Zusammenhalten – Zukunft gewinnen - Herden Studienreisen Berlin
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Inklusive Bildung. Das grundgesetzliche<br />
Gleichheitsgebot sollte als Zielsetzung<br />
in eine nationale Bildungsstrategie einfließen.<br />
Die zu erhöhenden Bildungsausgaben<br />
sind so einzusetzen, dass sie<br />
Diskriminierungen entgegen wirken.<br />
»Da inklusive Schulen alle Kinder gemeinsam<br />
unterrichten, müssen sie Mittel<br />
und Wege finden, beim Unterrichten<br />
auf individuelle Unterschiede einzugehen.<br />
Davon profitieren alle Kinder.« 1<br />
In diesem Sinne müssen die Konzepte<br />
den internationalen menschenrechtlichen<br />
Standards entsprechen. Experten<br />
fordern ein Human Rights Budgeting 2 .<br />
Die Vorgaben der Behindertenrechtskonvention<br />
zu einer inklusiven Schule<br />
sind von den Ländern systematisch zu<br />
erfüllen.<br />
4<br />
DATEN UND FAKTEN<br />
VORSCHULISCHE BILDUNG<br />
Kostenloses Angebot. Im Hinblick auf<br />
die Herstellung von Chancengleichheit<br />
ist das Angebot für unter dreijährige<br />
Kinder weiter auszubauen. Der Besuch<br />
der Kindergärten und -krippen muß<br />
kostenlos sein. Der Rechtsanspruch auf<br />
Krippenbesuch ist noch nicht eingelöst.<br />
Denn manche Übergangsregelungen<br />
bewirken, dass Kinder aus Einwanderungsfamilien<br />
die Kriterien für eine<br />
Aufnahme gar nicht erfüllen und somit<br />
keinen Platz bekommen.<br />
Mehr Personal. Die Personalausstattung<br />
sowie die Aus- und Weiterbildung, insbesondere<br />
im Hinblick auf die Sprachvermittlung,<br />
müssen verbessert werden.<br />
■Die in der Bildungspolitik und Bildungsstatistik nach wie vor übliche Unterscheidung<br />
von deutschen und ausländischen Schülern bildet nur unzureichend die sprachliche,<br />
kulturelle, ethnische und nationale Heterogenität der Schüler ab. *<br />
→ Sonderauswertung des Mikrozensus für den Zeitraum 2005 bis 2008. **<br />
Schuljahr 2008/2009:<br />
allgemein: – über 9 Millionen Schüler besuchten allgemeinbildende und<br />
berufsbildende Schulen<br />
– 8,9 Prozent nichtdeutscher Staatsangehörigkeit<br />
– 3,03 Millionen Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund<br />
besuchte Schularten je nach Staatsangehörigkeit (in Prozent):<br />
Hauptschule Realschule Integrierte Gymnasium Förderschule<br />
Gesamtschule<br />
deutsch. . . . . . . . 8,6. . . . . . . . . 14,1 . . . . . . . . . 5,3. . . . . . . . . 28,7 . . . . . . . . . 4,1<br />
türkisch . . . . . . . 23,4. . . . . . . . . 14,5. . . . . . . . . 10,4 . . . . . . . . . 9,3 . . . . . . . . . 6,9<br />
italienisch . . . . . 23,7. . . . . . . . . 13,8 . . . . . . . . . 6,9 . . . . . . . . . 9,9 . . . . . . . . . 8,6<br />
serbisch . . . . . . . 11,4 . . . . . . . . . 9,4 . . . . . . . . . 5,6 . . . . . . . . . 8,0. . . . . . . . . 12,7<br />
griechisch . . . . . 21,8. . . . . . . . . 14,7 . . . . . . . . . 6,1. . . . . . . . . 15,6 . . . . . . . . . 6,1<br />
polnisch . . . . . . . 17,2. . . . . . . . . 11,5 . . . . . . . . . 8,0. . . . . . . . . 16,6 . . . . . . . . . 3,3<br />
russisch . . . . . . . 11,7. . . . . . . . . 10,2 . . . . . . . . . 5,6. . . . . . . . . 24,5 . . . . . . . . . 3,1<br />
kroatisch . . . . . . 15,5. . . . . . . . . 17,4 . . . . . . . . . 5,0. . . . . . . . . 20,7 . . . . . . . . . 5,9<br />
vietnamesisch . . . 5,9. . . . . . . . . 11,2 . . . . . . . . . 5,0. . . . . . . . . 39,9 . . . . . . . . . 1,7<br />
Schulabschlüsse der Jugendlichen mit und ohne Migrationshintergrund (MH)<br />
2008 im Vergleich (in Prozent):<br />
Jugendliche mit MH Jugendliche ohne MH<br />
Hauptschulabschluss . . . . . . . . . . . . . . . 43,0. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31,0<br />
Mittlere Abschlüsse . . . . . . . . . . . . . . . . 34,7. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49,5<br />
(Fach-)Hochschulreife . . . . . . . . . . . . . . . 8,9. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12,5<br />
Kein Abschluss . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13,3 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7,0<br />
■ Mario Calic, Deutscher Caritasverband<br />
* Statistisches Bundesamt: Fachserie 11, Reihe 1 Schuljahr 2008/2009, Wiesbaden 2009.<br />
** Statistisches Bundesamt: Sonderauswertung Mikrozensus 2008, Wiesbaden 2010.<br />
Zudem sind Maßnahmen der interkulturellen<br />
Öffnung erforderlich.<br />
Elternarbeit. Ein Mehr an Kindergärten<br />
und Kinderkrippen muss flankiert werden<br />
durch ein Mehr an Elternarbeit.<br />
Der Zugang zu den Eltern muss hergestellt<br />
werden, denn nur über die Eltern<br />
lässt sich die Bildungsbeteiligung steigern.<br />
Mehrsprachigkeit. Mehrsprachigkeit in<br />
Kindertagesstätten sollte zu einer Selbstverständlichkeit<br />
werden.<br />
SCHULEN<br />
Keine Segregation. In sozial benachteiligten<br />
und durch Einwanderung geprägten<br />
Stadtteilen mit von Einwanderung<br />
geprägten Schulen neigen Eltern<br />
dazu, ihre Kinder woanders bei »besseren«<br />
Schulen anzumelden. Manche<br />
Eltern wählen ihre Wohngegend so<br />
aus, dass ihre Kinder eine wenig von<br />
Einwanderung geprägte Schule in der<br />
Nähe vorfinden. Das können sich aber<br />
nur sozial besser gestellte Eltern leisten.<br />
Im Ergebnis kommt es zu einer ethnischen<br />
Segregation des Bildungssystems<br />
und sogar der Wohngebiete. Schulen in<br />
benachteiligten Stadtteilen sollten gezielt<br />
mehr Geld erhalten, um weiterer<br />
Segregation entgegen zu wirken. Die<br />
Parlamente dürfen aber nicht an anderer<br />
Stelle einsparen, sondern müssen<br />
die Bildungsausgaben insgesamt erhöhen.<br />
Die zusätzlichen Mittel sind<br />
je nach lokalem Bedarf für zusätzliche<br />
Lehrkräfte, begleitende Sozialarbeit,<br />
Elternarbeit sowie Gebäudesanierungen<br />
einzusetzen. Die Bedarfe sollten<br />
unter Beteiligung der Eltern partizipativ<br />
im örtlichen Gemeinwesen festgestellt<br />
werden. Die Förderung der »Problemviertel«<br />
ist gesamtgesellschaftlich<br />
sinnvoll, weil diese Viertel aufgrund der<br />
dort vorhandenen Vielfalt und Kreativität<br />
besondere Funktionen für das Gemeinwesen<br />
erfüllen können.<br />
Gemeinsames Lernen. Die soziale Vererbbarkeit<br />
von Bildungsarmut gilt es zu<br />
überwinden. Die Selektion bzw. Sortierung<br />
der Schülerinnen und Schüler<br />
nach Leistung erfolgt im gegliederten<br />
Schulsystem zu früh. Das gemeinsame<br />
Lernen sollte deutlich über das vierte<br />
Grundschuljahr hinaus verlängert werden.