Zukunftsinvestition Energieeffizienz - Initiative CO2
Zukunftsinvestition Energieeffizienz - Initiative CO2
Zukunftsinvestition Energieeffizienz - Initiative CO2
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
© Rolf Krekeler/PIXELIO<br />
© Krümel/PIXELIO<br />
<strong>Zukunftsinvestition</strong><br />
<strong>Energieeffizienz</strong><br />
Ein Ratgeber für Industrie und Kommunen<br />
Zweite, stark<br />
erweiterte Ausgabe
Wir zeigen Ihnen, wie Sie Energiekosten<br />
sparen und den CO 2 -Ausstoß senken können<br />
Bereits heute gibt es zahlreiche Maß-<br />
nahmen, mit deren Hilfe Industrie und<br />
Kommunen die <strong>Energieeffizienz</strong> ihrer<br />
Gebäude und Anlagen deutlich steigern<br />
und damit die Kostenbelastung und den<br />
schadhaften CO 2 -Ausstoß nachhaltig<br />
senken können. In dieser Broschüre fin-<br />
den Sie eine aus unserer Sicht praxiser-<br />
probte Auswahl.<br />
<strong>Energieeffizienz</strong> –<br />
ein zentrales Zukunftsthema<br />
Industrieanlagen und öffentliche Gebäude wie<br />
Schulen, Kindergärten oder Sporteinrichtungen<br />
benötigen für den sicheren Betrieb Strom,<br />
Wärme und Kälte. Die Kosten dafür können in<br />
Zukunft durch Ressourcenknappheit und Preis-<br />
steigerungen bei fossilen Energieträgern weiter<br />
wachsen und schnell zur finanziellen Belastung<br />
werden.<br />
Doch es muss nicht so kommen. In den letz-<br />
ten Jahren wurden zahlreiche neue Verfahren<br />
erdacht, entwickelt und bereits erfolgreich in<br />
der Praxis getestet. Diese ermöglichen es Bau-<br />
herren und Betreibern, regenerative Energie-<br />
quellen zur Strom-, Wärme und Kälteerzeu-<br />
gung zu nutzen, die <strong>Energieeffizienz</strong> von Anlagen nachhaltig zu steigern<br />
oder den Energieverbrauch dauerhaft zu reduzieren.<br />
<strong>Initiative</strong> CO 2 – wir zeigen Ihnen<br />
den Weg zu einem geringeren Energieverbrauch<br />
Nach unserer Erfahrung ist es für die Verantwortlichen in Industrie und<br />
Kommunen nicht so einfach, die sich stellenden Fragen umfassend zu<br />
beantworten: Welche <strong>Energieeffizienz</strong>-Maßnahmen gibt es und welche<br />
sind im individuellen Fall die geeignetsten? Zudem ist es oftmals schwie-<br />
rig, in diesem komplexen Themenfeld kompetente Ansprechpartner zu<br />
finden. Aus diesem Grund haben sich 2007 auf <strong>Initiative</strong> der HTI Wilhelm<br />
Gienger KG namhafte Planer und Ingenieurbüros aus allen relevanten<br />
Themenfeldern, zahlreiche Hersteller, erfahrene Baufirmen und Dienst-<br />
leister sowie Vertreter aus Forschung und Lehre, aus den Kommunen,<br />
der Industrie und Verbänden zur „<strong>Initiative</strong> CO 2 “ zusammengeschlossen.<br />
Ihr Ziel ist es, Bauherren, Instandhalter und Betreiber über relevante Lö-<br />
sungen und Energietechniken aufzuklären und gemeinsam mit ihnen und<br />
den zuverlässigen Partnern aus dem Netzwerk effiziente Anlagen- und<br />
Gebäudetechnik sowie zukunftsweisende Infrastrukturen zu installieren<br />
– zur Senkung des Energieverbrauches und der CO 2 -Emissionen.<br />
Im vorliegenden Ratgeber „<strong>Zukunftsinvestition</strong> <strong>Energieeffizienz</strong>“<br />
werden innovative Technologien anhand von ausgesuchten Praxis-Beispie-<br />
len vorgestellt. Bei der Auswahl wurde darauf geachtet, ein möglichst breites<br />
Spektrum effizienter Gebäudetechnik und wesentlicher Infrastrukturmaß-<br />
nahmen abzudecken – vom Einsatz moderner Drucklufttechnik über Bio-<br />
gas- oder Geothermie-Heizanlagen, Lüftungssysteme, die energetische<br />
© Didi 01/PIXELIO
Gebäudesanierung oder Wärmerückgewinnung<br />
aus Abwasser bis hin zum effektiven Klärwerks-<br />
betrieb, der nachhaltigen Oberfl ächengestaltung<br />
oder effi zienten Entwässerungslösungen. Denn<br />
wir glauben, je mehr Maßnahmen erfolgreich<br />
umgesetzt werden, desto dauerhafter und zu-<br />
kunftssicherer sind die industriellen und kommu-<br />
nalen Infrastruktur- und Energiekonzepte – und<br />
desto mehr Energie und damit Kosten und CO 2<br />
können langfristig eingespart und wirtschaftliche<br />
Chancen genutzt werden.<br />
CO 2 Earth – interaktiv die<br />
geeigneten Maßnahmen fi nden<br />
Ob Anlagentechnik, Energieversorgung oder In-<br />
frastrukturen – die <strong>Initiative</strong> CO 2 nimmt sich der<br />
relevanten Themen aus Industrie und Kommu-<br />
nen an und zeigt Lösungsmöglichkeiten auf. Um<br />
die Verantwortlichen stets auf einem aktuellen<br />
Wissensstand zu halten und das breite Spektrum<br />
der wachsenden Anzahl von Technologien und<br />
Lösungen optimal abbilden zu können, haben<br />
wir unter www.initiative-co2.de eine aktuelle<br />
Website eingerichtet. Dort werden unter ande-<br />
rem die Beispiele aus diesem Ratgeber und wei-<br />
tere Energieeffi zienz-Maßnahmen vorgestellt.<br />
Den Mittelpunkt der Internetpräsenz stellt eine<br />
virtuelle Infrastruktur für Industrie und Kommu-<br />
nen dar. „CO 2 Earth“ nimmt die Besucher<br />
per Mausklick auf einen Rundfl ug durch ver-<br />
schiedene kommunale, gewerbliche und öf-<br />
fentliche Gebäude sowie Industrieanlagen mit.<br />
Entscheider haben dort die Möglichkeit, direkt<br />
mit der fl iegenden Kamera in dreidimensional<br />
modellierte Gebäude, Anlagen und Techno-<br />
logien einzutauchen und zukunftsweisende<br />
Energieeffi zenz-Maßnahmen anschaulich zu<br />
erleben. Bei der Betrachtung von technischen<br />
Lösungen zur Einsparung von Energie und Kos-<br />
ten, zur Energieeffi zienzsteigerung, zur energe-<br />
tischen Sanierung und für den Einsatz erneu-<br />
erbarer Energien im Praxiseinsatz erhalten Sie<br />
einen raschen Überblick darüber, welche Maß-<br />
nahmen bereits erfolgreich umgesetzt wurden.<br />
1<br />
2<br />
3<br />
Das Leistungsspektrum der <strong>Initiative</strong> CO 2 :<br />
WIR INFORMIEREN UND BERATEN<br />
Das Partnernetzwerk der <strong>Initiative</strong> CO 2 vermittelt praxisnahes<br />
relevantes Fachwissen über Technologien, Verfahren und<br />
Dienstleistungen zur energetischen Optimierung in Industrie,<br />
Gewerbe und Kommunen.<br />
WIR UNTERSTÜTZEN UND VERNETZEN<br />
Die <strong>Initiative</strong> CO 2 fördert den fachlichen Austausch<br />
zwischen Industrie, Gewerbe, Kommunen, Herstellern,<br />
Hochschulen, Verarbeitern und Ingenieuren – um<br />
effektive Energieeinsparmaßnahmen anzustoßen und<br />
mit erfahrenen Partnern zu realisieren.<br />
WIR MACHEN ENERGIEEFFIZIENZ ERLEBBAR<br />
Mit der CO 2 Earth hat die <strong>Initiative</strong> ein innovatives Instrument<br />
geschaffen, mit dessen Hilfe Bauherren und Betreiber unter<br />
www.initiative-co2.de interaktiv Praxisbeispiele ansehen und<br />
Technologien entdecken können.<br />
Wie in der vorliegenden Broschüre erstreckt sich das Themenspektrum dabei<br />
von der modernen Anlagentechnik über neueste Technologien zur Raumklimati-<br />
sierung bis hin zur effktiven Nutzung regenerativer Energiequellen. Besuchen Sie<br />
die CO 2 Earth unter www.initiative-co2.de – und die energetische Zukunft liegt<br />
vielleicht nur einen Klick entfernt.<br />
<strong>Initiative</strong> CO 2 – gemeinsam in die kommunale Zukunft<br />
Sollten Sie Fragen zu einem konkreten Projekt haben, eine Weiterbildung zu<br />
einem bestimmten Thema wünschen oder Partner für ein Vorhaben suchen,<br />
kontaktieren Sie uns einfach. Sie werden sehen – im Dialog mit uns bieten sich<br />
viele Ansatzpunkte.<br />
Wenn Sie die Chance nutzen und von der <strong>Initiative</strong> CO 2 profi tieren<br />
möchten, freuen wir uns auf eine erfolgreiche Zusammenarbeit!<br />
Ihr Partnernetzwerk <strong>Initiative</strong> CO 2<br />
3
4<br />
So investieren Sie<br />
in Energieeffi zienz und Nachhaltigkeit<br />
Besuchen Sie die interaktive CO 2 Earth<br />
unter www.initiative-co2.de. Mehr<br />
Informationen fi nden Sie auf Seite 93.<br />
3-D-Grafi ken: cw design, Carl Dixon<br />
L<br />
M<br />
O<br />
K<br />
A<br />
D<br />
N<br />
I<br />
G<br />
E
J<br />
B<br />
H<br />
C<br />
F<br />
Gebäudetechnik<br />
A RAUMKLIMATISIERUNG<br />
Innovative Lüftungs- und Klimatechnik Seite 006<br />
B HAUS- UND HEIZTECHNIK, SANITÄR<br />
Moderne Gebäude- und Heiztechnik, Sanitäranlagen Seite 018<br />
C DACHENTWÄSSERUNG<br />
Mehr Sicherheit durch innovative Regenableitung Seite 024<br />
D HEIZEN & KÜHLEN MIT ERDWÄRME<br />
Einsatzmöglichkeiten oberfl ächennaher Geothermie Seite 026<br />
E KRAFT-WÄRME-KOPPLUNG<br />
Contractinglösungen, dezentrale Energieerzeugung Seite 038<br />
F EFFIZIENTE DRUCKLUFTNUTZUNG<br />
Systemoptimierung und Energierückgewinnung Seite 058<br />
Infrastrukturlösungen<br />
G KOMMUNALE ENTWÄSSERUNGSLÖSUNGEN<br />
Energiesparende Systeme für effi ziente Infrastrukturen Seite 064<br />
H WÄRME & STROM AUS GEOTHERMIE<br />
Lösungen für die Nutzung von Tiefengeothermie Seite 072<br />
I VERSICKERUNG<br />
Wartungsfreundliche, langlebige Flächenentwässerung Seite 078<br />
J OBERFLÄCHE<br />
Ökologische und nachhaltige Oberfl ächengestaltung Seite 080<br />
K WÄRMERÜCKGEWINNUNG<br />
Abwasser- und Prozesswärme nutzen Seite 082<br />
L KLÄRANLAGEN ALS ENERGIEQUELLE<br />
Prozessoptimierung in Kläranlagen Seite 088<br />
M OPTIMIERUNGSPOTENZIALE IM KANALNETZ<br />
Sanierungspotenziale und Effi zienz im Betrieb Seite 100<br />
N WÄRME & STROM AUS BIOGAS<br />
Einsatz und Optimierung von Biogasanlagen Seite 104<br />
O STROM AUS WINDKRAFT<br />
Technologien zur Nutzung von Windenergie Seite 114<br />
? EXPERTEN-INTERVIEW<br />
Dr. Klaus Bonhoff Seite 116<br />
5
Das neue Wolf Schullüftungssystem CGL lässt sich in den meisten Fällen in wenigen Tagen montieren.<br />
Mit guter Luft Energie sparen und besser lernen<br />
<strong>Energieeffizienz</strong> aus Mainburg<br />
Die Wolf GmbH ist einer der führen-<br />
den Anbieter von Klima- und Heiztech-<br />
nik in Europa. So sind beispielsweise<br />
die Allianz Arena in München, der<br />
Kreml in Moskau und Gebäude der<br />
deutschen Regierung in Berlin mit Kli-<br />
ma- und Lüftungsgeräten aus Mainburg<br />
ausgestattet. Auch die wirtschaftlichen<br />
und Energie sparenden Heizprodukte<br />
von Wolf überzeugen seit Jahren einen<br />
breiten Kundenstamm mit anspruchs-<br />
voller Qualität.<br />
Als Komplett-System-Anbieter vereint<br />
Wolf die vier Bereiche Heizung, Lüf-<br />
tung, Klima und Solar in einem Unter-<br />
nehmen und bietet so abgestimmte<br />
Energiesparsysteme aus einer Hand.<br />
Produziert wird die Haustechnik „made<br />
in Germany“ ausschließlich im baye-<br />
rischen Mainburg.<br />
A RAUMKLIMATISIERUNG<br />
Die Lernfähigkeit von Schülern kann durch eine optimierte<br />
Raumluftqualität deutlich verbessert werden. In der Realität<br />
herrscht in den Klassenzimmern jedoch oft dicke Luft; Koh-<br />
lendioxidkonzentrationen von bis zu 6.000 ppm (parts per<br />
million) sind keine Seltenheit. Vor diesem Hintergrund hat<br />
die Wolf GmbH, Mainburg, das Comfort-Großraum-Lüftungs-<br />
gerät CGL entwickelt, das die Raumluftqualität erheblich ver-<br />
bessert und so zu einem optimalen Lernklima beiträgt. Von<br />
Vorteil: Das Gerät ist anschlussfertig und lässt sich in kürzes-<br />
ter Zeit installieren.<br />
Die Luft in deutschen Klassenräumen ist alles andere als lernfördernd.<br />
Würde man die strengen PISA-Kriterien auch auf die Raumluftqualität in<br />
den Klassenräumen anwenden, kämen die Experten mit Sicherheit zu<br />
einem vernichtenden Urteil. Messungen haben gezeigt, dass der CO 2 -<br />
Pegel der Raumluft am Ende einer 45-Minuten-Schulstunde bei über<br />
6.000 ppm liegen kann; Zielwert für Schulen sind maximal 1.200 ppm.<br />
Hinzu kommen oft hohe Emissionen aus Baustoffen, Reinigungs- und<br />
Pflegemitteln sowie aus Ausstattungs- und Einrichtungsgegenständen, die<br />
ein zusätzliches Gesundheitsrisiko für Schüler und Lehrer darstellen. Seit<br />
langem ist bekannt, dass bei den meisten Schulen die übliche Fensterlüf-<br />
tung in den Pausen nicht ausreicht. Außerdem führt die Fensterlüftung zu<br />
hohen Wärmeverlusten mit Komforteinschränkungen, zum Eintrag von<br />
Feinstäuben sowie zur Lärmbelästigung von außen und innen.<br />
Autor: Karl-Heinz Knoll<br />
Wolf GmbH • Industriestraße 1 • 84048 Mainburg • Telefon (0 87 51) 74-12 15 • willibald.weiss@wolf-heiztechnik.de • www.wolf-heiztechnik.de
Einfache Wartung: Die Filter können problemlos<br />
herausgezogen werden. Ventilatoren und Schalldämpfer sind<br />
mit einer Verkleidung abgedeckt (transparent dargestellt).<br />
Bedarfsorientierte Lüftung<br />
innerhalb eines Tages zu montieren<br />
Das wachsende Qualitätsbewusstsein der staat-<br />
lichen Entscheidungsträger – das federführende<br />
Bundesumweltamt spricht bereits von einem<br />
Paradigmenwechsel bei der Schullüftung – hat<br />
die Konstrukteure von Wolf veranlasst, ein<br />
maßgeschneidertes Comfort-Großraum-Lüf-<br />
tungsgerät (CGL) für Besprechungs-, Unter-<br />
richts- und Aufenthaltsräume auf den Markt zu<br />
bringen. Es eignet sich sowohl für die Nachrüs-<br />
tung als auch für Neubauten.<br />
Das kompakte Schrankgerät mit den Abmes-<br />
sungen B/T/H (mm) 1.017 / 508 / 2.100 und<br />
einer Luftmenge von bis zu 900 m 3 /h, erfüllt<br />
auch die Hygienerichtlinie VDI 6022. Durch<br />
den hohen Wirkungsgrad des Plattenwärme-<br />
übertragers von mehr als 90 Prozent und die<br />
vergleichsweise hohe innere Wärmelast einer<br />
Schulklasse – 30 Schüler entwickeln beispiels-<br />
weise rund 3,75 kW Wärmelast (30 x 125 =<br />
3.750 W) – heizt sich der Klassenraum weit-<br />
gehend selbst, ein wichtiger energetischer As-<br />
pekt. Zur hohen energetischen Geräteeffizienz<br />
tragen außerdem die beiden EC-Ventilatoren<br />
(Zu- und Abluft) bei, die auf minimalste elek-<br />
trische Anschlussleistung kommen. Das Gerät<br />
kann direkt im Klassenzimmer aufgestellt wer-<br />
den. Die Luftverteilung erfolgt wahlweise über die seit langem bewährte Luftver-<br />
teilung mittels Kanälen oder zum Beispiel über einen an der Decke montierten<br />
Textilluftschlauch. Alle Regelungskomponenten sind bereits im Gerät montiert.<br />
Mit einem in das Gerät integrierbaren CO 2 -Fühler kann die Zu-/Abluft innerhalb<br />
individueller, einstellbarer Zeitfenster bedarfsgerecht stufenlos geregelt werden.<br />
Über eine Bypass-Klappe lässt sich die Wärmerückgewinnung umgehen; damit<br />
kann das Gerät mit 100 Prozent kühler Außenluft für Nachtlüftung oder freie<br />
Kühlung betrieben werden. Diese Funktion trägt entscheidend zur Verbesse-<br />
rung der thermischen Behaglichkeit bei, insbesondere in sonnenexponierten<br />
Schulräumen.<br />
Höhere Lüftungsrate verbessert Lernfähigkeit<br />
Welchen Stellenwert die Schullüftung künftig einnehmen wird, verdeutlichen<br />
Untersuchungen von Prof. Dr.-Ing. Bjarne W. Olesen von der Technischen Uni-<br />
versität Dänemark. In mehreren Studien wurde nachgewiesen, dass sich sowohl<br />
durch die Erhöhung der Lüftungsrate in den Klassenräumen als auch durch die<br />
Verbesserung der thermischen Behaglichkeit die Lernfähigkeit der Schüler deut-<br />
lich erhöht. In Deutschland gibt es aktuell etwa 34.000 allgemeinbildende und<br />
etwa 10.000 berufsbildende Schulen. Nach Auffassung des Umweltbundesamtes<br />
kann der Zielkonflikt – freies Lüften über Fenster, Einsparung von Energie durch<br />
eine höhere Gebäudedichtigkeit und den Erkenntnissen, dass bessere Luft die<br />
Lernfähigkeit steigert – in den meisten Fällen nur durch den Einbau einer be-<br />
darfsgeführten mechanischen Lüftung mit Hocheffizienz-Wärmerückgewinnung<br />
gelöst werden.<br />
(links) Über eine Bypass-Klappe lässt sich die Wärmerückgewinnung<br />
umgehen; damit kann das Gerät mit 100 Prozent kühler Außenluft<br />
für Nachtlüftung oder freie Kühlung betrieben werden.<br />
(rechts) <strong>Energieeffizienz</strong>: Der Plattenwärmetauscher aus Aluminium<br />
nutzt die hohe innere Wärmelast einer Schulklasse und<br />
ermöglicht eine Wärmerückgewinnung von bis zu 90 Prozent.
Kühlen Kopf bewahren<br />
und dabei CO 2 einsparen<br />
Aus unserer modernen Welt ist die<br />
elektronische Datenverarbeitung nicht<br />
mehr wegzudenken – ob Informationsoder<br />
Kommunikationstechnologien wie<br />
Internet, E-Mail-Verkehr und Mobilfunk.<br />
Aber auch der gesamte Warenwirtschaftsverkehr,<br />
Verwaltungsaufgaben,<br />
Bankkonten, Gehaltsabrechnung usw.<br />
werden weitestgehend von modernster<br />
Computertechnik übernommen. Die<br />
Komplexität der dafür erforderlichen<br />
Programme und drastisch gestiegene<br />
Datenmengen drücken sich in immer<br />
leistungsfähigeren Hardwarekomponenten<br />
aus, die in den Serverräumen<br />
großer Rechenzentren zusammengefasst<br />
werden. Für die immensen Rechnerleistungen<br />
ist vor allem eins erforderlich:<br />
Energie!<br />
A RAUMKLIMATISIERUNG<br />
Moderne Rechenzentren stellen hohe<br />
Anforderungen an die Raumklimatisierung.<br />
Nach einer im Auftrag des Bundesumweltministeriums (BMU) erstellten<br />
Studie hat sich der Energiebedarf der deutschen Rechenzentren in den<br />
Jahren 2000 bis 2006 auf 8,7 Milliarden Kilowattstunden (kWh) mehr als<br />
verdoppelt. Von den im gleichen Zeitraum fast verdreifachten Stromkosten<br />
ganz zu schweigen. Für diese Energiemenge sind rund drei mittelgroße<br />
Kohlekraftwerke erforderlich. Bei gleichbleibender Steigerung<br />
würden bis in das Jahr 2010, allein für die Rechenzentren, bei einem<br />
Energieaufwand von 12,9 Terawattstunden (TWh) die erzeugten CO - 2<br />
Emmissionen gegenüber 2001 um 50 Prozent ansteigen. Weltweit ist<br />
einer Gartner-Studie zufolge die IT-Branche für zwei Prozent des CO - 2<br />
Ausstoßes verantwortlich. Das entspricht dem Wert des weltweiten<br />
Flugverkehrs bzw. dem Ausstoß von 320 Millionen Kleinwagen.<br />
Warum das Rechenzentrum<br />
und die Wasseraufbereitung unzertrennlich werden<br />
Die riesigen Energiemengen stellen insbesondere die Haustechnik-Planer<br />
vor schwierige Aufgaben, denn die großen Rechnerhirne produzieren<br />
nicht nur Ergebnisse, sondern: Wärme!<br />
Der Anteil an abzuführender Wärmeenergie beläuft sich fast auf die Hälfte<br />
der Gesamtenergie eines Rechenzentrums und ist gleichzeitig auch deren<br />
limitierender Faktor in der Gebäudetechnik (Abbildung 1). Während die<br />
Rechner selbst nur relativ kurze „Generationszeiten“ erlauben, ist die installierte<br />
Haustechnik für einen mittel- bis langfristigen Einsatz geplant und<br />
daher über mehrere IT-Generationen in Betrieb. Folglich sind die Rech-<br />
Autor: Stefan Gölz<br />
JUDO Wasseraufbereitung GmbH • Hohreuschstraße 39-41 • 71364 Winnenden • Telefon (0 71 95) 6 92-142 • E-Mail: stefan.goelz@judo.eu • www.judo.eu
Abbildung 2 Kühltürme auf dem Dach sorgen für ein<br />
optimales Klima im Rechenzentrum.<br />
nerleistungen bei gegebener Wärmelast nicht<br />
beliebig erweiterbar. Eine optimale Kühltechnik<br />
ist aber eine äußerst effiziente Maßnahme um<br />
CO 2 -Emmissionen zu minimieren und Spielräu-<br />
me für spätere Expansionen zu ermöglichen.<br />
Freie Kühlung – Wasser als<br />
Wärme(ab)transportmittel<br />
Wesentlich effizienter ist der Einsatz des Wär-<br />
meträgers Nummer eins: Wasser! Im Gegen-<br />
satz zu Luft kann Wasser die Wärme 3.500-mal<br />
besser speichern. Wasser ist leicht beherrsch-<br />
bar und steht uns hierzulande praktisch überall<br />
zur Verfügung. So wird Wasser in der industri-<br />
ellen Anwendung zu gut 70 Prozent als Kühl-<br />
wasser gebraucht.<br />
Da Energie nur transportiert aber nicht ver-<br />
nichtet werden kann, dient das Wasser hier<br />
überwiegend als Transportmittel der erzeugten<br />
Wärmemenge nach draußen. Auf den Ge-<br />
bäudedächern der Rechenzentren sind in der<br />
Regel einzelne oder mehrere Kühltürme (Ab-<br />
bildung 2) aufgebaut, die für die Abgabe der<br />
Wärmemenge an die Umgebungsluft sorgen.<br />
Die geschlossenen Kühlsysteme zeichnen sich<br />
dadurch aus, dass der Wärmetauscher die<br />
transportierte Wärme direkt an die Umge-<br />
bungsluft abgibt und das Kühlwasser keinen di-<br />
rekten Luftkontakt hat.<br />
Diese „Freie Kühlung“ findet jedoch ihre Grenzen in der Außenlufttemperatur.<br />
Die Temperatur der Außenluft muss mindestens 2 K unter der minimalen Kühl-<br />
wasser-Rücklauftemperatur liegen, um überhaupt kühlen zu können. Damit sto-<br />
ßen gerade in unseren Breitengraden die meisten Kühlanlagen an entsprechende<br />
Leistungsgrenzen.<br />
Kombinierte Kühlsysteme mit Verdunstungskühlung<br />
bedürfen einer optimalen Wasserqualität<br />
Offene Kühlsysteme arbeiten dagegen mit der so genannten Verdunstungsküh-<br />
lung, die pro verdunstetem Liter Wasser eine Wärmemenge von etwa 0,6 kW<br />
an die Umgebungsluft abführen kann. Im Gegensatz zu den geschlossenen Sys-<br />
temen werden dabei aber Anforderungen an die Wasserqualität insofern wichtig,<br />
da es bei der Verdunstung von Wasser naturgemäß zur Aufkonzentrierung von<br />
Wasserinhaltsstoffen kommt. Diese Inhaltsstoffe sind dann in der Lage Beläge zu<br />
bilden und Korrosionen hervorzurufen.<br />
Nicht zuletzt vor diesem Hintergrund gibt es seit vielen Jahren eine Kombination<br />
aus freier und offener Kühlweise, welche die jahreszeitlich bedingten Tempera-<br />
turschwankungen dazu nutzt, die Lufttemperatur so lange für die freie Kühlung zu<br />
verwenden bis die Grenze von 2 K unter der maximalen Kühlwassertemperatur<br />
erreicht ist. Dies ist in jedem Fall bis 8 Grad Celsius möglich. Zwischen 8 und 16<br />
Grad Celsius wird dann ggf. die Kühlluft selber durch das Verrieseln von Kühl-<br />
wasser abgekühlt und damit zunächst ein kombinierter Betrieb von „Freier Küh-<br />
lung“ im Luftbetrieb und der „nassen“ Verdunstungskühlung gefahren. Oberhalb<br />
von 16 Grad Celsius kann dann nur noch der reine Verdunstungs-Kühlbetrieb<br />
stattfinden.<br />
Spätestens zu diesem Zeitpunkt muss die Wasseraufbereitung auf die Anforde-<br />
rungen der offenen Kühlung abgestimmt sein, um einen störungsfreien Kühlbe-<br />
trieb im Rechenzentrum zu gewährleisten. >><br />
Abbildung 1 Herkömmliche Lüftungsanlagen stoßen im<br />
Leistungswettkampf der Prozessoren schnell an ihre Grenzen.
10<br />
Die Einzelheiten der Wasserzusammensetzung<br />
in Rückkühlwerken regelt für uns die VDI-<br />
Richtlinie 3808. Sie beschreibt mit Rücksicht<br />
auf die Materialanforderungen der verwende-<br />
ten Werkstoffe im Kühlkreislauf die erlaubten<br />
Höchstgrenzen der Wasserinhaltsstoffe. Man-<br />
cher Hersteller von Rückkühlwerken geht mit<br />
seinen Anforderungen an die Wasserzusam-<br />
mensetzung noch über die VDI-Richtlinie hin-<br />
aus und beschreibt in seinen Planungsunterla-<br />
gen zum Teil abweichende Grenzwerte, die<br />
dann ebenfalls zu berücksichtigen sind.<br />
Wasseraufbereitung<br />
zur Sicherung des Kühlbetriebs<br />
Zur Vermeidung von Ablagerungen auf den<br />
Kühllamellen, der damit verbundenen Minde-<br />
rung der Temperaturübergänge und der Behin-<br />
derung der Wärmeabführung werden verschie-<br />
dene Möglichkeiten der Wasseraufbereitung<br />
herangezogen. Die mengenproportionale Do-<br />
sierung entsprechender Kombinationsprodukte<br />
als reine Härtestabilisierung bis zu einer Karbo-<br />
nathärte von 4°dH, der Korrosionsschutz und<br />
die Dispergierung von ungelösten Wasserin-<br />
haltsstoffen zur Vermeidung von Ablagerungen<br />
bildet die Basis aller Wasseraufbereitungsmaß-<br />
nahmen im Kühlwasserbereich.<br />
A RAUMKLIMATISIERUNG<br />
Abbildung 3 Wasserenthärtungs-Anlagen entziehen dem Kühlwasser vor allem<br />
die schädlichen Härtebildner Calcium und Magnesium.<br />
Können durch Berechnung der maximalen „Eindickungen“, also dem Ver-<br />
hältnis von maximal zulässigen Konzentrationen einzelner Wasserinhalts-<br />
stoffe bezogen auf die vorliegende Konzentration im Speisewasser, keine<br />
als wirtschaftlichen Betrieb angesehenen drei bis fünffachen Eindickungen<br />
erreicht werden, müssen die relevanten Inhaltsstoffe entfernt werden.<br />
Dies betrifft in erster Linie die Härtebildner Calcium und Magnesium, die in<br />
einer Enthärtungsanlage (Abbildung 3) per Ionenaustausch gegen die gut<br />
löslichen Natriumionen getauscht werden und mit Rohwasser auf etwa 3<br />
– 5 °dH verschnitten, die Belagsbildung weitestgehend minimieren.<br />
Umkehrosmose – der Weg zum idealen Kühlwasser<br />
Wenn aber weitergehende Wasserinhaltsstoffe wie Chloride und Sulfate<br />
oder der Gesamtsalzgehalt die Eindickung minimieren, ist die Entsalzung<br />
über die Umkehrosmose das probate Mittel auch aus diesem Speisewas-<br />
ser ein dem Regelwerk konformes Kühlmedium aufzubereiten. Bei der<br />
Umkehrosmose werden die Salze an einer so genannten semipermeablen<br />
(halbdurchlässigen) Membrane zu 95 bis 98 Prozent zurückgehalten und in<br />
die Kanalisation abgeführt. Nur die Wassermoleküle und gelöste Gase wie<br />
zum Beispiel die Kohlensäure können die Membranen passieren. Das ab-<br />
laufende salzarme „Permeat“ wird drucklos in Tanks zwischengespeichert<br />
und mittels Druckerhöhungsanlagen zur Verwendungsstelle gefördert. Die<br />
Membranen sind aus dünnen Polyamid-Folien aufgebaut ähnlich wie sie<br />
heutzutage in der Funktionsbekleidung ebenfalls zur Anwendung kom-<br />
men. Die Folien sind als Wickelelemente in Modulen zusammengefasst<br />
und werden mit der Kraft von Hochdruckpumpen im Bereich von 12 bis<br />
25 bar im kontinuierlichen Betrieb gefahren.<br />
Derzeit sind Systeme gebräuchlich, die mit einer üblichen Ausbeute von 75<br />
Prozent bezogen auf den Rohwassereinsatz einen Abwasseranteil von 25<br />
Prozent direkt ohne weitere Nachbehandlung in die Kanalisation abgeben.<br />
Unter bestimmten Umständen rechnen sich jedoch auch Systeme, die ge-<br />
rade diesen Abwasseranteil nochmals durch eine Umkehrosmoseanlage<br />
(Abbildung 4) aufbereiten und somit Systemausbeuten von bis zu 90<br />
Prozent erlangen können. Das so produzierte salzarme Wasser enthält nur<br />
noch sehr geringe Mengen an gelösten Inhaltsstoffen, die ihrerseits nicht in<br />
der Lage sind Beläge an den Wärmeübertragungsflächen zu besorgen.<br />
Sicherheitsfaktor Absalzautomatik<br />
Unabhängig vom Salzgehalt im Nachspeisewasser werden offene Kühl-<br />
systeme in jedem Fall einer Eindickung durch die Verdunstung unterwor-<br />
fen sein. Daher sorgt eine in den Kreislauf eingebaute Absalzautomatik<br />
Autor: Stefan Gölz<br />
JUDO Wasseraufbereitung GmbH • Hohreuschstraße 39-41 • 71364 Winnenden • Telefon (0 71 95) 6 92-142 • E-Mail: stefan.goelz@judo.eu • www.judo.eu
durch kontinuierliches Messen der Leitfähigkeit<br />
für die notwendige Betriebssicherheit. Sollte ein<br />
projektierter und voreingestellter Grenzwert<br />
für den Gesamtsalzgehalt überschritten wer-<br />
den, öffnet die Absalzautomatik ein Ventil der<br />
Kreislauf-Druckleitung und entlässt einen Teil<br />
des Kühlwassers in die Kanalisation. Der Verlust<br />
wird über die Niveausteuerung am Kühlturm<br />
erkannt und durch Öffnen der Nachspeisung<br />
wieder ausgeglichen. Zu beachten wäre der<br />
Umstand dass auch durch die Luft eingetragene<br />
und ungelöste Schmutzstoffe, die ihrerseits nicht<br />
in die Leitfähigkeit eingehen, bei zu hohen Ein-<br />
dickzahlen Betriebsprobleme bereiten können.<br />
Eine maximale Eindickung um den Faktor 10<br />
ist daher auch bei dem Einsatz von entsalztem<br />
Wasser sinnvoll und ausreichend.<br />
Die Kühltechnik kann nach der Umkehrosmose<br />
betriebssicher mit der salzarmen Fahrweise<br />
pH-Wert unabhängig gefahren werden. Alle<br />
den pH-Wert beeinflussenden Wasserinhalts-<br />
stoffe sind entfernt – eine Überalkalisierung wie<br />
bei dem Betrieb mit teilenthärtetem Wasser ist<br />
nicht mehr möglich.<br />
Ein weiterer Effekt, der zur Betriebssicherheit<br />
der Kühltechnik beiträgt, ist der Umstand, dass<br />
in der Übergangszeit zwischen Sommer und<br />
Herbst sowie Frühling und Sommer die Kühl-<br />
Abbildung 4<br />
Die Umkehrosmose-<br />
Anlage vermindert<br />
Ablagerungen durch<br />
Wasserentsalzung.<br />
anlagen häufig zwischen den Betriebsphasen „freie Kühlung“ und nasser Betriebs-<br />
weise hin- und herschalten. Nach jedem Zyklus trocknet der Kühlluftventilator<br />
das Befeuchtungswasser an den Wärmetauschern auf und sorgt so, auch bei<br />
regelgerechter Wasserzusammensetzung, für entsprechende Ablagerungen und<br />
Korrosionsangriffe auf den Oberflächen. Auch hier gewährleistet der salzarme<br />
Betrieb nach der Umkehrosmose eine rückstandsfreie Oberfläche der Wärme-<br />
tauscher und steigert die Betriebssicherheit.<br />
Durch Wasseraufbereitung zu mehr Betriebssicherheit –<br />
eine Investition, die sich lohnt<br />
Alle Maßnahmen zur Wasseraufbereitung dienen letztendlich dem einzigen Ziel<br />
gerade diese Betriebssicherheit im Rechenzentrum in der Weise zu erhöhen,<br />
dass die erzeugte Wärme sicher ohne zusätzliche Verluste aus dem Gebäude<br />
ausgetragen werden kann. Rückstände an den Wärmetauscherflächen behindern<br />
diesen Vorgang und führen über kurz oder lang zum Ausfall der Kühlanlagen.<br />
Temperaturanstiege von nur wenigen Zehntel Grad Celsius verlangsamen die<br />
Rechengeschwindigkeit einer Servereinheit enorm und sind direkt proportional zu<br />
Leistungsminderung und damit verbundenen Verdienstausfall für den Betreiber.<br />
Die Investition in die zwar aufwändigere und damit kostenintensivere Umkehros-<br />
mose rechnet sich durch die höhere Betriebssicherheit der Anlage selber, spätes-<br />
tens aber bei den möglichen Einsparungen an Abwasser durch die verminderte<br />
Absalzung des Kreislaufwassers. Die durch jahrelange Erfahrung auf dem Gebiet<br />
der Wasseraufbereitung geprägten Fachingenieure der JUDO Wasseraufberei-<br />
tung GmbH rechnen Ihnen gerne die wasserseitigen Einsparpotenziale aus und<br />
projektieren ein für Sie zugeschnittenes Konzept auf der Basis der einschlägigen<br />
Richtlinien und Regelwerke. Modernste Anlagentechnik trägt in diesem Bereich<br />
durch Energieeinsparung maßgeblich zur CO 2 -Reduzierung bei, getreu dem<br />
Motto der <strong>Initiative</strong>-CO 2 : „Energieverbrauch runter, <strong>Energieeffizienz</strong> rauf“.<br />
11
1<br />
Energetische Modernisierung –<br />
eine ganzheitliche Chance<br />
Die Bestandspflege von Wohn- und Ge-<br />
schäftsgebäuden ist immer auch eine<br />
Investition in die Zukunft: Durch ener-<br />
getische Modernisierung kann der En-<br />
ergieverbrauch dieser Bauwerke nach-<br />
haltig und deutlich gesenkt werden.<br />
Zudem werden diese Maßnahmen groß-<br />
zügig durch Fördermittel unterstützt.<br />
Oft hegen die Bauherren aber Zweifel,<br />
ob mit der Sanierung das Ziel erreicht<br />
ist – oder dadurch erst weiterer Hand-<br />
lungsbedarf entstehen könnte.<br />
Immer mehr rückt die Sanierung, Modernisie-<br />
rung und Umnutzung von Gebäuden in den<br />
Mittelpunkt der Bautätigkeit. Bei diesen Bau-<br />
maßnahmen wird an der Gebäudesubstanz ge-<br />
arbeitet und somit eine wichtige Grundlage für<br />
den nachhaltigen Wert der Immobilien für die<br />
kommenden Jahrzehnte festgelegt. Dies trifft<br />
auf Wohngebäude ebenso zu wie auf öffent-<br />
liche oder gewerbliche Gebäude. Die jeweilige<br />
Gewichtung der Maßnahmen verändert sich<br />
aber je nach Gebäudenutzung.<br />
Vor der erfolgreichen Umsetzung steht die bedarfs-<br />
und situationsgerechte Planung der Maßnahmen.<br />
A RAUMKLIMATISIERUNG<br />
Bei zahlreichen Bestandsbauten kann<br />
der Wert durch fachgerechte<br />
energetische Sanierung nachhaltig<br />
gesichert werden.<br />
Energetische Modernisierung – individuelle Konzepte<br />
Die energetische Modernisierung von Gebäuden stellt Bauherren und<br />
Planungsbüros gleichermaßen vor eine komplexe Aufgabe. Denn jede<br />
einzelne Maßnahme muss im Hinblick auf ihren Einfluss auf das Ge-<br />
samtsystem betrachtet und bewertet werden. Die durch Dämmung<br />
und Tausch verbesserte Luftdichtheit von Außenwänden und Fenstern<br />
schränkt beispielsweise den natürlichen Feuchte- und Wärmeaustrag<br />
ein. Es sind gezielte Lösungen zu erarbeiten, um trotzdem ein gesundes<br />
Raumklima zu gewährleisten. Darüber hinaus wird im Zuge der energe-<br />
tischen Sanierung ein individuelles technisches Energiekonzept für den<br />
langfristig wirtschaftlichen Gebäudebetrieb erarbeitet. Durch die bauliche<br />
und technische Modernisierung wird das Gebäude den aktuellen und<br />
absehbaren gesetzlichen Vorschriften sicher gerecht. Ein geringer Ener-<br />
gieverbrauch mindert zudem die Nebenkosten für die Nutzer.<br />
Autor: Thomas Bauer<br />
Josef & Thomas Bauer Ingenieurbüro GmbH • Max-Planck-Straße 5 • 85716 Unterschleißheim • Telefon (0 89) 3 21 70-0 • E-Mail: thomas.bauer@ib-bauer.de<br />
www.ib-bauer.de
Wesentliche bauliche<br />
und technische Maßnahmen<br />
Verbesserung des baulichen Wär-<br />
meschutzes: Durch Erneuerung von Fenstern<br />
und Wärmedämmmaßnahmen an der Fassade<br />
kann der bauliche Transmissionswärmeverlust<br />
in einer mittleren Größenordnung von rund 40<br />
Prozent gesenkt werden. Eine Wirtschaftlichkeit<br />
ist überwiegend nur gegeben, wenn damit eine<br />
Instandsetzungsmaßnahme verbunden ist.<br />
Verbesserung der Wärmeerzeu-<br />
gung: Passend zu den baulichen Verände-<br />
rungen kann die Wärmeerzeugung neu kon-<br />
zipiert werden. Regenerative Energiequellen<br />
wie Pellets oder Hackschnitzel, Gasbrennwert-<br />
technik, Wärmepumpen, Blockheizkraftwerke<br />
(BHKW) oder thermische Solaranlagen bieten<br />
dafür vielseitige Möglichkeiten. Ziel ist es, die<br />
optimierte Energiezentrale passend für das je-<br />
weilige Gebäude zu erstellen. Dadurch lassen<br />
sich Energieeinsparungen zwischen ca. 10 und<br />
25 Prozent erreichen – die CO 2 -Einsparungen<br />
liegen oft deutlich höher.<br />
Verbesserung des Energiever-<br />
brauches: Ein weiterer Schritt bei der energe-<br />
tischen Modernisierung von Gebäuden ist die<br />
Reduzierung des Wärme-, Kälte- und Stromver-<br />
brauches. Der Verbrauch kann deutlich gesenkt<br />
werden, durch die Wahl geeigneter Produkte<br />
(z. B. Beleuchtung), die Optimierung von Steue-<br />
rungs- und Regeltechnik (z. B. Raumtemperatur,<br />
Raumluftqualität, Tageslichtsteuerung, Präsenzmelder, Gebäudeleittechnik) sowie<br />
durch den optimierten Gebäudebetrieb (z. B. Anpassung an tatsächliche Nutzungs-<br />
zeiten, Belegung der Gebäude). Die Einsparungspotenziale reichen hierbei von<br />
ca. 5 bis 35 Prozent. Die Reduzierung der Raumtemperatur um ein Grad Celsius<br />
senkt den Energieverbrauch beispielsweise um 6 bis 7 Prozent.<br />
Mit Hilfe der üblichen EnEV-Berechnung, speziellen Ausarbeitungen zur Bauphy-<br />
sik sowie einer gesamtheitlichen Wirtschaftlichkeitsberechnung und Nachhaltig-<br />
keitsbewertung können bereits im Vorfeld verschiedene Varianten bewertet und<br />
miteinander verglichen werden.<br />
Raumklimatisierung – Zusatznutzen durch Behaglichkeit<br />
Neben der reinen energetischen Verbesserung, der Energieeinsparung, nimmt die<br />
Behaglichkeit im Raum einen immer größeren Stellenwert ein. Die Eigentümer<br />
von Gebäuden investieren heute gezielt in das gute Raumklima. Dabei stehen in<br />
betrieblichen und öffentlichen Gebäuden längst nicht mehr nur die Vorschriften zur<br />
Arbeitsstättenrichtlinie oder Raumluftqualität im Vordergrund, sondern der Nut-<br />
zen. Eine optimierte Raumklimatisierung schafft ideale Voraussetzungen für Arbeits-<br />
effektivität und die gute Arbeitsqualität der Mitarbeiter. Wissenschaftliche Untersu-<br />
chungen haben bestätigt, dass die Arbeitseffektivität bei erhöhter Raumtemperatur<br />
von 26 Grad Celsius bereits auf 65 Prozent sinkt. Im Zuge der energetischen Mo-<br />
dernisierung von Gebäuden können diese Aspekte bereits in der Planungsphase<br />
bedacht werden – denn oft ergeben sich im Gesamtkonzept Synergien wie die<br />
Nutzung zur Wärme- und Kälteversorgung bei Wärmepumpenanlagen.<br />
Nachhaltigkeit als Bewertungsinstrument<br />
Ein gutes Werkzeug zur ganzheitlichen Bewertung eines Gebäudes und der<br />
möglichen (energetischen) Modernisierungsmaßnahmen ist das Instrument der<br />
Nachhaltigkeit. Die Bewertung erfolgt dabei durch die klassischen Säulen Öko-<br />
logie, Ökonomie und soziokulturelle Faktoren. Bei einem Gebäude werden<br />
beispielsweise die örtliche Lage bis hin zu den Lebenszykluskosten bewertet.<br />
Die Bewertung der Nachhaltigkeit von baulichen und technischen Maßnahmen<br />
der energetischen Modernisierung erfolgt mittels Betrachtung von deren Einfluss<br />
auf das gesamte Gebäude. So könnte etwa die Verringerung der freien Glasflä-<br />
che bei neuen Fenstern (durch erhöhten Rahmenanteil und Vollwärmeschutz in<br />
der Fensterlaibung) zu einer Minderung des natürlichen Lichtes und damit der<br />
Raumempfindung führen.<br />
Setzt man auf diese Betrachtung und Vorgehensweise, wird die energetische<br />
Modernisierung der Gebäude zu einer ganzheitlichen Chance für den Bauherrn<br />
und dessen Nutzer.<br />
Wohlfühlklima im Lebens- und Arbeitsraum – bei der<br />
energetischen Sanierung müssen viele Details beachtet werden.<br />
13
14<br />
44<br />
Tonnen<br />
weniger<br />
CO 2<br />
Sanierungspotenziale effizient nutzen<br />
! Projektbeschreibung<br />
Maßnahmen<br />
Energetische Gebäudesanierung<br />
im Bestand mit Anwendung<br />
oberflächennaher Geothermie<br />
Zeitraum Frühjahr 2009<br />
Kosten rund 300.000 Euro<br />
Einsparungen<br />
• Ganzheitliche Gebäudesanierung<br />
von <strong>Energieeffizienz</strong>klasse „F“ zu<br />
<strong>Energieeffizienz</strong>klasse „A“ (auf<br />
EnEV-2007 Neubaustandard)<br />
• Reduzierung der CO -Emissionen<br />
2<br />
von rund 57 Tonnen auf<br />
13 Tonnen im Jahr<br />
• Reduzierung des Primärenergiebedarfs<br />
um etwa 75 Prozent<br />
• Reduzierung des Endenergiebedarfs<br />
um rund 90 Prozent<br />
A RAUMKLIMATISIERUNG<br />
Die Möglichkeiten im Bereich der energetischen Sanierung<br />
von Altbauten sind heute sehr ausgereift und vielfältig. Wie im<br />
nachfolgend beschriebenen Beispiel lassen sich durch gezielte<br />
Maßnahmen <strong>Energieeffizienz</strong>klassen auf EnEV-2007 Neubau-<br />
standard erreichen. Wichtig ist nur, die richtige Kombination<br />
aus Dämmung, Einsatz von erneuerbaren Energien und Mo-<br />
dernisierung der Haustechnik zu finden. Professionelle Ener-<br />
giestudien wie von der DiBaUCo GmbH geben Bauherren im<br />
Vorfeld wichtige Informationen über Potenziale und helfen<br />
bei der Entscheidungsfindung.<br />
Lange schon machte sich die Hausverwaltung über das im Jahre 1970<br />
erbaute Gebäude Gedanken. Im Zuge steigender Energiepreise waren<br />
die technisch veraltete Heizungsanlage und entsprechend hohe Heiz-<br />
nebenkosten nicht mehr zeitgemäß. Um die Potenziale einer Sanierung<br />
auszuloten, beauftragten die Verantwortlichen die DiBaUCo GmbH mit<br />
der Erstellung einer bedarfsorientierten Energiestudie. Diese Energiestu-<br />
die beinhaltete die Aufnahme des Gebäude-Ist-Zustandes in Bezug auf<br />
den baulichen Wärmeschutz und die Anlagentechnik. Gemäß den Be-<br />
rechnungsmethoden der Energieeinsparverordnung (nach EnEV 2007)<br />
wurden Gebäudehülle und Anlagentechnik wie Heizung und Warmwas-<br />
serversorgung untersucht und berechnet, um den Primärenergiebedarf<br />
zu ermitteln. In einer Gesamtsimulation konnten der Hausverwaltung<br />
dabei bestehende Schwachstellen und vielversprechende Verbesse-<br />
rungspotenziale aufgezeigt werden.<br />
Autoren: Michael Funke, Dipl.-Ing. Simone Thols<br />
DiBaUCo GmbH • Ringstraße 40 • 82223 Eichenau • Telefon (0 81 41) 4 04 19-6 • E-Mail: michael.funke@dibauco.de • www.dibauco.de
Ergebnis Durch die ganzheitliche energetische Sanierung<br />
konnte die <strong>Energieeffizienz</strong>klasse „F“ des Altbaus zu „A“<br />
verbessert werden – auf EnEV-2007 Neubauzustand.<br />
Maßnahmenbewertung und<br />
Potenzialermittlung<br />
Im Anschluss daran wurden verschiedene En-<br />
ergiesparmaßnahmen sowohl an der Gebäu-<br />
dehülle als auch im Anlagenbereich untersucht<br />
und ihre Auswirkungen auf den Verbrauch und<br />
die Emissionen berechnet. Basis für diese Über-<br />
legungen war stets die von der Hausverwaltung<br />
sicher geplante Erneuerung der Heizungsanla-<br />
ge. Speziell in diesem Bereich wurden demnach<br />
verschiedene Ausführungsvarianten angedacht,<br />
verglichen und bewertet. Durch Einbeziehung<br />
der geschätzten Investitionskosten für die ein-<br />
zelnen Maßnahmen konnte auch die Wirt-<br />
schaftlichkeit verschiedener Modelle dargestellt<br />
und der Hausverwaltung bereits im Vorfeld<br />
das mögliche Ergebnis der vorgeschlagenen<br />
Maßnahmen vermittelt werden. Auf Basis des<br />
überzeugenden Energiekonzeptes wurde die<br />
DiBaUCo GmbH von der Hausverwaltung mit<br />
der weiterführenden Planung, Ausschreibung<br />
und Baubegleitung nach Leistungsphasen LPH<br />
5-9 der HOAI beauftragt.<br />
Ein Altbau auf dem Weg<br />
zur <strong>Energieeffizienz</strong>klasse „A“<br />
Die Leistungen der DiBaUCo GmbH im<br />
Überblick:<br />
• Detaillierte Gebäudeerfassung vor Ort<br />
(relevante Gebäudeteile und erkennbare<br />
energetische Schwachstellen)<br />
• Abgleich mit vorhandenen Planunterlagen<br />
Lebensqualität Neben einer <strong>Energieeffizienz</strong>steigerung wurde mit der Modernisierung<br />
auch die optische Erscheinung nachhaltig verbessert (links). Rechts: der Altbau.<br />
• Energetische Berechnungen und Bewertung des Ist-Zustandes.<br />
• Zusammenfassung sinnvoller Maßnahmenpakete zur Modernisierung für die<br />
Wohnungseigentümergemeinschaft<br />
• Berücksichtigung von Sonderkredit-, Zuschuss- und Fördermöglichkeiten<br />
• Aushändigung des umfassenden Energieberatungsberichtes samt Energiebedarfsausweis<br />
mit persönlicher Erläuterung als fundierte<br />
Entscheidungsgrundlage für ein nachhaltiges Sanierungskonzept<br />
• Planung, Ausschreibung, Vergabe und Bauleitung der Gewerke für die<br />
energetische Sanierung von Gebäudehülle und Heizungsanlage<br />
• Geologische Kurzrecherche im Vorfeld<br />
• Planung, Ausschreibung und Vergabe der Bohrarbeiten für eine<br />
Wasser-Wasser-Wärmepumpe<br />
• Koordination und Betreuung der Geländearbeiten vor Ort<br />
• Planerische Betreuung und Grundwasserprobenahme zur Bestimmung<br />
hydrochemischer Parameter<br />
• Erstellung eines Sachverständigengutachtens inklusive wasserrechtlicher<br />
Antragstellung<br />
Erfolgsergebnis – Einsparpotenziale erreicht<br />
Mit der erfolgreichen Umsetzung der geplanten Maßnahmen konnte das gesteckte<br />
Ziel erreicht werden. Die Heizungsmodernisierung unter Einsatz einer<br />
Wasser-Wasser-Wärmepumpe mit Frischwasserstation und dezentraler Lüftung<br />
sowie die Dämmmaßnahmen an Kellerdecke, oberster Geschossdecke und<br />
Fassade führten zur Reduzierung des Endenergiebedarfs um rund 90 Prozent.<br />
Darüber hinaus konnten auch die CO -Emissionen von etwa 57 Tonnen auf 13<br />
2<br />
Tonnen pro Jahr reduziert werden.<br />
Energiestudie Durch Bewertung von<br />
Gebäudehülle und Anlagentechnik können im Vorfeld<br />
Verbesserungspotenziale ermittelt werden.<br />
15
1<br />
Dass eine großdimensionierte Klima-<br />
anlage nicht optimal arbeitet, wird den<br />
Verantwortlichen in Gebäudeverwal-<br />
tungen oft erst bewusst, wenn sich Mit-<br />
arbeiter oder Mieter beschweren: Le-<br />
bens- und Arbeitsräume sind im Winter<br />
zu kalt, im Sommer zu heiß oder weisen<br />
eine Kombination der beiden Extreme<br />
auf. Schlimmer als der menschliche Un-<br />
mut ist jedoch die Tatsache, dass die in-<br />
effektive Klimaanlage dabei auch viel zu<br />
hohe Energiekosten verursacht.<br />
David L. Hudson, führender Produkt-<br />
ingenieur bei Victaulic, dem weltweit<br />
führenden Hersteller von mechanischen<br />
Rohrverbindungssystemen, erläutert,<br />
welche große Bedeutung einem Kreis-<br />
laufabgleich bei einer effektiv arbei-<br />
tenden Klimaanlage zukommt.<br />
A RAUMKLIMATISIERUNG<br />
Einflussreich<br />
Der Kreislaufabgleich in Klimaanlagen hat großen<br />
Einfluss auf deren Effizienz und Langlebigkeit.<br />
Kreislaufabgleich –<br />
Effizienzsteigerung bei<br />
Klimaanlagen<br />
Wenn sich Klimaanlagen als „zu teuer und unwirksam“ erweisen, ist die<br />
Ursache dafür nicht unbedingt im Steuerversagen oder der falschen Di-<br />
mensionierung zu finden. Zusatzinvestitionen in größere Pumpen und<br />
neudimensionierte Bauteile oder die Änderung der nächtlichen Redu-<br />
zierungs- und morgendlichen Einschaltzeiten können das Problem somit<br />
nicht auf Dauer lösen. Die Änderung der Einschaltzeit einer Arbeitsplatz-<br />
Klimaanlage von 7:30 Uhr auf 5:30 Uhr führt beispielsweise dazu, dass<br />
die Anlage zwei zusätzliche Stunden pro Tag in Betrieb ist. Das entspricht<br />
einem Anstieg des Energieverbrauchs um 25 Prozent. Die Energieeinspa-<br />
rungen durch nächtliche Reduzierung gehen dabei wieder verloren. Da-<br />
rüber hinaus führt die längere Betriebszeit zu erhöhtem Verschleiß bei<br />
Pumpen und Bauteilen der Klimaanlage und einer reduzierten Wirkung<br />
der Steuerventile. Erfolgversprechender und aus Sicht der Energieeffizi-<br />
enz weitaus sinnvoller sind Strömungsanpassungen in Haupt-, Abzweig-<br />
rohren und Kreisläufen.<br />
Strömungssteuerung als Schlüssel zur <strong>Energieeffizienz</strong><br />
Temperatur- und Klimatisierungsprobleme in Innenräumen lassen sich<br />
oft auf falsche Strömungsraten aufgrund eines fehlerhaften Abgleichs der<br />
Endstationen zurückführen. Da Techniker Klimaanlagen normalerweise<br />
mit überschüssiger Kapazität auslegen, ist die Basis eines gesicherten Be-<br />
triebs in der Regel gegeben. Die Herausforderung bei einer effizienten<br />
Klimaanlage besteht vielmehr darin, die erzeugte Heiz- und Kühlenergie<br />
bedarfsgerecht an die Endstationen und Lüftungsgeräte (AHU) zu übertra-<br />
Autor: David L. Hudson<br />
Victaulic • Telefon (01 73) 9 51 95 05 • E-Mail: peter.spitz@victaulic.be oder dhudson@victaulic.com • www.victaulic.com
gen. Der Schlüssel für die Wirksamkeit und Ef-<br />
fektivität von Klimaanlagen liegt somit in korrekt<br />
gesteuerten Strömungen von der Produktion<br />
und den Abgabeeinheiten zu den Endstationen.<br />
Kreislaufabgleich – Auffinden<br />
von Problemstellen in der Anlage<br />
Strömungen in Klimaanlagen sind dynamisch<br />
und unterliegen während eines typischen 24-<br />
Stunden-Zeitraums Schwankungen. Aufgrund<br />
des Wärmezuwachses von der Sonne oder<br />
Änderungen in der Gebäudebelegung etwa<br />
ändert sich die Nachfrage nach Wärme und<br />
Kühlung sowohl zwischen Tag und Nacht als<br />
auch je nach Gebäudesektor. Eine wirksame<br />
und effektive Klimaanlage muss in der Lage sein,<br />
jeweils die situativ erforderliche Energie an die<br />
Endstationen abzugeben. Dabei ist der korrekte<br />
Abgleich der Wärmeübertragung der Schlüssel<br />
für die optimierte und kostensparende Leis-<br />
tungsfähigkeit einer Klimaanlage.<br />
Abgleichventile dienen dazu, die Strömungsei-<br />
genschaften im System aufrecht zu erhalten, da-<br />
mit Steuerventile korrekt funktionieren können.<br />
Die erforderliche Strömung wird an die Wärme-<br />
austauschspulen geliefert und die gewünschte<br />
Ausgabe von Energie an einen Raum gesichert.<br />
Ein falsch justiertes Abgleichventil, verstopfte<br />
Filter sowie Spulen oder sonstige Anlagen-<br />
probleme, die die vorgegebene Strömungsrate<br />
durch eine Spule oder ein Lüftungsgerät ändern,<br />
führen normalerweise zu unzureichender oder<br />
übermäßiger Heizung oder Kühlung.<br />
Über einen Kreislaufabgleich kann sichergestellt<br />
werden, dass Heizungs- und Kühlwasseranla-<br />
gen an alle Endstationen in einem Klimaanlagen-<br />
kreislauf die korrekten Strömungen liefern. In ei-<br />
ner nicht abgeglichenen Anlage kommt es sonst<br />
vor, dass bestimmte Gebäudesektoren eine zu<br />
Kommune der Zukunft: Moderne, effiziente<br />
und intelligent geplante Rohrsysteme.<br />
geringe oder zu hohe Strömung aufweisen. Das beeinflusst die Wirkung des Steu-<br />
erventils und damit das Innenraumklima. Bereiche, die der Energieerzeugung und<br />
Abgabequelle am nächsten liegen, könnten beispielsweise eine übermäßige Strö-<br />
mung erhalten – was dann zu überhöhter Heizung oder Kühlung führt. Dagegen<br />
könnten die am weitesten entfernten Bereiche nur eine unzureichende Strömung<br />
erhalten, was wiederum zu einer ungenügenden Heizung oder Kühlung führt.<br />
Durch die korrekte Anwendung von Kreislaufabgleichmethoden an jedem Ab-<br />
gleichventil kann ein korrekter Abgleich in der gesamten Anlage erreicht werden,<br />
damit alle Kreisläufe die zur optimalen Leistung vorgegebenen Designströmungen<br />
erhalten. Wenn Pumpen, Kühlgeräte und sonstige Bauteile unter der gerings-<br />
ten möglichen Belastung arbeiten, profitieren die Eigentümer von reduziertem<br />
Verschleiß, längerer Lebensdauer der Ausrüstung und geringeren Energie- und<br />
Wartungskosten. Denn ein Temperaturanstieg bei der erzeugten Heizluft von<br />
nur einem Grad über 20 Grad Celsius bedeutet einen achtprozentigen Anstieg<br />
der Heizkosten. Und jeder Grad Kühlung unter 23 Grad Celsius steigert die<br />
Kosten um 15 Prozent.<br />
Gezielte Kontrolle für nachhaltige Anlageneffizienz<br />
Zu viele Gebäude leiden unter Temperaturschwankungen, die zu Mieterbe-<br />
schwerden, hohem Energieverbrauch und erhöhten Betriebskosten führen<br />
können. In den meisten Fällen können diese Mängel einfach durch korrekten<br />
Abgleich der Heizungs- beziehungsweise Kühlanlage im Einklang mit den Leis-<br />
tungsvorgaben des Originaldesigns behoben werden.<br />
Die diagnostische Analyse eines Klimaanlagen-Systems kann jederzeit durch Prü-<br />
fung der Strömungsrate durch ein Abgleichventil durchgeführt werden. Neben<br />
der Bereitstellung einer umfangreichen Aufzeichnung vorgegebener und tatsäch-<br />
licher Strömungen vereinfacht der Kreislaufabgleich auch die Einrichtung und<br />
Überwachung von Steuerungsanlagen. Neben der Sicherung des Komforts der<br />
Bewohner und der Minimierung von Energie- und Betriebskosten hilft der wirk-<br />
same Kreislaufabgleich auch bei der Feststellung von Ursachen unzulänglicher<br />
Heizung oder Kühlung. Aus diesem Grund sollte ein umfangreiches Abgleichpro-<br />
gramm mit in jede Inbetriebnahme aufgenommen werden, um die Nachhaltig-<br />
keit des Gebäudes zu sichern.<br />
1
1<br />
Innovatives Rohrsystem für nachhaltige<br />
Sicherheit am neuen Kölner Rheinauhafen<br />
Die PANDION-Gruppe errichtet zur<br />
Zeit in Köln das etwa 60 Meter hohe<br />
nördliche Kranhaus. Wie die beiden<br />
bereits bestehenden Kranhäuser ist es<br />
in seiner Erscheinungsform den histo-<br />
rischen Lastenkränen im Hafen nach-<br />
empfunden. Das innovative Gebäude-<br />
Ensemble der Kranhäuser gilt als neues<br />
Wahrzeichen und Landmarke für den<br />
neuen Kölner Rheinauhafen. Natürlich<br />
setzten die Verantwortlichen auch bei<br />
der verwendeten Gebäudetechnik auf<br />
innovative Lösungen wie das Kunst-<br />
stoffrohrleitungs-System „firestop“ von<br />
aquatherm für die Wasserlöschanlage.<br />
B HAUS- UND HEIZTECHNIK, SANITÄR<br />
Die Kranhäuser in Köln begeistern<br />
durch innovative Architektur und<br />
überzeugen mit zukunftssicherer<br />
Haustechnik.<br />
Die Architektur der innovativen Kranhäuser basiert auf den Siegerkon-<br />
zepten eines städtebaulichen Ideenwettbewerbs von 1992, eingereicht<br />
von den Architekten Bothe · Richter · Teherani (BRT) aus Hamburg so-<br />
wie Dipl.-Ing. Architekt Alfons Linster (Trier/Aachen/Luxembourg). Mit<br />
rund 15.000 Quadratmetern Wohn-Nutzfläche bietet das PANDION<br />
VISTA nach seiner Fertigstellung 133 exklusive Wohnungen mit spekta-<br />
kulärem Rhein- und Domblick. Die Größe der einzelnen Wohnungen<br />
variiert zwischen 60 und 400 Quadratmetern. Für das Erdgeschoss des<br />
imposanten Gebäudes ist eine gewerbliche Nutzung vorgesehen.<br />
Modernes Rohrsystem für zeitgemäßen Brandschutz<br />
Für die Installation der Wasserlöschanlage kam das Kunststoffrohrlei-<br />
tungssystem „firestop“ des DIN/ISO 9001 zertifizierten Unternehmens<br />
aquatherm zum Einsatz. Firestop basiert auf der bekannten Faserver-<br />
bundtechnologie, die sich bereits weltweit in den Rohrleitungssystemen<br />
fusiotherm ® und climatherm des Herstellers bewährt hat. Es ist ein kom-<br />
plettes, aus Rohren und Verbindungselementen bestehendes System zur<br />
Erstellung von Wasserlöschanlagen. Das umfangreiche Kunststoff-Rohr-<br />
leitungssystem bietet den Verarbeitern zahlreiche Verbindungs- und An-<br />
schlusselemente in den Dimensionen 20 bis 125 Millimeter.<br />
Autor: Hubert Obermüller<br />
aquatherm GmbH • Biggen 5 • 57439 Attendorn • Telefon (0 99 03) 20 18 24 • E-Mail: hubert.obermueller@aquatherm.de • www.aquatherm.de
Die Rohre und Verbindungselemente des fire-<br />
stop-Systems werden aus dem Werkstoff fusio-<br />
len ® PP-R FS hergestellt. Das Eigenschaftsprofil<br />
dieses Kunststoffes ist speziell auf die beson-<br />
deren Belange des Anwendungsbereiches in<br />
Wasserlöschanlagen zugeschnitten. Für die<br />
Entwickler standen darüber hinaus eine leichte<br />
Verarbeitung beziehungsweise effektive Instal-<br />
lation des Rohrsystems sowie die Forderung<br />
nach größtmöglicher Sicherheit im späteren<br />
Betrieb im Mittelpunkt.<br />
Einsatzgerechter Werkstoff –<br />
effektive Verbindungstechnik<br />
Bei firestop entsteht durch Verschmelzung der<br />
einzelnen Bauteile eine homogene, stoffschlüs-<br />
sige Einheit. Dazu werden Rohr und Fitting je-<br />
weils mit Hilfe hierfür vorgesehener Werkzeuge<br />
kurz angewärmt und einfach zusammengefügt.<br />
Dichtmittel oder Kleber sind nicht erforderlich.<br />
Die Vorzüge dieser innovativen aquatherm-<br />
Systemtechnik spiegeln sich auch in der Ein-<br />
schweißsattel-Technik wider. Mit Einschweiß-<br />
sätteln lassen sich im Rohrsystem ganz einfach<br />
Abzweige herstellen – auch nachträglich. Der<br />
Einsatz von Einschweißsätteln reduziert dabei<br />
den Material- und Zeitaufwand. Während bei<br />
T-Stücken drei Verbindungsstellen zu bear-<br />
beiten sind, beschränkt sich die Arbeit beim<br />
Sattel lediglich auf die Montage von Sattel und<br />
Abzweigrohr: einfach das Rohr anbohren, den<br />
Sattel und die Rohrwandung/-wölbung anwär-<br />
men und die Elemente verbinden.<br />
Langlebigkeit und Betriebssicherheit<br />
Der Kunststoff des firestop-Systems ist schwer<br />
entflammbar und verhindert das Verstopfen<br />
der Sprinkler mit Korrosionsprodukten. Da-<br />
durch ist eine lange, wartungsarme Betriebszeit<br />
sowie die störungsfreie Funktion der Anlage in<br />
Referenzbauten wie den Kranhäusern in Köln<br />
gewährleistet. Legt man beispielsweise eine maximale Betriebstemperatur zwi-<br />
schen 10 und 49 Grad Celsius sowie einen maximalen Betriebsdruck zwischen<br />
12,5 und 18 bar zugrunde, erhält man eine rechnerische Lebensdauer der Rohr-<br />
leitungsteile von 100 Jahren.<br />
Die Fertigung der Rohre und Formteile erfolgt unter höchsten Qualitätsansprü-<br />
chen auf modernsten Spritzgießmaschinen und Extrusionsanlagen. Zudem wird<br />
die hohe Qualität der Produkte durch umfangreiche Eingangs- und Produktions-<br />
kontrollen sichergestellt. Das aquatherm firestop Sprinklerrohr besitzt für den<br />
brandschutztechnischen Bereich wichtige Zulassungen in den Ländern Großbri-<br />
tannien (LPCB), Spanien, Schweden, Russland, Island, Australien, Kroatien und<br />
Deutschland (VDS). Den Auszeichnungen gingen zahlreiche Prüfungen voraus,<br />
in denen das System unter Beweis stellen musste, dass es den hohen Anforde-<br />
rungen an Sprinklerleitungen aus Kunststoff umfassend gerecht wird.<br />
Vorteile des Firestop Rohrleitungssystems<br />
zertifiziert und Güteüberwacht<br />
schweißbar<br />
geringes Gewicht gegenüber Metallrohrleitungen<br />
Korrosionsbeständigkeit und Resistenz gegenüber Chemikalien<br />
Kein Verschlammen durch Korrosionsprodukte<br />
geringe Rohrrauhigkeit und hohe Abriebfestigkeit<br />
Wärme/Schall isolierende Eigenschaften<br />
hohe Schlagzähigkeit<br />
dichte Verbindung von Rohr und Fitting durch Fusionstechnik<br />
keine Dichtung - Dichtelemente werden nicht benötigt<br />
dreischichtiger Rohraufbau mit glasfaserverstärkter Mittelschicht<br />
schwerentflammbar nach DIN 4102-1, Baustoffklasse B<br />
1
0<br />
Modulare Trinkwasserhygiene<br />
in öffentlichen Gebäuden<br />
Der oberste Grundsatz der Trinkwas-<br />
serhygiene lautet: einen Bakterienbefall<br />
des Trinkwassers (Kontaminationen) zu<br />
vermeiden und die Kontaminationsge-<br />
fahr so gering wie möglich zu halten. Die<br />
Richtlinien der Trinkwasserverordnung<br />
gelten dabei sowohl für Neuinstallati-<br />
onen und Neubauten als auch für Alt-<br />
installationen und Bestandsgebäude.<br />
Das zentrale Problem für beide Gebäudegrup-<br />
pen sind Legionellen innerhalb der Hausinstal-<br />
lation. Während bei einer Neuinstallation und<br />
in Neubauten in aller Regel noch mit einer ent-<br />
sprechenden Prävention erfolgreich Vorsorge<br />
betrieben werden kann, muss eine Optimie-<br />
rung im Altbau zumeist mit sehr großem Auf-<br />
wand erfolgen.<br />
Legionellen –<br />
Gefahren und Verantwortlichkeiten<br />
Legionellenschutz geht alle an: Betreiber,<br />
Verwalter, Inhaber, Bauherren, Planer, Archi-<br />
tekten, Installateure sowie Servicepersonal und<br />
Nutzer. Legionellen gefährden grundsätzlich<br />
jeden Menschen. Ein Großteil der Erkrankten<br />
hat ein Immundefizit. Dieses kann gegeben sein<br />
durch: Alkohol, Nikotin, chirurgische Eingriffe,<br />
chronische Krankheiten und hohes Lebensal-<br />
ter. Wobei insbesondere auch Spitzensportler<br />
zu den Risikogruppen gehören. Auch sind Män-<br />
ner stärker gefährdet als Frauen.<br />
Betreiber und Inhaber, aber natürlich auch all diejenigen, die mit Installa-<br />
tion, Planung und Montage beauftragt sind, tragen eine außerordentliche<br />
Verantwortung, die vom Gesetzgeber geregelt ist. Nachweisbare Ver-<br />
stöße, die Schäden verursachen, können daher strafrechtlich geahndet<br />
werden. Nutzer und/oder Betreiber haben für einen bestimmungsge-<br />
mäßen Betrieb und für die regelmäßige Wartung beziehungsweise In-<br />
standhaltung der gesamten Trinkwasseranlage Sorge zu tragen. Auch die<br />
Informations- und Handlungspflichten unterliegen dem Nutzer und/oder<br />
Betreiber.<br />
B HAUS- UND HEIZTECHNIK, SANITÄR<br />
Mögliche Maßnahmen der Trinkwasserbehandlung<br />
Als Maßnahmen zum Ziel der Trinkwasserbehandlung sollten Techniken<br />
angewandt werden, die auf das gesamte Installationssystem wirken. Wo-<br />
bei Materialien und Bestandteile des Installationssystems natürlich nicht<br />
geschädigt werden dürfen und unter anderem die Vorgaben der Trink-<br />
wV 2001, des Bundesumweltamtes und des DVGW Arbeitsblattes 551<br />
Beachtung finden müssen.<br />
Risikofaktoren für Legionellenbildung<br />
Ruhe: Stehendes Wasser, Stagnationen und Totleitungen<br />
bieten beste Voraussetzung für das Wachsen von Biofilmen<br />
und damit Bakterien. Bau- und betriebsseitige Mängel und<br />
Systemfehler, aber auch der Eingriff in das System zum<br />
Beispiel durch Montagemaßnahmen können für Ruhe und<br />
Stagnation sorgen.<br />
Wärme: In einem Temperaturbereich von Kaltwasser über<br />
20 Grad Celsius und von Warmwasser unter 55 Grad Celsius<br />
finden Legionellen den höchsten Risikobereich vor.<br />
Nahrung: Legionellen leben in so genannten Biofilmen<br />
des Rohrleitungssystems. Diese Biofilme bieten ihnen<br />
Aminosäurespender als Nährstoffe.<br />
Autor: Frank Stahlmann<br />
KUHFUSS SANITÄR GmbH • Untere Wiesenstraße 17 • 32120 Hiddenhausen-Sundern • Telefon (0 52 21) 68 39 24 • E-Mail: f.stahlmann@kuhfuss-sanitaer.de<br />
www.kuhfuss-sanitaer.de
Folgende Verfahren sind derzeit unter anderem<br />
in Anwendung:<br />
Stagnationsvermeidung: Wasser<br />
muss fließen: bereits ein regelmäßiger, kräf-<br />
tiger Wasserfluss sowie eine mechanisch oder<br />
automatisch durchgeführte Zwangs- oder Hy-<br />
gienespülung können eine wichtige Vorsorge<br />
übernehmen.<br />
UV-Desinfektion: eine kontinuierliche<br />
UV-Bestrahlung in Bestrahlungskammern mit<br />
periodisch desinfizierender Spülung der Rohr-<br />
leitungen. Das Verfahren ist allerdings oft nur<br />
für Teilbereiche von Gesamtsystemen einsetz-<br />
bar. Das Problem: UV tötet zwar Legionellen,<br />
nicht aber die Amöben, die Wirtstiere für Legi-<br />
onellen. Man müsste folglich die UV Desinfekti-<br />
on mit Ultraschall kombinieren, um wirklich alle<br />
Legionellen abzutöten.<br />
Chemische Behandlung: Eine konti-<br />
nuierliche chemische Behandlung (Zugabe von<br />
zugelassenen Chlor- bzw. Chlordioxidkonzent-<br />
rationen oder anderem) wird vom DVGW-Ar-<br />
beitsblatt W551 abgelehnt, da es nicht zu einer<br />
nachhaltigen Beseitigung der Legionellen-Konta-<br />
minationen kommt. Beim Einsatz von Systemen<br />
mit elektrochemischer Chlorerzeugung müs-<br />
sen die zulässigen Grenzwerte an freiem Chlor<br />
täglich bestimmt und dokumentiert werden.<br />
Das Problem: Eine kontinuierliche chemische<br />
Behandlung verändert auch das Lebensmittel<br />
Trinkwasser. Es ist damit als Prophylaxe nicht<br />
empfehlenswert, da das Wasser ohne Grund<br />
verändert wird. In Bestandsgebäuden ist zudem<br />
oft unklar, ob alle Komponenten im Leitungsnetz<br />
für eine chemische Behandlung geeignet sind.<br />
Thermische Behandlung: Bei der<br />
thermischen Behandlung muss die gesamte<br />
wasserberührte Innenoberfläche des kom-<br />
pletten Installationssystems für mindestens drei<br />
Minuten auf eine Materialtemperatur von min-<br />
destens 70 Grad Celsius erhitzt werden. Dieses bedingt eine Wasservorlauftem-<br />
peratur von 80 bis 85 Grad Celsius. Diese Maßnahme stellt eine Sofortmaßnah-<br />
me dar, um den Betrieb einer Trinkwasseranlage aufrecht zu erhalten und muss<br />
regelmäßig wiederholt werden. Allerdings kann sich unter anderem die Lebens-<br />
dauer von Dichtungen, Ventilen und Kunststoffleitungen reduzieren und ab 60<br />
Grad Celsius ist mit einem erhöhten Kalkausfall zu rechnen. Das Problem: Die<br />
thermische Behandlung bezieht sich nur auf die Warmwasserleitungen bis zur<br />
Armatur. Legionellen in Kaltwasserleitungen bleiben davon unberührt, obschon<br />
deren Existenz dort auch wissenschaftlich erwiesen ist.<br />
Kostbar: Die Ressource<br />
Wasser muss wirksam vor<br />
Kontaminationen geschützt<br />
werden.<br />
Ultrafiltration: Bei der Ultrafiltration erfolgt eine Filterung durch feinste<br />
Kapillare, durch die der Fließdruck in der Betriebsphase das Trinkwasser hin-<br />
durchdrückt. Bei der Wasserentnahme, beispielsweise beim Duschen, werden<br />
so Schwebstoffe, Viren und Bakterien durch den Filter zurückgehalten. Diese<br />
lagern sich vor den Filterkapillaren ab und werden mittels Spülvorgang durch die<br />
Kanäle der Membranen ins Abwasser ausgespült. Die Ultrafiltration ist für den<br />
Einsatz in Kalt- und Warmwasserleitungen geeignet. Gruppenfilter können dabei<br />
mehrere Entnahmestellen zusammenfassen. Bei der Ultrafiltration ist eine Stand-<br />
zeit von über fünf Jahren bereits in der Praxis nachgewiesen. Das Problem: Alle<br />
Bauteile nach dem Filter müssen zwingend neu, alle anderen Entnahmestellen im<br />
Raum legionellenfrei sein, damit die Gefahr der Rückverkeimung ausgeschlossen<br />
wird. Nach dem Filter haben die Legionellen keine Feinde mehr und vermehren<br />
sich umso schneller. >><br />
1
Legionellenschutz<br />
innerhalb von Bestandsbauten<br />
Legionellen können zwar grundsätzlich überall<br />
auftreten, bei der Betrachtung von Prophylaxe<br />
und Verfahrensmaßnahmen ist aber eine un-<br />
terscheidende Betrachtung zwischen Neu- und<br />
Bestandsbauten sinnvoll. Denn unterschiedliche<br />
bauliche Bedingungen können dazu führen,<br />
dass ganz verschiedene Risikovoraussetzungen<br />
vorhanden sind. In Alt- und Bestandsbauten<br />
gibt es beispielsweise das Problem so genann-<br />
ter Totleitungen, das in Neubauten in dieser<br />
Form nicht vorhanden sein dürfte.<br />
Ziel des Legionellenschutzes in Bestandsbauten<br />
muss es sein, zunächst durch bau- und be-<br />
triebstechnische Maßnahmen eine dauerhafte<br />
Sanierung des Systems zu erreichen. Zur Be-<br />
wertung der vorhandenen baulichen Situation<br />
mit seiner zu erwartenden Fülle an Schwach-<br />
stellen muss ein gesamtes Sanierungskonzept<br />
mit Schwachstellenanalyse erarbeitet werden.<br />
Das geschieht auf Grundlage von vorhandenen<br />
Revisionsunterlagen und Bestandsaufnahmen.<br />
Zusätzlich können bereits bei der Sanierung<br />
verfahrenstechnische Maßnahmen eingesetzt<br />
werden. Alles in allem empfiehlt es sich, den<br />
Gebäudebestand durch bautechnische Maß-<br />
nahmen möglichst nahe an das Kriterien-Niveau<br />
von Neuinstallationen heranzuführen, beispiels-<br />
weise durch:<br />
Intelligent: Das modulare System Perfekt Plus<br />
bietet die Möglichkeit, den Legionellenschutz<br />
je nach Bedarf nachzurüsten.<br />
Anpassung der Speichergröße an den<br />
tatsächlichen Bedarf entsprechend DIN 4708<br />
jährliche Speicherprüfung und zwei-<br />
jährliche Speicherreinigung<br />
Rückbau, Umbau und Erneuerung:<br />
Innerhalb des Leitungssystems gehören Rohr-<br />
netzberechnungen (angepasst an den tatsäch-<br />
lichen Bedarf) ebenso dazu, wie der Rückbau<br />
B HAUS- UND HEIZTECHNIK, SANITÄR<br />
von nichtgenutzten Leitungsteilen, eine Zirkulationsberechung sowie ein<br />
hydraulischer Abgleich. Ebenso sollten eine geeignete Wärmedämmung<br />
wie auch die Vermeidung von Stagnationen oder Totleitungen berück-<br />
sichtigt werden. Die Risikofaktoren „Ruhe, Nahrung, Wärme“ müssen<br />
dem Leitungssystem entzogen werden.<br />
Armaturen mit entsprechenden Hygieneeinrichtungen<br />
Anhebung des Temperaturniveaus<br />
Bei einer Kontamination der Hausinstallation in Bestandsgebäuden gibt es<br />
kein generelles Konzept. Hier bietet sich als schnellste und kostengüns-<br />
tigste Maßnahme die Ultrafiltration an den Entnahmestellen an, um sofort<br />
legionellenfreies Trinkwasser zu erhalten. Der Einsatz der Ultrafiltration<br />
lässt Zeit gewinnen, in Ruhe und mit Experten die Ursache des Bakteri-<br />
enbefalls festzustellen und entsprechend abzustellen.<br />
Legionellenschutz innerhalb von Neubauten<br />
Sofern bei einem Neubau die Trinkwasserversorgungsanlage nach dem<br />
aktuellen Stand der Technik installiert wurde, ist eine Kontamination mit<br />
Legionellen oder auch Pseudomonaden nahezu ausgeschlossen. Wird<br />
ein Neubau an einen Bestandsbau angegliedert, sind jedoch mögliche<br />
Übergangsstellen dahingehend zu prüfen, ob aus dem alten Netz ein<br />
etwaiger Legionellenbefall in das neue Netz gelangen kann.<br />
Es ist erwiesen, dass so genannte „schlanke Systeme“ die Bildung eines<br />
Biofilms erschweren können. Gerade im Neubaubereich ist es also ein<br />
Leichtes, diese Tatsache und damit derartig geeignete Vorsorgefaktoren<br />
bereits in der Planung zu berücksichtigen. Wenn alle planerischen, bau-<br />
technischen, systemtechnischen und betriebstechnischen Maßnahmen<br />
einwandfrei durchgeführt wurden, kann im Neubaubereich vom Ein-<br />
satz einer zusätzlichen Desinfektionsanlage abgesehen werden. Denn<br />
wo keine Legionellen vorhanden sein können, sind Installation und<br />
Betrieb einer „vorsorglichen“ Anlage, die desinfiziert, protokolliert und<br />
Autor: Frank Stahlmann<br />
KUHFUSS SANITÄR GmbH • Untere Wiesenstraße 17 • 32120 Hiddenhausen-Sundern • Telefon (0 52 21) 68 39 24 • E-Mail: f.stahlmann@kuhfuss-sanitaer.de<br />
www.kuhfuss-sanitaer.de
Duschspaß mit Sicherheit:<br />
Die Duschmodule im Perfekt Plus-System kombinieren<br />
modernste Funktionen und ansprechendes Design.<br />
jede Wasserentnahmestelle aufzeichnet, nicht unbedingt nötig. Diese, je nach<br />
Komplexität der Anlage sehr hohen Energie- und Betriebskosten können sich<br />
die Verantwortlichen sparen. Sinnvoller ist der Einsatz eines modularen Systems,<br />
das entsprechend der Aufgabenstellung ganz einfach „mitwachsen“ kann und erst<br />
dann Kosten verursacht, wenn dies wirklich nötig ist – beispielsweise moderne<br />
Armaturen mit Hygieneprophylaxe.<br />
Modulare Armaturen – effiziente Hygieneprophylaxe<br />
Die Produktfamilie „Perfekt Plus“ der KUHFUSS SANITÄR GmbH ist beispielswei-<br />
se so ein modulares System. Die Elemente mit zugehörigen Duschelementen und<br />
Armatureneinheiten bieten eine wirksame Hygieneprophylaxe und können we-<br />
sentlich zur Einhaltung der Hygiene in Trinkwassernetzen beitragen. Der Spezialist<br />
für Wasserhygiene, Wassermanagement sowie Sanitärarchitektur und Sanitärde-<br />
sign hat sich explizit dem Aspekt der aufrüstbaren Systemtechnologie zur Vorsorge<br />
gegen Legionellenkontaminationen in Kalt- und Warmwasserleitungen gewidmet.<br />
Bei den Leistungsfaktoren von Perfekt Plus lassen sich die Wassermarsch-Funktion<br />
und eine Legionellen- und Pseudomonadenprophylaxe unterscheiden.<br />
Modul 1: Die vollelektronische Armatur Perfekt Plus übernimmt bereits<br />
in ihrer Basisversion bedeutende Aufgaben der Legionellen- und Pseudo-<br />
monadenprophylaxe. So ist sie serienmäßig mit einem Magnetventil samt<br />
Piezo-Taster, aktivierbarer Zwangsspülung sowie einem Thermostaten<br />
und integriertem Bypass ausgestattet.<br />
Modul 2: Sollten Legionellen im Warmwasserleitungsnetz auftauchen,<br />
kann – sofort und modular – ein weiteres Magnetventil eingebaut werden,<br />
das mittels Bypass für die thermische Behandlung sorgt. Dadurch wird<br />
zugleich auch die thermische Behandlung der Armatur selbst ermöglicht.<br />
Eine Funktion, die insbesondere im Fall von Pseudomonaden von hoher<br />
Bedeutung ist, da diese speziell im Auslaufbereich anzutreffen sind.<br />
Modul 3: Als dritter Baustein kann zusätzlich die Ultrafiltration „UltraPipe“<br />
in die Armatur integriert werden. Das ist beispielsweise im Fall einer nach-<br />
gewiesenen Legionellenkontamination (auch im Kaltwasserleitungsnetz)<br />
oder in der Übergangszeit zu weiteren baulichen oder betriebstechnischen<br />
Sanierungsmaßnahmen der gesamten Hausinstallation nötig.<br />
Die „mitdenkende“ Systemtechnologie präsentiert sich in designorientierten<br />
Duschelementen sowie den neuen Armatureneinheiten. Auf diesem Wege las-<br />
sen sich entsprechend der jeweiligen Gebäudesituation abgestimmte Maßnah-<br />
men der Trinkwasserhygiene ergreifen, die zugleich Kosten und Aufwand sparen<br />
– ihre Effizienz allerdings entsprechend der Notwendigkeit beweisen.<br />
3
4<br />
Rasante Abläufe: Höchstleistung auf dem Dach<br />
Der traditionsreiche sächsische Auto-<br />
zulieferer UKM hat auf einem 120.000<br />
Quadratmeter großen Areal am Auto-<br />
bahndreieck Nossen im Industriegebiet<br />
Hirschfeld/Neukirchen modernste Lo-<br />
gistik- und Produktionshallen errichtet.<br />
Diese erfüllen die hohen Ansprüche für<br />
hochgenaue Feinbearbeitungsprozesse.<br />
Hier werden komplexe Teile für elek-<br />
trische Anlasser von PKW- und LKW-<br />
Motoren, Antriebswellen, Düsenkörper<br />
und andere Komponenten für Diesel-<br />
Einspritzsysteme hergestellt. Natürlich<br />
standen auch bei der Dachentwässe-<br />
rung Effektivität und Nachhaltigkeit im<br />
Vordergrund.<br />
Bewährtes System Auf Basis der guten Erfahrungen aus<br />
dem Vorgängerprojekt, setzten die Verantwortlichen auch<br />
in Halle 6 auf das Dachentwässerungssytem von Wavin.<br />
C DACHENTWÄSSERUNG<br />
Netzwerkvorteil – gute Technik, starke Partner<br />
Für die Entwässerung der 4.200 Quadratmeter großen Dachfläche von<br />
Halle 3 (Baujahr 2006/2007) entschied sich das für die Projektierung<br />
verantwortliche Ingenieurbüro IBS Dr. Stöckel aus Dresden für Wavin<br />
QuickStream, ein innovatives Dachentwässerungssystem mit Druckströ-<br />
mung. „Eine gute Entscheidung“, sagt Dipl.-Ing. Gunther Mann, Planer<br />
und Projektbetreuer bei IBS. „Das System ist leistungsstark und sicher<br />
und auch die qualitätsgerechte, pünktliche Ausführung durch den Dresd-<br />
ner Installationsbetrieb Glombik Haustechnik GmbH war absolut über-<br />
zeugend.“ So überzeugend, dass er ein Jahr später für den Bau der Halle<br />
6 (Baujahr 2008/2009) mit einer Dachfläche von 15.000 Quadratmetern<br />
ohne zu zögern auf die gleichen Partner zurückgriff. Mit im Boot war als<br />
Fachhandelspartner in beiden Fällen die HTI Dinger & Hortmann KG mit<br />
Sitz in Klipphausen bei Dresden, die die Baustelle ganz nach Bedarf und<br />
Baufortschritt auf den Punkt genau belieferte. Großes Lob zollte Gun-<br />
ther Mann dem Systemlieferanten Wavin für die Unterstützung während<br />
der Projektierung. Wavin hatte den Fachplanern von IBS nicht nur die<br />
entsprechende Software zur Verfügung gestellt, sondern leistete auch<br />
während der Bauphase mit eigenen Technikern immer wieder Unter-<br />
stützung, wenn es darum ging, Details der Anlage anzupassen.<br />
QuickStream – innovative Dachentwässerung<br />
Der entscheidende Vorteil von Wavin QuickStream gegenüber einer<br />
Freispiegelentwässerungsanlage ist seine Auslegung für Vollfüllung. Denn<br />
als Dachentwässerungssystem mit Druckströmung wird das System nach<br />
DIN EN 12056 und 1986-100 für einen Füllungsgrad von 1 (Vollfüllung,<br />
h/d = 1) ausgelegt. Man spricht dabei auch von einem UV-System (Un-<br />
terdruckentwässerung mit Vollfüllung) oder einem HDE-System (Hoch-<br />
leistungs-Dach-Entwässerung).<br />
Autor: Frank Bollmer<br />
Wavin GmbH • Industriestraße 20 • 49767 Twist • Telefon (0 59 36) 12-388 • E-Mail: ralf.handrup@wavin.de • www.wavin.de
Ein Freispiegelentwässerungssystem darf laut<br />
DIN 1986-100 nur einen maximalen Füllungs-<br />
grad von 0,7 haben, um ausreichend Luft für die<br />
Be- und Entlüftung zu haben. Das heißt, knapp<br />
ein Drittel der Rohrleitung steht gar nicht für den<br />
Transport des Regenwassers zur Verfügung.<br />
17,5 Liter Regenwasser pro Sekunde<br />
Die Dachgullys einer Druckentwässerungsanlage<br />
wie Wavin QuickStream sind dagegen so kons-<br />
truiert, dass keine Luft in die Rohrleitung eindrin-<br />
gen kann. Die Sammelleitung läuft voll Wasser.<br />
Im Bereich der Umlenkung in die Fallleitung<br />
entsteht durch die planmäßige Überlastung der<br />
Sammelleitung ein „Wasserpfropfen“, der durch<br />
die Fallleitung nach unten fällt und einen Unter-<br />
druck im Entwässerungsnetz erzeugt. Durch die-<br />
sen Unterdruck wird das Wasser von der umlie-<br />
genden Dachfläche regelrecht abgesaugt. Eine<br />
willkommene Nebenwirkung: Der Unterdruck<br />
und die sich daraus ergebende rasante Fließge-<br />
schwindigkeit von mindestens 0,7 Metern pro<br />
Sekunde (m/s) bewirken eine Selbstreinigung des<br />
Rohrsystems. Ein weiterer Vorteil gegenüber ei-<br />
ner Freispiegelleitung: Das System kann wesent-<br />
lich kleiner dimensioniert werden. Mit Wavin<br />
QuickStream ist in dem hochmodernen UKM-<br />
Gebäudekomplex ein besonders leistungsfähiges<br />
Druckentwässerungssystem eingebaut worden.<br />
Die Dachabläufe bestehen aus Polyethylen und<br />
zeichnen sich durch ein schlankes, strömungs-<br />
günstiges Design aus. So „schlucken“ sie schon<br />
Drüber und drunter effektiv<br />
Das Dachentwässerungssystem<br />
von Wavin sorgt bei UKM schnell und<br />
sicher für regenfreie Dächer.<br />
bei einer geringen Aufstauhöhe bis zu 17,5 Liter Regenwasser in der Sekunde.<br />
Dadurch muss das Dach weniger hohe Lasten aufnehmen als mit herkömmlichen<br />
Dachgullys. Vorteilhaft ist auch die geringe Dachdurchdringung der QuickStream<br />
Dachabläufe. Durch ihre schlanke Bauart ist lediglich eine Öffnung von 100 Milli-<br />
metern im Dach erforderlich. Ein Pluspunkt in Sachen Sicherheit: Die QuickStream<br />
Dachabläufe verfügen über eine Revisionsöffnung mit Bajonettverschluss, die eine<br />
einfache und schnelle Inspektion nach DIN 1986/30 erlaubt.<br />
Schnellmontage-Befestigungssystem – effektiv und sicher<br />
Installateur- und Heizungsbauermeister Thomas Glombik hat zum wiederholten<br />
Mal mit dem Wavin-System gearbeitet und ist vom komfortablen Schnellmontage-<br />
Befestigungssystem begeistert. Es gibt nur einen Rohrschellentyp als Verbindungs-<br />
element zwischen Ankerschiene und PE-Rohrleitung. Dieser lässt sich universell<br />
zur Herstellung von Gleit- und Festpunkten verwenden. Für Festpunkte legt man<br />
einfach eine Einlegeschale in die Rohrschelle ein. Auch sind die Rohrschellen so<br />
konstruiert, dass aufwändige Höheneinstellungen entfallen. „Für die Montage brau-<br />
che ich nur einen Mann“, so Thomas Glombik. „Rohr in die Ankerschiene einlegen,<br />
Schrauben anziehen, fertig!“ Das gesamte Befestigungssystem ist nicht nur komfor-<br />
tabel, sondern auch sehr sicher. Es ist perfekt auf das Dachentwässerungssystem<br />
abgestimmt, um den enormen statischen und dynamischen Belastungen standzu-<br />
halten. Alle Bauteile inklusive der Befestigungstechnik entsprechen den Anforde-<br />
rungen der DIN 1986-100. Das unterstreicht Wavin mit einer Systemgewährleis-<br />
tung, die Rohre, Abläufe und die Befestigung einschließt.<br />
Neben der Hauptentwässerung wurde auch die Notentwässerung, die nach<br />
DIN 12056 Teil 3 und 1986-100 für ein Jahrhundertregenereignis vorgeschrie-<br />
ben ist, mit dem System QuickStream realisiert. Insgesamt lieferte Wavin für die<br />
Haupt- und Notentwässerung beider Flachdächer (Gesamtfläche 19.200 Qua-<br />
dratmeter) 83 PE-Dachabläufe, 1.250 Meter PE-Rohr in den Abmessungen von<br />
40 bis 315 mm sowie zahlreiche PE-Formteile und Schweißmuffen.<br />
5
Geothermie noch umweltfreundlicher nutzen:<br />
CO 2 als effizienter Wärmeträger<br />
Wärmepumpenanlagen sind in Deutsch-<br />
land schon lange etabliert und erfreuen<br />
sich in der jüngeren Vergangenheit zu-<br />
nehmender Beliebtheit. Allein im ver-<br />
gangenen Jahr stieg der Bestand von<br />
Wärmepumpen um rund 15 Prozent<br />
auf ungefähr 350.000 Stück an. Darun-<br />
ter haben Anlagen, die das Erdreich zur<br />
Wärmegewinnung nutzen, den höchsten<br />
Stellenwert. Laut den neuesten Statis-<br />
tiken arbeiten etwa 55 Prozent aller in<br />
Deutschland installierten Wärmepum-<br />
pen mit Geothermie.<br />
Abbildung 1: Das System GECO 2 -BRUGG besteht<br />
aus einem spiralgewellten Rohr zum Transport<br />
des Wärmeträgers ( ) und dem Wärmetauscher mit<br />
integriertem Verdampfer ( ).<br />
D HEIZEN & KÜHLEN MIT ERDWÄRME<br />
Regenerative Erdwärme kann auf verschiedene Arten für die Nutzung<br />
erschlossen werden. Die Solesonde zählt hierzulande zu den Systemen<br />
mit der weitesten Verbreitung. Aufgrund der Umweltproblematik des<br />
dort eingesetzten Wärmeträgers Sole, einem Wasser/Glykol-Gemisch,<br />
wird jedoch schon seit Jahren versucht, eine alternative Technologie zu<br />
finden. Als größter Hoffnungsträger hat sich dabei ein System mit dem<br />
gezielten Einsatz von CO 2 herausgestellt. Bislang wurden in diesem Be-<br />
reich auch schon verschiedene Ansätze verfolgt, konzipiert und erprobt.<br />
Das Ziel: eine CO 2 -Sonde zu entwickeln, die alle Vorteile der neuen<br />
Technologie umfassend ausschöpft.<br />
Auch die Entwickler von BRUGG Rohrsysteme, einem Spezialisten für<br />
flexible und starre Rohrsysteme aus Metall und Kunststoff, haben eine<br />
Erdwärmesonde konzipiert, mit der es möglich ist, dem Erdreich mittels<br />
CO 2 Wärme zu entziehen und einem Heizungssystem zuzuführen. Ihr<br />
Name: GECO 2 -BRUGG.<br />
GECO 2 -BRUGG nutzt CO 2 gezielt als Wärmeträger<br />
Das Geothermiesystem GECO 2 -BRUGG setzt sich aus einem spiralge-<br />
wellten Rohr und einem Behälter mit integriertem Wärmetauscher zu-<br />
sammen (Abbildung 1). Das Wellrohr wird rund 100 Meter tief in das<br />
Erdreich eingebracht und anschließend mit einem bestimmten Bentonit-<br />
gemisch verpresst. Beide Komponenten, Wellrohr und Behälter, werden<br />
dann unter einem Druck von etwa 45 bar mit Kohlendioxid (CO 2 ) gefüllt.<br />
Das CO 2 ist unter diesem hohen Druck flüssig und strömt entlang der<br />
Rohrwand in die Tiefe. Durch die aufgenommene Erdwärme verdampft<br />
es dort und steigt gasförmig sowie selbsttätig aus der Tiefe nach oben in<br />
den Wärmetauscher. Dort gibt das Kohlendioxid die gespeicherte Wär-<br />
meenergie an das Kältemittel der Wärmepumpe ab. Dieser Energiever-<br />
lust führt zur Kondensation des CO 2 , das zurück in die Erdsonde fließt,<br />
um erneut Wärme aufzunehmen. Der Kreislauf schließt sich.<br />
Autor: Dipl.-Ing. Meik Schubert<br />
BRUGG Rohrsysteme GmbH • Adolf-Oesterheld-Straße 31 • 31515 Wunstorf • Telefon (0 50 31) 17 01 27 • meik.schubert@brugg.de • www.brugg.de
Abbildung 2: Die Form des Spiralrohres<br />
ermöglicht den kollisionsfreien Medientransport<br />
in beide Richtungen.<br />
Das System GECO 2 -BRUGG bildet eine Alternative<br />
zur herkömmlichen Solesonde und glänzt mit einem<br />
erfreulich hohen COP-Wert.<br />
Optimierter Medienfluss im Spiralwellenrohr<br />
Dank der Spiralwellung des BRUGG-Rohres läuft das flüssige Kohlendioxid in<br />
den Wellentälern des Rohres hinab und nimmt dabei kontinuierlich Erdwärme<br />
auf, bis es verdampft. Das gasförmige CO 2 steigt dann in der Rohrmitte auf,<br />
zurück nach oben (Abbildung 2). Durch diese Trennung wird eine Kollision<br />
beider Fluide vermieden. Es entsteht kein Filmabriss, wie es bei glatten oder<br />
parallel gewellten Rohren der Fall ist.<br />
Leistungsfähiges Sondensystem mit vielen Vorteilen<br />
Vergleiche des GECO 2 -BRUGG-Systems mit entsprechenden Solesonden erga-<br />
ben einen bis zu 23 Prozent höheren COP-Wert (Leistungszahl). Dieser „Co-<br />
efficient Of Performance“ bezeichnet den thermischen Wirkungsgrad von Wär-<br />
mepumpen. Die ermittelte Effizienzsteigerung wird dem Wärmeträgermedium<br />
CO 2 und dem sehr dünnwandigen Edelstahl-Wellrohr zugeschrieben.<br />
Der entscheidende Vorteil des GECO 2 -BRUGG-Systems mit seinem eingesetz-<br />
ten CO 2 ist der selbsttätige Kreislauf des Wärmetransportmittels. Das bedeutet,<br />
es wird keine Umwälzpumpe und somit keine Energiezufuhr von außen benötigt,<br />
um die Wärme aus dem Erdreich nach oben zu leiten. Da keine Umwälzpumpe<br />
erforderlich ist, erhöht sich auch die Effizienz der Wärmepumpe noch einmal<br />
zusätzlich. Der Gesamtwirkungsgrad des GECO 2 -BRUGG-Systems kann bis zu<br />
30 Prozent besser sein als der eines herkömmlichen Sole-Systems.<br />
Ein weiterer wichtiger Vorteil dieser Technologie ist die vergleichsweise bes-<br />
sere Umweltverträglichkeit des verwendeten Mediums CO 2 . Anders als beim<br />
Einsatz von Wasser/Glykol-Gemischen ist eine Gefährdung des Grundwassers<br />
völlig ausgeschlossen. GECO 2 -BRUGG kann daher auch in Wasserschutzgebie-<br />
ten eingesetzt werden. Das Einbeziehen der entsprechenden Behörden bleibt<br />
aber auch hier unerlässlich.
Teleskopierbare Sonde<br />
für die wirtschaftliche Nutzung von Erdwärme<br />
Die stetig steigenden Energiepreise so-<br />
wie wachsendes ökologisches Bewusst-<br />
sein führen zu gestiegenen Anforde-<br />
rungen an die Wirtschaftlichkeit und<br />
Effizienz von Heiz- und Kühlsystemen.<br />
Eines der umweltfreundlichsten und<br />
wirtschaftlichsten Systeme ist die Nut-<br />
zung der Erdwärme mittels Wärme-<br />
pumpen. Mit der RAUGEO Helix-Sonde<br />
PE-Xa von Rehau gibt es eine innova-<br />
tive Lösung zur dauerhaft sicheren Erd-<br />
wärmegewinnung – auch bei kleineren<br />
Grundstücken.<br />
Geringer Aufwand – vom Genehmigungsverfahren<br />
bis zur anschlussfertigen Spiralsonde.<br />
D HEIZEN & KÜHLEN MIT ERDWÄRME<br />
RAUGEO Helix-Sonden PE-Xa sind ideal für den Einsatz sowohl im<br />
Neubau, vor allem bei Niedrigenergiehäusern, als auch in der Altbausa-<br />
nierung geeignet. Sie stellen immer dann die optimale Wahl dar, wenn<br />
wenig Grundstücksfläche zur Verfügung steht und eine Tiefenbohrung<br />
zum Beispiel aufgrund von wasserrechtlichen oder geologischen As-<br />
pekten ausgeschlossen wird.<br />
Mit einem Spiralbohrer wird ein Bohrloch von rund fünf Metern Tiefe<br />
GOK (Geländeoberkante) erstellt, in das die Helix-Sonde eingebracht<br />
und anschließend verfüllt wird. Der Verlegeabstand der Sonden zuei-<br />
nander liegt bei drei bis vier Metern. Die Helix-Sonde ist teleskopisch<br />
konzipiert, so dass sie von etwa 1,1 bis 3,0 Meter ausziehbar ist. In<br />
eingebautem Zustand wird die Helix-Sonde auf die Maximallänge von<br />
drei Metern gestreckt. Durch die Teleskopierung können Lager- und<br />
Transportkosten reduziert werden, indem die Sonde auf rund 1,1 Meter<br />
Höhe minimiert wird.<br />
Autor: Tobias Friedrich<br />
REHAU AG + Co • Ytterbium 4 • 91058 Erlangen • Telefon (0 91 31) 92-56 54 • E-Mail: tobias.friedrich@rehau.com • www.rehau.com<br />
Flexibel Die Helix-Sonde<br />
eignet sich sowohl für<br />
Neubauten als auch für<br />
Gebäude im Bestand.
Vereinfachte Planung<br />
und Auslegung<br />
Die RAUGEO Helix-Sonde PE-Xa stellt die<br />
ideale platz- beziehungsweise kostensparende<br />
Alternative zu herkömmlichen Erdwärmekollek-<br />
toren und Erdwärmesonden dar. Zur Ausle-<br />
gung von Helix-Sonden ist die durchschnittlich<br />
zu erzielende Entzugsleistung ausschlaggebend.<br />
Diese ist zum einen von den benötigten Voll-<br />
lastbetriebsstunden und zum anderen von der<br />
Bodenart sowie dem Grundwasserfluss abhän-<br />
gig. Je mehr Grundwasser vorhanden ist, desto<br />
größer ist der Wärmeertrag.<br />
In einer ersten Abschätzung kann von einer<br />
durchschnittlich zu erzielenden Entzugsleistung<br />
von ca. 400 Watt (W) pro Helix-Sonde ausge-<br />
gangen werden. Bei sehr guten Bedingungen<br />
sind bis zu 700 W/Helix-Sonde möglich. Um<br />
die optimale Auslegung der Anlage zu gewähr-<br />
leisten, ist für jedes Bauvorhaben ein individu-<br />
elles Bodengutachten erforderlich.<br />
Der Einbau der Helix-Sonde PE-Xa erfolgt in<br />
parallel geschalteten Kreisen zum Verteiler.<br />
Alternativ dazu können bis zu drei Sonden in<br />
Serie geschaltet werden.<br />
Praxisgerecht Für die fachgerechte Verlegung<br />
der Sonden sind weder Spezialgeräte noch übermäßig<br />
Grundstücksfläche erforderlich.<br />
Hochwertiges Material für maximale Sicherheit<br />
und Langlebigkeit<br />
Wie auch andere bewährte Systeme aus der RAUGEO Programmfamilie zur<br />
dauerhaft sicheren Nutzung der Erdwärme besteht die RAUGEO Helix-Son-<br />
de aus vernetztem Polyethylen (PE-Xa). Durch das hochwertige Material ist das<br />
Rohr besonders resistent gegen Beschädigungen, zum Beispiel beim Handling<br />
und Einbringen der Sonden auf der Baustelle oder bei Punktlasten, die im ein-<br />
gebauten Zustand auf das Rohr wirken können. Darüber hinaus ermöglicht der<br />
kleine Biegeradius des Rohres, die gesamte Helix-Sonde aus einem einzigen<br />
Rohr herzustellen. Auf schadensanfällige Schweißverbindungen und strömungs-<br />
günstige Formteile am Sondenfuß wird damit gänzlich verzichtet – ein wichtiger<br />
Beitrag zu mehr Sicherheit und Effizienz. Die hohe Temperaturbeständigkeit bis<br />
+95 Grad Celsius ermöglicht zudem eine – auch nachträgliche – Kombination<br />
mit Solarenergie.<br />
Die Vorteile der RAUGEO Helix-Sonde PE-Xa<br />
Einsatz sowohl im Neubau (vor allem Niedrigenergiehäuser)<br />
als auch im Altbau<br />
Entzugsleistungen bis zu 700 Watt je Helix-Sonde<br />
Weniger Grundstücksfläche als bei Kollektoren notwendig<br />
Geringer Genehmigungs- und Verlegeaufwand<br />
Hochwertiges Rohrmaterial PE-Xa für maximale Sicherheit<br />
und Langlebigkeit<br />
Definierter Rohrabstand und Sondendurchmesser<br />
Einfache Maschinen für Spiralbohrung ausreichend<br />
Geringe Lager- und Transportkosten durch Teleskopierung
30<br />
Bild: mk Gesellschaften von Architekten<br />
Wohngebiet am Berliner Wannsee<br />
wird teilweise mit Erdwärme versorgt<br />
Dass die Gewinnung von Heizungs-<br />
energie aus Erdwärme den Kinderschu-<br />
hen entwachsen ist, zeigt ein aktuelles<br />
Bauprojekt der apellas Immobilien<br />
GmbH in Berlin. Im Ortsteil Wannsee<br />
entsteht ein attraktives Wohngebiet:<br />
die Wannseegärten. Geplant und zum<br />
Teil bereits im Bau sind Einfamilien-,<br />
Reihen-, Doppel- und Hofhäuser, die<br />
mit Erdwärme beheizt werden. Einige,<br />
geografisch besonders günstig gelegene<br />
Einfamilienhäuser, sind zudem mit Son-<br />
nenkollektoren ausgestattet.<br />
D HEIZEN & KÜHLEN MIT ERDWÄRME<br />
Abbildung 1 Schematische Darstellung eines Hauses mit Erdwärmesonde.<br />
Die 34 Einfamilienhäuser in den Wannseegärten haben eine Nutzfläche<br />
von je rund 230 Quadratmetern und Grundstücksgrößen von etwa 500<br />
Quadratmetern (Abbildung 1). Für die geplante Erdwärmenutzung<br />
werden die Bauten von der für Generalplanung und Projektsteuerung<br />
verantwortlichen GFP Enders Projektmanagement GmbH bereits in der<br />
Bauphase mit einer entsprechend ausgelegten Mehrsparten-Hausein-<br />
führung der Doyma GmbH und Co. ausgestattet. Dieses Hauseinfüh-<br />
rungssystem dient der Abdichtung aller Versorgungsleitungen, die in die<br />
Gebäude eingeführt werden.<br />
Platzoptimierte Erdwärmesonden<br />
zur Energiegewinnung<br />
Um Erdwärme als regenerative Energiequelle zu erschließen, gibt es<br />
mehrere Möglichkeiten. Die gängigsten Varianten sind der Einsatz von<br />
Flächenkollektoren oder Erdwärmesonden. Flächenkollektoren wer-<br />
den wie eine Fußbodenheizung im Erdreich verlegt – was aber auch<br />
bedeutet, dass der Flächenbedarf sehr hoch ist. Für das Bauprojekt in<br />
Autor: Walter Brumberg<br />
Doyma GmbH & Co. • Industriestraße 43-57 • 28876 Oyten • Telefon (0 42 07) 91 66-0 • E-Mail: info@doyma.de • www.doyma.de
Berlin entschloss man sich daher, die Energie<br />
mittels der platzoptimierten Erdwärmesonden<br />
zu gewinnen. Erdwärmesonden werden senk-<br />
recht in den Boden eingelassen und eignen sich<br />
für das am Wannsee gelegene Bauareal ideal.<br />
Ein weiterer Vorteil der Sonden ist auch deren<br />
hohe Betriebssicherheit. Sie stellen also nicht<br />
nur eine umweltfreundliche, sondern auch eine<br />
Kosten und Platz sparende Lösung dar.<br />
Auslegung der Geothermieanlage<br />
Im Projekt „Wannseegärten Berlin“ werden<br />
vom verantwortlichen Unternehmen für Pro-<br />
jektierung und Ausführung der gesamten Hei-<br />
zungsanlagen je Nutzungseinheit zwei Boh-<br />
rungen mit einer Tiefe von etwa 100 Metern<br />
in den Boden getrieben. Diese Bohrungen<br />
nehmen anschließend die Sonden mit den So-<br />
leleitungen zur Wärmegewinnung auf.<br />
Aufgrund von Erfahrungen ist bekannt, dass<br />
dem Erdreich pro Tiefenmeter Erdsondenlei-<br />
tung bis zu 50 Watt (W) Wärmeleistung entzo-<br />
gen und an die im Kreislauf zirkulierende Sole<br />
übertragen werden kann. Insgesamt wäre es<br />
theoretisch möglich, eine Leistung von bis zu<br />
10 Kilowatt (kW) vom Erdreich an die Wär-<br />
mepumpe zu liefern. Konkret wird im Projekt<br />
„Wannseegärten Berlin“ bei einer elektrischen Leistungsaufnahme von 2,6 kW<br />
eine Gesamtheizleistung der Wärmepumpe von bis zu 7,5 kW im gewünschten<br />
Temperaturniveau einer Niedertemperaturheizung – etwa für eine Fußboden-<br />
heizung – erreicht.<br />
Architekten setzen auf Qualität – auch im Keller<br />
Wohndomizile in gehobener Lage und für Menschen mit besonderen Ansprü-<br />
chen zu schaffen – der Anspruch der planenden Architekten setzt hohe Maßstä-<br />
be an alle am Bau beteiligten Firmen und die zu verbauenden Produkte.<br />
Unter anderem soll der vorhandene Wohn- und Kellerraum optimal genutzt wer-<br />
den. Das bedeutet: Die Haustechnik muss raumsparend aber effektiv sein. Auch<br />
bei der Hauseinführung der Versorgungs- und Erdwärmeleitungen entschied<br />
man sich daher für ein platzoptimiertes System: die Mehrsparten-Hauseinfüh-<br />
rung Quadro-Secura ® von DOYMA (Abbildung 2). Mehrsparten-Hauseinfüh-<br />
rung bedeutet, dass die Hausanschlussleitungen (Erdwärme, Wasser, Strom und<br />
Telekommunikation) nicht wie sonst üblich an verschiedenen Stellen durch vier<br />
beziehungsweise fünf einzelne Durchführungen ins Haus gelangen, sondern ge-<br />
bündelt durch nur eine Kernbohrung oder ein Futterrohr in das Haus eingeführt<br />
werden. Ein besonderer Vorteil der Quadro-Secura ® Mehrsparten-Hauseinfüh-<br />
rung ist ihr geringer Platzbedarf. Durch die kompakte Bauweise benötigt dieses<br />
System für die dauerhaft dichte und sichere Einführung der Versorgungsleitungen<br />
nur eine Fläche von weniger als zehn Quadratzentimetern. So bleibt viel Platz für<br />
all die „wichtigen“ Dinge, die im Keller unterzubringen sind.<br />
Nachhaltigkeit durch langlebige Produkte<br />
Dieses Projekt zeigt vorbildlich, dass Nachhaltigkeit beim Bauen schon Realität<br />
ist. So werden zum einen durch die Nutzung der regenerativen Erdwärme wert-<br />
volle fossile Brennstoffe bewahrt und CO 2 -Emissionen vermieden. Zum ande-<br />
ren ist der Einbau langlebiger und qualitativ hochwertiger Güter – wie die der<br />
Mehrsparten-Hauseinführung von Doyma mit ihrer 25-jährigen Garantie und<br />
der Fertigung „Made in Germany“ – ein Zeichen für den schonenden Umgang<br />
mit Fertigungsressourcen.<br />
Abbildung 2 Die Mehrsparten-Hauseinführung Quadro-Secura ® K2-FW für<br />
die Erdwärme-, Wasser-, Strom- und Telekommunikationsleitung.<br />
31
3<br />
Im bayerischen Wolnzach befindet sich<br />
das Dienstleistungs- und Produktions-<br />
zentrum von Waltron, einem Elektro-<br />
nik-Outsourcing-Partner der Industrie.<br />
Der Hersteller von Industrieelektronik<br />
hat im Zuge der Errichtung seiner neuen<br />
Produktions- und Logistikhalle die Inge-<br />
nieurgesellschaft Frey-Donabauer-Wich<br />
mit der Erarbeitung eines zukunftsfä-<br />
higen Energiekonzeptes beauftragt.<br />
Eine Investition in die Zukunft<br />
Seit vielen Jahren verzeichnet Waltron ein kon-<br />
tinuierliches Wachstum, was die neuerliche<br />
Ausdehnung der Produktionskapazitäten erfor-<br />
dert hat. Die zusätzliche Fertigungsfläche von<br />
über 1.000 Quadratmetern soll nach Wunsch<br />
des Bauherren mit einem zukunftsfähigen und<br />
umweltfreundlichen Energiekonzept unter-<br />
halten werden. Die Herausforderung für das<br />
ausführende Ingenieurbüro Frey-Donabauer-<br />
Wich aus Gaimersheim bei Ingolstadt bestand<br />
also darin, eine ökologische wie ökonomische<br />
Gesamtkonzeption zu entwickeln, welche die<br />
Nutzung von konventionellen und regenera-<br />
tiven Energien erfolgreich kombiniert. Dabei<br />
war es besonders wichtig, sowohl die gebäu-<br />
detechnischen als auch die produktionstech-<br />
nischen Anforderungen zu berücksichtigen.<br />
D HEIZEN & KÜHLEN MIT ERDWÄRME<br />
Kühlen mit (Erd-)wärme –<br />
Hightech in der Hallertau<br />
Effektivität durch Betonkernaktivierung<br />
Die Lösung der Aufgabe bestand für Projektleiter Dipl.-Ing. (FH) Rene<br />
Schwarzmeier zunächst in der thermischen Bauteilaktivierung (Beton-<br />
kernaktivierung). Bei diesem System werden in der Bauphase Rohrlei-<br />
tungen für Heiz- und/oder Kühlmedien in die Massivdecken eingearbeitet<br />
und damit die vorhandene Gebäudemasse zur Temperaturregulierung<br />
genutzt. Im Fall von Waltron entschied man sich für die Integration von<br />
Industrie-Fußbodenheizungen mit hoher Speichermasse. Das Prinzip der<br />
Betonkernaktivierung kann mit relativ geringem technischem Aufwand<br />
realisiert werden. Für das Energiekonzept wichtig: Diese Flächen-Heiz-<br />
/Kühlsysteme werden mit einem sehr niedrigen Temperaturniveau be-<br />
trieben, was den angestrebten reduzierten Energieverbrauch bei der<br />
Wärme- und Kälteerzeugung sichert.<br />
Heizen und Kühlen mit regenerativer Erdwärme<br />
Ein weiterer wichtiger Baustein in der Energiekonzeption bei Waltron<br />
war für die Ingenieure der Einsatz einer reversiblen Sole-Wasser-Wär-<br />
mepumpe als Grundlastwärmeerzeuger. Die Aufgabe eines Grund-<br />
lastwärmeerzeugers ist es, möglichst emissionsarm und kostengünstig<br />
Wärme zur Verfügung zu stellen und dabei viele Jahresbetriebsstunden<br />
zu sammeln. Die Leistung der Wärmepumpe in Wolnzach wurde so<br />
berechnet, dass mit ihr 80 Prozent der Jahresheizarbeit realisiert werden<br />
kann. Die Deckung der restlichen 20 Prozent beziehungsweise von Leis-<br />
tungsspitzen erfolgt durch eine moderne Gasbrennwerttherme, die über<br />
das örtliche Erdgasnetz gespeist wird.<br />
Autor: Dipl.-Ing. (FH) Rene Schwarzmeier<br />
Ingenieurgesellschaft Frey-Donabauer-Wich mbH • Carl-Benz-Ring 8 • 85080 Gaimersheim • Telefon (0 84 58) 34 93-25 • 0810waltron@ib-fdw.com • www.ib-fdw.com
Gut gelöst: Die Maxi-Erdwärmekörbe von<br />
BetaTherm versorgen die Wärmepumpe mit<br />
umweltfreundlicher Energie.<br />
Die verwendete Wärmepumpe kann sowohl<br />
zu Heiz- als auch zu Kühlzwecken eingesetzt<br />
werden. Als Energiekollektoren und Erdwär-<br />
me-Tauscher kamen Erdwärmekörbe von Be-<br />
taTherm zum Einsatz. In der Kombination mit<br />
einem zusätzlichen Plattenwärmetauscher sorgt<br />
diese Lösung in Wolnzach für eine optimale<br />
Nutzung der oberfl ächennahen Geothermie.<br />
Während der Heizperiode wird die im Erdreich<br />
gespeicherte (Sonnen-)wärme über ein Kollek-<br />
tor-Wärmepumpen-System entnommen und<br />
im „aktivierten Betonkern“ zur Gebäudebehei-<br />
zung eingesetzt. Durch den Energieentzug ver-<br />
ringert sich zwar die Temperatur im Erdreich,<br />
dieser Effekt kann aber in den Sommermona-<br />
ten für die Kühlung der Fertigungshalle genutzt<br />
werden. Die Sole entzieht dann der Gebäude-<br />
luft die Wärme und gibt sie ins Erdreich ab. Das<br />
wiederum unterstützt die schnelle Regenerati-<br />
on (Wiedererwärmung) des Erdreiches – und<br />
stellt das für die nächste Heizperiode benötigte<br />
Energieniveau wieder her.<br />
Beim Projekt in Wolnzach wirkt es sich zudem<br />
positiv aus, dass die Erdwärmekörbe rund einen<br />
Meter tief im fl ießenden Grundwasser stehen<br />
können, da unmittelbar hinter dem neuen Ge-<br />
bäude ein Bach verläuft. Das sichert die fortwäh-<br />
rende Regeneration des Erdreichs und erhöht die<br />
Leistungsfähigkeit der Erdwärmekollektoren. Für<br />
die praktische Umsetzung arbeitete das Ingeni-<br />
eurbüro Frey-Donabauer-Wich mit erfahrenden<br />
Spezialisten zusammen. Das Bauunternehmen<br />
Uhsler aus Pfaffenhofen hatte eine vergleichbare<br />
Technik bereits im eigenen Neubau verwendet<br />
und realisierte die anspruchsvolle technische<br />
Gesamt-Konzeption gemeinsam mit dem Ar-<br />
chitekturbüro Gerlsbeck aus Scheyern und der<br />
Installationsfi rma Hösl aus Mainburg.<br />
Zentral gesteuerte Raumklimatisierung<br />
In modernen Fertigungsstätten wie der Halbleiterproduktion bei Waltron ist die<br />
Raumklimatisierung ein entscheidender Qualitätsfaktor. Besonders in Bezug auf<br />
Luftreinheit und Luftfeuchtigkeit bestehen sehr hohe Anforderungen. Um die<br />
Raumluft jederzeit aktiv steuern und regulieren zu können, entschied sich das<br />
Planungsteam für den Einsatz einer so genannten Lüftungs-Vollklimaanlage. Die-<br />
se bietet im laufenden Betrieb die vier thermodynamischen Luftbehandlungsme-<br />
thoden „Heizen“, „Kühlen“, „Luftbefeuchtung“ und „Luftentfeuchtung“. Für die<br />
Gewährleistung der Luftreinheit sorgen Luftfi lter mit einem erhöhten Wirkungs-<br />
grad. Um bei der Kühlung von Zuluft noch mehr Energie einsparen zu können,<br />
ist das Lüftungsgerät zusätzlich mit einem Kaltwasserkühler ausgerüstet, der über<br />
eine freie Kühlung versorgt wird. Die Luftfeuchte wird bei Waltron über den<br />
zweiten Kühler geregelt, einen Direktverdampfer, der mit Oberfl ächentempe-<br />
raturen von etwa 6 Grad Celsius arbeitet. Dieses zweite Kühlregister wird aber<br />
nur im Bedarfsfall zugeschaltet, also wenn eine Regulierung der Luftfeuchte not-<br />
wendig ist oder die Kühlleistung der freien Kühlung im Hochsommer nicht mehr<br />
ausreichend wäre.<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
0<br />
Positive Bilanz – CO 2 Emissionen in Tonnen/Jahr<br />
Gasheizung Wärmepumpe und<br />
Spitzenlastgasheizung<br />
Ziel erreicht: Das Energiekonzept bei Waltron<br />
überzeugt durch ökologische und ökonomische<br />
Vorteile.<br />
33<br />
36<br />
Tonnen<br />
weniger<br />
CO 2
34<br />
Innovative Produkte<br />
erhöhen Effizienz auf Geothermie-Baustelle<br />
Wenn es darum geht, sich die (Kosten-)<br />
vorteile von erneuerbaren Energien zu<br />
erschließen, sind sowohl zukunftswei-<br />
sende Technologien als auch innovative<br />
Produkte gefragt. Im Bereich der Geo-<br />
thermie etwa sorgt die neue Y-Kupp-<br />
lung im Geopress-System von Viega für<br />
erhebliche Zeitersparnis bei der Installa-<br />
tion. Durch das gemeinsam mit dem Ver-<br />
arbeiter praxisgerecht konzipierte Bau-<br />
teil konnten auf einer Baustelle in Linden<br />
drei Arbeitstage gewonnen werden.<br />
Die Geopress-Y-Kupplung aus Rotguss halbiert die Zahl<br />
der Verbindungen für Vor- und Rücklauf.<br />
D HEIZEN & KÜHLEN MIT ERDWÄRME<br />
Effizienz schon in der Bauphase:<br />
Projektleiter Markus Roth auf der Baustelle in Linden.<br />
Auf der Baustelle in Linden wurden insgesamt 40 Bohrungen mit Tiefen<br />
von 120 Metern realisiert und jeweils mit Duplexsonden aus PE-100 be-<br />
stückt. Projekte dieser Größenordnung erfordern bekanntermaßen eine<br />
sehr exakte Planung und Abstimmung, damit das Bauprojekt im Zeit-<br />
und damit auch im Kostenrahmen bleibt. Für Projektleiter Markus Roth<br />
(TERRA THERM) Grund genug, auf Effizienz zu setzen. So kamen bei-<br />
spielsweise bei der Anbindung der Erdsonden an die Verteiler Produkte<br />
aus dem Geopress-Programm von Viega zum Einsatz: „Im Gegensatz zur<br />
Schweißtechnik sind wir durch die Pressverbinder witterungsunabhän-<br />
gig“, erklärt Markus Roth. „Außerdem entfallen die sonst notwendigen<br />
zeitraubenden Vorarbeiten oder das Abkühlen nach dem Schweißen.“<br />
5 statt 8 Tage – Y-Kupplung reduziert Montagezeit<br />
Eine weitere Zeitersparnis ergab sich durch die Verwendung einer Y-<br />
Kupplung aus Rotguss, die Viega mit Unterstützung von TERRA THERM<br />
entwickelt hat. Da eine Duplex-Erdsonde aus vier Rohren besteht, müssen<br />
oberirdisch jeweils zwei dieser Leitungen verbunden werden, bevor<br />
die Anbindung an den Verteiler erfolgen kann. Das bedeutet beim<br />
konventionellen PE-Schweißen einen sehr hohen Aufwand. Durch den<br />
Einsatz der neuen Y-Kupplung hingegen, konnte dieser auf einen Bruchteil<br />
reduziert werden. „Durch den Einsatz des Geopress-Systems im<br />
Allgemeinen und die Verwendung der neuen Kupplung haben wir drei<br />
komplette Arbeitstage eingespart“, zieht Markus Roth die positive Bilanz.<br />
„Statt der ursprünglich veranschlagten acht Tage waren die Installationen<br />
bereits nach fünf Tagen komplett abgewickelt. Besser kann man die Wirtschaftlichkeit<br />
eines solchen Systems kaum darstellen.“<br />
Autor: Matthias Plugge<br />
Franz Viegener II GmbH & Co. KG • Ennester Weg 9 • 57439 Attendorn • Telefon (0 27 22) 61 16 51 • mplugge@viega.de • www.viega.de
www.initiative-co2.de<br />
35
3<br />
„Green Properties“ – auch Discounter<br />
gehen neue Wege zur Energieeinsparung<br />
Auch zahlreiche Handelsunternehmen<br />
haben bereits die Chancen der Ener-<br />
gieeffizienz erkannt und gehen bei der<br />
Beheizung und Kühlung ihrer Discoun-<br />
ter neue Wege. Innovative Technolo-<br />
gien sorgen neben der Senkung von<br />
Energiekosten auch für die Reduzierung<br />
des CO 2 -Ausstoßes.<br />
Erdwärmekörbe von BetaTherm bieten eine große<br />
Kollektorfläche, sind dabei aber sehr platzsparend.<br />
D HEIZEN & KÜHLEN MIT ERDWÄRME<br />
Für Anlieferung und Installation des Kollektorsystems sind keine Sonderfahrzeuge nötig.<br />
Dass es heute eine Vielzahl an <strong>Energieeffizienz</strong>steigernden Technologien<br />
gibt, ist bei den Verantwortlichen in Industrie und Kommune bekannt.<br />
Was oftmals fehlt ist nur das Wissen darüber, wie und wo diese Syste-<br />
me und Anlagen zum Einsatz kommen könnten. Deshalb werden „aus<br />
Gewohnheit“ bei Sanierungen und Neubauten noch immer vorrangig<br />
„altbekannte und bewährte“ Verfahren zum Heizen und Kühlen der Ge-<br />
bäude eingesetzt. Interessengemeinschaften wie die <strong>Initiative</strong> CO 2 sind<br />
aufklärend und beratend aktiv, um das zu ändern.<br />
Aktive Planung für zukunftssichere Energiekonzepte<br />
Ein Partner der <strong>Initiative</strong> ist das Planungsbüro „avelino – Erneuerbare<br />
Energien“ aus dem badischen Eggenstein. Das Team aus Architekten,<br />
Ingenieuren und Statikern hat unlängst ein integrales Energiekonzept für<br />
einen Lebensmitteldiscounter entwickelt, das sowohl die Betriebskosten<br />
als auch die CO 2 -Emission erheblich reduziert.<br />
Die Anlage nutzt oberflächennahe Geothermie in einem abgestimmten<br />
System aus BetaTherm-Erdwärmekörben und einer Wärmepumpe.<br />
Wie im Vorfeld exakt berechnet, ermöglichen 21 der korbartigen Kollek-<br />
toren des Herstellers aus Wangen im Allgäu die Beheizung und Kühlung<br />
des gesamten Marktes – mit über 1.000 Quadratmetern Verkaufsfläche.<br />
Autor: Peter Schödl<br />
avelino Erneuerbare Energien • Magdeburger Ring 34b • 76344 Eggenstein-Leo. • Telefon (07 21) 6 27 28 92 • peter.schoedl@avelino.de • www.avelino.de
Auslegung der Geothermie-Anlage<br />
Die Kollektoren der Geothermie-Anlage kom-<br />
men unter der großzügig vorhandenen Park-<br />
und Grünfläche des Discounters zum Einsatz.<br />
Hier ist ausreichend Raum gegeben und eine<br />
dauerhafte Regenerierung des Erdreichs ge-<br />
währleistet. Aufgrund ihrer Dimensionierung<br />
decken die Erdwärmekörbe gut 80 Prozent<br />
des Energiebedarfs, der bei einer maximalen<br />
Außentemperatur von 35°C zur Klimatisierung<br />
(Kühlung) des Marktes nötig ist.<br />
Zudem hat das planende avelino-Team die<br />
Geothermieanlage so konzipiert, dass das Sys-<br />
tem im Sommer „passiv“ arbeitet – also die mit<br />
Strom zu betreibende Wärmepumpe nicht im<br />
Einsatz ist. Stattdessen sorgt lediglich eine klei-<br />
ne, energiesparende Sole-Umwälzpumpe für<br />
den steten Fluß im Kreislauf der Erdwärmekör-<br />
be und sichert so die Versorgung des Marktes<br />
mit einer maximalen Kühlleistung von 28 kW.<br />
Sollte es an besonders heißen Sommertagen<br />
(Juli, August) nötig sein, kann bedarfsweise ein<br />
zusätzlicher Verdampfer eingesetzt werden,<br />
um höhere Kühltemperaturen zu erreichen.<br />
Durch diesen passiven Kreislauf wird sowohl<br />
der Stromverbrauch als auch die CO 2 -Emission<br />
auf ein Minimum reduziert.<br />
Links: Gründliches Einschlämmen der gesetzten Erdwärmekörbe. Rechts: Angenehmes<br />
Raumklima sorgt Sommer wie Winter für zufriedene Kundschaft im Discounter.<br />
Kühlen im Sommer heißt Energie für den Winter speichern<br />
Im Sommerbetrieb wird die in Rohrleitungen zirkulierende Soleflüssigkeit durch<br />
die höhere Raumtemperatur im Discounter erwärmt. Mittels der Umwälzpum-<br />
pe gelangt die temperierte Sole aus dem Gebäude in die Korbanlage. Dort, unter<br />
den Park- und Grünflächen, wird die aufgenommene Wärme an das kühlere<br />
Erdreich abgegeben. Positiver und gewollter Nebeneffekt dabei ist, dass das Erd-<br />
reich für die kühlen Herbst- und Wintertage „angewärmt“ wird. Dadurch wird<br />
in der kalten Jahreshälfte ein größerer Wärmeentzug zum Beheizen des Marktes<br />
möglich.<br />
In den Wintermonaten wird die Geothermie-Anlage zur Beheizung des Marktes<br />
genutzt. Das beschriebene Energieübertragungs-System funktioniert dabei ge-<br />
nauso – nur umgekehrt. Die in den Erdwärmekörben zirkulierende Soleflüssig-<br />
keit nimmt im Erdreich die gespeicherte Wärmeenergie auf und führt sie einer<br />
Wärmepumpe zu. Dort wird die Energie auf Heizniveau gebracht und dem<br />
Markt zugeführt. Die dazu benötigten 37 kW können über die installierte Anzahl<br />
von 21 Kollektoren zuverlässig aus dem Erdreich gewonnen werden.<br />
Wie bei diesem Projekt beschrieben, kann die professionelle Anlagenplanung<br />
eines erfahrenen Ingenieurbüros beträchtlich zur Energieeinsparung und damit<br />
zur Kostenreduzierung beitragen. Deshalb ist es wichtig, dass Planer, Hersteller,<br />
Verarbeiter und Investoren über Netzwerke wie die <strong>Initiative</strong> CO 2 in regelmä-<br />
ßigem Austausch stehen. Denn ihre wahren Stärken zeigen verschiedene Tech-<br />
nologien erst in der effektiven Vernetzung.<br />
3
3<br />
Mit wissenschaftlich-neutralem<br />
Handlungskonzept zur CO 2 -Reduktion in<br />
kommunalen Liegenschaften<br />
Bislang sind Einzelmaßnahmen wie Wär-<br />
medämmung oder Heizkesseltausch die<br />
gängigen Instrumente zum Klimaschutz<br />
in öffentlichen Liegenschaften. Das be-<br />
deutet, einzelne technische Ansätze<br />
werden oft isoliert auf ihre Wirtschaft-<br />
lichkeit hin überprüft und gegebenenfalls<br />
umgesetzt. Die Experten des Instituts<br />
für Energietechnik an der Hochschule<br />
Amberg-Weiden können helfen, das zu-<br />
sätzliche CO 2 -Reduktionspotenzial zu<br />
erschließen, das sich durch die Kombi-<br />
nation von <strong>Energieeffizienz</strong>maßnahmen<br />
und integrierten Wärmenutzungskon-<br />
zepten im Zusammenschluss von Lie-<br />
genschaften ergibt.<br />
Im Gegensatz zur isolierten Bewertung von<br />
Einzelmaßnahmen werden bei der wissen-<br />
schaftlich-neutralen und sachlogisch gestuften<br />
Vorgehensweise in der Erstellung von Klima-<br />
schutzkonzepten technische Ansätze zur Nut-<br />
zung erneuerbarer Energien und Verbesserung<br />
der <strong>Energieeffizienz</strong> umfassend geprüft und in<br />
Form verschiedener Energieversorgungsvarian-<br />
ten in Bezug auf den Ist-Zustand bewertet. Dies<br />
schafft die Basis, begrenzt vorhandene Investi-<br />
tionsmittel zeitlich gestaffelt und ökonomisch<br />
sinnvoll zur CO 2 -Reduktion einzusetzen. Diese<br />
Vorgehensweise schließt in einem konkreten<br />
Maßnahmenkatalog mit Systemempfehlung und<br />
bindet die Nutzer über gezielte Öffentlichkeits-<br />
arbeit mit ein. Die lokalen Potenziale zur Emis-<br />
sionsminderung in den Liegenschaften werden<br />
dadurch wirtschaftlich optimiert und umfassend<br />
erschlossen.<br />
E KRAFT-WÄRME-KOPPLUNG<br />
Das Institut für Energietechnik befindet sich an der Hochschule Amberg-Weiden.<br />
Das Institut für Energietechnik IfE an der Hochschule Amberg-Weiden<br />
beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit Klimaschutz- und <strong>Energieeffizienz</strong>-<br />
konzepten für Kommunen und Industriebetriebe. Die Arbeiten des IfE<br />
wurden mit dem E.ON Umweltpreis 2009 und dem Bayerischen Ener-<br />
giepreis 2008 ausgezeichnet. Bisher realisierte Vorhaben in Kommunen,<br />
die als Resultat eines Handlungskonzeptes umgesetzt wurden, werden<br />
durch das Institut für Energietechnik an der Hochschule Amberg-Weiden<br />
wissenschaftlich-messtechnisch begleitet und optimiert. Die erfassten<br />
Messdaten fließen in künftige Konzepte mit ein.<br />
Erstellung eines Handlungskonzeptes in 7 Phasen<br />
Phase 1: Bestandsaufnahme der Infrastruktur und der Gebäude<br />
Phase 2: Energieeinsparung und Steigerung der <strong>Energieeffizienz</strong><br />
Phase 3: Dimensionierung unterschiedlicher dezentraler<br />
Energieversorgungslösungen<br />
Phase 4: Entwicklung und Dimensionierung von<br />
Wärmeverbundkonzepten<br />
Phase 5: Wirtschaftlichkeitsbetrachtung mit Vollkostenrechnung<br />
Phase 6: CO 2 -Bilanzierung der vorgeschlagenen Maßnahmen<br />
Phase 7: Maßnahmenkatalog und Systemempfehlung mit<br />
Ausarbeitung eines zeitlich gestaffelten Handlungsleitfadens<br />
Autor: Prof. Dr.-Ing. Markus Brautsch • Institut für Energietechnik GbR an der<br />
Hochschule Amberg-Weiden • Kaiser-Wilhelm-Ring 23 • 92224 Amberg • Telefon (0 96 21) 4 82-284 • E-Mail: info@ifeam.de • www.ifeam.de
Infrarotaufnahme einer Gebäudehülle<br />
im Zuge der Schwachstellenanalyse.<br />
Phase 1:<br />
Umfassende Bestandsaufnahme der<br />
Infrastruktur und der Gebäude<br />
Im Zuge einer umfassenden Bestandsaufnahme<br />
werden die vorhandenen Wärmeerzeuger,<br />
deren Feuerungsleistungen und Laufzeiten, die<br />
Anlagennutzungsgrade sowie die Wärmever-<br />
teilung und Heizungsregelung im Ist-Zustand<br />
erfasst. Des weiteren werden der elektrische<br />
Energiebedarf sowie detaillierte Tages- und<br />
Jahreslastgänge aufgenommen. Aufbauend auf<br />
den bisherigen Energieverbrauchsdaten können<br />
Primärenergieumsatz und CO 2 -Ausstoß im Ist-<br />
Zustand bilanziert und mit dem vergleichbarer<br />
kommunaler Liegenschaften abgeglichen wer-<br />
den. Die Sichtung aktueller Energielieferverträ-<br />
ge ermöglicht zudem die Kalkulation der Ener-<br />
giekosten im Ist-Zustand. Ein weiterer wichtiger<br />
Aspekt, vor allem im Hinblick auf mögliche<br />
Wärmedämmmaßnahmen, ist die Aufnahme<br />
und Begutachtung der Gebäudehülle sowie die<br />
Kalkulation der Gebäudeenergiebilanz nach der<br />
Energieeinsparverordnung (EnEV).<br />
Phase 2: Energieeinsparung und<br />
Steigerung der <strong>Energieeffizienz</strong><br />
Aufbauend auf der vorhandenen Datenbasis<br />
im Ist-Zustand können gezielt Maßnahmen zur<br />
Energieeinsparung und <strong>Energieeffizienz</strong>steige-<br />
Jahresdauerlinie des Wärmebedarfs<br />
in einem Nahwärmenetz und Deckung durch die<br />
Kombination verschiedener Wärmeerzeuger.<br />
rung entwickelt werden, um zunächst den Energiebedarf zu senken, bevor es in<br />
die Dimensionierung erneuerbarer Energiesysteme geht. Einzelne Maßnahmen<br />
wie die Installation drehzahlvariabler Heizungspumpen oder die Erneuerung be-<br />
ziehungsweise effektive Regelung der Gebäudebeleuchtung können den elek-<br />
trischen Energiebedarf eines Gebäudes um rund 10 Prozent reduzieren. Der<br />
thermische Energiebedarf kann durch den hydraulischen Abgleich des Heizungs-<br />
netzes, den Einbau moderner Thermostatventile, der Installation einer gebäude-<br />
angepassten Regelung oder Gebäudeleittechnik um bis zu 25 Prozent gesenkt<br />
werden. Unter Einbindung der Gebäudenutzer und Hausmeister kann zudem<br />
das Nutzerverhalten überprüft und gegebenenfalls angepasst werden. An dieser<br />
Stelle werden auch unterschiedliche Wärmedämmmaßnahmen dimensioniert<br />
und im Hinblick auf den Wärmeenergiebedarf, den Primärenergiebedarf und<br />
CO 2 -Ausstoß des Gebäudes bewertet.<br />
Phase 3: Dimensionierung unterschiedlicher dezentraler<br />
Energieversorgungslösungen<br />
Abgestimmt auf die witterungsbereinigte Jahresdauerlinie eines Gebäudes, die<br />
zudem die Energieeinsparmöglichkeiten aus Phase 2 berücksichtigt, können nun<br />
dezentrale, das heißt für jede Liegenschaft einzeln entwickelte, Energieversor-<br />
gungslösungen dimensioniert werden. Die Jahresdauerlinie spiegelt den ther-<br />
mischen Leistungsbedarf eines Gebäudes über das Jahr hinweg wider und ist das<br />
zentrale Planungsinstrument für die Auslegung von Energieversorgungsvarianten.<br />
Als Referenzvariante hinsichtlich des CO 2 -Ausstoßes und der Kosten wird in der<br />
Regel ein Gas- oder Heizölbrennwertgerät ausgelegt. Je nach Gebäudegröße<br />
und Gebäudetyp können Biomasseanlagen (Pellet, Hackschnitzel), Blockheiz-<br />
kraftwerke (Erdgas, Heizöl, Pflanzenöl, Bio-Erdgas), Wärmepumpentechnolo-<br />
gien oder Solarthermieanlagen alternativ dimensioniert werden. Die Auslegung<br />
anhand der gebäudespezifischen Jahresdauerlinie, welche die Energieeinsparung<br />
aus Phase 2 berücksichtigt, vermeidet eine Überdimensionierung und ermöglicht<br />
die exakte Ermittlung der Jahresvolllaststunden und der Brennstoffverbräuche. >><br />
3
40<br />
Phase 4:<br />
Entwicklung und Dimensionierung<br />
von Nahwärmeverbundkonzepten<br />
Alternativ zu der dezentralen, isolierten Ge-<br />
bäudeenergieversorgung, kann die Bildung von<br />
Nahwärmeverbundnetzen mit Nutzung mög-<br />
licher Abwärmequellen wirtschaftlich deutliche<br />
Vorteile bringen – insbesondere, wenn neben<br />
Schulen und Turnhallen auch Frei- und Hallen-<br />
bäder beziehungsweise Industriebetriebe in den<br />
Wärmeverbund integriert werden können. Die<br />
Dimensionierung der Wärmeerzeuger gliedert<br />
sich hierbei in Grund-, Mittel- und Spitzenlastan-<br />
teile und orientiert sich an der geordneten ther-<br />
mischen Jahresdauerlinie des Gesamtnetzes. In<br />
der Heizzentrale eignen sich Biomasseanlagen<br />
(Heiz- oder Heizkraftwerke) sowie Blockheiz-<br />
kraftwerke (Erdgas, Biogas, Heizöl, Pflanzenöl,<br />
Bio-Erdgas) als Grundlastwärmeerzeuger. Für<br />
die Spitzenlast beziehungsweise als Reservekes-<br />
sel werden dagegen aufgrund der geringen In-<br />
vestitionskosten und der geringen Laufzeit kon-<br />
ventionelle Gas- oder Ölkessel eingesetzt.<br />
Phase 5:<br />
Beispiel für Wärmepreise<br />
bei dezentraler Energieversorgung im Vergleich<br />
mit einem Nahwärmeverbund.<br />
Wirtschaftlichkeitsbetrachtung mit<br />
Vollkostenrechnung<br />
In der fünften Phase werden nun die Investitions-<br />
kosten für sämtliche Maßnahmen zur Energieef-<br />
fizienzsteigerung aus Phase 2 beziehungsweise<br />
für die dezentralen (mit Wärmeerzeuger, Brenn-<br />
stofflager, Einbringung, Demontage Altanlagen,<br />
Planung) und zentralen Energieversorgungskon-<br />
zepte der Liegenschaften (mit Wärmeerzeuger,<br />
Nahwärmenetz, Übergabestationen, Brenn-<br />
stofflager, Heizzentralen, Planung) erarbeitet.<br />
Grundsätzlich erfolgt die Prognose aller Investi-<br />
tionskosten produktneu-tral anhand von Markt-<br />
durchschnittspreisen. Mit Berücksichtigung der<br />
Brennstoffkosten (Hackschnitzel, Pflanzenöl,<br />
Biogas, Bio-Erdgas, Pellets), der Wartungs- und<br />
E KRAFT-WÄRME-KOPPLUNG<br />
Beispiel für eine Sensitivitätsanalyse –<br />
Veränderung der Wärmepreise bei variierenden<br />
Brennstoffkosten und Kapitalkosten.<br />
Betriebskosten sowie der Verwaltungskosten können nun die jährlichen<br />
Durchschnittskosten für alle möglichen Lösungen kalkuliert werden. Bei<br />
KWK-Lösungen werden die Stromeinnahmen nach dem Erneuerbare-<br />
Energien-Gesetz oder Kraft-Wärme-Kopplungs-Gesetz gegengerech-<br />
net. Die Nettojahresgesamtkosten (Vollkosten) können nun spezifisch<br />
auf eine Kilowattstunde Nutzwärme bezogen werden und bilden somit<br />
den spezifischen Wärmepreis einer Energieversorgungslösung. Diese<br />
spezifischen Wärmegestehungskosten beinhalten alle Kostenarten einer<br />
Versorgungslösung und ermöglichen den Vergleich der verschiedenen<br />
Versorgungslösungen untereinander sowie den Vergleich mit möglichen<br />
Contracting-Modellen. Darüber hinaus bilden die Vollkostenwärmepreise<br />
die Grundlage für den interkommunalen Wärmeverkauf.<br />
Im Zuge einer gesonderten Betrachtung erfolgt anschließend die Kalkula-<br />
tion der Vollkostenwärmepreise unter Berücksichtigung aktueller Inves-<br />
titionsfördermittel. Da die Kalkulation der Vollkostenwärmepreise aus-<br />
Autor: Prof. Dr.-Ing. Markus Brautsch • Institut für Energietechnik GbR an der<br />
Hochschule Amberg-Weiden • Kaiser-Wilhelm-Ring 23 • 92224 Amberg • Telefon (0 96 21) 4 82-284 • E-Mail: info@ifeam.de • www.ifeam.de
schließlich mit heutigen Kapitalmarktzinsen und<br />
Brennstoffpreisen erfolgt, wird im Zuge einer<br />
nachgeschalteten Sensitivitätsanalyse der Ein-<br />
fluss variierender Zinsen und Brennstoffpreise<br />
auf den Wärmepreis einer Lösung untersucht.<br />
Ein weiterer wichtiger Aspekt der Wirtschaft-<br />
lichkeitsbetrachtung ist die dynamische Amor-<br />
tisationsrechnung der klimaschutzbedingten<br />
Mehrinvestitionen gegenüber der Standard-<br />
Referenzvariante.<br />
Phase 6: CO 2 -Bilanzierung<br />
der vorgeschlagenen Maßnahmen<br />
Ausgehend vom CO 2 -Ausstoß im Ist-Zustand<br />
erfolgt in Phase 6 die Bilanzierung des neuen<br />
CO 2 -Ausstoßes in den untersuchten Liegen-<br />
schaften bei Umsetzung unterschiedlicher<br />
<strong>Energieeffizienz</strong>maßnahmen aus Phase 2, bei<br />
der dezentralen Energieversorgung der Liegen-<br />
schaften, wie in Phase 3 erarbeitet, oder der<br />
Versorgung über einen Nahwärmeverbund,<br />
wie in Phase 4 entwickelt.<br />
Verlegung von Nahwärmeleitungen.<br />
Phase 7: Maßnahmen, System-<br />
empfehlung, Handlungsleitfaden<br />
Ausgehend vom CO 2 -Ausstoß und den Ener-<br />
giekosten im Ist-Zustand wurden in den Pha-<br />
sen 1 bis 6 unterschiedliche Möglichkeiten der<br />
Energieeinsparung und Effizienzsteigerung so-<br />
wie unterschiedliche dezentrale und zentrale Wärmeversorgungskonzepte auf<br />
Basis erneuerbarer Energien einer umfassenden Wirtschaftlichkeitsbetrachtung<br />
und CO 2 -Bilanz unterzogen. Diese Zusammenstellung bildet die wissenschaft-<br />
lich neutrale und projektspezifisch ausgearbeitete Basis für die abschließende<br />
Entscheidungsfindung beziehungsweise die Ausarbeitung eines Maßnahmenka-<br />
taloges und zeitlich gestaffelten Handlungsleitfadens.<br />
Variante<br />
Beispiel für die dynamische<br />
Amortisationsrechnung<br />
der klimaschutzbedingten Mehrkosten<br />
gegenüber der Referenzvariante.<br />
Investitionskosten<br />
(Euro)<br />
Beispiel für die zusammenfassende Darstellung von Investitionen,<br />
Wärmekosten und CO 2 -Emissionen.<br />
Beispiel für die CO 2 -Bilanz<br />
unterschiedlicher Energieversorgungskonzepte.<br />
Jahresgesamtkosten<br />
(Euro/a)<br />
Wärmegestehungskosten<br />
(Cent/kWh)<br />
CO 2 -<br />
Emissionen<br />
(t/a)<br />
Variante 1.0 1.284.000 498.000 9,5 1.556<br />
Variante 1.1 1.798.000 379.000 7,2 554<br />
Variante 1.2 1.945.000 410.000 7,8 -758<br />
Variante 1.3 1.833.000 596.000 11,3 878<br />
Variante 1.4 3.092.000 398.000 7,6 55<br />
41
4<br />
Mit dem Brennstoffzellen-Heizgerät<br />
Strom und Wärme selbst erzeugen<br />
Auftakt für die neue Heizgeräte-Technologie<br />
Enthüllung des GAMMA 1.0 Brennstoffzellen-Aggregates<br />
auf der Sanitär-Weltleitmesse ISH 2009.<br />
Brennstoffe zur Energieerzeugung sind<br />
teuer wie nie zuvor. Architekten, Städ-<br />
teplaner und Kommunen brauchen<br />
daher effiziente Alternativen zur Ge-<br />
winnung von Strom und Wärme, insbe-<br />
sondere bei der Sanierung und Erschlie-<br />
ßung von Wohngebieten. Die dezentrale<br />
Versorgung von Einfamilienhäusern mit<br />
Brennstoffzellen-Heizgeräten könnte<br />
ab 2012 die Lösung sein. Denn mit der<br />
Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) vor Ort<br />
werden Umwandlungsverluste und CO 2 -<br />
Emissionen weitestgehend vermieden.<br />
Bereits jetzt haben Kooperationspart-<br />
ner die Möglichkeit, sich an Feldtests zu<br />
beteiligen.<br />
Energieerzeugung im Eigenheim<br />
Die Brennstoffzelle ist der Motor der Zukunft,<br />
die wirkungsvollste Form der Kraft-Wärme-<br />
Kopplung. Als KWK bezeichnet man die de-<br />
zentrale Erzeugung von Strom, bei der die<br />
entstehende Wärme vor Ort, vornehmlich im<br />
Wohnbereich, gleich mitgenutzt werden kann.<br />
Anders als zentral arbeitende Kraftwerke, bei<br />
denen mit thermischer Energiewandlung rund<br />
zwei Drittel der für die Stromproduktion einge-<br />
setzten Energie auf dem Weg zur heimischen<br />
Steckdose verloren gehen, sorgt der Ener-<br />
giebringer Wasserstoff nahezu verlustfrei für<br />
wesentlich mehr Effizienz. Und das mit einem<br />
denkbar einfachen Prinzip: Die Brennstoffzel-<br />
len setzen mit dem aus Erd- oder Bioerdgas<br />
E KRAFT-WÄRME-KOPPLUNG<br />
gewonnenen Wasserstoff bei Zuführung von in der Luft enthaltenem<br />
Sauerstoff eine „kalte Verbrennung“ in Gang. Zwischen zwei Elektro-<br />
den wandern Protonen durch einen Elektrolyten. Die freien Elektronen<br />
werden über einen gesonderten Kreislauf geschickt – so fließt Strom<br />
und entsteht Wärme. Wird die Wärme nicht sofort gebraucht, kann sie<br />
über einen angeschlossenen Speicher auch später, beispielsweise nachts,<br />
abgerufen werden. Stromerzeugung und Wärmenutzung können so<br />
effizient voneinander getrennt werden. Ein Vorgang, der nicht nur die<br />
Energiekosten reduziert, sondern auch die Umwelt schont.<br />
Von der BETA-Generation zur GAMMA-Kleinserie<br />
Das Unternehmen BAXI INNOTECH aus Hamburg arbeitet seit seiner<br />
Gründung vor zehn Jahren sukzessive an der Entwicklung eines Brenn-<br />
stoffzellen-Heizgerätes. Gemeinsam mit internationalen Zulieferern, En-<br />
ergieversorgungsunternehmen und dem Fachhandwerk ist dabei ein Pro-<br />
dukt entstanden, das den europäischen Bedürfnissen entspricht. Schon die<br />
Feldtests mit der zweiten, der BETA-Generation, haben gezeigt, dass die<br />
auf Niedertemperatur basierende PEM (Polymer-Elektrolyt-Membran)-<br />
Brennstoffzelle für den Einsatz im Heizgerät der ideale Brennstoffzellen-<br />
Typ ist. Ein an das Einfamilienhaus angepasstes Betriebstemperatur-Ni-<br />
veau, die kurzen Start- und Stoppzeiten sowie die modulierende, ganz<br />
auf die Wohn- und Lebensgewohnheiten im Einfamilienhaus abgestimmte<br />
Betriebsweise, zeichnen die Technik der BAXI INNOTECH-Entwicklung<br />
aus.<br />
Bei der aktuellen Produktgeneration, der GAMMA 1.0, konnte das Pro-<br />
duktionsverhältnis von Strom zu Wärme mit der auf 1,0 kWel und 1,7<br />
kWth fixierten Leistungsklasse weiter optimiert werden. Eine Dimensi-<br />
on, mit der das in erster Kleinserie produzierte Aggregat schon mehr<br />
Autor: BAXI INNOTECH GmbH<br />
BAXI INNOTECH GmbH • Ausschläger Elbdeich 127 • 20539 Hamburg • Telefon (0 40) 23 66 76-00 • E-Mail: info@baxi-innotech.de • www.baxi-innotech.de
So funktioniert die Brennstoffzelle<br />
Der Anode wird Wasserstoff (H ) und der Kathode<br />
2<br />
Sauerstoff (O ) zugeführt. Auf dem Weg von der Anode (+)<br />
2<br />
zur Kathode (-) passieren die Wasserstoffprotonen (H + )<br />
eine Elektrolytmembran. Die freien Elektronen werden<br />
dabei über einen separaten, äußeren Kreislauf geschickt.<br />
So entstehen Strom und Wärme zugleich.<br />
als die Grundlast abzudecken vermag. Eigen-<br />
heimbesitzer können so etwa zwei Drittel des<br />
Warmwasser- und Heizungsbedarfs und fast<br />
drei Viertel des Stroms in Eigenregie aus der<br />
Kraft-Wärme-Kopplung erzeugen. Wird zu-<br />
sätzlich ein Brennwertgerät integriert, entfal-<br />
tet das Aggregat seine volle Leistungskraft. Ein<br />
ausgefeiltes Regelungssystem – kombiniert mit<br />
dem Anschluss an einen separaten Wärmespei-<br />
cher und der Einbindung eines elektronischen<br />
Energiemanagers – garantiert idealen Wärme-<br />
komfort, einen höheren Nutzungsgrad sowie<br />
verbesserte Betriebszeiten übers Jahr. Die<br />
GAMMA 1.0 erfüllt also alle Erwartungen an<br />
eine bewährte Zukunftstechnologie.<br />
Die Brennstoffzelle im Keller –<br />
ein Beitrag zur Öko-Bilanz<br />
Auch die im Vergleich zu konventionellen Brenn-<br />
wertkesseln wesentlich verbesserte Öko-Bilanz<br />
beim Einsatz von Brennstoffzellen-Heizgeräten<br />
kann sich sehen lassen. Geht man davon aus,<br />
dass etwa ein Drittel der in Deutschland er-<br />
zeugten CO 2 -Emissionen aus dem Heiz- und<br />
Warmwasserbedarf der privaten Haushalte<br />
stammen, ergibt sich bei rund 250.000 neu<br />
installierten Heizungsanlagen im Jahr ein en-<br />
ormes Potenzial zur Senkung des klimaschäd-<br />
lichen Kohlendioxidausstoßes. Berücksichtigt<br />
man zudem den einzusparenden Strombedarf<br />
aus Kraftwerken, könnten die CO 2 -Emissionen<br />
deutschlandweit um mindestens 30 Prozent re-<br />
duziert werden. BAXI INNOTECH strebt mit<br />
Entwicklung seines Brennstoffzellen-Heizgerätes<br />
sogar eine Verminderung von bis zu 50 Prozent<br />
an. Das soll durch die Betriebseigenschaften der<br />
PEM-Brennstoffzelle und der selbstlernenden<br />
Gerätesteuerung erreicht werden, die sich dem<br />
individuellen Energieverbrauch anpasst.<br />
Feldtests prüfen die technische Marktreife<br />
Die technische Marktreife des Brennstoffzellen-Heizgerätes für Einfamilienhäuser<br />
ist bei BAXI INNOTECH schon fast erreicht. Auch unter Experten gilt die Techno-<br />
logie unangefochten als effizienteste Form der Kraft-Wärme-Kopplung. Bund und<br />
Wirtschaft fördern im Rahmen des 2006 auf zehn Jahre angelegten „Nationalen<br />
Innovationsprogramms Wasserstoff und Brennstoffzelle“ die Weiterentwicklung für<br />
mobile, stationäre und weitere Anwendungen. Sowohl Industrie als auch der Bund<br />
werden rund 500 Millionen Euro zur Verfügung stellen. Das Ziel des Programms:<br />
der energiepolitisch und ökologisch sinnvollen Technologie durch gemeinsame<br />
Demonstrationsprojekte, so genannte Leuchtturm-Projekte, zum Durchbruch zu<br />
verhelfen. BAXI INNOTECH nimmt seit 2008 an dem eigens dafür aufgestellten<br />
Callux-Projekt teil, dem Praxistest der Bundesregierung und der Industrie zur Vor-<br />
bereitung des Markteinstiegs von Brennstoffzellen-Heizgeräten.<br />
Auch Kommunen können durch Teilnahme an den laufenden Feld-<br />
tests bereits heute von der innovativen Technologie profitieren.<br />
Informationen unter: www.baxi-innotech.de oder Telefon (0 40) 23 66 76-00.<br />
Heizgeräte-Revolution im Eigenheim: Mit dem Anschluss an das vorhandene Erdgasnetz gewinnt<br />
die GAMMA 1.0 den notwendigen Wasserstoff zur Strom- und Wärmeerzeugung vor Ort.<br />
Auch nicht sofort benötigte Energie wird effizient genutzt – durch Zwischenspeicherung der Wärme und<br />
Einspeisung von Reststrom ins öffentliche Netz.<br />
43
44<br />
Energieffizienz im Hotel: ESB-Wärme sorgt<br />
mit einem Erdgas betriebenen Mini-BHKW für<br />
Wärme und Strom im Seehotel Leoni.<br />
Energie-Contracting, das bedeutet: Fi-<br />
nanzierung, Planung und Betrieb von<br />
Anlagen zur effizienten Wärme-, Käl-<br />
te- oder Stromerzeugung durch einen<br />
spezialisierten Dienstleister. Mit der<br />
ESB-Wärme ist seit 2003 einer der füh-<br />
renden deutschen Contractoren am<br />
Markt tätig. Das Leistungsangebot des<br />
Münchener Unternehmens reicht von<br />
der klassischen Wärmeversorgung mit<br />
Erdgas bis hin zu neuen Energiekon-<br />
zepten mit regenerativen Brennstoffen.<br />
Kunden aus den unterschiedlichsten Branchen<br />
nutzen das Angebot der ESB-Wärme. Kommu-<br />
nale und soziale Einrichtungen, Wohnungsun-<br />
ternehmen, Industrie- und Gewerbebetriebe<br />
und vor allem Hotellerie und Gastronomie in<br />
ganz Deutschland haben sich für die Energie-<br />
Expertise des südbayerischen Contractors ent-<br />
schieden.<br />
E KRAFT-WÄRME-KOPPLUNG<br />
ESB-Wärme GmbH –<br />
Contracting-Kompetenz<br />
aus Südbayern<br />
Rund 400 Objekte versorgt das Unternehmen mit Sitz in München<br />
mit Contracting-Energie. Die Kunden beziehen dabei unterschiedliche<br />
Dienstleistungen für verschiedene Anwendungsbereiche: Heizungswär-<br />
me, Kälte und günstiger BHKW-Strom für Hotels, Schulen und Wohn-<br />
anlagen oder Prozessdampf für industrielle Anwendungen. Bei der Er-<br />
zeugung dieser Energien setzt die ESB-Wärme verstärkt auf besonders<br />
effiziente Technologien, die dem Umweltbewusstsein der Kunden und<br />
den gestiegenen Energiestandards Rechnung tragen: KWK-Anlagen,<br />
Gas-Wärmepumpen, Nahwärmenetze oder der Mix von Erdgas mit<br />
regenerativen Energien wie Pellets, Biogas oder Hackschnitzel sind zu-<br />
nehmend gefragt.<br />
Moderne Technik für starke Rendite<br />
Warum Contracting sich für die meisten Unternehmen, Kommunen<br />
oder Hotelbetriebe auszahlt? Oftmals ist hier noch veraltete Heizungs-<br />
technik im Einsatz. Das Resultat: Es wird mehr Energie als nötig ver-<br />
braucht, Emissionswerte und Störungsanfälligkeit sind überdurchschnitt-<br />
lich hoch. Für weitreichende Modernisierungsmaßnahmen fehlen jedoch<br />
neben dem internen Know-how oftmals auch die nötigen Finanzmittel.<br />
Denn Investitionen in moderne Technik sind teuer.<br />
Autor: Dipl.-Ing. (FH) Manfred Maier<br />
ESB-Wärme GmbH • Projektverantwortlicher Contracting • Ungsteiner Straße 31 • 81539 München • Telefon (0 80 26) 91 68-10 • manfred.maier@esb-waerme.de<br />
www.esb-waerme.de
Umweltschutz im Unternehmen: Über 1.220<br />
Tonnen CO 2 vermeidet DyStar jedes Jahr seit der<br />
Erneuerung der Kessel durch die ESB-Wärme.<br />
Die Lösung dafür bietet ein erfahrener Con-<br />
tracting-Partner: Der Kunde übergibt einem<br />
Spezialisten wie der ESB-Wärme die Verant-<br />
wortung für ihre Energieerzeugungsanlagen.<br />
Die ESB-Wärme installiert moderne Technik<br />
mit niedrigen Verbrauchswerten, übernimmt<br />
die Finanzierung, wartet die Anlage und sorgt<br />
im Schadensfall für Reparatur oder Ersatz. Der<br />
Contracting-Nehmer kann dadurch nicht nur<br />
den Energieverbrauch deutlich senken und sei-<br />
ne Umweltbilanz verbessern. Es bleiben zudem<br />
die Liquiditätsspielräume und die Kreditlinie für<br />
wichtige Investitionen erhalten.<br />
Außerdem ist der Anlagenbetrieb per Contrac-<br />
ting-Modell mit der ESB-Wärme häufig sogar<br />
günstiger als der Eigenbetrieb. Denn als eines<br />
der führenden Contracting-Unternehmen in<br />
Deutschland hat die ESB-Wärme gute Kontakte<br />
zu Anlagenherstellern und kann zudem Grö-<br />
ßenvorteile beim Einkauf der Energie nutzen.<br />
Optimal eingestellte und verbrauchsarme Anla-<br />
gen sorgen außerdem für günstige Verbrauchs-<br />
werte. Gerade in Zeiten steigender Energiekos-<br />
ten und harter Renditeziele ist Contracting mit<br />
externem Partner der Schlüssel für mehr Flexi-<br />
bilität und Effizienz bei der Energieerzeugung.<br />
Mehr <strong>Energieeffizienz</strong><br />
durch Contracting<br />
Die jüngsten Projekte der ESB-Wärme ver-<br />
deutlichen den Trend zu individuell angepass-<br />
ten Contracting-Konzepten mit einem Energie-<br />
träger-Mix: So wurde im September 2008 ein<br />
Nahwärmenetz mit Hackschnitzelheizwerk in<br />
der niederbayerischen Kommune Mallers-<br />
dorf-Pfaffenberg in Betrieb genommen.<br />
Bei einem oberbayerischen Bäckerei-Filialisten<br />
kommen seit Ende 2008 Gas-Wärmepumpen<br />
in der Produktion zum Einsatz. Eine mittelstän-<br />
dische Hotelkette hat mit Hilfe der ESB-Wärme alle Immobilien auf den neues-<br />
ten Stand der Energieerzeugungstechnik gebracht. Und das Geretsrieder Werk<br />
des Weltmarktführers im Textilfarbenbereich, DyStar, setzt seit vergangenem<br />
Jahr auf ein hocheffizientes Contracting-Konzept für Prozessdampf.<br />
Dass Contracting bei der ESB-Wärme GmbH ein Geschäftsfeld mit starken<br />
Wachstumsraten ist, beweisen die Ergebnisse. In nur fünf Jahren nach der Grün-<br />
dung steigerte sich die jährliche Wärme-Absatzmenge kontinuierlich auf heute<br />
circa 180 Millionen Kilowattstunden – Tendenz steigend. Diesen Trend unter-<br />
streicht auch ein neuer Auftrag der Münchener Wärme-Experten: die Zusam-<br />
menarbeit mit der Justizvollzugsanstalt Straubing. Ab 2010 startet der größte<br />
Wärmelieferungsauftrag in der Geschichte des Freistaates Bayern – entwickelt<br />
und betrieben von einer Arbeitsgemeinschaft der ESB-Wärme GmbH und der<br />
Biber Biomasse GmbH, Geiselhöring. Eine Kooperation, die sich bereits bei<br />
dem Nahwärmenetz mit Hackschnitzelheizwerk in der Kommune Mallersdorf-<br />
Pfaffenberg bewährt hat.<br />
Contracting für Kommunen: Ein Holzhackschnitzelheizwerk<br />
mit Nahwärmenetz versorgt mehrere kommunale Einrichtungen<br />
im oberbayerischen Mallersdorf-Pfaffenberg.<br />
ESB-Wärme Geschäftsführer<br />
Bernhard Reith<br />
45
4<br />
ESB-ServiceCenter Hausham setzt auf<br />
Solar-Eisspeicher zur Raumklimatisierung<br />
Informationen zur ESB<br />
Die Erdgas Südbayern GmbH ist einer der<br />
größten Energiedienstleister in Bayern. Über 300<br />
Mitarbeiter betreuen in Ober- und Niederbayern<br />
mehr als 200.000 Haushalte, 250 Kommunen,<br />
zahlreiche Industriebetriebe und 23 kommunale<br />
Weiterverteiler. Dafür stehen insgesamt 8.300<br />
Kilometer Leitungsnetz zur Verfügung.<br />
Neben der klassischen Erdgasversorgung bietet<br />
ESB effiziente Contractinglösungen – auch mit<br />
regenerativen Energien. Die ESB engagiert sich zu-<br />
dem in einer Reihe von Projekten, die den Einsatz<br />
von energiesparenden Techniken untersuchen und<br />
fördern. Dazu gehören etwa eine breit angelegte<br />
Studie zur Wirtschaftlichkeit von Mini-Blockheiz-<br />
kraftwerken, ein Praxistest mit kompakten Gaswär-<br />
mepumpen für das Einfamilienhaus oder die För-<br />
derung von über 50 Mini-BHKW-Anlagen im Jahr<br />
2008.<br />
E KRAFT-WÄRME-KOPPLUNG<br />
Als innovativer Energiedienstleister bietet Erdgas Südbayern<br />
(ESB) seinen Kunden ein breites Leistungsspektrum, um En-<br />
ergie möglichst sparsam einzusetzen. Dazu gehören hochef-<br />
fiziente Techniken zur Wärme-, Kälte- und Stromerzeugung<br />
genauso, wie kostensenkende Contracting-Lösungen der<br />
Tochtergesellschaft ESB-Wärme oder die Nutzung alternati-<br />
ver Energieträger. Allen Energiekonzepten der ESB ist jedoch<br />
eines gemeinsam: Sie werden individuell auf die Nutzungsbe-<br />
dingungen angepasst. Dabei geht der Versorger auch unkon-<br />
ventionelle Wege.<br />
Bestes Beispiel ist ein Solar-Eisspeicher, mit dessen Hilfe derzeit die Be-<br />
heizung des ESB-ServiceCenter Hausham evolutioniert wird. Mit einer<br />
Kombination aus Solarthermie, einem unterirdischen 70.000 Liter-Was-<br />
sertank und zwei Erdgas betriebenen Wärmepumpen zeigt die ESB, wie<br />
verschiedene Standard-Techniken für mehr <strong>Energieeffizienz</strong> gebündelt<br />
werden können. Das System ist bundesweit erst das dritte seiner Art und<br />
geht ab Februar 2009 in Betrieb.<br />
Die Suche nach der geeigneten Umweltwärme-Quelle<br />
Ausgangslage für die Umstellung der Wärme-/Kälte-Versorgung in der<br />
Gas-Druck-Regel- und Messanlage (GDRM-Anlage) auf dem Gelände<br />
des ESB-ServiceCenter Hausham waren eine bereits defekte und eine<br />
überalterte Brennwertheizung. Zunächst war geplant, die beiden Anla-<br />
gen durch eine Gas-Absorptions-Wärmepumpe zu ersetzen, die Luft<br />
Bauphase: Impressionen von der Entstehung des Eisspeichers.<br />
Autor: Dipl.-Ing. (FH) Manfred Maier<br />
ESB-Wärme GmbH • Projektverantwortlicher Contracting • Ungsteiner Straße 31 • 81539 München • Telefon (0 80 26) 91 68-10 • manfred.maier@esb-waerme.de<br />
www.esb-waerme.de
Funktionsprinzip: Die Gaswärmepumpen heizen<br />
mit solarer Umweltenergie. Der Solar-Eisspeicher<br />
wird durch Sonnenkollektoren regeneriert.<br />
als Wärmeträger nutzt. Aufgrund des schlech-<br />
teren Wirkungsgrades der Luft-Wärmepumpe<br />
und der zu erwartenden Geräuschentwicklung<br />
des Ventilators (stündliche Ansaugleistung rund<br />
10.000 Kubikmeter Luft) konnte dieser Ansatz<br />
jedoch nicht weiter verfolgt werden. Alternativ<br />
dazu wurde der Einsatz einer Gas-Wärmepum-<br />
pe analysiert, die Grundwasser als Wärmequelle<br />
nutzt. Recherchen bei Gemeinde, Wasserwirt-<br />
schaftsamt und in eigenen historischen Unterla-<br />
gen ergaben aber, dass der Grundwasserspiegel<br />
auf dem Gelände des ServiceCenter mit etwa<br />
70 Metern zu tief liegt, um Sonden wirtschaftlich<br />
installieren und nutzen zu können.<br />
Die Lösung: ein Solar-Eisspeicher<br />
Wie so häufig fand sich auch in Hausham die Lö-<br />
sung des Problems im Austausch mit Fachleuten,<br />
die ebenfalls auf dem Gebiet des energetischen<br />
Bauens und Sanierens tätig sind. In diesem Fall<br />
handelt es sich um die Firma Isocal. Das auf den<br />
Vertrieb von Gas-Absorptions-Wärmepumpen<br />
spezialisierte Unternehmen schlug das Konzept<br />
eines Solar-Eisspeichers vor, in das auch eine<br />
bereits installierte und bislang nicht genutzte<br />
Solaranlage eingebunden werden konnte. Das<br />
Prinzip: Im Sommer speichert das System die<br />
Sonnenenergie und gibt sie im Winter an zwei<br />
hocheffiziente Gaswärmepumpen zum Heizen<br />
ab. Im Detail: Mehrere Solarkollektoren auf dem Dach des ESB-Gebäudes sam-<br />
meln Sonnenwärme und laden so den wassergefüllten Solar-Eisspeicher auf, der<br />
sich wie eine Regenwasserzisterne unter der Erde befindet. In den Sommermo-<br />
naten heizen sich dort die 70.000 Liter Wasser langsam auf. Im Winter können<br />
zwei Erdgas betriebene Gaswärmepumpen dem Speicherwasser die Wärmeen-<br />
ergie solange zum Heizen entziehen, bis es gefriert. Mit dem Eis ist wiederum eine<br />
Klimatisierung der Gebäude im Sommer möglich; daher der Name Solar-Eisspei-<br />
cher. In Sachen <strong>Energieeffizienz</strong> ist diese Kombination von Gaswärmepumpen<br />
und Solar-Eisspeicher nahezu konkurrenzlos. Bezogen auf die Energie des einge-<br />
setzten Erdgases erreichen vergleichbare Projekte bei reinem Heizbedarf einen<br />
Wirkungsgrad von rund 160 Prozent. Wird das System zur Deckung des Heiz-<br />
und Kühl-/Kältebedarfes verwendet, steigt dieser Wert sogar auf 230 Prozent.<br />
So funktioniert eine Gaswärmepumpe<br />
Technisches Kernstück der Eisspeicher-Solaranlage im ServiceCenter Hausham<br />
bilden die beiden Gaswärmepumpen. Diese funktionieren ähnlich wie ein Haus-<br />
haltskühlschrank. Im Heizbetrieb nur mit umgekehrter Wirkung: Der Umwelt,<br />
oder wie in Hausham, dem Wasser im Solar-Eisspeicher, wird Wärmeenergie<br />
entzogen und in der Gaswärmepumpe auf eine höhere Temperatur gebracht.<br />
Diese Energie kann als Heizwärme in das Gebäude abgegeben werden. Im Kühl-<br />
betrieb dreht sich das Prinzip um. Den Räumen wird die Wärme entzogen und<br />
an den Speicher abgegeben.<br />
Rohbau: Rund 70.000 Liter Wasser soll<br />
der Solar-Eisspeicher im fertigen Zustand speichern.<br />
Kollektor/<br />
Absorber<br />
Heizen<br />
Wärmepumpe<br />
Eisspeicher<br />
4
4 Im Zuge der hohen Kosten für Erdöl<br />
Abbildungen: Gammel Engineering GmbH<br />
Gewinn für alle Beteiligten:<br />
Ein Hackschnitzel-Heizkraftwerk im<br />
kommunalen Wärmeverbund<br />
und Erdgas sowie im Hinblick auf die<br />
Klimaproblematik halten Kommunen<br />
vermehrt Ausschau nach Möglichkeiten,<br />
regenerative Energien zu günstigen<br />
Kosten zu nutzen und möglichst effizi-<br />
ent einzusetzen. Die Gemeinde Kaufe-<br />
ring im Landkreis Landsberg am Lech<br />
hat beispielsweise mit ihrem Biomas-<br />
seheizkraftwerk eine sehr gute Lösung<br />
gefunden, die sowohl wirtschaftlich als<br />
auch ökologisch Vorteile bringt.<br />
Von der Vision zum Kraftwerk: Höchste technische<br />
Effizienz und architektonische Exzellenz sind durchaus<br />
kein Widerspruch, wie das Hackschnitzel-Heizkraftwerk<br />
der Holzwerke Schilling in Schwendi zeigt.<br />
E KRAFT-WÄRME-KOPPLUNG<br />
Biomasseheizkraftwerk Kaufering:<br />
Exakte Situations-Analyse als Projektbasis<br />
Voraussetzung für die Errichtung eines wirtschaftlichen Biomasse-Heiz-<br />
kraftwerkes ist es, dass alle Beteiligten im Sinne der Aufgabe zusammen-<br />
arbeiten und wichtige Grundlagen im Vorfeld geklärt werden: die Be-<br />
lieferung mit Brennmaterial (Wald- und Landschaftspflegehackschnitzel)<br />
sowie die Abnahme von Wärme. Die Abnahme von Strom zu einem<br />
Fixpreis ist durch das EEG ohnehin gesichert. Auf der Basis dieser Zahlen<br />
(Mengen und Preise) kann dann das Konzept und die bedarfsgerechte<br />
Dimensionierung einer KWK-Anlage (Kraft-Wärme-Kopplung) mit Bio-<br />
massefeuerung (z. B. Hackschnitzel) entworfen werden. Sowohl die<br />
vorgelagerten Ermittlungen als auch das Konzipieren der Anlage sollten<br />
einem erfahrenen Partner anvertraut und nicht von einer Kommune in<br />
Eigenregie durchgeführt werden – denn bekanntlich steckt der Teufel<br />
im Detail. Deshalb waren auch zahlreiche Kommunen und Genossen-<br />
schaften bisher mit selbstgeplanten Konzepten nicht sehr zufrieden, da<br />
wesentliche Parameter übersehen wurden.<br />
Strategischer Wärmeverbund mit der Industrie<br />
ermöglicht die Planung einer wirtschaftlichen Anlage<br />
Da in der Gemeinde Kaufering alle wesentlichen Rahmenbedingungen für<br />
den Betrieb eines Biomasse-Heizkraftwerkes gegeben sind, wurde zwi-<br />
schen 2007 und 2008 eine solche Anlage errichtet. Zu Beginn des Pro-<br />
jektes war dabei die absetzbare Nutzwärme zu ermitteln. Der unmittelbare<br />
Bedarf reichte zunächst noch nicht aus, um ein geplantes Hackschnitzel-<br />
Heizkraftwerk wirtschaftlich betreiben zu können. Erst als es gelang, die<br />
Firma Hilti mit ihrem Wärmebedarf von etwa 8.300 MWh jährlich mit ins<br />
Boot zu holen, wurde zusammen mit dem Wärmebedarf der bereits exis-<br />
tierenden „Wärmeinseln“ Nord (4.700 MWh/a) und Albert-Schweitzer-<br />
Straße (2.500 MWh/a) eine wirtschaftlich sinnvolle Dimension erreicht.<br />
Die parallel dazu angedachte Alternative, Erdwärme als Biomasseersatz<br />
zu nutzen, wurde während der Konzeptionsphase als zu teure Investition<br />
verworfen. Auch schied eine Biogasnutzung aus, da durch mehrere beste-<br />
hende Biogasanlagen in der Region die Gefahr der Rohstoffverknappung<br />
Autor: Dipl.-Ing. (FH) Michael Gammel<br />
Gammel Engineering GmbH • An den Sandwellen 114 • 93326 Abensberg • Telefon (0 94 43) 9 29-0 • gammel@gammel.de • www.gammel.de
i<br />
Das Versorgungskonzept<br />
im Projektbeispiel Kaufering<br />
Objekt<br />
Umstellung und Erweiterung der Wärmeversorgung<br />
in Kaufering auf nachwachsende<br />
Rohstoffe. Neues Heizkraftwerk zur<br />
Wärmeerzeugung (Hackschnitzelbefeuerung)<br />
und Stromerzeugung in einer ORC-<br />
Anlage.<br />
Bauherr<br />
Gemeindewerke Kaufering<br />
Gesamtplanung / Baubetreuung<br />
Gammel Engineering GmbH<br />
Thermische Leistungsdaten<br />
6,0 MW Hackschnitzel<br />
6,5 MW Spitzenleistung (Heizöl)<br />
Elektrische Leistungsdaten<br />
890 kW ORC<br />
Versorgungskonzept Kaufering<br />
Leitungsverlauf: Bestand ( ) und geplant ( )<br />
Anschluss erfolgt ( ), geplant ( ), möglich ( )<br />
Montage der „Feuerbox“ – Herzstück der<br />
ORC-Technologie im Heizkraftwerk Kaufering.<br />
besteht. Die Entscheidung fiel also zugunsten eines mit Hackschnitzeln befeuer-<br />
ten Heizkraftwerkes. Das Heizkraftwerk in Kaufering ist wärmegeführt; das heißt<br />
die Menge der verwertbaren Wärme bestimmt die Dimension und die Auslas-<br />
tung der Anlage. Die Heizwärme, die den Verbrauchern über das 9,3 Kilometer<br />
lange Fernwärmenetz zugeführt wird, ist die zwangsläufig entstehende Abwärme<br />
der ORC-Anlage. Dadurch muss nur in seltenen Ausnahmefällen Abwärme über<br />
einen Kühler ungenutzt abgeführt werden, was die Effizienz gegenüber einer<br />
stromgeführten Anlage wesentlich erhöht. Mit einer Feuerungswärmeleistung<br />
von 6,1 MW erzeugt die Anlage mittels ORC-Technologie (siehe Bericht auf<br />
der nächsten Seite) eine Leistung von 900 kW elektrischen Strom. In Kon-<br />
zeption, Detailplanung und Baubegleitung des Projektes arbeitete die Gemeinde<br />
Kaufering sehr eng mit dem renommierten Unternehmen Gammel Engineering<br />
zusammen, das bereits über einhundert Energieprojekte realisiert hat.<br />
Positiv: Nutzung nachwachsender Rohstoffe aus der Region<br />
Die positiven Effekte des von der Kommune über ihre Gemeindewerke betrie-<br />
benen Biomasse-Heizkraftwerkes mit angeschlossenem Fernwärmenetz sind<br />
sowohl im ökonomischen als auch im ökologischen Bereich sehr vielfältig. Vor-<br />
dergründig wird hier, als Beitrag zum Klimaschutz, Energie aus nachwachsenden<br />
Rohstoffen genutzt. Diese Energie kann CO 2 -neutral verwertet werden (siehe<br />
Abbildung nächste Seite), was in Kaufering einer jährlichen Einsparung von<br />
rund 6.700 Tonnen CO 2 entspricht. Der eingesetzte Brennstoff Hackschnitzel<br />
stammt aus heimischer, nachhaltiger Forstwirtschaft, wodurch der Erlös für den<br />
Brennstoff – im Gegensatz zu importiertem Gas oder Erdöl – fast vollständig in der<br />
Region verbleibt und die Wirtschaftskraft im Einzugsgebiet von Kaufering stärkt. Die<br />
Aussicht, Hackschnitzel verkaufen zu können, hat die Landwirte zudem veranlasst,<br />
Energiewald zu pflanzen. Durch den Anreiz einer kommunalen Prämie für die An-<br />
pflanzung im Trinkwasserschutzgebiet wird die Trinkwassersituation der Kommune<br />
verbessert und damit eine aufwändige Trinkwasseraufbereitung vermieden. >><br />
4
50<br />
emittiertes<br />
CO 2<br />
Verbrennung<br />
von Holz<br />
Wasser<br />
Sonne<br />
Energiewald im Trinkwasserschutzgebiet er-<br />
laubt den Landwirten einen guten Erlös und be-<br />
deutet damit ein Ende des Konfliktes zwischen<br />
Wasserwirtschaft und Landwirtschaft. Energie-<br />
wald verbessert nämlich durch vermehrte Hu-<br />
musbildung die Reinigungsfähigkeit des Bodens,<br />
kommt ohne Düngung aus und führt zu verbes-<br />
serter Wasserspeicherung.<br />
Fernwärme in Kaufering:<br />
umweltfreundlich und günstig<br />
Sauerstoff<br />
Das Heizkraftwerk selbst arbeitet praktisch<br />
emissionsfrei. Durch einen exakt gesteuerten<br />
Verbrennungsprozess und Beseitigung der im<br />
Rauchgas mitgerissenen Aschepartikel durch<br />
Multizyklon und Elektrofilter verlassen nur CO 2<br />
und Wasser den Kamin. Damit trägt das Heiz-<br />
kraftwerk als Ersatz für zahlreiche nicht so op-<br />
timal zu betreibende Einzelheizungen zur Ver-<br />
besserung der Luftqualität in Kaufering bei.<br />
Mit dem Fernheiznetz wird den Abnehmern<br />
Wärme zu einem beträchtlich günstigeren Preis<br />
als mit anderen Heizmethoden zur Verfügung<br />
gestellt, was den Geldbeutel der Bürger schont<br />
und damit ihre Kaufkraft erhöht. Auch die Aus-<br />
gaben der Kommune für die Beheizung öffent-<br />
licher Gebäude sinken. Fazit: Der Betrieb des<br />
Lohnende Investition: Das Biomasse-<br />
Heizkraftwerk in Kaufering wurde allen<br />
Anforderungen gerecht.<br />
E KRAFT-WÄRME-KOPPLUNG<br />
CO 2 -neutral: Bei der Holzverfeuerung wird genau die Menge CO 2<br />
emittiert, die für das Wachstum aus der Umwelt entzogen wurde.<br />
Hackschnitzel-Heizkraftwerkes und die damit ermöglichte Wärmeliefe-<br />
rung stellen eine zusätzliche Einnahmequelle für Kaufering dar, die die<br />
großzügigere Erfüllung anderer kommunaler Aufgaben ermöglicht.<br />
Biomasseheizkraftwerk Kaufering – System mit Zukunft<br />
Ein Wärmeverbundsystem wie in Kaufering sollte am besten stufenwei-<br />
se verwirklicht werden. Das bedeutet, das Hackschnitzel-Heizkraftwerk<br />
wird für den momentanen Bedarf (plus einer gewissen Reserve) kon-<br />
zipiert, gleichzeitig aber Raum für eine spätere Erweiterung eingeplant.<br />
Sowohl das nötige Investitionsvolumen als auch die Zeit, die zum Ausbau<br />
eines Fernwärmenetzes nötig sind, sprechen für diese allmähliche Ver-<br />
größerung der Anlage. Darüber hinaus können den Wärmeabnehmern<br />
bei einem Anschluss während der Bauphase des Fernwärmenetzes be-<br />
sonders günstige Anschlusskosten gewährt werden und gleichzeitig wird<br />
eine unwirtschaftliche Überdimensionierung der Anlage vermieden. Die<br />
fehlerhafte Dimensionierung ist der häufigste Fehler bei der Planung von<br />
Energieanlagen.<br />
Die Möglichkeit eines kostengünstigen Fernwärmeanschlusses kann für<br />
viele Unternehmen den Ausschlag für eine Ansiedlung oder für Erweite-<br />
rungen geben. Das kommt in Form höherer Gewerbesteuereinnahmen<br />
und zusätzlicher Arbeitsplätze der Kommune zugute. Auch in Kaufering<br />
stehen weitere Unternehmen mit der Kommune in diesbezüglichen Ver-<br />
handlungen.<br />
Autor: Dipl.-Ing. (FH) Michael Gammel<br />
Gammel Engineering GmbH • An den Sandwellen 114 • 93326 Abensberg • Telefon (0 94 43) 9 29-0 • gammel@gammel.de • www.gammel.de
Abbildungen: Gammel Engineering GmbH<br />
Der ORC-Prozess – technische Grundlage für<br />
das effiziente Heizkraftwerk in Kaufering<br />
Das Kürzel ORC steht für „Organic Ran-<br />
kine Cycle“. In dem nach seinem Erfin-<br />
der W. J. M. Rankine benannten Kreislauf<br />
wird zur Energieumwandlung statt Was-<br />
ser ein organischer Stoff verdampft.<br />
Technisch genutzt wird das Verfahren im Zu-<br />
sammenspiel mit Biomassefeuerungen seit etwa<br />
zehn Jahren. Eingeführt sind Silikonöle, welche<br />
die passenden thermodynamischen Eigen-<br />
schaften aufweisen. Anders als Wasser können<br />
die Silikonöle durch zu hohe Temperatur in ih-<br />
ren Eigenschaften beeinträchtigt werden. Um so<br />
etwas sicher auszuschließen, wird das Silikonöl<br />
nicht direkt von den heißen Rauchgasen erhitzt,<br />
sondern unter Zwischenschalten von Thermoöl.<br />
In der Praxis heißt das, dass ein Rauchgaswärme-<br />
tauscher seine Energie auf Thermoöl überträgt<br />
( ), das dadurch auf etwa 315 °C erhitzt wird.<br />
In einem Verdampfer ( ) gibt das Thermoöl<br />
seine Energie an das Silikonöl ab, das dadurch<br />
Strom<br />
Regenerator<br />
Kondensator<br />
Generator<br />
Brennstoff<br />
Feuerung<br />
Turbine<br />
verdampft und einen Druck von rund 9 bar aufbaut. Dieser Dampf wird über eine<br />
Turbine ( ) geleitet, die direkt mit einem Generator zur Erzeugung von Wechsel-<br />
strom ( ) verbunden ist. Das abgearbeitete Silikonöl gibt einen erheblichen Teil<br />
der restlichen Energie in einem Regenerator ( ) an Silikonöl vor dem Verdampfer<br />
ab. Danach wird der Silikonöldampf kondensiert. Das erwärmte Kühlwasser wird<br />
zu Heizzwecken ( ) in einem Wärmenetz verwendet. Das kondensierte Silikon-<br />
öl wird mittels Pumpe dem Regenerator zugeführt, von wo es zum Verdampfer<br />
fließt. Die Wärmeübertragung in mehreren Stufen vom Rauchgas zum Thermoöl<br />
in Thermoölerhitzer, Economizer 1 und 2 sowie zwischen Thermoöl und ORC-<br />
Kreislauf in Verdampfer, Vorwärmer 1 und 2 erhöht die Nutzwärme beträchtlich.<br />
Wesentliche Vorteile der ORC-Technik gegenüber der alt eingeführten<br />
Dampfturbine liegen besonders im kleineren Leistungsbereich. Da bei der Ar-<br />
beitstemperatur von knapp 300 °C nur ein Druck von 9 bar entsteht, statt der<br />
üblichen 30 bar bei überhitztem Wasserdampf, muss die Konstruktion der Anlage<br />
nicht so robust sein und das Sicherheitsrisiko ist niedriger. Da aufgrund seiner ther-<br />
modynamischen Eigenschaften das Silikonöl auch als Sattdampf nicht in der Turbine<br />
kondensiert, kann es nicht zum bei Dampfturbinen gefürchteten zerstörerischen<br />
Tropfenschlag kommen. Der durch den niedrigen Druck langsame Lauf der Turbi-<br />
ne erlaubt den direkten, getriebelosen Antrieb des Generators.<br />
1.000°C<br />
80°C<br />
60°C<br />
315°C<br />
Thermoölerhitzer<br />
360°C 280°C 220°C<br />
250°C<br />
Verdampfer<br />
Vorwärmer 1<br />
Vorwärmer 2<br />
TÖ-ECO 1 TÖ-ECO 2<br />
175°C<br />
Verbrennungsluftvorwärmer<br />
Speisepumpe<br />
Thermoölkreislauf<br />
170°C<br />
ORC-Kreislauf (Silikonöl)<br />
Heizwasserkreislauf<br />
Verbrennungsluft<br />
51
5<br />
Blockheizkraftwerke:<br />
Strom und Wärme bedarfsgerecht erzeugen<br />
Die dezentrale Kraft-Wärme-Kopplung<br />
(KWK) ist eines der Trendthemen in<br />
der nachhaltigen Energieversorgung:<br />
KWK-Anlagen wie zum Beispiel Block-<br />
heizkraftwerke nutzen die Energie aus<br />
dem eingesetzten Brennstoff fast voll-<br />
ständig aus.<br />
Der Grund: Die KWK liefert nicht nur Strom,<br />
sondern verwendet auch die bei der Stromer-<br />
zeugung entstehende Abwärme. KWK-Anlagen<br />
haben damit einen Wirkungsgrad von beinahe<br />
90 Prozent – bei herkömmlichen Kraftwerken<br />
hingegen gehen mehr als zwei Drittel der ur-<br />
sprünglich zur Stromproduktion eingesetzten<br />
Energie verloren (Bild 1). Kennzeichnend für<br />
die verschiedenen KWK-Technologien ist, dass<br />
der Strom immer dezentral produziert wird –<br />
also dort, wo auch die Wärme effizient genutzt<br />
werden kann.<br />
E KRAFT-WÄRME-KOPPLUNG<br />
Großer Nachholbedarf in Deutschland<br />
Nur etwa zwölf Prozent des in Deutschland produzierten Stroms stam-<br />
men aus KWK-Anlagen, davon ist etwa die Hälfte aus der Fernwärme-<br />
versorgung. Damit hat die Bundesrepublik im internationalen Vergleich<br />
erheblichen Nachholbedarf: Der Anteil des KWK-Stroms beträgt bei-<br />
spielsweise in Dänemark, Finnland und den Niederlanden etwa 35 bis 50<br />
Prozent. Schätzungen gehen von einem Anstieg des Anteils in Deutsch-<br />
land auf 30 Prozent bis 2020 aus. Große Potenziale hierzulande sehen<br />
Experten für die Industrie sowie für Gebäude, die nicht mit Fernwärme<br />
versorgt werden können.<br />
Vielfältige Einsatzgebiete<br />
zur effizienten Energieerzeugung<br />
Effiziente Energieerzeugung: Für kommunale<br />
Einrichtungen wie Schulen eignen<br />
sich Blockheizkraftwerke ideal.<br />
Ein wichtiges Einsatzgebiet der KWK sind Blockheizkraftwerke (BHKWs).<br />
Diese erzeugen Strom, der nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz<br />
(EEG) gefördert wird. Er wird in das öffentliche Leitungsnetz eingespeist<br />
oder in kommunalen Objekten verbraucht. Die entstehende Abwärme<br />
wird für wärmeintensive Prozesse in der Industrie oder zum Beheizen<br />
Autor: Detlef Giese • Mike Trommer<br />
GIESE Energie- u. Regeltechnik GmbH • Huchenstr. 3 • 82178 Puchheim • Telefon (0 89) 80 06 53-0 • E-Mail: m.trommer@giese-gmbh.de • www.giese-gmbh.de<br />
Foto: allwärme GmbH
kommunaler, privater oder gewerblicher Ge-<br />
bäude genutzt. BHKWs eröffnen nicht nur<br />
große Einsparpotenziale für Kommunen, son-<br />
dern produzieren auch rund 60 Prozent we-<br />
niger Treibhausgase als etwa die Stromerzeu-<br />
gung in einem Großkraftwerk.<br />
Einsatzgebiete im ländlichen Raum sind unter<br />
anderem Gemeindezentren, Verwaltungsge-<br />
bäude, Kindertagesstätten, Altenheime oder<br />
neue Wohngebiete mit Nahwärmeversor-<br />
gung. BHKWs lassen sich mit einer Vielzahl von<br />
Brennstoffen betreiben: Neben Bioethanol und<br />
Pfl anzenöl sind Heizöl, Erdgas oder Flüssiggas<br />
weitere Optionen.<br />
Förderprogramme nutzen<br />
Wer sich als Kommune für den Einsatz eines BH-<br />
KWs wie dem Energator ® von GIESE entschei-<br />
det, kann sich neben der effi zienten Energieer-<br />
zeugung auch über Fördermöglichkeiten freuen.<br />
Bei einer Laufzeit von 5.000 Betriebsstunden im<br />
Jahr (Bh/a) etwa zahlt der Staat eine Einmalsub-<br />
vention zwischen 8.875 und 15.125 Euro. Zu-<br />
dem werden für die Dauer von zehn Jahren ab<br />
BAFA-Antrag je Kilowattstunde des kommunal<br />
erzeugten Stromes 5,11 Cent vergütet.<br />
Bild 1: Dezentrale Blockheizkraftwerke<br />
weisen deutlich geringere Umwandlungsverluste<br />
und somit einen höheren Nutzungsgrad auf.<br />
Alle vier Leistungsgrößen des Energator ® gibt es optional auch mit einer zwei-<br />
stufi gen Regelung. Diese Möglichkeit, den Betrieb von 100 auf 60 Prozent zu<br />
drosseln, sorgt für einen sparsamen und bedarfsgerechten Verbrauch<br />
Wann rentieren sich Anlagen zur KWK?<br />
Hohe Anschlussdichte: Niedrige Wärmepreise erreichen KWK-<br />
Anlagen im Vergleich zu anderen Heizsystemen dann, wenn in den<br />
mit Fernwärme versorgten Gebieten möglichst viele Gebäude ange-<br />
schlossen sind.<br />
Anschluss- und Benutzungszwang: Um hohe Anschlussdichten<br />
zu gewährleisten und somit die Wärmeversorgung für alle Abnehmer<br />
ökonomisch zu gestalten, sind kommunale Versorgungskonzepte mit<br />
Anschluss- und Benutzungszwang ein geeignetes Mittel.<br />
Infrastruktur kostengünstig erneuern: Eine sehr gute Mög-<br />
lichkeit für Kommunen, neue Fernwärmeleitungen kostengünstig zu<br />
verlegen, besteht darin, den zurzeit oftmals notwendigen Austausch<br />
veralteter Abwasserleitungen zu nutzen. Dazu müssen die Straßen<br />
ohnehin aufgebrochen werden.<br />
Strom-Konzessionsverträge: Für die lokale Energiepolitik besteht<br />
die Gelegenheit, den konsequenten Ausbau von Nah- und Fernwär-<br />
me zu fordern, wenn Strom-Konzessionsverträge auslaufen.<br />
Quelle: GIESE Energie- und Regeltechnik<br />
Blockheizkraftwerke<br />
haben ein sehr variables<br />
Leistungsspektrum und<br />
lassen sich nach dem<br />
Einbau noch erweitern.<br />
Für kommunale<br />
Einrichtungen bedeutet<br />
das Planungssicherheit.<br />
53<br />
Foto: GIESE Energie- und Regeltechnik
54<br />
Abbildungen: CFC Solutions<br />
Energieerzeugung mit Brennstoffzellen:<br />
Technologie der Zukunft<br />
Globaler Klimawandel, ständig wachsen-<br />
der Energiebedarf und die Verteuerung<br />
fossiler Ressourcen fordern neue Lö-<br />
sungen in der Energieversorgung. Eine<br />
umweltschonende und hocheffiziente<br />
Technik der Strom- und Wärmeerzeu-<br />
gung ist der Einsatz von Brennstoffzel-<br />
len.<br />
Brennstoffzellen basieren auf einer seit Jahrhun-<br />
derten bekannten Reaktion: Führt man Wasser-<br />
und Sauerstoff in einer bestimmten chemischen<br />
(galvanischen) Umgebung zusammen, so wird<br />
Strom erzeugt. Grundsätzlich sind alle Zellen<br />
gleich aufgebaut: Zwischen zwei Elektroden<br />
befindet sich ein Elektrolyt, der den Teilchen-<br />
austausch und somit den Stromfluss ermög-<br />
licht. Die Elektroden sind über einen äußeren<br />
Stromkreis verbunden. Der Unterschied zwi-<br />
schen den Typen von Brennstoffzellen besteht<br />
in den Elektrolyten und in den verwendeten<br />
Brenngasen.<br />
E KRAFT-WÄRME-KOPPLUNG<br />
Hocheffiziente Energieerzeugung auf kleinem Raum: Hochtemperatur-Brennstoffzellen.<br />
Effiziente Stromerzeugung ohne Umwandlungsverluste<br />
Die Hochtemperatur-Brennstoffzellen von CFC Solutions arbeiten nach<br />
dem gleichen Prinzip. Die Anlage besteht im Wesentlichen aus einem<br />
Behälter für den Brennstoffstapel (Stack), einem Steuerungselement so-<br />
wie einem Container zur Gasaufbereitung. Die direkte elektrochemische<br />
Energieumwandlung ist hocheffizient – im Gegensatz zu konventionellen<br />
Kraftwerken erzeugen die Brennstoffzellen mit der gleichen Menge Gas<br />
rund 30 Prozent mehr Strom, da keine Energie für Turbinenschaufeln<br />
oder Kolben verloren geht. Neben der elektrischen Energie (rund 250<br />
kWh) liefert das so genannte HotModule HM 300 rund 180 kWh ther-<br />
mische Energie. Da der auf 650 °C ablaufende Verbrennungsprozess<br />
nur Wasser, aber keine Schadstoffe wie SO 2 und NO 2 freisetzt, ist die<br />
Technologie besonders umweltfreundlich. Dabei erreichen die Brenn-<br />
stoffzellen einen Gesamtnutzungsgrad von beinahe 90 Prozent.<br />
Einsatz von verschiedenen Gasen möglich<br />
Die Brennstoffzellen verwenden Erdgas oder so genannte Sekundärgase,<br />
wie Bio- oder Klärgas, die innerhalb der Zellen in den notwendigen Was-<br />
serstoff umgewandelt werden. Im Vergleich zu herkömmlichen Kraft-<br />
Wärme-Kopplungs-Anlagen benötigen sie also keine gleich bleibende<br />
Autor: Matthias Plugge<br />
Franz Viegener II GmbH & Co. KG • Ennester Weg 9 • 57439 Attendorn • Telefon (0 27 22) 61 16 51 • mplugge@viega.de • www.viega.de
Gasqualität. Das vor Ort produzierte Gas wird<br />
ohne Transportverluste weiter verarbeitet, was<br />
Brennstoffzellen für die dezentrale Energiever-<br />
sorgung prädestiniert.<br />
Bild 2: Die Brennstoffzellenanlage<br />
„HotModule“ nutzt seit Herbst 2007 Klärgas<br />
aus der Kläranlage Moosburg.<br />
Ausbau zur Kleinserie<br />
Im bayerischen Moosburg setzen die Betreiber<br />
seit Dezember 2007 auf diese Hochtempera-<br />
tur-Brennstoffzelle. Bei Arbeitsprozessen im<br />
Klärwerk entsteht Klärgas, das in den Brennstoff-<br />
zellen zu Strom und Wärme gewandelt wird.<br />
Mit der dabei produzierten Abwärme wird der<br />
Klärschlamm getrocknet. Der Strom wird in das<br />
öffentliche Stromnetz eingespeist. So werden<br />
Strom und Wärme ökologisch wie betriebswirt-<br />
schaftlich optimal genutzt. Mittlerweile arbeiten<br />
knapp zwei Dutzend dieser Brennstoffzellen als<br />
Demonstrationsanlagen. Die Anlagen des Typs<br />
HM 300 liefen so erfolgreich, dass der Herstel-<br />
ler nun die zweite Generation, den HM 320,<br />
auf der Hannover Messe vorstellte.<br />
Bild 3: Viele Rohrverbindungen: Dank der „kalten“<br />
Verpressungstechnik können die Installationskosten<br />
gesenkt werden.<br />
Senkung der Installationskosten –<br />
ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Marktreife<br />
Die Betriebs- und Investitionskosten haben naturgemäß einen großen<br />
Einfluss auf dem Weg zur Marktreife eines Produktes. Auch bei der Ent-<br />
wicklung der HotModules war es von entscheidender Bedeutung, diese<br />
Ausgaben zu reduzieren. Das Ziel besteht darin, bei einer langfristigen<br />
Berechnung der Rentabilität mit klassischen Arten der Strom- bezie-<br />
hungsweise Wärmeerzeugung preislich konkurrieren zu können. Für die<br />
Entwickler ist dabei eine der größten Aufgaben, die Laufzeit der Stacks zu<br />
verlängern: Diese haben momentan eine Lebensdauer von circa 30.000<br />
ununterbrochenen Betriebsstunden. Im Unternehmen arbeitet man des-<br />
halb intensiv daran, diese auf 40.000 Stunden auszudehnen.<br />
Angesichts erheblicher Leitungslängen im Container zur Medienversor-<br />
gung lag außerdem eine Herausforderung darin, ein geeignetes Rohrsys-<br />
tem zu finden. Dieses muss zwei Anforderungen erfüllen: Zum einen<br />
sollte der Arbeitsaufwand bei der Erstellung der unzähligen Rohrverbin-<br />
dungen niedrig gehalten werden, zum anderen muss das Material bestän-<br />
dig gegenüber verschieden Medien sein. Für den Betrieb benötigt die<br />
Anlage Druckluft, Stickstoff, Wasserstoff, Kohlenstoff und nicht zuletzt<br />
Bio, Erd- oder Klärgas. Gefragt ist daher ein Werkstoff, der alle Medien<br />
transportieren und auch höhere Drücke aushalten kann.<br />
Die Entwickler entschieden sich schließlich für die Rohrleitungssysteme<br />
Profipress G und Sanpress Inox G von Viega. Sie sind für alle gängigen<br />
Gasarten geeignet und damit unter wechselnden Aufbaubedingungen<br />
problemlos zu verarbeiten. Auch beim Aufbau lassen sich mit dem Rohr-<br />
system Kosten sparen: Dank der „kalten“ Verpressungstechnik fiel die<br />
Installationszeit wesentlich kürzer aus. Die Rohrsysteme garantieren die<br />
kontinuierliche Betriebssicherheit und steigern das Qualitätsniveau der<br />
Anlagen. Sie tragen dazu bei, die Ausgaben für Hochtemperatur-Brenn-<br />
stoffzellen zu senken – und so der Marktdurchdringung einen Schritt nä-<br />
her zu kommen.<br />
Bild: Kläranlagen GmbH Moosburg<br />
55
5<br />
818<br />
Tonnen<br />
weniger<br />
CO 2<br />
Wärmeverbund – zukunftsorientiertes<br />
Energiekonzept im kommunalen Bereich<br />
Der Einsatz regenerativer Energien für<br />
die Wärmeversorgung von Gebäuden<br />
gewinnt zunehmend an Bedeutung. Auf<br />
der einen Seite erleichtert er Inves-<br />
toren die Einhaltung der gesetzlichen<br />
Anforderungen (EnEV, EEWärmeG)<br />
und bietet ein erhebliches Potenzial zur<br />
CO 2 -Minderung. Auf der anderen Seite<br />
werden die Verbraucher weitestgehend<br />
unabhängig von fossilen Brennstoffen.<br />
Voraussetzung für solche wirtschaftlich<br />
interessanten Lösungen mit regenera-<br />
tiven Energien sind Wärmeverbunde.<br />
E KRAFT-WÄRME-KOPPLUNG<br />
Anschluss nicht verpassen<br />
Nah-und Fernwärme als interessante<br />
Lösungen im kommunalen Bereich.<br />
Über Wärmeverbunde werden Gebäude, die bisher getrennt in jeweils<br />
eigenen Heizzentralen mit fossilen Energieträgern beheizt werden,<br />
durch erdverlegte Rohrleitungen an eine Energiezentrale mit regenera-<br />
tiver Energiequelle angeschlossen. Dies kann ein Verbund von wenigen<br />
Gebäuden sein, ein neu zu erschließendes Baugebiet oder die Fernwär-<br />
meversorgung für eine gesamte Ortschaft.<br />
Analyse und Machbarkeitsstudie<br />
Zu Projektbeginn wird die konkrete Situation mithilfe einer Machbarkeits-<br />
studie untersucht. Besonderen Stellenwert erhalten dabei die Aufnahme<br />
der Wärmeabnahmestruktur und die Standortsuche für die Energiezen-<br />
trale. Bereits zu diesem Zeitpunkt wird ermittelt, wie hoch die Energie-<br />
dichte im angedachten Versorgungsgebiet ist und ob sich mit dem Aufbau<br />
eines Wärmeverbundes die gewünschte Wirtschaftlichkeit erzielen lässt.<br />
Für die Ermittlung des Wärmepotenzials werden dabei konkrete Ver-<br />
brauchszahlen ausgewertet. Liegen diese nicht vor, kann das Potenzial<br />
alternativ über eine Typisierung der Gebäude und anhand von entspre-<br />
chenden Erfahrungswerten bestimmt werden. Aus der Summe der Ein-<br />
zelverbraucher ermittelt sich dann die Leistung, die von der Energiezen-<br />
trale bereitgestellt werden muss. Dabei werden sowohl Lastganglinien<br />
und Gleichzeitigkeiten von Einzelverbrauchern berücksichtigt, als auch<br />
die Jahresdauerlinie für die Energieversorgung ermittelt.<br />
Mehr Platz im Keller<br />
Die Haustechnik für die Nutzung von Fernwärme<br />
nimmt vergleichsweise wenig Platz in Anspruch.<br />
Autor: Thomas Bauer<br />
Josef & Thomas Bauer Ingenieurbüro GmbH • Max-Planck-Straße 5 • 85716 Unterschleißheim • Telefon (0 89) 3 21 70-0 • E-Mail: thomas.bauer@ib-bauer.de<br />
www.ib-bauer.de
Umweltfreundlicher Wärmeverbund<br />
Wird die Wärme in der Heizzentrale aus regenerativen<br />
Brennstoffen gewonnen, lässt sich durch den Einsatz von<br />
Fernwärme der CO 2 -Ausstoß erheblich reduzieren.<br />
Auf Basis dieser detaillierten Auswertung kann<br />
die zentrale Wärmeversorgung konzipiert wer-<br />
den. Entscheidender Faktor für die Bestimmung<br />
von Anlagentechnik, Energiequelle und Ener-<br />
giezentrale ist dabei die so genannte Grundlast,<br />
die von den Wärmeabnehmern die meiste Zeit<br />
des Jahres benötigt wird.<br />
Businessplan und Realisierung<br />
Nach positivem Beschluss des Bauherrn auf<br />
Basis der Machbarkeitsstudie wird zunächst im<br />
Rahmen der Projektentwicklung die Gesamt-<br />
struktur des Projektes aufbereitet und festge-<br />
legt. Diese umfasst insbesondere den Umfang<br />
des Wärmeverbundes, den Standort und die<br />
technische Konzeption für die Energiezentrale.<br />
Darüber hinaus können auch das Logistikkon-<br />
zept für den Brennstoff, das Finanzierungs- und<br />
Betreibermodell sowie die Akquise der Wärme-<br />
kunden enthalten sein. Die Ergebnisse fl ießen<br />
in eine detaillierte und fundierte Wirtschaftlich-<br />
keitsberechnung ein – es wird ein Businessplan<br />
entwickelt. Die nachfolgende Planung des Fern-<br />
wärmenetzes, der Energiezentrale und der<br />
Gebäudeanschlüsse der Wärmekunden führen<br />
das Projekt zur Realisierung.<br />
CO 2<br />
Regenerative<br />
Brennstoffe<br />
Asche<br />
Energiezentrale<br />
Professionelle Planung als Erfolgsbasis<br />
Basis jedes erfolgreichen Wärmeversorgungskonzeptes im kommunalen Wär-<br />
meverbund ist der Einsatz zukunftsweisender Technologien und regenerativer<br />
Energiequellen – maßgeschneidert auf das individuelle örtliche Wärmepotenzial.<br />
Wärmeerzeuger<br />
Regenerative Nahwärme reduziert CO 2 -Emissionen<br />
1.500<br />
1.000<br />
500<br />
0<br />
0<br />
Einsparpotenziale<br />
Anlagenerrichtung<br />
• Kessel und Brenner<br />
• Regelung<br />
• Kamin<br />
• Raumkosten<br />
(Heizraum)<br />
• Gasanschluss oder<br />
Öltank,<br />
einschließlich<br />
Verrohrung<br />
340<br />
1.240<br />
919<br />
Fernwärme Vorlauf<br />
80 bis 110 °C<br />
Fernwärme Rücklauf
5<br />
Beispiel Drehkolbengebläse:<br />
Mehr <strong>Energieeffizienz</strong> mit<br />
innovativen Produkten<br />
und ganzheitlicher Systemoptimierung<br />
Druckluft ist in der Industrie und in kom-<br />
munalen Einrichtungen wie Kläranlagen<br />
oder Wasserwerken unverzichtbarer En-<br />
ergieträger und Arbeitsmittel. Ihre Er-<br />
zeugung gerät aber aufgrund der Preis-<br />
entwicklung am Strommarkt zuneh-<br />
mend unter Kostendruck. Das gilt für die<br />
Drucklufterzeugung mit Kompressoren<br />
wie für die mit Drehkolbengebläsen.<br />
Doch es gibt Möglichkeiten, ein großes<br />
Einsparpotenzial zu erschließen: ener-<br />
gieeffiziente Komponenten, ganzheit-<br />
liche Planung und Systemoptimierung.<br />
Kosten Anteil<br />
Energiebedarf 178.879 € 83%<br />
Anschaffung 11.200 € 5%<br />
Energie-<br />
Einsparpotenzial<br />
21.196 € 10%<br />
Wartung 4.600 € 2%<br />
Gesamt 215.875 € 100%<br />
Abbildung 1 Kostenstruktur und Energie-<br />
Einsparpotenzial eines modernen Drehkolbengebläses.<br />
F EFFIZIENTE DRUCKLUFTNUTZUNG<br />
Energieoptimierung – Kläranlagen auf dem Prüfstand<br />
Klimaschutz und Energiesicherung gehören zu den globalen Herausfor-<br />
derungen des 21. Jahrhunderts. Es müssen energiesparende Verfahren<br />
entwickelt, regenerative Energiequellen erschlossen und schädliche CO 2 -<br />
Emissionen reduziert werden. Potenziale zum Energiesparen finden sich<br />
dabei auch in kommunalen Kläranlagen. In den nächsten Jahren werden<br />
sich daher betriebliche, planerische und bauliche Aktivitäten im Bereich<br />
der Abwasserreinigung auf Energieoptimierung konzentrieren.<br />
Das Ministerium für Umwelt, Forsten und Verbraucherschutz in Rhein-<br />
land-Pfalz hat das Projekt „Steigerung der <strong>Energieeffizienz</strong> von Abwas-<br />
seranlagen“ initiiert. Unter Mitwirkung der TU Kaiserslautern und der<br />
Wupperverbandsgesellschaft wurden in ausgewählten Kläranlagen<br />
Energieanalysen vorgenommen. Das Ergebnis zeigte, dass es neben<br />
interessanten Möglichkeiten zur Energieerzeugung vor allem Energie-<br />
einsparpotenziale von mindestens 30 Prozent gibt – besonders bei der<br />
Drucklufterzeugung und bei Gebläsestationen.<br />
Systemkosten entscheiden bei der Drucklufterzeugung<br />
Wer Druckluft wirtschaftlich erzeugen und damit – angesichts steigender<br />
Energiepreise – die Effizienz seiner Anlage steigern will, sollte sich an den<br />
Gesamtsystemkosten (engl.: Life Cycle Costs – LCC) orientieren. Das gilt<br />
für den Druckbereich bis 1.000 mbar (ü), in dem vorwiegend Drehkol-<br />
bengebläse eingesetzt werden, ebenso wie für den von Kompressoren<br />
abgedeckten Bereich. Auch bei Gebläsen beanspruchen die Aufwen-<br />
dungen für Energie den Löwenanteil der Gesamtsystemkosten: Schon<br />
nach einem Jahr übertreffen die Energiekosten die Investitionskosten bei<br />
weitem. Hinzu kommen Aufwendungen für Wartung und Instandhaltung<br />
zum unverzichtbaren Absichern der Druckluftverfügbarkeit. Oft wird<br />
auch der Aufwand für Installation und Inbetriebnahme unterschätzt – hier<br />
kann es je nach Anbieter gravierende Unterschiede geben.<br />
Autor: Michael Bahr<br />
KAESER KOMPRESSOREN GmbH • Carl-Kaeser-Straße 26 • 96450 Coburg • Telefon (0 95 61) 6 40-0 • E-Mail: info@kaeser.com • www.kaeser.com
Welche Kosten auf den Betreiber zukommen<br />
können, verdeutlicht das Kostenbeispiel anhand<br />
eines Drehkolbengebläses der Mittelklasse mit<br />
45 kW Antriebsleistung und 40.000 Betriebsstunden<br />
(Abbildung 1).<br />
Optimierte Systembausteine<br />
als Basis für <strong>Energieeffizienz</strong><br />
Eine notwendige, wenn auch keineswegs hinreichende<br />
Voraussetzung für energieeffiziente<br />
Versorgung mit Gebläseluft sind optimierte<br />
Systembausteine. Dazu zählen vor allem leistungsfähige<br />
Gebläse und Steuerkonzepte.<br />
a) Effiziente Drehkolbengebläse<br />
Innovative Entwicklungen führender Hersteller<br />
haben vor einigen Jahren den Anstoß für<br />
den heute vorherrschenden Trend zum Kompaktgebläse<br />
gegeben. Mittlerweile sind Drehkolbengebläse<br />
aller gängigen Leistungsgrößen<br />
im Druckbereich bis 1.000 mbar (ü) und im<br />
Vakuumbereich bis 500 mbar (abs) als Kompaktversionen<br />
erhältlich. Die neueste Entwicklung,<br />
ein Gebläse mit integrierter Steuerung<br />
und Frequenzumrichter bzw. Stern-/Dreieck-<br />
Anlasser, kommt besonders Anlagenbauern<br />
entgegen, denn damit reduzieren sich die Aufwendungen<br />
für Planung, Bau, Inbetriebnahme,<br />
Dokumentationen und Zertifizierung erheblich<br />
(Abbildung 2).<br />
Abbildung 2 Ein Compact-Gebläse der neuesten Bauart –<br />
DB 166/236C-OFC mit Omega Control von KAESER.<br />
Dem Gedanken höchstmöglicher Effizienz entspricht auch das „Innenleben“ der<br />
Gebläse: Dreiflügelige Drehkolben mit dem energieeffizienten Omega-Profil in<br />
einem genau darauf abgestimmten Blockgehäuse (Abbildung 3) bieten hohe<br />
Förderleistungen bei niedrigem Energieverbrauch. Die geradverzahnten Block-<br />
Synchronräder mit minimiertem Zahnflankenspiel bewirken aufgrund verringerter<br />
Spaltmaße eine hohe spezifische Liefermenge. Überdies können bei Geradver-<br />
zahnung langlebige Zylinder-Rollenlager eingesetzt werden. Das bedeutet vielfach<br />
längere Lagerstandzeiten und somit höhere Verfügbarkeit bei niedrigeren Instand-<br />
haltungskosten. Weitere Energieersparnis von bis zu fünf Prozent ergibt sich durch<br />
den Einsatz von „EU-eff1“- beziehungsweise Premium-Effizienz-Motoren.<br />
Für optimierte Kraftübertragung vom Motor auf den Gebläseblock sorgt ein<br />
Riemenantrieb mit automatischer Nachspannung. Nicht zuletzt wird dadurch<br />
eine deutlich verlängerte Lebensdauer der Motor- und Gebläselager erreicht.<br />
Möglichst hohe thermische Belastbarkeit der Blöcke erlaubt hohe Ansaugtempe-<br />
raturen und bei drehzahlgeregelten Anlagen einen sehr breiten Regelbereich so-<br />
wie weitere Energieeinsparung dank der Möglichkeit, die Gebläse auf sehr kleine<br />
Fördermengen abzuregeln.<br />
Auch hinsichtlich Schallemissionen und Pulsationen des Förderluftstroms arbeiten<br />
Gebläse heute dank modernster Technik vorbildlich. Mit Breitband-Absorptions-<br />
schalldämpfern auf Ansaug- und Druckseite lassen sich die Anlagengeräusche<br />
dämpfen und ungewollte Rohrleitungspulsationen vermeiden. Die Schalldämpfer<br />
müssen dazu allerdings über das gesamte Frequenzspektrum, d. h. für alle Dreh-<br />
zahlen und Betriebspunkte, voll wirksam sein. Darauf abgestimmte Schalldämm-<br />
hauben ermöglichen extrem niedrige Schallabstrahlung, so dass Gebläse sogar als<br />
superschallgedämmte Anlagen zu haben sind. >><br />
Abbildung 3 Gebläseblock mit dreiflügeligen Drehkolben.<br />
5
0<br />
Zu <strong>Energieeffizienz</strong> und niedrigem Wartungs-<br />
bedarf von Gebläsen trägt auch ein effektives<br />
Kühlsystem erheblich bei. Förderluft und Mo-<br />
torkühlluft sollten separat von außerhalb des<br />
Anlagengehäuses angesaugt werden. So wird<br />
die Förderluft nicht „vorgeheizt“, und der nutz-<br />
bare Luftmassenstrom ist bei gleichbleibender<br />
Antriebsleistung größer. Die Motorkühlung mit<br />
ebenfalls von außen angesaugter, nicht vorer-<br />
wärmter Kühlluft ermöglicht verlängerte Nach-<br />
schmierintervalle der Motorlager und senkt<br />
somit die Wartungskosten. Unabhängig von<br />
der Gebläsedrehzahl gewährleistet nur eine<br />
Zwangsbelüftung des Anlagengehäuses stets<br />
eine gute Kühlung des Gebläse- und des Mo-<br />
torblocks. Bei drehzahlvariablem Betrieb kann<br />
so der mögliche Frequenzbereich maximal<br />
genutzt und entsprechend Energie eingespart<br />
werden.<br />
Kompakt-Gebläse lassen sich direkt nebeneinander<br />
aufstellen. Das spart zusätzlich Platz ein.<br />
b) Energiesparende Steuerungen<br />
Interne Steuerungen wie Volllast-, Leerlauf-, Aus-<br />
setzsteuerung (Dualregelung) und Frequenzum-<br />
richtung, die auch in Kompressoren zum Einsatz<br />
kommen, erlauben es heute, Gebläse auch im<br />
Teillastbereich energiesparend zu betreiben.<br />
Sogar die Belüftung von Belebungsbecken in<br />
Kläranlagen lässt sich mittels Konstant- oder<br />
Gleitdruckregelung inzwischen wesentlich en-<br />
ergieeffizienter gestalten. Dies geschieht im<br />
Verbundbetrieb mehrerer Gebläsen unter der<br />
Leitung eines übergeordneten Managementsys-<br />
tems. Dessen Kernstück ist eine hocheffiziente<br />
Druckbandsteuerung. Sie erfasst über äußerst<br />
sensible Sensoren die jeweiligen Druckwerte<br />
sehr genau und regelt eine Station aus meh-<br />
reren Gebläsen in den engen Grenzen eines<br />
schmalen Druckbands höchst energiesparend.<br />
Der Betrieb der einzelnen Gebläse wird mit<br />
Volllast-, Leerlauf-, Aussetzsteuerung oder<br />
F EFFIZIENTE DRUCKLUFTNUTZUNG<br />
Abbildung 4 Übergeordnete Druckluft-Managementsysteme auf Industrie-<br />
PC-Basis sorgen für energieeffizientes Zusammenspiel aller installierten Gebläse<br />
sowie für höchstmögliche Betriebs- und Kostentransparenz.<br />
Drehzahlregelung genau auf das spezifische Maschinenensemble abge-<br />
stimmt. Dieses Druckluft-Managementsystem (Abbildung 4) basiert auf<br />
einem updatefähigen Industrie-PC mit hoher Rechenleistung und großem<br />
Arbeitsspeicher; es lässt sich leicht in vorhandene betriebliche Computer-<br />
netzwerke einbinden. Lediglich das Bereitstellen eines proportionalen 4 bis<br />
20 mA Solldrucksignals ist erforderlich. Der integrierte Webserver macht<br />
sämtliche Betriebsdaten über die Netzwerkanbindung auf jedem internet-<br />
fähigen PC mit entsprechender Berechtigung sofort sichtbar. Und nicht nur<br />
Autor: Michael Bahr<br />
KAESER KOMPRESSOREN GmbH • Carl-Kaeser-Straße 26 • 96450 Coburg • Telefon (0 95 61) 6 40-0 • E-Mail: info@kaeser.com • www.kaeser.com
das: Ein Langzeit-Analysetool erlaubt es außer-<br />
dem, Netzdruck, Last- und Leerlaufverhalten,<br />
Energieverbrauch und Auslastung der Gebläse<br />
bis zu einem Jahr zurückzuverfolgen und aus-<br />
zuwerten. So ist ein regelrechtes Controlling<br />
der gesamten Belüfter- bzw. Gebläsestation<br />
möglich.<br />
Darüber hinaus wird die Gebläsestation mit<br />
Hilfe dieser Technologie teleservicefähig: Über<br />
Modemschnittstellen können alle relevanten<br />
Daten via SMS oder Internet unverzüglich zum<br />
Service-Center der Leitwarte gelangen. Das<br />
ermöglicht vorbeugende Wartung per Fern-<br />
diagnose, was die Verfügbarkeit der einzelnen<br />
Komponenten und der gesamten Station noch-<br />
mals erheblich steigern kann. Zugleich ist damit<br />
eine wichtige Grundlage für die Versorgung<br />
über ein so genanntes Betreibermodell (Druck-<br />
luft-Contracting) gegeben.<br />
Druckluft in Kläranlagen –<br />
den genauen Bedarf ermitteln<br />
Effiziente Versorgung mit Gebläseluft setzt aber<br />
nicht nur optimierte Systemelemente voraus.<br />
Vor Beginn der eigentlichen Planung muss die<br />
Bedarfssituation der jeweiligen Anlage eingehend<br />
untersucht werden (Abbildung 5). Dazu dient<br />
eine computergestützte Druckluftbedarfsanaly-<br />
se; sie ermittelt Betriebsdaten wie Verbrauchs-<br />
und Druckwerte detailliert und zeichnet sie auf.<br />
Damit lässt sich die Verbrauchsstruktur einer<br />
Kläranlage über die Zeit genau analysieren.<br />
Natürlich muss die Bedarfsanalyse auch Be-<br />
triebssicherheit und -struktur, Räumlichkeiten,<br />
Umweltschutzauflagen, Klima- und besondere<br />
Einsatzbedingungen soweit wie möglich berück-<br />
sichtigen. All diese Informationen sowie eine ge-<br />
naue Untersuchung des Betriebsregimes haben<br />
schon in vielen Fällen zu drastischen Energie-<br />
einsparungen durch den Einsatz entsprechend<br />
optimierter Gebläsesysteme geführt.<br />
Abbildung 5 Vom Druckluft-Managementsystem<br />
erfasster und visualisierter Druckluftverbrauch<br />
(Druckluft-Liefermenge) während einer Woche.<br />
PC-gestützte Planung für optimierte Druckluftsysteme<br />
Mit Hilfe moderner Computersysteme ist es heute nicht nur möglich, vorhan-<br />
dene Anlagen detailliert zu analysieren, sondern auch neue Anlagen effizient zu<br />
planen. Speziell zu diesem Zweck entwickelte Planungs- und Optimierungssoft-<br />
ware erlaubt es außerdem, verschiedene Systemvarianten miteinander zu ver-<br />
gleichen. Die Planung darf sich aber nicht darauf beschränken, rechnerisch Werte<br />
zu ermitteln. Sie muss vielmehr auch beurteilen können, wie gut ein Druckluft-<br />
leitungsnetz aufgebaut ist, wie die Kühlung der Gebläse, wie Be- und Entlüftung<br />
der Station auszusehen haben und welche Funktionsaufteilung der Gebläse im<br />
gegebenen Fall vorzuziehen ist. Mit Hilfe der beschriebenen Analyse, Planung,<br />
Steuerungs- und Überwachungstechnik lässt sich ein Gebläseluftsystem verwirk-<br />
lichen, das alle Kriterien höchstmöglicher Sicherheit und Effizienz erfüllt.<br />
<strong>Energieeffizienz</strong>steigerung über Wärmerückgewinnung<br />
Ist <strong>Energieeffizienz</strong>steigerung mit Wärmerückgewinnung geplant, ist ein den Ge-<br />
bläsen nachgeschalteter Luft/Wasser- oder Luft/Luft-Wärmetauscher zu installie-<br />
ren. Die so gewonnene Energie lässt sich beispielsweise direkt zum Schlamm-<br />
trocknen oder zum Erzeugen von Warmwasser beziehungsweise zum Speisen<br />
einer Wärmepumpe verwenden.<br />
Fazit<br />
Moderne Druckluft-, Analyse- und Planungstechnik ermöglichen heute auch im<br />
Gebläsebereich, die Druckluftversorgung sehr energieeffizient und betriebssi-<br />
cher zu gestalten. Dieses Ziel lässt sich aber nur mit entsprechenden Produkten,<br />
genauer Kenntnis des Anwenderbedarfs, ganzheitlicher Systembetrachtung und<br />
-optimierung erreichen. Darüber hinaus können Betreibermodelle die Kosten-<br />
transparenz und Effizienz eines Druckluftsystems nachhaltig sichern.<br />
1
Abbildungen: Kaeser Kompressoren GmbH<br />
Effektive Druckluftnutzung –<br />
Einsparpotenziale durch Wärmerückgewinnung<br />
Bei vielen industriellen Prozessen ent-<br />
steht Wärme. Sie kann genutzt werden,<br />
um Energie zu sparen.<br />
Druckluft gehört zu den Standardanwendungen<br />
in der Industrie – kaum ein Unternehmen<br />
kommt heute ohne die Energie aus kompri-<br />
mierter Luft aus. Trotzdem wissen viele Unter-<br />
nehmen noch nicht, dass die entstehende Ab-<br />
wärme auch genutzt werden kann – angesichts<br />
der kontinuierlichen Verteuerung von Energie<br />
ist ein sparsamer Umgang mit Energieressour-<br />
cen nicht nur eine ökologische, sondern zuneh-<br />
mend auch eine wirtschaftliche Notwendigkeit.<br />
F EFFIZIENTE DRUCKLUFTNUTZUNG<br />
Wärme aus Kompressoren ist fast vollständig nutzbar<br />
Bei der Komprimierung von Luft werden 100 Prozent der zugeführten<br />
Energie in Wärme umgewandelt. Bis zu 94 Prozent dieser für den Kom-<br />
pressor eingesetzten Energie sind wärmetechnisch nutzbar (Bild 2).<br />
Lediglich zwei Prozent gehen durch Abstrahlung verloren, vier Prozent<br />
verbleiben in der Druckluft. Die Nutzung dieser Wärmequelle spart nicht<br />
nur Kosten, sondern schont auch die Umwelt. Denn jeder Liter Heizöl,<br />
der eingespart wird, bedeutet 2,727 Kilogramm weniger CO 2 -Emissi-<br />
onen. Die Wärmepotenziale von Kompressoren sind beträchtlich: Allein<br />
ein 18,5 kW-Kompressor erzeugt genug Energie, um mühelos ein Einfa-<br />
milienhaus zu beheizen.<br />
Anwender, die an einer wirtschaftlicheren Druckluftnutzung interessiert<br />
sind, können sich für verschiedene Alternativen entscheiden: Zum einen<br />
ist es möglich, die vom Kompressor erwärmte Kühlluft direkt zum Hei-<br />
zen zu nutzen (Warmluftheizung). Zum anderen kann durch den Einbau<br />
eines Wärmetauschers warmes Wasser erzeugt werden (Warmwasser-<br />
heizung).<br />
Autoren: Dipl.-Ing. Andreas Czuja • Dieter Engel<br />
KAESER KOMPRESSOREN GmbH • Am Pestalozziring 8a • 91058 Erlangen • Telefon (0 9131) 61 73-0 • E-Mail: andreas.czuja@kaeser.com • www.kaeser.de
Bild 1: Wärmerückgewinnungssystem zur<br />
Warmlufterzeugung mit Abluftkanal und eingebauter<br />
Schwenkklappe.<br />
Warmluft ist vielseitig einsetzbar<br />
Die einfachste Möglichkeit zur Wärmerückge-<br />
winnung ist die direkte Nutzung der vom Kom-<br />
pressor erwärmten Kühlluft (Bild 1). Dabei<br />
wird die Abwärme über ein Luftkanalsystem in<br />
die zu beheizenden Räume geleitet. So lassen<br />
sich beispielsweise dem Kompressorraum be-<br />
nachbarte Lagerräume oder Werkstätten mit<br />
Kompressorabwärme beheizen.<br />
Darüber hinaus kann man die Warmluft bei-<br />
spielsweise auch einsetzen, um Brennerluft<br />
vorzuwärmen oder Trocknungsprozesse zu<br />
unterstützen. Wird die Wärme nicht benötigt,<br />
kann der Abluftstrom mit einer Schwenkklap-<br />
pe oder Jalousie ins Freie geleitet werden. Eine<br />
thermostatgeregelte Jalousiesteuerung erlaubt<br />
es, die Warmluft so genau zu dosieren, dass<br />
die Temperatur konstant bleibt. So sind bis zu<br />
94 Prozent der elektrischen Leistungsaufnahme<br />
eines Schraubenkompressors nutzbar.<br />
Mit dem Einbau eines Wärmetauschers in den<br />
Fluidkreislauf kann Warmwasser zum Duschen<br />
und Waschen, aber auch für Produktions- und<br />
Reinigungsprozesse mit Wassertemperaturen<br />
von bis zu 70 °C erzeugt werden (Bild 3). Je<br />
nachdem, wozu das Warmwasser verwendet<br />
werden soll, kommen Plattenwärmetauscher<br />
oder Sicherheitswärmetauscher zum Einsatz.<br />
Die zusätzlichen Aufwendungen für diese Wär-<br />
merückgewinnungsvariante amortisieren sich<br />
bei Kompressoranlagen ab 18,5 kW erfah-<br />
rungsgemäß innerhalb von zwei Jahren.<br />
Bild 3: Wärmerückgewinnungsanlage zur Warmwassererzeugung –<br />
der Plattenwärmetauscher erzeugt Warmwasser bis zu +70 °C.<br />
Wärmerückgewinnung lohnt sich<br />
Die vorgestellten Möglichkeiten zeigen: Wärmerückgewinnung ist eine durch-<br />
aus bedenkenswerte Möglichkeit, mit verhältnismäßig niedrigem Aufwand die<br />
Wirtschaftlichkeit einer Druckluftanlage zu erhöhen und zugleich die Umwelt zu<br />
schonen. Die Höhe der Investitionen richtet sich dabei nach den örtlichen Gege-<br />
benheiten des Anwenderbetriebes, nach dem Einsatzzweck und dem gewählten<br />
Wärmerückgewinnungsverfahren.<br />
Bild 2: Wärmeflussdiagramm<br />
3
4<br />
Mehr Wirtschaftlichkeit<br />
für die Infrastruktur von morgen<br />
Der Schwerlastverkehr auf Deutsch-<br />
lands Straßen nimmt zu. Die Folge: hohe<br />
Belastungen, zum Beispiel für Schächte<br />
und Schachtabdeckungen. Innovative<br />
Schachtabdeckungen verhindern Bau-<br />
stellen, Staus und Kosten.<br />
Eine aktuelle Studie des Bundesministeriums für<br />
Verkehr, Bau und Stadtentwicklung prognosti-<br />
ziert, dass sich bis zum Jahr 2050 die Güterver-<br />
kehrsleistung in Deutschland verdoppelt. Dabei<br />
werden Straßen auch langfristig die Hauptlast<br />
G KOMMUNALE ENTWÄSSERUNGSLÖSUNGEN<br />
des Güterverkehrs tragen. Fahrtdistanzen nehmen weiter zu, und vor<br />
allem der grenzüberschreitende Verkehr wird in Zukunft überproportio-<br />
nal ansteigen. Auch im Personenverkehr wird das Auto trotz des demo-<br />
grafischen Wandels langfristig das wichtigste Fortbewegungsmittel blei-<br />
ben. Die ständig steigende Verkehrsbelastung bleibt für die Straßen nicht<br />
ohne Folgen. Beispielsweise führt sie zu hohem Verschleiß an Schächten<br />
und Schachtabdeckungen. Aus diesem Grund hat der Tiefbau-Spezialist<br />
ACO eine neue Schachtabdeckung D 400 entwickelt. Sie wird derzeit<br />
unter dem Namen „Multitop System Bituplan“ eingeführt.<br />
Baustellen und Staus verhindern, Kosten sparen<br />
Ein zentrales Problem von herkömmlichen Abdeckungen ist der Ver-<br />
schleiß im Rahmen. Besonders ältere Bausubstanz ist davon betroffen.<br />
Die Folgen: Schachtköpfe werden zerstört, Deckel klappern trotz dämp-<br />
fender Einlage und Rahmen müssen in regelmäßigen Abständen ausge-<br />
tauscht werden. Das zieht nicht nur hohe Sanierungskosten nach sich,<br />
sondern behindert auch den Verkehrsfluss.<br />
Autor: Bernd Bathke<br />
ACO Tiefbau Vertrieb GmbH • Am Ahlmannkai • 24782 Büdelsdorf • Telefon (0 43 31) 3 54-5 15 • E-Mail: bbathke@aco-online.de • www.aco-online.de<br />
Abbildungen: ACO Tiefbau
Bild 1: Links ein Schnitt durch einen neuen Rahmen<br />
nach DIN 19584, rechts ein Schnitt durch einen<br />
Rahmen gleichen Typs nach einer Einsatzdauer von<br />
einigen Jahren.<br />
Bild 2: Bei Multitop liegt die dämpfende<br />
Einlage im Rahmen und nicht im Deckel.<br />
Bild 3: Bei Multitop wird bewusst auf die<br />
„Schwachstelle“ Mörtelfuge verzichtet.<br />
Verschleiß<br />
Bei marktüblichen Abdeckungen nach DIN 19584 mit dämpfender Einlage im De-<br />
ckel tritt im Rahmen unter Verkehrsbelastungen starker Verschleiß auf. Durch Mul-<br />
titop lässt sich der Verschleiß zwar nicht vermeiden, aber besser steuern (Bild 1).<br />
Dies ist möglich, weil die dämpfende Einlage nicht, wie bisher üblich, im Deckel,<br />
sondern im Rahmen liegt (Bild 2). So verschleißt die Auflagefläche des Deckels,<br />
nicht aber der Rahmen. Der Vorteil: Deckel lassen sich schneller austauschen. So<br />
können Baustellen, Staus und unnötige Kosten verhindert werden.<br />
Entwickler verzichten auf Mörtelfuge<br />
Ein weiterer kritischer Punkt ist die Mörtelfuge, die Schachtabdeckung und Schacht<br />
miteinander verbindet. Heute ist es üblich, Schachtabdeckungen leicht vertieft ein-<br />
zubauen. So werden zwar Schäden an der Abdeckung vermieden, allerdings ent-<br />
stehen hohe Schlagbelastungen auf Schachtabdeckung, Mörtelfuge und Schacht-<br />
hals. Dadurch werden Mörtelfuge und Schachthals zerstört (Bild 3). Bei Multitop<br />
verzichteten die Entwickler auf eine Mörtelfuge. Außerdem hat die Abdeckung ei-<br />
nen auskragenden Rand, der eine materialschonende Kräfteverteilung ermöglicht.<br />
Die Verkehrslasten werden so nicht mehr direkt in den Schachtkörper, sondern in<br />
die angrenzende Fahrbahn eingeleitet. Da das System oberflächenbündig einge-<br />
baut wird, kommt es darüber hinaus nicht zu Schlagbelastungen beim Überrollen.<br />
Das reduziert die Geräuschemissionen.<br />
Bild 4: Multitop leitet die Verkehrslasten in die angrenzende Fahrbahn.<br />
Bis zu 85 Prozent Entlastung der Schächte<br />
Das Institut für Unterirdische Infrastruktur (IKT) sicherte die Entwicklung durch<br />
umfangreiche 1:1-Versuche ab. Gegenstand der Untersuchungen war die Last-<br />
abtragung auf den Schacht bei Verkehrslast. Verglichen wurde Multitop dabei mit<br />
Schachtabdeckungen DIN 19584 A1-D400. Das Ergebnis: Durch den Einbau<br />
der Abdeckung reduziert sich die Belastung der Schächte um bis zu 85 Prozent.<br />
So ist eine längere Gebrauchsdauer von Abdeckung und Schacht möglich. Das<br />
spart Unterhaltskosten für die Straße.<br />
5
Abwasserpumpstationen – auf die richtige<br />
Planung und Einstellung kommt es an<br />
Die aktuelle Diskussion zur Reduzierung<br />
von CO 2 -Emissionen spielt auch in der<br />
Technik zur Abwasserbeseitigung eine<br />
Rolle. Abwasserpumpstationen, die zur<br />
Förderung von Schmutzwasser einge-<br />
setzt werden, müssen bereits während<br />
der Planung optimal auf die zukünftigen<br />
Randbedingungen wie etwa die Topo-<br />
graphie des Geländes, den Abwasserzu-<br />
fluss oder die Abwasserzusammenset-<br />
zung ausgelegt werden.<br />
Dadurch lassen sich die Energiekosten während<br />
des Lebenszyklus einer Anlage minimieren.<br />
Für Pumpstationen existieren intelligente Lö-<br />
sungen. Kommunale Abwässer fallen an vielen<br />
Orten an – in privaten Haushalten, öffentlichen<br />
Einrichtungen, Gewerbebetrieben und je nach<br />
Abwasserkonzept (Trennsystem/Mischsystem)<br />
auch aus Niederschlags- und Drainagewasser.<br />
Lässt die Topographie des Geländes keinen Ab-<br />
transport des Abwassers über Freigefällekanäle<br />
zu, werden Pumpstationen (Bild 1) eingesetzt.<br />
Sie sammeln das Abwasser in Schächten, pum-<br />
pen es auf ein höheres Niveau oder fördern es<br />
mehrere Kilometer in das nächste Klärwerk be-<br />
ziehungsweise die nächste Freispiegelleitung.<br />
Auf die Pumpe kommt es an<br />
Mit den Beimengungen und Feststoffen, die<br />
sich im Abwasser befinden, ändern sich auch<br />
die Anforderungen an den richtigen Pumpen-<br />
typ. Damit der Betrieb ohne Störungen und<br />
Verstopfungen verläuft, werden in der Regel<br />
Kreiselpumpen mit großen freien Durchgängen eingesetzt. Pumpen<br />
mit Freistromrädern laufen nahezu verstopfungsfrei, da Feststoffe oder<br />
langfasrige Stoffe berührungslos am Laufrad vorbeigefördert werden.<br />
Kanalradpumpen weisen dafür höhere Wirkungsgrade auf und erzielen<br />
in der Regel größere Förderhöhen. Aus diesem Grund sollten Kanalrad-<br />
pumpen immer dann eingesetzt werden, wenn eine hohe Pumpleistung<br />
erforderlich ist.<br />
Bei abrasiven Stoffen (z. B. Sand) im Fördermedium ist es darüber hinaus<br />
ohne weiteres möglich, das Kanalrad mit einer Beschichtung zu verse-<br />
hen, die dem Abtrag entgegenwirkt. Abrasive Stoffe bewirken, dass sich<br />
der Axialspalt – also der Spalt zwischen Laufrad und Gehäuse – durch<br />
den Abtrag von Material im Laufe der Zeit vergrößert. Dadurch verliert<br />
die Pumpe an Leistung. Damit die hohen Wirkungsgrade bei Kanalrad-<br />
pumpen auch über die Lebensdauer erhalten bleiben, lässt sich bei hoch-<br />
wertigen Pumpen der Axialspalt einfach nachstellen (Bild 2).<br />
Einsparpotenziale im Stromverbrauch:<br />
Der Wirkungsgrad macht den Unterschied<br />
Ein Praxisbeispiel soll die Unterschiede veranschaulichen. Eine Tauchmo-<br />
torpumpe innerhalb einer Abwasserstation ist ausgelegt für eine Förder-<br />
höhe von 18 Metern bei 280 m 3 /h Volumenstrom. Es wurde eine Ka-<br />
nalradpumpe UFK 300 4/C4 ausgewählt, die laut Kennlinie (Bild 4) im<br />
Betriebspunkt 22 kW elektrische Leistung benötigt. Der Wirkungsgrad im<br />
Bild 1:<br />
Abwasser-Pumpstation<br />
G KOMMUNALE ENTWÄSSERUNGSLÖSUNGEN<br />
Abbildungen: JUNG PUMPEN<br />
Spalt<br />
Bild 2: Einstellbarer Axialspalt sorgt für hohe Wirkungsgrade.<br />
Autor: Dr. Andreas Kämpf<br />
JUNG PUMPEN GmbH • Industriestraße 4-6 • 33803 Steinhagen • Telefon (0 52 04) 17-320 • E-Mail: andreas.kaempf@pentair.com • www.jung-pumpen.de
Wirkungsgrad (%)<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Bild 3: Vergleich des Wirkungsgrades<br />
mit und ohne Axialspaltjustierung<br />
Pumpe – konventionell<br />
Pumpe mit nachstellbarem Axialspalt<br />
1 12 23 34 45 56 67 78<br />
Laufzeit in Monaten<br />
Bild 4: Pumpenkennlinie einer Kanalradpumpe<br />
0 Q(m 160 240 320 400 480 560<br />
3 /h)<br />
0 (L/s) 40 60 80 100 120 140 160<br />
Quelle: JUNG PUMPEN Quelle: JUNG PUMPEN<br />
Betriebspunkt beträgt 62 Prozent, so dass eine<br />
wirksame Leistung von 13,64 kW auf das Me-<br />
dium übertragen wird. Jährlich befördert die<br />
Anlage 230.000 m 3 Abwasser. Bei einer För-<br />
dermenge von 280 m 3 pro Stunde ergibt das<br />
821 Betriebsstunden. Der jährliche Energiever-<br />
brauch beträgt also 18.062 kWh, was bei Kosten<br />
von 0,2 Euro je Kilowatt jährlichen Kosten von<br />
3.612 Euro entspricht. Der Wirkungsgrad wird<br />
wegen der Nachjustierung des Axialspaltes über<br />
der Laufzeit nahezu konstant gehalten (Bild 3).<br />
Bei der konventionellen Pumpe wird der Wir-<br />
kungsgrad durch Abnutzungserscheinungen nach<br />
bereits sieben Jahren von 62 Prozent auf 43 Prozent sinken. Das bedeutet, dass<br />
bei gleicher elektrischer Aufnahme (22 kW) die konventionelle Pumpe nur 9,46<br />
kW hydraulische Leistung erbringt. Dadurch verlängert sich die jährliche Laufzeit<br />
der Pumpe auf 1.182 Stunden, so dass die Anlage im siebten Jahr 7.947 kWh<br />
mehr verbraucht und damit Mehrkosten von 1.589 Euro pro Jahr verursacht.<br />
Bei einem Emissionsfaktor von 638,9 g CO 2 pro kWh betragen die CO 2 -Ein-<br />
sparungen durch eine Kanalradpumpe mit Axialspalt-Justierung rund 5,0 Tonnen<br />
pro Jahr. Selbstverständlich nehmen die Unterschiede mit zunehmender Laufzeit<br />
noch zu.<br />
!<br />
Tipps zum Energiesparen<br />
beim Betrieb von Abwasserpumpen<br />
Pumpen, die im Dauerbetrieb laufen, sollten immer im optimalen<br />
Betriebspunkt bei höchsten Wirkungsgraden arbeiten. Das stellt den<br />
energieeffizienten Betrieb sicher.<br />
Pumpsysteme nicht überdimensionieren. Das ist mit größeren<br />
Fördermengen, höheren Reibungsverlusten und entsprechend höheren<br />
Energiekosten verbunden. Die in den aktuellen Richtlinien empfohlenen<br />
150 Liter Abwasser pro Einwohner und Tag sind bereits sehr großzügig<br />
bemessen und werden in der Regel weit unterschritten (Bundesdurch-<br />
schnitt ca. 127 l/E). Eine knappe Dimensionierung der Pumpenleistung<br />
ist durchaus sinnvoll.<br />
Kosten auf dem Prüfstand: Teuer ist günstig<br />
Viele Kommunen vergessen den Grundsatz, dass Investitions- und Installations-<br />
kosten in der Regel nur einen Bruchteil – nämlich 5 Prozent der Gesamtkosten<br />
– ausmachen. Wesentlich höher sind die Lebenszykluskosten, die sich aus den<br />
unterschiedlichsten Einzelkosten zusammensetzen. Energiekosten nehmen mit ca.<br />
85 Prozent den mit Abstand größten Anteil der Gesamtkosten ein – entsprechend<br />
groß sind die Einsparpotenziale. Der Rest entfällt auf die Service- und Wartungsar-<br />
beiten. Geringe Investitionskosten, z. B. einfache Materialien wie verzinkter Stahl<br />
für die Druckrohrleitung, günstige Schachtringe aus Beton oder Abwasserpumpen<br />
rächen sich in der Regel schnell. Die aggressiven Fördermedien sorgen dafür, dass<br />
die Komponenten schon nach kurzer Zeit ausgetauscht werden müssen. Inves-<br />
titionen in qualitativ hochwertigere Materialien, z. B. PE-Schächte mit Edelstahl-<br />
Druckrohrleitungen und Qualitätspumpen für Abwasser sind dagegen sinnvoll:<br />
Hohe Standzeiten, geringe Betriebs- und Energiekosten machen die teurere<br />
Anfangsinvestition zur günstigeren Alternative. Entscheidend ist eine ganzheitliche<br />
Betrachtung der Abwasserbeseitigung. Daher sollten schon in der Planungsphase<br />
zuverlässige und langlebige Materialien vorgesehen werden. Zuverlässige Produkte<br />
für Pumpen, Schächte und Druckleitungen stehen hier besonders im Fokus. Die<br />
Hersteller dieser Komponenten bieten viele intelligente Lösungen, um den Ener-<br />
gieeinsatz für den Abwassertransport weiter zu reduzieren.
Nachhaltige Trinkwasseraufbereitung –<br />
Beispiel Wasserwerk Krondorf<br />
Um den Verbrauchern stets Trinkwas-<br />
ser in der benötigten Menge, mit einem<br />
angemessenen Druck und natürlich in<br />
herausragender Qualität liefern zu kön-<br />
nen, bedarf es einer nachhaltigen Pla-<br />
nung des kommunalen Wasserversor-<br />
gungskonzeptes. Die Stadt Schwandorf<br />
hat damit bereits in den 90er Jahren be-<br />
gonnen und die Erneuerung der Trink-<br />
wasseraufbereitungsanlage in Krondorf<br />
vorangetrieben.<br />
Die Wasseraufbereitungsanlage<br />
in Krondorf vor der Modernisierung.<br />
G KOMMUNALE ENTWÄSSERUNGSLÖSUNGEN<br />
Analyse von Sanierungsbedarf und Anlagenmängeln<br />
Das Wasserwerk Krondorf stammt aus der ersten Hälfte des zwanzigs-<br />
ten Jahrhunderts. Es wurde mehrfach umgebaut und erweitert. Die Auf-<br />
bereitungsanlage war bereits seit 1976 in Betrieb und nach 25 Jahren<br />
sanierungsbedürftig. Zudem war sie seinerzeit nur für einen Volumen-<br />
strom von 80 Litern in der Sekunde (l/s) ausgelegt worden – die Kapa-<br />
zität müsste dringend verdoppelt werden, um den zukünftigen Anfor-<br />
derungen zu genügen. Darüber hinaus entsprach die elektrische Anlage<br />
nicht mehr dem Stand der Technik, da einzelne Teile noch aus den 50er<br />
Jahren stammten und auch nicht mehr sanierungsfähig waren.<br />
Vor der Erneuerung der Trinkwasseraufbereitungsanlage wurde die Situ-<br />
ation genauestens analysiert und ein individuelles Anforderungsprofil erar-<br />
beitet. Die Wassergewinnung erfolgt in den Brunnen Krondorf V und Vll<br />
sowie in den Brunnen Irrenlohe l und II. Die dort zur Verfügung stehen-<br />
den Rohwasser weisen im Wesentlichen folgende Mängel auf:<br />
Die gemessenen pH-Werte liegen zum Teil außerhalb des<br />
zulässigen Bereichs der Trinkwasserverordnung<br />
Die Sauerstoffkonzentrationen sind zu gering.<br />
Die Mangan- und Eisenkonzentrationen liegen über dem<br />
Grenzwert der Trinkwasserverordnung<br />
Die Wässer sind als betonangreifend nach DIN 4030 zu<br />
bezeichnen<br />
Autor: Dipl.-Ing. (TU) Dionys Stelzenberger<br />
Stelzenberger+Scholz Beratende Ingenieure • Sarchinger Feld 1 • 93092 Barbing • Telefon (0 94 01) 52 84-0 • info@s2bi.de • www.s2bi.de
Abbildung 1: Die Flachbettbelüfter (oben) dienen der<br />
physikalischen Vorentsäuerung. Seitenkanalverdichter<br />
sorgen dabei für den nötigen Lufteintrag (unten).<br />
Abbildung 2: Vom Zwischenpumpwerk im<br />
Erdgeschoss aus (oben) wird das teilentsäuerte<br />
Wasser durch die Filterkessel (unten) gepumpt.<br />
Aufgaben der Aufbereitungsanlage festlegen<br />
Zur Beseitigung der genannten Mängel der aufzubereitenden Rohwässer sind<br />
grundsätzlich folgende Verfahrensschritte erforderlich:<br />
Belüftung zur Sauerstoffanreicherung<br />
Gasaustausch zur Teil-Entfernung von Kohlenstoffdioxid<br />
(physikalische Entsäuerung) und Schwefelwasserstoff<br />
Filtration zur Enteisenung und Entmanganung sowie zur biologischen<br />
Oxidation von Ammonium, Nitrit und restlichem Schwefelwasserstoff<br />
Entsäuerungsfiltration (Aufhärtung)<br />
Prinzip der neuen Trinkwasser-Aufbereitung<br />
Im ersten Schritt dienen Flachbettbelüfter (Abbildung 1) zur physikalischen<br />
Vorentsäuerung und zur Vergleichmäßigung der Rohmischwässer. Das heißt: mit<br />
ihnen wird in allen Fällen der pH-Wert auf größer 6,20 angehoben und damit<br />
die Voraussetzung zur Entmanganung in den nachfolgenden Mehrschichtfiltern<br />
gegeben.<br />
Seitenkanalverdichter (Abbildung 1) sorgen für Lufteintrag in den Flach-<br />
bettbelüftern. Die Seitenkanalverdichter werden frequenzgeregelt, um die Ent-<br />
säuerungsleistung auf den Durchsatz und unterschiedliche Rohwasserqualitäten<br />
einstellen zu können. Sie saugen die Außenluft direkt über eine Rohrleitung an, die<br />
mit Wetterschutzgitter, Motorjalousie, Fliegengitter, Kulissenschalldämpfer und<br />
einer Kombination aus Feinstaub- und Schwebstofffilter geschützt ist. Darüber<br />
hinaus wird über eine Abzweigung dieser Zuluftleitung auch die zur Spülung der<br />
Filter benötigte Luftmenge zum Spülluftgebläse geführt. Die Seitenkanalverdich-<br />
ter sind aus Lärmschutzgründen in einem separaten Raum platziert und mit einer<br />
Lärmschutzhaube versehen. Um eine Überhitzung der Seitenkanalverdichter zu<br />
vermeiden, darf die Raumlufttemperatur dort allerdings 35 Grad Celsius nicht<br />
überschreiten. Eine künstliche Belüftung sorgt für die wirksame Wärmeabfuhr.<br />
Das Zwischenpumpwerk (Abbildung 2) im Erdgeschoss der Aufbereitungs-<br />
halle besteht aus vier Kreiselpumpen mit je 40 l/s Förderstrom. Das teilentsäuer-<br />
te Wasser aus dem Flachbettbelüfter wird von hier aus durch die nachfolgenden<br />
Filterkessel gepumpt. Zwei Zwischenbehälterkammern aus Stahlbeton mit<br />
je 73 Kubikmetern (m 3 ) Inhalt dienen dabei als Saugbehälter für die Zwischen-<br />
pumpen. Die Kammern enthalten belüftetes eisen- und manganhaltiges Wasser.<br />
Die Mehrschichtfilter der Enteisenungs- und Entmanganungsfiltration<br />
dienen zur Entfernung von natürlicherweise im Rohwasser enthaltenem Eisen<br />
und Mangan sowie zur biologischen Oxidation von Ammonium, Nitrit und<br />
Schwefelwasserstoff. Die Anlage ist für insgesamt vier Filterbehälter mit je fünf<br />
Metern Durchmesser ausgelegt. Derzeit sind drei Behälter mit einem Betriebs-<br />
gewicht von je 180 Tonnen im Einsatz. Die Filterfüllung besteht aus Athrazitkoh-<br />
le, Quarzsand und Quarzkies. >>
0<br />
Abbildung 3: Im Entsäuerungsfilter wird das<br />
Wasser über halbgebrannten Dolomit entsäuert.<br />
Abbildung 4: Im normalen Betrieb wird das<br />
aufbereitete Wasser von den beiden Reinwasserkammern<br />
direkt zu den Verbrauchern abgegeben.<br />
Abbildung 5: Die Spülwasserpumpen regeln die<br />
Zuführung des zum Spülen verwendeten entsäuerten<br />
Wassers in die Mehrschicht- und Entsäuerungsfilter.<br />
G KOMMUNALE ENTWÄSSERUNGSLÖSUNGEN<br />
Nach der Entfernung von Eisen und Mangan wird das Wasser im Ein-<br />
schichtfilter der Restentsäuerung (Abbildung 3) über halbge-<br />
brannten Dolomit entsäuert. Dafür ist ein Filtervolumen von rund 116<br />
m 3 erforderlich, das mit vier Filtern von je dreieinhalb Metern Durch-<br />
messer erreicht wird. Das Betriebsgewicht pro Filterbehälter beträgt<br />
84 Tonnen. Nach Vollausbau der Aufbereitungsanlage muss mit einem<br />
Verbrauch von rund 7,7 m 3 halbgebranntem Dolomit gerechnet wer-<br />
den. Zur Lagerung ist deshalb ein Silo mit fest verrohrter und von außen<br />
anzuschließender Einspüleinrichtung vorhanden. Die Anlieferung erfolgt<br />
mit Tanklastzügen.<br />
Das aufbereitete Wasser fließt anschließend in die beiden Reinwasser-<br />
kammern (Abbildung 4) aus Stahlbeton mit je 300 m 3 Inhalt. Hier<br />
wird das Wasser für die Filterrückspülung bevorratet. Im normalen Be-<br />
trieb wird das Trinkwasser von hier aus auch direkt in das Rohrnetz zu<br />
den Verbrauchern abgegeben.<br />
Zur dauerhaften Sicherstellung eines ordnungsgemäßen Aufbereitungs-<br />
erfolges ist eine Spülung der Mehrschichtfilter sowie der Entsäuerungs-<br />
behälter erforderlich. Die Bereitstellung des dafür benötigten Spülwas-<br />
sers erfolgt mittels zweier Spülwasserpumpen mit einem Förderstrom<br />
von je 140 Litern in der Sekunde (l/s). Aus hydraulischen Gründen sind<br />
diese durch eine von der Hauptförderung unabhängigen Saugleitung an<br />
die Reinwasserbehälter angeschlossen (Abbildung 5). Als Spülluft dient<br />
Außenluft, die dem Gebläse über die Luftzuführung der Seitenkanalver-<br />
dichter zugeführt wird. Wieder nach außen abgeführt wird die Spülluft<br />
über geschlossene Schlammwasserbeobachtungsbecken. Auch das Ge-<br />
bläse ist aus Lärmschutzgründen mit einer Lärmschutzhaube versehen<br />
und befindet sich mit den Seitenkanalverdichtern in einem separaten<br />
Raum.<br />
Aufgrund der einwandfreien mikrobiologischen Beschaffenheit des Roh-<br />
wassers ist bei der Wasseraufbereitung in Krondorf keine Desinfekti-<br />
onsstufe nötig.<br />
Das Rückspülwasser aus dem zuvor beschriebenen Spülvorgang wird<br />
in den Klärbehältern aufgefangen. Nachdem sich dort der Schlamm<br />
abgesetzt hat, wird das Klarwasser abgezogen und in den Vorfluter gelei-<br />
tet. Das Speichervolumen von insgesamt 500 m 3 ist aus bautechnischen<br />
Gründen auf zwei Klärbehälterkammern aufgeteilt. Der in den Klärbe-<br />
hältern abgesetzte Schlamm wird in einen Schlammstapelbehälter<br />
gepumpt und dort weiter entwässert. Das Schlammspeichervolumen<br />
muss für die sukzessive Trocknung in der wärmeren Jahreshälfte den<br />
Schlammanfall von rund fünf Monaten fassen können. Das entspricht,<br />
bei einer jährlichen Gesamtmenge von rund 365 Kubikmetern etwa 150<br />
Kubikmetern.<br />
Autor: Dipl.-Ing. (TU) Dionys Stelzenberger<br />
Stelzenberger+Scholz Beratende Ingenieure • Sarchinger Feld 1 • 93092 Barbing • Telefon (0 94 01) 52 84-0 • info@s2bi.de • www.s2bi.de
Nachhaltigkeit bei Technik<br />
und Werkstoffen<br />
Aus korrosionschemischen Gründen, wegen<br />
der Auslegung der Anlagen für eine Betriebszeit<br />
von mindestens 25 Jahren sowie aufgrund gering<br />
zu haltender Wartungs- und Reparaturkosten<br />
sind die wasserberührten Anlagenteile aus ent-<br />
sprechenden Werkstoffen (Abbildung 6)<br />
gefertigt.<br />
Einen wirksamen passiven Korrosionsschutz<br />
bieten hier etwa organische Beschichtungen.<br />
Die Rohrleitungen bis Nenndruckstufe PN 10<br />
wurden aus Aluminium-Gussrohr mit allseitiger<br />
Kunststoffbeschichtung (Alu/Rilsan.) ausgeführt.<br />
Die Filterbehälter sind aus Stahl P 265 GH (frü-<br />
her Kesselblech H II) gefertigt und haben eine<br />
Innengummierung mit KTW- und DVGW-<br />
Zeugnis. Alle weiteren wasserberührten Teile<br />
der Aufbereitungsanlage wurden in korrosions-<br />
beständiger Ausführung ausgeführt – zum Bei-<br />
spiel mit Gummierung, Emaillierung oder aus<br />
nichtrostendem Stahl der V4A-Klasse.<br />
Das Hauptpumpwerk im Keller des Betriebs-<br />
gebäudes ist mit vier Kreiselpumpen bestückt.<br />
Von hier aus wird das Reinwasser zu den Hoch-<br />
behältern und in das Versorgungsnetz gefördert.<br />
Um einen wirtschaftlichen Betrieb der Pumpen<br />
sowie eine ausreichende Sicherheit beim even-<br />
tuellen Ausfall einer Pumpe zu erreichen, ist die<br />
Fördermenge der Pumpen gestaffelt. Es wurden<br />
vier Pumpen mit einer Fördermenge je 40 l/s<br />
installiert.<br />
Abbildung 6: Bei den verwendeten Rohrleitungen<br />
und Anlagen wurde auf die Langlebigkeit geachtet.<br />
Blick auf die Baustelle der Trinkwasseraufbereitung am Wasserwerk Krondorf.<br />
Bauliche Maßnahmen und Bauausführung<br />
Neben des technischen Verfahrens und der Anlagentechnik sind bei Projekten<br />
wie in Krondorf auch die Installation und die räumliche Koordination der Abläufe<br />
zu planen. Teil davon ist auch der Neu- oder Umbau von Gebäuden. Die Halle<br />
zur Unterbringung der für die Aufbereitung erforderlichen technischen Anlagen<br />
ist in Krondorf als Stahlhalle konzipiert. Ihre Abmessungen betragen in der Länge<br />
rund 27 Meter, in der Breite etwa 28 Meter und in der Höhe rund elfeinhalb<br />
Meter. Das Betriebsgebäude an der Südostseite der Halle ist wie die an der<br />
Südost- und Nordostseite angrenzenden Saug- und Klärbehälter in Stahlbeton-<br />
bauweise errichtet – ebenso der Schlammstapelbehälter. Das Betriebsgebäude<br />
einschließlich der Klär- und Saugbehälter misst in der Länge rund 17 Meter. Die<br />
Breite einschließlich der Klärbehälter beträgt hier etwa 36 Meter. Die Höhe des<br />
Betriebsgebäudes beträgt rund acht Meter. Die Oberkante des Rohfußbodens im<br />
Erdgeschoss liegt auf einer Höhe von 358,26 Meter über Normalnull (müNN).<br />
Die Saug- und Klärbehälter sowie der Schlammstapelbehälter sind bis zu einer<br />
Höhe von rund viereinhalb Metern über Gelände mit Erde überschüttet.<br />
Im Anschluss an das Wohngebäude wurde nach dem Abriss der bestehenden<br />
Aufbereitungsanlage zudem eine rund sechs Meter hohe Stahlhalle mit einer<br />
Grundfläche von etwa 17 mal 15 Metern als Rohrlager errichtet. Neben den<br />
Lagerregalen befinden sich in der Halle auch zwei Garagen zur Unterbringung<br />
der betriebseigenen Fahrzeuge.<br />
Der Neubau der Aufbereitungsanlage wurde im November 2003 begonnen.<br />
Nach 24 Monaten Bau- und Einrichtungszeit ist die Anlage Ende 2005 in den<br />
Probebetrieb und mit der Einweihung am 24. März 2006 offiziell in den regu-<br />
lären Betrieb gegangen.<br />
1
Foto: Zweckverband für Geowärme Erding<br />
Erfolgsgeschichte aus Bayern:<br />
Das Geoheizkraftwerk Erding<br />
Eines der bekanntesten deutschen Geoheiz-<br />
kraftwerke steht im oberbayerischen Erding.<br />
Dort stieß man bei einer Probebohrung für Öl<br />
bereits im Jahr 1983 zufällig auf 65 °C heißes<br />
Thermalwasser. Erst Jahre später erkannte<br />
man den Wert dieses Fundes: Seit 1998 ver-<br />
sorgt ein intelligent ausgebautes Fernwärme-<br />
netz die Stadt mit Wärme.<br />
Dadurch werden die Emissionen in Erding<br />
drastisch gesenkt. Die installierte Leistung von<br />
33 Megawatt (MW) reicht zur Fernwärmever-<br />
sorgung von bis zu 3.300 Einfamilienhaushalten.<br />
Die dadurch jedes Jahr umgerechnet eingespar-<br />
ten drei Millionen Liter Heizöl verringern die<br />
Emissionswerte um rund 7.000 Tonnen CO 2 ,<br />
5.700 Kilogramm SO 2 , 5.600 Kilogramm NO x<br />
und 150 Kilogramm Staub.<br />
Und die Erfolgsgeschichte geht weiter: Der-<br />
zeit entsteht ein zweites Geoheizwerk, das<br />
zusätzlich 10.000 Megawattstunden (MWh)<br />
pro Jahr aufbringen wird. Weltweit einzigartig<br />
ist in Erding übrigens, dass das aus der Tiefe<br />
gewonnene Thermalwasser nicht nur zur Wär-<br />
meerzeugung, sondern auch zur Trinkwasser-<br />
gewinnung und zur Speisung der Therme Er-<br />
ding genutzt wird.<br />
H WÄRME & STROM AUS GEOTHERMIE<br />
Die Kraft kommt aus der Erde<br />
Dass beispielsweise Wärmeerzeugung aus geothermischen Quellen<br />
einwandfrei funktioniert, zeigt das Geoheizkraftwerk Erding.<br />
Die Energie der Zukunft<br />
liegt direkt unter uns<br />
Unter uns, tief im Inneren der Erde schlummert eine der ge-<br />
waltigsten und für menschliche Maßstäbe unerschöpfliche En-<br />
ergiequelle: die Erdwärme, auch Geothermie genannt. Nicht<br />
nur in den „klassischen“ Geothermieländern wie etwa Island, Neuseeland<br />
oder den USA, sondern auch in Deutschland gibt es die Möglichkeit, die<br />
Energiequelle Erde anzuzapfen. Bereits in wenigen Tausend Metern Tiefe<br />
findet man in den Gesteinsschichten Temperaturen von über 100 °C.<br />
Geologische Gegebenheiten vorab überprüfen<br />
Um diese wirtschaftlich zu nutzen, bedarf es geeigneter geologischer<br />
Gegebenheiten und spezieller Techniken. Ob die geologischen Voraus-<br />
setzungen im ganz konkreten Fall vorliegen, muss vorab ein Planungs-<br />
büro untersuchen. In den Regionen des Norddeutschen Beckens, des<br />
Oberrheingrabens und des bayrischen Molassebeckens sind solch güns-<br />
tige Bedingungen vorzufinden. Zwischen Donau und Alpen eignen sich<br />
wiederum besonders die reichlich vorhandenen Thermalwasservorkom-<br />
men zur Fernwärmenutzung und zur Verstromung. Diese heißen Ther-<br />
malwässer liegen in einer Kalksteinschicht – ein bislang unerschlossener<br />
heißer Bodenschatz, der viele Menschen jahrhundertelang kostengünstig<br />
und unabhängig von fossilen Energieträgern versorgen könnte.<br />
Unerschöpfliche Fernwärme aus Geothermie<br />
Kommunen nutzen Thermalwasser bereits seit Jahren erfolgreich zur<br />
Wärmeversorgung. Vor allem in Bayern nutzt man die günstigen geolo-<br />
gischen Bedingungen. Mögliche Abnehmer sind: private Haushalte, Frei-<br />
zeit- und Heilbäder, öffentliche Gebäude sowie Industrie und Gewerbe.<br />
Die wasserführenden Schichten werden hierfür über eine Tiefenbohrung<br />
erschlossen. Mit Hilfe moderner Pumptechnik kann das Wasser nach oben<br />
gefördert werden. Nach erfolgreichem Abschluss der ersten Bohrung kann<br />
der zweite Bohrvorgang beginnen. Durch dieses nun entstandene Zwei-<br />
leitersystem (Dublette) kann das heiße Thermalwasser in der Förderboh-<br />
rung gehoben, wieder abgekühlt und durch die Reinjektionsbohrung in die<br />
Autoren: Martin Fleer und Dipl.-Ing. Herbert Schambeck<br />
e.terras AG • Johannisplatz 3 • 81667 München • Telefon (0 89) 44 42 99 05 • Telefax (0 89) 33 98 30 46 • E-Mail: info@eterras.com • www.eterras.com
Quelle: Institut für Energetik und Umwelt Leipzig<br />
Bodenschicht zurückgeführt werden, aus der es<br />
stammt. So entsteht ein stetiger, geschlossener<br />
Kreislauf, ohne dass das Wasser in der Menge<br />
verändert wird. Nur die Erdwärme wird dem<br />
Wasser entzogen.<br />
Strom aus Geothermie –<br />
sicher und dauerhaft<br />
Nicht nur Wärme lässt sich aus der Tiefe der<br />
Erde gewinnen, auch Strom kann geothermisch<br />
erzeugt werden. Dank neuester Technologien<br />
und Rahmenbedingungen, wie dem Erneuer-<br />
bare-Energien-Gesetz (EEG) ist dieses Thema<br />
aktueller denn je. Das EEG sichert über einen<br />
Zeitraum von 20 Jahren eine feste Einspei-<br />
severgütung für Geo-Strom. Technisch und vor<br />
allem wirtschaftlich möglich ist die geothermische<br />
Stromerzeugung erst durch den neu entwickel-<br />
ten Niedertemperaturprozess New Kalina.<br />
Dieses Verfahren nutzt das heiße Wasser mit<br />
einer Temperatur von mehr als 100 °C aus der<br />
Erde. Die Erdwärme wird in dem oberirdischen<br />
Kraftwerk auf ein anderes Arbeitsmedium über-<br />
tragen – ein Zweistoffgemisch aus Ammoniak<br />
und Wasser, welches schon seit Jahrzehnten<br />
erfolgreich in Großkälteanlagen verwendet wird.<br />
Laut Experten gehört dem New Kalina-Kreis-<br />
lauf die Zukunft in der geothermischen Kraft-<br />
werkstechnik und industriellen Abwärmenut-<br />
zung. Der Grund: Gegenüber herkömmlichen<br />
Name Hauptnutzung (Nebennutzung)<br />
Verfahren, verspricht er einen bis zu 30 Prozent höheren Wirkungsgrad und<br />
spart somit ein Vielfaches an CO 2 ein. Besonders effektiv laufen diese Kraftwerke<br />
mit einer Kraft-Wärme-Kopplung (KWK). Das heißt, dass die im Arbeitsmedium<br />
restlich enthaltene Energie nach der Verstromung zum Beispiel für Fernheizzwe-<br />
cke eingesetzt wird.<br />
Leistung<br />
gesamt MW t<br />
Leistung<br />
geotherm. MW t<br />
Jahresproduktion<br />
GWh/a<br />
Unterhaching Fernwärme 85 38 neu in Betrieb<br />
Unterschleißheim Fernwärme 13 13 28<br />
Erding Fernwärme (Thermalbad) 18 8 28<br />
München Riem Fernwärme 20 8 44<br />
Simbach-Braunau Fernwärme 40 7 67<br />
Neustadt-Glewe Fernwärme, Strom 17 7 12<br />
Straubing Fernwärme (Thermalbad) 5 4 12<br />
Neubrandenburg Fernwärme 14 4 8<br />
CO 2 -Ausstoß in kg/MWh Geothermie ist besonders umweltfreundlich –<br />
das zeigt der Vergleich mit dem CO 2 -Ausstoß anderer Energiequellen.<br />
Stromerzeugung aus Geothermie ist im Kommen<br />
Mittlerweile ist die Geothermie im Kommen – die Potenziale sind noch längst<br />
nicht ausgeschöpft. Das erste funktionsfähige Geothermiekraftwerk in Deutsch-<br />
land steht in Neustadt-Glewe (Mecklenburg-Vorpommern). Das vor kurzem<br />
fertig gestellte Kraftwerk in Unterhaching verwendet den in den 80er Jahren<br />
entwickelten KCS-Prozess. Zahlreiche Kraftwerke mit dem modernerem New<br />
Kalina*-Verfahren sind zurzeit in Planung.<br />
*Kalina ® ist eine eingetragene Marke der e.terras AG<br />
Quelle: EIA 1998; Bloomfi eld und Moore 1999<br />
Geothermie ist in<br />
Deutschland angekommen:<br />
Zahlreiche Anlagen versorgen<br />
bereits Gemeinden und Industrie<br />
mit Strom und Wärme –<br />
und die Zahl steigt kontinuierlich.<br />
3
4<br />
Die „Tiefe Erdwärmesonde“ ermöglicht<br />
standortunabhängiges und<br />
CO 2 -freies Contracting von Tiefengeothermie<br />
Die „Tiefe Erdwärmesonde“ ist eine<br />
wirtschaftliche und klimafreundliche<br />
Alternative zur fossilen Grundlastwär-<br />
meerzeugung. Sie macht unabhängig<br />
von Preissteigerungen anderer Ressour-<br />
cen, da als einziger Inputfaktor Geo-<br />
thermie benötigt wird. Zudem können<br />
mithilfe der Tiefen Erdwärmesonde<br />
Standorte hydrogeothermisch erkundet<br />
werden, ohne sich den hohen Projekt-<br />
entwicklungsrisiken für seismische Vor-<br />
erkundungen oder dem verbleibenden<br />
Fündigkeitsrisiko aussetzen zu müssen.<br />
Seit Einführung der neuen Richtlinien zur „För-<br />
derung von Maßnahmen zur Nutzung erneu-<br />
erbarer Energien im Wärmemarkt“ zum 5.<br />
Dezember 2007 wird auch die Errichtung von<br />
Anlagen gefördert, die Tiefengeothermie zur<br />
ausschließlichen Wärmeproduktion einsetzen.<br />
Doch nicht nur diese Tatsache macht das The-<br />
ma nachhaltig interessant: Auch der Ölpreis<br />
ist seither um nahezu 40 Prozent gestiegen.<br />
Auf Basis dieser Tatsachen hat die Stoltenberg<br />
Energie GmbH ein Konzept entwickelt, das es<br />
ermöglicht, die Tiefengeothermie an jedem<br />
Standort in Deutschland als Wärmequelle zu<br />
nutzen – ohne Risiken der Fündigkeit, der Boh-<br />
rung oder des späteren Betriebes.<br />
H WÄRME & STROM AUS GEOTHERMIE<br />
Tiefe Erdwärmesonde als Basis für Wärmecontracting<br />
Auf Basis von Wärme, die mittels einer koaxialen Erdwärmesonde aus<br />
3.000 bis 4.000 Metern Tiefe gewonnen wird, bietet die Stoltenberg<br />
Energie GmbH ein interessantes Wärmelieferungs-Contracting an: Mit<br />
diesem Konzept können Preise angeboten werden, die aktuell unter den<br />
Gestehungskosten für Gas und Öl liegen. Darüber hinaus bleibt die Ener-<br />
giequelle aufgrund des nahezu 100-prozentigen Einsatzes der tages- und<br />
jahreszeitenunabhängigen Geothermie langfristig kostenstabil und CO 2 -<br />
neutral. Unter günstigen geologischen Vorraussetzungen erreicht eine<br />
Tiefe Erdwärmesonde ein Megawatt (MW) thermische Leistung mit rund<br />
80 Grad Celsius auf Höhe der Geländeoberkante (GOK). Das tech-<br />
nische Konzept der Stoltenberg Energie GmbH beinhaltet dabei eine<br />
vorausschauende Dimensionierung des Bohrlochdurchmessers. Diese<br />
macht es bei entsprechender Fündigkeit möglich, geeignete Thermal-<br />
wasseraquifere zu fördern und durch ein Dublettensystem Strom und<br />
Wärme aus Geothermie zu erzeugen. Damit ist das Konzept der Tiefen<br />
Erdwärmesonde auch eine grundlegende und risikolose Vorgehensweise<br />
im Zuge der Umsetzung von Geothermiekraftwerken.<br />
Die annähernd risikolose Bohrung, eine lange Betriebsdauer von mehr<br />
als 40 Jahren und die vernachlässigbaren Betriebskosten der Tiefen Erd-<br />
wärmesonde zeichnen diese Technik der CO 2 -freien Wärmeerzeugung<br />
aus. Sie machen es zu einer entscheidenden Option für die Energiever-<br />
sorgung von Städten, Kommunen und der Industrie. Im Gegensatz zu<br />
Dubletten- und Hot-Dry-Rock (HDR)-Systemen sind Tiefe Erdwärme-<br />
sonden grundsätzlich standortunabhängig und damit abnehmernah und<br />
ohne weiträumige Verteilungsnetze einsetzbar. Sie zeichnen sich durch<br />
ihr einfaches Konstruktionsprinzip und außerordentliche Langlebigkeit<br />
aus. Zwar ist ihre Leistungsfähigkeit von 750 Kilowatt (kW) bis etwa ein<br />
Megawatt im Vergleich zu Dubletten-Konzepten bei ähnlichen Tiefen<br />
wesentlich geringer, aber die ebenfalls deutlich niedrigeren Investitions-,<br />
Betriebs- und Wartungskosten wiegen diese Schwäche mehr als auf.<br />
Autor: Dipl. Kaufmann Robert John Doelling<br />
Stoltenberg Energie GmbH • Große Mühlenstr. 45 • 24217 Schönberg • Telefon (0 43 44) 41 10-0 • rdoelling@stoltenberg-energie.de • www.stoltenberg-energie.de
Funktionsprinzip der<br />
Tiefen Erdwärmesonde<br />
Das Funktionsprinzip einer Erdwärmesonde<br />
(Abbildung 1) beruht auf dem konduktiven<br />
Wärmetransport aus dem Gestein in die Boh-<br />
rung. Sobald die Temperatur des umgebenden<br />
Gesteins höher ist als die des innerhalb der<br />
Bohrung zugeführten Wassers, nimmt dieses<br />
auf seinem Weg in die Tiefe durch die Stahlwan-<br />
dung hindurch Wärmeenergie auf. Am tiefsten<br />
Punkt der Bohrung angekommen, kehrt sich<br />
die Fließrichtung um. Das nun erhitzte Wasser<br />
gelangt durch ein zentral in der Bohrung instal-<br />
liertes Förderrohr wieder zurück an die Ober-<br />
fläche. Bei einer Erdwärmesonde handelt es<br />
sich um einen geschlossenen Wasserkreislauf.<br />
Ein Eindringen von stark salzhaltigem Formati-<br />
onswasser ist damit ebenso ausgeschlossen wie<br />
das Ausfließen von neutralem Bohrungswasser<br />
aus der Erdwärmesonde.<br />
Das im Kreislauf mittels natürlicher Geothermie<br />
erwärmte Wasser gibt seine Energie an der<br />
Erdoberfläche über einen Wärmetauscher ab.<br />
Die Wasserzirkulation wird über eine Pumpe<br />
gesteuert, wobei die natürliche Konvektion<br />
aufgrund des Dichteunterschiedes von kaltem<br />
und heißem Wasser die Zirkulation erheblich<br />
unterstützt.<br />
Abbildung 1 Schematische<br />
Darstellung des Funktionsprinzips einer<br />
Tiefen Erdwärmesonde.<br />
Leistungsfaktoren von Konzept<br />
und technischer Ausführung<br />
Die thermische Leistung einer Erdwärmeson-<br />
de wird von geologischen Randbedingungen<br />
wie dem regionalen Wärmefluss sowie dem<br />
konvektiven und konduktiven Wärmetransport<br />
beeinflusst. Im Gegensatz zu diesen, für einen<br />
Nutzungsstandort unveränderlichen Faktoren,<br />
kann durch die technische Ausführung der<br />
Erdwärmesonde und das Nutzungskonzept<br />
Einfluss auf die maximale Leistung und die jährlich gewinnbare Wärmemenge<br />
genommen werden. Die Bedeutung des technischen Nutzungskonzeptes wur-<br />
de bisher weitgehend unterschätzt. Auf der einen Seite kann die Entzugsleistung<br />
mit der Vergrößerung des Bohrungsquerschnittes gesteigert werden. Auf der<br />
anderen Seite haben auch die allseitige Ankopplung der Sonde an das Gebir-<br />
ge und das nicht laminare Fließen (Wasserteilchen in parallelen Bahnen) des<br />
Wärmeträgermediums in der Erdwärmesonde Einfluss auf die Leistung. Zudem<br />
wächst die Leistung einer Erdwärmesonde mit sinkender Abnahmetemperatur<br />
und steigendem Volumenstrom. Je nach dem gewählten technischen Konzept<br />
der Wärmeveredelung kann die Leistung auch durch eine diskontinuierliche<br />
Nutzung mit kurzen Regenerierungsphasen oder durch den Einsatz von Wär-<br />
mespeichern gesteigert werden. Die durchschnittliche Entzugsleistung im Teu-<br />
fenbereich der positiv wirksamen Wärmetauscherfläche variiert in Abhängigkeit<br />
der Endteufe und den obigen Faktoren zwischen 200 und 300 Watt je Meter<br />
(W/m) Bohrtiefe. >><br />
Quelle: Stoltenberg Energie GmbH<br />
5
Investitionskosten<br />
für eine Tiefe Erdwärmesonde<br />
Die Kosten einer Erdwärmesonde werden wei-<br />
testgehend durch den erforderlichen Aufwand<br />
zur Erstellung der Tiefbohrung bestimmt. Da-<br />
bei spielt die Intensität bisheriger Erkundungen,<br />
zum Beispiel für die Erdöl- und Erdgasindustrie,<br />
ebenso eine Rolle wie die petrophysikalischen<br />
Gesteinsparameter, die tektonische Beanspru-<br />
chung und die Bohrteufe. Konkrete Kosten-<br />
prognosen für solcherlei Bohrprojekte sind al-<br />
lerdings schwierig, da wechselnde geologische<br />
Situationen eine Anpassung des Bohrkonzeptes<br />
erfordern können. Auch die Kosten von Bohr-<br />
anlagen können im Jahresverlauf schwanken<br />
und hängen maßgeblich von den Explorations-<br />
aktivitäten der Erdöl- und Erdgasindustrie ab.<br />
Denn da das Bundesbergbaugesetz mit seinen<br />
Ausführungsbestimmungen für ausländische<br />
Anbieter gelegentlich ein Hemmnis darstellt,<br />
ist der Kreis von Anbietern hierzulande meist<br />
gering. Zudem sind die Bohrkosten in Deutsch-<br />
land durch gesetzliche Bestimmungen und in<br />
Bezug auf Umweltschutz und Personalkosten<br />
generell signifikant höher als in anderen Staaten<br />
der Europäischen Union.<br />
Neben den Bohrungskosten fallen bei Erdwär-<br />
mesondensystemen Aufwendungen für den<br />
Emissionsschutz in urbanen Siedlungsräumen<br />
an, weil solche Systeme typischerweise ab-<br />
nehmernah zu installieren sind.<br />
Die Investitionskosten werden auch erheblich<br />
von der Risikoverteilung bestimmt. Wünscht<br />
der Auftraggeber eine „Rundum-sorglos“-Lö-<br />
sung, kann diese leicht 25 Prozent teurer sein<br />
als ein Projekt, bei dem der Auftraggeber bereit<br />
ist, einen Teil des Risikos mitzutragen.<br />
H WÄRME & STROM AUS GEOTHERMIE<br />
Die kürzlich von der EU notifizierte Förderung der Tiefen Erdwärme-<br />
sonde für gewerbliche Antragsteller sieht im Wesentlichen die Förderung<br />
der Nennwärmeleistung und der Bohrtiefe durch einen Tilgungszuschuss<br />
zu Beginn der Darlehenslaufzeit vor:<br />
Fördergelder für Projekte der Tiefen Geothermie<br />
Förderfähig ist die Errichtung und Erweiterung von Anlagen<br />
zur Nutzung der Tiefen Geothermie (ab 400 Meter Bohrtiefe)<br />
für die ausschließliche thermische Nutzung.<br />
Die Förderung beträgt 200 Euro je kW errichteter<br />
beziehungsweise erweiterter Nennwärmeleistung, höchstens<br />
jedoch 2.000.000 Euro je Einzelanlage.<br />
Für die Bohrtiefe ab 400 Meter bis 1.000 Meter unter<br />
Geländeoberkante werden 375 Euro je Meter vertikale Tiefe<br />
(nicht Bohrstrecke) bezuschusst.<br />
Für die Bohrtiefe zwischen 1.000 Meter bis 2.500 Meter unter<br />
Geländeoberkante werden 500 Euro je Meter vertikale Tiefe<br />
bezuschusst.<br />
Ab 2.500 Meter Bohrtiefe unter Geländeoberkante bis Endtiefe<br />
werden 750 Euro je Meter vertikale Tiefe bezuschusst.<br />
Die Förderung beträgt höchstens 2.500.000 Euro je Bohrung.<br />
Bei Tiefenbohrungen mit besonderen technischen Bohrrisiken<br />
kann zur Abdeckung eingetretener Mehraufwendungen<br />
gegenüber der Planung eine Förderung gewährt werden.<br />
Wirtschaftlichkeitsanalyse zur Tiefen Erdwärmesonde<br />
Die Wirtschaftlichkeit des Systems der Tiefen Erdwärmesonde hängt<br />
im Wesentlichen von der Systemleistung (geotechnische Bedingungen,<br />
technisches Ausbaukonzept und Abnahmesituation) und der Betriebs-<br />
stundenzahl ab. Da die Tiefe Erdwärmesonde nur verschwindend ge-<br />
ringe Betriebskosten aufweist, sinken auch die Kosten pro erzeugter Ki-<br />
lowattstunde (kWh) mit zunehmender Nutzungsdauer. Vergleicht man<br />
den sich daraus ergebenden Kostenverlauf mit den Gestehungskosten für<br />
eine kWh Wärme aus konventioneller Erzeugung, die im Durchschnitt<br />
bei 5,00 Cent/kWh liegt, so lässt sich damit der Break-Even-Point be-<br />
stimmen beziehungsweise die Grenze der wirtschaftlichen Vorteilhaftig-<br />
keit in einem Diagramm wiedergeben (Abbildung 2).<br />
Autor: Dipl. Kaufmann Robert John Doelling<br />
Stoltenberg Energie GmbH • Große Mühlenstr. 45 • 24217 Schönberg • Telefon (0 43 44) 41 10-0 • rdoelling@stoltenberg-energie.de • www.stoltenberg-energie.de
Sinnvolle Einsatzgebiete<br />
Eine Kostenersparnis und somit die wirtschaft-<br />
liche Vorteilhaftigkeit einer Investition in eine<br />
Tiefe Erdwärmesonde ergibt sich demnach erst<br />
ab einem jährlichen Grundlastbedarf von mehr<br />
als 4.000 Stunden. Dieses Kriterium schränkt<br />
das Kundenpotenzial ein und fokussiert Stand-<br />
orte, an denen die thermische Leistung der<br />
Tiefen Erdwärmesonde ganzjährig abgegeben<br />
werden kann.<br />
Abbildung 2 Break-Even-Analyse geothermischer<br />
Wärmeerzeugung in Abhängigkeit der jährlichen<br />
Nutzungsdauer.<br />
Denkbar wäre beispielsweise die Einbindung<br />
der Tiefen Erdwärmesonde in den Rücklauf von<br />
Heizkraftwerken. Aber auch Bäderbetriebe,<br />
die im Sommer einen hohen Wärmebedarf<br />
aufweisen oder große Immobilien mit hohem<br />
Kühlbedarf sind grundsätzlich als Abnehmer zu<br />
avisieren. Zudem können geologische Beson-<br />
derheiten wie etwa ein Salzstock dazu führen,<br />
dass Leistungsspitzen im Winter besser bedient<br />
werden können.<br />
Von besonderer Bedeutung für die Überle-<br />
gungen über den Einsatz der Tiefen Erdwär-<br />
mesonde ist die hohe Stabilität der erzeugten<br />
kWh-Preise und somit die Unabhängigkeit von<br />
den in letzter Zeit hohen Schwankungsbreiten<br />
sämtlicher Inputpreise zur Energieerzeugung.<br />
Dies schafft für den Wärmeabnehmer eine er-<br />
hebliche Planungssicherheit und für den Inves-<br />
tor ein erhebliches Renditepotenzial. Da auch<br />
die variablen Wärmegestehungskosten bei der<br />
Tiefen Erdwärmesonde zum großen Teil durch<br />
den Stromverbrauch der Umwälzpumpe be-<br />
dingt sind, profi tieren alle Beteiligten zudem<br />
von der jährlichen Infl ation. Die auf Sicht von<br />
zwanzig Jahren bei unterschiedlichen Preisstei-<br />
gerungsraten für konventionelle Energieträger<br />
resultierenden Ersparnisse sind im nebenste-<br />
henden Schaubild dargestellt (Abbildung 3).<br />
Cent/kWh<br />
9,00<br />
8,00<br />
7,00<br />
6,00<br />
5,00<br />
4,00<br />
3,00<br />
2,00<br />
1,00<br />
0,00<br />
Mio. Euro<br />
2,5<br />
2,0<br />
1,5<br />
1,0<br />
0,5<br />
0<br />
-0,5<br />
Abbildung 3 Gesamte Kostendifferenz bei gleichen Preissteigerungsraten für Gas und Strom<br />
(Ausgangspunkt: Gas = 0,045 Euro/kWh, Geothermie = 0,0469 Euro/kWh).<br />
Geothermie als Standortvorteil nutzen<br />
Die Nutzung von Tiefengeothermie durch Systeme wie die Tiefe Erdwärme-<br />
sonde ist aufgrund steigender Preise für fossile Brennstoffe eine wirtschaftliche<br />
und klimafreundliche Alternative der Wärmeerzeugung; vor allem an Standor-<br />
ten, die einen hohen Grundlastbedarf aufweisen. Die völlige CO 2 -Freiheit und<br />
die nachhaltige Unabhängigkeit von Preissteigerungen bei der Wärmeerzeugung<br />
bieten ein Potenzial, das sich in den nächsten Jahren als wichtiger Standortfaktor<br />
entfalten wird.<br />
2.500 Std.<br />
3.000 Std.<br />
3.500 Std.<br />
4.000 Std.<br />
= 10,0 %<br />
= 7,5 %<br />
= 5,0 %<br />
= 2,5 %<br />
4.500 Std.<br />
5.000 Std.<br />
5.500 Std.<br />
= Kosten geothermisch<br />
= Kosten konventionell<br />
0 5 10 15 20 Jahre<br />
6.000 Std.<br />
6.500 Std.<br />
7.000 Std.<br />
7.500 Std.<br />
8.000 Std.<br />
Quelle: Stoltenberg Energie GmbH<br />
Quelle: Stoltenberg Energie GmbH
„Die größte Herausforderung<br />
im Bereich Versickerung“<br />
Es ist eine Baustelle der Superlative<br />
am neuen Hauptstadt-Flughafen Ber-<br />
lin-Brandenburg International (BBI) in<br />
Berlin-Schönefeld. 2.000 Fußballfelder<br />
ist sie groß. Eine Fläche, die nicht nur<br />
bebaut sondern auch effektiv und si-<br />
cher entwässert werden muss. Damit<br />
planmäßig Ende Oktober 2011 der ers-<br />
te Flieger am Airport BBI landen kann,<br />
sind allein 2009 rund 3.000 Arbeiter im<br />
Einsatz.<br />
Die Konturen von Terminal, neuer Startbahn,<br />
Straßen- und Schienenanbindung sind im Som-<br />
mer 2009 schon deutlich zu sehen. Aber auch<br />
unter der Erde tut sich einiges. So ist der neue<br />
Hauptstadtflughafen für das Unternehmen Wa-<br />
vin, einen der führenden Hersteller von Kunst-<br />
stoff-Rohrsystemen in Europa, nach eigenen<br />
Angaben die bislang größte logistische Heraus-<br />
forderung im Bereich Regenwasserversicke-<br />
rung – und das wahrscheinlich größte System<br />
seiner Art, das jemals installiert wurde.<br />
I VERSICKERUNG<br />
Mehr als 100 LKW-Ladungen Versickerungselemente<br />
für Europas größte Flughafenbaustelle<br />
Aber der Reihe nach. Die Aufgabe klingt ziemlich alltäglich: Das Nieder-<br />
schlagswasser aus dem Bereich der privaten Straßen, d. h. der Zufahrts-<br />
straßen zu den auf dem Flughafengelände ansässigen Dienstleistern, ist<br />
nach einer naturnahen Vorbehandlung in einer belebten Bodenzone de-<br />
zentral zu versickern. Den Zuschlag bekam das technische Konzept von<br />
Wavin, das mit dem System Q-Bic eine alternative Lösung zu den ausge-<br />
schriebenen Rigolenbausteinen mit vorgesetzten Schächten beinhaltete.<br />
Q-Bic – leistungsfähig und schnell zu installieren<br />
Das Entwässerungssystem von Wavin ist für den BBI eine Lösung mit<br />
der geforderten Leistungsfähigkeit, aber einfacher und schneller in der<br />
Installation. Das gilt besonders für die Schächte. Beim System Q-Bic wird<br />
der Zugang zum Rigolensystem über aufgesetzte Schächte ermöglicht. Es<br />
ist nicht nötig, separate Schachtbauwerke zwischen den Rigolen zu plat-<br />
zieren. Trotzdem – oder gerade deshalb – sind die Rigolenelemente von<br />
Wavin besser inspizierbar als bei anderen Systemen. Der Vorteil aufge-<br />
setzter Schächte liegt auf der Hand: Es müssen weniger Artikel eingebaut,<br />
keine Schächte separat gesetzt und keine Verbindungsrohrleitungen zwi-<br />
schen Schächten und Rigolen gelegt werden. Die Bauzeit wird dadurch<br />
erheblich verkürzt und der Einbau deutlich vereinfacht. Statt mehrerer<br />
Rigolen wird in Berlin-Schönefeld nur eine einzige zweilagige Rigole mit<br />
rund 22 Metern Breite und 330 Metern Länge installiert.<br />
Autor: Bernhard Pieper<br />
Wavin GmbH • Industriestraße 20 • 49767 Twist • Telefon (0 59 36) 12-275 • E-Mail: bernd.pieper@wavin.de • www.wavin.de<br />
Großbaustelle Flughafen<br />
19.000 Speicherelemente von Wavin<br />
sorgen in Berlin-Schönefeld für eine effektive<br />
Entwässerung.
Schnelle Installation Beim System Q-Bic<br />
von Wavin ermöglichen aufgesetzte Schächte<br />
den Zugang zum Rigolensystem.<br />
Möglich wurde das durch das intelligente De-<br />
sign der Q-Bic-Versickerungsbausteine. Jeder<br />
der 600 x 600 x 1.200 mm messenden Kunst-<br />
stoff-Hohlkörper ist multifunktionell konzipiert.<br />
Einerseits kann er von allen Seiten durchströmt<br />
werden. Andererseits übernimmt der Wavin-<br />
Versickerungsbaustein je nach Einbauweise die<br />
unterschiedlichsten Funktionen innerhalb der<br />
Rigole: als Speichermodul, Inspektions- und<br />
Reinigungsmodul aber auch als Schachtrohr und<br />
Schachtboden. Das heißt, jeder Q-Bic Baustein<br />
kann an jeder beliebigen Stelle in der Rigole mit<br />
einem handelsüblichen 600er Schachtrohr für<br />
Inspektions- und Reinigungszwecke ausgestattet<br />
werden. Beispielsweise mit dem Wavin Tegra<br />
600 Schachtrohr. Wie Q-Bic wird das Rohr<br />
komplett aus umweltfreundlichem Polypro-<br />
pylen-Neumaterial (PP Copolymer) gefertigt<br />
– einem Material, das für seine außerordent-<br />
liche Stabilität, Schlagfestigkeit und Haltbarkeit<br />
bekannt ist. Nachhaltige Gründe, weshalb auch<br />
der Auftraggeber die Verwendung dieses Ma-<br />
terials vorgegeben hat. Ein weiterer Vorteil der<br />
Q-Bic Elemente ist, dass sie nicht aus vielen<br />
Einzelteilen zusammengesteckt, sondern im<br />
Spritzgussverfahren aus zwei Hälften hergestellt<br />
werden. Diese werden warm verpresst und sind somit dauerhaft haltbar. Der<br />
Rigoleneinbau mit den Kunststoff-Hohlkörpern von Wavin wird also nicht zur<br />
Wackelpartie. Bei einer Erdüberdeckung von zum Teil weniger als 1,20 Metern<br />
ist das PP-System schwerlasttauglich (SLW 60).<br />
Nachhaltigkeit für den dauerhaft zuverlässigen Betrieb<br />
Beide Faktoren – Werkstoffwahl und Herstellverfahren – bilden die Grundlage<br />
für eine verlässliche Aussage über das langfristige statische Verhalten und damit<br />
über die Haltbarkeit der Bauteile. Für das Wavin Q-Bic System bedeutet das<br />
konkret: die Rigole ist für mindestens 50 Jahre funktionssicher. Neben dem<br />
integrierten Schacht besitzt das System Q-Bic weitere Raffinessen, welche die<br />
Inspektion sehr komfortabel machen. Das fängt beim Einbringen der Inspektions-<br />
und Reinigungswerkzeuge an, das über einen so genannten Soft-Glide-Adapter<br />
erleichtert wird. Weiter geht es mit TV-Kamera & Co. ganz bequem durch ein<br />
Tunnelsystem, das sehr großzügig bemessen ist. Jeder Versickerungsblock ent-<br />
hält zwei Inspektionstunnel der Dimension DN 500. Im Rigolensystem sind die-<br />
se Tunnel miteinander verbunden und bilden ein geschlossenes Tunnelsystem,<br />
durch das man freie Fahrt zu jeder entscheidenden Stelle der Rigole hat.<br />
Für das Rigolensystem des neuen Hauptstadt-Flughafens hat Wavin knapp 19.000<br />
Q-Bic Speicherelemente und 36 Tegra 600 Inspektions- und Reinigungsschächte<br />
geliefert. „Das sind mehr als einhundert voll beladene LKW, die zusammen eine<br />
fast zwei Kilometer lange Kolonne ergeben würden“, veranschaulicht Bernhard<br />
Pieper die logistische Meisterleistung. „Dass die geforderte Menge des Materials<br />
stets zum richtigen Zeitpunkt an der richtigen Stelle war, konnten wir nur ge-<br />
währleisten, indem ein abgestimmtes Netzwerk aus Vertrieb, Produktion, Logis-<br />
tik und Handel Hand in Hand zusammenarbeiteten“, so Pieper zufrieden.<br />
Zufrieden waren auch die Mitarbeiter der Matthäi Bauunternehmen GmbH &<br />
Co. KG aus Velten. Sie lobten insbesondere, wie leicht und schnell ihnen der<br />
Einbau der Q-Bic Bausteine von der Hand ging. „Lego für Große“, schmunzelte<br />
Bauleiter Mario Krex.
0<br />
! Projektdaten<br />
Bauherr<br />
Blindeninstitutsstiftung Würzburg<br />
Freiraumplanung<br />
Landschaftsarchitekturbüro Kiefer,<br />
Berlin<br />
Örtliche Projektleitung<br />
Wamsler Rohloff Wirzmüller,<br />
Regensburg<br />
Architekten<br />
Georg Scheel Wetzel Architekten,<br />
Berlin<br />
Godelmann-Produkte<br />
• SCADA ® ferro, 60x40x12 cm,<br />
3.100 Quadratmeter Fläche<br />
• SCADA ® ferro, 80x40x12 cm,<br />
rund 65 Quadratmeter Fläche<br />
• Tetrago, 25x25x8 cm,<br />
rund 800 Quadratmeter Fläche<br />
• Tiefborde und Rasenkantensteine<br />
J OBERFLÄCHE<br />
Innovation Für den Neubau des Blindeninstituts<br />
Regensburg kamen exklusive Großformatplatten<br />
von Godelmann zum Einsatz.<br />
Nachhaltige<br />
Oberflächengestaltung<br />
mit Steingut aus<br />
ressourcenschonender<br />
Herstellung<br />
Zur nachhaltigen Anlage und Pflege öffentlicher Liegen-<br />
schaften gehört neben der <strong>Energieeffizienz</strong>-Steigerung von<br />
Gebäuden auch der Einsatz von langlebigen und umwelt-<br />
freundlichen Produkten im Außenbereich. Die Betonwerke<br />
Godelmann bieten beispielsweise ein breites Sortiment an<br />
ökologischen Pflastersystemen aus besonders ressourcen-<br />
schonender Produktion.<br />
Seit über 30 Jahren entwickelt das Unternehmen aus Högling Flächenbe-<br />
läge auf höchstem Niveau – Pflastersysteme und Betonfertigteile. „Wer<br />
Baustoffe herstellt, die jahrzehntelang die Umgebung gestalten, hat auch<br />
eine Verantwortung gegenüber der Umwelt“, so Geschäftsführer Bern-<br />
hard Godelmann. Externe und interne Prüfstellen überwachen die kon-<br />
sequente Einhaltung dieses hohen Anspruchs.<br />
Die Schule der Sinne – ein architektonisches Konzept<br />
Das Blindeninstitut im ostbayerischen Regensburg repräsentiert im Be-<br />
reich des behindertengerechten Bauens eine neue Art von Schule. Das<br />
von Georg Scheel Wetzel Architekten aus Berlin entworfene kammartige<br />
Gebäude wurde bereits mehrfach ausgezeichnet und erntet vielerorts<br />
Lob und Anerkennung. Heute bietet der Komplex mit Tagesstätte, In-<br />
ternat, Sport- und Therapieeinrichtungen rund einhundert blinden und<br />
Autor: Dipl.-Ing. Götz Hartmann<br />
BETONWERK GODELMANN KG • Industriestraße 1 • 92269 Högling • Telefon (0 94 38) 94 04-35 • E-Mail: neugebauer@godelmann.de • www.godelmann.de
Fotos: Godelmann<br />
sehbehinderten wie auch mehrfachbehinder-<br />
ten Kindern und Jugendlichen eine Förderung,<br />
die ihnen ein selbstständiges Leben ermöglicht.<br />
Der Grundriss und die Ausbaumaterialien des<br />
Gebäudes sind für die Orientierung über den<br />
Tast- und Hörsinn ausgelegt. Die Nutzer rich-<br />
ten sich nach gut organisierten Raumfolgen,<br />
unterschiedlichen Raumklängen und Lichtver-<br />
hältnissen sowie nach taktil wahrnehmbaren<br />
Aushängeschild Der Vorplatz bildet den gelungenen Auftakt<br />
zu einem ambitionierten und prämierten Architekturobjekt.<br />
Bodenbelägen aus Beton. Muschelkalk, Sichtbeton und heller Putz prägen das<br />
Erscheinungsbild. Starke Kontraste oder Farbleitsysteme wurden nur vereinzelt<br />
gesetzt, um individuelle Orientierungshilfen geben zu können.<br />
SCADA ® ferro – individueller Farbakzent im harmonischen Bild<br />
Die Freiraumgestaltung durch das Berliner Landschaftsarchitekturbüro Kiefer<br />
nimmt sich angenehm zurück und lässt stattdessen Raum für Sinnesreize. Dabei<br />
besteht eine klare Differenzierung zwischen dem halböffentlichen Vorplatz, der<br />
durch seine homogen formulierte Oberfläche überzeugt, und den Randzonen<br />
mit Bewegungsflächen und den so genannten Sinnesgärten.<br />
Die Platzbefestigung entwickelt sich aus einem Läuferverband mit Großformat-<br />
platten der Marke Scada von Godelmann. Das exklusive Flächensystem zeichnet<br />
sich durch den mit Natursteinkörnungen veredelten Vorsatz aus. Der Hersteller<br />
fertigte die Platten in der Objekt-Sonderfarbe Graugrün mit Oberflächen in stahl-<br />
kugelgestrahlter Qualität. Der Vorplatz wird durch seine erhöhte Lage und eine<br />
breite Rampe zusätzlich akzentuiert. Einige Gleditschien bereichern die Szene.<br />
Richtung Süden schließt sich der Anlage ein bewaldeter Hang an. Westlich der<br />
fingerförmigen Klassentrakte zieht der Schlosspark des ehemaligen Benediktiner-<br />
klosters Prüfening die Blicke auf sich.<br />
Farbakzent Für die Außenflächen der Regensburger<br />
Schule wurde das exklusive Flächensystem Scada in<br />
dem Sonderfarbton Graugrün produziert.<br />
1
Ausgezeichnet: Mit ihrem Wärmerückgewinnungs-System (rechts) wurde die Berliner Sporthalle zum „KlimaSchutzPartner 2006“ gekürt.<br />
Berliner Sporthalle erfolgreich<br />
mit rückgewonnener Abwasserwärme beheizt<br />
Nach und nach erkennen die Kommu-<br />
nen das Energiepotenzial, das im täg-<br />
lich anfallenden Abwasser schlummert.<br />
Wie diese ungenutzte Wärmeenergie<br />
erschlossen und wo sie genutzt wer-<br />
den kann, ist oftmals jedoch noch un-<br />
klar. Beispiele, wie die Beheizung einer<br />
Sporthalle in Berlin, geben Antworten<br />
auf offene Fragen und stehen Pate für<br />
nachfolgende Projekte.<br />
Abwasser – eine vielseitige<br />
und den CO 2 -Ausstoß senkende<br />
Energiequelle<br />
Die im Abwasser vorhandene Wärmeenergie<br />
kann in Radiatoren- oder Flächenheizungen<br />
sowie zur Warmwasser- und Kälteerzeugung<br />
genutzt werden. Dazu muss sie an einer von<br />
vielen möglichen Stellen zwischen Entstehungs-<br />
ort und Kläranlage durch Wärmetauscher ge-<br />
wonnen und mit Hilfe einer Wärmepumpe<br />
verwertet werden.<br />
K WÄRMERÜCKGEWINNUNG<br />
! Wege der Abwasserwärme-Rückgewinnung<br />
Ort der Wärmegewinnung aus Abwasser:<br />
• Mischwasserkanal ab DN 800<br />
• Druckleitung z. B. industrieller Direkteinleiter<br />
• Pumpensumpf eines Abwasserpumpwerkes<br />
• Auf der Kläranlage<br />
Art der eingesetzten Wärmepumpe:<br />
• Elektrowärmepumpe<br />
• Gaswärmepumpe<br />
• Elektrowärmepumpe plus Blockheizkraftwerk (BHKW)<br />
Art der Nutzung von gewonnener Energie:<br />
• Raumheizung mit konventionellen Heizkörpern im Bestand<br />
• Niedertemperaturheizung oder Fußbodenheizung<br />
• Warmwasserbereitung<br />
• zusätzliches Erzeugen von Klimakälte mit der Wärmepumpe<br />
Autor: Dipl.-Ing. (FH) Wolfram Stodtmeister<br />
ECO.S Energieconsulting Stodtmeister • Morgensternstraße 24 • 12207 Berlin • Telefon (0 30) 25 930 961 • stodtmeister@eco-s.net • www.eco-s.net
Zufrieden: Bürgermeister Dr. Franz Schulz (links), mit Rainer<br />
Kurz (Vattenfall, mitte), Wolfram Stodtmeister (ECO.S) und<br />
einem Wärmetauscher, plant bereits für eine weitere Sporthalle<br />
den Einsatz einer Abwasserwärmepumpe.<br />
Beispielhaft und ausgezeichnet –<br />
KlimaSchutzPartner des Jahres 2006<br />
Ein positives Beispiel für die effektive Nutzung<br />
von Abwasserwärme ist die Schul- und Ver-<br />
einssporthalle im Bezirk Friedrichshain-Kreuz-<br />
berg in Berlin. Seit zweieinhalb Jahren wird<br />
die öffentliche Einrichtung mit Hilfe einer Ab-<br />
wasserwärmepumpe beheizt. 2006 wurde das<br />
Konzept deshalb von der IHK Berlin zum „Kli-<br />
maSchutzPartner“ gekürt.<br />
Dipl.-Ing. (FH) Wolfram Stodtmeister vom<br />
Ingenieurbüro ECO.S zeichnet für die Pla-<br />
nung und Ausführung des eingesetzten Wär-<br />
merückgewinnungs-Systems verantwortlich.<br />
Zur Energiegewinnung wurde zunächst ein<br />
Wärmetauscher auf die Sohle des vor dem<br />
Schulgrundstück verlaufenden Abwassersamm-<br />
lers installiert. Aufgabe dieses Wärmetauschers<br />
ist es, Wärme aus dem Abwasser des Misch-<br />
wasserkanals zu gewinnen. Mit Hilfe eines<br />
Zwischenkreislaufes, dem Wärmequellenkreis,<br />
wird die gewonnene Energie zur knapp 200<br />
Meter entfernten Heizzentrale gepumpt und<br />
dort über eine Wärmepumpe ins Heiznetz<br />
eingespeist. Die somit rückgewonnene Energie<br />
macht es möglich, dass der vorhandene Erd-<br />
gaskessel nur noch an besonders kalten Tagen<br />
in Betrieb genommen werden muss. Durch die<br />
Rückgewinnung von Abwasserwärme spart die<br />
Stadt gegenüber früher mehr als fünfzig Prozent<br />
Energiequelle: Blick in den Abwasserkanal.<br />
des Erdgasverbrauches in der Sporthalle – zum Nutzen der Umwelt und des<br />
öffentlichen Geldbeutels. Denn die Wärme aus dem Abwasser ist für die Stadt<br />
preiswerter als das Heizen mit Erdgas. Dies ist auch dem Contractor Vattenfall<br />
zu verdanken, der die gesamte Anlage finanziert hat und sie betreibt. Die Stadt<br />
selbst hätte die gegenüber der Erdgasheizung erhöhten Investitionskosten nicht<br />
aufbringen können.<br />
Was bei der Anlagenplanung zu beachten ist<br />
Aus wirtschaftlichen und technischen Gründen sollten bei Wärmerückgewin-<br />
nungs-Systemen sowohl der Kanal als auch die zu versorgende Heizzentrale<br />
eine gewisse Mindestgröße aufweisen. Der verwendete Kanal sollte etwa die<br />
Abwässer von wenigstens 10.000 Einwohnern beziehungsweise ein entspre-<br />
chendes Volumen gewerblicher Abwässer führen. Müssen die Wärmetauscher<br />
nachträglich eingebaut werden, ist es zudem erforderlich, dass der Kanal einen<br />
Durchmesser von mindestens DN 800 hat.<br />
Die Heizlast des Gebäudes beziehungsweise die installierte Kesselleistung sollte,<br />
nach Erfahrungswerten von ECO.S, aus Gründen der Wirtschaftlichkeit bei meh-<br />
reren hundert Kilowatt (kW) liegen. Die relativen Kosten für eine größere Anlage<br />
sind trotz steigender Energiepreise einfach günstiger. Eine genaue Grenze lässt sich<br />
allerdings nicht allgemein festlegen. „Dazu unterscheiden sich die Einflussfaktoren<br />
auf die Wirtschaftlichkeit von Standort zu Standort einfach zu stark“, stellt Wolfram<br />
Stodtmeister fest. „Eine verlässliche Entscheidung lässt sich erst auf Basis einer tech-<br />
nisch-wirtschaftlichen Voruntersuchung oder einer Machbarkeitsstudie treffen.“<br />
Eine Vorauswahl der Standorte kann auf Basis folgender Richtwerte erfolgen:<br />
• Heizlast / Kesselleistung > 300 kW<br />
• Möglichst niedrige Heizkreistemperaturen, ideal sind Flächenheizungen,<br />
Bestandsanlagen, die zum Beispiel auf 70/55 °C ausgelegt sind, erlauben<br />
jedoch auch einen effizienten Wärmepumpenbetrieb<br />
• Platzreserve von wenigen Quadratmetern in der Heizzentrale<br />
3
84<br />
Energiequelle Abwasser<br />
Intelligente Lösungen zur Steigerung<br />
der <strong>Energieeffizienz</strong> fördern die Wertschöpfung<br />
im Inland, schonen endliche<br />
Ressourcen, reduzieren CO -Emissionen<br />
2<br />
und verringern die Abhängigkeit von Ölund<br />
Gasimporten.<br />
Die Nutzung der im Abwasser enthaltenen<br />
Wärme durch Wärmepumpen stellt insbesondere<br />
zum Beheizen innerstädtischer Gebäude<br />
eine vorteilhafte Alternative gegenüber ande-<br />
Abbildung 1<br />
Prinzipzeichnung eines Bypass-Wärmetauschers<br />
mit Abwassersiebung im Entnahmeschacht.<br />
K WÄRMERÜCKGEWINNUNG<br />
ren regenerativen Energiequellen wie der Sonne oder der Erdwärme<br />
sowie natürlich gegenüber fossilen Brennstoffen dar.<br />
Grundlagen der Abwasserwärmenutzung<br />
Durch Duschen, Waschmaschinen und weitere Nutzungen wird das<br />
Wasser in Haushalten, Gewerbe und Industrie erwärmt. Im Vergleich<br />
zum Grundwasser weist das Abwasser somit auch im Winter eine deutlich<br />
höhere Temperatur von 12 bis 14 Grad Celsius auf. Durch die geringe<br />
Temperaturdifferenz zwischen Abwasser und Heizungsvorlauftemperatur<br />
kann eine Wärmepumpe besonders effizient betrieben werden.<br />
Autoren: Dr.-Ing. Oliver Christ und Dr.-Ing. Ralf Mitsdoerffer<br />
GFM Beratende Ingenieure GmbH • Akademiestraße 7 • 80799 München • Telefon (0 89) 38 01 78-0 • E-Mail: info@gfm.com • www.gfm.com<br />
Bild: ThermWin, Hans Huber AG, Berching
Um die Abwasserwärme nutzbar zu machen,<br />
entzieht ein Wärmetauscher dem Abwasser<br />
Energie, welche dann durch die Wärmepumpe<br />
auf das erforderliche Temperaturniveau<br />
gebracht wird. Der Wärmetauscher wird dabei<br />
üblicherweise in der Kanalsohle als Rinnen-System<br />
(Abbildung 2) verlegt oder über einen<br />
externen Wärmetauscher im Bypass zum Kanal<br />
geführt (Abbildung 1).<br />
Günstige Voraussetzungen<br />
in Städten und Kommunen<br />
Als technische Randbedingungen für eine wirtschaftliche<br />
Abwasserwärmenutzung sind im<br />
Wesentlichen ein minimaler Trockenwetterabfluss<br />
im Kanal von rund 15 l/s sowie ein Heiz-<br />
Bild: ThermLiner, Uhrig GmbH<br />
wärmebedarf von mindestens 150 Kilowatt (kW) zu nennen. Somit kommen<br />
viele der öffentlichen Gebäude wie Schulen, Rathäuser oder Sportstätten aber<br />
auch größere Wohnkomplexe in innerstädtischen Lagen für diese ökoeffiziente<br />
Art der Wärmeerzeugung in Frage.<br />
Projektbeispiel: Abwasserwärmenutzung in Straubing<br />
Ein stadteigener Mietwohnungskomplex aus den 60er Jahren soll einer energetischen<br />
Sanierung unterzogen werden. Insbesondere sind die vorhandenen<br />
Ölbrenner in den einzelnen Wohnungen durch eine moderne Fußbodenheizung<br />
zu ersetzen. Da sich in unmittelbarer Nähe zu diesen Wohngebäuden ein Abwasserkanal<br />
mit einem Trockenwetterabfluss zwischen 100 und 200 l/s befindet,<br />
hat sich das Tiefbauamt der Stadt Straubing entschlossen, für die Beheizung<br />
dieses Objekts die Energie aus dem Abwasser zu nutzen.<br />
Über eine Pumpe wird das Abwasser dem Kanal entnommen und über eine<br />
Siebanlage in den neu entwickelten Rohabwasser-Wärmetauscher (Abbildung<br />
1) geführt. Die Siebung ist notwendig, da sich der Wärmetauscher sonst durch<br />
die im Abwasser enthaltenen Fest- und Faserstoffe zusetzen würde. Der erwärmte<br />
Wasserstrom im Wärmetauscher wird über eine Elektrowärmepumpe<br />
auf die erforderliche Vorlauftemperatur der Fußbodenheizung angehoben.<br />
Auf diese Weise gelingt es, rund 65 Prozent der erforderlichen Heizenergie aus<br />
dem Abwasser zu generieren. Lediglich 10 Prozent der Heizwärme müssen zur<br />
Spitzenlastabdeckung für besonders kalte Tage konventionell über Erdgas abgedeckt<br />
werden. Zwar sind für den Betrieb der Wärmepumpe rund 25 Prozent<br />
der Gesamtheizenergie nötig. Da diese aber in Form von preiswertem Wärmepumpenstrom<br />
aus der Kläranlage bezogen wird und dieser dort klimaneutral<br />
über eine Biogasanlage entsteht, reduziert sich der CO -Ausstoß der Gesamt-<br />
2<br />
lösung gegenüber einer konventionellen Heizung auf 10 Prozent – nämlich den<br />
Emissionen des Erdgasspitzenlastanteils.<br />
Anhand dieses Beispiels vom Tiefbauamt der Stadt Straubing wird deutlich,<br />
dass Abwasser nicht nur ein zu beseitigendes Übel ist, sondern durch innovative<br />
Technologien zur nachhaltigen Energiegewinnung in Form von Wärme und<br />
Strom genutzt werden kann.<br />
Abbildung 2<br />
Nachträglich eingebauter Wärmetauscher<br />
in einem Abwasserkanal.<br />
85
Blick in die Heizzentrale (Übergabestation)<br />
Anfallende Prozess-Abwärme<br />
als Energiequelle zur Raumbeheizung nutzen<br />
Ein namhafter Hersteller von Polystyrol-<br />
Materialien aus der Nähe von Koblenz<br />
kann sich freuen. Denn im Zuge der<br />
baulichen Erweiterung seiner Lagerflä-<br />
chen um rund 11.000 Quadratmeter<br />
entschied sich das vorausschauende In-<br />
dustrieunternehmen in Sachen Raum-<br />
beheizung für eine innovative wie um-<br />
weltfreundliche Lösung. Statt fossiler<br />
Energieträger nutzt die auf BETAINOX-<br />
Wärmetauschern basierende Anlage die<br />
überschüssige Prozesswärme.<br />
K WÄRMERÜCKGEWINNUNG<br />
Franz Graf (BetaTherm, links) und Dirk Geis (WKG Energietechnik)<br />
mit den neu entwickelten BETAINOX Edelstahl-Wärmetauschern.<br />
74 Tonnen weniger CO 2 -Ausstoß pro Jahr –<br />
dank industrieller Wärme-Rückgewinnung<br />
… so lautet das stolze Ergebnis, das durch den industriellen Einsatz der<br />
Wärmerückgewinnungs-Anlage jedes Jahr erzielt werden kann. Dabei ist<br />
die Entstehungsgeschichte der technischen Innovation nicht minder in-<br />
teressant wie die Lösung selbst. In einer gemeinsamen Aktion der betei-<br />
ligten Partnerfirmen WKG Energietechnik (technische Entwicklung) und<br />
BetaTherm (Produktion) wurde eigens für dieses Projekt der Edelstahl<br />
Wärmetauscher BETAINOX entwickelt – ein Produkt, das mit seinen<br />
Eigenschaften für unzählige Anwendungen in der Industrie geeignet ist.<br />
Beide Unternehmen sind übrigens aktive Partner der <strong>Initiative</strong> CO 2 , die<br />
sich bekanntermaßen dafür einsetzt, innovative Systeme im Energie- und<br />
Ressourcen-Management zu etablieren (www.initiative-co2.de).<br />
Prozesswärme nicht ungenutzt lassen<br />
In der Planungsphase wurden zunächst die vorhandenen Rahmenbedin-<br />
gungen auf dem Betriebsgelände des Herstellers analysiert. Dabei wurde<br />
festgestellt, dass die ungenutzte Abwärme aus Produktionsprozessen der<br />
Polystyrol-Fabrik potenziell zur Beheizung der neuen Lagerhalle genutzt<br />
werden könnte. Bisher floss das entsprechende Prozesswasser mit einer<br />
Autor: Dirk Geis<br />
WKG Energietechnik GmbH • Sebastian-Kneipp-Straße 55 • 56179 Vallendar • Telefon (02 61) 8 76 79 90 • info@wkg-gmbh.de • www.wkg-gmbh.de
Eingangstemperatur von rund 65 Grad Celsius<br />
in drei Rückhaltebecken mit gemeinsam über<br />
450 Kubikmetern Inhalt. Über konventionelle<br />
Platten-Wärmetauscher wurde dort die ener-<br />
getische Kapazität transformiert und wertvolle<br />
Energie ungenutzt an die Außenluft abgegeben.<br />
Zusätzliches Problem dieser Art der „Wär-<br />
mevernichtung“: Konventionelle Platten-Wär-<br />
metauscher sind naturgemäß sehr anfällig für<br />
Verkalkung und Verstopfung und deshalb min-<br />
destens viermal jährlich unter großem Aufwand<br />
zu reinigen. Denn während dieser kosteninten-<br />
siven Wartungsphasen müssen die Rückhalte-<br />
becken vollständig entleert und der Produkti-<br />
onsprozess zeitweise umgeleitet werden.<br />
Entstehungsprozess eines<br />
innovativen Heizsystems<br />
Im Zuge des Neubaus und der Erweiterung der<br />
Lagerflächen um 11.000 Quadratmeter im ers-<br />
ten Schritt sowie unter Berücksichtigung einer<br />
möglichen Erweiterung um zusätzliche 4.000<br />
Quadratmeter im zweiten Schritt, hat sich das<br />
planende Ingenieurbüro dafür entschieden, die<br />
Prozesswärme zur Raumbeheizung heranzu-<br />
ziehen. Das spart in Zukunft sowohl Energie-<br />
kosten als auch die aufwändige Reinigung der<br />
Platten-Wärmetauscher.<br />
In enger Zusammenarbeit zwischen Planer, Hersteller, Handel und Verarbeiter<br />
entstand im Folgenden ein innovatives Heizsystem für die Lagerhallen. Zunächst<br />
fertigte Kollektorspezialist BetaTherm 16 Prototypen eines neuartigen Edelstahl-<br />
Wärmetauschers zur Wärmerückgewinnung. Dabei verwendete das Team um<br />
Franz Graf das flexible Edelstahl-Rohrsystem „Spiraflex“ von BRUGG, das in<br />
Wärme-Kälte-Tauschern, Warmwasserbehältern sowie Abwasserwärme- und<br />
Geothermie-Anlagen eingesetzt werden kann. Bei BetaTherm führte man die<br />
Leitungen in einem neu entwickelten Verfahren in Wangen zu so genannten<br />
„Energie-Körben“ zusammen. Der BETAINOX-Wärmetauscher war geboren.<br />
Die Auslegung der zylinderförmigen Spiralkörper erfolgte entsprechend der ge-<br />
forderten Leistung und unter Berücksichtigung der engen Platzverhältnisse zur<br />
Einbringung und Montage vor Ort.<br />
Die komplette Montage des Heizsystems für die neuen Lagerhallen in den alten<br />
Rückhaltebecken erfolgte durch die Firma WKG Energietechnik aus Vallendar<br />
bei Koblenz. Das bundesweit im industriellen Rohrleitungsbau tätige Unterneh-<br />
men hat schon reichlich Erfahrung mit BetaTherm-Produkten gesammelt und<br />
zahlreiche Projekte im Bereich Regenerative Energien erfolgreich realisiert. Be-<br />
sonders schätzt Dirk Geis, verantwortlicher Projektleiter und Inhaber der Fir-<br />
ma WKG Energietechnik, die Flexibilität von BetaTherm. Denn dank der neu<br />
konstruierten BETAINOX-Wärmetauscher wurde selbst die schmale, maximal 1<br />
Meter breite Einbringöffnung in den Bodenraum nicht zum „Nadelöhr“.<br />
Dieses Projekt zeigt beispielhaft eine von vielen interessanten Anwendungsmög-<br />
lichkeiten der Wärmerückgewinnung und somit Energieeinsparung. Vor allem<br />
aber hat die beschriebene Systemlösung erhebliches CO 2 -Einsparungspotenzial<br />
und ist in vielen Bereichen der Industrie einsetzbar. „Viele bisher nicht genutzte<br />
Energiepotenziale im industriellen Bereich könnten mit Systemen wie diesem<br />
erschlossen werden – dafür leistet die <strong>Initiative</strong> CO 2 großartige Aufklärungs- und<br />
Beratungsarbeit“, so Dirk Geis.<br />
Ausgedient: ausgebaute Platten-Wärmetauscher Montage der zylindrischen BETAINOX-Wärmetauscher im Rückhaltebecken.
Energetische Optimierung von Kläranlagen<br />
Kläranlagen sind in den Kommunen die größten<br />
Energieverbraucher – gleichzeitig ist Abwasser<br />
eine nahezu ideale Quelle zur Energie- aber<br />
auch zur Nährstoffgewinnung. In den vergan-<br />
genen Jahrzehnten ging es bei Planung, Bau und<br />
Betrieb von Kläranlagen in erster Linie um die<br />
Optimierung der Ablaufwerte, ohne dabei die<br />
Umweltbelange jenseits des Gewässerschutzes<br />
zu berücksichtigen. Selbstverständlich bleibt<br />
der Gewässerschutz Triebfeder für den Kläranlagenbetrieb<br />
– aber es ist an der Zeit vermehrt<br />
auch den Belangen des Klima- und Ressourcenschutzes<br />
Rechnung zu tragen. Gewässerschutz<br />
darf nicht auf Kosten anderer Umweltbelange<br />
betrieben werden.<br />
Strukturierte Energieanalyse<br />
Um den Strombezug einer Kläranlage nachhaltig<br />
zu senken, empfiehlt sich zunächst die<br />
Durchführung einer strukturierten Energieanalyse.<br />
Diese kann im ersten Schritt durch einen<br />
einfachen Kennwert erfolgen: dem Verhältnis<br />
zwischen Jahresenergieverbrauch und der<br />
mittleren EW -Belastung. Liegt dieser Wert<br />
60/120<br />
deutlich über 25 kWh /(EW x a), ist eine detailliertere<br />
Energieanalyse nötig (Abbildung 2 –<br />
Input-Strom für die Belebung und die Faulung).<br />
L KLÄRANLAGEN ALS ENERGIEQUELLE<br />
Abbildung 1 Beispiel für ein<br />
energetisch ungünstig ausgeführtes<br />
Schneckenpumpwerk. Trennung der Zuflüsse zweier<br />
unterschiedlicher Ortsteile. Hier sind häufig alle<br />
Schnecken in Betrieb, obwohl für die Förderung<br />
der Gesamtsumme des Abwassers nur ein<br />
Teil der Schnecken erforderlich wäre.<br />
Dabei wird dann der Energieverbrauch einzelner Aggregate und Funktionsgruppen<br />
den Betriebstagebüchern entnommen oder durch eine<br />
Messung bestimmt. Je detaillierter diese Daten vorliegen, desto qualifizierter<br />
ist die Energieanalyse. Aus diesem Grund ist es den Betreibern<br />
empfohlen, bereits im Vorfeld der Analyse ein Energieerfassungs-Protokoll<br />
anzufertigen. Der so ermittelte Energieverbrauch wird dann mit den<br />
Belastungsdaten wie Wasser-, Schlamm- oder Gasmenge korreliert und<br />
anhand von bekannten Idealwerten bewertet.<br />
Maßnahmenermittlung<br />
Nach der Energieanalyse kann eine Maßnahmenermittlung<br />
durchgeführt werden, die auf folgende Bereiche fokussiert ist:<br />
Verfahrenstechnik<br />
Mess-, Steuer- und Regeltechnik<br />
Zustand und Leistung der jeweiligen Aggregate<br />
Da die umzusetzenden Maßnahmen auch wirtschaftlich sein müssen, ist<br />
eine entsprechende monetäre Vergleichsrechnung aufzustellen. Dabei<br />
wird unterschieden in<br />
Sofort-Maßnahmen – Energieeinsparungen, die keine<br />
nennenswerten Investitionen erfordern<br />
Kurzfristige Maßnahmen – Investitionen sind notwendig,<br />
sind aber alleine durch die Energieeinsparungen wirtschaftlich<br />
Abhängige Maßnahmen – Investitionen, die sich nicht alleine<br />
durch die Energieeinsparungen rechnen; diese sollten im Rahmen<br />
der Instandhaltung zu einem späteren Zeitpunkt getätigt werden<br />
Autoren: Dr.-Ing. Oliver Christ und Dr.-Ing. Ralf Mitsdoerffer<br />
GFM Beratende Ingenieure GmbH • Akademiestraße 7 • 80799 München • Telefon (0 89) 38 01 78-0 • E-Mail: info@gfm.com • www.gfm.com
Durch diese strukturierte und differenzierte<br />
Vorgehensweise ist es in der Regel möglich,<br />
die Energiebezugskosten einer Kläranlage zwi-<br />
schen 20 und 60 Prozent zu reduzieren. Durch<br />
die Integration einer Co-Vergärung kann die<br />
Anlage darüber hinaus auch noch zum Energie-<br />
Produzenten werden.<br />
Maßnahmen zur Energieeinsparung<br />
Als Ursachen für den energetischen Mehr-<br />
verbrauch, die in der Regel nicht im Betrieb<br />
sondern vielmehr in der maschinen- und rege-<br />
lungstechnischen Ausstattung zu suchen sind,<br />
lassen sich angeben:<br />
ineffiziente, veraltete und oftmals zu<br />
groß dimensionierte Aggregate<br />
nicht regelbare Pumpen, Gebläse<br />
und Motoren, die somit nicht leistungs-<br />
angepasst betrieben werden können<br />
(keine EFF1-Motoren, kein FU,<br />
undifferenzierte Leistungsstaffelung)<br />
Unzureichende Berücksichtigung von<br />
schwankenden Zulaufmengen und<br />
Zulauffrachten in der Anlagenregelung<br />
Zu hohes Schlammalter in der<br />
Belebungsstufe, so dass der Sauerstoff-<br />
bedarf steigt und die Faulgasausbeute<br />
sinkt<br />
Unnötig hohe Wasser- und Schlamm-<br />
kreislaufmengen infolge nicht<br />
angepasster Verfahrenstechniken<br />
(z. B. keine Nebenstrombehandlung,<br />
zu geringe Speicherkapazitäten,<br />
fehlende oder uneffektive Eindick-<br />
und Entwässerungsaggregate)<br />
Abbildung 2<br />
Energie- und CSB-Bilanz<br />
einer konventionellen Kläranlage<br />
mit Schlammfaulung<br />
Maßnahmen zur Energiegewinnung<br />
Steigerung der Faulgasmenge durch<br />
bedarfsangepasste Beschickung der Faulbehälter<br />
desintegrative Maßnahmen zur Schlammbehandlung bei überlasteten<br />
Faulbehältern<br />
Optimierung der Faulgasverwertung durch<br />
angepasste Abstimmung zwischen Gas-Produktion, -Speicherung<br />
und -Verwertung im BHKW, in Brennstoffzellen oder Mikrogasturbinen<br />
angepasste Wärmenutzung zur Beheizung des Schlammes/der Gebäude<br />
maschinelle Überschussschlammeindickung zur Verringerung der<br />
zu erwärmenden Schlammmenge, Schaffung der Möglichkeit das<br />
Schlammalter zu senken und Gewinnung von Faulraumkapazitäten<br />
zur Co-Vergärung<br />
Nutzung weiterer Energiequellen auf der Kläranlage durch<br />
Verwendung von Abwärme der Maschinen (insbesondere Gebläse)<br />
und des Abwassers<br />
Nutzung von Photovoltaik, Solarthermie, Wasserkraft, Abwasserwärme<br />
Integration einer Co-Vergärung<br />
Die energetische Kläranlagenoptimierung ist ein erster Schritt zu einer nachhal-<br />
tigen Wasserwirtschaft, bei der nicht allein die Gewässergüte im Vordergrund<br />
steht, sondern alle Umweltbelange berücksichtigt werden. Dennoch können<br />
dadurch aber die Ablaufwerte verbessert werden, da ein energieeffizienter<br />
Betrieb gleichzeitig ein geregelter Betrieb ist. In Zukunft wird auch das Thema<br />
Nährstoffrückgewinnung eine große Bedeutung haben, da es aufgrund der sich<br />
verknappenden Rohstoffe – hier insbesondere der Phosphor – und der energie-<br />
intensiven Gewinnungsverfahren für Stickstoff nicht länger hinnehmbar ist, dass<br />
Nährstoffe in Kläranlagen unter Energieaufwand vernichtet werden.
0<br />
Optimierung der biologischen Reinigungsstufe<br />
Am Beispiel der Kläranlage Markt<br />
Schwarzenfeld wird aufgezeigt, wie stark<br />
regelungstechnische Maßnahmen die<br />
Abbauprozesse in Klärwerken beeinflus-<br />
sen können und wie erfolgreich die Ver-<br />
rechnung der Abwasserabgabe mit den<br />
Investitionsaufwendungen sein kann.<br />
Das Objekt Die technischen Daten der Kläranlage<br />
Bemessung nach:<br />
BSB<br />
N<br />
P<br />
14.000 EW<br />
20.000 EW<br />
25.000 EW<br />
Qt 3.500 m 3 /d<br />
Qm 10.000 m 3 /d<br />
Belebungsbecken 8.100 m 3<br />
Nachklärung 2 x 1.800 m 3<br />
Abbildung 1 Belebungsbecken<br />
in Markt Schwarzenfeld.<br />
Warmes, aber schwieriges Abwasser.<br />
L KLÄRANLAGEN ALS ENERGIEQUELLE<br />
Das Abwasser im Zulauf zur Kläranlage in Markt Schwarzenfeld erweist<br />
sich als echte Herausforderung für die Aufbereitung. Ein biochemischer<br />
Sauerstoffbedarf (BSB), der etwa 14.000 Einwohnerwerten (EW) ent-<br />
spricht, trifft auf eine Stickstoff-Fracht von rund 20.000 EW. Hinzu kommt<br />
noch eine Phosphorbelastung von etwa 25.000 EW. Verantwortlich für<br />
diese ungleichmäßige Zusammensetzung ist das vorbehandelte Abwasser<br />
aus einer Molkerei. Diese Vorbehandlungsstufe entlässt relativ wenig BSB,<br />
dafür aber mehr als 50 Prozent der gesamten Stickstoff-Fracht im Kläranla-<br />
genzulauf. Positiver Nebeneffekt: Da es sich um warmes Wasser handelt,<br />
liegen die Wassertemperaturen in der Belebung immer über 11 Grad Cel-<br />
sius (Abbildung 1).<br />
Autor: Manfred Beck<br />
ELO Consult GmbH • Kochstraße 23 • 93077 Bad Abbach • Telefon (0 94 05) 95 55-20 • manfred.beck@elo-consult.de • www.elo-consult.de
Nach der mechanischen Reinigung auf der Klär-<br />
anlage gelangt das Abwasser infolge ungünstiger<br />
Strömungsverhältnisse im Verteilerbauwerk<br />
in einem Verhältnis von 70:30 in die jeweils<br />
vorgeschaltete Denitrifikationsstufe der zwei-<br />
straßigen Anlage. Zudem verhindern geringe<br />
Verweilzeiten bei gleichzeitig niedrigen BSB-<br />
Werten eine ausreichende Denitrifikationsleis-<br />
tung. Im folgenden belüfteten Teil schließlich<br />
sorgt eine einzige Sauerstoff-Leitung (O 2 ) für<br />
eine gleichmäßige Versorgung der beiden un-<br />
gleichmäßig beschickten Straßen – mit Unter-<br />
schieden von bis zu 5 mg/l O 2 . Die Folge: ein<br />
Gesamt-Stickstoff-Wert von 12-18 mg/l N im<br />
Ablauf und ein spezifischer Energieverbrauch<br />
von 0,40 kWh/m 3 Abwasser.<br />
Anlagenoptimierung durch Umbau<br />
im Verteiler<br />
Die Abwasserzusammensetzung konnte natür-<br />
lich nicht beeinflusst werden, aber durch eine<br />
einfache Umbaumaßnahme im Verteilerbau-<br />
werk wird das Abwasser jetzt gleichmäßig auf<br />
die beiden Straßen verteilt. Der Wechsel von<br />
vorgeschalteter Denitrifikation zu intermittie-<br />
rendem Betrieb erzeugt wesentlich größere<br />
Denitrifikations-Kapazitäten und ermöglicht in<br />
langen unbelüfteten Phasen trotz C-Mangels ei-<br />
nen wirkungsvollen Stickstoffabbau. Getrennte<br />
Sauerstoffleitungen und zwei Ringkolbenventile<br />
Leistungsdaten:<br />
Parameter vorher nachher<br />
N ges (mg/l) 12-18 ><br />
1
Abbildung 3<br />
In jeder Straße wird der Sauerstoffgehalt separat bestimmt;<br />
Ammonium und Nitrat gemeinsam im Ablauf<br />
der Biologie (Schema).<br />
Basierend auf diesen Messwerten erarbeitet der<br />
Fuzzy-Regler die wirtschaftlichste<br />
Belüftungsstrategie (Diagramm).<br />
Fazit: Finanzierung durch<br />
Stickstoffreduzierung<br />
30 Prozent geringere Energiekosten (von 0,40<br />
kWh/m 3 auf 0,28 kWh/m 3 Abwasser), im Ab-<br />
lauf weniger als 5 mg/l N und ein CSB unter 30<br />
mg/l sind eindrucksvolle Zahlen, die die Leis-<br />
tungsfähigkeit dieses Regelungssystems über-<br />
aus deutlich zum Ausdruck bringen. Die Zu-<br />
sammenarbeit zwischen der Kläranlage Markt<br />
Schwarzenfeld und der ELO Consult GmbH<br />
macht sich somit nachhaltig bezahlt. Dabei gab<br />
es diese Anlagenoptimierung sogar zum Null-<br />
tarif, wie die Auflistung der Finanzierung zeigt<br />
(Abbildung 4). Die erfolgreiche Stickstoffre-<br />
duzierung um mehr als 20 Prozent führte zu<br />
einer Rückerstattung an Abwasserabgabe, mit<br />
der rund 85 Prozent der Investitionskosten ab-<br />
gedeckt waren. Nebeneffekt dieser Optimie-<br />
rungsmaßnahme: Die verbesserte biologische<br />
Phosphorelimination führte zu einer Reduzie-<br />
rung des P ges und des CSB um jeweils 50 Pro-<br />
zent.<br />
Finanzierung<br />
Abbildung 4 Optimierung zum Nulltarif<br />
dank Rückerstattung der Abwasserabgabe.<br />
Investition -120.158 €<br />
Rückerstattung 2001* 9.806 €<br />
Rückerstattung 2002* 40.388 €<br />
Rückerstattung 2003* 28.676 €<br />
Rückerstattung 2004* 23.368 €<br />
Zwischenbilanz -17.920 €<br />
Energieeinsparung jährlich ca. 14.600 €<br />
Minderung Abwasserabgabe 23.450 €<br />
*durch Stickstoffreduzierung um mehr als 20 Prozent<br />
L KLÄRANLAGEN ALS ENERGIEQUELLE<br />
Zweistraßige Belebung mit Prozess-Messtechnik<br />
Belüftung<br />
Zulauf Belegung<br />
Rücklaufschlamm<br />
Auslauf Belebung<br />
Deutlicher Rückgang der Stickstoff-Fracht in den ersten<br />
sieben Monaten der Jahre 2004/2005 (oben).<br />
Zeitgleich konnte der Stromverbrauch erheblich gesenkt werden (*).<br />
Rechnerisch basierend auf der Abwassermenge 2004 (unten).<br />
Autor: Manfred Beck<br />
ELO Consult GmbH • Kochstraße 23 • 93077 Bad Abbach • Telefon (0 94 05) 95 55-20 • manfred.beck@elo-consult.de • www.elo-consult.de
Die <strong>Initiative</strong> CO 2 hat als besonderen<br />
Service für Bauherren und Betreiber<br />
aus Kommunen und der Industrie auf ih-<br />
rer Internetseite eine virtuelle 3-D-Welt<br />
mit beispielhaften <strong>Energieeffizienz</strong>-Pro-<br />
jekten eingerichtet – die „CO 2 Earth“.<br />
Mithilfe dieser „virtuellen Infrastruktur für Kommunen und die Industrie“ haben Ent-<br />
scheider unter www.initiative-co2.de die Möglichkeit, virtuell öffentliche Gebäude<br />
oder Industrieanlagen zu besuchen. Dort können technische Lösungen zur Einspa-<br />
rung von Energie und Kosten, zur <strong>Energieeffizienz</strong>steigerung, zur energetischen<br />
Sanierung oder für den Einsatz erneuerbarer Energien betrachtet werden.<br />
CO 2 Earth – Inspirationsquelle und Entscheidungshilfe<br />
CO 2 Earth nimmt die Besucher per Mausklick auf einen „Rundflug“ durch ver-<br />
schiedene kommunale, gewerbliche und öffentliche Gebäude sowie Industriean-<br />
lagen mit. Beispielsweise kann ein Klärwerk besucht und dort erfahren werden,<br />
wie Wärme aus Abwasser zum Heizen von kommunalen Anlagen verwen-<br />
det oder wie die <strong>Energieeffizienz</strong> der Anlage an sich gesteigert wird. Auch die<br />
Maßnahmen im Zusammenhang mit der Nutzung von Erdwärme als langfristig<br />
gesicherte Energieversorgung, zur energetischen Sanierung oder nachhaltiger<br />
Oberflächengestaltung werden anschaulich dargestellt – vom Einsatz modernster<br />
Technologie über die Exploration der geothermischen Felder, die Planung und<br />
Errichtung der Anlagen bis hin zum nachhaltigen Betrieb.<br />
Eine Besonderheit an CO 2 Earth ist, dass sie aufgrund neuer Projekte und Ener-<br />
gietechniken beständig weiter wächst. „Mit CO 2 Earth wollen wir Entscheidern<br />
aus Kommunen einen aktuellen Überblick über bereits realisierte Projekte aus<br />
der Praxis zur Steigerung der <strong>Energieeffizienz</strong> und Reduzierung von CO 2 -Emissi-<br />
onen geben und über den aktuellen Stand der Technik aufklären“, erklärt Katrin<br />
Standl, Sprecherin der <strong>Initiative</strong> in Bayern.<br />
Mithilfe der CO 2 Earth finden Bauherren und Betreiber<br />
schnell eine geeignete <strong>Energieeffizienz</strong>maßnahme und<br />
einen Partner für die praxisgerechte Umsetzung.<br />
CO 2 Earth – Projektbeispiele für<br />
nachhaltige Infrastrukturen und Anlagentechnik<br />
Vorbildfunktion: Anhand konkreter Projektbeispiele kann schnell ein Überblick über<br />
mögliche <strong>Energieeffizienz</strong>-Maßnahmen gewonnen werden – zum Beispiel in einer<br />
Industrieanlage, beim Einsatz eines Biomasse-Heizkraftwerkes oder in einem Supermarkt (v.o.).<br />
3
4<br />
Turbo in der Abwassertechnik –<br />
Terra-N ® -Verfahren nutzt Deammonifikation<br />
Bereits in den 80er Jahren wurde ein<br />
Bakterium entdeckt, das heute den<br />
klassischen Stickstoffabbau in Klärwer-<br />
ken revolutioniert – Candidatus Broca-<br />
dia anammoxidans.<br />
Bisher muss in Klärwerken der im Abwasser<br />
enthaltene Ammoniumstickstoff (NH 4 -N) un-<br />
ter hohem Energieaufwand zunächst zu Nitrit-<br />
stickstoff (NO 2 -N) und dann zu Nitratstickstoff<br />
(NO 3 -N) oxidiert werden – um anschließend<br />
durch Zugabe von Kohlenstoff zu elementarem<br />
Stickstoff (N 2 ) umgewandelt werden zu können<br />
(Abbildung 1, links). Die dazu nötige Energie<br />
beziehungsweise die dadurch anfallenden Be-<br />
triebskosten sind erheblich.<br />
Anammox-Reaktion senkt<br />
Prozesskosten und CO 2 -Emissionen<br />
Die Betriebskosten in Klärwerken können<br />
durch den Einsatz der so genannten Anam-<br />
mox-Reaktion um bis zu 90 Prozent gesenkt<br />
werden. Denn der Stromverbrauch (und damit<br />
die CO 2 -Produktion) durch die benötigte Belüf-<br />
tung in der Nitrifikationsstufe beziehungsweise<br />
die Kohlenstoffveratmung in der Denitrifikati-<br />
onsstufe sinken deutlich.<br />
„Anammox“ ist ein Kunstwort, das sich aus den<br />
Begriffen „Anaerobe“ und „Ammoniak-Oxidati-<br />
on“ zusammensetzt. Die anaerobe Ammoniak-<br />
Oxidation ist ein biologischer Vorgang aus dem<br />
Bereich des Stickstoffkreislaufes. Wie der Begriff<br />
Abbildung 1 Die Reaktionen im Vergleich.<br />
L KLÄRANLAGEN ALS ENERGIEQUELLE<br />
schon andeutet, ist die Anammoxidation ein Oxidationsvorgang, der<br />
+ ohne Sauerstoff (anoxisch) abläuft. Dabei wird Ammonium (NH ) mit 4<br />
− Nitrit (NO ) unter anaeroben Bedingungen zu molekularem Stickstoff<br />
2<br />
(N ) umgesetzt (Abbildung 1, rechts).<br />
2<br />
Verantwortlich für diesen Vorgang ist in unserem Beispiel das bisher we-<br />
nig beachtete Bakterium Candidatus Brocadia anammoxidans. Neben<br />
diesem Bakterium wurde der Anammox-Prozess bisher aber auch bei<br />
den Süßwasserorganismen Kuenenia stuttgartiensis und den Meeresbak-<br />
terien Scalindua sorokinii beobachtet.<br />
Autor: Andreas Zacherl<br />
SÜD-CHEMIE AG • Trink- und Abwasserbehandlung (PES) • Ostenriederstraße 15 • 85368 Moosburg • Telefon (0 87 61) 8 26 12 • andreas.zacherl@sud-chemie.com<br />
www.sud-chemie.com
Das chemische Verfahren<br />
der Anammox-Oxidation<br />
Schritt 1, Nitritation: Rund 50 Prozent<br />
des anfallenden Abwassers werden mit dem<br />
Terra-N ® -Verfahren behandelt. In diesem<br />
Prozess wird der Ammoniumstickstoff durch<br />
ammonium-stickstoffoxidierende Bakterien zu<br />
Nitrit oxidiert (Abbildung 1, Mitte).<br />
Schritt 2, Deammonifikation: Das nitrit-<br />
haltige Abwasser aus der Terra-N ® -Anlage<br />
wird nun mit dem unbehandelten ammonium-<br />
stickstoffhaltigen Abwasser unter Luftausschluss<br />
(anoxisch) in einer Deammonifikationsbiologie<br />
zusammengeführt (Abbildung 1, rechts).<br />
Bedeutung für die<br />
zukünftige Abwasserreinigung<br />
Der Anammox-Prozess ist nicht nur von wis-<br />
senschaftlichem Interesse, sondern bietet<br />
gegenüber der klassischen Methode eine viel-<br />
versprechende Alternative, um Stickstoffverbin-<br />
dungen in Kläranlagen zu entfernen. Im Gegen-<br />
satz zu den für biologische Klärstufen typischen<br />
Mikroben benötigt Brocadia anammoxidans<br />
keinen Sauerstoff und verbraucht noch dazu<br />
das Treibhausgas Kohlenstoffdioxid. Die Ver-<br />
fahrenskosten reduzieren sich auf etwa zehn<br />
Prozent und der Ausstoß von Kohlenstoffdioxid<br />
verringert sich um rund 90 Prozent.<br />
Die Anammox-Mikroorganismen werden in<br />
Zukunft eine wichtige Rolle bei der Abwasser-<br />
behandlung spielen. Betreiber von Kläranlagen,<br />
Ölraffinerien und Düngerproduzenten erzeu-<br />
Abbildung 2 Granulierte Deammonifikanten<br />
gen Millionen Liter ammoniumhaltiger Abwässer, die abgebaut werden müssen.<br />
Betreiber könnten auf den teuren und umweltbelastenden Einsatz von Sauer-<br />
stoffgas verzichten, denn genügsame Bakterien erledigen die Umsetzung von<br />
Ammonium zu Stickstoff. Wie Nature vorrechnet, ließen sich auf diese Weise<br />
nicht nur 90 Prozent der Betriebskosten sparen – entsprechende Anlagen benö-<br />
tigen auch nur die Hälfte an Platz.<br />
Vorteile des Terra-N ® -Verfahrens von Süd-Chemie<br />
Mit dem patentierten Terra-N ® -Verfahren (EP 1 071 637 B1) werden hoch am-<br />
moniumstickstoffhaltige Abwässer (NH 4 -N < 500 mg/l), wie sie beispielsweise<br />
bei der Schlammentwässerung anfallen, zu Nitrit oxidiert (Abbildung 3).<br />
Durch den Einsatz von TERRANA ® als Trägermaterial für die ammoniumstick-<br />
stoff-oxidierenden Bakterien kann die Raumbelastung deutlich erhöht werden.<br />
Dadurch werden Beckenvolumen optimaler genutzt und das Volumen kann<br />
deutlich reduziert werden. Man spricht hier von einem Faktor 5 gegenüber kon-<br />
ventionellen Verfahren. Außerdem wirkt das Trägermaterial schlammbeschwe-<br />
rend (SVI > 30), was die Dimensionierung des Sedimentationsbeckens dement-<br />
sprechend reduziert.<br />
Vorteile des TERRA-N ® -Verfahrens<br />
Deutlich geringere CO 2 -Produktion<br />
Reduktion des Energieverbrauchs<br />
Verringerung des Schlammwachstums<br />
Keine Zugabe einer Kohlenstoffquelle<br />
Absenkung des Sauerstoffverbrauchs<br />
Geringe Beckenvolumen<br />
Investitionskosten werden deutlich gesenkt<br />
Zweistufiger Prozess = höhere Umsatzraten & stabilerer Betrieb<br />
Anlage in bestehende Bauwerke integrierbar<br />
Abbildung 3 Verfahrensfließbild<br />
5
Optimierung der Klär- und Biogaserzeugung<br />
durch Desintegration im elektrischen Feld<br />
Bei der anaeroben Behandlung von<br />
Schlämmen in Kläranlagen ist es be-<br />
sonders wichtig, auch die noch aktiven<br />
Zellinhaltsstoffe zur Faulgasgewinnung<br />
zu nutzen – vor allem bei Überschuss-<br />
schlämmen und Substraten für Biogasan-<br />
lagen. Das Verfahren der Desintegration<br />
im elektrischen Feld macht das möglich.<br />
Abbildung 1 Ausbildung des<br />
elektrischen Feldes in der Rohrleitung.<br />
Effektive Schlammverwertung und Kostenreduzierung<br />
Durch die biologische Aktivität kann nur ein Teil der Zellinhaltsstoffe<br />
zur Faul- oder Biogaserzeugung genutzt werden. Aufgrund der Struk-<br />
tur beziehungsweise Beschaffenheit der Zellmembranen ist oftmals ein<br />
biochemischer Aufschluss nicht oder nur nach langer Behandlungsdauer<br />
möglich. Somit steht das in der Zelle gebundene Substrat zur Gaserzeu-<br />
gung nicht zur Verfügung.<br />
Durch die Desintegration im elektrischen Feld werden Zellmembranen<br />
mechanisch geschwächt und porös, Zellverbände werden aufgetrennt<br />
und eine größere Angriffsoberfläche für die biochemische Reaktion steht<br />
zur Verfügung. Damit kann dann der Zellinhalt zur Gaserzeugung genutzt<br />
werden. Darüber hinaus reduziert die Behandlung den Schlammanfall<br />
(Output), was sich im Gesamtsystem „anaerobe Schlammbehandlung<br />
– Biogaserzeugung“ positiv auf die Kosten für Transport und Entsorgung<br />
auswirkt.<br />
L KLÄRANLAGEN ALS ENERGIEQUELLE<br />
Prinzip der Desintegration im elektrischen Feld<br />
Der zu behandelnde Schlamm oder die zu behandelnde Biomasse<br />
durchfließen ein spezielles Rohrleitungssystem, in dem ein Hochspan-<br />
nungswechselfeld im Kilovolt- (kV) bzw. Kilohertz-(kHz)Bereich anliegt.<br />
Durch Anlegen eines elektrischen Feldes, das höher ist als das kritische<br />
Membranpotenzial der Zellmembran, führt das elektrische Feld dazu, die<br />
Zellmembran auf Dauer zu destabilisieren. Das elektrische Feld fördert<br />
eine Konzentration von Ladungen an beiden Seiten der Zellmembran.<br />
Diese deutlich erhöhte Ladungsdichte erhöht die Anziehungskräfte der<br />
Ladungen. Durch die Frequenzänderung werden die Ladungsdichten<br />
ständig geändert, was eine laufende Neuanordnung der Ladungen an<br />
der Zellmembran (Abbildung 1) bewirkt. Durch die hohe Spannung<br />
in Verbindung mit dem Wechselfeld werden die Zellen einem hohen<br />
„osmotischen Druck“ durch ständige Ladungsänderung ausgesetzt, wel-<br />
cher auf Dauer den Zellverbund auflöst, die Zellmembran schädigt und<br />
schließlich zerstört (Abbildung 2).<br />
Abbildung 2 Langsame Perforation<br />
der Zellmembran durch das Wechselfeld.<br />
Autor: Andreas Zacherl<br />
SÜD-CHEMIE AG • Trink- und Abwasserbehandlung (PES) • Ostenriederstraße 15 • 85368 Moosburg • Telefon (0 87 61) 8 26 12 • andreas.zacherl@sud-chemie.com<br />
www.sud-chemie.com
Desintegration am elektrischen Feld<br />
Der Schlamm durchfl ießt ein solches<br />
Rohrleitungssystem, in dem über eine Elektrode ein<br />
Hochspannungswechselfeld erzeugt wird.<br />
Vorteile des Verfahrens<br />
Höherer Gasanfall<br />
Schlammreduktion<br />
Bessere Entwässerbarkeit<br />
Geringer Energieeinsatz<br />
Kein Verschleiß<br />
Kein Personaleinsatz<br />
Positive Ergebnisse im Praxistest<br />
Bei einem halbtechnischen Versuch in einer<br />
kommunalen Kläranlage konnte durch die Des-<br />
integration im elektrischen Feld eine deutliche<br />
Erhöhung des Kohlenstoffanteils erzielt wer-<br />
den. Dieser kann zur Gasgewinnung oder als<br />
Substrat zur Denitrifi kation genutzt werden.<br />
Während des Versuches wurden rund 30 Li-<br />
ter Belebtschlamm 15 Minuten lang durch die<br />
Desintegrationseinheit zirkuliert. Bei dieser<br />
Behandlung wurde eine Versechsfachung des<br />
chemischen Sauerstoffgehaltes (CSB) erreicht.<br />
Ebenfalls stieg der Anteil an leicht abbaubaren<br />
Kohlenstoffverbindungen (BSB 5 ) deutlich an<br />
(Abbildung 3).<br />
In einem weiteren halbtechnischen Versuch<br />
wurde eingedickter Überschussschlamm (rund<br />
90 Liter) mit einem Trockensubstanzgehalt von<br />
etwa sechs Prozent über einen Zeitraum von 30<br />
Minuten mit der Desintegrationseinheit behan-<br />
delt. Während des Versuches wurden in Fünf-<br />
Minuten-Abständen Proben entnommen und<br />
analysiert. Dabei konnte eine kontinuierliche<br />
Steigerung des chemischen Sauerstoffbedarfs<br />
(CSB) festgestellt werden (Abbildung 4).<br />
Abbildung 3 Behandlung von Belebtschlamm – Analyse vor und nach der Desintegration.<br />
mg/l<br />
160<br />
140<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
10<br />
40<br />
22<br />
137<br />
14,5<br />
0,83 3,18 1,21<br />
= Nullprobe<br />
= Desintegration<br />
2 4,43<br />
BSB 5 CSB P ges N ges NH 4 -N<br />
Abbildung 4 Behandlung von Überschussschlamm – Erhöhung des CSB an der Zeitachse.<br />
40<br />
35<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
0 min umgepumt<br />
10 min umgepumt<br />
20 min umgepumt<br />
5 min<br />
10 min<br />
= CSB (mg/l)<br />
15 min<br />
20 min<br />
30 min<br />
1400<br />
1200<br />
1000<br />
800<br />
600<br />
400<br />
200<br />
0
Das SDN ® -Verfahren – sofort realisierbar,<br />
kostengünstig und stabil<br />
Die Optimierung einer Kläranlage ist<br />
eigentlich nie abgeschlossen. Alles, was<br />
Stand der Technik ist oder auf dem<br />
Gebiet der Abwasserreinigung möglich<br />
erscheint, sollte in Erwägung gezogen<br />
und bei Eignung eingesetzt werden. Das<br />
SDN ® -Verfahren der SÜD-CHEMIE AG<br />
eignet sich beispielsweise ideal zur Op-<br />
timierung der Stickstoffelimination, hier<br />
der Denitrifikation.<br />
Das SDN ® -Verfahren – Simultane<br />
Denitrifikation im Vorklärbecken<br />
Beim SDN ® -Verfahren erhält das Vorklärbe-<br />
cken die zentrale Funktion. Es dient hier nicht<br />
nur der Sedimentation des Rohschlammes,<br />
sondern übernimmt zusätzlich die Funktion<br />
einer Denitrifikationsbiologie. Es handelt sich<br />
beim SDN ® -Verfahren um eine vorgeschalte-<br />
te Denitrifikation mit hoher Leistungsfähigkeit.<br />
Weil Sedimentation und Denitrifikation zudem<br />
simultan erfolgen, kann bei diesem Verfahren<br />
auch auf den Neubau eines zusätzlichen Be-<br />
ckens verzichtet werden.<br />
Der zügige Aufbau der Denitrifikationsbiolo-<br />
gie im Vorklärbecken erfolgt durch Animpfung<br />
mit Überschuss-Schlamm aus dem Nach-<br />
klärbecken sowie der internen Rezirkulation<br />
des Rohschlamm-Belebtschlamm-Gemisches<br />
(Funktionsschema). Dadurch wird dort ein<br />
Schlammspiegel aufgebaut, der die erforder-<br />
liche Biomasse mit dem passenden Schlamm-<br />
alter enthält. Der Räumer sorgt dabei für eine<br />
Funktionsschema<br />
des SDN®-Verfahrens.<br />
L KLÄRANLAGEN ALS ENERGIEQUELLE<br />
Durchmischung des Rohschlamm-Belebtschlamm-Gemisches und den<br />
Transport in die Schlammtrichter des Vorklärbeckens. Darüber hinaus<br />
wird nitrathaltiges Wasser aus dem Ablauf der Nitrifikationsstufe oder<br />
des Nachklärbeckens zurück ins Vorklärbecken geleitet. Diese Rückfüh-<br />
rung des nitrathaltigen Wassers erfolgt mit einem Sollwert, der sich aus<br />
der Summe von Zulauf und Rückführung ergibt. Meist wird ein Sollwert<br />
mit 2 Q TW gewählt. Der Überschussschlamm-Abzug erfolgt über die<br />
Schlammtrichter aus dem Vorklärbecken.<br />
Mögliche Einsatzbereiche des SDN ® -Verfahrens<br />
Sowohl Belebungsanlagen als auch Tropfkörper- und SBR-Anlagen sind<br />
grundsätzlich für den Einsatz des SDN ® -Verfahrens geeignet. Durch die<br />
geschilderte Umfunktionierung des Vorklärbeckens in ein Denitrifikati-<br />
Vorklärbecken<br />
Belebungsbecken<br />
Nachklärbecken<br />
Faulturm<br />
Rohschlamm-<br />
Belebtschlamm-<br />
Gemisch<br />
Überschussschlamm<br />
Nitrathaltiges Abwasser<br />
Nitrifikation<br />
Autorin: Dipl.-Biol. Karin Kulicke<br />
SÜD-CHEMIE AG • Trink- und Abwasserbehandlung (PES) • Ostenriederstraße 15 • 85368 Moosburg • Telefon (0 87 61) 8 26 19 • karin.kulicke@sud-chemie.com<br />
www.sud-chemie.com<br />
Rücklaufschlamm<br />
Überschussschlamm<br />
Pumpensumpf<br />
Abbildung: Süd-Chemie AG
onsbecken und die Einleitung von nitrathaltigem<br />
Wasser lässt sich so in jedem Fall kostengünstig<br />
und schnell eine zusätzliche Denitrifikations-<br />
stufe auf einer Kläranlage verwirklichen. Bei<br />
Tropfkörperanlagen, die ganz ohne Denitrifi-<br />
kationsstufe geplant wurden, kann das Vorklär-<br />
becken die Funktion einer Denitrifikationsstufe<br />
übernehmen. Voraussetzung für den Einsatz<br />
des SDN ® -Verfahrens auf einer Kläranlage ist<br />
aber stets eine bereits vorhandene Nitrifikati-<br />
onsstufe.<br />
Umsetzung des SDN ® -Verfahrens<br />
Für den Einsatz des SDN ® -Verfahrens ist im<br />
Vorfeld eine Machbarkeitsstudie zu erstellen.<br />
Anschließend bietet die Süd-Chemie AG ne-<br />
ben dem Lizenzerwerb auch ein breites Spek-<br />
trum an Dienstleistungen an: von der Versuchs-<br />
Referenzanlage Ausbaugröße (EGW) Einsparung Bemerkung<br />
KA Landshut EGW 260.000<br />
KA Schrobenhausen EGW 55.000<br />
KA Wasserburg EGW 40.000<br />
KA Volkach EGW 19.500<br />
KA Ebersberg EGW 18.000<br />
KA Werneck EGW 18.000 / 35.000<br />
KA Oberaudorf EGW 15.000<br />
begleitung und -optimierung über die verfahrenstechnische Anpassung an die<br />
Kläranlage bis hin zur Abstimmung mit den Behörden. Darüber hinaus sind auch<br />
der Einsatz eines Messprogramms mit Auswertung der Daten und gegebenen-<br />
falls die Bemessung der Kläranlage möglich.<br />
Referenzanlagen – das SDN ® -Verfahren in der Praxis<br />
Vorteile des SDN ® -Verfahrens<br />
Kein Neubau von Becken nötig<br />
Keine künstliche Kohlenstoffquelle nötig<br />
Investition kann mit der Abwasserabgabe verrechnet werden, wenn<br />
ein Abwasserabgabe-pflichtiger Parameter um 20% gesenkt wird<br />
Schneller Einsatz des Verfahrens<br />
Stabilität auch bei Belastungsschwankungen<br />
Fazit: Das SDN ® -Verfahren ist ein kostengünstiges und schnell zu realisierendes<br />
Verfahren, das auch bei Belastungsschwankungen Stabilität beweist.<br />
Neubau<br />
Denitrifikationsstufe<br />
Neubau<br />
Denitrifikationsstufe<br />
Neubau<br />
Denitrifikationsstufe<br />
Neubau<br />
Denitrifikationsstufe<br />
Neubau<br />
Denitrifikationsstufe<br />
Neubau<br />
Denitrifikationsstufe<br />
Neubau<br />
Denitrifikationsstufe<br />
Hier: Entwicklung von SDN ® -Verfahren<br />
und TERRA-N ® -Verfahren<br />
Stets waren Kostenersparnis und Platzmangel die Hauptgründe für den Einsatz<br />
des SDN ® -Verfahrens. Die Einsparungen für die Gemeinden und Städte lagen<br />
zwischen einer und dreißig Millionen Euro.
100<br />
Modernes Turbulenzreinigungsverfahren<br />
für saubere Regenbecken<br />
Regenrückhaltebecken und Regenüber-<br />
laufbecken haben die Funktion, bei stär-<br />
keren Niederschlägen das anfallende<br />
Regen- bzw. Mischwasser (Regen- und<br />
Abwasser) zwischenzuspeichern und<br />
danach verzögert zur Kläranlage abzu-<br />
leiten. Durch Einstau erfolgt aufgrund<br />
der Schwerkraft eine Sedimentation<br />
(Absetzung) bestimmter im Abwasser-<br />
strom mitgeführter Schmutzpartikel. Es<br />
entstehen Ablagerungen, die durch re-<br />
gelmäßige Reinigung beseitigt werden<br />
müssen. Eine innovative Lösung für die<br />
automatische Reinigung von Regenbe-<br />
cken ist das Turbulenzreinigungsver-<br />
fahren (TRV). Die Kommune als Be-<br />
treiber solcher Bauwerke kann teure<br />
Wartungseinsätze deutlich reduzieren<br />
und Komplikationen bei der Abwas-<br />
serentsorgung vermeiden.<br />
Regenbecken regulieren den Abwasserstrom<br />
Die hydraulische Leistung von Sammlern und Kläranlagen ist begrenzt.<br />
Einleitungen in Gewässer sind möglichst zu reduzieren. Aus diesem<br />
Grund werden im Kanalsystem Rückhalte- bzw. Speicherbauwerke vor-<br />
gesehen, die bei Niederschlag anfallendes Oberflächenwasser bzw. den<br />
daraus resultierenden Abwasserstrom aufnehmen und verzögert ablei-<br />
ten. Während des Einstaus von Regenbecken setzen sich Feststoffe auf<br />
der Sohle der Becken ab. Das wiederholte Einstauereignis der Becken<br />
bewirkt eine Anreicherung mit Feststoffen, die auf Dauer die Funkti-<br />
on des Systems beeinträchtigen kann. Aus diesem Grund kommt der<br />
Beckenreinigung eine wesentliche Funktion zu, um den hydraulischen<br />
und hygienischen Betrieb auf Dauer zu gewährleisten. 2008 waren in<br />
Deutschland etwa 60.000 Regenbecken in Betrieb (Abbildung 1).<br />
Das Turbulenzreinigungsverfahren (TRV)<br />
In den letzten Jahrzehnten haben sich unterschiedlichste Reinigungs-<br />
verfahren etabliert, die auch heute noch überall angewendet werden.<br />
Die Maßnahmen reichen von der manuellen Reinigung mit Schaufel und<br />
Wasserschlauch über automatische Schiebesysteme und Schwallspü-<br />
lungen bis hin zur Reinigung mit Strahlreinigern, auch Turbulenzreini-<br />
gungsverfahren (TRV) genannt.<br />
Besonders wirkungsvoll ist das Turbulenzreinigungsverfahren, da es auf<br />
alle Becken-Geometrien anwendbar ist. Hier übernimmt eine Abwasser-<br />
pumpe kombiniert mit einer Injektoreinheit die Reinigungsfunktion (Ab-<br />
bildung 4). Durch den Betrieb des TRV-Systems wird das im Becken<br />
befindliche Abwasser durch einen Einlaufkrümmer der Reinigungspumpe<br />
zugeführt. Die Tauchmotor-Pumpe fördert das Abwasser zu einem In-<br />
jektor, wo durch Querschnittsreduzierung eine höhere Fließgeschwin-<br />
digkeit und ein Unterdruck erzeugt werden. Durch ein aufgesetztes Be-<br />
lüftungsrohr wird das Abwasser mit Luft angereichert, was sowohl zu<br />
einer größeren Strahlweite als auch zu einer Verlangsamung des anaero-<br />
ben Abbaus im Abwasser führt.<br />
M OPTIMIERUNGSPOTENZIALE IM KANALNETZ<br />
Abbildung 1 Typische Formen von Regenentlastungsbecken<br />
mit TRV-Systemen: Rund- und Rechteckbecken.<br />
Autoren: Dr. Andreas Kämpf und Dipl.-Ing. Andreas Möller<br />
JUNG PUMPEN GmbH • Industriestraße 4-6 • 33803 Steinhagen • Telefon (0 52 04) 17-320 • E-Mail: andreas.kaempf@pentair.com • www.jung-pumpen.de
Abbildung 2 Eine unzureichende Reinigung<br />
von Regenbecken führt innerhalb kurzer Zeit zu<br />
erheblichen Funktionsstörungen.<br />
Der austretende Strahl erzeugt bei teilgefülltem<br />
Becken Turbulenzen und Strömungen, um so<br />
die Sedimentation zu unterbinden. Die Sink-<br />
stoffe werden dadurch in einem Schwebezu-<br />
stand gehalten (Homogenisierung/Remobilisie-<br />
rung). Je nach Art, Größe und Ausführung des<br />
Regenbeckens (Abbildung 1) kommen un-<br />
terschiedliche Ausführungsvarianten mit einem<br />
oder mehreren Aggregaten zum Einsatz.<br />
Neben rein statischen Aggregaten, die fest<br />
installiert auf dem Boden des Beckens ange-<br />
ordnet sind, werden in der jüngsten Zeit auch<br />
drehbare Systeme eingesetzt (Abbildung 3).<br />
Diese so genannten Schwenkstrahler sorgen<br />
für eine Strömung, die den Beckeninhalt in Be-<br />
wegung setzt und Schmutzstoffe vom Boden<br />
ablöst. Durch die bewegliche Anordnung kann<br />
ein größerer Wirkkreis innerhalb des Beckens<br />
erzielt werden, und auch schwer zugängliche<br />
Bereiche sind mit dem TRV-Aggregat für eine<br />
gezielte Reinigung erreichbar.<br />
Abbildung 3 Schwenkstrahlreiniger mit Jung Pumpe<br />
und HST-Antrieb im RÜB Wermelskirchen.<br />
Dimensionierung und Auslegung<br />
Die Auslegung einer TRV-Anlage wird in der Re-<br />
gel projektbezogen vorgenommen. Trotzdem<br />
lassen sich allgemeingültige Auslegungsem-<br />
pfehlungen für die effektive Reinigung mit TRV-<br />
Anlagen formulieren. So sollte die Strömung,<br />
welche durch die Pumpe erzeugt wird, immer<br />
so geleitet werden, dass nach Möglichkeit die<br />
Trockenwetter- oder Ablaufrinne am Schluss mitgereinigt wird. Das Pumpen-<br />
Aggregat sollte immer am tiefsten Beckenpunkt installiert werden. Die Reinigung<br />
erfolgt in der Regel gegen die Gefällerichtung. Falls unterschiedliche Gefällerich-<br />
tungen in dem Becken realisiert sind oder Einbauten (wie Säulen, Nischen usw.)<br />
den Reinigungsprozess behindern, werden befriedigende Reinigungsergebnisse<br />
nur durch die Verwendung von beweglichen Strahlreinigern erreicht. Mit Hilfe<br />
von Strömungssimulationen kann für jedes Becken eine exakte Dimensionierung<br />
erfolgen. Abbildung 5 zeigt das berechnete Strömungsfeld eines Jung Pumpen<br />
TRV-Systems in einem vorgegebenen Becken von 25 mal 6 Metern.<br />
Automatisierte Reinigungsverfahren für Regenbecken gewährleisten eine ein-<br />
wandfreie Funktion des Bauwerks und helfen den personellen Wartungsaufwand,<br />
der in der Regel von der Kommune geleistet wird, drastisch zu reduzieren. Das<br />
Turbulenzreinigungsverfahren hat sich für diesen Anwendungsfall bewährt. Für<br />
komplexere Beckengeometrien sind besonders Schwenkstrahlreiniger zu emp-<br />
fehlen, da die Freiheitsgrade des Schwenkbereiches die Anzahl an Aggregaten<br />
vermindert und ein optimales Reinigungsergebnis realisiert.<br />
Abbildung 4 Das TRV-System mit seinen wichtigsten<br />
Komponenten – Abwasserpumpe mit Ansaugstrecke<br />
und Injektoreinheit.<br />
Abbildung 5 Strömungsverhältnisse im Regenbecken beim<br />
Einsatz eines TRV-Systems mit einer Jung Pumpe UFK 150/4C5<br />
101
10<br />
Benchmarking als Instrument<br />
zur Qualitätssicherung – Erfolgsfaktor in<br />
der Wasser- und Abwasserwirtschaft<br />
Das Benchmarking ist ein wichtiges<br />
Instrument, um im permanenten Kos-<br />
ten- und Innovationswettbewerb zu be-<br />
stehen. Der folgende Beitrag zeigt die<br />
wichtigsten Begriffe, Bedeutung und die<br />
Vorgehensweise in aller Kürze auf.<br />
Abbildung 1: Merkmale zur Beurteilung<br />
der Leistungsfähigkeit der Wasserversorgung<br />
und Abwasserbeseitigung (DVWG, DWA (2005)).<br />
Was ist Benchmarking eigentlich?<br />
Benchmarking ist eine Methode, die Unternehmensvergleiche nutzt, um<br />
quantitative und qualitative Verbesserungspotenziale aufzudecken und<br />
entsprechende Maßnahmen zur Effizienzsteigerung zu ergreifen. Das<br />
Instrument kann dabei sowohl unternehmensintern (indem Teilbereiche<br />
des Unternehmens miteinander verglichen werden) als auch unterneh-<br />
mensübergreifend angewendet werden (indem verschiedene Unter-<br />
nehmen miteinander verglichen werden). Die Analyse kann im Grunde<br />
genommen alle Teilfunktionen des Unternehmens betreffen – also tech-<br />
nische wie wirtschaftliche Aspekte fokussieren.<br />
Für das national wie international stark gestiegene Interesse am Einsatz<br />
von Benchmarking in der Ver- und Entsorgungsbranche gibt es verschie-<br />
dene Gründe. Neben den steigenden Wasser- und Abwassergebühren<br />
Leistungsfähigkeit der Wasserversorgung und Abwasserbeseitigung<br />
Sicherheit Qualität Kundenservice Nachhaltigkeit Wirtschaftlichkeit<br />
Zuverlässigkeit der<br />
Ver- und Entsorgung<br />
Anlagenauslastung<br />
Zentrale Überwachung<br />
…<br />
Qualität d. Dienstleistung<br />
Anlagenüberwachung<br />
und Dokumentation<br />
Verluste<br />
Schäden<br />
Zustand der Netze<br />
…<br />
Beschwerden<br />
Servicequalität<br />
Öffentlichkeitsarbeit<br />
und Kundeninformation<br />
…<br />
M OPTIMIERUNGSPOTENZIALE IM KANALNETZ<br />
Ressourcenherkunft<br />
Ressourcenschutz<br />
Ressourcenverbrauch<br />
Substanzerhaltung<br />
Personelle und soziale<br />
Kriterien<br />
…<br />
Kostentransparenz<br />
Kostenanalyse<br />
Investitionen<br />
Personal<br />
…<br />
Autor: Prof. Dr.-Ing. Frank Wolfgang Günthert • Professor für Siedlungswasserwirtschaft und Abfalltechnik • Institut für Wasserwesen<br />
Universität der Bundeswehr München • Werner-Heisenberg-Weg 39 • 85577 Neubiberg • Telefon (0 89) 60 04-21 56 • E-Mail: wolfgang.guenthert@unibw.de
gehört dazu auch die Forderung nach mehr<br />
Wettbewerb in der Wasserversorgung und Ab-<br />
wasserentsorgung. Benchmarking eröffnet viele<br />
Möglichkeiten, um die Sicherheit, die Qualität,<br />
den Kundenservice, die Nachhaltigkeit und die<br />
Wirtschaftlichkeit von Betrieben der Branche<br />
zu steigern oder auch zu sichern. Daher ist es<br />
ein wichtiges Instrument zur Überprüfung und<br />
kontinuierlichen Verbesserung der Leistungsfä-<br />
higkeit von Unternehmen in der Wasserwirt-<br />
schaft (siehe Abbildung 1).<br />
Wie geht man<br />
Abbildung 2: Verfahrensschritte des<br />
Benchmarkings (ATV-DVWK-Arbeitsbericht<br />
„Benchmarking“ (2001)).<br />
beim Benchmarking vor?<br />
Benchmarking dient nicht nur dazu, den eige-<br />
nen Standort im Vergleich zu seinen Wettbe-<br />
werbern zu bestimmen, sondern zeigt auch<br />
auf, wo noch Potenziale für Verbesserungen im<br />
eigenen Unternehmen bestehen. Schließlich<br />
besteht das Ziel ja darin, die Effizienz und Wirt-<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
schaftlichkeit zu steigern. Da Benchmarking kontinuierlich und in relativ kurzen<br />
Abständen durchgeführt werden muss, können die Verbesserungen in einer<br />
Benchmarking-Analyse aufgezeigt werden (siehe Abbildung 2).<br />
Benchmarking als permanenter Verbesserungsprozess<br />
Ständig neue Herausforderungen am Markt, neue wissenschaftliche Erkenntnisse<br />
und steigender finanzieller Druck machen Benchmarking zu einer Daueraufgabe,<br />
die notwendig ist, um Qualität zu sichern und im Wettbewerb zu bestehen. Die<br />
Umsetzung der Maßnahmen ist also gleichzeitig Ausgangspunkt für eine neuer-<br />
liche Standortbestimmung. Zahlreiche erfolgreich umgesetzte Projekte, etwa in<br />
der Wasserversorgung oder der Abwasserentsorgung, verdeutlichen das Poten-<br />
zial, das dieser Methode zugrunde liegt. Beispiele sind Projekte zur Minimierung<br />
von Leitungsverlusten, Schadstoffeinleitwerten oder des Betriebsaufwands von<br />
Pumpwerken.<br />
Arbeitsschritte Aktivitäten<br />
Vorbereitung, Planung<br />
Datenbeschaffung<br />
Bestimmung Benchmarks<br />
Analayse<br />
Integration<br />
• Festlegung von Teilnehmerkreis<br />
und Benchmarkingobjekt<br />
• Definition des Benchmarkingobjekts<br />
• Beschreibung des<br />
Benchmarkingobjekts<br />
• Definition der Kennzahlen<br />
• Datenerhebung<br />
• Datenaufbereitung<br />
• Plausibilitätsprüfung<br />
• Kennzahlenvergleich<br />
• Bestimmung Benchmarks<br />
• Ursachenanalyse<br />
• Potenzialermittlung<br />
• Maßnahmenplan<br />
• Umsetzung<br />
Weitere Informationen:<br />
DVGW, DWA (2005): Leitfaden Benchmarking für die Wasserversorgungs-<br />
und Abwasserreinigungsunternehmen DVGW-Wasser-Information Nr. 68; Bonn; DWA-Themen;<br />
Hennef; November 2005.<br />
103
104<br />
Bakterien<br />
liefern Energie<br />
In einer Biogasanlage wird Biogas durch<br />
anaerobe Vergärung organischer Stoffe<br />
erzeugt. Zur Erhöhung des Gasertrages<br />
wird meist Pflanzensilage mit vergoren.<br />
Das Biogas kann direkt für Heizzwecke<br />
oder vor Ort mittels eines Blockheiz-<br />
kraftwerks (BHKW) zur gekoppelten<br />
Strom- und Wärmeerzeugung genutzt<br />
werden. Das vergorene organische Ma-<br />
terial wird als Dünger verwertet.<br />
Prinzip einer Biogasanlage<br />
Biogasanlage Ebenhofen<br />
Über- bzw. Unterdrucksicherung<br />
mit AK Typ 037.<br />
In einer Biogasanlage erfolgt der anaerobe mi-<br />
krobielle Abbau (Vergärung) der Biomasse, die<br />
aus verschiedenen Rohstoffen z. B. Bioabfall,<br />
Gülle, Klärschlamm, Fette oder Pflanzen be-<br />
steht. Die Biomasse wird dabei in einen luftdicht<br />
verschlossenen Fermenter eingebracht, wo ver-<br />
schiedene Arten von Mikroorganismen die Mas-<br />
N WÄRME & STROM AUS BIOGAS<br />
se als Nährstoffe nutzen. Hauptprodukte sind, je nach Ausgangsstoff, 40<br />
bis 75 Prozent Methan (CH 4 ), 25 bis 55 Prozent Kohlendioxid (CO 2 ), bis<br />
zu 10 Prozent Wasserdampf sowie geringe Anteile Stickstoff, Sauerstoff,<br />
Wasserstoff, Ammoniak und Schwefelwasserstoff.<br />
Verwendung des Biogases<br />
Derzeit wird Biogas vor allem zur dezentralen gekoppelten Strom- und<br />
Wärmeerzeugung in Blockheizkraftwerken (Kraft-Wärme-Kopplung)<br />
genutzt. Dazu wird das Gasgemisch getrocknet, entschwefelt und dann<br />
einem Verbrennungsmotor zugeführt, der einen Generator antreibt. Der<br />
produzierte Strom wird ins Netz eingespeist. Die im Abgas und Motorkühl-<br />
wasser enthaltene Wärme wird in Wärmeüberträgern zurückgewonnen.<br />
Ein Teil der Wärme wird benötigt, um die Fermenter zu beheizen. Über-<br />
schüssige Wärme kann zur Beheizung von Gebäuden oder zum Trocknen<br />
der Ernte verwendet werden. Besonders effektiv ist die Anlage, wenn die<br />
überschüssige Wärme ganzjährig zur Nutzung abgegeben werden kann.<br />
Rohrleitungssysteme in Biogasanlagen<br />
Rohrleitungssysteme und -komponenten von Georg Fischer kommen seit<br />
vielen Jahren in den unterschiedlichsten Anlagenbereichen von Biogasan-<br />
lagen zum Einsatz. Der Sicherheitsaspekt einer Biogasanlage ist hoch. Bei<br />
Konstruktionsfehlern oder bei Materialschäden besteht eine nicht unerheb-<br />
liche Gefahr. Aus diesem Grund wird großer Wert auf hochwertige Kom-<br />
ponenten und Systeme mit Zulassungen und verlässlicher Verbindungs-<br />
technologie sowie auf eine professionelle Planungsunterstützung gelegt.<br />
Aufgrund der noch fehlenden Prüfgrundlage für Rohrleitungskomponenten<br />
in Biogasanlagen empfiehlt es sich, auf anerkannte gängige Normung zu<br />
achten. Gülle-, Substrat-, Gärstoff-, Kondensat- und Biogasleitungen wer-<br />
den meist in den Werkstoffen PE 100 oder PVC ausgeführt. Sowohl Fit-<br />
tings als auch Rohre sind bei beiden Werkstoffen DIBt-zugelassen. PE 100<br />
besitzt zusätzlich die DVGW-Zulassung.<br />
Gülleleitung in PE 100 mit KH Typ 546 und Absperrklappen Typ 037.<br />
Autor: Ingo Pfirrmann<br />
Georg Fischer GmbH • Daimlerstraße 6 • 73095 Albershausen • Telefon (0 71 61) 3 02-20 4 • E-Mail: ingo.pfirrmann@georgfischer.com • www.georgfischer.com
Anlagen und staatliche Förderung<br />
In Deutschland wird das Einspeisen von elek-<br />
trischem Strom in das Stromnetz durch das<br />
Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) geregelt.<br />
Energieversorger müssen den Strom aus Block-<br />
heizkraftwerken zu festgelegten Preisen abneh-<br />
men. Wird das Biogas nur thermisch verwertet<br />
oder gereinigt, verdichtet und in ein Gasnetz ein-<br />
gespeist, erhält der Biogasanlagenbetreiber keine<br />
EEG-Vergütung.<br />
Der NawaRo-Bonus (Nachwachsende Rohstof-<br />
fe) kann auch bei der Verwendung von Gülle<br />
gewährt werden. Der Gülledurchfluss wird mit<br />
dem elektromagnetischen Durchflussmesser<br />
Typ 2551 gemessen. Der Sensor ist für eine prä-<br />
zise Durchflussmessung selbst in verschmutzten<br />
Flüssigkeiten bestens geeignet. Der elektromag-<br />
netische Eintauch-Durchfluss-Sensor besteht aus<br />
korrosionsbeständigem Material und ist ohne<br />
bewegte Teile. Aus diesem Grund besteht eine<br />
langjährige Zuverlässigkeit. Nähere Informati-<br />
onen finden Sie in der rechten Spalte.<br />
Der KWK-Bonus richtet sich nach der Strom-<br />
kennzahl. Diese berechnet sich nach dem Ver-<br />
hältnis des elektrischen zum thermischen Wir-<br />
kungsgrad des Blockheizkraftwerkes. Kann eine<br />
Biogasanlage z. B. 50% der anfallenden Wärme<br />
verkaufen, werden 50% des produzierten Stro-<br />
mes mit dem KWK-Bonus vergütet.<br />
Beispiel: Biogasanlage Ebenhofen<br />
In der Biogasanlage Rudolf Schmid in Ebenhofen<br />
(Allgäu) erfolgte die Installation aller Gülle- und<br />
Gasleitungen in PE 100 mit dem ELGEF® Plus-<br />
Schweißfittingssortiment.<br />
NawaRo-Bonus: Durchflussmesser wie<br />
der MID 2551 erfassen die Verwendung von<br />
Gülle für die staatliche Förderung.<br />
Zum Einsatz kamen Dimensionen von d 160<br />
mm bis d 315 mm sowie Armaturen Kugel-<br />
hahn Typ 546, Ab-sperrklappen Typ 567 und<br />
Typ 037 sowie der Durchflussmesser Typ MID<br />
2551 für die Gülledurchflussmessung.<br />
Gut für den NawaRo-Bonus –<br />
der elektromagnetische Durchfluss-Sensor Typ 2551<br />
Der Typ 2551 ist ein elektromagnetischer Eintauchsensor zur Messung<br />
des Durchflusses ohne bewegte Teile. Dies gewährleistet eine langfristi-<br />
ge Zuverlässigkeit und minimale Wartungskosten. Alle Ausführungen des<br />
Sensors sind in verschiedenen Werkstoffvarianten erhältlich. Bei Ver-<br />
wendung des umfangreichen Lieferprogramms von Installationsfittings<br />
in den Dimensionen DN 15 bis DN 200 sowie den Anschweißstutzen<br />
bis zur Größe DN 1200 erfolgt die Sensorausrichtung und Eintauchtiefe<br />
automatisch. Ein Falscheinbau des Sensors ist somit nicht möglich.<br />
Der vielseitige und einfach zu installierende Sensor ist für präzise Durch-<br />
flussmessung über einen großen dynamischen Messbereich (0,05 bis 10<br />
m/s) konzipiert. Er erfüllt damit die Anforderungen unterschiedlichster<br />
Anwendungen wie zum Beispiel der chemischen Verarbeitung, der Was-<br />
ser- und Abwasserbehandlung, im Schwimmbadbereich sowie bei Bio-<br />
gasanlagen. Der Typ 2551 bietet eine Reihe von Ausgangsoptionen an.<br />
Eine Variante stellt ein Frequenz- oder Digitalsignal (S3L) zur Verfügung.<br />
Diese kann an zahlreiche Anzeigengeräte wie den Transmitter Typ 8550<br />
oder den Batchcontroller Typ 5600 angeschlossen werden. Eine weitere<br />
Version liefert ein 4-20 mA-Analogsignal, welches mit Hilfe einer Soft-<br />
ware einfach auf die anwendungsspezifischen Kundenwünsche kalibriert<br />
werden kann. Mit einem 4-20 mA-Anzeigengerät wird die Durchfluss-<br />
menge zur Anzeige gebracht oder das Signal kann direkt an eine SPS-<br />
Eingangskarte weitergeleitet werden.<br />
Technische Daten:<br />
keine bewegten Teile, kein Druckabfall<br />
für Dimensionen DN 15 bis DN 200 Standardfittings; bis DN 1200 Anschweißstutzen<br />
Durchflussbereich 0,05 bis 10 m/s<br />
präzise Messung selbst in verschmutzten Flüssigkeiten<br />
4 bis 20 mA-Digital- oder Frequenzausgang<br />
minimale Leitfähigkeit des zu messenden Mediums 20 µS/cm<br />
105
10<br />
5.000<br />
Tonnen<br />
weniger<br />
CO 2<br />
Innovativ: Die industrielle Biogasanlage in Hamlar nutzt die im Zuge der Produktion<br />
von Gewürzkräutern anfallenden Pflanzenreste für die Energiegewinnung.<br />
Die Verarbeitung von Gewürzkräutern<br />
zu hochwertigen Trockenprodukten<br />
ist ein abgestimmter Qualitätsprozess,<br />
bei dem nur etwa die Hälfte der einge-<br />
brachten Pflanzen verwertet werden<br />
kann. 50 Prozent müssten demnach<br />
ungenutzt als Abfall entsorgt werden.<br />
Nicht so in Hamlar. Unter Regie des<br />
Münchener Energie- und Umwelttech-<br />
nik-Unternehmens INNOVAS entstand<br />
hier beim größten deutschen Gewürz-<br />
kräutertrocknungsbetrieb eine indus-<br />
trielle Biogasanlage zur Gewinnung von<br />
Energie und Dünger aus Pflanzenresten.<br />
Abbildung 1: Die Pflanzenreste werden im<br />
Trocknungsbetrieb aussortiert und anschließend der<br />
Biogasanlage zugeführt.<br />
N WÄRME & STROM AUS BIOGAS<br />
Hochleistungs-Biogasanlage<br />
im industriellen Einsatz<br />
Die Systemlösung in Hamlar ist speziell auf die hier anfallenden Substrate<br />
und die Bedürfnisse des Trocknungsbetriebes zugeschnitten. Sie umfasst<br />
neben der Biogasanlage eine Hygienisierung sowie ein Konzept zur Rest-<br />
wärmenutzung. Mit rund 3.770 Kubikmetern Faulraum ist die individuell<br />
konzipierte, geplante und gebaute Anlage im bayerischen Schwaben die<br />
bislang größte nach dem INNOVAS-Prinzip. Die geschäftsführenden Ge-<br />
sellschafter Dipl.-Ing. (FH) Stefan Reitberger und Anselm Gleixner haben<br />
die industrielle Biogasanlage auf die maximalen Abfallmengen während<br />
der sommerlichen Trocknungssaison ausgelegt.<br />
Strom und Wärme aus ungenutzten Pflanzenresten<br />
Für die Erlangung optimaler Leistungsdaten wurde die Vergärung der Pflan-<br />
zenteile zweistufig ausgelegt. Die Gärrohstoffe, Stängel und Pflanzenreste<br />
(Abbildung 1) werden zunächst in einer geschlossenen Halle zusam-<br />
mengeführt und im Anmaischbehälter mithilfe eines Rührwerkes und einer<br />
Zerkleinerungseinheit zu einem homogenen Brei verarbeitet. Anschlie-<br />
ßend verweilt die Maische für mehrere Tage in den Hydrolysetanks, wo<br />
die ersten biochemischen Einzelprozesse stattfinden: Hydrolyse, Acidoge-<br />
nese und Acetogenese (Abbildung 2). Ein Entlüftungssystem führt das<br />
entstehende Hydrolysegas, hauptsächlich Kohlendioxid und Schwefelwas-<br />
serstoff, sowie die verbrauchte Hallenluft einem Biofilter zur Reinigung zu.<br />
In den Wintermonaten, wenn produktionsbedingt weniger Pflanzenres-<br />
te anfallen, wird die Maische ausschließlich aus externen Reststoffen der<br />
Lebensmittelindustrie gewonnen. Für diesen Zeitraum ist auch die Hygi-<br />
Autor: Dipl.-Ing. (FH) Stefan Reitberger<br />
INNOVAS – Innovative Energie- u. Umwelttechnik GbR • Margot-Kalinke-Str. 9 • 80939 München • Telefon (0 89) 16 78 39 73 • info@innovas.com • www.innovas.com
Abbildung 2: In den Hydrolysetanks finden die ersten<br />
mikrobiellen Prozesse der Biogasgewinnung statt.<br />
Technische Eckdaten:<br />
Fermentervolumen 2 x 1.885 m 3<br />
Biogasgewinn ca. 5.600 m 3 /d<br />
Methangehalt > 60 % CH 4<br />
BHKW-Anlage 2 x 345 kW el<br />
Gärsubstrate bis zu 100 t/d<br />
Gewürzkräuterabfall und ausgewählte Abfäl-<br />
le aus der Lebensmittelproduktion<br />
Belastungsgrenze max. 200 m3 /d<br />
bei Raumlast 3-4 kgOTS/ m3 *d<br />
CO -Einsparung 2 rund 5.000 t/a<br />
enisierungsstufe vorgesehen, wo die Abfälle aus<br />
der Lebensmittelproduktion vorschriftsgemäß<br />
eine Stunde lang bei 70 Grad Celsius hygienisiert<br />
werden, ehe sie in den weiteren Gärprozess<br />
gelangen. Dass man in Hamlar als externe<br />
Gärrohstoffe statt der üblichen Gülle lediglich<br />
Reststoffe aus der Lebensmittelproduktion verwendet,<br />
liegt daran, dass die Biogasanlage ein<br />
fester Bestandteil des Gewürztrocknungsbetriebes<br />
ist.<br />
Aus den Hydrolysetanks wird das Gärgemisch<br />
in freistehende, isolierte Stahlbetontanks, die<br />
Fermenter, geleitet (Abbildung 3). Hier<br />
entsteht in der zweiten Prozessstufe, der Methanogenese,<br />
das verwertbare Biogas. Dieses<br />
Abbildung 3: Das schlussendlich in den Fermentern entstehende Biogas wird entschwefelt,<br />
auskondensiert und in Folienspeichern zwischengelagert (Abbildung 4).<br />
wird in Gassammeldomen über eine Ringleitung aufgefangen, anschließend ent-<br />
schwefelt, auskondensiert und zum Gaslager geleitet. In Folienspeichern kann<br />
das Biogas bei einem Druck von maximal 10 Millibar relativ trocken zwischen-<br />
gelagert werden. Mit zwei parallel den Gasspeichern nachgeschalteten Druck-<br />
gebläsen wird ein Vordruck erzeugt (60 bis 80 Millibar) und das Gas durch eine<br />
500 Meter lange Erdleitung zur BHKW-Anlage gedrückt (Abbildung 4). Zwei<br />
BHKW-Module MDE 3042 mit einer Leistung von 660 Kilowatt (kW) überneh-<br />
men hier die Erzeugung des Stromes, der über einen Netztrafo ins öffentliche<br />
Netz eingespeist wird. Da sich die BHKW-Anlage bewusst in unmittelbarer<br />
Nähe der Trocknungsanlage befindet, kann darüber hinaus die Abwärme der<br />
Kraftwerksanlage über Wasser-/Luftwärmetauscher zum Vorwärmen der Trock-<br />
nungsluft für die Gewürzkräuter genutzt werden.<br />
Gärrestverwertung als hochwertiger Wirtschaftsdünger<br />
Auch der noch verbleibende Gärrest wird verwertet. Er wird von den regionalen<br />
Anbaubetrieben als Dünger auf deren Feldern ausgebracht. Denn außer den<br />
in der Anlage abgebauten Kohlenstoffverbindungen sind nach dem Gärprozess<br />
noch alle Nährstoffe aus den Pflanzenresten in mineralisierter Form erhalten.<br />
Somit findet ein hochwertiger Wirtschaftsdünger den Weg auf die Felder in der<br />
Umgebung – und der Stoffkreislauf schließt sich wieder.<br />
Abbildung 4: Druckgebläse drücken das Biogas vom Folienspeicher zur BHKW-Anlage (rechts).<br />
10
10<br />
Optimierung von<br />
Biogasanlagen<br />
Bei neuen Bioenergiekonzepten sollte<br />
stets auch auf die Nachhaltigkeit der<br />
Systeme geachtet werden. So bietet es<br />
sich beispielsweise an, für die Energieer-<br />
zeugung vorrangig den Einsatz bereits<br />
vorhandener Biomassen vorzusehen.<br />
Derzeit werden überwiegend die nachwach-<br />
senden Rohstoffe (NaWaRo) Mais und Getrei-<br />
de in den Biogasanlagen genutzt. Problematisch<br />
dabei: Sie werden oftmals auf Ackerfl ächen<br />
angebaut, die für Nahrungsmittel vorgesehen<br />
waren. Hier muss ein Umdenken stattfi nden.<br />
Bioabfälle sinnvoll verwerten<br />
Derzeit verrotten Millionen Tonnen von Bioab-<br />
fällen ungenutzt oder werden einfach verbrannt,<br />
anstatt sie in Biogasanlagen in Bioenergie umzu-<br />
wandeln. Die Palette der nutzbaren Reststoffe<br />
ist groß: Speiseabfälle, Gemüseabfälle, Zellstoff-<br />
reste aus dem Recycling, Klärschlämme, Grün-<br />
schnitt aus der Landschaftspfl ege, Marktabfälle<br />
sowie Lebensmittelproduktionsabfälle können<br />
eingesetzt werden. Da diese Rohstoffe bereits<br />
vorhanden sind, müssen sie nicht mit hohem<br />
CO 2 -Einsatz auf unseren Feldern zusätzlich<br />
produziert werden.<br />
System mit Zukunft:<br />
Zentrales<br />
Energie-Management.<br />
N WÄRME & STROM AUS BIOGAS<br />
Zukunftsprojekt: Modell des<br />
Energieparks Brandenburg.<br />
Biomethangas einspeisen statt dezentral verbrennen<br />
Eine weitere Optimierung des Systems erreicht man, indem das erzeugte<br />
Biomethangas nicht direkt vor Ort in einem Blockheizkraftwerk (BHKW)<br />
verbrannt wird. Denn oftmals wird hier der größte Teil der bei der Ver-<br />
stromung entstehenden Wärmeenergie ungenutzt in die Umgebung abge-<br />
geben. Sinnvoller ist es, das Biomethangas in ein Ferngasnetz einzuspeisen.<br />
Das dort virtuell durchgeleitete Gas kann dann nach Bedarf aus dem Gas-<br />
netz entnommen und bei optimaleren Bedingungen zur Erzeugung von<br />
Elektro- und Wärmeenergie genutzt werden. Wird die Energie dann bei-<br />
spielsweise mit einer CO 2 -neutralen Brennstoffzelle erzeugt, kann sogar<br />
eine noch größere Menge CO 2 eingespart werden.<br />
Wie man sieht, können durch zentrales Energie-Management alle<br />
Komponenten energieoptimiert aufeinander abgestimmt werden. Nur<br />
durch Optimierung wird die Biogastechnologie einen wichtigen Schritt in<br />
Richtung CO 2 - und Kostenreduzierung gehen. Ein Weg, der bereits bei<br />
einem in Planung befi ndlichen Energiepark in Brandenburg verfolgt wird.<br />
Dieser leistet zukünftig einen Beitrag zur Umweltentlastung und verringert<br />
die wirtschaftliche Abhängigkeit von staatlich gesteuerten Vergütungszu-<br />
schüssen. Nur durch innovative Projekte wie dieses sind neue Wege in die<br />
Energie der Zukunft möglich.<br />
Autor: Peter Westerhoff<br />
UES Umwelt Energiesysteme GmbH • Heinsahl 16 • 21244 Buchholz in der Nordheide • Telefon (0 41 81) 9 40 96 76 • E-Mail: westerhoff@ues-gmbh.de
www.initiative-co2.de<br />
10
110<br />
Effektiv: Durch den Einsatz der Biogasanlage kann unter<br />
Berücksichtigung des Wirkungsgrades durch Stromproduktion<br />
und Wärmenutzung eine CO 2 -Einsparung von rund<br />
5.100 Tonnen im Jahr erreicht werden.<br />
5.100<br />
Tonnen<br />
weniger<br />
CO 2<br />
Die Biogasanlage Söhnergy in Schwai-<br />
gern nordwestlich von Heilbronn wurde<br />
Anfang 2008 fertiggestellt und in Betrieb<br />
genommen. Besonderheit dieser Anla-<br />
ge ist das bisher einmalige Wärmenut-<br />
zungskonzept. Die Betreibergesellschaft<br />
Söhnergy GmbH & Co KG ist mit dem<br />
Ziel gegründet worden, ein ökologisch<br />
und ökonomisch sinnvolles Wärme- und<br />
Energiekonzept für den benachbarten<br />
Industriebetrieb umzusetzen.<br />
Die Söhner Group ist ein führender Hersteller<br />
für elektromechanische Baugruppen aus Kunst-<br />
stoff und Kunststoff Metallverbindungen. In der<br />
Kunststoffverarbeitung wird viel Prozesskälte<br />
zur Kühlung der Werkzeuge und der Produkti-<br />
onshallen benötigt. Zur Kältebereitstellung wird<br />
ein 630 Kilowatt (kW) Kälteabsorber der Firma<br />
York eingesetzt, der mit der Abwärme des<br />
Biogas Blockheizkraftwerkes (BHKW) betrieben<br />
wird. Die Verstromung des Biogases erfolgt auf<br />
dem Gelände der Biogasanlage in einem Deutz<br />
BHKW mit 1021 kW elektrischer Leistung. Die<br />
anfallende Abwärme wird dann über eine 950<br />
Meter lange Fernwärmeleitung zum Industriebe-<br />
N WÄRME & STROM AUS BIOGAS<br />
Biogasanlage Söhnergy –<br />
optimierte Wärmenutzung<br />
trieb geleitet. Zum Beheizen der Fermenter und des Nachgärers wird nur<br />
die Wärme des Gasgemischkühlers genutzt, so dass die gesamte Wärme<br />
des Abgaswärmetauschers und des Motorkühlkreislaufs des BHKW in die<br />
Fernwärmeleitung abgegeben werden kann. Als Back-Up-System wurde<br />
ein Weishaupt Gasbrenner installiert, der bei einem BHKW Ausfall das Gas<br />
verarbeitet und die benötigte Wärme bereitstellt.<br />
Kälteabsorber erzeugt Prozesskälte für die Fertigung<br />
Bei einem Kälteabsorber wird in einem kontinuierlichen Prozess mit un-<br />
terschiedlichen Druckstufen und Temperaturniveaus ein Kältemittel ver-<br />
dampft und von einer kältemittelarmen Lösung absorbiert. Durch eine<br />
zweite Verdampfungsstufe, unter äußerer Wärmezufuhr, wird das Kälte-<br />
mittel wieder von der Lösung getrennt und anschließend verflüssigt. Das<br />
System beruht auf der Fähigkeit einiger Stoffe, andere Stoffe gut zu ab-<br />
sorbieren und diese unter anderen Bedingungen wieder abzugeben. So<br />
läuft der ganze Prozess bei drei verschiedenen Temperaturen und zwei<br />
verschiedenen Druckstufen ab. Beim ersten Verdampfungsschritt entste-<br />
hen niedrige Temperaturen, mit denen ein Kälteträger abgekühlt wird. Als<br />
Arbeitsstoffpaare dienen Ammoniak und Wasser mit möglichen Tempera-<br />
turen von bis zu -60°C oder Wasser und eine Lithiumbromidlösung mit<br />
bis zu +4°C. Als Kälteträger wird Wasser oder eine Kühlsole verwendet.<br />
Bei Absorptionskälteanlagen ist das Lösungsmittel mit dem Verdichter bei<br />
Autor: Jörg Herbold (Biologischer Service)<br />
UTS Biogastechnik GmbH • Zeppelinstraße 8 • 85399 Hallbergmoos • Telefon (08 11) 9 98 84-0 • info@uts-biogas.com • www.uts-biogas.com
Rohstofftransport: Über ein Förderband gelangt<br />
das zu vergärende Material in die Fermenter.<br />
der mechanischen Kälteerzeugung zu verglei-<br />
chen. Bei den mechanischen Kälteaggregaten<br />
werden die entstehenden Kältemitteldämpfe<br />
durch einen Verdichter abgesaugt. Bei der Ab-<br />
sorptionskühlung wirkt hier das hygroskopische<br />
Lösungsmittel, das den Kälteträger wie ein<br />
Schwamm aufsaugt, also absorbiert.<br />
Regionale Rohstoffe zum Betrieb<br />
der Biogasanlage<br />
Am 3. März 2008 wurde der Probebetrieb der<br />
Biogasanlage gestartet; seit Anfang Juli läuft die<br />
Anlage nun auf Volllast. Als Gärsubstrate wer-<br />
den ausschließlich nachwachsende Rohstoffe,<br />
vornehmlich Silomais, Roggen und Triticale als<br />
Ganzpflanzensilage sowie Sudangras und Zu-<br />
ckerhirse eingesetzt. Die geernteten Energie-<br />
pflanzen werden in dafür errichteten Fahrsilos<br />
auf dem Gelände der Anlage gelagert. Die Pflan-<br />
zen werden von 44 Landwirten aus der näheren<br />
Umgebung angebaut. Durch ein GPS gesteuer-<br />
tes System auf Feldhäcksler und Transportfahr-<br />
zeugen ist eine Zuordnung der Erntemengen zu<br />
jedem einzelnen Feldblock möglich. Durch die<br />
Verwiegung und die Bestimmung des Trocken-<br />
substanzgehalts jeder einzelnen Fuhre wird eine<br />
exakte individuelle Abrechnung der einzelnen<br />
Landwirte gewährleistet. Aus den Silos werden<br />
einmal täglich die benötigten Mengen an Rohstoffen entnommen und in einen<br />
Feststoffdosierer der Firma Havelberger übergeben. Dieser bringt das zu vergä-<br />
rende Material in 48 Chargen pro Tag über ein Förderband und Einbringschnecken<br />
direkt in die Fermenter ein. Der Dosierbehälter ist auf Wiegestäben aufgestellt,<br />
so dass eine genaue Erfassung und Steuerung der eingebrachten Feststoffmengen<br />
gegeben ist.<br />
Aufbau und Arbeitsweise der Biogasanlage Söhnergy<br />
Die Biogasanlage ist so aufgebaut, dass die beiden Fermenter mit je rund 1800 Ku-<br />
bikmeter (m³) direkt beschickt werden. Nachgelagert ist der Nachgärbehälter mit<br />
etwa 3300 m³, in den das bereits teilweise vergorene Material aus den Fermentern<br />
ohne Energieaufwand durch einen speziellen Überlauf gelangt. Durch den Nach-<br />
gärer wird sichergestellt, dass auch das nur teilweise vergorene Material aus den<br />
Fermentern vollständig umgesetzt wird. Durch dieses zweistufige Verfahren wer-<br />
den die Einsatzstoffe effizient umgesetzt und rund 35 Prozent höhere Gaserträ-<br />
ge realisiert, als nach KtBL-Angaben zu erwarten sind. Diese überdurchschnittlich<br />
gute Umsetzung der organischen Bestandteile wird zu dem durch den großzügig<br />
bemessenen Faulraum in Verbindung mit einer langen Verweilzeit erreicht. Zur<br />
Durchmischung des Gärsubstrats im Fermenter werden jeweils zwei hydraulische<br />
Tauchrührwerke eingesetzt. Der hydraulische Antrieb hat zwei wesentliche Vor-<br />
teile: den EX-Schutz und die gute Wärmeableitung durch die extern aufgestell-<br />
ten Hydraulikaggregate. Dadurch bleibt der Wirkungsgrad der Rührwerke auch<br />
im warmen Biogassubstrat konstant – im Gegensatz zu elektrisch angetriebenen<br />
Tauchrührwerken. Die Rührwerke können von der Betondecke der Fermenter<br />
über die Serviceschächte in der Höhe und der Rührrichtung verstellt werden. Die<br />
patentierten UTS Serviceschächte erlauben eine einfache Wartung der Rührwerke<br />
im laufenden Anlagenbetrieb, ohne dass dafür der Behälterfüllstand abgesenkt<br />
Energieumsetzung: Im BHKW werden<br />
aus dem Biogas Strom und Wärme gewonnen.<br />
>><br />
111
11<br />
werden muss. Im Nachgärbehälter sind, wie in<br />
den Fermentern, zwei Tauchrührwerke einge-<br />
baut. Im Endlager sind aufgrund des geringeren<br />
Rühraufwands und der niedrigeren Temperatur<br />
zwei elektrische Tauchrührwerke verbaut wor-<br />
den. Die Hydraulikaggregate zum Antrieb der<br />
Rührgeräte sind im zentralen Zwischengebäude<br />
untergebracht. Dies gewährleistet einen guten<br />
Wärmeabtransport sowie kurze Wege für die<br />
Hydraulikleitungen.<br />
Bei biologischen Problemen kann zudem Mate-<br />
rial zwischen den Behältern ausgetauscht oder<br />
im Automatikbetrieb stabiles Material aus dem<br />
Nachgärer zum Rezirkulieren in die Fermenter<br />
zurückgeführt werden. Der Zwischenbau ist<br />
N WÄRME & STROM AUS BIOGAS<br />
großzügig konstruiert und für Wartungsarbeiten gut zugänglich. Hier sind<br />
auch die Zentrale Pumpstation und die Substratverteilung untergebracht.<br />
So ist es möglich von jedem Behälter in jeden Behälter zu pumpen. Die in-<br />
tegrierte Durchflussmengenmessung und die Pneumatikschieber ermög-<br />
lichen automatisiert ablaufende Pumpvorgänge. Die hier untergebrachte<br />
Anlagensteuerung überwacht und regelt Füllstände, Temperaturen,<br />
Rühr- und Pumpvorgänge. Alle Verfahrensabläufe, bis auf das Befüllen<br />
des Feststoffdosierers, sind automatisiert. Die gesamte Anlagensteuerung<br />
lässt sich zudem über einen PC im BHKW-Gebäude bedienen. Durch<br />
eine Datenverbindung kann über die autorisierte Fernüberwachung von<br />
außen auf die Steuerung zugegriffen werden. Dies ermöglicht dem Anla-<br />
genbetreiber die Anlage jederzeit zu beobachten. Den Spezialisten von<br />
UTS ermöglicht die Fernwartung etwaige Fehler auszumerzen oder von<br />
außen Hilfe für die Bedienung der Anlage zu leisten. Selbstverständlich<br />
erfolgt auch eine Notfall- Alarmierung, die den Betreiber per Mobiltele-<br />
fon über eine Störung der Anlage informiert.<br />
Biogasanlage Söhnergy: ein ökologisch wie ökonomisch sinnvolles Wärme- und Energiekonzept für die Industrie.<br />
Autor: Jörg Herbold (Biologischer Service)<br />
UTS Biogastechnik GmbH • Zeppelinstraße 8 • 85399 Hallbergmoos • Telefon (08 11) 9 98 84-0 • info@uts-biogas.com • www.uts-biogas.com
Gasspeicher und Entschwefelung<br />
Zur Lagerung des ausgegorenen Materials wur-<br />
de ein Endlagerbehälter mit ca. 4400 m³ errich-<br />
tet und ist wie der Nachgärbehälter mit einem<br />
gasdichten Zeltdach abgedeckt. Der daraus<br />
resultierende Gasspeicherraum dient zum ei-<br />
nen als Puffer für die Gasproduktion, zum an-<br />
deren ist so eine große Besiedlungsfläche für<br />
die biologische Entschwefelung vorhanden.<br />
Die biologische Entschwefelung mit dosiertem<br />
Lufteintrag ermöglicht bei UTS Biogasanlagen<br />
den Verzicht auf eisenhaltige Präparate, wie sie<br />
häufig bei hohem Schwefelwasserstoff-Gehalt<br />
eingesetzt werden. Das in dem Fermenter ent-<br />
standene Biogas wird über Edelstahlleitungen<br />
oberirdisch in den Gasspeicher des Nachgärers<br />
und des Endlagers geführt. Es besteht die Mög-<br />
lichkeit jeden Behälter einzeln anzufahren oder<br />
ein Mischgas aus allen Behältern zum BHKW zu<br />
leiten. Zur Überwachung der Gasqualität und<br />
zur automatisierten Steuerung des Lufteintrags<br />
für die Entschwefelung ist eine kontinuierliche<br />
Gasanalyse integriert.<br />
Die Feststoffe aus dem Gärrest können durch ei-<br />
nen Separator abgeschieden werden. Eine Teil-<br />
menge wird der Anlage zur erneuten Vergärung<br />
über den Feststoffdosierer zugeführt, um die<br />
Substratausnutzung zu erhöhen. Der größte Teil<br />
wird jedoch an die Kompostierung abgegeben,<br />
es entsteht so ein hochwertiges Pflanzsubstrat.<br />
Eine andere Nutzungsmöglichkeit wäre, nach<br />
einer Trocknung den Pressrest als Brennstoff in<br />
pelletierter Form einzusetzen.<br />
Anfahrplan und laufende<br />
Überwachung für geregelten Betrieb<br />
Um die Anlage zügig und nachhaltig auf volle<br />
Leistung zu bringen, wurde von den Experten<br />
der UTS Biogastechnik ein Anfahrplan erstellt. In<br />
diesem Plan wird die Steigerung der täglichen In-<br />
putmenge über den Zeitraum der Leistungsfahrt<br />
beschrieben. Beginn der „Fütterung“ war Anfang<br />
Gasspeicher: Der Nachgärbehälter mit gasdichtem Zeltdach wird<br />
als Pufferspeicher und zur biologischen Entschwefelung eingesetzt.<br />
März und bereits nach drei Monaten wurde die vertraglich garantierte Einspeiseleistung<br />
erreicht. Bei der Steigerung der Fütterung ist zu beachten, dass die Fermenter nicht<br />
überfüttert werden. Wird mehr Substrat eingebracht als durch die Bakterien zu Biogas<br />
umgesetzt werden kann, kommt es zu einer Übersäuerung im Fermenter und damit<br />
zum berüchtigten „Absturz“ der Anlage. Um dies zu verhindern, werden von den Ex-<br />
perten der UTS Biogastechnik in regelmäßigen Abständen Proben des Fermenterin-<br />
halts im Labor analysiert. Dabei wird unter anderem der Gehalt an organischen Fett-<br />
säuren und deren Zusammensetzung, der Anteil der organischen Trockensubstanz,<br />
der Ammoniumstickstoffgehalt und die Versorgung mit Spurennährstoffen untersucht.<br />
Zusätzlich wird die Anlage während der Anfahrphase im Abstand von maximal 14 Ta-<br />
gen von einem Spezialisten besucht. Dieser führt einige Schnelltests vor Ort durch und<br />
kontrolliert alle wichtigen Parameter der Biogasproduktion.<br />
Durch eine ausgewogene Strategie bei der Leistungsfahrt kann zuverlässig und nach-<br />
haltig sichergestellt werden, dass die Biogasanlage schnell auf die geplante Leistung<br />
kommt. Es ist entscheidend, diesen Anfahrprozess genau zu beobachten und zu steu-<br />
ern, denn hier kann viel Geld verspielt werden. Wird die Anlage zu langsam auf Leis-<br />
tung gebracht, mindert dies den Ertrag des Betreibers aus möglichen Einnahmen von<br />
der Stromeinspeisung. Wird versucht die Anlage zu schnell auf Vollleistung zu bringen,<br />
kommt es zu einer Überfütterung der im Aufbau befindlichen Biologie. Die Überbelas-<br />
tung des biologischen Prozesses führt zu Problemen, die oft in wochenlangen Verzöge-<br />
rungen bei der Leistungsfahrt resultieren und damit hohe Kosten/Verluste verursachen.<br />
Die optimale Anfahrphase kann also nur durch eine bedarfsgerechte Fütterung und<br />
eine umfassende Prozessüberwachung erreicht werden.<br />
Die fachkundige zuverlässige Betreuung der Anlage, effiziente verlässliche Technik und<br />
eine leistungsfähige Biologie mit optimaler Umsetzung der Einsatzstoffe, sind die Ga-<br />
ranten für den erfolgreichen Betrieb. In Kombination mit einem schlüssigen Wärme-<br />
konzept rechnet sich eine Biogasanlage auch bei hohen Preisen für Substrate.<br />
113
114<br />
Hochspannung auf dem Meeresgrund<br />
Die Offshore-Energieproduktion mittels<br />
Windkraft ist eine erprobte Methode<br />
in der nachhaltigen Energieversorgung.<br />
GF Piping Systems liefert wichtige Kom-<br />
ponenten zur Übertragung der Energie<br />
über lange Distanzen.<br />
Anspruchsvoll: Formstabilität, hohe Lebensdauer<br />
und Betriebssicherheit sowie eine hohe mechanische<br />
Belastbarkeit sind für die Kühlsysteme unabdingbar.<br />
O STROM AUS WINDKRAFT<br />
Innerhalb der erneuerbaren Energien nimmt die Windkraft einen ge-<br />
wichtigen Stellenwert ein. Ende 2007 produzierte Europa bereits rund<br />
56 Gigawatt Strom aus Windkraft, die weltweite Kapazität lag bei 94 Gi-<br />
gawatt. Doch bei der Erschließung neuer Standorte für Windkraftanlagen<br />
gilt es, gesellschaftliche, wirtschaftliche und politische Aspekte sowie to-<br />
pologische und geografische Gegebenheiten in Einklang zu bringen. Oft-<br />
mals lässt sich diese Vielfalt an Anforderungen jedoch nicht befriedigend<br />
erfüllen – insbesondere in dicht besiedelten Gebieten.<br />
Offshore – Energie „außerhalb der Küstengewässer“<br />
Eine erprobte und viel versprechende Alternative bieten da die Offshore-<br />
Windkraftanlagen auf hoher See. Zwar sind hier die Baukosten höher und<br />
das Engineering bedeutend anspruchsvoller, doch mit durchschnittlich 20<br />
Prozent höheren Windgeschwindigkeiten ist an ausgewählten Offshore-<br />
Standorten gegenüber dem Festland auch eine bis zu 70 Prozent höhere<br />
Energieausbeute zu verzeichnen. Bekannte Offshore-Anlagen werden<br />
derzeit unter anderem von Dänemark, Großbritannien und Deutschland<br />
betrieben.<br />
Ein bezüglich Dimensionen bisher einzigartiges Projekt ist die geplante<br />
NORDE.ON 1. Die so genannte Anlage Borkum 2 soll im Endausbau 80<br />
Windgeneratoren mit einer Leistung von je fünf Megawatt umfassen und<br />
so zur weltgrößten Windfarm werden. Der Standort der Anlage befindet<br />
sich rund 130 Kilometer von der Küste entfernt in der Nordsee. Die<br />
Autor: Jan Nordgren<br />
Georg Fischer GmbH • Daimlerstraße 6 • 73095 Albershausen • Telefon (0 71 61) 3 02-20 4 • E-Mail: ingo.pfirrmann@georgfischer.com • www.georgfischer.com
deutsche E.ON Netz GmbH hat ABB mit dem<br />
Bau der benötigten Generatoren beauftragt.<br />
GF Piping Systems wurde von ABB als Lieferant<br />
für die Rohrleitungssysteme des Kühlsystems<br />
ausgewählt.<br />
Das NorNed Projekt –<br />
Unterwasser-Hochspannungskabel<br />
ABB setzt mit der Entscheidung für GF Piping<br />
Systems vor allem auf deren Know-how und<br />
die erfolgreiche Zusammenarbeit bei ähnlichen<br />
Projekten in China oder dem rekordverdäch-<br />
tigen NorNed-Projekt. NorNed bezeichnet das<br />
weltweit längste Unterwasser-Hochspannungs-<br />
kabel. Diese Verbindung zwischen Norwegen<br />
und den Niederlanden ist 580 Kilometer lang<br />
und stellt im europäischen Energiemarkt eine<br />
wichtige Transportroute dar. Wie bei der Off-<br />
shore-Stromproduktion wird auch hier die Elek-<br />
trizität im Gleichstromverfahren übertragen.<br />
Strom-Wandlungsprozess<br />
für die Gleichstromübertragung<br />
Aus Gründen der Effizienz und der besseren<br />
Ausnutzung der Kabel wird für die Stromleitung<br />
häufig das so genannte „High Voltage Direct<br />
Current“-Verfahren (HVDC), die Gleichstrom-<br />
übertragung, eingesetzt. Auch werden dadurch<br />
Der Stromwandlungsprozess findet im Thyristor-<br />
Ventil und dem angegliederten Reaktor (grün) statt.<br />
Stromverluste minimiert. Bei diesem Verfahren wird der Strom auf der einen Seite<br />
der Leitung von Wechselstrom in Gleichstrom gewandelt. Auf der anderen Seite,<br />
an der Einspeisestelle an Land, wird der Strom wieder in den netzkompatiblen<br />
Wechselstrom zurückgewandelt. Bei diesem Strom-Wandlungsprozess, der in so<br />
genannten Thyristor-Ventilen stattfindet, entsteht Wärme, die es abzuführen gilt.<br />
Für diese anspruchsvollen Kühlsysteme liefert GF speziell gefertigte PVDF-Rohrlei-<br />
tungssysteme, die deionisiertes Wasser als Kühlmedium transportieren.<br />
Technische Daten des PVDF-Rohrleitungssystems<br />
Im Projekt NorNed hat GF Piping Systems Schweden für zwei HVDC-Über-<br />
tragungsstrecken insgesamt 2.500 Kühlrohre aus Polyvinylidenfluorid (PVDF)<br />
gemäß Kundenspezifikation in die geforderte stabile Form gebracht und mittels<br />
IR-Schweißung verbunden. Es wurden rund 600 Meter Rohrleitungen mit den<br />
Durchmessern d 63 mm und 1.800 Meter d 20 mm verwendet. Die maximale<br />
Rücklaufwärme von 80 Grad Celsius stellt dabei für die PVDF-Leitungen keine<br />
besondere Herausforderung dar: Die Stabilität der Rohre sowie der Verbindung<br />
kann uneingeschränkt gewährleistet werden. Die kundenspezifischen S-Rohre<br />
hat GF ebenfalls für gleiche Anlagen in China geliefert. Die Vorteile der GF Piping<br />
Systems-Lösung liegen in der hohen Lebensdauer und Betriebssicherheit sowie<br />
in der Formstabilität und der mechanischen Belastbarkeit der Leitungen. Mit<br />
PVDF steht zudem ein nicht leitender Hochleistungskunststoff zur Verfügung.<br />
Individuelle Rohrleitungen für langlebige Anlagen<br />
GF bietet Systemlösungen aus einer Hand und nimmt sich den Fragestellungen<br />
und Sonderlösungen seiner Kunden an. Dank innovativer, zuverlässiger und<br />
kundenspezifischer Lösungen hat man sich unter anderem in der Langstrecken-<br />
Übertragung von Energie weiterentwickelt. GF Piping Systems ist in wortwört-<br />
lichem Sinne „land-und hochseetüchtig“.<br />
Kundenspezifische Serienproduktion<br />
für Kühlsysteme aus PVDF-Rohrleitungen in groß dimensionierten Anlagen.<br />
115
11<br />
„ Wasserstoff mit Brennstoffzelle<br />
und Elektromobilität ergänzen sich“<br />
Seit ihrer Gründung im Februar 2008<br />
ist Dr. Klaus Bonhoff Vorsitzender der<br />
Geschäftsführung der Nationalen Or-<br />
ganisation Wasserstoff- und Brenn-<br />
stoffzellentechnologie (NOW). Die vom<br />
Bundesministerium für Verkehr, Bau<br />
und Stadtentwicklung (BMVBS) – in<br />
Vertretung der Bundesregierung – ge-<br />
gründete Organisation hat die Aufgabe,<br />
Leuchtturm Clean Energy Partnership:<br />
In Hamburg und Berlin werden zum Beispiel<br />
wasserstoffbetriebene Busse in den öffentlichen<br />
Nahverkehr integriert.<br />
? EXPERTEN-INTERVIEW<br />
das Nationale Innovationsprogramm Wasserstoff- und Brenn-<br />
stoffzellentechnologie (NIP) inhaltlich umzusetzen. Jetzt hat<br />
der Aufsichtsrat der NOW beschlossen, das Geschäftsfeld der<br />
Organisation zu erweitern. Sie ist nun auch für die Koordinie-<br />
rung des Programms „Modellregionen Elektromobilität“ des<br />
BMVBS verantwortlich.<br />
NOW begleitet Marktvorbereitung innovativer<br />
Technologien<br />
Die <strong>Initiative</strong> CO 2 sprach mit Dr. Klaus Bonhoff über den Stand der Pro-<br />
jekte des NIP und über die neuen Herausforderungen im Hinblick auf<br />
das Thema Elektromobilität.<br />
Information: Dr. Klaus Bonhoff<br />
NOW GmbH • Nationale Organisation Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie • Fasanenstraße 5 • 10623 Berlin • Telefon (0 30) 3 11 61 16 00<br />
www.now-gmbh.de
<strong>Initiative</strong> CO : Herr Dr. Bonhoff, die NOW<br />
2<br />
ist seit über einem Jahr operativ im Einsatz. Wie<br />
waren die Anfänge und wo steht die Organisation<br />
heute?<br />
Klaus Bonhoff: Es ist uns schnell gelungen,<br />
zahlreiche gute, zukunftsträchtige Projekte zu<br />
beginnen. Das hatte wohl auch damit zu tun,<br />
dass viele Unternehmen auf den Startschuss<br />
der NOW gewartet haben, um ihre Ideen umzusetzen.<br />
Neben den Leuchttürmen der ersten Stunde,<br />
die Clean Energy Partnership (CEP) im Verkehrsbereich<br />
beziehungsweise Callux in der<br />
stationären Energieversorgung, haben wir nunmehr<br />
die zweite Generation von NIP-Leuchttürmen<br />
gestartet. Diesen Sommer geht zum<br />
Beispiel mit e4ships ein interessantes Projekt<br />
mit Brennstoffzellen zur Bordstromversorgung<br />
von Schiffen an den Start.<br />
Wenn man bewilligte Projekte und Projektideen,<br />
die wir derzeit diskutieren, zusammennimmt,<br />
dann kommen wir bislang auf fast 160<br />
Demonstrationsvorhaben im NIP mit einem<br />
Gesamtvolumen von 744 Millionen Euro. Je<br />
zur Hälfte tragen das BMVBS und die beteiligten<br />
Industrieunternehmen zu dieser Summe bei.<br />
Dr. Klaus Bonhoff<br />
Vorsitzender der Geschäftsführung<br />
NOW GmbH<br />
<strong>Initiative</strong> CO 2 : Welche Projekte werden im Nationalen Innovationspro-<br />
gramm Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie (NIP) gefördert und von<br />
der NOW bewilligt?<br />
Klaus Bonhoff: Es handelt sich um Forschungs- und Entwicklungsprojekte<br />
sowie Demonstrationsprojekte. Im NIP verbindet die strategische Allianz aus öf-<br />
fentlicher Hand, Industrie und Wissenschaft die gemeinsam bereitgestellten 1,4<br />
Milliarden Euro mit der klaren Forderung, die Wasserstoff- und Brennstoffzel-<br />
lentechnologie an den Markt heranzuführen. Diese Marktvorbereitung für den<br />
Wasserstoff als alternativen Kraftstoff im Verkehrsbereich und die Brennstoffzelle<br />
als Effizienztechnologie in allen Bereichen der Energieversorgung geht aber nur<br />
über den Test der Produkte unter realen Bedingungen.<br />
Zu unserer Projektfamilie zählen neben den mobilen Anwendungen auch die<br />
stationären Anwendungen, Infrastrukturmaßnahmen und spezielle Märkte. Um<br />
wirklich den größtmöglichen Nutzen aus den Projekten zu ziehen, versuchen<br />
wir Einzelprojekte unter einem thematischen beziehungsweise regionalen Dach<br />
zusammenzubringen – zu so genannten Leuchttürmen.<br />
<strong>Initiative</strong> CO 2 : Können Sie ein konkretes Beispiel nennen?<br />
Klaus Bonhoff: Eingangs habe ich die Clean Energy Partnership (CEP) er-<br />
wähnt. Sie ist ein sehr erfolgreich laufendes Leuchtturm-Projekt. In der CEP wird<br />
die Alltagstauglichkeit des Energieträgers Wasserstoff als Kraftstoff in Fahrzeugen<br />
getestet. In Berlin und Hamburg befinden sich derzeit über 30 wasserstoffbe-<br />
triebene Personenkraftwagen sowie in jeder Stadt eine Busflotte im täglichen<br />
Praxiseinsatz. Ende 2008 kamen zehn wasserstoffbetriebene HydroGen4 mit<br />
700-bar-Tanksystem von General Motors/Opel zur Berliner Flotte hinzu. Die<br />
nächste Aufstockung wird mit der neuen B-Klasse f-cell von Daimler Anfang 2010<br />
erfolgen. >><br />
11
11<br />
i<br />
i<br />
Nationales Innovations-<br />
programm Wasserstoff- und<br />
Brennstoffzellentechnologie<br />
Das Nationale Innovationsprogramm<br />
Wasserstoff- und Brennstoffzellen-<br />
technologie (NIP) wurde zur Markt-<br />
vorbereitung der Wasserstoff- und Brenn-<br />
stoffzellentechnologie in den Bereichen<br />
Verkehr, Hausenergie- und Industriean-<br />
wendungen sowie spezielle Märkte als stra-<br />
tegische Allianz mehrerer Bundesministeri-<br />
en (BMVBS, BMWi, BMBF, BMU) mit der<br />
Industrie und der Wissenschaft formuliert.<br />
Mit dem als Zehnjahresprogramm ausge-<br />
legten NIP (2006-16) werden Forschung<br />
und Entwicklung einerseits sowie im We-<br />
sentlichen Demonstrationsaktivitäten und<br />
Marktvorbereitung andererseits zielgerich-<br />
tet und effektiv unterstützt. Gemeinsam mit<br />
der Finanzierung durch die Industrie stehen<br />
im genannten Zeitraum 1,4 Milliarden Euro<br />
zur Verfügung.<br />
Nationale Organisation<br />
Wasserstoff- und<br />
Brennstoffzellentechnologie<br />
Die Nationale Organisation Wasser-<br />
stoff- und Brennstoffzellentechnolo-<br />
gie (NOW) hat den Auftrag, das Nationale<br />
Innovationsprogramm Wasserstoff- und<br />
Brennstoffzellentechnologie (NIP) der Bun-<br />
desregierung umzusetzen. Unter anderem<br />
fasst die NOW in so genannten Leucht-<br />
turmprojekten Entwicklungs- und De-<br />
monstrationsprojekte zusammen, die über<br />
gemeinsame Schnittmengen miteinander<br />
verbunden sind. Aktuelle Beispiele sind die<br />
Leuchttürme CEP (www.cleanenergypart-<br />
nership.de), Callux (www.callux.net) und<br />
e4ships (www.e4ships.de).<br />
? EXPERTEN-INTERVIEW<br />
Der Aufbau eines entsprechenden Tankstellennetzes gehört in der CEP<br />
natürlich dazu. In Berlin und Hamburg gibt es bereits einige feste und<br />
mobile Tankstellen. In 2009/10 werden wir das Netz zu einer Wasser-<br />
stoff-Region Berlin-Hamburg weiter ausbauen.<br />
Beteiligt an der CEP sind die BMW Group, Berliner Verkehrsbetriebe<br />
BVG, Daimler, Ford, GM/Opel, Hamburger Hochbahn, Linde, Shell,<br />
StatoilHydro, TOTAL, Vattenfall Europe und Volkswagen. Eine solch<br />
breite Phalanx an maßgebenden Unternehmen ist ein klares Signal, dass<br />
man in Sachen Zukunftstechnologien am Wirtschaftsstandort Deutsch-<br />
land an einem Strang ziehen will.<br />
<strong>Initiative</strong> CO 2 : Sie fördern auch Projekte zur Strom- und Wärmeer-<br />
zeugung in Eigenheimen durch Brennstoffzellen.<br />
Klaus Bonhoff: In unserem Callux-Leuchtturm sollen bis 2012 800<br />
Brennstoffzellen-Heizgeräte in Wohnhäusern installiert und getestet wer-<br />
den. Ein Vorteil liegt in der dezentralen Kraft-Wärme-Kopplung, die die<br />
Geräte gewährleisten; ein zweiter im hohen elektrischen Wirkungsgrad<br />
und der damit verbundenen guten Umweltverträglichkeit.<br />
Der Praxistest ist bis 2015 angelegt. Kunden der am Projekt beteiligten<br />
Energieversorger können als Praxistester teilnehmen. Die Geräte müs-<br />
sen aber unbedingt 5.000 bis 6.000 Betriebsstunden im Jahr erreichen.<br />
Unter www.callux.net findet man dazu mehr.<br />
Information: Dr. Klaus Bonhoff<br />
NOW GmbH • Nationale Organisation Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie • Fasanenstraße 5 • 10623 Berlin • Telefon (0 30) 3 11 61 16 00<br />
www.now-gmbh.de
Beteiligt an Callux sind die Gerätehersteller<br />
BAXI INNOTECH, Hexis, und Vaillant sowie<br />
die Energieversorger EnBW, E.ON Ruhrgas,<br />
EWE, MVV Energie und VNG Verbundnetz<br />
Gas.<br />
<strong>Initiative</strong> CO 2 : Worum geht es im neuen<br />
Aufgabenbereich der NOW, den „Modellregi-<br />
onen Elektromobilität“ des BMVBS?<br />
Klaus Bonhoff: Die Modellregionen sind<br />
Bestandteil eines 500 Millionen Euro Paketes<br />
des Bundes, um Deutschland zum so genann-<br />
ten Leitmarkt für Elektromobilität zu machen.<br />
Die Mittel sind aus dem Konjunkturpaket II und<br />
müssen dementsprechend zielführend in den<br />
Jahren 2009 bis 2011 zur Stärkung der Wirt-<br />
schaftskraft eingesetzt werden. Mit der Umset-<br />
zung und Steuerung des Programmes „Modell-<br />
regionen Elektromobilität“ – wofür das BMVBS<br />
115 Millionen Euro ausgeben wird – wurde die<br />
NOW betraut. In einem zügigen ersten Schritt<br />
wurden acht Modellregionen ausgewählt, in<br />
denen integrierte Projekte, bestehend aus Her-<br />
stellern, Infrastrukturbetreibern und Kunden,<br />
zum Thema Elektromobilität gestartet werden.<br />
Dabei geht es unter anderem um unterschied-<br />
liche Verkehrsmodi, Fragen der Infrastruktur<br />
sowie das Nutzerverhalten.<br />
Leuchtturm Clean Energy Partnership:<br />
Auf- und Ausbau eines Wasserstoff-<br />
Tankstellen-Netzes in Deutschland<br />
zur breiten Versorgung und Förderung<br />
der Kundenakzeptanz.<br />
Leuchtturm Callux:<br />
Brennstoffzellen-Heizgeräte im Feldtest vor Ort:<br />
Energieunternehmen testen die moderne Technologie<br />
im Praxiseinsatz bei ausgesuchten Verbrauchern.<br />
Unsere Erfahrungen aus der Programmsteuerung des NIP lassen wir natürlich<br />
einfließen. Zudem sind wir der Überzeugung, dass sich die Technologien Was-<br />
serstoff mit Brennstoffzelle und Elektromobilität als Schlüsseltechnologien für<br />
zukünftige Mobilität ergänzen. Konkurrenzdenken bringt nichts. Das wollen wir<br />
kommunizieren und leben. Technisch gibt es sogar eine Reihe gemeinsamer<br />
Themen, die bei einer Koordination aus einer Hand entsprechend adressiert<br />
werden können.<br />
<strong>Initiative</strong> CO 2 : Vom 16. bis 21. Mai 2010 ist Deutschland Gastgeber der<br />
Weltwasserstoffkonferenz (WHEC). Welche Rolle spielt die Konferenz für Sie?<br />
Klaus Bonhoff: Die WHEC ist für uns, aber auch für die einschlägigen Un-<br />
ternehmen und wissenschaftlichen Einrichtungen, die ideale Gelegenheit, dem<br />
internationalen Fachpublikum und der breiten Öffentlichkeit zu zeigen, dass<br />
Deutschland in Sachen Wasserstofftechnologie in der Weltspitze ist. Deshalb ist<br />
es wichtig, dass sich die Fachleute aus Industrie und Wissenschaft aktiv in die<br />
WHEC einbringen.<br />
Darüber hinaus starten wir als NOW gemeinsam mit der Energieagentur Nord-<br />
rhein-Westfalen eine bundesweite Kampagne, mit der wir auf das Thema Wasser-<br />
stoff im Allgemeinen und die WHEC im Besonderen hinweisen wollen.<br />
11
120<br />
Ihre Ansprechpartner<br />
für die <strong>Initiative</strong> CO : 2<br />
Katrin Standl<br />
Sprecherin der <strong>Initiative</strong> <strong>CO2</strong> Telefon (0 81 21) 44-8 81<br />
Fax (0 81 21) 44-2 05<br />
katrin.standl@hti-handel.de<br />
Peter Grabandt<br />
Berater für die <strong>Initiative</strong> <strong>CO2</strong> Telefon (08 71) 9 66 31 65<br />
Mobil (01 52) 01 61 29 22<br />
peter.grabandt@<br />
matrix-beratungen.de<br />
CO 2 Earth: Der schnelle, informative Überblick über<br />
realisierte Effizienz-Maßnahmen – www.initiative-co2.de.<br />
Die HTI Fachwelt:<br />
Seminare, Fachveranstaltungen sowie Produkte und<br />
Systemlösungen zum Anfassen bieten die HTI Fachwelten<br />
in Markt Schwaben und Hallstadt.<br />
<strong>Initiative</strong> CO 2 – gebündelte<br />
Fachkompetenz<br />
Liebe Leserin, lieber Leser,<br />
wir hoffen, dass wir Ihnen mit dieser Broschüre interessante Ansatzpunkte<br />
und Beispiele dazu geben konnten, wie Sie Einsparpotenziale in Ihrem<br />
Unternehmen beziehungsweise Ihrer Kommune gezielt nutzen und den<br />
CO -Ausstoß nachhaltig senken können.<br />
2<br />
Gerne möchten wir Sie auch auf dem nun anstehenden Weg begleiten.<br />
Unsere kompetenten Ansprechpartner der <strong>Initiative</strong> CO stehen Ihnen<br />
2<br />
gerne für alle Fragen rund um die <strong>Initiative</strong> und die vorgestellten Beispiele<br />
zur Verfügung sowie bei der Durchführung von Ihren individuellen Einsparprojekten<br />
mit Rat und Tat zur Seite.<br />
In unserer Funktion als Schnittstelle des Partnernetzwerkes stellen wir<br />
Ihnen darüber hinaus den Zugang zu aussagekräftigem Informationsmaterial<br />
über Beispielprojekte, zu Fördermöglichkeiten und rechtlichen<br />
Rahmenbedingungen sowie zu unserer thematisch gegliederten Adressdatenbank<br />
und zu detaillierten technischen Produktinformationen<br />
unserer Netzwerkpartner her.<br />
Schnittstelle <strong>Initiative</strong> CO 2 – was wir für Sie leisten<br />
Wenn Sie in dieser Broschüre, in der CO Earth oder auf einer unserer<br />
2<br />
Veranstaltungen Beispielprojekte entdeckt haben, deren Machbarkeit Sie<br />
überprüfen oder die Sie direkt realisieren möchten, stellen wir Ihnen den<br />
Kontakt zu den entsprechenden Partnern der <strong>Initiative</strong> her und<br />
begleiten Sie bis zur Inbetriebnahme oder Fertigstellung. Im Partnernetzwerk<br />
der <strong>Initiative</strong> CO haben sich namhafte Ingenieurbüros, Hersteller,<br />
2<br />
der Fachhandel, Vertreter aus Forschung und Lehre und von Verbänden<br />
sowie Bauherren und Betreiber aus Kommunen, Gewerbe und der Industrie<br />
zusammengeschlossen. Wir bieten Ihnen die besondere Gelegenheit,<br />
diese gebündelte Kompetenz zum Thema <strong>Energieeffizienz</strong><br />
für Ihre Projekte zu nutzen.<br />
Impressum: HTI Wilhelm Gienger KG • Poinger Straße 4 • 85570 Markt Schwaben; Alle Angaben ohne Gewähr; Stand: September 2009<br />
Konzept, Text, Gestaltung: HEINRICH – Agentur für Kommunikation • Gerolfinger Straße 106 • 85049 Ingolstadt • www.heinrich-kommunikation.de
Die HTI-Fachwelt präsentiert,<br />
informiert, schult und verbindet<br />
Nutzen Sie auch das breite Angebot der eigens<br />
eingerichteten HTI Fachwelten in Hallstadt und<br />
im bayerischen Markt Schwaben. Hier präsen-<br />
tieren wir Ihnen in einer großflächigen Aus-<br />
stellung innovative Produkte, Systeme<br />
und Technologien. Erleben Sie das inhaltlich<br />
nach den vier Elementen Luft, Wasser, Erde und<br />
Feuer gegliederte Themenspektrum rund um<br />
die Gebäude-, Anlagen- und Infrastrukturtechnik.<br />
Im Bereich „Luft“ finden Sie beispielsweise die<br />
Lösungen zur Raumklimatisierung oder Druck-<br />
luftnutzung. Im Bereich „Wasser“ werden inno-<br />
vative Entwässerungslösungen oder Klärtechnik<br />
präsentiert. „Erde“ zeigt die Nutzung von Geo-<br />
thermie oder das Thema Oberflächengestaltung.<br />
Unter „Feuer“ finden sich in der Ausstellung Pro-<br />
dukte und Systeme zur Wärmerückgewinnung<br />
oder für den Brandschutz.<br />
Bei regelmäßigen Informationsveranstal-<br />
tungen mit Vorträgen erfahrener Ingenieurbü-<br />
ros, von Verarbeitern oder Verantwortlichen<br />
aus Kommunen und der Industrie haben Sie<br />
Gelegenheit, die neuesten Beispiele und Lö-<br />
sungen kennenzulernen, Kontakte zu knüpfen<br />
und kompetente Partner für konkrete Projekte<br />
zu finden. Alle aktuellen Informationen zum<br />
Seminarangebot finden Sie unter www.hti-bay-<br />
ern.de oder www.initiative-co2.de.<br />
HTI Fachwelt: Vorträge, Fachveranstaltungen,<br />
Seminare sowie Produkte und Systemlösungen „live“.<br />
Kontaktformular –<br />
Beratungswunsch<br />
Ich interessiere mich für folgende Maßnahmen:<br />
Versickerung Wärme und Strom aus Biogas<br />
Oberflächengestaltung Kommunale Entwässerungslösungen1<br />
1<br />
Angaben zum Objekt:<br />
Gebäudeart (in Planung/Neubau/Altbestand)<br />
Fläche (geschätzte Quadratmeter)<br />
Heizkosten/Energiebedarf (Gas/Öl/andere) im Jahr<br />
Wärmedämmwert der Fassade/des Fensters/des Daches (falls bekannt)<br />
Vorhandene Geräte zur Gebäudekühlung<br />
Besondere Interessen/Anliegen/Probleme<br />
Angaben zur Person:<br />
Titel/Vorname/Name<br />
Straße/Hausnummer<br />
PLZ/Ort<br />
Telefon/Fax<br />
Mobil<br />
E-Mail-Adresse<br />
?<br />
Raumklimatisierung Heizen und Kühlen mit Erdwärme<br />
Haus-, Heiztechnik, Sanitär Kläranlagen als Energiequelle<br />
Solartechnik Wärme und Strom aus Geothermie<br />
Dachentwässerung Optimierungspotenziale im Kanalnetz<br />
Wärmerückgewinnung Effiziente Druckluftnutzung<br />
Kraft-Wärme-Kopplung Strom aus Windkraft<br />
Rückfax an (0 81 21) 44-2 05
www.heinrich-kommunikation.de • HTIMS_09_007-17-2<br />
© Gabi Schoenemann/PIXELIO<br />
<strong>Initiative</strong> CO 2<br />
Poinger Straße 4 • 85570 Markt Schwaben<br />
Telefon (0 81 21) 44-8 81 • Fax (0 81 21) 44-2 05<br />
E-Mail: katrin.standl@hti-handel.de • www.initiative-co2.de