch verblieb, wurde<br />

von den Untertanen der Herrschaften Schellenberg<br />

<strong>und</strong> Vaduz weiter (bis Balzers) transportiert.<br />

Offenbar hatte diese Abmachung keinen Bestand;<br />

denn schon bald kamen Berichte über neuerliche<br />

Anstände. Auf den Strassen der Herrschaft Schellenberg<br />

verkehrten zahlreiche österreichische<br />

Fuhrleute. Die spärlichen Quellen aus der ersten


Hälfte des 17. Jahrh<strong>und</strong>erts erlauben keinen Rückschluss<br />

darauf, ob diese Fuhrleute <strong>im</strong> Einklang<br />

oder <strong>im</strong> Widerspruch zu den geltenden Rodvereinbarungen<br />

handelten.<br />

Ein Brief der Vogteiverwaltung Feldkirch vom<br />

29. März 1645 brachte schliesslich wichtige Aussagen<br />

zum Verhältnis zwischen Österreich <strong>und</strong> den<br />

Herrschaften Vaduz/Schellenberg in Bezug auf das<br />

Rodwesen. Der an den damaligen Landesherrn,<br />

den Flohenemser Grafen Jakob Hannibal adressierte<br />

Brief zeigt bereits gr<strong>und</strong>sätzliche Probleme <strong>und</strong><br />

Konflikte auf, welche auch die folgenden beiden<br />

Jahrh<strong>und</strong>erte die Beziehungen zwischen den benachbarten<br />

Regionen schwer belasteten. Die Feldkircher<br />

Behörden protestierten in ihrem Schreiben<br />

gegen WiUkürmassnahmen der Schellenberger Untertanen:<br />

Jene würden «die Fuehrleuth bey der<br />

Mühlin ahm Schaanwaldt mit Gewaldt auffhalten,<br />

Güetter <strong>und</strong> Getraidt ab den Wägen abladen, <strong>und</strong><br />

theils in dass Rieth werffen». 379<br />

Diese gewaltsame<br />

Aufhaltung österreichischer Gütertransporte würde<br />

in einem krassen Widerspruch zu den vereinbarten<br />

Abmachungen stehen, <strong>und</strong> schliesslich hätte<br />

auch Graf Jakob Hannibal schriftlich zugesichert,<br />

«diss Unwesen [bei seinen Untertanen] abzustellen».<br />

380<br />

Amann Schächlin wäre <strong>im</strong> Auftrag<br />

des Grafen zu den Zollbeamten gegangen, auf dass<br />

diese die österreichischen Fuhrleute vor den Gewaltakten<br />

warnten, die sich in Schaanwald ereignen<br />

würden. Dies, so der Feldkircher Vogteiverwalter,<br />

führte dazu, dass die österreichischen Kaufleute<br />

bereits in Erwägung zogen, «zue Sicherung ihrer<br />

Wahren die angefangene Strass auffen Schweizer<br />

Boden zue gebrauchen». 381<br />

Dadurch würden auch<br />

die Unterländer Fuhrleute den Verdienst <strong>im</strong> Fuhrwesen<br />

gänzlich verlieren. Die Behörden in Feldkirch<br />

forderten den Grafen auf, <strong>im</strong> Fuhrwesen eine<br />

befriedigende Ordnung zu schaffen. Falls sich die<br />

Situation nicht verbessern würde, so wäre die Vogteiverwaltung<br />

gezwungen, die Beschwerde an eine<br />

höhere Instanz, <strong>und</strong> zwar an das k.u.k. Landesgubernium<br />

in Innsbruck weiterzuleiten.<br />

Sechs Jahre später, 1651, war von einer ausserordentlichen<br />

Preiserhöhung in Feldkirch die Rede.<br />

Unschwer kann hier ein Zusammenhang mit dem<br />

DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />

LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />

Dreissigjährigen Krieg festgestellt werden. Handel<br />

<strong>und</strong> Verkehr waren stark zurück gegangen. Eine<br />

Aussage des Fuhrmanns Georg Schneider aus<br />

Flöchst hierzu ist sehr aufschlussreich: Die Ursache<br />

für diese Entwicklung sei der Kriegsaufschlag des<br />

Feldkircher Zolls. In Nürnberg oder in Ulm geladene<br />

Güter würden deshalb kaum noch auf rechtsrheinischem<br />

Wege durchgeführt. Über 90 Prozent<br />

dieser Waren liefen folglich durch die Schweiz. 382<br />

Der Feldkircher Faktor Bernhard Schenk bestätigte,<br />

dass er früher jährlich bis zu 600 Warenstücke<br />

beförderte, derzeit (1651) aber wären es nunmehr<br />

200. 383<br />

Die Kaufleute zogen es offenbar vor, das<br />

Korn <strong>und</strong> die Kaufmannsgüter, welche vom Bodensee<br />

kamen, über die schweizerische Seite des<br />

Rheintals nach Graubünden transportieren zu lassen.<br />

An «etwelchen Orten» 384<br />

hätte man dort bereits<br />

«Geräthäuser» <strong>und</strong> Zuschgen errichtet, zum<br />

Nachteil der österreichischen, hohenemsischen<br />

<strong>und</strong> gräflich-vaduzischen <strong>und</strong> schellenbergischen<br />

372) Kaiser, Arthur Brunhart, S. 412.<br />

373) Ebenda. S. 422. Der Bericht des Pfarrers von Bendern ist<br />

sprachlich der Form des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts angopasst worden.<br />

374) Vgl. Tschaikner. Hexenverfolgungen, S. 10, wo ebenfalls auf die<br />

Krisenjahre um 16.30 Bezug genommen wird.<br />

375) Kaiser, Arthur Brunhart, S. 427. Prominente wurden von<br />

diesem Schicksal genauso he<strong>im</strong>gesucht: 1635 starb der Churer<br />

Bischof Joseph Mohr an der Pest.<br />

376) Bilgeri. Stadt Feldkirch, S. 281 <strong>und</strong> Burmeister, Stadt Feldkirch,<br />

S. 191.<br />

377) Burmeister. Stadt Feldkirch, S. 191.<br />

378) LLA RA 20/5, unterzeichnet von Graf Jacob Hannibal von<br />

Hohenems. Hubmeister Johann Christoph von der Haid <strong>und</strong> Hofschreiber<br />

Johann Wilhelm Marius auf Schloss Feldkirch.<br />

379) LLA RA 20/4.<br />

380) Ebenda.<br />

381) Ebenda.<br />

382) Bilgeri. Stadt Feldkirch. S. 282.<br />

383) Ebenda. Leider ist nicht angegeben, auf welchen Zeitraum sich<br />

der Transport von diesen 200 bzw. 600 Warenstücken bezieht.<br />

384) LLA RA 20/5: Schreiben des gräflich-hohenemsischen Rates an<br />

den «Herrn <strong>und</strong> Camer Präsidenten» in Feldkirch: datiert vom 27.<br />

September 1651 <strong>und</strong> unterzeichnet von Gregor Korross, hohenemsischer<br />

Rat <strong>und</strong> Schreiber.<br />

71


Fuhrleute. So wurde auch «der Zoll [<strong>und</strong>] die Umbgellter<br />

... merkhlich geschwächt <strong>und</strong> ihnen [sogar]<br />

entzogen» 385<br />

. Der Graf von Hohenems forderte<br />

die Behörden in Feldkirch auf, das Rodwesen wieder<br />

in den alten, bewährten Stand zu setzen. Die<br />

rechtsrheinische Strasse sollte wieder für den<br />

Fuhrverkehr attraktiv gemacht werden. Wenn<br />

schon höhere Gebühren (Weggelder) zu entrichten<br />

waren, so musste dafür auch eine entsprechende<br />

Leistung geboten werden. Von gräflich-hohenemsischer<br />

Seite erging der Vorschlag an die Gerichte<br />

Rankweil <strong>und</strong> Sulz, den «newen Weeg gegen Newburg<br />

[bei Götzis] wid zwe erbessern, <strong>und</strong> fortan in<br />

gueten Ehre zwe conserviren» 386<br />

. Falls sich die<br />

Verhältnisse nicht verbesserten, so drohte Hohenems<br />

mit der Errichtung einer eigenen Zuschg be<strong>im</strong><br />

Schmelzhof an der<br />

schen Grenze.<br />

österreichisch-schellenbergi-<br />

387<br />

Vorerst wurde jedoch versucht, die Differenzen<br />

<strong>und</strong> Probleme auf vertraglichem Weg zu lösen. Aus<br />

dem Jahre 1660 datiert ein neuer Vertrag zwischen<br />

den österreichischen <strong>und</strong> den gräflich-hohenemsischen<br />

Untertanen. Die einzelnen Punkte dieser<br />

Rodordnung lauteten wie folgt:<br />

1. Die Kaufmannsgüter <strong>und</strong> das Korn, die in<br />

Feldkirch aufgeladen werden, sollen je zur Hälfte<br />

weiter bis Balzers spediert werden: a) durch österreichische<br />

Fuhrleute aus Altenstadt, Tisis <strong>und</strong><br />

Tosters, sowie: b) durch die Untertanen der Herrschaften<br />

Vaduz <strong>und</strong> Schellenberg.<br />

2. Zusätzlich sollen vier bis fünf Fuhrleute<br />

benannt werden, die (ausserhalb der Rod) mit<br />

auf ihren eigenen Wagen aufgeladenen Eilgütern<br />

durchfahren können. Diese Fuhrleute müssen aus<br />

den Gerichtsbezirken Rankweil <strong>und</strong> Sulz kommen.<br />

3m<br />

Ebenso sind Fuhrleute aus Höchst 389<br />

vier<br />

Personen aus Lustenau <strong>und</strong> drei Fuhrleute aus<br />

Bauern zu diesen Transporten berechtigt.<br />

3. Das für den eigenen Hausgebrauch geladene<br />

Korn kann als Eilgut durchgeführt werden.<br />

4. Das über den Arlberg kommende Kaufmannsgut<br />

<strong>und</strong> Salz ist ebenfalls<br />

befreit.<br />

Eilgut <strong>und</strong> von der Rod<br />

5. Die Rodfuhrleute verpflichten sich, zu allen<br />

Jahreszeiten Waren zu übernehmen. Sie werden<br />

72<br />

bei Beschädigung oder Verlust der ihnen anvertrauten<br />

Waren zur Rechenschaft gezogen.<br />

«Wegen Veränderung der Zeit <strong>und</strong> Läuffen [<strong>und</strong><br />

wegen] mehrerer Anzahl <strong>und</strong> Quantität [der] nach<br />

Italien gehenden Kaufmannsgüter» 390<br />

wurde bereits<br />

zwei Jahre später, am 23. Februar 1662, eine<br />

neue Rodordnung erlassen. Einzelne Best<strong>im</strong>mungen<br />

des vorhergehenden Vergleichs aus dem Jahre<br />

1660 wurden bestätigt, andere wiederum abgeändert<br />

<strong>und</strong> ergänzt.<br />

Rodordnung von 1662<br />

1. Der erste Punkt der Rodordnung von 1660<br />

wird bestätigt <strong>und</strong> präzisiert: alle Waren, die aus<br />

dem Reich (Deutschland) nach Höchst <strong>und</strong> Fussach<br />

gelangen <strong>und</strong> die nicht stracks nach Chur geführt<br />

werden, müssen in Feldkirch be<strong>im</strong> Kaufhaus abgeladen<br />

werden.<br />

2. Jeder Fuhrmann darf nur soviel laden, wie er<br />

mit seiner eigenen Mähne 39]<br />

fortführen kann. Alle<br />

Fuhrleute der Gerichte Höchst <strong>und</strong> Fussach sind<br />

berechtigt, Stracksfuhren zu übernehmen, jedoch<br />

nur zwei Fuhrleute<br />

<strong>und</strong> Sulz.<br />

aus den Gerichten Rankweil<br />

3. St. Gallische Kaufmannsgüter können weiterhinfrei<br />

durch dafür bestellte österreichische Fuhrleute<br />

spediert werden. Punkt 4 der Rodordnung<br />

von 1660 wird bestätigt.<br />

4. Punkt<br />

stätigt.<br />

5 des Vergleichs von 1660 wird be­<br />

5. In Altenstadt gibt es keine Abladestelle mehr.<br />

Alle für die Rod best<strong>im</strong>mten Güter werden künftig<br />

<strong>im</strong> Kaufhaus in Feldkirch abgeladen.<br />

6. Die Vaduzer <strong>und</strong> Schellenberger, welche die in<br />

die Rod gekommenen Reichsgüter bisher alleine<br />

von Feldkirch in Richtung Graubünden transportierten,<br />

lassen nun den österreichischen Fuhrleuten<br />

den Vortritt. Diese sollen jeweils mit der Rod<br />

beginnen. Die österreichischen Fuhrleute erhalten<br />

die einmalige Gelegenheit, «fünfzehen Ledinen<br />

zum voraus zuführen». 392<br />

7. Fuhrleute, die gegen die Rodordnung Verstössen,<br />

verlieren ihren Anspruch auf Fuhrlohn <strong>und</strong><br />

müssen ausserdem mit einer Geldstrafe rechnen.


Innert dieser zwei Jahre, die zwischen dem Abschluss<br />

dieser beiden Verträge liegen, muss eine<br />

deutliche Machtverschiebung zugunsten der beiden<br />

zentralen Warenumschlagplätze Feldkirch <strong>und</strong><br />

Fussach stattgef<strong>und</strong>en haben. Die Rodordnung von<br />

1662 gesteht neu allen Fussachern <strong>und</strong> Höchstem<br />

das Recht zu, Stracksfuhren zu übernehmen. Die<br />

Gerichte Rankweil <strong>und</strong> Sulz hingegen sollten künftig<br />

nur noch zwei anstatt bisher «vier bis fünf»<br />

Stracksfuhrleute stellen. Die <strong>im</strong> Vertrag von 1660<br />

erwähnten Stracksfuhrleute aus Bauern <strong>und</strong> Lustenau<br />

wurden 1662 nicht mehr genannt. Sie tauchten<br />

aber in der späteren Rodordnung von 1676<br />

wiederum auf. Besonders die den Eilgutverkehr<br />

betreffenden Regelungen sind <strong>im</strong>mer wieder Abänderungen<br />

unterworfen. Das ist auch ein Hinweis<br />

auf häufige Nichteinhaltung von beschlossenen Abmachungen.<br />

Die Rodordnung von 1660 hatte festgesetzt,<br />

dass die österreichischen Fuhrleute denselben<br />

Anteil am Transport der Rodwaren hatten<br />

wie ihre Kollegen aus den Herrschaften Schellenberg<br />

<strong>und</strong> Vaduz. Die neue Ordnung von 1662 enthielt<br />

aber den Hinweis, dass diese Fuhren in der<br />

Praxis alleine von den Letzteren getätigt wurden.<br />

Folglich wollte der neue Vertrag den Rodfuhrleuten<br />

aus Altenstadt, Tisis <strong>und</strong> Tosters (Landgemeinden<br />

der Herrschaft Feldkirch) wieder zu ihrem Recht<br />

verhelfen <strong>und</strong> gewährte diesen deshalb das Recht,<br />

15 Fuhren <strong>im</strong> Voraus zu führen.<br />

Der Beschluss, die Abladestation in Altenstadt<br />

aufzuheben (Punkt 5 des Vergleichs von 1660)<br />

muss als Ergebnis einer langen Auseinandersetzung<br />

zwischen den beiden Ortschaften Feldkirch<br />

<strong>und</strong> Altenstadt gewertet werden. Die Beziehungen,<br />

aber auch die Gegensätze zwischen Feldkirch <strong>und</strong><br />

Altenstadt sind so alt wie die Monfortstadt selbst.<br />

Bei dem um 850 genannten «Feldchiricha» (hinweisend<br />

auf eine Kirche «ad campos») handelte es<br />

sich nämlich um das heutige Altenstadt. Nach der<br />

Gründung der Stadt Feldkirch um 1200 trat Altenstadt<br />

an zweitrangige Stelle. Sein früherer Name<br />

ging nun auf die Neusiedlung über. Die Stadt Feldkirch<br />

umfasste ursprünglich nur ein Territorium<br />

von 1,3 Quadratkilometer Flächeninhalt <strong>und</strong> war<br />

deshalb stark auf das landwirtschaftliche Umfeld<br />

DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />

LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />

angewiesen. Deshalb bemühte sich Feldkirch darum,<br />

Nutzungsrechte an der Altenstädter Allmend<br />

zu erhalten. 393<br />

Damit verb<strong>und</strong>ene Streitigkeiten<br />

zogen sich über mehrere Jahrh<strong>und</strong>erte hin. 394<br />

Besonders<br />

auch um die Nutzung des Ardetzenwaldes<br />

hatte es - gerade <strong>im</strong> 17. Jahrh<strong>und</strong>ert - Streit zwischen<br />

Feldkirch <strong>und</strong> Altenstadt gegeben. Diese<br />

Auseinandersetzung war zeitweise sogar handgreiflich<br />

geworden. 395<br />

Die Gemeinde Altenstadt -<br />

<strong>im</strong> Jahre 1925 schliesslich der Stadt Feldkirch eingegliedert,<br />

umfasste auch den Weiler Levis <strong>und</strong><br />

reichte folglich bis kurz vor die Tore der Stadt.<br />

Die vorhergehenden Verträge definierten das<br />

neue Vertragsverhältnis der Herrschaften Schellenberg<br />

<strong>und</strong> Vaduz mit Österreich. In einer vier Jahre<br />

später vereinbarten Abmachung regelten Vaduz<br />

<strong>und</strong> Schellenberg organisatorische Fragen des<br />

Rodwesens, die in erster Linie ihr Herrschaftsgebiet<br />

betrafen.<br />

385) Ebenda. Zu den Umgeldern siehe Kapitel «Wirtshäuser» auf<br />

S. 97-106.<br />

386) Ebenda.<br />

387) Diese Problematik ist auf S. 118 ausführlich dargestellt.<br />

388) Es werden die einzelnen Orte aufgezählt: Rankweil. Sulz.<br />

Röthis. Weiler, Klaus, Götzis <strong>und</strong> Mäder.<br />

389) «ohne dem Stoker, oder Ulrich Vegelin» (vgl.: LLA RA 20/6).<br />

390) LLA RA 20/8/3: Vergleich von 1662 zum Rodwesen.<br />

391) Mähne bedeutet Fuhrwerk; vgl. hierzu Anmerkung 83.<br />

392) Ebenda.<br />

393) Wanner, Gross-Feldkirch, S. 510.<br />

394) Ebenda.<br />

395) Bilgeri, Stadt Feldkirch, S. 274: «Feindselig bewegte man sich<br />

viele Jahre am Rande gewalttätiger Entladung. Im Frühling 1666<br />

kamen Oswald Thoma <strong>und</strong> Klaus Meyer von Altenstadt nach Feldkirch,<br />

wo sie bei einem Heuverkauf nicht zu ihrem Geld kamen. Vom<br />

Weine erhitzt, vollbrachten sie <strong>und</strong> rissen dem eingreifenden Staatsdiener die <br />

[LivreeJ zwe<strong>im</strong>al vom Hals <strong>und</strong> warfen sie zu Boden. ...» Noch am<br />

Fasnachtsdienstag 1685 wurde Ignaz Thoma von Altenstadt in<br />

Feldkirch totgestochen. Der Täter Franz Reisch von Feldkirch<br />

konnte entkommen.<br />

73


Rodordnung von 1666 3


gung von Früchten <strong>und</strong> Getreide, kann der Ortspfarrer<br />

eine Ausnahmebewilligung erteilen. Dasselbe<br />

gilt für Sonn- <strong>und</strong> Feiertage mit dem Zusatz,<br />

dass die Fuhrleute sich höchstens nach dem Gottesdienst<br />

mit Ross <strong>und</strong> Wagen auf der Strasse<br />

blicken lassen dürfen. (Vgl. Punkt 6 der Rodordnung<br />

von 1593.)<br />

2. Bestätigung von Paragraph 1 der Vergleiche<br />

von 1660 <strong>und</strong> 1662.<br />

3. Die Fuhrleute der Gerichte Fussach, Höchst,<br />

Rankweil <strong>und</strong> Sulz müssen die für die Rod best<strong>im</strong>mten<br />

Waren bis nach Feldkirch ins Kaufhaus<br />

transportieren. Von dort werden die Rodwaren zu<br />

50 Prozent von den Fuhrleuten aus Altenstadt, <strong>und</strong><br />

Tosters sowie zu 50 Prozent von den gräflich vaduzischen<br />

400<br />

<strong>und</strong> schellenbergischen Fuhrleuten bis<br />

nach Balzers weitertransportiert. Für jede Kornfuhr<br />

soll ein Fuhrlohn von 40 Batzen bezahlt werden.<br />

Die Balzner Rodfuhrleute befördern das Korn<br />

<strong>und</strong> die Kaufmannsgüter weiter bis Maienfeld.<br />

4. Namentlich genannte Fuhrleute aus Höchst,<br />

Fussach <strong>und</strong> Lustenau 401<br />

übernehmen die Verantwortung<br />

für den Stracksverkehr nach Chur <strong>und</strong><br />

sind zudem dafür besorgt, dass empfindliche Waren<br />

nicht jedem Wind <strong>und</strong> Wetter ausgesetzt sind.<br />

5. Punkt 3 der Rodordnung<br />

stätigt.<br />

von 1662 wird be­<br />

6. Best<strong>im</strong>mung<br />

bestätigt.<br />

4 des Vergleichs von 1662 wird<br />

7. Die Kornhändler würden den Fuhrlohn oftmals<br />

zu knapp <strong>und</strong> in Naturalien geben. Die Fuhrleute<br />

könnten so nicht überleben. Es wird daher<br />

festgelegt, dass die Fuhrlöhne <strong>im</strong>mer in Bargeld<br />

ausgezahlt werden sollen.<br />

8. Jeder Fuhrmann soll nur solche Kornsäcke<br />

«mit dem gewöhnlich mass» 402<br />

mit sich führen.<br />

Im Jahre 1685 setzte die Stadt Feldkirch fest, dass<br />

sämtliche fremden Händler ihre Waren in der<br />

Zuschg hinterlegen mussten. Dafür musste eine Gebühr,<br />

das Lagergeld, entrichtet werden. Eine Ausnahme<br />

sollte lediglich für Waren gelten, die an<br />

einem Dienstag ankommen, folglich direkt auf dem<br />

Wochenmarkt zum Verkauf angeboten werden<br />

konnten. Punkt 7 dieser Ordnung von 1676 ist ein<br />

DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />

LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />

Hinweis auf den <strong>im</strong>mer noch sehr hohen Stellenwert<br />

der Naturalwirtschaft (siehe auch Punkt 9 der<br />

Ordnung von 1704).<br />

Auch diese Rodordnung hatte keinen Bestand.<br />

Eine neue Unst<strong>im</strong>migkeit entstand, als die Lindauer<br />

Faktoren zugunsten der Rodfuhrleute von<br />

Höchst <strong>und</strong> Fussach den Fuhrlohn erhöhten. Nun<br />

wollten die oberen Rodfuhrleute «bey so schweren<br />

<strong>und</strong> gar theuren Zeiten solche Roodgüetter, in dem<br />

alten Lohn auch nit weiter füehren, sondern Ebenfahlss<br />

aine Erbesserung ihres Lohns haben». 403<br />

Mehrere Fuhrleute 404<br />

aus beiden Rodbezirken kamen<br />

am 2. August 1690 in Feldkirch zusammen,<br />

um in dieser Frage zu einer Einigung zu gelangen.<br />

Die Rodfuhrleute der Gerichte Höchst <strong>und</strong> Fussach<br />

waren damit einverstanden, dass den Fuhrleuten<br />

der oberen Rod, namentlich denjenigen von Altenstadt,<br />

Tisis <strong>und</strong> Tosters <strong>und</strong> der Herrschaft Schellenberg,<br />

für jedes in die Zuschg in Balzers transportierte<br />

3,5 Zentner schwere Rodstück ein Fuhr-<br />

396) CA S U 144. 40/34; Vaduz, den 10. Juli 1666.<br />

397) LLA RA 20/9/2, zweite Einleitung; denn: Zur Rodordnung von<br />

1676 gibt es zwei Einleitungstexte, die jedoch inhaltlich weitgehend<br />

identisch sind.<br />

398) Folglich konnte Feldkirch nicht in eigener Regie Zolltarife<br />

festlegen, sondern war hier an höhere Weisungen geb<strong>und</strong>en.<br />

399) Bilgeri, Stadt Feldkirch, S. 283.<br />

400) Davon ausgenommen waren die Balzner Fuhrleute, allerdings<br />

nur gemäss der ersten Fassung der Rodordnung 1676. Gemäss der<br />

zweiten Fassung des Vergleichs von 1676 durften sie bis Feldkirch<br />

fahren!<br />

401) Ammann Jacob Schneider, Joss König, Joss Schneider, alle aus<br />

Höchst; Adam Puster (?) <strong>und</strong> Ulrich Schneider aus Fussach; Thomen<br />

Joss <strong>und</strong> Hannes Hämmerlin aus Lustenau. In der zweiten abweichenden<br />

Fassung der Rodordnung von 1676 wurden zusätzlich<br />

folgende Fuhrleute genannt: Matheiss Gösch aus Lustenau; Thebus<br />

Thöny, Uelrich Sandholzer <strong>und</strong> Peter Merckher, alle aus Götzis.<br />

402) LLA RA 20/10: Rodordnung vom 30. April 1676.<br />

403) LLA RA 20/11: Einleitungstext zum Vergleich von 1690.<br />

404) Landammann Johann Oehri, Hanns Starckh, Amann Jacob<br />

Schreiber, Hannss Zechender, Matheiss Marxer, Georg Pümpel sen..<br />

Hannss Thöni, Hannss Masal, Jacob Hassler, Sebastian Vesstlin (?),<br />

Georg Pümpel jun., alle <strong>im</strong> Namen der oberen Rodfuhrleute; Joss<br />

Schneider. Joss Khünig, Michael Blum. Gerichtsschreiber Hannss<br />

Georg Schneider. Uelrich Schneider Jossen Sohn, Hannsslin Schneider,<br />

alle von Höchst <strong>und</strong> Fussach.<br />

75


lohn von 28 Kreuzer bezahlt werden sollte. Allerdings<br />

mussten diese Transporte von Feldkirch<br />

nach Balzers zuverlässig vonstatten gehen <strong>und</strong> die<br />

Waren durften nicht länger als zwei Nächte <strong>im</strong><br />

Kaufhaus in Feldkirch liegen bleiben.<br />

Am Ende des 17. Jahrh<strong>und</strong>erts war der Konflikt<br />

zwischen den direkt benachbarten Regionen Feldkirch<br />

<strong>und</strong> Schellenberg wiederum voll ausgebrochen.<br />

In einem an das Oberamt in Vaduz gerichteten<br />

Schreiben beklagte sich die Feldkircher Amtsstelle<br />

1692 bitterlich über das willkürliche Abladen<br />

von österreichischen Rodfuhrwerken in Nendeln.<br />

Es sei dies auch ein schwerer Verstoss gegen die<br />

1676 vereinbarte Rodordnung.<br />

«Zue deine müessen sie österreichische Roodfuehrleuth<br />

wider ihren Willen <strong>und</strong> bessers Verhoffen ...<br />

zue besseren Erhaltung [von] Weib unnd Kinder[n],<br />

etwann [um] ein Stückh Brot zuegewinnen: <strong>und</strong><br />

ein[e] Lädin nach Mayenfeldt oder Chur zue fuehren<br />

vermaint, auch darmit bies nacher Nendlen<br />

khomen thuen, [dort] seijen 6 bies 8 Mann mit gewährter<br />

Hannd allda in Beraitschafft, <strong>und</strong> wann<br />

der österreichische [Fuhrmann] nit guetwillig abladen<br />

wolle, sie ihme unbefuegter unnd gewalttätiger<br />

wiss abstossen: auch mithin zue Haabhafftwerdung<br />

dess fuehrlohns ain: oder zwei] Pferdt aus<br />

setzen thuen, als das solche österr. Roodfuehrleuth<br />

ohne ainigen Haller unnd Pfennig Fuehrlohn widerumben<br />

von Nendlen zuerugg nacher Hauss zuefahren<br />

gezwungen werden, unnd also beij solcher<br />

Beschaffenheit mit dem Fuehrweesen nit continuieren...»<br />

An anderer Stelle führte das Protestschreiben weiter<br />

aus:<br />

«[Die abgeladenen Waren seien] acht bies 10<br />

Tag in Regen <strong>und</strong>t Windt, als wie ein[e] verächtliche<br />

Wahr, Ilgen gelassen worden, bies das Endtlichen<br />

die Strickh ab den Ballen verfaullet, oder<br />

durch liederliche Leuth, aus nit genuegsammer<br />

Verwahrung abgeschniten worden, welchen abgang<br />

hienach die österreichische Roodfuehrleuth ... dennen<br />

factoren<br />

[müssen]».<br />

in Chur guet machen <strong>und</strong> bezahlen<br />

40<br />

*<br />

76<br />

Es bleibt unklar, ob diese «österreichischen Fuhrleute»<br />

bewusst die Rodordnung übertreten wollten<br />

oder nicht. Es hiess zwar, sie beabsichtigten, nach<br />

Maienfeld oder nach Chur zu fahren. Dies stellte<br />

ein Verstoss gegen Artikel 3 der Rodordnung von<br />

1676 dar, demgemäss Fuhrleute aus Altenstadt, Tisis<br />

oder Tosters die Rodgüter nur bis Balzers zu<br />

fahren berechtigt waren. (Wir wissen auch nicht,<br />

ob diese Fuhrleute tatsächlich aus den benannten<br />

drei Ortschaften stammten.) Ebenso ungeklärt ist<br />

die Frage, ob diese Fuhrleute <strong>im</strong> Stracksverkehr<br />

oder als normale Rodteilnehmer unterwegs waren.<br />

- Aber einmal angenommen, diese Fuhrleute handelten<br />

in Übereinst<strong>im</strong>mung mit der Rodordnung<br />

(wie es das Schreiben aus Feldkirch suggeriert), so<br />

würde der Fehler tatsächlich bei den «6 bies 8<br />

Mann» liegen, welche diese Rodfuhren in Nendeln<br />

aufhielten <strong>und</strong> abluden. Die nächste Abladestation<br />

für diese Fuhrwerke wäre ja erst in Balzers!<br />

Auch um die Jahrh<strong>und</strong>ertwende war keine Besserung<br />

der Zustände <strong>im</strong> Rodwesen in Sicht. Die Anzahl<br />

<strong>und</strong> Schwere der Konflikte <strong>im</strong> Fuhrwesen<br />

nahm keineswegs ab. Auf den 4. November 1697<br />

wurde ein Ausschuss aus beiden Herrschaften Vaduz<br />

<strong>und</strong> Schellenberg vor das Oberamt in Vaduz zitiert,<br />

welcher die Klagen <strong>und</strong> Wünsche der Untertanen<br />

vorbringen sollte. Die Vertreter der Gemeinde<br />

Schaan begrüssten eine neue Rodordnung <strong>und</strong><br />

erhofften sich davon eine «Abstellung schädlicher<br />

frembt fuhren». 406<br />

Gleichzeitig baten die Schaaner<br />

um die Erlaubnis, «ein Roodhaus od[er] Zuschgf,]<br />

wie von alterst,] in ihrem Fleckh zue bawen, <strong>und</strong>t<br />

zue brauchten]». 407<br />

Die Fuhrleute der Herrschaft<br />

Schellenberg äusserten ihrerseits den Wunsch,<br />

be<strong>im</strong> Schmelzhof (an der Schaanwälder Grenze)<br />

eine Zuschg erbauen zu dürfen. 408<br />

Anlässlich der Amtseinsetzung des neuen Verwalters<br />

der Faktorei Feldkirch, Franz Carl Fridler,<br />

war bereits am 20. Oktober 1696 eine neue Rodordnung<br />

eingeführt worden. Dieser Vergleich, nach<br />

dem damaligen Bregenzer Vogteiverwalter Johann<br />

Andre Pappus von Trazberg 409<br />

auch «Pappusischer<br />

Recess» genannt, wurde bei späteren Streitigkeiten<br />

<strong>im</strong> Rodwesen oft als verbindliche Rechtsquelle zitiert.<br />

- Dieser Vertrag von 1696 bestätigte mehrere


isherige Best<strong>im</strong>mungen, 410<br />

setzte aber auch in<br />

mancher Hinsicht neue Akzente. Es sei <strong>im</strong> Folgenden<br />

nur das Wichtigste <strong>und</strong> Interessanteste zusammengefasst:<br />

Aus der Rodordnung von 1696<br />

(2.) Aus den Gerichten Höchst <strong>und</strong> Fussach sollen<br />

drei, aus dem Gerichtsbezirk Feldkirch sechs,<br />

insgesamt also neun «tauglich <strong>und</strong> vertraute Fuhrleuth»<br />

bestellt, angenommen <strong>und</strong> aufgeschrieben<br />

werden. Diese neun österreichischen Fuhrleute<br />

übernehmen den Stracksverkehr.<br />

(3.) Die drei Fuhrleute aus Höchst transportieren<br />

das Eilgut nach Feldkirch. Von dort wird es von<br />

neun Feldkircher Spediteuren bis Chur weiter befördert.<br />

(7.) Alle Kaufmannsgüter <strong>und</strong> Früchte gehören<br />

auf die Rod, ausgenommen: a) das in Säcken über<br />

den Arlberg transportierte Salz, sowie b) die für<br />

den eigenen Hausgebrauch transportierten Waren.<br />

(8.) Die Rodfuhrleute geben schriftliche Bürgschaft<br />

für die ihnen anvertrauten Waren.<br />

(10.) Die Fuhrleute dürfen nur Kornsäcke<br />

führen, die gewichtsmässig mit dem Lindauer oder<br />

Bregenzer Malter identisch sind. Säcke, die schwerer<br />

sind, müssen an den Zoll- <strong>und</strong> Mautstellen entsprechend<br />

deklariert werden.<br />

(13). Falls das Kaufhaus in Feldkirch die vielen<br />

Waren nicht mehr aufnehmen kann, so obliegt es<br />

der Stadt, ein zweites Kaufhaus zu bauen. 411<br />

Der letztgenannte Punkt der Rodordnung von 1696<br />

kann als Hinweis darauf gedeutet werden, dass in<br />

der Feldkircher Zuschg zu diesen Zeitpunkt<br />

tatsächlich viele Waren ein- <strong>und</strong> ausgingen. Generell<br />

ging Feldkirch gestärkt aus diesem Vertrag hervor.<br />

Die dabei getroffene Neuregelung des Stracksverkehrs<br />

schwächte hingegen die Position der Fussacher<br />

<strong>und</strong> Höchster. Sie durften fortan nur noch<br />

drei Fuhrleute für den Eilgutverkehr stellen <strong>und</strong><br />

mussten zudem ihre Waren in Feldkirch abgeben.<br />

Von dort aus wurde der Weitertransport der Eilgüter<br />

bis Chur von neun Feldkircher Speditoren organisiert.<br />

(Es bleibt die Frage, ob dieser in Bregenz<br />

abgeschlossene Vertrag die <strong>im</strong> späten 18. Jahrhun­<br />

DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />

LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />

dert erfolgte Schwächung des Fussacher Transitgewerbes<br />

nicht schon etwas vorwegnahm.) Allerdings<br />

waren die meisten Paragraphen von 1696<br />

nur Übergangsbest<strong>im</strong>mungen, die nicht lange in<br />

Kraft blieben. Die spätere Ordnung von 1704 setzte<br />

dann die Zahl der Stracksfuhrleute auf total sechs<br />

fest. Diese kamen aus den Gerichten Fussach,<br />

Höchst, Hohenems, Rankweil <strong>und</strong> Sulz, <strong>und</strong> sie<br />

transportierten die Stracksgüter bis Chur. Die in<br />

der Rodordnung von 1696 genannten neun Feldkircher<br />

Spediteure wurden fortan nicht mehr genannt.<br />

Der Lokalverkehr in den beiden Herrschaften<br />

Vaduz <strong>und</strong> Schellenberg aber wurde durch diesen<br />

Vertrag kaum berührt. Trotzdem hing zu Beginn<br />

des 18. Jahrh<strong>und</strong>erts zwischen den Unterländer<br />

<strong>und</strong> den Oberländer Fuhrleuten der Haussegen<br />

schief; denn die Fuhrleute der Herrschaft Schellenberg<br />

hatten ihre Kollegen aus der oberen Herrschaft<br />

von ihrem rechtmässigen Anteil am Gütertransport<br />

von Feldkirch nach Balzers völlig ausgeschlossen.<br />

Die Gemeinde Schaan setzte deshalb<br />

405) LLA RA 20/12; Brief aus Feldkirch an «unssere hoch= <strong>und</strong><br />

vilgeerten Herrn Nachparen» vom 16. Februar 1692, unterzeichnet<br />

von Franz Gugger von Staudach, A. Schmidlen v. Lewenfeld <strong>und</strong><br />

Johann Baptist Tatt.<br />

406) LLA RA 20/16: oberamtliches Protokoll vom 4. November 1697.<br />

407) Ebenda.<br />

408) Das oberamtliche Protokoll sprach von einer Rodkonferenz, die<br />

in Bälde stattfinden sollte. Dazu sollten aus den Herrschaften Vaduz<br />

<strong>und</strong> Schellenberg folgende Leute als Teilnehmer geschickt werden:<br />

Landammann Christoph Walser <strong>und</strong> Rony Tschetter aus Schaan,<br />

Hannes Thöni <strong>und</strong> Hannes Reinberg aus Vaduz, ein Landschreiber,<br />

Basil Hoop aus Balzers, sowie aus dem Unterland Landammann<br />

Matt, ein Büchel, Weibel Ferdinand Nescher, Vest (?) Hasler, Friedrich<br />

(?) Hopp. Andre <strong>und</strong> Ferdi Marxer, Bascha Hasler.<br />

409) Er war Präsident der Rodkommission <strong>und</strong> unterzeichnete<br />

folglich auch die neue Rodordnung von 1696.<br />

410) So zum Beispiel die Feierabend-, Sonn- <strong>und</strong> Feiertag-Regelung<br />

(vgl. Punkt 1 der Rodordnung von 1676) <strong>und</strong> die Best<strong>im</strong>mung, dass<br />

die Fuhrleute nur Bargeld als Fuhrlohn annehmen durften (vgl.<br />

Punkt 9 der Rodordnung von 1676).<br />

411) LLA RA 20/13: Diese Rodordnung von 1696 wurde von folgenden<br />

Repräsentanten der Herrschaften Schellenberg <strong>und</strong> Vaduz<br />

unterzeichnet: Landvogt Johann Franz Paur, Landschreiber Ahegg,<br />

Rentmeister Schenz, die Landammänner Walser <strong>und</strong> Math, Basil<br />

Hopp, Landeshauptmann Schreiber.<br />

77


ihre Pläne zur Errichtung einer Zuschg <strong>im</strong> Jahre<br />

1703 in die Tat um. 412<br />

Das kaiserliche Zollamt in<br />

Feldkirch protestierte sogleich gegen die neue Abladestation<br />

in Schaan <strong>und</strong> reichte bei der Regierung<br />

<strong>und</strong> Hofkammer in Innsbruck Klage ein. 413<br />

Die Untertanen der Reichsherrschaft Hohenems<br />

waren ebenfalls unzufrieden. Sie beklagten, dass<br />

die österreichischen Untertanen den gesamten<br />

Rodverkehr an sich gerissen hätten <strong>und</strong> sie (die<br />

Hohenemser) somit leer ausgehen würden. 414<br />

Die jüngsten Entwicklungen <strong>im</strong> Fuhrwesen stehen<br />

in einem engen Zusammenhang mit den veränderten<br />

Herrschaftsverhältnissen in Vaduz <strong>und</strong><br />

Schellenberg <strong>im</strong> frühen 18. Jahrh<strong>und</strong>ert. Das Grafengeschlecht<br />

der Hohenemser, welches die beiden<br />

Herrschaften seit 1613 regierte, sah sich infolge einer<br />

überbordenden Schuldenwirtschaft (die wiederum<br />

auf seinen verschwenderischen Lebensstil<br />

zurückzuführen war) gezwungen, die beiden Herrschaften<br />

zu verkaufen. 415<br />

(Bereits 1684 war eine<br />

kaiserliche Kommission eingesetzt worden, die unter<br />

der Leitung des Fürstabts von Kempten den Hohenemser<br />

Grafen Ferdinand Karl entmachtete <strong>und</strong><br />

die beiden Herrschaften Vaduz <strong>und</strong> Schellenberg<br />

unter ihre Verwaltung stellte. 416<br />

) Zuerst wurde am<br />

Ende des 17. Jahrh<strong>und</strong>erts lediglich Schellenberg<br />

zum Verkauf angeboten. Das Fürstenhaus von<br />

Liechtenstein, ein altes österreichisches Adelsgeschlecht,<br />

überbot die übrigen Interessenten (u. a.<br />

den Abt von St. Gallen <strong>und</strong> den Bischof von Chur)<br />

<strong>und</strong> erwarb 1699 die Herrschaftsrechte für Schellenberg<br />

um 115 000 Gulden. 417<br />

Dreizehn Jahre später,<br />

1712, konnte sich das Haus Liechtenstein für<br />

290 000 Gulden auch die Rechte an der Grafschaft<br />

Vaduz erkaufen. Da die Fürsten von Liechtenstein<br />

damit zwei reichsunmittelbare Gebiete erworben<br />

hatten, stand der Erhebung zum Reichs<strong>fürstentum</strong><br />

Liechtenstein <strong>im</strong> Jahre 1719 nun nichts mehr <strong>im</strong><br />

Wege. 418<br />

Besondere Betrachtung verdient nun der<br />

Zeitraum 1699 bis 1712, weil in diesen Jahren die<br />

Landschaften Vaduz <strong>und</strong> Schellenberg politisch<br />

voneinander getrennt waren. Dies führte zu einer<br />

gewissen Rechtsunsicherheit. Was galten die bisherigen<br />

Ordnungen <strong>und</strong> Verträge noch, die einst für<br />

beide Landschaften abgeschlossen worden waren?<br />

78<br />

Die Errichtung der Schaaner Zuschg <strong>im</strong> Jahre<br />

1703 machte ein zweifaches Anliegen der Grafschaft<br />

Vaduz deutlich: Die Oberländer Fuhrleute<br />

wollten von den Untertanen der Herrschaft Schellenberg<br />

<strong>im</strong> Fuhrwesen abgesondert werden, um<br />

damit ihren Anteil am Warenverkehr für die<br />

Strecke Schaan-Balzers-Maienfeld zu behaupten.<br />

Das eigenmächtige Vorgehen, das den Durchgangsverkehr<br />

zwangsläufig berühren musste, rief in der<br />

Folge auch Österreich auf den Plan. Alle drei Seiten<br />

(Österreich, die Fürstlich-Liechtensteinische Herrschaft<br />

Schellenberg <strong>und</strong> die unter der Verwaltung<br />

des Fürstabts von Kempten stehende Grafschaft<br />

Vaduz) trafen sich <strong>im</strong> Juli 1704 in Bregenz zu einer<br />

Konferenz, um den Rodverkehr neu zu regeln. Dabei<br />

wurde die folgende neue Rodordnung verabschiedet:<br />

Rodordnung von 1704 4]9<br />

1. Die Rodordnung von 1676 wird mit nachstehenden<br />

Ergänzungen <strong>und</strong> Abänderungen bestätigt.<br />

2. Der Fürstlich-kemptische Rat <strong>und</strong> Kammerdirektor<br />

Johann Jacob Motz erklärt in Übereinst<strong>im</strong>mung<br />

mit seinem Fürsten, dass der in Schaan errichtete<br />

Abstoss des Getreides wieder aufgehoben<br />

werden muss.<br />

3. Der Fürstlich-<strong>liechtenstein</strong>ische Landvogt Johann<br />

Franz Paur erklärt in Übereinst<strong>im</strong>mung mit<br />

seinem Fürsten, dass es den gräflich-vaduzischen<br />

Untertanen (ohne Pfarrei Balzers) künftig zustehe,<br />

einen Drittel der Kaufmannsgüter von Feldkirch<br />

nach Balzers zu transportieren. (Abänderung von<br />

Punkt 3 des Vergleichs von 1676.)<br />

4. Der Fürstlich-kemptische Rat J. J. Motz garantiert,<br />

dass - solange Vaduz der kaiserlichen Administrations-Kommission<br />

unterstellt ist - beide<br />

Landschaften Vaduz <strong>und</strong> Schellenberg die ihnen<br />

zustehenden Rodrechte <strong>und</strong> Freiheiten ausüben<br />

dürfen.<br />

5. Das über den Arlberg kommende Kaufmannsgut<br />

<strong>und</strong> Salz, wie auch die «Veldkirch: Leinwath,<br />

Ballen oder Legele» sind von der Rod befreit. Fuhrleute,<br />

denen diese Eilgüter anvertraut werden,<br />

dürfen sich «durch Ahnnembung eines ringeren<br />

Lohns» (zum Beispiel in Form von Naturalien) an-


deren Fuhrleuten gegenüber keinen Konkurrenzvorteil<br />

verschaffen. Für jeden spedierten Sack sind,<br />

30 Kreuzer Fuhrlohn zu bezahlen.<br />

6. Für den Stracksverkehr dürfen die Gerichte<br />

Fussach <strong>und</strong> Höchst vier Fuhrleute stellen. Die Gerichte<br />

Rankweil <strong>und</strong> Sulz stellen zusammen einen<br />

Fuhrmann, das Gericht Lustenau ebenso.<br />

7. Die Fuhrleute dürfen nur soviel Waren laden,<br />

wie sie mit ihrer eigenen Mähne 420<br />

transportieren<br />

können. Sie dürfen kein zweites Fuhrwerk in Anspruch<br />

nehmen. Im Rodverkehr fahren die Fuhr-<br />

412) LLA RA 20/18: Einleitung zur Rodordnung von 1704.<br />

413) Ebenda.<br />

414) Ebenda.<br />

415) Vogt, Brücken zur Vergangenheit, S. 73.<br />

416) Kaiser, Arthur Brunhart, S. 450.<br />

417) Vogt, Brücken zur Vergangenheit, S. 73 f.<br />

418) Ebenda. S. 75. Das Haus Liechtenstein erwarb damit Sitz u.<br />

St<strong>im</strong>me <strong>im</strong> Reichsfürstenrat.<br />

419) LLA RA 20/18: Rodordnung von 1704, erlassen am 26. Juli in<br />

Bregenz.<br />

420) Eine Mähne ist ein Fuhrwerk; siehe auch Anmerkung 83 mit<br />

genaueren Angaben.<br />

DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />

LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />

Eine Gruppe von Säumern<br />

be<strong>im</strong> Transport von «Lägein»,<br />

je zwei von diesen<br />

Gefässen sind den Tieren<br />

aufgeb<strong>und</strong>en<br />

Ein «Lägel» in Nahaufnahme.<br />

Dieses längliche,<br />

ovale Holzgefäss wurde<br />

zum Transport von Wein<br />

verwendet<br />

79


leute aus Fussach, Höchst, der Grafschaft Hohenems,<br />

sowie aus den Gerichten Rankweil <strong>und</strong> Sulz<br />

bis Feldkirch. Die österreichischen Untertanen von<br />

Altenstadt, Tisis <strong>und</strong> Tosters sowie die Untertanen<br />

von Schellenberg <strong>und</strong> Vaduz transportieren die Güter<br />

weiter bis Balzers.<br />

8. Jeder Fuhrmann haftet für durch eigenes Verschulden<br />

sowie durch Fremdeinwirkung entstandene<br />

Schäden <strong>und</strong> muss dafür Kaution leisten.<br />

9. Im Bereich der Spedition <strong>und</strong> Abfertigung der<br />

aus dem Reich nach Lindau kommenden Kaufmannsgüter,<br />

Stück- <strong>und</strong> Zentnerwaren ist eine<br />

grosse «Ohnordnung» entstanden. Fuhrleute hätten<br />

sich angemasst, diese Waren zu einem geringeren<br />

Fuhrlohn zu spedieren, aber dafür würden sie<br />

teuere Naturalien wie Wein, Tücher, Eisen oder<br />

Salz als Bezahlungsgegenstände entgegen nehmen<br />

... [vgl. Punkt 57. So würden andere Fuhrleute benachteiligt,<br />

ja sogar in die äusserste Armut gestossen.<br />

Die Fuhrleute werden angemahnt, den Fuhrlohn<br />

nur in Bargeld entgegen zu nehmen.<br />

10. Es hat sich gezeigt, dass «eine zeithero nicht<br />

nur allein Zungen 4n<br />

Legel [Lägel] 422<br />

, sondern auch<br />

andere Khauffmanns Stuckh <strong>und</strong> Güther über das<br />

Uhrallte- <strong>und</strong> gewohnliche Gewicht der drei) Centner<br />

schwer gepackht <strong>und</strong> gemacht werden, wordurch<br />

nit nur allein die khostbahre Brüggen in<br />

Gr<strong>und</strong>t <strong>und</strong> zue Schaden gefahren, allergnädister<br />

<strong>und</strong> gnädiger Herrschafften der Zoll endtzogen,<br />

sondern auch der arme Fuhrmann <strong>und</strong> Underthan<br />

in ansechung solche[r] grossen Lasts, darfür er<br />

mehrers nit, als von drei Centnerigen Stuckh belohnet:<br />

auch dergestalten verzollet wurde [,] mithin<br />

umb ross <strong>und</strong> wagen khommet, <strong>und</strong>, wie<br />

vorfher] gehört [,] in die grösste Armuth sich stürzet».<br />

- Es wird beschlossen, dass ein Fuhrmann<br />

nicht mehr als drei Zentner an Waren laden darf.<br />

11. Bei Verstössen gegen die Rodordnung muss<br />

eine Strafe von 20 Talern bezahlt werden. Ausserdem<br />

verliert der schuldige<br />

rechte.<br />

Fuhrmann seine Rod­<br />

423<br />

Die Ordnung gilt jedoch nicht für ewig, sondern<br />

nur solange, bis sich der Zeitenlauf ändert <strong>und</strong><br />

folglich<br />

müssen.<br />

bessere Abmachungen getroffen werden<br />

80<br />

Aus dem frühen 18. Jahrh<strong>und</strong>ert ist eine (<strong>und</strong>atierte)<br />

Stellungnahme der Stadt Maienfeld zum Rodwesen<br />

überliefert, 424<br />

die verlangte, dass die Landstrasse<br />

sowie die Brücken in «einem guten sicheren<br />

<strong>und</strong> wohlfahrbaren Standt» gemacht <strong>und</strong> erhalten<br />

werden. Für den Fuhrverkehr sollte nur die Hauptstrasse<br />

verwendet werden. Fuhrleute, die ihre<br />

Mähnen 425<br />

überladen, sollten in Balzers keinen Vorspann<br />

für die Fahrt über die St. Luzisteig bekommen.<br />

426<br />

Maienfeld wünschte, dass alle überschüssigen<br />

Waren in Balzers abgeladen <strong>und</strong> auf die Rod<br />

zum Weitertransport nach Chur gegeben werden.<br />

In einem Brief an die Behörden der Stadt Feldkirch<br />

beklagte die Grafschaft Hohenems <strong>im</strong> Jahre<br />

1707, dass die erst kürzlich vereinbarte Rodordnung<br />

nicht befolgt werde. Die Stracksfuhrleute aus<br />

Fussach <strong>und</strong> Höchst bräuchten anstatt der vorgeschriebenen<br />

vier öfters fünf oder gar sechs Pferde<br />

für ihre Fuhrwerke. Auch seien mehrere Mähnen<br />

(Fuhrwerke) als erlaubt <strong>im</strong> Einsatz. Dem Fuhrmann<br />

Jacob Schneider wurde vorgeworfen, dass er<br />

«in effectu eben so bald 3 ... Wägen umbthreybet<br />

unnd mit solchen dem gesambten Lanndt das<br />

Broth vor dem Maul abschneidet». 427<br />

In einer oberamtlichen an die Behörden in Feldkirch<br />

adressierten Stellungnahme aus Vaduz, datiert<br />

von 1723, wurden wiederum Vorwürfe laut:<br />

Anstatt der vereinbarten sechs Stracksfuhrleute<br />

würden deren acht durch Liechtenstein durchfahren.<br />

428<br />

Mehrere Fuhrwerke hätten mehr als vier<br />

Pferde. 429<br />

Ebenso transportierten sie auch Eisen,<br />

Salz <strong>und</strong> Korn ausserhalb der Rod. Johann Liss aus<br />

Altenstadt fuhr gar «mit zwey grossen Lastwägen»<br />

durch. 430<br />

Daneben führten sie alles, was auf den<br />

grossen Fuhrwerken keinen Platz hatte, auf kleineren<br />

Wagen. Es hiess zwar in der Rodordnung von<br />

1704, dass Feldkircher Leinwand, Ballen <strong>und</strong> Lägel<br />

nicht auf die Rod gehören. Die Feldkircher Faktorei<br />

liess aus dem Reich 431<br />

ankommende Leinwand<br />

aber ebenso ausserhalb der Rod weiterbefördern,<br />

was die <strong>liechtenstein</strong>ischen Rodfuhrleute arg benachteiligen<br />

würde. Das Oberamt in Vaduz verlangte,<br />

dass mit Leinwand beladene Strackswagen<br />

sich darüber ausweisen müssten, dass ihre Ware<br />

aus Feldkirch stammte.


Ein weiteres, nicht datiertes Schreiben 432<br />

enthielt<br />

weitere «Beschwerden» der <strong>liechtenstein</strong>ischen<br />

Untertanen, aber ebenso Vorschläge, wie die<br />

Anstände <strong>im</strong> Rodwesen beseitigt werden könnten.<br />

Bemängelt wurde, dass österreichische Fuhrleute<br />

auf ihren mit schweizerischen Gütern beladenen<br />

Strackswagen <strong>im</strong>mer auch Kaufmannsgüter mit<br />

sich führten, die eigentlich in die Rod gehörten.<br />

Das Oberamt in Vaduz forderte nun, dass diese<br />

Fuhrleute künftig mit Frachtbriefen ausgestattet<br />

sein müssten, die mittels Kaufmannszeichen <strong>und</strong><br />

Nummerierung über Flerkunft <strong>und</strong> Grössenordnung<br />

dieser Waren informierten. Fuhrleute, die<br />

gegen diese Regelung verstiessen, sollten zwanzig<br />

Reichstaler Strafe bezahlen; dem Denunzianten<br />

würde ein Drittel dieser Geldsumme zustehen. Das<br />

Oberamt schlug ferner vor, dass nicht voll beladene<br />

Wagen der sechs Stracksfuhrleute auch andere Waren<br />

(die sonst auf die Rod gehörten) mit sich führen<br />

könnten. Dieses Privileg sollte aber nur gelten, sofern<br />

diese sechs Fuhrleute ihre Strackstransporte<br />

nicht anderen Fuhrleuten anvertrauten. Das Oberamt<br />

kritisierte, dass «vile Fuhrleuth sich unterstehen<br />

[würden,] frömbdes Korn urab den Lohn, <strong>und</strong><br />

zwar unter dem falschen Vorgeben, samb[lich] seye<br />

es ihr eigen Getraid [,] zu verfuhren». So ein grober<br />

Verstoss gegen die Rodbest<strong>im</strong>mungen stellte ein<br />

«irreparabler Schaden» für alle rodberechtigten<br />

Fuhrleute dar. 433<br />

EXKURS: DIE RODORDNUNG VON KLÖSTERLE<br />

IN VORARLBERG 1731<br />

Die damalige Situation <strong>im</strong> vorarlbergischen Klostertal<br />

kann als Beispiel dafür angeführt werden,<br />

dass das Rodwesen in der vorarlbergischen Nachbarschaft<br />

ebenfalls teilweise oder sogar völlig in<br />

Abgang gekommen war. Dort wurde <strong>im</strong> Jahre 1731<br />

eine neue Rod- <strong>und</strong> Fuhrordnung für das Kirchspiel<br />

Klösterle <strong>und</strong> Stuben erlassen. 434<br />

Die Ortschaft<br />

Klösterle lag seit jeher an der alten Durchgangsroute<br />

über den Arlbergpass. Die Stiftungsurk<strong>und</strong>e<br />

für das Johanniterhaus Feldkirch aus dem Jahre<br />

1218 sah bereits die Errichtung einer Filiale in<br />

DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />

LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />

Klösterle zur Versorgung der Pilgerinnen <strong>und</strong> Pilger<br />

vor. Ebenso sollte der Johanniterorden in Klösterle<br />

den Armen <strong>und</strong> Bedürftigen, welche über<br />

den Arlberg reisten, mit Feuer, Wasser <strong>und</strong> Obdach<br />

Hilfe erweisen. Der Stifter, Graf Hugo von Montfort,<br />

verfolgte aber auch handfeste wirtschaftliche Interessen.<br />

So erhoffte er sich mit der Errichtung dieser<br />

Niederlassung eine bessere Kontrolle des Verkehrsweges<br />

zwischen Feldkirch <strong>und</strong> dem Tirol. 435<br />

Der<br />

Name «Klösterle» ist seit 1343 belegt. Damals<br />

schon gab es hier auch eine Zollstation. Im 14.<br />

Jahrh<strong>und</strong>ert erfolgte eine spürbare Zunahme des<br />

421) «Zunge»: Die Latte hinten am Herbstwagen, aufweiche die<br />

Bottiche gerutscht werden; vgl. Gr<strong>im</strong>m, Wörterbuch, Bd. 32,<br />

Sp. 606.<br />

422) «Lägel»: längliches Gefäss zur Aufnahme von Flüssigkeiten,<br />

z.B. Wein; vgl. Gr<strong>im</strong>m, Wörterbuch, Bd. 12, Sp. 59.<br />

423) Die Rodordnung von 1704 ist unterzeichnet von Anton Dominik<br />

Schmidlen v. Lewenfeld, Johann Jacob Motz <strong>und</strong> Johann Franz Paur.<br />

424) LLA RA 20/19.<br />

425) Vgl. Anmerkung 83.<br />

426) LLA RA 20/19: «[auf dass] ein ieder nur so vil auflade, alss er<br />

sich über die Steig mit 4 Rossen zu führen getrauet».<br />

427) LLA RA 20/20: Hohenems an Feldkirch, 4. Juli 1707.<br />

428) LLA RA 20/21, 1723.<br />

429) Namentlich genannt: die Mähnen von Peter Mock <strong>und</strong> Jakob<br />

Ebenhof, beide aus Tisis; Johann Liss, Jakob Nägele <strong>und</strong> Jakob<br />

Weber, alle aus Altenstadt; der weisse <strong>und</strong> der schwarze Jakob<br />

Schneider, sowie Josen Schneider. Sohn des Joseph Schneider, alle<br />

aus Höchst.<br />

430) Ebenda.<br />

431) Lindau, Immenstadt, Kaufbeuren, Memmingen <strong>und</strong> Ulm.<br />

432) LLA RA 20/22: «Gravamina der diss-seitigen hochfürstl:<br />

<strong>liechtenstein</strong>: Unterthanen über die von denen oesterreicher Unterthanen.<br />

eine geraume Zeit hero wid den claren Inhalt der aufgerichteten<br />

alt <strong>und</strong> neuerlich Rohdordnung. <strong>und</strong> Inter<strong>im</strong>s conventionen in<br />

vile Weege aussgeübte Missbrauch, <strong>und</strong> schädliche Excessen, <strong>und</strong><br />

wie disse zu remediren, <strong>und</strong> einzustellen seyn ...»<br />

433) Ebenda.<br />

434) Der vollständige Wortlaut bei: Burmeister, Weistümer,<br />

S. 230-232.<br />

435) Bilgeri, Stadt Feldkirch, S. 92.<br />

81


Arlbergverkehrs. Der Haller Salzhandel hatte westlich<br />

des Arlbergs ein neues Absatzgebiet gef<strong>und</strong>en.<br />

Sichtbares Zeichen hierfür war der Bau eines Salzhauses<br />

in Feldkirch <strong>im</strong> Jahre 13 4 2. 436<br />

Den Bewohnern<br />

von Klösterle <strong>und</strong> Stuben gewährte Graf Heinrich<br />

von Werdenberg-Sargans <strong>im</strong> Jahre 1425 die<br />

«Fuhrleiti», das Recht, über den Arlberg Führerschaft<br />

<strong>und</strong> Vorspann zu geben. 437<br />

Die damalige Bedeutung<br />

des Fuhrwesens für die Einwohnerinnen<br />

<strong>und</strong> Einwohner von Klösterle kann nicht hoch genug<br />

eingeschätzt werden, da das schmale, eher<br />

schattige Klostertal mit seinen langen Wintern für<br />

den Ackerbau nur sehr eingeschränkt geeignet<br />

war. Im «internationalen» Vergleich war aber der<br />

Warenverkehr über den Arlberg doch eher bescheiden.<br />

So gingen 1657 über Bludenz Waren <strong>im</strong> Gesamtgewicht<br />

von 2 250 Zentnern. 438<br />

Die neue Rodordnung für Klösterle wurde erlassen,<br />

nachdem die bisherige Ordnung von 1658<br />

mittlerweile in Abgang gekommen [war] <strong>und</strong> [völlig]<br />

ausser acht gelassen [wurde].» Ein paar Wenige<br />

hätten auf Kosten der gewöhnlichen Fuhrleute die<br />

meisten Transporte von Kaufmannsgütern an sich<br />

gerissen. Das neue Vertragswerk von 1731 sollte<br />

den Fuhrleuten wiederum zu ihrem Recht verhelfen.<br />

Die einzelnen Punkte lauten zusammengefasst<br />

wie folgt:<br />

1. Jeder Gemeindemann, der das ankommende<br />

Salz <strong>und</strong> die Kaufmannsgüter transportieren will,<br />

muss sich be<strong>im</strong> hierzu bestellten Faktor oder Rodmeister<br />

melden. Jeder Fuhrmann bürgt entweder<br />

selbst für die ihm anvertrauten Waren, oder aber<br />

er best<strong>im</strong>mt <strong>im</strong> Vornherein einen Bürgen, der für<br />

die zu transportierenden<br />

n<strong>im</strong>mt.<br />

Güter die Haftung über­<br />

2. Einem Aufgebot zur Rodfuhr ist unbedingte<br />

Folge zu leisten. Ein Fuhrmann, der an der Reihe<br />

ist <strong>und</strong> kein Pferd hat, muss sich auf eigene Kosten<br />

ein fremdes Pferd ausleihen.<br />

Er muss selber rechtzeitig schauen, dass ihm<br />

der Faktor den Fuhrlohn ausbezahlt.<br />

3. Die Faktoren <strong>und</strong> Rodmeister sind für die<br />

Einhaltung der Rodordnung verantwortlich.<br />

4. Der Fuhrmann soll einen schriftlichen Schein<br />

mit sich führen, der die Angaben zu seinem Trans­<br />

82<br />

port beinhaltet. An allen Zollstätten muss er die<br />

Waren nach Quantität <strong>und</strong> Qualität richtig anzeigen,<br />

damit niemand geschädigt wird. Der Faktor<br />

ist verpflichtet, die Fuhrleute richtig auszubezahlen.<br />

5. Wer sein Ross verliert <strong>und</strong> kein Ersatzpferd<br />

aufbieten kann, wird von der Rod ausgeschlossen.<br />

6. Die Geschworenen <strong>und</strong> Gemeindeleute wählen<br />

mit St<strong>im</strong>menmehrheit einen Faktor (Rodmeister),<br />

der darüber wacht, dass die festgesetzte Ordnung<br />

gerecht <strong>und</strong> unparteiisch eingehalten wird.<br />

7. Es gelten folgende Fuhrlohnbest<strong>im</strong>mungen:<br />

Von einem Ballen Kaufmannsgut<br />

für die Strecke Stuben-Braz:<br />

Auf dem Ross ohne den Zoll 48 Kreuzer<br />

Auf dem Schlitten 40 Kreuzer<br />

Gebühr für den Faktor 2 Kreuzer.<br />

Ein Lägel «von einer halben Segessen»<br />

für dieselbe Strecke:<br />

Auf dem Ross 1 Gulden<br />

Auf dem Schlitten 45 Kreuzer.<br />

(Wer ganze oder schwere Lägel führt, der soll den<br />

bisherigen billigen Lohn beziehen <strong>und</strong> dem Faktor<br />

eine Gebühr von 3 Kreuzer entrichten.)<br />

Von einem Saum Stachel oder Eisen<br />

(ohne den Zoll):<br />

Auf dem Ross 44 Kreuzer<br />

Auf dem Schlitten 40 Kreuzer<br />

Gebühr für den Faktor 2 Kreuzer.<br />

Von einem Saum Salz:<br />

Auf dem Schlitten 40 Kreuzer<br />

Auf dem Ross 48 Kreuzer<br />

Gebühr für den Faktor 2 Kreuzer.<br />

8. Jeder Fuhrmann darf nicht mehr als ein Pferd<br />

für seinen Warentransport auf der Rod einsetzen.<br />

Der Faktor darf <strong>im</strong> Notfall zusätzliche Spediteure<br />

einsetzen. Ein Notfall ist dann gegeben, wenn am<br />

Abend Waren in Klösterle ankommen, die so<br />

schnell wie möglich auf den Wochenmarkt in Feldkirch<br />

gebracht werden müssen, <strong>und</strong> der Fuhrmann,<br />

der an der Reihe ist, nicht sofort einsatzbereit ist.<br />

Der Faktor bürgt dafür, dass mit einer solchen Ausnahmeregelung<br />

kein Missbrauch getrieben wird,<br />

die zum Nachteil der rodberechtigten Fuhrleute gereichen<br />

könnte.


(Die Rodordnung ist unterzeichnet vom Bludenzer<br />

Vogteiverwalter Bartleme Anthoni Hinderegger<br />

von Grienholzegg.)<br />

In den ersten sechs Punkten ist diese Rodordnung<br />

mit den bisherigen, das Gebiet des Fürstentums<br />

Liechtenstein betreffenden Best<strong>im</strong>mungen durchaus<br />

vergleichbar. Punkt 7 hingegen enthält detaillierte<br />

Fuhrlohntarife. Das war ein Novum; denn die<br />

älteren Rodordnungen für Feldkirch <strong>und</strong> die Herrschaften<br />

Schellenberg <strong>und</strong> Vaduz gaben - wenn<br />

überhaupt - nur sehr kurze Hinweise auf geltende<br />

Fuhrlohnbest<strong>im</strong>mungen. 439<br />

Ebenso macht die Rodordnung<br />

von Klösterle den Tarif von der Art des<br />

Transportmittels abhängig. Wie auch an den Passrouten<br />

in Uri oder in Graubünden, wurden am<br />

Arlberg <strong>im</strong> Winter Schlitten zur Beförderung von<br />

Personen <strong>und</strong> Waren eingesetzt. Es liegt auf der<br />

Fland, dass dadurch der Transport schneller <strong>und</strong><br />

billiger vonstatten gehen konnte. Diese Form des<br />

Warentransits ist hingegen für die Rheintalstrecke<br />

durch Liechtenstein nicht überliefert.<br />

SPÄTERE VEREINBARUNGEN FÜR DAS<br />

FÜRSTENTUM LIECHTENSTEIN<br />

In den ersten dreissig Jahren nach Gründung des<br />

Reichs<strong>fürstentum</strong>s Liechtenstein war das Rodwesen<br />

ein Gegenstand, der in der Schreibstube des<br />

nunmehr Fürstlichen Oberamts in Vaduz eher selten<br />

thematisiert wurde. 440<br />

Im Vordergr<strong>und</strong> stand<br />

zwischen 1719 <strong>und</strong> 1733 der Machtkampf zwischen<br />

dem Fürsten <strong>und</strong> seinen Untertanen. Kurz<br />

nach der Erhebung der Herrschaften Vaduz <strong>und</strong><br />

Schellenberg zum Reichs<strong>fürstentum</strong> Liechtenstein<br />

441<br />

erliess Fürst Anton Florian 442<br />

eine Dienstinstruktion<br />

mit dem Ziel, die Verwaltung zu zentralisieren,<br />

das Gerichtswesen zu erneuern <strong>und</strong> die<br />

herrschaftlichen Einkünfte zu vermehren. 443<br />

Diese<br />

Reformen <strong>im</strong> Sinne des Absolutismus zielten auf<br />

Beseitigung alter Volksrechte ab <strong>und</strong> waren dem<br />

Volke verhasst. 444<br />

Als folgenschwerste Massnahme schaffte der<br />

Fürst die beiden autonomen Herrschaften ab <strong>und</strong><br />

DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />

LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />

er teilte das Land neu in sechs Ämter ein, die dem<br />

mit zusätzlichen Kompetenzen (u. a. der gesamten<br />

Rechtssprechung) versehenen Oberamt in Vaduz<br />

gänzlich untergeordnet waren. 445<br />

Durch die Beseitigung<br />

der beiden Landschaften als Gerichtsgemeinden<br />

verloren die Untertanen das Recht, aus<br />

ihren Reihen die Landammänner (Gerichtsvorsitzenden)<br />

zu wählen. 446<br />

Nach wiederholten Unmutsäusserungen<br />

seitens der Bevölkerung, die sich weniger<br />

gegen den Fürsten persönlich als vielmehr<br />

gegen die von ihm eingesetzten Beamten richteten,<br />

wurde schliesslich <strong>im</strong> September 1733 die alte<br />

Landammann-Verfassung wieder eingeführt. 447<br />

Die<br />

Landammänner <strong>und</strong> Richter erhielten aber ihr<br />

436) Ebenda, S. 164 - Abbildung des Salzhauses auf S. 70.<br />

437) Angaben nach: Burmeister, Weistümer, S. 229.<br />

438) Eitel. Verkehr <strong>im</strong> Bodenseeraum, S. 61.<br />

439) Vgl. Punkt 3 der Rodordnung 1676 (Seite 75), sowie Punkt 5<br />

des Vergleichs von 1704 (S. 78 f.).<br />

440) Für den Zeitraum 1723 bis 1753 liegen <strong>im</strong> Aktenbestand des<br />

LLA nur zwei speziell das Rodwesen betreffende Schriftstücke vor:<br />

LLA RA 20/23, Vogteiamt Feldkirch an OA mit Betreff des widerrechtlichen<br />

Kornabladens 1734. sowie LLA RA 20/24, OA an die<br />

Häupter der Gemeinen Drei Bünde in Chur 1735: Hinweis auf die<br />

geltende Rodordnung.<br />

441) Von Kaiser Karl VI. erlassene Urk<strong>und</strong>e vom 23. Januar 1719,<br />

zusammengefasst bei: Vogt, Brücken zur Vergangenheit, S. 76.<br />

442) Anton Florian v. Liechtenstein (1656-1721). Fürst von 1712 bis<br />

1721. 1691 Botschafteram päpstlichen Hof in Rom. 1695 Obersthofmeister<br />

<strong>und</strong> Erzieher des jungen Erzherzogs Karl (1711-1740 Kaiser<br />

Karl VI.); vgl. Vogt. Brücken zur Vergangenheit, S. 48.<br />

443) Ebenda, S. 79 f.<br />

444) Kaiser. Arthur Brunhart, S. 498.<br />

445) Vogt, Brücken zur Vergangenheit, S. 79 f. - Die Einteilung der<br />

sechs Ämter war wie folgt: 1. Vaduz, Schaan <strong>und</strong> Planken; 2. Triesen<br />

<strong>und</strong> Triesenberg: 3. Balzers <strong>und</strong> Mäls; 4. Bendern, Gamprin, Ruggell<br />

<strong>und</strong> Schellenberg; 5. Eschen <strong>und</strong> Nendeln; 6. Mauren <strong>und</strong> Schaanwald.<br />

446) Ebenda. S. 24 u. 79 f. Jedes der beiden Gerichte bestand aus<br />

einem Landammann <strong>und</strong> zwölf Richtern. Der Landammann wurde<br />

alle zwei Jahre gewählt, wobei der Landesherr drei Männer zur<br />

Wahl vorschlug, aus denen das versammelte Volk einen wählte. Die<br />

Richter wurden vom Landesherrn auf Lebenszeit ernannt: das<br />

Gericht hatte jedoch das Recht, dem Landesherrn drei Männer<br />

vorzuschlagen.<br />

447) Vogt, Brücken zur Vergangenheit. S. 83.<br />

83


wichtigstes Recht nicht wieder zurück: Die Rechtssprechung<br />

verblieb bei den fürstlichen Beamten<br />

(dem Oberamt). 448<br />

Der Fürstlich-Liechtensteinische Absolutismus<br />

des 18. Jahrh<strong>und</strong>erts neigte auch dazu, das Leben<br />

der Untertanen durch Verordnungen <strong>und</strong> Gesetze<br />

zu reglementieren. So wurden 1732 eine Polizeiordnung<br />

<strong>und</strong> eine Waldordnung erlassen, die ersten<br />

gedruckten Gesetze des Fürstentums Liechtenstein.<br />

449<br />

- Im Gegensatz beispielsweise zur Polizeiordnung<br />

diente aber eine Ordnung <strong>im</strong> Rodwesen<br />

weniger dazu, das Leben der Untertanen zu reglementieren.<br />

Die Rodordnungen regelten wohl Rechte<br />

<strong>und</strong> Pflichten der Untertanen <strong>im</strong> Transportgewerbe,<br />

aber Zweck dieser Best<strong>im</strong>mungen war es in<br />

erster Linie, den Untertanen ihre Verdienstmöglichkeiten<br />

<strong>im</strong> Fuhrwesen weiterhin zu garantieren.<br />

DIE RODORDNUNG VON 1756<br />

R<strong>und</strong> dreissig Jahre später folgte dann eine neue<br />

Rodordnung, die 1756 in Feldkirch zwischen<br />

Liechtenstein <strong>und</strong> Österreich vereinbart wurde. Im<br />

Vorfeld dieser Abmachung stand wiederum die<br />

Sorge, der Handelsverkehr könnte, da die Güter oft<br />

nicht zuverlässig weiter befördert wurden, sich<br />

wieder auf die schweizerische Rheinstrasse hin<br />

verlagern. 450<br />

Zwar hatte 1753 ein Schreiben aus<br />

Feldkirch (!) wiederum österreichische Verstösse<br />

gegen die Rodordnung gemeldet, 451<br />

aber wenn es<br />

darum ging, eine Verkehrsverlagerung auf die<br />

Schweizer Seite zu verhindern, dann arbeiteten<br />

Österreich <strong>und</strong> Liechtenstein <strong>im</strong>mer noch zusammen.<br />

(Jedenfalls zu diesem Zeitpunkt - 1756 - war<br />

dies noch so.) Dieser neue Vertrag <strong>im</strong> Rodwesen<br />

betraf in erster Linie die österreichischen Fuhrleute.<br />

Rodordnung von 1756 452<br />

1. Die Rodordnungen von 1676 <strong>und</strong> 1.704 werden<br />

mit folgenden Abänderungen <strong>und</strong> Ergänzungen<br />

bestätigt:<br />

2. Nachgedachte Güter sollen auf dieser Route<br />

verbleiben bzw. noch mehr Warenverkehr soll an­<br />

84<br />

gezogen werden. St. gallische <strong>und</strong> andere schweizerische<br />

Güte?; die nach Graubünden <strong>und</strong> Italien<br />

gehen, aber auch von der Schweiz nach Vorarlberg<br />

gelangende Waren, sind nicht der Rodordnung unterworfen.<br />

3. Kaufmannsgüter <strong>und</strong>. Waren, welche zwar<br />

einer in der Schweiz ansässigen Handelsschaft<br />

zugehören, oder durch dieselbe spediert werden,<br />

jedoch entweder aus dem Reich über den Bodensee<br />

einlaufen, oder auch nur in einer Reichs-See-Stadt<br />

abgestossen werden, <strong>und</strong> von da (ohne in die<br />

Schweiz zu gelangen) in Fussach ausgeladen werden,<br />

sind nicht mehr als schweizerische, sondern<br />

als Reichsgüter zu betrachten.<br />

4. Jene Fuhrleute, die schweizerische Güter in<br />

unbeschränkter Anzahl führen, dürfen keine in die<br />

Rod gehörenden Güter mit sich führen.<br />

5. Aus Höchst <strong>und</strong> Fussach vier, aus den Gerichten<br />

Rankweil <strong>und</strong> Sulz einer, aus der Reichsgrafschaft<br />

Hohenems einer, also zusammen sechs «ordinari<br />

fuhrleuth» seien dazu befugt, wöchentlich<br />

einmal aus dem Reich kommende Kaufmannsgüter<br />

aufzuladen.<br />

6. Sie bringen diese Kaufmannsgüter mit ihrer<br />

eigenen mit vier Pferden bespannten Mähne vom<br />

Bodensee stracks bis nach Chur. Von Chur zurück<br />

können sie ebenso je eine Stracksfuhr übernehmen.<br />

7. Alle übrigen Reichsgüter müssen <strong>im</strong> Kaufliaus<br />

in Feldkirch abgeladen werden <strong>und</strong> gelangen auf<br />

die Rod.<br />

8. Ausser diesen sechs genannten Fuhrleuten<br />

(vgl. Punkt 5) ist niemand zu diesen Stracksfuhren<br />

berechtigt.<br />

9. Die Rodtransporte werden von den österreichischen<br />

<strong>und</strong> <strong>liechtenstein</strong>ischen Fuhrleuten -<br />

wie gehabt - bis nach Balzers übernommen.<br />

10. Zentnerwaren, die von Lindau <strong>und</strong> anderen<br />

Reichs-See-Städten her nach Fussach <strong>und</strong> weiter<br />

nach Graubünden gelangen, dürfen nur soviel geführt<br />

werden, wie mit der eigenen Mähne geladen<br />

werden können. Waren, die aus Platzgründen nicht<br />

mehr aufgeladen werden können, müssen auf die<br />

Rod gegeben werden.<br />

11. Die erwähnten sechs Fuhrleute (vgl. Punkt 6)<br />

können den Transport der Zentnerwaren auch an-


deren Fuhrleuten, seien es österreichische oder<br />

Reichs-Untertanen, überlassen, die dann an ihrer<br />

Stelle stracks nach Chur fahren.<br />

12. Unter Ausnahme dessen, was für schweizerische<br />

Güter gilt, ist es einem Fuhrmann untersagt,<br />

zwei oder mehrere Wagen für den Transport von<br />

Zentnerwaren zu gebrauchen.<br />

13. Das von Reisenden mitgebrachte Gepäck<br />

sowie «andere Hausmobilien» können von allen<br />

Fuhrleuten «in Einem Nebent Waagen biss Chur beförderet<br />

werden». 453<br />

14. Während dem zwe<strong>im</strong>al jährlich stattfindenden<br />

Churer Markt, aber auch einen Tag zuvor <strong>und</strong>.<br />

zwölf Tage danach, können alle von den Kaufleuten<br />

dazu beauftragten Fuhrleute die Zentnerwaren<br />

mit zusätzlichen Mähnen nach Chur führen.<br />

15. Die Colli [Stücke] aus der Brentanischen<br />

Schreibstube Günzburg sind zwar bisher nie auf<br />

die Rod gegangen, aber künftig sollen diese Colli<br />

auf die Rod gegeben werden - sofern aus Günzburg<br />

kein Widerspruch kommt.<br />

16. Die Einwohner von Höchst <strong>und</strong> Fussach können<br />

ihr eigenes Getreide weiterhin frei <strong>und</strong> ausserhalb<br />

der Rod führen.<br />

17. Das Abladen von Rodwaren in Schaan, Vaduz<br />

<strong>und</strong> Triesen ist streng verboten.<br />

18. Dieser Rodordnung zuwider Handelnde<br />

müssen künftig zwanzig Reichstaler Strafe bezahlen(vgl.<br />

Rodordnung 1704, Punkt 11).<br />

19. Die Fuhrleute aus den Gerichten Höchst <strong>und</strong><br />

Fussach müssen von den Kaufleuten mit ordentlichen<br />

Frachtbriefen ausgestattet werden, die dem<br />

Zoll Auskunft über den jeweiligen Warentransport<br />

geben.<br />

In einem Zusatz zu dieser Rodordnung heisst<br />

es, dass diese Best<strong>im</strong>mungen eine <strong>im</strong> Jahre 1751<br />

geschlossene Vereinbarung zwischen Rod- <strong>und</strong><br />

Stracksfuhrleuten aus den Gerichten Fussach <strong>und</strong><br />

Höchst ausser Kraft setzten. Das ist ein weiteres<br />

Zeichen dafür, dass die einzelnen Rodordnungen<br />

<strong>im</strong>mer wieder <strong>und</strong> bereits nach sehr kurzer Zeit<br />

den veränderten Verhältnissen angepasst werden<br />

mussten.<br />

DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />

LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />

EINE IN DER BALZNER TAVERNE 1765<br />

GESCHLOSSENE ÜBEREINKUNFT 454<br />

In der Frage der Güterspedition hatte sich zwischen<br />

der Herrschaft Feldkirch einerseits, sowie<br />

dem Reichs<strong>fürstentum</strong> Liechtenstein <strong>und</strong> der Stadt<br />

Maienfeld andererseits ein Anstand ergeben: Feldkirch<br />

wollte, dass den derzeit fünf mit deutschen<br />

<strong>und</strong> schweizerischen Zentnerwaren beladenen<br />

wöchentlich passierenden österreichischen Wagen<br />

die unbeschränkte Durchfuhr gestattet werde.<br />

Liechtenstein <strong>und</strong> insbesondere Maienfeld lehnten<br />

diese Forderung ab <strong>und</strong> sie wollten nur zulassen,<br />

dass wöchentlich sechs solche Fuhrleute gemäss<br />

geltender Rodordnung durchfuhren.<br />

In dieser Frage musste, da beide Seiten ihre festen<br />

Standpunkte vertraten, ein Kompromiss gesucht<br />

werden. Nach längerer Debatte in der Balzner<br />

Taverne 455<br />

waren sich die Versammelten auch<br />

einig, dass alles getan werden musste, um eine<br />

Verlagerung des Fuhrverkehrs auf die schweizerische<br />

Rheintalseite zu verhindern. So arbeiteten die<br />

anwesenden Vertreter aus Feldkirch, Chur, Maienfeld<br />

<strong>und</strong> Vaduz eine neue Vereinbarung aus, um<br />

den Rodverkehr zu verbessern.<br />

448) Ebenda. Nur zum Schein wurden Zugeständnisse gemacht. So<br />

durften die Landammänner bei den Gerichtsverhandlungen mit<br />

beratender St<strong>im</strong>me beiwohnen, ohne jedoch über das Urteil mitentscheiden<br />

zu können. Nach einem ausgesprochenen Todesurteil<br />

durften sie das Ritual des Stabbrechens ausführen.<br />

449) Ebenda. S. 82. Zur Polizeiordnung siehe auch S. 97 f.<br />

450) LLA RA 20/26. Einleitungstext zur Rodordnung von 1756.<br />

451) Hans Georg Schneider (Fussach). Joseph Schneiders Witwe <strong>und</strong><br />

Andreas Bonner (Höchst) unterliessen es, ihre Frachtbriefe dem<br />

Hausmeister ordnungsgemäss anzuzeigen. Anton Pümpel <strong>und</strong> Rudolf<br />

Hüssle (aus Tisis?) wurden wegen widerrechtlichen Warenabladungen<br />

in Schaan belangt.<br />

452) LLA RA 20/26.<br />

453) Ebenda. S. 7.<br />

454) LLA RA 20/27: 11. Juni 1765.<br />

455) Es ist unklar, um welches der vier Balzner Wirtshäuser es sich<br />

dabei handelte.<br />

85


1. Die fünf österreichischen «ordinari Fuhrleuth»<br />

dürfen wöchentlich einmal aus dem Reich<br />

nach Italien gehende Güter führen.<br />

2. Zusätzlich darf ein Wagen aus dem Gerichtsbezirk<br />

Feldkirch fahren, der (ebenfalls) Zentnerwaren<br />

nach Chur <strong>und</strong> zurück führt.<br />

3. Österreichische Untertanen können mit schweizerischen<br />

Gütern frei <strong>und</strong> ungehindert nach Chur<br />

fahren. Sie müssen aber bei jeder Zuschg dem<br />

Hausmeister ihren Frachtbrief zur Einsicht vorzeigen,<br />

so dass Klarheit über die Herkunft ihrer Waren<br />

besteht. Sie sind nicht befugt, andere Waren<br />

mit sich zu führen.<br />

4. Bei ihrer Rückkehr aus Chur gilt eine Einschränkung:<br />

So dürfen wöchentlich nur drei dieser<br />

Fuhrleute mit beladenen Mähnen in ihre He<strong>im</strong>at<br />

zurückfahren. Es darfauch niemand sonst an ihrer<br />

Stelle fahren.<br />

5. Es darf nur mit einer (<strong>und</strong> zwar mit der eigenen)<br />

Mähne ein Transport durchgeführt werden:<br />

Zusätzliche Fuhrwerke sind nur zwe<strong>im</strong>al jährlich<br />

zugelassen, <strong>und</strong> zwar zwölf Tage vor <strong>und</strong> nach den<br />

Churer Märkten (vgl. Rodordnung 1756, Punkt 14).<br />

6. Alle Waren, die nicht durch die sechs österreichischen<br />

Stracksfuhrwagen oder die wöchentlich<br />

mit schweizerischen Waren durchfahrenden<br />

Fuhrwerke spediert werden, gehören auf die Rod.<br />

7. Die kostbarsten <strong>und</strong> zerbrechlichsten Waren<br />

sind zuerst zu transportieren.<br />

Die Rodstationen (Zuschgen) Chur, Maienfeld, Balzers<br />

<strong>und</strong> Feldkirch gelten für Transporte in beiden<br />

Richtungen. Bezüglich Fuhrlohn wird der alte Austeilungsfuss<br />

beibehalten:<br />

Fuhrlohntarife 1765<br />

(pro Zentner Nürnberger Gewicht)<br />

Chur-Maienfeld 8 kr. 5 h.<br />

Maienfeld-Balzers 4 kr. 5 h.<br />

Balzers-Feldkirch 10 kr. 6 h.<br />

Feldkirch-Bodensee (Rhein) 16 kr.<br />

86<br />

ERGEBNISSE DER KONFERENZ IN FELDKIRCH<br />

VON 1781<br />

Diese Zusammenkunft fand am 12. November<br />

1781 auf der Schattenburg in Feldkirch statt. 456<br />

Gespräche auf bilateraler Ebene fanden aber bereits<br />

zwei Monate zuvor statt. So lud Franz Philipp<br />

Gugger von Staudach, der Feldkircher Vogteiverwalter,<br />

am 17. August das gesamte Oberamt zu<br />

einem Arbeitsessen nach Feldkirch ein. 457<br />

Ein späteres<br />

Schreiben des Vogteiamts Feldkirch berichtete<br />

von einer «Conferenz», die am 29. August stattgef<strong>und</strong>en<br />

hatte. 458<br />

Es ist aus dem Aktenmaterial<br />

nicht klar ersichtlich, ob diese Konferenz <strong>und</strong> das<br />

Arbeitsessen be<strong>im</strong> Vogteiverwalter ein <strong>und</strong> dasselbe<br />

Ereignis darstellten oder nicht. Das wichtigste<br />

Traktandum an dieser Zusammenkunft vom<br />

29. August war die Neuregelung des Fuhrwesens<br />

auf der Rheinstrasse Fussach-Bauern-Feldkirch-<br />

Schaan-Balzers-Maienfeld-Chur. Die Chancen für<br />

eine dauerhafte Ordnung, die den Bestand des<br />

Rodwesens sichern sollte, standen so schlecht<br />

wie nie zuvor; denn durch die 1768 bis 1770 errichtete<br />

Bregenzer Strasse (Bregenz-Lauterach-<br />

Hohenems-Feldkirch) war eine neue Tatsache geschaffen<br />

worden, die den Bestand des Rodwesens<br />

längerfristig untergraben sollte. 459<br />

Absicht:<br />

Das «in Verwirrung schwebende Fuhrwesen»<br />

soll in eine «bessere <strong>und</strong> zutreffende Ordnung» gebracht<br />

werden.<br />

Deputierte:<br />

aus Liechtenstein: Landvogt Gilm v. Rosenegg,<br />

Landschreiber Fritz<br />

aus Chur: Präsident Peter v. Salis, Zunftmeister<br />

Johann Baptist Bavier<br />

aus Maienfeld: Stadtvogt Stephan v. Salis, Hausmeister<br />

Paul Danner<br />

aus Lindau: Rudolf v. Curtabat, Kanzleiverwalter<br />

Schlatter<br />

Beschlüsse:<br />

1. Die von Lindau gewünschte Errichtung einer<br />

neuen Zuschg in Fussach wird gutgeheissen.


2. Diese neu eingerichtete Faktorei übern<strong>im</strong>mt<br />

die Haftung für die einlaufenden Waren. Die Fussacher<br />

Zuschg bezahlt ausserdem für jedes in<br />

Maienfeld oder in Chur ankommende Warenstück<br />

einen Betrag von einem halben Kreuzer.<br />

3. Der Fuhrlohn wird von Station zu Station <strong>im</strong><br />

alten Ansatz ausbezahlt.<br />

4. Ein Collo oder Stück Reichsgut soll fortan 250<br />

Pf<strong>und</strong> wiegen. Zulässig sind auch halbe Stücke mit<br />

125 Pf<strong>und</strong>. Gewicht. Beide Grössen werden mit<br />

einer Toleranzgrenze von plus oder minus einem<br />

Achtel des Gewichts gehandelt. Für Stücke, deren<br />

Gewicht mehr als ein Achtel von der normalen<br />

Grösse übersteigt, wird ein zusätzlicher Fuhrlohn<br />

ausbezahlt (vgl. Instruktion für den Feldkircher<br />

Hausmeister auf S. 59 bis 62).<br />

5. Auf der Strecke Bodensee - Chur gibt es die<br />

folgenden Abladestationen für die auf der Rod zu<br />

transportierenden Kaufmannsstücke <strong>und</strong>. Handelswaren:<br />

Bauren, Feldkirch, Schaan (nur für einen<br />

Teil der Waren), Balzers <strong>und</strong> Maienfeld. Österreichische<br />

Rodfuhrleute, die in Feldkirch Korn <strong>und</strong>,<br />

Salzfässer luden, mussten diese Waren in Schaan<br />

wieder abstossen. Den <strong>liechtenstein</strong>ischen Untertanen<br />

der Herrschaft Schellenberg, die ebenso mit<br />

Korn <strong>und</strong> Salz von Feldkirch her unterwegs sind,<br />

ist es freigestellt, ob sie ihre Waren in Schaan abladen<br />

oder bis Balzers weiterfahren. [Österreichische<br />

Fuhrleute mit Kaufmannsstücken konnten<br />

jedoch bis Balzers fahren (vgl. Instruktion für Faktor<br />

Bachmann, Punkt 7 a auf S. 60).]<br />

Fahrplan<br />

Fussach-Feldkirch<br />

von Feldkirch bis Vaduz<br />

Vaduz-Zollbrücke<br />

(Landquart)<br />

Fahrt, bis Chur<br />

Rückfahrt:<br />

Fahrt, Chur-St. Luzisteig<br />

Fahrt bis Feldkirch<br />

Fahrt bis Fussach<br />

1. Wagen 2. Wagen 3. Wagen<br />

Samstag<br />

Sonntag<br />

Montag<br />

Dienstag<br />

Montag<br />

Dienstag<br />

Mittwoch<br />

Donners.<br />

Dienstag<br />

Mittwoch<br />

Donners.<br />

Freitag<br />

DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />

LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />

6. Der Faktor muss dem Fuhrmann einen Schein<br />

über die Ladung ausstellen. Diese Bestätigung berechtigt<br />

den Fuhrmann zum Bezug des Fuhrlohns.<br />

Allfällige Ausgaben für Zölle u.a. werden gegen<br />

Vorweisung einer Quittung ebenfalls zurückerstattet.<br />

7. Die Regelung des Stracksverkehrs von Fussach<br />

bis Chur (dazu berechtigt waren sechs Strackswagen<br />

- vgl. Punkt 6 der Rodordnung von 1704) erfolgt<br />

gemäss untenstehendem Fahrplan:<br />

456) Dieses Ereignis wurde auch vom Eschner Chronisten Johann<br />

Georg Heibert kommentiert: «Jetzt kommt der Bericht vom Herrn<br />

Kanzleiverwalter zu Feldkirch, dass die Fuhr soll auf die Rod<br />

kommen. Die Vorgesetzten samt ihrer Obrigkeit der Herrschaft<br />

Vaduz haben sich vereinbart, <strong>und</strong> die Sache für gut erkannt <strong>und</strong> sind<br />

auf Feldkirch gegangen, die Fuhr zu verteilen mit den Österreichern.<br />

Den Schaanern wurde erlaubt ein Kaufhaus zu bauen <strong>und</strong> sie haben<br />

ihre Fuhr mit österreichischer Männi 3/5 [drei Fünftel], die Eschnerberger<br />

2/5 [zwei Fünftel] von Feldkirch bis Balzers zu fahren <strong>und</strong> es<br />

wurde beschlossen, dass niemand ausser der Rod fahren soll bei<br />

Strafe. Auch soll alles Commercium, was auf der Achse geht, in die<br />

Rod gehören, <strong>im</strong> ersten Jahr trifft es bei uns 7 oder 8 mal zu<br />

fahren»: vgl. Heibert, S. 71.<br />

457) LLA RA 20/28: Vogteiverwalter lädt OA zu einer «Mittag<br />

Suppen» ein.<br />

458) LLA RA 21/111: Vogteiamt an OA. 18. Juni 1790.<br />

4591 Die daraus sich ergebende Problematik ist auf S. 110 dargestellt.<br />

4. Wagen<br />

Donners.<br />

Freitag<br />

Samstag<br />

Sonntag<br />

Mittwoch Freitag Samstag Montag<br />

Donners. Samstag Sonntag Dienstag<br />

Freitag Sonntag Montag Mittwoch<br />

5. Wagen<br />

Freitag<br />

Samstag<br />

Sonntag<br />

Montag<br />

Dienstag<br />

Mittwoch<br />

Donners.<br />

87


Der sechste Strackswagen fuhr wahrscheinlich am<br />

Mittwoch in Fussach ab. Diese Vermutung liegt<br />

nahe, da zwischen dem Abgang des dritten Wagens<br />

am Dienstag <strong>und</strong> der Abfahrt des vierten Wagens<br />

am Donnerstag ein Tag lag, an welchem gemäss<br />

dieser Auflistung kein Strackswagen das Fussacher<br />

Kaufhaus verliess.<br />

8. Bezüglich den zwei Mähnen mit Zentnerwaren<br />

stand es den Fuhrleuten frei, den Tag des<br />

Transportes zu best<strong>im</strong>men. Diese Fuhrwerke durften<br />

aber nur Zentnerwaren mit sich führen.<br />

Während den Churer Märkten konnten - je nach<br />

Bedarf - vier bis sechs weitere Wagen mit «Krammereijwaaren»<br />

durchfahren. 4<br />

^<br />

9. Die Rodgüter sind von Fussach bis Chur neun<br />

Tage lang unterwegs, «wenn nicht Gottes Gewalt<br />

<strong>und</strong> die heil[igen] Feste entgegen stehen». 4<br />

"<br />

10. Die Rodfuhrleute durften von der <strong>im</strong> Frachtbrief<br />

vorgegebenen Route nicht abweichen. Sie<br />

durften auch nur die <strong>im</strong> Frachtbrief ausgewiesenen<br />

Waren transportieren <strong>und</strong> es war ihnen nicht gestattet,<br />

die ihnen anvertrauten Waren anderen<br />

Fuhrleuten zu übergeben.<br />

11. Einmal pro Woche soll ein besonderer Wagen<br />

mit drei Pferden nach Malans fahren, um von<br />

dort ebenso zur «Äuffnung der Kornzufuhr» die<br />

Säcke wieder auf den nächsten<br />

bringen.<br />

Lindauer Markt zu<br />

12. Nach Chur fahrende Stracksfuhrleute können<br />

in ihrem Gewerbe nur bestehen, wenn sie bei<br />

ihrer Rückkehr ebenfalls Waren befördern können.<br />

Es handelt sich dabei meistens um italienische<br />

Waren. Den besagten Fuhrleuten wird das Laden<br />

dieser Güter für die Rückfahrt weiterhin gestattet.<br />

Ein oberamtliches Dekret vom 30. November 1781<br />

machte die österreichischen Fuhrleute darauf aufmerksam,<br />

dass sie das aus dem Feldkircher Kaufhaus<br />

kommende Korn, Salz, sowie Tabakkübel <strong>und</strong><br />

Zentnerwaren in der Schaaner Zuschg abstossen<br />

sollten. Den Fuhrleuten, welche sich dieser Anordnung<br />

widersetzten, wurden die Güter gewaltsam<br />

von ihren Wagen abgeladen. Zusätzlich drohte das<br />

Oberamt damit, bei der vorderösterreichischen Regierung<br />

in Freiburg i. Br. eine Klage einzureichen. 462<br />

88<br />

Infolge der an der Konferenz von 1781 gefassten<br />

Beschlüsse verzichtete Richter Ferdinand Rheinberger<br />

(von 1765 bis 1785 Löwenwirt in Vaduz) auf<br />

die ihm bisher erlaubte wöchentliche Salz- <strong>und</strong><br />

Kornzufuhr nach Vaduz. Er überliess diese Transporte<br />

künftig der Rod, so dass ihm künftig niemand<br />

ein Vorwurf machen konnte. Im gesamten<br />

Gebiet des Fürstentums Liechtenstein sollten, so<br />

eine oberamtliche Notiz 463<br />

, künftig keine Früchte,<br />

kein Mehl <strong>und</strong> kein Salz ausserhalb der Rod transportiert<br />

werden.<br />

Der Mühlzwang wurde 1781 erneut bestätigt. Es<br />

war also weiterhin verboten, das Korn ausserhalb<br />

des Landes mahlen zu lassen. Dies galt übrigens<br />

auch für die Feldkircher, die ebenso nicht ausserhalb<br />

ihrer Stadt bzw. Herrschaft mahlen durften.<br />

Auf den Feldkircher Jahrmärkten eingekaufte<br />

Früchte konnten durch <strong>liechtenstein</strong>ische Fuhrleute<br />

frei hergeführt werden; «wer aber davon ein<br />

Malter hier ausser Landts verführen solte, der solle<br />

nebst Confiscation in 10 R[ei]chsth[a]ler Straf verfallt<br />

seyn». 464<br />

Zwecks «Einrichtung der Roodfuhren»<br />

(also zur Inkraftsetzung der an der Konferenz<br />

gefassten Beschlüsse) reiste der Feldkircher Vogteiverwalter<br />

Gugger von Staudach <strong>im</strong> November 1781<br />

persönlich nach Vaduz. 465<br />

ERSTE RODORDNUNG FÜR DAS LIECHTEN­<br />

STEINER UNTERLAND, 1782<br />

Diese erste explizit für die Herrschaft Schellenberg<br />

geltende Rodordnung belegt wiederum die enge<br />

Verflechtung zwischen dem Liechtensteiner Unterland<br />

<strong>und</strong> dem Raum Feldkirch, gerade auch in Bezug<br />

auf die Organisation des Warentransportes.<br />

Eingehend wird zudem die Organisation des Rod<strong>fuhrwesen</strong>s<br />

durch die einzelnen Nachbarschaften<br />

dargelegt. Die einzelnen Punkte dieser Rodordnung<br />

lauten wie folgt:<br />

1./2. Die 25 aus der Herrschaft Schellenberg<br />

kommenden Rodfuhrleute übernehmen gemeinsam<br />

mit Fuhrleuten aus Tisis <strong>und</strong> Tosters die Fuhren<br />

von Feldkirch bis Balzers.


3. Die Fuhrleute aus den neun Ortschaften Mauren,<br />

Eschen, Nendeln, Schönabüel, Mösma, Bendern,<br />

Gamprin <strong>und</strong> Schellenberg fahren «wie sie<br />

das Loos dermalen <strong>im</strong> Spielen treffen wird, [<strong>und</strong>]<br />

so [sie] fortan abwechseln». 455<br />

4. Jede Ortschaft muss einen Rodmeister best<strong>im</strong>men,<br />

der die Fuhrleute zur Rod aufbietet.<br />

5. Es darf kein rodberechtigter Untertan übergangen<br />

werden. Wenn aber ein Fuhrmann, der an<br />

der Reihe ist, sich nicht meldet, so wird er ausgelassen.<br />

6. Zur Schonung der Strasse sowie zum «öfteren<br />

Herumgehen der Rood» 467<br />

darf ein Fuhrmann pro<br />

Transport nicht mehr als sechs Malter Korn, drei<br />

Fass Salz oder drei ganze<br />

men.<br />

Tabak-Kübel überneh­<br />

7. Bezüglich dem Bregenzer Korn <strong>und</strong> Salz sowie<br />

anderen (besonders schweizerischen Waren)<br />

wird festgesetzt, dass diese Güter den Schellenberger<br />

Untertanen gemäss Rodordnung von Gemeinde<br />

zu Gemeinde zukommen.<br />

8. Die Fuhrleute sind für die rechtzeitige Warenbeförderung<br />

verantwortlich. Es soll ein Rodbote<br />

aufgestellt werden, der von Gemeinde zu Gemeinde<br />

geht, um die notwendigen Rodwagen aufzubieten.<br />

Der Rodbote geht in der folgenden Reihenfolge herum:<br />

1. Gemeinde Mauren, 2. Ortschaften Nendeln<br />

<strong>und</strong> Eschen, 3. Ortschaften Schönabüel <strong>und</strong> Mösma,<br />

4. Bendern<br />

Schellenberg.<br />

<strong>und</strong> Gamprin, 5. Ruggell, <strong>und</strong> 6.<br />

Andreas Marxer, Wirt in Nendeln 468<br />

, ist auf Vorschlag<br />

des Gerichts der Herrschaft Schellenberg<br />

zum Oberrodmeister aufgestellt worden. Als Unterrodmeister<br />

sind ernannt:<br />

1. für Mauren Peter Matt,<br />

2. für Eschen/N endein besagter<br />

Marxer,<br />

Andreas<br />

3. für Schönabüel/Mösma<br />

Batliner<br />

Richter Johannes<br />

469<br />

,<br />

4. für Bendern/Gamprin Jakob Walch,<br />

5. für Ruggell Mathäus Neschen <strong>und</strong><br />

6. für Schellenberg Mang Biedermann.<br />

Sie erhalten als Lohn für ihre Tätigkeit das Privileg,<br />

bei jeder angesagten Rod eine Fuhr <strong>im</strong> voraus<br />

zu führen. - Die Liste dieser Rodmeister soll bei<br />

DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />

LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />

jeder Geschworenen-Satzung entweder bestätigt<br />

oder erneuert werden.<br />

Auffallend ist auch bei dieser Rodordnung die Vereinigung<br />

verschiedener Tätigkeiten durch eine Person.<br />

Wir haben bereits vorher schon gesehen, dass<br />

Wirte <strong>und</strong> Richter oft ebenfalls die verantwortungsvollen<br />

Aufgaben eines Zollers, Weggeldeinnehmers<br />

oder Hausmeisters wahrnahmen. 470<br />

Die obige Rodordnung<br />

benennt nun den Nendler Wirt Andreas<br />

Marxer als Oberrodmeister für die Herrschaft<br />

Schellenberg ebenso die als Unterrodmeister fungierenden<br />

Personen Peter Matt, Gastwirt aus Mauren,<br />

<strong>und</strong> Johannes Batliner, gleichzeitig Richter in<br />

Eschen beziehungsweise Schönabüel/Mösma.<br />

DIE ZWEITE RODORDNUNG FÜR DAS<br />

UNTERLAND, 1786 471<br />

Der Erlass dieser zweiten Rodordnung für die<br />

Herrschaft Schellenberg war bereits vier Jahre<br />

später nötig geworden, da die bisher geltenden<br />

460) Ebenda.<br />

461) LLA RA 20/30.<br />

462) LLA RA 20/31.<br />

463) LLA RA 20/47; nicht datiert.<br />

464) Ebenda.<br />

465) LLA RA 6/11/40: Schreiben aus Feldkirch vom 22. November<br />

1781.<br />

466) LLA RA 20/36: Rodordnung 1782.<br />

467) Ebenda.<br />

468) Eschner Familienbuch, S. 306 f.; Andreas Marxer (* 11. Februar<br />

1744; t 8. Mai 1795) stammte aus Ruggell <strong>und</strong> hatte um 1770<br />

das Wirtshaus «Engel» in Nendeln gekauft. Seine Urenkelin Karolina<br />

Marxer (* 1846) wanderte nach Amerika aus.<br />

469) Ebenda, S. 41. Johann(es) Batliner, * 12. April 1739, verheiratet<br />

mit Anna Maria Batliner aus Schellenberg. Seine Tochter Magdalena<br />

Batliner war verheiratet mit dem Chronisten Johann Georg<br />

Heibert.<br />

470) Vgl. hierzu die Ausführungen auf S. 50-54.<br />

471) LLA RA 20/37: Abschrift vom 23. Dezember 1789.<br />

89


Best<strong>im</strong>mungen offenbar kaum eingehalten wurden.<br />

Die einzelnen Punkte dieser neuen Ordnung<br />

sind untenstehend aufgeführt:<br />

1. Stückrodfuhrleute der Herrschaft Schellenberg<br />

beklagten, dass sie infolge Abgang <strong>und</strong> Zerfall<br />

der Stückrodfuhr sich gegenüber den Korn- <strong>und</strong><br />

Salzfuhrleuten in einem grossen Nachteil befinden.<br />

Landammann <strong>und</strong> Gericht der Herrschaft Schellenberg<br />

beschlossen, die bisher von den besagten<br />

Fuhrleuten inne gehabte Stückrodfuhr an sich zu<br />

lösen <strong>und</strong> ihnen weiterhin zwei Gulden für jedes<br />

Stück zu vergüten. Dies macht bei den bisher beförderten<br />

120 Stück 240 Gulden aus.<br />

2. Landammann <strong>und</strong> Gericht der Herrschaft<br />

Schellenberg beschlossen weiters, dass die Stückrodfuhrleute<br />

künftig auch an den Salz- <strong>und</strong> Kornfuhren<br />

(innerhalb der Rod) teilhaben können.<br />

3. Die Stückrod soll aber nicht mit der Korn- <strong>und</strong><br />

Salzrod vermischt werden. Es wird weiterhin von<br />

Gemeinde zu Gemeinde aufgeboten, wobei in der<br />

Gemeinde Mauren der Anfang gemacht wird. Wie<br />

bisher die Fuhrleute den Kaufleuten gegenüber<br />

Kaution <strong>und</strong> Bürgschaft leisteten, so bürgt auch<br />

jede Gemeinde für ihre jeweiligen Fuhrleute.<br />

4. Die «tägliche Erfahrung» hat «genügsam» bewiesen,<br />

dass <strong>im</strong> gesamten Rodverkehr viele Übervorteilungen,<br />

Unredlich- <strong>und</strong> Eigennützigkeiten geschehen.<br />

Deshalb wird, beschlossen, dass ein Fuhrmann<br />

künftig nicht mehr laden darf als:<br />

a) bei der Stückrod sechs Stücke [Zentnerwaren]<br />

b) vier Tabak-Kübel<br />

c) be<strong>im</strong> Korn acht Malter, be<strong>im</strong> Salz vier Fass.<br />

Diese Best<strong>im</strong>mung gilt für Wagen mit zwei, drei<br />

<strong>und</strong> vier Pferden. Für Wagen mit einem Ross gelten<br />

folgende Mengen: drei Stücke Zentnerwaren, zwei<br />

Tabak-Kübel, vier Malter Korn bzw. zwei Fass Salz.<br />

- Die Rodmeister melden Verstösse gegen die Rodordnung<br />

bei ihren Gemeinderichtern..<br />

5. Gemäss bisherigen Ordnungen durfte kein<br />

Fuhrmann eine Fuhr verrichten oder annehmen, zu<br />

der er nicht vom Rodmeister seiner Gemeinde<br />

beauftragt worden war. Dies soll weiterhin gelten.<br />

Die Fuhrleute sollen den Fuhrlohn nicht be<strong>im</strong><br />

Faktor in Feldkirch, sondern be<strong>im</strong> Rodmeister<br />

ihrer Gemeinde abholen. Diesem müssen auch die<br />

90<br />

Rod-Policen vorgelegt werden, die über verrichtete<br />

Fuhren Auskunft geben. Durch Einlösung von<br />

Stückwaren sowie Auf- <strong>und</strong> Abladen der Wagen<br />

sind <strong>im</strong>mer schon Unkosten entstanden. Deshalb<br />

muss künftig jeder Fuhrmann, der eine Mähne für<br />

das Rod<strong>fuhrwesen</strong> aufstellt, seiner Gemeinde die<br />

Gebühr von einem Gulden <strong>und</strong> zwölf Kreuzer entrichten.<br />

Bei Missachtung dieser Rodordnung können folgende<br />

Strafen ausgesprochen werden: a) Verlust<br />

des Fuhrlohns, auch für Mitfuhrleute, b) Geldstrafe<br />

von drei Pf<strong>und</strong> Pfennig.<br />

(Liechtenstein, 17. September 1785)<br />

Die in Punkt 5 genannte Best<strong>im</strong>mung, dass die Unterländer<br />

Fuhrleute den Fuhrlohn künftig nicht<br />

mehr in Feldkirch, sondern be<strong>im</strong> Rodmeister in<br />

ihren Gemeinden abholen sollten, ist als Hinweis<br />

darauf zu deuten, dass die Zusammenarbeit mit<br />

Feldkirch wieder einmal Schwierigkeiten machte.<br />

Streitigkeiten zwischen Liechtenstein <strong>und</strong> den<br />

Amtsstellen in Feldkirch um die Auszahlung von<br />

Fuhrlöhnen sind auch noch für die folgenden Jahre<br />

belegt. 472<br />

Die gesetzlichen Best<strong>im</strong>mungen waren<br />

zwar weiterhin gültig, auch wenn sich einzelne<br />

Fuhrleute ebenso wie teilweise die nachbarschaftlichen<br />

Behörden nicht daran hielten. Sowohl das<br />

Konferenzprotokoll von 1781 als auch die Vergleiche<br />

mit den Unterländer Fuhrleuten von 1782 <strong>und</strong><br />

1785 blieben formell bis zum Verfall des Rodwesens<br />

<strong>im</strong> frühen 19. Jahrh<strong>und</strong>ert in Kraft.<br />

ZUSAMMENFASSENDE BEMERKUNGEN SOWIE<br />

EIN BLICK NACH GRAUBÜNDEN<br />

Jede neue Rodordnung stellte <strong>im</strong> Prinzip eine Verbesserung<br />

<strong>und</strong> Präzisierung von bisherigen gesetzlichen<br />

Best<strong>im</strong>mungen dar. Somit waren diese letzten<br />

Ordnungen nicht nur die «Krönung» des gesamten<br />

Gesetzeswerks zum Rod- <strong>und</strong> Fuhrwesen,<br />

sie dienten auch als gesetzliche Gr<strong>und</strong>lage für weitere<br />

Auseinandersetzungen <strong>und</strong> Streitigkeiten. Es<br />

ist daher angebracht, an dieser Stelle eine überblicksmässige<br />

Bilanz zu ziehen.


Bereits die Rodordnung von 1593 sprach von<br />

der Pflicht der Fuhrleute, einem Aufgebot zum Warentransport<br />

«gehorsame Folge» zu leisten. 473<br />

Die<br />

Fuhrleute mussten die ihnen vom Flausmeister<br />

zugewiesenen Waren ohne Verzug annehmen <strong>und</strong><br />

befördern. Die Praxis sah aber oft so aus, dass<br />

Fuhrleute dieser Verpflichtung nur verspätet oder<br />

unvollständig nachkommen konnten. Als Landwirte<br />

waren sie zum Beispiel mit Feldbau beschäftigt,<br />

<strong>und</strong> daher zur Erntezeit kaum in der Lage, für<br />

Kaufleute Transporte zu übernehmen. Die verschiedenen<br />

Rodordnungen wiesen hier darauf hin,<br />

dass Fuhrleute, die ein Aufgebot nicht wahrnehmen<br />

konnten, ausgelassen wurden <strong>und</strong> warten<br />

mussten, bis die Reihe wieder an ihnen war. Caroni<br />

nennt einen weiteren Gr<strong>und</strong>, warum die Transportpflicht<br />

nicht <strong>im</strong>mer befolgt werden konnte: Es<br />

kam vor, dass so viele Waren in einem Kaufhaus<br />

ankamen, dass sie mit den vorhandenen <strong>und</strong> verfügbaren<br />

Fuhrleuten nicht mehr weitertransportiert<br />

werden konnten. «Liier blieb den Kaufleuten<br />

nichts anderes übrig, als an der Sust abzuwarten<br />

<strong>und</strong> ... den aus der Verspätung entstandenen Schaden<br />

selbst zu übernehmen.» 474<br />

Ein gewichtiges<br />

Konfliktpotential entstand aus dieser Situation, was<br />

die Kaufleute in zunehmendem Masse bewog, gegen<br />

das Rodwesen <strong>und</strong> das dadurch garantierte<br />

Transportmonopol einzelner Gemeinden <strong>und</strong> Rodbezirke<br />

anzukämpfen.<br />

Die einzelnen Ordnungen machten die Fuhrleute<br />

für be<strong>im</strong> Warentransport entstandene Schäden<br />

haftbar. 475<br />

Wie es auch in Graubünden üblich<br />

war, 475<br />

so sprach die Rodordnung von 1593 von der<br />

Hinterlegung einer Kaution durch den verantwortlichen<br />

Fuhrmann. Es konnte auch jemand best<strong>im</strong>mt<br />

werden, der als Bürge für den Warentransport<br />

die Haftung übernahm. Da aber die Fuhrleute<br />

ebenso wie die Hausmeister nicht sehr vermögend<br />

waren, gab es meist eine genossenschaftliche Haftung.<br />

477<br />

Die Instruktion für den Feldkircher Flausmeister<br />

von 1781 (vgl. S. 60, Punkt 4) sprach erstmals<br />

ausdrücklich davon, dass die Gemeinde für<br />

Schäden haftete, die infolge von mangelhaftem<br />

Transport entstanden.<br />

DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />

LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />

Die Welt der Ordnungen <strong>und</strong> Verträge hatte mit<br />

der rauhen Wirklichkeit meist nur wenig gemeinsam.<br />

Die einzelnen Rodordnungen hinkten der<br />

praktischen Handhabung des Fuhrwesens oft hinten<br />

nach. Durch ständige Abänderungen der Verträge<br />

wurde versucht, den veränderten Tatsachen<br />

Rechnung zu tragen. Meist ohne Erfolg.<br />

Die Verhältnisse in Liechtenstein unterschieden<br />

sich dabei nur unwesentlich von den Zuständen in<br />

der benachbarten Bündner Herrschaft, die von<br />

Johann Andreas von Sprecher in seiner «Kulturgeschichte<br />

der Drei Bünde <strong>im</strong> 18. Jahrh<strong>und</strong>ert»<br />

eingehend beschrieben sind. Einzelne Aspekte davon<br />

sind <strong>im</strong> Folgenden kurz skizziert: Rodfuhrleute,<br />

die vor Einbruch der Dunkelheit nicht mehr<br />

rechtzeitig die nächste Zuschg erreichten, Hessen<br />

die Waren oft <strong>im</strong> Freien stehen. So konnte es bei<br />

nasser Witterung geschehen, dass ein Baumwollballen<br />

mehr als ein Zentner schwerer be<strong>im</strong> nächsten<br />

Spediteur ankam <strong>und</strong> folglich das vorgeschriebene<br />

Gewicht deutlich überschritt, was wiederum<br />

zu neuerlichen Anständen führte. 478<br />

In diesem Zusammenhang<br />

beschwerten sich Churer Kaufleute<br />

<strong>im</strong> Jahre 1775 auch über den schlechten Zustand<br />

des Fuhrwesens in Maienfeld:<br />

«Die Salzfässer lagern wochenlang ohne den<br />

mindesten Schutz auf der Strasse <strong>im</strong> Morast herum,<br />

während in Chur <strong>und</strong> <strong>im</strong> Oberen B<strong>und</strong> der<br />

grösste Salzmangel herrscht. Der Hausmeister des<br />

Rathhauses führt keine Bücher <strong>und</strong> pflegt, wenn er<br />

gemahnt wird, die Waren zu befördern, zu antworten,<br />

unter seinen Vorfahren sei es auch nicht anders<br />

geübt worden; schickt man von Chur expresse<br />

472) Vgl. hierzu die Darlegungen auf S. 127-129.<br />

473) Artikel 8 der Rodordnung von 1593.<br />

474) Caroni. Säumergenossenschaften, S. 92.<br />

475) Rodordnung 1660: Fuhrleute werden «zur Rechenschaft<br />

gezogen» (bestätigt 1662 <strong>und</strong> 1676); Rodordnung 1704: Fuhrmann<br />

haftet für Schäden <strong>und</strong> muss Kaution leisten.<br />

476) Caroni, Säumergenossenschaften, S. 95.<br />

477) Ebenda.<br />

478) Sprecher, Kulturgeschichte der Drei Bünde, S. 221.<br />

91


Fahrleute hin, um die Waaren abzuholen, so können<br />

dieselben froh sein, ohne Schläge davon zu<br />

kommen». 479<br />

Da die Rodfuhrleute ihre Transporte oft schlecht<br />

<strong>und</strong> unvollständig ausführten, suchten die Händler<br />

<strong>und</strong> Spediteure nach einer Möghchkeit, um möglichst<br />

viele ihrer Güter <strong>im</strong> Stracksverkehr zu transportieren.<br />

Die einzelnen Rodordnungen hatten<br />

quasi als Rechtsschutz für die Rodfuhrleute den<br />

Stracksverkehr beschränkt. Das unbefriedigende<br />

Funktionieren des Rodverkehrs führte aber spätestens<br />

<strong>im</strong> 18. Jahrh<strong>und</strong>ert dazu, dass dieser gesetzliche<br />

Rahmen kaum noch eingehalten wurde.<br />

92


Profiteure des Rodverkehrs<br />

GEMEINDEBÜRGER<br />

Die gesamte Dorfgemeinschaft war traditionell Inhaberin<br />

des Monopols sowie Trägerin der Transportgenossenschaft.<br />

Folglich blieb von Rechts wegen<br />

kein Gemeindebürger von der Säumerei ausgeschlossen.<br />

Ein Gemeindebürger konnte jedoch nur<br />

am Rodwesen teilnehmen, sofern er sich zur bestehenden<br />

Speditionsordnung bekannte <strong>und</strong> über das<br />

nötige Material an Pferden, Ochsen, Schlitten <strong>und</strong><br />

später noch Wagen verfügte. 480<br />

Caroni ergänzt<br />

diese These mit folgender Aussage: «Ob sich das<br />

Gemeindemonopol nämlich durchsetzen [konnte]<br />

oder nicht, [hing] nicht von der Begeisterung ab,<br />

mit der die Gemeindesäumer ihre Arbeit verrichteten,<br />

<strong>und</strong> auch nicht von der Überzeugungskraft der<br />

Argumente, mit denen sie das ausschliessliche Laderecht<br />

verteidigten. Entscheidend [war] vielmehr,<br />

ob die Gemeinde über genügend politische Durchschlagskraft<br />

verfügte». 481<br />

Einer halbwegs selbständigen<br />

Gemeinde gelang es folglich eher, den Kaufleuten<br />

ihre bisher ausgeübte Transportpraxis aufzuzwingen.<br />

Caroni weist ferner darauf hin, dass die Nachbarschaften<br />

<strong>und</strong> Rodbezirke bestrebt waren, möglichst<br />

viele Dorf- oder Talbewohner am Rodverkehr<br />

teilhaben zu lassen. Es wurde hier streng darauf<br />

geachtet, dass niemand sich zu viele Rodrechte<br />

aneignen konnte. Die Statuten von S<strong>im</strong>plon-Dorf<br />

beispielsweise sprachen den mündigen Söhnen, die<br />

noch in der Haushaltung des rodberechtigten Vaters<br />

wohnten, das Rodrecht ab. 482<br />

Die Rodordnung<br />

von Quinto (1408) schloss den Erwerb eines zweiten<br />

Saumrechts durch einen bereits saumberechtigten<br />

Bürger ganz aus. Andernorts wurde dies<br />

gestattet, sofern der Erwerber bereit war, auch die<br />

479) Ebenda.<br />

480) Bielmann. Lebensverhältnisse <strong>im</strong> Urnerland, S. 126. Mit<br />

Hinweis auf die Urner Fahr- <strong>und</strong> Speditionsordnung von 1802, die<br />

diesen Gr<strong>und</strong>satz beinhaltete.<br />

481) Caroni. Warentransport, S. 87.<br />

482) Statuten von S<strong>im</strong>plon-Dorf, 1525, Artikel 9. erwähnt bei:<br />

Caroni, Säumergenossenschaften. S. 120.<br />

DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />

LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />

Noch bis ins frühe 19.<br />

Jahrh<strong>und</strong>ert waren viele<br />

Alpenüberquerungen<br />

gefahrvolle Saumpfade,<br />

die nicht mit Fuhrwerken<br />

befahrbar, sondern nur<br />

mit einzelnen Lasttieren<br />

begehbar waren<br />

93


damit verbvmdenen Pflichten zu übernehmen (Statuten<br />

von Chiggiogna, 13 9 8). 483<br />

Wie später auch die<br />

Rodordnungen für die Herrschaften Vaduz <strong>und</strong><br />

Schellenberg, so hatte bereits die Säumerordnung<br />

von S<strong>im</strong>plon-Dorf <strong>im</strong> Jahre 1525 festgelegt, mit wie<br />

vielen Rossen der Einzelne am Transportgewerbe<br />

teilnehmen konnte. 484<br />

Mit diesen Ordnungen wurde ebenso ausserdem<br />

versucht, den Übergang der Saum- <strong>und</strong> Fuhrrechte<br />

an gemeindefremde Leute zu verhindern. Es wurde<br />

zum Beispiel die Unveräusserlichkeit des Saumrechts<br />

erklärt, 485<br />

die Aufnahme neuer Gemeindebürger<br />

verboten 486<br />

<strong>und</strong> die Vererbung des Saumrechts<br />

durch verheiratete Frauen erschwert. 487<br />

Häufige Streitereien zwischen den Nachbarschaften<br />

um die Zuteilung der Rod gelten als weiterer<br />

Hinweise auf die Attraktivität der Säumertätigkeit.<br />

Dies ist jedoch nicht zwingend ein Beweis<br />

für ihre Rentabilität. «Was daran lockte, war die<br />

bare Geldeinnahme, die für den Bauern sonst selten<br />

war. Er verdiente also bei der Ausübung dieser<br />

Tätigkeit nicht mehr, sondern bar ausgezahltes<br />

Geld». 488<br />

Dies wurde dem Säumer (dem Fuhrmann)<br />

oftmals zum Verhängnis; aus Verzögerungen be<strong>im</strong><br />

Warentransport ergaben sich längere Wartezeiten<br />

bei einer Zuschg, was wiederum die Säumer (<strong>und</strong><br />

Fuhrleute) zu Spiellust <strong>und</strong> Trinkerei verführte. 489<br />

Allen Rodordnungen <strong>und</strong> Vereinbarungen zum<br />

Trotz kam es - wie oben erwähnt - <strong>im</strong>mer wieder<br />

zu tätlichen Auseinandersetzungen zwischen benachbarten<br />

Rodgenossenschaften: Wenn zum Beispiel<br />

eine Karawane von Fuhrleuten durch ein<br />

konkurrenzierendes Dorf fuhr <strong>und</strong> ihr von dessen<br />

Einwohnern die Rösser oder Ochsen plötzlich<br />

ausgespannt wurden, so kam es oft zu blutigen<br />

Schlägereien. 490<br />

Solche Szenen ereigneten sich<br />

meist <strong>im</strong> Winter, da sich dann alles in Ermangelung<br />

anderer Arbeit zum Fuhrgewerbe drängte. 491<br />

Hingegen<br />

hatten die Spediteure zur Zeit der Heuernte<br />

die grössten Schwierigkeiten, genügend Fuhrwerke<br />

für den Warentransport aufzutreiben. Die Händler<br />

mussten dabei mit höheren Fuhrlöhnen attraktive<br />

Angebote machen. 492<br />

Wie gross war nun der Profit der Fuhrleute?<br />

Sprecher schätzt für Graubünden, dass (<strong>im</strong> späten<br />

94<br />

18. Jahrh<strong>und</strong>ert) der jährliche Reingewinn eines<br />

Fuhrmannes höchstens 120 bis 140 Gulden betrug.<br />

493<br />

Diese Summe ergibt sich aus einem täglichen<br />

Ertrag von einem Gulden für fünf bis sechs<br />

Zentner transportierte Waren, wobei das Fuhrgewerbe<br />

nur etwa sechs bis sieben Monate pro Jahr<br />

betrieben werden konnte. In Liechtenstein betrug<br />

um 1780 der Tagelohn für einen Handlanger 24<br />

<strong>und</strong> für einen Handwerker 30 Kreuzer, 494<br />

also ungefähr<br />

die Hälfte dessen, was ein Bündner Fuhrmann<br />

<strong>im</strong> Rodverkehr verdiente. Wenn wir davon<br />

ausgehen, dass in der Bündner Flerrschaft ein ähnliches<br />

Preis- <strong>und</strong> Lohnniveau wie in Liechtenstein<br />

herrschte, dann zeigt das obige Vergleichsbeispiel,<br />

dass die Verdienstmöglichkeiten <strong>im</strong> Rod<strong>fuhrwesen</strong><br />

(solange dieses funktionierte) durchaus attraktiv<br />

waren. Trotzdem: Erforderliche Investitionen des<br />

Fuhrmanns - wie die Anschaffung von Zugtieren -<br />

dürfen bei unseren Betrachtungen auch nicht völlig<br />

ausser acht gelassen werden!<br />

Der Fuhrlohn wurde in Liechtenstein <strong>im</strong> 18.<br />

Jahrh<strong>und</strong>ert je nach Warengattung für jedes transportierte<br />

Malter (be<strong>im</strong> Getreide) oder Fass (bei<br />

Salztransporten) berechnet. (Ein Malter entsprach<br />

ungefähr 260 Liter, was ein bisschen mehr als ein<br />

Saum [206 Liter] darstellte. Jedes Fuhrwerk konnte<br />

gut fünf Malter laden - alte Zolltarife waren danach<br />

ausgerichtet, dass eine «Ledi» gleich viel war wie<br />

fünf Saum (vgl. S. 142). Die untenstehenden Tabellen<br />

enthalten - soweit verfügbar - einige Angaben<br />

über die um 1791/92 sowie um 1801 geltenden<br />

Fuhrlöhne (Angaben jeweils pro Malter Korn): 495<br />

LOHN 1791/92<br />

Strecke<br />

Feldkirch-<br />

Schaan 15 kr.<br />

Schaan-Balzers 15 kr.<br />

Nendeln-<br />

Schaan 6 kr ; 2 d.<br />

Nendeln-Balzers 21 kr.<br />

Balzers-<br />

Maienfeld 20 kr.<br />

LOHN 1801<br />

Strecke<br />

Fussach-Bauern 18 kr.<br />

Bauern-<br />

Feldkirch 16 kr.<br />

Feldkirch-<br />

Balzers 42 kr.<br />

Mäienfeld-Chur 38 kr.<br />

Bajzers-<br />

Maienfeld 25 kr.


Die Rodfuhrleute standen dabei finanziell oft etwas<br />

besser da als die Stracksfuhrleute. Ein Stracksfuhrmann<br />

war zum Beispiel auf dem Weg von Chiavenna<br />

nach Chur mehrere Tage unterwegs <strong>und</strong> hatte<br />

dementsprechend diverse Auslagen zu bestreiten<br />

(Zölle, Übernachtungen, Verpflegung in Wirtshäusern,<br />

etc.). Dem Rodfuhrmann hingegen war es<br />

meist vergönnt, zuhause zu schlafen <strong>und</strong> zu essen.<br />

Ebenso konnte er sein Tier <strong>im</strong> eigenen Stall unterstellen.<br />

496<br />

Eine Beschreibung der Gemeinde Splügen<br />

(GR) aus dem Jahre 1809 errechnete für die<br />

Stracksfuhrleute einen täglichen Verdienst von 43<br />

Kreuzern, für die Rodfuhrleute hingegen einen täglichen<br />

Lohn von 60 Kreuzern (entspricht einem<br />

Gulden). 497<br />

Die Stracksfuhrleute konnten infolge<br />

längerer Abwesenheit von zuhause nicht in demselben!<br />

Masse wie die Rodfuhrleute in der lokalen<br />

Landwirtschaft verwurzelt sein. Sie neigten auch<br />

eher dazu, <strong>im</strong> Fuhrgewerbe hauptberuflich tätig zu<br />

sein. 498<br />

Gemäss den das Fürstentum Liechtenstein betreffenden<br />

Rodordnungen war das Stracks<strong>fuhrwesen</strong><br />

stets in österreichischer Hand. Besonders<br />

die am Bodensee gelegenen Verkehrsorte Fussach<br />

<strong>und</strong> Höchst stellten mehrere Stracksfuhrleute. Die<br />

Liechtensteiner Bauern konnten also lediglich am<br />

Rodverkehr teilnehmen. Folglich blieb das Rod<strong>fuhrwesen</strong><br />

für sie ein Nebenerwerb, der ihre angestammte<br />

l^ätigkeit in der Landwirtschaft zwar etwas<br />

schmälern, aber nicht wirklich in Frage stellen<br />

konnte. Landvogt Schuppler erwähnte in seiner<br />

Landesbeschreibung von 1815 .das Rod<strong>fuhrwesen</strong><br />

als kleine, aber dennoch nicht unbedeutende Einnahmequelle:<br />

«Der Verdienst bei diesem Fuhrwerke ist zwar<br />

nicht gross, verdient aber bei dem Mangl eines andern<br />

volle Rücksicht. [In Vaduz ist] neben ... wenigem<br />

Roodfuhrwerke ... der Weinbau die grösste<br />

Einnahmequelle. ... die Hauptnahrung [der Gemeinde<br />

Balzers] ist neben der ziemlich mittelmässigen<br />

Viehzucht, <strong>und</strong> dem Landbaue, das Fuhrwerk,<br />

wobei sie ihre Laage begünstiget. Alles Getraid<br />

<strong>und</strong> Salz, das auf der Landstrasse nach<br />

Bündten, oder Italien gehet, wird in einem dazu<br />

eigends eingerichteten Abstosshause abgeladen,<br />

DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />

LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />

<strong>und</strong> durch sie über den Luziensteig /• ein bedeutend,<br />

steiler Gebirgspass ./ bis nach Mayenfeld geführt,<br />

auch haben sie durch Vorspanne, die jedes<br />

schwere Fuhrwerk über den Luziensteig haben<br />

muss, nicht unbedeutenden Verdienst. ... [Die<br />

Triesner] sehen hier ... mehr auf das Fuhrwerk,<br />

<strong>und</strong> vernachlässigen ihren Landbau, der meistens[,[<br />

das Heumähen ausgenommen, vom weiblichen<br />

Geschlecht besorgt wird». 499<br />

Jedenfalls für die Talgemeinden des Oberlandes<br />

war zu diesem Zeitpunkt das Rodwesen als Verdienstmöglichkeit<br />

noch offen. Im Liechtensteiner<br />

483) Ebenda. (Ordnungen von Quinto, Artikel 1, sowie von Chiggiogna,<br />

Artikel 2 <strong>und</strong> 3.)<br />

484) Ebenda.<br />

485) Ebenda. (Statuten von Osco 1237, Artikel 1.)<br />

486) Diese (auch <strong>im</strong> Hinblick auf andere Nutzungsrechte) praktizierte<br />

Tendenz zur Abschliessung illustriert ein Beispiel aus Andeer:<br />

Noch 1807 sollte jeder, der die Bürgeraufnahme auch nur vorschlug,<br />

sein eigenes Bürgerrecht verlieren; vgl. S<strong>im</strong>onett, Verkehrserneuerung<br />

in Graubünden, S. 12.<br />

487) Die Vererbung des Saumrechts wurde teils sogar verboten, so<br />

in den Statuten von Osco, Art. 2. Die Statuten von Quinto, 1408,<br />

waren etwas liberaler: Eine Frau hatte ein Erbrecht, sofern sie<br />

bereit war ins Haus des Verstorbenen einzuziehen <strong>und</strong> die Gemeindepflichten<br />

des Erblassers zu erfüllen.<br />

488) Caroni, Säumergenossenschaften, S. 123.<br />

489) Ebenda.<br />

490) Sprecher. Kulturgeschichte der Drei Bünde, S. 220.<br />

491) Ebenda.<br />

492) Ebenda.<br />

493) Ebenda. Vgl. auch S<strong>im</strong>onett, Verkehrserneuerung in Graubünden,<br />

S. 20.<br />

494) Ospelt, Wirtschaftsgeschichte, Anhang 83, S. 266 f.<br />

495) Quelle für 1791/92: LLA RA 21/190, LLA RA 21/242, LLA RA<br />

21/317-318 sowie für 1801: Ospelt, Wirtschaftsgeschichte, S. 334. -<br />

Vgl. auch die in der Rodordnung von 1765 enthaltenen Fuhrlohnbest<strong>im</strong>mungen<br />

- dort allerdings Angaben nach Zentner.<br />

496) S<strong>im</strong>onett, Verkehrserneuerung in Graubünden, S. 20.<br />

497) Ebenda.<br />

498) Ebenda. S. 28.<br />

499) LBS. S. 54 f. (Vaduz), S. 71 (Balzers), S. 77 (Triesen).<br />

95


Unterland hingegen war der Rodverkehr bereits<br />

am Ende des 18. Jahrh<strong>und</strong>erts zum Erliegen gekommen.<br />

500<br />

Konnten wirklich alle Fuhrleute gleichermassen<br />

vom Rodverkehr profitieren? Be<strong>im</strong> genaueren Hinsehen<br />

auf die praktische Handhabung der Rodordnungen<br />

muss diese Frage verneint werden. Es gibt<br />

Hinweise darauf, dass Rodrechte teilweise erblich<br />

<strong>und</strong> käuflich waren. 501<br />

In stärkerem Ausmass profitierten<br />

diejenigen Fuhrleute mit einem hohen<br />

Steuervermögen. Die Steuerbelastung der Liechtensteiner<br />

war <strong>im</strong> 18. Jahrh<strong>und</strong>ert zu Friedenszeiten<br />

recht klein 502<br />

<strong>und</strong> jeder gab ein möglichst grosses<br />

Steuervermögen an, «weil das Rod<strong>fuhrwesen</strong><br />

nach der Steuer umgieng, <strong>und</strong> einer, der höher in<br />

der Steuer war, etwa einmal mehr fahren dörfte als<br />

ein anderer». 503<br />

Zusätzliche Angaben hierzu finden<br />

sich in der Balzner Gemeindeordnung von 1708.<br />

Der diesbezügliche Artikel dieser Ordnung lautet<br />

wie folgt: «Neuntens ist wegen der Fuehr gleichmässig<br />

abgehandlet <strong>und</strong> verglichen worden, dass,<br />

welcher nicht 800 fl. versteuret solle 5 laden, der<br />

aber die 800 fl. versteuret solle 6 laden, welcher<br />

aber 1500 fl. versteuret solle 7 laden, welcher aber<br />

2 000 fl. versteuret solle 8 laden»; Fuhrleute, die<br />

mehr Wagen pro Jahr für den Rodverkehr luden,<br />

wurden bestraft. 504<br />

Vermutlich fiel die grosse Mehrheit<br />

der Liechtensteiner in die Kategorie mit weniger<br />

als 500 Gulden Steuervermögen. Dies galt jedenfalls<br />

für die Gemeinde Schaan. 505<br />

Hiermit ist<br />

deutlich geworden, dass das Rodwesen auch Gesetzen<br />

gehorchte, die in den einzelnen Rodordnungen<br />

nicht enthalten sind.<br />

Es ist schwierig, sich ein genaues Bild über die<br />

Zahl der <strong>liechtenstein</strong>ischen Rodfuhrleute zu machen.<br />

Die Rodordnung von 1782 sprach von 25<br />

Fuhrleuten alleine aus dem Unterland, die <strong>im</strong> Rodverkehr<br />

Transporte von Feldkirch nach Balzers<br />

tätigten. 506<br />

Da es aber <strong>im</strong> Jahre 1781 über 300<br />

Pferde <strong>im</strong> Unterland gab <strong>und</strong> die meisten Leute nur<br />

ein bis zwei Pferde besassen, 507<br />

heisst das, dass<br />

nur ein kleiner Teil der Pferdebesitzer am Rodverkehr<br />

teilnehmen konnte. Unklar ist, ob diese Best<strong>im</strong>mung<br />

von 1782 auch wirklich eingehalten<br />

wurde. Für das Oberland liegen ebenso keine ver­<br />

96<br />

lässlichen Angaben vor. Wenn man die Vorgabe der<br />

Rodordnung von 1782 auf das gesamte Land hochrechnet,<br />

so dürften sich um 1780 r<strong>und</strong> 70 bis 80<br />

Fuhrleute am Rodwesen beteiligt haben. Doch diese<br />

Zahl ist vermutlich eher zu tief gegriffen. In den<br />

Jahren 1799 bis 1801 waren für das Militär<strong>fuhrwesen</strong><br />

alleine aus Balzers 69 Fuhrleute <strong>im</strong> Einsatz.<br />

508<br />

Allerdings war dies keine freiwillige Tätigkeit,<br />

so dass die Zahl dieser Fuhrleute hier wieder<br />

höher liegen dürfte als die Zahl der aus Balzers<br />

stammenden Rodfuhrleute. Es darf angenommen<br />

werden, dass das Rodwesen für den <strong>liechtenstein</strong>ischen<br />

Bauern weniger als in Graubünden oder Uri<br />

eine Lebensgr<strong>und</strong>lage, sondern eher ein willkommener<br />

Nebenverdienst darstellte. Es wäre hier ein<br />

zeitraubendes, aber vielleicht lohnendes Unterfangen,<br />

anhand von zusätzlichen Archivalien zu untersuchen,<br />

wie es um die soziale Mobilität der einzelnen<br />

Rodfuhrleute bestellt war. Gelang den an der<br />

Rod teilnehmenden Fuhrleuten ein sozialer Aufstieg?<br />

Wie verkrafteten sie das Ende des Rodwesens?<br />

- Allerdings würden diese Nachforschungen<br />

den zeitlichen <strong>und</strong> umfangmässigen Rahmen dieser<br />

Lizentiatsarbeit sprengen.


WIRTSHÄUSER<br />

Als Profiteure des Rodverkehrs sind in besonderer<br />

Weise die an der Durchgangsstrasse gelegenen<br />

Gasthöfe zu betrachten. Gerade die Nähe zu einer<br />

Umladestation oder zu einer Zollstation wirkte hier<br />

als umsatzförderndes Element. Florierende Wirtshäuser<br />

stachen meist bereits optisch ins Auge, gehörten<br />

sie doch zu den schönsten <strong>und</strong> auffälligsten<br />

Gebäuden eines Dorfes.<br />

Es lag <strong>im</strong> Kompetenzbereich des Landesherrn,<br />

einem Untertanen die Wirtsgerechtigkeit zu erteilen<br />

(oder gegebenenfalls auch wieder zu entziehen).<br />

Folglich durfte kein Untertan ohne obrigkeitliche<br />

Zust<strong>im</strong>mung ein Wirtshaus oder eine Schenke<br />

betreiben. 509<br />

Die Bewilligung wurde entweder für<br />

eine volle «Wirtsgerechtigkeit» erteilt (mit dem<br />

Recht, warme Speisen abzugeben <strong>und</strong> Fremde zu<br />

beherbergen) oder sie erfolgte lediglich für eine<br />

«Weinschenke» (nur Getränkeausschank sowie<br />

Abgabe von Käse <strong>und</strong> Brot). 510<br />

Noch bis ins Jahr<br />

1809 musste jeder Wirt als sogenanntes «Taferngeld»<br />

den symbolischen Betrag von einem Gulden<br />

entrichten. 511<br />

Im Zuge der Verwaltungsreform <strong>im</strong><br />

frühen 19. Jahrh<strong>und</strong>ert wurde durch eine Fürstliche<br />

Verordnung vom 16. Januar 1809 die «Ertheilung<br />

der Befugnisse zur Schankausübung» als landesherrliches<br />

Recht zwar bekräftigt, aber die Höhe<br />

des zu leistenden Taferngeldes wurde vom Umsatz<br />

des jeweiligen Wirtshauses abhängig gemacht. 512<br />

Dies bedeutete zumeist eine massive Erhöhung des<br />

Tafernzinses. 513<br />

Der Betrieb in den Gaststätten war ebenfalls obrigkeitlich<br />

geregelt. Die Polizeiordnung von 1732,<br />

die sich weitgehend auf ältere Best<strong>im</strong>mungen 514<br />

berief, setzte unter anderem die Summe fest, die<br />

ein Wirt seinem Gast innert eines Jahres borgen<br />

durfte. 515<br />

Die Polizeist<strong>und</strong>e wurde - für heutige Begriffe<br />

- sehr früh angesetzt: So wurde geboten, dass<br />

500) Wie es dazu kam, wird auf S. 107-135 dieser Arbeit ausführlich<br />

dargelegt.<br />

501) LLA RA 21/62: Johann Batliner aus Aspa behauptet auf seinen<br />

«teils ererbten, teils erkauften» Rodrechten, 1790.<br />

DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />

LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />

502) Ospelt, Wirtschaftsgeschichte, S. 390 f. Die <strong>liechtenstein</strong>ischen<br />

Untertanen entrichteten etwa zwölf Kreuzer Steuern auf 100 Gulden<br />

Steuervermögen, ihre österreichischen Nachbaren hingegen hatten<br />

für dasselbe Vermögen zwei bis drei Gulden an Steuern zu bezahlen.<br />

503) Ebenda. Ospelt zitiert ein oberamtliches, an die HKW gerichtetes<br />

Schreiben vom 11. Februar 1805.<br />

504) GA Ba 1 - S 3-4. Gemeindeordnung vom 19. September 1708<br />

in einer Abschrift vom 22. August 1779.<br />

505) Ospelt, Wirtschaftsgeschichte. S. 144. Von der Gemeinde<br />

Schaan sind die <strong>im</strong> Jahre 1808 erstellten Steuererklärungen noch<br />

vollständig vorhanden, gemäss denen 154 Hauseigentümer ihr<br />

Vermögen versteuerten: einer versteuerte 2 217 fl., 6 zwischen 1 000<br />

<strong>und</strong> 2 000 fl.. 40 zwischen 500 <strong>und</strong> 1000 fl., 70 zwischen 100 <strong>und</strong><br />

500 fl., sowie 37 weniger als 100 fl.<br />

506) Vgl. auch S. 88.<br />

507) LLA RA 20/31. Vgl. auch S. 47.<br />

508) Vgl. auch S. 134.<br />

509) Im 18. Jahrh<strong>und</strong>ert wurde zudem - wenig erfolgreich - versucht,<br />

den Geistlichen <strong>und</strong> Pfarrherren den Weinausschank zu<br />

verbieten. - Vgl. LLA RA 10/2/2/1/1-9: 1720 ersuchte das OA den<br />

Bischof von Chur, den Geistlichen in Liechtenstein den Weinausschank<br />

zu verbieten, 26. Juni 1720: erneutes Ansuchen mit demselben<br />

Betreff am 31. August 1745; Verbot des geistlichen Weinausschankes<br />

<strong>im</strong> Jahre 1749; zu Verstössen gegen dieses Verbot siehe<br />

Fussnote 537.<br />

510) Ospelt, Wirtschaftsgeschichte, S. 243 <strong>und</strong> Wicki, S. 438 f. -<br />

Wirtschaften <strong>und</strong> Schenken waren Orte der Begegnung <strong>und</strong> der<br />

Kommunikation, wo Neuigkeiten ausgetauscht <strong>und</strong> Kritik geübt<br />

wurde. Die Obrigkeit hatte folglich ein Interesse daran, die Gaststätten<br />

unter einer gewissen Kontrolle zu halten. Deshalb waren die<br />

Behörden sparsam <strong>im</strong> Erteilen von Wirtsrechten.<br />

511) LLA Rechnungsbücher des Rentamtes. Befreit von dieser<br />

«Taferngeld»-Zahlung war allerdings die herrschaftliche Taverne<br />

(Hauptzoll) in Vaduz. Das Wirtshaus be<strong>im</strong> Rheinzoll in Ruggell,<br />

ebenso ein herrschaftliches Lehen, war hier auch etwas privilegiert:<br />

Es bezahlte einen jährlichen Tafernzins von 24 Kreuzern.<br />

512) Ospelt, Wirtschaftsgeschichte, S. 243 f. Die Abgabe des Taferngeldes<br />

fiel schliesslich mit Einführung des Steuergesetzes vom<br />

20. Oktober 1865 dahin.<br />

51.3) LBS, S. 350 f.: Die höchsten Tafernzinse hatten 1814 die<br />

Wirtshäuser «Post» in Balzers <strong>und</strong> «Engel» in Nendeln zu entrichten,<br />

<strong>und</strong> zwar 30 fl. An zweiter Stelle standen damals der «Adler»<br />

<strong>und</strong> der «Engel» in Balzers, das Wirtshaus «Kreuz» in Schaan sowie<br />

der «Engel» in Vaduz mit je 24 fl. Tafernzins. Als kleine Gaststätten<br />

mit geringem Umsatz hatten beispielsweise die Wirtshäuser in<br />

Triesenberg <strong>und</strong> am Rotaboda nur 6 bzw. 3 fl. Tafernzins zu entrichten.<br />

514) Polizeiordnung von 1577, auf dem Reichstag zu Frankfurt<br />

entworfen (vgl.: Schädler, Rechtsgewohnheiten, S. 74 f. <strong>und</strong> Kaiser,<br />

Arthur Brunhart, S. 377 f.). Auszüge aus dieser Ordnung von 1577<br />

auch in: Liechtensteiner Volksblatt vom 3. März 1994, S. 9. dargestellt<br />

von Felix Marxer.<br />

515) LLA NS 1732.<br />

97


der Wirt den inländischen Gästen <strong>im</strong> Sommer nach<br />

21 Uhr <strong>und</strong> <strong>im</strong> Winter nach 20 Uhr keine Speisen<br />

oder Getränke mehr verabreichen durfte, sondern<br />

diese Gäste «fein güetlich he<strong>im</strong> weisen» sollte. 516<br />

Allerdings versuchte diese Polizeiordnung auch gewisse<br />

Rechte des Gastes zu wahren; zum Beispiel<br />

war jeder Wirt verpflichtet, die Rechnung nur in<br />

Anwesenheit des Gastes zu machen. 517<br />

Ebenso<br />

durfte den Gästen kein vermischter oder verfälschter<br />

Wein aufgetragen werden; besonders aber sollten<br />

die an der Landstrasse gelegenen Wirtshäuser<br />

«jederzeit ... mit frischen Getränken versehen»<br />

sein <strong>und</strong> sie hatten darauf zu achten, dass «sauber<br />

<strong>und</strong> wohl gekocht» <strong>und</strong> jeder Gast so gut als möglich<br />

zufrieden gestellt werde. 518<br />

Die letzte Best<strong>im</strong>mung<br />

ist ein deutlicher Hinweis ciarauf, wie sehr<br />

auch den Behörden daran gelegen war, dafür zu<br />

sorgen, dass die Wirtshäuser an der Durchgangsstrasse<br />

für die Fuhrleute möglichst einladend <strong>und</strong><br />

attraktiv waren.<br />

Jeder Gastwirt entrichtete an den Landesherrn<br />

das sogenannte Umgeld. Der Einzug dieser Getränkesteuer<br />

war ein altes herrschaftliches Hoheitsrecht.<br />

519<br />

Die älteste vorhandene Umgeldbest<strong>im</strong>mung<br />

für die Grafschaft Vaduz findet sich <strong>im</strong> Hohenemsischen<br />

Urbar des frühen 17. Jahrh<strong>und</strong>erts.<br />

Demnach hatte jeder Wirt pro Saum (205,78 1)<br />

alkoholischer Getränke soviele Schillinge an Umgeld<br />

zu bezahlen, wie das Mass (1,3 1) Pfennige<br />

kostete. Ein Schilling galt 14 Denare (Pfennige)<br />

oder 3,5 Kreuzer. Ein Wirt, der zum Beispiel das<br />

Mass Weisswein um 16 Kreuzer ausschenkte, bezahlte<br />

pro Saum folglich viermal 16 Schillinge (ein<br />

Kreuzer entsprach vier Pfennigen) oder, pro Schilling<br />

(= 3,5 Kreuzer) gerechnet, drei Gulden <strong>und</strong><br />

44 Kreuzer. 520<br />

Da in Liechtenstein als alkoholisches<br />

Getränk der Wein vorherrschte, wurde das Umgeld<br />

fast ausschliesslich durch den Verkauf beziehungsweise<br />

Ausschank dieses Produktes erzielt. 521<br />

Bis<br />

1808 wurden durch St<strong>im</strong>menmehrheit der Vorsteher<br />

des Ober- <strong>und</strong> Unterlandes die Preise für Rot<strong>und</strong><br />

Weissweine festgelegt, welche dann als Ansatz<br />

für die Umgeldberechnung dienten. Später gaben<br />

dann (bis 1852) die Gemeinden dem Oberamt<br />

jährlich die aktuellen Weinpreise bekannt, woraus<br />

98<br />

dann für das ganze Land ein Durchschnittspreis<br />

für die Rot- <strong>und</strong> Weissweine errechnet wurde. 522<br />

Im Jahre 1848 überliess der Fürst das Umgeld,<br />

das bisher in die Fürstliche Rentamtskasse geflossen<br />

war, vollumfänglich dem Land Liechtenstein.<br />

523<br />

Durch den Zollvertrag mit Österreich 1852<br />

wurde diese Getränkesteuer schliesslich aufgehoben<br />

<strong>und</strong> durch die neue österreichische «Verzehrungssteuer»<br />

ersetzt. 524<br />

Die jährlichen Umgeldeinnahmen sind in den<br />

Rechnungsbüchern des Fürstlichen Rentamts aufgelistet.<br />

Bis in die zweite Hälfte des 18. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

wurde meist nur die Gesamtsumme des Umgeldes<br />

aller Wirtshäuser notiert. Ab etwa 1770<br />

finden sich in einem Anhang zu diesen Rechnungsbüchern<br />

sogenannte «Restanten»-Beträge aus den<br />

Umgeldzahlungen der einzelnen Gaststätten aufgeführt,<br />

woraus gewisse Schlussfolgerungen auf<br />

Grösse <strong>und</strong> Umsatz einzelner Wirtshäuser gezogen<br />

werden können. Präzise verlässliche Angaben über<br />

die jährlichen Umgelder von jedem einzelnen Gasthaus,<br />

die auch Aussagen über konjunkturelle<br />

Schwankungen ermöglichen, sind erst ab 1785 zu<br />

finden. 525<br />

Die Höhe der Umgeldzahlungen gibt einen gewissen<br />

Aufschluss über Stellenwert <strong>und</strong> Bedeutung<br />

eines Wirtshauses. Dies wird besonders deutlich,<br />

wenn - wie es in den folgenden Unterkapiteln geschieht<br />

- die Umgelder von mehreren Wirtshäusern<br />

desselben Dorfes miteinander verglichen werden.<br />

Es ergibt sich naturgemäss ein Zusammenhang<br />

zwischen den Ausschankpreisen der Weine<br />

<strong>und</strong> dem Ausmass der Umgeldbeträge. Die Tabellen<br />

<strong>im</strong> Anhang geben einen Überblick über die<br />

gesamt-<strong>liechtenstein</strong>ischen Umgeldeinnahmen von<br />

1750 bis 1848 sowie über die Ausschankpreise der<br />

Rot- <strong>und</strong> Weissweine <strong>im</strong> Zeitraum 1785 bis 1848.<br />

Bemerkenswert ist, dass sich das eidgenössische<br />

Krisen- <strong>und</strong> Hungerjahr 1771 überhaupt nicht auf<br />

das hiesige Gastgewerbe auszuwirken schien. Die<br />

Umgeldbeträge aus den <strong>liechtenstein</strong>ischen Wirtshäusern<br />

weisen für 1771 <strong>und</strong> 1772 sogar deutlich<br />

höhere Zahlen gegenüber den Vorjahren aus. 526<br />

Der markante Einbruch in den Kriegsjahren 1798,<br />

1799 <strong>und</strong> 1800 vermag hingegen nicht zu überra-


sehen. Zwei weitere, jedoch etwas weniger ausgeprägte<br />

Tiefs der Umgelderträge sind in den Krisen<strong>und</strong><br />

Hungerjahren um 1817 sowie 1846 <strong>und</strong> 1847<br />

festzustellen. Es ist schwierig, genaue Aussagen<br />

zur Wechselwirkung zwischen Ausschankpreisen<br />

<strong>und</strong> den Umgelderträgen zu machen; denn hohe<br />

(tiefe) Weinpreise stellten keinesfalls eine Garantie<br />

für eine hohe (tiefe) Umgeldsumme dar. Im Jahre<br />

1801 stieg zwar der Ausschankpreis (des Weissweins)<br />

ebenso deutlich wie die Umgeldsumme, 527<br />

aber oft ist eine gegensätzliche Tendenz erkennbar.<br />

Zum Beispiel 1817 kletterte der Weissweinpreis in<br />

bisher nicht erreichte Höhen, während der Umgeldbetrag<br />

sich in einem Tief befand. Zwar liegt<br />

sowohl für 1801 wie auch für 1817 keine Preisangabe<br />

für den Ausschankpreis des Rotweines vor,<br />

aber das ist für unsere Betrachtung kaum relevant,<br />

da - wie die Zahlen <strong>im</strong> Anhang auf S. 154 ersichtlich<br />

machen - die Preisentwicklung für beide Weinarten<br />

ähnlich verlief.<br />

Die Einziehung des Umgeldes als Konsumsteuer<br />

auf alkoholische Getränke war natürlich keine<br />

<strong>liechtenstein</strong>ische Erfindung, sondern war auch<br />

andernorts durchaus üblich. So verpflichtete zum<br />

Beispiel bereits das älteste Ratsbüchlein der Stadt<br />

Luzern vom frühen 14. Jahrh<strong>und</strong>ert die Wirte zur<br />

Bezahlung des Umgeldes vom ausgeschenkten<br />

Wein. 528<br />

Luzern führte <strong>im</strong> Jahre 1394 noch zusätzlich<br />

den «Böspfennig» ein, einen Importzoll auf<br />

Wein. Diese neue Abgabe wurde dann 1416 auch<br />

von der Landschaft Luzern eingeführt, dort allerdings<br />

als Konsumsteuer (Umgeld). Der Name<br />

«Böspfennig» ist ein Hinweis darauf, dass diese<br />

zusätzliche Steuer <strong>im</strong> Volk unbeliebt war. 529<br />

Ab<br />

dem frühen 17. Jahrh<strong>und</strong>ert wurde, einem gesamteidgenössischen<br />

Trend folgend, altes lokales Recht<br />

zunehmend durch ein einheitliches obrigkeitliches<br />

Recht verdrängt. So galt ab 1632/33 für den<br />

ganzen Stand Luzern der (bisher nur) in der Stadt<br />

herrschende Einheitstarif für die Umgeldzahlungen.<br />

Zusätzlich wurde das Umgeld auch vom<br />

ausgeschenkten Most bezogen. 530<br />

Ab Mitte des<br />

18. Jahrh<strong>und</strong>erts verlangte Luzern auch Umgelder<br />

aus dem Branntweinausschank. 531<br />

DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />

LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />

516) Ebenda.<br />

517) Ebenda<br />

518) Ebenda. Diese Best<strong>im</strong>mungen von 1732 blieben bis zur Verabschiedung<br />

einer neuen Polizeiordnung <strong>im</strong> Jahre 1843 in Kraft. Die<br />

neue Ordnung von 1843 enthielt viele zusätzliche Best<strong>im</strong>mungen,<br />

verlängerte aber auch die Öffnungszeiten für die Winterszeit (Martini<br />

bis Georgi) bis 23 Uhr für Wirtshäuser (bis 22 Uhr für Schenken), für<br />

die Sommerzeit (Georgi bis Martini) bis 24 Uhr (respektive 23 Uhr).<br />

Vgl.: Ospelt. Wirtschaftsgeschichte, S. 244.<br />

519) Ospelt. Wirtschaftsgeschichte, S. 243 u. S. 405.<br />

520) Ebenda. S. 405, LBS. S. 202 ff. sowie LUB I. Teil, Bd. 4, S. 346.<br />

Betreffend Geld- <strong>und</strong> Masseinheiten siehe Anhang auf S. 142.<br />

521) LBS. S. 209.<br />

522) Ospelt. Wirtschaftsgeschichte, S. 406. Dieser Durchschnittspreis<br />

diente wiederum als Steuerfuss für die Umgeldberechnungen. Zur<br />

Überprüfung der Weinqualität wurde jeder Wirt vor das Rentamt<br />

geladen.<br />

523) LLA Rechnungsbücher des Rentamts. Früher waren die Umgeldeinnahmen<br />

u. a. für die Auszahlung fürstlicher Beamter verwendet<br />

worden. Peter Kaiser erwähnte für das 17. Jahrh<strong>und</strong>ert, dass<br />

der Landvogt sein Gehalt teilweise aus dem Umgelderlös bezog. So<br />

stand dem Landvogt der vierte Teil des Umgeldes zu (Kaiser, Arthur<br />

Brunhart, S. 474).<br />

524) Ospelt. Wirtschaftsgeschichte. S. 243 u. S. 406.<br />

525) Vgl. Anhang auf S. 155 sowie auf S. 156-162.<br />

526) Vgl. auch Ospelt, Wirtschaftsgeschichte. S. 1 57: «Der landwirtschaftliche<br />

Boden des Landes war grösstenteils extensiv genutzt,<br />

ernährte alle Bewohner. Noch in den 70er Jahren des 18. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

(177 1/72), als in den umliegenden Orten Not herrschte, waren<br />

die Liechtensteiner in keine Bedrängnis geraten, ja sie hatten<br />


Für Luzern gab es demnach weitaus mehr<br />

Umgeldverordnungen als für die Herrschaften Vaduz<br />

<strong>und</strong> Schellenberg. Noch Landvogt Schuppler<br />

zitierte in seiner «Beschreibung des Fürstenthums<br />

Liechtenstein» von 1815 die Best<strong>im</strong>mungen des<br />

Hohenemser Urbars, die <strong>im</strong> Liechtenstein des<br />

frühen 19. Jahrh<strong>und</strong>erts <strong>im</strong>mer noch massgebend<br />

waren. 532<br />

Das Umgeld wurde «gewöhnlich nur vom<br />

Weine abgenommen, ... andere Getränke hingegen<br />

[wurden als] abgabenfrei betrachtet». 533<br />

Anders als<br />

in Luzern gab es in Liechtenstein keine gesonderten<br />

Best<strong>im</strong>mungen für den Umgeldeinzug von<br />

Branntwein <strong>und</strong> anderen alkoholischen Getränken.<br />

Schuppler erwähnt in seiner «Landesbeschreibung»<br />

auch, dass die Wirte alle möglichen Kniffe<br />

<strong>und</strong> Tricks anwendeten, um möglichst wenig Umgeld<br />

bezahlen zu müssen. 534<br />

Es ergingen <strong>im</strong>mer<br />

wieder oberamtliche Strafandrohungen an alle<br />

Wirte des Landes, die illegal Wein ausschenkten<br />

<strong>und</strong> damit die Bezahlung der Weinverbrauchssteuer<br />

umgingen. 535<br />

Zudem waren die Wirte <strong>im</strong> Jahre<br />

1806 angehalten worden, auch für die von auswärts<br />

<strong>im</strong>portierten Weine das Umgeld zu bezahlen.<br />

536<br />

Trotzdem kam es <strong>im</strong>mer wieder zu Verstössen<br />

gegen die bestehenden Ordnungen, 537<br />

die jedoch<br />

das Gesamtbild der <strong>im</strong> Anhang (S. 155 bis<br />

162) angegebenen Umgeldstatistik nicht wesentlich<br />

beeinträchtigten.<br />

GEMEINDE BALZERS<br />

Anhand der südlichsten Gemeinde des Fürstentums<br />

Liechtenstein soll exemplarisch dargestellt<br />

werden, ob <strong>und</strong> wie stark die einzelnen Wirtshäuser<br />

vom Rod- <strong>und</strong> Fuhrwesen profitierten. Da <strong>im</strong><br />

18. Jahrh<strong>und</strong>ert sämtliche Balzner Wirtshäuser an<br />

der Durchgangsstrasse standen, liegt die Vermutung<br />

nahe, dass sie ihre Existenz weitgehend dem<br />

Transitverkehr verdankten. Zudem war Balzers<br />

seit dem Mittelalter Standort einer Zuschg <strong>und</strong> folglich<br />

sahen sich alle Fuhrleute <strong>im</strong> Rodverkehr gezwungen,<br />

hier Halt zu machen. 538<br />

Zuerst werden die einzelnen Gasthöfe in der<br />

Reihenfolge ihrer Bedeutung vorgestellt. Als Krite­<br />

100<br />

rium für diese Reihenfolge dienen die <strong>im</strong> Anhang<br />

abgedruckten Listen mit den Umgeldzahlungen der<br />

einzelnen Wirtshäuser. 539<br />

Die Vorstellung der einzelnen<br />

Gaststätten des 18. <strong>und</strong> des frühen 19. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

beinhaltet auch Angaben zu den Besitzern<br />

respektive zu den einzelnen Wirtefamilien.<br />

Anhand einzelner Stammbäume (vgl. S. 167 bis 170)<br />

wird die «Familienpolitik» dieser Geschlechter veranschaulicht.<br />

Hier wird klar, dass diese Familien<br />

eher einer höheren Gesellschaftsschicht angehörten<br />

<strong>und</strong> dass ihre Mitglieder zwecks Heirat bevorzugt<br />

Partnerinnen <strong>und</strong> Partner aus derselben gesellschaftlichen<br />

Klasse auswählten.<br />

Anschliessend wird ein Versuch gewagt, die aus<br />

den Listen der Umgeldeinnahmen ersichtlichen<br />

konjunkturellen Schwankungen zu deuten <strong>und</strong> ansatzweise<br />

zu interpretieren. Dabei steht auch die<br />

Frage <strong>im</strong> Hintergr<strong>und</strong>, ob ein Zusammenhang zwischen<br />

den Umgeldeinnahmen sowie den Zoll- <strong>und</strong><br />

Weggeldeinnahmen hergestellt werden kann (oder<br />

nicht).<br />

Ein Ereignis brachte jedoch gegen Ende des<br />

18. Jahrh<strong>und</strong>erts den Betrieb der Balzner Wirtshäuser<br />

(mit einer einzigen Ausnahme) für ein paar<br />

Jahre gänzlich zum Erliegen: Es war dies der verheerende<br />

Dorfbrand vom 22. Oktober 1795, dem<br />

77 Häuser, die Kirche <strong>und</strong> drei Menschenleben<br />

zum Opfer fielen. 540<br />

Diese Katastrophe stand natürlich<br />

in keinem Zusammenhang mit allfälligen<br />

Schwankungen des Flandels- <strong>und</strong> Verkehrsvolumens,<br />

bewirkte aber, dass der Durchgangsverkehr<br />

eine Zeit lang für drei der vier Wirtshäuser (die erst<br />

wieder aufgebaut werden mussten) keine Einnahmequelle<br />

mehr darstellen konnte.<br />

DAS WIRTSHAUS «POST» UND DIE FAMILIE<br />

WOLFINGER<br />

Der Name dieses Gasthofes weist bereits darauf<br />

hin, dass es sich hier um eine einstige Zwischenstation<br />

für den Fussacher Boten handelt.<br />

Dieser Bote wurde auch Lindauer oder Mailänder<br />

Bote genannt, da er zwischen diesen beiden Handelsstädten<br />

hin- <strong>und</strong> herpendelte. Er startete in


Lindau, überquerte den Bodensee, benutzte die<br />

«Deutsche Strasse» bis Chur, um von dort aus via<br />

Splügenpass <strong>und</strong> Chiavenna nach Mailand zu gelangen.<br />

Diese Reise dauerte fünfeinhalb Tage. 541<br />

Unter dem Schutz der Städte Lindau <strong>und</strong> Mailand<br />

beförderte er Briefe <strong>und</strong> (kleinere) Waren. 542<br />

Dieser<br />

Botendienst, 1445 erstmals urk<strong>und</strong>lich erwähnt,<br />

wurde meistens von Mitgliedern der Fussacher<br />

Familien Spehler <strong>und</strong> Weiss versehen. 543<br />

Franz<br />

Joseph Wolfmger, Postwirt <strong>im</strong> ausgehenden 18.<br />

Jahrh<strong>und</strong>ert, übte die Funktion eines Postmeisters<br />

auf privater Basis aus. 544<br />

Im Jahre 1817 wurde<br />

schliesslich in der «Post» die erste staatliche Briefsammelstelle<br />

eingerichtet, die allerdings vorerst<br />

nur für zwei Jahre bestand. 1827 wurde sie wiederum<br />

eröffnet <strong>und</strong> zwölf Jahre später zum k. u. k.<br />

Postamt erhoben. 545<br />

Das Geschlecht der Wolfmger hatte über Jahrh<strong>und</strong>erte<br />

hinweg eine bedeutende Stellung in der<br />

Gemeinde Balzers inne. Im Jahre 1474 erhielten<br />

sie einen Drittel der Gutenberger Lehensgüter, die<br />

später Wolfmgersche Erblehen genannt wurden.<br />

Diese Lehensgüter durften nicht geteilt oder verkauft<br />

werden <strong>und</strong> wurden innerhalb der Familie<br />

Wolfmger an die männliche Nachkommenschaft<br />

vererbt. Der Kaiser behielt dabei das Obereigentum.<br />

Erst 1889 wurden diese Güter in den Privatbesitz<br />

der Familie Wolfinger überführt, was auch<br />

eine Güterteilung <strong>und</strong> einen eventuellen Verkauf<br />

ermöglichte. Die Familie Wolfmger hatte aber bis<br />

anhin einen der grössten landwirtschaftlichen Betriebe<br />

der Gemeinde Balzers bewirtschaftet. Joseph<br />

Anton Wolfmger heiratete <strong>im</strong> Jahre 1758 546<br />

die<br />

Tochter des Postwirts Anton Walser. 547<br />

Nach dem<br />

532) LBS. S. 202.<br />

533) Ebenda. S. 204. mit dem Hinweis, dass dies eigentlich illegal<br />

sei.<br />

534) Ebenda. So wurden grosse Weinbestände eines Wirtshauses in<br />

Privathäusern gelagert, um von der behördlichen Kontrolle nicht<br />

erfasst zu werden.<br />

535) Vgl. LLA RA 7/7/1 betreffend Umgeldzahlungen, 8. Januar<br />

1770, erneuert am 29. August 1812, sowie LLA RA 7/7/3 betreffend<br />

illegalem Weinausschank, 30. April 1802.<br />

DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />

LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />

536) LLA RA 7/7/8: Im Falle einer Zuwiderhandlung wurde mit<br />

Visitation <strong>und</strong> einer Konfiszierung der ausländischen Weine gedroht,<br />

14. Februar 1806.<br />

537) Auch Geistliche wurden oftmals wegen illegalem Weinausschank<br />

gerügt: 1751 der Pfarrer von Triesen (LLA RA 10/2/2/1/1/<br />

10-11; 10. Nov. 1751), 1761 der Abt von St. Luzi in Chur, weil in der<br />

ihm unterstellten Statthalterei Bendern Wein ausgeschenkt wurde<br />

(LLA RA 10/2/2/1/1/12, 12. Dez. 1761). 1S06 der Pfarrer von<br />

Triesenberg (LLA RA 7/7/9: 19. Sept. 1806).<br />

538) Vgl. auch S. 64 sowie S. 77.<br />

539) Vgl. S. 156-159: Umgelder von Oberländer Wirtshäusern.<br />

540) Goop, Liechtenstein, S. 205.<br />

541) Eitel. Verkehr <strong>im</strong> Bodenseeraum, S. 61.<br />

542) Ebenda, sowie Helbok, Frachtführer, S. 12 f.<br />

543) Helbok, Frachtführer, S. 12 f. Die Stadt Lindau besass das<br />

Vorschlagsrecht für das Amt dieses Boten. Der Fussacher Bote<br />

machte auch eine Zwischenstation in Feldkirch. Da er dort oft<br />

nachts ankam, als die Stadttore bereits geschlossen waren, wählte<br />

er als Absteigequartier das Wirtshaus «Krone» in Heiligkreuz.<br />

544) Franz Joseph Wolfinger (1771-1814) war einer der wohlhabendsten<br />

Balzner. Er besass 1809 fünf Pferde. (Tschugmell, Balzner-<br />

Mälsner Geschlechter, S. 115.)<br />

545) Gstöhl/Vogt, Bauten in Balzers, S. 83 u. 85.<br />

546) Tschugmell, Balzers, S. 272.<br />

547) Vgl. auch Stammbaum 1 auf S. 167.<br />

Das Wirtshaus «Post» in<br />

Balzers, Zustand vor dem<br />

Brand von 1935<br />

101


Ableben von Anton Walser <strong>im</strong> Jahre 17 4 3 548<br />

wirtete<br />

seine Witwe Johanna Franziska Walser noch<br />

weiter bis ins Jahr 1759. Ihr Schwiegersohn, Joseph<br />

Anton Wolfmger, wird ab 1760 als neuer Postwirt<br />

genannt. Das Wirtshaus zur Post war damit in<br />

den Besitz der Familie Wolfinger übergegangen.<br />

Was die Höhe der zu leistenden Umgeldzahlungen<br />

angeht, so lag das Wirtshaus «Post» oft an<br />

erster Stelle. Das war allerdings nicht <strong>im</strong>mer so:<br />

Im späten 18. Jahrh<strong>und</strong>ert waren die Umgeldzahlungen<br />

des «Engels» meistens, diejenigen des «Adlers»<br />

zeitweilig noch höher. Die «Post» blieb 1795<br />

als einziges Wirtshaus vom Dorfbrand verschont<br />

<strong>und</strong> hatte deshalb für einige Jahre eine Monopolstellung<br />

inne. Dies machte sich auch in höheren<br />

Umgeldbeträgen bemerkbar. 549<br />

Im Jahre 1803 bat Joseph Wolfinger, ein Neffe<br />

des alten Postwirts Joseph Anton Wolfmger, um die<br />

Erlaubnis, Wein ausschenken zu dürfen. Nach dem<br />

Ableben seiner «Schwehrvaters» 550<br />

Baptist Brunhart<br />

hatte ihm das Oberamt den Posten eines Zollers<br />

<strong>und</strong> Weggeldeinziehers verliehen. Joseph Wolfmger<br />

betont in seiner Bittschrift, dass es dieses<br />

Amt erfordere, dass er oder sein ältester Sohn <strong>im</strong>-<br />

Das Wirtshaus «Engel» in<br />

Balzers, Zustand um 1910.<br />

Der «Engel» war nach der<br />

«Post» das zweitwichtigste<br />

Gasthaus <strong>im</strong> Dorf<br />

102<br />

mer zuhause anzutreffen sei. Aber gerade jetzt<br />

kurz nach dem Krieg liege der Handels- <strong>und</strong> Transitverkehr<br />

danieder, <strong>und</strong> so sei es ihm nicht einmal<br />

möglich, seinen eigenen Knecht zu entlohnen. Die<br />

Fuhrleute, die das Weggeld bezahlen müssten, kämen<br />

ohnehin zu ihm ins Haus <strong>und</strong> sie hätten auch<br />

selbst den Wunsch geäussert, bei ihm ein Glas<br />

Wein ausgeschenkt zu bekommen. 551<br />

Wolfmger<br />

wies ebenfalls darauf hin, dass er lediglich eine<br />

Weinschenke <strong>und</strong> nicht eine volle Wirtsgerechtigkeit<br />

verlange. Ausserdem erwähnte er den «Wirt<br />

be<strong>im</strong> Kaufhaus», Franz Joseph Frick, 552<br />

der «nun<br />

gerade» das Wirten völlig aufgegeben hätte. Das<br />

Oberamt empfahl der Hofkanzlei in Wien, das Gesuch<br />

des Weggeldeinziehers Wolfinger zu bewilligen.<br />

553<br />

DAS WIRTSHAUS «ENGEL» UND DIE FAMILIE<br />

FRICK<br />

Wie das Wirtshaus «Post» existiert der Gasthof<br />

«Engel» auch heute noch. Er steht ebenfalls an der<br />

Durchgangsstrasse, <strong>und</strong> zwar weiter nördlich auf<br />

der dem Wirtshaus «Post» gegenüber liegenden<br />

Seite. Der heutige Charakter dieses Wirtshauses<br />

geht auf den nach dem Brand von 1795 erfolgten<br />

Wiederaufbau zurück. Der «Engel» ist <strong>im</strong>mer noch<br />

ein beeindruckender Gebäudekomplex mitsamt<br />

seinen angebauten Stallungen. In diesen alten Pferdestallungen<br />

fanden einst r<strong>und</strong> 40 Rösser Platz. 554<br />

Seit dem 18. Jahrh<strong>und</strong>ert befand sich der «Engel»<br />

<strong>im</strong> Besitz der Familie Frick. Fidel Frick, Engelwirt<br />

seit 1769, 555<br />

übte zeitweise das Amt eines<br />

Richters <strong>und</strong> eines Landammanns aus. Er war mit<br />

einer Tochter des Sonnenwirts Gassner aus Triesen<br />

verheiratet. Zwei von seinen Kindern wählten<br />

ebenfalls einen standesgemässen Ehepartner. Maria<br />

Theresia Frick heiratete Peter Matt aus Mauren,<br />

Rodmeister, Wirt <strong>und</strong> Müller; Johann Fidel Frick<br />

ehelichte die Tochter des langjährigen Balzner<br />

Hausmeisters Joseph Kindle. 556<br />

Der «Engel» befand<br />

sich bis ins Jahr 1846 <strong>im</strong> Besitz der Familie<br />

Frick. Verwandt mit dieser Familie war die zweite<br />

Familie Frick (vgl. Stammbaum 3 auf S. 169), aus


der zwei Landammänner <strong>und</strong> ein Hausmeister hervorgingen.<br />

Die Umgeldzahlungen des «Engel» waren <strong>im</strong><br />

späten 18. <strong>und</strong> frühen 19. Jahrh<strong>und</strong>ert teilweise<br />

die höchsten von allen Balzner Wirtshäusern. Um<br />

1815 jedoch musste der «Engel» seinen ersten<br />

Rang an die «Post» abtreten. Die Umgelder des<br />

«Engel» stiegen nach einer Flaute um 1816 bis<br />

1818 wieder an, um ab 1837 wieder einem negativen<br />

Trend entgegen zu gehen. Der zweifache<br />

Besitzerwechsel in den Jahren 1846 bis 1848<br />

sorgte schliesslich für einen regelrechten Absturz.<br />

Er fiel allerdings in eine Krisenzeit, welche sämtlichen<br />

Balzner Gaststätten einen konjunkturellen<br />

Einbruch bescherte. 557<br />

DIE FAMILIE STEGER UND DAS WIRTSHAUS<br />

«ADLER»<br />

Seit der Mitte des 18. Jahrh<strong>und</strong>erts befand sich das<br />

Wirtshaus zum «Adler» <strong>im</strong> Besitz der Familie Steger.<br />

558<br />

Der Wirt Johann Georg Steger wurde 1782<br />

Oberfähnrich <strong>und</strong> sieben Jahre später Landeshauptmann<br />

der Landeskompagnie. Das Wirtshaus<br />

wurde be<strong>im</strong> Dorfbrand von 1795 zerstört, aber in<br />

der Folge wieder aufgebaut. Johann Georg Steger<br />

starb 1798 ohne männlichen Nachkommen. Der<br />

«Adler» kam in der Folge in den Besitz der Familie<br />

Joseph Anton Brunhart, die bis anhin in einem<br />

kleinen Anbau südlich des Wirtshauses gewohnt<br />

hatte. Zwei Brüder von Johann Steger heirateten in<br />

andere Wirtefamilien hinein: Joseph Steger heiratete<br />

eine Tochter des Sonnenwirtes in Triesen,<br />

Johann Ulrich Steger ehelichte die Witwe des verstorbenen<br />

Postwirts Joseph Anton Wolfinger. Betreffend<br />

der Höhe der zu leistenden Umgelder lag<br />

diese den nördlichen Dorfeingang markierende<br />

Gaststätte meist an dritter Stelle hinter der «Post»<br />

<strong>und</strong> dem «Engel». Allerdings war die Sache nie<br />

ganz eindeutig, <strong>und</strong> besonders in der ersten Hälfte<br />

des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts lieferten sich der «Engel»<br />

<strong>und</strong> der «Adler» ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Das<br />

Hungerjahr 1817 traf das Wirtshaus schwer <strong>und</strong><br />

der «Adler» erholte sich davon nur langsam.<br />

DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />

LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />

548) Anton Walser, der eigentlich aus Schaan stammte, starb als<br />

Soldat in Paris am 15. September 1743. Seine Frau. Johanna<br />

Franziska Walser, geborene Banzer, überlebte ihn um fast zwanzig<br />

Jahre (vgl. Tschugmell, Balzers, S. 294.)<br />

549) Vgl. Angaben zu den Umgeldzahlungen der Balzner Wirtshäuser<br />

auf S. 156-159.<br />

550) «Schwäher» bedeutet «Schwiegervater». Siehe auch: Gr<strong>im</strong>m.<br />

Wörterbuch, Bd. 15, Sp. 2180.<br />

551) LLA RA 7/7/5: Schreiben Wolfingers vom 22. Oktober 1803, an<br />

das Oberamt sowie direkt an den Fürsten adressiert.<br />

552) Es könnte sich dabei um einen Enkel von Landammann Leontius<br />

Frick handeln. Franz Joseph Frick wäre demnach als Sohn des<br />

Soldaten Franz Dominik Frick (1719-1779) <strong>im</strong> Jahre 1743 geboren<br />

worden <strong>und</strong> <strong>im</strong> Jahre 1804 gestorben. - Vgl. Tschugmell. Balzers.<br />

S. 70 IT.<br />

553) LLA RA 7/7/6: OA an HKW, 25. Oktober 1803.<br />

554) Gstöhl/Vogt, Bauten in Balzers. S. 82 <strong>und</strong> 85 f.<br />

555) LEA Rechnungsbücher des Rentamts.<br />

556) Vgl. Stammbaum 2 auf S. 168.<br />

557) LLA Rechnungsbücher des Rentamts. (Vgl. auch Zahlen <strong>im</strong><br />

Anhang, S. 159.)<br />

558) Die folgenden Angaben nach: Gstöhl/Vogt, Bauten in Balzers,<br />

S. 83 <strong>und</strong> 88.<br />

Das frühere Wirtshaus<br />

«Adler» in Balzers, rechts<br />

davon die heutige nicht<br />

mehr bestehende Zuschg,<br />

Foto von 1955<br />

103


DAS WIRTSHAUS ZUM «HIRSCHEN»<br />

(«TAPPEINER-HAUS»)<br />

Die später «Tappeiner-Haus» genannte Gaststätte<br />

zum «Hirschen» stand in der Mitte des Dorfes<br />

zwischen dem Kaufhaus <strong>und</strong> dem Wirtshaus «Engel».<br />

Seit etwa 1680 wirtete dort Basilius Hoop. 559<br />

Er war <strong>im</strong> späten 17. Jahrh<strong>und</strong>ert auch Landammann<br />

der Grafschaft Vaduz. Nach der Erwerbung<br />

von Vaduz <strong>und</strong> Schellenberg durch das Fürstenhaus<br />

Liechtenstein trat Basilius Hoop in den Jahren<br />

1712 <strong>und</strong> 1718 als Sprecher des Volkes auf.<br />

Basilius Hoop stammte eigentlich aus dem Unterland.<br />

Sein Vater Johannes Hoop war Zoller <strong>und</strong><br />

Wirt auf Rofaberg sowie von 1634 bis 1652 Landammann<br />

der Herrschaft Schellenberg. Aus der Familie<br />

Hoop gingen <strong>im</strong> 18. Jahrh<strong>und</strong>ert zwei Priester<br />

<strong>und</strong> Doktoren der Theologie hervor.<br />

Der «Hirschen» scheint nicht <strong>im</strong>mer als Wirtshaus<br />

offen gestanden zu haben, oder es wurde dort<br />

zeitweise auch illegal gewirtet. In den rentamtlichen<br />

Rechnungsbüchern tauchte später erst wieder<br />

ab 1783 ein Umgeld zahlender Wirt auf. Es war<br />

(Franz) Joseph Frick, der dieses Wirtshaus dann<br />

Das «Tappeiner-Haus»,<br />

ehemals Wirtshaus zum<br />

«Hirschen». Der eindrucksvolle<br />

Gebäudekomplex fiel<br />

leider 1964 einer Strassenverbreiterung<br />

zum Opfer<br />

104<br />

bis zum Dorfbrand von 1795 versah. 1803 erwähnte<br />

der Zoller <strong>und</strong> Weggeldeinnehmer Joseph Wolfmger<br />

den «Hirschen»-Wirt Frick, der nun gerade<br />

das Wirten völlig aufgegeben hatte. Wolfinger erhielt<br />

zu diesem Zeitpunkt eine obrigkeitliche Erlaubnis<br />

zum Betreiben einer Weinschenke. 560<br />

Vielleicht<br />

zog Wolfmger in das von Frick aufgegebene<br />

Wirtshaus zum «Hirschen» ein. 1808 wurde der<br />

«Hirschen» <strong>im</strong> Rechnungsbuch des Rentamts erneut<br />

erwähnt, jedoch mit dem Hinweis, dass dieses<br />

Wirtshaus «ohne Bewilligung» dastehe. Später war<br />

Johann Baptist Vogt «Hirschen»-Wirt. 561<br />

Er war,<br />

wie Wolfinger zuvor, auch Zoller <strong>und</strong> Weggeldeinnehmer.<br />

562<br />

Die Umgeldeinnahmen aus dem «Hirschen»<br />

lagen etwas tiefer als die aus den anderen<br />

drei Balzner Gaststätten. Aber zumindest <strong>im</strong> Zeitraum<br />

1818 bis 1825 konnte der «Hirschen» diesbezüglich<br />

dem «Adler» <strong>und</strong> dem «Engel» durchaus<br />

das Wasser reichen. 5611<br />

DIE ANDEREN LIECHTENSTEINISCHEN ORT­<br />

SCHAFTEN IM ÜBERBLICK<br />

Die folgende knappe Darstellung berücksichtigt in<br />

erster Linie die an der Landstrasse gelegenen<br />

Wirtshäuser. Die Ortschaft Balzers, die <strong>im</strong> vorhergehenden<br />

Kapitel dargestellt ist, dient dabei als<br />

Ausgangspunkt. Von hier aus wandern wir nun der<br />

Hauptstrasse entlang nordwärts bis hin zur österreichischen<br />

Grenze.<br />

Zuerst erreichen wir Triesen. Das eigentliche<br />

Dorfzentrum lag zwar oberhalb der Durchgangsstrasse,<br />

aber das bedeutendste Wirtshaus befand<br />

sich bis ins 19. Jahrh<strong>und</strong>ert stets unten an der<br />

Transitstrasse. Das Gasthaus zur «Sonne», 1507<br />

das erste Mal erwähnt, war von 1737 bis 1785/86<br />

<strong>im</strong> Besitz der Familie Gassner. 564<br />

Gemäss dem<br />

Triesner Steuerbuch von 1777 wies die «Sonne»<br />

ein Steuervermögen von r<strong>und</strong> 1000 Gulden auf;<br />

das war gut dre<strong>im</strong>al mehr als ein durchschnittliches<br />

Wohnhaus. 565<br />

Ab dem späten 18. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

tauchte <strong>im</strong> Triesner Oberdorf sowie an der Triesner<br />

Landstrasse je ein zusätzliches Umgeld zahlendes<br />

Wirtshaus auf. 566<br />

Diesen Gaststätten gelang es


jedoch vorerst nicht, der «Sonne» die Monopolstellung<br />

streitig zu machen. Erst ab etwa 1830<br />

verwies der ebenfalls an der Landstrasse gelegene<br />

«Adler» die altehrwürdige «Sonne» auf den zweiten<br />

Platz. 567<br />

Die nächste Station ist Vaduz. Hier waren <strong>im</strong><br />

ausgehenden 18. Jahrh<strong>und</strong>ert die traditionellen<br />

Gasthöfe «Engel», «Adler» <strong>und</strong> «Löwen» alle etwa<br />

gleich bedeutend. 568<br />

Der «Löwen» erlebte aber<br />

kurz nach 1800 mehrere Wirtewechsel <strong>und</strong> fiel<br />

zwischen 1809 <strong>und</strong> 1828 als Wirtshaus ganz<br />

aus. 569<br />

In der ersten Hälfte des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

setzte sich der «Adler» als umsatzstärkste Wirtschaft<br />

durch. Dieses Wirtshaus war traditionell<br />

eine herrschaftliche Taverne, die als Lehen vergeben<br />

wurde. Zudem befand sich dort die Hauptzollstation<br />

des Landes Liechtenstein. Die teils überdurchschnittlich<br />

hohen Umgelder aus den Vaduzer<br />

Wirtshäusern rühren daher, dass sich in Vaduz der<br />

«Bockwingert», einer der grössten Weinberge des<br />

Landes befand.<br />

Weiter nördlich auf dem Weg nach Schaan passieren<br />

wir die herrschaftliche Mühle, neben der<br />

sich ebenfalls ein Wirtshaus befand. Zumindest <strong>im</strong><br />

späten 18. Jahrh<strong>und</strong>ert waren dort die Umgelderträge<br />

recht hoch. 570<br />

In Schaan selbst war damals<br />

nur das Wirtshaus «Kreuz», welches bis um 1826<br />

existierte, von Bedeutung. Das erstaunt auf den<br />

ersten Blick, war doch Schaan ab 1781 wieder eine<br />

Umladestation <strong>im</strong> Rodverkehr. Doch ist diese Tatsache<br />

ein Hinweis darauf, dass Schaan als Etappenort<br />

niemals dieselbe wichtige Stellung wie Balzers<br />

inne hatte.<br />

Von Schaan führt uns die Landstrasse ins Unterland<br />

nach Nendeln. Der «Engel» in Nendeln war<br />

hier dasjenige Wirtshaus, welches <strong>im</strong> Durchschnitt<br />

die höchsten Umgelderträge des gesamten Unterlandes<br />

ablieferte. 571<br />

Erst der 1835 neu eröffnete<br />

Gasthof «Zoll» in Schaanwald wuchs zu einem<br />

Konkurrenzbetrieb heran. 572<br />

Das zweite Nendler<br />

Wirtshaus, der «Löwen», stand etwas <strong>im</strong> Schatten<br />

des Gasthofs «Engel». Ein Vergleich zwischen den<br />

Umgeldeinnahmen der beiden Wirtshäuser zeigt<br />

aber, dass der «Engel» <strong>und</strong> der «Löwen» in Nendeln<br />

nur sehr bedingt in einem Konkurrenzverhält-<br />

DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />

LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />

559) Ebenda. S. 82.<br />

560) Vgl. Ausführungen auf S. 102.<br />

561) LLA Rechnungsbücher des Rentamts. Johann Baptist Vogt<br />

(*1774; 11823) ist auch bei: Tschugmell, Balzers, S. 223 genannt.<br />

Fälschlicherweise wird er dort als «Adler-Wirt» bezeichnet. Er hatte<br />

zwei Ehefrauen: Maria Christina Brunhart (*1769; 11804). Maria<br />

Franziska Foser (*1779; tl849), <strong>und</strong> insgesamt 19 Kinder.<br />

562) Ebenda.<br />

563) Vgl. Zahlen <strong>im</strong> Anhang, S. 156-159.<br />

564) Büchel. Triesen, S. 281.<br />

565) Ebenda, S. 282.<br />

566) Vgl. Anhang, S. 156-159.<br />

567) Ebenda.<br />

568) Ebenda.<br />

569) Ebenda, sowie S. 153.<br />

570) Vgl. Anhang, S. 156-159.<br />

571) Vgl. Anhang, S. 160-162.<br />

572) Ebenda.<br />

Der «Engel» in Nendeln,<br />

früher auch die «untere<br />

Taverne» genannt. Das<br />

historische Wirtshaus<br />

wurde in den 1960er<br />

Jahren durch einen stillosen<br />

Neubau ersetzt<br />

105


nis standen. Die beiden Gaststätten weisen teilweise<br />

sogar parallele Konjunkturschwankungen<br />

auf: Wenn es dem «Engel» wirtschaftlich schlecht<br />

ging, dann steckte der «Löwen» oft auch in einem<br />

Tief (<strong>und</strong> umgekehrt). Besonders deutlich ist dies in<br />

den Jahren 1808 bis 1818 sowie 1841 bis 1847<br />

erkennbar. 573<br />

Abseits der Landstrasse fristeten kleine Gaststätten<br />

ein eher bescheidenes Dasein. Besonders<br />

deutlich wird das bei den Wirtshäusern in Triesenberg<br />

(ab 1768), 574<br />

Schellenberg (ab 1794) <strong>und</strong> Planken<br />

(1812, sowie ab 1829). 575<br />

106


Kampf um das Rodwesen<br />

DIE RODORDNUNG ALS VERKEHRS­<br />

HINDERNIS<br />

Der in Kapitel «Gesetzliche Best<strong>im</strong>mungen» (vgl.<br />

S. 63 bis 92) bereits angesprochene Interessengegensatz<br />

zwischen Kaufleuten <strong>und</strong> lokalen Transportverbänden<br />

sollte auch die weitere Entwicklung<br />

des Rod<strong>fuhrwesen</strong>s in Liechtenstein prägen. Die<br />

Rodordnung sicherte, wie bereits erwähnt, das<br />

Transportrecht der Säumer <strong>und</strong> Fuhrleute, welche<br />

die ihnen anvertrauten Waren von Zuschg zu<br />

Zuschg beförderten. Jürg Bielmann äussert sich zu<br />

den Verhältnissen <strong>im</strong> Kanton Uri, wobei hier viele<br />

Parallelen zur Situation <strong>im</strong> Raum Liechtenstein<br />

(Alpenrheintal) erkennbar sind: «[Diese Form des<br />

Transports] wurde von den Talleuten eindeutig bevorzugt,<br />

da dem Einzelnen ein regelmässiger Verdienst<br />

gesichert war <strong>und</strong> die Spesen sehr gering<br />

blieben: der Säumer (Fuhrmann) konnte <strong>im</strong>mer zu<br />

Hause übernachten <strong>und</strong> war auch für die Ernährung<br />

der Pferde nicht auf fremde Futterquellen angewiesen.<br />

Ganz anders empfanden die fremden<br />

Kaufleute diese Art von Transportsystem, wenn sie<br />

oft wochenlang auf ihre Waren warten <strong>und</strong> sie<br />

dann erst noch verdorben oder beschädigt entgegennehmen<br />

mussten.» 576<br />

Zum Spannungsfeld zwischen dem Stracksfuhr<strong>und</strong><br />

dem Rod<strong>fuhrwesen</strong> n<strong>im</strong>mt auch Pio Caroni<br />

Stellung. 577<br />

Einige Gr<strong>und</strong>linien seiner Argumentation<br />

seien <strong>im</strong> Folgenden kurz skizziert: Seit dem<br />

Ausgang des Mittelalters beharrten die Kaufleute<br />

<strong>im</strong>mer mehr auf dem Prinzip der direkten Fahrt<br />

<strong>und</strong> stellten sich damit in einen wachsenden Gegensatz<br />

zu den Rodfuhrleuten. Diese machten zwar<br />

kleinere Zugeständnisse, die aber das Transportmonopol<br />

ihrer Gemeinde beziehungsweise ihres<br />

Rodbezirks materiell kaum in Frage stellten. So erlaubten<br />

sie bei starkem Verkehr (also offenbar bei<br />

Vollbeschäftigung der Gemeindesäumer) die direkte<br />

Fahrt der Fuhrleute von Chur bis Chiavenna<br />

oder Bellinzona. Durch gegenseitige Verpachtung<br />

von Rodrechten unter benachbarten Gemeinden<br />

wurde eine Ausdehnung der erlaubten Teilstrecke<br />

(des Rodbezirks) ermöglicht. Die starke Stellung der<br />

Rodgenossenschaften - speziell in Graubünden -<br />

DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />

LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />

führte dazu, dass die Bündner Pässe von Kaufleuten<br />

zusehends gemieden wurden.<br />

Im Kanton Uri wurde wiederholt versucht, den<br />

Säumern die Stracksfuhr schmackhaft zu machen.<br />

So versprachen die Behörden den Fuhrleuten höhere<br />

Frachttarife (Fuhrlohnerhöhung von 13 bis 16<br />

Prozent) sowie ein Vorrecht bei der Warenzuteilung<br />

für den Rückweg. 578<br />

Offenbar brachten diese Zugeständnisse<br />

nicht den gewünschten Erfolg. Ein<br />

Gr<strong>und</strong> dafür war sicher die schmale wirtschaftliche<br />

Existenzgr<strong>und</strong>lage der Bauern, die sich eine zu<br />

häufige Abwesenheit von ihren landwirtschaftlichen<br />

Betrieben nicht leisten konnten.<br />

Der Trend zur Schaffung grösserer Rodbezirke,<br />

also hin zu einer grösseren Distanz zwischen den<br />

Abladestationen, lässt sich <strong>im</strong> Kanton Uri über<br />

mehrere Jahrh<strong>und</strong>erte verfolgen. Zur Zeit der<br />

Eröffnung des Gotthardpasses <strong>im</strong> 13. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

579<br />

erfolgte die Warenbeförderung durch die<br />

einzelnen Nachbarschaften. Ab dem 14. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

billigten sich die Säumer der beiden Pass-Seiten<br />

gegenseitig zuerst ein beschränktes, später<br />

aber <strong>im</strong>mer umfangreicheres Durchfahrtsrecht.<br />

Nach der Eroberung der Leventina durch Uri <strong>im</strong><br />

15. Jahrh<strong>und</strong>ert wurde die Selbstverwaltung der<br />

Nachbarschaften zwar nicht aufgehoben, aber die<br />

Urner nutzten nun die Gelegenheit, um die Warenbeförderung<br />

von Flüelen bis Biasca einheitlich zu<br />

regeln. Sie erliessen Säumerordnungen, die sowohl<br />

für Uri wie für Urseren 580<br />

<strong>und</strong> die Leventina<br />

einheitlich galten. 581<br />

Dies kam den Wünschen der<br />

Kaufleute entgegen <strong>und</strong> verstärkte - längerfristig<br />

573) Vgl. Zahlen <strong>im</strong> Anhang, S. 160-162.<br />

574) LLA Rechnungsbücher des Rentamts.<br />

575) Vgl. Anhang auf S. 156-162.<br />

576) Bielmann. Lebensverhältnisse <strong>im</strong> Urnerland, S. 125.<br />

577) Caroni, Säumergenossenschaften, S. 81.<br />

578) Bielmann. Lebensverhältnisse <strong>im</strong> Urnerland, S. 126.<br />

579) Vgl. Caroni, Säumergenossenschaften, S. 81.<br />

580) 1410 erwarb Uri dieses Gebiet, das vorher dem Abt von<br />

Disentis gehörte.<br />

581) Säumerordnungen 1498; 1696-1701.<br />

107


gesehen - den Trend zur Stracksfuhr. Die Urner<br />

Behörden erkannten, dass nur durch Zulassung<br />

<strong>und</strong> genaue Regelung der Stracksfuhr von Altdorf<br />

bis Bellinzona die Attraktivität der Gotthardroute<br />

für den Warentransitverkehr gesichert werden<br />

konnte. 582<br />

Trotzdem war die Urner Politik darauf bedacht,<br />

die Interessen der eigenen Landsleute zu wahren.<br />

Dank einer Position der politischen <strong>und</strong> wirtschaftlichen<br />

Stärke erreichte Uri <strong>im</strong> 15. <strong>und</strong> 16. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

Handelserleichterungen <strong>im</strong> Verkehr mit Oberitalien.<br />

Selbstbewusst erhöhten darauf die Urner<br />

die Zollgebühren für fremde Kaufleute <strong>und</strong> Reisende.<br />

Einhe<strong>im</strong>ische hingegen waren von diesen<br />

hohen Abgaben befreit. Dies forderte natürlich den<br />

Zorn von unzufriedenen Handelsleuten heraus. Sie<br />

mussten <strong>im</strong> Gütertransport hohe Zeitverluste hinnehmen;<br />

denn ein dichtes Aufeinanderfolgen von<br />

Zollstationen verhinderte einen speditiven Warentransport.<br />

Zwischen Flüelen <strong>und</strong> Magadino mussten<br />

nicht weniger als sieben Zölle <strong>und</strong> Weggelder,<br />

ungefähr zehn Fuhrleiten, zwei Schneebruchgebühren<br />

sowie drei bis vier Zuschggebühren entrichtet<br />

werden. 583<br />

Auch willkürliche, konjunkturbedingte<br />

Änderungen des Zolltarifs provozierten Unmutsäusserungen<br />

der Kaufleute: So empörte sich<br />

ein Luzerner Kaufmann darüber, dass <strong>im</strong> Teuerungsjahr<br />

1771 für dieselben Waren, die früher 16<br />

Gulden Zoll kosteten, nun plötzlich 68 Gulden abverlangt<br />

wurden. 584<br />

Ein zusätzlicher Stein des Anstosses<br />

war für die Handelsleute die hohe Anzahl<br />

an Feiertagen (es waren 75!) <strong>im</strong> Kanton Uri. Der<br />

Stracksverkehr durfte seit dem Jahr 1617 auch an<br />

Feiertagen fortgesetzt werden, jedoch ein gänzliches<br />

Verbot, an Feiertagen Transporte auszuführen,<br />

verstärkte zu Beginn des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

«das Malaise <strong>im</strong> Gotthardverkehr». 585<br />

Im ebenfalls katholisch geprägten Fürstentum<br />

Liechtenstein war der Fuhrverkehr an Feiertagen<br />

ebenso beeinträchtigt. Die dort geltende Rodordnung<br />

von 1593 (vgl. S. 68) sprach noch von einem<br />

gr<strong>und</strong>sätzlichen Verbot des Warentransportes an<br />

Feiertagen, mit Ausnahme von Fuhrleuten, die mit<br />

ihren Waren «hinauf» (nach Graubünden?) fahren.<br />

Die erste Best<strong>im</strong>mung des Vergleichs von 1676 hin­<br />

108<br />

gegen gestattete den Fuhrverkehr auch an Feiertagen,<br />

jedoch durften die Fuhrwerke erst nach dem<br />

Gottesdienst unterwegs sein (vgl. S. 75). Ein oberamtliches<br />

Dekret vom 10. November 1775 erinnerte<br />

die Untertanen an ihre Pflicht zur «Heiligung»<br />

der Sonn- <strong>und</strong> Feiertage. Im gleichen Atemzug<br />

bestätigte es das gr<strong>und</strong>sätzliche Verbot, an diesen<br />

Tagen körperliche Arbeiten zu verrichten. 586<br />

Im<br />

April 1789 beklagte sich der Feldkircher Hausmeister<br />

über die Unterländer Fuhrleute, welche sich<br />

weigerten, an <strong>liechtenstein</strong>ischen Feiertagen Fuhrwerke<br />

zu übernehmen. Er forderte das Oberamt in<br />

Vaduz auf, dafür zu sorgen, dass die Kornfuhren<br />

auch an diesen Tagen ordnungsgemäss durchgeführt<br />

werden. 587<br />

Die Behörden in Vaduz waren offenbar<br />

bereit, in dieser Frage eine flexible Flaltung<br />

einzunehmen. Jedenfalls sind zwei Schreiben aus<br />

dem Juli desselben Jahres vorhanden, welche die<br />

politischen 588<br />

<strong>und</strong> kirchlichen 589<br />

Behörden auffordern,<br />

dafür zu sorgen, dass auch an einem aktuellen<br />

Feiertag dringende Warentransporte durchgeführt<br />

werden.<br />

Bereits <strong>im</strong> März 1789 hatten Vogteiverwalter<br />

<strong>und</strong> Oberbeamte der Stadt Feldkirch den Behörden<br />

in Vaduz <strong>im</strong> Namen der österreichischen Kaufleute<br />

einige Beschwerden zum Rodwesen übermittelt.<br />

Die österreichischen Kornhändler klagten, dass die<br />

Waren zu spät auf den Markt (in Malans) zum Verkauf<br />

gelangen würden. Die Schuld lag - so die Beschwerdeschrift<br />

- bei der Faktorei in Schaan, wo<br />

die Waren zu spät aufgeladen wurden <strong>und</strong> ausserdem<br />

Fuhrwerke mit zu schwachen Ochsen eingesetzt<br />

wurden. Ausserdem seien die Wagen schutzlos<br />

jedem Wind <strong>und</strong> Wetter ausgesetzt <strong>und</strong> die geladenen<br />

Waren würden deshalb kaputt gehen. - Wir<br />

sehen, alte Probleme <strong>und</strong> Konflikte kommen hier<br />

wieder zum Vorschein. Klagen über ein Liegenlassen<br />

von Waren wurden bereits 1593 erhoben. Eine<br />

österreichische Beschwerdeschrift von 1692 ging<br />

noch weiter <strong>und</strong> nannte das Kind be<strong>im</strong> Namen:<br />

Die abgestossenen Waren würden ungeschützt daliegen<br />

<strong>und</strong> durch Schlamperei beschädigt oder gar<br />

zerstört (vgl. S. 76). Deshalb forderten die österreichischen<br />

Händler 1789 nachdrücklicher denn<br />

je die Abschaffung des Rodwesens, welches ihre


Transporte behinderte <strong>und</strong> ihnen gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

nur Schaden zufügte.<br />

Die Auseinandersetzung zwischen dem Stracks<strong>und</strong><br />

Etappentransport kann auch als Konflikt zwischen<br />

einem zentralistischen <strong>und</strong> einem föderalistischen<br />

Regierungssystem gedeutet werden. Dies<br />

würde erklären, warum es <strong>im</strong> österreichischen<br />

Kaiserstaat sehr viel früher zur Einführung der von<br />

den Kaufleuten <strong>und</strong> Speditoren geforderten Direktfuhr<br />

kam. Gebiete mit einer stark ausgeprägten<br />

Gemeindeautonomie (Graubünden, Wallis, mit Einschränkungen<br />

auch die Gotthardregion) konnten<br />

hingegen weitaus länger den genossenschaftlich<br />

organisierten Rodverkehr zu ihrem Vorteil behaupten.<br />

590<br />

Inwieweit das Gesagte auch auf Liechtenstein<br />

zutrifft, wird noch zu untersuchen sein. Interessant<br />

ist, dass der Etappenverkehr <strong>im</strong> Liechtensteiner<br />

Unterland, das eine engere wirtschaftliche<br />

Verflechtung zum benachbarten Österreich aufwies,<br />

früher als <strong>im</strong> Liechtensteiner Oberland zum<br />

Erliegen kam.<br />

582) Die Säumerordnung 1696-1701 wurde erlassen, um «die vor<br />

disem unserem Pass abgewichenen Kaufmannsgüter widerum auf<br />

disen Pass» zu locken. Zitiert bei: Caroni, Säumergenossenschaften.<br />

5. 107.<br />

583) Bielmann, Lebensverhältnisse <strong>im</strong> Urnerland, S. 128.<br />

584) Staatsarchiv Luzern, Schachtel Uri, Nr. 177. Zitiert bei: Bielmann,<br />

Lebensverhältnisse <strong>im</strong> Urnerland. S. 128.)<br />

585) Bielmann, Lebensverhältnisse <strong>im</strong> Urnerland, S. 128.<br />

586) LLA RA 6/11/26: «die gott geheiligte Sonn: <strong>und</strong> Feyrtag [dürfen]<br />

weder durch knechtl. Arbeit, unnötiges Fuhrwerkh oder sonst in<br />

anderweeg unerlaubtes ein- <strong>und</strong> austragen aller Gattung Last<br />

Bürden, noch auch mit übermässig <strong>und</strong> unzeitig Saufen, Spihlen.<br />

Tanzen oder anderer Schwärmerei': ärgerlicher Mässigung bevorab<br />

unter denen gewöhnl.n Gottesdiensten entheyliget [werden] -<br />

demnächst auch die Kirchen <strong>und</strong> Gotteshäuser etwan durch ausgelassen-<br />

<strong>und</strong> Ungezogenheit der Jugend - oder ander gott <strong>und</strong> ihres<br />

Seelen Heyl vergessenen Böswicht mit ärgert Schwätzen, Trucken<br />

<strong>und</strong> Stossen. noch in anderer Weise <strong>und</strong> Manier entunehrt [werden]».<br />

587) LLA RA 21/27: Bürgermeister <strong>und</strong> Räte der Stadt Feldkirch<br />

informieren OA über Klagen des Faktors; Schreiben datiert vom<br />

6. April 1789.<br />

588) LLA RA 21/35: OA an Richter <strong>und</strong> Geschworene in Balzers:<br />

Ungeachtet des heutigen Feiertags sollen die Früchte spediert<br />

werden, 22. Juli 1789. Das OA entsprach einem Ansuchen des<br />

DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />

LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />

Baptist Kienz aus Lauterach, der für einen dringenden Warentransport<br />

verantwortlich war.<br />

589) LLA RA 21/36: OA an Pfarrer Christoph Stöckler in Balzers: Er<br />

solle seinen Pfarrkindern erlauben, dass sie am heutigen Tag fahren<br />

dürfen, damit die Früchte nicht verspätet <strong>und</strong> beschädigt ankommen,<br />

22. Juli 1789.<br />

590) Siehe auch: S<strong>im</strong>onett, Verkehrserneuerung in Graubünden,<br />

S. 12.<br />

109


GESETZLICHE BESTIMMUNGEN WERDEN<br />

UNTERSCHIEDLICH INTERPRETIERT<br />

In Bezug auf Auslegung der gemeinsam vereinbarten<br />

Ordnungen gab es <strong>im</strong>mer wieder Streit<br />

zwischen Liechtenstein <strong>und</strong> Österreich. Besonders<br />

umstritten war die Frage, ob <strong>und</strong> für wen die Rodordnung<br />

auf der von Bregenz ausgehenden Rheinstrasse<br />

sowie auf der Arlbergstrasse denn nun<br />

gelten sollte.<br />

In einem Schreiben vom 27. Mai 1790 behauptete<br />

das Vogteiamt in Feldkirch, die Rodordnung von<br />

1781 würde nur für Transporte gelten, die von Lindau<br />

her bis Fussach auf dem Schiff <strong>und</strong> nachher<br />

auf dem Landweg weiter via Lustenau, Hohenems<br />

nach Feldkirch gelangten. Hingegen seien, so das<br />

Vogteiamt, die von Bregenz kommenden Waren<br />

nicht der Rodordnung unterworfen. Das Vogteiamt<br />

berief sich dabei auf Artikel 7 des besagten Vergleichs<br />

von 1781, welcher den Stracksverkehr von<br />

Fussach bis Chur regelte. (Die von Lindau ausgehenden<br />

Transporte bestanden hauptsächlich aus<br />

deutschen sowie - in entgegengesetzter Richtung -<br />

aus italienischen Waren.) Daraus leitete das Vogteiamt<br />

ab, dass der von Bregenz aus gehende Warenverkehr<br />

von dieser Ordnung nicht betroffen <strong>und</strong><br />

daher völlig frei wäre. 591<br />

Das Oberamt entgegnete<br />

sogleich, dass das so nicht st<strong>im</strong>mte <strong>und</strong> zitierte<br />

u. a. Artikel 7 der Ordnung von 1696, wonach alle<br />

Kaufmannsgüter <strong>und</strong> Früchte der Rod unterworfen<br />

waren. 592<br />

Eine Ausnahme bildete lediglich das über<br />

den Arlberg transportierte Salz sowie die für den<br />

eigenen Hausgebrauch beförderten Waren. 593<br />

Weiters<br />

beharrte das Oberamt auf dem Territorialprinzip.<br />

Folglich betonte das Oberamt Vaduz in einem<br />

weiteren Schreiben an das Vogteiamt Feldkirch:<br />

«Der Gr<strong>und</strong>satz, dass die neue Rodordnung de<br />

anno 1781 nur allein die Strass von Fussach bies<br />

Feldkirch, <strong>und</strong> die von Feldkirch durchs Fürstenthum<br />

Liechtenstein!,] keineswegs aber die von Bregenz<br />

nachher Feldkirch zum Gegenstand gehabt<br />

habet,] gehört alle mal nicht anher; denn das hiesige<br />

Oberamt hat sich ganz allein über die Strass<br />

von Feldkirch durchs Fürstenthum Liechtenstein<br />

einlassen können. ... ob auf der Strasse von Bre­<br />

110<br />

genz <strong>und</strong> Fussach bies Feldkirch eine oder keine<br />

Rhod eingeführt ist, das hat das hiesige Oberamt<br />

gar nichts beriehret.» 594<br />

Bezüglich Güterverkehr über den Arlberg berief<br />

sich das Vogteiamt Feldkirch auf Artikel 5 des Vergleichs<br />

von 1704. Dieser besagte, dass alles über<br />

den Arlberg kommende Salz <strong>und</strong> Kaufmannsgut<br />

von der Rod befreit war. 595<br />

Die Behörden in Vaduz<br />

verwiesen hier jedoch auf den Zusatz, welcher lautete,<br />

dass die Best<strong>im</strong>mungen jener Ordnung «nicht<br />

[für] ewig», sondern nur solange gelten würden,<br />

bis eine spätere, bessere, den veränderten Zeitumständen<br />

angepasste Ordnung eingeführt sei. 596<br />

In<br />

diesem Zusammenhang wies das Oberamt darauf<br />

hin, dass sich die Zeiten inzwischen doch geändert<br />

hatten: Es wurden neue Strassen gebaut; der <strong>im</strong><br />

Jahre 1704 noch bestehende Saumverkehr über<br />

den Arlberg sei nun durch den Fuhrverkehr abgelöst<br />

worden; heute könne man «mit zwey Pferden<br />

mehrer fortbringen als damals mit sechsen»;<br />

die Reisezeit wurde ebenfalls verkürzt <strong>und</strong> so komme<br />

man «in einem Tag weiters als ehemals in vieren.»<br />

Das Oberamt Vaduz zog aus all diesen Fakten<br />

den Schluss, dass die Rodordnung von 1704 <strong>im</strong><br />

ausgehenden 18. Jahrh<strong>und</strong>ert «keine billige Richtschnur<br />

mehr auf itzige Zeiten» sein konnte. 597<br />

-<br />

Leider jedoch wurde das Problemfeld des Arlbergverkehrs<br />

in den späteren Rodordnungen des 18.<br />

Jahrh<strong>und</strong>erts (die das Fürstentum Liechtenstein<br />

betrafen) nicht mehr angesprochen <strong>und</strong> schon gar<br />

nicht neu geregelt. (Diese Ordnungen von 1756,<br />

1765, 1781, 1782 <strong>und</strong> 1785 befassten sich lediglich<br />

mit der Regelung des Nord-Süd-Verkehrs auf der<br />

durch Graubünden, Liechtenstein <strong>und</strong> Österreich<br />

führenden Rheintalstrasse.) Die österreichischen<br />

Behörden hatten bezüglich Arlbergverkehr das<br />

Recht auf ihrer Seite, wenn sie sich hierbei auf<br />

Artikel 5 der Ordnung von 1704 beriefen (der ja nie<br />

ausdrücklich abgeändert oder ausser Kraft gesetzt<br />

wurde).


ÖSTERREICHISCHE FUHRLEUTE MISS-<br />

ACHTEN DIE RODORDNUNG<br />

Im Februar 1789 unternahm der Feldkircher Spediteur<br />

Peter Joseph Leone 598<br />

einen Einzelvorstoss<br />

zur Aushöhlung des Rodwesens. Er bat den Fürsten<br />

von Liechtenstein um die Gewährung von<br />

exklusiven Transportrechten. Leone wollte einmal<br />

wöchentlich mit einer nicht begrenzten Anzahl<br />

Stracksfuhrwerken durch <strong>liechtenstein</strong>isches Gebiet<br />

passieren. Nach eigenen Angaben 599<br />

hatte er<br />

gute Kontakte zu italienischen, bündnerischen,<br />

schweizerischen <strong>und</strong> tirolerischen Handels- <strong>und</strong><br />

Speditionshäusern, <strong>und</strong> es wäre ihm dadurch gelungen,<br />

beträchtliche Güter (u. a. Seide) über die<br />

neu errichtete Arlbergstrasse 600<br />

zu locken. Das<br />

Oberamt in Vaduz allerdings empfahl dem Fürsten,<br />

dieses Gesuch abzulehnen. Dies aus zwei Gründen:<br />

erstens, weil «die Spedition des Leone so beträchtlich<br />

nicht [sei]» <strong>und</strong> zweitens, weil eine Bewilligung<br />

dieses Ansuchens andere Händler zur Nachahmung<br />

ermuntern könnte. Falls noch mehr Spediteure<br />

eine Befreiung von der Rod beantragten,<br />

so würde die Rod «gänzlfich] über den Haufen<br />

[gelworfen». 601<br />

Die Vaduzer Behörden sicherten zu,<br />

dafür so zu sorgen, dass die Waren von Spediteur<br />

Leone gemäss Rodordnung korrekt transportiert<br />

werden, so dass dieser keinen Gr<strong>und</strong> zur Klage haben<br />

werde.<br />

Peter Joseph Leone stand offenbar in Kontakt<br />

mit mindestens einem Fuhrmann <strong>im</strong> Liechtensteiner<br />

Unterland. In einem an Landvogt Menzinger<br />

gerichteten Schreiben vom 5. Mai 1789 erwähnte<br />

er Johann Batliner 602<br />

aus Aspa, welchen er beauftragt<br />

hatte, seine «äusserst pressante ... Waar, die<br />

morgen absolute in Chur sein soll» zu laden <strong>und</strong><br />

dorthin zu führen. Leone wies darauf hin, dass<br />

diese Waren auf der Rod erst in vier Tagen in Chur<br />

ankommen würden. Besagter Johann Batliner würde<br />

sich nun weigern, diese Güter zu transportieren,<br />

da er Angst vor einer obrigkeitlichen Bestrafung<br />

hätte. Leone versuchte erfolglos, Landvogt Menzinger<br />

zu einer Ausnahmebewilligung für diese<br />

Fuhr zu bewegen. 603<br />

Bereits <strong>im</strong> erwähnten Schreiben,<br />

das dem Fürsten die Ablehnung des Gesuches<br />

DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />

LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />

empfohlen hatte, argwöhnte das Oberamt, dass der<br />

Feldkircher Spediteur nur <strong>im</strong> Auftrag des Johann<br />

Batliner handeln würde, <strong>und</strong> dass letzterer «sich<br />

biesher der Rhode beständig entgegen gesetzet<br />

hat». 604<br />

Am 6. Mai 1790 schliesslich informierte<br />

das Oberamt den Spediteur Leone, dass sein Gesuch<br />

vom Fürsten abgelehnt worden war. 605<br />

Landvogt Menzinger schrieb <strong>im</strong> Auftrag des<br />

Oberamtes regelmässig (teils recht ausführliche)<br />

Berichte an die Hofkanzlei in Wien, die manchmal<br />

sehr aufschlussreich über die aktuelle Situation <strong>im</strong><br />

Rodwesen berichteten. Die wichtigsten Passagen<br />

eines besonders wertvollen Dokuments sind <strong>im</strong><br />

Anhang (vgl. S. 163) wiederzugeben. 606<br />

Mit diesem<br />

sehr umfangreichen an den Landesfürsten adressierten<br />

Bericht umriss das Oberamt überblicksmäs-<br />

591) LLA RA 21/100: Vogteiamt an OA.<br />

592) LLA RA 21/104: OA an Vogteiamt Feldkirch. 5. Juni 1790.<br />

593) Ebenda. Zum Streit betreffend Güterverkehr über den Arlberg<br />

siehe weiter unten.<br />

594) LLA RA 21/155: OA an Vogteiamt Feldkirch, 5. Februar 1791.<br />

595) LLA RA 21/113, 30. Juni 1791.<br />

596) Ebenda. - Vgl. auch: LLA RA 20/18.<br />

597) Ebenda.<br />

598) Peter Joseph Leone (1722-1801), erfolgreicher Fabrikant,<br />

wurde am 4. Januar 1768 zum Feldkircher Stadtammann gewählt.<br />

Er kämpfte in dieser Position gegen die Zentralisierungsbestrebungen<br />

der Habsburger <strong>und</strong> für die alten Rechte der Stadt Feldkirch.<br />

Er wohnte in Feldkirch, Schmiedgasse, Haus Nr. 12.<br />

599) LLA RA 21/5: Schreiben von Peter Joseph Leone: datiert vom<br />

2. Februar 1789.<br />

600) Die Erbauung der Arlbergstrasse wurde 1782 beschlossen.<br />

1785 erfolgte ein (provisorischer) Teilausbau, 1824 stellte man die<br />

Strasse endgültig fertig. - Siehe auch: Bernhard, Vorarlberg<br />

1789-1801, S. 321.<br />

601) LLA RA 21/6: OA an Fürst, mit Beilage eines Auszugs aus dem<br />

Protokoll der Rodkonferenz in Feldkirch von 1781, o. D., aber sicher<br />

1789.<br />

602) Zu Johann(es) Batliner vgl. auch S. 89 sowie Anmerkung 469.<br />

603) LLA RA 21/30: Leone an Menzinger, 5. Mai 1789.<br />

604) LLA RA 21/6: Johann Batliner war «die einzige Triebfeder<br />

dieses Ansuchens».<br />

605) LLA RA 21/31, 6. Mai 1789.<br />

606) LLA RA 21/68. OA an Fürst, 10. Februar 1 790.<br />

111


sig die vielseitige Problematik <strong>im</strong> Rodwesen aus<br />

<strong>liechtenstein</strong>ischer Sicht. Einzelne wichtige Punkte<br />

seien hier zusammengefasst: Das Oberamt bek<strong>und</strong>ete<br />

ein starkes Misstrauen gegenüber österreichischen<br />

Amtsstellen (Vogteiamt Feldkirch <strong>und</strong> Kreisamt<br />

Bregenz). Diese würden aktiv auf die Zerstörung<br />

der Rodordnung hinwirken. Wenn schon<br />

die österreichischen Fuhrwerke den (keineswegs<br />

bequemeren) Weg über die Schweiz nähmen, so<br />

wäre es besser, die Rodordnung gänzlich aufzuheben,<br />

da die <strong>liechtenstein</strong>ischen Untertanen nun sowieso<br />

die Verdienstmöglichkeiten <strong>im</strong> Fuhrwesen<br />

verloren hätten. Trotzdem betonte das Oberamt<br />

sein Interesse an der Aufrechterhaltung des Rodwesens,<br />

da es für die Untertanen die beste Verdienstmöglichkeit<br />

darstellte <strong>und</strong> zudem eine protektionistische<br />

Funktion gegenüber österreichischen<br />

Kaufleuten, Fuhrleuten <strong>und</strong> Wirten ausübte.<br />

Aus dem Bericht spricht auch eine gewisse Angst<br />

vor Unruhen, weil das Oberamt - <strong>im</strong> Falle einer<br />

Preisgabe der Rodrechte - eine Sündenbockrolle<br />

übernehmen müsste <strong>und</strong> sich mit einem massiven<br />

Volkszorn konfrontiert sähe. - Die Hofkanzlei Wien<br />

antwortete auf diesen Bericht aus Vaduz, dass die<br />

Einhaltung der Rodordnung weiterhin oberste Priorität<br />

haben müsse: «Das Oberamt hat demnach<br />

ohne Weiteres sein Recht zu gebrauchen, <strong>und</strong> mittels<br />

zu verfügender Abladung <strong>und</strong> Ausspannung<br />

einiger die Rodordnung verletzender Fuhrwerke<br />

ein paar ernstliche Beispiele aufzustellen, sohin<br />

den Erfolg abzuwarten, <strong>und</strong> seinerzeit wieder einzuberichten.»<br />

607<br />

Um das Spannnungsfeld zwischen dem Feldkircher<br />

Faktor, den lokalen Rodmeistern <strong>und</strong> den<br />

Fuhrleuten genauer auszuleuchten, ist es lohnend,<br />

ein paar Jahre zurückzublenden. Vom 24. Januar<br />

1787 datiert ein ausführlicher, an das Oberamt in<br />

Vaduz adressierter Bericht des Feldkircher Hausmeisters<br />

Georg Anton Bachmann. 608<br />

Gemäss diesem<br />

Schreiben, das <strong>im</strong> Anhang (siehe S. 164) auszugsweise<br />

<strong>im</strong> Wortlaut abgedruckt ist, wurde Faktor<br />

Bachmann für seine verantwortungsvolle Arbeit<br />

- er verwaltete jährlich grosse Geldsummen -<br />

schlecht bezahlt. (Bachmann nannte keine Zahlen.)<br />

Er gab seiner Enttäuschung Ausdruck über den<br />

112<br />

Grossteil der Richter <strong>und</strong> Rodmeister, die seiner<br />

Ansicht nach nur den eigenen Gewinn sehen würden.<br />

Seinem Aufgebot zur Rodfuhr wurde - wie in<br />

zwei Fällen geschildert - keine pünktliche Folge<br />

geleistet. Bachmann nahm allerdings die Fuhrleute<br />

in Schutz. Die Einhaltung der Rodordnung sei<br />

schwierig geworden, da so viele Güter ausserhalb<br />

der Rod durchgeführt würden. Durch die Eröffnung<br />

der Arlbergstrasse hätten sich die Chancen für den<br />

Rodverkehr noch zusätzlich verschlechtert. Obwohl<br />

Bachmann (nach eigener Aussage) durch Missachtung<br />

der Ordnung bessere Verdienstmöglichkeiten<br />

hätte, sicherte er dem Rodwesen weiterhin seine<br />

Unterstützung zu.<br />

Das Jahr 1789 erbrachte eine Klage seitens der<br />

österreichischen Kornhändler sowie eine Gegenklage<br />

aus Liechtenstein. Es ging wiederum um Verstösse<br />

gegen die Rodordnung sowie um die unzuverlässige<br />

Beförderung von Rodwaren durch <strong>liechtenstein</strong>ische<br />

Fuhrleute. Der Balzner Hausmeister<br />

Egidius Nipp <strong>und</strong> sein Vorgänger Joseph Leonz<br />

hatten bestätigt, dass sie schriftliche Quittungen<br />

über zu spät gelieferte, beschädigte oder verschollene<br />

Waren ausstellten. Das Oberamt in Vaduz liess<br />

am 11. März verlauten, dass die Kornhändler ihre<br />

Klage innert 14 Tagen bei ihnen schriftlich einreichen<br />

müssten. Vaduz sicherte den Österreichern<br />

auch zu, dass Unordnungen <strong>im</strong> Rodwesen künftig<br />

abgestellt würden <strong>und</strong> dass Warentransporte künftig<br />

korrekt gemäss den vereinbarten Ordnungen<br />

vonstatten gehen sollten. Das Oberamt versprach<br />

ferner den Klägern Genugtuung, sofern ihre Klagen<br />

berechtigt wären.<br />

Es wäre naiv, zu glauben, dass das Oberamt in<br />

dieser Angelegenheit eine neutrale Behörde sein<br />

konnte, die eine gewisse Schiedsrichterfunktion<br />

hätte übernehmen können. Das Oberamt in Vaduz<br />

war natürlich der einen Seite, nämlich den einhe<strong>im</strong>ischen<br />

Fuhrleuten, verpflichtet <strong>und</strong> ergriff folglich<br />

deren Partei. Die Beamten in Vaduz warfen<br />

607) LLA RA 21/77: HKW an OA. 27. Febr. 1790, präsentiert am<br />

7. März 1790.<br />

608) LLA RA 20/43.


-tili** //'rv/H^Cii^-t. j


insbesondere dem Kornhändler Johann Baptist<br />

Kienz aus Lauterach vor, gegen die bestehende<br />

Ordnung mehrmals <strong>und</strong> bewusst Verstössen zu<br />

haben. Er fuhr, so ein oberamtliches Schreiben<br />

vom März 1789, <strong>im</strong> vergangenen Winter dre<strong>im</strong>al<br />

nacheinander ohne Erlaubnis mit Früchten durch.<br />

Kienz hätte den Pferden die Rollen 609<br />

abgenommen<br />

<strong>und</strong> er wäre jeweils in der Nacht durchgefahren.<br />

Das Oberamt berief sich auf den Weggeldeinzieher<br />

Johann Georg Matt als Zeugen. 610<br />

Das Vogteiamt Feldkirch informierte am 31.<br />

März 1789 die Behörden in Vaduz über verschiedene<br />

Klagen der Kornhändler Johann Baptist Kienz<br />

<strong>und</strong> Leonhard Eberle gegen das Land Liechtenstein.<br />

Kienz hatte bereits am 11. März geklagt, dass<br />

die ihm abgeladenen zwei Malter Früchte ordnungswidrig<br />

zu einem schlechten Preis (geringerer<br />

Betrag als der Einkaufspreis in Bregenz) verkauft<br />

worden wären. Er beteuerte, dass er das Korn nur<br />

bis Nendeln führen wollte, von wo aus es dann<br />

durch Johann Batliner 611<br />

aus Aspa weiter befördert<br />

werden sollte. Kienz wäre - so betonte er - nicht<br />

einmal bis Nendeln gefahren, sofern ein <strong>liechtenstein</strong>ischer<br />

Fuhrmann verfügbar gewesen wäre,<br />

der nach Feldkirch hätte kommen können, um dort<br />

zu laden <strong>und</strong> mit den Gütern wieder zurückzufahren.<br />

Johann Baptist Kienz kritisierte aber in erster<br />

Linie, dass von <strong>liechtenstein</strong>ischen Fuhrleuten<br />

übernommene Transportarbeiten schlecht ausgeführt<br />

wurden: Die Wagen würden bei Wind <strong>und</strong><br />

Regen stehen gelassen, während die Fuhrleute die<br />

längste Zeit <strong>im</strong> Wirtshaus sässen. Die Waren würden<br />

so verderben oder verloren gehen. Kienz bezifferte<br />

den dabei entstandenen Schaden auf 300 Gulden.<br />

- Leonhard Eberle beschwerte sich ebenso<br />

über einen mangelhaft ausgeführten Transport:<br />

Für die Vaduzer Mühle best<strong>im</strong>mtes Korn wurde offenbar<br />

nur bis Nendeln geführt; trotzdem aber<br />

würden die Fuhrleute den Lohn für die gesamte<br />

Strecke Feldkirch - Vaduz fordern. Beide Kornhändler,<br />

Kienz <strong>und</strong> Eberle, bestritten den Vorwurf<br />

der Liechtensteiner Rodfuhrleute, dass man diesen<br />

für Korntransporte schlechte, mit Heu verstopfte<br />

Säcke mitgegeben hatte. Die zwei Kornhändler<br />

gaben sogar zu Protokoll, dass neue Säcke verwen­<br />

114<br />

det wurden. Die Schuld lag, so Kienz <strong>und</strong> Eberle,<br />

bei den Fuhrleuten selbst, welche aus Unachtsamkeit<br />

teils ganze Säcke verschüttet hätten. 612<br />

Die<br />

Kornhändler könnten bei so einer schlechten Rodordnung<br />

nicht mehr bestehen <strong>und</strong> sie wären deshalb<br />

gezwungen, die Strasse durch Liechtenstein<br />

vollends zu verlassen <strong>und</strong> die Waren auf der<br />

Schweizer Seite durchzuführen.<br />

Die beiden Landammänner von Schellenberg<br />

<strong>und</strong> Vaduz kommentierten diese Vorwürfe <strong>und</strong><br />

Ereignisse wie folgt: In einem an das Oberamt gerichteten<br />

Brief vom 19. Mai 1789 nahmen Franz<br />

Joseph Nescher 613<br />

<strong>und</strong> Lorenz Tschetter die <strong>liechtenstein</strong>ischen<br />

Fuhrleute gegenüber den österreichischen<br />

Klägern in Schutz. Die Fuhrleute aus<br />

Liechtenstein konnten - so Nescher <strong>und</strong> Tschetter -<br />

nicht für verspätete Warentransporte verantwortlich<br />

gemacht werden, da oft sogar die Kornhändler<br />

die Güter nicht rechtzeitig <strong>im</strong> Kaufhaus in Feldkirch<br />

ablieferten. Durch Schlampereien des dortigen<br />

Hausmeisters würde es zu zusätzlichen Verzögerungen<br />

kommen. Ausserdem würde er die<br />

Fuhrleute zu kurzfristig für Warentransporte aufbieten.<br />

- Flier bezogen sich die Landammänner auf<br />

ein Ereignis <strong>im</strong> Januar 1789. Damals hatten die<br />

Fuhrleute ein Aufgebot aus Feldkirch zur Rodfuhr<br />

am späten Abend 614<br />

erhalten <strong>und</strong> sie hätten anderntags<br />

bereits um 9 Uhr in Balzers sein sollen.<br />

Ansonsten würde ihnen kein Fuhrlohn ausbezahlt.<br />

Infolge «sehr rauher» Witterung waren diese Fuhrleute<br />

gezwungen, in Schaan einen Vorspann mit<br />

fremden Pferden zu nehmen. 615<br />

- Die beiden Landammänner<br />

teilten ferner die Behauptung der<br />

Liechtensteiner Fuhrleute, dass die Rodgüter oft in<br />

schlechten, mit Heu verstopften Säcken, befördert<br />

wurden. Verantwortlich dafür war demnach der<br />

Hausmeister in Feldkirch, welcher den Fuhrleuten<br />

die Früchte in diesen schlechten Säcken zur weiteren<br />

Beförderung übergeben hatte.<br />

Zur Abwendung von weiteren Anständen <strong>im</strong><br />

Rodwesen ersuchte das Oberamt die Stadt Feldkirch<br />

bereits <strong>im</strong> Januar 1789, vorgedruckte Rodpolicen<br />

(Frachtbriefe) mit handschriftlich eingetragenen<br />

Angaben über Art <strong>und</strong> Menge der beförderten<br />

Güter austeilen zu lassen. Die Behörden in


Feldkirch waren mit diesem Vorschlag einverstanden,<br />

wollten aber, dass Liechtenstein die Druckkosten<br />

übernahm. Im Juni schliesslich überwies das<br />

Oberamt den Betrag von drei Gulden für h<strong>und</strong>ert<br />

Stück gedruckte Policen an die Stadt Feldkirch. 616<br />

Ein ähnlicher Vorstoss (zur Einführung von Rodpolicen)<br />

an die Adresse der Stadt Maienfeld scheiterte<br />

<strong>im</strong> Herbst desselben Jahres. Auf ein oberamtliches<br />

Schreiben antworteten die Maienfelder Behörden,<br />

dass es bei ihnen nicht üblich sei, Frachtbriefe auszustellen.<br />

Die Einführung von Rodpolicen wäre zu<br />

teuer <strong>und</strong> ausserdem würde die Stadt Chur für die<br />

aus Maienfeld kommenden Fuhren ebenfalls keine<br />

Frachtbriefe ausstellen. 617<br />

- Die Antwort aus Maienfeld<br />

kam erst fünf Wochen später. Dies lässt darauf<br />

schliessen, dass die bündnerischen Nachbarn<br />

kein Interesse hatten, in dieser Frage den Liechtensteinern<br />

entgegen zu kommen.<br />

In der Zwischenzeit war es zu einem erneuten<br />

Konflikt zwischen Liechtenstein <strong>und</strong> dem Feldkircher<br />

Hausmeister gekommen. Der Feldkircher Faktor<br />

Georg Anton Bachmann berichtete am Montag,<br />

den 12. Oktober 1789 dem Oberamt, dass er am<br />

Samstag 43 schwere Malter an Glarner Korn erhalten<br />

hatte, welche an jenem Montag in Trübbach<br />

hätten sein sollen. Wegen ungünstiger Witterung<br />

war es, so Bachmann, nicht möglich gewesen, diese<br />

Früchte sofort zu verschicken. Schliesslich hatte<br />

er erfolglos auf Sonntagabend, 6 Uhr, fünf Fuhrwerke<br />

aus Ruggell nach Feldkirch beordert. Er<br />

drohte damit, Fuhrleute aus Göfis mit dem Transport<br />

dieser Waren zu beauftragen, sofern die Ruggeller<br />

nicht pünktlich in Feldkirch zur Stelle<br />

wären. 618<br />

Das Oberamt vernahm in dieser Angelegenheit<br />

Richter Franz Joseph Oehry aus Ruggell.<br />

Dieser liess verlauten, dass Faktor Bachmann das<br />

Aufgebot für den Abend erst am Nachmittag gemacht<br />

hätte. Richter Oehry wies auf das für <strong>liechtenstein</strong>ische<br />

Fuhrleute geltende Sonntagsfahrverbot<br />

hin. Die Ruggeller Fuhrleute wären hingegen<br />

bereit gewesen, die Transporte in der Nacht auf<br />

Montag durchzuführen. Es erging unverzüglich<br />

eine oberamtliche Protestnote an Faktor Bachmann<br />

in Feldkirch. Dieser hätte die Ruggeller<br />

Fuhrleute absichtlich auf einen Sonntag <strong>und</strong> zeit­<br />

DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />

LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />

lich so knapp bestellt. Er wollte (gemäss oberamtlichem<br />

Urteil) damit nur erreichen, dass diese Fuhrleute<br />

den besagten Transport nicht übernehmen<br />

konnten. Überhaupt, so argwöhnte das Oberamt,<br />

arbeitete Bachmann nur darauf hin, den <strong>liechtenstein</strong>ischen<br />

Fuhrleuten das Rod<strong>fuhrwesen</strong> als Verdienstquelle<br />

gänzlich zu entziehen. 619<br />

Ein weiteres Problemfeld war infolge permanenter<br />

Übertretung der Rodordnung durch Fuhrleute<br />

aus dem Grossraum Feldkirch entstanden.<br />

Ein oberamtliches Schreiben vom 29. August 1789<br />

nannte als Übeltäter die Brüder Christian <strong>und</strong><br />

Flansjörg Pümpel aus Tisis sowie Makary Wohlwend<br />

aus Feldkirch. 620<br />

Den Gebrüdern Pümpel<br />

würde vorgeworfen, Früchte zu führen, obwohl<br />

ihnen bloss der Transport von Stückwaren bis<br />

Chur zustehen würde. Makary Wohlwend hingegen<br />

durfte Früchte transportieren, er unterliess es<br />

609) Pferdeschelle; kugelförmige Schelle mit einer beweglichen<br />

Kugel darin. Sie wurde auch als Türschelle verwendet. - Vgl.:<br />

Gr<strong>im</strong>m, Wörterbuch, Bd. 14. Sp. 1140.<br />

610) LLA RA 21/19: Oberamtliches Schreiben vom 11. März 1789.<br />

611) Zu Johann(es) Batliner siehe auch S. 89 sowie Anmerkung 469.<br />

612) LLA RA 21/36: Der Inhalt der Säcke teils ganz, teils zu 1.5<br />

Viertel verschüttet.<br />

613) Franz Joseph Näscher (Nescher) aus Gamprin (1745-1810),<br />

verheiratet mit Katharina Matt (1742-1812), Landammann von 1791<br />

bis 1803 (Angabe nach: Kaiser, Johann Baptist Büchel. S. 566). Ein<br />

Teil seiner Nachkommenschaft erwarb durch Kauf 185.3 das Bürgerrecht,<br />

von Mauren; vgl.: Stammbuch Mauren-Schaanwald. S. 141.<br />

614) LLA RA 21/32: «am Abent nachts».<br />

615) Ebenda. Trotz dieser Verstärkungsmassnahme gestaltete sich<br />

die Weiterfahrt äusserst schwierig.<br />

616) Mehrere Schreiben: LLA RA 21/13, LLA RA 21/15, LLA RA<br />

21/22, LLA RA 21/33-34.<br />

617) LLA RA 21/42: OA an Stadt Maienfeld, 29. August 1789. - LLA<br />

RA 21/43: Antwort aus Maienfeld vom 23. September 1789 gemäss<br />

altem Kalender bzw. 4. Oktober 1789 gemäss neuem Kalender. - Im<br />

Gegensatz zu Liechtenstein <strong>und</strong> Feldkirch verwendeten die Behörden<br />

in Graubünden teils noch bis 1812 den alten julianischen<br />

Kalender; vgl.: Grotefend. S. 27).<br />

618) LLA RA 21/44: Bachmann an OA, 12. Oktober 1789.<br />

619) LLA RA 21/46: OA an Faktor Bachmann in Feldkirch, 14. Oktober<br />

1789.<br />

620) LLA RA 21/40: OA an Magistrat Feldkirch, 29. August 1789.<br />

115


aber, diese Früchte ordnungsgemäss <strong>im</strong> Schaaner<br />

Kaufhaus abzuladen. Diese ordnungswidrigen<br />

Transporte durch Liechtenstein erfolgten jeweils<br />

nachts. 621<br />

Das Oberamt setzte sich sogleich mit den<br />

Feldkircher Amtsstellen in Verbindung, <strong>und</strong> zwar<br />

mit dem Vogteiamt (bezüglich den Gebrüdern Pümpel)<br />

<strong>und</strong> dem Magistrat (bezüglich Makary Wohlwend).<br />

Das erste an die Behörden in Feldkirch<br />

gerichtete Schreiben vom 29. August blieb unbeantwortet.<br />

Gleichzeitig wurde dem Hausmeister in<br />

Balzers - ebenso erfolglos - befohlen, den Gebrüdern<br />

Pümpel <strong>und</strong> dem Makary Wohlwend für unerlaubte<br />

Transporte keine Frachtbriefe mehr auszustellen.<br />

622<br />

Deshalb sah sich das Oberamt veranlasst,<br />

am 5. Dezember nochmals ein Schreiben an<br />

die beiden Feldkircher Amtsstellen sowie an den<br />

Balzner Hausmeister zu richten. 623<br />

Im Namen seines Vaters Leonz Frick nahm<br />

Franz Anton Frick am 11. Dezember 1789 zu den<br />

beiden oberamtlichen Schreiben Stellung. Gemäss<br />

seiner Aussage fuhren die verdächtigten Fuhrleute<br />

<strong>im</strong> Zeitraum August bis Dezember nur ein einziges<br />

Mal nachts mit Früchten nach Maienfeld. 624<br />

Am<br />

17. Dezember folgte dann ein Schreiben der Stadt<br />

Feldkirch mit der Versicherung, dass sie Makary<br />

Wohlwend für sein rodwidriges Verhalten gerügt<br />

hatten. Gleichzeitig bekräftigten die Feldkircher<br />

Behörden ihre Absicht, sich auch weiterhin für die<br />

Aufrechterhaltung des Rodwesens einzusetzen. 625<br />

Die obige Aussage von Franz Anton Frick Iässt<br />

zwei mögliche Schlussfolgerungen zu: Entweder<br />

bemerkten der Balzner Hausmeister <strong>und</strong> sein Sohn<br />

die österreichischen Fuhrleute bei ihren nächtlichen<br />

Fahrten durch Balzers oft gar nicht, oder sie<br />

ahndeten diese Verstösse gegen die Rodordnung<br />

nur äusserst lasch, was dem Balzner Hausmeister<br />

aber den Verdacht der Komplizenschaft mit den<br />

österreichischen Fuhrleuten eingehandelt hätte.<br />

Als wahrscheinlich gilt, dass die Anzahl der rodwidrigen<br />

Fuhren durch Liechtenstein <strong>im</strong>mer mehr<br />

zunahm; das Oberamt in Vaduz erhob in den<br />

darauf folgenden Jahren erneut Vorwürfe an die<br />

Adresse dieser <strong>und</strong> anderer Kornhändler <strong>und</strong><br />

Fuhrleute aus Österreich. Darüber wird später<br />

noch zu berichten sein.<br />

116<br />

Inzwischen wurden auch schon <strong>liechtenstein</strong>ische<br />

Verstösse gegen das Rodwesen gemeldet. 626<br />

Die Nichtbeachtung der Rodordnung durch <strong>liechtenstein</strong>ische<br />

Fuhrleute war vermutlich eine direkte<br />

Reaktion auf das Verhalten österreichischer<br />

Fuhrleute. Bereits <strong>im</strong> Januar 1790 beklagten sich<br />

Landammann Nescher, der Ruggeller Richter Franz<br />

Joseph Oehry sowie Rochus Fehr aus Eschen 627<br />

über Einhe<strong>im</strong>ische, die sich Verstösse gegen die<br />

Rodordnung zu Schulden kommen Hessen. 628<br />

So<br />

fuhren die Maurer Richter Mathias Marxer <strong>und</strong><br />

Michael Kaiser (ausserhalb der Rod) mit Salz nach<br />

Balzers. Die beiden Nendler Andreas Marxer 629<br />

<strong>und</strong> Michel Straub transportierten auf dieselbe Art<br />

Früchte nach Balzers. - Das Pikante an dieser<br />

Aufzählung ist, dass der Nendler Wirt Andreas<br />

Marxer noch <strong>im</strong> Jahre 1782 zum Oberrodmeister<br />

der Herrschaft Schellenberg best<strong>im</strong>mt worden war<br />

<strong>und</strong> dass nun sogar auch Richter <strong>und</strong> lokale Beamte<br />

der Ordnung <strong>im</strong> Rodwesen keine Beachtung<br />

mehr schenkten. Geschahen diese Übertretungen<br />

der Rodordnung aus purem Eigennutz? Oder war<br />

ihr Handeln nicht auch vom resignativen Gedanken<br />

<strong>und</strong> Glauben geprägt, dass das Rodwesen sowieso<br />

dem Untergang geweiht war?<br />

Auswärtige Spediteure wie Peter Joseph Leone<br />

(Feldkirch) <strong>und</strong> Johann Baptist Bavier (Chur) Hessen<br />

ihre Waren zunehmend ausserhalb der Rod<br />

transportieren. Das Oberamt in Vaduz stellte fest,<br />

dass so die Einführung der gedruckten Rodpolicen<br />

als Massnahme zur Stabilisierung des Rodwesens<br />

nichts mehr taugen konnte. Die <strong>liechtenstein</strong>ischen<br />

Behörden waren aber weiterhin bereit, für das<br />

Rodwesen zu kämpfen <strong>und</strong> sie beschlossen, in dieser<br />

Angelegenheit be<strong>im</strong> Vogteiamt in Feldkirch vorstellig<br />

zu werden. 630<br />

Fast gleichzeitig richtete das Oberamt ein<br />

Schreiben an den Churer Spediteur Johann Baptist<br />

Bavier, da dieser die Absicht hatte, 500 Fass Salz<br />

durch Liechtenstein führen zu lassen mit der ausdrücklichen<br />

Weisung, diese Ware nicht auf die Rod<br />

zu geben. Das Oberamt erinnerte Bavier daran,<br />

dass er an der Konferenz von 1781, an welcher die<br />

neue Rodordnung beschlossen wurde, ebenfalls<br />

anwesend war. Bavier erhielt eine oberamtliche


Verwarnung: Wenn er weiterhin den Plan hätte,<br />

dieses Salz ausserhalb der Rod zu führen, dann<br />

sähe man sich gezwungen, seinen Transport aufzuhalten<br />

<strong>und</strong> ihm die Waren abzuladen. 631<br />

Die<br />

Situation entspannte sich, als wenige Tage später<br />

ein Schreiben des k. u. k. Salzfaktors Karl Christian<br />

Gehring aus Feldkirch eintraf. Dieser schrieb, dass<br />

man die 500 Salzfässer doch auf die Rod geben<br />

würde, obwohl man dazu nicht verpflichtet wäre,<br />

weil das Salz über den Arlberg hergekommen<br />

war. 632<br />

Salzfaktor Gehring erhielt postwendend<br />

eine Antwort aus Vaduz. Landvogt Menzinger stellte<br />

fest, dass alles Salz auf die Rod gehören würde<br />

«es mag herkommen, wo es will». - Hier steht nun<br />

Aussage gegen Aussage. Es kann aber festgehalten<br />

werden, dass Salzfaktor Gehring <strong>im</strong> Recht <strong>und</strong><br />

Landvogt Menzinger <strong>im</strong> Unrecht war. Gehring<br />

konnte sich auf verschiedene (ältere) Rodordnungen<br />

berufen (1660, Punkt 4; 1696, Punkt 7 sowie<br />

1704, Punkt 5). Menzinger hatte vielleicht <strong>im</strong> Auge,<br />

dass in späteren Rodordnungen diese Frage nicht<br />

mehr angesprochen worden war. Wir haben aber<br />

gesehen, dass Best<strong>im</strong>mungen einer alten Ordnung<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich in Kraft blieben, sofern sie nicht<br />

durch ein neues Vertragswerk explizit abgeändert<br />

oder aufgehoben wurden.<br />

621) LLA RA 21/41: Actum Liechtenstein, den 29. August 1789.<br />

622) LLA RA 21/39: OA an Hausmeister in Balzers.<br />

623) LLA RA 21/47: OA an Vogteiamt <strong>und</strong> Magistrat in Feldkirch. -<br />

LLA RA 21/48-49: OA an Hausmeister in Balzers.<br />

624) LLA RA 21/50: Oberamtliche Note zur Stellungnahme des<br />

Balzner Hausmeisters.<br />

625) LLA RA 21/51: Stadt Feldkirch an OA. präsentiert am 20.<br />

Dezember 1 789.<br />

626) CA S U 144, 40/38a, datiert 1786: Sieben Fuhrleute aus<br />

Mauren <strong>und</strong> vier Fuhrleute aus Eschen-Nendeln führten ausserhalb<br />

der Rod Bregenzer Korn. Sie mussten je einen Gulden Geldstrafe<br />

bezahlen. Ausserdem mussten sie zwei Tage unentgeltlich Fuhren<br />

verrichten zum Bau des neuen Pfarrhofes in Mauren.<br />

627) Nachkommen des Richters Rochus Fehr (* 1737: t 1800)<br />

bewirteten das Gasthaus auf Rofaberg (vgl. Eschner Familienbuch.<br />

S. 78-81).<br />

628) LLA RA 21/54: Notiz von Landvogt Menzinger, 13. Januar<br />

1790.<br />

DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />

LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />

629) Zu Andreas Marxer siehe auch S. 89 sowie Anmerkung 468.<br />

630) Ebenda. - LLA RA 21/58: OA an Vogteiamt Feldkirch, datiert<br />

vom 22. Januar 1790.<br />

631) LLA RA 21/55: OA an Spediteur Bavier, datiert vom 18. Januar<br />

1790.<br />

632) LLA RA 21/57: Salzfaktor Gehring an OA, 22. Januar 1790.<br />

117


LIECHTENSTEINISCHE GEGENMASSNAHMEN<br />

GEPLANTE ERRICHTUNG EINER ZUSCHG AN<br />

DER ÖSTERREICHISCHEN GRENZE<br />

Einleitend muss hier vorausgeschickt werden, dass<br />

es in Schaanwald, nahe der österreichischen Grenze,<br />

bereits eine Zuschg gab. 633<br />

Schaanwald wird in<br />

den Rodordnungen jedoch nie als Ablade- beziehungsweise<br />

Umladestation genannt. Deshalb ist<br />

davon auszugehen, dass diese Zuschg eher als Warendepot<br />

für die lokalen Fuhrleute diente. Die <strong>im</strong><br />

folgenden Kapitel dargestellten Bemühungen zielten<br />

deshalb darauf ab, diese Schaanwälder (oder<br />

auch die ebenso bestehende Nendler) Zuschg zu<br />

einer richtigen Abladestation für den Gütertransit<br />

auszubauen.<br />

Gemäss Rodordnung von 1781 konnten österreichische<br />

Fuhrleute mit ihrem Korn <strong>und</strong> Salz bis<br />

Schaan, mit ihren Kaufmannswaren sogar bis Balzers<br />

fahren (vgl. S. 87, Punkt 5). Die <strong>liechtenstein</strong>ische<br />

Hauptstrasse wurde somit von einhe<strong>im</strong>ischen<br />

wie auch von österreichischen Rodfuhrwerken<br />

frequentiert. Folglich teilten beide Seiten den<br />

Verdienst <strong>im</strong> Transportwesen. Zumindest theoretisch<br />

war es auch so. Infolge der andauernden<br />

Missachtung der Rodordnung durch österreichische<br />

Rodfuhrleute gelangte das Oberamt am 14.<br />

April 1790 mit dem Vorschlag an den Fürsten, die<br />

Schaaner Zuschg an die <strong>liechtenstein</strong>isch-österreichische<br />

Grenze zu verlegen. Die Idee war nicht<br />

neu; denn bereits <strong>im</strong> Jahre 1651 hatte der Graf von<br />

Hohenems als damaliger Landesherr von Schellenberg<br />

<strong>und</strong> Vaduz damit gedroht, be<strong>im</strong> Schmelzhof<br />

in Schaanwald eine Zuschg zu errichten (vgl.<br />

S. 72 oben).<br />

Das Oberamt, das nun 1790 diesen Plan auf<br />

«Antrag» der Untertanen erneut aufgriff, 634<br />

argumentierte,<br />

dass eine Abladestation an der Grenze<br />

klare Verhältnisse schaffen würde. Damit wäre <strong>im</strong><br />

Rodwesen eine eindeutige territoriale Abgrenzung<br />

geschaffen. Österreichische Rodfuhrleute müssten<br />

ihre Waren bereits in Schaanwald abladen. Die<br />

Fuhrleute der Herrschaften Vaduz <strong>und</strong> Schellen­<br />

118<br />

berg wären die alleinigen Spediteure von Rodgütern<br />

auf <strong>liechtenstein</strong>ischen Strassen.<br />

Die Behörden in Vaduz erhofften sich von einer<br />

solchen Massnahme recht viel: Liechtenstein würde<br />

die alleinige Verfügungsgewalt über den Rodverkehr<br />

auf seinem Territorium gewinnen <strong>und</strong><br />

wäre dadurch nicht mehr auf den «Good-will» der<br />

Österreicher angewiesen. Für die Auszahlung der<br />

Fuhrlöhne wäre nicht mehr der Feldkircher Hausmeister,<br />

sondern eine Amtsstelle in Liechtenstein<br />

zuständig. Ausserdem könnten österreichische<br />

Kornhändler <strong>und</strong> Fuhrleute - gerade weil sie an<br />

der Grenze die Rodwaren abladen müssten - den<br />

<strong>liechtenstein</strong>ischen Fuhrleuten die Arbeit <strong>und</strong> den<br />

Verdienst nicht mehr wegnehmen. Letztere könnten<br />

die Rodgüter an der Grenze laden <strong>und</strong> wären<br />

somit nicht mehr gezwungen, nach Feldkirch zu<br />

fahren, um dort die ihnen zum Transport zustehenden<br />

Waren zu laden.<br />

In einem Schreiben der Hofkanzlei liess der<br />

Fürst aus Wien mitteilen, dass er einer Versetzung<br />

der Schaaner Zuschg an die Grenze nach Schaanwald<br />

(oder auch nach Nendeln) zust<strong>im</strong>men würde,<br />

jedoch müssten seine Untertanen selbst für dabei<br />

entstehende Kosten aufkommen. 635<br />

Im April 1791<br />

wurde erneut der Wunsch nach Errichtung einer<br />

Zuschg in Schaanwald geäussert. 636<br />

Ein <strong>im</strong> Juni<br />

desselben Jahres angefertigtes Gutachten kam aber<br />

zum Schluss, dass dieses Vorhaben mit zahlreichen<br />

Schwierigkeiten verb<strong>und</strong>en sei: Die Abladestation<br />

Schaanwald würde zu nahe bei Feldkirch liegen.<br />

Folglich «würde sich jederman darüber beschwehren,<br />

wenn [er] die Waren [zuerst] in Feldkirch <strong>und</strong><br />

dann an den hiesig. Gränzen in einer halben St<strong>und</strong>,<br />

oder, wenn man den Abstoss naher Nendlen übersetzen<br />

wollte, in einer St<strong>und</strong> wieder abladen sollte».<br />

637<br />

Ausserdem wäre (bei gleichzeitiger Aufhebung<br />

der Schaaner Abladestation) die Strecke von<br />

Schaanwald bis Balzers für diejenigen Fuhrleute,<br />

die nur mit Ochsenzügen unterwegs waren, zu<br />

weit. (Es folgt hier der Hinweis darauf, dass die<br />

Oberländer Fuhrleute «fast lauter» Ochsenzüge<br />

hielten.) 638<br />

Das Projekt scheiterte - vermutlich auch<br />

wegen zu hohen Kosten, die <strong>im</strong> Falle einer Verwirklichung<br />

entstanden wären.


Der Wunsch zur Errichtung einer Abladestation<br />

an der <strong>liechtenstein</strong>isch-österreichischen Grenze<br />

blieb aber auch in den folgenden Jahren bestehen.<br />

So forderten der Unterländer Landammann Johann<br />

Frick <strong>und</strong> Richter Johann Büchel aus Ruggell<br />

<strong>im</strong> Jahre 1808 erneut die vollkommene Abtrennung<br />

Liechtensteins von Österreich in Bezug auf<br />

das Rodwesen. Sie verlangten, dass be<strong>im</strong> Schmelzhof<br />

in Schaanwald oder in Nendeln alle Früchte.<br />

Stückwaren sowie das Salz abgeladen werden. 639<br />

Der geplante Bau einer neuen Zuschg in Schaanwald<br />

oder in Nendeln, womit die bisher bestehende<br />

Abladestation in Schaan zumindest in Frage gestellt<br />

wurde, rief die Gemeinden des Oberlands auf<br />

den Plan. In einem an das Oberamt gerichteten<br />

Schreiben verlangten die Gemeinden Schaan, Triesen<br />

<strong>und</strong> Vaduz die Beibehaltung des Warenabstosses<br />

in Schaan. 640<br />

Die Unterzeichneten stellten fest,<br />

dass ihre Fuhrleute «mit ihren schwachen Ochsenzügen»<br />

nicht <strong>im</strong> Stande wären, in einem Tag<br />

Waren vom Schmelzhof, von Schaanwald oder von<br />

Nendeln aus bis nach Balzers zu bringen. Die aufgewendete<br />

Zeit <strong>und</strong> der dabei gemachte Verdienst<br />

würden in keinem Verhältnis zueinander stehen.<br />

Die drei Oberländer Gemeinden erwähnten auch,<br />

dass sie für den Bau der Landstrasse einen weitaus<br />

grösseren Beitrag als die Unterländer geleistet hätten,<br />

<strong>und</strong> sie verlangten, dass man den Unterländer<br />

Fuhrleuten nicht auf Kosten des Oberlandes entgegen<br />

kommen dürfe. Den Gemeinden des Oberlandes<br />

wäre also mit der Beibehaltung der bisherigen<br />

Rodordnung <strong>und</strong> mit dem Abstoss in Schaan am<br />

besten gedient. 641<br />

Im Jahre 1808 hatte <strong>im</strong> bayerischen Herrschaftsgebiet<br />

- dazu gehörte von 1806 bis 1814<br />

auch Vorarlberg - das Rodwesen aufgehört zu existieren.<br />

Der Rahmen für eine gemeinsame Rodordnung<br />

zwischen der Region Feldkirch <strong>und</strong> Liechtenstein<br />

war damit endgültig nicht mehr gegeben.<br />

Rentmeister Ferdinand Adolf Smieth schlug daher<br />

dem Fürsten vor, die Errichtung einer neuen, nur<br />

das <strong>liechtenstein</strong>ische Territorium betreffenden<br />

Rodordnung in Erwägung zu ziehen. 642<br />

Deshalb<br />

sollte mit der Errichtung einer Zuschg in Schaanwald<br />

nicht mehr länger zugewartet werden. Smieth<br />

DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />

LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />

regte auch die Einrichtung einer Abladestation in<br />

Vaduz an (bei gleichzeitiger Auflösung der Schaaner<br />

Zuschg). Er wollte damit neue Streckenabschnitte<br />

<strong>im</strong> (nunmehr) <strong>liechtenstein</strong>ischen Rodwesen<br />

schaffen: Die erste Etappe umfasste die Strecke<br />

von Schaanwald bis Vaduz. Unterländer Fuhrleute<br />

sollten die Transporte auf dieser Strecke übernehmen.<br />

Von Vaduz aus würden dann Fuhrleute aus<br />

Schaan, Triesen <strong>und</strong> Vaduz diese Waren weiter bis<br />

zur Zuschg in Balzers transportieren. Davon ausgenommen<br />

waren aber Güter, die für den Weitertransport<br />

nach Trübbach best<strong>im</strong>mt waren. Diese<br />

sollten von Vaduz aus direkt bis an das Balzner<br />

bzw. Mälser Rheinufer gebracht werden.<br />

Dieser Vorschlag von Rentmeister Smieth hätte<br />

in der Praxis auch eine Trennung <strong>im</strong> Rodwesen<br />

zwischen Oberland <strong>und</strong> Unterland zur Folge gehabt.<br />

Das lag nicht <strong>im</strong> Interesse der Oberländer<br />

Fuhrleute; denn gemäss einem oberamtlichen Bericht<br />

verwendeten die Gemeinden Schaan, Triesen<br />

<strong>und</strong> Vaduz <strong>im</strong> Jahre 1808 nicht nur «schwache<br />

Ochsenzüge» 643<br />

, sondern besonders auch zwei-<br />

633) Vgl. Ausführungen auf'S. 58 oben.<br />

634) LLA HA 21/83: OA an Fürst, 14. April 1790.<br />

635) LLA RA 21/97: HKW an OA, 1. Mai 1790, präsentiert am 9. Mai<br />

1790.<br />

636) LLA RA 21/166: Oberamtliches Schreiben vom 14. April 1791.<br />

637) LLA RA 21/183: OA an HKW. 8. Juni 1791.<br />

638) Ebenda.<br />

639) LLA RA 21/585: Notiz von Landvogt Menzinger, 20. August<br />

1808.<br />

640) LLA RA 21/586: Unterzeichnet von den Richtern Thomas<br />

Krantz, David Boss <strong>und</strong> Joseph Sprenger. 6. September 1808.<br />

641) Ebenda.<br />

642) LLA RA 21/587. Rentmeister Smieth an Fürst. 13. September<br />

1808.<br />

643) Der Begriff «Ochse» wurde in der Liechtensteiner M<strong>und</strong>art<br />

wenig gebraucht. Bei Ochsen handelte es sich um «verschnittene<br />

Stiere». - Vgl. Frick, M<strong>und</strong>arten. S. 182.<br />

119


jährige Stiere 644<br />

für ihre Fuhrwerke. 645<br />

Deshalb<br />

wünschten die Oberländer Fuhrleute die Beibehaltung<br />

der alten Rodordnung, die es den Unterländer<br />

Fuhrleuten gestattete, ihre Rodwaren bis Balzers<br />

zu transportieren. Dies kann als Eingeständnis der<br />

Oberländer Fuhrleute interpretiert werden, dass<br />

sie selbst Mühe hatten, den Frachtverkehr auf der<br />

Strecke von Schaan <strong>und</strong> Vaduz nach Balzers alleine<br />

zu bewältigen.<br />

Interessant ist, dass das Oberland - dem Zeitgeist<br />

widersprechend - weiterhin auf die alte Rodordnung<br />

setzte (die den Feldkircher Rodfuhrleuten<br />

die Benützung <strong>liechtenstein</strong>ischer Strassen teilweise<br />

gestattete), während das Unterland eben diese<br />

alte Ordnung verwarf <strong>und</strong> sich vehement für die<br />

Absonderung von den vorarlbergischen Fuhrleuten<br />

aussprach. Offenbar hatte das Unterland <strong>im</strong>mer<br />

schon stärker als das Oberland unter den (österreichischen)<br />

Verstössen gegen die Rodordnung gelitten.<br />

Händler <strong>und</strong> Fuhrleute aus der unmittelbaren<br />

Nachbarschaft (Region Feldkirch) nahmen der<br />

näher gelegenen Landschaft (dem Unterland) eher<br />

die Arbeit <strong>und</strong> Verdienstmöglichkeit weg als der<br />

weiter entfernt gelegenen Landschaft (dem Oberland).<br />

Diese These ist auch eine mögliche Erklärung,<br />

warum zum Beispiel der Balzner Hausmeister<br />

sich eher halbherzig gegen solche Verstösse<br />

zur Wehr setzte, während <strong>im</strong> Unterland, speziell in<br />

Nendeln <strong>und</strong> in Schaanwald, rodwidrige Transporte<br />

viel häufiger gewaltsam aufgehalten <strong>und</strong> abgeladen<br />

wurden.<br />

DIPLOMATISCHE AKTIVITÄTEN ZUR WAHRUNG<br />

DES ZERFALLENDEN RODWESENS<br />

Am 1. Juni 1790 berichtete das Oberamt dem Fürsten,<br />

dass österreichische Fuhrleute ihre unerlaubten<br />

Warentransporte <strong>im</strong>mer noch fortsetzten. 646<br />

Dadurch würden die Fuhrleute des <strong>liechtenstein</strong>ischen<br />

Unterlands um ihren Verdienst gebracht.<br />

Das Oberamt wies dabei auf den wachsenden Unmut<br />

dieser Fuhrleute hin: «[Sie] waren hierüber so<br />

aufgebracht, dass wir zu thun hatten[,] Excesse zu<br />

verhindern». Die Behörden in Vaduz hatten inzwi­<br />

120<br />

schen <strong>im</strong> Einverständnis mit der Fürstlichen Hofkanzlei<br />

in Wien den Untertanen das Aufhalten <strong>und</strong><br />

Abladen von verbotenen Fuhrwerken ausdrücklich<br />

erlaubt. Ein Fall von zwei in Liechtenstein <strong>im</strong> Mai<br />

1790 beschlagnahmten Wagen provozierte einen<br />

regen Briefwechsel zwischen den Amtsstellen in<br />

Vaduz <strong>und</strong> Feldkirch. 647<br />

Das Oberamt betrachtete<br />

solche Massnahmen wie die Auflraltung unbefugter<br />

Transporte als wirkungsvolles Druckmittel, um<br />

die österreichischen Kornhändler <strong>und</strong> Fuhrleute<br />

zur Respektierung der Rodordnung zu bewegen.<br />

Längerfristig gesehen erwiesen sich diese Massnahmen<br />

jedoch als wirkungslos. Liechtenstein mit<br />

seinem eher bescheidenen politischen <strong>und</strong> wirtschaftlichen<br />

Gewicht sass <strong>im</strong> Vergleich zum österreichischen<br />

Kaiserstaat mit seiner straff organisierten<br />

zentralistisch ausgeprägten Bürokratie an<br />

einem viel kürzeren Hebel. Das Vogteiamt Feldkirch<br />

als Befehlsempfänger <strong>und</strong> als kleines, aber<br />

reibungslos arbeitendes Rädchen in dieser Maschinerie<br />

des absolutistischen Habsburgerreiches hatte<br />

kein Interesse daran, sich für die autonomen<br />

Transportrechte der Fuhrleute eines kleinen Rodbezirkes<br />

einzusetzen. Das Oberamt stellte in seinem<br />

Bericht an den Fürsten vom 1. Juni 1790<br />

(nicht zu unrecht) sogar fest, dass das Vogteiamt<br />

Feldkirch auf die Zerstörung des Rodwesens hinarbeitete.<br />

648<br />

Schwere Vorwürfe richtete Vaduz auch an die<br />

Adresse von Faktor Bachmann in Feldkirch: Er<br />

halte sich an keine Vorschriften <strong>und</strong> stelle unbefugten<br />

Fuhrleuten Frachtbriefe (Policen) aus, so dass<br />

deren illegales Handeln nicht mehr als solches<br />

erkennbar sei. 649<br />

Im Weiteren zeichnete das Oberamt<br />

Vaduz ein Bild des zunehmenden Zerfalls des<br />

Rodwesens: Im ersten Halbjahr 1790 fuhren demzufolge<br />

österreichische Fuhrleute mit über 500<br />

Malter an Früchten <strong>und</strong> ohne mit Frachtbriefen<br />

versehen zu sein durch das üechtensteinische Territorium.<br />

650<br />

Einhe<strong>im</strong>ische Fuhrleute, denen gemäss<br />

Rodordnung die Hälfte der von Feldkirch durch<br />

Liechtenstein gehenden Zentnerwaren zukommen<br />

sollte, hatten in dieser Zeit von 300 Fuhren nur<br />

noch etwa vier (!) erhalten. 651<br />

Folglich beanspruchten<br />

österreichische Fuhrleute die Transportrechte


für Stückwaren praktisch völlig für sich allein. Die<br />

<strong>liechtenstein</strong>ischen Fuhrleute waren in der Folge<br />

der Willkür ihrer Nachbarn weitgehend schutzlos<br />

ausgesetzt: «Weil zu Feldkirch aller Orten bald vor<br />

jedem Haus auf <strong>und</strong> abgeladen wird, jeder Kornhändler<br />

<strong>und</strong> Fuhrmann sein eigener Faktor ist <strong>und</strong><br />

der H[err] Bachmann selbst den jenseitigen zu<br />

Diensten stehet, so würde alles Gnade seyn, was<br />

die jenseitigen den hiesigen noch zukommen Hessen».<br />

65z<br />

Das Vaduzer Oberamt zeichnete hier ein<br />

völlig anderes Bild des Feldkircher Faktors, das mit<br />

seinem noch <strong>im</strong> Jahre 1787 gebotenen Selbstportrait<br />

(vgl. S. 164) nicht mehr viel Gemeinsamkeiten<br />

aufweist.<br />

Zu Beginn des Jahres 1791 verschlechterten<br />

sich die Chancen für die Aufrechterhaltung des<br />

lokalen Transportsystems noch zusätzlich; denn<br />

das Kreisamt in Bregenz als oberste Verwaltungsbehörde<br />

in Vorarlberg erteilte am 17. Januar den<br />

offiziellen Befehl, sämtliche über Bregenz laufende<br />

Handelswaren von der Rodordnung zu befreien. 653<br />

Die Stadt Feldkirch bedauerte offiziell (nach aussen<br />

hin) diesen Schritt <strong>und</strong> wies darauf hin, dass<br />

ihr Handlungsspielraum selbst eingeschränkt sei.<br />

Gleichzeitig gab Feldkirch seinem Hausmeister<br />

die Anweisung, für alle aus Bregenz kommenden<br />

Fuhrwerke Frachtbriefe auszustellen. 654<br />

Hier wird<br />

ersichtlich, dass das Vaduzer Oberamt seinen Vorwurf<br />

betreffend Ausstellung von Policen an unbefugte<br />

Fuhrleute nur bedingt an die Adresse des<br />

Feldkircher Hausmeisters richten durfte; denn<br />

Faktor Bachmann handelte hier - spätestens seit<br />

diesem Zeitpunkt - auf obrigkeitlichen Befehl.<br />

Im Kontakt (auch) mit anderen Amtsstellen wies<br />

das Oberamt in Vaduz stets darauf hin, dass es<br />

seine Aufgabe sei, landesfürstliche Rechte zu wahren<br />

<strong>und</strong> auf fürstliche Befehle hin zu handeln. 655<br />

Deshalb betonten die Behörden in Vaduz auch,<br />

dass eben durch die Missachtung der Rodordnung<br />

nicht nur den Fuhrleuten eine wichtige Verdienstmöglichkeit<br />

weggenommen wurde, sondern dass<br />

auf diese Weise auch ein Angriff auf die Rechte des<br />

Landesherrn stattfand. 656<br />

Angesichts der neuen<br />

veränderten Situation erstattete das Oberamt sogleich<br />

dem Fürsten einen Bericht <strong>und</strong> erhielt <strong>im</strong><br />

DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />

LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />

Antwortschreiben der Wiener Hofkanzlei den Auftrag,<br />

<strong>im</strong> Namen des Fürsten be<strong>im</strong> Kreisamt in Bregenz<br />

gegen die Missachtung der Rodordnung zu<br />

protestieren. 657<br />

Inzwischen hatten Johann Batliner 658<br />

aus Aspa<br />

sowie weitere Fuhrleute aus der Herrschaft Schellenberg<br />

daraufgedrängt, dass es ihnen erlaubt sein<br />

sollte, sich ausserhalb der Rod um Warentransporte<br />

zu bewerben. Sie beteuerten, dass sie dies nur<br />

solange tun wollten, bis wieder eine stabile Rodordnung<br />

hergesteilt sei. Ebenso glaubten sie, auf<br />

diese Weise verhindern zu könnten, dass der Verdienst<br />

<strong>im</strong> Fuhrwesen ausschliesslich fremden<br />

Fuhrleuten zugute komme. 659<br />

644) Ein allgemeiner Hinweis auf den Einsatz von (zum Teil auch<br />

grösseren) Stieren als Zugtiere von Fuhrwerken findet sich ebenda,<br />

S. 182 f. Hier heisst es: «Vor allem die Triesner hatten stolze Stiergespanne;<br />

es war eine Freude zu sehen, wie so zwei mächtig<br />

gehörnte vierjährige Stiere die schwerste Fuhre gemählich den<br />

steilen Weg in das Triesner Oberdorf hinaufzogen».<br />

645) LEA RA 21/588: OA an HKW. 19. September 1808.<br />

646) LLA RA 21/103: OA an Fürst.<br />

647) LLA RA 21/104 ff.: Das Vogteiamt Feldkirch bittet zwe<strong>im</strong>al um<br />

Rückgabe der beschlagnahmten Fuhrwerke.<br />

648) LLA RA 21/103.<br />

649) LLA RA 21/113: OA an Vogteiamt Feldkirch. 30. Juni 1790.<br />

650) Ebenda.<br />

651) LLA RA 21/104: 5. Juni 1790.<br />

652) LLA RA 21/113.<br />

653) LLA RA 21/144: Beilage zu einem an das OA gerichteten<br />

Schreiben der Stadt Feldkirch; vgl.: LLA RA 21/143.<br />

654) LLA RA 21/143: Schreiben des Magistrats Feldkirch an das OA.<br />

18.Januar 1791.<br />

655) LLA RA 21/113: OA an Vogteiamt Feldkirch, 30. Juni 1790.<br />

656) LLA RA 21/146: Stellungnahme des OA zu Händen der Landammänner<br />

der Herrschaften Vaduz <strong>und</strong> Schellenberg.<br />

657) LLA RA/148: OA an Fürst, 23. Januar 1791, <strong>und</strong> LLA RA<br />

21/158: Reskript der Hofkanzlei vom 9. Februar 1791.<br />

658) Zu Johann(es) Batliner vgl. auch S. 89 sowie Anmerkung 469.<br />

659) LLA RA 21/152: Schreiben o. D.. aber wahrscheinlich vom<br />

Januar 1791.<br />

121


Transporte ausserhalb der Rodordnung auch<br />

durch Unterländer Fuhrleute häuften sich offenbar.<br />

Jedenfalls liegt eine Notiz von Landvogt Menzinger<br />

vor, die auf dadurch entstandene <strong>und</strong> noch wachsende<br />

Spannungen zwischen Ober- <strong>und</strong> Unterland<br />

hinweist: «Die Händel <strong>und</strong> Uneinigkeiten[J welche<br />

sich einige Zeit her der Rod halber zwischen den<br />

Unterthanen der oberen <strong>und</strong> der unteren Herrschafft<br />

des Reichsfürstenthums Liechtenstein angesponnen<br />

haben, <strong>und</strong> leichtlich in gefährl.e Gewaltthätigkeiten<br />

ausbrechen könnten, sind zu wichtig[,]<br />

als dass man diesen tatenlos zuschauen könte. Man<br />

findet sich daher von Seite des ... Oberamts bemüssiget<br />

... zu Verhietung weitern Unheils [den Untertanen]<br />

in Hinkunfft nicht nur alle gewaltthätige<br />

Pfändungen, Zugriffe <strong>und</strong> Thätlichkeiten, sondern<br />

auch alle wörtl. Beleidigungen, <strong>und</strong> besonders das<br />

Ausföpeln aufs Schärfste zu verbiethen». 660<br />

Man ist<br />

versucht, hier von einer geographischen Verlagerung<br />

des Konflikts um das Rodwesen zu sprechen.<br />

Zuerst erfolgten Verstösse gegen die Rodordnung<br />

durch österreichische Fuhrleute, deren ungesetzliche<br />

Warentransporte in erster Linie die Unterländer<br />

Fuhrleute als unmittelbare Nachbarn in Zugzwang<br />

brachten. Sie mussten folglich handeln, sofern<br />

sie das Fuhrwesen als Einnahmequelle für<br />

sich behalten wollten. Die Fuhrleute der Herrschaft<br />

Schellenberg konnten entweder versuchen, die illegalen<br />

österreichischen Transporte aufzuhalten <strong>und</strong><br />

bei den zuständigen Behörden die Verstösse gegen<br />

das Rodwesen einzuklagen, oder aber selbst damit<br />

beginnen, ausserhalb der Rod Transporte zu übernehmen.<br />

Als sie feststellen mussten, dass die erste<br />

Massnahme nicht wirkungsvoll genug war, ergriffen<br />

sie zusätzlich noch die zweite Massnahme. Gerade<br />

weil die Abgrenzung der Rodbezirke nicht<br />

nach «nationalen» Kriterien erfolgte (österreichische<br />

Rodfuhrleute waren in Liechtenstein unterwegs,<br />

innerhalb Liechtensteins verkehrten Unterländer<br />

Fuhrleute auch <strong>im</strong> Oberland), fiel schliesslich<br />

das Rodwesen <strong>im</strong> Gebiet des Fürstentums<br />

Liechtenstein wie ein System von Domino-Steinen<br />

zusammen. Der Aushöhlung <strong>und</strong> schliesslichen<br />

Aufhebung des Rodsystems <strong>im</strong> österreichischen<br />

Vorarlberg folgte der Verfall des Rodwesens <strong>im</strong><br />

122<br />

<strong>liechtenstein</strong>ischen Unterland. Das wiederum hatte<br />

zur Folge, dass auch <strong>im</strong> Oberland die Tage des<br />

Rodwesens gezählt waren.<br />

Eine besondere Konfliktsituation war deshalb<br />

gegeben, weil in zwei benachbarten Herrschaftsgebieten<br />

unterschiedliche Transportsysteme vorherrschten.<br />

Dies kann mit einer «Gleichzeitigkeit<br />

des Ungleichzeitigen» treffend umschrieben werden.<br />

Der «moderne» zentralistische Beamtenstaat<br />

Österreich hatte spätestens <strong>im</strong> ausgehenden 18.<br />

Jahrh<strong>und</strong>ert Schluss gemacht mit den «veralteten»<br />

lokalen Transportrechten, die bisher durch das<br />

Rodwesen garantiert wurden. Das Fürstentum<br />

Liechtenstein wollte damals noch am Rodwesen<br />

festhalten. In der Praxis war aber um 1790 die<br />

Rodordnung auf der Strecke von Feldkirch bis nach<br />

Schaan bereits aufgehoben. Noch bis in die zwanziger<br />

Jahre des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts hielt sich die<br />

Rodordnung für den Streckenabschnitt von Schaan<br />

bis Balzers. 661<br />

Das Nebeneinander von Rodverkehr<br />

<strong>und</strong> «freiem» Verkehr musste zwangsläufig<br />

zu Konflikten <strong>und</strong> Rivalitäten führen, zuerst zwischen<br />

Österreich <strong>und</strong> Liechtenstein, später (zeitweilig)<br />

auch innerhalb des Fürstentums zwischen<br />

Oberland <strong>und</strong> Unterland.<br />

Es muss an dieser Stelle die <strong>im</strong> Kapitel Gr<strong>und</strong>lagen<br />

des Fuhrwesens (vgl. S. 17-54) dargestellte<br />

Entwicklung des Verkehrswesens etwas genauer<br />

hinterfragt werden. Natürlich war der Rodverkehr<br />

nicht denkbar ohne die Schaffung beziehungsweise<br />

das Vorhandensein von Wegen <strong>und</strong> Verkehrsverbindungen.<br />

Vielleicht war aber gerade das Säumerwesen<br />

diejenige Form des Warentransports,<br />

die dem System des lokalen Etappenverkehrs am<br />

ehesten entsprach. (Ein Säumer konnte mit seiner<br />

Ware - auch wenn er ein Lasttier bei sich hatte -<br />

naturgemäss zu Fuss nur eine begrenzte Strecke<br />

zurücklegen <strong>und</strong> musste dann die für einen entfernteren<br />

Ort best<strong>im</strong>mte Ware einem anderen Säumer<br />

übergeben.) So gesehen stellte jeder Ausbau<br />

eines Handelswegs zu einer (ständig) befahrbaren<br />

Strasse das Rodwesen in Frage, weil er den Stracksverkehr<br />

begünstigte <strong>und</strong> folglich den langsameren<br />

Etappenverkehr mehr <strong>und</strong> mehr ins Abseits stellte.<br />

Dieser Argumentation folgt auch S<strong>im</strong>onett, der sich


in seiner Studie hauptsächlich auf die Situation in<br />

Graubünden bezog: «Es bestand bis anfangs des<br />

19. Jahrh<strong>und</strong>erts ein (zunehmend prekärer werdendes)<br />

Gleichgewicht vor allem zwischen den<br />

beiden wichtigsten am Transport beteiligten Interessengruppen,<br />

den Porten [= Zuschgen plus Rodfuhrleute]<br />

<strong>und</strong> den Speditoren [Kaufleuten]. Der<br />

B<strong>und</strong>estag als oberste gesamtstaatliche Behörde<br />

beschränkte sich weitgehend darauf, diesen Status<br />

Quo zu überwachen <strong>und</strong> gegen allzu krasse Missbräuche<br />

(wenig erfolgreich) einzuschreiten. Erst<br />

der Bau einer durchgehend fahrbaren Strasse<br />

konnte dieses prekäre Gleichgewicht so erschüttern,<br />

dass verb<strong>und</strong>en mit einem gewissen Machtgewinn<br />

der zentralen Behörden eine gr<strong>und</strong>legende<br />

Änderung der Transitordnung durchgesetzt werden<br />

konnte». 662<br />

Liechtenstein stand noch <strong>im</strong> Jahre 1791 mit<br />

seinen Bemühungen um den Erhalt des Rodwesens<br />

nicht alleine da. Vom 23. Januar 1791 datiert ein<br />

Schreiben der Stadt Maienfeld, in welchem diese<br />

Bündner Ortschaft gegen die vielen Durchfahrten<br />

unberechtigter Strackswagen protestierte. 663<br />

Dieses<br />

erhöhte Verkehrsvolumen stand vermutlich in Zusammenhang<br />

mit dem sechs Tage zuvor erfolgten<br />

Entscheid des Kreisamtes Bregenz, alle durch ihre<br />

Stadt durchlaufenden Waren ausserhalb der Rodordnung<br />

zu befördern (vgl. S. 121). Unter dem Eindruck<br />

der ergebnislosen Kontakte zwischen den<br />

Amtsstellen in Vaduz <strong>und</strong> Feldkirch beziehungsweise<br />

Bregenz erteilte die Hofkanzlei dem Oberamt<br />

in Vaduz den Auftrag, sich zwecks Beilegung der<br />

Differenzen <strong>im</strong> Rodwesen an das k. u. k. Landesgubernium<br />

in Innsbruck zu wenden. 664<br />

Das Landesgubernium,<br />

die für Vorderösterreich zuständige<br />

höhere Verwaltungsbehörde, konnte - so hoffte das<br />

Oberamt - vielleicht auf die untergeordneten Beamten<br />

in Bregenz <strong>und</strong> Feldkirch einen beschwichtigenden<br />

Einfluss ausüben. Am 18. April erfolgte<br />

schliesslich <strong>im</strong> Namen des Fürsten von Liechtenstein<br />

ein Schreiben nach Innsbruck. Das Oberamt<br />

schilderte dem Landesgubernium die Problematik<br />

des Rod- <strong>und</strong> Fuhrwesens einmal mehr aus <strong>liechtenstein</strong>ischer<br />

Sicht:<br />

DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />

LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />

«... das hiesige Land hat wie andere bergige<br />

Länder wegen den Alpen ... grossen Waidgang <strong>und</strong><br />

viel Vieh <strong>und</strong> da der Ackerbau ... nur klein ist,<br />

<strong>und</strong> wenig Arbeit erfordert: So verlegen sich die<br />

Leute so stark auf das Fuhrwesen, dass man <strong>im</strong>mer<br />

zehen Fuhrleute für einen haben kann, dere<br />

jeder wohlfeiler führt als der andere, nur um Verdienst<br />

zu bekommen. Diesen Umstand wissen die<br />

Faktoren in dem benachbarten Feldkirchischen<br />

<strong>und</strong> Bregenzischenen so gut zu benutzen, dass<br />

die hiesigen Unterthanen grossen theils dabei) zu<br />

gründe gehen, wenn nicht die Obrigkeit Ordnung<br />

<strong>und</strong> Billigkeit dabei) zu erhalten suchet. Dieses ist<br />

die Ursache, warum man hier seit Jahrh<strong>und</strong>erten<br />

Rodordnungen aufzuweisen hat, welche, nachdem<br />

es Zeit <strong>und</strong> Umstände erforderten, zerschieden<br />

sind.» 665<br />

Weiters wurden die Best<strong>im</strong>mungen der Rodordnung<br />

von 1781 dargelegt, verb<strong>und</strong>en mit Klagen<br />

über österreichische Kornhändler, welche diese<br />

Ordnung ständig missachteten.<br />

Ohne eine Antwort aus Innsbruck abzuwarten,<br />

wurden die Bemühungen um eine gütliche Einigung<br />

<strong>im</strong> Streit um das Rodwesen auf lokaler Ebene<br />

fortgesetzt. Am 7. Mai fand auf der Schattenburg in<br />

Feldkirch eine Konferenz zum Rodwesen statt.<br />

Daran beteiligt waren Vertreter der Herrschaft<br />

Feldkirch <strong>und</strong> des Fürstentums Liechtenstein. 666<br />

Hierbei wurde die alte Rodordnung von 1781 für<br />

660) LLA RA 21/164: Notiz von Landvogt Menzinger vom 4. April<br />

1791.<br />

661) Ospelt, Wirtschaftsgeschichte, S. 332.<br />

662) S<strong>im</strong>onett, Verkehrserneuerung in Graubünden, S. 15.<br />

663) LLA RA 21/151: Maienfeld an OA Vaduz.<br />

664) LLA RA 21/165: HKW an OA, 9. April 1791.<br />

665) LLA RA 21/167: Land Liechtenstein an Landesgubernium<br />

Innsbruck, 18. April 1791.<br />

666) LLA RA 21/173-175. Teilnehmer aus Liechtenstein waren<br />

Landvogt Menzinger, Rentmeister Fritz, für die obere Herrschaft<br />

Landammann Lorenz Tschetter <strong>und</strong> Richter Ferdinand Rheinberger,<br />

für die untere Landschaft Landammann Franz Joseph Nescher <strong>und</strong><br />

Richter Franz Joseph Oehry.<br />

123


die Rheinstrasse von Fussach (via Bauern) nach<br />

Feldkirch bestätigt, der Konflikt bezüglich der Bregenzer-<br />

<strong>und</strong> der Arlbergstrasse blieb jedoch ungelöst.<br />

Für die beiden letzteren Routen war nach<br />

Aussage des Feldkircher Vogteiverwalters Gugger<br />

von Staudach nicht seine Behörde, sondern das<br />

Kreisamt in Bregenz zuständig. 667<br />

Diese Konferenz vom Mai 1791 schien doch eine<br />

gewisse Entspannung <strong>im</strong> Streit um das Rodwesen<br />

gebracht zu haben. Im Anschluss an diese Verhandlungen<br />

unterstrich das Vogteiamt Feldkirch,<br />

dass die Unterländer Fuhrleute wieder vollständig<br />

ihre Rechte zum Transport der Stückwaren erhalten<br />

hätten. 668<br />

Die Behörden in Vaduz hegten sodann<br />

den euphorischen Gedanken, dass das von<br />

Hall <strong>im</strong> Tirol in die Schweiz transportierte Salz,<br />

welches man bisher grösstenteils über den Bodensee<br />

befördert hatte, künftig durch Liechtenstein geführt<br />

werden könnte. Das Vaduzer Oberamt rechnete<br />

in einem solchen Fall mit einem Anstieg der<br />

Zolleinnahmen <strong>und</strong> einem «beträchtlichen» Nutzen<br />

für die Untertanen. 669<br />

Das friedliche Einvernehmen war jedoch nur<br />

von kurzer Dauer. Bereits <strong>im</strong> August 1791 beschwerten<br />

sich Unterländer Fuhrleute über die beiden<br />

Feldkircher Hausmeister Bachmann <strong>und</strong> Flosp,<br />

welche ihnen den Lohn für getätigte Warentransporte<br />

vorenthalten würden. 670<br />

Die Situation hatte<br />

sich verschl<strong>im</strong>mert, als <strong>im</strong> November das Oberamt<br />

in dieser Angelegenheit be<strong>im</strong> Vogteiamt in Feldkirch<br />

(erneut) vorstellig wurde. Das Oberamt wies<br />

darauf hin, dass die Feldkircher Hausmeister <strong>und</strong><br />

weitere österreichische Kornhändler nun schon ein<br />

halbes Jahr den Unterländer Fuhrleuten den schuldigen<br />

Lohn vorenthielten. 671<br />

In Zusammenarbeit mit dem zuständigen Salzfaktor<br />

(Martin Hosp) in Feldkirch versuchte Liechtenstein,<br />

wenigstens <strong>im</strong> Bereich der Salztransporte<br />

zu einer Verständigung zu gelangen. Der Salzfaktor<br />

traf <strong>im</strong> Oktober 1791 mit dem Fürstentum diesbezüglich<br />

eine Abmachung. Demzufolge sollten<br />

beide Teile Liechtensteins das ihnen zustehende<br />

Salzquantum unter sich aufteilen. Er selber soUte<br />

das Aufgebot zum Warentransport machen. Der<br />

Salzfaktor beabsichtigte, den Fuhrleuten entweder<br />

124<br />

zehn, zwölf oder 15 Zentner Wiener Gewicht aufzuladen.<br />

Er versprach den <strong>liechtenstein</strong>ischen Fuhrleuten,<br />

pro Zentner zwölf Kreuzer für die Strecke<br />

von Feldkirch nach Balzers sowie acht Kreuzer für<br />

die Strecke von Balzers nach Maienfeld zu bezahlen.<br />

Allerdings stellte Salzhausmeister Hosp einige<br />

Bedingungen: Die Salztransporte mussten stracks<br />

von Feldkirch bis Balzers durchgeführt werden.<br />

(Von dort erfolgte die Weiterbeförderung nach<br />

Maienfeld durch Balzner Fuhrleute.) Die Fuhrleute<br />

sollten ihre Wagen «ordentlich mit Streue <strong>und</strong><br />

Decken oder Piachen versorgen». 672<br />

Im Dezember 1791 berichtete das Oberamt dem<br />

Fürsten in Wien, dass <strong>im</strong> Kampf um den Erhalt<br />

der Rodordnung Erfolge erzielt wurden. So hatten<br />

offenbar auch die <strong>liechtenstein</strong>ischen Massnahmen<br />

(wie die Aufhaltung der rodwidrigen Fuhren) den<br />

Österreichern einen gewissen Respekt eingeflösst.<br />

Jedenfalls sprach das Oberamt davon, dass «die<br />

Rohd in ungleich besseres Geleis gebracht [worden<br />

sei]; indem wir den Kornhändlern ihre Begriffe <strong>und</strong><br />

Gross Sprechereyenf,] sie seyen k: k: Unterthanen<br />

<strong>und</strong> haben dem hiesigen Oberamt gar nichts nachzufragen,<br />

herunter gestirnt haben». 673<br />

Ferner teilte<br />

das Oberamt dem Fürsten mit, dass Maienfeld<br />

damit begonnen hatte, fremde Stracksfuhren nicht<br />

mehr passieren zu lassen. Maienfeld hoffte, so das<br />

Oberamt, dass die Behörden in Vaduz mit ihnen<br />

«gemeinsame Sache» machen <strong>und</strong> diese Stracksfuhrwerke<br />

ebenfalls aufhalten würden. 674<br />

Vaduz<br />

hatte Maienfeld gegenüber versichert, zu allen<br />

nachbarschaftlichen Diensten bereit zu sein, aber<br />

Liechtenstein konnte - nach oberamtlicher Darstellung<br />

- aufgr<strong>und</strong> der engen Beziehungen der Fürstlichen<br />

Familie zum Haus Habsburg nichts Eigenmächtiges<br />

unternehmen, das gegen österreichische<br />

Interessen Verstössen würde. - Somit wird auch<br />

klar, warum das Oberamt stets die fürstliche Zust<strong>im</strong>mung<br />

einholte, bevor es irgendwelche Massnahmen<br />

gegen österreichische Kornhändler ergriff.<br />

- Trotz mancher (bescheidener) Erfolge musste das<br />

Oberamt in seinem Bericht an den Fürsten feststellen,<br />

dass «die Kaufmannsgüter <strong>und</strong> das Salz [<strong>im</strong>mer]<br />

noch vielfältig ausser der Rohd spediret» werden.<br />

675


667) LLA RA 21/175: Notiz von Landvogt Menzinger, 7. Mai 1 791.<br />

668) LLA RA 21/184: Vogteiamt an OA, 10. Juni 1791.<br />

669) LLA RA 21/183: OA an HKW. - In ihrem Antwortschreiben vom<br />

22. Juni 1791 (LLA RA 21/191) lobte die HKW das OA für die Fortschritte,<br />

die in Bezug auf die Beseitigung von Missständen <strong>im</strong> Rodwesen<br />

erziehlt worden waren.<br />

670) LLA RA 21/200: Mitteilung des OA an das Vogteiamt Feldkirch.<br />

671) LLA RA 21/225: OA an Vogteiamt Feldkirch, 1. November<br />

1791.<br />

672) LLA RA 21/218, 12. Oktober 1791. Unterzeichnet von Lorenz<br />

Tschetter, Franz Joseph Nescher, Martin Hosp, Xaver Frick, Fidel<br />

Frick, Rochus Fehr, Mathis Marxer <strong>und</strong> Franz Joseph Oehry. Die<br />

Gemeinden Triesen <strong>und</strong> Vaduz protestierten gegen diese Abmachung.<br />

Vermutlich war ihnen der Weg nach Feldkirch, wo sie das<br />

Salz abholen mussten, zu weit <strong>und</strong> zu beschwerlich. -<br />

Vgl: LLA RA 21/223, 27. Oktober 1791.<br />

673) LLA RA 21/248: OA an Fürst, 10. Dezember 1791.<br />

674) Ebenda, «causa communem» <strong>im</strong> Originaltext.<br />

675) Ebenda.<br />

DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />

LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />

Ansicht der Stadt Feldkirch.<br />

Die gedeckte Holzbrücke<br />

über die III war bis<br />

ins späte 19. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

die einzige Verkehrsverbindung<br />

zwischen der<br />

Stadt <strong>und</strong> der südlich<br />

davon gelegenen Gemeinde<br />

Tisis. Über diese<br />

Brücke passierten auch<br />

zahlreiche Fuhrleute aus<br />

Liechtenstein, welche<br />

Waren in Feldkirch abholten<br />

<strong>und</strong> bis Schaan oder<br />

Balzers weiter beförderten<br />

125


Eine ebenfalls <strong>im</strong> Dezember 1791 in Feldkirch<br />

stattfindende erneute Konferenz bestätigte die Rodordnung<br />

von 1781 <strong>im</strong> Wesentlichen. Es gelang den<br />

Delegierten aus Lindau, Feldkirch, Vaduz, Maienfeld<br />

<strong>und</strong> Chur jedoch nicht, die Anstände <strong>im</strong> Rodwesen<br />

tatsächlich zu beseitigen. Interessant ist<br />

eine an dieser Konferenz beschlossene Vereinbarung<br />

betreffend das Gewicht der Strackswagen. Die<br />

Höchstmarke wurde auf 45 Zentner (Nürnberger<br />

Gewicht) festgesetzt, wobei Graubünden auch damit<br />

einverstanden war, für jene Wagen, «die auf<br />

das weite Geleiss eingerichtet» waren, eine erhöhte<br />

Gewichtsl<strong>im</strong>ite von 50 Zentner zu bewilligen. 676<br />

Dies ist (gemäss bisherigen Recherchen) das einzige<br />

Aktenstück aus dem Bestand des Liechtensteinischen<br />

Landesarchivs, in welchem der Unterschied<br />

zwischen schmalen <strong>und</strong> breiten Waagen thematisiert<br />

wird. Zwar differenzierten die verschiedenen<br />

Liechtenstein betreffenden Rodordnungen bei den<br />

Fuhrwerken in Bezug auf die Anzahl an Pferden,<br />

aber Streitereien bezüglich Wagenbreite, wie sie<br />

zwischen den Ständen Bern <strong>und</strong> Luzern ausgetragen<br />

wurden (vgl. S. 22 sowie Anmerkung 63), gab<br />

es zwischen Liechtenstein <strong>und</strong> einer angrenzenden<br />

Region keine. Ein Gr<strong>und</strong> dafür ist vermutlich darin<br />

zu sehen, dass der Modernisierungsschub <strong>im</strong><br />

Strassenbau in der Region Rheintal erst viel später<br />

als beispielsweise <strong>im</strong> Kanton Bern einsetzte.<br />

Liechtenstein <strong>und</strong> das benachbarte Österreich<br />

gerieten zwar nicht in Konflikt bezüglich Achsenbreite<br />

ihrer Fuhrwerke, aber die Differenzen <strong>im</strong><br />

Rodwesen waren dennoch von durchaus handfester<br />

Art. Im April 1792, vier Monate nach der letzten<br />

Konferenz, erging wieder einmal ein oberamtliches<br />

Protestschreiben an die Adresse des Vogteiamts<br />

Feldkirch. Die österreichischen Fuhrleute Johann<br />

König (aus Bangs) <strong>und</strong> Georg Pümpel (aus Tisis)<br />

hatten sich laut oberamtlicher Darstellung erdreist,<br />

gewaltsam mit ihren Früchten in Nendeln durchzufahren<br />

<strong>und</strong> dabei den dortigen Rodaufseher mit<br />

Schlägen zu misshandeln. Deshalb forderte Vaduz<br />

die Behörden in Feldkirch auf, die beiden Übeltäter<br />

zu verhaften <strong>und</strong> dem Oberamt in Vaduz zwecks<br />

Gerichtsverhandlung auszuliefern. 677<br />

Der Unterländer<br />

Landammann Franz Joseph Nescher <strong>und</strong> der<br />

126<br />

Rodaufseher Jakob Fehr gaben hierzu weitere Details<br />

zu Protokoll. Demnach hatte Johann König<br />

den Rodaufseher «angefallen <strong>und</strong> ihm sein Flor am<br />

Hals zerrissen». 678<br />

Während der Gerichtsverhandlung<br />

in Vaduz leugnete Johann König die Tat <strong>und</strong> er<br />

gab seine Version von der Geschichte: «Der Fehr<br />

habe ihn zuerst in einen Graben hinunter gestossen,<br />

<strong>und</strong> er habe nichts anderes gethan als denselben<br />

auf die Seite gedrückt; damit er seines Wegs<br />

weiter könne». 679<br />

Ferner erklärte Johann König,<br />

dass er nicht wusste, dass es sich bei Jakob Fehr<br />

um den Rodaufseher gehandelt hatte. Landammann<br />

Franz Josef Nescher <strong>und</strong> Rodaufseher Jakob<br />

Fehr nannten Johann H<strong>und</strong>ertpf<strong>und</strong> als Zeugen,<br />

der das «ungebührliche Verhalten» des Johann König<br />

belegen könnte, <strong>und</strong> sie erhielten schliesslich<br />

Recht. Das Gericht verurteilte die Fuhrleute König<br />

<strong>und</strong> Pümpel. Diese mussten 41 Kreuzer an Unkosten<br />

<strong>und</strong> zusätzlich eine Busse von je zwei Gulden<br />

<strong>und</strong> 45 Kreuzern entrichten. 680<br />

Anstände <strong>im</strong> Fuhrwesen gab es aber nicht nur<br />

mit der österreichischen Nachbarschaft, sondern<br />

auch innerhalb des Landes Liechtenstein. Im Oktober<br />

1792 erhoben Landammann Lorenz Tschetter<br />

<strong>und</strong> die Vorsteher von Schaan <strong>und</strong> Vaduz eine Beschwerde<br />

gegen die Gemeinde Balzers. Sie warfen<br />

den Balznern vor, dass sich diese <strong>im</strong> Rodwesen<br />

«ganz bequem» halten <strong>und</strong> oft erst nach dem dritten<br />

oder vierten Aufgebot die Waren weiter transportieren<br />

würden. Dies sei eine schlechte Werbung<br />

für die <strong>liechtenstein</strong>ische Landstrasse; denn so erfolgten<br />

zuerst Klagen über verspätete Warentransporte<br />

<strong>und</strong> schliesslich würde «der Kommerzialzug<br />

von der hiesigen Strasse abgetrieben». 681<br />

Aufgr<strong>und</strong><br />

dieser Beschwerde erliess das Oberamt die folgende<br />

Verordnung an die Gemeinde Balzers.<br />

1. Ein Rodfuhrmann soll künftig nur noch ein<br />

einziges Mal zum Transport der Rodgüter aufgeboten<br />

werden.<br />

2. Falls er diesem Gebot nicht Folge leistet, wird<br />

er ausgelassen <strong>und</strong>, bekommt auch keinen Fuhrlohn.<br />

3. Die Balzner Fuhrleute hatten sich <strong>im</strong>mer wieder<br />

damit entschuldigt, dass die Rodfuhren zu spät<br />

in Balzers angekommen seien. Das Oberamt ver-


spricht, dafür zu sorgen, dass die Fuhrleute aus<br />

Schaan, Vaduz <strong>und</strong> Triesen ihre Waren künftig bis<br />

12 Uhr mittags in Balzers abliefern. Falls eine<br />

Ware doch einmal verspätet ankommt, so muss der<br />

Weitertransport dennoch garantiert sein. Nötigenfalls<br />

kann einem Fuhrmann, der diese verspäteten<br />

Waren befördert, zusätzlich zum Fuhrlohn eine<br />

Aufbesserung bezahlt werden. Diese Lohnaufbesserung<br />

soll zu Lasten des Fuhrmanns gehen, der die<br />

Waren zu spät nach Balzers gebracht hattet 2<br />

Im Februar 1793 wurde das Oberamt <strong>im</strong> Auftrag<br />

der Hofkanzlei erneut be<strong>im</strong> Landesgubernium in<br />

Innsbruck vorstellig. 683<br />

Doch dieser zweite Versuch,<br />

bei dieser höheren Verwaltungsinstanz <strong>im</strong><br />

Streit um die Rodordnung Recht zu bekommen,<br />

scheiterte ebenfalls. 684<br />

Der Konflikt um das Rodwesen<br />

hatte bereits 1791 eine neue D<strong>im</strong>ension erhalten,<br />

da ab diesem Zeitpunkt die Feldkircher Faktoren<br />

<strong>und</strong> Kornhändler sich zusehends weigerten,<br />

den Unterländer Fuhrleuten die schuldigen Fuhrlöhne<br />

zu bezahlen. 685<br />

Im März 1794 betrug die<br />

Summe der ausstehenden Fuhrlöhne bereits über<br />

1000 Gulden. 686<br />

Im Juni desselben Jahres erinnerte<br />

das Oberamt die Stadt Feldkirch nochmals daran,<br />

dass Faktor Bachmann den Unterländern <strong>im</strong>mer<br />

noch die Lohnzahlungen schuldig sei. 687<br />

Fünf Monate<br />

später teilte das Vogteiamt mit, der Faktor sei<br />

aufgefordert worden, die ausstehenden Fuhrlöhne<br />

binnen 14 Tagen zu bezahlen. Ebenfalls schlug das<br />

Vogteiamt dem Oberamt in Vaduz vor, der Feldkircher<br />

Hausmeister solle künftig die Fuhrlöhne<br />

monatlich an die <strong>liechtenstein</strong>ischen Hausmeister<br />

abliefern. (Diese wiederum sollten das Geld an die<br />

Fuhrleute auszahlen.) 688<br />

Ende 1794 hatte Faktor<br />

Bachmann nach eigenen Angaben vom Nendler<br />

Wirt Andreas Marxer 689<br />

eine Auflistung der schuldigen<br />

Lohnzahlungen erhalten. Inzwischen war<br />

auch eine Unterländer Delegation (bestehend aus<br />

Landammann Nescher, Richter Rochus Fehr 690<br />

<strong>und</strong><br />

Franz Joseph Oehry) bei ihm gewesen. Faktor<br />

Bachmann versprach ihnen schriftlich, bis zum 21.<br />

Januar 1795 den schuldigen Betrag von 2050 Gulden<br />

zu bezahlen. 691<br />

Faktor Bachmann wies am 22.<br />

Januar in einem Schreiben auf die Schwierigkeit<br />

DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />

LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />

hin, die schuldigen Gelder auch wirklich auftreiben<br />

zu können:<br />

«... da. ich aber viel zu sehr verschreit, eine<br />

solche Summa in credito zu bekommen, so wurde<br />

ich hiedurch in ganze Ohnmöglichkeit versetzet!,]<br />

mein Worth zu halten, schon 5 ganze Tag <strong>und</strong><br />

Nacht arbeite ich an [der] Ausfärtigung der Conti,<br />

<strong>und</strong> wirklich hab ich einen einzigen [Conto] von<br />

Baptist Kuenz von Lutrach von fl. 1530, 15,5 kr.<br />

676) LLA RA 21/255: Auszug aus dem Protokoll der Rodkonferenz<br />

vom Dezember 1791, angefertigt durch die Vogteiverwaltung Feldkirch.<br />

6771 LLA RA 21/269: OA an Vogteiamt Feldkirch, 14. April 1792.<br />

678) LLA RA 21/263: Notiz von Landvogt Menzinger, 7. April 1792.<br />

679) Ebenda.<br />

680) Ebenda.<br />

681) LLA RA 21/280: OA an Gemeinde <strong>und</strong> Hausmeister in Balzers.<br />

21. Oktober 1792.<br />

682) Ebenda.<br />

683) LLA RA 21/293: HKW an OA mit dem Auftrag, sich erneut an<br />

das k. u. k. Landesgubernium zu wenden, 27. Januar 1793. sowie<br />

LLA RA 21/294: OA an Landesgubernium Innsbruck, 22. Februar<br />

1793.<br />

684) Im Aktenbestand des LLA fand ich kein Antwortschreiben der<br />

Innsbrucker Behörde. Die weiteren Ereignisse lassen jedoch die<br />

Vermutung zu. dass der oberamtliche Vorstoss erfolglos war. Der<br />

Standpunkt des Landesguberniums ist zumindest aus einem an das<br />

OA gerichteten Schreiben des Kreisamts Bregenz ersichtlich: Demzufolge<br />

wies Innsbruck daraufhin, dass den Best<strong>im</strong>mungen der<br />

Rodordnung von 1781 Folge geleistet werden müsse. Allerdings<br />

gelte diese Ordnung nur für Waren, die von Lindau über den Bodensee<br />

in die Faktorei Fussach gelangen. Die über Bregenz laufenden<br />

Waren seien also von der Rod befreit. - Vgl.: LLA RA 21/226, 10.<br />

Dezember 1792.<br />

685) LLA RA 21/200: OA an Magistrat Feldkirch: Faktor Bachmann<br />

<strong>und</strong> Salzfaktor Hosp sollen mit Zwangsmitteln gezwungen werden,<br />

ausstehende Fuhrlöhne zu bezahlen, datiert vom 13. August 1791.<br />

686) LLA RA 21/304: OA an Stadt Feldkirch, 24. März 1794.<br />

687) LLA RA 21/314: OA an Magistrat Feldkirch, 7. Juni 1794.<br />

688) LLA RA 21/354: Vogteiamt Feldkirch an OA. 31. Dezember<br />

1794.<br />

689) Zu Andreas Marxer siehe auch S. 89 sowie Anmerkung 468.<br />

690) Zu Rochus Fehr siehe auch S. 116 f. sowie Anmerkung 627.<br />

691) LLA RA 21/263: Schreiben des Faktors Bachmann vom 22. Januar<br />

1795.<br />

127


verfertiget, <strong>und</strong> erwarte am Samstag den Saldo,<br />

wo ich sodann die vollen zwey tausend Gulden in<br />

klingenden Sorten dem Andrea Marxer auszahlen<br />

werde. Ich werde also, sollte wohlselbes mir diese<br />

Frist nicht gnädigst schenken wollen, so werde ich<br />

heute noch die summarische Rechnung gesagten<br />

Küenzes ausfertigen, sollte ich jemahls ein wöhllobliches<br />

Gnädiges Oberamth beleidiget haben, so<br />

bet ich um Vergebung, <strong>und</strong> beherzige selbe nur,<br />

dass all Geschehenes sicher nicht meine Schuld<br />

ist. In drei) Wochen von heute an soll Liquidität<br />

seyn, <strong>und</strong>. was ich an Frachten schuldig bin[,] so<br />

wohl unterer als oberer Herrschaft bezahlt werden<br />

nach untersuchten Rechnungen <strong>und</strong> hinkünftig<br />

nach obervogteiamtlicher Anweisung, <strong>und</strong>. gnädigen<br />

Befehlen monatlich an den Haussmeister in<br />

Schaan abführen. 692<br />

Doch den grossen Worten folgten - wie sich <strong>im</strong> folgenden<br />

Jahr zeigte - nur kleine Taten. Im Februar<br />

1795 lud zwar Faktor Bachmann den Nendler Wirt<br />

<strong>und</strong> Rodmeister nach Feldkirch, wo dieser die<br />

Fuhrlohngelder entgegen nehmen sollte. 693<br />

Der<br />

Feldkircher Faktor leistete <strong>im</strong> selben Monat offenbar<br />

tatsächlich in zwei Raten die schuldige Geldzahlung<br />

von 2 057 Gulden. 694<br />

(Das Oberamt versprach<br />

den Feldkircher Behörden, <strong>im</strong> Gegenzug<br />

dafür zu sorgen, dass die Schellenberger Untertanen<br />

ihre Fuhrlöhne künftig rechtzeitig <strong>und</strong> regelmässig<br />

einforderten. 695<br />

) Aber bereits ab April 1795<br />

gingen wieder Klagen ein über das Ausbleiben von<br />

Fuhrlohnzahlungen , 696<br />

Der Feldkircher Faktor hatte inzwischen auch<br />

auf ein anderes Mittel zurückgegriffen, um den Unterländer<br />

Fuhrleuten den Verdienst <strong>im</strong> Fuhrwesen<br />

wegzunehmen. Laut einem oberamtlichen Bericht<br />

vom März 1794 liess er «den ganzen Winter<br />

durch» überhaupt keine Waren mehr dem Rodverkehr<br />

zukommen. 697<br />

Zuerst hatte das Oberamt noch<br />

den Feldkircher Faktor an die geltende Rodordnung<br />

erinnert. Als das nichts nützte, gestattete Vaduz<br />

wiederum das Abladen rodwidriger Fuhren.<br />

Das Unterland ging in Eigenregie noch einen<br />

Schritt weiter, errichtete einen Schlagbaum in Nendeln<br />

<strong>und</strong> zwang damit alle Fuhrwerke, dort anzu­<br />

128<br />

halten. 698<br />

Das Oberamt hielt in einem Bericht an<br />

den Fürsten dazu fest:<br />

«... Die Beschwerden der Unterthanen sind gegründet,<br />

dieses <strong>und</strong> die Entschlossenheit, oder<br />

vielmehr die Verbitterung, mit welcher uns selbe<br />

diesen Vortrag machten!,] bewog uns ... abzuwarten,<br />

was Seine Durchlaucht auf die Suplike ihrer<br />

Unterthanen gnädigst resolviren werden. ... Auf<br />

der anderen Seite ist das Feldkirchische Vogteyamt<br />

wegen dem hiesigen Kornmarkt <strong>und</strong> der<br />

Sperr auch aufgebracht, <strong>und</strong> hat dieser Tagen [ein]<br />

Schreiben anher erlassen, worin es in einem Tone<br />

spricht, welcher höhere Unterstützung zu verrathen<br />

scheint, <strong>und</strong> in Gewaltthätigkeiten ausbrechen<br />

könnte; die Übermacht ist ausser Zweifel <strong>und</strong><br />

wenn man sich nur auf das arme Recht verlassen<br />

muss: so ist der Ausgang allzeit misslich ...» 699<br />

Die Unterländer Fuhrleute gelangten <strong>im</strong> Frühjahr<br />

1794 mit einer Bittschrift an den Fürsten. Das<br />

Schreiben beginnt mit einer Schilderung der harten<br />

Lebensumstände. (Die Missernte des Jahres<br />

1793 hatte das Los der hiesigen Landbevölkerung<br />

noch zusätzlich verschl<strong>im</strong>mert.) Dann folgt der<br />

Hinweis auf Streitigkeiten mit der österreichischen<br />

Nachbarschaft. Kopfzerbrechen bereitete den Unterländern<br />

nicht nur das Fuhrwesen, sondern auch<br />

der ausgedehnte österreichische Gr<strong>und</strong>besitz in ihrer<br />

He<strong>im</strong>at. Gemäss der vorliegenden Unterländer<br />

Bittschrift besassen die Österreicher in der Herrschaft<br />

Schellenberg Gr<strong>und</strong> <strong>und</strong> Boden <strong>im</strong> Wert von<br />

über 4 000 Gulden, «von welchem uns die Steuer<br />

schon seit langen Jahren widerrechtlich entzogen<br />

worden ist». 700<br />

Allerdings seien es die Anstände <strong>im</strong><br />

Rodwesen <strong>und</strong> insbesondere die ausbleibenden<br />

Fuhrlohnzahlungen, welche die Untertanen am<br />

härtesten trafen. - Die Herrschaft Schellenberg<br />

stellte hierbei fest, dass die Feldkircher Seite vertragsbrüchig<br />

geworden sei. Die Unterländer Fuhrleute<br />

sahen sich folglich ebenfalls nicht mehr an die<br />

Rodordnung geb<strong>und</strong>en. 701<br />

Im Juni 1794 wandte<br />

sich die Fürstliche Hofkanzlei in dieser Angelegenheit<br />

direkt an die Stadt Feldkirch <strong>und</strong> brachte diese<br />

mit den Machenschaften ihres Hausmeisters in<br />

Verbindung. 702<br />

Die Stadt Feldkirch lehnte indes jeg-


liehe Haftung für Faktor Bachmann ab. 703<br />

Da sich<br />

der Feldkircher Magistrat in einem gewissen Sinn<br />

für «nicht zuständig» erklärte, wandte sich das<br />

Land Liechtenstein erneut an das Vogteiamt in<br />

Feldkirch, welches in der amtlichen Hierarchie<br />

dem Magistrat (der Stadtregierung) übergeordnet<br />

war. In einem Schreiben vom 29. Juli beklagte das<br />

Oberamt die bewusste Zerstörung des Rodwesens<br />

<strong>und</strong> richtete diesbezüglich schwere Vorwürfe an<br />

die Adresse des Feldkircher Hausmeisters:<br />

«... besonders geschäfftig zeiget sich hiebey der<br />

H. Faktor Bachmann .... er versäumet keine Gelegenheit!,]<br />

den hiesigen Unterthanen diese widerrechtliche<br />

Bedrückung noch empfindlicher zu inachen,<br />

<strong>und</strong> sie auf alle mögliche Art zur Ungeduld<br />

zu reitzen, wie er dann erst kürzlich den Joh. Fehr,<br />

Mathias Marxer, Thomas Kieber <strong>und</strong> Joh. MattfJ<br />

samentlich von Mauren!,] in seinem Hause über die<br />

Vermissung ihrer Verdienste [<strong>und</strong>] Fuhrlöhne auf<br />

eine beissende Art verlachet, <strong>und</strong> das ganze Gericht<br />

am Eschnerberg verspottet hat». 104<br />

Die von <strong>liechtenstein</strong>ischer Seite ergriffenen Massnahmen<br />

wie die Errichtung eines Schlagbaumes in<br />

Nendeln hatten zweifelsohne auch Auswirkungen<br />

auf den Güterverkehr mit dem benachbarten<br />

Graubünden. Im Dezember 1794 informierte das<br />

Oberamt die Nachbarn in Malans über die österreichische<br />

Verweigerung von Fuhrlohnzahlungen<br />

an die <strong>liechtenstein</strong>ischen Fuhrleute: «So bleibet<br />

uns kein anderes Mittel übrig, als die Unterthanen<br />

aus den Früchten, welche für ermeldte Kornhändler<br />

durchpassiren, bezahlt zu machen». 705<br />

Vaduz<br />

sicherte aber den Malansern zu, keine Früchte<br />

«zum Nachtheil des dortseitigen Markts» zu beschlagnahmen.<br />

706<br />

Im Antwortschreiben zeigte sich<br />

das Gericht Malans erstaunt über die Weigerung<br />

der österreichischen Kornhändler, «billige <strong>und</strong> gerechte<br />

Fuhrlöhne zu bezahlen». 707<br />

Malans hoffte<br />

darüber hinaus, dass Liechtenstein keine Massnahmen<br />

treffe, die dazu führten, dass den Bündnern<br />

das ihnen zustehende Getreide vorenthalten<br />

würde. 708<br />

Der in Nendeln errichtete Schlagbaum hatte<br />

tatsächlich zu einer Trennung der <strong>liechtenstein</strong>i­<br />

DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />

LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />

schen von den österreichischen Fuhrleuten geführt.<br />

Diejenigen österreichischen Gütertransporte,<br />

die in Nendeln aufgehalten werden konnten, wurden<br />

dort umgeladen <strong>und</strong> von Unterländer Fuhrleuten<br />

weiter bis Schaan spediert. 709<br />

(Von Schaan aus<br />

erfolgte der Weitertransport <strong>im</strong>mer noch gemäss<br />

Rodordnung bis Balzers <strong>und</strong> - nach erneutem Umladen<br />

- weiter nach Maienfeld.) Dieser Zustand war<br />

aber für die österreichischen Fuhrleute <strong>und</strong> Kornhändler<br />

unbefriedigend. Das Vogteiamt Feldkirch<br />

gelobte zwar (noch <strong>im</strong> Dezember 1791) die genaue<br />

Einhaltung der Rodordnung von 1781, verlangte<br />

allerdings die Aufhebung des Schlagbaumes in<br />

692) Ebenda.<br />

693) LLA RA 21/366: Faktor Bachmann an OA; o. D., präsentiert am<br />

12. Februar 1795.<br />

694) LLA RA 21/369: Information Vogteiamt Feldkirch an OA,<br />

6. Februar 1795, sowie LLA RA 21/371: Faktor Bachmann an<br />

Hausmeister in Nendeln <strong>und</strong> in Schaan.<br />

695) LLA RA 21/272: OA an Vogteiamt Feldkirch, 28. Februar 1795.<br />

696) LLA RA 21/375: OA an Vogteiamt Feldkirch, 28. April 1795.<br />

697) LLA RA 21/305: OA an Fürst, 27. März 1794.<br />

698) Ebenda sowie LLA RA 21/399. Der Schlagbaum wurde am<br />

7. Februar 1794 errichtet.<br />

699) LLA RA 21/305: OA an Fürst.<br />

700) LLA RA 21/307: Herrschaft Schellenberg an Fürst, o. D., aber<br />

sicher März oder April 1794. Interessant auch folgender Hinweis:<br />

«Ein nicht weniger harter Umstand ist für uns, dass sich so sehr<br />

viele Güter in Händen der Geistlichkeit belinden».<br />

701) Ebenda.<br />

702) LLA RA 21/314: HKW an Magistrat Feldkirch, 7. Juni 1794.<br />

703) LLA RA 21/315: Antwort Magistrat Feldkirch, 16. Juni 1794.<br />

704) LLA RA 21/325: OA an Magistrat Feldkirch. 29. Juli 1794.<br />

705) LLA RA 21/348: OA an Gericht Malans, 27. Dezember 1794.<br />

706) Ebenda.<br />

707) LLA RA 21/349: Malans an OA, 28. Dezember 1794.<br />

708) Ebenda.<br />

709) LLA RA 21/399: Angaben des Nendler Wirts Andreas Marxer,<br />

13. November 1794.<br />

129


Nendeln. 710<br />

Dieser Forderung wurde schliesslich<br />

ein knappes Jahr später nachgegeben. 711<br />

Konflikte in Zusammenhang mit dem Fuhrwesen<br />

ergaben sich auch bei der Benützung der<br />

Rheinfähre Schaan-Burgerau; denn österreichische<br />

Fuhrleute wechselten dort bei Schaan auf die<br />

linksrheinische Route <strong>und</strong> sie umgingen dadurch<br />

die Benützung eines wichtigen Abschnitts der<br />

Liechtensteiner Landstrasse. Wirte <strong>und</strong> Fuhrleute<br />

der Oberländer Gemeinden wurden um einen Teil<br />

ihres Verdienstes gebracht. Den Behörden in Vaduz<br />

war der von Schweizer Seite eingerichtete Fährbetrieb<br />

Burgerau ebenfalls ein Dorn <strong>im</strong> Auge. Bereits<br />

<strong>im</strong> Jahre 1790 gingen erste Protestschreiben seitens<br />

der Gemeinden ein. Im Juli 1790 beschwerte<br />

sich die Gemeinde Schaan über den Kornhändler<br />

Baptist Kienz aus Lauterach, welcher Früchte<br />

schickte <strong>und</strong> diese über die Schaaner Au an die<br />

Werdenberger Überfahrt führen liess. Dadurch<br />

wurden die Auen ruiniert, der Waidgang erlitt<br />

Schaden, <strong>und</strong> zusätzlich verloren die Einhe<strong>im</strong>ischen<br />

ihren Verdienst <strong>im</strong> Fuhrwesen. 712<br />

Ein weiteres<br />

Schreiben in dieser Angelegenheit wies darauf<br />

hin, dass sich besagter Baptist Kienz angemasst<br />

hatte, über die Schaaner «Allgemeind bis hin zur<br />

Werdenberger Rheinfahrt eine neue Strasse zu<br />

machen». 713<br />

1793, als die Eidgenossen der Fähre<br />

Burgerau-Schaan dieselben Rechte einräumten<br />

wie den Rheinübergängen bei Trübbach <strong>und</strong> Bendern,<br />

richtete das Land Liechtenstein ein Protestschreiben<br />

an die Adresse des Werdenberger Landvogts.<br />

Im Namen der Landammänner <strong>und</strong> Richter<br />

der Landschaften Vaduz <strong>und</strong> Schellenberg ersuchte<br />

das Oberamt die Schweizer (vergeblich) davon zu<br />

überzeugen, dass es das Beste wäre, die Schifffahrt<br />

<strong>im</strong> bisherigen alten Zustand zu belassen. 714<br />

Aus der Werdenberger Hoffnung auf einen grossen<br />

Warenverkehr über die neue Rheinfähre wurde<br />

jedoch vorerst nichts. Internationale Ereignisse<br />

warfen ihre Schatten <strong>und</strong> hatten auch starke Auswirkungen<br />

auf den Handelsverkehr. Am 22. März<br />

1792 hatte der habsburgische Kaiserstaat dem<br />

revolutionären Frankreich den Krieg erklärt. Sogleich<br />

erliess Österreich eine Sperre des Vieh- <strong>und</strong><br />

Naturalienhandels gegen die mit Frankreich in<br />

130<br />

engen Handelsbeziehungen stehenden Länder<br />

Schweiz <strong>und</strong> Graubünden. 715<br />

Liechtenstein, <strong>im</strong><br />

Schatten der Habsburgischen Übermacht stehend,<br />

musste diesen Handelsboykott mittragen. Peter<br />

Kaiser berichtet über die damalige Situation wie<br />

folgt: «Im Fürstenthum Liechtenstein wurden <strong>im</strong><br />

Jahr öffentliche Gebete für die Wohlfahrt des hl.<br />

römischen Reiches angeordnet. Gegen die Schweiz<br />

wurde <strong>im</strong> Jahr 1794 gesperrt <strong>und</strong> Wachten an unserer<br />

Landesgrenze aufgestellt». 716<br />

Diese Handelssperre<br />

bewirkte ein Aufleben der Schmuggeltätigkeit,<br />

besonders zwischen Vorarlberg <strong>und</strong> Graubünden,<br />

bedeutete aber auch für die gesamte Region<br />

einen Wegfall einer wichtigen Einnahmequelle <strong>und</strong><br />

ein Absinken in noch tiefere Armut. 717<br />

Im Grenzverkehr<br />

zwischen Liechtenstein <strong>und</strong> Graubünden<br />

(bzw. der Schweiz) kam es jedoch nicht zur Errichtung<br />

eines «eisernen Vorhangs» <strong>und</strong> der Warenaustausch<br />

konnte - in etwas reduziertem Umfang -<br />

auch nach 1794 aufrecht erhalten werden. 718<br />

Das<br />

Volumen des Güterverkehrs über die Fähre nach<br />

Burgerau dürfte noch <strong>im</strong> ersten Halbjahr 1794<br />

etwas unter zehn Prozent der Warenmenge betragen<br />

haben, die <strong>im</strong> selben Zeitraum auf der Landstrasse<br />

von Feldkirch nach Balzers ging. 719<br />

Um<br />

diesen Warenzug nach Burgerau gänzlich zu unterbinden,<br />

befahl das Oberamt <strong>im</strong> Dezember 1794<br />

dem Hausmeister in Schaan, die Benützung dieses<br />

Rheinübergangs zu verbieten. 720<br />

Ebenfalls Ende 1794 sandte das Oberamt der<br />

Flofkanzlei in Wien einen ausführlichen Bericht<br />

«zur Lage der Nation». Nebst Schilderungen der<br />

Zustände <strong>im</strong> Rodwesen enthält dieses Schreiben<br />

eine ausführliche Beschreibung der kurz vor Weihnachten<br />

erfolgten Einquartierung von kaiserlichen<br />

Truppen in Liechtenstein. Daraus entstandene Probleme<br />

- diese Truppenstationierung war überaus<br />

unpopulär - werden lebhaft dargestellt. Dieses<br />

Ereignis ist in erster Linie dem Bereich der Militärgeschichte<br />

zuzuordnen. Es hatte aber durchaus<br />

Auswirkungen auf Gewerbe <strong>und</strong> Handel, da diese<br />

Truppen eigentlich die Einhaltung der Handelssperre<br />

überwachen sollten. Der Kommandant<br />

dieser aus dem Banat stammenden Soldaten hatte<br />

auch eine Instruktion bei sich, die den Handel mit


Schwefel <strong>und</strong> Eisen unterbinden wollte, da diese<br />

Materialien zur Herstellung von Kriegsmaterial<br />

benötigt wurden. So verbot er dem Schaaner Krämer<br />

<strong>und</strong> dem Vaduzer Nagelschmied den Verkauf<br />

ihrer Waren auf dem Werdenberger Markt. 721<br />

Die<br />

Stationierung dieser Truppen stellte für die Liechtensteiner<br />

Bevölkerung zudem eine finanzielle Belastung<br />

dar. Der Bericht des Oberamts ist (auszugsweise)<br />

<strong>im</strong> Anhang (S. 165) wiedergegeben Der Abdruck<br />

dieses Textes ist dadurch gerechtfertigt, da<br />

Landvogt Menzinger darin ein faszinierendes Bild<br />

von der damaligen, durch das Kriegsgeschehen beeinflussten,<br />

St<strong>im</strong>mung in Liechtenstein zeichnet.<br />

Da sich die österreichische Seite bereits 1795<br />

wiederum weigerte, den Unterländer Fuhrleuten<br />

die schuldigen Löhne zu bezahlen, wandte sich das<br />

Oberamt an die Hofkanzlei in Wien mit der Bitte<br />

um Unterstützung. 722<br />

Im Vorfeld hatten sich das<br />

Oberamt <strong>und</strong> der Feldkircher Hausmeister in der<br />

Frage zerstritten, wie hoch denn nun der Fuhrlohn<br />

von Feldkirch bis Schaan zu stehen kam. Liechtenstein<br />

berechnete z. B. den Fuhrlohn für die Strecke<br />

Nendeln-Schaan <strong>im</strong> Ansatz von 6,5 Kreuzer pro<br />

Malter Korn, während Österreich auf dem niedrigeren<br />

Ansatz von 5,5 Kreuzer beharrte. Folglich<br />

war zwischen beiden Seiten auch ein Streit über<br />

die Höhe der Geldsumme entstanden, die Österreich<br />

den Liechtensteinern schuldete. Würde sich<br />

die österreichische Seite durchsetzen, so bemerkte<br />

das Oberamt, dann flössen «beträchtliche Summen»<br />

in die Privatkasse des Feldkircher Hausmeisters.<br />

723<br />

Das Oberamt warf dem Hausmeister in<br />

Feldkirch zudem vor, dass er «ganze Viertel <strong>und</strong><br />

halbe Jahre zuwarte, <strong>und</strong> dann einen Mann durch<br />

die Zusamenziehung der ganzen Sume auf eine<br />

erkünstelte Art zum Schuldner machen wolle, wo<br />

er sich weder mehr zu erinnern, noch zu regressiren<br />

wissen könne». 724<br />

In einem weiteren Schreiben<br />

an die Hofkanzlei beschwerte sich das Oberamt<br />

über das illegale Wirten des Feldkircher Faktors. 725<br />

Dies hätte für die <strong>liechtenstein</strong>ischen Fuhrleute<br />

(<strong>und</strong> darüber hinaus für das ganze Fürstentum)<br />

negative Auswirkungen: Diese Fuhrleute Hessen<br />

ihre geladenen Wagen in Feldkirch «offt vom morgen<br />

früh bis in die späte Nacht bey allem Wetter auf<br />

DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />

LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />

offener Gasse stehen ..., indem sie inzwischen in<br />

[des] Faktors Flaus zechten, <strong>und</strong> sich volltranken».<br />

726<br />

Den Verdienst hätte demnach einzig <strong>und</strong><br />

allein der Feldkircher Flausmeister, während die<br />

<strong>liechtenstein</strong>ischen Fuhrleute mit einem leeren<br />

Geldbeutel nach Hause zurückkehrten.<br />

Am 16. Mai 1796 richtete Fürst Alois I. eine Bittschrift<br />

an den Kaiser. In einem 32-seitigen Schreiben<br />

bat er den obersten Monarchen des Reiches,<br />

den Feldkircher Hausmeister zur Zahlung der ausstehenden<br />

Fuhrlöhne zu zwingen. 727<br />

Unklar ist, ob<br />

die <strong>liechtenstein</strong>ischen Fuhrleute das ihnen zustehende<br />

Geld dann auch wirklich erhielten. Alois<br />

710) LLA RA 21/343: Vogteiamt an OA, 3. Dezember 1794.<br />

711) LLA RA 21/399: Notiz von Faktor Bachmann, 10. November<br />

1795. Zuvor war Ende Oktober 1795 ein Fürstlicher Befehl an das<br />

OA ergangen, den Schlagbaum in Nendeln zu entfernen; vgl. LLA RA<br />

21/411: OA informiert am 22. Februar 1796 das Kreisamt Bregenz.<br />

712) LLA RA 21/122: Vorladungsbefehl des Landweibels Paul Boss<br />

an Baptist Kienz, 22. Juli 1790.<br />

7131 LLA RA 21/126: Schaaner <strong>und</strong> Vaduzer Gemeindevorsteher<br />

contra Baptist Kienz. 11. August 1790.<br />

714) LLA RA 21/298: OA an Landvogt in Werdenberg. 29. April<br />

1793.<br />

715) Bilgeri, Geschichte Vorarlbergs. Bd. IV, S. 180.<br />

716) Kaiser. Arthur Brunhart. S. 522.<br />

717) Bilgeri, Geschichte Vorarlbergs, Bd. IV. S. 180.<br />

718) Die Weggeldeinnahmen in Balzers sanken <strong>im</strong> Zeitraum<br />

1793-1796 stetig, aber nicht drastisch. Bei den Zolleinnahmen gab<br />

es zwar Schwankungen, aber ein wirklicher Einbruch bescherte erst<br />

das Jahr 1799: vgl. Anhang. S. 151.<br />

719) LLA RA 21/337: Berechnungen des Feldkircher Hausmeisters.<br />

Demnach ging die folgende Anzahl Malter an Getreide nach Balzers<br />

<strong>und</strong> (in Klammern) nach Burgerau: Februar: 1291 (153,5). März:<br />

2289,5 (157). April: 3213,5 (198). Mai: 2164 (202), Juni: 1970 (224).<br />

720) LLA RA 21/350.<br />

721) LLA RA 21/347: OA an HKW, 26. Dezember 1794.<br />

722) LLA RA 21/382: OA an HKW, 23. Juni 1795.<br />

723) Ebenda.<br />

724) Ebenda.<br />

725) LLA RA 21/385: OA an HKW. 30. Juni 1795.<br />

726) Ebenda.<br />

727) LLA RA 21/422: Fürst an Kaiser.<br />

131


Ospelt schreibt, dass der Feldkircher Hausmeister<br />

schliesslich dem obrigkeitlichen Druck nachgeben<br />

musste. 728<br />

In den mir vorliegenden Akten des Oberamts<br />

fand ich indes keinen Hinweis, der diese<br />

Aussage bestätigen könnte. Zu diesem Zeitpunkt<br />

hätte eine Auszahlung der schuldigen Gelder an die<br />

<strong>liechtenstein</strong>ischen Fuhrleute sowieso keine stabilisierende<br />

Wirkung mehr auf den Bestand der Rodordnung<br />

gehabt, da der Zerfall des Rodwesens<br />

schon zu weit fortgeschritten war. Die österreichischen<br />

Fuhrleute hatten seit längerem die vorgeschriebene<br />

l<strong>im</strong>itierte Zahl von sechs Stracksfuhren<br />

nicht mehr eingehalten <strong>und</strong> ein Grossteil der<br />

Waren wurde ausserhalb der Rod transportiert. 729<br />

Die Liechtensteiner Fuhrleute waren infolge der<br />

Kriegsereignisse ab 1796 <strong>im</strong>mer mehr gezwungen,<br />

statt <strong>im</strong> Handelsverkehr <strong>im</strong> Militär<strong>fuhrwesen</strong> tätig<br />

zu sein. So mussten die Kaufleute ihre Warentransporte<br />

wieder weitgehend selbst organisieren. 730<br />

Die äusserst unpopuläre Handelssperre für<br />

Vieh <strong>und</strong> Naturalien blieb ebenfalls 1796 noch in<br />

Kraft. 731<br />

Während einerseits be<strong>im</strong> Schmuggeln<br />

ertappte Untertanen streng bestraft wurden, 732<br />

musste sich andererseits Landvogt Menzinger den<br />

Vorwurf gefallen lassen, dass er wiederholt in<br />

Schmuggelaffären verwickelte Angehörige des Beamtenstandes<br />

gedeckt <strong>und</strong> geschützt hatte. 733<br />

In<br />

Vorarlberg wie auch in Liechtenstein stieg der Zorn<br />

gegen die Behörden. Aufständische Vorarlberger<br />

ermordeten <strong>im</strong> August 1796 den Leiter des Kreisamtes<br />

Bregenz, Kreishauptmann Ignaz Anton v.<br />

Indermauer. 734<br />

In Zusammenhang mit den Ereignissen<br />

in der Nachbarschaft stand auch die vorübergehende<br />

Flucht des Vaduzer Landvogts Menzinger<br />

in die Schweiz. 735<br />

Im November 1796<br />

lockerte aber der neue Bregenzer Kreishauptmann<br />

Vikari die Viehsperre, da er die ärmeren Bevölkerungsschichten<br />

nicht «ganz herberg- <strong>und</strong> brodlos»<br />

machen wollte. 73r<br />

' Da aber kurz zuvor <strong>im</strong> Raum<br />

Feldkirch unter dem Vieh die «Magenseuche oder<br />

Löserdörre» ausgebrochen war, beschloss der<br />

Liechtensteiner Landvogt Menzinger, die Grenze zu<br />

Österreich für den Viehhandel wieder dicht zu machen.<br />

737<br />

Im Winter 1796/97 brach zudem noch <strong>im</strong><br />

benachbarten Graubünden eine Viehseuche aus. 738<br />

132<br />

Deshalb geschah es auch, dass aus Graubünden<br />

kommende Fuhrwerke in Balzers angehalten <strong>und</strong><br />

die Zugtiere auf ihren Ges<strong>und</strong>heitszustand hin<br />

untersucht wurden. 739<br />

Das Jahr 1796 stand insgesamt<br />

unter einem schlechten Stern, da nicht nur<br />

Handelssperren, Aufruhr <strong>und</strong> Viehseuchen das<br />

Fuhrwesen in Liechtenstein beeinträchtigten, sondern<br />

weil auch eine schwere Missernte die Versorgung<br />

mit Lebensmitteln in Frage stellte. 740<br />

Die grosse Katastrophe fand jedoch erst zur<br />

Jahrh<strong>und</strong>ertwende statt. Waren die Nahrungsreserven<br />

der Bauern infolge Einquartierung von<br />

kaiserlichen Truppen bereits stark zusammengeschrumpft,<br />

so «bedeutete der unvermutete Einfall<br />

der Franzosen am 6. März 1799 für viele das Ende.<br />

Besonders in Bendern, Mauren, Nendeln <strong>und</strong><br />

Eschen sah es schl<strong>im</strong>m aus. Der Feind plünderte<br />

728) Ospelt, Wirtschaftsgeschichte, S. 332. Fussnote 18.<br />

729) Ebenda, S. 332.<br />

730) Ebenda.<br />

731) Bernhard, Geschichte Vorarlbergs 1789-1801, S. 82.<br />

732) Wanner, Wirtschafts- <strong>und</strong> Sozialgeschichte. S. 464. Die in Feldkirch<br />

stationierte Grenzschmuggel-Kommission nahm den ertappten<br />

Schmugglern nicht nur die Waren, sondern auch die Wagen <strong>und</strong><br />

Zugtiere weg. Der Schmuggler Andreas Oehri aus Mauren sass nach<br />

erfolgter Anzeige sogar 27 Wochen <strong>im</strong> Arrest in Vaduz.<br />

733) Ebenda.<br />

734) Ebenda. - Vgl. auch Bernhard, Geschichte Vorarlbergs<br />

1789-1801, S. 82 <strong>und</strong> S. 330, Fussnote 249: «Wenngleich ... Indermauer<br />

bei der Errichtung <strong>und</strong> Verlängerung dieser Sperrverordnungen<br />

nur ein ausführendes Organ höherer Befehlsgeber war, so sah<br />

das Volk in ihm doch den verantwortlichen Mann. Dies [hatte! ihn in<br />

Vorarlberg natürlich nicht populärer [gemacht]. Bei seinen Beamtenkollegen<br />

<strong>und</strong> bei höheren Amtsstellen muss seine Tätigkeit aber<br />

hoch eingeschätzt worden sein».<br />

735) Wanner, Wirtschafts- <strong>und</strong> Sozialgeschichte, S. 464 sowie Kaiser,<br />

Arthur Brunhart, S. 525. Menzinger floh «mit dem Landschreiber,<br />

mit Weib <strong>und</strong> Kind».<br />

736) Ebenda, S. 464 f. Vikari handelte nicht aus purer Menschenliebe.<br />

Entscheidend dürfte vielmehr die Angst vor neuen Unruhen in<br />

der Bevölkerung gewesen sein.<br />

737) Ebenda, S. 471.<br />

738) Ebenda. S. 474.<br />

739) Ebenda. S. 475.<br />

740) Ebenda. S. 465.


Gut zwei Wochen nach<br />

dem Einfall der Franzosen<br />

<strong>im</strong> Liechtensteiner Unterland<br />

belagerten französische<br />

Truppen am 23. März<br />

1799 die Stadt Feldkirch.<br />

Sie wurden jedoch in Tisis<br />

DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />

LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />

<strong>und</strong> be<strong>im</strong> Margarethenkapf<br />

von den Österreichern<br />

zurückgeworfen.<br />

In diesen Kriegswirren in<br />

den Jahren 1799 <strong>und</strong><br />

1800 mussten <strong>liechtenstein</strong>ische<br />

Fuhrleute für<br />

das österreichische <strong>und</strong><br />

das französische Militär<br />

zur Verfügung stehen.<br />

133


alles[;] Wein, Fleisch, Käs, Schmalz, Schweine, viel<br />

Vieh». 741<br />

Aus den soeben genannten Ortschaften<br />

mussten zusätzlich 64 Pferde an die Schweiz abgegeben<br />

werden. 742<br />

Dies war für die Bauern ein<br />

harter Schlag, kostete doch ein Pferd r<strong>und</strong> 350<br />

Gulden, was damals einem Jahresgehalt eines<br />

Bauern, Tagelöhners oder Kleingewerbetreibenden<br />

entsprach. 743<br />

Nach einer militärischen Niederlage<br />

in der Schweiz strömten <strong>im</strong> Herbst 1799 viele<br />

österreichische <strong>und</strong> russische Soldaten ausgehungert<br />

<strong>und</strong> demoralisiert in Richtung Rheintal. Der<br />

russische Feldmarschall Suworow erreichte am 11.<br />

Oktober 1799 mit r<strong>und</strong> 15 000 Mann Balzers. 744<br />

Das österreichische Generalkommando wies das<br />

Oberamt sogleich an, 700 Zentner Heu für das<br />

Nachtlager der Soldaten <strong>und</strong> als Pferdefutter zu liefern.<br />

745<br />

Dem Feldmarschall <strong>und</strong> zwanzig weiteren<br />

Generälen mussten Unterkünfte in Privathäusern<br />

bereitgestellt <strong>und</strong> Verpflegung verabreicht werden.<br />

Die russischen Truppen blieben jedoch nur eine<br />

Nacht lang in Balzers. 745<br />

Bis zum erneuten französischen<br />

Einfall <strong>im</strong> Sommer 1800 blieb Liechtenstein<br />

von den kaiserlichen Truppen besetzt. 747<br />

Die einhe<strong>im</strong>ischen Bauern mussten sowohl für<br />

die kaiserlichen wie auch für die französischen Soldaten<br />

Fuhren verrichten. Allein in Balzers waren<br />

<strong>im</strong> Zeitraum März 1799 bis Ende März 1801 insgesamt<br />

69 Fuhrleute <strong>im</strong> Einsatz. 748<br />

Sie unternahmen<br />

total 3 483 Fahrten, davon 2 802 für die Kaiserlichen<br />

<strong>und</strong> nur 681 für die Franzosen. 749<br />

Die Transporte<br />

für die Österreicher betrafen in erster Linie<br />

die Strecken von Balzers über die St. Luzisteig bis<br />

Maienfeld sowie von Balzers nach Feldkirch. Für<br />

die Franzosen waren die Balzner Fuhrleute weitgehend<br />

auf denselben Strecken unterwegs, allerdings<br />

hatte hier auch die Route über die Trübbacher<br />

Rheinfähre eine gewisse Bedeutung. 750<br />

Der Eschner<br />

Chronist Johann Georg Heibert notierte als<br />

Zeitzeuge, dass damals allein über die St. Luzisteig<br />

täglich 20 bis 40 Wagen verkehrten, um die einquartierten<br />

Truppen mit Mehl, Heu, Haber <strong>und</strong><br />

Holz zu versehen. 751<br />

Im Zusammenhang mit diesen<br />

Transporten verdient es eine merkwürdige Begebenheit,<br />

hier notiert zu werden: Im Jahre 1801 beklagte<br />

sich der Balzner Pfarrer Johann Joseph<br />

134<br />

Mähr, dass alle Katholiken, die <strong>im</strong> Maienfelder Spital<br />

starben, nach Balzers zur Beerdigung geliefert<br />

wurden, obwohl sie nicht hierher gehörten; «der<br />

minderen Kosten wegen wurden die Leichen einfach<br />

den Balzner Fuhrleuten, die von der Kornfuhre<br />

he<strong>im</strong>kehrten, aufgeladen, was für die Gemeinde<br />

eine ungerechte Belastung war». 752<br />

Insgesamt beklagten 62 Balzner Haushalte für<br />

den Zeitraum September 1799 bis Januar 1803<br />

Kriegserlittenheiten in der Höhe von total 32 448<br />

Gulden. 753<br />

Die höchsten Auslagen für Truppeneinquartierungen<br />

hatten dabei Adlerwirt Joseph<br />

Anton Brunhart (2165 fl.) sowie der ehemalige<br />

Hirschenwirt Joseph Frick (1638 fl.). 754<br />

Die in<br />

den Jahren 1799 <strong>und</strong> 1800 sehr niedrigen Zoll<strong>und</strong><br />

Weggeldeinnahmen deuten darauf hin, dass<br />

das Militär<strong>fuhrwesen</strong> von diesen Abgaben befreit<br />

war. 755<br />

Trotz einer Typhusepidemie kam 1801 erstmals<br />

wieder Hoffnung auf; «politisch durch den Frieden<br />

von Luneville <strong>und</strong> sehr lokal durch eine gute Wein<strong>und</strong><br />

Getreideernte». 756<br />

An eine Wiederherstellung<br />

der alten Rodordnung konnte indes nicht mehr gedacht<br />

werden. Zuviel war seither geschehen, was<br />

dem <strong>im</strong> Wege stand. Anlässlich einer 1804 stattfindenden<br />

Konferenz war Landvogt Menzinger<br />

aber bereit, für eine lokale Lösung zu kämpfen, die<br />

den <strong>liechtenstein</strong>ischen Bedürfnissen möglichst gerecht<br />

werden sollte. 757<br />

Da die Liechtensteiner Fuhrleute<br />

seit über drei Jahren überhaupt keine Möglichkeit<br />

mehr hatten, Kaufmannsgüter oder Stückwaren<br />

zu transportieren, <strong>und</strong> diese auch <strong>im</strong> Korn<strong>und</strong><br />

Salztransit kaum noch einen Verdienst hatten,<br />

dachte Menzinger laut über eine neue Rodordnung<br />

nach. Diese sollte die endgültige Trennung Liechtensteins<br />

von Österreich <strong>im</strong> Rod<strong>fuhrwesen</strong> bewirken.<br />

Menzinger dachte - nichts Neues - an die Errichtung<br />

einer Abladestation in Schaanwald oder<br />

in Nendeln. 758<br />

Dadurch erhielten die <strong>liechtenstein</strong>ischen<br />

Fuhrleute zwar «nicht den vierten Theil»<br />

ihres einstigen Verdienstes <strong>im</strong> Fuhrwesen, aber sie<br />

wollten «gerne mit dem zufrieden seyn, wenn sie<br />

wenigst das Wenige gewies [hätten]». 759<br />

- Die Konferenz<br />

von 1804 war offenbar ein Misserfolg; denn<br />

der Landvogt berichtete später der Hofkanzlei in


Wien: «... so habe ich doch alle Hoffnung verloren,<br />

in dem Rod- oder Fuhrwesen jemals eine standhaffte<br />

Ordnung zu erzielen». 760<br />

741) Ebenda.<br />

742) Ebenda.<br />

743) Ebenda.<br />

744) Ebenda. Gr<strong>im</strong>m, Suworow, S. 205. sowie Vogt. Brücken zur<br />

Vergangenheit, S. 100.<br />

745) Gr<strong>im</strong>m, Suworow, S. 205.<br />

746) Vogt, Brücken zur Vergangenheit, S. 100.<br />

747) Ebenda, S. 100 f.<br />

748) GA Ba 001 -S 3-1/1-10.<br />

749) Ebenda. - Das Militär<strong>fuhrwesen</strong> war eine enorme Belastung für<br />

die Bevölkerung <strong>und</strong> dürfte dementsprechend unpopulär gewesen<br />

sein. Jedenfalls für Vorarlberg gibt es für das Letztere Belege:<br />

«Schwierigkeiten hatten die Behörden ... 1796 [<strong>und</strong>] 1797 <strong>im</strong>mer<br />

wieder mit den Vorspannleistungen. Die Bauern brachten ihre<br />

Pferde oft an abgelegene Orte, um vortäuschen zu können, dass sie<br />

kein Zugvieh für die Militärfuhrwerke hatten. In Nüziders, Bludenz<br />

<strong>und</strong> Bürs gaben Pferdehalter ihre Tiere einfach weg, nur um der<br />

ledig zu sein». - Vgl.: Bernhard. Geschichte<br />

Vorarlbergs 1789-1801, S. 175)<br />

750) GA Ba 001 -S 3-1/1-10.<br />

751) Kaiser. Arthur Brunhart, Apparat. S. 502, sowie Heibert,<br />

S. 103.<br />

752) Büchel. Pfarrbücher, S. 72.<br />

753) GA Ba 001 - S 3-1/1-10. Angaben zum gesamten Schaden für<br />

Liechtenstein sind widersprüchlich: Nach «amtlicher Schätzung»<br />

belief er sich auf eine Million fl. (Schädler. Entwicklung Liechtensteins.<br />

S. 16). Gerhard Wanner spricht andererseits von einer<br />

Kriegsschuld von r<strong>und</strong> 350 000 fl. Da innerhalb eines Dorfes «kaum<br />

einige 100 Gulden» aufzutreiben waren, liehen sich viele Liechtensteiner<br />

Geld aus dem wirtschaftlich besser gestellten Feldkirch aus.<br />

(Wanner, Wirtschafts- <strong>und</strong> Sozialgeschichte, S. 466 f.)<br />

754) GA Ba 001 - S 3-1/1-10. Die Zahlen sind ger<strong>und</strong>et. Vgl. auch:<br />

Vogt, Brücken zur Vergangenheit. S. 98. Hirschenwirt Frick musste<br />

zudem am 11. Oktober 1799 für die Russen einen Stier sowie ein<br />

Schwein schlachten.<br />

755) Vgl. Anhang auf S. 147-151.<br />

756) Wanner, Wirtschafts- <strong>und</strong> Sozialgeschichte, S. 467 <strong>und</strong> 469.<br />

757) LLA RA 21/543: Schreiben von Landvogt Menzinger, welches er<br />

an der auf den 12. April 1804 angesetzten Rodkonferenz vortragen<br />

sollte.<br />

758) Ebenda. Vgl. auch Ausführungen auf S. 118 f.<br />

759) Ebenda.<br />

760) LLA RA 21/553: Menzinger an HKW, 4. Juli 1805.<br />

DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />

LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />

135


Ausblick ins 19. Jahrh<strong>und</strong>ert:<br />

Der freie Verkehr siegt<br />

In der ersten Hälfte des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts hörte<br />

schliesslich das Rodwesen in Liechtenstein ganz zu<br />

existieren auf. Vorarlberg betonte zwar <strong>im</strong> Jahre<br />

1809, dass die Rodordnung für die über Fussach<br />

gehenden Waren <strong>im</strong>mer noch gültig sei, 761<br />

aber in<br />

der Praxis hatte das keine grosse Bedeutung mehr;<br />

denn die Fussacher Strasse hatte seit Errichtung<br />

der von der Habsburger Zentralmacht ab 1768<br />

bewusst propagierten Bregenzer Strasse <strong>im</strong>mer<br />

mehr an Bedeutung eingebüsst. 762<br />

Die alte Rodordnung<br />

galt auf der <strong>liechtenstein</strong>ischen Strasse nach<br />

1800 nur noch für den Streckenabschnitt von<br />

Schaan bis Balzers. 763<br />

Aber auch hier funktionierte<br />

das alte Transportsystem nur mehr schlecht als<br />

recht <strong>und</strong> es gab wiederholt zu Klagen Anlass. Im<br />

Jahre 1816 beschwerte sich der Hausmeister von<br />

Fussach darüber, dass die Rodfuhrleute in Balzers<br />

bis zu fünf St<strong>und</strong>en auf den Vorspann warten<br />

mussten, welcher ihnen die Weiterfahrt über die<br />

St. Luzisteig ermöglichen sollte. 764<br />

Ferner beklagte<br />

der Fussacher Hausmeister, dass man in Balzers<br />

von den Fuhrleuten noch ein zusätzliches «Trinkgeld»<br />

verlangen würde, das man aber nicht zu geben<br />

schuldig sei. 765<br />

Hier wird deutlich, dass Hausmeister<br />

<strong>und</strong> Rodgenossenschaft in Balzers (vermutlich<br />

<strong>im</strong> vagen Bewusstsein des baldigen Verlustes<br />

sämtlicher Verdienstmöglichkeiten <strong>im</strong> Rodwesen)<br />

versuchten, den fremden Fuhrleuten noch möglichst<br />

viel Geld aus der Tasche zu locken. Die Rodordnung<br />

wurde schliesslich in den 1820-er Jahren<br />

auch für die Landstrasse von Schaan bis Balzers<br />

gegenstandslos. 766<br />

Damals nämlich legte der<br />

Kanton St.Gallen eine neue Rheintalstrasse an:<br />

«Ziel des kantonalen Strassenbaus war eine gerade,<br />

schnelle Rhein-Bodenseestrecke, als eine<br />

von Österreich unabhängige Verbindung zwischen<br />

Deutschland, der Schweiz <strong>und</strong> Oberitalien». 767<br />

Dieser<br />

Strassenausbau versetzte dem Rodwesen in<br />

Liechtenstein den endgültigen Todesstoss. Die<br />

St. Galler Rheintalstrasse war zwar etwas länger als<br />

die rechtsrheinische Route, aber diese neue Strasse<br />

war dennoch attraktiver für den Transitverkehr;<br />

denn auf der <strong>liechtenstein</strong>ischen Seite lag die St.<br />

Luzisteig als steileres Wegstück <strong>und</strong> zudem war der<br />

österreichische Transitzoll bedeutend höher als der<br />

136<br />

schweizerische. 768<br />

Mehrere Versuche, den Transitverkehr<br />

auf der Liechtensteiner Strasse zu halten,<br />

scheiterten. «Als schliesslich am 1. Juli 1858 die<br />

schweizerische Bahnlinie von St. Gallen (via Rorschach,<br />

Rheineck, Altstätten <strong>und</strong> Buchs) nach Chur<br />

eröffnet wurde, verschwand der [bisher] verbliebene<br />

kleine Transitverkehr endgültig». 769<br />

Das <strong>liechtenstein</strong>ische<br />

Strassennetz diente fortan (jedenfalls<br />

bis zum Aufkommen des Automobils <strong>im</strong> 20. Jahrh<strong>und</strong>ert)<br />

nur noch dem Lokalverkehr.<br />

Länger als in Liechtenstein hielt sich das Rodwesen<br />

in den Schweizer Bergkantonen Uri <strong>und</strong><br />

Graubünden. Ein entscheidender Gr<strong>und</strong> dafür war<br />

der verspätete Ausbau der Verkehrswege zu durchgehend<br />

fahrbaren Strassen. Folglich konnten die<br />

«Porten» (Rodgenossenschaften) dort ihre Vorrechte<br />

bis um 1835 behaupten <strong>und</strong> auch die durch das<br />

Säumereiwesen entstandene Form des Gütertransports<br />

in Etappen bis zu diesem Zeitpunkt aufrecht<br />

erhalten. 770<br />

Die folgenden beiden Abschnitte geben<br />

Hinweise auf die Entwicklung in Graubünden <strong>und</strong><br />

Uri, wobei dem Kanton Graubünden als unmittelbarem<br />

Nachbarn Liechtensteins ein etwas grösserer<br />

Raum zugestanden wird.<br />

761) LLA RB R 3, 4. Januar 1809: Schreiben des Königlich-Bayerischen<br />

Landgerichts Feldkirch.<br />

762) Vgl. Ausführungen auf S. 24 sowie auf S. 86.<br />

763) Ospelt, Wirtschaftsgeschichte, S. 332.<br />

764) LLA RB R 3, 13. Juli 1816: Information des OA an die Gemeinde<br />

Balzers über die Klage des Fussacher Faktors Schneider.<br />

765) Ebenda. Es wäre daher das Beste, «die lästige Vorspannanmassung»<br />

in Balzers aufzuheben.<br />

766) Ospelt, Wirtschaftsgeschichte, S. 332. Ospelt stützt sich auf ein<br />

oberamtliches Protokoll vom 19. 4. 1831.<br />

767) Ebenda, S. 333. Diese neue Kunststrasse überwand endgültig<br />

die letzten geographischen Hindernisse, den Schollberg <strong>und</strong> den<br />

«Hirschensprung».<br />

768) Ebenda.<br />

769) Ebenda, S. 334.<br />

770) Der Begriff «Port» stammt aus dem italienischen portare<br />

(tragen), weil meistens Saumrosse das Transitgut trugen. Vgl.:<br />

S<strong>im</strong>onett, Verkehrserneuerung in Graubünden, S. 10.


Liechtenstein mit den<br />

unmittelbar angrenzenden<br />

Regionen <strong>im</strong> späten 18.<br />

Jahrh<strong>und</strong>ert. Der Ausbau<br />

der Verkehrsverbindungen<br />

<strong>im</strong> späten 18. <strong>und</strong> frühen<br />

19. Jahrh<strong>und</strong>ert bedeutete<br />

DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />

LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />

für das Rod<strong>fuhrwesen</strong> das<br />

endgültige Aus. Eine jahrh<strong>und</strong>ertealte<br />

Form des<br />

Warentransports, bewerkstelligt<br />

durch lokale in der<br />

bäuerlichen Gesellschaft<br />

verankerte Rodgenossen­<br />

schaften, musste aufgegeben<br />

werden. Die Ortsnamen<br />

von Triesen <strong>und</strong><br />

Balzers sind auf der vorliegenden,<br />

sonst recht<br />

exakten Karte am falschen<br />

Ort eingetragen.<br />

137


In Graubünden besorgten die seit dem 14. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

bezeugten «Porten» den Warenverkehr<br />

auf den beiden wichtigsten Nord-Süd-Achsen, der<br />

«Oberen Strasse» <strong>und</strong> der «Unteren Strasse». Die<br />

Obere Strasse führte via Lenzerheide <strong>und</strong> Oberhalbstein<br />

nach Bivio <strong>und</strong> von dort über den Sept<strong>im</strong>er<br />

ins Bergell (<strong>und</strong> weiter nach Italien). 771<br />

Die Untere<br />

Strasse verband Chur mit dem Splügen- <strong>und</strong><br />

San Bernardinopass. 772<br />

Noch gemäss Transitordnung<br />

von 1825 wurden in Chur die für Chiavenna<br />

best<strong>im</strong>mten Kaufmannsgüter durch den «Teiler»<br />

in drei gleiche Teile geteilt <strong>und</strong> ein Drittel den<br />

Rodfuhrleuten der Unteren Strasse, das zweite<br />

Drittel den Rodfuhrleuten der Oberen Strasse <strong>und</strong><br />

das letzte Drittel den Stracksfuhrleuten (nicht einer<br />

Rodgenossenschaft zugehörige Kantonsbürger)<br />

zum Transport übergeben. 773<br />

Die nach Bellinzona<br />

gehenden Waren teilte der Churer Hausmeister in<br />

zwei gleiche Hälften auf, wovon die eine den Rodfuhrleuten<br />

(der Unteren Strasse) <strong>und</strong> die andere<br />

den Stracksfuhrleuten übergeben wurde. 774<br />

Noch<br />

um 1800 war in Graubünden lediglich die Strecke<br />

von der <strong>liechtenstein</strong>ischen Grenze bis Chur zu einer<br />

modernen Fahrstrasse ausgebaut. 775<br />

Der Druck<br />

zum Ausbau der Alpenwege stieg aber ständig. Besonders<br />

der seit 1760 befahrbare Brenner drohte<br />

den Bündner Pässen den Transitverkehr wegzunehmen.<br />

776<br />

Anstoss zum Ausbau des Strassennetzes<br />

gab schhesslich die der Missernte von 1816<br />

folgende Hungersnot. Das von Übersee her bestellte<br />

Getreide traf - nicht zuletzt wegen den schlechten<br />

Verkehrswegen - viel zu spät ein. 777<br />

In den Jahren<br />

1821 bis 1823 erfolgte dann der Bau von fahrbaren<br />

Strassen über den San Bernardino <strong>und</strong> den<br />

Splügenpass. 778<br />

Etwa zur selben Zeit wurde mit dem Bau der<br />

Gotthardstrasse begonnen, die allerdings erst 1835<br />

vollendet wurde. Die Urner Bevölkerung stand diesem<br />

Vorhaben skeptisch gegenüber, da sie (nicht zu<br />

Unrecht) darin eine Gefahr für den Fortbestand der<br />

Säumer- <strong>und</strong> Rodgenossenschaften erblickte. 779<br />

Besonders<br />

die den Grosshandel forcierenden Städte<br />

Luzern <strong>und</strong> Basel drängten auf den Ausbau der<br />

Gotthardroute sowie auf Einführung der freien<br />

Konkurrenz, was die endgültige Abschaffung der<br />

138<br />

Rodgenossenschaften nach sich zog. 780<br />

Unter dem<br />

Druck der Speditoren <strong>und</strong> der mit ihnen verbündeten<br />

liberalen Kantone musste schliesslich auch in<br />

Graubünden die freie Konkurrenz <strong>im</strong> Transportgewerbe<br />

eingeführt werden. 781<br />

Das «veraltete» Rodwesen<br />

konnte dabei nicht mehr bestehen. Ein<br />

Schweizer B<strong>und</strong>esbeschluss hob dann 1861 alle<br />

Rechte der Rodgenossenschaften entschädigungslos<br />

auf. 782<br />

Den endgültigen Zusammenbruch des<br />

Bündner Transitverkehrs bescherte schliesslich die<br />

Eröffnung der Gotthardbahn <strong>im</strong> Jahre 1882.<br />

Die von aussen erzwungene Auflösung des Rodwesens<br />

dürfte für die anhin <strong>im</strong> Verkehrswesen tätigen<br />

Säumer <strong>und</strong> Fuhrleute eine drastische Verschlechterung<br />

ihrer Erwerbs- <strong>und</strong> Lebensbedingungen<br />

gebracht haben. Für diejenigen, die kein<br />

erspartes Geld <strong>und</strong> auch über keinen Rückhalt in<br />

der Landwirtschaft verfügten, blieb oft als einzige<br />

Perspektive die Auswanderung übrig. 783<br />

Im Zeitraum<br />

1845 bis 1850 verliessen 118 Personen die<br />

Bündner Talschaften Rheinwald <strong>und</strong> Schams. Der<br />

grösste Teil von ihnen stammte aus den Strassendörfern<br />

Splügen, Sufers, Nufenen <strong>und</strong> Andeer. 784<br />

In Liechtenstein blieb die Auswanderung bis ins<br />

19. Jahrh<strong>und</strong>ert gr<strong>und</strong>sätzlich verboten. 785<br />

In einzelnen<br />

Fällen, in denen die Obrigkeit eine Emigration<br />

gestattete, mussten Auswanderungswillige<br />

beträchtliche Abgaben leisten. 786<br />

Das Auswanderungspatent<br />

von 1843 sowie die Aufhebung der<br />

Gebührenpflicht be<strong>im</strong> Verlassen des Landes ebneten<br />

den Weg für eine erste Auswanderungswelle. 787<br />

Zwischen 1853 <strong>und</strong> 1855 verliessen 71 Personen<br />

das Fürstentum Liechtenstein. 788<br />

Anders als bei<br />

Graubünden kann hier kaum ein Zusammenhang<br />

mit dem Ende der Rodgenossenschaften <strong>und</strong> des<br />

Transitverkehrs hergestellt werden. Die <strong>liechtenstein</strong>ische<br />

Auswanderung war vielmehr eine Reaktion<br />

auf ein überdurchschnittliches Bevölkerungswachstum.<br />

789<br />

Gerade die Missernte <strong>und</strong> die Rheinüberschwemmung<br />

des Jahres 1846 hatte deutlich<br />

gemacht, dass das kleine Land seine stark wachsende<br />

Bevölkerung nicht mehr ernähren konnte.


771) Ebenda. Auf dieser Route gab es die Porten (Rodgenossenschaften)<br />

Lenz, Tinizong, Stalla (Bivio) <strong>und</strong> Bergeil.<br />

772) Ebenda. Hier gab es die Rodgenossenschaften Iniboden (Bonaduz,<br />

Rhäzüns u. Cazis), Thusis. Schanis. Rheinwald, u. auf der<br />

Alpensüdseite Misox u. St. Jakobstal (Veltlin).<br />

773) Ebenda, S. 41.<br />

774) Ebenda.<br />

775) Ebenda. S. 31.<br />

776) Ebenda.<br />

777) Ebenda.<br />

778) Ebenda. S. 38.<br />

779) Ebenda. S. 64.<br />

780) Ebenda. 1832 beschloss der Urner Landrat (vorerst probeweise)<br />

die Einführung der Speditionsfreiheit.<br />

781) Ebenda, S. 44 f. u. S. 52.<br />

782) Ospelt. Wirtschaftsgeschichte. S. 332.<br />

783) S<strong>im</strong>onett. Verkehrserneuerung in Graubünden. S. 69.<br />

784) Ebenda. S. 71. Die zitierte Statistik beinhaltet aber nicht die<br />

Hintersassen. Ob die Ausgewanderten tatsächlich <strong>im</strong> Fuhr- <strong>und</strong><br />

Säumerwesen tätig waren, kann leider nicht nachgeprüft werden.<br />

785) Ospelt, Wirtschaftsgeschichte, S. 56.<br />

786) Ebenda, S. 57.<br />

787) Ebenda. S. 59.<br />

788) Ebenda. S. 60.<br />

789) Ebenda. Zwischen 1784 <strong>und</strong> 1852 stieg die Liechtensteiner<br />

Bevölkerung von 4300 auf 7400 Personen. Das entspricht einer<br />

Zunahme von 68 Prozent, wogegen die Schweizer Bevölkerung von<br />

1800 bis 1850 lediglich um 42 Prozent wuchs.<br />

DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />

LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />

139


Schlussbetrachtung<br />

Ziel der folgenden Schlussbetrachtung ist es, eine<br />

Bilanz der erarbeiteten Ergebnisse dieser Lizentiatsarbeit<br />

zu ziehen. Ein knapper Überblick, der<br />

das Entscheidende in wenigen Worten umreisst,<br />

wird hierbei genügen müssen.<br />

Die in einem ersten Hauptteil skizzierten Gr<strong>und</strong>lagen<br />

lassen die Behauptung zu, dass Liechtenstein<br />

bis ins späte 18. Jahrh<strong>und</strong>ert gute Voraussetzungen<br />

für den Rodverkehr bot: 1. eine bäuerliche<br />

Bevölkerung, die der Viehzucht mehr Aufmerksamkeit<br />

als dem Ackerbau schenkte, sowie 2. die<br />

günstige geographische Lage an einem wichtigen<br />

Handelsweg, welcher nicht nur die beiden Städte<br />

Feldkirch <strong>und</strong> Chur, sondern in einem grösseren<br />

Kontext auch Italien <strong>und</strong> Deutschland miteinander<br />

verband. In einem völlig agrarisch geprägten<br />

Liechtenstein waren noch die meisten Bauern<br />

Selbstversorger. Folglich konnte weder ein bedeutender<br />

Binnenhandel noch ein grösserer Marktort<br />

entstehen. 790<br />

Da es für das Gewerbe ebenfalls kaum<br />

eine Entwicklungsmöglichkeit gab, suchten sich<br />

viele eine Verdienstmöglichkeit <strong>im</strong> Rodwesen.<br />

Das Rodwesen stellte dabei eine" Form des Warenverkehrs<br />

dar, bei dem (vereinfacht dargestellt)<br />

eine Dorfgenossenschaft die ihr anvertrauten Handelsgüter<br />

bis zum nächsten Dorf transportierte,<br />

von wo aus die zweite Dorfgenossenschaft diese<br />

Waren wiederum weiterspedierte. Mitglied der Rodgenossenschaft<br />

konnte eigentlich jeder Bauer sein,<br />

sofern er über ein Saumpferd beziehungsweise<br />

über einen Wagen oder ein Zugtier verfügte. Die<br />

einzelnen Mitglieder wurden in einer festgesetzten<br />

Rod (= Reihe) zum Warentransport aufgeboten.<br />

Der Rodverkehr konnte aber nur dann erfolgreich<br />

bestehen, solange Transitwaren das Land<br />

passierten. Die <strong>liechtenstein</strong>ischen Rodfuhrleute<br />

holten die ihnen als Transportgut anvertrauten<br />

Waren in Feldkirch ab <strong>und</strong> beförderten diese Waren<br />

bis nach Maienfeld. Sie profitierten folglich in<br />

erster Linie vom Warenverkehr, der über Lindau,<br />

den Bodensee <strong>und</strong> Fussach in Richtung Chur ging.<br />

Sie tätigten diese Warentransporte teilweise gemeinsam<br />

mit den österreichischen Rodfuhrleuten,<br />

die aus den die Stadt Feldkirch umgebenden Landgemeinden<br />

Altenstadt, Tisis <strong>und</strong> Tosters kamen.<br />

140<br />

Die Rechte <strong>und</strong> Pflichten, welche die österreichische<br />

<strong>und</strong> die <strong>liechtenstein</strong>ische Seite dabei besassen,<br />

waren oft nicht klar geregelt <strong>und</strong> mussten<br />

vertraglich <strong>im</strong>mer wieder neu abgesteckt werden.<br />

Diese Verträge, die Rodordnungen, waren für alle<br />

Vertragspartner verbindlich; sie wurden aber in<br />

der Praxis kaum eingehalten.<br />

Die häufige Missachtung der Rodordnung konnte<br />

dabei nicht dem schlechten Willen des Fuhrmannes<br />

zugesprochen werden. Als hauptamtlicher<br />

Bauer war der Fuhrmann oft - besonders zur Zeit<br />

der Heuernte - unabkömmlich <strong>und</strong> er konnte folglich<br />

der 1660 festgesetzten Verpflichtung, in der<br />

Rod zu allen Zeiten Warentransporte auszuführen,<br />

nicht nachkommen. Händler <strong>und</strong> Kaufleute, in deren<br />

Auftrag die Rodfuhrleute tätig waren, beklagten<br />

sich häufig über schlecht oder gar nicht ausgeführte<br />

Warentransporte. 791<br />

Sie versuchten, wenn<br />

möglich, wertvollere <strong>und</strong> verderbliche Waren <strong>im</strong>mer<br />

«stracks» als Eilgüter von besonders dafür best<strong>im</strong>mten<br />

Fuhrleuten durchführen zu lassen. Diese<br />

Stracksfuhrleute legten dabei eine längere Strecke<br />

zurück, zum Beispiel die Distanz zwischen zwei<br />

grösseren Städten.<br />

Das Rod<strong>fuhrwesen</strong> konnte einen freien <strong>und</strong><br />

zügigen Warenverkehr nicht gewährleisten <strong>und</strong> es<br />

war folglich den Händlern <strong>und</strong> Kaufleuten <strong>im</strong>mer<br />

mehr ein Dorn <strong>im</strong> Auge. Diese hatten ihre Verbündeten<br />

in den Flandelsstädten wie Feldkirch <strong>und</strong><br />

Chur. Sie betrauten auch in ihrem Machtbereich<br />

stehende Fuhrleute mit der Warenspedition <strong>und</strong><br />

mit dem ausdrücklichen Auftrag, sich nicht mehr<br />

an die geltende Rodordnung zu halten. So arbeiteten<br />

seit dem 18. Jahrh<strong>und</strong>ert auch die österreichische<br />

Obrigkeit <strong>und</strong> die Stadt Feldkirch <strong>im</strong>mer deutlicher<br />

gegen das Rodwesen. Den <strong>liechtenstein</strong>ischen<br />

Fuhrleuten, die stets nur <strong>im</strong> Rod- <strong>und</strong> nie <strong>im</strong><br />

Stracksverkehr tätig waren, wurden die für sie best<strong>im</strong>mten<br />

Waren vorenthalten, oder aber sie konnten<br />

die Warentransporte zwar ausführen, aber<br />

Feldkirch verweigerte ihnen die Bezahlung der<br />

schuldigen Fuhrlöhne.<br />

Liechtenstein begann als Gegenmassnahme<br />

damit, die der Rodordnung zuwider handelnden<br />

Fuhrleute aufzuhalten. Man lud diesen auch die


Waren ab <strong>und</strong> zwang sie zum Umkehren. Ebenso<br />

dachte Liechtenstein laut über eine Absonderung<br />

von Österreich in Bezug auf das Rodwesen nach.<br />

Die Einrichtung einer Abladestation an der <strong>liechtenstein</strong>isch-österreichischen<br />

Grenze hätte dies<br />

ermöglicht. Dann wären nämlich alle österreichischen<br />

Fuhrleute dort angehalten worden, ihre<br />

Waren den <strong>liechtenstein</strong>ischen Kollegen zum Weitertransport<br />

zu übergeben. Da Österreich sich nicht<br />

mehr an die Rodordnung hielt, begannen auch<br />

Fuhrleute aus Liechtenstein damit, die Gesetze zu<br />

übertreten <strong>und</strong> auch ausserhalb der Rod Fuhren zu<br />

verrichten.<br />

Inzwischen war jedoch mit dem <strong>im</strong> 18. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

erfolgten Modernisierungsschub <strong>im</strong> Strassenbau<br />

eine Situation eingetreten, die dem Rodwesen<br />

den Garaus machte. Gegenüber den nun vorhandenen<br />

schnelleren Verkehrsverbindungen war dieser<br />

Warentransport in Etappen nicht mehr konkurrenzfähig<br />

<strong>und</strong> konnte folglich nicht mehr bestehen.<br />

Diese Entwicklung hatte in den auf den Ausbau des<br />

Grosshandels bedachten Herrschaftsgebieten der<br />

Städte Bern, Basel <strong>und</strong> Luzern deutlich früher eingesetzt<br />

als in den Berggebieten, wo auch die Verkehrsverbindungen<br />

noch nicht so gut ausgebaut<br />

waren. In den Kantonen Uri <strong>und</strong> Graubünden hielt<br />

sich das Rodwesen sogar noch länger als <strong>im</strong> Fürstentum<br />

Liechtenstein.<br />

Im Zusammenhang mit der eidgenössischen<br />

Abst<strong>im</strong>mung über die Alpeninitiative <strong>im</strong> Februar<br />

1994792 hö rte ich eine interessante Bemerkung: Die<br />

Lastwagenfahrer seien die «modernen Fuhrleute»,<br />

die ebenfalls <strong>im</strong> Dienste von Händlern <strong>und</strong> Kaufleuten<br />

stehen würden. Dazu ist zu bemerken, dass<br />

dies st<strong>im</strong>mt, sofern diese Lastwagenfahrer mit den<br />

Stracksfuhrleuten verglichen werden. Keineswegs<br />

aber kann der Transitverkehr des ausgehenden 20.<br />

Jahrh<strong>und</strong>erts mit dem Rod<strong>fuhrwesen</strong> verglichen<br />

werden. Das Rodwesen hatte <strong>im</strong>mer die lokalen<br />

Dorfgenossenschaften gestärkt, während der möglichst<br />

schnelle, «stracks» durchgehende Güterverkehr<br />

diese eher ignorierte <strong>und</strong> vielmehr den grossen,<br />

entfernt gelegenen Warenumschlagplätzen<br />

<strong>und</strong> Handelszentren entgegen kam.<br />

DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />

LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />

790) Ospelt, Wirtschaftsgeschichte, S. 206 ff. Die Polizeiordnung von<br />

1732 sprach von zwei wöchentlichen Viehmärkten in Liechtenstein,<br />

der eine auf Rofaberg (Eschen), der andere in Vaduz. Beide waren<br />

nicht sehr erfolgreich. Versuche, diese beiden Märkte wieder zu<br />

beleben, gab es 1749, 1792 (Vaduz) sowie 1808 (Rofaberg).<br />

791) Die Geschichte eines unvollständig ausgeführten Gütertransportes<br />

ist in einem Verhörtagsprotokoll aus dem Jahre 1692 nachzulesen,<br />

welches <strong>im</strong> Anhang aufS. 145 f. wiedergegeben ist. Die<br />

Spedition eines Fasses Branntwein gelangte hier nicht mehr unversehrt<br />

an den Best<strong>im</strong>mungsort <strong>und</strong> es kamen dabei sogar Menschen<br />

zu Schaden.<br />

792) Eidgenössische Volksabst<strong>im</strong>mung vom 18./20. Februar 1994.<br />

Die «Alpeninitiative», welche eine Verlagerung des Schwerverkehrs<br />

von der Strasse auf die Schiene zum Ziel hatte, wurde vom St<strong>im</strong>mvolk<br />

mit 51,9 Prozent Ja-St<strong>im</strong>men angenommen.<br />

141


Anhang<br />

GELD, MASSE1NHEITEN UND GEWICHTE MASSEINHEITEN<br />

GELD<br />

Noch <strong>im</strong> 19. Jahrh<strong>und</strong>ert gab es in dem von der Naturalwirtschaft<br />

geprägten Fürstentum Liechtenstein nur einen<br />

bescheidenen Geldumlauf. Dennoch zirkulierten infolge<br />

des Durchgangsverkehrs von Süddeutschland nach Italien<br />

mehrere Währungen. Aufgr<strong>und</strong> dieser Verkehrs Verhältnisse<br />

war in Liechtenstein, wie auch <strong>im</strong> benachbarten<br />

Vorarlberg, das Münzsystem der süddeutschen Staaten<br />

gängig.<br />

Um 1780 bekannte sich der grösste Teil der deutschen<br />

Staaten zum 20-Gulden- oder Konventionsfuss. 793<br />

Seit<br />

1776 tauchte neben dem Konventionsfuss der 24-Guldenfuss<br />

auf, der die alte österreichische «Reichswährung»<br />

begründete. Damals wurde in Liechtenstein entweder in<br />

Gulden Konventionsmünze (fl. CM) oder in Gulden Reichswährung<br />

(fl. RW) gerechnet. Das Fürstliche Rentamt führte<br />

seine Rechnungsbücher bis 1858 in Gulden Reichswährung.<br />

Währungssystem<br />

1 Gulden (fl.) entsprach 60 Kreuzer [kr.) entsprach 210<br />

Pfennig (Denare; d)<br />

1 Kreuzer (kr.) entsprach 3,5 Pfennig (Denare; d) - oft<br />

wurde aber auch gerechnet:<br />

1 Kreuzer (kr.) entsprach 4 Pfennig (Denare; d)<br />

Währungsparitäten<br />

1 Gulden CM entsprach 1,2 Gulden RW<br />

1 Gulden RW entsprach 0,83 Gulden CM<br />

Währungskurse<br />

5 Schilling entsprachen 17,5 Kreuzer<br />

1 Louisdor entsprach 11 Gulden (<strong>im</strong> Jahre 1779)<br />

1 Batzen entsprach 4 Kreuzer (<strong>im</strong> Jahre 1785)<br />

1 Philippi entsprach 17,5 Kreuzer<br />

1 Philippi entsprach 1 Gulden 48 Kreuzer, diese entsprachen<br />

24 Bluzger 7<br />

' 14<br />

(die letzte Angabe traf zu für das Jahr<br />

1678)<br />

142<br />

Hohlmasse für trockene Gegenstände <strong>und</strong> Getreide<br />

1 Wiener Metzen entsprach 61,48682 Liter<br />

1 Liechtensteiner Malter entsprach 3,25 oder auch 3,5<br />

Wiener Metzen<br />

(1 Malter war identisch mit 2 Scheffel, 8 Viertel, 32 Vieri<br />

<strong>und</strong> 128 Mass)<br />

Hohlmasse für Flüssigkeiten<br />

Die folgende Tabelle gibt Auskunft über die Liechtensteiner<br />

oder Vaduzer Masse, die bis zum 1. Oktober 1844<br />

Gültigkeit hatten 795<br />

1 Fuder<br />

1 Saum<br />

1 E<strong>im</strong>er<br />

1 Viertel<br />

1 Mass<br />

1 Vaduzer Fuder<br />

1 Vaduzer Viertel<br />

1 Österreichischer E<strong>im</strong>er<br />

1 Österreichisches Mass<br />

1 Feldkircher Stadtmass<br />

1 Feldkircher Landweinmass<br />

1 Feldkircher Mostmass<br />

823,112 Liter<br />

205,778 Liter<br />

41,1556 Liter<br />

10,2889 Liter<br />

1,2861.1 Liter<br />

12,9 Österreichischer E<strong>im</strong>er<br />

6,75 Österreichisches Mass<br />

63,81 Liter<br />

1,5243 Liter<br />

1,128 Liter<br />

1,255 Liter<br />

1,339 Liter<br />

Generell galt die folgende Umrechnung:<br />

1 Fuder war identisch mit 4 Saum, 20 E<strong>im</strong>ern, 80 Viertel<br />

<strong>und</strong> 640 Mass<br />

1 Viertel entsprach dabei 8 Mass<br />

1 Ledi entsprach 5 Saum 7%<br />

GEWICHTE<br />

1 Zollpf<strong>und</strong><br />

1 Pf<strong>und</strong><br />

1 Wiener Pf<strong>und</strong><br />

1 Wiener Zentner<br />

1 Wiener Lot<br />

1 Zollzentner<br />

0,5 Kilo<br />

32 Lot ä 4 Quentchen<br />

0,560060 Kilo<br />

56,0060 Kilo<br />

17,50187 Kilo<br />

50 Kilo<br />

793) Ospelt, Wirtschaftsgeschichte, S. 295. Von dort (S. 411 f.)<br />

stammen - sofern nicht anders vermerkt) die nun folgenden Angaben<br />

zu Geld, Masseinheiten <strong>und</strong> Gewichte.<br />

794) Ebenda. S. 412.<br />

795) Die folgenden Angaben stützen sich auf: Ospelt, Weinbau in<br />

Vaduz. S. 27.<br />

796) LUB I. Teil, Bd. IV. S. 348.


LIECHTENSTEINISCHE<br />

BEVÖLKERUNGS­<br />

ENTWICKLUNG IM SPÄ­<br />

TEN 18. UND FRÜHEN<br />

19. JAHRHUNDERT<br />

Quelle: Ospelt, Wirtschaftsgeschichte,<br />

Anhang,<br />

S. 33-42<br />

Gemeinde:<br />

Balzers<br />

Planken<br />

Schaan<br />

Triesen<br />

Triesenberg<br />

Vaduz<br />

Oberland<br />

Eschen<br />

Gamprin<br />

Mauren<br />

Ruggell<br />

Schellenberg<br />

Unterland<br />

Liechtenstein<br />

DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />

LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />

1784 1789 1806<br />

Wohn­ Bevöl­ Wohn­ Bevöl­ Wohn­ Bevölhäuser<br />

kerung häuser kerung häuser kerung<br />

106 382 106 546 ? 539<br />

27 106 24 103 ? ?<br />

131 499 133 566 ? 616<br />

103 426 111 486 ? 575<br />

125 592 125 593 ? 552<br />

103 469 106 512 ? 644<br />

595 2474 605 2806 ? 2926<br />

103 500 106 362 ? 620<br />

58 292 56 215 ? 285<br />

94 435 99 375 ? 546<br />

76 397 77 340 ? 376<br />

40 219 40 130 ? 249<br />

371 1843 378 1422 ? 2076<br />

966 4317 983 4228 ? 5002<br />

1812 1815 1818<br />

Wohn­ Bevöl­ Wohn­ Bevöl- Wohn­ Bevöl­<br />

Gemeinde: häuser kerung häuser kening häuser kerung<br />

Balzers 127 698 127 752 125 627<br />

Planken 33 135 33 129 33 122<br />

Schaan 164 715 164 718 164 682<br />

Triesen 126 612 125 639 125 568<br />

Triesenberg 168 705 165 753 165 694<br />

Vaduz 133 717 133 808 133 657<br />

Oberland 751 3582 747 3799 745 3350<br />

Eschen 146 655 144 673 144 651<br />

Gamprin 64 303 64 306 64 292<br />

Mauren 113 550 113 622 113 580<br />

Ruggell 89 431 88 435 89 382<br />

Schellenberg 53 276 53 282 53 251<br />

Unterland 465 2215 462 2318 463 2156<br />

Liechtenstein 1216 5797 1209 6117 1208 5506<br />

143


DIE RODORDNUNG VON 1499 MIT SPÄTEREN<br />

ERGÄNZUNGEN 797<br />

«Vermerkt ain Ordnung aufgericht <strong>und</strong> gemacht worden<br />

ist, an Sannt Symon unnd Judas Tag, der heyligen zwelf<br />

Poten, nach Christi Geburt 14 h<strong>und</strong>t, unnd 99 ist. Jar,<br />

durch Heinrich Butschen, der Zeit Römischen Königlichen<br />

Majestät als Fürsten von Österreich Huebmaister, zu Veitkirch,<br />

unnd Ruedolff Rainolt, Stadt Aman auch Hannsen<br />

Mezlers, unnd Michel Rad. Landtrichter, auch Hannsen<br />

Kessler der Zeit Zoller. Wie es gehalten werden solle, mit<br />

dem Kaufmans Gueth, unnd andern Rod Guettern, als zu<br />

Veldtkirch nidergelegt unnd daselbs durchgefüert werde[en]<br />

wie hernach volgtfj<br />

Unnd nemblich am ersten, soll ain yeder Wagner, ain<br />

gannz Jar die kurz unnd lang Rod vertigen unnd ds vertrösten.<br />

Wellicher <strong>im</strong> Jar auss der Rod gath, od geen will an<br />

[ohne] redlich Ursach d soll 5 [Pf<strong>und</strong>] Buess verfallen sain<br />

zugeben.<br />

Wellichem Wagner d Zoller od Thayler beut [= das Aufgebot<br />

macht], er od sein Khnecht, es geschech dem Wagner<br />

<strong>und</strong>er Augen 798<br />

oder zu Hauss unnd Flof, der soll fahren<br />

unnd gehorsam sein, ufwerz od abwerz bey 1 [Pf<strong>und</strong>]<br />

Buess unnd khain Khorn laden, biss die Kaufmansguetter<br />

hinweg gefertigt sein.<br />

Unnd wo der Zoller, den selben Ungehorsamen nit angibt,<br />

so solle er ds Pf<strong>und</strong> selbs verfallen sein.<br />

Guet,<br />

Welliches, auch es sey von unnden herauf od von oben<br />

herab am ersten in ds Hauss khombt, ds soll am ersten<br />

gefertigt werden.<br />

Ein yeder Wagner soll ein Blachen haben für Regen<br />

unnd ander Gewitter, unnd darzue siben Eisen Negl,<br />

zum Wagen gehörig, unnd ain ganze Meni, bey Straff<br />

1 [Pf<strong>und</strong>].<br />

Ain yeder Wagner solle schuldig sein des Kaufmans<br />

Guet zu füeren, an ds Enndt dahin er es füeren soll, es sey<br />

auf[-l od abwerz unnd ds niedert [?] ablegend] Es sey<br />

dann sach ds wr ain gueten redlichen Wexl finde, od Dinge,<br />

ain anderen Wagner damit der Kaufman gefertigt werde<br />

bey ainer Buess 1 [Pf<strong>und</strong>].<br />

Wann d Zoller ainem Wagner beut [das Aufgebot<br />

macht], unnd dann d Wagner Mangl hatt, unnd nit fahren<br />

mag, so soll der selb Wagner ainen anderen an sein Statt<br />

haben unnd wo er aber dasselb nit thuet, soll er gestrafft<br />

werden umb 5 [Pf<strong>und</strong> Pfennig].<br />

Es soll sich ain yeder Wagner ha<strong>im</strong>b fertigen unnd nit<br />

mit Geföhrte auf der Strass von Haymand beleiben, damit<br />

der Kaufmann gefertigt werdt, unnd auch ds Buet [Aufgebot]<br />

weder in Schanwaldt noch an anderen Enden<br />

uf der Strass nit lassen than bey der obgemelten Buess<br />

1 [Pf<strong>und</strong>].<br />

144<br />

Der Zoller soll auch die Rod aufrecht unnd redlich bietten,<br />

khainen für den anderen fürdern, sondfern] yeden<br />

auf d. Anderen bietten, wellicher ye auf den Anderen soll<br />

fahren, bey 1 Pf<strong>und</strong> Pfennig Buess.<br />

Wellicher sich in d Rod dermassen widerwertig halt, ds<br />

Huebmaister Stadtaman unnd Rath oder yemandts Ander<br />

sein, beschwerdt weren unnd ds mit lme nit erleiden<br />

möchten, so wellen sy gewalt haben, demselben Urlaub<br />

zugeben, Es sey zu wellicher Zeit <strong>im</strong> Jar sich ds eraischt.<br />

Wellicher Wagner herein in die Statt botten wiert<br />

[= nach Feldkirch aufgeboten wird] unnd an [= ohne ?]<br />

ds Guet wider ha<strong>im</strong>fahren muess, ist Buess demselben<br />

Wagner, nemblichen ist er von Ranckhweyl 3 [Pf<strong>und</strong>,] ist<br />

er von Tosters, od Eschner Berg 3 [Pf<strong>und</strong>,] ist er von Tisis,<br />

Altenstadt unnd Gisingen 2 [Pf<strong>und</strong>].<br />

Wellicher Wagner seiner Fuer beschwerdt were, unnd<br />

sonnst mit dem Kaufman nit guetlich ains oder betragen<br />

mag werden, so soll man ine wegen unnd wellicher Unrecht<br />

bevindt, den Wegerlohn geben.<br />

Es solle auch khein Wagner khain Guet <strong>im</strong> Haus laden<br />

od weggfüeren, es werde <strong>im</strong> dann von dem Zoller od<br />

Haussmeister angeben, unnd bevolchen zu füeren, unnd<br />

wie es dieselben auss thailen deme, selben die Wagner<br />

leben bey 1 [Pf<strong>und</strong>] Buess.<br />

Es ist auch verhörten, ds khain Wagner soll Kaufmans<br />

Guet von Mayenfeldt herab füeren[,] er khöre dann in die<br />

Rod, auch so soll khein Wagner der in die Rod khört, khainem<br />

anderen Wagner so nit in die Rod gehört, nichz aufgeben,<br />

bey ainer Buess 3 [Pf<strong>und</strong>].<br />

Anno d. quarto, am Sontag vor dem Newen Jar, ist gesezt,<br />

unnd geordnet, wan der Zoll auf die Rod peut [=<br />

wenn der Zoll für die Rod aufbietet], den von Altenstadt,<br />

unnd iren zue gewandten, unnd auch d am Eschnerperg,<br />

Es sein iro vil od wenig, hinauf geen Mayenfeldt zu faren,<br />

wellichen er dann zu ainer Zeit gepotten, hinauf zu fahren,<br />

unnd begibt sich dann, ds die Eschnerberg, ain<br />

St<strong>und</strong>t, vier od fünf, vor den Altensteter oder anderen zu<br />

Mayenfeldt sindt was dann dieselben am Eschnerperg<br />

Ledene laden, die sollen sich mit den Altenstettern, oder<br />

welliche in der Rod sein, gleich thaylen <strong>und</strong> laden, ob sy<br />

aber iren nit laiten wolten, so sollen sy doch den Lohn mit<br />

ihnfen] thaylen, unnd dossgleichen khamen die Andren<br />

vor den Eschnerpergern, hinauf geen Mayenfeldt soll es<br />

auch also gehalten werden, unnd wellicher ds nit thuet,<br />

der soll zu Buess verfallen sein 1 [Pf<strong>und</strong>].<br />

Ad 1 An Sant Jergen des Heyligen Ritters Tag, <strong>im</strong><br />

Fünffzehenh<strong>und</strong>ert Sechs<strong>und</strong>fünffzigisten Jare, ist durch<br />

d Rö. Khü. Mt. Vogt, unnd Ambt Leut, der Herrschafft<br />

Veldtkirch, gemainlich, ir Fuerlohn auf ier bitlich Ansuechen,<br />

unnd der Kaufleut bewiliigen, nemblich auf yeden<br />

Zendt. zween Pf<strong>und</strong> Pfennig alss ds sy fürterhin von<br />

yedem Zenndten zwainzig Pfennig haben miigen, erbössert<br />

unnd gestaigert, auch dargegen nachgemelte zween


Artikhel zu Notturfft vorgemelt. Rodordnung verner gesezt<br />

unnd fürgenomen <strong>und</strong> d Rodfuerleuthen alss fürgehalten<br />

worden -<br />

Nemblich erstlich sollen die Rodfuerleut, die Brief so<br />

man ihnen zu den Kaufmansguetern aufgibt, unnd darzue<br />

gehörig sein, der Kaufleut Factohrn zu Veldtkirch od anderen<br />

Orten als hiesig die Gueter fertigen yeder Zeit vleyssig<br />

<strong>und</strong> unverzogerlich zu uberantworten schuldig unnd<br />

pflichtig seyn.<br />

Am eynderen, wellicher Rod Wagner, den vorgehörten<br />

Rodordnung in ainem od mehr Artikhlen nit nachkhomen,<br />

sonder zu wider handien wurde, unnd sich dasselb<br />

erf<strong>und</strong>e, den soll der Zoller od der Factor, dem die Guetter<br />

zuantworten zugehören, dem Herrn Huebmaister anzaigen,<br />

unnd ds Fuerlohn so <strong>im</strong>e zuegehörigen möcht, hind<br />

zue Herren Huebmaister legen, durch welliches der Ubertretter<br />

volgendts der Gebür unnd Rodordnung nach gestrafft<br />

werden soll.<br />

Weiter nachdem die Fuerleuth mit Abladung der Guetter<br />

<strong>im</strong> Kauffhaus zu Veldtkirch, grosse Unordnung gebraucht,<br />

alss ds sy die Guetter allenthalben <strong>im</strong> Kaufhaus<br />

hin: unnd wider feilen. Ist hierinnen geordnet worden ds<br />

sy sollen schuldig sein yeder seine Guetter die er füert<br />

vleyssig abzuladen, unnd <strong>im</strong> Kaufhaus besonderwahr an<br />

ain Orth legen damit die bey einand erf<strong>und</strong>en migen werden.<br />

Gleichermassen auch sollen sy schuldig sein wan<br />

Zoller unnd Gegenschreiber die Guetter wegen müessen,<br />

Ihnen zum selben wegen, Es sey mit Lupfen od in and<br />

Weg getreue Hilff unnd Handtraichung zuerzaigen, alles<br />

bey strafft [Pf<strong>und</strong>].<br />

Es solle auch khain Fuerman, seine Ross <strong>im</strong> Kaufhaus<br />

nit ezen [füttern] oder einstellen, damit die Gueter nit<br />

gnötet, nit schadhafft werden, auch ds Kaufhaus sauber<br />

erhalten werde.»<br />

EIN WARENTRANSPORT MIT FOLGEN - VERHÖR­<br />

TAGSPROTOKOLL AUS DEM JAHRE 1692 "<br />

«Actu Verhörtag zu Vaduz d. 30. Juni 1692.<br />

Prohtoctoll]<br />

H. Landtvogt Jörg von Schönstein, mein Landtschbr. ab<br />

Egg, <strong>und</strong>t H. Landtammann Christoff Walser.<br />

Johannes Kiber d. Jung, Joseph Matt <strong>und</strong>t Johannes Marxer<br />

Hansen Sohn alle 3 von Mauren, werden angeklagt,<br />

dss sie den 21. dis ein Fässl mit Branten wein von Balzers<br />

her<strong>und</strong> gefiehrt, <strong>und</strong> wegen aber über das selbig gebrochen,<br />

<strong>und</strong>t sich ganz vol angetrunckhen, ja sogar einem<br />

ihrer Vetter namens Vest Mayer von Schan auf d[ie] Strass<br />

gerueffen <strong>und</strong>t ihme auch so viel zu trinckh[en] gegeben,<br />

dass er in 10 odler] 12 St<strong>und</strong>ten gestorben.<br />

DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />

LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />

Johannes Kiber bekent, dss er dss Fässlin auf seinem<br />

Wagten] gehabt, auch umb d[en] Lohn nach Veldkürch<br />

[habe] fiehren sollen, <strong>und</strong>t da sie bey Trissen in die Gass<br />

kommen, habe er zu dem Matten <strong>und</strong> Marxer gesagt [,]<br />

sie wollen gehn über dss Fässle Brantenwein [,] es seye<br />

zwar in ein Blach noch eingepagt gewesen, <strong>und</strong>t wollen<br />

ihn gehn versuechen [,] dess die anderein] 2 wohl zufriden,<br />

er [kam] also mit einem Nagl her, <strong>und</strong>t [hat] ein Loch<br />

gemacht [,] <strong>und</strong>t [hat] also allein] 3 z<strong>im</strong>lich Bescheidt gemacht<br />

[,] nach diessem seyn sie wid fort gefahren, bis in<br />

die Vaduzer Gass [,] allda sie wid über dss Fässl hin [gegangen]<br />

<strong>und</strong>t aber mahlen dapfer getrunckhen, also dss<br />

sie ganz rauschig [ge]worden, <strong>und</strong>t darbey gesungen <strong>und</strong><br />

gepfeiffet, als sie aber zue Schan durch fährten, fragte ihn<br />

sein Vetter Vest Mayer [,] woher er kome also lustig, <strong>und</strong>t<br />

frölich [, da] gab er ihme zur Antworth, er habe da etwas<br />

auf seinem Wagen, er solle nur mit ihme tür das Dorff hinaus<br />

kommen, er wolle ihme auch genug zu trinckhen geben,<br />

[-] welcher [schliesslich] mit ihme [ge]gangen, da sie<br />

Vi[e]r das Dorff hinaus kommen [,] [da gingen] sie wid<br />

über das Fässl her <strong>und</strong>t zum triten mahl [haben sie] dergestalt<br />

getrunckhen, [<strong>und</strong>] auch dem Vest Mayer sovil<br />

[gelgeben, dss er zwar frisch <strong>und</strong>t ges<strong>und</strong>t, aber den andern<br />

Tag dot wäre.<br />

Joseph Matt auf beschechene Anfragung bekhent auch<br />

wie obig, alein er sagt er [,] es seye ihme etwas an seinem<br />

Wagen [gelbrochen, weil er solches wieder gemacht [geflickt<br />

habe,] haben die andern 2 schon an dem Fässlin geklopft,<br />

<strong>und</strong>t ihme alsdan gerueffen umb ein Trunckh [zu<br />

nehmen], welches er auch gethan [habe], was aber zu<br />

Schan geschehen [sei,] wisse er nit [,] aus Ursach [,] wel er<br />

gantz voll <strong>und</strong>t rauschig [gewesen] wäre. Also [ebenso<br />

sprach] auch d[er] Trite. Undt [sie] betten dessetwegen<br />

umb ein gnädige Straff.<br />

Ambtsspruch.<br />

Demnach Johannes Kiber d.Jung auf beschechenes obrigkeitliches<br />

Vorhalten, was gestalten er [unleserlich] eines<br />

ihme zu Balzers an vertrautes <strong>und</strong>t übergebenes Fässl mit<br />

Branten wein an zu greiffen, <strong>und</strong>t hieraus nit alein sich<br />

797) LLA Schä U Nr. 19: Rodordnung 1499 mit Ergänzung 1556.<br />

1,5 Bogen Papier zu zwei Blatt ä 20,5 x 32 cm. Die Transkription<br />

erfolgt hier buchstabengetreu, lediglich die Klein- <strong>und</strong> Grossschreibung<br />

ist den heuligen Regeln angepasst.<br />

798) Der Sinn bleibt unklar. Vermutlich ist gemeint: Wenn der<br />

Fuhrmann (Wagner) unterwegs angetroffen wird, so kann der vom<br />

Zoller oder Teiler (Hausmeister) ebenfalls mit Warentransporten<br />

beauftragt werden.<br />

799) LLA .AS 1/3 fol. 23 V.<br />

145


<strong>und</strong>t seine Cammerandten anzufillen, sondern auch Überhin<br />

zu Schan seinen Veter Vest Mayer an sich zu ziechen,<br />

<strong>und</strong>t selbig hieraus dergestalten zu zusprechen, sich <strong>und</strong>erfangen<br />

[hat], dss er wenig St<strong>und</strong>t hernach gestorben,<br />

keines wegs in Abred sein künden, sonden solches frey<br />

bekhent, als ist hiemit von hocher Obrigkeit wegen vor<br />

[für] recht <strong>und</strong> billich erkhent, dss d[er] Kiber als Principal<br />

Frefler [anzusehen ist], welcher besagtes Fässl am ersten<br />

Angegriffen,] erstlich dem Jenigen, so d[en] Branten<br />

wein zugehört hat, allen Schaden zu ersetzen, ein gnädigfige]<br />

Herrschafft aber zur wohl verdienten Straff umb<br />

30, seine 2 Geschpanen aber als Joseph Matt <strong>und</strong><br />

Johannes Marxer ied[er] per 20 Rhsth. [Reichstaler] gestrafft<br />

[werden], <strong>und</strong> selbige noch disse Woch erlegen,<br />

auch über hin alle 3 eine Wohlfahrt [Wallfahrt] nach<br />

Ranckhweil [machen,] allda beichten <strong>und</strong>t communicieren,<br />

<strong>und</strong>t dessethalben schrifftliche Attestat[u] mit zu<br />

bringen verb<strong>und</strong>en sein.»<br />

ZOLLTARIFE FÜR DIE Gewand 2 bl. Korn 2 d. Draht 8 d.<br />

HERRSCHAFTEN Seide 2 bl. Roggen 2 d. Eisengeschirr 1 bl.<br />

SCHELLENBERG UND Pro Person 1 kr. Kernen 2 d. Rohes Kupfer 6d.<br />

VADUZ, 1700 Leinwand 18 d. Haber 2 d. Blechfässer 8 d.<br />

Papier 1 bl. Mehl 2 d. Eisenschaufeln 1 bl.<br />

Ausser der nebenstehen­ Krämerwaren 1 bl. Salz 1 kr. Leder 1 bl.<br />

den Tarifliste enthält das Preussisch Leder 2 bl. Wein 4 kr. Eine einzige Haut 4 d.<br />

Dokument noch die folgen­ Safran 2bl. 1 Fuder ital. Wein 2 bd. Baumwolle 1 bl.<br />

den Vorschriften: Hering 1 bl. 1 Fuder Landwein 6 kr. Hanf 6d.<br />

Äbte <strong>und</strong> Pfarrherren, die Bückling 1 bl. 1 Viertel Schmalz 1 d. Flachs 2 bl.<br />

Wein über die St. Luzisteig Gesalzener Fisch 1 bl. Zieger 1 kr. Seil 6 d.<br />

herführen, sind ebenso Feigen Wein­ EinzeFZieger 2 d. Polster 6 d.<br />

verpflichtet, den Zoll zu beeren 1 bl. Schweinefleisch 6 d. 1 Zentner Tabak 2 kr.<br />

bezahlen. Der Zoller wird 1 Ledi Salz 6 bl. Rindfleisch 6 d. Käse 6 d.<br />

<strong>im</strong> Besonderen ange­ 1 Ledi Korn 12 d. 1 Rind, Ochs, Kuh 4 d. Schleifstein 18 d.<br />

mahnt, auch dem Floss­ 1 Ledi Roggen 12 d. 1 Fassel-Schwein 1 d. Wachs 2 kr.<br />

verkehr sein Augenmerk 1 Ledi Kernen 12 d. 1 Mast-Schwein 2 d Pomeranzen 801<br />

2 kr.<br />

zu schenken. 800<br />

1 Ledi Haber 12 d. 1 Schaf 1 d. Rothe 802<br />

8 d.<br />

1 Ledi Brot 12 d. 1 Geiss(bock) 1 d. Rausch 803<br />

2 d.<br />

1 Ledi Mehl 12 d. 1 Pferd 6 kr. Reis 80<br />

* 6 d.<br />

Segessen 15 kr. Das eigene Pferd 4 kr. Nüsse 1 kr.<br />

1 einzige Segess 1 •(...?) Holzteller 2 d. Eicheln 1 kr.<br />

Kessel <strong>und</strong> Töpfe 1 bl. 1 Karren Glas 16 d. Ein Hut 1 d.<br />

Federn 8 d. Glas 6 d 1 Fuder Kalk 3 kr.<br />

Federn <strong>im</strong> Bett 1 bl. Ein Mühlenstein 3 kr. 1 Fuder Heu/<br />

Rohr 6 d. Wetzsteine 3 kr. Stroh 4 kr.<br />

Pantoffelholz 6 d. Schnecken 6 d. Ein lebendiger<br />

Kacheln 4 d. Zaun 7 d. Jud 30 d.<br />

Salpeter 1 bl. Eisen 6 d. Ein toter Jud 60 d.<br />

Brot 2 d. Messing 8 d.<br />

1.46<br />

800) LLA RA 6/2/4: Zolltarife, erlassen am 10. März 1700.<br />

801) Orangen; vgl.: Vorarlbergisches Wörterbuch, Bd. 1. Sp. 414.<br />

802) Wurde zur Herstellung von Farben verwendet.<br />

803) Eine Mineralfarbe, Rauschgelb (?); evtl. auch mit dem Wort<br />

Ramsch (geringwertige Ware) in Verbindung zu bringen: vgl.:<br />

Vorarlbergisches Wörterbuch, Bd. 2, Sp. 672.<br />

804) Ein Fass Reis beinhaltete meist drei bis vier Saum.


ZOLLEINNAHMEN<br />

DES FÜRSTENTUMS<br />

LIECHTENSTEIN 1750 Betrag<br />

BIS 1848<br />

Quelle: LLA Rechnungs- Betrag<br />

bücher des Rentamts<br />

DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />

LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />

GESAMTEINNAHMEN DER LIECHTENSTEINISCHEN ZOLLSTATIONEN<br />

1750 BIS 1848<br />

Gulden <strong>und</strong> Kreuzer (Reichswährung)<br />

1750 1751 1752 1753 1754 1755 1756<br />

Betrag 491.48 462.35 521.58 576.25 559.17 486.20 498.34<br />

1757 1758 1759 1760 1761 1762 1763<br />

Betrag 455.32 520.11 502.29 509.30 494.03 428.19 447.01<br />

1764<br />

468.36<br />

1765<br />

465.32<br />

1766<br />

487.42<br />

1767<br />

469.17<br />

1768<br />

420.29<br />

1769<br />

407.39<br />

1770<br />

487.24<br />

1771 1772 1773 1774 1775 1776 1777<br />

731.49 783.— 667.38 700.46 633.05 698.37 573.20<br />

1778 1779 1780 1781 1782 1783 1784<br />

Betrag 669.16 711.56 868.08 1053.08 1092.56 1078.29 1124.38<br />

1785 1786 1787 1788 1789 1790 1791<br />

Betrag 1020.20 1035.21 1213.06 1066.08 1042.54 1128.04 1458.58<br />

1792 1793 1794 1795 1796 1797 1798<br />

Betrag 1703.24 1752.01 1787.55 2025.33 1525,25 1777.10 1818.57<br />

1799 1800 1801 1802 1803 1804 1805<br />

Betrag 1199.— 1320.— 1952.18 1383.03 1220.57 1:376.34<br />

1806 1807 1808 1809 1810 1811 1812<br />

Betrag ? ? ? 2645.42 2690.31 3159.42<br />

1813 1814 1815 1816 1817 1818 1819<br />

Betrag 2841.50 2091.58 2106.14 2360.10 3452.54 3117.43 2304.04<br />

1820 1821 1822 1823 1824 1825 1826<br />

Betrag 3265.22 3381.59 2949.10 2741.15 2287.06 2342.18 2179.56<br />

1827 1828 1829 1830 1831 1832 1833<br />

Betrag 2340.38 2727.43 3228.24 3561.17 3889.34 3847.18 3875.49<br />

1834 1835 1836 1837 1838 1839 1840<br />

Betrag 3939.50 3653.16 4096.38 4566.32 4741,41 4266.21 4051.01<br />

1841 1842 1843 1844 1845 1846 1847<br />

Betrag 4295.01 4247.46 3821.— 3346.35 2869.21 3067.20 3235.23<br />

1848<br />

Betrag 2482.41<br />

Die Denare sind bei dieser Gesamtübersicht nicht speziell ausgewiesen,<br />

das heisst, sie wurden dem jeweiligen Kreuzerbetrag<br />

hinzugerechnet, was dort eine Auf- oder Abruhdung nach sich zog.<br />

147


EINNAHMEN DER EINZELNEN ZOLLSTATIONEN IN LIECHTENSTEIN 1750 BIS 1848<br />

Gulden, Kreuzer <strong>und</strong> Denare (Reichswährung)<br />

1750 1751. 1752 1753 1754 1755 1756 1757<br />

Vaduz 384.01.3 359.07.1 415.16.2 465.30.3 464.23.1 423.58.2 425.00,3 386.09.1<br />

Rofaberg 20.23.2 20.50.3 22.03.2 16.12.2 13.14.- 11.57.- 18.40.- 16.16.3<br />

Ruggell 77.05.- 69.08.3 72.19.3 81.06.- 72.44.2 41.—.- 43.34.- 40.—.-<br />

Balzers — 1.15.2 2.02.- 1,32.- 1,44.2 2.—.- 2.36.- 2.20.-<br />

Mäls 10.18.- 12.12.2 10.16.- 12.04.- 7.10.1 7.24.- 8.43.2 10.45.2<br />

Total 491.48.1 462.34.2 521.57.3 576.25.1 559.16.2 486.19.2 498.34.1 455.31.2<br />

1758 1759 1760 1761 1762 1763 1764 1765<br />

Vaduz 457.04.3 44.1.28.- 435.07.3 423.22.2 366.54.- 375.58.1 389.55.3 422.42-<br />

Rofaberg 13.30.- 10.08.1 8.31.- 11.08.1 9.07.2 9.45.1 8.30.- 11.21.-<br />

Ruggell 39.58.2 44.—:- 55.00.1 57.03.1 47.—.- 58.02.- 58.—.- 19.40.-<br />

Balz er s<br />

Mäls<br />

3.21.-<br />

6.16.2<br />

2.32.-<br />

4.21..-<br />

2.36.-<br />

8.15.-<br />

2.28.2<br />

-<br />

2.29.-<br />

2.48.-<br />

3.15.-<br />

-<br />

3.10.- 2.26,-<br />

:<br />

9.—,- 9.22.2<br />

Total 520.10.3 502.29.1 509.30.- 494.02.2 428.18.2 447.00.2 468.35.3 465.31.2<br />

1766 1767 1768 1769 1770 1771 1772 1773<br />

Vaduz 452.33.2 407.54.- 345.23.3 351.10.- 420.36.1 585.33.1 644.—.- 589.16.2<br />

Rofaberg. 7.22.3 8.20.- 8.15.- 8.20.- 6.13.- 7.—.- 7.—.- 6.24.-<br />

Ruggell 16.37.- 43.22.2 54.23.3 41.10.3 50:43.3 118.30.2 118.29.2 58.15.3<br />

Balzers 2,54.- 3.10.- 2.06.3 2.10.- 5.30.- 5.—.- 4.00.3 3.07-<br />

Mäls 8.15.- 6,30.- 10.20.- 4.48.2 4.21.1 15.45.- 9.30.- 10.35.-<br />

Total 487.42.1 469.16.2 420.29.1 407.39.1 487.24.1 731.48.3 783.00.1 667.38.1<br />

1774 1775 1776 1777 1778 1779 1780 1781<br />

Vaduz 611.34.1 586.—.- 615.02.- 498.33- 588.23.2 622.—.- 740.43.- 958.48.-<br />

Rofaberg 8.—.- 8.—.- 7.30.- 8.32- 9,18.- 8.—.- 8.50.- 9.—.-<br />

Ruggell 64.06.2 25.—.- 63.00.3 63.35.- 67.04.- 75.02.- 103.05.- 70.30.-<br />

Balzers 3,45.- 2.40.2 4.—.- 16.- 1.—.- 4.—.- 4.30.- 3.10.-<br />

Mäls 13.20.- 11.24.1 9.04.- 2.24.- 3.30.- 2.54.- 11.—.- 11.40.-<br />

Total 700.45.3 633.04.3 698.36.3 573.20.- 669.15.2 711.56.- 868.08.- 1053.08.-<br />

1782 1783 1784 1785 1786 1787 1788 1789<br />

Vaduz 986.35.- 954.42.2 1010.03.- 918.11.- 930.42.2 1092.49.2 934.55.3 919.22.2<br />

Rofaberg 7.—.- 10.—.- 9.15.- 7.30.- 10.—.- 9.45.- 10.—.- 11.—.-<br />

Ruggell 84.43.- 92.01.- 96.20.- 86.—.- 84,42.- 104.—.- 111.—.- 109.49.-<br />

Balzers 4.—.- 3.15.- - 3.09.- 2.36.- 1,31,- 2.56.- 1.22.-<br />

Mäls 10.38.- 18:30.- 9.—.- 5.30.- 7.20- 5.—.- 7.16.- 1.20.-<br />

Total 1092,56.- 1078.28.2 1124.38.- 1020.20.- 1035.20.2 1213.05.2 1066.07.3 1042.53.2<br />

1790 1791 1792 1793 1794 1795 1796 1797<br />

Vaduz 977.35.- 1216.22.3 1427.32.- 1514.04,- 1619.50,- 1842.42.- 1328.11,1 1615.57.2<br />

Rofaberg 11.17.- 12.30.- 6.25.2 22.45.- 31.38.- 20.04.3 12.07.1 24.41.2<br />

Ruggell 134.56.- 202.20.- 227.—.- 194.—.- 118.—.- 150.—.- 180.—.- 122.10.2<br />

Schaanwald — 15.32.2 22.14.1 21.11.2 10.12.2 7.16.- 5.06.- 4.36.-<br />

Balzers 1 1.22.- 7.31.3 10.09.- - 8.14.- 5.30.- - 5.24.-<br />

Balzers 2 - - 3.03.- - - - — 2.30.-<br />

Mäls 2.54.- 4.41- 7.—.- - - - - 1.50.-<br />

Total 1128.04.- 1458.58.- 1703,23.3 1752.00.2 1787.54.2 2025.32.3 1525.24.2 1777.09.2<br />

148


DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />

LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />

1798 1799 1800 1801 1802 1803 1804 1805<br />

Vaduz 1688.37.2 1106.13.3 1303 .06.2 1744.55.3 1169.22.- 1058.20.- 1204.32.2 ?<br />

Rofaberg — 1.46.- 6 .05.3 18.22.- 10.12.1 8.19.3 15.35.3 ?<br />

Ruggell 118.—.- 84.49.2 - 180.—.- 190.—.- 142.—.- 137.—.- ?<br />

Schaanwald 6.41.- 3.21.- 5 .13.- 3.45.- 2.30.- 3.15.- 3.40.2 ?<br />

Balzers 1 5.38.2 2.49.1 5 .34.3 5.15.- 8.58.2 5.—.- 5.45.-<br />

Balzers 2 - - - — 2.— 1.30.- 2.30.- ?<br />

Mäls - - - - - 2.32.- 7.30.- ?<br />

Total 1818.57.- 1198.59.2 1320 . — . - 1952.17.3 1383.02.3 1220.56.3 1376.33.1 ?<br />

1806 1807 1808 1809 1810 1811 1812 1813<br />

Vaduz ? ? ? 1850.47.3 2100.01.2 1978.13.3 2034.48.3 1664.05.3<br />

Rofaberg ? ? ? 20.17.2 22.16.2 14.27.- 28.12.- 22.14.-<br />

Ruggell ? ? ? 954.19.2 442.11.- 590.26.- 969.59.- 1051.15.-<br />

Balzers Grenzzoll ? ? ? 13.58.- 29.41.- 48.26.- 33.33.- 18.05.-<br />

Balzers Strassenzoll ? ? ? 4.33.- 20.27.- 4.06.- 9.34.- 30.58.-<br />

Mäls ? ? ? 9.17.- 10.34.- 4.09.- 10.08.- 15.01.-<br />

Schaanwald ? ? ? - 7.57.- 10.10.- - 13.42.-<br />

Schaan ? ? ? — 12.24.- 40.40.- 73.27.- 26.29.-<br />

Gipsmühle ? ? ? - - - - -<br />

Mauren ? ? ? - - - - -<br />

Total ? ? ? 2853.12.3 2645.32.- 2690.37.3 3159.41.3 2841.49.3<br />

1814 1815 1816 1817 1818 1819 1820 1821<br />

Vaduz 1533.41.- 1535.44.- 1859 .48- 2596.23.3 2244.20,- 1600.21.- 2479.57.- 2781.46.-<br />

Rofaberg 15.34.- 15.54.- 21 .05.- 24.49.- 19.08.- 15.41.- 11.01,2 10.41.-<br />

Rüggell 478.48.- 364.—.- 253 .09.- 598.27.2 689.40.2 591.14.2 549.44.- 376.21.-<br />

Balzers Grenzzoll 14.42.- 25.26.- 37 .51.- 24.51.- 20.15.2 16.05.- 36,29.- 16.29-<br />

Balzers Strassenzoll 6.38.- 6.04.- 5 .54.- 3.—.- 54.- 19.- - —<br />

Mäls 13.—.- 109.04.- 89 .51.- 47.36.- 20.29.- 4.21.- ? 20.48.-<br />

Schaanwald - - 10 .48.- 6.41.2 11,27.- 20.17.- 9.17.- —<br />

Schaan 29.35.- 50.02.- 81 .44.- 141.21.- 88.34.- 19.37.- 124.46.- 98.04.2<br />

Gipsmühle - - - 9.44.- 22.55.- 36.08.- 34.37.- 32.19.-<br />

Nendeln -- - - - - — - 38.34.-<br />

Mauren - - - - - - - 6.56.-<br />

Total 2091.58.- 2106.14.- 2360 .10.- 3452.53.3 3117.43.- 2304.03.2 3265,21,2 3381.58.2<br />

1822 1823 1824 1825 1826 1827 1828 1829<br />

Vaduz 2326.—.- 2133.32.- 1777 .52.- 1839.08.- 1770.58.- 1951.51.- 2361.32.- 2914.40.2<br />

Rofaberg 21.03.2 20.19.- 25 .32.- 30=11.- 28.12.- 40.22.2 50.19.- 45.26.-<br />

Ruggell 343.27.- 381.23.- 312 .45.2 302.35.- 250.39.2 209.57.- 210.19.- 170.45.2<br />

Balzers Grenzzoll 7.07.2 8.12.- 7 .11.- 29.39.- 19.44.- 36.30.- 37.58.3 21.53.-<br />

Balzers Strassenzoll 19.30.- - - — - - - -<br />

Mäls 4.28.- 4.30.- 1 .15.- 10.42.- 30.07.- 22.15.- 15.—.- 8.16.-<br />

Schaanwald — - - — - — — -<br />

Schaan 152.46.- 133.58.2 60 .25.- 33.06.- — — - —<br />

Schaan Fährzoll — — - — - 12.25.- 25.- 23.55.-<br />

Gipsmühle 30.03.- 2.57.- 49 .58.- 25.16.2 17.44,- 20.20.- - —.<br />

Nendeln 37.32.- 44.49.- 46 .09.- 60.58.- 55.46.- 40.44.- 45.54.- 44,22.-<br />

Mauren 7.13.- 11.34.- 5 .58.- 10.42.- 6.45.- 6.13.- 6.15.- 9.06-<br />

Total 2949.10.- 2741.14.2 2287 .05.2 2342.17.2 2179.55.2 2340.37.2 2727.42.3 3228.24.-<br />

149


1830 1831 1832 1833 1834 1835 1836 1837<br />

Vaduz 3120.—.- 3398,58.- 3433.55.- 3420.54.- 3620.50- 3322 :27.2 3703.45.- 4046.48.-<br />

Salzzoll* — - — - V ? ? ?<br />

Rofaberg 43.50.- 30.31.- 39.42.- 28.28.- 31.56- 28.59.- 24.29.- 10.24.-<br />

Ruggell 235.59.- 275.23 - 166.14.- 258.49.- 160.49.- 219.43.- 223.50.- 222.57.-<br />

Balzers Grenzzoll 16.28.- 18.35.- 19.43.- 5,34.- — — — -<br />

Mäls 8.30.- 4.46.- 8.03.- 5.24.- — — — —<br />

Balzers/Mäls - — — — 21.22- 11.24.- 7.56.- 23,07.2<br />

Schaanwald — — — — — 57.26.- 119.02.- 112.45.-<br />

Schaan Fährzoll 26.44.2 43.28.- 46.07.- 36.38.- 24.40.- 13.16.- 17.36- 12.36.-<br />

Nendeln 105.52.- 11.4.47.- 130.45.- 115.56.- 78.45.- - — —<br />

Mauren 3.53.- 3.06- 2.49.- 4.06.- 1.28.- - — —<br />

Bendern - - - - - - - 137.54.-<br />

Total 3561.16.2 3889.34.- 3847.18.- 3875.49.- 3939.50.- 3653.15.2 4096.38.- 4566.31.2<br />

1838 1839 1840 1841 1842 1843 1844 1845<br />

Vaduz 4084.07.- 3726.34.- 3481.03.- 3472.31.2 3178.04.- 2923.35.- 2468.48.- 2188.50.-<br />

Salzzoll* ? ? ? 241.40.- 275.—.- 258.20.- 266.40.- 244.10.-<br />

Rofäberg 7.05.- 4.31.- 2.42.- 1.10.- 2.49.- 45.- 1.10.- —<br />

Ruggell 289,11.- 229.45.- 153.20.- 122.30.- 193.45.- 122.53.- 130.21.- 117.35.-<br />

Balzers/Mäls 7.21.- 9.26.- 14.27.- 12.31.- 18.50.- 12.38.- 12.40.- 14.17.-<br />

Schaanwald 87.03.- 59.59.- 86.29.- 103.20.- 70.43.- 67.07.- 108.26.- 91.49.-<br />

Schaan' Fährzoll 2.37- 1.57.- 21.17.- 1.33.- — - - —<br />

Bendern 264.16.3 234.08.- 291.42.2 339.45.2 508.34.2 428.18.- 358.30.- 312,40.-<br />

Total 4741.40.3 4266.20.- 4051.—.2 4295.01.- 4247.45.2 3813.36.- 3346.35.- 2869.21.-<br />

1846 1847 1848<br />

Vaduz 2363.25.- 2556.26.- 2211.35.-<br />

Salzzoll* 258.20.- 237.30.-<br />

Ruggell 116.56- 78.14.- 33.53.-<br />

Balzers/Mäls 1.3.24- 15.27.- 13.09.-<br />

Schaanwald 67.52.- 74.58.- 59.41.-<br />

Bendern 247.23.- 272.48.- 164.23.-<br />

Total 3067.20.- 3235,23.- 2482.41.-<br />

* Der Salzzoll war bis 1840 in den Einnahmen des Väduzer Hauptzolls<br />

inbegriffen.


WEGGELDEINNAHMEN<br />

1750 BIS 1835<br />

Quelle: LLA Rechnungsbücher<br />

des Rentamts<br />

WEGGELDSTATION ROFABERG 1750 BIS 1781<br />

Gulden, Kreuzer <strong>und</strong> Denare (Reichswährung)<br />

Betrag<br />

Betrag<br />

Betrag<br />

1768<br />

1.15.-<br />

1774<br />

1.20.-<br />

1780<br />

1.15.-<br />

DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />

LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />

1750 1751 1752 1753 1754 1755<br />

Betrag 11.39.- 10.09.1 13.31.2 10.—.- 8.41.2 6.49.-<br />

1756 1757 1758 1759 1760 1761<br />

Betrag 10.19.2 6.50.- 4,12.- 1.18.- 1,30,- 58.-<br />

1762 1763 1764 1765 1766 1767<br />

Betrag 44.- 1.15.- 1.15.- 1,—.- 1.—.-<br />

1769<br />

1.15.-<br />

1775<br />

1.22.2<br />

1781<br />

1.14.-<br />

EINNAHMEN DER EINZELNEN WEGGELDSTATIONEN 1782 BIS 1835<br />

Gulden, Kreuzer <strong>und</strong> Denare (Reichswährung)<br />

1770<br />

1.—.-<br />

1776<br />

1.15.-<br />

1771<br />

1.08.2<br />

1777<br />

1.15.2<br />

1772<br />

1T6.1<br />

1778<br />

1.15.-<br />

1773<br />

1779<br />

1.15.-<br />

1782 1783 1784 1785 1786 1787 1788<br />

Vaduz 118.47.2 293.30.2 302.50.- 289.53.- 243.06.2 235.54- 236.30.2<br />

Balzers 34.56.- 74.—.- 89.40.1 74.34.- 226.59.- 201.37.- 232.12.-<br />

Schaanwald 38.08.2 111.—.- 113.10.- 132.19.- 96.27.- 92.10.- 82.11.3<br />

Rofaberg 1.—.- 1.24.- 1.15- 1.15- - - -<br />

Total 192.52.- 479.54.2 506.55.1 498.01.- 566.32.2 529.41.- 550.54.1<br />

1789 1790 1791 1792 1793 1794 1795<br />

Vaduz 233.28.- 227.56.- 59.09.1 -<br />

Balzers 249.47.2 243.49.- 276.13.2 220.3.1 - 242.20.- 229.50.2 198.22.2<br />

Schaanwald 64.—.- 49.22.- 257.23.- 342.12.- 319.10.- 300.21.2 265.08.2<br />

Total 547.15.2 521.07.- 592.45.3 562.43.- 561.30.- 530.12.- 463.31.-<br />

1796 1797 1798 1799 1800 1801 1802<br />

Balzers 186.28.- 199.02.2 171.10.2 84.06.3 80.40.- 241.20.- 280.—.-<br />

Schaanwald 133.08.2 211.37.- 264.18.- 103.05.- 112.23.2 1.83.34:- 115.30.-<br />

Total 319.36.2 410.39.2 435.28.2 187.11.3 193.03.2 424.54.- 395.30-<br />

1803 1804 1805 1806 1807 1808' 1809<br />

Balzers 251.30.- 289.47.- ? ? ? ? 297.05.-<br />

Schaanwald 148.—.- 201.01.- ? ? ? ? 169.49-<br />

Total 399.30.- 490.48.- ? ? ? ? 466.54.-<br />

1810 1811 1812 1813 1814 1815 1816<br />

Balzers 367,35.2 505.47.- 322.46.- 338.—.- 320.39.- 233.24.- 271.54.2<br />

Schaanwald 207,40.- 380.58.- 336.50.- 346.25.- 455.17.- 518.59.- 378.10-<br />

Total 575.15.2 886.45.- 659.36.- 684.25,- 775.56.- 752.23,- 650-.04.2<br />

151


1817 1818 1819 1820 1821 1822 1823<br />

Balzers 307.16.- 280.08.2 295.44.- 336.58.2 294,40.- 302.40.- 265.34.-<br />

Schaanwald 511.40- - — - - - -<br />

Schaanwald/Nendeln - 525.47.- 436.56.- 509.20.- 868.11.2 743.56.- 746.05.-<br />

Balzers/Trübbach - - 3.59.- 30.36.- 24.56- 17.42.- 30.30.-<br />

Gipsmühle - — 29.- 1.30.2 1.06.2 2.42.2 .1.35.-<br />

Schaan - - 46.- 6.11.2 4.52.- 2.12.- 2.46.-<br />

Ruggell _ _ - - - 3.24.- 3.33.- 4.56.- 5.42.2<br />

Total 818.56.- 805.55.2 737.54.- 888.—.2 1197.19.- 1074.08.2 1052.12.2<br />

1824 1825 1826 1827 1828 1829 1830<br />

Balzers 220.55.- 206.30.- 204.33.2 200.47.2 216.32.- 414.07.2 408.50.-<br />

Schaanwald/Nendeln 624.42.- 694.48.- 648.13.- 774.06.- 742.09.- 964.18.- 933.59.2<br />

Balzers/Trübbach 21.44.- 9.09.- 19.08.- 14,20.- 15.56.- 39.42.- 80.12.-<br />

Gipsmühle 1,31.2 51.- 4.46.- 5,01.2 4.47.- - -<br />

Schaan 2.55.- 2.01.2 14.- 48.2 - — 1.—.-<br />

Ruggell _ 2.02.- 2.13.- 2.06.- 1.34.- 3.05.- 1.17.- 1.59.-<br />

Total 873.49.2 915.32.2 879.—.2 996.37.2 982.29.- 1419.24.2 1426.—.2<br />

1831 1832 1833 1834 1835<br />

Balzers 321,03.- 289.46.- 306.46.- 268.29.- 227.03 -<br />

Schaanwald/Nendeln 900.59.2 952.09.- 1053.46.2 987.27.- 862,54.2<br />

B alz ers/Trü b b ach 86.08.- 96.04.- 90.07.- 62.55.- 50.06.-<br />

Ruggell 1.30.- 2.19- 1.56.- 3.53.- 1.29.-<br />

Total 1309.40.2 1340.18.- 1452.35.2 1322.44.- 1141.32.2<br />

WIRTSHÄUSER IN LIECHTENSTEIN 1750 BIS 1804<br />

Anmerkung: Es sind nur für diejenigen Jahre Wirtspersonen<br />

genannt, in denen das Gasthaus auch tatsächlich<br />

offenstand <strong>und</strong> Umgeldzahlungen geleistet wurden.<br />

Quelle: LLA Rechnungsbücher des Rentamts.<br />

WIRTSHÄUSER IM OBERLAND<br />

Balzers, Adler<br />

Christian Tscholl (bis 1751), ein Baron v. Ramschwag<br />

(1751-1753), Joseph Steger (1753-1759), Thomas Brunhart<br />

(1759-1764), Johann Georg Steger (1764-1795), Joseph<br />

Anton Brunhart (ab 1798)<br />

Balzers, Engel<br />

Basil Frick (bis 1759) 80f<br />

', Witwe Katharina Frick-Dürr<br />

(1759-1769), Fidel Frick (1769-1795, <strong>und</strong> erneut nach<br />

dem Wiederaufbau des abgebrannten Wirtshauses)<br />

Balzers, Hirschen («Tappeiner-Haus»)<br />

(Franz) Joseph Frick (1783-1795, <strong>und</strong> erneut nach dem<br />

Wiederaufbau <strong>im</strong> Anschluss an den Dorfbrand)<br />

Balzers, Post<br />

Johanna Franziska Walser-Negele, Witwe des Anton<br />

Walser (bis 1759 oder 1760), Joseph Anton Wolfinger<br />

(1760-1773), Johann Ulrich Steger (1773-1793), Franz<br />

Joseph Wolfinger (ab 1793)<br />

Balzers, Kaufhaus (Liechtensteiner Hof)<br />

Joseph Leontius Frick (1782, 1785-1786)<br />

152<br />

Balzers, Zoll<br />

Joseph Steger, ehem. Adlerwirt (bis 1771), dessen Witwe<br />

Katharina geb. Heibert (1771-1776), Joseph Wolfmger (ab<br />

1803)<br />

Balzers-Mäls<br />

Johannes Vogt (1764-1765), Franz Büchel (1780 bis ?),<br />

Andreas Büchel (1794 bis ? - er bezahlte noch 1791 Zins<br />

für Wirtsgerechtigkeit, wirtete aber zu jenem Zeitpunkt<br />

nicht mehr)<br />

Schaan, Kaufhaus<br />

Andreas Konrad (bis 1765, behält aber Wirtsgerechtigkeit)<br />

Schaan, Kreuz<br />

Lorenz Frommelt (bis 1771 oder 1772), Lorenz Danner<br />

(1772-1789 oder 1790), Johann Schlatter (ab 1790)<br />

Schaan, Löwen<br />

Joseph Anton Kaufmann, (bis zirka 1765/1770, teils mit<br />

seinem Schwiegersohn Michael Baroll); 1775 Wegnahme<br />

des Wirtshausschildes, Wiedereröffnung 1786: Witwe des<br />

Michael Baroll (bis 1790), Joseph Boss (1790), Johann<br />

Danner (ab 1791)<br />

Triesen, Sonne<br />

Johann Georg Gassner (bis 1775), (Franz) Xaver Gassner<br />

(1775-1785 oder 1786), Florian Erne (1786-1797 oder<br />

1798), Johann Nägele (1798-1801 oder 1802), Johann<br />

Beck (ab 1802)<br />

Triesen, Landstrasse<br />

Alois Negele (ab 1801)


Triesen, Oberes Dorf<br />

Peter Beck, «Zapfenwirt» (1772-1774, als ihm durch ein<br />

Fürstliches Dekret das Ausschankrecht entzogen wurde)<br />

Triesen, Oberdorf (Linde)<br />

Johann Beck (1790-1802) 806<br />

Triesenberg, Üenaboda<br />

Johannes Hübe (1769, wiederum 1779-1784), dessen<br />

Schwiegersohn Joseph Schädler (1784-1795), Johann<br />

Schlegel (ab 1795)<br />

Triesenberg, Rotaboda<br />

Kaspar Sele (1779-1790), Johann Schlegel (1790-1795) 807<br />

Vaduz, Adler (ehem. Hirschen), Haupt-Zollstation<br />

Karl Wolf (1787, ab 1791)<br />

Vaduz, Engel<br />

Johann Crouset (bis 1775), Landammann Johann Jäger<br />

(1775-1778), Franz Anton Seger (1778-1786), Ferdinand<br />

Rheinberger (ab 1786)<br />

Vaduz, Löwen<br />

Johann Guetschalk (bis 1751), Johann Wächter (1751-<br />

1753), Christa Hilti (1753-1764), Johannes Hilti (1764-<br />

1765), Ferdinand Rheinberger (1765-1785), Johann Rheinberger<br />

(1785-1791), Franz Joseph Wolfinger (1791-<br />

1792), Jakob Lerch (1792-1801), Joseph Schelldorf<br />

(1801-1802), Peter Matt (1802-1804), Mattheus Hämmerte<br />

(1804)<br />

Vaduz, herrschaftliche Mühle<br />

Anton Fleisch (1787, 1790-1795)<br />

WIRTSHÄUSER IM UNTERLAND<br />

Eschen-Rofaberg, Zoll (Hirschen)<br />

Johann Jakob Heibert (bis 1756), Franz Joseph Allgäuer<br />

(1756-1793), 808<br />

Sebastian Fehr 809<br />

(ab 1804)<br />

Gamprin-Bendern, Adler<br />

Witwe des Joseph Nescher (bis 1754) 810<br />

, Johann Georg<br />

Nescher (1754-1787), Johann Adam Nescher (ab 1788)<br />

Mauren, Matt<br />

Franz Joseph Matt (bis 1769) sn<br />

, dessen Witwe Rosa geb.<br />

Tiefenthaler (1769-1784), Peter Matt (1784-1802), Franz<br />

Joseph Matt (ab 1802)<br />

Mauren, zweites Wirtshaus<br />

Eustachus Marxer (1752-1757), dessen Witwe (1757-<br />

1764), Bäckermeister Johann Alber (1800-1804), Andreas<br />

Marxer (ab 1804)<br />

DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />

LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />

Nendeln, Engel<br />

Martin Feuerstein (bis 1757), Andreas Heibert (1757-<br />

1764), Joseph Heibert (1764-1769), Andreas Marxer<br />

(1769-1795), Franz Joseph Marxer (ab 1796) 812<br />

Nendeln, Löwen<br />

Urban Hoop (bis 1751), Johann Ulrich Marxer (1751—<br />

1794), Joseph Wohlwend (ab 1794)<br />

Ruggell, Zoll<br />

Andreas Büchel (bis 1755), Johann Büchel (1755-1769),<br />

Joseph Marxer (1769-1772), Macarius Büchel (1772-<br />

1775), Johann Büchel (ab 1775)<br />

Ruggell, zweites Wirtshaus<br />

Andreas Marxer (1752-1769), Joseph Marxer (1769-<br />

1770), Jakob Marxer (1770-1794), dessen Witwe Sabina<br />

Sommer (1794 bis ? - sie besass 1809 keine Ausschank-<br />

Bewilligung mehr)<br />

Schellenberg, Wirtshaus<br />

Johann Georg Wohlwend (ab 1794)<br />

805) Basil Frick starb gemäss Tschugmell bereits 1759: vgl. Tschugmell,<br />

Balzers. S. 67 ff. In den Rechnungsbüchern des Rentamts läuft<br />

das Wirtshaus aber noch bis 1764 unter seinem Namen.<br />

806) Aus Triesenberg. Er baute das Lokal um 1781. In diesem Haus<br />

war die erste Gemeindeschule untergebracht. Johann Beck war auch<br />

Pächter des Bad Vogelsang <strong>und</strong> durfte deshalb <strong>im</strong> Triesner Oberdorf<br />

Wein ausschenken. Um 1810 ging die Wirtschaft ein; vgl.: Büchel.<br />

Triesen, S. 281.<br />

807) Johann Schlegel (1744-1823) übersiedelte um zirka 1774 von<br />

Prufatscheng nach Triesenberg auf den Üenaboda. Sein Sohn war<br />

Franz Joseph Schlegel; vgl.: Bucher, JYiesenberg, Bd. 7, S. 86 <strong>und</strong><br />

S. 90.<br />

808) Zu Johann Jakob Heibert <strong>und</strong> seinem Schwiegersohn Franz<br />

Joseph Allgäuer siehe auch: Eschner Familienbuch, S. 156 bzw.<br />

S. 3 f.<br />

809) Zur Wirtefamilie Fehr siehe auch: Eschner Familienbuch,<br />

S. 78 f.<br />

810) Joseph Nescher starb 1749. Das Wirtshaus wurde in seinem<br />

Namen weiter geführt. Seine Witwe. Sabina Oehri, lebte noch bis<br />

1779. Der Sohn Johann Georg Nescher (1735-1787), mit Maria<br />

Anna Kranz (gestorben 1800) verheiratet, führte die Wirtschaft ab<br />

1754. Der Enkel Johann Adam Nescher (1764-1832) heiratete Anna<br />

Maria Fröhlich, die Schwester von P. Anton Fröhlich, dem Statthalter<br />

in Bendern. - Vgl. Stammtafeln Gamprin. S. 63.<br />

811) Franz Joseph Matt (1719-1769), verheiratet in erster Ehe mit<br />

Magdalena Heerburgor (1716-1751), in zweiter Ehe mit Rosa<br />

Tiefenthaler. Aus der zweiten Ehe ging Peter Matt hervor; zu Peter<br />

Matt siehe auch S. 168.<br />

812) Zur Wirtefamilie Marxer siehe auch: Eschner Familienbuch.<br />

S. 306 f.<br />

153


AUSSCHANKPREISE<br />

DER ROT- UND WEISS­<br />

WEINE 1785 BIS 1847<br />

AUSSCHANKPREISE PRO MASS<br />

Gulden <strong>und</strong> Kreuzer (Reichswährung)<br />

Quelle: Ospelt, Wirtschafts- 1785<br />

geschiehte, Anhang Nr. 63,<br />

S. 176 ff. - Die Preise von Rotwein -.10<br />

1810 bis 1847 sind dort Weisswein -.08<br />

pro Viertel angegeben <strong>und</strong><br />

wurden für die vorhegende<br />

Statistik umgerechnet Rotwein. —.16<br />

<strong>und</strong> ger<strong>und</strong>et. Weisswein -.16<br />

154<br />

1805<br />

Rotwein ?<br />

Weisswein ?<br />

1815<br />

Rotwein -.19<br />

Weisswein -.16<br />

1825<br />

Rotwein -.06<br />

Weisswein -.08<br />

1835<br />

Rotwein —.11<br />

Weiss wein -.10<br />

1845<br />

Rotwein -,24<br />

Weisswein -.16<br />

1786 1787 1788 1789 1790 1791 1792 1793. 1794<br />

-.16 -.18 -.12 -.16 -.14 -.14 ? -.16 -.18<br />

-.14 ? ? -.14 -.16 ? -.16 -.16<br />

1796 1797 1798 1799 1800 1801 1802 1803 1804<br />

-.20 -.20 -.20 ? -.24 ? ? -.24 -.18<br />

-.14 -.18 -.18 ? -.24 -.32 ? -.16 -.14<br />

1806 1807 1808 1809 1810 1811 1812 1813 1814<br />

? -,15 -.14 -.18 -.18 -.14 -.18<br />

? ? ? -.13 -.12 -.14 -.13 -.11 -.11<br />

1816 1817 1818 1819 1820 1821 1822 1823' 1824<br />

-.19 — -.19 -.16 -.16 -.19 -.19 -.19 -.19<br />

-.16 -.19 -.10 -.10 -.10 -.13 -.12 -.13 -.13<br />

T82(> 1827 1828 1829 1830 1831 1832 1833 1834<br />

-.13 -.16 -.16 -.10 -.16 -.13 -.11 -.10 -.13<br />

-.10 -.08 -.10 -.08 -.10 -.10 -.10 -.08 -.10<br />

1836 1837 1838 1839 1840 1841 1842 1843 1844<br />

-.11 -.13 -.16 -.16 -.16 -.14 -.19 -.16 -.19<br />

-.10 -.11 -.11 -.11 -.11 -.10 -.16 -.13 -.13<br />

1846 1847<br />

-.24 -.19<br />

-.16 -.13


Gulden <strong>und</strong> Kreuzer (Reichswährung)<br />

DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />

LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />

1750 1751 1752 1753 1754 1755<br />

Betrag 637.02 840.09 976.12 747.30 825.54 715.30<br />

1756 1757 1758 1759 1760 1761<br />

Betrag 553.56 718.48 532.10 305.52 502.56 600.17<br />

1762 1763 1764 1765 1766 1767<br />

UMGELDER - GESAMT- Betrag 452.42 767.51 600.26 686.— 684.49 673.41<br />

EINNAHMEN 1750 BIS<br />

1848 1768 1769 1770 1771 1772 1773<br />

Quelle: LLA Rechnungs­<br />

Betrag<br />

661.36 723.39 578.59 767.07 742.51 519.47<br />

bücher des Rentamts 1774 1775 1776 1777 1778 1779<br />

Betrag 634.24 873.43 605.42 906.31 754.05 564.43<br />

1780 1781 1782 1783 1784 1785<br />

Betrag 912.18 595.24 787.19 784.51 746.42 861.02<br />

1786 1787 1788 1789 1790 1791<br />

Betrag 906.58 832.20 1205.23 713.11 1081.36 951.49<br />

1792 1793 1794 1795 1796 1797<br />

Betrag 1149.59 870.10 1080.57 1111.43 1289.15 1348.34<br />

1798 1799 1800 1801 1802 1803<br />

Betrag 282.36 306.09 998.54 750.26 779.45<br />

1804 1805 1806 1807 1808 1809/10<br />

Betrag 891.24 ? ? 831,20 567.06<br />

1811 1812 1813 1814 i815 1816<br />

Betrag 1334.30 1531.21 1768.46 670.38 547.52 654.42<br />

1817 1818 1819 1820 1821 1822<br />

Betrag 550.23 696.43 1248.59 1437.06 1077.53 665.48<br />

1823 1824 1825 1826 1827 1828<br />

Betrag 1158.13 1134.49 948.45 1083.10 1307.31 1435.09<br />

1829 1830 1831 1832 1833 1834<br />

Betrag 1722.05 1415.04 1043.15 756.02 1078.46 1265.52<br />

1835 1836 1837 1838 1839 1840<br />

Betrag 2115.27 1852.09 2091.14 1897.23 1628.17 1814.42<br />

Betrag 1669.48<br />

1841 1842 1843 1844 1845 1846<br />

1847<br />

1094.21<br />

1848<br />

Betrag 1563.47 1249.—<br />

1595.40 1359.42 2628.50 1799.25<br />

155


UMGELDER VON EIN­<br />

ZELNEN OBERLÄNDER<br />

WIRTSHÄUSERN 1785<br />

BIS 1848<br />

Quelle: LLA Rechnungsbücher<br />

des Rentamts<br />

156<br />

Gulden <strong>und</strong> Kreuzer (Reichswährung)<br />

Wirtshaus 1785<br />

Balzers, Adler 41.36<br />

Balzers, Engel<br />

?<br />

Balzers, Hirschen 28.06<br />

Balzers, Kaufhaus 31.12<br />

Balzers, Post 38.08<br />

Schaan, Kreuz<br />

Schaan, Löwen<br />

55.28<br />

-<br />

Triesen, Sonne 27.44<br />

Triesenberg, Üenaboda 10.24<br />

Triesenberg, Rotaboda<br />

Vaduz, Adler<br />

-<br />

—<br />

Vaduz, Engel<br />

?<br />

Vaduz, Löwen<br />

?<br />

Vaduz, Mühle<br />

?<br />

Wirtshaus 1790<br />

Balzers, Adler 43.46<br />

Balzers, Engel 56.20<br />

Balzers, Hirschen 27.44<br />

Balzers, Post 48.32<br />

Balzers/Mäls —<br />

Schaan, Kreuz<br />

Schaan, Löwen 28.36<br />

Triesen, Oberdorf 36.24<br />

Triesen, Sonne 60.14<br />

Triesenberg, Üenaboda 5.12<br />

Triesenberg, Rotaboda 11.16<br />

Vaduz, Adler 32.12<br />

Vaduz, Engel 80.36<br />

Vaduz, Löwen 105.44<br />

Vaduz, Mühle 55.54<br />

Wirtshaus 1795<br />

Balzers, Adler<br />

—<br />

Balzers, Engel<br />

—<br />

Balzers, Hirschen<br />

—<br />

Balzers, Post 81.28<br />

Balzers/Mäls 11.42<br />

Schaan, Bierbrauer<br />

Frommelt -<br />

Schaan, Kreuz<br />

Schaan, Löwen<br />

104.—<br />

Schaan, Walser<br />

—<br />

Triesen, Johann G. Kindle -<br />

Triesen, Oberdorf 16.41<br />

Triesen, Sonne 80.36<br />

Triesenberg, Üenaboda<br />

?<br />

Triesenberg, Rotaboda —<br />

Triesenberg, Lawadina<br />

—<br />

Vaduz, Adler 107.28<br />

Vaduz, Engel 91.—<br />

Vaduz, Löwen 60.40<br />

Vaduz, Mühle 58.56<br />

?<br />

1786 1787 1788 1789<br />

43.20 46.48 49.16 (?) 27.44<br />

46.48 58.56 62.24 ?<br />

20.48 18.24 19.20<br />

36.24 - - —<br />

41.36 46.48 55.28 7<br />

62.24 57.12 85.48 ?<br />

13.52 ? ? 10.37<br />

73.40 34.40 47.40 7<br />

10.24 7.48 13.13 8.40<br />

- 6.56 10.24 7<br />

— 69.20 132.36 7<br />

? 76.16 73.14 7<br />

? 133.28 175.04 7<br />

7 53.44 44.38 ?<br />

1791 1792 1793 1794<br />

44.26 49.24 41.36 41.36<br />

63.24 76.16 79.44 71.04<br />

24.16 38.08 23.24 20.48<br />

39.52 (?) 45.56 58.56 60.40<br />

- - - 10.24<br />

12.26 86.40 62.24 85.22<br />

? ? 15.36 13.—<br />

38.08 26.— 7.48 13.05<br />

19.56 52.— ? 13.05<br />

6.56 13.52 7.48 1.57<br />

6.56 6.56 7.48 13.—<br />

65.52 (?) 82.28 110.36 112.40<br />

79.44 88.57 64.42 74.32<br />

82.20 123.56 31.12 72.48<br />

53.18 72.29 46.48 71.04<br />

1796 1808 1809/10 1811,<br />

— 23.35 23.11 83.35<br />

- 49.14 42.34 104.34<br />

110.56 56.10 39.42 72.54<br />

31.12 9.01 11.42 18.20<br />

14.13<br />

109.12 35.01 49.32 155.23<br />

7 8.30 7.25 -<br />

- 27.24 31.05 48.58<br />

- 8.30 6.15 29.10<br />

23.24 - — -<br />

15.56 36.24 20.28 82.25<br />

32.56 9.01 4.10 26.29<br />

— 5.28 6.04 9.56<br />

- 2.16 V 1.23<br />

121.20 59.17 44.59 67.47<br />

104.52 63.21 60.04 115.54<br />

62.24 26.41 — —<br />

7 16.49 15.10 7


DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />

LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />

Wirtshaus 1812 1813 1814 1815 1816 1817 1818<br />

Balzers, Adler 87.48 77.47 52.34 25.57 42.44 6.23 21.37<br />

Balzers, Engel 123.46 122.18 46.23 30.41 21.15 36.01 47.51<br />

Balzers, Hirschen - — — _ - — 50.04<br />

Bälzers, Post 99.06 30.— 13.58 25.06 45.33 48.1.1 60.25<br />

Balzers/Mäls — - — — - — —<br />

Planken, Gantner 9.02 - - - - — —<br />

Schaan, Bierbrauer Frommelt 16.16 — — — - —. —<br />

Schaan, Hausmeister - — 32 — - — 39.10<br />

Schaan, Kreuz 80.47 143.50 65.03 41.40 36.14 33.26 56.05<br />

Schaan, Löwen - — — — - - —<br />

Schaan, Walser 49.01 33.19 — - - 12.03 —<br />

Triesen, Johann G. Kindle 27.28 37.- - - - - —<br />

Triesen, Joseph Kindle 14.18 24.02 14.03 8.30 16.33 2.— 11.16<br />

Triesen, Sonne 80.09 67.29 43.37 39.34 44,30 43.25 43.22<br />

Triesen, Fr. Jos. Banzer — - 3.33 6.27 2.53 3.73 -<br />

Triesen, Kasp. Schwärzler - — — 16.50 16.58 2.29 11.42<br />

Triesenberg, Üenaboda 22.12 24.42 4.02 1.13 2.10 - 14.42<br />

Triesenberg, Rotaboda 2,46 11.59 - - - - -<br />

Vaduz, Adler 88.03 85.59 66.13 52.51 81.29 93.16 93.10<br />

Vaduz, Engel 140.08 121.03 76.23 60.35 71.04 40.45 ?<br />

Vaduz, Löwen - - - — - - —<br />

Vaduz, Mühle 29.34 49.32 - 5.31 3.05 3.47<br />

Wirtshaus 1819 1820 1821 1822 1823 1824 1825<br />

Balzers, Adler 20.29 29.23 13.37 18.19 32.59 43.57 33.12<br />

Balzers, Engel 49.32 55.10 52.01 36.— 61.25 51.58 35.39<br />

Balzers, Hüschen 70.07 59.41 51.57 33,56 52.05 30.39 35.28<br />

Balzers, Post 71.41 108.10 76.41 4,0.31 83.19 93.52 62.16<br />

Balzers/Mäls - — — — — — -<br />

Plänken, Gantner - — — — - — —<br />

Schaan, Hausmeister A. Falk 83.25 - - - 22.— 20.17<br />

Schaan, Kreuz 60.20 64.58 55.41 35,52 49 50 52.13 36.58<br />

Schaan, Löwen — 129.08 131.50 61.06 88.52 74.48 85.36<br />

Triesen, Joseph Erne - 11.34 - - - - -<br />

Triesen, Joseph Kindle 26.11 38.08 32.36 16.39 39.52 38.— 29.30<br />

Triesen, Sonne 70.59 86,48 103.29 42.28 66.24 58.34 53.16<br />

Triesen, Kasp. Schwärzler 15.31 - — — — - •—<br />

Triesenberg, Üenaboda 14,51 15.37 7.48 2.— 9.48 13.55 12.24<br />

Triesenberg, Rotaboda 9.32 12.19 4.57 - 9.06 . 7.05 9.09<br />

Vaduz, Adler 126.50 129.16 99.46 52.28 122.07 108.— 158.07<br />

Vaduz, Engel 97.43 75.11 48.17 42.44 76.27 89,01 66.39<br />

Vaduz, Löwen - - - — - - -<br />

Vaduz, Mühle 7.23 16.05 5.56 5.56 11.53 9,48 14.28<br />

Bierbrauer Anton Rheinberger - 10.42 11.05 10.14 7.25 — —<br />

157


Wirtshaus 1826 1£ 527<br />

Balzers, Adler 37 .11 47 .45<br />

Balzers, Engel 53 .05 51 .01<br />

Balzers, Hirschen 12 .14 —<br />

Balzers, Post 109 .09 67 .35<br />

Balzers/Mäls - _<br />

Planken, Gantner — —<br />

Schaan, Hausmeister A. Falk 39 .29 50 .25<br />

Schaan, Lorenz Hilty — —<br />

Schaan, Kreuz 3 .54 —<br />

Schaan, Löwen (Walser) 104 . — 76 .21<br />

Schaan, Rössle _ _<br />

Triesen, Joseph Kindle 22 .44 41 .08<br />

Triesen, Sonne 72 .27 80 .31<br />

Triesenberg, Üenaboda 12 .11 17 .07<br />

Triesenberg, Rotaboda 7 .56 —<br />

Vaduz, Adler 112 .04 234 .38<br />

Vaduz, Engel 100 .47 109 .31<br />

Vaduz, Löwen — _<br />

Vaduz, Mühle 29 .01 27 .07<br />

Wirtshaus 1833 1834<br />

Balzers, Adler 45. .02 43 .52<br />

Balzers, Engel 53 .36 49 .34<br />

Balzers, Post 68. .39 78. .39<br />

Planken, Andreas Gantner 1 .38 4 .27<br />

Schaan, Andreas Falk 23 .01 34 .48<br />

Schaan, Lorenz Hilty 32. 01 —<br />

Schaan, Löwen (F. Walser) 48. .28 62. .43<br />

Schaan, Rössle (A. Wächter) — 2.7. .52<br />

Triesen, Joseph Kindle .12. 52 12. 59<br />

Triesen, Adler (Joseph Bargetze) — 41. .24<br />

Triesen, Sonne 39. 08 35. .54<br />

Triesenberg, Üenaboda 11. 10 18. 03<br />

Triesenberg, Rotaboda 10. 24 5. 56<br />

Vaduz, Adler 125. 13 205. 18<br />

Vaduz, Engel 55. 50 84. 44<br />

Vaduz, Löwen 61. 56 49. 57<br />

Vaduz, Mühle 7. 21 22. 21<br />

Vaduz, Magnus Risch 32. 56 7. 43<br />

158<br />

1828 1829 1830 1831 1832<br />

60.34 58.34 35.39 26.02 38.11<br />

62.34 65.— 35.2,4 67.19 42.10<br />

110.10 112.37 85.49 87.06 43.52<br />

9.17 18.03 7.20 6.04 6.08<br />

5.38 4.57 4.41 1.04 1.13<br />

51.37 53.50 42.42 28.05 22.53<br />

— - - 14.50 11.30<br />

122.10 106.13 59.53 46.56 23.07<br />

- 62.16 41.30 5.48 ?<br />

21.35 27.29 27.39 15.28 12.55<br />

61.48 .75.14 88.40 53.34 38.06<br />

22.40 17.38 20.35 7.43 7.59<br />

11.06 15.15 12.45 8.44 11.31<br />

206.40 252.02 269.10 148.21 89.37<br />

101.56 184.57 70.25 41.49 31.55<br />

- 92.33 55.23 79.10 70.32<br />

24.44 - - 45.09 1.50<br />

1835 1836 1837 1838 1839<br />

65.38 63.56 102.34 76.47 62.54<br />

82.29 81.16 53.04 89.47 41.28<br />

73.35 67.57 137.25 86.38 122.07<br />

5.19 3.54 10.14 15.28 5.38<br />

41.50 50.43 49.01 46.55 32.18<br />

91.25 74.51 69.26 94.06 61.19<br />

38.17 141.28 1.17.57 84.50 41.04<br />

25.34 21.19 ' 20.57 34.14 32.40<br />

64.11 80.40 58.12 93.10 50.37<br />

57.58 52.54 75.11 81.10 40.55<br />

18.13 12.06 17.28 16.46 28.28<br />

7.56 7.03 4.07 15.12 10.31<br />

289.05 218.17 209.18 180.06 193.02<br />

152.01 104.08 17.49 96.12 101.3*6<br />

80.21 69.51 108.08 76.24 76.21<br />

40.27 39.35 37.08 3.15 24.24<br />

6.56 1.39 111.51 9.28 26.24


Wirtshaus 1840 1841<br />

Balzers, Adler 58.59 55.56<br />

Balzers, Engel 79.46 73.15<br />

Balzers, Post 96.43 99.53<br />

Balzers/Mäls, Michael Vogt - -<br />

Planken, Andreas Gantner 6.17 11.25<br />

Schaan, Andreas Falk 27.17 28.41<br />

Schaan, Löwen (F. Walser) 61.55 69.04<br />

Schaan, Rössle (A. Wächter) 101.44 43.16<br />

Triesen, Joseph Kindle 24.43 20.09<br />

Triesen, Adler (Joseph Bargetze) 71.05 60.12<br />

Triesen, Sonne 48.03 31.51<br />

Triesenberg, Üenaboda 15.— 20.09<br />

Triesenberg, Rotaboda — —<br />

Vaduz, Adler 194.20 196.15<br />

Vaduz, Engel 93.08 129.29<br />

Vaduz, Löwen 84.23 77.21<br />

Vaduz, Mühle 85.40 -<br />

Vaduz, Bierbrauer Magnus<br />

Risch 17.46 26.26<br />

Vaduz, Bierbrauer Baptist<br />

Quaderer, 1848 «Küfer<br />

Quaderer» - -<br />

Wirtshaus 1847 1848<br />

Balzers, Adler<br />

(Christian Brunhart) 53.32 37.12<br />

Balzers, Engel<br />

(Fidel Frick bis 1845,<br />

Friedr. Pfeiffer 1846-47,<br />

Andreas Brunhart) - 26.44<br />

Bälzers, Post<br />

(Ferdinand Wolfinger,<br />

ab 1848 Franz Wolfinger) 91.26 55.25<br />

Planken, Andreas Gäntner 3.56 3.—<br />

Schaan, Andreas Falk 23.27 7.50<br />

Schaan, Löwen<br />

(Ferdinand Walser) 62.46 38.53<br />

Schaan, Rössle<br />

(Johann Wächter) 16.48 17.14<br />

Triesen, Joseph Kindle 22.19 20.35<br />

Triesen, Adler (Joseph Bargetze) 63.54 48.04<br />

Triesen, Sonne (Peter Kindlei<br />

bis 1845, Michael Kindle) 47.04 35.33<br />

Triesenberg, Üenaboda<br />

(Xaver Schlegel, bis 1845) 7.36 15.59<br />

Triesenberg, Rotaboda ? ?<br />

Vaduz, Adler<br />

(Joh. Rheinberger, bis 1843,<br />

Jos. Seger, bis 1846,<br />

Jos. Ferd. Wolfinger) 139.51 75.46<br />

Vaduz, Engel<br />

(Franz Ant. Seger, bis 1845,<br />

Xaver Schlegel) 72.51 38.28<br />

Vaduz, Löwen<br />

(Anton Rheinberger) 41.26 46.33<br />

Vaduz, Mühle<br />

(Michael Rothenberger) 28.56 -<br />

Vaduz, Bierbrauer<br />

Baptist Quaderer, 1848<br />

«Küfer Quaderer» - 11.15<br />

DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />

LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />

1842 1843 1844 1845 1846<br />

41.38 46.25 40.21 40.06 58.45<br />

32.05 60.40 47.27 91.24 41.53<br />

71.— 83.58 98.01 128.46 135.56<br />

- — 30.17 - —<br />

4.46 6.20 10.16 9.06 —<br />

22.17 17.59 18.35 23.29 25.46<br />

63.02 108,24 86.22 82.05 65.41<br />

22.44 41.21 51.50 51.33 45.09<br />

11.29 18.10 17.02 28.56 33.38<br />

64.46 70.10 76.47 54.49 76.06<br />

54.36 61.17 33.07 78.36 43.23<br />

18.23 22.58 21.27 29,19 21.59<br />

— ? ? ? ?<br />

34.19 155.17 132.31 124.49 72.38<br />

65.44 91.08 81.31 83.35 83.30<br />

55.31 55.48 89.26 146.55 109.24<br />

- 11.46 - -<br />

23.59 - - - -<br />

13.— 33.36 26.21 45.31 73.32<br />

159


UMGELDER VON EIN­<br />

ZELNEN UNTERLÄNDER<br />

WIRTSHÄUSERN 1785<br />

BIS 1848<br />

Quelle: LLA Rechnungsbücher<br />

des Rentamts<br />

160<br />

Gulden <strong>und</strong> Kreuzer (Reichswährung)<br />

Wirtshaus<br />

Bendern, Adler<br />

Mauren, Matt<br />

Nendeln, Engel<br />

Nendeln, Löwen<br />

Rofaberg, Zoll<br />

Ruggell, Zoll<br />

Ruggell, zweites<br />

Wirtshaus<br />

Wirtshaus<br />

Bendern, Adler<br />

Mauren, Matt<br />

Nendeln, Engel<br />

Nendeln, Löwen<br />

Rofaberg, Zoll<br />

Ruggell, ZoU<br />

Ruggell, zweites<br />

Wirtshaus<br />

Schellenberg<br />

Wirtshaus<br />

Bendern, Adler<br />

Mauren, Matt<br />

Mauren, Jos. Ant.<br />

Mennel<br />

Nendeln, Engel<br />

Nendeln, Löwen<br />

Rofaberg, Zoll<br />

Ruggell, Zoll<br />

Ruggell, zweites<br />

Wirtshaus<br />

Schellenberg<br />

Wirtshaus<br />

Bendern, Adler<br />

Gamprin, Andr. Oehri<br />

Mauren, Matt<br />

Mauren, Jos. Ant.<br />

Mennel<br />

Mauren, Näscher<br />

Mauren, Steinbös<br />

(Näscher)<br />

Nendeln, Engel<br />

Nendeln, Löwen<br />

Rofaberg, Zoll<br />

Ruggell, Zoll<br />

Schellenberg<br />

1785 1786 1787 1788 1789<br />

36.24 36.24 20.48 63.16 7<br />

36.24 52.— 48.40 60.4,8 48.32<br />

31.12 46.48 44.12 76,56 7<br />

31.12 44.38 39.— 74.32 7<br />

31.12 41.36 20.48 76.16 ?<br />

44.14 57.12 40.44 74.32 50.16<br />

7.48 13.52 7.48 9.06 12.08<br />

1790 1791 1792 1793 1794<br />

36.24 48.32 39.52 32.04 48.32<br />

72.48 74.32 62.24 62.24 57.38<br />

64.08 75.24 91.— 71.56 76.16<br />

69.20 59.48 47.50 50.16 78.—<br />

64.08 68.28 44.12 42.09 60.40<br />

46.48 48.29 53.44 46.48 58.04<br />

6.30 4.50 13.— 5.51 13.—<br />

- - - - 12.08<br />

1795 1796 1808 1809/10 1811<br />

58.56 62.24 38.50 47.56 73.57<br />

97.04 93.36 30.10 19.56 31.36<br />

_ _ 34,40 26.55 71.17<br />

128.16 131.44 82.20 32.36 110.14<br />

91.52 116.40 55.39 24.50 93.29<br />

58.04 54.36 50.06 23.37 44.35<br />

42.28 57.12 72.48 21.— 58.0.7<br />

7.48 8,40 _ _<br />

14.44 24.16 17.41 7.59 19.50<br />

1812 1813 1814 1815 1816<br />

89.23 102.33 50.16 37.36 31.39<br />

18.54 57.22 14.42 18.59 12.05<br />

7.25 - - - -<br />

54.14 50.02 59.24 38.18 11.58<br />

- -- - 23.55 15.48<br />

43.32 123,21 56.41 10.45 1.44<br />

156.43 182.2.1 37.45 40.31 82.06<br />

145.26 170.28 7.02 12.50 29.56<br />

44.02 53 — 15.43 10.38 15.18<br />

77.12 166.25 38.44 38.38 60.25<br />

24.11 34.17 4.30 9.58 7.04


DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />

LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />

Wirtshaus 1817 1818 1819 1820 1821 1822 1823<br />

Bendern, Adler 31.11 38.03 67.46 70.15 58.12 76.06 80.01<br />

Eschen, Kreuz (Jos. Brendle) - - - — - - 2.24<br />

Gamprin, Andr. Oehri 12.— - - - - - -<br />

Mauren, Jos. Ant. Mennel 28.02 19.12 58.20 45.25 34.04 23.29 38.46<br />

Mauren, Näscher 17.34 29.42 41.23 46.19 46.10 23.48 65.07<br />

Nendeln, Engel 56.28 70.03 165.06 282.37 112.30 49.01 117.01<br />

Nendeln, Löwen 7.49 20.29 45.40 27.25 33.25 36.12 31.25<br />

Rofaberg, Zoll 22.32 15.06 29,11 42.04 12.03 18.05 25.03<br />

Ruggell, Zoll 42.23 44.47 49.35 66.24 74.01 33,41 66.08<br />

Schellenberg 7.06 7.16 17.32 14.32 11.49 7.17 20.48<br />

Wirtshaus 1824 1825 1826 1827 1828 1829 1830<br />

Bendern, Adler 61.19 38.20 62.10 96.44 62.53 54.34 102.51<br />

Eschen, Kreuz (Jos. Brendle) 44.40 16.53 17.36 31.01 38.47 48.02 23.11<br />

Mauren, Franz Jos. Kieber — - - 3.56 60.16 .55,41 39.38<br />

Mauren, Jos. Ant. Mennel 29.36 26.— 44.10 35.20 44.— 13.26 29.55<br />

Mauren, Näscher 41.31 28.09 46.05 35.44 86.12 81.46 53.47<br />

Mauren, Märtin Tiefenthaler — — - - — 72,48 47.01<br />

Nendeln, Engel 105.52 98.02 86.14 121.12 132.52 133.21 121.13<br />

Nendeln, Löwen 50.19 6.— 12.29 86.43 40.37 14,51 57.02<br />

Rofaberg, Zoll 27.46 20.46 22.16 25.31 20.52 24.47 23.48<br />

Ruggell, Zoll 64.55 42.21 59.29 51.36 64.46 58.30 50.57<br />

Schellenberg, J. G. Wohlwend 15.05 19.18 16.44 16.39 12.05 18.02 8.09<br />

Wirtshaus 1831 1832 1833 1834 1835 1836 1837<br />

Bendern, Adler 37.54 47.18 67.50 85.20 123.06 84.41 92.03<br />

Eschen, Kreuz (Jos. Brendle) 9.08 6.14 28.39 37.13 31.51 36.32 38.39<br />

Mauren, F. J. Kieber (Krone) 27.37 19.29 20.10 19.01 50.37 47.14 51.29<br />

Mauren, Jos. Ant. Mennel 22.42 15.55 9.13 24,49 26.16 35,35 41.20<br />

Mauren, Joh. G. Näscher 43.27 57.12 43.05 51.10 104.— 61.13 49.49<br />

Mauren, Rennhof (J. Oehry) - - - - - 96,48 92.15<br />

Mauren, Martin Tiefenthaler 7.45 16.34 9.19 21.27 14.25 - --<br />

Nendeln, Engel 95.56 67.22 149.35 116.33 213.34 132.23 209.18<br />

Nendeln, Löwen 25.18 6.14 34.04 40.05 55.43 46.20 73.28<br />

Rofaberg, Zoll (Hirschen) 21.40 23.29 32.18 27.49 37.42 44.35 34.54<br />

Ruggell, Zoll 61.25 40.30 47.03 50.55 74.31 78.03 100.22<br />

Schaanwald, Zoll - — - - 226.21 78.— 80.44<br />

Schellenberg, Joh. Brendle - - - - 6.21 15.38 18.50<br />

Schellenberg, J.G. Wohlwend 7.12 2.23 8.19 6.17 9.52 3.45 8.17<br />

Wirtshaus 1838 1839 1840 1841 1842 1843 1844<br />

Bendern, Adler 84.06 84.54 43.57 60.03 34.44 63,17 58,49<br />

Bendern - — - — - — 30.40<br />

Eschen, Kreuz (Jos. Brendle) 58.12 34.14 46.— 45.31 20.30 48,06 27.41<br />

Mauren, Hirschen (Jos. Fehr) 68.17 22.53 32.32 38.19 14.47 34.14 14.18<br />

Mauren, Franz Jos. Kieber<br />

(Krone) 46.31 38.42 32.12 36,11 21.43 44,52 45.25<br />

Mauren, Mennel (Sonne) 48.06 32.47 35.24 30.10 20.11 31.35 27.45<br />

Mauren, Rennhof (J. Oehry) 108.41 80.44 92.50 61.52 22.30 68.— 34.56<br />

Nendeln, Engel 153.24 108.44 160.25 150.46 61.34 106.52 68.—<br />

Nendeln, Löwen 50.12 67.15 85.30 94.11 36.32 84,07 24.58<br />

Rofaberg, Zoll (Hirschen) 40.44 32.24 37.59 26.34 22.24 24.33 11.01<br />

Ruggell, Zoll 80.20 81.50 93.06 70.07 61.31 89.54 60.37<br />

Schaanwald, Zoll 61.06 72.53 72.39 98.35 67.21 96.36 119.28<br />

Schellenberg, Joh. Brendle 27.42 19.15 16.11 11.56 11.19 19,02 5.36<br />

161


Wirtshaus<br />

Bendern, Adler<br />

(seit 1834 Sebastian Marxer)<br />

Bendern<br />

(Burga Bandlin Marxer<br />

1844 <strong>und</strong> 1845, Adam<br />

Nescher ab 1846)<br />

Eschen, Kreuz<br />

(Josef Brendle, ab 1847<br />

Franz Joseph Marxer)<br />

Mauren, Hirschen<br />

(seit 1838 Joseph Fehr)<br />

Mauren, Krone (seit 1827<br />

Franz Joseph Kieber)<br />

Mauren, Sonne,<br />

(1827 bis 1840 Seb. Büchel,<br />

seit 1840 Barthol. Mayer)<br />

Mauren, Rennhpf<br />

(Johann Oehry, seit 1836)<br />

Nendeln, Engel<br />

Nendeln, Löwen<br />

(1812-1830 Math. Nescher,<br />

bis 1846 Wendelin Oehry)<br />

Rofaberg, Hirschen<br />

Ruggell, Zoll<br />

(bis 1823 Johann Büchel,<br />

ab 1823 Joseph Heeb)<br />

Schäanwald, Zoll<br />

(seit 1835 Martin<br />

Joseph Marxer)<br />

Schellenberg, Johann Brendle<br />

(1835 bis 1846)<br />

Schellenberg, Mang Biedermann<br />

(ab 1848)<br />

162<br />

1845 1846<br />

70.43 62.02<br />

48.36 83.24<br />

60.17 60.52<br />

29.03 24.42<br />

24.16 41.17<br />

39.34 33.10<br />

45.47 61.08<br />

131.18 146.04<br />

89.24 76.21<br />

35.14 20.14<br />

88.53 58.06<br />

108.20 157.56<br />

11.23 17.17<br />

1847 1848<br />

62.09 58.18<br />

52.20 38.29<br />

47.11 45.50<br />

26.55 16.24<br />

33.08<br />

30.03 25.09<br />

48.35 34.56<br />

135.12 114.40<br />

62.57 85.07<br />

17.40 12.11<br />

99.— 63.45<br />

189.48 216.33<br />

25.08


LANDVOGT MENZINGER BERICHTET ÜBER<br />

VERSTÖSSE GEGEN DIE RODORDNUNG, 1790<br />

«Wegen der eingeführten Rodordnung ergeben sich zwischen<br />

den hiesigen Unterthanen <strong>und</strong> den öfsterreichisch]en<br />

<strong>im</strong>erwehrende Klagen <strong>und</strong> Gegenklagen. Diese<br />

<strong>und</strong> zum Theil auch die [Hliesigen suchen sich inner Verdienste<br />

zu erschleichen, worüber sich die übrigen <strong>und</strong> die<br />

ganze Landschaft beschwehren, <strong>und</strong> bey diesseitigem<br />

Oberamte Remedirung suchen. Den österreichischen Unterthanen<br />

ist die hiesige Rohd dergestalten verhasst, dass<br />

sie alle Waaren. die in die obere Schweiz best<strong>im</strong>mt sind,<br />

lieber jenseits des Rheins hinauf gehen lassen, ungeacht<br />

nun die Rohd daselbst auch eingeführt <strong>und</strong> der Weg an<br />

sich beschwehrl[icher]r ist, <strong>und</strong> die Spedition höher körnt<br />

als auf der hiesigen Seite. Wir hoffen <strong>im</strong>mer, dass ein solches<br />

gehässiges Unternehmen, welches dem österr.en Unterthanen<br />

selbst nachtheilig ist, keinen Bestand haben<br />

könne; <strong>und</strong> daher sind wir, um die Abneigung nicht weiter<br />

zu vermehren, biesher mit aller Gelindigkeit zu Werke<br />

gegangen, um so mehr, als allem Anschein nach das löbl.<br />

Vogteyamt zu Feldkirch die Zernichtung der eingeführten<br />

Rohd wie[']s scheinet selbst nicht ungern sehen würde.<br />

Die hiesigen Unterthanen tringen zwar an, dass mann<br />

wid[er] die Contravenienten mit Abladen <strong>und</strong> Arretieren<br />

zu Werke gehen solle, wir haben aber rhatsamer gef<strong>und</strong>en,<br />

zi erst Wege einzuschlagen, welche weniger Aufsehen<br />

machen, <strong>und</strong> keine unangenehme Weitläufigkeiten<br />

besorgen lassen, <strong>und</strong> getrauen uns ohne Eurer [Durchlaucht]<br />

die ganze Lage unterthänigst vorgetragen, <strong>und</strong> die<br />

höchste Verhaltungsbefehl hierzu erhalten zu haben,<br />

nicht zu gewaltsame Mitteln zu schreiten ....<br />

[DIass unter diesen Gehässigkeiten der hiesige Zoll<br />

sehr leiden muss, das ist leicht zu erachten, denn eben<br />

durch dieses suchen die ö[sterreichisch]en Unterthanen<br />

die Rohd zu zernichten; sie denken, wenn man sehen<br />

werde, dass die Güter [gnädigst] einen anderen Weg nehmen,<br />

der Zoll weniger ertrage, die Professionalisten <strong>und</strong><br />

Wirte wenig Einkommen <strong>und</strong> Verdienste mehr haben, so<br />

werden die übrigen Unterthanen, denen es des Fuhrwesens<br />

halber daran gelegen ist, wenig obrigkeitl[ich]e Hilfe<br />

mehr finden, <strong>und</strong> die Rohd von sich selbst ein End nehmen.<br />

Für sich selbst betrachtet ist dieses Raisonement<br />

ganz richtig, <strong>und</strong> wenn man voraus sehen würde oder<br />

könnte, dass der Warenzug der grösseren Beschwehrlichkeit<br />

ungeacht durch die Schweiz fortdauern würde: So<br />

wäre es Freylich besser wenn die Rohd gänzlich aufhörte,<br />

<strong>und</strong> Freyheit beym Komerz[,] welche ohnehin das erste<br />

Mittel ist selbes zu befördern, wieder allein statt hätte,<br />

hiebey aber ist ein Umstand hauptsächlich zu erwegen.<br />

Ehe <strong>und</strong> bevor die Rohd eingeführt war, machten einige<br />

Wirte andere Bürger in Feldkirch <strong>und</strong> die Kornkiperer<br />

813<br />

forml. Spediteürs, <strong>und</strong> liessen den hiesigen Unter­<br />

DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />

LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />

thanen nichts zukommen, wenn sie nicht die Fuhren um<br />

ein Notgeld übernahmen, <strong>und</strong> viel bei ihnen zechten. Auf<br />

diese Art hatten sie die Bauern in der Herrschaft Schellenberg<br />

vollkommen in der Gewalt, <strong>und</strong> weil sie ohnehin<br />

dem Zechen nicht abgeneigt sind, so verzöhrten sie mehr<br />

als sie einzunehmen hatten, <strong>und</strong> giengen darüber zu<br />

gr<strong>und</strong>. Durch die Rohd sind diese Monopolien zernichtet,<br />

<strong>und</strong> der Fuhrmann, welcher vorhin in Feldkirch blieb,<br />

bleibt nun grössten theils <strong>im</strong> Lande; dieses ist der Hauptgr<strong>und</strong>,<br />

warum sich die ö[sterreichische]n Würte ... so<br />

sehr verwenden!,1 die ihnen so nachtheilige Rohd ab, <strong>und</strong><br />

das vorige Fuhrwesen wieder in den Stand zu bringen.<br />

[D]ie Unterthanen klagen wider unbefugte Fuhren der<br />

Fremden, die Fremden über die schlechte Spedition ihrer<br />

Waaren, die zum theil erzwungen, <strong>und</strong> zum theil wahr<br />

sind: den viele haben schlechte ZügeU bringen die Waaren<br />

zu spät an End <strong>und</strong> Ort, wo besonders die Früchten<br />

zum Nachtheil der Kornhandler zu spät eintreffen, oder<br />

gar nicht mehr zu Markt kommen; das Land klagt über<br />

Kosten, die ihm durch das Aufsehen auf die ordnungswidrige<br />

Fuhren, <strong>und</strong> durch das Klagen gegen dieselbe verursachet<br />

werden, <strong>und</strong> auf solche Weise sind wir bei Oberamte<br />

ganz jämmerlich damit geplagt; <strong>und</strong> wir sehen noch<br />

vorhinein, dass wir mit dem Vogteyamt zu Feldkirch, <strong>und</strong><br />

vermit. auch mit dem k: k: Kreisamte in Bregenz zu thun<br />

bekommen werden; denn es scheint, dass diese [für] die<br />

ö[sterreichisch]en Waaren oder [für] die, welche nur über<br />

ö[sterreichisch]e Ort herkommen!,] eine ganz besondere<br />

Freyheit prätendiren wollen; wie aus der Anlage erscheint.<br />

Reden wir aber wider die Rohd, so sind wir wider<br />

das Interesse sehr vieler Unterthanen, welche dabey<br />

ihren Verdienst verlieren, <strong>und</strong> wieder unter das harte<br />

Joch der gewinnsüchtigen <strong>und</strong> unbilligen Wirte zu Feldkirch<br />

kommen; wir setzen uns aus!,] be<strong>im</strong> ganzen Lande<br />

verhasst zu werden; weil es uns für diejenigen ansehen<br />

würde, welche ihm die beste Quelle seiner Verdienste <strong>und</strong><br />

Nahrung entzogen haben. Es wäre dann, dass Eure<br />

[Durchlaucht] das Weggeld auch von den Unterthanen be­<br />

ziehen, 814<br />

<strong>und</strong> die Strassen auf Kosten des Rentamts un­<br />

terhalten liessen, in welchem Fall diese Änderung weniger<br />

Missvergnügen erwecken würde ...» 81S<br />

813) «Kornkipper»: ein seit dem 17. Jahrh<strong>und</strong>ert verwendeter<br />

Begriff; auch «Kornjude», mit den Bedeutungen: Getroideaufkäufer;<br />

wucherischer (<strong>und</strong> betrügerischer) Kornhändler: vgl.: Gr<strong>im</strong>m.<br />

Wörterbuch, Bd. 11. Sp. 787.<br />

814) Gemäss Weggeldordnung waren <strong>liechtenstein</strong>ische Untertanen<br />

von dieser Gebühr befreit.<br />

815) LLA RA 21/68: OA an Fürst, 10. Februar 1790.<br />

163


SCHREIBEN DES FELDKIRCHER HAUSMEISTERS<br />

GEORG ANTON BACHMANN, 1787<br />

«[Dem Oberamt ist bekannt,] mit was Mühe <strong>und</strong> Beschwernis<br />

ich meinen so gering besoldeten Dienst versehen<br />

muss, <strong>und</strong> doch behaupte ich[,] meinen Pflichten<br />

angemessen. ... Aber frey bekenne ich einem gnädigen<br />

Oberamte, dass eint, <strong>und</strong> andere Verleumdungen nach<br />

jedem Richters Willkuhr, <strong>und</strong> Wohlgefällen, die ich wirklich<br />

nach zeughaften Erfahrung vernehmen muss, mir so<br />

missfällen, dass ich als Mann, der jährlich so viele Tausend<br />

Gulden frömde Gelter verwahren muss, wirklich<br />

standhaft entschlossen, auf den aufbringlichen Erweis einen<br />

solchen, seye Er <strong>im</strong>, oder ausser Gericht, wenn mirs<br />

ein [wohllöbliches] Gnädiges Oberamt nicht verüblet, auf<br />

hiesiges Landgericht zu ruefen, <strong>und</strong> zum Beweis seiner<br />

Sage zu zwingen.<br />

Doch sey deme wie ihm wolle, findet man mich klagbaar,<br />

so weisst man mich zu suchen, <strong>und</strong> [ich] glaube,<br />

dass [,] wenn ich mit [Aufkommenden angeklagt wird,<br />

wird man mich gewiess ehender zur Ordnung führen, als<br />

es bis daher anderwerts erfolget, einmahl für allemahl<br />

von jedem losen Richter, deme nur wahrhafter Eigennutz<br />

aus den Augen blizet, kann mich ohnmöglich mehr entschliessen,<br />

alles zu erdulden, <strong>und</strong> auszustehen.<br />

Wohlloblich gnädiges Oberamt vergebe mir gnädigst<br />

meine Austrüke, <strong>und</strong> hätte ich nicht noch grössere, <strong>und</strong><br />

ungesitterte gegen einem gnädigen Oberamte gehört,<br />

würden auch diese nicht eingeflossen seyn, ich könte diese<br />

von Wort zu Wort anführen, aber die Anständigkeit erlaubet<br />

diese keinem wohlgeordneten Unterthanenf;] erwehle<br />

mann alle Tage neue Roodmeisters, so erwehlet<br />

man doch keine Ordnung, 2 einzige ausgenohmen, in der<br />

ganzen Herrschaft, dass aber Anton Frommelt v. Mauren<br />

ehrlich mit der Sache umgegangen, wird beygelegte Listen<br />

bejaen; die zwote aber wird zeigen wer eint, <strong>und</strong> andere<br />

Anklagen sind.<br />

Vom [G]esagtem kom ich auf Beyspiele, <strong>und</strong> erwiesene<br />

Beispiele, den 22 tn X bris passati anni [1786] /: verzeihe<br />

mir Wohll. gnädiges Oberamt meine Erzehlungen :/<br />

nahm ich ein Pferdt, <strong>und</strong> wollte auf den Schellenberg<br />

reiten, um auf den 23 tn den Schellenbergern, wegen bevorstehenden<br />

Feirtägen auf 3 Uhr Früh zu bieten, in dem<br />

St. Kreuz 816<br />

traf ich Andre Ott v. Nendeln, den sogenannten<br />

Aschber 817<br />

, den Stein des Anstosses bey dortiger<br />

Frohnen an.<br />

Ich fragte diese um den Weeg, <strong>und</strong> Aschber entboth<br />

sich auf [Z]ureden des Waldhirts dahin zu reiten, <strong>und</strong> in<br />

Ordnung zu bieten 818<br />

er verrichtete alles haar klein nach<br />

dortigen Roodmeisters eigener Bekantniss, eben dieser<br />

samt Waldhirt [Andreas Ott] währ da mit Pferde, <strong>und</strong> Wagen[,]<br />

um Läglen zu laden, eine Fuhr, die zu keiner Zeit<br />

die Rood was anging.<br />

164<br />

Von der Ordnung von Schellenberg gar zu sehr bekannt,<br />

verlangte ich, dass Gedachte nicht von Stelle fahren<br />

sollen, <strong>und</strong> ich errieth es [,] anstadt 3 Uhr käme der<br />

kleine Gubernant samt seinen untergeordneten Trabanten<br />

um 6 Uhr Frühe, die ganze Nacht verbrante ich Liechter,<br />

ich gehorchte meiner Pflicht, <strong>und</strong> wer Vernünftiger<br />

solle es behaupten, dass es der Fuhrmann nicht auch<br />

schuldig [sei]?<br />

Die Fuhr brachten als Johann Pümpl <strong>und</strong> Christian<br />

von JJesisl,] Kaspar Gsteu <strong>und</strong> Joh. Georg Müller v. da mit<br />

Johann Welte von Josters, samt Andre Ott, <strong>und</strong> Aschber<br />

lieferte um 5 Uhr Früh mit Lieferschein nach Balzersf]<br />

Schellenberg hat also aus eigener Schuld in nägster Rood<br />

61 schw. 1 leichtes Malter zu ersetzen.<br />

Die zwote Kappital Sache ereignete sich den 2 tn<br />

Jännler] diess Jahres [1787], ich gäbe Anton Frummelt<br />

dass Both auff 4 Kübl Tabak[J Joseph Latzer v. Frastanz<br />

zugehörig, Fidel Frick von Mauren, kam Stadt Frühe spat,<br />

<strong>und</strong> Latzer beredte mich in dieser Zeit fast zu Tode, zwange<br />

Aschber, der eben Läglen laden wollte, den 3 tn noch<br />

über die Staig nach Malans zu fahren, <strong>und</strong> weil ich arme<br />

Leute nicht gerne schädige, gab ich Fidel Frick 1 Malter<br />

samt 2 Fass Salz.<br />

[S]ind diese zwey Fälle, was ich nicht glaubet,] straffällig,<br />

so strafe man mich, <strong>und</strong> nicht einen armen Unterthan,<br />

für den ich gehorsamst bitte, Wie viele Tausendt Zentner<br />

Hess nicht dass Land schon durch frömde [Fuhrleute]<br />

durch fähren, ineinander gerechnet, werden doch 4 Kübel[,I<br />

1 Malter <strong>und</strong> zwei Fass Salz [den] Unterthanen zu<br />

verzeihen seyn.<br />

Schon ganze 5 Jahre arbeitete ich bereits einmahl für<br />

die Rood gewiess vergebens, <strong>und</strong> nun[J bey Eröffnung<br />

des Arlbergs, will es scheinen, dass ich mich entweder an<br />

der Rood nicht halten, oder ohne Verdienst seyn muss.<br />

Oder hat nicht gestern Herr Zoller von Rofaberg von hiesigen<br />

[Herrn] Hosp 3 Fass Salz nach Balzers geführt, soU<br />

ich geschert seyn? Ich bin eben der, der sich Pflicht daraus<br />

machet um das Brod beschwehrsam zu arbeiten, <strong>und</strong><br />

aus diesem Gr<strong>und</strong>, werde ich mich nach Kräften um Spedition<br />

bewerben!,] die Rood unterstützen, oder preterieren,<br />

wie andere, <strong>und</strong> dieses ist eben auch, was mich auf<br />

den Gedanken bringt, Leute gibt es <strong>im</strong> Gericht!,] die vorher<br />

Waare lieferten, <strong>und</strong> sich itzt noch Speditors nennen,<br />

Wohllobl. Gnädiges Oberamt, wer weisst es, ob diese Alte<br />

Lunten noch lodert <strong>und</strong> durch solche Unruhen suchet die<br />

ganz zu untergraben ...».


OBERAMTLICHER BERICHT ZU EINER TRUPPEN­<br />

EINQUARTIERUNG, 1794 819<br />

«... Am 23 ten diss [Monats] rückte ein [ein] Militär-Comando<br />

von deutsch Banat, welches aus einem Lieutenant<br />

<strong>und</strong> 35 Gemeinen bestehet. Diese besetzten alle Pässe;<br />

der Lieutenant befindet sich mit 7 Mann Infanteristen dahier<br />

[in Vaduz], in Schaan sind 6 zu Fuss <strong>und</strong> 3 zu Pferd,<br />

zu Triesen 4, zu Balzers 5, zu Ruckell 5 <strong>und</strong> zu Bendern 6<br />

Mann zu Fuss. Es ist kaum zu sagen, was für ein Murren<br />

hierüber unter dem Volk entstanden ist; Sie sahen diese<br />

Leute für österr. Soldaten an, die man hier zu unterhalten<br />

nicht schuldig sey; Einige wollten sie gerade hin zum<br />

Land hinausjagen, <strong>und</strong> wir mussten alles anwenden, um<br />

Excesse zu verhieten. Wir suchten zu dem Ende die Vorgesetzten<br />

zu belehren, dass diese Leute nicht von Österr.<br />

sonder vom Reichsgeneral-Comando geschickt seyen; ...<br />

Wir stellten ihnen das Unglück vor[,] in welches sie einlauffen<br />

würden, wenn sie sich an diesen Leuten vergreifen<br />

sollten; denn es würde keine andere Folge haben, als<br />

dass sie eine weit grössere Anzahl bekämen, <strong>und</strong> härter<br />

behandelt würden. Wir liessen auch ein Dekret vor allen<br />

Kirchen publiziren, <strong>und</strong> die Leute öffentl. warnen. Hiedurch<br />

haben wir zwar biesher Ordnung erhalten, ob es<br />

aber Bestand haben wird, hieran ist sehr zu zweifeln;<br />

denn die Bürde ist für ein ohnehin theils durch eigene<br />

Unthätigkeit unvermögendes <strong>und</strong> durch die dermalige<br />

schwere Abgaben gedrücktes Volk sehr hart; alles ist <strong>im</strong><br />

höchsten Preis, jeder Mann körnt die Landschaft täglich<br />

wenigst auf 24 kr. zu stehen; die Soldaten sind den Leuten<br />

beschwehrlfich], sie verlangen mehr als man ihnen schuldig<br />

ist, sie ziehen den Weibsbildern nach, <strong>und</strong> machen<br />

sich durch dieses <strong>und</strong> anderes verhasst.<br />

Der Lieutenant ist ein junger Mensch, der nichts Moderation<br />

weisst; Er hat eine Instruktion, die weit schärfer ist<br />

als die Kreisrezesse, 820<br />

<strong>und</strong> diese übertreibt er noch; Z. B.<br />

in seiner Instruktion hat er unter den verbottenen Artikeln<br />

Schwefel <strong>und</strong> Eisen. Nun kam der Krämer von<br />

Schaan <strong>und</strong> der Nagelschmied dahier <strong>und</strong> verlangten in<br />

der Kanzley Pässe, um mit ihren Waaren des andern Tags<br />

den Markt zu Werdenberg besuchen zu können. Die Pässe<br />

wurden ihnen gefertiget, dem ersten für Rauch- <strong>und</strong><br />

Schnupftabak dann etwas Schwefel; dem andern aber für<br />

Schuh- <strong>und</strong> Rossnägel; damit sie aber keine Gefahr laufen<br />

in Vertriesslichkeiten verwikelt zu werden, so wurden sie<br />

angewiesen ihre Pässe von dem Lieutenant unterschreiben<br />

zu lassen, dieser werde ihnen schon sagen, wenn er<br />

ein Bedenken dabey finden sollte. Sie thaten es; allein der<br />

Lieutenant zerriss ihnen die Pässe, liess diese Leute mitten<br />

in der Nacht überfallen, <strong>und</strong> dem einten Schwefel dem<br />

andern aber alle seine Nägel hinweg nehmen.<br />

In allem wäre der H. Lieutenant nicht zu verdenken,<br />

wenn er seiner Instruktion auf eine vernünftige Art nach­<br />

DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />

LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />

gekommen wäre. Allein ein Handvoll Schwefel, wie der<br />

Krämer solchen für die Weiber zum Waschen <strong>und</strong> Schwefelholzel<br />

zu machen in einem Schachterl zu Markt bringet,<br />

wo der ganze Betrag auf 6 oder 8 Lot körnt, kann<br />

ebenso wenig unter der Munition, als die Schuh <strong>und</strong> Rossnägel<br />

unter der Armatur begriffen seyn; <strong>und</strong> wen diese<br />

Artikel auch wirklich darunter begriffen wären, so ist ja<br />

noch kein Gebrauch gemacht worden, <strong>und</strong> der H. Lieutenant<br />

hätte allem vorgebogen; wenn er gesagt hätte, er<br />

könte diese Artikel nicht passieren lassen, dann wären<br />

beede zu Hause geblieben, oder sie hätten sich niemal<br />

beygehen lassen, wider das Verbott zu handeln.<br />

Über dieses Benehmen nun beschwehren wir uns bey<br />

dem Kordons-Comando zu Stockach, <strong>und</strong> hoffen, dass<br />

künftig derley Auftritten [künftig] dörfte vorgebogen werden;<br />

durch solche Handlungen machen sich die Soldaten<br />

<strong>im</strong>mer mehr verhasst; Ihre Anzahl solle noch mit 15 Man<br />

Deutschen vermehret werden; damit sie auch mit den<br />

Leuten reden können, hiedurch wird die Bürde <strong>im</strong>er lästiger,<br />

das Land Volk abgeneigter, <strong>und</strong> wir sorgen um so<br />

mehrer es dörfte in der Folge noch zu Excessen kommen,<br />

als es auch an Aufstiftern nicht fehlet; denn es heisset, die<br />

benachbarten Schweitzer sollen den hiesigen Leuten<br />

schon zugeredt haben, sie sollen diese Hand Voll Soldaten<br />

zum Lande hinaus jagen, wenn sie sich nicht allein getrauen,<br />

so dörfen sie ihnen nur ein Wink geben, so wollen<br />

sie auch kommen <strong>und</strong> bald damit fertig seyn ...»<br />

816) Vermutlich auf Rofaberg in Eschen.<br />

817) Der «Aschber» war Johann(es) Batliner aus Aspa: zu<br />

Johann(es) Batliner vgl. auch S. 89 sowie Anmerkung 469.<br />

818) Zur Rod aufbieten.<br />

819) LLA RA 21/347: OA an HKW, 26. Dezember 1794.<br />

820) Hinweis auf Beschlüsse des Schwäbischen Kreises.<br />

165


MILITARFUHRWESEN:<br />

FAHRTEN DER BALZ­<br />

NER FUHRLEUTE, 1799<br />

BIS 1801 521<br />

166<br />

k. u. k. Franzosen Franzosen Kosten<br />

Strecke Truppen 1799 1800/1801 pro Fuhr<br />

Azmoos-Vaduz-Vaduz — 3 — 4ft.<br />

Azmoos-Vaduz-Fläsch<br />

Balzers-Altenstadt<br />

Balzers-Altstätten<br />

Balzers-Azmoos<br />

Balzers-Azmoos-Mels<br />

Balzers-Bad Ragaz<br />

Balzers-Bludenz<br />

Balzers-Chur<br />

-<br />

19<br />

-<br />

—<br />

1<br />

18<br />

4<br />

204,5<br />

1<br />

-<br />

1<br />

16,5<br />

5,5<br />

2<br />

-<br />

5<br />

-<br />

-<br />

-<br />

-<br />

-<br />

-<br />

-<br />

42<br />

4 fl.<br />

5 fl. 30 kr.<br />

9fl.<br />

-<br />

3 fl.<br />

4 fl.<br />

7fl.<br />

6 fl.<br />

Balzers-Dornbirn 1 - 1 10 fl.<br />

Balzers-Ems<br />

Balzers-Feldkirch<br />

Balzers-Gisingen<br />

-<br />

630<br />

8,5<br />

-<br />

-<br />

-<br />

11<br />

107<br />

-<br />

8 fl.<br />

5 fl.<br />

6fl.<br />

Balzers-Götzis - - 2 8fl.<br />

Balzers-Hohenems<br />

Balzers-Hüningen<br />

Balzers-Immenstadt<br />

Balzers-Jenins<br />

-<br />

-<br />

-<br />

-<br />

-<br />

—<br />

-<br />

1<br />

2<br />

2<br />

2<br />

-<br />

8 fl.<br />

152 (160) fl.<br />

45 fl.<br />

2 fl. 30 kr.<br />

Bälzers-Lindau - - 7 13 fl.<br />

Balzers-Luziensteig 603 27,5 124,5 1 fl.<br />

Balzers-Maienfeld 595,5 26 41 2 fl.<br />

Balzers-Malans<br />

Balzers-Nendeln<br />

Balzers-Oberschan<br />

Balzers-Rankweil<br />

Balzers-Salez-Werdenberg<br />

Balzers-Sargans<br />

Balzers-Schaan<br />

9<br />

—<br />

4<br />

1<br />

43,5<br />

12<br />

62,5<br />

2<br />

33<br />

-<br />

-<br />

-<br />

1<br />

10<br />

3<br />

-<br />

-<br />

-<br />

-<br />

-<br />

6<br />

3fl.<br />

4fl.<br />

2fl.<br />

6fl.<br />

10 fl.<br />

5fl.<br />

2 fl.<br />

Balzers-Triesen 129,5 4 3 1 fl.<br />

Balzers-Trübbach — 21 - 0 fl. 30 kr.<br />

Balzers-Vaduz<br />

Balzers-Walenstadt<br />

Balzers-Werdenberg<br />

Balzers-Zizers<br />

Balzers-Zollbrücke<br />

Feldkirch-Maienfeld<br />

13<br />

1<br />

—<br />

20<br />

7<br />

32,5<br />

-<br />

0,5<br />

6,5<br />

0,5<br />

55<br />

-<br />

-<br />

5<br />

-<br />

1 fl. 30 kr.<br />

8 fl.<br />

4fl.<br />

3 fl.<br />

3 fl.<br />

822<br />

Luziensteig-Balzers<br />

111<br />

-<br />

-<br />

1<br />

-<br />

-<br />

7 fl.<br />

1 fl.<br />

Luziensteig-Tfübbach 823<br />

- 24 - 1 fl. 30 kr.<br />

Luziensteig-Azmoos - 4 - -<br />

Maienfeld-Vaduz - - 1 3 fl.<br />

Salez-Maienfeld 1 - - 10 fl.<br />

Trübbach-Luziensteig - 1 - 1 fl. 30 kr.<br />

Trübbach-Vaduz — 4 — 2fl.<br />

395 - - 3 fl. 30 kr.<br />

Vaduz-Maienfeld 824<br />

Vaduz-Trübbach — 1 - 2 fl.<br />

leere Wartungen - - 32 3 (3 fl. 30)<br />

leere Wagen nach Maienfeld - - 28 5 fl.<br />

Total 2802 215,5 465,5


STAMMBAUM 1<br />

BALZERS: FAMILIE WOLFINGER 825<br />

Andreas Wolfinger<br />

(1726-1763)<br />

OD Theresia Sommer<br />

Joseph Wolfinger<br />

(1751-1811)<br />

Zoller, Weggeldeinnehmer<br />

GD Theresia Brunhärt,<br />

Tochter des Johann<br />

Baptist Brunhart<br />

<strong>und</strong> der Anna Maria geb.<br />

Wildhaber, Flums<br />

(1763-1825)<br />

821) GA Ba 001 - S 3-1/1-10.<br />

822) Naturalientransporte.<br />

823) Teils «mit Blessirten».<br />

824) Naturalientransporte.<br />

S25) Tschugmell. Balzers. S. 70 f. <strong>und</strong> 27 1 ff.<br />

DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />

LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />

Joseph Wolfinger<br />

(t 1746)<br />

Müller<br />

OD 1. Anna Magdalena<br />

Banzer (t 1730)<br />

GD 2. Elisabeth Steger OD (später) Leontius<br />

Frick 826<br />

(t 1755)<br />

Maria Klara Wolfinger<br />

(1732-?)<br />

OD Andreas Hartmann<br />

(t 1799),<br />

herrschaftlicher<br />

Schlossjäger 827<br />

826) Zu Leontius Frick <strong>und</strong> seinen Nachkommen, siehe Stammbaum<br />

3 auf Seite 169.<br />

827) Tschugmell. Beamte, S. 55. Andreas Hartmann stammte aus<br />

Frastanz <strong>und</strong> übte das Amt des Schlossjägers von 1756 bis 1795<br />

aus. Er ist der Stammvater der Familie Hartmann in Vaduz.<br />

828) Franziska Negele heiratete später in zweiter Ehe Johann Ulrich<br />

Steger, vgl. Stammbaum 4 auf S. 170.<br />

Maria Josepha Apollonia<br />

Wolfinger<br />

(1765-1793)<br />

GD Johann Rheinberger,<br />

Adlerwirt in Vaduz<br />

Joseph Anton Wolfinger<br />

(1733-1773)<br />

GD 1. Viktoria Walser<br />

(1727-1768)<br />

Tochter des Postwirts<br />

Anton Walser<br />

(<strong>und</strong> der Johanna geb.<br />

Banzer);<br />

GD 2. (1769) Franziska<br />

Negele 828<br />

Franz Joseph Wolfinger<br />

(1771-1814)<br />

Postwirt<br />

GD Maria Anna Rheinberger<br />

Vaduz<br />

(1768-1832),<br />

Tochter des Löwenwirts<br />

Josef Ferdinand<br />

Rheinberger <strong>und</strong> der<br />

Susanna geb. Wächter<br />

167


STAMMBAUM 2<br />

BALZERS: WIRTE-FAMILIE FRICK 823<br />

168<br />

Anna Maria Frick<br />

(t 1749)<br />

GD Johann Jakob Foser,<br />

Wirt<br />

Hans Jörg Frick<br />

(Lebensdaten unbekannt)<br />

Wirt<br />

GD (1691) Maria Lampert<br />

aus Triesen<br />

Maria Theresia Frick<br />

(1773-1824)<br />

GD Witwer Peter Matt,<br />

Mauren<br />

(1762-1821),<br />

Tafernwirt in Mauren,<br />

Löwenwirt in Vaduz,<br />

Müller in Schaanwald 83<br />

Basilius Frick (t 1759)<br />

Wirt zum Engel<br />

GD 1. (1729) Witwe Kath.<br />

Brunhart (tl746)<br />

GD 2. (1747) Franziska<br />

Frick (t 1752)<br />

GD 3. (1752) Katharina<br />

Dürr Ct 1800)<br />

Fidel Frick (1749-1829)<br />

Engelwirt<br />

Richter, Landammann<br />

GD Maria Anna Bibiana<br />

Gassner, Triesen<br />

(1747-1820),<br />

Tochter des Sonnenwirts<br />

Johann Georg Gassner<br />

Johann Fidel Frick<br />

(1780-1846)<br />

Engelwirt<br />

GO (1813) Katharina Kindle<br />

(1787-1829)<br />

Tochter des Hausmeisters<br />

Joseph Kindle<br />

(<strong>und</strong> der Christina,<br />

geb. Vogt)


STAMMBAUM 3<br />

BALZERS: FAMILIE FRICK II 831<br />

Franziska Frick<br />

(1764-1831)<br />

GD (1784) Johann<br />

Baptist Büchel, Mäls<br />

(1761-1839)<br />

Hausmeister 833<br />

* Johann Baptist Brunhart war in Balzers Zoller <strong>und</strong> Weggeldeinnehmer.<br />

Seme jüngere Tochter Theresia Brünhart (1762-1825) war<br />

mit dem Zoller <strong>und</strong> Weggeldeinnehmer Joseph Wolfmger (1751-<br />

1811) verheiratet.<br />

829) Tschugmell, Balzers. S. 67 ff.<br />

830) Peter Matt ist auch <strong>im</strong> Stammbuch Mauren-Schaanwald auf<br />

S. 105 genannt. Seine erste Frau war demnach Anna Näscher.<br />

Allerdings fehlt dort der Hinweis auf seine zweite Verehelichung<br />

sowie auf seine Berufstätigkeit als Wirt <strong>und</strong> Müller.<br />

831) Tschugmell. Balzers, S. 67 ff<br />

832) Er starb auf dem Weg zur Kirche.<br />

833) Vgl. Ausführungen auf S. 62 zu den Wahlen für das Amt des<br />

Hausmeisters.<br />

Leontius Frick<br />

(t 1755)<br />

Ortsrichter, Landammann<br />

CD 1. (1714) Katharina<br />

Jäger, Vaduz<br />

(1688-1746)<br />

GD 2. (1748) Witwe<br />

Elisabeth Steger<br />

Joseph Leontius Frick<br />

(1730-1789 832<br />

)<br />

Hausmeister<br />

GD (1760) Katharina<br />

Frick (1730-1796)<br />

Tochter des Anton<br />

Frick <strong>und</strong> der<br />

Katharina geb. Balzer<br />

DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />

LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />

Franz Anton Frick<br />

(1761-1845)<br />

Landammann<br />

GD (1783) Franziska<br />

Brunhart (1759-1814)<br />

Tochter des Johann<br />

Baptist Brunhart*<br />

<strong>und</strong> der Anna Maria<br />

geb. Wildhaber<br />

169


STAMMBAUM 4<br />

BALZEHS: FAMILIE STEGER 834<br />

170<br />

Johann Georg Steger<br />

(1742-1798)<br />

Adlerwirt,<br />

ab 1793 Wirtin Vaduz<br />

OD Katharina Steger<br />

Joseph Steger<br />

(t 1771)<br />

Adlerwirt <strong>und</strong> Zoller<br />

OD 1. (1737) Martha<br />

Brunhart (t 1746)<br />

OD 2. (1748) Anna Katharina<br />

Heibert, Eschen<br />

(1726-1798)<br />

Tochter des Joseph<br />

Heibert, Wirt auf<br />

Rofaberg 835<br />

Joseph Steger<br />

(1746-?)<br />

GD Anastasia Gassner<br />

Tochter des Sonnenwirts<br />

von Triesen; Schwester<br />

von Maria Anna Gassner,<br />

die mit Engelwirt<br />

Fidel Frick verheiratet ist<br />

(vgl. Stammbaum 2)<br />

834) Tschugmell, Balzers, S. 208 f.<br />

Johann Ulrich Steger<br />

(1752-1806)<br />

GD (1774) Franziska<br />

Negele, Witwe des 1773<br />

verstorbenen Postwirts<br />

Joseph Anton Wolfinger<br />

835) Fre<strong>und</strong>liche Mitteilung von Herrn Adolf Meier, Eschen. Katharina<br />

Heibert heiratete später Joseph Anton Brunhart aus Balzers,<br />

tätig als Müller in Möliholz, Vaduz. Vgl. auch: Eschner Familienbuch,<br />

S. 154 f.


ABKÜRZUNGEN<br />

GABa<br />

Gemeindearchiv Balzers.<br />

GAS<br />

Gemeindearchiv Schaan.<br />

HKW<br />

Hofkanzlei Wien.<br />

JBL<br />

Jahrbuch des Historischen<br />

Vereins für das Fürstentum<br />

Liechtenstein. Vaduz,<br />

1901 ff.<br />

LBS<br />

Landesbeschreibung<br />

Schuppler. «Beschreibung<br />

des Fürstenthums Liechtenstein!,]<br />

entworfen von<br />

Landvogt Joseph Schuppler<br />

<strong>im</strong> Jahre 1815»(260<br />

handgeschriebene Seiten).<br />

LLA<br />

Liechtensteinisches<br />

Landesarchiv.<br />

LUB<br />

Liechtensteiner Urk<strong>und</strong>enbuch.<br />

Herausgegeben vom<br />

Historischen Verein für<br />

das Fürstentum Liechtenstein.<br />

Vaduz, 1948 ff.<br />

NS<br />

Normaliensammlung des<br />

Liechtensteinischen Landesarchivs<br />

(gedruckte <strong>und</strong><br />

ungedruckte Gesetze <strong>und</strong><br />

Verordnungen vom 18.<br />

Jahrh<strong>und</strong>ert bis 1862).<br />

OA<br />

Oberamt Vaduz.<br />

PA<br />

Privatarchiv (von privater<br />

Seite gesammelte <strong>und</strong><br />

zusammengestellte Unterlagen,<br />

die sich heute <strong>im</strong><br />

Bestand des Liechtensteinischen<br />

Landesarchivs<br />

befinden).<br />

RA<br />

Registratur A (Akten des<br />

Fürstlichen Oberamts, bis<br />

1808).<br />

RB<br />

Registratur B (Akten des<br />

Fürstlichen Oberamts,<br />

Schuppler-Registratur,<br />

1808-1827).<br />

Schä U<br />

Schädler Urk<strong>und</strong>en.<br />

UB<br />

Urk<strong>und</strong>enbuch.<br />

DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />

LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />

QUELLENVERZEICHNIS<br />

GEDRUCKTE QUELLEN<br />

Büchel, Johann Baptist:<br />

Die Pfarrbücher Liechtensteins.<br />

I. Balzers. In: JBL<br />

18 (1918), S. 65-76.<br />

(Büchel, Pfarrbücher)<br />

Heibert, Jakob: Chronik.<br />

Veröffentlicht aus dem<br />

Nachlass von Johann<br />

Baptist Büchel. In: JBL 29<br />

(1929), S. 65-138. (Heibert)<br />

- Eigentlich: Herbert,<br />

Johann Georg; vgl.: Geiger,<br />

Helbert-Chronik.<br />

LUB I. Teil, Bd. 1: LiechtensteinischesUrk<strong>und</strong>enbuch:<br />

Von den Anfängen<br />

bis zum Tod Bischof<br />

LIartmanns von Werdenberg-Sargans-Vaduz<br />

1416.<br />

Bd. 1: Aus dem bischöflichen<br />

Archiv zu Chur <strong>und</strong><br />

aus dem Archiv Pfäfers in<br />

St. Gallen. Bearbeitet von<br />

Franz Perret. Vaduz, 1946.<br />

LUB I. Teil, Bd. 4: LiechtensteinischesUrk<strong>und</strong>enbuch:<br />

Von den Anfängen<br />

bis zum Jod Bischof Hartmanns<br />

von Werdenberg-<br />

Sargans-Vaduz 1416. Aus<br />

Archiven des Fürstentums<br />

Liechtensteins. Vaduz,<br />

1963/65.<br />

Schuppler, Joseph:<br />

Beschreibung des<br />

Fürstenthums Liechtenstein<br />

aus dem Jahre 1815.<br />

Hrsg. von Alois Ospelt.<br />

In: JBL 75 (1975),<br />

S. 189-461. (Schuppler,<br />

Beschreibung des<br />

Fürstenthums Liechtenstein)<br />

l'schugmell, Fridolin:<br />

Beamte 1681-1840,<br />

Dienstinstruktionen,<br />

Diensteide usw. In: JBL 47<br />

(1947), S. 49-108.<br />

(Tschugmell, Beamte)<br />

UNGEDRUCKTE QUELLEN<br />

GABa 1 - S 3-4<br />

Gemeindeordnung Balzers<br />

von 1708.<br />

GA Ba 001 -S 3-1<br />

Napoleonische Kriege:<br />

Kriegserlittenheiten<br />

der Gemeinde Balzers,<br />

Requisitionen.<br />

GABa 11500-S 1-18<br />

Rodverkehr 1801 bis<br />

1824.<br />

LLA AS 1/3 fol. 23 V<br />

Verhörtagsprotokoll 1692.<br />

LLA AS 8/1-127<br />

Rechnungsbücher des<br />

Rentamts 1.681 bis 1848.<br />

LLA NS 1732<br />

Polizei-Ordnung für das<br />

Fürstentum Liechtenstein.<br />

LLA PA 3/122<br />

Zuschgen in Liechtenstein.<br />

Zusammenstellung von<br />

Fridolin Tschugmell<br />

(1948).<br />

LLA RA 6/1-9<br />

Zollwesen 1553 bis 1798.<br />

LLA RA 6/10/1-5<br />

Weggelder. Ordnungen<br />

<strong>und</strong> Tarife. 1726, 1782,<br />

U<br />

LLA RA 6/11/1-193<br />

Anlegung <strong>und</strong> Unterhalt<br />

der Landstrassen. 1750<br />

bis 1788.<br />

LLA RA 6/11/194-226<br />

Die Anhangstrasse Balzers-Mäls-Rhein.<br />

1791<br />

bis 1808.<br />

171


LLA RA 7/3/1-19<br />

Wirtsgerechtigkeiten <strong>und</strong><br />

Weinschenken; <strong>im</strong> Speziellen<br />

die Verpachtung der<br />

herrschaftlichen Taverne<br />

zum Adler in Vaduz.<br />

LLA RA 7/7/1-11<br />

Umgeld; verbotenes Weinschenken.<br />

1770 bis 1808.<br />

LLA RA 10/2/2/14-22<br />

Weinschenkengerechtsame;<br />

1659, 1721 bis 1788.<br />

LLA RA 20/1-48<br />

Das Rodwesen 1593<br />

bis 1789.<br />

LLA RA 21/1-589<br />

Das Rodwesen 1789<br />

bis 1808.<br />

LLA RA 26/1/1-13<br />

Bevölkerungs- <strong>und</strong> Viehzählung<br />

in Liechtenstein<br />

1789.<br />

LLA RB R 3<br />

Das Rodwesen 1808<br />

bis 1827.<br />

LLA Schä U Nr. 19<br />

Rodordnung von 1499, mit<br />

einem Nachtrag von 1566.<br />

Tschugmell, Fridolin<br />

Familienbuch Balzers.<br />

1416 bis 1950. Manuskript<br />

mit Ergänzungen<br />

bis 1966. (Tschugmell,<br />

Balzers)<br />

172<br />

BIBLIOGRAPHIE<br />

Die folgenden Werke sind<br />

in Klammern jeweils mit<br />

einem Kurztitel versehen<br />

<strong>und</strong> sind in der Arbeit<br />

dementsprechend zitiert.<br />

Aebi, Richard: Geschichte<br />

der evangelischen Kirchgemeinden<br />

Sennwald-<br />

Lienz, Sax-Frümsen <strong>und</strong><br />

Salez-Haag. Buchs, 1963.<br />

(Aebi, Sennwald)<br />

Ackermann, Otto: Die<br />

Schollbergstrasse bis zum<br />

Ende der Landvogtszeit.<br />

Verkehrspolitik <strong>und</strong><br />

Strassenbautechnik am<br />

Beispiel der «Via Mala»<br />

des Alpenrheintals. In:<br />

Werdenberger Jahrbuch<br />

1997, S. 43-59. (Ackermann,<br />

Schollbergstrasse)<br />

Ackermann, Otto: Vom<br />

Rhein in Altertum <strong>und</strong><br />

Mittelalter. In: Werdenberger<br />

Jahrbuch 1990,<br />

S. 20-23. (Ackermann,<br />

Rhein in Altertum <strong>und</strong><br />

Mittelalter]<br />

Banko, Julius: Zur<br />

Geschichte der <strong>liechtenstein</strong>ischen<br />

Landvögte <strong>im</strong><br />

18. Jahrh<strong>und</strong>ert. In: JBL<br />

37 (1937), S. 51-63.<br />

(Banko, Landvögte)<br />

Bausteine zur Geschichte<br />

Liechtensteins. Studien<br />

<strong>und</strong> studentische Forschungsbeiträge.<br />

Band I:<br />

Mittelalter. Hrsg. von<br />

Arthur Brunhart. Zürich,<br />

1999. (Bausteine zur<br />

Geschichte)<br />

Benzer, Arnulf; Tiefenthaler,<br />

Meinrad: Vorarlberg<br />

1809. Ein Kampf um<br />

Freiheit <strong>und</strong> Selbständigkeit.<br />

Hrsg. Land Vor­<br />

arlberg, Bregenz, 1959.<br />

(Benzer/Uefenthaler,<br />

Vorarlberg 1809)<br />

Benvenuti, Oliver: Säumer<br />

<strong>und</strong> Fuhrleute. Die Spediteure<br />

der Vergangenheit.<br />

Feldkirch, 1998. (Benvenuti,<br />

Säumer <strong>und</strong> Fuhrleute)<br />

Bernhard, Rheinold:<br />

Vorarlberg <strong>im</strong> Brennpunkt<br />

politischen <strong>und</strong> geistigen<br />

Wandels 1789 bis 1801.<br />

1. Bd. der Reihe: Vorarlberg<br />

in Geschichte <strong>und</strong><br />

Gegenwart. Dornbirn,<br />

1984. (Bernhard, Vorarlberg<br />

1789-1801)<br />

Biedermann, Klaus: Das<br />

Rod- <strong>und</strong> Fuhrwesen <strong>im</strong><br />

Fürstentum Liechtenstein.<br />

Eine verkehrsgeschichtliche<br />

Studie mit besonderer<br />

Berücksichtigung des<br />

späten 18. Jahrh<strong>und</strong>erts.<br />

Lizentiatsarbeit an der<br />

Universität Bern. Bern,<br />

1994. (Biedermann, Lizentiatsarbeit<br />

Rod- <strong>und</strong> Fuhrwesen)<br />

Biedermann, Klaus: Das<br />

Rod- <strong>und</strong> Fuhrwesen <strong>im</strong><br />

Fürstentum Liechtenstein.<br />

Eine verkehrsgeschichtliche<br />

Studie mit besonderer<br />

Berücksichtigung des<br />

späten 18. Jahrh<strong>und</strong>erts.<br />

In: Berner Historische<br />

Mitteilungen, 12. Jahrgang<br />

1995. Hrsg. vom Historischen<br />

Institut der Universität<br />

Bern. Bern, 1995,<br />

S. 25-26 (Biedermann,<br />

Zusammenfassung Lizentiatsarbeit)<br />

Biedermann, Klaus-. Das<br />

Rod- <strong>und</strong> Fuhrwesen <strong>im</strong><br />

Fürstentum Liechtenstein.<br />

Eine verkehrsgeschichtliche<br />

Studie. In: Arthur<br />

Brunhart (Hrsg.): Historio­<br />

graphie <strong>im</strong> Fürstentum<br />

Liechtenstein. Gr<strong>und</strong>lagen<br />

<strong>und</strong> Stand der Forschung<br />

<strong>im</strong> Überblick. Referate,<br />

gehalten an der Liechtensteinischen<br />

Flistorischen<br />

Tagung vom 18. Februar<br />

1995 in Triesen (FL),<br />

veranstaltet vom Historischen<br />

Lexikon für das<br />

Fürstentum Liechtenstein<br />

(HLFL). Zürich, 1996,<br />

S. 157-162. (Biedermann,<br />

Referat Lizentiatsarbeit)<br />

Biedermann, Klaus: Werdenberger<br />

Jahrbuch 1997.<br />

Rezension. In: JBL 95<br />

(1998), S. 272-278.<br />

(Biedermann, Rezension<br />

Werdenberger Jahrbuch)<br />

Bielmann, Jürg: Die<br />

Lebensverhältnisse <strong>im</strong><br />

Urnerland während des<br />

18. <strong>und</strong> zu Beginn des<br />

19. Jahrh<strong>und</strong>erts. Basler<br />

Beiträge zur Geschichtswissenschaft<br />

Bd. 126.<br />

Basel <strong>und</strong> Stuttgart, 1972.<br />

(Bielmann, Lebensverhältnisse<br />

<strong>im</strong> Urnerland)<br />

Bilgeri, Benedikt: Politik,<br />

Wirtschaft <strong>und</strong> Verfassung<br />

der Stadt Feldkirch bis<br />

zum Ende des 18. Jahrh<strong>und</strong>erts.<br />

In: Geschichte<br />

der Stadt Feldkirch, Bd. 1,<br />

S. 75-387. Sigmaringen,<br />

1987. (Bilgeri, Stadt Feldkirch)<br />

Bilgeri, Benedikt:<br />

Geschichte Vorarlbergs.<br />

5 Bände. Graz, Köln <strong>und</strong><br />

Wien, 1971, 1976, 1977,<br />

1982 <strong>und</strong> 1987. Im Speziellen<br />

Bd. IV: Zwischen<br />

Absolutismus <strong>und</strong> halber<br />

Autonomie. (Bilgeri,<br />

Geschichte Vorarlbergs)<br />

Broggi, Mario F.: Desiderat:<br />

Inventar der historischen<br />

Wegverbindungen


in Liechtenstein. In: JBL<br />

94 (1997), S. 225-234.<br />

(Broggi, Anregung für ein<br />

Inventar der historischen<br />

Wegverbindungen in<br />

Liechtenstein)<br />

Bucher, Engelbert: Familienchronik<br />

der Walsergemeinde<br />

Triesenberg<br />

1650 bis 1984. 9 Bände.<br />

Triesenberg, 1986, 1988.<br />

(Bucher, Triesenberg)<br />

Büchel, Johann Baptist:<br />

Die Geschichte der Pfarrei<br />

Bendern. In: JBL 23,<br />

S. 1-180. (Büchel, Pfarrei<br />

Bendern)<br />

Büchel, Josef: Geschichte<br />

der Gemeinde Triesen.<br />

Hrsg. durch die Gemeinde<br />

Triesen. 2 Bde. Triesen,<br />

o. J. (1988), 1989. (Büchel,<br />

Gemeinde Triesen)<br />

Burmeister, Karl Heinz:<br />

Kulturgeschichte der Stadt<br />

Feldkirch bis zum Beginn<br />

des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts. Bd.<br />

2 der Reihe: Geschichte<br />

der Stadt Feldkirch.<br />

Sigmaringen, 1985. (Burmeister,<br />

Stadt Feldkirch)<br />

Burmeister, Karl Heinz<br />

(Hrsg.): Vorarlberger<br />

Weistümer. I. Teil:<br />

Bludenz-Blumenegg-<br />

St. Gerold. 18. Band der<br />

Reihe: Österreichische<br />

Weistümer. Wien, 1973.<br />

(Burmeister, Weistümer)<br />

Büssem, Eberhard; Neher,<br />

Michael: Arbeitsbuch<br />

Geschichte. Mittelalter<br />

(3.-16. Jh.). Repetitorium.<br />

Bearbeitet von Karl<br />

Brunner. 7. verbesserte<br />

Auflage. München, 1983.<br />

(Büssem/Neher, Geschichte<br />

Mittelalter)<br />

Caminada, Paul: Graubünden.<br />

Land der Passstrassen:<br />

Geschichte des<br />

Strassenbaus. Disentis<br />

1983. (Caminada, Passstrassen)<br />

Caroni, Pio: Dorfgemeinschaften<br />

<strong>und</strong> Säumergenossenschaften<br />

in der<br />

mittelalterlichen <strong>und</strong><br />

neuzeitlichen Schweiz. In:<br />

Caroni, Pio; Dafflon,<br />

Bernard; Enderle, Georges<br />

(Hrsg.): Nur Ökonomie ist<br />

keine Ökonomie. Festgabe<br />

zum 70. Geburtstag von<br />

B. M. Biucchi. Bern <strong>und</strong><br />

Stuttgart, 1978, S. 79-127.<br />

(Caroni, Säumergenossenschaften)<br />

Caroni, Pio: Zur Bedeutung<br />

des Warentransportes<br />

für die Bevölkerung der<br />

Passgebiete. In: Schweiz.<br />

Zeitschrift für Geschichte<br />

29, 1979, 1, S. 84-100.<br />

(Caroni, Warentransport)<br />

Donatsch, Robert: Malans<br />

in der Bündner Herrschaft.<br />

Zweite Auflage.<br />

Chur, 1979. (Donatsch,<br />

Malans)<br />

Eitel, Peter: Handel <strong>und</strong><br />

Verkehr <strong>im</strong> Bodenseeraum<br />

während der frühen<br />

Neuzeit. In: Beiträge zur<br />

Geschichte des Bodenseeraumes.<br />

Festgabe des<br />

Vereins für Geschichte des<br />

Bodensees zum 12. österreichischen<br />

Historikertag.<br />

Bregenz, 1973, S. 45-65.<br />

(Eitel, Verkehr <strong>im</strong> Bodenseeraum)<br />

Eschner Familienbuch. In<br />

zwei Bänden. Zusammengestellt<br />

von Adolf Meier.<br />

Redaktionell betreut von<br />

Jürgen Schindler. Eschen,<br />

1997. (Eschner Familienbuch)<br />

DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />

LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />

Fehle, Walter: Götzner<br />

He<strong>im</strong>atbuch. In zwei<br />

Bänden. Götzis, 1988.<br />

(Fehle, Götzner He<strong>im</strong>atbuch)<br />

Fischer, Josef: Die älteste<br />

Karte vom Fürstentum<br />

Liechtenstein. Mit einem<br />

Faks<strong>im</strong>ile der Karte. In:<br />

JBL 10 (1910), S. 163-173.<br />

(Fischer, Landkarte Liechtenstein)<br />

Frey, Dagobert: Die Kunstdenkmäler<br />

des politischen<br />

Bezirkes Feldkirch. Bd. 32<br />

der Reihe: Österreichische<br />

Kunsttopographie. Wien,<br />

1958. (Frey, Kunstdenkmäler<br />

Feldkirch)<br />

Frick, Alexander: Von zwei<br />

Liechtenstein-Karten in<br />

Schweizer Archiven <strong>und</strong><br />

einer alten Rheinmarke.<br />

In: JBL 53 (1953), S. 179-<br />

188. (Frick, Liechtenstein-<br />

Karten)<br />

Frick, Alexander: Die<br />

M<strong>und</strong>arten von Liechtenstein.<br />

Bearbeitet von<br />

Eugen Gabriel. Vaduz,<br />

1990. (Frick, M<strong>und</strong>arten)<br />

Frick, Florin: Siedlungsstrukturen.<br />

Überlegungen<br />

zu den Gr<strong>und</strong>zügen verschiedener<br />

Siedlungen in<br />

Liechtenstein. In: Unsere<br />

Kunstdenkmäler. Mitteilungsblatt<br />

für die<br />

Mitglieder der Gesellschaft<br />

für Schweizerische Kunstgeschichte.<br />

43. Jahrgang,<br />

Heft 2. Bern, 1992. (Frick,<br />

Siedlungsstrukturen)<br />

Gamon, Karl: Verkehrsgeschichte<br />

des Walgaues.<br />

Schriftenreihe der Rheticus-Gesellschaft,<br />

Bd. 22.<br />

Feldkirch, 1988. (Gamon,<br />

Verkehrsgeschichte Walgau)<br />

Geiger, Peter: Verfasser<br />

der Helbert-Chronik aufgespürt.<br />

In: JBL 90 (1991),<br />

S. 317-328. (Geiger,<br />

Helbert-Chronik)<br />

Goop, Adulf Peter: Liechtenstein<br />

gestern <strong>und</strong><br />

heute. Vaduz, 1973. (Goop,<br />

Liechtenstein)<br />

Gr<strong>im</strong>m, Claus: Suworrow<br />

in Balzers. In: JBL 73<br />

(1973), S. 203-213.<br />

(Gr<strong>im</strong>m, Suworrow in<br />

Balzers)<br />

Gräf, Holger Th.; Pröve,<br />

Ralf: Wege ins Ungewisse.<br />

Reisen in der Frühen<br />

Neuzeit 1500-1800.<br />

Frankfurt am Main, 1997.<br />

(Gräf/Pröve, Reisen in der<br />

Frühen Neuzeit)<br />

Gr<strong>im</strong>m, Jacob <strong>und</strong> Wilhelm:<br />

Deutsches Wörterbuch.<br />

Nachdruck, München,<br />

1984. 32 Bände.<br />

(Gr<strong>im</strong>m, Deutsches Wörterbuch)<br />

Grotefend, Hermann:<br />

Taschenbuch der Zeitrechnung<br />

des deutschen Mittelalters<br />

<strong>und</strong> der Neuzeit.<br />

Elfte verbesserte Auflage.<br />

Hrsg. durch Theodor<br />

Ulrich. Hannover, 1971.<br />

(Grotefend, Zeitrechnung)<br />

Gstöhl, David <strong>und</strong> Vogt,<br />

Paul: Alte Bauten in<br />

Balzers. Gedenkschrift zur<br />

Renovation des Schulhauses<br />

Unterm Schloss.<br />

Balzers, o. J. (1978).<br />

(Gstöhl/Vogt, Bauten in<br />

Balzers)<br />

Helbok, Klaudia: 500<br />

Jahre Frachtführer. Vom<br />

Mailänder Boten aus<br />

Fussach am See zur Spedition<br />

der Gebrüder Weiss.<br />

173


Bregenz <strong>und</strong> Dornbirn,<br />

1936. (Helbok, Frachtführer)<br />

Hilfiker, Max: Chur <strong>im</strong><br />

17. <strong>und</strong> 18. Jahrh<strong>und</strong>ert.<br />

Gesellschaft, Wirtschaft,<br />

Politik. In: Churer Stadtgeschichte,<br />

Bd. 2. Von der<br />

Mitte des 17. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

bis zur Gegenwart. Chur,<br />

1993, S. 14-66. (Hilfiker,<br />

Chur <strong>im</strong> 17. u. 18. Jh.)<br />

Kaiser, Markus: Hochwasser<br />

<strong>und</strong> Überschwemmungen<br />

am Alpenrhein.<br />

In: Werdenberger Jahrbuch<br />

1990, S. 67-77.<br />

(Kaiser, Hochwasser am<br />

Alpenrhein)<br />

Kaiser, Peter: Geschichte<br />

des Fürstenthums Liechtenstein.<br />

Nebst Schilderungen<br />

aus Chur-Rätien's<br />

Vorzeit. Chur, 1847.<br />

Unveränderter Nachdruck.<br />

Ruggell, 1983 (Kaiser,<br />

Geschichte des Fürstenthums<br />

Liechtenstein).<br />

Kaiser, Peter: Geschichte<br />

des Fürstenthums Liechtenstein.<br />

Nebst Schilderungen<br />

aus Chur-Rätien's<br />

Vorzeit. Chur, 1847. Zweite<br />

verbesserte Auflage,<br />

besorgt von Johann Baptist<br />

Büchel. Vaduz, 1923.<br />

(Kaiser, Johann Baptist<br />

Büchel)<br />

Kaiser, Peter: Geschichte<br />

des Fürstenthums Liechtenstein.<br />

Nebst Schilderungen<br />

aus Chur-Rätien's<br />

Vorzeit. Chur, 1847. Neu<br />

hrsg. von Arthur Brunhart.<br />

Vaduz, 1989. (Kaiser,<br />

Arthur Brunhart)<br />

Körner, Martin: Luzerner<br />

Staatsfmanzen 1415-1798.<br />

Strukturen, Wachstum,<br />

Konjunkturen. Bd. 13 der<br />

174<br />

Reihe: Luzerner Historische<br />

Veröffentlichungen.<br />

Luzern, Stuttgart, 1981.<br />

(Körner, Luzerner Staatsfinanzen)<br />

Kuratli, Jakob: Der<br />

Loreleifelsen <strong>im</strong> St. Galler<br />

Oberland. Rheinflösserei<br />

in vergangenen Zeiten. In:<br />

Werdenberger Jahrbuch<br />

1990, S. 164-167. (Kuratli,<br />

Loreleifelsen <strong>im</strong> St. Galler<br />

Oberland)<br />

Lay, Maxwell G.: Die<br />

Geschichte der Strasse.<br />

Vom Trampelpfad zur<br />

Autobahn. Aus dem Englischen<br />

von Thomas Pampuch<br />

<strong>und</strong> T<strong>im</strong>othy Slater.<br />

Frankfurt am Main, New<br />

York, 1994. (Lay, Geschichte<br />

der Strasse)<br />

Lins, Rainer (Hrsg.):<br />

Tisis. Dorf- <strong>und</strong> Kirchengeschichte.<br />

Schriftenreihe<br />

der Rheticus-Gesellschaft,<br />

Bd. 28. Feldkirch, 1992.<br />

(Lins, Geschichte Tisis)<br />

Malin, Georg: Kunstführer<br />

Fürstentum Liechtenstein.<br />

Zweite Auflage. Bern,<br />

1977. (Mahn, Kunstführer)<br />

Malin, Georg: Die politische<br />

Geschichte des<br />

Fürstentums Liechtenstein<br />

in den Jahren 1800 bis<br />

1815. In: JBL 53 (1953),<br />

S. 5-178. (Malin, Politische<br />

Geschichte)<br />

Marxer, Adolf: Familien-<br />

Stammbuch der Bürger<br />

von Mauren-Schaanwald.<br />

Hrsg. von der Gemeinde<br />

Mauren. Mauren, 1978.<br />

(Marxer, Stammbuch<br />

Mauren-Schaaanwald)<br />

Menzinger, Moritz: Die<br />

Menzinger in Liechtenstein.<br />

In: JBL 13 (1913),<br />

S. 31-53. (Menzinger,<br />

Familiengeschichte)<br />

Mittler, Max: Pässe,<br />

Brücken, Pilgerpfade.<br />

Historische Verkehrswege<br />

der Schweiz. München<br />

<strong>und</strong> Zürich, 1988. (Mittler,<br />

Historische Verkehrswege)<br />

Noflatscher, Heinz: Liechtenstein,<br />

Tirol <strong>und</strong> die<br />

Eidgenossen. In: Press/<br />

Willoweit (FIrsg.), Liechtenstein<br />

- Fürstliches Haus<br />

<strong>und</strong> staatliche Ordnung,<br />

S. 129-162. (Noflatscher,<br />

Liechtenstein, Tirol <strong>und</strong><br />

die Eidgenossen)<br />

Ospelt, Alois: Wirtschaftsgeschichte<br />

des Fürstentums<br />

Liechtenstein <strong>im</strong><br />

19. Jahrh<strong>und</strong>ert. Von den<br />

napoleonischen Kriegen<br />

bis zum Ausbruch des<br />

ersten Weltkrieges. In:<br />

JBL 72 (1972), S. 5-423;<br />

(Quellen-)Anhang ebenda.<br />

S. 1-267. (Ospelt, Wirtschaftsgeschichte)<br />

Ospelt, Alois: Die Rheinkorrekturen<br />

entlang der<br />

st. gallisch-<strong>liechtenstein</strong>ischen<br />

Grenze. In: Werdenberger<br />

Jahrbuch 1990,<br />

S. 104-107. (Ospelt, Rheinkorrekturen)<br />

Ospelt, Alois: Die<br />

Geschichte des Weinbaus<br />

in Vaduz. In: Vaduzer<br />

Wein, S. 9-118. (Ospelt,<br />

Weinbau in Vaduz)<br />

Poeschel, Erwin: Die<br />

Kunstdenkmäler des<br />

Fürstentums Liechtenstein.<br />

24. Bd. der Reihe:<br />

Die Kunstdenkmäler der<br />

Schweiz, Sonderband.<br />

Basel, 1950. (Poeschel,<br />

Liechtenstein)<br />

Poeschel Erwin: Die<br />

Kunstdenkmäler des<br />

Kantons Graubünden.<br />

Bd. 2: Herrschaft, Prättigau,<br />

Davos, Schanfigg,<br />

Churwalden, Albulatal.<br />

9. Bd. der Reihe: Die<br />

Kunstdenkmäler der<br />

Schweiz Basel, 1937.<br />

(Poeschel, Graubünden,<br />

Bd. 2)<br />

Poeschel, Erwin: Die<br />

Kunstdenkmäler des<br />

Kantons Graubünden.<br />

Bd. 7: Chur <strong>und</strong> der Kreis<br />

Fünf Dörfer. 20. Bd. der<br />

Reihe: Die Kunstdenkmäler<br />

der Schweiz. Basel,<br />

1948. (Poeschel, Graubünden<br />

Bd. 7)<br />

Press, Volker; Willoweit,<br />

Dieter (Hrsg.): Liechtenstein<br />

- Fürstliches Haus<br />

<strong>und</strong> staatliche Ordnung.<br />

Geschichtliche Gr<strong>und</strong>lagen<br />

<strong>und</strong> moderne Perspektiven.<br />

Vaduz, 1987. (Press/<br />

Willoweit, Liechtenstein)<br />

Press, Volker: Das Fürstentum<br />

Liechtenstein <strong>im</strong><br />

Rheinb<strong>und</strong> <strong>und</strong> <strong>im</strong> Deutschen<br />

B<strong>und</strong> (1806-1866).<br />

In: Liechtenstein Politische<br />

Schriften, Bd. 10. Vaduz,<br />

1984, S. 45-106. (Press,<br />

Rheinb<strong>und</strong>)<br />

Rehbein, Elfriede: Zu<br />

Wasser <strong>und</strong> zu Lande.<br />

Geschichte des Verkehrswesens<br />

bis zum Ende des<br />

19. Jahrh<strong>und</strong>erts. München,<br />

1984. (Rehbein,<br />

Geschichte Verkehrswesen)<br />

Reich, Hans Jakob: Von<br />

den alten Landstrassen<br />

<strong>und</strong> dem Bau der Kantonsstrassen.<br />

«Von wegen der<br />

bösen Strassen von Werdenberg<br />

...». In: Werdenberger<br />

Jahrbuch 1997,<br />

S. 60-88. (Reich, Landstrassen<br />

von Werdenberg)


Rigendinger, Fritz: Verkehr<br />

<strong>und</strong> Verkehrssicherheit<br />

<strong>im</strong> Mittelalter. In:<br />

Werdenberger Jahrbuch<br />

1997, S. 31-42. (Rigendinger,<br />

Verkehr <strong>und</strong> Verkehrssicherheit<br />

<strong>im</strong> Mittelalter)<br />

Rösener, Werner: Eine<br />

agrarische Revolution? In:<br />

Streifzüge durch das<br />

Mittelalter. Ein historisches<br />

Lesebuch. Hrsg. von<br />

Rainer Beck. München,<br />

1991, S. 194-201. (Rösener,<br />

agrarische Revolution)<br />

Rothenhäusler, Erwin: Die<br />

Kunstdenkmäler des<br />

Kantons St. Gallen. Bd. 1:<br />

Der Bezirk Sargans. 25.<br />

Bd. der Reihe: Die Kunstdenkmäler<br />

der Schweiz.<br />

Basel, 1951. (Rothenhäusler,<br />

Kunstdenkmäler<br />

Sargans)<br />

Schädler, Albert: Die alten<br />

Rechtsgewohnheiten <strong>und</strong><br />

Landsordnungen der<br />

Grafschaft Vaduz <strong>und</strong> der<br />

Herrschaft Schellenberg<br />

sowie des nachherigen<br />

Fürstentums Liechtenstein.<br />

In: JBL 5 (1905),<br />

S. 39-85. (Schädler,<br />

Rechtsgewohnheiten)<br />

Schädler, Albert: Die<br />

geschichtliche Entwicklung<br />

Liechtensteins mit besonderer<br />

Berücksichtigung<br />

der neueren Zeit (19. Jahrh<strong>und</strong>ert).<br />

In: JBL 19<br />

(1919), S. 5-72. (Schädler,<br />

Entwicklung Liechtensteins)<br />

Schafliauser, Eugen: Der<br />

Rhein <strong>und</strong> seine Verkehrsstellung,Gams-Haag-Bendern-Eschen.<br />

In: JBL 70<br />

(1970), S. 113-143. (Schafhauser,<br />

Der Rhein <strong>und</strong><br />

seine Verkehrsstellung)<br />

Schatzmann, Dominik: Die<br />

Rodordnung von 1499 mit<br />

ihren Ergänzungen. Das<br />

Transportwesen <strong>im</strong> Mittelalter<br />

<strong>im</strong> Gebiet des heutigen<br />

Fürstentum Liechtenstein.<br />

Seminararbeit an<br />

der Universität Zürich,<br />

1995. In: Bausteine zur<br />

Geschichte Liechtensteins.<br />

Studien <strong>und</strong> studentische<br />

Forschungsbeiträge. Band<br />

1: Mittelalter. Hrsg. von<br />

Arthur Brunhart. Zürich,<br />

1999. (Schatzmann, Rodordnung<br />

1499)<br />

Schindler, Hans Peter:<br />

Verkehr <strong>und</strong> Strassen in<br />

römischer <strong>und</strong> frühmittelalterlicher<br />

Zeit. In: Werdenberger<br />

Jahrbuch 1997,<br />

S. 16-28. (Schindler,<br />

Verkehr <strong>und</strong> Strassen in<br />

römischer <strong>und</strong> frühmittelalterlicher<br />

Zeit)<br />

Schmidt, Georg: Fürst<br />

Johann I. (1760-1836):<br />

«Souveränität <strong>und</strong> Modernisierung»<br />

Liechtensteins.<br />

In: Press/Willoweit (Hrsg.),<br />

Liechtenstein - Fürstliches<br />

Haus <strong>und</strong> staatliche Ordnung,<br />

S.383-418.<br />

(Schmidt, Fürst Johann I.)<br />

Schulz, Thomas: Liechtenstein<br />

<strong>im</strong> Schwäbischen<br />

Kreis. In: Press/Willoweit<br />

(Hrsg.), Liechtenstein -<br />

Fürstliches Flaus <strong>und</strong><br />

staatliche Ordnung,<br />

S. 311-328. (Schulz, Liechtenstein<br />

<strong>im</strong> Schwäbischen<br />

Kreis)<br />

S<strong>im</strong>onett, Jürg: Verkehrserneuerung<br />

<strong>und</strong> Verkehrsverlagerung<br />

in Graubünden.<br />

Die «Untere Strasse»<br />

<strong>im</strong> 19. Jahrh<strong>und</strong>ert. Diss.<br />

phil., Zürich, 1985. Chur,<br />

DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />

LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />

1986. (S<strong>im</strong>onett, Verkehrserneuerung<br />

in Graubünden)<br />

S<strong>im</strong>onett, Jürg: Chur <strong>und</strong><br />

der Untergang des Freistaates.<br />

Chur, 1993. In:<br />

Churer Stadtgeschichte,<br />

Bd. 2. Von der Mitte des<br />

17. Jahrh<strong>und</strong>erts bis zur<br />

Gegenwart, S. 67-120.<br />

(S<strong>im</strong>onett, Chur <strong>und</strong> der<br />

Untergang des Freistaates)<br />

Sprecher, Johann Andreas<br />

von: Kulturgeschichte der<br />

Drei Bünde <strong>im</strong> 18. Jahrh<strong>und</strong>ert.<br />

Bearbeitet <strong>und</strong><br />

neu herausgegeben mit<br />

Einführung, Textergänzung<br />

<strong>und</strong> Literaturnachtrag<br />

von Rudolf Jenny.<br />

Chur, 1951. (Sprecher,<br />

Kulturgeschichte der Drei<br />

Bünde)<br />

Stammtafeln der Gemeinde<br />

Gamprin 1700-1977.<br />

Zusammengestellt von<br />

Fridolin Tschugmell.<br />

Erweitert <strong>und</strong> ergänzt von<br />

Franz Näscher. Gamprin,<br />

1977. (Stammtafeln Gamprin)<br />

Stammtafeln der Bürgerfamilien<br />

von Schaan. Hrsg.<br />

von der Gemeinde Schaan.<br />

Zusammengestellt von<br />

Manfred Wanger. Schaan,<br />

1989. (Stammtafeln<br />

Schaan)<br />

Tiefenthaler, Meinrad:<br />

Feldkirch <strong>und</strong> sein Verkehr.<br />

In: Montfort. Vierteljahresschrift<br />

für Geschichte<br />

<strong>und</strong> Gegenwartsk<strong>und</strong>e<br />

Vorarlbergs. 20. Jahrgang,<br />

Heft 3, 1968, S. 274-294.<br />

(Tiefenthaler, Feldkirch<br />

<strong>und</strong> sein Verkehr)<br />

Tschaikner, Manfred: «Der<br />

Teufel <strong>und</strong> die Hexen<br />

müssen aus dem Land...».<br />

Frühneuzeitliche Flexenverfolgungen<br />

in Liechtenstein.<br />

In: JBL 96 (1998),<br />

S. 1-198. (Tschaikner,<br />

Hexenverfolgungen)<br />

Tschugmell, Fridolin:<br />

Balzner-Mälsner<br />

Geschlechter 1417-1950.<br />

In: JBL 57 (1957),<br />

S. 51.-134. (Tschugmell,<br />

Balzner-Mälsner<br />

Geschlechter)<br />

Vaduzer Wein. 100 Jahre<br />

Winzergenossenschaft.<br />

Hrsg. Winzergenossenschaft<br />

<strong>und</strong> Gemeinde<br />

Vaduz. Vaduz, 1996.<br />

(Vaduzer Wein)<br />

Vallaster, Christoph: Entdecken<br />

Sie Feldkirchs<br />

Vergangenheit. Feldkirch,<br />

1981. (Vallaster, Feldkirchs<br />

Vergangenheit)<br />

Vogt, Emanuel: Mier z<br />

Balzers. Wie es früher bei<br />

uns war. In drei Bänden.<br />

Band I: Lebensraum.<br />

Vaduz, 1995. Band II:<br />

Lebensweg. Vaduz, 1996.<br />

Band III: Lebensart (mit<br />

Register zu Band I—III).<br />

Vaduz, 1998. (Vogt, Mier z<br />

Balzers I—III)<br />

Vogt, Paul: Furten, Fähren<br />

<strong>und</strong> Brücken zwischen<br />

Werdenberg <strong>und</strong> Liechtenstein.<br />

In: Werdenberger<br />

Jahrbuch 1990,S.154-<br />

164. (Vogt, Werdenberg-<br />

Liechtenstein)<br />

Vogt, Paul: Brücken zur<br />

Vergangenheit. Ein Text<strong>und</strong><br />

Arbeitsbuch zur<br />

<strong>liechtenstein</strong>ischen Geschichte.<br />

17. bis 19. Jahrh<strong>und</strong>ert.<br />

Vaduz, 1990.<br />

(Vogt, Brücken zur Vergangenheit)<br />

175


Vorarlbergisches Wörterbuch<br />

mit Einscbluss des<br />

Fürstentums Liechtenstein.<br />

Hrsg. von der Österreichischen<br />

Akademie der<br />

Wissenschaften. 2 Bde.<br />

Bearbeitet von Leo Jutz.<br />

Wien, 1965. (Vorarlbergisches<br />

Wörterbuch)<br />

Wanner, Gerhard: Die<br />

Entstehung von Gross-<br />

Feldkirch. In: Montfort.<br />

Vierteljahresschrift für<br />

Geschichte <strong>und</strong> Gegenwartsk<strong>und</strong>e<br />

Vorarlbergs.<br />

20. Jahrgang, Heft 3,<br />

1968, S. 510-531. (Wanner,<br />

Gross-Feldkirch)<br />

Wanner, Gerhard: Aspekte<br />

zur Liechtensteiner Wirtschafts-<br />

<strong>und</strong> Sozialgeschichte<br />

um 1800. In: JBL<br />

70 (1970), S. 459-500.<br />

(Wanner, Wirtschafts- <strong>und</strong><br />

Sozialgeschichte)<br />

Weltgeschichte: Hrsg.<br />

durch Karl Schib <strong>und</strong><br />

Joseph Boesch. Bd. 1: Von<br />

den Anfängen bis 1700.<br />

Erlenbach, Stuttgart <strong>und</strong><br />

Zürich, 1972. (Weltgeschichte)<br />

Werdenberger Jahrbuch:<br />

FIrsg. durch die Historisch-<br />

Fle<strong>im</strong>atk<strong>und</strong>liche Vereinigung<br />

des Bezirks Werdenberg<br />

(HHVW). Buchs, 1988<br />

ff. (Werdenberger Jahrbuch)<br />

Wicki, Hans: Bevölkerung<br />

<strong>und</strong> Wirtschaft. Der Kanton<br />

Luzern <strong>im</strong> 18. Jahrh<strong>und</strong>ert.<br />

Bd. 9 der Reihe:<br />

Luzerner Historische<br />

Veröffentlichungen. Luzern,<br />

1979. (Wicki, Luzern<br />

<strong>im</strong> 18. Jahrh<strong>und</strong>ert)<br />

176<br />

REGISTER<br />

Aufnahme in das Register<br />

haben Orts- <strong>und</strong> Personennamen<br />

ebenso wie ausgewählte<br />

Sachbegriffe gef<strong>und</strong>en.<br />

Berücksichtigt wurde<br />

der gesamte Text der<br />

Arbeit mit Einschluss von<br />

Fussnoten <strong>und</strong> Anhang.<br />

Auf eine Aufnahme der in<br />

der Bibliographie vorkommenden<br />

Namen <strong>und</strong><br />

Begriffe wurde hingegen<br />

verzichtet.<br />

A<br />

Abegg, Landschreiber, 77<br />

Alber, Johann, 153<br />

Allgäuer, Franz Joseph,<br />

Rofaberg, 153<br />

Allgeuer, Jacob, 66<br />

Altach, 19<br />

Altdorf, 58, 108<br />

- Famile Megmet-<br />

Muhe<strong>im</strong>, 59<br />

- Gebrüder Müller, 59<br />

Altenstadt, 18, 60, 65,<br />

72-76. 80, 81,140,<br />

144,166<br />

Altstätten, 37, 136, 166<br />

Andeer, 95, 138<br />

Anton Florian, Fürst v.<br />

Liechtenstein, 83<br />

Antwerpen, 15<br />

Arbon, 18<br />

Arlbergpass, 18, 19, 40,<br />

72, 77, 78, 81-83, 110,<br />

111, 117, 124, 164<br />

Arnikaweg, Vaduz, 56<br />

Augustus, römischer<br />

Kaiser, 18<br />

Auswanderung, 14, 15,<br />

50, 138<br />

B<br />

Bachmann, Georg Anton,<br />

57, 112, 115, 120, 121,<br />

124, 127-129. 131, 164<br />

Balzers, 15, 18-20, 23, 27,<br />

30, 32-34, 37, 38, 40-<br />

42, 44. 46-48, 50, 51,<br />

53, 54, 56, 57, 60, 62-<br />

64, 67-70, 72, 74-78,<br />

80, 83, 84, 86-88, 94-<br />

97, 100-105, 109, 114,<br />

116-120, 122, 124-<br />

127, 129-132, 134,<br />

136, 143, 145, 148-<br />

159,164-171<br />

- Adler, 33, 56, 57, 97,<br />

102-105, 134, 152,<br />

154-159, 171<br />

- Engel, 33, 56, 57, 97,<br />

102-104, 152, 155-159,<br />

169,171


- Hirschen, 33, 104, 134,<br />

135,152,155-157<br />

- Post, 33, 36, 56, 57, 97,<br />

100-103, 152, 156-<br />

158,168,171<br />

- Weggeldstation, 50, 51,<br />

151<br />

Bangs, 36-39, 126<br />

Baroll, Michael, 152<br />

Basel, 15, 17, 21, 22, 58,<br />

138, 141<br />

Batliner<br />

- Anna Maria, Schellenberg,<br />

89<br />

- Johann, Aspa, 89, 97,<br />

111, 114, 115, 121,<br />

165<br />

- Johannes, Schönabüel/<br />

Mösma, 89<br />

- Magdalena, 89<br />

Bauern bei Hohenems, 19,<br />

36, 64, 70, 72, 73, 86,<br />

94,124<br />

Baumfrüchte, 46<br />

Bavier<br />

- Johann Baptist, 86,<br />

116,117<br />

- Spediteur aus Chur, 36<br />

Beck<br />

- Johann, 152,153<br />

- Peter, 153<br />

Bellinzona, 58, 107, 108,<br />

138<br />

Bendern, 36-39, 42, 47,<br />

53, 70, 71, 83, 89, 101,<br />

130, 132, 150, 153,<br />

165<br />

Bergell, 138, 139<br />

Bern<br />

- Kanton, 22, 126<br />

- Stadt, 141<br />

Biasca, 58, 107<br />

Biedermann, Mang,<br />

Schellenberg, 89, 162<br />

Bivio, 138, 139<br />

Blasius Hueber-Karte, 25<br />

Blatten, 64, 65<br />

Bludenz, 18, 21, 52, 69,<br />

82, 83, 135, 166<br />

Blum, Michael, 75<br />

Bodensee, 15, 19, 20, 21,<br />

25, 36, 37, 41, 42,<br />

63-66, 68-71, 83, 84,<br />

86, 87, 95, 101, 124,<br />

127,136,140<br />

Boler, Barbara, 63<br />

Bonaduz, 36, 139<br />

Bonner, Andreas, 85<br />

Böspfennig, 99<br />

Boss<br />

- David, 119<br />

- Josef, 152<br />

- Paul, Landweibel, 131<br />

Branntwein, 99, 100, 141<br />

Brederis, 19<br />

Bregenz, 18, 19, 24, 25,<br />

77-79, 86, 110, 114,<br />

117, 121, 123, 124,<br />

127, 136<br />

- Kreisamt, 112, 121,<br />

123, 124, 131, 132,<br />

163<br />

- Oberamt, 24<br />

- römische Festung, 19<br />

Brendle<br />

- Johann Schellenberg,<br />

161,162<br />

- Josef, Eschen, 161, 162<br />

Brennerpass, 138<br />

Brunhart<br />

- Adam, Balzers, 41<br />

- Andreas, 159<br />

- Anna Maria, 63<br />

- Christian, 159<br />

- Dominik, Balzers, 33<br />

- Franziska, 169<br />

- Gregor, Balzers, 31<br />

- Johann Baptist, 102,<br />

167,169<br />

- Joseph Anton, Baizers,<br />

31, 103, 134, 152, 170<br />

- Katharina, 168<br />

- Maria Christina, 105<br />

- Martha, 170<br />

- Theresia, 167, 169<br />

- Thomas, 152<br />

Büchel bei Rüthi, 37-39<br />

Büchel<br />

- Andreas, Balzers, 62,<br />

63, 152<br />

- Andreas, Ruggell, 153<br />

- Baptist, Balzers, 63<br />

- Franz, Balzers, 152<br />

DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />

LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />

- Hans, Ruggell, 38<br />

- Johann, Ruggell, 119,<br />

153, 162<br />

- Johann Baptist, Mäls,<br />

62, 63, 169<br />

- Macarius, Ruggell, 153<br />

- Sebastian, Mauren, 162<br />

Buchs, 38, 42, 136<br />

Burgerau, 34, 36-39, 54,<br />

130, 131<br />

Burgmayer, Anton,<br />

Balzers, 63<br />

Bürs, 135<br />

C<br />

Cazis, 139<br />

Chaussee-Strassen, 22, 27<br />

Chiavenna, 18, 58, 64, 95,<br />

101, 107, 138<br />

Chiggiogna, 94, 95<br />

Chur, 15, 18, 19, 21, 36,<br />

37, 47, 55, 58, 63, 64,<br />

72, 74-77, 80, 83-88,<br />

91, 94, 95, 101, 107,<br />

110, 111, 115, 116,<br />

126, 136, 138, 140,<br />

166<br />

- Bistum (Bischof), 14,<br />

63, 71, 78, 97<br />

- römische Festung, 19<br />

Como, 18, 63<br />

Crouset, Johann, 153<br />

Curtabat, Rudolf von,<br />

Lindau, 86<br />

D<br />

Dalaas, 31<br />

Danner<br />

- Johann,152<br />

- Lorenz, 62, 1.52<br />

- Paul, Hausmeister in<br />

Maienfeld, 86<br />

Deichselfuhrwerke, 22, 23<br />

Deutschland, 15, 17, 72,<br />

74,136, 140<br />

Disentis, Abtei, 107<br />

Dornbirn, 24, 25, 166<br />

Dreifelderwirtschaft, 13<br />

E<br />

Ebenhof, Jakob, Tisis, 81<br />

E<strong>im</strong>er, 142<br />

Einsiedeln, 37<br />

Elsass, 21<br />

Erne, Florian, 152<br />

Eschen, 31, 34, 36, 44-47,<br />

57, 66, 83, 89, 116,<br />

117, 132, 141, 143,<br />

152, 165, 171<br />

- Kreuz, 159, 161, 162<br />

Eschnerberg, 44, 45, 87,<br />

129, 144<br />

F<br />

Falk, Andreas, 157-159<br />

Fehr<br />

- Jakob, 126<br />

- Johannes, 129<br />

- Joseph, 161, 162<br />

- Rochus, 116, 117, 125,<br />

127<br />

- Sebastian, 153<br />

- Wirtefamilie auf<br />

Rofaberg, 153<br />

Feldkirch, 15, 19, 21, 24,<br />

27, 37, 41, 49, 52, 55,<br />

56,59,60,62-66, 68-<br />

78, 80, 81, 83-90, 94,<br />

96, 101,108-111, 114-<br />

135, 140, 144, 167<br />

- Gerichtsbezirk, 60, 77,<br />

86<br />

- Hausmeister, 58, 62,<br />

63, 74, 87, 91, 108,<br />

112, 115, 118, 121,<br />

124, 127-129, 131, 132<br />

- Herrschaft, 65, 70, 73,<br />

74,85,123<br />

- Jahrmarkt, 88<br />

- Johanniterhaus, 81<br />

- Kaufhaus, 55, 66, 70,<br />

72, 74-77, 80, 88, 114<br />

- Königlich-Bayerisches<br />

Landgericht, 136<br />

- Kornhalle, 55<br />

- Salzhaus, 56, 82<br />

- Schattenburg, 71, 86,<br />

123<br />

- Stadtrecht, 64<br />

177


- Vogteiamt, 27, 30, 33,<br />

40, 71, 76, 80, 83, 86,<br />

88, 110-112, 114, 116,<br />

117, 120, 121, 124-<br />

129,163<br />

- Wirte, 69, 163<br />

- Wochenmarkt, 75, 82<br />

Feldkircher Leinwand, 80<br />

Fellengatter, 18<br />

Feuerstein, Martin, 153<br />

Fleisch, Anton, 153<br />

Flüelen<br />

- Dorf, 107, 108<br />

- Familie Crivelli, 59<br />

Foser<br />

- Johann Jakob, 168<br />

- Maria Franziska, 105<br />

Frastanz, 18, 19, 21, 164,<br />

168<br />

Frick<br />

- Anna Maria, 169<br />

- Basil, Balzers, 152,<br />

153,169<br />

- Fidel, 125<br />

- Fidel, Balzers, 33, 102,<br />

152,159,169<br />

- Fidel, Mauren, 164<br />

- Franz Anton, 116, 170<br />

- Franz Dominik,<br />

Balzers, 103<br />

- (Franz) Joseph,<br />

Balzers, 104, 152<br />

- Franz Joseph, Balzers,<br />

102,103<br />

- Franziska, Balzers, 63,<br />

169,170<br />

- Hans Jörg, Balzers, 169<br />

- Johann Fidel, Balzers,<br />

102, 169, 171<br />

- Johann, Landammann,<br />

119<br />

- Joseph, Balzers, 33,134<br />

- Joseph Leontius,<br />

Balzers, 62, 63, 112,<br />

152,169<br />

- Katharina, Balzers, 63,<br />

152,170<br />

- Leontius, Balzers, 103,<br />

116,168,169<br />

- Maria Theresia,<br />

Balzers, 102, 169<br />

- Xaver, 125<br />

178<br />

Fritz, Joseph, Rentmeister,<br />

31, 86, 99, 123<br />

Fröhlich<br />

- Anna Maria, Bendern,<br />

153<br />

- Anton, Statthalter in<br />

Bendern, 153<br />

Frölich, Hanns, 66<br />

Frommelt<br />

- Anton, 31<br />

- Anton, Mauren, 164<br />

- Anton, Schaan, 49,<br />

156, 157<br />

- Anton, Vaduz, 49<br />

- Lorenz, Schaan, 152<br />

Frondienst, 22-24, 26, 32,<br />

34<br />

Früchte, 40, 41, 60, 64,<br />

75, 77, 88, 109, 110,<br />

114-116, 119, 120,<br />

126, 129, 130, 163<br />

Fuder, 142, 146<br />

Funkenberg, Funkner von,<br />

Landvogt, 27, 30<br />

Fussach, 19, 24, 63, 68,<br />

70, 72-75, 77, 79, 80,<br />

84-88, 94, 95, 100,<br />

101, 110, 124, 125,<br />

127, 136, 140<br />

Fussacher<br />

- Bote, 100, 101<br />

- Hausmeister, 136<br />

- Rheinstrasse, 24<br />

G<br />

Gabelfuhrwerke, 21, 22<br />

Gaisbühel, 18<br />

Gaissau, 19<br />

Gamprin. 37, 83, 89, 115,<br />

143, 160, 161<br />

Gamprin-Bendern, Adler,<br />

153, 158-162<br />

Garns, 37<br />

Gantner, Andreas,<br />

157-159<br />

Gassner<br />

- (Franz) Xaver, 152<br />

- Johann Georg, 152<br />

Gehring, Karl Christian,<br />

Salzfaktor in Feldkirch,<br />

117<br />

Getreide, 17, 36, 47, 48,<br />

52, 53, 64, 70, 75, 78,<br />

85, 94, 129, 131, 134,<br />

138, 142, 163<br />

Gipsmühle, 50, 53, 149,<br />

152<br />

Gisingen, 144, 167<br />

Glarus, 11, 32, 38, 39<br />

- Landammann von, 32<br />

Göfis, 19, 60, 115<br />

Gösch, Matheiss,<br />

Lustenau, 75<br />

Gotthardpass, 14, 15, 17,<br />

107<br />

Götzis, 19, 72, 73, 75, 167<br />

Graubünden, 12, 15, 19,<br />

21, 36, 41, 42, 54, 68,<br />

70, 71, 72, 74, 83, 84,<br />

91, 94, 95, 96, 107,<br />

108,109,110,115,<br />

123, 126, 129, 130,<br />

132, 136, 138, 141<br />

Grenzen, 14, 15, 22, 24,<br />

36, 44, 50, 53, 72, 76,<br />

104, 118, 119, 132,<br />

138,141<br />

Gsteu, Kaspar, Tisis, 164<br />

Guetschalk, Johann, 153<br />

Gugger von Staudach,<br />

Franz Philipp, 77, 86,<br />

88, 124<br />

H<br />

Haag, 37, 38, 42<br />

Hämmerte, Mattheus, 153<br />

Hämmerlin, Hannes,<br />

Lustenau, 75<br />

Hartmann, Andreas,<br />

Frastanz, 68, 168<br />

Hasler<br />

- Bascha, 77<br />

- Vest (?), 77<br />

Hassler, Jacob, 75<br />

Heber, Johann Jakob, 23<br />

Heerburger, Magdalena,<br />

Mauren, 153<br />

Heiligkreuz bei Feldkirch,<br />

19, 21, 63, 69<br />

- Wirtshaus Krone, 101<br />

HeiÜgkrüz, Vaduz, 56<br />

Heibert<br />

- Andreas, 153<br />

- Johann Georg,<br />

Chronist, 87, 89, 134<br />

- Johann Jakob,<br />

Rofaberg, 153<br />

- Josef, 153, 171<br />

- Katharina, Rofaberg,<br />

152, 171<br />

Hübe, Johannes, 153<br />

Hilti<br />

- Christa, 153<br />

- Johannes, 153<br />

Hilty, Lorenz, 158<br />

Hinderegger v. Grienholzegg,<br />

Bartleme Anthoni,<br />

Vogteiverwalter in<br />

Bludenz, 83<br />

Hirschensprung, 136<br />

Höchst, 19, 70-75, 77, 79,<br />

80, 81, 84, 85, 95<br />

Hohenems, 26, 64, 72, 77,<br />

78, 80, 81, 86, 110,<br />

167<br />

- Gericht, 77<br />

- Graf Ferdinand Karl<br />

von, 78<br />

- Graf Jakob Hannibal<br />

von, 71<br />

- Graf Kaspar von, 69, 70<br />

- Grafen von, 71, 78<br />

- Grafschaft, 70, 78, 80,<br />

84<br />

Hohenemsisches Urbar,<br />

41, 52, 98, 100,<br />

Hohensax, Ulrich Philipp<br />

von,68<br />

Hoop<br />

- Basilius, 77, 104<br />

- Friedrich (?), 77<br />

- Johannes, 104<br />

- Urban, Nendeln, 153<br />

Hosp, Martin, Salzfaktor,<br />

124, 125, 127, 164<br />

Hospental, Gebrüder<br />

Müller, 59<br />

H<strong>und</strong>ertpf<strong>und</strong>, Johann,<br />

126<br />

Hüssle, Rudolf, Tisis, 85


I<br />

III, Fluss bei Feldkirch, 18,<br />

19, 125<br />

Iiibrücke, 19, 21, 63<br />

Iiischlucht, 19, 21<br />

Immenstadt, 81, 167<br />

Indermauer, Ignaz Anton,<br />

132<br />

Innertkirchen, 55<br />

Innsbruck, 40, 68, 69, 71,<br />

74, 78, 123. 127<br />

J<br />

Jäger, Johann, 153<br />

Jerusalem, 13<br />

Joss, Idiomen, Lustenau,<br />

75<br />

Juden, 52, 53<br />

Julierpass, 18<br />

K<br />

Karl VI, Kaiser, 83<br />

Karolinger, 13<br />

Kaufbeuren, 81<br />

Kauffman, Marthin, 66<br />

Kaufmann<br />

- Anton, 31, 61<br />

- Jörg, Eschen, 66<br />

- Joseph, Balzers, 63<br />

- Joseph Anton, Schaan,<br />

152<br />

Kaufmannsgüter, 60, 62,<br />

64, 65, 71, 72, 74, 75,<br />

77, 78, 80-82. 84, 87,<br />

109, 110, 118, 124,<br />

134, 138<br />

Kempten, 78<br />

Khünig, Joss, 75<br />

Kieber<br />

- Franz Josef, Mauren,<br />

161, 162<br />

- Johannes, 145, 146<br />

- Thomas, Mauren, 129<br />

Kienz<br />

- (Johann) Baptist, Lauterach,<br />

40, 41, 109,<br />

114,131<br />

Kindle<br />

- Johann Georg, Jriesen,<br />

156. 157<br />

- Joseph, Balzers, 62, 63,<br />

102, 169<br />

- Joseph, Triesen, 157,<br />

158, 159<br />

- Katharina, 169<br />

- Michael, 159<br />

- Peter, 159<br />

Klaus, 73<br />

Klösterle, 81, 82, 83<br />

Kolleffel-Karte (1756), 23<br />

König<br />

- Johann. Fuhrmann aus<br />

Bangs, 26, 126<br />

- Joss, Höchst, 75<br />

Konrad, Andreas, Schaan,<br />

152<br />

Konstanz, 64<br />

Korn, 36, 53, 59, 60, 70,<br />

72, 74, 80, 81, 87, 89,<br />

90, 94, 114, 115, 117,<br />

118,131,146<br />

Kornhandel, 64<br />

Kornhändler, 40, 41, 75,<br />

108, 112, 114, 116,<br />

118, 120, 121, 123,<br />

124, 127, 129, 130<br />

Korntransporte, 36, 41,<br />

65, 68, 71, 75, 88, 90,<br />

108, 114, 134<br />

Korross, Gregor, hohenemsischer<br />

Rat, 71<br />

Kranntz, Haug, Eschen, 66<br />

Kranz<br />

- Adam, Nendeln, 31<br />

- Maria Anna, Bendern,<br />

153<br />

- Thomas, 119<br />

Kreuzzüge, 13<br />

Kriessern, 69<br />

L<br />

Lampert, Maria, Triesen,<br />

168<br />

Landquart, Fluss, 19, 20,<br />

42, 87<br />

DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />

LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />

Landstrasse, 18, 23, 25,<br />

27, 28, 30-34, 36, 38,<br />

48, 54, 56, 59, 65, 80,<br />

95, 98, 104-106, 119,<br />

126, 130, 136, 152<br />

- Ausbau, 21, 23, 30, 35,<br />

54, 59, 136, 137<br />

- Fertigstellung, 54<br />

- Unterhalt, 23, 27,<br />

32-34, 52, 163<br />

Latzer, Joseph, Frastanz,<br />

164<br />

Lauterach, 24, 40, 41, 86,<br />

109, 114. 130<br />

Ledi, 38, 52, 72, 74, 76,<br />

94, 142. 146<br />

Lenz, 139<br />

Lenzerheide, 138<br />

Leone, Peter Joseph, 111,<br />

116<br />

Letze, 18, 21<br />

Levis, 73<br />

Lewenfeld, A. Schmidle<br />

von, 77, 81<br />

Lindau, 19, 23, 24, 75, 77,<br />

80, 81, 84, 86, 88, 101,<br />

110, 126. 127, 140,<br />

167<br />

Lindauer Bote, 100<br />

Liss, Johann, Altenstadt,<br />

80, 81<br />

Lustenau, 19, 70, 72, 73,<br />

75, 79, 110<br />

Luzern, 12, 15, 17, 21, 22,<br />

48, 54, 55, 58, 69, 99,<br />

100, 108, 126, 138,<br />

141<br />

- Getreidemarkt, 48<br />

M<br />

Mäder, 73<br />

Mähne, 26, 27, 72, 73,<br />

79-81, 84-88, 90<br />

Mähr, Johann Joseph,<br />

Pfarrer in Balzers, 134<br />

Maienfeld, 15, 18-21,<br />

64-66, 68, 74-76, 78,<br />

80, 85-87, 91, 94, 115,<br />

116, 123, 124, 126,<br />

129, 134, 140, 167<br />

Mailand, 15, 18, 65, 70,<br />

101<br />

Mailänder Bote. 100<br />

Malans, 19, 20, 41. 42, 88,<br />

108, 129, 164, 167<br />

Mäls, 32, 34, 36, 41, 50,<br />

52, 53, 56, 63, 83, 101,<br />

119, 148-150, 152,<br />

156-159, 170<br />

- Zollamt, 50, 52, 53,<br />

148,149, 150<br />

Malter, 47, 59, 60, 77, 88-<br />

90, 94, 114, 115, 120,<br />

131,142, 164<br />

Marxer<br />

- Adam, 66<br />

- Andre, 77<br />

- Andreas, Mauren, 153<br />

- Andreas, Nendeln, 89,<br />

116, 117, 127-129, 153<br />

- Andreas, Ruggell, 153<br />

- Burga Bandlin,<br />

Bendern, 162<br />

- Eustachus, Mauren,<br />

153<br />

- Ferdi, 77<br />

- Franz Joseph, Eschen,<br />

162<br />

- Franz Joseph, Nendeln,<br />

153<br />

- Hanns, 66<br />

- Jakob, Ruggell, 153<br />

- Johann Ulrich,<br />

Nendeln, 153<br />

- Johannes, 145, 146<br />

- Joseph, Ruggell, 153<br />

- Karolina, Nendeln, 89<br />

- Martin Joseph, Schaanwald,<br />

162<br />

- Matheiss, 75<br />

- Mathias, 116, 129<br />

- Mathis, 125<br />

- Sebastian, Bendern,<br />

162<br />

Masal, Hannss, 75<br />

Masescha, 50, 51<br />

Mass, 27, 53, 98, 99, 142,<br />

154<br />

Math, Landammann. 77<br />

Matt<br />

- Franz Joseph, Mauren,<br />

153<br />

- Johann, 129<br />

179


- Johann Georg, 114<br />

- Joseph, 145, 146<br />

- Katharina, 115<br />

- Peter, Mauren, 89, 102,<br />

145, 153, 167, 169<br />

Mauren, 36, 44, 46, 47,<br />

53, 66, 83, 89, 90, 102,<br />

115, 117, 129, 132,<br />

143, 145, 149, 150,<br />

153, 160-162, 164,<br />

169, 170<br />

- Gasthaus Matt, 153<br />

- Hirschen, 161, 162<br />

- Pfarrhof, 117<br />

- Krone, 161<br />

- Rennhof, 161<br />

- Sonne, 161<br />

- Zollstation, 147, 149,<br />

150<br />

- Zweites Wirtshaus, 153<br />

Mayer<br />

Bartholomäus, Mauren,<br />

162<br />

- Vest, Schaan, 145, 146<br />

Memmingen, 81<br />

Mennel, Josef, Mauren,<br />

161<br />

Menzinger, Franz Xaver,<br />

47, 111, 113, 117, 119,<br />

122, 123, 125, 127,<br />

131,132,134, 135<br />

Merckher, Peter, Götzis, 75<br />

Merowinger, 13<br />

Meyer, Klaus, Altenstadt,<br />

73<br />

Mihtär<strong>fuhrwesen</strong>, 96, 1.32,<br />

134, 135, 166<br />

Misox, 139<br />

Mock, Peter, Tisis, 81<br />

Möliholz, 34, 36-38, 50,<br />

170<br />

Montfort<br />

- Hugo, Graf von, 63, 81<br />

- Rudolf, Graf von, 64<br />

Montfort-Feldkirch, Grafen<br />

von, 19, 63, 64<br />

Montfortischer Zollvertrag,<br />

63<br />

Montlingen, 37<br />

Moslems, 13<br />

Mösma, 36, 44, 47, 89<br />

Motz, Johann Jacob, 78,<br />

81<br />

180<br />

Mühlen, 43, 50, 105, 114,<br />

153, 156-159<br />

Mühlzwang, 88<br />

Müller, Johann Georg,<br />

Tisis, 164<br />

N<br />

Nägele<br />

- Alois, Triesen, 152<br />

- Anton, Jriesen, 27<br />

- Jakob, Altenstadt, 81<br />

- Johann, Triesen, 1.52<br />

Näscher, Anna, 169<br />

Negele<br />

- Alois, 152<br />

- Franziska, 152, 167,<br />

170<br />

Nendeln, 18, 28, 30-32,<br />

34, 36, 44, 47, 49, 51,<br />

53, 56, 57, 76, 83, 88,<br />

89, 94, 97, 105, 114,<br />

117-120, 126, 128-<br />

132, 134, 149, 150,<br />

152, 153, 160-162,<br />

164,166<br />

- Engel, 31, 89, 97, 105,<br />

106, 153, 160-162<br />

- Löwen, 30, 31, 56, 105,<br />

106,153,160-162<br />

- Ziegelei, 49<br />

Nenzing, 18, 21<br />

Nescher<br />

- Adam, 162<br />

- Ferdinand, 77<br />

- Franz Joseph, 114,<br />

115,123,125-127<br />

- Johann Adam,<br />

Bendern, 153<br />

- Johann Georg,<br />

Bendern, 153<br />

- Joseph, Bendern, 153<br />

- Mathäus, Nendeln, 162<br />

- Mathäus, Ruggell, 89<br />

Neuburg bei Götzis, 63<br />

Nipp, Egidy, 31, 62, 63,<br />

112<br />

Nufenen, 138<br />

Nürnberg, 15, 71, 86, 126<br />

Nüziders, 135<br />

0<br />

Obere Strasse (GR), 138<br />

Oberhalbstein, 138<br />

Oberitalien, 108, 136<br />

Ochsen, 26, 43, 46, 48, 50,<br />

93, 94, 108, 118, 119<br />

Oehri<br />

- Andreas, Gamprin,<br />

160, 161<br />

- Andreas, Mauren, 132<br />

- Johann, Landammann,<br />

75<br />

- Sabina, Bendern, 153<br />

Oehry<br />

- Franz Joseph, Ruggell,<br />

115, 116, 123, 125,<br />

127<br />

- Johannes, Mauren,<br />

161,162<br />

- Wendelin, Nendeln,<br />

162<br />

Osco, 95<br />

Österreich, 11, 12, 15, 24,<br />

25, 27, 34, 36, 40, 41,<br />

49, 60, 66, 67, 70-74,<br />

76-78, 80, 81, 84-88,<br />

95, 97, 98, 104,<br />

108-114, 11.6, 118-<br />

120, 122-124, 126,<br />

128-134, 136, 140-<br />

142, 144, 163<br />

Ostsiedlung, deutsche, 15<br />

Ott, Andreas, Nendeln,<br />

164<br />

P<br />

Pagano, Kaufmann aus<br />

Chiavenna, 64<br />

Paris, 13, 22, 103<br />

Paur<br />

- Johann Franz, Landvogt,<br />

77, 78, 81<br />

Peckh, Hanns, 66<br />

Pestepidemie, 44, 70, 71<br />

Peutingersche Tafel, 18<br />

Pferde, 13, 21, 26, 27, 38,<br />

43, 46-48, 52, 53, 59,<br />

66, 80, 84, 88, 90, 93,<br />

96, 101, 102, 107, 110,<br />

114, 115, 126. 134,<br />

135, 164<br />

Pferdehaltung, 13<br />

Piacenza, 13<br />

Pilgerwesen, 13, 37, 81<br />

Planken, 23, 26, 34, 36,<br />

45-48, 83, 143<br />

- Wirtshaus, 106, 157-<br />

159<br />

Port, 57, 123, 136, 138,<br />

139<br />

Pümpel<br />

- Anton, Tisis (?), 85<br />

- Christian, Tisis, 115,<br />

116<br />

- Georg, jun, 75<br />

- Georg, sen., 75<br />

- Georg, Tisis, 126<br />

- Hansjörg, Tisis, 115,<br />

116<br />

- Johann, läsis, 164<br />

Puster (?), Adam, Fussach,<br />

75<br />

Putscher, Heinrich, Stadtammann<br />

in Feldkirch,<br />

65, 66<br />

Q<br />

Quaderer, Baptist, 49, 159<br />

Quinto, 93, 95<br />

R<br />

Rankweil, 18, 19, 68, 69,<br />

73, 166<br />

Rankweil-Sulz, Gericht,<br />

68, 69, 72, 73, 75, 77,<br />

79, 80, 84<br />

Reiden, 23<br />

Reinberg, Hannes, 77<br />

Reinperger, Thebus, 66<br />

Reisch, Franz, Feldkirch,<br />

73<br />

Rhäzüns, 139<br />

Rheinberger<br />

- Anton, 49, 157, 1.59


- Ferdinand. 88, 123,<br />

153<br />

- Johann, 50, 152, 159,<br />

167<br />

- Josef Ferdinand, 167<br />

- Maria Anna, 167<br />

Rheineck, 24, 36, 64, 65,<br />

136<br />

Rheinwald, 138, 139<br />

Risch, Magnus, 158<br />

Rofaberg, 36, 51-53, 160-<br />

162,164, 165, 170<br />

- Hirschen, 153, 161,<br />

162<br />

- Viehmarkt, 141<br />

- Weggeldstation, 50, 51,<br />

149, 151<br />

- Wirtshaus, 104, 117,<br />

153, 160-162<br />

- Zollamt, 50, 52, 53,<br />

148-150, 153<br />

Rorschach, 136<br />

Rosenegg, Gilm von,<br />

Landvogt, 30, 45, 86<br />

Röthis, 73<br />

Rüfen, 45<br />

Ruggell, 36-38, 42, 45-47,<br />

52, 53, 83, 89, 115,<br />

116,119,143<br />

- Wirtshäuser, 153,<br />

160-162<br />

- Zollamt, 50, 52, 53, 97,<br />

148-150, 152<br />

S<br />

Salez, 37, 38, 42, 166<br />

Salis<br />

- Peter von, Chur, 86<br />

- Stephan von, Stadtvogt<br />

in Maienfeld, 86<br />

Salzmangel, 91<br />

Salztransporte, 59, 60, 63,<br />

69, 72, 74, 77, 78, 80,<br />

82, 87-91, 94, 95, 110,<br />

116-119, 124,125,<br />

134, 146, 164<br />

San Bernardinopass, 138<br />

Sandholzer, Uelrich,<br />

Götzis, 75<br />

Sargans, 15, 39-41, 64,<br />

82,166<br />

Satteins, 18, 19, 69<br />

Saum, 36, 44, 52-54, 82,<br />

94, 98, 142, 146<br />

Säumer, 11, 14, 17, 58,<br />

59, 69, 79, 93, 94, 107,<br />

109, 122, 136, 138,<br />

139<br />

Saumrecht, 93-95<br />

Saumverkehr, 110<br />

Sax, Wochenmarkt, 68<br />

Schaan, 18, 36-38. 42,<br />

44- 49, 53, 56-60, 62,<br />

64, 74, 76-78, 83, 85-<br />

87, 94, 96, 97, 103,<br />

105, 114, 116, 118-<br />

120, 122, 125-131,<br />

136, 143, 152, 165,<br />

166<br />

- Kastell, 18, 19<br />

- Kreuz, 97, 152, 156-<br />

158<br />

- Rössle, 158, 159<br />

- St. Peterskirche, 18<br />

- Zollstation, 53, 54, 149,<br />

150,152<br />

- Zuschg, 56, 57, 74, 76,<br />

78, 87, 88, 108, 116,<br />

118,119<br />

Schaanwald, 18, 23, 44,<br />

53, 71, 83, 118-120,<br />

134<br />

- Mühle, 71<br />

- Weggeldstation, 50, 54,<br />

151<br />

- Zoll, 51, 53, 54, 105,<br />

148-150, 152, 161, 162<br />

- Zuschg, 56, 58, 118.<br />

119<br />

Schächlin, Ammann, 71<br />

Schädler, Joseph, 153<br />

Schams, Val Schons (GR),<br />

138,139<br />

Schelldorf, Joseph, 153<br />

Schellenberg, Dorf, 36, 44,<br />

45- 47, 83, 89. 143,<br />

164<br />

- Herrschaft, 15, 33, 37-<br />

39, 44-46, 52, 60, 65,<br />

66, 70-78, 80, 83, 87-<br />

90, 94, 100, 104, 114,<br />

116, 118, 121, 122,<br />

128-130, 146, 163<br />

- Rodordnung, 164<br />

DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />

LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />

- Wirtshaus, 106, 153,<br />

160, 161, 162<br />

Schenk, Bernhard, 71<br />

Schenz, Rentmeister, 77<br />

Schildriederbrücke, 19<br />

Schlatter<br />

- Johannes, Schaan,<br />

61-63, 152<br />

- Kanzleiverwalter in<br />

Lindau, 86<br />

Schlegel<br />

- Franz Joseph, Triesenberg,<br />

153<br />

- Johann, Triesenberg,<br />

153<br />

- Xaver, 159<br />

Schlittenfuhr, 82, 83, 93<br />

Schmalkalclischer Krieg,<br />

65<br />

Schmelzhof, 26, 72, 76,<br />

118,119<br />

Schneider<br />

- Georg, Fuhrmann aus<br />

Höchst, 71<br />

- Hannsslin, 75<br />

- Hans Georg, Fussach,<br />

85<br />

- Jacob, Fuhrmann aus<br />

Höchst, 75, 80<br />

- Jakob, Höchst, 81<br />

- Joseph, Höchst, 81, 85<br />

- Joss, 75<br />

- Jos, Höchst, 81<br />

- Ulrich, Fussach, 75<br />

Schollberg, 18, 64, 65, 136<br />

Schönabüel, 36, 44, 47, 89<br />

Schreiber<br />

Jacob, Landammann,<br />

75<br />

- Landeshauptmann, 77<br />

Schuh, Längenmass, 34<br />

Schuppler, Joseph, Landvogt<br />

in Vaduz, 46, 49,<br />

95, 100<br />

Schwarzer See, 18<br />

Seger, Franz Anton, 153<br />

Sele, Kaspar, 153<br />

Sempach, 22, 23<br />

Sennwald, 37<br />

Sept<strong>im</strong>erpass, 14, 15, 18,<br />

138<br />

Sevelen, 38, 42<br />

S<strong>im</strong>plon-Dorf, 93, 94<br />

Smieth, Rentmeister in<br />

Vaduz, 57, 119<br />

Solothurn, 22<br />

Splügen, 95, 138<br />

Splügenpass, 15, 18, 101,<br />

138<br />

Sprenger, Joseph, 119<br />

St. Gallen, 136<br />

- Abtei, 69, 78<br />

- Kanton, 38, 136<br />

St. Jakobstal (Veltlin), 139<br />

St. Luzisteig, 20, 21, 68,<br />

80, 87, 134, 136, 146<br />

Starckh, Hanns, 75<br />

Steger<br />

Elisabeth, 167, 169<br />

- Johann, 103<br />

- Johann Georg, Balzers,<br />

33, 103, 152, 170<br />

- Johann Ulrich, Balzers,<br />

103, 1.52, 167, 170<br />

- Joseph, 152,170<br />

- Katharina, 170<br />

Stöckler, Christoph,<br />

Pfarrer in Balzers, 109<br />

Stracksfuhren, 72, 73, 84,<br />

86, 107, 108, 111, 124,<br />

132<br />

Stracksfuhrleute, 73, 77,<br />

80, 81, 85, 88, 95, 138,<br />

140, 141<br />

Stracks<strong>fuhrwesen</strong>, 95, 107<br />

Strassenbau, 21-24, 26,<br />

27, 30-34, 43, 126,<br />

136,141<br />

Strassenunterha.lt, 14, 21,<br />

23, 27, 31-34, 52, 65,<br />

163<br />

Straub, Michel, Nendeln,<br />

116<br />

Stuben am Arlberg, 81, 82<br />

Sufers, 138<br />

Sulz, 68, 69, 72, 73, 75,<br />

77, 79, 80, 84<br />

Sustenpass, 55<br />

T<br />

Tardisbrücke, 20, 21, 37,<br />

41, 42, 43<br />

Tatt, Johann Baptist, 77<br />

181


Thoma<br />

- Oswald, Altenstadt, 73<br />

- Ignaz, Altenstadt, 73<br />

Thöni<br />

- Hannes, 77<br />

- Hannss, 75<br />

- Josephus, Nendeln, 31<br />

Thöny, Thebus, Götzis, 75<br />

Thusis, 139<br />

Tiefenthaler<br />

- Martin, Mauren, 161<br />

- Rosa, Mauren, 153<br />

Tinizong, 139<br />

Tirol, 37, 41, 81, 111, 124<br />

Tisis, 18, 60, 72-76, 80,<br />

81, 85, 88, 115, 125,<br />

126,133, 140, 144<br />

Tobler, Christian, 66<br />

Tosters, 60, 72-76, 80, 88,<br />

140,144, 164<br />

Toulouse, 22<br />

Transitgewerbe, 15, 77<br />

Transitgüter, 54, 58, 64,<br />

83, 108, 118, 134, 136,<br />

140<br />

Transitordnung, 123, 138<br />

Transitverkehr, 11, 14, 36,<br />

74, 100, 102, 136, 138,<br />

141<br />

Transitvisum, 54<br />

Transitweg, 12, 14, 18, 22,<br />

24, 25, 36, 44, 54, 66,<br />

104<br />

Transportrecht, 14, 107,<br />

111,120,122<br />

Triesen, 23, 27, 33, 39,<br />

40, 44-47, 56, 57, 59,<br />

61, 74, 83, 85, 95,<br />

101-104, 119, 125,<br />

127, 143, 152, 153,<br />

156-159, 165, 166,<br />

168,170<br />

- Adler, 105, 157-159<br />

- Bad Vogelsang, 153<br />

- Sonne, 27, 56, 57, 102-<br />

105, 152, 156-159,<br />

168, 170<br />

Triesenberg, 23, 26, 27,<br />

45-48, 50, 83, 101,<br />

143, 153<br />

- Wirtshäuser, 97, 106,<br />

153, 156-159<br />

Tröster, 66<br />

182<br />

Trübbach, 18, 32, 36-42,<br />

115, 119, 130, 134,<br />

152, 166<br />

Tschetter<br />

- Lorenz, 58, 59, 61, 62,<br />

77, 114, 123, 125, 126<br />

- Rony, 77<br />

Tscholl, Christian, Balzers,<br />

152<br />

Typhusepidemie, 134<br />

U<br />

Ulm, 71, 81<br />

Umgeld, 49, 73, 98-105,<br />

152<br />

Untere Strasse (GR), 138<br />

Urban IL, Papst, 13<br />

Uri, Kanton, 12, 15, 48,<br />

55, 58, 59, 62, 69, 83,<br />

96, 107-109, 136, 141<br />

V<br />

Vaduz, 19, 27, 33, 44-47,<br />

49-53, 57, 59, 61, 64,<br />

74, 75, 77, 83, 85, 87,<br />

88, 95, 105, 114, 119,<br />

120, 125-127, 130-132,<br />

141, 142, 145, 1.53,<br />

165-167, 169<br />

- Adler, 51, 97, 105, 153,<br />

154, 156-159, 167,<br />

168,170<br />

- Engel, 97, 105, 153,<br />

156-159<br />

- Grafschaft, 15, 23, 37,<br />

38, 44-46, 52, 66,<br />

70-74, 76-78, 80, 83,<br />

87, 94, 98, 100, 104,<br />

114, 118, 121, 130<br />

- Löwen, 50, 88, 105,<br />

153, 156-159, 168<br />

- Mühle, 114, 153,<br />

156-159, 170<br />

- Oberamt, 15, 26, 27,<br />

32-34, 40, 51, 55, 76,<br />

80, 81,83,108, 110-<br />

112, 114, 116-118,<br />

120, 121, 123, 124,<br />

126-130, 132<br />

- Rheinbrücke, 42<br />

- Rheinfähre, 38<br />

- Viehmarkt, 141<br />

- Weggeldstation, 50, 51,<br />

151<br />

- Wirtshäuser, 105<br />

- Zollstation, 50-54, 97,<br />

148, 149, 150, 151,<br />

153<br />

- Zuschg, 56, 119<br />

Vaduzer Urbar, 40<br />

Valentinian L, römischer<br />

Kaiser, 18<br />

Vegelin, Ulrich, 73<br />

Vesstlin (?), Sebastian, 75<br />

Viehseuche, 54, 132<br />

Viertel, (Masseinheit), 115,<br />

142,146, 154<br />

Vogt<br />

- Anton, 31<br />

- Baptist, Balzers, 63<br />

- Christina, 63, 168<br />

- Johann Baptist,<br />

Balzers, 104, 105<br />

- Johannes, Mäls, 152<br />

- Katharina, Balzers, 63<br />

- Michael, Mäls, 159<br />

Volksrechte, 14, 83<br />

Vorarlberg, 11, 12, 15, 19,<br />

24-26, 31, 37, 40, 54,<br />

66, 84, 119, 121, 122,<br />

130, 132, 135, 136,<br />

142<br />

W<br />

Wächter, Johann, 153<br />

Walch, Jakob, 89<br />

Walgau, 18, 19, 69<br />

Wallfahrt, 13, 37, 146<br />

Wallis, Kanton, 109<br />

Walser<br />

- Anton, 101-103, 152,<br />

167<br />

- Christoph, 145<br />

- Christoph, Landammann,<br />

77<br />

- Ferdinand, Schaan,<br />

158,159<br />

- Galle, 66<br />

- Johanna Franziska,<br />

geb. Banzer, 102, 103,<br />

152<br />

- Landammann, 77<br />

- Viktoria, Balzers, 167<br />

- Volksgruppe, 15<br />

Wassen, 55<br />

Weber, Jakob, Altenstadt,<br />

81<br />

Weggeld, 15, 27, 30, 31,<br />

33, 34, 50, 51, 54, 59,<br />

63, 72, 89, 100, 102,<br />

104, 108, 114, 131.<br />

134, 151, 163, 167,<br />

169<br />

Weiler, 73<br />

Welte, Johann, Tosters,<br />

164<br />

Werdenberg<br />

- Albrecht, Graf von, 39<br />

- Bezirk, 37, 42, 65, 130<br />

- Herren von, 38<br />

- Herrschaft, 15, 37, 38,<br />

40,130, 131, 166<br />

- Markt, 131, 165<br />

Werdenberg-Sargans,<br />

Heinrich von, 82<br />

Wien, 40, 44, 113, 118,<br />

124<br />

- Hofkanzlei, 23, 27, 30,<br />

32, 102, 111-113, 118,<br />

120, 121, 130, 131,<br />

134<br />

Wiener Gewicht, 124<br />

- Lot, 142<br />

- Metzen, 142<br />

- Pf<strong>und</strong>, 142<br />

- Zentner, 142<br />

Willi, Christian, 31<br />

Wirtshäuser, 12, 14, 27,<br />

28, 30, 31, 33, 47, 51,<br />

54-57, 64, 67, 73, 85,<br />

89, 95, 97-106, 114,<br />

117, 152, 153, 156-162<br />

Wohlwend<br />

- Johann Georg, Schellenberg,<br />

153,161<br />

- Joseph, Nendeln, 153<br />

- Makary, Feldkirch, 115,<br />

116<br />

Wolf, Karl, 153<br />

Wolfmger<br />

- Andreas, Balzers, 167


Familie, 100-102<br />

Ferdinand, Balzers,<br />

159<br />

Franz, Balzers, 159<br />

Franz Joseph, 101,<br />

152, 153, 167<br />

Joseph, 167<br />

Joseph, Balzers, 32-34,<br />

63, 102, 104, 132, 152,<br />

167,169<br />

Joseph Anton, 101-103,<br />

152, 167, 170<br />

Joseph Ferdinand,<br />

Vaduz, 159<br />

Maria Josepha Apollonia,<br />

167<br />

Maria Klara, 167<br />

Zechender, Hannss, 25<br />

Zolleinnahmen, 27, 52-55,<br />

72, 74, 80, 82, 99, 100,<br />

108, 124, 131, 134,<br />

136, 146-148, 150,<br />

161,163,<br />

Zolltarife, 52, 54, 55, 64,<br />

75, 94, 108, 146<br />

Zollstationen, 19, 41,<br />

50-52, 54, 56, 58, 63,<br />

65-68, 71, 77, 78, 81,<br />

82, 85, 87, 97, 104,<br />

105, 108, 144,<br />

147-150, 152, 153,<br />

160-162, 166<br />

Zürich, 15, 21, 40, 64<br />

DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />

LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />

BILDNACHWEIS<br />

S. 10: Rehbein, Geschichte<br />

Verkehrswesen (vgl.<br />

Bibliographie), S. 140<br />

S. 16 f., 20, 79 unten, 93,<br />

137: Rätisches Museum,<br />

Chur<br />

S. 25, 38 f, 125, 133:<br />

Stadtbibliothek Feldkirch<br />

S. 28 f, 32, 35, 57, 61, 67,<br />

79 oben, 101-104, 113:<br />

Liechtensteinisches<br />

Landesarchiv (LLA), Vaduz<br />

S. 30, 105: Gemeindearchiv<br />

Eschen<br />

S. 42, 43: Liechtensteinisches<br />

Landesmuseum,<br />

Vaduz<br />

S. 51: Gemeindearchiv<br />

Vaduz<br />

S. 56, 70: Stadtarchiv<br />

Feldkirch<br />

ANSCHRIFT DES AUTORS<br />

lic. phil. Klaus Biedermann<br />

St. Josefsgasse 3<br />

FL-9490 Vaduz<br />

183

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