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Fritz Hans Schwarzenbach - bei ElfenauPark

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Erstaunliche<br />

Entwicklungen<br />

Ein Potpourri aus dem Aktivierungsalltag.<br />

von Maja Gerber, Aktivierungstherapeutin<br />

Ein Bild von Frau Elisabeth Gysi<br />

Eine erstaunliche<br />

Entwicklung<br />

Eine der erstaunlichsten Entwicklungen<br />

war wohl, als eine Bewohnerin<br />

des <strong>ElfenauPark</strong> – Frau Elisabeth<br />

Gysi – vor ihrem einzigartigen<br />

Bild stand und sagte: „Nun habe<br />

ich mit 81 Jahren noch die Malerei<br />

entdeckt, ich glaube mir hat vorher<br />

etwas gefehlt!“<br />

Wenn ich beobachte, mit welcher<br />

Ausdauer, Leichtigkeit und<br />

Selbstvergessenheit sie die Fläche<br />

von eineinhalb Quadratmetern mit<br />

kleinen und kleinsten Ornamenten<br />

füllt, kommt <strong>bei</strong> mir Staunen und<br />

Freude auf.<br />

Ausserdem fühle ich mich bestätigt<br />

in einer Vermutung, von welcher<br />

ich nicht wusste, ob es nur ein<br />

schönfärberischer Wunschgedanke<br />

ist; nämlich, dass Persönlichkeitsentwicklung<br />

bis ins hohe Alter<br />

möglich ist.<br />

Man könnte einwenden, dass<br />

da jemand Lust hat, den Pinsel zu<br />

schwingen und dies auch tut, aber...<br />

was hat das schon mit Persönlichkeitsentwicklung<br />

zu tun?!<br />

Aber die Geschichte ist anders<br />

verlaufen: Frau Gysi ist in einer<br />

schwierigen Situation in den <strong>ElfenauPark</strong><br />

gekommen, kurz nach dem<br />

Verlust ihres Ehemannes. Und lange<br />

Zeit haben wir in den Malstunden –<br />

damals noch im Malraum, Haus E<br />

– mehr geredet als gemalt, und die<br />

Stimmung war oft alles andere als<br />

heiter.<br />

Sie hat mir erzählt, dass vor<br />

allem ihr Ehemann sich in der bildnerischen<br />

Kunst betätigt hätte, sie<br />

persönlich habe ihre Kreativität anders<br />

ausgelebt.<br />

Dass sie heute selber malt und<br />

einen persönlichen Stil und künstlerischen<br />

Ausdruck gefunden hat,<br />

ist meiner Ansicht nach beeindruckend<br />

und ein konkreter Beweis dafür,<br />

dass Menschen ihren Horizont<br />

und ihre Fähigkeiten unglaublich<br />

lange erweitern können.<br />

Abschliessend möchte ich Frau Gysis<br />

Antwort zitieren, auf die Frage,<br />

ob sie sich alt fühle; Die sich darin<br />

spiegelnde Lebenshaltung ist auch<br />

für jüngere Leute inspirierend.<br />

„Nein, ich fühle mich nicht alt,<br />

…auch nicht jung, denn das wäre<br />

ja blöd (lacht). Ich schaue einfach,<br />

dass ich die Dinge noch tun kann,<br />

welche sich gut anfühlen.“<br />

Entwicklungsgeschichten<br />

Die Teilnehmerinnen der Geschichtengruppe<br />

berichten immer wieder<br />

von grossen Entwicklungen in Gesellschaft<br />

und Wirtschaft, welche<br />

für die heute jüngeren Generationen<br />

nur schwer vorstellbar sind.<br />

Wie wenig zum Beispiel eine ledige<br />

Frau damals galt und wie für<br />

das Frauenstimmrecht gekämpft<br />

wurde, wie die eigenen Ehemänner<br />

dreimal nein stimmten und dass<br />

man endlich „ou öper isch gsi“, als<br />

es schliesslich 1971 in Kraft trat.<br />

Wie sich zwei Schwestern die<br />

eine Strumpfhose teilten, weil ihnen<br />

das Geld für eine zweite fehlte<br />

und dass es Zeiten gab, in denen<br />

180 Franken im Monat weiter reichten<br />

als ein heutiges Einkommen.<br />

Was es bedeutet „öpis z` Ehre<br />

zieh“, nämlich sammeln, weglegen,<br />

aufbewahren, flicken und dass damals<br />

ein Kilogramm Brot noch 50<br />

Rappen kostete.<br />

Wie ein Waschtag ohne Waschmaschine<br />

damals aussah und dass,<br />

wer es sich leisten konnte, eine Hilfskraft<br />

anstellte, welche einmal im<br />

Monat die Wäsche im Waschhaus<br />

wusch und dass dies für viele Frauen<br />

ein Zusatzverdienst bedeutete.<br />

Und zu guter letzt: Wie 1948 die<br />

AHV eingeführt wurde, der Postbote<br />

jeden Monat 40 Franken ins Haus<br />

brachte und wie die erste Generation<br />

das Geld fast nicht annehmen<br />

konnte, weil sie selber noch nicht<br />

dafür eingezahlt hatte.<br />

Finale<br />

Das Finale einer positiven Entwicklung<br />

und gleichzeitig ein Neuanfang<br />

war die Eröffnung der Manuelstube.<br />

Lange haben wir (Gabriela<br />

Wülser und Maja Gerber) darauf<br />

hingear<strong>bei</strong>tet, einige Male die Stoffauswahl<br />

für Polsterungen und Vorhänge<br />

überdacht, Möbel aus dem Lager<br />

in die Manuelstube und zurück<br />

transportiert, weil sie doch nicht<br />

passten, wir haben uns beraten, waren<br />

gleicher und unterschiedlicher<br />

Meinung… kurz: es war ein Prozess<br />

wie die meisten und er intensivierte<br />

sich zum Ende hin.<br />

Als dann alles bereit war, wie wir<br />

es uns vorstellten, waren wir sehr<br />

erfreut, als die Bewohnerinnen und<br />

Bewohner so zahlreich erschienen,<br />

dass uns die Stühle ausgingen und<br />

die Manuelstube plötzlich klein<br />

wirkte unter dem Andrang so vieler<br />

Leute.<br />

Die vielen positiven Echos waren<br />

erbaulich und wir sind gespannt,<br />

was sich in diesen Räumlichkeiten<br />

weiterhin entwickeln wird.<br />

Wir danken <strong>bei</strong> dieser Gelegenheit<br />

nochmals allen, welche zur Gestaltung<br />

und zum Gelingen des Anlasses<br />

<strong>bei</strong>getragen haben. Grosser Dank<br />

gebührt vor allem dem technischen<br />

Dienst, es war sicher nicht immer<br />

einfach, unseren spontanen und meist<br />

kurzfristigen Wünschen zu entsprechen.<br />

„Wir hätten gerne noch zwei<br />

Wände gestrichen, bis am Abend eine<br />

schöne, leider noch schmutzige und<br />

kompliziert aufzuhängende Lampe an<br />

der Decke befestigt, ach ja, und da der<br />

Bus besetzt war, solltet ihr noch das<br />

Büchergestell abholen, welches wir<br />

schon mal gekauft haben…“<br />

Vielen Dank auch der Restauration<br />

und der Küche. Die Häppchen und der<br />

Aperitif waren liebevoll zubereitet und<br />

haben vorzüglich geschmeckt!<br />

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