Lehrstuhl für Mikrobiologie - Helmholtz Zentrum München
Lehrstuhl für Mikrobiologie - Helmholtz Zentrum München
Lehrstuhl für Mikrobiologie - Helmholtz Zentrum München
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
EINLEITUNG<br />
einer Reihe von Aus- und Eingliederungen sowie Umbenennungen beinhaltet nun die Gattung<br />
Listeria seit 1992 die sechs Arten L. monocytogenes, L. innocua, L. ivanovii, L. seeligeri,<br />
L. welshimeri und L. grayi (Jones, 1992).<br />
Listerien sind Gram-positive Stäbchen mit einem Durchmesser von etwa 0,4-0,5 µm und einer<br />
Länge von etwa 0,5-2 µm (Seeliger und Jones, 1986). Sie zeigen eine aerobe bis fakultativ<br />
anaerobe Lebensweise und bilden keine Sporen aus. Sie werden phylogenetisch den Grampositiven<br />
Bakterien mit niedrigen G+C Gehalt der DNS zugerechnet (Woese, 1987). Sie<br />
bewegen sich charakteristisch taumelnd bei einer Temperatur von 20 bis 25°C. Listerien<br />
können von pH 6-9 und bei einer Temperatur von 1 bis 45°C wachsen. Die optimale<br />
Wachstumstemperatur liegt bei 30-37°C. Bei 37°C Wachstumstemperatur sind Listerien<br />
aufgrund der ausbleibenden Flagellinsynthese nicht mehr beweglich. Listerien sind meist<br />
katalase-positiv und oxidase-negativ. Auf Blutagar zeigt L. monocytogenes β-Hämolyse.<br />
Listerien sind weitverbreitet in der Natur. Sie kommen in Erde, auf Pflanzen und im Wasser<br />
vor (Coyle et al., 1984; Pearson, 1970). Listerien sind Bewohner von Silage and Abwässer<br />
(Guenich, 1984). Die Aufnahme von kontaminierter Silage wird als möglicher Weg<br />
betrachtet, wie Listerien in Rohmilch gelangen können (Donelly, 1987). Menschen (ca. 4%)<br />
und Tiere können oft als symptomlose Träger von Listerien fungieren. Listerien wurden<br />
weiterhin in einunddreißig warmblütigen Tieren, in Arthropoden, Fischen, Insektenlarven,<br />
Fröschen und Schnecken nachgewiesen.<br />
Durch die Aufnahme kontaminierter Lebensmittel wie Fleisch, Wurst (speziell Salami),<br />
Geflügel, Milch und Milchprodukten wie Käse (speziell Romadur, Camembert, Roquefort),<br />
Gemüse etc. treten sporadische Ausbrüche an Listeriose auf (Ho et al., 1986; Conner et al.,<br />
1986: Dominguez-Rodriguez et al., 1985; Lovett et al., 1987; Silliker, 1987; Farber und<br />
Peterkin, 1991; Fleming et al., 1985). Sogar der Konsum von pasteurisierter Milch führte zum<br />
Ausbruch einer Listeriose (Fleming et al., 1985). Listerien gehören aufgrund ihrer Fähigkeit,<br />
noch bei 4°C zu wachsen, zur sogenannten „Kühlschrankflora“. Dadurch erlangen sie einen<br />
gewissen Wachstumsvorteil gegenüber anderen pathogenen Lebensmittelkontaminaten.<br />
Die von L. monocytogenes ausgelöste Infektionskrankheit Listeriose führt beim Menschen zu<br />
plötzlichen Fieberanfällen, Kopfschmerzen, Übelkeit, gastrointestinalen Symptomen wie<br />
Unterleibsschmerzen und Durchfall, zu Sepsis oder Endocarditis, aber auch zu Erkrankungen<br />
des Zentralnervensystems wie Meningitis und Encephalitis (Gaillard et al., 1987; Ho, et al.,<br />
1986; Seeliger, 1961). Risikopersonen sind vor allem schwangere Frauen, ältere und<br />
immunsupprimierte Personen wie Transplantationspatienten, immungeschwächte Personen,<br />
aber auch Diabetiker und Schwerst-Alkoholkranke (Farber und Peterkin, 1991; Seeliger,<br />
5