15.02.2013 Aufrufe

Jubiläumsschrift 100 Jahre KRH Klinikum Neustadt am Rübenberge

Jubiläumsschrift 100 Jahre KRH Klinikum Neustadt am Rübenberge

Jubiläumsschrift 100 Jahre KRH Klinikum Neustadt am Rübenberge

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

des monetären Problems zwischen Arzt und Patient,<br />

führten. In der Bundesrepublik bekannte Modelle oder<br />

Systeme wurden auf Übernahmefähigkeit geprüft. Es<br />

boten sich folgende Möglichkeiten für eine gerechte<br />

Vergütung aller im Krankenhaus tätigen Ärzte im Rahmen<br />

der „Ulmer Modelle” an:<br />

1. Die Ärzte liquidieren ihre Nebeneinnahmen selber<br />

und führen einzelne noch festzulegende Beträge an<br />

den Krankenhausträger ab.<br />

2. Einführung des sogenannten Pool-Systems, nach<br />

dem sämtliche Nebeneinnahmen aller Ärzte zus<strong>am</strong>mengefasst<br />

werden und nach Abzug der Kosten nach<br />

einem besonderen Schlüssel an die einzelnen Ärzte<br />

verteilt werden.<br />

3. Das Fulltime-System: Der Arzt erledigt sämtliche<br />

Nebentätigkeiten, stellt seine Arztrechnung auf, tritt<br />

jedoch dann die Ansprüche an das Krankenhaus ab.<br />

Das Krankenhaus zieht die Nebeneinnahmen ein. In<br />

diesem Falle erhält der Arzt ein vorher tariflich nicht<br />

gebundenes, in freien Verhandlungen festzulegendes<br />

Gehalt.<br />

Die erste Erkenntnis, dass die ärztlichen Verantwortungsgebiete<br />

vertretbar und finanzierbar gering gehalten<br />

werden mussten, wurde d<strong>am</strong>it umgesetzt, dass<br />

in den beiden bettengroßen Bereichen Chirurgie und<br />

Innere Medizin mit ihren 150 Betten jeweils drei Unterabteilungen,<br />

die Departments genannt wurden, geschaffen<br />

wurden.<br />

Im Mittelpunkt aller Überlegungen um die Organisation<br />

des neuen Krankenhauses stand das Bemühen<br />

um ein System, das gegenüber dem Herkömmlichen<br />

die medizinische Versorgung aller Patienten noch<br />

wirkungsvoller und sicherer werden ließ. Die beiden<br />

großen Fachabteilungen mit jeweils nahezu 150 Patienten<br />

waren nicht mehr voll überschaubar und nach<br />

der bisherigen Erkenntnis auch nicht mehr vertretbar.<br />

Als Basiseinheit der Organisation des ärztlichen<br />

Dienstes wurde deshalb ein 50-Betten-Departement<br />

geschaffen, das von einem Facharzt voll verantwortlich<br />

geleitet wird. Ihm sollten zwei Assistenten zur Seite<br />

stehen. Die Betreuung von 50 Patienten durch drei<br />

Ärzte war ein wohl abgewogenes Verhältnis zwischen<br />

Wirtschaftlichkeit und bestmöglicher Versorgung. Die<br />

Departements wurden in den einzelnen Fachdisziplinen<br />

zu Kliniken zus<strong>am</strong>mengefasst. Der Dienstbetrieb<br />

wurde so gestaltet, dass im Rahmen der Visitetätigkeit<br />

und der kollegialen Beratung die Patienten einer Klinik<br />

von allen darin tätigen Fachärzten untersucht und behandelt<br />

werden konnten. Um einen geordneten Dienst<br />

innerhalb der Klinik zu erreichen, wurde ein Klinikdirektor<br />

als Koordinator gewählt. Durch Arztbesprechungen<br />

sowie konsiliarische Hinzuziehung war gewährleistet,<br />

dass auch zwischen den einzelnen Fachdisziplinen der<br />

erforderliche Zus<strong>am</strong>menhalt erhalten blieb. Die notwendige<br />

Koordinierung wurde durch einen ärztlichen<br />

Direktor, der von den Leitenden Ärzten vorgeschlagen<br />

und vom Kreistag gewählt wurde.<br />

Bei der ständig zunehmenden Konzentrierung der<br />

Krankenhausversorgung würden künftig weit mehr<br />

fachlich hoch qualifizierte Ärzte <strong>am</strong> Krankenhaus tätig<br />

sein müssen. Dieses war aber nur dann möglich,<br />

wenn man diesen Ärzten eine ihren hohen Leistungen<br />

entsprechende selbstständige Funktion gewähren<br />

würde. Als Gegenleistungen müssten sie aber auch<br />

über Einkünfte verfügen, die ein niedergelassener<br />

Facharzt gleichen Alters in der Regel zu erwarten hatte.<br />

Die Abhängigkeit dieses Einkommens hatte sich an<br />

dem Ges<strong>am</strong>tsozialprodukt und <strong>am</strong> Ges<strong>am</strong>taufwand im<br />

Bereiche der Krankenversorgung und Gesundheitsvorsorge<br />

zu orientieren. Die Fulltime-Entgelte wurden so<br />

ausgerichtet, dass bei einer Ausschreibung dieser Stellen<br />

genügend Bewerbungen eingingen.<br />

Der Kreistag des d<strong>am</strong>aligen Landkreises beschloss einstimmig<br />

in seiner Sitzung <strong>am</strong> 24. Juli 1971 den ärztlichen<br />

Dienst nach dem Fulltime-Prinzip zu organisieren<br />

und zu entlohnen. Durch groß angelegte Werbemaßnahmen<br />

gelang es, die Stellen der Leitenden Ärzte zu<br />

besetzen und mit ihnen entsprechende Dienstverträge<br />

abzuschließen. Die bestehenden Verträge mit den in<br />

der Theresenstraße bereits tätigen zwei Chefärzten<br />

wurden auf die neuen Verträge umgestellt, sodass alle<br />

Leitenden Ärzte die gleichen Fulltime-Verträge bis zu<br />

ihrem Ausscheiden oder bis zum Übergang in die <strong>Klinikum</strong><br />

Region Hannover GmbH – <strong>KRH</strong> - hatten.<br />

Nach fünf <strong>Jahre</strong>n, also im <strong>Jahre</strong> 1976, wurde vom d<strong>am</strong>aligen<br />

Landkreis ein Rechenschaftsbericht erstellt<br />

und veröffentlicht. Es sollten die gesetzten Ziele an<br />

der alltäglichen Bewährung gemessen, das Geleistete<br />

kritisch betrachtet und der Erfolg in einem Zwischenbericht<br />

bilanziert werden. Die Bilanz zeigte, dass die<br />

wesentlichen Ziele, wie oben beschrieben, voll inhaltlich<br />

erreicht wurden. Alle Disziplinen entwickelten sich<br />

entsprechend dem jeweiligen Stand der Medizinwissenschaft<br />

und unter Beibehaltung des Regelversorgungscharakters<br />

weiter. 1975 wurde die Röntgendiagnostik<br />

eine selbstständige Abteilung und unter die<br />

Leitung eines Facharztes für Radiologie gestellt.<br />

Aus heutiger Sicht kann festgestellt werden, dass die<br />

Entscheidung, das Neustädter Modell zu schaffen, in<br />

der d<strong>am</strong>aligen Zeit richtig war und über mindestens 30<br />

<strong>Jahre</strong> seine Effizienz und Leistungsfähigkeit bewiesen<br />

hat. Alle zeitentsprechenden Anpassungen und Veränderungen<br />

wurden zwischen Träger und Leitenden Ärzten<br />

im beiderseitigen Einklang geregelt. Das Modell<br />

war stark von der Kollegialität abhängig, wurde jedoch<br />

auch davon getragen. Die Verbundenheit mit „ihrem”<br />

Haus war dominierend.<br />

30 31

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!