Fritz Hans Schwarzenbach - bei ElfenauPark
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K o m m e n<br />
& Gehen<br />
<strong>Hans</strong> Zähner-Gfeller (1929 – 2008)<br />
Nachruf von <strong>Fritz</strong> <strong>Hans</strong> <strong>Schwarzenbach</strong>, Bewohner des <strong>ElfenauPark</strong><br />
von Sabine Wenger, Leiterin Verwaltung und Personal<br />
36 Kommen & Gehen<br />
Ende Juli 1995 kehrten <strong>Hans</strong> und<br />
Hedi Zähner-Gfelller nach 31 Jahren<br />
aus Tübingen in die Schweiz<br />
zurück und wählten den Elfenaupark<br />
zu ihrem Wohnsitz. Meine<br />
Frau und ich lernten die <strong>bei</strong>den im<br />
Herbst 1999 bald nach unserem<br />
Einzug kennen. Wir erfuhren, dass<br />
<strong>Hans</strong> Zähner schon um 1970 erste<br />
Anzeichen einer Nervenkrankheit<br />
zeigte, die 1979 als Parkinson diagnostiziert<br />
wurde. Trotz zunehmenden<br />
Beschwerden war er aber<br />
noch in der Lage, bis 1994 seine<br />
vielfältigen Aufgaben als Professor<br />
für Mikrobiologie an der Universität<br />
Tübingen und als Leiter eines international<br />
anerkannten Zentrums<br />
zur Entwicklung neuer Antibiotika<br />
zu erfüllen.<br />
Zur Zeit unserer ersten Begegnung<br />
im Elfenaupark war <strong>Hans</strong><br />
Zähner noch immer rastlos tätig.<br />
Er pflegte nach wie vor Kontakte<br />
zu seinen Kollegen, besuchte Fachveranstaltungen<br />
an der Universität<br />
Bern und wirkte als wissenschaftlicher<br />
Berater pharmazeutischer<br />
Firmen. Daneben engagierte er sich<br />
in der Vereinigung der Parkisonpatienten.<br />
Er hielt Vorträge schrieb<br />
Beiträge, nahm als Betroffener an<br />
öffentlichen Diskussionen teil und<br />
machte sich zum Anwalt für die<br />
Anliegen seiner Mitpatienten. Daneben<br />
verfolgte er mit wachem Interesse<br />
das Geschehen auf internationaler<br />
und nationaler Ebene.<br />
<strong>Hans</strong> Zähner hatte als Sohn eines<br />
Eisenbahners über den Zweiten Bildungsweg<br />
den Zugang zur ETH gefunden.<br />
Er war sich gewöhnt, hart zu<br />
ar<strong>bei</strong>ten und seine berufliche Laufbahn<br />
eigenständig zu gestalten. Aus<br />
eigener Erfahrung wusste er um die<br />
Schwierigkeiten von Studenten aus<br />
einfachen Verhältnissen und setzte<br />
sich deshalb auch als Professor immer<br />
wieder für die Anliegen seiner<br />
Doktoranden und Assistenten ein.<br />
Er stellte hohe Anforderungen an<br />
seine Mitar<strong>bei</strong>ter, aber auch an sich<br />
selbst und wurde für seine Menschlichkeit<br />
sehr geschätzt.<br />
<strong>Hans</strong> Zähner sah sich stets als<br />
Forscher, verstand sich als Vorkämpfer<br />
der Naturwissenschaften<br />
und richtete sich sein Leben voll<br />
and ganz auf diese Ziele aus.<br />
Hohes Ansehen verschaffte er<br />
sich durch seine bahnbrechenden<br />
Ar<strong>bei</strong>ten zur Entwicklung neuer<br />
Antibiotika. So fand 1994 zu seinen<br />
Ehren in Interlaken ein international<br />
beschickter Fachkongress statt,<br />
an dem Kollegen aus vielen Ländern<br />
und ehemalige Doktoranden auf die<br />
weltweite Ausstrahlung seiner Forschung<br />
und auf die Bedeutung seiner<br />
vielen Publikationen hinwiesen.<br />
Er empfand diese Ehrung als einen<br />
der Höhepunkt seines beruflichen<br />
Wirkens. Er war sich aber bewusst,<br />
dass diese Tagung mit seinem Abschied<br />
von der Universität Tübingen<br />
verbunden war und damit auch<br />
seinen Rückzug aus der experimentellen<br />
Forschung einleitete.<br />
Gedanklich blieb er seinem Forschungsgebiet<br />
weiterhin verbunden.<br />
Bei unseren Gesprächen entwickelte<br />
er begeistert seine Visionen über die<br />
Entwicklung neuartiger Wirkstoffe<br />
für die Bekämpfung von Infektionskrankheiten.<br />
Er gab mir Einblick in<br />
die wechselvolle Geschichte seiner<br />
Forschung und lebte noch in seinen<br />
letzten Krankheitsjahren auf, wenn<br />
ich ihm Fragen in seinem Fachgebiet<br />
stellte.<br />
Später kam er dann und wann auf<br />
seine Krankheit zu reden. Klar und<br />
nüchtern sprach er von den zu erwartenden<br />
Spätstadien des Parkinsons,<br />
von zunehmenden Störungen<br />
des Gleichgewichts, von Einschränkungen<br />
der Beweglichkeit, von raschen<br />
Wechseln der Befindlichkeit.<br />
Er hatte Angst vor der Zeit, in der<br />
er <strong>bei</strong> voller geistiger Klarheit das<br />
Geschehen um ihn herum mit Augen<br />
und Ohren noch voll aufnehmen<br />
würde, aber sich nicht mehr<br />
über Wort und Schrift verständigen<br />
könnte. Und er fürchtete den Verlust<br />
der Selbständigkeit und die zunehmende<br />
Hilfsbedürftigkeit.<br />
In den letzten zwei Jahren suchte<br />
und fand er starken Rückhalt <strong>bei</strong> seiner<br />
Frau Hedi, <strong>bei</strong> seinen zwei Söhnen<br />
und seinen <strong>bei</strong>den Töchtern.<br />
Er freute sich auf Zusammenkünfte<br />
im Kreise der Familie, liess Erinnerungen<br />
an frühere Zeiten aufleben.<br />
Und als er immer stärker an die<br />
Wohnung gebunden war, freute er<br />
sich an den selbst gezogenen Blumen<br />
auf dem Balkon.<br />
Anfangs 2008 verschlechterte<br />
sich seine Gesundheitszustand<br />
deutlich. Er entschied sich deshalb<br />
für den Übertritt in das Pflegeheim<br />
Rüttihubelbad, das ihm organisatorisch<br />
und pflegerisch die dauernd<br />
notwendige Überwachung gewährleisten<br />
konnte. Nur zeitweise und<br />
mit grosser Mühe könnte er sich<br />
noch mit Angehörigen, Besuchern<br />
und Pflegepersonen sprachlich verständigen.<br />
Seine Freude an der Natur,<br />
an Pflanzen und Vögeln blieb<br />
ihm glücklicherweise noch erhalten.<br />
Am 18. Dezember 2008 wurde<br />
er von seinem Leiden erlöst.<br />
<strong>ElfenauPark</strong> magazin Kommen & Gehen 37