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Zukunftsinvestition Energieeffizienz - Initiative CO2

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© Rolf Krekeler/PIXELIO<br />

© Krümel/PIXELIO<br />

<strong>Zukunftsinvestition</strong><br />

<strong>Energieeffizienz</strong><br />

Ein Ratgeber für Industrie und Kommunen<br />

Zweite, stark<br />

erweiterte Ausgabe


Wir zeigen Ihnen, wie Sie Energiekosten<br />

sparen und den CO 2 -Ausstoß senken können<br />

Bereits heute gibt es zahlreiche Maß-<br />

nahmen, mit deren Hilfe Industrie und<br />

Kommunen die <strong>Energieeffizienz</strong> ihrer<br />

Gebäude und Anlagen deutlich steigern<br />

und damit die Kostenbelastung und den<br />

schadhaften CO 2 -Ausstoß nachhaltig<br />

senken können. In dieser Broschüre fin-<br />

den Sie eine aus unserer Sicht praxiser-<br />

probte Auswahl.<br />

<strong>Energieeffizienz</strong> –<br />

ein zentrales Zukunftsthema<br />

Industrieanlagen und öffentliche Gebäude wie<br />

Schulen, Kindergärten oder Sporteinrichtungen<br />

benötigen für den sicheren Betrieb Strom,<br />

Wärme und Kälte. Die Kosten dafür können in<br />

Zukunft durch Ressourcenknappheit und Preis-<br />

steigerungen bei fossilen Energieträgern weiter<br />

wachsen und schnell zur finanziellen Belastung<br />

werden.<br />

Doch es muss nicht so kommen. In den letz-<br />

ten Jahren wurden zahlreiche neue Verfahren<br />

erdacht, entwickelt und bereits erfolgreich in<br />

der Praxis getestet. Diese ermöglichen es Bau-<br />

herren und Betreibern, regenerative Energie-<br />

quellen zur Strom-, Wärme und Kälteerzeu-<br />

gung zu nutzen, die <strong>Energieeffizienz</strong> von Anlagen nachhaltig zu steigern<br />

oder den Energieverbrauch dauerhaft zu reduzieren.<br />

<strong>Initiative</strong> CO 2 – wir zeigen Ihnen<br />

den Weg zu einem geringeren Energieverbrauch<br />

Nach unserer Erfahrung ist es für die Verantwortlichen in Industrie und<br />

Kommunen nicht so einfach, die sich stellenden Fragen umfassend zu<br />

beantworten: Welche <strong>Energieeffizienz</strong>-Maßnahmen gibt es und welche<br />

sind im individuellen Fall die geeignetsten? Zudem ist es oftmals schwie-<br />

rig, in diesem komplexen Themenfeld kompetente Ansprechpartner zu<br />

finden. Aus diesem Grund haben sich 2007 auf <strong>Initiative</strong> der HTI Wilhelm<br />

Gienger KG namhafte Planer und Ingenieurbüros aus allen relevanten<br />

Themenfeldern, zahlreiche Hersteller, erfahrene Baufirmen und Dienst-<br />

leister sowie Vertreter aus Forschung und Lehre, aus den Kommunen,<br />

der Industrie und Verbänden zur „<strong>Initiative</strong> CO 2 “ zusammengeschlossen.<br />

Ihr Ziel ist es, Bauherren, Instandhalter und Betreiber über relevante Lö-<br />

sungen und Energietechniken aufzuklären und gemeinsam mit ihnen und<br />

den zuverlässigen Partnern aus dem Netzwerk effiziente Anlagen- und<br />

Gebäudetechnik sowie zukunftsweisende Infrastrukturen zu installieren<br />

– zur Senkung des Energieverbrauches und der CO 2 -Emissionen.<br />

Im vorliegenden Ratgeber „<strong>Zukunftsinvestition</strong> <strong>Energieeffizienz</strong>“<br />

werden innovative Technologien anhand von ausgesuchten Praxis-Beispie-<br />

len vorgestellt. Bei der Auswahl wurde darauf geachtet, ein möglichst breites<br />

Spektrum effizienter Gebäudetechnik und wesentlicher Infrastrukturmaß-<br />

nahmen abzudecken – vom Einsatz moderner Drucklufttechnik über Bio-<br />

gas- oder Geothermie-Heizanlagen, Lüftungssysteme, die energetische<br />

© Didi 01/PIXELIO


Gebäudesanierung oder Wärmerückgewinnung<br />

aus Abwasser bis hin zum effektiven Klärwerks-<br />

betrieb, der nachhaltigen Oberfl ächengestaltung<br />

oder effi zienten Entwässerungslösungen. Denn<br />

wir glauben, je mehr Maßnahmen erfolgreich<br />

umgesetzt werden, desto dauerhafter und zu-<br />

kunftssicherer sind die industriellen und kommu-<br />

nalen Infrastruktur- und Energiekonzepte – und<br />

desto mehr Energie und damit Kosten und CO 2<br />

können langfristig eingespart und wirtschaftliche<br />

Chancen genutzt werden.<br />

CO 2 Earth – interaktiv die<br />

geeigneten Maßnahmen fi nden<br />

Ob Anlagentechnik, Energieversorgung oder In-<br />

frastrukturen – die <strong>Initiative</strong> CO 2 nimmt sich der<br />

relevanten Themen aus Industrie und Kommu-<br />

nen an und zeigt Lösungsmöglichkeiten auf. Um<br />

die Verantwortlichen stets auf einem aktuellen<br />

Wissensstand zu halten und das breite Spektrum<br />

der wachsenden Anzahl von Technologien und<br />

Lösungen optimal abbilden zu können, haben<br />

wir unter www.initiative-co2.de eine aktuelle<br />

Website eingerichtet. Dort werden unter ande-<br />

rem die Beispiele aus diesem Ratgeber und wei-<br />

tere Energieeffi zienz-Maßnahmen vorgestellt.<br />

Den Mittelpunkt der Internetpräsenz stellt eine<br />

virtuelle Infrastruktur für Industrie und Kommu-<br />

nen dar. „CO 2 Earth“ nimmt die Besucher<br />

per Mausklick auf einen Rundfl ug durch ver-<br />

schiedene kommunale, gewerbliche und öf-<br />

fentliche Gebäude sowie Industrieanlagen mit.<br />

Entscheider haben dort die Möglichkeit, direkt<br />

mit der fl iegenden Kamera in dreidimensional<br />

modellierte Gebäude, Anlagen und Techno-<br />

logien einzutauchen und zukunftsweisende<br />

Energieeffi zenz-Maßnahmen anschaulich zu<br />

erleben. Bei der Betrachtung von technischen<br />

Lösungen zur Einsparung von Energie und Kos-<br />

ten, zur Energieeffi zienzsteigerung, zur energe-<br />

tischen Sanierung und für den Einsatz erneu-<br />

erbarer Energien im Praxiseinsatz erhalten Sie<br />

einen raschen Überblick darüber, welche Maß-<br />

nahmen bereits erfolgreich umgesetzt wurden.<br />

1<br />

2<br />

3<br />

Das Leistungsspektrum der <strong>Initiative</strong> CO 2 :<br />

WIR INFORMIEREN UND BERATEN<br />

Das Partnernetzwerk der <strong>Initiative</strong> CO 2 vermittelt praxisnahes<br />

relevantes Fachwissen über Technologien, Verfahren und<br />

Dienstleistungen zur energetischen Optimierung in Industrie,<br />

Gewerbe und Kommunen.<br />

WIR UNTERSTÜTZEN UND VERNETZEN<br />

Die <strong>Initiative</strong> CO 2 fördert den fachlichen Austausch<br />

zwischen Industrie, Gewerbe, Kommunen, Herstellern,<br />

Hochschulen, Verarbeitern und Ingenieuren – um<br />

effektive Energieeinsparmaßnahmen anzustoßen und<br />

mit erfahrenen Partnern zu realisieren.<br />

WIR MACHEN ENERGIEEFFIZIENZ ERLEBBAR<br />

Mit der CO 2 Earth hat die <strong>Initiative</strong> ein innovatives Instrument<br />

geschaffen, mit dessen Hilfe Bauherren und Betreiber unter<br />

www.initiative-co2.de interaktiv Praxisbeispiele ansehen und<br />

Technologien entdecken können.<br />

Wie in der vorliegenden Broschüre erstreckt sich das Themenspektrum dabei<br />

von der modernen Anlagentechnik über neueste Technologien zur Raumklimati-<br />

sierung bis hin zur effktiven Nutzung regenerativer Energiequellen. Besuchen Sie<br />

die CO 2 Earth unter www.initiative-co2.de – und die energetische Zukunft liegt<br />

vielleicht nur einen Klick entfernt.<br />

<strong>Initiative</strong> CO 2 – gemeinsam in die kommunale Zukunft<br />

Sollten Sie Fragen zu einem konkreten Projekt haben, eine Weiterbildung zu<br />

einem bestimmten Thema wünschen oder Partner für ein Vorhaben suchen,<br />

kontaktieren Sie uns einfach. Sie werden sehen – im Dialog mit uns bieten sich<br />

viele Ansatzpunkte.<br />

Wenn Sie die Chance nutzen und von der <strong>Initiative</strong> CO 2 profi tieren<br />

möchten, freuen wir uns auf eine erfolgreiche Zusammenarbeit!<br />

Ihr Partnernetzwerk <strong>Initiative</strong> CO 2<br />

3


4<br />

So investieren Sie<br />

in Energieeffi zienz und Nachhaltigkeit<br />

Besuchen Sie die interaktive CO 2 Earth<br />

unter www.initiative-co2.de. Mehr<br />

Informationen fi nden Sie auf Seite 93.<br />

3-D-Grafi ken: cw design, Carl Dixon<br />

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B<br />

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C<br />

F<br />

Gebäudetechnik<br />

A RAUMKLIMATISIERUNG<br />

Innovative Lüftungs- und Klimatechnik Seite 006<br />

B HAUS- UND HEIZTECHNIK, SANITÄR<br />

Moderne Gebäude- und Heiztechnik, Sanitäranlagen Seite 018<br />

C DACHENTWÄSSERUNG<br />

Mehr Sicherheit durch innovative Regenableitung Seite 024<br />

D HEIZEN & KÜHLEN MIT ERDWÄRME<br />

Einsatzmöglichkeiten oberfl ächennaher Geothermie Seite 026<br />

E KRAFT-WÄRME-KOPPLUNG<br />

Contractinglösungen, dezentrale Energieerzeugung Seite 038<br />

F EFFIZIENTE DRUCKLUFTNUTZUNG<br />

Systemoptimierung und Energierückgewinnung Seite 058<br />

Infrastrukturlösungen<br />

G KOMMUNALE ENTWÄSSERUNGSLÖSUNGEN<br />

Energiesparende Systeme für effi ziente Infrastrukturen Seite 064<br />

H WÄRME & STROM AUS GEOTHERMIE<br />

Lösungen für die Nutzung von Tiefengeothermie Seite 072<br />

I VERSICKERUNG<br />

Wartungsfreundliche, langlebige Flächenentwässerung Seite 078<br />

J OBERFLÄCHE<br />

Ökologische und nachhaltige Oberfl ächengestaltung Seite 080<br />

K WÄRMERÜCKGEWINNUNG<br />

Abwasser- und Prozesswärme nutzen Seite 082<br />

L KLÄRANLAGEN ALS ENERGIEQUELLE<br />

Prozessoptimierung in Kläranlagen Seite 088<br />

M OPTIMIERUNGSPOTENZIALE IM KANALNETZ<br />

Sanierungspotenziale und Effi zienz im Betrieb Seite 100<br />

N WÄRME & STROM AUS BIOGAS<br />

Einsatz und Optimierung von Biogasanlagen Seite 104<br />

O STROM AUS WINDKRAFT<br />

Technologien zur Nutzung von Windenergie Seite 114<br />

? EXPERTEN-INTERVIEW<br />

Dr. Klaus Bonhoff Seite 116<br />

5


Das neue Wolf Schullüftungssystem CGL lässt sich in den meisten Fällen in wenigen Tagen montieren.<br />

Mit guter Luft Energie sparen und besser lernen<br />

<strong>Energieeffizienz</strong> aus Mainburg<br />

Die Wolf GmbH ist einer der führen-<br />

den Anbieter von Klima- und Heiztech-<br />

nik in Europa. So sind beispielsweise<br />

die Allianz Arena in München, der<br />

Kreml in Moskau und Gebäude der<br />

deutschen Regierung in Berlin mit Kli-<br />

ma- und Lüftungsgeräten aus Mainburg<br />

ausgestattet. Auch die wirtschaftlichen<br />

und Energie sparenden Heizprodukte<br />

von Wolf überzeugen seit Jahren einen<br />

breiten Kundenstamm mit anspruchs-<br />

voller Qualität.<br />

Als Komplett-System-Anbieter vereint<br />

Wolf die vier Bereiche Heizung, Lüf-<br />

tung, Klima und Solar in einem Unter-<br />

nehmen und bietet so abgestimmte<br />

Energiesparsysteme aus einer Hand.<br />

Produziert wird die Haustechnik „made<br />

in Germany“ ausschließlich im baye-<br />

rischen Mainburg.<br />

A RAUMKLIMATISIERUNG<br />

Die Lernfähigkeit von Schülern kann durch eine optimierte<br />

Raumluftqualität deutlich verbessert werden. In der Realität<br />

herrscht in den Klassenzimmern jedoch oft dicke Luft; Koh-<br />

lendioxidkonzentrationen von bis zu 6.000 ppm (parts per<br />

million) sind keine Seltenheit. Vor diesem Hintergrund hat<br />

die Wolf GmbH, Mainburg, das Comfort-Großraum-Lüftungs-<br />

gerät CGL entwickelt, das die Raumluftqualität erheblich ver-<br />

bessert und so zu einem optimalen Lernklima beiträgt. Von<br />

Vorteil: Das Gerät ist anschlussfertig und lässt sich in kürzes-<br />

ter Zeit installieren.<br />

Die Luft in deutschen Klassenräumen ist alles andere als lernfördernd.<br />

Würde man die strengen PISA-Kriterien auch auf die Raumluftqualität in<br />

den Klassenräumen anwenden, kämen die Experten mit Sicherheit zu<br />

einem vernichtenden Urteil. Messungen haben gezeigt, dass der CO 2 -<br />

Pegel der Raumluft am Ende einer 45-Minuten-Schulstunde bei über<br />

6.000 ppm liegen kann; Zielwert für Schulen sind maximal 1.200 ppm.<br />

Hinzu kommen oft hohe Emissionen aus Baustoffen, Reinigungs- und<br />

Pflegemitteln sowie aus Ausstattungs- und Einrichtungsgegenständen, die<br />

ein zusätzliches Gesundheitsrisiko für Schüler und Lehrer darstellen. Seit<br />

langem ist bekannt, dass bei den meisten Schulen die übliche Fensterlüf-<br />

tung in den Pausen nicht ausreicht. Außerdem führt die Fensterlüftung zu<br />

hohen Wärmeverlusten mit Komforteinschränkungen, zum Eintrag von<br />

Feinstäuben sowie zur Lärmbelästigung von außen und innen.<br />

Autor: Karl-Heinz Knoll<br />

Wolf GmbH • Industriestraße 1 • 84048 Mainburg • Telefon (0 87 51) 74-12 15 • willibald.weiss@wolf-heiztechnik.de • www.wolf-heiztechnik.de


Einfache Wartung: Die Filter können problemlos<br />

herausgezogen werden. Ventilatoren und Schalldämpfer sind<br />

mit einer Verkleidung abgedeckt (transparent dargestellt).<br />

Bedarfsorientierte Lüftung<br />

innerhalb eines Tages zu montieren<br />

Das wachsende Qualitätsbewusstsein der staat-<br />

lichen Entscheidungsträger – das federführende<br />

Bundesumweltamt spricht bereits von einem<br />

Paradigmenwechsel bei der Schullüftung – hat<br />

die Konstrukteure von Wolf veranlasst, ein<br />

maßgeschneidertes Comfort-Großraum-Lüf-<br />

tungsgerät (CGL) für Besprechungs-, Unter-<br />

richts- und Aufenthaltsräume auf den Markt zu<br />

bringen. Es eignet sich sowohl für die Nachrüs-<br />

tung als auch für Neubauten.<br />

Das kompakte Schrankgerät mit den Abmes-<br />

sungen B/T/H (mm) 1.017 / 508 / 2.100 und<br />

einer Luftmenge von bis zu 900 m 3 /h, erfüllt<br />

auch die Hygienerichtlinie VDI 6022. Durch<br />

den hohen Wirkungsgrad des Plattenwärme-<br />

übertragers von mehr als 90 Prozent und die<br />

vergleichsweise hohe innere Wärmelast einer<br />

Schulklasse – 30 Schüler entwickeln beispiels-<br />

weise rund 3,75 kW Wärmelast (30 x 125 =<br />

3.750 W) – heizt sich der Klassenraum weit-<br />

gehend selbst, ein wichtiger energetischer As-<br />

pekt. Zur hohen energetischen Geräteeffizienz<br />

tragen außerdem die beiden EC-Ventilatoren<br />

(Zu- und Abluft) bei, die auf minimalste elek-<br />

trische Anschlussleistung kommen. Das Gerät<br />

kann direkt im Klassenzimmer aufgestellt wer-<br />

den. Die Luftverteilung erfolgt wahlweise über die seit langem bewährte Luftver-<br />

teilung mittels Kanälen oder zum Beispiel über einen an der Decke montierten<br />

Textilluftschlauch. Alle Regelungskomponenten sind bereits im Gerät montiert.<br />

Mit einem in das Gerät integrierbaren CO 2 -Fühler kann die Zu-/Abluft innerhalb<br />

individueller, einstellbarer Zeitfenster bedarfsgerecht stufenlos geregelt werden.<br />

Über eine Bypass-Klappe lässt sich die Wärmerückgewinnung umgehen; damit<br />

kann das Gerät mit 100 Prozent kühler Außenluft für Nachtlüftung oder freie<br />

Kühlung betrieben werden. Diese Funktion trägt entscheidend zur Verbesse-<br />

rung der thermischen Behaglichkeit bei, insbesondere in sonnenexponierten<br />

Schulräumen.<br />

Höhere Lüftungsrate verbessert Lernfähigkeit<br />

Welchen Stellenwert die Schullüftung künftig einnehmen wird, verdeutlichen<br />

Untersuchungen von Prof. Dr.-Ing. Bjarne W. Olesen von der Technischen Uni-<br />

versität Dänemark. In mehreren Studien wurde nachgewiesen, dass sich sowohl<br />

durch die Erhöhung der Lüftungsrate in den Klassenräumen als auch durch die<br />

Verbesserung der thermischen Behaglichkeit die Lernfähigkeit der Schüler deut-<br />

lich erhöht. In Deutschland gibt es aktuell etwa 34.000 allgemeinbildende und<br />

etwa 10.000 berufsbildende Schulen. Nach Auffassung des Umweltbundesamtes<br />

kann der Zielkonflikt – freies Lüften über Fenster, Einsparung von Energie durch<br />

eine höhere Gebäudedichtigkeit und den Erkenntnissen, dass bessere Luft die<br />

Lernfähigkeit steigert – in den meisten Fällen nur durch den Einbau einer be-<br />

darfsgeführten mechanischen Lüftung mit Hocheffizienz-Wärmerückgewinnung<br />

gelöst werden.<br />

(links) Über eine Bypass-Klappe lässt sich die Wärmerückgewinnung<br />

umgehen; damit kann das Gerät mit 100 Prozent kühler Außenluft<br />

für Nachtlüftung oder freie Kühlung betrieben werden.<br />

(rechts) <strong>Energieeffizienz</strong>: Der Plattenwärmetauscher aus Aluminium<br />

nutzt die hohe innere Wärmelast einer Schulklasse und<br />

ermöglicht eine Wärmerückgewinnung von bis zu 90 Prozent.


Kühlen Kopf bewahren<br />

und dabei CO 2 einsparen<br />

Aus unserer modernen Welt ist die<br />

elektronische Datenverarbeitung nicht<br />

mehr wegzudenken – ob Informationsoder<br />

Kommunikationstechnologien wie<br />

Internet, E-Mail-Verkehr und Mobilfunk.<br />

Aber auch der gesamte Warenwirtschaftsverkehr,<br />

Verwaltungsaufgaben,<br />

Bankkonten, Gehaltsabrechnung usw.<br />

werden weitestgehend von modernster<br />

Computertechnik übernommen. Die<br />

Komplexität der dafür erforderlichen<br />

Programme und drastisch gestiegene<br />

Datenmengen drücken sich in immer<br />

leistungsfähigeren Hardwarekomponenten<br />

aus, die in den Serverräumen<br />

großer Rechenzentren zusammengefasst<br />

werden. Für die immensen Rechnerleistungen<br />

ist vor allem eins erforderlich:<br />

Energie!<br />

A RAUMKLIMATISIERUNG<br />

Moderne Rechenzentren stellen hohe<br />

Anforderungen an die Raumklimatisierung.<br />

Nach einer im Auftrag des Bundesumweltministeriums (BMU) erstellten<br />

Studie hat sich der Energiebedarf der deutschen Rechenzentren in den<br />

Jahren 2000 bis 2006 auf 8,7 Milliarden Kilowattstunden (kWh) mehr als<br />

verdoppelt. Von den im gleichen Zeitraum fast verdreifachten Stromkosten<br />

ganz zu schweigen. Für diese Energiemenge sind rund drei mittelgroße<br />

Kohlekraftwerke erforderlich. Bei gleichbleibender Steigerung<br />

würden bis in das Jahr 2010, allein für die Rechenzentren, bei einem<br />

Energieaufwand von 12,9 Terawattstunden (TWh) die erzeugten CO - 2<br />

Emmissionen gegenüber 2001 um 50 Prozent ansteigen. Weltweit ist<br />

einer Gartner-Studie zufolge die IT-Branche für zwei Prozent des CO - 2<br />

Ausstoßes verantwortlich. Das entspricht dem Wert des weltweiten<br />

Flugverkehrs bzw. dem Ausstoß von 320 Millionen Kleinwagen.<br />

Warum das Rechenzentrum<br />

und die Wasseraufbereitung unzertrennlich werden<br />

Die riesigen Energiemengen stellen insbesondere die Haustechnik-Planer<br />

vor schwierige Aufgaben, denn die großen Rechnerhirne produzieren<br />

nicht nur Ergebnisse, sondern: Wärme!<br />

Der Anteil an abzuführender Wärmeenergie beläuft sich fast auf die Hälfte<br />

der Gesamtenergie eines Rechenzentrums und ist gleichzeitig auch deren<br />

limitierender Faktor in der Gebäudetechnik (Abbildung 1). Während die<br />

Rechner selbst nur relativ kurze „Generationszeiten“ erlauben, ist die installierte<br />

Haustechnik für einen mittel- bis langfristigen Einsatz geplant und<br />

daher über mehrere IT-Generationen in Betrieb. Folglich sind die Rech-<br />

Autor: Stefan Gölz<br />

JUDO Wasseraufbereitung GmbH • Hohreuschstraße 39-41 • 71364 Winnenden • Telefon (0 71 95) 6 92-142 • E-Mail: stefan.goelz@judo.eu • www.judo.eu


Abbildung 2 Kühltürme auf dem Dach sorgen für ein<br />

optimales Klima im Rechenzentrum.<br />

nerleistungen bei gegebener Wärmelast nicht<br />

beliebig erweiterbar. Eine optimale Kühltechnik<br />

ist aber eine äußerst effiziente Maßnahme um<br />

CO 2 -Emmissionen zu minimieren und Spielräu-<br />

me für spätere Expansionen zu ermöglichen.<br />

Freie Kühlung – Wasser als<br />

Wärme(ab)transportmittel<br />

Wesentlich effizienter ist der Einsatz des Wär-<br />

meträgers Nummer eins: Wasser! Im Gegen-<br />

satz zu Luft kann Wasser die Wärme 3.500-mal<br />

besser speichern. Wasser ist leicht beherrsch-<br />

bar und steht uns hierzulande praktisch überall<br />

zur Verfügung. So wird Wasser in der industri-<br />

ellen Anwendung zu gut 70 Prozent als Kühl-<br />

wasser gebraucht.<br />

Da Energie nur transportiert aber nicht ver-<br />

nichtet werden kann, dient das Wasser hier<br />

überwiegend als Transportmittel der erzeugten<br />

Wärmemenge nach draußen. Auf den Ge-<br />

bäudedächern der Rechenzentren sind in der<br />

Regel einzelne oder mehrere Kühltürme (Ab-<br />

bildung 2) aufgebaut, die für die Abgabe der<br />

Wärmemenge an die Umgebungsluft sorgen.<br />

Die geschlossenen Kühlsysteme zeichnen sich<br />

dadurch aus, dass der Wärmetauscher die<br />

transportierte Wärme direkt an die Umge-<br />

bungsluft abgibt und das Kühlwasser keinen di-<br />

rekten Luftkontakt hat.<br />

Diese „Freie Kühlung“ findet jedoch ihre Grenzen in der Außenlufttemperatur.<br />

Die Temperatur der Außenluft muss mindestens 2 K unter der minimalen Kühl-<br />

wasser-Rücklauftemperatur liegen, um überhaupt kühlen zu können. Damit sto-<br />

ßen gerade in unseren Breitengraden die meisten Kühlanlagen an entsprechende<br />

Leistungsgrenzen.<br />

Kombinierte Kühlsysteme mit Verdunstungskühlung<br />

bedürfen einer optimalen Wasserqualität<br />

Offene Kühlsysteme arbeiten dagegen mit der so genannten Verdunstungsküh-<br />

lung, die pro verdunstetem Liter Wasser eine Wärmemenge von etwa 0,6 kW<br />

an die Umgebungsluft abführen kann. Im Gegensatz zu den geschlossenen Sys-<br />

temen werden dabei aber Anforderungen an die Wasserqualität insofern wichtig,<br />

da es bei der Verdunstung von Wasser naturgemäß zur Aufkonzentrierung von<br />

Wasserinhaltsstoffen kommt. Diese Inhaltsstoffe sind dann in der Lage Beläge zu<br />

bilden und Korrosionen hervorzurufen.<br />

Nicht zuletzt vor diesem Hintergrund gibt es seit vielen Jahren eine Kombination<br />

aus freier und offener Kühlweise, welche die jahreszeitlich bedingten Tempera-<br />

turschwankungen dazu nutzt, die Lufttemperatur so lange für die freie Kühlung zu<br />

verwenden bis die Grenze von 2 K unter der maximalen Kühlwassertemperatur<br />

erreicht ist. Dies ist in jedem Fall bis 8 Grad Celsius möglich. Zwischen 8 und 16<br />

Grad Celsius wird dann ggf. die Kühlluft selber durch das Verrieseln von Kühl-<br />

wasser abgekühlt und damit zunächst ein kombinierter Betrieb von „Freier Küh-<br />

lung“ im Luftbetrieb und der „nassen“ Verdunstungskühlung gefahren. Oberhalb<br />

von 16 Grad Celsius kann dann nur noch der reine Verdunstungs-Kühlbetrieb<br />

stattfinden.<br />

Spätestens zu diesem Zeitpunkt muss die Wasseraufbereitung auf die Anforde-<br />

rungen der offenen Kühlung abgestimmt sein, um einen störungsfreien Kühlbe-<br />

trieb im Rechenzentrum zu gewährleisten. >><br />

Abbildung 1 Herkömmliche Lüftungsanlagen stoßen im<br />

Leistungswettkampf der Prozessoren schnell an ihre Grenzen.


10<br />

Die Einzelheiten der Wasserzusammensetzung<br />

in Rückkühlwerken regelt für uns die VDI-<br />

Richtlinie 3808. Sie beschreibt mit Rücksicht<br />

auf die Materialanforderungen der verwende-<br />

ten Werkstoffe im Kühlkreislauf die erlaubten<br />

Höchstgrenzen der Wasserinhaltsstoffe. Man-<br />

cher Hersteller von Rückkühlwerken geht mit<br />

seinen Anforderungen an die Wasserzusam-<br />

mensetzung noch über die VDI-Richtlinie hin-<br />

aus und beschreibt in seinen Planungsunterla-<br />

gen zum Teil abweichende Grenzwerte, die<br />

dann ebenfalls zu berücksichtigen sind.<br />

Wasseraufbereitung<br />

zur Sicherung des Kühlbetriebs<br />

Zur Vermeidung von Ablagerungen auf den<br />

Kühllamellen, der damit verbundenen Minde-<br />

rung der Temperaturübergänge und der Behin-<br />

derung der Wärmeabführung werden verschie-<br />

dene Möglichkeiten der Wasseraufbereitung<br />

herangezogen. Die mengenproportionale Do-<br />

sierung entsprechender Kombinationsprodukte<br />

als reine Härtestabilisierung bis zu einer Karbo-<br />

nathärte von 4°dH, der Korrosionsschutz und<br />

die Dispergierung von ungelösten Wasserin-<br />

haltsstoffen zur Vermeidung von Ablagerungen<br />

bildet die Basis aller Wasseraufbereitungsmaß-<br />

nahmen im Kühlwasserbereich.<br />

A RAUMKLIMATISIERUNG<br />

Abbildung 3 Wasserenthärtungs-Anlagen entziehen dem Kühlwasser vor allem<br />

die schädlichen Härtebildner Calcium und Magnesium.<br />

Können durch Berechnung der maximalen „Eindickungen“, also dem Ver-<br />

hältnis von maximal zulässigen Konzentrationen einzelner Wasserinhalts-<br />

stoffe bezogen auf die vorliegende Konzentration im Speisewasser, keine<br />

als wirtschaftlichen Betrieb angesehenen drei bis fünffachen Eindickungen<br />

erreicht werden, müssen die relevanten Inhaltsstoffe entfernt werden.<br />

Dies betrifft in erster Linie die Härtebildner Calcium und Magnesium, die in<br />

einer Enthärtungsanlage (Abbildung 3) per Ionenaustausch gegen die gut<br />

löslichen Natriumionen getauscht werden und mit Rohwasser auf etwa 3<br />

– 5 °dH verschnitten, die Belagsbildung weitestgehend minimieren.<br />

Umkehrosmose – der Weg zum idealen Kühlwasser<br />

Wenn aber weitergehende Wasserinhaltsstoffe wie Chloride und Sulfate<br />

oder der Gesamtsalzgehalt die Eindickung minimieren, ist die Entsalzung<br />

über die Umkehrosmose das probate Mittel auch aus diesem Speisewas-<br />

ser ein dem Regelwerk konformes Kühlmedium aufzubereiten. Bei der<br />

Umkehrosmose werden die Salze an einer so genannten semipermeablen<br />

(halbdurchlässigen) Membrane zu 95 bis 98 Prozent zurückgehalten und in<br />

die Kanalisation abgeführt. Nur die Wassermoleküle und gelöste Gase wie<br />

zum Beispiel die Kohlensäure können die Membranen passieren. Das ab-<br />

laufende salzarme „Permeat“ wird drucklos in Tanks zwischengespeichert<br />

und mittels Druckerhöhungsanlagen zur Verwendungsstelle gefördert. Die<br />

Membranen sind aus dünnen Polyamid-Folien aufgebaut ähnlich wie sie<br />

heutzutage in der Funktionsbekleidung ebenfalls zur Anwendung kom-<br />

men. Die Folien sind als Wickelelemente in Modulen zusammengefasst<br />

und werden mit der Kraft von Hochdruckpumpen im Bereich von 12 bis<br />

25 bar im kontinuierlichen Betrieb gefahren.<br />

Derzeit sind Systeme gebräuchlich, die mit einer üblichen Ausbeute von 75<br />

Prozent bezogen auf den Rohwassereinsatz einen Abwasseranteil von 25<br />

Prozent direkt ohne weitere Nachbehandlung in die Kanalisation abgeben.<br />

Unter bestimmten Umständen rechnen sich jedoch auch Systeme, die ge-<br />

rade diesen Abwasseranteil nochmals durch eine Umkehrosmoseanlage<br />

(Abbildung 4) aufbereiten und somit Systemausbeuten von bis zu 90<br />

Prozent erlangen können. Das so produzierte salzarme Wasser enthält nur<br />

noch sehr geringe Mengen an gelösten Inhaltsstoffen, die ihrerseits nicht in<br />

der Lage sind Beläge an den Wärmeübertragungsflächen zu besorgen.<br />

Sicherheitsfaktor Absalzautomatik<br />

Unabhängig vom Salzgehalt im Nachspeisewasser werden offene Kühl-<br />

systeme in jedem Fall einer Eindickung durch die Verdunstung unterwor-<br />

fen sein. Daher sorgt eine in den Kreislauf eingebaute Absalzautomatik<br />

Autor: Stefan Gölz<br />

JUDO Wasseraufbereitung GmbH • Hohreuschstraße 39-41 • 71364 Winnenden • Telefon (0 71 95) 6 92-142 • E-Mail: stefan.goelz@judo.eu • www.judo.eu


durch kontinuierliches Messen der Leitfähigkeit<br />

für die notwendige Betriebssicherheit. Sollte ein<br />

projektierter und voreingestellter Grenzwert<br />

für den Gesamtsalzgehalt überschritten wer-<br />

den, öffnet die Absalzautomatik ein Ventil der<br />

Kreislauf-Druckleitung und entlässt einen Teil<br />

des Kühlwassers in die Kanalisation. Der Verlust<br />

wird über die Niveausteuerung am Kühlturm<br />

erkannt und durch Öffnen der Nachspeisung<br />

wieder ausgeglichen. Zu beachten wäre der<br />

Umstand dass auch durch die Luft eingetragene<br />

und ungelöste Schmutzstoffe, die ihrerseits nicht<br />

in die Leitfähigkeit eingehen, bei zu hohen Ein-<br />

dickzahlen Betriebsprobleme bereiten können.<br />

Eine maximale Eindickung um den Faktor 10<br />

ist daher auch bei dem Einsatz von entsalztem<br />

Wasser sinnvoll und ausreichend.<br />

Die Kühltechnik kann nach der Umkehrosmose<br />

betriebssicher mit der salzarmen Fahrweise<br />

pH-Wert unabhängig gefahren werden. Alle<br />

den pH-Wert beeinflussenden Wasserinhalts-<br />

stoffe sind entfernt – eine Überalkalisierung wie<br />

bei dem Betrieb mit teilenthärtetem Wasser ist<br />

nicht mehr möglich.<br />

Ein weiterer Effekt, der zur Betriebssicherheit<br />

der Kühltechnik beiträgt, ist der Umstand, dass<br />

in der Übergangszeit zwischen Sommer und<br />

Herbst sowie Frühling und Sommer die Kühl-<br />

Abbildung 4<br />

Die Umkehrosmose-<br />

Anlage vermindert<br />

Ablagerungen durch<br />

Wasserentsalzung.<br />

anlagen häufig zwischen den Betriebsphasen „freie Kühlung“ und nasser Betriebs-<br />

weise hin- und herschalten. Nach jedem Zyklus trocknet der Kühlluftventilator<br />

das Befeuchtungswasser an den Wärmetauschern auf und sorgt so, auch bei<br />

regelgerechter Wasserzusammensetzung, für entsprechende Ablagerungen und<br />

Korrosionsangriffe auf den Oberflächen. Auch hier gewährleistet der salzarme<br />

Betrieb nach der Umkehrosmose eine rückstandsfreie Oberfläche der Wärme-<br />

tauscher und steigert die Betriebssicherheit.<br />

Durch Wasseraufbereitung zu mehr Betriebssicherheit –<br />

eine Investition, die sich lohnt<br />

Alle Maßnahmen zur Wasseraufbereitung dienen letztendlich dem einzigen Ziel<br />

gerade diese Betriebssicherheit im Rechenzentrum in der Weise zu erhöhen,<br />

dass die erzeugte Wärme sicher ohne zusätzliche Verluste aus dem Gebäude<br />

ausgetragen werden kann. Rückstände an den Wärmetauscherflächen behindern<br />

diesen Vorgang und führen über kurz oder lang zum Ausfall der Kühlanlagen.<br />

Temperaturanstiege von nur wenigen Zehntel Grad Celsius verlangsamen die<br />

Rechengeschwindigkeit einer Servereinheit enorm und sind direkt proportional zu<br />

Leistungsminderung und damit verbundenen Verdienstausfall für den Betreiber.<br />

Die Investition in die zwar aufwändigere und damit kostenintensivere Umkehros-<br />

mose rechnet sich durch die höhere Betriebssicherheit der Anlage selber, spätes-<br />

tens aber bei den möglichen Einsparungen an Abwasser durch die verminderte<br />

Absalzung des Kreislaufwassers. Die durch jahrelange Erfahrung auf dem Gebiet<br />

der Wasseraufbereitung geprägten Fachingenieure der JUDO Wasseraufberei-<br />

tung GmbH rechnen Ihnen gerne die wasserseitigen Einsparpotenziale aus und<br />

projektieren ein für Sie zugeschnittenes Konzept auf der Basis der einschlägigen<br />

Richtlinien und Regelwerke. Modernste Anlagentechnik trägt in diesem Bereich<br />

durch Energieeinsparung maßgeblich zur CO 2 -Reduzierung bei, getreu dem<br />

Motto der <strong>Initiative</strong>-CO 2 : „Energieverbrauch runter, <strong>Energieeffizienz</strong> rauf“.<br />

11


1<br />

Energetische Modernisierung –<br />

eine ganzheitliche Chance<br />

Die Bestandspflege von Wohn- und Ge-<br />

schäftsgebäuden ist immer auch eine<br />

Investition in die Zukunft: Durch ener-<br />

getische Modernisierung kann der En-<br />

ergieverbrauch dieser Bauwerke nach-<br />

haltig und deutlich gesenkt werden.<br />

Zudem werden diese Maßnahmen groß-<br />

zügig durch Fördermittel unterstützt.<br />

Oft hegen die Bauherren aber Zweifel,<br />

ob mit der Sanierung das Ziel erreicht<br />

ist – oder dadurch erst weiterer Hand-<br />

lungsbedarf entstehen könnte.<br />

Immer mehr rückt die Sanierung, Modernisie-<br />

rung und Umnutzung von Gebäuden in den<br />

Mittelpunkt der Bautätigkeit. Bei diesen Bau-<br />

maßnahmen wird an der Gebäudesubstanz ge-<br />

arbeitet und somit eine wichtige Grundlage für<br />

den nachhaltigen Wert der Immobilien für die<br />

kommenden Jahrzehnte festgelegt. Dies trifft<br />

auf Wohngebäude ebenso zu wie auf öffent-<br />

liche oder gewerbliche Gebäude. Die jeweilige<br />

Gewichtung der Maßnahmen verändert sich<br />

aber je nach Gebäudenutzung.<br />

Vor der erfolgreichen Umsetzung steht die bedarfs-<br />

und situationsgerechte Planung der Maßnahmen.<br />

A RAUMKLIMATISIERUNG<br />

Bei zahlreichen Bestandsbauten kann<br />

der Wert durch fachgerechte<br />

energetische Sanierung nachhaltig<br />

gesichert werden.<br />

Energetische Modernisierung – individuelle Konzepte<br />

Die energetische Modernisierung von Gebäuden stellt Bauherren und<br />

Planungsbüros gleichermaßen vor eine komplexe Aufgabe. Denn jede<br />

einzelne Maßnahme muss im Hinblick auf ihren Einfluss auf das Ge-<br />

samtsystem betrachtet und bewertet werden. Die durch Dämmung<br />

und Tausch verbesserte Luftdichtheit von Außenwänden und Fenstern<br />

schränkt beispielsweise den natürlichen Feuchte- und Wärmeaustrag<br />

ein. Es sind gezielte Lösungen zu erarbeiten, um trotzdem ein gesundes<br />

Raumklima zu gewährleisten. Darüber hinaus wird im Zuge der energe-<br />

tischen Sanierung ein individuelles technisches Energiekonzept für den<br />

langfristig wirtschaftlichen Gebäudebetrieb erarbeitet. Durch die bauliche<br />

und technische Modernisierung wird das Gebäude den aktuellen und<br />

absehbaren gesetzlichen Vorschriften sicher gerecht. Ein geringer Ener-<br />

gieverbrauch mindert zudem die Nebenkosten für die Nutzer.<br />

Autor: Thomas Bauer<br />

Josef & Thomas Bauer Ingenieurbüro GmbH • Max-Planck-Straße 5 • 85716 Unterschleißheim • Telefon (0 89) 3 21 70-0 • E-Mail: thomas.bauer@ib-bauer.de<br />

www.ib-bauer.de


Wesentliche bauliche<br />

und technische Maßnahmen<br />

Verbesserung des baulichen Wär-<br />

meschutzes: Durch Erneuerung von Fenstern<br />

und Wärmedämmmaßnahmen an der Fassade<br />

kann der bauliche Transmissionswärmeverlust<br />

in einer mittleren Größenordnung von rund 40<br />

Prozent gesenkt werden. Eine Wirtschaftlichkeit<br />

ist überwiegend nur gegeben, wenn damit eine<br />

Instandsetzungsmaßnahme verbunden ist.<br />

Verbesserung der Wärmeerzeu-<br />

gung: Passend zu den baulichen Verände-<br />

rungen kann die Wärmeerzeugung neu kon-<br />

zipiert werden. Regenerative Energiequellen<br />

wie Pellets oder Hackschnitzel, Gasbrennwert-<br />

technik, Wärmepumpen, Blockheizkraftwerke<br />

(BHKW) oder thermische Solaranlagen bieten<br />

dafür vielseitige Möglichkeiten. Ziel ist es, die<br />

optimierte Energiezentrale passend für das je-<br />

weilige Gebäude zu erstellen. Dadurch lassen<br />

sich Energieeinsparungen zwischen ca. 10 und<br />

25 Prozent erreichen – die CO 2 -Einsparungen<br />

liegen oft deutlich höher.<br />

Verbesserung des Energiever-<br />

brauches: Ein weiterer Schritt bei der energe-<br />

tischen Modernisierung von Gebäuden ist die<br />

Reduzierung des Wärme-, Kälte- und Stromver-<br />

brauches. Der Verbrauch kann deutlich gesenkt<br />

werden, durch die Wahl geeigneter Produkte<br />

(z. B. Beleuchtung), die Optimierung von Steue-<br />

rungs- und Regeltechnik (z. B. Raumtemperatur,<br />

Raumluftqualität, Tageslichtsteuerung, Präsenzmelder, Gebäudeleittechnik) sowie<br />

durch den optimierten Gebäudebetrieb (z. B. Anpassung an tatsächliche Nutzungs-<br />

zeiten, Belegung der Gebäude). Die Einsparungspotenziale reichen hierbei von<br />

ca. 5 bis 35 Prozent. Die Reduzierung der Raumtemperatur um ein Grad Celsius<br />

senkt den Energieverbrauch beispielsweise um 6 bis 7 Prozent.<br />

Mit Hilfe der üblichen EnEV-Berechnung, speziellen Ausarbeitungen zur Bauphy-<br />

sik sowie einer gesamtheitlichen Wirtschaftlichkeitsberechnung und Nachhaltig-<br />

keitsbewertung können bereits im Vorfeld verschiedene Varianten bewertet und<br />

miteinander verglichen werden.<br />

Raumklimatisierung – Zusatznutzen durch Behaglichkeit<br />

Neben der reinen energetischen Verbesserung, der Energieeinsparung, nimmt die<br />

Behaglichkeit im Raum einen immer größeren Stellenwert ein. Die Eigentümer<br />

von Gebäuden investieren heute gezielt in das gute Raumklima. Dabei stehen in<br />

betrieblichen und öffentlichen Gebäuden längst nicht mehr nur die Vorschriften zur<br />

Arbeitsstättenrichtlinie oder Raumluftqualität im Vordergrund, sondern der Nut-<br />

zen. Eine optimierte Raumklimatisierung schafft ideale Voraussetzungen für Arbeits-<br />

effektivität und die gute Arbeitsqualität der Mitarbeiter. Wissenschaftliche Untersu-<br />

chungen haben bestätigt, dass die Arbeitseffektivität bei erhöhter Raumtemperatur<br />

von 26 Grad Celsius bereits auf 65 Prozent sinkt. Im Zuge der energetischen Mo-<br />

dernisierung von Gebäuden können diese Aspekte bereits in der Planungsphase<br />

bedacht werden – denn oft ergeben sich im Gesamtkonzept Synergien wie die<br />

Nutzung zur Wärme- und Kälteversorgung bei Wärmepumpenanlagen.<br />

Nachhaltigkeit als Bewertungsinstrument<br />

Ein gutes Werkzeug zur ganzheitlichen Bewertung eines Gebäudes und der<br />

möglichen (energetischen) Modernisierungsmaßnahmen ist das Instrument der<br />

Nachhaltigkeit. Die Bewertung erfolgt dabei durch die klassischen Säulen Öko-<br />

logie, Ökonomie und soziokulturelle Faktoren. Bei einem Gebäude werden<br />

beispielsweise die örtliche Lage bis hin zu den Lebenszykluskosten bewertet.<br />

Die Bewertung der Nachhaltigkeit von baulichen und technischen Maßnahmen<br />

der energetischen Modernisierung erfolgt mittels Betrachtung von deren Einfluss<br />

auf das gesamte Gebäude. So könnte etwa die Verringerung der freien Glasflä-<br />

che bei neuen Fenstern (durch erhöhten Rahmenanteil und Vollwärmeschutz in<br />

der Fensterlaibung) zu einer Minderung des natürlichen Lichtes und damit der<br />

Raumempfindung führen.<br />

Setzt man auf diese Betrachtung und Vorgehensweise, wird die energetische<br />

Modernisierung der Gebäude zu einer ganzheitlichen Chance für den Bauherrn<br />

und dessen Nutzer.<br />

Wohlfühlklima im Lebens- und Arbeitsraum – bei der<br />

energetischen Sanierung müssen viele Details beachtet werden.<br />

13


14<br />

44<br />

Tonnen<br />

weniger<br />

CO 2<br />

Sanierungspotenziale effizient nutzen<br />

! Projektbeschreibung<br />

Maßnahmen<br />

Energetische Gebäudesanierung<br />

im Bestand mit Anwendung<br />

oberflächennaher Geothermie<br />

Zeitraum Frühjahr 2009<br />

Kosten rund 300.000 Euro<br />

Einsparungen<br />

• Ganzheitliche Gebäudesanierung<br />

von <strong>Energieeffizienz</strong>klasse „F“ zu<br />

<strong>Energieeffizienz</strong>klasse „A“ (auf<br />

EnEV-2007 Neubaustandard)<br />

• Reduzierung der CO -Emissionen<br />

2<br />

von rund 57 Tonnen auf<br />

13 Tonnen im Jahr<br />

• Reduzierung des Primärenergiebedarfs<br />

um etwa 75 Prozent<br />

• Reduzierung des Endenergiebedarfs<br />

um rund 90 Prozent<br />

A RAUMKLIMATISIERUNG<br />

Die Möglichkeiten im Bereich der energetischen Sanierung<br />

von Altbauten sind heute sehr ausgereift und vielfältig. Wie im<br />

nachfolgend beschriebenen Beispiel lassen sich durch gezielte<br />

Maßnahmen <strong>Energieeffizienz</strong>klassen auf EnEV-2007 Neubau-<br />

standard erreichen. Wichtig ist nur, die richtige Kombination<br />

aus Dämmung, Einsatz von erneuerbaren Energien und Mo-<br />

dernisierung der Haustechnik zu finden. Professionelle Ener-<br />

giestudien wie von der DiBaUCo GmbH geben Bauherren im<br />

Vorfeld wichtige Informationen über Potenziale und helfen<br />

bei der Entscheidungsfindung.<br />

Lange schon machte sich die Hausverwaltung über das im Jahre 1970<br />

erbaute Gebäude Gedanken. Im Zuge steigender Energiepreise waren<br />

die technisch veraltete Heizungsanlage und entsprechend hohe Heiz-<br />

nebenkosten nicht mehr zeitgemäß. Um die Potenziale einer Sanierung<br />

auszuloten, beauftragten die Verantwortlichen die DiBaUCo GmbH mit<br />

der Erstellung einer bedarfsorientierten Energiestudie. Diese Energiestu-<br />

die beinhaltete die Aufnahme des Gebäude-Ist-Zustandes in Bezug auf<br />

den baulichen Wärmeschutz und die Anlagentechnik. Gemäß den Be-<br />

rechnungsmethoden der Energieeinsparverordnung (nach EnEV 2007)<br />

wurden Gebäudehülle und Anlagentechnik wie Heizung und Warmwas-<br />

serversorgung untersucht und berechnet, um den Primärenergiebedarf<br />

zu ermitteln. In einer Gesamtsimulation konnten der Hausverwaltung<br />

dabei bestehende Schwachstellen und vielversprechende Verbesse-<br />

rungspotenziale aufgezeigt werden.<br />

Autoren: Michael Funke, Dipl.-Ing. Simone Thols<br />

DiBaUCo GmbH • Ringstraße 40 • 82223 Eichenau • Telefon (0 81 41) 4 04 19-6 • E-Mail: michael.funke@dibauco.de • www.dibauco.de


Ergebnis Durch die ganzheitliche energetische Sanierung<br />

konnte die <strong>Energieeffizienz</strong>klasse „F“ des Altbaus zu „A“<br />

verbessert werden – auf EnEV-2007 Neubauzustand.<br />

Maßnahmenbewertung und<br />

Potenzialermittlung<br />

Im Anschluss daran wurden verschiedene En-<br />

ergiesparmaßnahmen sowohl an der Gebäu-<br />

dehülle als auch im Anlagenbereich untersucht<br />

und ihre Auswirkungen auf den Verbrauch und<br />

die Emissionen berechnet. Basis für diese Über-<br />

legungen war stets die von der Hausverwaltung<br />

sicher geplante Erneuerung der Heizungsanla-<br />

ge. Speziell in diesem Bereich wurden demnach<br />

verschiedene Ausführungsvarianten angedacht,<br />

verglichen und bewertet. Durch Einbeziehung<br />

der geschätzten Investitionskosten für die ein-<br />

zelnen Maßnahmen konnte auch die Wirt-<br />

schaftlichkeit verschiedener Modelle dargestellt<br />

und der Hausverwaltung bereits im Vorfeld<br />

das mögliche Ergebnis der vorgeschlagenen<br />

Maßnahmen vermittelt werden. Auf Basis des<br />

überzeugenden Energiekonzeptes wurde die<br />

DiBaUCo GmbH von der Hausverwaltung mit<br />

der weiterführenden Planung, Ausschreibung<br />

und Baubegleitung nach Leistungsphasen LPH<br />

5-9 der HOAI beauftragt.<br />

Ein Altbau auf dem Weg<br />

zur <strong>Energieeffizienz</strong>klasse „A“<br />

Die Leistungen der DiBaUCo GmbH im<br />

Überblick:<br />

• Detaillierte Gebäudeerfassung vor Ort<br />

(relevante Gebäudeteile und erkennbare<br />

energetische Schwachstellen)<br />

• Abgleich mit vorhandenen Planunterlagen<br />

Lebensqualität Neben einer <strong>Energieeffizienz</strong>steigerung wurde mit der Modernisierung<br />

auch die optische Erscheinung nachhaltig verbessert (links). Rechts: der Altbau.<br />

• Energetische Berechnungen und Bewertung des Ist-Zustandes.<br />

• Zusammenfassung sinnvoller Maßnahmenpakete zur Modernisierung für die<br />

Wohnungseigentümergemeinschaft<br />

• Berücksichtigung von Sonderkredit-, Zuschuss- und Fördermöglichkeiten<br />

• Aushändigung des umfassenden Energieberatungsberichtes samt Energiebedarfsausweis<br />

mit persönlicher Erläuterung als fundierte<br />

Entscheidungsgrundlage für ein nachhaltiges Sanierungskonzept<br />

• Planung, Ausschreibung, Vergabe und Bauleitung der Gewerke für die<br />

energetische Sanierung von Gebäudehülle und Heizungsanlage<br />

• Geologische Kurzrecherche im Vorfeld<br />

• Planung, Ausschreibung und Vergabe der Bohrarbeiten für eine<br />

Wasser-Wasser-Wärmepumpe<br />

• Koordination und Betreuung der Geländearbeiten vor Ort<br />

• Planerische Betreuung und Grundwasserprobenahme zur Bestimmung<br />

hydrochemischer Parameter<br />

• Erstellung eines Sachverständigengutachtens inklusive wasserrechtlicher<br />

Antragstellung<br />

Erfolgsergebnis – Einsparpotenziale erreicht<br />

Mit der erfolgreichen Umsetzung der geplanten Maßnahmen konnte das gesteckte<br />

Ziel erreicht werden. Die Heizungsmodernisierung unter Einsatz einer<br />

Wasser-Wasser-Wärmepumpe mit Frischwasserstation und dezentraler Lüftung<br />

sowie die Dämmmaßnahmen an Kellerdecke, oberster Geschossdecke und<br />

Fassade führten zur Reduzierung des Endenergiebedarfs um rund 90 Prozent.<br />

Darüber hinaus konnten auch die CO -Emissionen von etwa 57 Tonnen auf 13<br />

2<br />

Tonnen pro Jahr reduziert werden.<br />

Energiestudie Durch Bewertung von<br />

Gebäudehülle und Anlagentechnik können im Vorfeld<br />

Verbesserungspotenziale ermittelt werden.<br />

15


1<br />

Dass eine großdimensionierte Klima-<br />

anlage nicht optimal arbeitet, wird den<br />

Verantwortlichen in Gebäudeverwal-<br />

tungen oft erst bewusst, wenn sich Mit-<br />

arbeiter oder Mieter beschweren: Le-<br />

bens- und Arbeitsräume sind im Winter<br />

zu kalt, im Sommer zu heiß oder weisen<br />

eine Kombination der beiden Extreme<br />

auf. Schlimmer als der menschliche Un-<br />

mut ist jedoch die Tatsache, dass die in-<br />

effektive Klimaanlage dabei auch viel zu<br />

hohe Energiekosten verursacht.<br />

David L. Hudson, führender Produkt-<br />

ingenieur bei Victaulic, dem weltweit<br />

führenden Hersteller von mechanischen<br />

Rohrverbindungssystemen, erläutert,<br />

welche große Bedeutung einem Kreis-<br />

laufabgleich bei einer effektiv arbei-<br />

tenden Klimaanlage zukommt.<br />

A RAUMKLIMATISIERUNG<br />

Einflussreich<br />

Der Kreislaufabgleich in Klimaanlagen hat großen<br />

Einfluss auf deren Effizienz und Langlebigkeit.<br />

Kreislaufabgleich –<br />

Effizienzsteigerung bei<br />

Klimaanlagen<br />

Wenn sich Klimaanlagen als „zu teuer und unwirksam“ erweisen, ist die<br />

Ursache dafür nicht unbedingt im Steuerversagen oder der falschen Di-<br />

mensionierung zu finden. Zusatzinvestitionen in größere Pumpen und<br />

neudimensionierte Bauteile oder die Änderung der nächtlichen Redu-<br />

zierungs- und morgendlichen Einschaltzeiten können das Problem somit<br />

nicht auf Dauer lösen. Die Änderung der Einschaltzeit einer Arbeitsplatz-<br />

Klimaanlage von 7:30 Uhr auf 5:30 Uhr führt beispielsweise dazu, dass<br />

die Anlage zwei zusätzliche Stunden pro Tag in Betrieb ist. Das entspricht<br />

einem Anstieg des Energieverbrauchs um 25 Prozent. Die Energieeinspa-<br />

rungen durch nächtliche Reduzierung gehen dabei wieder verloren. Da-<br />

rüber hinaus führt die längere Betriebszeit zu erhöhtem Verschleiß bei<br />

Pumpen und Bauteilen der Klimaanlage und einer reduzierten Wirkung<br />

der Steuerventile. Erfolgversprechender und aus Sicht der Energieeffizi-<br />

enz weitaus sinnvoller sind Strömungsanpassungen in Haupt-, Abzweig-<br />

rohren und Kreisläufen.<br />

Strömungssteuerung als Schlüssel zur <strong>Energieeffizienz</strong><br />

Temperatur- und Klimatisierungsprobleme in Innenräumen lassen sich<br />

oft auf falsche Strömungsraten aufgrund eines fehlerhaften Abgleichs der<br />

Endstationen zurückführen. Da Techniker Klimaanlagen normalerweise<br />

mit überschüssiger Kapazität auslegen, ist die Basis eines gesicherten Be-<br />

triebs in der Regel gegeben. Die Herausforderung bei einer effizienten<br />

Klimaanlage besteht vielmehr darin, die erzeugte Heiz- und Kühlenergie<br />

bedarfsgerecht an die Endstationen und Lüftungsgeräte (AHU) zu übertra-<br />

Autor: David L. Hudson<br />

Victaulic • Telefon (01 73) 9 51 95 05 • E-Mail: peter.spitz@victaulic.be oder dhudson@victaulic.com • www.victaulic.com


gen. Der Schlüssel für die Wirksamkeit und Ef-<br />

fektivität von Klimaanlagen liegt somit in korrekt<br />

gesteuerten Strömungen von der Produktion<br />

und den Abgabeeinheiten zu den Endstationen.<br />

Kreislaufabgleich – Auffinden<br />

von Problemstellen in der Anlage<br />

Strömungen in Klimaanlagen sind dynamisch<br />

und unterliegen während eines typischen 24-<br />

Stunden-Zeitraums Schwankungen. Aufgrund<br />

des Wärmezuwachses von der Sonne oder<br />

Änderungen in der Gebäudebelegung etwa<br />

ändert sich die Nachfrage nach Wärme und<br />

Kühlung sowohl zwischen Tag und Nacht als<br />

auch je nach Gebäudesektor. Eine wirksame<br />

und effektive Klimaanlage muss in der Lage sein,<br />

jeweils die situativ erforderliche Energie an die<br />

Endstationen abzugeben. Dabei ist der korrekte<br />

Abgleich der Wärmeübertragung der Schlüssel<br />

für die optimierte und kostensparende Leis-<br />

tungsfähigkeit einer Klimaanlage.<br />

Abgleichventile dienen dazu, die Strömungsei-<br />

genschaften im System aufrecht zu erhalten, da-<br />

mit Steuerventile korrekt funktionieren können.<br />

Die erforderliche Strömung wird an die Wärme-<br />

austauschspulen geliefert und die gewünschte<br />

Ausgabe von Energie an einen Raum gesichert.<br />

Ein falsch justiertes Abgleichventil, verstopfte<br />

Filter sowie Spulen oder sonstige Anlagen-<br />

probleme, die die vorgegebene Strömungsrate<br />

durch eine Spule oder ein Lüftungsgerät ändern,<br />

führen normalerweise zu unzureichender oder<br />

übermäßiger Heizung oder Kühlung.<br />

Über einen Kreislaufabgleich kann sichergestellt<br />

werden, dass Heizungs- und Kühlwasseranla-<br />

gen an alle Endstationen in einem Klimaanlagen-<br />

kreislauf die korrekten Strömungen liefern. In ei-<br />

ner nicht abgeglichenen Anlage kommt es sonst<br />

vor, dass bestimmte Gebäudesektoren eine zu<br />

Kommune der Zukunft: Moderne, effiziente<br />

und intelligent geplante Rohrsysteme.<br />

geringe oder zu hohe Strömung aufweisen. Das beeinflusst die Wirkung des Steu-<br />

erventils und damit das Innenraumklima. Bereiche, die der Energieerzeugung und<br />

Abgabequelle am nächsten liegen, könnten beispielsweise eine übermäßige Strö-<br />

mung erhalten – was dann zu überhöhter Heizung oder Kühlung führt. Dagegen<br />

könnten die am weitesten entfernten Bereiche nur eine unzureichende Strömung<br />

erhalten, was wiederum zu einer ungenügenden Heizung oder Kühlung führt.<br />

Durch die korrekte Anwendung von Kreislaufabgleichmethoden an jedem Ab-<br />

gleichventil kann ein korrekter Abgleich in der gesamten Anlage erreicht werden,<br />

damit alle Kreisläufe die zur optimalen Leistung vorgegebenen Designströmungen<br />

erhalten. Wenn Pumpen, Kühlgeräte und sonstige Bauteile unter der gerings-<br />

ten möglichen Belastung arbeiten, profitieren die Eigentümer von reduziertem<br />

Verschleiß, längerer Lebensdauer der Ausrüstung und geringeren Energie- und<br />

Wartungskosten. Denn ein Temperaturanstieg bei der erzeugten Heizluft von<br />

nur einem Grad über 20 Grad Celsius bedeutet einen achtprozentigen Anstieg<br />

der Heizkosten. Und jeder Grad Kühlung unter 23 Grad Celsius steigert die<br />

Kosten um 15 Prozent.<br />

Gezielte Kontrolle für nachhaltige Anlageneffizienz<br />

Zu viele Gebäude leiden unter Temperaturschwankungen, die zu Mieterbe-<br />

schwerden, hohem Energieverbrauch und erhöhten Betriebskosten führen<br />

können. In den meisten Fällen können diese Mängel einfach durch korrekten<br />

Abgleich der Heizungs- beziehungsweise Kühlanlage im Einklang mit den Leis-<br />

tungsvorgaben des Originaldesigns behoben werden.<br />

Die diagnostische Analyse eines Klimaanlagen-Systems kann jederzeit durch Prü-<br />

fung der Strömungsrate durch ein Abgleichventil durchgeführt werden. Neben<br />

der Bereitstellung einer umfangreichen Aufzeichnung vorgegebener und tatsäch-<br />

licher Strömungen vereinfacht der Kreislaufabgleich auch die Einrichtung und<br />

Überwachung von Steuerungsanlagen. Neben der Sicherung des Komforts der<br />

Bewohner und der Minimierung von Energie- und Betriebskosten hilft der wirk-<br />

same Kreislaufabgleich auch bei der Feststellung von Ursachen unzulänglicher<br />

Heizung oder Kühlung. Aus diesem Grund sollte ein umfangreiches Abgleichpro-<br />

gramm mit in jede Inbetriebnahme aufgenommen werden, um die Nachhaltig-<br />

keit des Gebäudes zu sichern.<br />

1


1<br />

Innovatives Rohrsystem für nachhaltige<br />

Sicherheit am neuen Kölner Rheinauhafen<br />

Die PANDION-Gruppe errichtet zur<br />

Zeit in Köln das etwa 60 Meter hohe<br />

nördliche Kranhaus. Wie die beiden<br />

bereits bestehenden Kranhäuser ist es<br />

in seiner Erscheinungsform den histo-<br />

rischen Lastenkränen im Hafen nach-<br />

empfunden. Das innovative Gebäude-<br />

Ensemble der Kranhäuser gilt als neues<br />

Wahrzeichen und Landmarke für den<br />

neuen Kölner Rheinauhafen. Natürlich<br />

setzten die Verantwortlichen auch bei<br />

der verwendeten Gebäudetechnik auf<br />

innovative Lösungen wie das Kunst-<br />

stoffrohrleitungs-System „firestop“ von<br />

aquatherm für die Wasserlöschanlage.<br />

B HAUS- UND HEIZTECHNIK, SANITÄR<br />

Die Kranhäuser in Köln begeistern<br />

durch innovative Architektur und<br />

überzeugen mit zukunftssicherer<br />

Haustechnik.<br />

Die Architektur der innovativen Kranhäuser basiert auf den Siegerkon-<br />

zepten eines städtebaulichen Ideenwettbewerbs von 1992, eingereicht<br />

von den Architekten Bothe · Richter · Teherani (BRT) aus Hamburg so-<br />

wie Dipl.-Ing. Architekt Alfons Linster (Trier/Aachen/Luxembourg). Mit<br />

rund 15.000 Quadratmetern Wohn-Nutzfläche bietet das PANDION<br />

VISTA nach seiner Fertigstellung 133 exklusive Wohnungen mit spekta-<br />

kulärem Rhein- und Domblick. Die Größe der einzelnen Wohnungen<br />

variiert zwischen 60 und 400 Quadratmetern. Für das Erdgeschoss des<br />

imposanten Gebäudes ist eine gewerbliche Nutzung vorgesehen.<br />

Modernes Rohrsystem für zeitgemäßen Brandschutz<br />

Für die Installation der Wasserlöschanlage kam das Kunststoffrohrlei-<br />

tungssystem „firestop“ des DIN/ISO 9001 zertifizierten Unternehmens<br />

aquatherm zum Einsatz. Firestop basiert auf der bekannten Faserver-<br />

bundtechnologie, die sich bereits weltweit in den Rohrleitungssystemen<br />

fusiotherm ® und climatherm des Herstellers bewährt hat. Es ist ein kom-<br />

plettes, aus Rohren und Verbindungselementen bestehendes System zur<br />

Erstellung von Wasserlöschanlagen. Das umfangreiche Kunststoff-Rohr-<br />

leitungssystem bietet den Verarbeitern zahlreiche Verbindungs- und An-<br />

schlusselemente in den Dimensionen 20 bis 125 Millimeter.<br />

Autor: Hubert Obermüller<br />

aquatherm GmbH • Biggen 5 • 57439 Attendorn • Telefon (0 99 03) 20 18 24 • E-Mail: hubert.obermueller@aquatherm.de • www.aquatherm.de


Die Rohre und Verbindungselemente des fire-<br />

stop-Systems werden aus dem Werkstoff fusio-<br />

len ® PP-R FS hergestellt. Das Eigenschaftsprofil<br />

dieses Kunststoffes ist speziell auf die beson-<br />

deren Belange des Anwendungsbereiches in<br />

Wasserlöschanlagen zugeschnitten. Für die<br />

Entwickler standen darüber hinaus eine leichte<br />

Verarbeitung beziehungsweise effektive Instal-<br />

lation des Rohrsystems sowie die Forderung<br />

nach größtmöglicher Sicherheit im späteren<br />

Betrieb im Mittelpunkt.<br />

Einsatzgerechter Werkstoff –<br />

effektive Verbindungstechnik<br />

Bei firestop entsteht durch Verschmelzung der<br />

einzelnen Bauteile eine homogene, stoffschlüs-<br />

sige Einheit. Dazu werden Rohr und Fitting je-<br />

weils mit Hilfe hierfür vorgesehener Werkzeuge<br />

kurz angewärmt und einfach zusammengefügt.<br />

Dichtmittel oder Kleber sind nicht erforderlich.<br />

Die Vorzüge dieser innovativen aquatherm-<br />

Systemtechnik spiegeln sich auch in der Ein-<br />

schweißsattel-Technik wider. Mit Einschweiß-<br />

sätteln lassen sich im Rohrsystem ganz einfach<br />

Abzweige herstellen – auch nachträglich. Der<br />

Einsatz von Einschweißsätteln reduziert dabei<br />

den Material- und Zeitaufwand. Während bei<br />

T-Stücken drei Verbindungsstellen zu bear-<br />

beiten sind, beschränkt sich die Arbeit beim<br />

Sattel lediglich auf die Montage von Sattel und<br />

Abzweigrohr: einfach das Rohr anbohren, den<br />

Sattel und die Rohrwandung/-wölbung anwär-<br />

men und die Elemente verbinden.<br />

Langlebigkeit und Betriebssicherheit<br />

Der Kunststoff des firestop-Systems ist schwer<br />

entflammbar und verhindert das Verstopfen<br />

der Sprinkler mit Korrosionsprodukten. Da-<br />

durch ist eine lange, wartungsarme Betriebszeit<br />

sowie die störungsfreie Funktion der Anlage in<br />

Referenzbauten wie den Kranhäusern in Köln<br />

gewährleistet. Legt man beispielsweise eine maximale Betriebstemperatur zwi-<br />

schen 10 und 49 Grad Celsius sowie einen maximalen Betriebsdruck zwischen<br />

12,5 und 18 bar zugrunde, erhält man eine rechnerische Lebensdauer der Rohr-<br />

leitungsteile von 100 Jahren.<br />

Die Fertigung der Rohre und Formteile erfolgt unter höchsten Qualitätsansprü-<br />

chen auf modernsten Spritzgießmaschinen und Extrusionsanlagen. Zudem wird<br />

die hohe Qualität der Produkte durch umfangreiche Eingangs- und Produktions-<br />

kontrollen sichergestellt. Das aquatherm firestop Sprinklerrohr besitzt für den<br />

brandschutztechnischen Bereich wichtige Zulassungen in den Ländern Großbri-<br />

tannien (LPCB), Spanien, Schweden, Russland, Island, Australien, Kroatien und<br />

Deutschland (VDS). Den Auszeichnungen gingen zahlreiche Prüfungen voraus,<br />

in denen das System unter Beweis stellen musste, dass es den hohen Anforde-<br />

rungen an Sprinklerleitungen aus Kunststoff umfassend gerecht wird.<br />

Vorteile des Firestop Rohrleitungssystems<br />

zertifiziert und Güteüberwacht<br />

schweißbar<br />

geringes Gewicht gegenüber Metallrohrleitungen<br />

Korrosionsbeständigkeit und Resistenz gegenüber Chemikalien<br />

Kein Verschlammen durch Korrosionsprodukte<br />

geringe Rohrrauhigkeit und hohe Abriebfestigkeit<br />

Wärme/Schall isolierende Eigenschaften<br />

hohe Schlagzähigkeit<br />

dichte Verbindung von Rohr und Fitting durch Fusionstechnik<br />

keine Dichtung - Dichtelemente werden nicht benötigt<br />

dreischichtiger Rohraufbau mit glasfaserverstärkter Mittelschicht<br />

schwerentflammbar nach DIN 4102-1, Baustoffklasse B<br />

1


0<br />

Modulare Trinkwasserhygiene<br />

in öffentlichen Gebäuden<br />

Der oberste Grundsatz der Trinkwas-<br />

serhygiene lautet: einen Bakterienbefall<br />

des Trinkwassers (Kontaminationen) zu<br />

vermeiden und die Kontaminationsge-<br />

fahr so gering wie möglich zu halten. Die<br />

Richtlinien der Trinkwasserverordnung<br />

gelten dabei sowohl für Neuinstallati-<br />

onen und Neubauten als auch für Alt-<br />

installationen und Bestandsgebäude.<br />

Das zentrale Problem für beide Gebäudegrup-<br />

pen sind Legionellen innerhalb der Hausinstal-<br />

lation. Während bei einer Neuinstallation und<br />

in Neubauten in aller Regel noch mit einer ent-<br />

sprechenden Prävention erfolgreich Vorsorge<br />

betrieben werden kann, muss eine Optimie-<br />

rung im Altbau zumeist mit sehr großem Auf-<br />

wand erfolgen.<br />

Legionellen –<br />

Gefahren und Verantwortlichkeiten<br />

Legionellenschutz geht alle an: Betreiber,<br />

Verwalter, Inhaber, Bauherren, Planer, Archi-<br />

tekten, Installateure sowie Servicepersonal und<br />

Nutzer. Legionellen gefährden grundsätzlich<br />

jeden Menschen. Ein Großteil der Erkrankten<br />

hat ein Immundefizit. Dieses kann gegeben sein<br />

durch: Alkohol, Nikotin, chirurgische Eingriffe,<br />

chronische Krankheiten und hohes Lebensal-<br />

ter. Wobei insbesondere auch Spitzensportler<br />

zu den Risikogruppen gehören. Auch sind Män-<br />

ner stärker gefährdet als Frauen.<br />

Betreiber und Inhaber, aber natürlich auch all diejenigen, die mit Installa-<br />

tion, Planung und Montage beauftragt sind, tragen eine außerordentliche<br />

Verantwortung, die vom Gesetzgeber geregelt ist. Nachweisbare Ver-<br />

stöße, die Schäden verursachen, können daher strafrechtlich geahndet<br />

werden. Nutzer und/oder Betreiber haben für einen bestimmungsge-<br />

mäßen Betrieb und für die regelmäßige Wartung beziehungsweise In-<br />

standhaltung der gesamten Trinkwasseranlage Sorge zu tragen. Auch die<br />

Informations- und Handlungspflichten unterliegen dem Nutzer und/oder<br />

Betreiber.<br />

B HAUS- UND HEIZTECHNIK, SANITÄR<br />

Mögliche Maßnahmen der Trinkwasserbehandlung<br />

Als Maßnahmen zum Ziel der Trinkwasserbehandlung sollten Techniken<br />

angewandt werden, die auf das gesamte Installationssystem wirken. Wo-<br />

bei Materialien und Bestandteile des Installationssystems natürlich nicht<br />

geschädigt werden dürfen und unter anderem die Vorgaben der Trink-<br />

wV 2001, des Bundesumweltamtes und des DVGW Arbeitsblattes 551<br />

Beachtung finden müssen.<br />

Risikofaktoren für Legionellenbildung<br />

Ruhe: Stehendes Wasser, Stagnationen und Totleitungen<br />

bieten beste Voraussetzung für das Wachsen von Biofilmen<br />

und damit Bakterien. Bau- und betriebsseitige Mängel und<br />

Systemfehler, aber auch der Eingriff in das System zum<br />

Beispiel durch Montagemaßnahmen können für Ruhe und<br />

Stagnation sorgen.<br />

Wärme: In einem Temperaturbereich von Kaltwasser über<br />

20 Grad Celsius und von Warmwasser unter 55 Grad Celsius<br />

finden Legionellen den höchsten Risikobereich vor.<br />

Nahrung: Legionellen leben in so genannten Biofilmen<br />

des Rohrleitungssystems. Diese Biofilme bieten ihnen<br />

Aminosäurespender als Nährstoffe.<br />

Autor: Frank Stahlmann<br />

KUHFUSS SANITÄR GmbH • Untere Wiesenstraße 17 • 32120 Hiddenhausen-Sundern • Telefon (0 52 21) 68 39 24 • E-Mail: f.stahlmann@kuhfuss-sanitaer.de<br />

www.kuhfuss-sanitaer.de


Folgende Verfahren sind derzeit unter anderem<br />

in Anwendung:<br />

Stagnationsvermeidung: Wasser<br />

muss fließen: bereits ein regelmäßiger, kräf-<br />

tiger Wasserfluss sowie eine mechanisch oder<br />

automatisch durchgeführte Zwangs- oder Hy-<br />

gienespülung können eine wichtige Vorsorge<br />

übernehmen.<br />

UV-Desinfektion: eine kontinuierliche<br />

UV-Bestrahlung in Bestrahlungskammern mit<br />

periodisch desinfizierender Spülung der Rohr-<br />

leitungen. Das Verfahren ist allerdings oft nur<br />

für Teilbereiche von Gesamtsystemen einsetz-<br />

bar. Das Problem: UV tötet zwar Legionellen,<br />

nicht aber die Amöben, die Wirtstiere für Legi-<br />

onellen. Man müsste folglich die UV Desinfekti-<br />

on mit Ultraschall kombinieren, um wirklich alle<br />

Legionellen abzutöten.<br />

Chemische Behandlung: Eine konti-<br />

nuierliche chemische Behandlung (Zugabe von<br />

zugelassenen Chlor- bzw. Chlordioxidkonzent-<br />

rationen oder anderem) wird vom DVGW-Ar-<br />

beitsblatt W551 abgelehnt, da es nicht zu einer<br />

nachhaltigen Beseitigung der Legionellen-Konta-<br />

minationen kommt. Beim Einsatz von Systemen<br />

mit elektrochemischer Chlorerzeugung müs-<br />

sen die zulässigen Grenzwerte an freiem Chlor<br />

täglich bestimmt und dokumentiert werden.<br />

Das Problem: Eine kontinuierliche chemische<br />

Behandlung verändert auch das Lebensmittel<br />

Trinkwasser. Es ist damit als Prophylaxe nicht<br />

empfehlenswert, da das Wasser ohne Grund<br />

verändert wird. In Bestandsgebäuden ist zudem<br />

oft unklar, ob alle Komponenten im Leitungsnetz<br />

für eine chemische Behandlung geeignet sind.<br />

Thermische Behandlung: Bei der<br />

thermischen Behandlung muss die gesamte<br />

wasserberührte Innenoberfläche des kom-<br />

pletten Installationssystems für mindestens drei<br />

Minuten auf eine Materialtemperatur von min-<br />

destens 70 Grad Celsius erhitzt werden. Dieses bedingt eine Wasservorlauftem-<br />

peratur von 80 bis 85 Grad Celsius. Diese Maßnahme stellt eine Sofortmaßnah-<br />

me dar, um den Betrieb einer Trinkwasseranlage aufrecht zu erhalten und muss<br />

regelmäßig wiederholt werden. Allerdings kann sich unter anderem die Lebens-<br />

dauer von Dichtungen, Ventilen und Kunststoffleitungen reduzieren und ab 60<br />

Grad Celsius ist mit einem erhöhten Kalkausfall zu rechnen. Das Problem: Die<br />

thermische Behandlung bezieht sich nur auf die Warmwasserleitungen bis zur<br />

Armatur. Legionellen in Kaltwasserleitungen bleiben davon unberührt, obschon<br />

deren Existenz dort auch wissenschaftlich erwiesen ist.<br />

Kostbar: Die Ressource<br />

Wasser muss wirksam vor<br />

Kontaminationen geschützt<br />

werden.<br />

Ultrafiltration: Bei der Ultrafiltration erfolgt eine Filterung durch feinste<br />

Kapillare, durch die der Fließdruck in der Betriebsphase das Trinkwasser hin-<br />

durchdrückt. Bei der Wasserentnahme, beispielsweise beim Duschen, werden<br />

so Schwebstoffe, Viren und Bakterien durch den Filter zurückgehalten. Diese<br />

lagern sich vor den Filterkapillaren ab und werden mittels Spülvorgang durch die<br />

Kanäle der Membranen ins Abwasser ausgespült. Die Ultrafiltration ist für den<br />

Einsatz in Kalt- und Warmwasserleitungen geeignet. Gruppenfilter können dabei<br />

mehrere Entnahmestellen zusammenfassen. Bei der Ultrafiltration ist eine Stand-<br />

zeit von über fünf Jahren bereits in der Praxis nachgewiesen. Das Problem: Alle<br />

Bauteile nach dem Filter müssen zwingend neu, alle anderen Entnahmestellen im<br />

Raum legionellenfrei sein, damit die Gefahr der Rückverkeimung ausgeschlossen<br />

wird. Nach dem Filter haben die Legionellen keine Feinde mehr und vermehren<br />

sich umso schneller. >><br />

1


Legionellenschutz<br />

innerhalb von Bestandsbauten<br />

Legionellen können zwar grundsätzlich überall<br />

auftreten, bei der Betrachtung von Prophylaxe<br />

und Verfahrensmaßnahmen ist aber eine un-<br />

terscheidende Betrachtung zwischen Neu- und<br />

Bestandsbauten sinnvoll. Denn unterschiedliche<br />

bauliche Bedingungen können dazu führen,<br />

dass ganz verschiedene Risikovoraussetzungen<br />

vorhanden sind. In Alt- und Bestandsbauten<br />

gibt es beispielsweise das Problem so genann-<br />

ter Totleitungen, das in Neubauten in dieser<br />

Form nicht vorhanden sein dürfte.<br />

Ziel des Legionellenschutzes in Bestandsbauten<br />

muss es sein, zunächst durch bau- und be-<br />

triebstechnische Maßnahmen eine dauerhafte<br />

Sanierung des Systems zu erreichen. Zur Be-<br />

wertung der vorhandenen baulichen Situation<br />

mit seiner zu erwartenden Fülle an Schwach-<br />

stellen muss ein gesamtes Sanierungskonzept<br />

mit Schwachstellenanalyse erarbeitet werden.<br />

Das geschieht auf Grundlage von vorhandenen<br />

Revisionsunterlagen und Bestandsaufnahmen.<br />

Zusätzlich können bereits bei der Sanierung<br />

verfahrenstechnische Maßnahmen eingesetzt<br />

werden. Alles in allem empfiehlt es sich, den<br />

Gebäudebestand durch bautechnische Maß-<br />

nahmen möglichst nahe an das Kriterien-Niveau<br />

von Neuinstallationen heranzuführen, beispiels-<br />

weise durch:<br />

Intelligent: Das modulare System Perfekt Plus<br />

bietet die Möglichkeit, den Legionellenschutz<br />

je nach Bedarf nachzurüsten.<br />

Anpassung der Speichergröße an den<br />

tatsächlichen Bedarf entsprechend DIN 4708<br />

jährliche Speicherprüfung und zwei-<br />

jährliche Speicherreinigung<br />

Rückbau, Umbau und Erneuerung:<br />

Innerhalb des Leitungssystems gehören Rohr-<br />

netzberechnungen (angepasst an den tatsäch-<br />

lichen Bedarf) ebenso dazu, wie der Rückbau<br />

B HAUS- UND HEIZTECHNIK, SANITÄR<br />

von nichtgenutzten Leitungsteilen, eine Zirkulationsberechung sowie ein<br />

hydraulischer Abgleich. Ebenso sollten eine geeignete Wärmedämmung<br />

wie auch die Vermeidung von Stagnationen oder Totleitungen berück-<br />

sichtigt werden. Die Risikofaktoren „Ruhe, Nahrung, Wärme“ müssen<br />

dem Leitungssystem entzogen werden.<br />

Armaturen mit entsprechenden Hygieneeinrichtungen<br />

Anhebung des Temperaturniveaus<br />

Bei einer Kontamination der Hausinstallation in Bestandsgebäuden gibt es<br />

kein generelles Konzept. Hier bietet sich als schnellste und kostengüns-<br />

tigste Maßnahme die Ultrafiltration an den Entnahmestellen an, um sofort<br />

legionellenfreies Trinkwasser zu erhalten. Der Einsatz der Ultrafiltration<br />

lässt Zeit gewinnen, in Ruhe und mit Experten die Ursache des Bakteri-<br />

enbefalls festzustellen und entsprechend abzustellen.<br />

Legionellenschutz innerhalb von Neubauten<br />

Sofern bei einem Neubau die Trinkwasserversorgungsanlage nach dem<br />

aktuellen Stand der Technik installiert wurde, ist eine Kontamination mit<br />

Legionellen oder auch Pseudomonaden nahezu ausgeschlossen. Wird<br />

ein Neubau an einen Bestandsbau angegliedert, sind jedoch mögliche<br />

Übergangsstellen dahingehend zu prüfen, ob aus dem alten Netz ein<br />

etwaiger Legionellenbefall in das neue Netz gelangen kann.<br />

Es ist erwiesen, dass so genannte „schlanke Systeme“ die Bildung eines<br />

Biofilms erschweren können. Gerade im Neubaubereich ist es also ein<br />

Leichtes, diese Tatsache und damit derartig geeignete Vorsorgefaktoren<br />

bereits in der Planung zu berücksichtigen. Wenn alle planerischen, bau-<br />

technischen, systemtechnischen und betriebstechnischen Maßnahmen<br />

einwandfrei durchgeführt wurden, kann im Neubaubereich vom Ein-<br />

satz einer zusätzlichen Desinfektionsanlage abgesehen werden. Denn<br />

wo keine Legionellen vorhanden sein können, sind Installation und<br />

Betrieb einer „vorsorglichen“ Anlage, die desinfiziert, protokolliert und<br />

Autor: Frank Stahlmann<br />

KUHFUSS SANITÄR GmbH • Untere Wiesenstraße 17 • 32120 Hiddenhausen-Sundern • Telefon (0 52 21) 68 39 24 • E-Mail: f.stahlmann@kuhfuss-sanitaer.de<br />

www.kuhfuss-sanitaer.de


Duschspaß mit Sicherheit:<br />

Die Duschmodule im Perfekt Plus-System kombinieren<br />

modernste Funktionen und ansprechendes Design.<br />

jede Wasserentnahmestelle aufzeichnet, nicht unbedingt nötig. Diese, je nach<br />

Komplexität der Anlage sehr hohen Energie- und Betriebskosten können sich<br />

die Verantwortlichen sparen. Sinnvoller ist der Einsatz eines modularen Systems,<br />

das entsprechend der Aufgabenstellung ganz einfach „mitwachsen“ kann und erst<br />

dann Kosten verursacht, wenn dies wirklich nötig ist – beispielsweise moderne<br />

Armaturen mit Hygieneprophylaxe.<br />

Modulare Armaturen – effiziente Hygieneprophylaxe<br />

Die Produktfamilie „Perfekt Plus“ der KUHFUSS SANITÄR GmbH ist beispielswei-<br />

se so ein modulares System. Die Elemente mit zugehörigen Duschelementen und<br />

Armatureneinheiten bieten eine wirksame Hygieneprophylaxe und können we-<br />

sentlich zur Einhaltung der Hygiene in Trinkwassernetzen beitragen. Der Spezialist<br />

für Wasserhygiene, Wassermanagement sowie Sanitärarchitektur und Sanitärde-<br />

sign hat sich explizit dem Aspekt der aufrüstbaren Systemtechnologie zur Vorsorge<br />

gegen Legionellenkontaminationen in Kalt- und Warmwasserleitungen gewidmet.<br />

Bei den Leistungsfaktoren von Perfekt Plus lassen sich die Wassermarsch-Funktion<br />

und eine Legionellen- und Pseudomonadenprophylaxe unterscheiden.<br />

Modul 1: Die vollelektronische Armatur Perfekt Plus übernimmt bereits<br />

in ihrer Basisversion bedeutende Aufgaben der Legionellen- und Pseudo-<br />

monadenprophylaxe. So ist sie serienmäßig mit einem Magnetventil samt<br />

Piezo-Taster, aktivierbarer Zwangsspülung sowie einem Thermostaten<br />

und integriertem Bypass ausgestattet.<br />

Modul 2: Sollten Legionellen im Warmwasserleitungsnetz auftauchen,<br />

kann – sofort und modular – ein weiteres Magnetventil eingebaut werden,<br />

das mittels Bypass für die thermische Behandlung sorgt. Dadurch wird<br />

zugleich auch die thermische Behandlung der Armatur selbst ermöglicht.<br />

Eine Funktion, die insbesondere im Fall von Pseudomonaden von hoher<br />

Bedeutung ist, da diese speziell im Auslaufbereich anzutreffen sind.<br />

Modul 3: Als dritter Baustein kann zusätzlich die Ultrafiltration „UltraPipe“<br />

in die Armatur integriert werden. Das ist beispielsweise im Fall einer nach-<br />

gewiesenen Legionellenkontamination (auch im Kaltwasserleitungsnetz)<br />

oder in der Übergangszeit zu weiteren baulichen oder betriebstechnischen<br />

Sanierungsmaßnahmen der gesamten Hausinstallation nötig.<br />

Die „mitdenkende“ Systemtechnologie präsentiert sich in designorientierten<br />

Duschelementen sowie den neuen Armatureneinheiten. Auf diesem Wege las-<br />

sen sich entsprechend der jeweiligen Gebäudesituation abgestimmte Maßnah-<br />

men der Trinkwasserhygiene ergreifen, die zugleich Kosten und Aufwand sparen<br />

– ihre Effizienz allerdings entsprechend der Notwendigkeit beweisen.<br />

3


4<br />

Rasante Abläufe: Höchstleistung auf dem Dach<br />

Der traditionsreiche sächsische Auto-<br />

zulieferer UKM hat auf einem 120.000<br />

Quadratmeter großen Areal am Auto-<br />

bahndreieck Nossen im Industriegebiet<br />

Hirschfeld/Neukirchen modernste Lo-<br />

gistik- und Produktionshallen errichtet.<br />

Diese erfüllen die hohen Ansprüche für<br />

hochgenaue Feinbearbeitungsprozesse.<br />

Hier werden komplexe Teile für elek-<br />

trische Anlasser von PKW- und LKW-<br />

Motoren, Antriebswellen, Düsenkörper<br />

und andere Komponenten für Diesel-<br />

Einspritzsysteme hergestellt. Natürlich<br />

standen auch bei der Dachentwässe-<br />

rung Effektivität und Nachhaltigkeit im<br />

Vordergrund.<br />

Bewährtes System Auf Basis der guten Erfahrungen aus<br />

dem Vorgängerprojekt, setzten die Verantwortlichen auch<br />

in Halle 6 auf das Dachentwässerungssytem von Wavin.<br />

C DACHENTWÄSSERUNG<br />

Netzwerkvorteil – gute Technik, starke Partner<br />

Für die Entwässerung der 4.200 Quadratmeter großen Dachfläche von<br />

Halle 3 (Baujahr 2006/2007) entschied sich das für die Projektierung<br />

verantwortliche Ingenieurbüro IBS Dr. Stöckel aus Dresden für Wavin<br />

QuickStream, ein innovatives Dachentwässerungssystem mit Druckströ-<br />

mung. „Eine gute Entscheidung“, sagt Dipl.-Ing. Gunther Mann, Planer<br />

und Projektbetreuer bei IBS. „Das System ist leistungsstark und sicher<br />

und auch die qualitätsgerechte, pünktliche Ausführung durch den Dresd-<br />

ner Installationsbetrieb Glombik Haustechnik GmbH war absolut über-<br />

zeugend.“ So überzeugend, dass er ein Jahr später für den Bau der Halle<br />

6 (Baujahr 2008/2009) mit einer Dachfläche von 15.000 Quadratmetern<br />

ohne zu zögern auf die gleichen Partner zurückgriff. Mit im Boot war als<br />

Fachhandelspartner in beiden Fällen die HTI Dinger & Hortmann KG mit<br />

Sitz in Klipphausen bei Dresden, die die Baustelle ganz nach Bedarf und<br />

Baufortschritt auf den Punkt genau belieferte. Großes Lob zollte Gun-<br />

ther Mann dem Systemlieferanten Wavin für die Unterstützung während<br />

der Projektierung. Wavin hatte den Fachplanern von IBS nicht nur die<br />

entsprechende Software zur Verfügung gestellt, sondern leistete auch<br />

während der Bauphase mit eigenen Technikern immer wieder Unter-<br />

stützung, wenn es darum ging, Details der Anlage anzupassen.<br />

QuickStream – innovative Dachentwässerung<br />

Der entscheidende Vorteil von Wavin QuickStream gegenüber einer<br />

Freispiegelentwässerungsanlage ist seine Auslegung für Vollfüllung. Denn<br />

als Dachentwässerungssystem mit Druckströmung wird das System nach<br />

DIN EN 12056 und 1986-100 für einen Füllungsgrad von 1 (Vollfüllung,<br />

h/d = 1) ausgelegt. Man spricht dabei auch von einem UV-System (Un-<br />

terdruckentwässerung mit Vollfüllung) oder einem HDE-System (Hoch-<br />

leistungs-Dach-Entwässerung).<br />

Autor: Frank Bollmer<br />

Wavin GmbH • Industriestraße 20 • 49767 Twist • Telefon (0 59 36) 12-388 • E-Mail: ralf.handrup@wavin.de • www.wavin.de


Ein Freispiegelentwässerungssystem darf laut<br />

DIN 1986-100 nur einen maximalen Füllungs-<br />

grad von 0,7 haben, um ausreichend Luft für die<br />

Be- und Entlüftung zu haben. Das heißt, knapp<br />

ein Drittel der Rohrleitung steht gar nicht für den<br />

Transport des Regenwassers zur Verfügung.<br />

17,5 Liter Regenwasser pro Sekunde<br />

Die Dachgullys einer Druckentwässerungsanlage<br />

wie Wavin QuickStream sind dagegen so kons-<br />

truiert, dass keine Luft in die Rohrleitung eindrin-<br />

gen kann. Die Sammelleitung läuft voll Wasser.<br />

Im Bereich der Umlenkung in die Fallleitung<br />

entsteht durch die planmäßige Überlastung der<br />

Sammelleitung ein „Wasserpfropfen“, der durch<br />

die Fallleitung nach unten fällt und einen Unter-<br />

druck im Entwässerungsnetz erzeugt. Durch die-<br />

sen Unterdruck wird das Wasser von der umlie-<br />

genden Dachfläche regelrecht abgesaugt. Eine<br />

willkommene Nebenwirkung: Der Unterdruck<br />

und die sich daraus ergebende rasante Fließge-<br />

schwindigkeit von mindestens 0,7 Metern pro<br />

Sekunde (m/s) bewirken eine Selbstreinigung des<br />

Rohrsystems. Ein weiterer Vorteil gegenüber ei-<br />

ner Freispiegelleitung: Das System kann wesent-<br />

lich kleiner dimensioniert werden. Mit Wavin<br />

QuickStream ist in dem hochmodernen UKM-<br />

Gebäudekomplex ein besonders leistungsfähiges<br />

Druckentwässerungssystem eingebaut worden.<br />

Die Dachabläufe bestehen aus Polyethylen und<br />

zeichnen sich durch ein schlankes, strömungs-<br />

günstiges Design aus. So „schlucken“ sie schon<br />

Drüber und drunter effektiv<br />

Das Dachentwässerungssystem<br />

von Wavin sorgt bei UKM schnell und<br />

sicher für regenfreie Dächer.<br />

bei einer geringen Aufstauhöhe bis zu 17,5 Liter Regenwasser in der Sekunde.<br />

Dadurch muss das Dach weniger hohe Lasten aufnehmen als mit herkömmlichen<br />

Dachgullys. Vorteilhaft ist auch die geringe Dachdurchdringung der QuickStream<br />

Dachabläufe. Durch ihre schlanke Bauart ist lediglich eine Öffnung von 100 Milli-<br />

metern im Dach erforderlich. Ein Pluspunkt in Sachen Sicherheit: Die QuickStream<br />

Dachabläufe verfügen über eine Revisionsöffnung mit Bajonettverschluss, die eine<br />

einfache und schnelle Inspektion nach DIN 1986/30 erlaubt.<br />

Schnellmontage-Befestigungssystem – effektiv und sicher<br />

Installateur- und Heizungsbauermeister Thomas Glombik hat zum wiederholten<br />

Mal mit dem Wavin-System gearbeitet und ist vom komfortablen Schnellmontage-<br />

Befestigungssystem begeistert. Es gibt nur einen Rohrschellentyp als Verbindungs-<br />

element zwischen Ankerschiene und PE-Rohrleitung. Dieser lässt sich universell<br />

zur Herstellung von Gleit- und Festpunkten verwenden. Für Festpunkte legt man<br />

einfach eine Einlegeschale in die Rohrschelle ein. Auch sind die Rohrschellen so<br />

konstruiert, dass aufwändige Höheneinstellungen entfallen. „Für die Montage brau-<br />

che ich nur einen Mann“, so Thomas Glombik. „Rohr in die Ankerschiene einlegen,<br />

Schrauben anziehen, fertig!“ Das gesamte Befestigungssystem ist nicht nur komfor-<br />

tabel, sondern auch sehr sicher. Es ist perfekt auf das Dachentwässerungssystem<br />

abgestimmt, um den enormen statischen und dynamischen Belastungen standzu-<br />

halten. Alle Bauteile inklusive der Befestigungstechnik entsprechen den Anforde-<br />

rungen der DIN 1986-100. Das unterstreicht Wavin mit einer Systemgewährleis-<br />

tung, die Rohre, Abläufe und die Befestigung einschließt.<br />

Neben der Hauptentwässerung wurde auch die Notentwässerung, die nach<br />

DIN 12056 Teil 3 und 1986-100 für ein Jahrhundertregenereignis vorgeschrie-<br />

ben ist, mit dem System QuickStream realisiert. Insgesamt lieferte Wavin für die<br />

Haupt- und Notentwässerung beider Flachdächer (Gesamtfläche 19.200 Qua-<br />

dratmeter) 83 PE-Dachabläufe, 1.250 Meter PE-Rohr in den Abmessungen von<br />

40 bis 315 mm sowie zahlreiche PE-Formteile und Schweißmuffen.<br />

5


Geothermie noch umweltfreundlicher nutzen:<br />

CO 2 als effizienter Wärmeträger<br />

Wärmepumpenanlagen sind in Deutsch-<br />

land schon lange etabliert und erfreuen<br />

sich in der jüngeren Vergangenheit zu-<br />

nehmender Beliebtheit. Allein im ver-<br />

gangenen Jahr stieg der Bestand von<br />

Wärmepumpen um rund 15 Prozent<br />

auf ungefähr 350.000 Stück an. Darun-<br />

ter haben Anlagen, die das Erdreich zur<br />

Wärmegewinnung nutzen, den höchsten<br />

Stellenwert. Laut den neuesten Statis-<br />

tiken arbeiten etwa 55 Prozent aller in<br />

Deutschland installierten Wärmepum-<br />

pen mit Geothermie.<br />

Abbildung 1: Das System GECO 2 -BRUGG besteht<br />

aus einem spiralgewellten Rohr zum Transport<br />

des Wärmeträgers ( ) und dem Wärmetauscher mit<br />

integriertem Verdampfer ( ).<br />

D HEIZEN & KÜHLEN MIT ERDWÄRME<br />

Regenerative Erdwärme kann auf verschiedene Arten für die Nutzung<br />

erschlossen werden. Die Solesonde zählt hierzulande zu den Systemen<br />

mit der weitesten Verbreitung. Aufgrund der Umweltproblematik des<br />

dort eingesetzten Wärmeträgers Sole, einem Wasser/Glykol-Gemisch,<br />

wird jedoch schon seit Jahren versucht, eine alternative Technologie zu<br />

finden. Als größter Hoffnungsträger hat sich dabei ein System mit dem<br />

gezielten Einsatz von CO 2 herausgestellt. Bislang wurden in diesem Be-<br />

reich auch schon verschiedene Ansätze verfolgt, konzipiert und erprobt.<br />

Das Ziel: eine CO 2 -Sonde zu entwickeln, die alle Vorteile der neuen<br />

Technologie umfassend ausschöpft.<br />

Auch die Entwickler von BRUGG Rohrsysteme, einem Spezialisten für<br />

flexible und starre Rohrsysteme aus Metall und Kunststoff, haben eine<br />

Erdwärmesonde konzipiert, mit der es möglich ist, dem Erdreich mittels<br />

CO 2 Wärme zu entziehen und einem Heizungssystem zuzuführen. Ihr<br />

Name: GECO 2 -BRUGG.<br />

GECO 2 -BRUGG nutzt CO 2 gezielt als Wärmeträger<br />

Das Geothermiesystem GECO 2 -BRUGG setzt sich aus einem spiralge-<br />

wellten Rohr und einem Behälter mit integriertem Wärmetauscher zu-<br />

sammen (Abbildung 1). Das Wellrohr wird rund 100 Meter tief in das<br />

Erdreich eingebracht und anschließend mit einem bestimmten Bentonit-<br />

gemisch verpresst. Beide Komponenten, Wellrohr und Behälter, werden<br />

dann unter einem Druck von etwa 45 bar mit Kohlendioxid (CO 2 ) gefüllt.<br />

Das CO 2 ist unter diesem hohen Druck flüssig und strömt entlang der<br />

Rohrwand in die Tiefe. Durch die aufgenommene Erdwärme verdampft<br />

es dort und steigt gasförmig sowie selbsttätig aus der Tiefe nach oben in<br />

den Wärmetauscher. Dort gibt das Kohlendioxid die gespeicherte Wär-<br />

meenergie an das Kältemittel der Wärmepumpe ab. Dieser Energiever-<br />

lust führt zur Kondensation des CO 2 , das zurück in die Erdsonde fließt,<br />

um erneut Wärme aufzunehmen. Der Kreislauf schließt sich.<br />

Autor: Dipl.-Ing. Meik Schubert<br />

BRUGG Rohrsysteme GmbH • Adolf-Oesterheld-Straße 31 • 31515 Wunstorf • Telefon (0 50 31) 17 01 27 • meik.schubert@brugg.de • www.brugg.de


Abbildung 2: Die Form des Spiralrohres<br />

ermöglicht den kollisionsfreien Medientransport<br />

in beide Richtungen.<br />

Das System GECO 2 -BRUGG bildet eine Alternative<br />

zur herkömmlichen Solesonde und glänzt mit einem<br />

erfreulich hohen COP-Wert.<br />

Optimierter Medienfluss im Spiralwellenrohr<br />

Dank der Spiralwellung des BRUGG-Rohres läuft das flüssige Kohlendioxid in<br />

den Wellentälern des Rohres hinab und nimmt dabei kontinuierlich Erdwärme<br />

auf, bis es verdampft. Das gasförmige CO 2 steigt dann in der Rohrmitte auf,<br />

zurück nach oben (Abbildung 2). Durch diese Trennung wird eine Kollision<br />

beider Fluide vermieden. Es entsteht kein Filmabriss, wie es bei glatten oder<br />

parallel gewellten Rohren der Fall ist.<br />

Leistungsfähiges Sondensystem mit vielen Vorteilen<br />

Vergleiche des GECO 2 -BRUGG-Systems mit entsprechenden Solesonden erga-<br />

ben einen bis zu 23 Prozent höheren COP-Wert (Leistungszahl). Dieser „Co-<br />

efficient Of Performance“ bezeichnet den thermischen Wirkungsgrad von Wär-<br />

mepumpen. Die ermittelte Effizienzsteigerung wird dem Wärmeträgermedium<br />

CO 2 und dem sehr dünnwandigen Edelstahl-Wellrohr zugeschrieben.<br />

Der entscheidende Vorteil des GECO 2 -BRUGG-Systems mit seinem eingesetz-<br />

ten CO 2 ist der selbsttätige Kreislauf des Wärmetransportmittels. Das bedeutet,<br />

es wird keine Umwälzpumpe und somit keine Energiezufuhr von außen benötigt,<br />

um die Wärme aus dem Erdreich nach oben zu leiten. Da keine Umwälzpumpe<br />

erforderlich ist, erhöht sich auch die Effizienz der Wärmepumpe noch einmal<br />

zusätzlich. Der Gesamtwirkungsgrad des GECO 2 -BRUGG-Systems kann bis zu<br />

30 Prozent besser sein als der eines herkömmlichen Sole-Systems.<br />

Ein weiterer wichtiger Vorteil dieser Technologie ist die vergleichsweise bes-<br />

sere Umweltverträglichkeit des verwendeten Mediums CO 2 . Anders als beim<br />

Einsatz von Wasser/Glykol-Gemischen ist eine Gefährdung des Grundwassers<br />

völlig ausgeschlossen. GECO 2 -BRUGG kann daher auch in Wasserschutzgebie-<br />

ten eingesetzt werden. Das Einbeziehen der entsprechenden Behörden bleibt<br />

aber auch hier unerlässlich.


Teleskopierbare Sonde<br />

für die wirtschaftliche Nutzung von Erdwärme<br />

Die stetig steigenden Energiepreise so-<br />

wie wachsendes ökologisches Bewusst-<br />

sein führen zu gestiegenen Anforde-<br />

rungen an die Wirtschaftlichkeit und<br />

Effizienz von Heiz- und Kühlsystemen.<br />

Eines der umweltfreundlichsten und<br />

wirtschaftlichsten Systeme ist die Nut-<br />

zung der Erdwärme mittels Wärme-<br />

pumpen. Mit der RAUGEO Helix-Sonde<br />

PE-Xa von Rehau gibt es eine innova-<br />

tive Lösung zur dauerhaft sicheren Erd-<br />

wärmegewinnung – auch bei kleineren<br />

Grundstücken.<br />

Geringer Aufwand – vom Genehmigungsverfahren<br />

bis zur anschlussfertigen Spiralsonde.<br />

D HEIZEN & KÜHLEN MIT ERDWÄRME<br />

RAUGEO Helix-Sonden PE-Xa sind ideal für den Einsatz sowohl im<br />

Neubau, vor allem bei Niedrigenergiehäusern, als auch in der Altbausa-<br />

nierung geeignet. Sie stellen immer dann die optimale Wahl dar, wenn<br />

wenig Grundstücksfläche zur Verfügung steht und eine Tiefenbohrung<br />

zum Beispiel aufgrund von wasserrechtlichen oder geologischen As-<br />

pekten ausgeschlossen wird.<br />

Mit einem Spiralbohrer wird ein Bohrloch von rund fünf Metern Tiefe<br />

GOK (Geländeoberkante) erstellt, in das die Helix-Sonde eingebracht<br />

und anschließend verfüllt wird. Der Verlegeabstand der Sonden zuei-<br />

nander liegt bei drei bis vier Metern. Die Helix-Sonde ist teleskopisch<br />

konzipiert, so dass sie von etwa 1,1 bis 3,0 Meter ausziehbar ist. In<br />

eingebautem Zustand wird die Helix-Sonde auf die Maximallänge von<br />

drei Metern gestreckt. Durch die Teleskopierung können Lager- und<br />

Transportkosten reduziert werden, indem die Sonde auf rund 1,1 Meter<br />

Höhe minimiert wird.<br />

Autor: Tobias Friedrich<br />

REHAU AG + Co • Ytterbium 4 • 91058 Erlangen • Telefon (0 91 31) 92-56 54 • E-Mail: tobias.friedrich@rehau.com • www.rehau.com<br />

Flexibel Die Helix-Sonde<br />

eignet sich sowohl für<br />

Neubauten als auch für<br />

Gebäude im Bestand.


Vereinfachte Planung<br />

und Auslegung<br />

Die RAUGEO Helix-Sonde PE-Xa stellt die<br />

ideale platz- beziehungsweise kostensparende<br />

Alternative zu herkömmlichen Erdwärmekollek-<br />

toren und Erdwärmesonden dar. Zur Ausle-<br />

gung von Helix-Sonden ist die durchschnittlich<br />

zu erzielende Entzugsleistung ausschlaggebend.<br />

Diese ist zum einen von den benötigten Voll-<br />

lastbetriebsstunden und zum anderen von der<br />

Bodenart sowie dem Grundwasserfluss abhän-<br />

gig. Je mehr Grundwasser vorhanden ist, desto<br />

größer ist der Wärmeertrag.<br />

In einer ersten Abschätzung kann von einer<br />

durchschnittlich zu erzielenden Entzugsleistung<br />

von ca. 400 Watt (W) pro Helix-Sonde ausge-<br />

gangen werden. Bei sehr guten Bedingungen<br />

sind bis zu 700 W/Helix-Sonde möglich. Um<br />

die optimale Auslegung der Anlage zu gewähr-<br />

leisten, ist für jedes Bauvorhaben ein individu-<br />

elles Bodengutachten erforderlich.<br />

Der Einbau der Helix-Sonde PE-Xa erfolgt in<br />

parallel geschalteten Kreisen zum Verteiler.<br />

Alternativ dazu können bis zu drei Sonden in<br />

Serie geschaltet werden.<br />

Praxisgerecht Für die fachgerechte Verlegung<br />

der Sonden sind weder Spezialgeräte noch übermäßig<br />

Grundstücksfläche erforderlich.<br />

Hochwertiges Material für maximale Sicherheit<br />

und Langlebigkeit<br />

Wie auch andere bewährte Systeme aus der RAUGEO Programmfamilie zur<br />

dauerhaft sicheren Nutzung der Erdwärme besteht die RAUGEO Helix-Son-<br />

de aus vernetztem Polyethylen (PE-Xa). Durch das hochwertige Material ist das<br />

Rohr besonders resistent gegen Beschädigungen, zum Beispiel beim Handling<br />

und Einbringen der Sonden auf der Baustelle oder bei Punktlasten, die im ein-<br />

gebauten Zustand auf das Rohr wirken können. Darüber hinaus ermöglicht der<br />

kleine Biegeradius des Rohres, die gesamte Helix-Sonde aus einem einzigen<br />

Rohr herzustellen. Auf schadensanfällige Schweißverbindungen und strömungs-<br />

günstige Formteile am Sondenfuß wird damit gänzlich verzichtet – ein wichtiger<br />

Beitrag zu mehr Sicherheit und Effizienz. Die hohe Temperaturbeständigkeit bis<br />

+95 Grad Celsius ermöglicht zudem eine – auch nachträgliche – Kombination<br />

mit Solarenergie.<br />

Die Vorteile der RAUGEO Helix-Sonde PE-Xa<br />

Einsatz sowohl im Neubau (vor allem Niedrigenergiehäuser)<br />

als auch im Altbau<br />

Entzugsleistungen bis zu 700 Watt je Helix-Sonde<br />

Weniger Grundstücksfläche als bei Kollektoren notwendig<br />

Geringer Genehmigungs- und Verlegeaufwand<br />

Hochwertiges Rohrmaterial PE-Xa für maximale Sicherheit<br />

und Langlebigkeit<br />

Definierter Rohrabstand und Sondendurchmesser<br />

Einfache Maschinen für Spiralbohrung ausreichend<br />

Geringe Lager- und Transportkosten durch Teleskopierung


30<br />

Bild: mk Gesellschaften von Architekten<br />

Wohngebiet am Berliner Wannsee<br />

wird teilweise mit Erdwärme versorgt<br />

Dass die Gewinnung von Heizungs-<br />

energie aus Erdwärme den Kinderschu-<br />

hen entwachsen ist, zeigt ein aktuelles<br />

Bauprojekt der apellas Immobilien<br />

GmbH in Berlin. Im Ortsteil Wannsee<br />

entsteht ein attraktives Wohngebiet:<br />

die Wannseegärten. Geplant und zum<br />

Teil bereits im Bau sind Einfamilien-,<br />

Reihen-, Doppel- und Hofhäuser, die<br />

mit Erdwärme beheizt werden. Einige,<br />

geografisch besonders günstig gelegene<br />

Einfamilienhäuser, sind zudem mit Son-<br />

nenkollektoren ausgestattet.<br />

D HEIZEN & KÜHLEN MIT ERDWÄRME<br />

Abbildung 1 Schematische Darstellung eines Hauses mit Erdwärmesonde.<br />

Die 34 Einfamilienhäuser in den Wannseegärten haben eine Nutzfläche<br />

von je rund 230 Quadratmetern und Grundstücksgrößen von etwa 500<br />

Quadratmetern (Abbildung 1). Für die geplante Erdwärmenutzung<br />

werden die Bauten von der für Generalplanung und Projektsteuerung<br />

verantwortlichen GFP Enders Projektmanagement GmbH bereits in der<br />

Bauphase mit einer entsprechend ausgelegten Mehrsparten-Hausein-<br />

führung der Doyma GmbH und Co. ausgestattet. Dieses Hauseinfüh-<br />

rungssystem dient der Abdichtung aller Versorgungsleitungen, die in die<br />

Gebäude eingeführt werden.<br />

Platzoptimierte Erdwärmesonden<br />

zur Energiegewinnung<br />

Um Erdwärme als regenerative Energiequelle zu erschließen, gibt es<br />

mehrere Möglichkeiten. Die gängigsten Varianten sind der Einsatz von<br />

Flächenkollektoren oder Erdwärmesonden. Flächenkollektoren wer-<br />

den wie eine Fußbodenheizung im Erdreich verlegt – was aber auch<br />

bedeutet, dass der Flächenbedarf sehr hoch ist. Für das Bauprojekt in<br />

Autor: Walter Brumberg<br />

Doyma GmbH & Co. • Industriestraße 43-57 • 28876 Oyten • Telefon (0 42 07) 91 66-0 • E-Mail: info@doyma.de • www.doyma.de


Berlin entschloss man sich daher, die Energie<br />

mittels der platzoptimierten Erdwärmesonden<br />

zu gewinnen. Erdwärmesonden werden senk-<br />

recht in den Boden eingelassen und eignen sich<br />

für das am Wannsee gelegene Bauareal ideal.<br />

Ein weiterer Vorteil der Sonden ist auch deren<br />

hohe Betriebssicherheit. Sie stellen also nicht<br />

nur eine umweltfreundliche, sondern auch eine<br />

Kosten und Platz sparende Lösung dar.<br />

Auslegung der Geothermieanlage<br />

Im Projekt „Wannseegärten Berlin“ werden<br />

vom verantwortlichen Unternehmen für Pro-<br />

jektierung und Ausführung der gesamten Hei-<br />

zungsanlagen je Nutzungseinheit zwei Boh-<br />

rungen mit einer Tiefe von etwa 100 Metern<br />

in den Boden getrieben. Diese Bohrungen<br />

nehmen anschließend die Sonden mit den So-<br />

leleitungen zur Wärmegewinnung auf.<br />

Aufgrund von Erfahrungen ist bekannt, dass<br />

dem Erdreich pro Tiefenmeter Erdsondenlei-<br />

tung bis zu 50 Watt (W) Wärmeleistung entzo-<br />

gen und an die im Kreislauf zirkulierende Sole<br />

übertragen werden kann. Insgesamt wäre es<br />

theoretisch möglich, eine Leistung von bis zu<br />

10 Kilowatt (kW) vom Erdreich an die Wär-<br />

mepumpe zu liefern. Konkret wird im Projekt<br />

„Wannseegärten Berlin“ bei einer elektrischen Leistungsaufnahme von 2,6 kW<br />

eine Gesamtheizleistung der Wärmepumpe von bis zu 7,5 kW im gewünschten<br />

Temperaturniveau einer Niedertemperaturheizung – etwa für eine Fußboden-<br />

heizung – erreicht.<br />

Architekten setzen auf Qualität – auch im Keller<br />

Wohndomizile in gehobener Lage und für Menschen mit besonderen Ansprü-<br />

chen zu schaffen – der Anspruch der planenden Architekten setzt hohe Maßstä-<br />

be an alle am Bau beteiligten Firmen und die zu verbauenden Produkte.<br />

Unter anderem soll der vorhandene Wohn- und Kellerraum optimal genutzt wer-<br />

den. Das bedeutet: Die Haustechnik muss raumsparend aber effektiv sein. Auch<br />

bei der Hauseinführung der Versorgungs- und Erdwärmeleitungen entschied<br />

man sich daher für ein platzoptimiertes System: die Mehrsparten-Hauseinfüh-<br />

rung Quadro-Secura ® von DOYMA (Abbildung 2). Mehrsparten-Hauseinfüh-<br />

rung bedeutet, dass die Hausanschlussleitungen (Erdwärme, Wasser, Strom und<br />

Telekommunikation) nicht wie sonst üblich an verschiedenen Stellen durch vier<br />

beziehungsweise fünf einzelne Durchführungen ins Haus gelangen, sondern ge-<br />

bündelt durch nur eine Kernbohrung oder ein Futterrohr in das Haus eingeführt<br />

werden. Ein besonderer Vorteil der Quadro-Secura ® Mehrsparten-Hauseinfüh-<br />

rung ist ihr geringer Platzbedarf. Durch die kompakte Bauweise benötigt dieses<br />

System für die dauerhaft dichte und sichere Einführung der Versorgungsleitungen<br />

nur eine Fläche von weniger als zehn Quadratzentimetern. So bleibt viel Platz für<br />

all die „wichtigen“ Dinge, die im Keller unterzubringen sind.<br />

Nachhaltigkeit durch langlebige Produkte<br />

Dieses Projekt zeigt vorbildlich, dass Nachhaltigkeit beim Bauen schon Realität<br />

ist. So werden zum einen durch die Nutzung der regenerativen Erdwärme wert-<br />

volle fossile Brennstoffe bewahrt und CO 2 -Emissionen vermieden. Zum ande-<br />

ren ist der Einbau langlebiger und qualitativ hochwertiger Güter – wie die der<br />

Mehrsparten-Hauseinführung von Doyma mit ihrer 25-jährigen Garantie und<br />

der Fertigung „Made in Germany“ – ein Zeichen für den schonenden Umgang<br />

mit Fertigungsressourcen.<br />

Abbildung 2 Die Mehrsparten-Hauseinführung Quadro-Secura ® K2-FW für<br />

die Erdwärme-, Wasser-, Strom- und Telekommunikationsleitung.<br />

31


3<br />

Im bayerischen Wolnzach befindet sich<br />

das Dienstleistungs- und Produktions-<br />

zentrum von Waltron, einem Elektro-<br />

nik-Outsourcing-Partner der Industrie.<br />

Der Hersteller von Industrieelektronik<br />

hat im Zuge der Errichtung seiner neuen<br />

Produktions- und Logistikhalle die Inge-<br />

nieurgesellschaft Frey-Donabauer-Wich<br />

mit der Erarbeitung eines zukunftsfä-<br />

higen Energiekonzeptes beauftragt.<br />

Eine Investition in die Zukunft<br />

Seit vielen Jahren verzeichnet Waltron ein kon-<br />

tinuierliches Wachstum, was die neuerliche<br />

Ausdehnung der Produktionskapazitäten erfor-<br />

dert hat. Die zusätzliche Fertigungsfläche von<br />

über 1.000 Quadratmetern soll nach Wunsch<br />

des Bauherren mit einem zukunftsfähigen und<br />

umweltfreundlichen Energiekonzept unter-<br />

halten werden. Die Herausforderung für das<br />

ausführende Ingenieurbüro Frey-Donabauer-<br />

Wich aus Gaimersheim bei Ingolstadt bestand<br />

also darin, eine ökologische wie ökonomische<br />

Gesamtkonzeption zu entwickeln, welche die<br />

Nutzung von konventionellen und regenera-<br />

tiven Energien erfolgreich kombiniert. Dabei<br />

war es besonders wichtig, sowohl die gebäu-<br />

detechnischen als auch die produktionstech-<br />

nischen Anforderungen zu berücksichtigen.<br />

D HEIZEN & KÜHLEN MIT ERDWÄRME<br />

Kühlen mit (Erd-)wärme –<br />

Hightech in der Hallertau<br />

Effektivität durch Betonkernaktivierung<br />

Die Lösung der Aufgabe bestand für Projektleiter Dipl.-Ing. (FH) Rene<br />

Schwarzmeier zunächst in der thermischen Bauteilaktivierung (Beton-<br />

kernaktivierung). Bei diesem System werden in der Bauphase Rohrlei-<br />

tungen für Heiz- und/oder Kühlmedien in die Massivdecken eingearbeitet<br />

und damit die vorhandene Gebäudemasse zur Temperaturregulierung<br />

genutzt. Im Fall von Waltron entschied man sich für die Integration von<br />

Industrie-Fußbodenheizungen mit hoher Speichermasse. Das Prinzip der<br />

Betonkernaktivierung kann mit relativ geringem technischem Aufwand<br />

realisiert werden. Für das Energiekonzept wichtig: Diese Flächen-Heiz-<br />

/Kühlsysteme werden mit einem sehr niedrigen Temperaturniveau be-<br />

trieben, was den angestrebten reduzierten Energieverbrauch bei der<br />

Wärme- und Kälteerzeugung sichert.<br />

Heizen und Kühlen mit regenerativer Erdwärme<br />

Ein weiterer wichtiger Baustein in der Energiekonzeption bei Waltron<br />

war für die Ingenieure der Einsatz einer reversiblen Sole-Wasser-Wär-<br />

mepumpe als Grundlastwärmeerzeuger. Die Aufgabe eines Grund-<br />

lastwärmeerzeugers ist es, möglichst emissionsarm und kostengünstig<br />

Wärme zur Verfügung zu stellen und dabei viele Jahresbetriebsstunden<br />

zu sammeln. Die Leistung der Wärmepumpe in Wolnzach wurde so<br />

berechnet, dass mit ihr 80 Prozent der Jahresheizarbeit realisiert werden<br />

kann. Die Deckung der restlichen 20 Prozent beziehungsweise von Leis-<br />

tungsspitzen erfolgt durch eine moderne Gasbrennwerttherme, die über<br />

das örtliche Erdgasnetz gespeist wird.<br />

Autor: Dipl.-Ing. (FH) Rene Schwarzmeier<br />

Ingenieurgesellschaft Frey-Donabauer-Wich mbH • Carl-Benz-Ring 8 • 85080 Gaimersheim • Telefon (0 84 58) 34 93-25 • 0810waltron@ib-fdw.com • www.ib-fdw.com


Gut gelöst: Die Maxi-Erdwärmekörbe von<br />

BetaTherm versorgen die Wärmepumpe mit<br />

umweltfreundlicher Energie.<br />

Die verwendete Wärmepumpe kann sowohl<br />

zu Heiz- als auch zu Kühlzwecken eingesetzt<br />

werden. Als Energiekollektoren und Erdwär-<br />

me-Tauscher kamen Erdwärmekörbe von Be-<br />

taTherm zum Einsatz. In der Kombination mit<br />

einem zusätzlichen Plattenwärmetauscher sorgt<br />

diese Lösung in Wolnzach für eine optimale<br />

Nutzung der oberfl ächennahen Geothermie.<br />

Während der Heizperiode wird die im Erdreich<br />

gespeicherte (Sonnen-)wärme über ein Kollek-<br />

tor-Wärmepumpen-System entnommen und<br />

im „aktivierten Betonkern“ zur Gebäudebehei-<br />

zung eingesetzt. Durch den Energieentzug ver-<br />

ringert sich zwar die Temperatur im Erdreich,<br />

dieser Effekt kann aber in den Sommermona-<br />

ten für die Kühlung der Fertigungshalle genutzt<br />

werden. Die Sole entzieht dann der Gebäude-<br />

luft die Wärme und gibt sie ins Erdreich ab. Das<br />

wiederum unterstützt die schnelle Regenerati-<br />

on (Wiedererwärmung) des Erdreiches – und<br />

stellt das für die nächste Heizperiode benötigte<br />

Energieniveau wieder her.<br />

Beim Projekt in Wolnzach wirkt es sich zudem<br />

positiv aus, dass die Erdwärmekörbe rund einen<br />

Meter tief im fl ießenden Grundwasser stehen<br />

können, da unmittelbar hinter dem neuen Ge-<br />

bäude ein Bach verläuft. Das sichert die fortwäh-<br />

rende Regeneration des Erdreichs und erhöht die<br />

Leistungsfähigkeit der Erdwärmekollektoren. Für<br />

die praktische Umsetzung arbeitete das Ingeni-<br />

eurbüro Frey-Donabauer-Wich mit erfahrenden<br />

Spezialisten zusammen. Das Bauunternehmen<br />

Uhsler aus Pfaffenhofen hatte eine vergleichbare<br />

Technik bereits im eigenen Neubau verwendet<br />

und realisierte die anspruchsvolle technische<br />

Gesamt-Konzeption gemeinsam mit dem Ar-<br />

chitekturbüro Gerlsbeck aus Scheyern und der<br />

Installationsfi rma Hösl aus Mainburg.<br />

Zentral gesteuerte Raumklimatisierung<br />

In modernen Fertigungsstätten wie der Halbleiterproduktion bei Waltron ist die<br />

Raumklimatisierung ein entscheidender Qualitätsfaktor. Besonders in Bezug auf<br />

Luftreinheit und Luftfeuchtigkeit bestehen sehr hohe Anforderungen. Um die<br />

Raumluft jederzeit aktiv steuern und regulieren zu können, entschied sich das<br />

Planungsteam für den Einsatz einer so genannten Lüftungs-Vollklimaanlage. Die-<br />

se bietet im laufenden Betrieb die vier thermodynamischen Luftbehandlungsme-<br />

thoden „Heizen“, „Kühlen“, „Luftbefeuchtung“ und „Luftentfeuchtung“. Für die<br />

Gewährleistung der Luftreinheit sorgen Luftfi lter mit einem erhöhten Wirkungs-<br />

grad. Um bei der Kühlung von Zuluft noch mehr Energie einsparen zu können,<br />

ist das Lüftungsgerät zusätzlich mit einem Kaltwasserkühler ausgerüstet, der über<br />

eine freie Kühlung versorgt wird. Die Luftfeuchte wird bei Waltron über den<br />

zweiten Kühler geregelt, einen Direktverdampfer, der mit Oberfl ächentempe-<br />

raturen von etwa 6 Grad Celsius arbeitet. Dieses zweite Kühlregister wird aber<br />

nur im Bedarfsfall zugeschaltet, also wenn eine Regulierung der Luftfeuchte not-<br />

wendig ist oder die Kühlleistung der freien Kühlung im Hochsommer nicht mehr<br />

ausreichend wäre.<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

0<br />

Positive Bilanz – CO 2 Emissionen in Tonnen/Jahr<br />

Gasheizung Wärmepumpe und<br />

Spitzenlastgasheizung<br />

Ziel erreicht: Das Energiekonzept bei Waltron<br />

überzeugt durch ökologische und ökonomische<br />

Vorteile.<br />

33<br />

36<br />

Tonnen<br />

weniger<br />

CO 2


34<br />

Innovative Produkte<br />

erhöhen Effizienz auf Geothermie-Baustelle<br />

Wenn es darum geht, sich die (Kosten-)<br />

vorteile von erneuerbaren Energien zu<br />

erschließen, sind sowohl zukunftswei-<br />

sende Technologien als auch innovative<br />

Produkte gefragt. Im Bereich der Geo-<br />

thermie etwa sorgt die neue Y-Kupp-<br />

lung im Geopress-System von Viega für<br />

erhebliche Zeitersparnis bei der Installa-<br />

tion. Durch das gemeinsam mit dem Ver-<br />

arbeiter praxisgerecht konzipierte Bau-<br />

teil konnten auf einer Baustelle in Linden<br />

drei Arbeitstage gewonnen werden.<br />

Die Geopress-Y-Kupplung aus Rotguss halbiert die Zahl<br />

der Verbindungen für Vor- und Rücklauf.<br />

D HEIZEN & KÜHLEN MIT ERDWÄRME<br />

Effizienz schon in der Bauphase:<br />

Projektleiter Markus Roth auf der Baustelle in Linden.<br />

Auf der Baustelle in Linden wurden insgesamt 40 Bohrungen mit Tiefen<br />

von 120 Metern realisiert und jeweils mit Duplexsonden aus PE-100 be-<br />

stückt. Projekte dieser Größenordnung erfordern bekanntermaßen eine<br />

sehr exakte Planung und Abstimmung, damit das Bauprojekt im Zeit-<br />

und damit auch im Kostenrahmen bleibt. Für Projektleiter Markus Roth<br />

(TERRA THERM) Grund genug, auf Effizienz zu setzen. So kamen bei-<br />

spielsweise bei der Anbindung der Erdsonden an die Verteiler Produkte<br />

aus dem Geopress-Programm von Viega zum Einsatz: „Im Gegensatz zur<br />

Schweißtechnik sind wir durch die Pressverbinder witterungsunabhän-<br />

gig“, erklärt Markus Roth. „Außerdem entfallen die sonst notwendigen<br />

zeitraubenden Vorarbeiten oder das Abkühlen nach dem Schweißen.“<br />

5 statt 8 Tage – Y-Kupplung reduziert Montagezeit<br />

Eine weitere Zeitersparnis ergab sich durch die Verwendung einer Y-<br />

Kupplung aus Rotguss, die Viega mit Unterstützung von TERRA THERM<br />

entwickelt hat. Da eine Duplex-Erdsonde aus vier Rohren besteht, müssen<br />

oberirdisch jeweils zwei dieser Leitungen verbunden werden, bevor<br />

die Anbindung an den Verteiler erfolgen kann. Das bedeutet beim<br />

konventionellen PE-Schweißen einen sehr hohen Aufwand. Durch den<br />

Einsatz der neuen Y-Kupplung hingegen, konnte dieser auf einen Bruchteil<br />

reduziert werden. „Durch den Einsatz des Geopress-Systems im<br />

Allgemeinen und die Verwendung der neuen Kupplung haben wir drei<br />

komplette Arbeitstage eingespart“, zieht Markus Roth die positive Bilanz.<br />

„Statt der ursprünglich veranschlagten acht Tage waren die Installationen<br />

bereits nach fünf Tagen komplett abgewickelt. Besser kann man die Wirtschaftlichkeit<br />

eines solchen Systems kaum darstellen.“<br />

Autor: Matthias Plugge<br />

Franz Viegener II GmbH & Co. KG • Ennester Weg 9 • 57439 Attendorn • Telefon (0 27 22) 61 16 51 • mplugge@viega.de • www.viega.de


www.initiative-co2.de<br />

35


3<br />

„Green Properties“ – auch Discounter<br />

gehen neue Wege zur Energieeinsparung<br />

Auch zahlreiche Handelsunternehmen<br />

haben bereits die Chancen der Ener-<br />

gieeffizienz erkannt und gehen bei der<br />

Beheizung und Kühlung ihrer Discoun-<br />

ter neue Wege. Innovative Technolo-<br />

gien sorgen neben der Senkung von<br />

Energiekosten auch für die Reduzierung<br />

des CO 2 -Ausstoßes.<br />

Erdwärmekörbe von BetaTherm bieten eine große<br />

Kollektorfläche, sind dabei aber sehr platzsparend.<br />

D HEIZEN & KÜHLEN MIT ERDWÄRME<br />

Für Anlieferung und Installation des Kollektorsystems sind keine Sonderfahrzeuge nötig.<br />

Dass es heute eine Vielzahl an <strong>Energieeffizienz</strong>steigernden Technologien<br />

gibt, ist bei den Verantwortlichen in Industrie und Kommune bekannt.<br />

Was oftmals fehlt ist nur das Wissen darüber, wie und wo diese Syste-<br />

me und Anlagen zum Einsatz kommen könnten. Deshalb werden „aus<br />

Gewohnheit“ bei Sanierungen und Neubauten noch immer vorrangig<br />

„altbekannte und bewährte“ Verfahren zum Heizen und Kühlen der Ge-<br />

bäude eingesetzt. Interessengemeinschaften wie die <strong>Initiative</strong> CO 2 sind<br />

aufklärend und beratend aktiv, um das zu ändern.<br />

Aktive Planung für zukunftssichere Energiekonzepte<br />

Ein Partner der <strong>Initiative</strong> ist das Planungsbüro „avelino – Erneuerbare<br />

Energien“ aus dem badischen Eggenstein. Das Team aus Architekten,<br />

Ingenieuren und Statikern hat unlängst ein integrales Energiekonzept für<br />

einen Lebensmitteldiscounter entwickelt, das sowohl die Betriebskosten<br />

als auch die CO 2 -Emission erheblich reduziert.<br />

Die Anlage nutzt oberflächennahe Geothermie in einem abgestimmten<br />

System aus BetaTherm-Erdwärmekörben und einer Wärmepumpe.<br />

Wie im Vorfeld exakt berechnet, ermöglichen 21 der korbartigen Kollek-<br />

toren des Herstellers aus Wangen im Allgäu die Beheizung und Kühlung<br />

des gesamten Marktes – mit über 1.000 Quadratmetern Verkaufsfläche.<br />

Autor: Peter Schödl<br />

avelino Erneuerbare Energien • Magdeburger Ring 34b • 76344 Eggenstein-Leo. • Telefon (07 21) 6 27 28 92 • peter.schoedl@avelino.de • www.avelino.de


Auslegung der Geothermie-Anlage<br />

Die Kollektoren der Geothermie-Anlage kom-<br />

men unter der großzügig vorhandenen Park-<br />

und Grünfläche des Discounters zum Einsatz.<br />

Hier ist ausreichend Raum gegeben und eine<br />

dauerhafte Regenerierung des Erdreichs ge-<br />

währleistet. Aufgrund ihrer Dimensionierung<br />

decken die Erdwärmekörbe gut 80 Prozent<br />

des Energiebedarfs, der bei einer maximalen<br />

Außentemperatur von 35°C zur Klimatisierung<br />

(Kühlung) des Marktes nötig ist.<br />

Zudem hat das planende avelino-Team die<br />

Geothermieanlage so konzipiert, dass das Sys-<br />

tem im Sommer „passiv“ arbeitet – also die mit<br />

Strom zu betreibende Wärmepumpe nicht im<br />

Einsatz ist. Stattdessen sorgt lediglich eine klei-<br />

ne, energiesparende Sole-Umwälzpumpe für<br />

den steten Fluß im Kreislauf der Erdwärmekör-<br />

be und sichert so die Versorgung des Marktes<br />

mit einer maximalen Kühlleistung von 28 kW.<br />

Sollte es an besonders heißen Sommertagen<br />

(Juli, August) nötig sein, kann bedarfsweise ein<br />

zusätzlicher Verdampfer eingesetzt werden,<br />

um höhere Kühltemperaturen zu erreichen.<br />

Durch diesen passiven Kreislauf wird sowohl<br />

der Stromverbrauch als auch die CO 2 -Emission<br />

auf ein Minimum reduziert.<br />

Links: Gründliches Einschlämmen der gesetzten Erdwärmekörbe. Rechts: Angenehmes<br />

Raumklima sorgt Sommer wie Winter für zufriedene Kundschaft im Discounter.<br />

Kühlen im Sommer heißt Energie für den Winter speichern<br />

Im Sommerbetrieb wird die in Rohrleitungen zirkulierende Soleflüssigkeit durch<br />

die höhere Raumtemperatur im Discounter erwärmt. Mittels der Umwälzpum-<br />

pe gelangt die temperierte Sole aus dem Gebäude in die Korbanlage. Dort, unter<br />

den Park- und Grünflächen, wird die aufgenommene Wärme an das kühlere<br />

Erdreich abgegeben. Positiver und gewollter Nebeneffekt dabei ist, dass das Erd-<br />

reich für die kühlen Herbst- und Wintertage „angewärmt“ wird. Dadurch wird<br />

in der kalten Jahreshälfte ein größerer Wärmeentzug zum Beheizen des Marktes<br />

möglich.<br />

In den Wintermonaten wird die Geothermie-Anlage zur Beheizung des Marktes<br />

genutzt. Das beschriebene Energieübertragungs-System funktioniert dabei ge-<br />

nauso – nur umgekehrt. Die in den Erdwärmekörben zirkulierende Soleflüssig-<br />

keit nimmt im Erdreich die gespeicherte Wärmeenergie auf und führt sie einer<br />

Wärmepumpe zu. Dort wird die Energie auf Heizniveau gebracht und dem<br />

Markt zugeführt. Die dazu benötigten 37 kW können über die installierte Anzahl<br />

von 21 Kollektoren zuverlässig aus dem Erdreich gewonnen werden.<br />

Wie bei diesem Projekt beschrieben, kann die professionelle Anlagenplanung<br />

eines erfahrenen Ingenieurbüros beträchtlich zur Energieeinsparung und damit<br />

zur Kostenreduzierung beitragen. Deshalb ist es wichtig, dass Planer, Hersteller,<br />

Verarbeiter und Investoren über Netzwerke wie die <strong>Initiative</strong> CO 2 in regelmä-<br />

ßigem Austausch stehen. Denn ihre wahren Stärken zeigen verschiedene Tech-<br />

nologien erst in der effektiven Vernetzung.<br />

3


3<br />

Mit wissenschaftlich-neutralem<br />

Handlungskonzept zur CO 2 -Reduktion in<br />

kommunalen Liegenschaften<br />

Bislang sind Einzelmaßnahmen wie Wär-<br />

medämmung oder Heizkesseltausch die<br />

gängigen Instrumente zum Klimaschutz<br />

in öffentlichen Liegenschaften. Das be-<br />

deutet, einzelne technische Ansätze<br />

werden oft isoliert auf ihre Wirtschaft-<br />

lichkeit hin überprüft und gegebenenfalls<br />

umgesetzt. Die Experten des Instituts<br />

für Energietechnik an der Hochschule<br />

Amberg-Weiden können helfen, das zu-<br />

sätzliche CO 2 -Reduktionspotenzial zu<br />

erschließen, das sich durch die Kombi-<br />

nation von <strong>Energieeffizienz</strong>maßnahmen<br />

und integrierten Wärmenutzungskon-<br />

zepten im Zusammenschluss von Lie-<br />

genschaften ergibt.<br />

Im Gegensatz zur isolierten Bewertung von<br />

Einzelmaßnahmen werden bei der wissen-<br />

schaftlich-neutralen und sachlogisch gestuften<br />

Vorgehensweise in der Erstellung von Klima-<br />

schutzkonzepten technische Ansätze zur Nut-<br />

zung erneuerbarer Energien und Verbesserung<br />

der <strong>Energieeffizienz</strong> umfassend geprüft und in<br />

Form verschiedener Energieversorgungsvarian-<br />

ten in Bezug auf den Ist-Zustand bewertet. Dies<br />

schafft die Basis, begrenzt vorhandene Investi-<br />

tionsmittel zeitlich gestaffelt und ökonomisch<br />

sinnvoll zur CO 2 -Reduktion einzusetzen. Diese<br />

Vorgehensweise schließt in einem konkreten<br />

Maßnahmenkatalog mit Systemempfehlung und<br />

bindet die Nutzer über gezielte Öffentlichkeits-<br />

arbeit mit ein. Die lokalen Potenziale zur Emis-<br />

sionsminderung in den Liegenschaften werden<br />

dadurch wirtschaftlich optimiert und umfassend<br />

erschlossen.<br />

E KRAFT-WÄRME-KOPPLUNG<br />

Das Institut für Energietechnik befindet sich an der Hochschule Amberg-Weiden.<br />

Das Institut für Energietechnik IfE an der Hochschule Amberg-Weiden<br />

beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit Klimaschutz- und <strong>Energieeffizienz</strong>-<br />

konzepten für Kommunen und Industriebetriebe. Die Arbeiten des IfE<br />

wurden mit dem E.ON Umweltpreis 2009 und dem Bayerischen Ener-<br />

giepreis 2008 ausgezeichnet. Bisher realisierte Vorhaben in Kommunen,<br />

die als Resultat eines Handlungskonzeptes umgesetzt wurden, werden<br />

durch das Institut für Energietechnik an der Hochschule Amberg-Weiden<br />

wissenschaftlich-messtechnisch begleitet und optimiert. Die erfassten<br />

Messdaten fließen in künftige Konzepte mit ein.<br />

Erstellung eines Handlungskonzeptes in 7 Phasen<br />

Phase 1: Bestandsaufnahme der Infrastruktur und der Gebäude<br />

Phase 2: Energieeinsparung und Steigerung der <strong>Energieeffizienz</strong><br />

Phase 3: Dimensionierung unterschiedlicher dezentraler<br />

Energieversorgungslösungen<br />

Phase 4: Entwicklung und Dimensionierung von<br />

Wärmeverbundkonzepten<br />

Phase 5: Wirtschaftlichkeitsbetrachtung mit Vollkostenrechnung<br />

Phase 6: CO 2 -Bilanzierung der vorgeschlagenen Maßnahmen<br />

Phase 7: Maßnahmenkatalog und Systemempfehlung mit<br />

Ausarbeitung eines zeitlich gestaffelten Handlungsleitfadens<br />

Autor: Prof. Dr.-Ing. Markus Brautsch • Institut für Energietechnik GbR an der<br />

Hochschule Amberg-Weiden • Kaiser-Wilhelm-Ring 23 • 92224 Amberg • Telefon (0 96 21) 4 82-284 • E-Mail: info@ifeam.de • www.ifeam.de


Infrarotaufnahme einer Gebäudehülle<br />

im Zuge der Schwachstellenanalyse.<br />

Phase 1:<br />

Umfassende Bestandsaufnahme der<br />

Infrastruktur und der Gebäude<br />

Im Zuge einer umfassenden Bestandsaufnahme<br />

werden die vorhandenen Wärmeerzeuger,<br />

deren Feuerungsleistungen und Laufzeiten, die<br />

Anlagennutzungsgrade sowie die Wärmever-<br />

teilung und Heizungsregelung im Ist-Zustand<br />

erfasst. Des weiteren werden der elektrische<br />

Energiebedarf sowie detaillierte Tages- und<br />

Jahreslastgänge aufgenommen. Aufbauend auf<br />

den bisherigen Energieverbrauchsdaten können<br />

Primärenergieumsatz und CO 2 -Ausstoß im Ist-<br />

Zustand bilanziert und mit dem vergleichbarer<br />

kommunaler Liegenschaften abgeglichen wer-<br />

den. Die Sichtung aktueller Energielieferverträ-<br />

ge ermöglicht zudem die Kalkulation der Ener-<br />

giekosten im Ist-Zustand. Ein weiterer wichtiger<br />

Aspekt, vor allem im Hinblick auf mögliche<br />

Wärmedämmmaßnahmen, ist die Aufnahme<br />

und Begutachtung der Gebäudehülle sowie die<br />

Kalkulation der Gebäudeenergiebilanz nach der<br />

Energieeinsparverordnung (EnEV).<br />

Phase 2: Energieeinsparung und<br />

Steigerung der <strong>Energieeffizienz</strong><br />

Aufbauend auf der vorhandenen Datenbasis<br />

im Ist-Zustand können gezielt Maßnahmen zur<br />

Energieeinsparung und <strong>Energieeffizienz</strong>steige-<br />

Jahresdauerlinie des Wärmebedarfs<br />

in einem Nahwärmenetz und Deckung durch die<br />

Kombination verschiedener Wärmeerzeuger.<br />

rung entwickelt werden, um zunächst den Energiebedarf zu senken, bevor es in<br />

die Dimensionierung erneuerbarer Energiesysteme geht. Einzelne Maßnahmen<br />

wie die Installation drehzahlvariabler Heizungspumpen oder die Erneuerung be-<br />

ziehungsweise effektive Regelung der Gebäudebeleuchtung können den elek-<br />

trischen Energiebedarf eines Gebäudes um rund 10 Prozent reduzieren. Der<br />

thermische Energiebedarf kann durch den hydraulischen Abgleich des Heizungs-<br />

netzes, den Einbau moderner Thermostatventile, der Installation einer gebäude-<br />

angepassten Regelung oder Gebäudeleittechnik um bis zu 25 Prozent gesenkt<br />

werden. Unter Einbindung der Gebäudenutzer und Hausmeister kann zudem<br />

das Nutzerverhalten überprüft und gegebenenfalls angepasst werden. An dieser<br />

Stelle werden auch unterschiedliche Wärmedämmmaßnahmen dimensioniert<br />

und im Hinblick auf den Wärmeenergiebedarf, den Primärenergiebedarf und<br />

CO 2 -Ausstoß des Gebäudes bewertet.<br />

Phase 3: Dimensionierung unterschiedlicher dezentraler<br />

Energieversorgungslösungen<br />

Abgestimmt auf die witterungsbereinigte Jahresdauerlinie eines Gebäudes, die<br />

zudem die Energieeinsparmöglichkeiten aus Phase 2 berücksichtigt, können nun<br />

dezentrale, das heißt für jede Liegenschaft einzeln entwickelte, Energieversor-<br />

gungslösungen dimensioniert werden. Die Jahresdauerlinie spiegelt den ther-<br />

mischen Leistungsbedarf eines Gebäudes über das Jahr hinweg wider und ist das<br />

zentrale Planungsinstrument für die Auslegung von Energieversorgungsvarianten.<br />

Als Referenzvariante hinsichtlich des CO 2 -Ausstoßes und der Kosten wird in der<br />

Regel ein Gas- oder Heizölbrennwertgerät ausgelegt. Je nach Gebäudegröße<br />

und Gebäudetyp können Biomasseanlagen (Pellet, Hackschnitzel), Blockheiz-<br />

kraftwerke (Erdgas, Heizöl, Pflanzenöl, Bio-Erdgas), Wärmepumpentechnolo-<br />

gien oder Solarthermieanlagen alternativ dimensioniert werden. Die Auslegung<br />

anhand der gebäudespezifischen Jahresdauerlinie, welche die Energieeinsparung<br />

aus Phase 2 berücksichtigt, vermeidet eine Überdimensionierung und ermöglicht<br />

die exakte Ermittlung der Jahresvolllaststunden und der Brennstoffverbräuche. >><br />

3


40<br />

Phase 4:<br />

Entwicklung und Dimensionierung<br />

von Nahwärmeverbundkonzepten<br />

Alternativ zu der dezentralen, isolierten Ge-<br />

bäudeenergieversorgung, kann die Bildung von<br />

Nahwärmeverbundnetzen mit Nutzung mög-<br />

licher Abwärmequellen wirtschaftlich deutliche<br />

Vorteile bringen – insbesondere, wenn neben<br />

Schulen und Turnhallen auch Frei- und Hallen-<br />

bäder beziehungsweise Industriebetriebe in den<br />

Wärmeverbund integriert werden können. Die<br />

Dimensionierung der Wärmeerzeuger gliedert<br />

sich hierbei in Grund-, Mittel- und Spitzenlastan-<br />

teile und orientiert sich an der geordneten ther-<br />

mischen Jahresdauerlinie des Gesamtnetzes. In<br />

der Heizzentrale eignen sich Biomasseanlagen<br />

(Heiz- oder Heizkraftwerke) sowie Blockheiz-<br />

kraftwerke (Erdgas, Biogas, Heizöl, Pflanzenöl,<br />

Bio-Erdgas) als Grundlastwärmeerzeuger. Für<br />

die Spitzenlast beziehungsweise als Reservekes-<br />

sel werden dagegen aufgrund der geringen In-<br />

vestitionskosten und der geringen Laufzeit kon-<br />

ventionelle Gas- oder Ölkessel eingesetzt.<br />

Phase 5:<br />

Beispiel für Wärmepreise<br />

bei dezentraler Energieversorgung im Vergleich<br />

mit einem Nahwärmeverbund.<br />

Wirtschaftlichkeitsbetrachtung mit<br />

Vollkostenrechnung<br />

In der fünften Phase werden nun die Investitions-<br />

kosten für sämtliche Maßnahmen zur Energieef-<br />

fizienzsteigerung aus Phase 2 beziehungsweise<br />

für die dezentralen (mit Wärmeerzeuger, Brenn-<br />

stofflager, Einbringung, Demontage Altanlagen,<br />

Planung) und zentralen Energieversorgungskon-<br />

zepte der Liegenschaften (mit Wärmeerzeuger,<br />

Nahwärmenetz, Übergabestationen, Brenn-<br />

stofflager, Heizzentralen, Planung) erarbeitet.<br />

Grundsätzlich erfolgt die Prognose aller Investi-<br />

tionskosten produktneu-tral anhand von Markt-<br />

durchschnittspreisen. Mit Berücksichtigung der<br />

Brennstoffkosten (Hackschnitzel, Pflanzenöl,<br />

Biogas, Bio-Erdgas, Pellets), der Wartungs- und<br />

E KRAFT-WÄRME-KOPPLUNG<br />

Beispiel für eine Sensitivitätsanalyse –<br />

Veränderung der Wärmepreise bei variierenden<br />

Brennstoffkosten und Kapitalkosten.<br />

Betriebskosten sowie der Verwaltungskosten können nun die jährlichen<br />

Durchschnittskosten für alle möglichen Lösungen kalkuliert werden. Bei<br />

KWK-Lösungen werden die Stromeinnahmen nach dem Erneuerbare-<br />

Energien-Gesetz oder Kraft-Wärme-Kopplungs-Gesetz gegengerech-<br />

net. Die Nettojahresgesamtkosten (Vollkosten) können nun spezifisch<br />

auf eine Kilowattstunde Nutzwärme bezogen werden und bilden somit<br />

den spezifischen Wärmepreis einer Energieversorgungslösung. Diese<br />

spezifischen Wärmegestehungskosten beinhalten alle Kostenarten einer<br />

Versorgungslösung und ermöglichen den Vergleich der verschiedenen<br />

Versorgungslösungen untereinander sowie den Vergleich mit möglichen<br />

Contracting-Modellen. Darüber hinaus bilden die Vollkostenwärmepreise<br />

die Grundlage für den interkommunalen Wärmeverkauf.<br />

Im Zuge einer gesonderten Betrachtung erfolgt anschließend die Kalkula-<br />

tion der Vollkostenwärmepreise unter Berücksichtigung aktueller Inves-<br />

titionsfördermittel. Da die Kalkulation der Vollkostenwärmepreise aus-<br />

Autor: Prof. Dr.-Ing. Markus Brautsch • Institut für Energietechnik GbR an der<br />

Hochschule Amberg-Weiden • Kaiser-Wilhelm-Ring 23 • 92224 Amberg • Telefon (0 96 21) 4 82-284 • E-Mail: info@ifeam.de • www.ifeam.de


schließlich mit heutigen Kapitalmarktzinsen und<br />

Brennstoffpreisen erfolgt, wird im Zuge einer<br />

nachgeschalteten Sensitivitätsanalyse der Ein-<br />

fluss variierender Zinsen und Brennstoffpreise<br />

auf den Wärmepreis einer Lösung untersucht.<br />

Ein weiterer wichtiger Aspekt der Wirtschaft-<br />

lichkeitsbetrachtung ist die dynamische Amor-<br />

tisationsrechnung der klimaschutzbedingten<br />

Mehrinvestitionen gegenüber der Standard-<br />

Referenzvariante.<br />

Phase 6: CO 2 -Bilanzierung<br />

der vorgeschlagenen Maßnahmen<br />

Ausgehend vom CO 2 -Ausstoß im Ist-Zustand<br />

erfolgt in Phase 6 die Bilanzierung des neuen<br />

CO 2 -Ausstoßes in den untersuchten Liegen-<br />

schaften bei Umsetzung unterschiedlicher<br />

<strong>Energieeffizienz</strong>maßnahmen aus Phase 2, bei<br />

der dezentralen Energieversorgung der Liegen-<br />

schaften, wie in Phase 3 erarbeitet, oder der<br />

Versorgung über einen Nahwärmeverbund,<br />

wie in Phase 4 entwickelt.<br />

Verlegung von Nahwärmeleitungen.<br />

Phase 7: Maßnahmen, System-<br />

empfehlung, Handlungsleitfaden<br />

Ausgehend vom CO 2 -Ausstoß und den Ener-<br />

giekosten im Ist-Zustand wurden in den Pha-<br />

sen 1 bis 6 unterschiedliche Möglichkeiten der<br />

Energieeinsparung und Effizienzsteigerung so-<br />

wie unterschiedliche dezentrale und zentrale Wärmeversorgungskonzepte auf<br />

Basis erneuerbarer Energien einer umfassenden Wirtschaftlichkeitsbetrachtung<br />

und CO 2 -Bilanz unterzogen. Diese Zusammenstellung bildet die wissenschaft-<br />

lich neutrale und projektspezifisch ausgearbeitete Basis für die abschließende<br />

Entscheidungsfindung beziehungsweise die Ausarbeitung eines Maßnahmenka-<br />

taloges und zeitlich gestaffelten Handlungsleitfadens.<br />

Variante<br />

Beispiel für die dynamische<br />

Amortisationsrechnung<br />

der klimaschutzbedingten Mehrkosten<br />

gegenüber der Referenzvariante.<br />

Investitionskosten<br />

(Euro)<br />

Beispiel für die zusammenfassende Darstellung von Investitionen,<br />

Wärmekosten und CO 2 -Emissionen.<br />

Beispiel für die CO 2 -Bilanz<br />

unterschiedlicher Energieversorgungskonzepte.<br />

Jahresgesamtkosten<br />

(Euro/a)<br />

Wärmegestehungskosten<br />

(Cent/kWh)<br />

CO 2 -<br />

Emissionen<br />

(t/a)<br />

Variante 1.0 1.284.000 498.000 9,5 1.556<br />

Variante 1.1 1.798.000 379.000 7,2 554<br />

Variante 1.2 1.945.000 410.000 7,8 -758<br />

Variante 1.3 1.833.000 596.000 11,3 878<br />

Variante 1.4 3.092.000 398.000 7,6 55<br />

41


4<br />

Mit dem Brennstoffzellen-Heizgerät<br />

Strom und Wärme selbst erzeugen<br />

Auftakt für die neue Heizgeräte-Technologie<br />

Enthüllung des GAMMA 1.0 Brennstoffzellen-Aggregates<br />

auf der Sanitär-Weltleitmesse ISH 2009.<br />

Brennstoffe zur Energieerzeugung sind<br />

teuer wie nie zuvor. Architekten, Städ-<br />

teplaner und Kommunen brauchen<br />

daher effiziente Alternativen zur Ge-<br />

winnung von Strom und Wärme, insbe-<br />

sondere bei der Sanierung und Erschlie-<br />

ßung von Wohngebieten. Die dezentrale<br />

Versorgung von Einfamilienhäusern mit<br />

Brennstoffzellen-Heizgeräten könnte<br />

ab 2012 die Lösung sein. Denn mit der<br />

Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) vor Ort<br />

werden Umwandlungsverluste und CO 2 -<br />

Emissionen weitestgehend vermieden.<br />

Bereits jetzt haben Kooperationspart-<br />

ner die Möglichkeit, sich an Feldtests zu<br />

beteiligen.<br />

Energieerzeugung im Eigenheim<br />

Die Brennstoffzelle ist der Motor der Zukunft,<br />

die wirkungsvollste Form der Kraft-Wärme-<br />

Kopplung. Als KWK bezeichnet man die de-<br />

zentrale Erzeugung von Strom, bei der die<br />

entstehende Wärme vor Ort, vornehmlich im<br />

Wohnbereich, gleich mitgenutzt werden kann.<br />

Anders als zentral arbeitende Kraftwerke, bei<br />

denen mit thermischer Energiewandlung rund<br />

zwei Drittel der für die Stromproduktion einge-<br />

setzten Energie auf dem Weg zur heimischen<br />

Steckdose verloren gehen, sorgt der Ener-<br />

giebringer Wasserstoff nahezu verlustfrei für<br />

wesentlich mehr Effizienz. Und das mit einem<br />

denkbar einfachen Prinzip: Die Brennstoffzel-<br />

len setzen mit dem aus Erd- oder Bioerdgas<br />

E KRAFT-WÄRME-KOPPLUNG<br />

gewonnenen Wasserstoff bei Zuführung von in der Luft enthaltenem<br />

Sauerstoff eine „kalte Verbrennung“ in Gang. Zwischen zwei Elektro-<br />

den wandern Protonen durch einen Elektrolyten. Die freien Elektronen<br />

werden über einen gesonderten Kreislauf geschickt – so fließt Strom<br />

und entsteht Wärme. Wird die Wärme nicht sofort gebraucht, kann sie<br />

über einen angeschlossenen Speicher auch später, beispielsweise nachts,<br />

abgerufen werden. Stromerzeugung und Wärmenutzung können so<br />

effizient voneinander getrennt werden. Ein Vorgang, der nicht nur die<br />

Energiekosten reduziert, sondern auch die Umwelt schont.<br />

Von der BETA-Generation zur GAMMA-Kleinserie<br />

Das Unternehmen BAXI INNOTECH aus Hamburg arbeitet seit seiner<br />

Gründung vor zehn Jahren sukzessive an der Entwicklung eines Brenn-<br />

stoffzellen-Heizgerätes. Gemeinsam mit internationalen Zulieferern, En-<br />

ergieversorgungsunternehmen und dem Fachhandwerk ist dabei ein Pro-<br />

dukt entstanden, das den europäischen Bedürfnissen entspricht. Schon die<br />

Feldtests mit der zweiten, der BETA-Generation, haben gezeigt, dass die<br />

auf Niedertemperatur basierende PEM (Polymer-Elektrolyt-Membran)-<br />

Brennstoffzelle für den Einsatz im Heizgerät der ideale Brennstoffzellen-<br />

Typ ist. Ein an das Einfamilienhaus angepasstes Betriebstemperatur-Ni-<br />

veau, die kurzen Start- und Stoppzeiten sowie die modulierende, ganz<br />

auf die Wohn- und Lebensgewohnheiten im Einfamilienhaus abgestimmte<br />

Betriebsweise, zeichnen die Technik der BAXI INNOTECH-Entwicklung<br />

aus.<br />

Bei der aktuellen Produktgeneration, der GAMMA 1.0, konnte das Pro-<br />

duktionsverhältnis von Strom zu Wärme mit der auf 1,0 kWel und 1,7<br />

kWth fixierten Leistungsklasse weiter optimiert werden. Eine Dimensi-<br />

on, mit der das in erster Kleinserie produzierte Aggregat schon mehr<br />

Autor: BAXI INNOTECH GmbH<br />

BAXI INNOTECH GmbH • Ausschläger Elbdeich 127 • 20539 Hamburg • Telefon (0 40) 23 66 76-00 • E-Mail: info@baxi-innotech.de • www.baxi-innotech.de


So funktioniert die Brennstoffzelle<br />

Der Anode wird Wasserstoff (H ) und der Kathode<br />

2<br />

Sauerstoff (O ) zugeführt. Auf dem Weg von der Anode (+)<br />

2<br />

zur Kathode (-) passieren die Wasserstoffprotonen (H + )<br />

eine Elektrolytmembran. Die freien Elektronen werden<br />

dabei über einen separaten, äußeren Kreislauf geschickt.<br />

So entstehen Strom und Wärme zugleich.<br />

als die Grundlast abzudecken vermag. Eigen-<br />

heimbesitzer können so etwa zwei Drittel des<br />

Warmwasser- und Heizungsbedarfs und fast<br />

drei Viertel des Stroms in Eigenregie aus der<br />

Kraft-Wärme-Kopplung erzeugen. Wird zu-<br />

sätzlich ein Brennwertgerät integriert, entfal-<br />

tet das Aggregat seine volle Leistungskraft. Ein<br />

ausgefeiltes Regelungssystem – kombiniert mit<br />

dem Anschluss an einen separaten Wärmespei-<br />

cher und der Einbindung eines elektronischen<br />

Energiemanagers – garantiert idealen Wärme-<br />

komfort, einen höheren Nutzungsgrad sowie<br />

verbesserte Betriebszeiten übers Jahr. Die<br />

GAMMA 1.0 erfüllt also alle Erwartungen an<br />

eine bewährte Zukunftstechnologie.<br />

Die Brennstoffzelle im Keller –<br />

ein Beitrag zur Öko-Bilanz<br />

Auch die im Vergleich zu konventionellen Brenn-<br />

wertkesseln wesentlich verbesserte Öko-Bilanz<br />

beim Einsatz von Brennstoffzellen-Heizgeräten<br />

kann sich sehen lassen. Geht man davon aus,<br />

dass etwa ein Drittel der in Deutschland er-<br />

zeugten CO 2 -Emissionen aus dem Heiz- und<br />

Warmwasserbedarf der privaten Haushalte<br />

stammen, ergibt sich bei rund 250.000 neu<br />

installierten Heizungsanlagen im Jahr ein en-<br />

ormes Potenzial zur Senkung des klimaschäd-<br />

lichen Kohlendioxidausstoßes. Berücksichtigt<br />

man zudem den einzusparenden Strombedarf<br />

aus Kraftwerken, könnten die CO 2 -Emissionen<br />

deutschlandweit um mindestens 30 Prozent re-<br />

duziert werden. BAXI INNOTECH strebt mit<br />

Entwicklung seines Brennstoffzellen-Heizgerätes<br />

sogar eine Verminderung von bis zu 50 Prozent<br />

an. Das soll durch die Betriebseigenschaften der<br />

PEM-Brennstoffzelle und der selbstlernenden<br />

Gerätesteuerung erreicht werden, die sich dem<br />

individuellen Energieverbrauch anpasst.<br />

Feldtests prüfen die technische Marktreife<br />

Die technische Marktreife des Brennstoffzellen-Heizgerätes für Einfamilienhäuser<br />

ist bei BAXI INNOTECH schon fast erreicht. Auch unter Experten gilt die Techno-<br />

logie unangefochten als effizienteste Form der Kraft-Wärme-Kopplung. Bund und<br />

Wirtschaft fördern im Rahmen des 2006 auf zehn Jahre angelegten „Nationalen<br />

Innovationsprogramms Wasserstoff und Brennstoffzelle“ die Weiterentwicklung für<br />

mobile, stationäre und weitere Anwendungen. Sowohl Industrie als auch der Bund<br />

werden rund 500 Millionen Euro zur Verfügung stellen. Das Ziel des Programms:<br />

der energiepolitisch und ökologisch sinnvollen Technologie durch gemeinsame<br />

Demonstrationsprojekte, so genannte Leuchtturm-Projekte, zum Durchbruch zu<br />

verhelfen. BAXI INNOTECH nimmt seit 2008 an dem eigens dafür aufgestellten<br />

Callux-Projekt teil, dem Praxistest der Bundesregierung und der Industrie zur Vor-<br />

bereitung des Markteinstiegs von Brennstoffzellen-Heizgeräten.<br />

Auch Kommunen können durch Teilnahme an den laufenden Feld-<br />

tests bereits heute von der innovativen Technologie profitieren.<br />

Informationen unter: www.baxi-innotech.de oder Telefon (0 40) 23 66 76-00.<br />

Heizgeräte-Revolution im Eigenheim: Mit dem Anschluss an das vorhandene Erdgasnetz gewinnt<br />

die GAMMA 1.0 den notwendigen Wasserstoff zur Strom- und Wärmeerzeugung vor Ort.<br />

Auch nicht sofort benötigte Energie wird effizient genutzt – durch Zwischenspeicherung der Wärme und<br />

Einspeisung von Reststrom ins öffentliche Netz.<br />

43


44<br />

Energieffizienz im Hotel: ESB-Wärme sorgt<br />

mit einem Erdgas betriebenen Mini-BHKW für<br />

Wärme und Strom im Seehotel Leoni.<br />

Energie-Contracting, das bedeutet: Fi-<br />

nanzierung, Planung und Betrieb von<br />

Anlagen zur effizienten Wärme-, Käl-<br />

te- oder Stromerzeugung durch einen<br />

spezialisierten Dienstleister. Mit der<br />

ESB-Wärme ist seit 2003 einer der füh-<br />

renden deutschen Contractoren am<br />

Markt tätig. Das Leistungsangebot des<br />

Münchener Unternehmens reicht von<br />

der klassischen Wärmeversorgung mit<br />

Erdgas bis hin zu neuen Energiekon-<br />

zepten mit regenerativen Brennstoffen.<br />

Kunden aus den unterschiedlichsten Branchen<br />

nutzen das Angebot der ESB-Wärme. Kommu-<br />

nale und soziale Einrichtungen, Wohnungsun-<br />

ternehmen, Industrie- und Gewerbebetriebe<br />

und vor allem Hotellerie und Gastronomie in<br />

ganz Deutschland haben sich für die Energie-<br />

Expertise des südbayerischen Contractors ent-<br />

schieden.<br />

E KRAFT-WÄRME-KOPPLUNG<br />

ESB-Wärme GmbH –<br />

Contracting-Kompetenz<br />

aus Südbayern<br />

Rund 400 Objekte versorgt das Unternehmen mit Sitz in München<br />

mit Contracting-Energie. Die Kunden beziehen dabei unterschiedliche<br />

Dienstleistungen für verschiedene Anwendungsbereiche: Heizungswär-<br />

me, Kälte und günstiger BHKW-Strom für Hotels, Schulen und Wohn-<br />

anlagen oder Prozessdampf für industrielle Anwendungen. Bei der Er-<br />

zeugung dieser Energien setzt die ESB-Wärme verstärkt auf besonders<br />

effiziente Technologien, die dem Umweltbewusstsein der Kunden und<br />

den gestiegenen Energiestandards Rechnung tragen: KWK-Anlagen,<br />

Gas-Wärmepumpen, Nahwärmenetze oder der Mix von Erdgas mit<br />

regenerativen Energien wie Pellets, Biogas oder Hackschnitzel sind zu-<br />

nehmend gefragt.<br />

Moderne Technik für starke Rendite<br />

Warum Contracting sich für die meisten Unternehmen, Kommunen<br />

oder Hotelbetriebe auszahlt? Oftmals ist hier noch veraltete Heizungs-<br />

technik im Einsatz. Das Resultat: Es wird mehr Energie als nötig ver-<br />

braucht, Emissionswerte und Störungsanfälligkeit sind überdurchschnitt-<br />

lich hoch. Für weitreichende Modernisierungsmaßnahmen fehlen jedoch<br />

neben dem internen Know-how oftmals auch die nötigen Finanzmittel.<br />

Denn Investitionen in moderne Technik sind teuer.<br />

Autor: Dipl.-Ing. (FH) Manfred Maier<br />

ESB-Wärme GmbH • Projektverantwortlicher Contracting • Ungsteiner Straße 31 • 81539 München • Telefon (0 80 26) 91 68-10 • manfred.maier@esb-waerme.de<br />

www.esb-waerme.de


Umweltschutz im Unternehmen: Über 1.220<br />

Tonnen CO 2 vermeidet DyStar jedes Jahr seit der<br />

Erneuerung der Kessel durch die ESB-Wärme.<br />

Die Lösung dafür bietet ein erfahrener Con-<br />

tracting-Partner: Der Kunde übergibt einem<br />

Spezialisten wie der ESB-Wärme die Verant-<br />

wortung für ihre Energieerzeugungsanlagen.<br />

Die ESB-Wärme installiert moderne Technik<br />

mit niedrigen Verbrauchswerten, übernimmt<br />

die Finanzierung, wartet die Anlage und sorgt<br />

im Schadensfall für Reparatur oder Ersatz. Der<br />

Contracting-Nehmer kann dadurch nicht nur<br />

den Energieverbrauch deutlich senken und sei-<br />

ne Umweltbilanz verbessern. Es bleiben zudem<br />

die Liquiditätsspielräume und die Kreditlinie für<br />

wichtige Investitionen erhalten.<br />

Außerdem ist der Anlagenbetrieb per Contrac-<br />

ting-Modell mit der ESB-Wärme häufig sogar<br />

günstiger als der Eigenbetrieb. Denn als eines<br />

der führenden Contracting-Unternehmen in<br />

Deutschland hat die ESB-Wärme gute Kontakte<br />

zu Anlagenherstellern und kann zudem Grö-<br />

ßenvorteile beim Einkauf der Energie nutzen.<br />

Optimal eingestellte und verbrauchsarme Anla-<br />

gen sorgen außerdem für günstige Verbrauchs-<br />

werte. Gerade in Zeiten steigender Energiekos-<br />

ten und harter Renditeziele ist Contracting mit<br />

externem Partner der Schlüssel für mehr Flexi-<br />

bilität und Effizienz bei der Energieerzeugung.<br />

Mehr <strong>Energieeffizienz</strong><br />

durch Contracting<br />

Die jüngsten Projekte der ESB-Wärme ver-<br />

deutlichen den Trend zu individuell angepass-<br />

ten Contracting-Konzepten mit einem Energie-<br />

träger-Mix: So wurde im September 2008 ein<br />

Nahwärmenetz mit Hackschnitzelheizwerk in<br />

der niederbayerischen Kommune Mallers-<br />

dorf-Pfaffenberg in Betrieb genommen.<br />

Bei einem oberbayerischen Bäckerei-Filialisten<br />

kommen seit Ende 2008 Gas-Wärmepumpen<br />

in der Produktion zum Einsatz. Eine mittelstän-<br />

dische Hotelkette hat mit Hilfe der ESB-Wärme alle Immobilien auf den neues-<br />

ten Stand der Energieerzeugungstechnik gebracht. Und das Geretsrieder Werk<br />

des Weltmarktführers im Textilfarbenbereich, DyStar, setzt seit vergangenem<br />

Jahr auf ein hocheffizientes Contracting-Konzept für Prozessdampf.<br />

Dass Contracting bei der ESB-Wärme GmbH ein Geschäftsfeld mit starken<br />

Wachstumsraten ist, beweisen die Ergebnisse. In nur fünf Jahren nach der Grün-<br />

dung steigerte sich die jährliche Wärme-Absatzmenge kontinuierlich auf heute<br />

circa 180 Millionen Kilowattstunden – Tendenz steigend. Diesen Trend unter-<br />

streicht auch ein neuer Auftrag der Münchener Wärme-Experten: die Zusam-<br />

menarbeit mit der Justizvollzugsanstalt Straubing. Ab 2010 startet der größte<br />

Wärmelieferungsauftrag in der Geschichte des Freistaates Bayern – entwickelt<br />

und betrieben von einer Arbeitsgemeinschaft der ESB-Wärme GmbH und der<br />

Biber Biomasse GmbH, Geiselhöring. Eine Kooperation, die sich bereits bei<br />

dem Nahwärmenetz mit Hackschnitzelheizwerk in der Kommune Mallersdorf-<br />

Pfaffenberg bewährt hat.<br />

Contracting für Kommunen: Ein Holzhackschnitzelheizwerk<br />

mit Nahwärmenetz versorgt mehrere kommunale Einrichtungen<br />

im oberbayerischen Mallersdorf-Pfaffenberg.<br />

ESB-Wärme Geschäftsführer<br />

Bernhard Reith<br />

45


4<br />

ESB-ServiceCenter Hausham setzt auf<br />

Solar-Eisspeicher zur Raumklimatisierung<br />

Informationen zur ESB<br />

Die Erdgas Südbayern GmbH ist einer der<br />

größten Energiedienstleister in Bayern. Über 300<br />

Mitarbeiter betreuen in Ober- und Niederbayern<br />

mehr als 200.000 Haushalte, 250 Kommunen,<br />

zahlreiche Industriebetriebe und 23 kommunale<br />

Weiterverteiler. Dafür stehen insgesamt 8.300<br />

Kilometer Leitungsnetz zur Verfügung.<br />

Neben der klassischen Erdgasversorgung bietet<br />

ESB effiziente Contractinglösungen – auch mit<br />

regenerativen Energien. Die ESB engagiert sich zu-<br />

dem in einer Reihe von Projekten, die den Einsatz<br />

von energiesparenden Techniken untersuchen und<br />

fördern. Dazu gehören etwa eine breit angelegte<br />

Studie zur Wirtschaftlichkeit von Mini-Blockheiz-<br />

kraftwerken, ein Praxistest mit kompakten Gaswär-<br />

mepumpen für das Einfamilienhaus oder die För-<br />

derung von über 50 Mini-BHKW-Anlagen im Jahr<br />

2008.<br />

E KRAFT-WÄRME-KOPPLUNG<br />

Als innovativer Energiedienstleister bietet Erdgas Südbayern<br />

(ESB) seinen Kunden ein breites Leistungsspektrum, um En-<br />

ergie möglichst sparsam einzusetzen. Dazu gehören hochef-<br />

fiziente Techniken zur Wärme-, Kälte- und Stromerzeugung<br />

genauso, wie kostensenkende Contracting-Lösungen der<br />

Tochtergesellschaft ESB-Wärme oder die Nutzung alternati-<br />

ver Energieträger. Allen Energiekonzepten der ESB ist jedoch<br />

eines gemeinsam: Sie werden individuell auf die Nutzungsbe-<br />

dingungen angepasst. Dabei geht der Versorger auch unkon-<br />

ventionelle Wege.<br />

Bestes Beispiel ist ein Solar-Eisspeicher, mit dessen Hilfe derzeit die Be-<br />

heizung des ESB-ServiceCenter Hausham evolutioniert wird. Mit einer<br />

Kombination aus Solarthermie, einem unterirdischen 70.000 Liter-Was-<br />

sertank und zwei Erdgas betriebenen Wärmepumpen zeigt die ESB, wie<br />

verschiedene Standard-Techniken für mehr <strong>Energieeffizienz</strong> gebündelt<br />

werden können. Das System ist bundesweit erst das dritte seiner Art und<br />

geht ab Februar 2009 in Betrieb.<br />

Die Suche nach der geeigneten Umweltwärme-Quelle<br />

Ausgangslage für die Umstellung der Wärme-/Kälte-Versorgung in der<br />

Gas-Druck-Regel- und Messanlage (GDRM-Anlage) auf dem Gelände<br />

des ESB-ServiceCenter Hausham waren eine bereits defekte und eine<br />

überalterte Brennwertheizung. Zunächst war geplant, die beiden Anla-<br />

gen durch eine Gas-Absorptions-Wärmepumpe zu ersetzen, die Luft<br />

Bauphase: Impressionen von der Entstehung des Eisspeichers.<br />

Autor: Dipl.-Ing. (FH) Manfred Maier<br />

ESB-Wärme GmbH • Projektverantwortlicher Contracting • Ungsteiner Straße 31 • 81539 München • Telefon (0 80 26) 91 68-10 • manfred.maier@esb-waerme.de<br />

www.esb-waerme.de


Funktionsprinzip: Die Gaswärmepumpen heizen<br />

mit solarer Umweltenergie. Der Solar-Eisspeicher<br />

wird durch Sonnenkollektoren regeneriert.<br />

als Wärmeträger nutzt. Aufgrund des schlech-<br />

teren Wirkungsgrades der Luft-Wärmepumpe<br />

und der zu erwartenden Geräuschentwicklung<br />

des Ventilators (stündliche Ansaugleistung rund<br />

10.000 Kubikmeter Luft) konnte dieser Ansatz<br />

jedoch nicht weiter verfolgt werden. Alternativ<br />

dazu wurde der Einsatz einer Gas-Wärmepum-<br />

pe analysiert, die Grundwasser als Wärmequelle<br />

nutzt. Recherchen bei Gemeinde, Wasserwirt-<br />

schaftsamt und in eigenen historischen Unterla-<br />

gen ergaben aber, dass der Grundwasserspiegel<br />

auf dem Gelände des ServiceCenter mit etwa<br />

70 Metern zu tief liegt, um Sonden wirtschaftlich<br />

installieren und nutzen zu können.<br />

Die Lösung: ein Solar-Eisspeicher<br />

Wie so häufig fand sich auch in Hausham die Lö-<br />

sung des Problems im Austausch mit Fachleuten,<br />

die ebenfalls auf dem Gebiet des energetischen<br />

Bauens und Sanierens tätig sind. In diesem Fall<br />

handelt es sich um die Firma Isocal. Das auf den<br />

Vertrieb von Gas-Absorptions-Wärmepumpen<br />

spezialisierte Unternehmen schlug das Konzept<br />

eines Solar-Eisspeichers vor, in das auch eine<br />

bereits installierte und bislang nicht genutzte<br />

Solaranlage eingebunden werden konnte. Das<br />

Prinzip: Im Sommer speichert das System die<br />

Sonnenenergie und gibt sie im Winter an zwei<br />

hocheffiziente Gaswärmepumpen zum Heizen<br />

ab. Im Detail: Mehrere Solarkollektoren auf dem Dach des ESB-Gebäudes sam-<br />

meln Sonnenwärme und laden so den wassergefüllten Solar-Eisspeicher auf, der<br />

sich wie eine Regenwasserzisterne unter der Erde befindet. In den Sommermo-<br />

naten heizen sich dort die 70.000 Liter Wasser langsam auf. Im Winter können<br />

zwei Erdgas betriebene Gaswärmepumpen dem Speicherwasser die Wärmeen-<br />

ergie solange zum Heizen entziehen, bis es gefriert. Mit dem Eis ist wiederum eine<br />

Klimatisierung der Gebäude im Sommer möglich; daher der Name Solar-Eisspei-<br />

cher. In Sachen <strong>Energieeffizienz</strong> ist diese Kombination von Gaswärmepumpen<br />

und Solar-Eisspeicher nahezu konkurrenzlos. Bezogen auf die Energie des einge-<br />

setzten Erdgases erreichen vergleichbare Projekte bei reinem Heizbedarf einen<br />

Wirkungsgrad von rund 160 Prozent. Wird das System zur Deckung des Heiz-<br />

und Kühl-/Kältebedarfes verwendet, steigt dieser Wert sogar auf 230 Prozent.<br />

So funktioniert eine Gaswärmepumpe<br />

Technisches Kernstück der Eisspeicher-Solaranlage im ServiceCenter Hausham<br />

bilden die beiden Gaswärmepumpen. Diese funktionieren ähnlich wie ein Haus-<br />

haltskühlschrank. Im Heizbetrieb nur mit umgekehrter Wirkung: Der Umwelt,<br />

oder wie in Hausham, dem Wasser im Solar-Eisspeicher, wird Wärmeenergie<br />

entzogen und in der Gaswärmepumpe auf eine höhere Temperatur gebracht.<br />

Diese Energie kann als Heizwärme in das Gebäude abgegeben werden. Im Kühl-<br />

betrieb dreht sich das Prinzip um. Den Räumen wird die Wärme entzogen und<br />

an den Speicher abgegeben.<br />

Rohbau: Rund 70.000 Liter Wasser soll<br />

der Solar-Eisspeicher im fertigen Zustand speichern.<br />

Kollektor/<br />

Absorber<br />

Heizen<br />

Wärmepumpe<br />

Eisspeicher<br />

4


4 Im Zuge der hohen Kosten für Erdöl<br />

Abbildungen: Gammel Engineering GmbH<br />

Gewinn für alle Beteiligten:<br />

Ein Hackschnitzel-Heizkraftwerk im<br />

kommunalen Wärmeverbund<br />

und Erdgas sowie im Hinblick auf die<br />

Klimaproblematik halten Kommunen<br />

vermehrt Ausschau nach Möglichkeiten,<br />

regenerative Energien zu günstigen<br />

Kosten zu nutzen und möglichst effizi-<br />

ent einzusetzen. Die Gemeinde Kaufe-<br />

ring im Landkreis Landsberg am Lech<br />

hat beispielsweise mit ihrem Biomas-<br />

seheizkraftwerk eine sehr gute Lösung<br />

gefunden, die sowohl wirtschaftlich als<br />

auch ökologisch Vorteile bringt.<br />

Von der Vision zum Kraftwerk: Höchste technische<br />

Effizienz und architektonische Exzellenz sind durchaus<br />

kein Widerspruch, wie das Hackschnitzel-Heizkraftwerk<br />

der Holzwerke Schilling in Schwendi zeigt.<br />

E KRAFT-WÄRME-KOPPLUNG<br />

Biomasseheizkraftwerk Kaufering:<br />

Exakte Situations-Analyse als Projektbasis<br />

Voraussetzung für die Errichtung eines wirtschaftlichen Biomasse-Heiz-<br />

kraftwerkes ist es, dass alle Beteiligten im Sinne der Aufgabe zusammen-<br />

arbeiten und wichtige Grundlagen im Vorfeld geklärt werden: die Be-<br />

lieferung mit Brennmaterial (Wald- und Landschaftspflegehackschnitzel)<br />

sowie die Abnahme von Wärme. Die Abnahme von Strom zu einem<br />

Fixpreis ist durch das EEG ohnehin gesichert. Auf der Basis dieser Zahlen<br />

(Mengen und Preise) kann dann das Konzept und die bedarfsgerechte<br />

Dimensionierung einer KWK-Anlage (Kraft-Wärme-Kopplung) mit Bio-<br />

massefeuerung (z. B. Hackschnitzel) entworfen werden. Sowohl die<br />

vorgelagerten Ermittlungen als auch das Konzipieren der Anlage sollten<br />

einem erfahrenen Partner anvertraut und nicht von einer Kommune in<br />

Eigenregie durchgeführt werden – denn bekanntlich steckt der Teufel<br />

im Detail. Deshalb waren auch zahlreiche Kommunen und Genossen-<br />

schaften bisher mit selbstgeplanten Konzepten nicht sehr zufrieden, da<br />

wesentliche Parameter übersehen wurden.<br />

Strategischer Wärmeverbund mit der Industrie<br />

ermöglicht die Planung einer wirtschaftlichen Anlage<br />

Da in der Gemeinde Kaufering alle wesentlichen Rahmenbedingungen für<br />

den Betrieb eines Biomasse-Heizkraftwerkes gegeben sind, wurde zwi-<br />

schen 2007 und 2008 eine solche Anlage errichtet. Zu Beginn des Pro-<br />

jektes war dabei die absetzbare Nutzwärme zu ermitteln. Der unmittelbare<br />

Bedarf reichte zunächst noch nicht aus, um ein geplantes Hackschnitzel-<br />

Heizkraftwerk wirtschaftlich betreiben zu können. Erst als es gelang, die<br />

Firma Hilti mit ihrem Wärmebedarf von etwa 8.300 MWh jährlich mit ins<br />

Boot zu holen, wurde zusammen mit dem Wärmebedarf der bereits exis-<br />

tierenden „Wärmeinseln“ Nord (4.700 MWh/a) und Albert-Schweitzer-<br />

Straße (2.500 MWh/a) eine wirtschaftlich sinnvolle Dimension erreicht.<br />

Die parallel dazu angedachte Alternative, Erdwärme als Biomasseersatz<br />

zu nutzen, wurde während der Konzeptionsphase als zu teure Investition<br />

verworfen. Auch schied eine Biogasnutzung aus, da durch mehrere beste-<br />

hende Biogasanlagen in der Region die Gefahr der Rohstoffverknappung<br />

Autor: Dipl.-Ing. (FH) Michael Gammel<br />

Gammel Engineering GmbH • An den Sandwellen 114 • 93326 Abensberg • Telefon (0 94 43) 9 29-0 • gammel@gammel.de • www.gammel.de


i<br />

Das Versorgungskonzept<br />

im Projektbeispiel Kaufering<br />

Objekt<br />

Umstellung und Erweiterung der Wärmeversorgung<br />

in Kaufering auf nachwachsende<br />

Rohstoffe. Neues Heizkraftwerk zur<br />

Wärmeerzeugung (Hackschnitzelbefeuerung)<br />

und Stromerzeugung in einer ORC-<br />

Anlage.<br />

Bauherr<br />

Gemeindewerke Kaufering<br />

Gesamtplanung / Baubetreuung<br />

Gammel Engineering GmbH<br />

Thermische Leistungsdaten<br />

6,0 MW Hackschnitzel<br />

6,5 MW Spitzenleistung (Heizöl)<br />

Elektrische Leistungsdaten<br />

890 kW ORC<br />

Versorgungskonzept Kaufering<br />

Leitungsverlauf: Bestand ( ) und geplant ( )<br />

Anschluss erfolgt ( ), geplant ( ), möglich ( )<br />

Montage der „Feuerbox“ – Herzstück der<br />

ORC-Technologie im Heizkraftwerk Kaufering.<br />

besteht. Die Entscheidung fiel also zugunsten eines mit Hackschnitzeln befeuer-<br />

ten Heizkraftwerkes. Das Heizkraftwerk in Kaufering ist wärmegeführt; das heißt<br />

die Menge der verwertbaren Wärme bestimmt die Dimension und die Auslas-<br />

tung der Anlage. Die Heizwärme, die den Verbrauchern über das 9,3 Kilometer<br />

lange Fernwärmenetz zugeführt wird, ist die zwangsläufig entstehende Abwärme<br />

der ORC-Anlage. Dadurch muss nur in seltenen Ausnahmefällen Abwärme über<br />

einen Kühler ungenutzt abgeführt werden, was die Effizienz gegenüber einer<br />

stromgeführten Anlage wesentlich erhöht. Mit einer Feuerungswärmeleistung<br />

von 6,1 MW erzeugt die Anlage mittels ORC-Technologie (siehe Bericht auf<br />

der nächsten Seite) eine Leistung von 900 kW elektrischen Strom. In Kon-<br />

zeption, Detailplanung und Baubegleitung des Projektes arbeitete die Gemeinde<br />

Kaufering sehr eng mit dem renommierten Unternehmen Gammel Engineering<br />

zusammen, das bereits über einhundert Energieprojekte realisiert hat.<br />

Positiv: Nutzung nachwachsender Rohstoffe aus der Region<br />

Die positiven Effekte des von der Kommune über ihre Gemeindewerke betrie-<br />

benen Biomasse-Heizkraftwerkes mit angeschlossenem Fernwärmenetz sind<br />

sowohl im ökonomischen als auch im ökologischen Bereich sehr vielfältig. Vor-<br />

dergründig wird hier, als Beitrag zum Klimaschutz, Energie aus nachwachsenden<br />

Rohstoffen genutzt. Diese Energie kann CO 2 -neutral verwertet werden (siehe<br />

Abbildung nächste Seite), was in Kaufering einer jährlichen Einsparung von<br />

rund 6.700 Tonnen CO 2 entspricht. Der eingesetzte Brennstoff Hackschnitzel<br />

stammt aus heimischer, nachhaltiger Forstwirtschaft, wodurch der Erlös für den<br />

Brennstoff – im Gegensatz zu importiertem Gas oder Erdöl – fast vollständig in der<br />

Region verbleibt und die Wirtschaftskraft im Einzugsgebiet von Kaufering stärkt. Die<br />

Aussicht, Hackschnitzel verkaufen zu können, hat die Landwirte zudem veranlasst,<br />

Energiewald zu pflanzen. Durch den Anreiz einer kommunalen Prämie für die An-<br />

pflanzung im Trinkwasserschutzgebiet wird die Trinkwassersituation der Kommune<br />

verbessert und damit eine aufwändige Trinkwasseraufbereitung vermieden. >><br />

4


50<br />

emittiertes<br />

CO 2<br />

Verbrennung<br />

von Holz<br />

Wasser<br />

Sonne<br />

Energiewald im Trinkwasserschutzgebiet er-<br />

laubt den Landwirten einen guten Erlös und be-<br />

deutet damit ein Ende des Konfliktes zwischen<br />

Wasserwirtschaft und Landwirtschaft. Energie-<br />

wald verbessert nämlich durch vermehrte Hu-<br />

musbildung die Reinigungsfähigkeit des Bodens,<br />

kommt ohne Düngung aus und führt zu verbes-<br />

serter Wasserspeicherung.<br />

Fernwärme in Kaufering:<br />

umweltfreundlich und günstig<br />

Sauerstoff<br />

Das Heizkraftwerk selbst arbeitet praktisch<br />

emissionsfrei. Durch einen exakt gesteuerten<br />

Verbrennungsprozess und Beseitigung der im<br />

Rauchgas mitgerissenen Aschepartikel durch<br />

Multizyklon und Elektrofilter verlassen nur CO 2<br />

und Wasser den Kamin. Damit trägt das Heiz-<br />

kraftwerk als Ersatz für zahlreiche nicht so op-<br />

timal zu betreibende Einzelheizungen zur Ver-<br />

besserung der Luftqualität in Kaufering bei.<br />

Mit dem Fernheiznetz wird den Abnehmern<br />

Wärme zu einem beträchtlich günstigeren Preis<br />

als mit anderen Heizmethoden zur Verfügung<br />

gestellt, was den Geldbeutel der Bürger schont<br />

und damit ihre Kaufkraft erhöht. Auch die Aus-<br />

gaben der Kommune für die Beheizung öffent-<br />

licher Gebäude sinken. Fazit: Der Betrieb des<br />

Lohnende Investition: Das Biomasse-<br />

Heizkraftwerk in Kaufering wurde allen<br />

Anforderungen gerecht.<br />

E KRAFT-WÄRME-KOPPLUNG<br />

CO 2 -neutral: Bei der Holzverfeuerung wird genau die Menge CO 2<br />

emittiert, die für das Wachstum aus der Umwelt entzogen wurde.<br />

Hackschnitzel-Heizkraftwerkes und die damit ermöglichte Wärmeliefe-<br />

rung stellen eine zusätzliche Einnahmequelle für Kaufering dar, die die<br />

großzügigere Erfüllung anderer kommunaler Aufgaben ermöglicht.<br />

Biomasseheizkraftwerk Kaufering – System mit Zukunft<br />

Ein Wärmeverbundsystem wie in Kaufering sollte am besten stufenwei-<br />

se verwirklicht werden. Das bedeutet, das Hackschnitzel-Heizkraftwerk<br />

wird für den momentanen Bedarf (plus einer gewissen Reserve) kon-<br />

zipiert, gleichzeitig aber Raum für eine spätere Erweiterung eingeplant.<br />

Sowohl das nötige Investitionsvolumen als auch die Zeit, die zum Ausbau<br />

eines Fernwärmenetzes nötig sind, sprechen für diese allmähliche Ver-<br />

größerung der Anlage. Darüber hinaus können den Wärmeabnehmern<br />

bei einem Anschluss während der Bauphase des Fernwärmenetzes be-<br />

sonders günstige Anschlusskosten gewährt werden und gleichzeitig wird<br />

eine unwirtschaftliche Überdimensionierung der Anlage vermieden. Die<br />

fehlerhafte Dimensionierung ist der häufigste Fehler bei der Planung von<br />

Energieanlagen.<br />

Die Möglichkeit eines kostengünstigen Fernwärmeanschlusses kann für<br />

viele Unternehmen den Ausschlag für eine Ansiedlung oder für Erweite-<br />

rungen geben. Das kommt in Form höherer Gewerbesteuereinnahmen<br />

und zusätzlicher Arbeitsplätze der Kommune zugute. Auch in Kaufering<br />

stehen weitere Unternehmen mit der Kommune in diesbezüglichen Ver-<br />

handlungen.<br />

Autor: Dipl.-Ing. (FH) Michael Gammel<br />

Gammel Engineering GmbH • An den Sandwellen 114 • 93326 Abensberg • Telefon (0 94 43) 9 29-0 • gammel@gammel.de • www.gammel.de


Abbildungen: Gammel Engineering GmbH<br />

Der ORC-Prozess – technische Grundlage für<br />

das effiziente Heizkraftwerk in Kaufering<br />

Das Kürzel ORC steht für „Organic Ran-<br />

kine Cycle“. In dem nach seinem Erfin-<br />

der W. J. M. Rankine benannten Kreislauf<br />

wird zur Energieumwandlung statt Was-<br />

ser ein organischer Stoff verdampft.<br />

Technisch genutzt wird das Verfahren im Zu-<br />

sammenspiel mit Biomassefeuerungen seit etwa<br />

zehn Jahren. Eingeführt sind Silikonöle, welche<br />

die passenden thermodynamischen Eigen-<br />

schaften aufweisen. Anders als Wasser können<br />

die Silikonöle durch zu hohe Temperatur in ih-<br />

ren Eigenschaften beeinträchtigt werden. Um so<br />

etwas sicher auszuschließen, wird das Silikonöl<br />

nicht direkt von den heißen Rauchgasen erhitzt,<br />

sondern unter Zwischenschalten von Thermoöl.<br />

In der Praxis heißt das, dass ein Rauchgaswärme-<br />

tauscher seine Energie auf Thermoöl überträgt<br />

( ), das dadurch auf etwa 315 °C erhitzt wird.<br />

In einem Verdampfer ( ) gibt das Thermoöl<br />

seine Energie an das Silikonöl ab, das dadurch<br />

Strom<br />

Regenerator<br />

Kondensator<br />

Generator<br />

Brennstoff<br />

Feuerung<br />

Turbine<br />

verdampft und einen Druck von rund 9 bar aufbaut. Dieser Dampf wird über eine<br />

Turbine ( ) geleitet, die direkt mit einem Generator zur Erzeugung von Wechsel-<br />

strom ( ) verbunden ist. Das abgearbeitete Silikonöl gibt einen erheblichen Teil<br />

der restlichen Energie in einem Regenerator ( ) an Silikonöl vor dem Verdampfer<br />

ab. Danach wird der Silikonöldampf kondensiert. Das erwärmte Kühlwasser wird<br />

zu Heizzwecken ( ) in einem Wärmenetz verwendet. Das kondensierte Silikon-<br />

öl wird mittels Pumpe dem Regenerator zugeführt, von wo es zum Verdampfer<br />

fließt. Die Wärmeübertragung in mehreren Stufen vom Rauchgas zum Thermoöl<br />

in Thermoölerhitzer, Economizer 1 und 2 sowie zwischen Thermoöl und ORC-<br />

Kreislauf in Verdampfer, Vorwärmer 1 und 2 erhöht die Nutzwärme beträchtlich.<br />

Wesentliche Vorteile der ORC-Technik gegenüber der alt eingeführten<br />

Dampfturbine liegen besonders im kleineren Leistungsbereich. Da bei der Ar-<br />

beitstemperatur von knapp 300 °C nur ein Druck von 9 bar entsteht, statt der<br />

üblichen 30 bar bei überhitztem Wasserdampf, muss die Konstruktion der Anlage<br />

nicht so robust sein und das Sicherheitsrisiko ist niedriger. Da aufgrund seiner ther-<br />

modynamischen Eigenschaften das Silikonöl auch als Sattdampf nicht in der Turbine<br />

kondensiert, kann es nicht zum bei Dampfturbinen gefürchteten zerstörerischen<br />

Tropfenschlag kommen. Der durch den niedrigen Druck langsame Lauf der Turbi-<br />

ne erlaubt den direkten, getriebelosen Antrieb des Generators.<br />

1.000°C<br />

80°C<br />

60°C<br />

315°C<br />

Thermoölerhitzer<br />

360°C 280°C 220°C<br />

250°C<br />

Verdampfer<br />

Vorwärmer 1<br />

Vorwärmer 2<br />

TÖ-ECO 1 TÖ-ECO 2<br />

175°C<br />

Verbrennungsluftvorwärmer<br />

Speisepumpe<br />

Thermoölkreislauf<br />

170°C<br />

ORC-Kreislauf (Silikonöl)<br />

Heizwasserkreislauf<br />

Verbrennungsluft<br />

51


5<br />

Blockheizkraftwerke:<br />

Strom und Wärme bedarfsgerecht erzeugen<br />

Die dezentrale Kraft-Wärme-Kopplung<br />

(KWK) ist eines der Trendthemen in<br />

der nachhaltigen Energieversorgung:<br />

KWK-Anlagen wie zum Beispiel Block-<br />

heizkraftwerke nutzen die Energie aus<br />

dem eingesetzten Brennstoff fast voll-<br />

ständig aus.<br />

Der Grund: Die KWK liefert nicht nur Strom,<br />

sondern verwendet auch die bei der Stromer-<br />

zeugung entstehende Abwärme. KWK-Anlagen<br />

haben damit einen Wirkungsgrad von beinahe<br />

90 Prozent – bei herkömmlichen Kraftwerken<br />

hingegen gehen mehr als zwei Drittel der ur-<br />

sprünglich zur Stromproduktion eingesetzten<br />

Energie verloren (Bild 1). Kennzeichnend für<br />

die verschiedenen KWK-Technologien ist, dass<br />

der Strom immer dezentral produziert wird –<br />

also dort, wo auch die Wärme effizient genutzt<br />

werden kann.<br />

E KRAFT-WÄRME-KOPPLUNG<br />

Großer Nachholbedarf in Deutschland<br />

Nur etwa zwölf Prozent des in Deutschland produzierten Stroms stam-<br />

men aus KWK-Anlagen, davon ist etwa die Hälfte aus der Fernwärme-<br />

versorgung. Damit hat die Bundesrepublik im internationalen Vergleich<br />

erheblichen Nachholbedarf: Der Anteil des KWK-Stroms beträgt bei-<br />

spielsweise in Dänemark, Finnland und den Niederlanden etwa 35 bis 50<br />

Prozent. Schätzungen gehen von einem Anstieg des Anteils in Deutsch-<br />

land auf 30 Prozent bis 2020 aus. Große Potenziale hierzulande sehen<br />

Experten für die Industrie sowie für Gebäude, die nicht mit Fernwärme<br />

versorgt werden können.<br />

Vielfältige Einsatzgebiete<br />

zur effizienten Energieerzeugung<br />

Effiziente Energieerzeugung: Für kommunale<br />

Einrichtungen wie Schulen eignen<br />

sich Blockheizkraftwerke ideal.<br />

Ein wichtiges Einsatzgebiet der KWK sind Blockheizkraftwerke (BHKWs).<br />

Diese erzeugen Strom, der nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz<br />

(EEG) gefördert wird. Er wird in das öffentliche Leitungsnetz eingespeist<br />

oder in kommunalen Objekten verbraucht. Die entstehende Abwärme<br />

wird für wärmeintensive Prozesse in der Industrie oder zum Beheizen<br />

Autor: Detlef Giese • Mike Trommer<br />

GIESE Energie- u. Regeltechnik GmbH • Huchenstr. 3 • 82178 Puchheim • Telefon (0 89) 80 06 53-0 • E-Mail: m.trommer@giese-gmbh.de • www.giese-gmbh.de<br />

Foto: allwärme GmbH


kommunaler, privater oder gewerblicher Ge-<br />

bäude genutzt. BHKWs eröffnen nicht nur<br />

große Einsparpotenziale für Kommunen, son-<br />

dern produzieren auch rund 60 Prozent we-<br />

niger Treibhausgase als etwa die Stromerzeu-<br />

gung in einem Großkraftwerk.<br />

Einsatzgebiete im ländlichen Raum sind unter<br />

anderem Gemeindezentren, Verwaltungsge-<br />

bäude, Kindertagesstätten, Altenheime oder<br />

neue Wohngebiete mit Nahwärmeversor-<br />

gung. BHKWs lassen sich mit einer Vielzahl von<br />

Brennstoffen betreiben: Neben Bioethanol und<br />

Pfl anzenöl sind Heizöl, Erdgas oder Flüssiggas<br />

weitere Optionen.<br />

Förderprogramme nutzen<br />

Wer sich als Kommune für den Einsatz eines BH-<br />

KWs wie dem Energator ® von GIESE entschei-<br />

det, kann sich neben der effi zienten Energieer-<br />

zeugung auch über Fördermöglichkeiten freuen.<br />

Bei einer Laufzeit von 5.000 Betriebsstunden im<br />

Jahr (Bh/a) etwa zahlt der Staat eine Einmalsub-<br />

vention zwischen 8.875 und 15.125 Euro. Zu-<br />

dem werden für die Dauer von zehn Jahren ab<br />

BAFA-Antrag je Kilowattstunde des kommunal<br />

erzeugten Stromes 5,11 Cent vergütet.<br />

Bild 1: Dezentrale Blockheizkraftwerke<br />

weisen deutlich geringere Umwandlungsverluste<br />

und somit einen höheren Nutzungsgrad auf.<br />

Alle vier Leistungsgrößen des Energator ® gibt es optional auch mit einer zwei-<br />

stufi gen Regelung. Diese Möglichkeit, den Betrieb von 100 auf 60 Prozent zu<br />

drosseln, sorgt für einen sparsamen und bedarfsgerechten Verbrauch<br />

Wann rentieren sich Anlagen zur KWK?<br />

Hohe Anschlussdichte: Niedrige Wärmepreise erreichen KWK-<br />

Anlagen im Vergleich zu anderen Heizsystemen dann, wenn in den<br />

mit Fernwärme versorgten Gebieten möglichst viele Gebäude ange-<br />

schlossen sind.<br />

Anschluss- und Benutzungszwang: Um hohe Anschlussdichten<br />

zu gewährleisten und somit die Wärmeversorgung für alle Abnehmer<br />

ökonomisch zu gestalten, sind kommunale Versorgungskonzepte mit<br />

Anschluss- und Benutzungszwang ein geeignetes Mittel.<br />

Infrastruktur kostengünstig erneuern: Eine sehr gute Mög-<br />

lichkeit für Kommunen, neue Fernwärmeleitungen kostengünstig zu<br />

verlegen, besteht darin, den zurzeit oftmals notwendigen Austausch<br />

veralteter Abwasserleitungen zu nutzen. Dazu müssen die Straßen<br />

ohnehin aufgebrochen werden.<br />

Strom-Konzessionsverträge: Für die lokale Energiepolitik besteht<br />

die Gelegenheit, den konsequenten Ausbau von Nah- und Fernwär-<br />

me zu fordern, wenn Strom-Konzessionsverträge auslaufen.<br />

Quelle: GIESE Energie- und Regeltechnik<br />

Blockheizkraftwerke<br />

haben ein sehr variables<br />

Leistungsspektrum und<br />

lassen sich nach dem<br />

Einbau noch erweitern.<br />

Für kommunale<br />

Einrichtungen bedeutet<br />

das Planungssicherheit.<br />

53<br />

Foto: GIESE Energie- und Regeltechnik


54<br />

Abbildungen: CFC Solutions<br />

Energieerzeugung mit Brennstoffzellen:<br />

Technologie der Zukunft<br />

Globaler Klimawandel, ständig wachsen-<br />

der Energiebedarf und die Verteuerung<br />

fossiler Ressourcen fordern neue Lö-<br />

sungen in der Energieversorgung. Eine<br />

umweltschonende und hocheffiziente<br />

Technik der Strom- und Wärmeerzeu-<br />

gung ist der Einsatz von Brennstoffzel-<br />

len.<br />

Brennstoffzellen basieren auf einer seit Jahrhun-<br />

derten bekannten Reaktion: Führt man Wasser-<br />

und Sauerstoff in einer bestimmten chemischen<br />

(galvanischen) Umgebung zusammen, so wird<br />

Strom erzeugt. Grundsätzlich sind alle Zellen<br />

gleich aufgebaut: Zwischen zwei Elektroden<br />

befindet sich ein Elektrolyt, der den Teilchen-<br />

austausch und somit den Stromfluss ermög-<br />

licht. Die Elektroden sind über einen äußeren<br />

Stromkreis verbunden. Der Unterschied zwi-<br />

schen den Typen von Brennstoffzellen besteht<br />

in den Elektrolyten und in den verwendeten<br />

Brenngasen.<br />

E KRAFT-WÄRME-KOPPLUNG<br />

Hocheffiziente Energieerzeugung auf kleinem Raum: Hochtemperatur-Brennstoffzellen.<br />

Effiziente Stromerzeugung ohne Umwandlungsverluste<br />

Die Hochtemperatur-Brennstoffzellen von CFC Solutions arbeiten nach<br />

dem gleichen Prinzip. Die Anlage besteht im Wesentlichen aus einem<br />

Behälter für den Brennstoffstapel (Stack), einem Steuerungselement so-<br />

wie einem Container zur Gasaufbereitung. Die direkte elektrochemische<br />

Energieumwandlung ist hocheffizient – im Gegensatz zu konventionellen<br />

Kraftwerken erzeugen die Brennstoffzellen mit der gleichen Menge Gas<br />

rund 30 Prozent mehr Strom, da keine Energie für Turbinenschaufeln<br />

oder Kolben verloren geht. Neben der elektrischen Energie (rund 250<br />

kWh) liefert das so genannte HotModule HM 300 rund 180 kWh ther-<br />

mische Energie. Da der auf 650 °C ablaufende Verbrennungsprozess<br />

nur Wasser, aber keine Schadstoffe wie SO 2 und NO 2 freisetzt, ist die<br />

Technologie besonders umweltfreundlich. Dabei erreichen die Brenn-<br />

stoffzellen einen Gesamtnutzungsgrad von beinahe 90 Prozent.<br />

Einsatz von verschiedenen Gasen möglich<br />

Die Brennstoffzellen verwenden Erdgas oder so genannte Sekundärgase,<br />

wie Bio- oder Klärgas, die innerhalb der Zellen in den notwendigen Was-<br />

serstoff umgewandelt werden. Im Vergleich zu herkömmlichen Kraft-<br />

Wärme-Kopplungs-Anlagen benötigen sie also keine gleich bleibende<br />

Autor: Matthias Plugge<br />

Franz Viegener II GmbH & Co. KG • Ennester Weg 9 • 57439 Attendorn • Telefon (0 27 22) 61 16 51 • mplugge@viega.de • www.viega.de


Gasqualität. Das vor Ort produzierte Gas wird<br />

ohne Transportverluste weiter verarbeitet, was<br />

Brennstoffzellen für die dezentrale Energiever-<br />

sorgung prädestiniert.<br />

Bild 2: Die Brennstoffzellenanlage<br />

„HotModule“ nutzt seit Herbst 2007 Klärgas<br />

aus der Kläranlage Moosburg.<br />

Ausbau zur Kleinserie<br />

Im bayerischen Moosburg setzen die Betreiber<br />

seit Dezember 2007 auf diese Hochtempera-<br />

tur-Brennstoffzelle. Bei Arbeitsprozessen im<br />

Klärwerk entsteht Klärgas, das in den Brennstoff-<br />

zellen zu Strom und Wärme gewandelt wird.<br />

Mit der dabei produzierten Abwärme wird der<br />

Klärschlamm getrocknet. Der Strom wird in das<br />

öffentliche Stromnetz eingespeist. So werden<br />

Strom und Wärme ökologisch wie betriebswirt-<br />

schaftlich optimal genutzt. Mittlerweile arbeiten<br />

knapp zwei Dutzend dieser Brennstoffzellen als<br />

Demonstrationsanlagen. Die Anlagen des Typs<br />

HM 300 liefen so erfolgreich, dass der Herstel-<br />

ler nun die zweite Generation, den HM 320,<br />

auf der Hannover Messe vorstellte.<br />

Bild 3: Viele Rohrverbindungen: Dank der „kalten“<br />

Verpressungstechnik können die Installationskosten<br />

gesenkt werden.<br />

Senkung der Installationskosten –<br />

ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Marktreife<br />

Die Betriebs- und Investitionskosten haben naturgemäß einen großen<br />

Einfluss auf dem Weg zur Marktreife eines Produktes. Auch bei der Ent-<br />

wicklung der HotModules war es von entscheidender Bedeutung, diese<br />

Ausgaben zu reduzieren. Das Ziel besteht darin, bei einer langfristigen<br />

Berechnung der Rentabilität mit klassischen Arten der Strom- bezie-<br />

hungsweise Wärmeerzeugung preislich konkurrieren zu können. Für die<br />

Entwickler ist dabei eine der größten Aufgaben, die Laufzeit der Stacks zu<br />

verlängern: Diese haben momentan eine Lebensdauer von circa 30.000<br />

ununterbrochenen Betriebsstunden. Im Unternehmen arbeitet man des-<br />

halb intensiv daran, diese auf 40.000 Stunden auszudehnen.<br />

Angesichts erheblicher Leitungslängen im Container zur Medienversor-<br />

gung lag außerdem eine Herausforderung darin, ein geeignetes Rohrsys-<br />

tem zu finden. Dieses muss zwei Anforderungen erfüllen: Zum einen<br />

sollte der Arbeitsaufwand bei der Erstellung der unzähligen Rohrverbin-<br />

dungen niedrig gehalten werden, zum anderen muss das Material bestän-<br />

dig gegenüber verschieden Medien sein. Für den Betrieb benötigt die<br />

Anlage Druckluft, Stickstoff, Wasserstoff, Kohlenstoff und nicht zuletzt<br />

Bio, Erd- oder Klärgas. Gefragt ist daher ein Werkstoff, der alle Medien<br />

transportieren und auch höhere Drücke aushalten kann.<br />

Die Entwickler entschieden sich schließlich für die Rohrleitungssysteme<br />

Profipress G und Sanpress Inox G von Viega. Sie sind für alle gängigen<br />

Gasarten geeignet und damit unter wechselnden Aufbaubedingungen<br />

problemlos zu verarbeiten. Auch beim Aufbau lassen sich mit dem Rohr-<br />

system Kosten sparen: Dank der „kalten“ Verpressungstechnik fiel die<br />

Installationszeit wesentlich kürzer aus. Die Rohrsysteme garantieren die<br />

kontinuierliche Betriebssicherheit und steigern das Qualitätsniveau der<br />

Anlagen. Sie tragen dazu bei, die Ausgaben für Hochtemperatur-Brenn-<br />

stoffzellen zu senken – und so der Marktdurchdringung einen Schritt nä-<br />

her zu kommen.<br />

Bild: Kläranlagen GmbH Moosburg<br />

55


5<br />

818<br />

Tonnen<br />

weniger<br />

CO 2<br />

Wärmeverbund – zukunftsorientiertes<br />

Energiekonzept im kommunalen Bereich<br />

Der Einsatz regenerativer Energien für<br />

die Wärmeversorgung von Gebäuden<br />

gewinnt zunehmend an Bedeutung. Auf<br />

der einen Seite erleichtert er Inves-<br />

toren die Einhaltung der gesetzlichen<br />

Anforderungen (EnEV, EEWärmeG)<br />

und bietet ein erhebliches Potenzial zur<br />

CO 2 -Minderung. Auf der anderen Seite<br />

werden die Verbraucher weitestgehend<br />

unabhängig von fossilen Brennstoffen.<br />

Voraussetzung für solche wirtschaftlich<br />

interessanten Lösungen mit regenera-<br />

tiven Energien sind Wärmeverbunde.<br />

E KRAFT-WÄRME-KOPPLUNG<br />

Anschluss nicht verpassen<br />

Nah-und Fernwärme als interessante<br />

Lösungen im kommunalen Bereich.<br />

Über Wärmeverbunde werden Gebäude, die bisher getrennt in jeweils<br />

eigenen Heizzentralen mit fossilen Energieträgern beheizt werden,<br />

durch erdverlegte Rohrleitungen an eine Energiezentrale mit regenera-<br />

tiver Energiequelle angeschlossen. Dies kann ein Verbund von wenigen<br />

Gebäuden sein, ein neu zu erschließendes Baugebiet oder die Fernwär-<br />

meversorgung für eine gesamte Ortschaft.<br />

Analyse und Machbarkeitsstudie<br />

Zu Projektbeginn wird die konkrete Situation mithilfe einer Machbarkeits-<br />

studie untersucht. Besonderen Stellenwert erhalten dabei die Aufnahme<br />

der Wärmeabnahmestruktur und die Standortsuche für die Energiezen-<br />

trale. Bereits zu diesem Zeitpunkt wird ermittelt, wie hoch die Energie-<br />

dichte im angedachten Versorgungsgebiet ist und ob sich mit dem Aufbau<br />

eines Wärmeverbundes die gewünschte Wirtschaftlichkeit erzielen lässt.<br />

Für die Ermittlung des Wärmepotenzials werden dabei konkrete Ver-<br />

brauchszahlen ausgewertet. Liegen diese nicht vor, kann das Potenzial<br />

alternativ über eine Typisierung der Gebäude und anhand von entspre-<br />

chenden Erfahrungswerten bestimmt werden. Aus der Summe der Ein-<br />

zelverbraucher ermittelt sich dann die Leistung, die von der Energiezen-<br />

trale bereitgestellt werden muss. Dabei werden sowohl Lastganglinien<br />

und Gleichzeitigkeiten von Einzelverbrauchern berücksichtigt, als auch<br />

die Jahresdauerlinie für die Energieversorgung ermittelt.<br />

Mehr Platz im Keller<br />

Die Haustechnik für die Nutzung von Fernwärme<br />

nimmt vergleichsweise wenig Platz in Anspruch.<br />

Autor: Thomas Bauer<br />

Josef & Thomas Bauer Ingenieurbüro GmbH • Max-Planck-Straße 5 • 85716 Unterschleißheim • Telefon (0 89) 3 21 70-0 • E-Mail: thomas.bauer@ib-bauer.de<br />

www.ib-bauer.de


Umweltfreundlicher Wärmeverbund<br />

Wird die Wärme in der Heizzentrale aus regenerativen<br />

Brennstoffen gewonnen, lässt sich durch den Einsatz von<br />

Fernwärme der CO 2 -Ausstoß erheblich reduzieren.<br />

Auf Basis dieser detaillierten Auswertung kann<br />

die zentrale Wärmeversorgung konzipiert wer-<br />

den. Entscheidender Faktor für die Bestimmung<br />

von Anlagentechnik, Energiequelle und Ener-<br />

giezentrale ist dabei die so genannte Grundlast,<br />

die von den Wärmeabnehmern die meiste Zeit<br />

des Jahres benötigt wird.<br />

Businessplan und Realisierung<br />

Nach positivem Beschluss des Bauherrn auf<br />

Basis der Machbarkeitsstudie wird zunächst im<br />

Rahmen der Projektentwicklung die Gesamt-<br />

struktur des Projektes aufbereitet und festge-<br />

legt. Diese umfasst insbesondere den Umfang<br />

des Wärmeverbundes, den Standort und die<br />

technische Konzeption für die Energiezentrale.<br />

Darüber hinaus können auch das Logistikkon-<br />

zept für den Brennstoff, das Finanzierungs- und<br />

Betreibermodell sowie die Akquise der Wärme-<br />

kunden enthalten sein. Die Ergebnisse fl ießen<br />

in eine detaillierte und fundierte Wirtschaftlich-<br />

keitsberechnung ein – es wird ein Businessplan<br />

entwickelt. Die nachfolgende Planung des Fern-<br />

wärmenetzes, der Energiezentrale und der<br />

Gebäudeanschlüsse der Wärmekunden führen<br />

das Projekt zur Realisierung.<br />

CO 2<br />

Regenerative<br />

Brennstoffe<br />

Asche<br />

Energiezentrale<br />

Professionelle Planung als Erfolgsbasis<br />

Basis jedes erfolgreichen Wärmeversorgungskonzeptes im kommunalen Wär-<br />

meverbund ist der Einsatz zukunftsweisender Technologien und regenerativer<br />

Energiequellen – maßgeschneidert auf das individuelle örtliche Wärmepotenzial.<br />

Wärmeerzeuger<br />

Regenerative Nahwärme reduziert CO 2 -Emissionen<br />

1.500<br />

1.000<br />

500<br />

0<br />

0<br />

Einsparpotenziale<br />

Anlagenerrichtung<br />

• Kessel und Brenner<br />

• Regelung<br />

• Kamin<br />

• Raumkosten<br />

(Heizraum)<br />

• Gasanschluss oder<br />

Öltank,<br />

einschließlich<br />

Verrohrung<br />

340<br />

1.240<br />

919<br />

Fernwärme Vorlauf<br />

80 bis 110 °C<br />

Fernwärme Rücklauf


5<br />

Beispiel Drehkolbengebläse:<br />

Mehr <strong>Energieeffizienz</strong> mit<br />

innovativen Produkten<br />

und ganzheitlicher Systemoptimierung<br />

Druckluft ist in der Industrie und in kom-<br />

munalen Einrichtungen wie Kläranlagen<br />

oder Wasserwerken unverzichtbarer En-<br />

ergieträger und Arbeitsmittel. Ihre Er-<br />

zeugung gerät aber aufgrund der Preis-<br />

entwicklung am Strommarkt zuneh-<br />

mend unter Kostendruck. Das gilt für die<br />

Drucklufterzeugung mit Kompressoren<br />

wie für die mit Drehkolbengebläsen.<br />

Doch es gibt Möglichkeiten, ein großes<br />

Einsparpotenzial zu erschließen: ener-<br />

gieeffiziente Komponenten, ganzheit-<br />

liche Planung und Systemoptimierung.<br />

Kosten Anteil<br />

Energiebedarf 178.879 € 83%<br />

Anschaffung 11.200 € 5%<br />

Energie-<br />

Einsparpotenzial<br />

21.196 € 10%<br />

Wartung 4.600 € 2%<br />

Gesamt 215.875 € 100%<br />

Abbildung 1 Kostenstruktur und Energie-<br />

Einsparpotenzial eines modernen Drehkolbengebläses.<br />

F EFFIZIENTE DRUCKLUFTNUTZUNG<br />

Energieoptimierung – Kläranlagen auf dem Prüfstand<br />

Klimaschutz und Energiesicherung gehören zu den globalen Herausfor-<br />

derungen des 21. Jahrhunderts. Es müssen energiesparende Verfahren<br />

entwickelt, regenerative Energiequellen erschlossen und schädliche CO 2 -<br />

Emissionen reduziert werden. Potenziale zum Energiesparen finden sich<br />

dabei auch in kommunalen Kläranlagen. In den nächsten Jahren werden<br />

sich daher betriebliche, planerische und bauliche Aktivitäten im Bereich<br />

der Abwasserreinigung auf Energieoptimierung konzentrieren.<br />

Das Ministerium für Umwelt, Forsten und Verbraucherschutz in Rhein-<br />

land-Pfalz hat das Projekt „Steigerung der <strong>Energieeffizienz</strong> von Abwas-<br />

seranlagen“ initiiert. Unter Mitwirkung der TU Kaiserslautern und der<br />

Wupperverbandsgesellschaft wurden in ausgewählten Kläranlagen<br />

Energieanalysen vorgenommen. Das Ergebnis zeigte, dass es neben<br />

interessanten Möglichkeiten zur Energieerzeugung vor allem Energie-<br />

einsparpotenziale von mindestens 30 Prozent gibt – besonders bei der<br />

Drucklufterzeugung und bei Gebläsestationen.<br />

Systemkosten entscheiden bei der Drucklufterzeugung<br />

Wer Druckluft wirtschaftlich erzeugen und damit – angesichts steigender<br />

Energiepreise – die Effizienz seiner Anlage steigern will, sollte sich an den<br />

Gesamtsystemkosten (engl.: Life Cycle Costs – LCC) orientieren. Das gilt<br />

für den Druckbereich bis 1.000 mbar (ü), in dem vorwiegend Drehkol-<br />

bengebläse eingesetzt werden, ebenso wie für den von Kompressoren<br />

abgedeckten Bereich. Auch bei Gebläsen beanspruchen die Aufwen-<br />

dungen für Energie den Löwenanteil der Gesamtsystemkosten: Schon<br />

nach einem Jahr übertreffen die Energiekosten die Investitionskosten bei<br />

weitem. Hinzu kommen Aufwendungen für Wartung und Instandhaltung<br />

zum unverzichtbaren Absichern der Druckluftverfügbarkeit. Oft wird<br />

auch der Aufwand für Installation und Inbetriebnahme unterschätzt – hier<br />

kann es je nach Anbieter gravierende Unterschiede geben.<br />

Autor: Michael Bahr<br />

KAESER KOMPRESSOREN GmbH • Carl-Kaeser-Straße 26 • 96450 Coburg • Telefon (0 95 61) 6 40-0 • E-Mail: info@kaeser.com • www.kaeser.com


Welche Kosten auf den Betreiber zukommen<br />

können, verdeutlicht das Kostenbeispiel anhand<br />

eines Drehkolbengebläses der Mittelklasse mit<br />

45 kW Antriebsleistung und 40.000 Betriebsstunden<br />

(Abbildung 1).<br />

Optimierte Systembausteine<br />

als Basis für <strong>Energieeffizienz</strong><br />

Eine notwendige, wenn auch keineswegs hinreichende<br />

Voraussetzung für energieeffiziente<br />

Versorgung mit Gebläseluft sind optimierte<br />

Systembausteine. Dazu zählen vor allem leistungsfähige<br />

Gebläse und Steuerkonzepte.<br />

a) Effiziente Drehkolbengebläse<br />

Innovative Entwicklungen führender Hersteller<br />

haben vor einigen Jahren den Anstoß für<br />

den heute vorherrschenden Trend zum Kompaktgebläse<br />

gegeben. Mittlerweile sind Drehkolbengebläse<br />

aller gängigen Leistungsgrößen<br />

im Druckbereich bis 1.000 mbar (ü) und im<br />

Vakuumbereich bis 500 mbar (abs) als Kompaktversionen<br />

erhältlich. Die neueste Entwicklung,<br />

ein Gebläse mit integrierter Steuerung<br />

und Frequenzumrichter bzw. Stern-/Dreieck-<br />

Anlasser, kommt besonders Anlagenbauern<br />

entgegen, denn damit reduzieren sich die Aufwendungen<br />

für Planung, Bau, Inbetriebnahme,<br />

Dokumentationen und Zertifizierung erheblich<br />

(Abbildung 2).<br />

Abbildung 2 Ein Compact-Gebläse der neuesten Bauart –<br />

DB 166/236C-OFC mit Omega Control von KAESER.<br />

Dem Gedanken höchstmöglicher Effizienz entspricht auch das „Innenleben“ der<br />

Gebläse: Dreiflügelige Drehkolben mit dem energieeffizienten Omega-Profil in<br />

einem genau darauf abgestimmten Blockgehäuse (Abbildung 3) bieten hohe<br />

Förderleistungen bei niedrigem Energieverbrauch. Die geradverzahnten Block-<br />

Synchronräder mit minimiertem Zahnflankenspiel bewirken aufgrund verringerter<br />

Spaltmaße eine hohe spezifische Liefermenge. Überdies können bei Geradver-<br />

zahnung langlebige Zylinder-Rollenlager eingesetzt werden. Das bedeutet vielfach<br />

längere Lagerstandzeiten und somit höhere Verfügbarkeit bei niedrigeren Instand-<br />

haltungskosten. Weitere Energieersparnis von bis zu fünf Prozent ergibt sich durch<br />

den Einsatz von „EU-eff1“- beziehungsweise Premium-Effizienz-Motoren.<br />

Für optimierte Kraftübertragung vom Motor auf den Gebläseblock sorgt ein<br />

Riemenantrieb mit automatischer Nachspannung. Nicht zuletzt wird dadurch<br />

eine deutlich verlängerte Lebensdauer der Motor- und Gebläselager erreicht.<br />

Möglichst hohe thermische Belastbarkeit der Blöcke erlaubt hohe Ansaugtempe-<br />

raturen und bei drehzahlgeregelten Anlagen einen sehr breiten Regelbereich so-<br />

wie weitere Energieeinsparung dank der Möglichkeit, die Gebläse auf sehr kleine<br />

Fördermengen abzuregeln.<br />

Auch hinsichtlich Schallemissionen und Pulsationen des Förderluftstroms arbeiten<br />

Gebläse heute dank modernster Technik vorbildlich. Mit Breitband-Absorptions-<br />

schalldämpfern auf Ansaug- und Druckseite lassen sich die Anlagengeräusche<br />

dämpfen und ungewollte Rohrleitungspulsationen vermeiden. Die Schalldämpfer<br />

müssen dazu allerdings über das gesamte Frequenzspektrum, d. h. für alle Dreh-<br />

zahlen und Betriebspunkte, voll wirksam sein. Darauf abgestimmte Schalldämm-<br />

hauben ermöglichen extrem niedrige Schallabstrahlung, so dass Gebläse sogar als<br />

superschallgedämmte Anlagen zu haben sind. >><br />

Abbildung 3 Gebläseblock mit dreiflügeligen Drehkolben.<br />

5


0<br />

Zu <strong>Energieeffizienz</strong> und niedrigem Wartungs-<br />

bedarf von Gebläsen trägt auch ein effektives<br />

Kühlsystem erheblich bei. Förderluft und Mo-<br />

torkühlluft sollten separat von außerhalb des<br />

Anlagengehäuses angesaugt werden. So wird<br />

die Förderluft nicht „vorgeheizt“, und der nutz-<br />

bare Luftmassenstrom ist bei gleichbleibender<br />

Antriebsleistung größer. Die Motorkühlung mit<br />

ebenfalls von außen angesaugter, nicht vorer-<br />

wärmter Kühlluft ermöglicht verlängerte Nach-<br />

schmierintervalle der Motorlager und senkt<br />

somit die Wartungskosten. Unabhängig von<br />

der Gebläsedrehzahl gewährleistet nur eine<br />

Zwangsbelüftung des Anlagengehäuses stets<br />

eine gute Kühlung des Gebläse- und des Mo-<br />

torblocks. Bei drehzahlvariablem Betrieb kann<br />

so der mögliche Frequenzbereich maximal<br />

genutzt und entsprechend Energie eingespart<br />

werden.<br />

Kompakt-Gebläse lassen sich direkt nebeneinander<br />

aufstellen. Das spart zusätzlich Platz ein.<br />

b) Energiesparende Steuerungen<br />

Interne Steuerungen wie Volllast-, Leerlauf-, Aus-<br />

setzsteuerung (Dualregelung) und Frequenzum-<br />

richtung, die auch in Kompressoren zum Einsatz<br />

kommen, erlauben es heute, Gebläse auch im<br />

Teillastbereich energiesparend zu betreiben.<br />

Sogar die Belüftung von Belebungsbecken in<br />

Kläranlagen lässt sich mittels Konstant- oder<br />

Gleitdruckregelung inzwischen wesentlich en-<br />

ergieeffizienter gestalten. Dies geschieht im<br />

Verbundbetrieb mehrerer Gebläsen unter der<br />

Leitung eines übergeordneten Managementsys-<br />

tems. Dessen Kernstück ist eine hocheffiziente<br />

Druckbandsteuerung. Sie erfasst über äußerst<br />

sensible Sensoren die jeweiligen Druckwerte<br />

sehr genau und regelt eine Station aus meh-<br />

reren Gebläsen in den engen Grenzen eines<br />

schmalen Druckbands höchst energiesparend.<br />

Der Betrieb der einzelnen Gebläse wird mit<br />

Volllast-, Leerlauf-, Aussetzsteuerung oder<br />

F EFFIZIENTE DRUCKLUFTNUTZUNG<br />

Abbildung 4 Übergeordnete Druckluft-Managementsysteme auf Industrie-<br />

PC-Basis sorgen für energieeffizientes Zusammenspiel aller installierten Gebläse<br />

sowie für höchstmögliche Betriebs- und Kostentransparenz.<br />

Drehzahlregelung genau auf das spezifische Maschinenensemble abge-<br />

stimmt. Dieses Druckluft-Managementsystem (Abbildung 4) basiert auf<br />

einem updatefähigen Industrie-PC mit hoher Rechenleistung und großem<br />

Arbeitsspeicher; es lässt sich leicht in vorhandene betriebliche Computer-<br />

netzwerke einbinden. Lediglich das Bereitstellen eines proportionalen 4 bis<br />

20 mA Solldrucksignals ist erforderlich. Der integrierte Webserver macht<br />

sämtliche Betriebsdaten über die Netzwerkanbindung auf jedem internet-<br />

fähigen PC mit entsprechender Berechtigung sofort sichtbar. Und nicht nur<br />

Autor: Michael Bahr<br />

KAESER KOMPRESSOREN GmbH • Carl-Kaeser-Straße 26 • 96450 Coburg • Telefon (0 95 61) 6 40-0 • E-Mail: info@kaeser.com • www.kaeser.com


das: Ein Langzeit-Analysetool erlaubt es außer-<br />

dem, Netzdruck, Last- und Leerlaufverhalten,<br />

Energieverbrauch und Auslastung der Gebläse<br />

bis zu einem Jahr zurückzuverfolgen und aus-<br />

zuwerten. So ist ein regelrechtes Controlling<br />

der gesamten Belüfter- bzw. Gebläsestation<br />

möglich.<br />

Darüber hinaus wird die Gebläsestation mit<br />

Hilfe dieser Technologie teleservicefähig: Über<br />

Modemschnittstellen können alle relevanten<br />

Daten via SMS oder Internet unverzüglich zum<br />

Service-Center der Leitwarte gelangen. Das<br />

ermöglicht vorbeugende Wartung per Fern-<br />

diagnose, was die Verfügbarkeit der einzelnen<br />

Komponenten und der gesamten Station noch-<br />

mals erheblich steigern kann. Zugleich ist damit<br />

eine wichtige Grundlage für die Versorgung<br />

über ein so genanntes Betreibermodell (Druck-<br />

luft-Contracting) gegeben.<br />

Druckluft in Kläranlagen –<br />

den genauen Bedarf ermitteln<br />

Effiziente Versorgung mit Gebläseluft setzt aber<br />

nicht nur optimierte Systemelemente voraus.<br />

Vor Beginn der eigentlichen Planung muss die<br />

Bedarfssituation der jeweiligen Anlage eingehend<br />

untersucht werden (Abbildung 5). Dazu dient<br />

eine computergestützte Druckluftbedarfsanaly-<br />

se; sie ermittelt Betriebsdaten wie Verbrauchs-<br />

und Druckwerte detailliert und zeichnet sie auf.<br />

Damit lässt sich die Verbrauchsstruktur einer<br />

Kläranlage über die Zeit genau analysieren.<br />

Natürlich muss die Bedarfsanalyse auch Be-<br />

triebssicherheit und -struktur, Räumlichkeiten,<br />

Umweltschutzauflagen, Klima- und besondere<br />

Einsatzbedingungen soweit wie möglich berück-<br />

sichtigen. All diese Informationen sowie eine ge-<br />

naue Untersuchung des Betriebsregimes haben<br />

schon in vielen Fällen zu drastischen Energie-<br />

einsparungen durch den Einsatz entsprechend<br />

optimierter Gebläsesysteme geführt.<br />

Abbildung 5 Vom Druckluft-Managementsystem<br />

erfasster und visualisierter Druckluftverbrauch<br />

(Druckluft-Liefermenge) während einer Woche.<br />

PC-gestützte Planung für optimierte Druckluftsysteme<br />

Mit Hilfe moderner Computersysteme ist es heute nicht nur möglich, vorhan-<br />

dene Anlagen detailliert zu analysieren, sondern auch neue Anlagen effizient zu<br />

planen. Speziell zu diesem Zweck entwickelte Planungs- und Optimierungssoft-<br />

ware erlaubt es außerdem, verschiedene Systemvarianten miteinander zu ver-<br />

gleichen. Die Planung darf sich aber nicht darauf beschränken, rechnerisch Werte<br />

zu ermitteln. Sie muss vielmehr auch beurteilen können, wie gut ein Druckluft-<br />

leitungsnetz aufgebaut ist, wie die Kühlung der Gebläse, wie Be- und Entlüftung<br />

der Station auszusehen haben und welche Funktionsaufteilung der Gebläse im<br />

gegebenen Fall vorzuziehen ist. Mit Hilfe der beschriebenen Analyse, Planung,<br />

Steuerungs- und Überwachungstechnik lässt sich ein Gebläseluftsystem verwirk-<br />

lichen, das alle Kriterien höchstmöglicher Sicherheit und Effizienz erfüllt.<br />

<strong>Energieeffizienz</strong>steigerung über Wärmerückgewinnung<br />

Ist <strong>Energieeffizienz</strong>steigerung mit Wärmerückgewinnung geplant, ist ein den Ge-<br />

bläsen nachgeschalteter Luft/Wasser- oder Luft/Luft-Wärmetauscher zu installie-<br />

ren. Die so gewonnene Energie lässt sich beispielsweise direkt zum Schlamm-<br />

trocknen oder zum Erzeugen von Warmwasser beziehungsweise zum Speisen<br />

einer Wärmepumpe verwenden.<br />

Fazit<br />

Moderne Druckluft-, Analyse- und Planungstechnik ermöglichen heute auch im<br />

Gebläsebereich, die Druckluftversorgung sehr energieeffizient und betriebssi-<br />

cher zu gestalten. Dieses Ziel lässt sich aber nur mit entsprechenden Produkten,<br />

genauer Kenntnis des Anwenderbedarfs, ganzheitlicher Systembetrachtung und<br />

-optimierung erreichen. Darüber hinaus können Betreibermodelle die Kosten-<br />

transparenz und Effizienz eines Druckluftsystems nachhaltig sichern.<br />

1


Abbildungen: Kaeser Kompressoren GmbH<br />

Effektive Druckluftnutzung –<br />

Einsparpotenziale durch Wärmerückgewinnung<br />

Bei vielen industriellen Prozessen ent-<br />

steht Wärme. Sie kann genutzt werden,<br />

um Energie zu sparen.<br />

Druckluft gehört zu den Standardanwendungen<br />

in der Industrie – kaum ein Unternehmen<br />

kommt heute ohne die Energie aus kompri-<br />

mierter Luft aus. Trotzdem wissen viele Unter-<br />

nehmen noch nicht, dass die entstehende Ab-<br />

wärme auch genutzt werden kann – angesichts<br />

der kontinuierlichen Verteuerung von Energie<br />

ist ein sparsamer Umgang mit Energieressour-<br />

cen nicht nur eine ökologische, sondern zuneh-<br />

mend auch eine wirtschaftliche Notwendigkeit.<br />

F EFFIZIENTE DRUCKLUFTNUTZUNG<br />

Wärme aus Kompressoren ist fast vollständig nutzbar<br />

Bei der Komprimierung von Luft werden 100 Prozent der zugeführten<br />

Energie in Wärme umgewandelt. Bis zu 94 Prozent dieser für den Kom-<br />

pressor eingesetzten Energie sind wärmetechnisch nutzbar (Bild 2).<br />

Lediglich zwei Prozent gehen durch Abstrahlung verloren, vier Prozent<br />

verbleiben in der Druckluft. Die Nutzung dieser Wärmequelle spart nicht<br />

nur Kosten, sondern schont auch die Umwelt. Denn jeder Liter Heizöl,<br />

der eingespart wird, bedeutet 2,727 Kilogramm weniger CO 2 -Emissi-<br />

onen. Die Wärmepotenziale von Kompressoren sind beträchtlich: Allein<br />

ein 18,5 kW-Kompressor erzeugt genug Energie, um mühelos ein Einfa-<br />

milienhaus zu beheizen.<br />

Anwender, die an einer wirtschaftlicheren Druckluftnutzung interessiert<br />

sind, können sich für verschiedene Alternativen entscheiden: Zum einen<br />

ist es möglich, die vom Kompressor erwärmte Kühlluft direkt zum Hei-<br />

zen zu nutzen (Warmluftheizung). Zum anderen kann durch den Einbau<br />

eines Wärmetauschers warmes Wasser erzeugt werden (Warmwasser-<br />

heizung).<br />

Autoren: Dipl.-Ing. Andreas Czuja • Dieter Engel<br />

KAESER KOMPRESSOREN GmbH • Am Pestalozziring 8a • 91058 Erlangen • Telefon (0 9131) 61 73-0 • E-Mail: andreas.czuja@kaeser.com • www.kaeser.de


Bild 1: Wärmerückgewinnungssystem zur<br />

Warmlufterzeugung mit Abluftkanal und eingebauter<br />

Schwenkklappe.<br />

Warmluft ist vielseitig einsetzbar<br />

Die einfachste Möglichkeit zur Wärmerückge-<br />

winnung ist die direkte Nutzung der vom Kom-<br />

pressor erwärmten Kühlluft (Bild 1). Dabei<br />

wird die Abwärme über ein Luftkanalsystem in<br />

die zu beheizenden Räume geleitet. So lassen<br />

sich beispielsweise dem Kompressorraum be-<br />

nachbarte Lagerräume oder Werkstätten mit<br />

Kompressorabwärme beheizen.<br />

Darüber hinaus kann man die Warmluft bei-<br />

spielsweise auch einsetzen, um Brennerluft<br />

vorzuwärmen oder Trocknungsprozesse zu<br />

unterstützen. Wird die Wärme nicht benötigt,<br />

kann der Abluftstrom mit einer Schwenkklap-<br />

pe oder Jalousie ins Freie geleitet werden. Eine<br />

thermostatgeregelte Jalousiesteuerung erlaubt<br />

es, die Warmluft so genau zu dosieren, dass<br />

die Temperatur konstant bleibt. So sind bis zu<br />

94 Prozent der elektrischen Leistungsaufnahme<br />

eines Schraubenkompressors nutzbar.<br />

Mit dem Einbau eines Wärmetauschers in den<br />

Fluidkreislauf kann Warmwasser zum Duschen<br />

und Waschen, aber auch für Produktions- und<br />

Reinigungsprozesse mit Wassertemperaturen<br />

von bis zu 70 °C erzeugt werden (Bild 3). Je<br />

nachdem, wozu das Warmwasser verwendet<br />

werden soll, kommen Plattenwärmetauscher<br />

oder Sicherheitswärmetauscher zum Einsatz.<br />

Die zusätzlichen Aufwendungen für diese Wär-<br />

merückgewinnungsvariante amortisieren sich<br />

bei Kompressoranlagen ab 18,5 kW erfah-<br />

rungsgemäß innerhalb von zwei Jahren.<br />

Bild 3: Wärmerückgewinnungsanlage zur Warmwassererzeugung –<br />

der Plattenwärmetauscher erzeugt Warmwasser bis zu +70 °C.<br />

Wärmerückgewinnung lohnt sich<br />

Die vorgestellten Möglichkeiten zeigen: Wärmerückgewinnung ist eine durch-<br />

aus bedenkenswerte Möglichkeit, mit verhältnismäßig niedrigem Aufwand die<br />

Wirtschaftlichkeit einer Druckluftanlage zu erhöhen und zugleich die Umwelt zu<br />

schonen. Die Höhe der Investitionen richtet sich dabei nach den örtlichen Gege-<br />

benheiten des Anwenderbetriebes, nach dem Einsatzzweck und dem gewählten<br />

Wärmerückgewinnungsverfahren.<br />

Bild 2: Wärmeflussdiagramm<br />

3


4<br />

Mehr Wirtschaftlichkeit<br />

für die Infrastruktur von morgen<br />

Der Schwerlastverkehr auf Deutsch-<br />

lands Straßen nimmt zu. Die Folge: hohe<br />

Belastungen, zum Beispiel für Schächte<br />

und Schachtabdeckungen. Innovative<br />

Schachtabdeckungen verhindern Bau-<br />

stellen, Staus und Kosten.<br />

Eine aktuelle Studie des Bundesministeriums für<br />

Verkehr, Bau und Stadtentwicklung prognosti-<br />

ziert, dass sich bis zum Jahr 2050 die Güterver-<br />

kehrsleistung in Deutschland verdoppelt. Dabei<br />

werden Straßen auch langfristig die Hauptlast<br />

G KOMMUNALE ENTWÄSSERUNGSLÖSUNGEN<br />

des Güterverkehrs tragen. Fahrtdistanzen nehmen weiter zu, und vor<br />

allem der grenzüberschreitende Verkehr wird in Zukunft überproportio-<br />

nal ansteigen. Auch im Personenverkehr wird das Auto trotz des demo-<br />

grafischen Wandels langfristig das wichtigste Fortbewegungsmittel blei-<br />

ben. Die ständig steigende Verkehrsbelastung bleibt für die Straßen nicht<br />

ohne Folgen. Beispielsweise führt sie zu hohem Verschleiß an Schächten<br />

und Schachtabdeckungen. Aus diesem Grund hat der Tiefbau-Spezialist<br />

ACO eine neue Schachtabdeckung D 400 entwickelt. Sie wird derzeit<br />

unter dem Namen „Multitop System Bituplan“ eingeführt.<br />

Baustellen und Staus verhindern, Kosten sparen<br />

Ein zentrales Problem von herkömmlichen Abdeckungen ist der Ver-<br />

schleiß im Rahmen. Besonders ältere Bausubstanz ist davon betroffen.<br />

Die Folgen: Schachtköpfe werden zerstört, Deckel klappern trotz dämp-<br />

fender Einlage und Rahmen müssen in regelmäßigen Abständen ausge-<br />

tauscht werden. Das zieht nicht nur hohe Sanierungskosten nach sich,<br />

sondern behindert auch den Verkehrsfluss.<br />

Autor: Bernd Bathke<br />

ACO Tiefbau Vertrieb GmbH • Am Ahlmannkai • 24782 Büdelsdorf • Telefon (0 43 31) 3 54-5 15 • E-Mail: bbathke@aco-online.de • www.aco-online.de<br />

Abbildungen: ACO Tiefbau


Bild 1: Links ein Schnitt durch einen neuen Rahmen<br />

nach DIN 19584, rechts ein Schnitt durch einen<br />

Rahmen gleichen Typs nach einer Einsatzdauer von<br />

einigen Jahren.<br />

Bild 2: Bei Multitop liegt die dämpfende<br />

Einlage im Rahmen und nicht im Deckel.<br />

Bild 3: Bei Multitop wird bewusst auf die<br />

„Schwachstelle“ Mörtelfuge verzichtet.<br />

Verschleiß<br />

Bei marktüblichen Abdeckungen nach DIN 19584 mit dämpfender Einlage im De-<br />

ckel tritt im Rahmen unter Verkehrsbelastungen starker Verschleiß auf. Durch Mul-<br />

titop lässt sich der Verschleiß zwar nicht vermeiden, aber besser steuern (Bild 1).<br />

Dies ist möglich, weil die dämpfende Einlage nicht, wie bisher üblich, im Deckel,<br />

sondern im Rahmen liegt (Bild 2). So verschleißt die Auflagefläche des Deckels,<br />

nicht aber der Rahmen. Der Vorteil: Deckel lassen sich schneller austauschen. So<br />

können Baustellen, Staus und unnötige Kosten verhindert werden.<br />

Entwickler verzichten auf Mörtelfuge<br />

Ein weiterer kritischer Punkt ist die Mörtelfuge, die Schachtabdeckung und Schacht<br />

miteinander verbindet. Heute ist es üblich, Schachtabdeckungen leicht vertieft ein-<br />

zubauen. So werden zwar Schäden an der Abdeckung vermieden, allerdings ent-<br />

stehen hohe Schlagbelastungen auf Schachtabdeckung, Mörtelfuge und Schacht-<br />

hals. Dadurch werden Mörtelfuge und Schachthals zerstört (Bild 3). Bei Multitop<br />

verzichteten die Entwickler auf eine Mörtelfuge. Außerdem hat die Abdeckung ei-<br />

nen auskragenden Rand, der eine materialschonende Kräfteverteilung ermöglicht.<br />

Die Verkehrslasten werden so nicht mehr direkt in den Schachtkörper, sondern in<br />

die angrenzende Fahrbahn eingeleitet. Da das System oberflächenbündig einge-<br />

baut wird, kommt es darüber hinaus nicht zu Schlagbelastungen beim Überrollen.<br />

Das reduziert die Geräuschemissionen.<br />

Bild 4: Multitop leitet die Verkehrslasten in die angrenzende Fahrbahn.<br />

Bis zu 85 Prozent Entlastung der Schächte<br />

Das Institut für Unterirdische Infrastruktur (IKT) sicherte die Entwicklung durch<br />

umfangreiche 1:1-Versuche ab. Gegenstand der Untersuchungen war die Last-<br />

abtragung auf den Schacht bei Verkehrslast. Verglichen wurde Multitop dabei mit<br />

Schachtabdeckungen DIN 19584 A1-D400. Das Ergebnis: Durch den Einbau<br />

der Abdeckung reduziert sich die Belastung der Schächte um bis zu 85 Prozent.<br />

So ist eine längere Gebrauchsdauer von Abdeckung und Schacht möglich. Das<br />

spart Unterhaltskosten für die Straße.<br />

5


Abwasserpumpstationen – auf die richtige<br />

Planung und Einstellung kommt es an<br />

Die aktuelle Diskussion zur Reduzierung<br />

von CO 2 -Emissionen spielt auch in der<br />

Technik zur Abwasserbeseitigung eine<br />

Rolle. Abwasserpumpstationen, die zur<br />

Förderung von Schmutzwasser einge-<br />

setzt werden, müssen bereits während<br />

der Planung optimal auf die zukünftigen<br />

Randbedingungen wie etwa die Topo-<br />

graphie des Geländes, den Abwasserzu-<br />

fluss oder die Abwasserzusammenset-<br />

zung ausgelegt werden.<br />

Dadurch lassen sich die Energiekosten während<br />

des Lebenszyklus einer Anlage minimieren.<br />

Für Pumpstationen existieren intelligente Lö-<br />

sungen. Kommunale Abwässer fallen an vielen<br />

Orten an – in privaten Haushalten, öffentlichen<br />

Einrichtungen, Gewerbebetrieben und je nach<br />

Abwasserkonzept (Trennsystem/Mischsystem)<br />

auch aus Niederschlags- und Drainagewasser.<br />

Lässt die Topographie des Geländes keinen Ab-<br />

transport des Abwassers über Freigefällekanäle<br />

zu, werden Pumpstationen (Bild 1) eingesetzt.<br />

Sie sammeln das Abwasser in Schächten, pum-<br />

pen es auf ein höheres Niveau oder fördern es<br />

mehrere Kilometer in das nächste Klärwerk be-<br />

ziehungsweise die nächste Freispiegelleitung.<br />

Auf die Pumpe kommt es an<br />

Mit den Beimengungen und Feststoffen, die<br />

sich im Abwasser befinden, ändern sich auch<br />

die Anforderungen an den richtigen Pumpen-<br />

typ. Damit der Betrieb ohne Störungen und<br />

Verstopfungen verläuft, werden in der Regel<br />

Kreiselpumpen mit großen freien Durchgängen eingesetzt. Pumpen<br />

mit Freistromrädern laufen nahezu verstopfungsfrei, da Feststoffe oder<br />

langfasrige Stoffe berührungslos am Laufrad vorbeigefördert werden.<br />

Kanalradpumpen weisen dafür höhere Wirkungsgrade auf und erzielen<br />

in der Regel größere Förderhöhen. Aus diesem Grund sollten Kanalrad-<br />

pumpen immer dann eingesetzt werden, wenn eine hohe Pumpleistung<br />

erforderlich ist.<br />

Bei abrasiven Stoffen (z. B. Sand) im Fördermedium ist es darüber hinaus<br />

ohne weiteres möglich, das Kanalrad mit einer Beschichtung zu verse-<br />

hen, die dem Abtrag entgegenwirkt. Abrasive Stoffe bewirken, dass sich<br />

der Axialspalt – also der Spalt zwischen Laufrad und Gehäuse – durch<br />

den Abtrag von Material im Laufe der Zeit vergrößert. Dadurch verliert<br />

die Pumpe an Leistung. Damit die hohen Wirkungsgrade bei Kanalrad-<br />

pumpen auch über die Lebensdauer erhalten bleiben, lässt sich bei hoch-<br />

wertigen Pumpen der Axialspalt einfach nachstellen (Bild 2).<br />

Einsparpotenziale im Stromverbrauch:<br />

Der Wirkungsgrad macht den Unterschied<br />

Ein Praxisbeispiel soll die Unterschiede veranschaulichen. Eine Tauchmo-<br />

torpumpe innerhalb einer Abwasserstation ist ausgelegt für eine Förder-<br />

höhe von 18 Metern bei 280 m 3 /h Volumenstrom. Es wurde eine Ka-<br />

nalradpumpe UFK 300 4/C4 ausgewählt, die laut Kennlinie (Bild 4) im<br />

Betriebspunkt 22 kW elektrische Leistung benötigt. Der Wirkungsgrad im<br />

Bild 1:<br />

Abwasser-Pumpstation<br />

G KOMMUNALE ENTWÄSSERUNGSLÖSUNGEN<br />

Abbildungen: JUNG PUMPEN<br />

Spalt<br />

Bild 2: Einstellbarer Axialspalt sorgt für hohe Wirkungsgrade.<br />

Autor: Dr. Andreas Kämpf<br />

JUNG PUMPEN GmbH • Industriestraße 4-6 • 33803 Steinhagen • Telefon (0 52 04) 17-320 • E-Mail: andreas.kaempf@pentair.com • www.jung-pumpen.de


Wirkungsgrad (%)<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Bild 3: Vergleich des Wirkungsgrades<br />

mit und ohne Axialspaltjustierung<br />

Pumpe – konventionell<br />

Pumpe mit nachstellbarem Axialspalt<br />

1 12 23 34 45 56 67 78<br />

Laufzeit in Monaten<br />

Bild 4: Pumpenkennlinie einer Kanalradpumpe<br />

0 Q(m 160 240 320 400 480 560<br />

3 /h)<br />

0 (L/s) 40 60 80 100 120 140 160<br />

Quelle: JUNG PUMPEN Quelle: JUNG PUMPEN<br />

Betriebspunkt beträgt 62 Prozent, so dass eine<br />

wirksame Leistung von 13,64 kW auf das Me-<br />

dium übertragen wird. Jährlich befördert die<br />

Anlage 230.000 m 3 Abwasser. Bei einer För-<br />

dermenge von 280 m 3 pro Stunde ergibt das<br />

821 Betriebsstunden. Der jährliche Energiever-<br />

brauch beträgt also 18.062 kWh, was bei Kosten<br />

von 0,2 Euro je Kilowatt jährlichen Kosten von<br />

3.612 Euro entspricht. Der Wirkungsgrad wird<br />

wegen der Nachjustierung des Axialspaltes über<br />

der Laufzeit nahezu konstant gehalten (Bild 3).<br />

Bei der konventionellen Pumpe wird der Wir-<br />

kungsgrad durch Abnutzungserscheinungen nach<br />

bereits sieben Jahren von 62 Prozent auf 43 Prozent sinken. Das bedeutet, dass<br />

bei gleicher elektrischer Aufnahme (22 kW) die konventionelle Pumpe nur 9,46<br />

kW hydraulische Leistung erbringt. Dadurch verlängert sich die jährliche Laufzeit<br />

der Pumpe auf 1.182 Stunden, so dass die Anlage im siebten Jahr 7.947 kWh<br />

mehr verbraucht und damit Mehrkosten von 1.589 Euro pro Jahr verursacht.<br />

Bei einem Emissionsfaktor von 638,9 g CO 2 pro kWh betragen die CO 2 -Ein-<br />

sparungen durch eine Kanalradpumpe mit Axialspalt-Justierung rund 5,0 Tonnen<br />

pro Jahr. Selbstverständlich nehmen die Unterschiede mit zunehmender Laufzeit<br />

noch zu.<br />

!<br />

Tipps zum Energiesparen<br />

beim Betrieb von Abwasserpumpen<br />

Pumpen, die im Dauerbetrieb laufen, sollten immer im optimalen<br />

Betriebspunkt bei höchsten Wirkungsgraden arbeiten. Das stellt den<br />

energieeffizienten Betrieb sicher.<br />

Pumpsysteme nicht überdimensionieren. Das ist mit größeren<br />

Fördermengen, höheren Reibungsverlusten und entsprechend höheren<br />

Energiekosten verbunden. Die in den aktuellen Richtlinien empfohlenen<br />

150 Liter Abwasser pro Einwohner und Tag sind bereits sehr großzügig<br />

bemessen und werden in der Regel weit unterschritten (Bundesdurch-<br />

schnitt ca. 127 l/E). Eine knappe Dimensionierung der Pumpenleistung<br />

ist durchaus sinnvoll.<br />

Kosten auf dem Prüfstand: Teuer ist günstig<br />

Viele Kommunen vergessen den Grundsatz, dass Investitions- und Installations-<br />

kosten in der Regel nur einen Bruchteil – nämlich 5 Prozent der Gesamtkosten<br />

– ausmachen. Wesentlich höher sind die Lebenszykluskosten, die sich aus den<br />

unterschiedlichsten Einzelkosten zusammensetzen. Energiekosten nehmen mit ca.<br />

85 Prozent den mit Abstand größten Anteil der Gesamtkosten ein – entsprechend<br />

groß sind die Einsparpotenziale. Der Rest entfällt auf die Service- und Wartungsar-<br />

beiten. Geringe Investitionskosten, z. B. einfache Materialien wie verzinkter Stahl<br />

für die Druckrohrleitung, günstige Schachtringe aus Beton oder Abwasserpumpen<br />

rächen sich in der Regel schnell. Die aggressiven Fördermedien sorgen dafür, dass<br />

die Komponenten schon nach kurzer Zeit ausgetauscht werden müssen. Inves-<br />

titionen in qualitativ hochwertigere Materialien, z. B. PE-Schächte mit Edelstahl-<br />

Druckrohrleitungen und Qualitätspumpen für Abwasser sind dagegen sinnvoll:<br />

Hohe Standzeiten, geringe Betriebs- und Energiekosten machen die teurere<br />

Anfangsinvestition zur günstigeren Alternative. Entscheidend ist eine ganzheitliche<br />

Betrachtung der Abwasserbeseitigung. Daher sollten schon in der Planungsphase<br />

zuverlässige und langlebige Materialien vorgesehen werden. Zuverlässige Produkte<br />

für Pumpen, Schächte und Druckleitungen stehen hier besonders im Fokus. Die<br />

Hersteller dieser Komponenten bieten viele intelligente Lösungen, um den Ener-<br />

gieeinsatz für den Abwassertransport weiter zu reduzieren.


Nachhaltige Trinkwasseraufbereitung –<br />

Beispiel Wasserwerk Krondorf<br />

Um den Verbrauchern stets Trinkwas-<br />

ser in der benötigten Menge, mit einem<br />

angemessenen Druck und natürlich in<br />

herausragender Qualität liefern zu kön-<br />

nen, bedarf es einer nachhaltigen Pla-<br />

nung des kommunalen Wasserversor-<br />

gungskonzeptes. Die Stadt Schwandorf<br />

hat damit bereits in den 90er Jahren be-<br />

gonnen und die Erneuerung der Trink-<br />

wasseraufbereitungsanlage in Krondorf<br />

vorangetrieben.<br />

Die Wasseraufbereitungsanlage<br />

in Krondorf vor der Modernisierung.<br />

G KOMMUNALE ENTWÄSSERUNGSLÖSUNGEN<br />

Analyse von Sanierungsbedarf und Anlagenmängeln<br />

Das Wasserwerk Krondorf stammt aus der ersten Hälfte des zwanzigs-<br />

ten Jahrhunderts. Es wurde mehrfach umgebaut und erweitert. Die Auf-<br />

bereitungsanlage war bereits seit 1976 in Betrieb und nach 25 Jahren<br />

sanierungsbedürftig. Zudem war sie seinerzeit nur für einen Volumen-<br />

strom von 80 Litern in der Sekunde (l/s) ausgelegt worden – die Kapa-<br />

zität müsste dringend verdoppelt werden, um den zukünftigen Anfor-<br />

derungen zu genügen. Darüber hinaus entsprach die elektrische Anlage<br />

nicht mehr dem Stand der Technik, da einzelne Teile noch aus den 50er<br />

Jahren stammten und auch nicht mehr sanierungsfähig waren.<br />

Vor der Erneuerung der Trinkwasseraufbereitungsanlage wurde die Situ-<br />

ation genauestens analysiert und ein individuelles Anforderungsprofil erar-<br />

beitet. Die Wassergewinnung erfolgt in den Brunnen Krondorf V und Vll<br />

sowie in den Brunnen Irrenlohe l und II. Die dort zur Verfügung stehen-<br />

den Rohwasser weisen im Wesentlichen folgende Mängel auf:<br />

Die gemessenen pH-Werte liegen zum Teil außerhalb des<br />

zulässigen Bereichs der Trinkwasserverordnung<br />

Die Sauerstoffkonzentrationen sind zu gering.<br />

Die Mangan- und Eisenkonzentrationen liegen über dem<br />

Grenzwert der Trinkwasserverordnung<br />

Die Wässer sind als betonangreifend nach DIN 4030 zu<br />

bezeichnen<br />

Autor: Dipl.-Ing. (TU) Dionys Stelzenberger<br />

Stelzenberger+Scholz Beratende Ingenieure • Sarchinger Feld 1 • 93092 Barbing • Telefon (0 94 01) 52 84-0 • info@s2bi.de • www.s2bi.de


Abbildung 1: Die Flachbettbelüfter (oben) dienen der<br />

physikalischen Vorentsäuerung. Seitenkanalverdichter<br />

sorgen dabei für den nötigen Lufteintrag (unten).<br />

Abbildung 2: Vom Zwischenpumpwerk im<br />

Erdgeschoss aus (oben) wird das teilentsäuerte<br />

Wasser durch die Filterkessel (unten) gepumpt.<br />

Aufgaben der Aufbereitungsanlage festlegen<br />

Zur Beseitigung der genannten Mängel der aufzubereitenden Rohwässer sind<br />

grundsätzlich folgende Verfahrensschritte erforderlich:<br />

Belüftung zur Sauerstoffanreicherung<br />

Gasaustausch zur Teil-Entfernung von Kohlenstoffdioxid<br />

(physikalische Entsäuerung) und Schwefelwasserstoff<br />

Filtration zur Enteisenung und Entmanganung sowie zur biologischen<br />

Oxidation von Ammonium, Nitrit und restlichem Schwefelwasserstoff<br />

Entsäuerungsfiltration (Aufhärtung)<br />

Prinzip der neuen Trinkwasser-Aufbereitung<br />

Im ersten Schritt dienen Flachbettbelüfter (Abbildung 1) zur physikalischen<br />

Vorentsäuerung und zur Vergleichmäßigung der Rohmischwässer. Das heißt: mit<br />

ihnen wird in allen Fällen der pH-Wert auf größer 6,20 angehoben und damit<br />

die Voraussetzung zur Entmanganung in den nachfolgenden Mehrschichtfiltern<br />

gegeben.<br />

Seitenkanalverdichter (Abbildung 1) sorgen für Lufteintrag in den Flach-<br />

bettbelüftern. Die Seitenkanalverdichter werden frequenzgeregelt, um die Ent-<br />

säuerungsleistung auf den Durchsatz und unterschiedliche Rohwasserqualitäten<br />

einstellen zu können. Sie saugen die Außenluft direkt über eine Rohrleitung an, die<br />

mit Wetterschutzgitter, Motorjalousie, Fliegengitter, Kulissenschalldämpfer und<br />

einer Kombination aus Feinstaub- und Schwebstofffilter geschützt ist. Darüber<br />

hinaus wird über eine Abzweigung dieser Zuluftleitung auch die zur Spülung der<br />

Filter benötigte Luftmenge zum Spülluftgebläse geführt. Die Seitenkanalverdich-<br />

ter sind aus Lärmschutzgründen in einem separaten Raum platziert und mit einer<br />

Lärmschutzhaube versehen. Um eine Überhitzung der Seitenkanalverdichter zu<br />

vermeiden, darf die Raumlufttemperatur dort allerdings 35 Grad Celsius nicht<br />

überschreiten. Eine künstliche Belüftung sorgt für die wirksame Wärmeabfuhr.<br />

Das Zwischenpumpwerk (Abbildung 2) im Erdgeschoss der Aufbereitungs-<br />

halle besteht aus vier Kreiselpumpen mit je 40 l/s Förderstrom. Das teilentsäuer-<br />

te Wasser aus dem Flachbettbelüfter wird von hier aus durch die nachfolgenden<br />

Filterkessel gepumpt. Zwei Zwischenbehälterkammern aus Stahlbeton mit<br />

je 73 Kubikmetern (m 3 ) Inhalt dienen dabei als Saugbehälter für die Zwischen-<br />

pumpen. Die Kammern enthalten belüftetes eisen- und manganhaltiges Wasser.<br />

Die Mehrschichtfilter der Enteisenungs- und Entmanganungsfiltration<br />

dienen zur Entfernung von natürlicherweise im Rohwasser enthaltenem Eisen<br />

und Mangan sowie zur biologischen Oxidation von Ammonium, Nitrit und<br />

Schwefelwasserstoff. Die Anlage ist für insgesamt vier Filterbehälter mit je fünf<br />

Metern Durchmesser ausgelegt. Derzeit sind drei Behälter mit einem Betriebs-<br />

gewicht von je 180 Tonnen im Einsatz. Die Filterfüllung besteht aus Athrazitkoh-<br />

le, Quarzsand und Quarzkies. >>


0<br />

Abbildung 3: Im Entsäuerungsfilter wird das<br />

Wasser über halbgebrannten Dolomit entsäuert.<br />

Abbildung 4: Im normalen Betrieb wird das<br />

aufbereitete Wasser von den beiden Reinwasserkammern<br />

direkt zu den Verbrauchern abgegeben.<br />

Abbildung 5: Die Spülwasserpumpen regeln die<br />

Zuführung des zum Spülen verwendeten entsäuerten<br />

Wassers in die Mehrschicht- und Entsäuerungsfilter.<br />

G KOMMUNALE ENTWÄSSERUNGSLÖSUNGEN<br />

Nach der Entfernung von Eisen und Mangan wird das Wasser im Ein-<br />

schichtfilter der Restentsäuerung (Abbildung 3) über halbge-<br />

brannten Dolomit entsäuert. Dafür ist ein Filtervolumen von rund 116<br />

m 3 erforderlich, das mit vier Filtern von je dreieinhalb Metern Durch-<br />

messer erreicht wird. Das Betriebsgewicht pro Filterbehälter beträgt<br />

84 Tonnen. Nach Vollausbau der Aufbereitungsanlage muss mit einem<br />

Verbrauch von rund 7,7 m 3 halbgebranntem Dolomit gerechnet wer-<br />

den. Zur Lagerung ist deshalb ein Silo mit fest verrohrter und von außen<br />

anzuschließender Einspüleinrichtung vorhanden. Die Anlieferung erfolgt<br />

mit Tanklastzügen.<br />

Das aufbereitete Wasser fließt anschließend in die beiden Reinwasser-<br />

kammern (Abbildung 4) aus Stahlbeton mit je 300 m 3 Inhalt. Hier<br />

wird das Wasser für die Filterrückspülung bevorratet. Im normalen Be-<br />

trieb wird das Trinkwasser von hier aus auch direkt in das Rohrnetz zu<br />

den Verbrauchern abgegeben.<br />

Zur dauerhaften Sicherstellung eines ordnungsgemäßen Aufbereitungs-<br />

erfolges ist eine Spülung der Mehrschichtfilter sowie der Entsäuerungs-<br />

behälter erforderlich. Die Bereitstellung des dafür benötigten Spülwas-<br />

sers erfolgt mittels zweier Spülwasserpumpen mit einem Förderstrom<br />

von je 140 Litern in der Sekunde (l/s). Aus hydraulischen Gründen sind<br />

diese durch eine von der Hauptförderung unabhängigen Saugleitung an<br />

die Reinwasserbehälter angeschlossen (Abbildung 5). Als Spülluft dient<br />

Außenluft, die dem Gebläse über die Luftzuführung der Seitenkanalver-<br />

dichter zugeführt wird. Wieder nach außen abgeführt wird die Spülluft<br />

über geschlossene Schlammwasserbeobachtungsbecken. Auch das Ge-<br />

bläse ist aus Lärmschutzgründen mit einer Lärmschutzhaube versehen<br />

und befindet sich mit den Seitenkanalverdichtern in einem separaten<br />

Raum.<br />

Aufgrund der einwandfreien mikrobiologischen Beschaffenheit des Roh-<br />

wassers ist bei der Wasseraufbereitung in Krondorf keine Desinfekti-<br />

onsstufe nötig.<br />

Das Rückspülwasser aus dem zuvor beschriebenen Spülvorgang wird<br />

in den Klärbehältern aufgefangen. Nachdem sich dort der Schlamm<br />

abgesetzt hat, wird das Klarwasser abgezogen und in den Vorfluter gelei-<br />

tet. Das Speichervolumen von insgesamt 500 m 3 ist aus bautechnischen<br />

Gründen auf zwei Klärbehälterkammern aufgeteilt. Der in den Klärbe-<br />

hältern abgesetzte Schlamm wird in einen Schlammstapelbehälter<br />

gepumpt und dort weiter entwässert. Das Schlammspeichervolumen<br />

muss für die sukzessive Trocknung in der wärmeren Jahreshälfte den<br />

Schlammanfall von rund fünf Monaten fassen können. Das entspricht,<br />

bei einer jährlichen Gesamtmenge von rund 365 Kubikmetern etwa 150<br />

Kubikmetern.<br />

Autor: Dipl.-Ing. (TU) Dionys Stelzenberger<br />

Stelzenberger+Scholz Beratende Ingenieure • Sarchinger Feld 1 • 93092 Barbing • Telefon (0 94 01) 52 84-0 • info@s2bi.de • www.s2bi.de


Nachhaltigkeit bei Technik<br />

und Werkstoffen<br />

Aus korrosionschemischen Gründen, wegen<br />

der Auslegung der Anlagen für eine Betriebszeit<br />

von mindestens 25 Jahren sowie aufgrund gering<br />

zu haltender Wartungs- und Reparaturkosten<br />

sind die wasserberührten Anlagenteile aus ent-<br />

sprechenden Werkstoffen (Abbildung 6)<br />

gefertigt.<br />

Einen wirksamen passiven Korrosionsschutz<br />

bieten hier etwa organische Beschichtungen.<br />

Die Rohrleitungen bis Nenndruckstufe PN 10<br />

wurden aus Aluminium-Gussrohr mit allseitiger<br />

Kunststoffbeschichtung (Alu/Rilsan.) ausgeführt.<br />

Die Filterbehälter sind aus Stahl P 265 GH (frü-<br />

her Kesselblech H II) gefertigt und haben eine<br />

Innengummierung mit KTW- und DVGW-<br />

Zeugnis. Alle weiteren wasserberührten Teile<br />

der Aufbereitungsanlage wurden in korrosions-<br />

beständiger Ausführung ausgeführt – zum Bei-<br />

spiel mit Gummierung, Emaillierung oder aus<br />

nichtrostendem Stahl der V4A-Klasse.<br />

Das Hauptpumpwerk im Keller des Betriebs-<br />

gebäudes ist mit vier Kreiselpumpen bestückt.<br />

Von hier aus wird das Reinwasser zu den Hoch-<br />

behältern und in das Versorgungsnetz gefördert.<br />

Um einen wirtschaftlichen Betrieb der Pumpen<br />

sowie eine ausreichende Sicherheit beim even-<br />

tuellen Ausfall einer Pumpe zu erreichen, ist die<br />

Fördermenge der Pumpen gestaffelt. Es wurden<br />

vier Pumpen mit einer Fördermenge je 40 l/s<br />

installiert.<br />

Abbildung 6: Bei den verwendeten Rohrleitungen<br />

und Anlagen wurde auf die Langlebigkeit geachtet.<br />

Blick auf die Baustelle der Trinkwasseraufbereitung am Wasserwerk Krondorf.<br />

Bauliche Maßnahmen und Bauausführung<br />

Neben des technischen Verfahrens und der Anlagentechnik sind bei Projekten<br />

wie in Krondorf auch die Installation und die räumliche Koordination der Abläufe<br />

zu planen. Teil davon ist auch der Neu- oder Umbau von Gebäuden. Die Halle<br />

zur Unterbringung der für die Aufbereitung erforderlichen technischen Anlagen<br />

ist in Krondorf als Stahlhalle konzipiert. Ihre Abmessungen betragen in der Länge<br />

rund 27 Meter, in der Breite etwa 28 Meter und in der Höhe rund elfeinhalb<br />

Meter. Das Betriebsgebäude an der Südostseite der Halle ist wie die an der<br />

Südost- und Nordostseite angrenzenden Saug- und Klärbehälter in Stahlbeton-<br />

bauweise errichtet – ebenso der Schlammstapelbehälter. Das Betriebsgebäude<br />

einschließlich der Klär- und Saugbehälter misst in der Länge rund 17 Meter. Die<br />

Breite einschließlich der Klärbehälter beträgt hier etwa 36 Meter. Die Höhe des<br />

Betriebsgebäudes beträgt rund acht Meter. Die Oberkante des Rohfußbodens im<br />

Erdgeschoss liegt auf einer Höhe von 358,26 Meter über Normalnull (müNN).<br />

Die Saug- und Klärbehälter sowie der Schlammstapelbehälter sind bis zu einer<br />

Höhe von rund viereinhalb Metern über Gelände mit Erde überschüttet.<br />

Im Anschluss an das Wohngebäude wurde nach dem Abriss der bestehenden<br />

Aufbereitungsanlage zudem eine rund sechs Meter hohe Stahlhalle mit einer<br />

Grundfläche von etwa 17 mal 15 Metern als Rohrlager errichtet. Neben den<br />

Lagerregalen befinden sich in der Halle auch zwei Garagen zur Unterbringung<br />

der betriebseigenen Fahrzeuge.<br />

Der Neubau der Aufbereitungsanlage wurde im November 2003 begonnen.<br />

Nach 24 Monaten Bau- und Einrichtungszeit ist die Anlage Ende 2005 in den<br />

Probebetrieb und mit der Einweihung am 24. März 2006 offiziell in den regu-<br />

lären Betrieb gegangen.<br />

1


Foto: Zweckverband für Geowärme Erding<br />

Erfolgsgeschichte aus Bayern:<br />

Das Geoheizkraftwerk Erding<br />

Eines der bekanntesten deutschen Geoheiz-<br />

kraftwerke steht im oberbayerischen Erding.<br />

Dort stieß man bei einer Probebohrung für Öl<br />

bereits im Jahr 1983 zufällig auf 65 °C heißes<br />

Thermalwasser. Erst Jahre später erkannte<br />

man den Wert dieses Fundes: Seit 1998 ver-<br />

sorgt ein intelligent ausgebautes Fernwärme-<br />

netz die Stadt mit Wärme.<br />

Dadurch werden die Emissionen in Erding<br />

drastisch gesenkt. Die installierte Leistung von<br />

33 Megawatt (MW) reicht zur Fernwärmever-<br />

sorgung von bis zu 3.300 Einfamilienhaushalten.<br />

Die dadurch jedes Jahr umgerechnet eingespar-<br />

ten drei Millionen Liter Heizöl verringern die<br />

Emissionswerte um rund 7.000 Tonnen CO 2 ,<br />

5.700 Kilogramm SO 2 , 5.600 Kilogramm NO x<br />

und 150 Kilogramm Staub.<br />

Und die Erfolgsgeschichte geht weiter: Der-<br />

zeit entsteht ein zweites Geoheizwerk, das<br />

zusätzlich 10.000 Megawattstunden (MWh)<br />

pro Jahr aufbringen wird. Weltweit einzigartig<br />

ist in Erding übrigens, dass das aus der Tiefe<br />

gewonnene Thermalwasser nicht nur zur Wär-<br />

meerzeugung, sondern auch zur Trinkwasser-<br />

gewinnung und zur Speisung der Therme Er-<br />

ding genutzt wird.<br />

H WÄRME & STROM AUS GEOTHERMIE<br />

Die Kraft kommt aus der Erde<br />

Dass beispielsweise Wärmeerzeugung aus geothermischen Quellen<br />

einwandfrei funktioniert, zeigt das Geoheizkraftwerk Erding.<br />

Die Energie der Zukunft<br />

liegt direkt unter uns<br />

Unter uns, tief im Inneren der Erde schlummert eine der ge-<br />

waltigsten und für menschliche Maßstäbe unerschöpfliche En-<br />

ergiequelle: die Erdwärme, auch Geothermie genannt. Nicht<br />

nur in den „klassischen“ Geothermieländern wie etwa Island, Neuseeland<br />

oder den USA, sondern auch in Deutschland gibt es die Möglichkeit, die<br />

Energiequelle Erde anzuzapfen. Bereits in wenigen Tausend Metern Tiefe<br />

findet man in den Gesteinsschichten Temperaturen von über 100 °C.<br />

Geologische Gegebenheiten vorab überprüfen<br />

Um diese wirtschaftlich zu nutzen, bedarf es geeigneter geologischer<br />

Gegebenheiten und spezieller Techniken. Ob die geologischen Voraus-<br />

setzungen im ganz konkreten Fall vorliegen, muss vorab ein Planungs-<br />

büro untersuchen. In den Regionen des Norddeutschen Beckens, des<br />

Oberrheingrabens und des bayrischen Molassebeckens sind solch güns-<br />

tige Bedingungen vorzufinden. Zwischen Donau und Alpen eignen sich<br />

wiederum besonders die reichlich vorhandenen Thermalwasservorkom-<br />

men zur Fernwärmenutzung und zur Verstromung. Diese heißen Ther-<br />

malwässer liegen in einer Kalksteinschicht – ein bislang unerschlossener<br />

heißer Bodenschatz, der viele Menschen jahrhundertelang kostengünstig<br />

und unabhängig von fossilen Energieträgern versorgen könnte.<br />

Unerschöpfliche Fernwärme aus Geothermie<br />

Kommunen nutzen Thermalwasser bereits seit Jahren erfolgreich zur<br />

Wärmeversorgung. Vor allem in Bayern nutzt man die günstigen geolo-<br />

gischen Bedingungen. Mögliche Abnehmer sind: private Haushalte, Frei-<br />

zeit- und Heilbäder, öffentliche Gebäude sowie Industrie und Gewerbe.<br />

Die wasserführenden Schichten werden hierfür über eine Tiefenbohrung<br />

erschlossen. Mit Hilfe moderner Pumptechnik kann das Wasser nach oben<br />

gefördert werden. Nach erfolgreichem Abschluss der ersten Bohrung kann<br />

der zweite Bohrvorgang beginnen. Durch dieses nun entstandene Zwei-<br />

leitersystem (Dublette) kann das heiße Thermalwasser in der Förderboh-<br />

rung gehoben, wieder abgekühlt und durch die Reinjektionsbohrung in die<br />

Autoren: Martin Fleer und Dipl.-Ing. Herbert Schambeck<br />

e.terras AG • Johannisplatz 3 • 81667 München • Telefon (0 89) 44 42 99 05 • Telefax (0 89) 33 98 30 46 • E-Mail: info@eterras.com • www.eterras.com


Quelle: Institut für Energetik und Umwelt Leipzig<br />

Bodenschicht zurückgeführt werden, aus der es<br />

stammt. So entsteht ein stetiger, geschlossener<br />

Kreislauf, ohne dass das Wasser in der Menge<br />

verändert wird. Nur die Erdwärme wird dem<br />

Wasser entzogen.<br />

Strom aus Geothermie –<br />

sicher und dauerhaft<br />

Nicht nur Wärme lässt sich aus der Tiefe der<br />

Erde gewinnen, auch Strom kann geothermisch<br />

erzeugt werden. Dank neuester Technologien<br />

und Rahmenbedingungen, wie dem Erneuer-<br />

bare-Energien-Gesetz (EEG) ist dieses Thema<br />

aktueller denn je. Das EEG sichert über einen<br />

Zeitraum von 20 Jahren eine feste Einspei-<br />

severgütung für Geo-Strom. Technisch und vor<br />

allem wirtschaftlich möglich ist die geothermische<br />

Stromerzeugung erst durch den neu entwickel-<br />

ten Niedertemperaturprozess New Kalina.<br />

Dieses Verfahren nutzt das heiße Wasser mit<br />

einer Temperatur von mehr als 100 °C aus der<br />

Erde. Die Erdwärme wird in dem oberirdischen<br />

Kraftwerk auf ein anderes Arbeitsmedium über-<br />

tragen – ein Zweistoffgemisch aus Ammoniak<br />

und Wasser, welches schon seit Jahrzehnten<br />

erfolgreich in Großkälteanlagen verwendet wird.<br />

Laut Experten gehört dem New Kalina-Kreis-<br />

lauf die Zukunft in der geothermischen Kraft-<br />

werkstechnik und industriellen Abwärmenut-<br />

zung. Der Grund: Gegenüber herkömmlichen<br />

Name Hauptnutzung (Nebennutzung)<br />

Verfahren, verspricht er einen bis zu 30 Prozent höheren Wirkungsgrad und<br />

spart somit ein Vielfaches an CO 2 ein. Besonders effektiv laufen diese Kraftwerke<br />

mit einer Kraft-Wärme-Kopplung (KWK). Das heißt, dass die im Arbeitsmedium<br />

restlich enthaltene Energie nach der Verstromung zum Beispiel für Fernheizzwe-<br />

cke eingesetzt wird.<br />

Leistung<br />

gesamt MW t<br />

Leistung<br />

geotherm. MW t<br />

Jahresproduktion<br />

GWh/a<br />

Unterhaching Fernwärme 85 38 neu in Betrieb<br />

Unterschleißheim Fernwärme 13 13 28<br />

Erding Fernwärme (Thermalbad) 18 8 28<br />

München Riem Fernwärme 20 8 44<br />

Simbach-Braunau Fernwärme 40 7 67<br />

Neustadt-Glewe Fernwärme, Strom 17 7 12<br />

Straubing Fernwärme (Thermalbad) 5 4 12<br />

Neubrandenburg Fernwärme 14 4 8<br />

CO 2 -Ausstoß in kg/MWh Geothermie ist besonders umweltfreundlich –<br />

das zeigt der Vergleich mit dem CO 2 -Ausstoß anderer Energiequellen.<br />

Stromerzeugung aus Geothermie ist im Kommen<br />

Mittlerweile ist die Geothermie im Kommen – die Potenziale sind noch längst<br />

nicht ausgeschöpft. Das erste funktionsfähige Geothermiekraftwerk in Deutsch-<br />

land steht in Neustadt-Glewe (Mecklenburg-Vorpommern). Das vor kurzem<br />

fertig gestellte Kraftwerk in Unterhaching verwendet den in den 80er Jahren<br />

entwickelten KCS-Prozess. Zahlreiche Kraftwerke mit dem modernerem New<br />

Kalina*-Verfahren sind zurzeit in Planung.<br />

*Kalina ® ist eine eingetragene Marke der e.terras AG<br />

Quelle: EIA 1998; Bloomfi eld und Moore 1999<br />

Geothermie ist in<br />

Deutschland angekommen:<br />

Zahlreiche Anlagen versorgen<br />

bereits Gemeinden und Industrie<br />

mit Strom und Wärme –<br />

und die Zahl steigt kontinuierlich.<br />

3


4<br />

Die „Tiefe Erdwärmesonde“ ermöglicht<br />

standortunabhängiges und<br />

CO 2 -freies Contracting von Tiefengeothermie<br />

Die „Tiefe Erdwärmesonde“ ist eine<br />

wirtschaftliche und klimafreundliche<br />

Alternative zur fossilen Grundlastwär-<br />

meerzeugung. Sie macht unabhängig<br />

von Preissteigerungen anderer Ressour-<br />

cen, da als einziger Inputfaktor Geo-<br />

thermie benötigt wird. Zudem können<br />

mithilfe der Tiefen Erdwärmesonde<br />

Standorte hydrogeothermisch erkundet<br />

werden, ohne sich den hohen Projekt-<br />

entwicklungsrisiken für seismische Vor-<br />

erkundungen oder dem verbleibenden<br />

Fündigkeitsrisiko aussetzen zu müssen.<br />

Seit Einführung der neuen Richtlinien zur „För-<br />

derung von Maßnahmen zur Nutzung erneu-<br />

erbarer Energien im Wärmemarkt“ zum 5.<br />

Dezember 2007 wird auch die Errichtung von<br />

Anlagen gefördert, die Tiefengeothermie zur<br />

ausschließlichen Wärmeproduktion einsetzen.<br />

Doch nicht nur diese Tatsache macht das The-<br />

ma nachhaltig interessant: Auch der Ölpreis<br />

ist seither um nahezu 40 Prozent gestiegen.<br />

Auf Basis dieser Tatsachen hat die Stoltenberg<br />

Energie GmbH ein Konzept entwickelt, das es<br />

ermöglicht, die Tiefengeothermie an jedem<br />

Standort in Deutschland als Wärmequelle zu<br />

nutzen – ohne Risiken der Fündigkeit, der Boh-<br />

rung oder des späteren Betriebes.<br />

H WÄRME & STROM AUS GEOTHERMIE<br />

Tiefe Erdwärmesonde als Basis für Wärmecontracting<br />

Auf Basis von Wärme, die mittels einer koaxialen Erdwärmesonde aus<br />

3.000 bis 4.000 Metern Tiefe gewonnen wird, bietet die Stoltenberg<br />

Energie GmbH ein interessantes Wärmelieferungs-Contracting an: Mit<br />

diesem Konzept können Preise angeboten werden, die aktuell unter den<br />

Gestehungskosten für Gas und Öl liegen. Darüber hinaus bleibt die Ener-<br />

giequelle aufgrund des nahezu 100-prozentigen Einsatzes der tages- und<br />

jahreszeitenunabhängigen Geothermie langfristig kostenstabil und CO 2 -<br />

neutral. Unter günstigen geologischen Vorraussetzungen erreicht eine<br />

Tiefe Erdwärmesonde ein Megawatt (MW) thermische Leistung mit rund<br />

80 Grad Celsius auf Höhe der Geländeoberkante (GOK). Das tech-<br />

nische Konzept der Stoltenberg Energie GmbH beinhaltet dabei eine<br />

vorausschauende Dimensionierung des Bohrlochdurchmessers. Diese<br />

macht es bei entsprechender Fündigkeit möglich, geeignete Thermal-<br />

wasseraquifere zu fördern und durch ein Dublettensystem Strom und<br />

Wärme aus Geothermie zu erzeugen. Damit ist das Konzept der Tiefen<br />

Erdwärmesonde auch eine grundlegende und risikolose Vorgehensweise<br />

im Zuge der Umsetzung von Geothermiekraftwerken.<br />

Die annähernd risikolose Bohrung, eine lange Betriebsdauer von mehr<br />

als 40 Jahren und die vernachlässigbaren Betriebskosten der Tiefen Erd-<br />

wärmesonde zeichnen diese Technik der CO 2 -freien Wärmeerzeugung<br />

aus. Sie machen es zu einer entscheidenden Option für die Energiever-<br />

sorgung von Städten, Kommunen und der Industrie. Im Gegensatz zu<br />

Dubletten- und Hot-Dry-Rock (HDR)-Systemen sind Tiefe Erdwärme-<br />

sonden grundsätzlich standortunabhängig und damit abnehmernah und<br />

ohne weiträumige Verteilungsnetze einsetzbar. Sie zeichnen sich durch<br />

ihr einfaches Konstruktionsprinzip und außerordentliche Langlebigkeit<br />

aus. Zwar ist ihre Leistungsfähigkeit von 750 Kilowatt (kW) bis etwa ein<br />

Megawatt im Vergleich zu Dubletten-Konzepten bei ähnlichen Tiefen<br />

wesentlich geringer, aber die ebenfalls deutlich niedrigeren Investitions-,<br />

Betriebs- und Wartungskosten wiegen diese Schwäche mehr als auf.<br />

Autor: Dipl. Kaufmann Robert John Doelling<br />

Stoltenberg Energie GmbH • Große Mühlenstr. 45 • 24217 Schönberg • Telefon (0 43 44) 41 10-0 • rdoelling@stoltenberg-energie.de • www.stoltenberg-energie.de


Funktionsprinzip der<br />

Tiefen Erdwärmesonde<br />

Das Funktionsprinzip einer Erdwärmesonde<br />

(Abbildung 1) beruht auf dem konduktiven<br />

Wärmetransport aus dem Gestein in die Boh-<br />

rung. Sobald die Temperatur des umgebenden<br />

Gesteins höher ist als die des innerhalb der<br />

Bohrung zugeführten Wassers, nimmt dieses<br />

auf seinem Weg in die Tiefe durch die Stahlwan-<br />

dung hindurch Wärmeenergie auf. Am tiefsten<br />

Punkt der Bohrung angekommen, kehrt sich<br />

die Fließrichtung um. Das nun erhitzte Wasser<br />

gelangt durch ein zentral in der Bohrung instal-<br />

liertes Förderrohr wieder zurück an die Ober-<br />

fläche. Bei einer Erdwärmesonde handelt es<br />

sich um einen geschlossenen Wasserkreislauf.<br />

Ein Eindringen von stark salzhaltigem Formati-<br />

onswasser ist damit ebenso ausgeschlossen wie<br />

das Ausfließen von neutralem Bohrungswasser<br />

aus der Erdwärmesonde.<br />

Das im Kreislauf mittels natürlicher Geothermie<br />

erwärmte Wasser gibt seine Energie an der<br />

Erdoberfläche über einen Wärmetauscher ab.<br />

Die Wasserzirkulation wird über eine Pumpe<br />

gesteuert, wobei die natürliche Konvektion<br />

aufgrund des Dichteunterschiedes von kaltem<br />

und heißem Wasser die Zirkulation erheblich<br />

unterstützt.<br />

Abbildung 1 Schematische<br />

Darstellung des Funktionsprinzips einer<br />

Tiefen Erdwärmesonde.<br />

Leistungsfaktoren von Konzept<br />

und technischer Ausführung<br />

Die thermische Leistung einer Erdwärmeson-<br />

de wird von geologischen Randbedingungen<br />

wie dem regionalen Wärmefluss sowie dem<br />

konvektiven und konduktiven Wärmetransport<br />

beeinflusst. Im Gegensatz zu diesen, für einen<br />

Nutzungsstandort unveränderlichen Faktoren,<br />

kann durch die technische Ausführung der<br />

Erdwärmesonde und das Nutzungskonzept<br />

Einfluss auf die maximale Leistung und die jährlich gewinnbare Wärmemenge<br />

genommen werden. Die Bedeutung des technischen Nutzungskonzeptes wur-<br />

de bisher weitgehend unterschätzt. Auf der einen Seite kann die Entzugsleistung<br />

mit der Vergrößerung des Bohrungsquerschnittes gesteigert werden. Auf der<br />

anderen Seite haben auch die allseitige Ankopplung der Sonde an das Gebir-<br />

ge und das nicht laminare Fließen (Wasserteilchen in parallelen Bahnen) des<br />

Wärmeträgermediums in der Erdwärmesonde Einfluss auf die Leistung. Zudem<br />

wächst die Leistung einer Erdwärmesonde mit sinkender Abnahmetemperatur<br />

und steigendem Volumenstrom. Je nach dem gewählten technischen Konzept<br />

der Wärmeveredelung kann die Leistung auch durch eine diskontinuierliche<br />

Nutzung mit kurzen Regenerierungsphasen oder durch den Einsatz von Wär-<br />

mespeichern gesteigert werden. Die durchschnittliche Entzugsleistung im Teu-<br />

fenbereich der positiv wirksamen Wärmetauscherfläche variiert in Abhängigkeit<br />

der Endteufe und den obigen Faktoren zwischen 200 und 300 Watt je Meter<br />

(W/m) Bohrtiefe. >><br />

Quelle: Stoltenberg Energie GmbH<br />

5


Investitionskosten<br />

für eine Tiefe Erdwärmesonde<br />

Die Kosten einer Erdwärmesonde werden wei-<br />

testgehend durch den erforderlichen Aufwand<br />

zur Erstellung der Tiefbohrung bestimmt. Da-<br />

bei spielt die Intensität bisheriger Erkundungen,<br />

zum Beispiel für die Erdöl- und Erdgasindustrie,<br />

ebenso eine Rolle wie die petrophysikalischen<br />

Gesteinsparameter, die tektonische Beanspru-<br />

chung und die Bohrteufe. Konkrete Kosten-<br />

prognosen für solcherlei Bohrprojekte sind al-<br />

lerdings schwierig, da wechselnde geologische<br />

Situationen eine Anpassung des Bohrkonzeptes<br />

erfordern können. Auch die Kosten von Bohr-<br />

anlagen können im Jahresverlauf schwanken<br />

und hängen maßgeblich von den Explorations-<br />

aktivitäten der Erdöl- und Erdgasindustrie ab.<br />

Denn da das Bundesbergbaugesetz mit seinen<br />

Ausführungsbestimmungen für ausländische<br />

Anbieter gelegentlich ein Hemmnis darstellt,<br />

ist der Kreis von Anbietern hierzulande meist<br />

gering. Zudem sind die Bohrkosten in Deutsch-<br />

land durch gesetzliche Bestimmungen und in<br />

Bezug auf Umweltschutz und Personalkosten<br />

generell signifikant höher als in anderen Staaten<br />

der Europäischen Union.<br />

Neben den Bohrungskosten fallen bei Erdwär-<br />

mesondensystemen Aufwendungen für den<br />

Emissionsschutz in urbanen Siedlungsräumen<br />

an, weil solche Systeme typischerweise ab-<br />

nehmernah zu installieren sind.<br />

Die Investitionskosten werden auch erheblich<br />

von der Risikoverteilung bestimmt. Wünscht<br />

der Auftraggeber eine „Rundum-sorglos“-Lö-<br />

sung, kann diese leicht 25 Prozent teurer sein<br />

als ein Projekt, bei dem der Auftraggeber bereit<br />

ist, einen Teil des Risikos mitzutragen.<br />

H WÄRME & STROM AUS GEOTHERMIE<br />

Die kürzlich von der EU notifizierte Förderung der Tiefen Erdwärme-<br />

sonde für gewerbliche Antragsteller sieht im Wesentlichen die Förderung<br />

der Nennwärmeleistung und der Bohrtiefe durch einen Tilgungszuschuss<br />

zu Beginn der Darlehenslaufzeit vor:<br />

Fördergelder für Projekte der Tiefen Geothermie<br />

Förderfähig ist die Errichtung und Erweiterung von Anlagen<br />

zur Nutzung der Tiefen Geothermie (ab 400 Meter Bohrtiefe)<br />

für die ausschließliche thermische Nutzung.<br />

Die Förderung beträgt 200 Euro je kW errichteter<br />

beziehungsweise erweiterter Nennwärmeleistung, höchstens<br />

jedoch 2.000.000 Euro je Einzelanlage.<br />

Für die Bohrtiefe ab 400 Meter bis 1.000 Meter unter<br />

Geländeoberkante werden 375 Euro je Meter vertikale Tiefe<br />

(nicht Bohrstrecke) bezuschusst.<br />

Für die Bohrtiefe zwischen 1.000 Meter bis 2.500 Meter unter<br />

Geländeoberkante werden 500 Euro je Meter vertikale Tiefe<br />

bezuschusst.<br />

Ab 2.500 Meter Bohrtiefe unter Geländeoberkante bis Endtiefe<br />

werden 750 Euro je Meter vertikale Tiefe bezuschusst.<br />

Die Förderung beträgt höchstens 2.500.000 Euro je Bohrung.<br />

Bei Tiefenbohrungen mit besonderen technischen Bohrrisiken<br />

kann zur Abdeckung eingetretener Mehraufwendungen<br />

gegenüber der Planung eine Förderung gewährt werden.<br />

Wirtschaftlichkeitsanalyse zur Tiefen Erdwärmesonde<br />

Die Wirtschaftlichkeit des Systems der Tiefen Erdwärmesonde hängt<br />

im Wesentlichen von der Systemleistung (geotechnische Bedingungen,<br />

technisches Ausbaukonzept und Abnahmesituation) und der Betriebs-<br />

stundenzahl ab. Da die Tiefe Erdwärmesonde nur verschwindend ge-<br />

ringe Betriebskosten aufweist, sinken auch die Kosten pro erzeugter Ki-<br />

lowattstunde (kWh) mit zunehmender Nutzungsdauer. Vergleicht man<br />

den sich daraus ergebenden Kostenverlauf mit den Gestehungskosten für<br />

eine kWh Wärme aus konventioneller Erzeugung, die im Durchschnitt<br />

bei 5,00 Cent/kWh liegt, so lässt sich damit der Break-Even-Point be-<br />

stimmen beziehungsweise die Grenze der wirtschaftlichen Vorteilhaftig-<br />

keit in einem Diagramm wiedergeben (Abbildung 2).<br />

Autor: Dipl. Kaufmann Robert John Doelling<br />

Stoltenberg Energie GmbH • Große Mühlenstr. 45 • 24217 Schönberg • Telefon (0 43 44) 41 10-0 • rdoelling@stoltenberg-energie.de • www.stoltenberg-energie.de


Sinnvolle Einsatzgebiete<br />

Eine Kostenersparnis und somit die wirtschaft-<br />

liche Vorteilhaftigkeit einer Investition in eine<br />

Tiefe Erdwärmesonde ergibt sich demnach erst<br />

ab einem jährlichen Grundlastbedarf von mehr<br />

als 4.000 Stunden. Dieses Kriterium schränkt<br />

das Kundenpotenzial ein und fokussiert Stand-<br />

orte, an denen die thermische Leistung der<br />

Tiefen Erdwärmesonde ganzjährig abgegeben<br />

werden kann.<br />

Abbildung 2 Break-Even-Analyse geothermischer<br />

Wärmeerzeugung in Abhängigkeit der jährlichen<br />

Nutzungsdauer.<br />

Denkbar wäre beispielsweise die Einbindung<br />

der Tiefen Erdwärmesonde in den Rücklauf von<br />

Heizkraftwerken. Aber auch Bäderbetriebe,<br />

die im Sommer einen hohen Wärmebedarf<br />

aufweisen oder große Immobilien mit hohem<br />

Kühlbedarf sind grundsätzlich als Abnehmer zu<br />

avisieren. Zudem können geologische Beson-<br />

derheiten wie etwa ein Salzstock dazu führen,<br />

dass Leistungsspitzen im Winter besser bedient<br />

werden können.<br />

Von besonderer Bedeutung für die Überle-<br />

gungen über den Einsatz der Tiefen Erdwär-<br />

mesonde ist die hohe Stabilität der erzeugten<br />

kWh-Preise und somit die Unabhängigkeit von<br />

den in letzter Zeit hohen Schwankungsbreiten<br />

sämtlicher Inputpreise zur Energieerzeugung.<br />

Dies schafft für den Wärmeabnehmer eine er-<br />

hebliche Planungssicherheit und für den Inves-<br />

tor ein erhebliches Renditepotenzial. Da auch<br />

die variablen Wärmegestehungskosten bei der<br />

Tiefen Erdwärmesonde zum großen Teil durch<br />

den Stromverbrauch der Umwälzpumpe be-<br />

dingt sind, profi tieren alle Beteiligten zudem<br />

von der jährlichen Infl ation. Die auf Sicht von<br />

zwanzig Jahren bei unterschiedlichen Preisstei-<br />

gerungsraten für konventionelle Energieträger<br />

resultierenden Ersparnisse sind im nebenste-<br />

henden Schaubild dargestellt (Abbildung 3).<br />

Cent/kWh<br />

9,00<br />

8,00<br />

7,00<br />

6,00<br />

5,00<br />

4,00<br />

3,00<br />

2,00<br />

1,00<br />

0,00<br />

Mio. Euro<br />

2,5<br />

2,0<br />

1,5<br />

1,0<br />

0,5<br />

0<br />

-0,5<br />

Abbildung 3 Gesamte Kostendifferenz bei gleichen Preissteigerungsraten für Gas und Strom<br />

(Ausgangspunkt: Gas = 0,045 Euro/kWh, Geothermie = 0,0469 Euro/kWh).<br />

Geothermie als Standortvorteil nutzen<br />

Die Nutzung von Tiefengeothermie durch Systeme wie die Tiefe Erdwärme-<br />

sonde ist aufgrund steigender Preise für fossile Brennstoffe eine wirtschaftliche<br />

und klimafreundliche Alternative der Wärmeerzeugung; vor allem an Standor-<br />

ten, die einen hohen Grundlastbedarf aufweisen. Die völlige CO 2 -Freiheit und<br />

die nachhaltige Unabhängigkeit von Preissteigerungen bei der Wärmeerzeugung<br />

bieten ein Potenzial, das sich in den nächsten Jahren als wichtiger Standortfaktor<br />

entfalten wird.<br />

2.500 Std.<br />

3.000 Std.<br />

3.500 Std.<br />

4.000 Std.<br />

= 10,0 %<br />

= 7,5 %<br />

= 5,0 %<br />

= 2,5 %<br />

4.500 Std.<br />

5.000 Std.<br />

5.500 Std.<br />

= Kosten geothermisch<br />

= Kosten konventionell<br />

0 5 10 15 20 Jahre<br />

6.000 Std.<br />

6.500 Std.<br />

7.000 Std.<br />

7.500 Std.<br />

8.000 Std.<br />

Quelle: Stoltenberg Energie GmbH<br />

Quelle: Stoltenberg Energie GmbH


„Die größte Herausforderung<br />

im Bereich Versickerung“<br />

Es ist eine Baustelle der Superlative<br />

am neuen Hauptstadt-Flughafen Ber-<br />

lin-Brandenburg International (BBI) in<br />

Berlin-Schönefeld. 2.000 Fußballfelder<br />

ist sie groß. Eine Fläche, die nicht nur<br />

bebaut sondern auch effektiv und si-<br />

cher entwässert werden muss. Damit<br />

planmäßig Ende Oktober 2011 der ers-<br />

te Flieger am Airport BBI landen kann,<br />

sind allein 2009 rund 3.000 Arbeiter im<br />

Einsatz.<br />

Die Konturen von Terminal, neuer Startbahn,<br />

Straßen- und Schienenanbindung sind im Som-<br />

mer 2009 schon deutlich zu sehen. Aber auch<br />

unter der Erde tut sich einiges. So ist der neue<br />

Hauptstadtflughafen für das Unternehmen Wa-<br />

vin, einen der führenden Hersteller von Kunst-<br />

stoff-Rohrsystemen in Europa, nach eigenen<br />

Angaben die bislang größte logistische Heraus-<br />

forderung im Bereich Regenwasserversicke-<br />

rung – und das wahrscheinlich größte System<br />

seiner Art, das jemals installiert wurde.<br />

I VERSICKERUNG<br />

Mehr als 100 LKW-Ladungen Versickerungselemente<br />

für Europas größte Flughafenbaustelle<br />

Aber der Reihe nach. Die Aufgabe klingt ziemlich alltäglich: Das Nieder-<br />

schlagswasser aus dem Bereich der privaten Straßen, d. h. der Zufahrts-<br />

straßen zu den auf dem Flughafengelände ansässigen Dienstleistern, ist<br />

nach einer naturnahen Vorbehandlung in einer belebten Bodenzone de-<br />

zentral zu versickern. Den Zuschlag bekam das technische Konzept von<br />

Wavin, das mit dem System Q-Bic eine alternative Lösung zu den ausge-<br />

schriebenen Rigolenbausteinen mit vorgesetzten Schächten beinhaltete.<br />

Q-Bic – leistungsfähig und schnell zu installieren<br />

Das Entwässerungssystem von Wavin ist für den BBI eine Lösung mit<br />

der geforderten Leistungsfähigkeit, aber einfacher und schneller in der<br />

Installation. Das gilt besonders für die Schächte. Beim System Q-Bic wird<br />

der Zugang zum Rigolensystem über aufgesetzte Schächte ermöglicht. Es<br />

ist nicht nötig, separate Schachtbauwerke zwischen den Rigolen zu plat-<br />

zieren. Trotzdem – oder gerade deshalb – sind die Rigolenelemente von<br />

Wavin besser inspizierbar als bei anderen Systemen. Der Vorteil aufge-<br />

setzter Schächte liegt auf der Hand: Es müssen weniger Artikel eingebaut,<br />

keine Schächte separat gesetzt und keine Verbindungsrohrleitungen zwi-<br />

schen Schächten und Rigolen gelegt werden. Die Bauzeit wird dadurch<br />

erheblich verkürzt und der Einbau deutlich vereinfacht. Statt mehrerer<br />

Rigolen wird in Berlin-Schönefeld nur eine einzige zweilagige Rigole mit<br />

rund 22 Metern Breite und 330 Metern Länge installiert.<br />

Autor: Bernhard Pieper<br />

Wavin GmbH • Industriestraße 20 • 49767 Twist • Telefon (0 59 36) 12-275 • E-Mail: bernd.pieper@wavin.de • www.wavin.de<br />

Großbaustelle Flughafen<br />

19.000 Speicherelemente von Wavin<br />

sorgen in Berlin-Schönefeld für eine effektive<br />

Entwässerung.


Schnelle Installation Beim System Q-Bic<br />

von Wavin ermöglichen aufgesetzte Schächte<br />

den Zugang zum Rigolensystem.<br />

Möglich wurde das durch das intelligente De-<br />

sign der Q-Bic-Versickerungsbausteine. Jeder<br />

der 600 x 600 x 1.200 mm messenden Kunst-<br />

stoff-Hohlkörper ist multifunktionell konzipiert.<br />

Einerseits kann er von allen Seiten durchströmt<br />

werden. Andererseits übernimmt der Wavin-<br />

Versickerungsbaustein je nach Einbauweise die<br />

unterschiedlichsten Funktionen innerhalb der<br />

Rigole: als Speichermodul, Inspektions- und<br />

Reinigungsmodul aber auch als Schachtrohr und<br />

Schachtboden. Das heißt, jeder Q-Bic Baustein<br />

kann an jeder beliebigen Stelle in der Rigole mit<br />

einem handelsüblichen 600er Schachtrohr für<br />

Inspektions- und Reinigungszwecke ausgestattet<br />

werden. Beispielsweise mit dem Wavin Tegra<br />

600 Schachtrohr. Wie Q-Bic wird das Rohr<br />

komplett aus umweltfreundlichem Polypro-<br />

pylen-Neumaterial (PP Copolymer) gefertigt<br />

– einem Material, das für seine außerordent-<br />

liche Stabilität, Schlagfestigkeit und Haltbarkeit<br />

bekannt ist. Nachhaltige Gründe, weshalb auch<br />

der Auftraggeber die Verwendung dieses Ma-<br />

terials vorgegeben hat. Ein weiterer Vorteil der<br />

Q-Bic Elemente ist, dass sie nicht aus vielen<br />

Einzelteilen zusammengesteckt, sondern im<br />

Spritzgussverfahren aus zwei Hälften hergestellt<br />

werden. Diese werden warm verpresst und sind somit dauerhaft haltbar. Der<br />

Rigoleneinbau mit den Kunststoff-Hohlkörpern von Wavin wird also nicht zur<br />

Wackelpartie. Bei einer Erdüberdeckung von zum Teil weniger als 1,20 Metern<br />

ist das PP-System schwerlasttauglich (SLW 60).<br />

Nachhaltigkeit für den dauerhaft zuverlässigen Betrieb<br />

Beide Faktoren – Werkstoffwahl und Herstellverfahren – bilden die Grundlage<br />

für eine verlässliche Aussage über das langfristige statische Verhalten und damit<br />

über die Haltbarkeit der Bauteile. Für das Wavin Q-Bic System bedeutet das<br />

konkret: die Rigole ist für mindestens 50 Jahre funktionssicher. Neben dem<br />

integrierten Schacht besitzt das System Q-Bic weitere Raffinessen, welche die<br />

Inspektion sehr komfortabel machen. Das fängt beim Einbringen der Inspektions-<br />

und Reinigungswerkzeuge an, das über einen so genannten Soft-Glide-Adapter<br />

erleichtert wird. Weiter geht es mit TV-Kamera & Co. ganz bequem durch ein<br />

Tunnelsystem, das sehr großzügig bemessen ist. Jeder Versickerungsblock ent-<br />

hält zwei Inspektionstunnel der Dimension DN 500. Im Rigolensystem sind die-<br />

se Tunnel miteinander verbunden und bilden ein geschlossenes Tunnelsystem,<br />

durch das man freie Fahrt zu jeder entscheidenden Stelle der Rigole hat.<br />

Für das Rigolensystem des neuen Hauptstadt-Flughafens hat Wavin knapp 19.000<br />

Q-Bic Speicherelemente und 36 Tegra 600 Inspektions- und Reinigungsschächte<br />

geliefert. „Das sind mehr als einhundert voll beladene LKW, die zusammen eine<br />

fast zwei Kilometer lange Kolonne ergeben würden“, veranschaulicht Bernhard<br />

Pieper die logistische Meisterleistung. „Dass die geforderte Menge des Materials<br />

stets zum richtigen Zeitpunkt an der richtigen Stelle war, konnten wir nur ge-<br />

währleisten, indem ein abgestimmtes Netzwerk aus Vertrieb, Produktion, Logis-<br />

tik und Handel Hand in Hand zusammenarbeiteten“, so Pieper zufrieden.<br />

Zufrieden waren auch die Mitarbeiter der Matthäi Bauunternehmen GmbH &<br />

Co. KG aus Velten. Sie lobten insbesondere, wie leicht und schnell ihnen der<br />

Einbau der Q-Bic Bausteine von der Hand ging. „Lego für Große“, schmunzelte<br />

Bauleiter Mario Krex.


0<br />

! Projektdaten<br />

Bauherr<br />

Blindeninstitutsstiftung Würzburg<br />

Freiraumplanung<br />

Landschaftsarchitekturbüro Kiefer,<br />

Berlin<br />

Örtliche Projektleitung<br />

Wamsler Rohloff Wirzmüller,<br />

Regensburg<br />

Architekten<br />

Georg Scheel Wetzel Architekten,<br />

Berlin<br />

Godelmann-Produkte<br />

• SCADA ® ferro, 60x40x12 cm,<br />

3.100 Quadratmeter Fläche<br />

• SCADA ® ferro, 80x40x12 cm,<br />

rund 65 Quadratmeter Fläche<br />

• Tetrago, 25x25x8 cm,<br />

rund 800 Quadratmeter Fläche<br />

• Tiefborde und Rasenkantensteine<br />

J OBERFLÄCHE<br />

Innovation Für den Neubau des Blindeninstituts<br />

Regensburg kamen exklusive Großformatplatten<br />

von Godelmann zum Einsatz.<br />

Nachhaltige<br />

Oberflächengestaltung<br />

mit Steingut aus<br />

ressourcenschonender<br />

Herstellung<br />

Zur nachhaltigen Anlage und Pflege öffentlicher Liegen-<br />

schaften gehört neben der <strong>Energieeffizienz</strong>-Steigerung von<br />

Gebäuden auch der Einsatz von langlebigen und umwelt-<br />

freundlichen Produkten im Außenbereich. Die Betonwerke<br />

Godelmann bieten beispielsweise ein breites Sortiment an<br />

ökologischen Pflastersystemen aus besonders ressourcen-<br />

schonender Produktion.<br />

Seit über 30 Jahren entwickelt das Unternehmen aus Högling Flächenbe-<br />

läge auf höchstem Niveau – Pflastersysteme und Betonfertigteile. „Wer<br />

Baustoffe herstellt, die jahrzehntelang die Umgebung gestalten, hat auch<br />

eine Verantwortung gegenüber der Umwelt“, so Geschäftsführer Bern-<br />

hard Godelmann. Externe und interne Prüfstellen überwachen die kon-<br />

sequente Einhaltung dieses hohen Anspruchs.<br />

Die Schule der Sinne – ein architektonisches Konzept<br />

Das Blindeninstitut im ostbayerischen Regensburg repräsentiert im Be-<br />

reich des behindertengerechten Bauens eine neue Art von Schule. Das<br />

von Georg Scheel Wetzel Architekten aus Berlin entworfene kammartige<br />

Gebäude wurde bereits mehrfach ausgezeichnet und erntet vielerorts<br />

Lob und Anerkennung. Heute bietet der Komplex mit Tagesstätte, In-<br />

ternat, Sport- und Therapieeinrichtungen rund einhundert blinden und<br />

Autor: Dipl.-Ing. Götz Hartmann<br />

BETONWERK GODELMANN KG • Industriestraße 1 • 92269 Högling • Telefon (0 94 38) 94 04-35 • E-Mail: neugebauer@godelmann.de • www.godelmann.de


Fotos: Godelmann<br />

sehbehinderten wie auch mehrfachbehinder-<br />

ten Kindern und Jugendlichen eine Förderung,<br />

die ihnen ein selbstständiges Leben ermöglicht.<br />

Der Grundriss und die Ausbaumaterialien des<br />

Gebäudes sind für die Orientierung über den<br />

Tast- und Hörsinn ausgelegt. Die Nutzer rich-<br />

ten sich nach gut organisierten Raumfolgen,<br />

unterschiedlichen Raumklängen und Lichtver-<br />

hältnissen sowie nach taktil wahrnehmbaren<br />

Aushängeschild Der Vorplatz bildet den gelungenen Auftakt<br />

zu einem ambitionierten und prämierten Architekturobjekt.<br />

Bodenbelägen aus Beton. Muschelkalk, Sichtbeton und heller Putz prägen das<br />

Erscheinungsbild. Starke Kontraste oder Farbleitsysteme wurden nur vereinzelt<br />

gesetzt, um individuelle Orientierungshilfen geben zu können.<br />

SCADA ® ferro – individueller Farbakzent im harmonischen Bild<br />

Die Freiraumgestaltung durch das Berliner Landschaftsarchitekturbüro Kiefer<br />

nimmt sich angenehm zurück und lässt stattdessen Raum für Sinnesreize. Dabei<br />

besteht eine klare Differenzierung zwischen dem halböffentlichen Vorplatz, der<br />

durch seine homogen formulierte Oberfläche überzeugt, und den Randzonen<br />

mit Bewegungsflächen und den so genannten Sinnesgärten.<br />

Die Platzbefestigung entwickelt sich aus einem Läuferverband mit Großformat-<br />

platten der Marke Scada von Godelmann. Das exklusive Flächensystem zeichnet<br />

sich durch den mit Natursteinkörnungen veredelten Vorsatz aus. Der Hersteller<br />

fertigte die Platten in der Objekt-Sonderfarbe Graugrün mit Oberflächen in stahl-<br />

kugelgestrahlter Qualität. Der Vorplatz wird durch seine erhöhte Lage und eine<br />

breite Rampe zusätzlich akzentuiert. Einige Gleditschien bereichern die Szene.<br />

Richtung Süden schließt sich der Anlage ein bewaldeter Hang an. Westlich der<br />

fingerförmigen Klassentrakte zieht der Schlosspark des ehemaligen Benediktiner-<br />

klosters Prüfening die Blicke auf sich.<br />

Farbakzent Für die Außenflächen der Regensburger<br />

Schule wurde das exklusive Flächensystem Scada in<br />

dem Sonderfarbton Graugrün produziert.<br />

1


Ausgezeichnet: Mit ihrem Wärmerückgewinnungs-System (rechts) wurde die Berliner Sporthalle zum „KlimaSchutzPartner 2006“ gekürt.<br />

Berliner Sporthalle erfolgreich<br />

mit rückgewonnener Abwasserwärme beheizt<br />

Nach und nach erkennen die Kommu-<br />

nen das Energiepotenzial, das im täg-<br />

lich anfallenden Abwasser schlummert.<br />

Wie diese ungenutzte Wärmeenergie<br />

erschlossen und wo sie genutzt wer-<br />

den kann, ist oftmals jedoch noch un-<br />

klar. Beispiele, wie die Beheizung einer<br />

Sporthalle in Berlin, geben Antworten<br />

auf offene Fragen und stehen Pate für<br />

nachfolgende Projekte.<br />

Abwasser – eine vielseitige<br />

und den CO 2 -Ausstoß senkende<br />

Energiequelle<br />

Die im Abwasser vorhandene Wärmeenergie<br />

kann in Radiatoren- oder Flächenheizungen<br />

sowie zur Warmwasser- und Kälteerzeugung<br />

genutzt werden. Dazu muss sie an einer von<br />

vielen möglichen Stellen zwischen Entstehungs-<br />

ort und Kläranlage durch Wärmetauscher ge-<br />

wonnen und mit Hilfe einer Wärmepumpe<br />

verwertet werden.<br />

K WÄRMERÜCKGEWINNUNG<br />

! Wege der Abwasserwärme-Rückgewinnung<br />

Ort der Wärmegewinnung aus Abwasser:<br />

• Mischwasserkanal ab DN 800<br />

• Druckleitung z. B. industrieller Direkteinleiter<br />

• Pumpensumpf eines Abwasserpumpwerkes<br />

• Auf der Kläranlage<br />

Art der eingesetzten Wärmepumpe:<br />

• Elektrowärmepumpe<br />

• Gaswärmepumpe<br />

• Elektrowärmepumpe plus Blockheizkraftwerk (BHKW)<br />

Art der Nutzung von gewonnener Energie:<br />

• Raumheizung mit konventionellen Heizkörpern im Bestand<br />

• Niedertemperaturheizung oder Fußbodenheizung<br />

• Warmwasserbereitung<br />

• zusätzliches Erzeugen von Klimakälte mit der Wärmepumpe<br />

Autor: Dipl.-Ing. (FH) Wolfram Stodtmeister<br />

ECO.S Energieconsulting Stodtmeister • Morgensternstraße 24 • 12207 Berlin • Telefon (0 30) 25 930 961 • stodtmeister@eco-s.net • www.eco-s.net


Zufrieden: Bürgermeister Dr. Franz Schulz (links), mit Rainer<br />

Kurz (Vattenfall, mitte), Wolfram Stodtmeister (ECO.S) und<br />

einem Wärmetauscher, plant bereits für eine weitere Sporthalle<br />

den Einsatz einer Abwasserwärmepumpe.<br />

Beispielhaft und ausgezeichnet –<br />

KlimaSchutzPartner des Jahres 2006<br />

Ein positives Beispiel für die effektive Nutzung<br />

von Abwasserwärme ist die Schul- und Ver-<br />

einssporthalle im Bezirk Friedrichshain-Kreuz-<br />

berg in Berlin. Seit zweieinhalb Jahren wird<br />

die öffentliche Einrichtung mit Hilfe einer Ab-<br />

wasserwärmepumpe beheizt. 2006 wurde das<br />

Konzept deshalb von der IHK Berlin zum „Kli-<br />

maSchutzPartner“ gekürt.<br />

Dipl.-Ing. (FH) Wolfram Stodtmeister vom<br />

Ingenieurbüro ECO.S zeichnet für die Pla-<br />

nung und Ausführung des eingesetzten Wär-<br />

merückgewinnungs-Systems verantwortlich.<br />

Zur Energiegewinnung wurde zunächst ein<br />

Wärmetauscher auf die Sohle des vor dem<br />

Schulgrundstück verlaufenden Abwassersamm-<br />

lers installiert. Aufgabe dieses Wärmetauschers<br />

ist es, Wärme aus dem Abwasser des Misch-<br />

wasserkanals zu gewinnen. Mit Hilfe eines<br />

Zwischenkreislaufes, dem Wärmequellenkreis,<br />

wird die gewonnene Energie zur knapp 200<br />

Meter entfernten Heizzentrale gepumpt und<br />

dort über eine Wärmepumpe ins Heiznetz<br />

eingespeist. Die somit rückgewonnene Energie<br />

macht es möglich, dass der vorhandene Erd-<br />

gaskessel nur noch an besonders kalten Tagen<br />

in Betrieb genommen werden muss. Durch die<br />

Rückgewinnung von Abwasserwärme spart die<br />

Stadt gegenüber früher mehr als fünfzig Prozent<br />

Energiequelle: Blick in den Abwasserkanal.<br />

des Erdgasverbrauches in der Sporthalle – zum Nutzen der Umwelt und des<br />

öffentlichen Geldbeutels. Denn die Wärme aus dem Abwasser ist für die Stadt<br />

preiswerter als das Heizen mit Erdgas. Dies ist auch dem Contractor Vattenfall<br />

zu verdanken, der die gesamte Anlage finanziert hat und sie betreibt. Die Stadt<br />

selbst hätte die gegenüber der Erdgasheizung erhöhten Investitionskosten nicht<br />

aufbringen können.<br />

Was bei der Anlagenplanung zu beachten ist<br />

Aus wirtschaftlichen und technischen Gründen sollten bei Wärmerückgewin-<br />

nungs-Systemen sowohl der Kanal als auch die zu versorgende Heizzentrale<br />

eine gewisse Mindestgröße aufweisen. Der verwendete Kanal sollte etwa die<br />

Abwässer von wenigstens 10.000 Einwohnern beziehungsweise ein entspre-<br />

chendes Volumen gewerblicher Abwässer führen. Müssen die Wärmetauscher<br />

nachträglich eingebaut werden, ist es zudem erforderlich, dass der Kanal einen<br />

Durchmesser von mindestens DN 800 hat.<br />

Die Heizlast des Gebäudes beziehungsweise die installierte Kesselleistung sollte,<br />

nach Erfahrungswerten von ECO.S, aus Gründen der Wirtschaftlichkeit bei meh-<br />

reren hundert Kilowatt (kW) liegen. Die relativen Kosten für eine größere Anlage<br />

sind trotz steigender Energiepreise einfach günstiger. Eine genaue Grenze lässt sich<br />

allerdings nicht allgemein festlegen. „Dazu unterscheiden sich die Einflussfaktoren<br />

auf die Wirtschaftlichkeit von Standort zu Standort einfach zu stark“, stellt Wolfram<br />

Stodtmeister fest. „Eine verlässliche Entscheidung lässt sich erst auf Basis einer tech-<br />

nisch-wirtschaftlichen Voruntersuchung oder einer Machbarkeitsstudie treffen.“<br />

Eine Vorauswahl der Standorte kann auf Basis folgender Richtwerte erfolgen:<br />

• Heizlast / Kesselleistung > 300 kW<br />

• Möglichst niedrige Heizkreistemperaturen, ideal sind Flächenheizungen,<br />

Bestandsanlagen, die zum Beispiel auf 70/55 °C ausgelegt sind, erlauben<br />

jedoch auch einen effizienten Wärmepumpenbetrieb<br />

• Platzreserve von wenigen Quadratmetern in der Heizzentrale<br />

3


84<br />

Energiequelle Abwasser<br />

Intelligente Lösungen zur Steigerung<br />

der <strong>Energieeffizienz</strong> fördern die Wertschöpfung<br />

im Inland, schonen endliche<br />

Ressourcen, reduzieren CO -Emissionen<br />

2<br />

und verringern die Abhängigkeit von Ölund<br />

Gasimporten.<br />

Die Nutzung der im Abwasser enthaltenen<br />

Wärme durch Wärmepumpen stellt insbesondere<br />

zum Beheizen innerstädtischer Gebäude<br />

eine vorteilhafte Alternative gegenüber ande-<br />

Abbildung 1<br />

Prinzipzeichnung eines Bypass-Wärmetauschers<br />

mit Abwassersiebung im Entnahmeschacht.<br />

K WÄRMERÜCKGEWINNUNG<br />

ren regenerativen Energiequellen wie der Sonne oder der Erdwärme<br />

sowie natürlich gegenüber fossilen Brennstoffen dar.<br />

Grundlagen der Abwasserwärmenutzung<br />

Durch Duschen, Waschmaschinen und weitere Nutzungen wird das<br />

Wasser in Haushalten, Gewerbe und Industrie erwärmt. Im Vergleich<br />

zum Grundwasser weist das Abwasser somit auch im Winter eine deutlich<br />

höhere Temperatur von 12 bis 14 Grad Celsius auf. Durch die geringe<br />

Temperaturdifferenz zwischen Abwasser und Heizungsvorlauftemperatur<br />

kann eine Wärmepumpe besonders effizient betrieben werden.<br />

Autoren: Dr.-Ing. Oliver Christ und Dr.-Ing. Ralf Mitsdoerffer<br />

GFM Beratende Ingenieure GmbH • Akademiestraße 7 • 80799 München • Telefon (0 89) 38 01 78-0 • E-Mail: info@gfm.com • www.gfm.com<br />

Bild: ThermWin, Hans Huber AG, Berching


Um die Abwasserwärme nutzbar zu machen,<br />

entzieht ein Wärmetauscher dem Abwasser<br />

Energie, welche dann durch die Wärmepumpe<br />

auf das erforderliche Temperaturniveau<br />

gebracht wird. Der Wärmetauscher wird dabei<br />

üblicherweise in der Kanalsohle als Rinnen-System<br />

(Abbildung 2) verlegt oder über einen<br />

externen Wärmetauscher im Bypass zum Kanal<br />

geführt (Abbildung 1).<br />

Günstige Voraussetzungen<br />

in Städten und Kommunen<br />

Als technische Randbedingungen für eine wirtschaftliche<br />

Abwasserwärmenutzung sind im<br />

Wesentlichen ein minimaler Trockenwetterabfluss<br />

im Kanal von rund 15 l/s sowie ein Heiz-<br />

Bild: ThermLiner, Uhrig GmbH<br />

wärmebedarf von mindestens 150 Kilowatt (kW) zu nennen. Somit kommen<br />

viele der öffentlichen Gebäude wie Schulen, Rathäuser oder Sportstätten aber<br />

auch größere Wohnkomplexe in innerstädtischen Lagen für diese ökoeffiziente<br />

Art der Wärmeerzeugung in Frage.<br />

Projektbeispiel: Abwasserwärmenutzung in Straubing<br />

Ein stadteigener Mietwohnungskomplex aus den 60er Jahren soll einer energetischen<br />

Sanierung unterzogen werden. Insbesondere sind die vorhandenen<br />

Ölbrenner in den einzelnen Wohnungen durch eine moderne Fußbodenheizung<br />

zu ersetzen. Da sich in unmittelbarer Nähe zu diesen Wohngebäuden ein Abwasserkanal<br />

mit einem Trockenwetterabfluss zwischen 100 und 200 l/s befindet,<br />

hat sich das Tiefbauamt der Stadt Straubing entschlossen, für die Beheizung<br />

dieses Objekts die Energie aus dem Abwasser zu nutzen.<br />

Über eine Pumpe wird das Abwasser dem Kanal entnommen und über eine<br />

Siebanlage in den neu entwickelten Rohabwasser-Wärmetauscher (Abbildung<br />

1) geführt. Die Siebung ist notwendig, da sich der Wärmetauscher sonst durch<br />

die im Abwasser enthaltenen Fest- und Faserstoffe zusetzen würde. Der erwärmte<br />

Wasserstrom im Wärmetauscher wird über eine Elektrowärmepumpe<br />

auf die erforderliche Vorlauftemperatur der Fußbodenheizung angehoben.<br />

Auf diese Weise gelingt es, rund 65 Prozent der erforderlichen Heizenergie aus<br />

dem Abwasser zu generieren. Lediglich 10 Prozent der Heizwärme müssen zur<br />

Spitzenlastabdeckung für besonders kalte Tage konventionell über Erdgas abgedeckt<br />

werden. Zwar sind für den Betrieb der Wärmepumpe rund 25 Prozent<br />

der Gesamtheizenergie nötig. Da diese aber in Form von preiswertem Wärmepumpenstrom<br />

aus der Kläranlage bezogen wird und dieser dort klimaneutral<br />

über eine Biogasanlage entsteht, reduziert sich der CO -Ausstoß der Gesamt-<br />

2<br />

lösung gegenüber einer konventionellen Heizung auf 10 Prozent – nämlich den<br />

Emissionen des Erdgasspitzenlastanteils.<br />

Anhand dieses Beispiels vom Tiefbauamt der Stadt Straubing wird deutlich,<br />

dass Abwasser nicht nur ein zu beseitigendes Übel ist, sondern durch innovative<br />

Technologien zur nachhaltigen Energiegewinnung in Form von Wärme und<br />

Strom genutzt werden kann.<br />

Abbildung 2<br />

Nachträglich eingebauter Wärmetauscher<br />

in einem Abwasserkanal.<br />

85


Blick in die Heizzentrale (Übergabestation)<br />

Anfallende Prozess-Abwärme<br />

als Energiequelle zur Raumbeheizung nutzen<br />

Ein namhafter Hersteller von Polystyrol-<br />

Materialien aus der Nähe von Koblenz<br />

kann sich freuen. Denn im Zuge der<br />

baulichen Erweiterung seiner Lagerflä-<br />

chen um rund 11.000 Quadratmeter<br />

entschied sich das vorausschauende In-<br />

dustrieunternehmen in Sachen Raum-<br />

beheizung für eine innovative wie um-<br />

weltfreundliche Lösung. Statt fossiler<br />

Energieträger nutzt die auf BETAINOX-<br />

Wärmetauschern basierende Anlage die<br />

überschüssige Prozesswärme.<br />

K WÄRMERÜCKGEWINNUNG<br />

Franz Graf (BetaTherm, links) und Dirk Geis (WKG Energietechnik)<br />

mit den neu entwickelten BETAINOX Edelstahl-Wärmetauschern.<br />

74 Tonnen weniger CO 2 -Ausstoß pro Jahr –<br />

dank industrieller Wärme-Rückgewinnung<br />

… so lautet das stolze Ergebnis, das durch den industriellen Einsatz der<br />

Wärmerückgewinnungs-Anlage jedes Jahr erzielt werden kann. Dabei ist<br />

die Entstehungsgeschichte der technischen Innovation nicht minder in-<br />

teressant wie die Lösung selbst. In einer gemeinsamen Aktion der betei-<br />

ligten Partnerfirmen WKG Energietechnik (technische Entwicklung) und<br />

BetaTherm (Produktion) wurde eigens für dieses Projekt der Edelstahl<br />

Wärmetauscher BETAINOX entwickelt – ein Produkt, das mit seinen<br />

Eigenschaften für unzählige Anwendungen in der Industrie geeignet ist.<br />

Beide Unternehmen sind übrigens aktive Partner der <strong>Initiative</strong> CO 2 , die<br />

sich bekanntermaßen dafür einsetzt, innovative Systeme im Energie- und<br />

Ressourcen-Management zu etablieren (www.initiative-co2.de).<br />

Prozesswärme nicht ungenutzt lassen<br />

In der Planungsphase wurden zunächst die vorhandenen Rahmenbedin-<br />

gungen auf dem Betriebsgelände des Herstellers analysiert. Dabei wurde<br />

festgestellt, dass die ungenutzte Abwärme aus Produktionsprozessen der<br />

Polystyrol-Fabrik potenziell zur Beheizung der neuen Lagerhalle genutzt<br />

werden könnte. Bisher floss das entsprechende Prozesswasser mit einer<br />

Autor: Dirk Geis<br />

WKG Energietechnik GmbH • Sebastian-Kneipp-Straße 55 • 56179 Vallendar • Telefon (02 61) 8 76 79 90 • info@wkg-gmbh.de • www.wkg-gmbh.de


Eingangstemperatur von rund 65 Grad Celsius<br />

in drei Rückhaltebecken mit gemeinsam über<br />

450 Kubikmetern Inhalt. Über konventionelle<br />

Platten-Wärmetauscher wurde dort die ener-<br />

getische Kapazität transformiert und wertvolle<br />

Energie ungenutzt an die Außenluft abgegeben.<br />

Zusätzliches Problem dieser Art der „Wär-<br />

mevernichtung“: Konventionelle Platten-Wär-<br />

metauscher sind naturgemäß sehr anfällig für<br />

Verkalkung und Verstopfung und deshalb min-<br />

destens viermal jährlich unter großem Aufwand<br />

zu reinigen. Denn während dieser kosteninten-<br />

siven Wartungsphasen müssen die Rückhalte-<br />

becken vollständig entleert und der Produkti-<br />

onsprozess zeitweise umgeleitet werden.<br />

Entstehungsprozess eines<br />

innovativen Heizsystems<br />

Im Zuge des Neubaus und der Erweiterung der<br />

Lagerflächen um 11.000 Quadratmeter im ers-<br />

ten Schritt sowie unter Berücksichtigung einer<br />

möglichen Erweiterung um zusätzliche 4.000<br />

Quadratmeter im zweiten Schritt, hat sich das<br />

planende Ingenieurbüro dafür entschieden, die<br />

Prozesswärme zur Raumbeheizung heranzu-<br />

ziehen. Das spart in Zukunft sowohl Energie-<br />

kosten als auch die aufwändige Reinigung der<br />

Platten-Wärmetauscher.<br />

In enger Zusammenarbeit zwischen Planer, Hersteller, Handel und Verarbeiter<br />

entstand im Folgenden ein innovatives Heizsystem für die Lagerhallen. Zunächst<br />

fertigte Kollektorspezialist BetaTherm 16 Prototypen eines neuartigen Edelstahl-<br />

Wärmetauschers zur Wärmerückgewinnung. Dabei verwendete das Team um<br />

Franz Graf das flexible Edelstahl-Rohrsystem „Spiraflex“ von BRUGG, das in<br />

Wärme-Kälte-Tauschern, Warmwasserbehältern sowie Abwasserwärme- und<br />

Geothermie-Anlagen eingesetzt werden kann. Bei BetaTherm führte man die<br />

Leitungen in einem neu entwickelten Verfahren in Wangen zu so genannten<br />

„Energie-Körben“ zusammen. Der BETAINOX-Wärmetauscher war geboren.<br />

Die Auslegung der zylinderförmigen Spiralkörper erfolgte entsprechend der ge-<br />

forderten Leistung und unter Berücksichtigung der engen Platzverhältnisse zur<br />

Einbringung und Montage vor Ort.<br />

Die komplette Montage des Heizsystems für die neuen Lagerhallen in den alten<br />

Rückhaltebecken erfolgte durch die Firma WKG Energietechnik aus Vallendar<br />

bei Koblenz. Das bundesweit im industriellen Rohrleitungsbau tätige Unterneh-<br />

men hat schon reichlich Erfahrung mit BetaTherm-Produkten gesammelt und<br />

zahlreiche Projekte im Bereich Regenerative Energien erfolgreich realisiert. Be-<br />

sonders schätzt Dirk Geis, verantwortlicher Projektleiter und Inhaber der Fir-<br />

ma WKG Energietechnik, die Flexibilität von BetaTherm. Denn dank der neu<br />

konstruierten BETAINOX-Wärmetauscher wurde selbst die schmale, maximal 1<br />

Meter breite Einbringöffnung in den Bodenraum nicht zum „Nadelöhr“.<br />

Dieses Projekt zeigt beispielhaft eine von vielen interessanten Anwendungsmög-<br />

lichkeiten der Wärmerückgewinnung und somit Energieeinsparung. Vor allem<br />

aber hat die beschriebene Systemlösung erhebliches CO 2 -Einsparungspotenzial<br />

und ist in vielen Bereichen der Industrie einsetzbar. „Viele bisher nicht genutzte<br />

Energiepotenziale im industriellen Bereich könnten mit Systemen wie diesem<br />

erschlossen werden – dafür leistet die <strong>Initiative</strong> CO 2 großartige Aufklärungs- und<br />

Beratungsarbeit“, so Dirk Geis.<br />

Ausgedient: ausgebaute Platten-Wärmetauscher Montage der zylindrischen BETAINOX-Wärmetauscher im Rückhaltebecken.


Energetische Optimierung von Kläranlagen<br />

Kläranlagen sind in den Kommunen die größten<br />

Energieverbraucher – gleichzeitig ist Abwasser<br />

eine nahezu ideale Quelle zur Energie- aber<br />

auch zur Nährstoffgewinnung. In den vergan-<br />

genen Jahrzehnten ging es bei Planung, Bau und<br />

Betrieb von Kläranlagen in erster Linie um die<br />

Optimierung der Ablaufwerte, ohne dabei die<br />

Umweltbelange jenseits des Gewässerschutzes<br />

zu berücksichtigen. Selbstverständlich bleibt<br />

der Gewässerschutz Triebfeder für den Kläranlagenbetrieb<br />

– aber es ist an der Zeit vermehrt<br />

auch den Belangen des Klima- und Ressourcenschutzes<br />

Rechnung zu tragen. Gewässerschutz<br />

darf nicht auf Kosten anderer Umweltbelange<br />

betrieben werden.<br />

Strukturierte Energieanalyse<br />

Um den Strombezug einer Kläranlage nachhaltig<br />

zu senken, empfiehlt sich zunächst die<br />

Durchführung einer strukturierten Energieanalyse.<br />

Diese kann im ersten Schritt durch einen<br />

einfachen Kennwert erfolgen: dem Verhältnis<br />

zwischen Jahresenergieverbrauch und der<br />

mittleren EW -Belastung. Liegt dieser Wert<br />

60/120<br />

deutlich über 25 kWh /(EW x a), ist eine detailliertere<br />

Energieanalyse nötig (Abbildung 2 –<br />

Input-Strom für die Belebung und die Faulung).<br />

L KLÄRANLAGEN ALS ENERGIEQUELLE<br />

Abbildung 1 Beispiel für ein<br />

energetisch ungünstig ausgeführtes<br />

Schneckenpumpwerk. Trennung der Zuflüsse zweier<br />

unterschiedlicher Ortsteile. Hier sind häufig alle<br />

Schnecken in Betrieb, obwohl für die Förderung<br />

der Gesamtsumme des Abwassers nur ein<br />

Teil der Schnecken erforderlich wäre.<br />

Dabei wird dann der Energieverbrauch einzelner Aggregate und Funktionsgruppen<br />

den Betriebstagebüchern entnommen oder durch eine<br />

Messung bestimmt. Je detaillierter diese Daten vorliegen, desto qualifizierter<br />

ist die Energieanalyse. Aus diesem Grund ist es den Betreibern<br />

empfohlen, bereits im Vorfeld der Analyse ein Energieerfassungs-Protokoll<br />

anzufertigen. Der so ermittelte Energieverbrauch wird dann mit den<br />

Belastungsdaten wie Wasser-, Schlamm- oder Gasmenge korreliert und<br />

anhand von bekannten Idealwerten bewertet.<br />

Maßnahmenermittlung<br />

Nach der Energieanalyse kann eine Maßnahmenermittlung<br />

durchgeführt werden, die auf folgende Bereiche fokussiert ist:<br />

Verfahrenstechnik<br />

Mess-, Steuer- und Regeltechnik<br />

Zustand und Leistung der jeweiligen Aggregate<br />

Da die umzusetzenden Maßnahmen auch wirtschaftlich sein müssen, ist<br />

eine entsprechende monetäre Vergleichsrechnung aufzustellen. Dabei<br />

wird unterschieden in<br />

Sofort-Maßnahmen – Energieeinsparungen, die keine<br />

nennenswerten Investitionen erfordern<br />

Kurzfristige Maßnahmen – Investitionen sind notwendig,<br />

sind aber alleine durch die Energieeinsparungen wirtschaftlich<br />

Abhängige Maßnahmen – Investitionen, die sich nicht alleine<br />

durch die Energieeinsparungen rechnen; diese sollten im Rahmen<br />

der Instandhaltung zu einem späteren Zeitpunkt getätigt werden<br />

Autoren: Dr.-Ing. Oliver Christ und Dr.-Ing. Ralf Mitsdoerffer<br />

GFM Beratende Ingenieure GmbH • Akademiestraße 7 • 80799 München • Telefon (0 89) 38 01 78-0 • E-Mail: info@gfm.com • www.gfm.com


Durch diese strukturierte und differenzierte<br />

Vorgehensweise ist es in der Regel möglich,<br />

die Energiebezugskosten einer Kläranlage zwi-<br />

schen 20 und 60 Prozent zu reduzieren. Durch<br />

die Integration einer Co-Vergärung kann die<br />

Anlage darüber hinaus auch noch zum Energie-<br />

Produzenten werden.<br />

Maßnahmen zur Energieeinsparung<br />

Als Ursachen für den energetischen Mehr-<br />

verbrauch, die in der Regel nicht im Betrieb<br />

sondern vielmehr in der maschinen- und rege-<br />

lungstechnischen Ausstattung zu suchen sind,<br />

lassen sich angeben:<br />

ineffiziente, veraltete und oftmals zu<br />

groß dimensionierte Aggregate<br />

nicht regelbare Pumpen, Gebläse<br />

und Motoren, die somit nicht leistungs-<br />

angepasst betrieben werden können<br />

(keine EFF1-Motoren, kein FU,<br />

undifferenzierte Leistungsstaffelung)<br />

Unzureichende Berücksichtigung von<br />

schwankenden Zulaufmengen und<br />

Zulauffrachten in der Anlagenregelung<br />

Zu hohes Schlammalter in der<br />

Belebungsstufe, so dass der Sauerstoff-<br />

bedarf steigt und die Faulgasausbeute<br />

sinkt<br />

Unnötig hohe Wasser- und Schlamm-<br />

kreislaufmengen infolge nicht<br />

angepasster Verfahrenstechniken<br />

(z. B. keine Nebenstrombehandlung,<br />

zu geringe Speicherkapazitäten,<br />

fehlende oder uneffektive Eindick-<br />

und Entwässerungsaggregate)<br />

Abbildung 2<br />

Energie- und CSB-Bilanz<br />

einer konventionellen Kläranlage<br />

mit Schlammfaulung<br />

Maßnahmen zur Energiegewinnung<br />

Steigerung der Faulgasmenge durch<br />

bedarfsangepasste Beschickung der Faulbehälter<br />

desintegrative Maßnahmen zur Schlammbehandlung bei überlasteten<br />

Faulbehältern<br />

Optimierung der Faulgasverwertung durch<br />

angepasste Abstimmung zwischen Gas-Produktion, -Speicherung<br />

und -Verwertung im BHKW, in Brennstoffzellen oder Mikrogasturbinen<br />

angepasste Wärmenutzung zur Beheizung des Schlammes/der Gebäude<br />

maschinelle Überschussschlammeindickung zur Verringerung der<br />

zu erwärmenden Schlammmenge, Schaffung der Möglichkeit das<br />

Schlammalter zu senken und Gewinnung von Faulraumkapazitäten<br />

zur Co-Vergärung<br />

Nutzung weiterer Energiequellen auf der Kläranlage durch<br />

Verwendung von Abwärme der Maschinen (insbesondere Gebläse)<br />

und des Abwassers<br />

Nutzung von Photovoltaik, Solarthermie, Wasserkraft, Abwasserwärme<br />

Integration einer Co-Vergärung<br />

Die energetische Kläranlagenoptimierung ist ein erster Schritt zu einer nachhal-<br />

tigen Wasserwirtschaft, bei der nicht allein die Gewässergüte im Vordergrund<br />

steht, sondern alle Umweltbelange berücksichtigt werden. Dennoch können<br />

dadurch aber die Ablaufwerte verbessert werden, da ein energieeffizienter<br />

Betrieb gleichzeitig ein geregelter Betrieb ist. In Zukunft wird auch das Thema<br />

Nährstoffrückgewinnung eine große Bedeutung haben, da es aufgrund der sich<br />

verknappenden Rohstoffe – hier insbesondere der Phosphor – und der energie-<br />

intensiven Gewinnungsverfahren für Stickstoff nicht länger hinnehmbar ist, dass<br />

Nährstoffe in Kläranlagen unter Energieaufwand vernichtet werden.


0<br />

Optimierung der biologischen Reinigungsstufe<br />

Am Beispiel der Kläranlage Markt<br />

Schwarzenfeld wird aufgezeigt, wie stark<br />

regelungstechnische Maßnahmen die<br />

Abbauprozesse in Klärwerken beeinflus-<br />

sen können und wie erfolgreich die Ver-<br />

rechnung der Abwasserabgabe mit den<br />

Investitionsaufwendungen sein kann.<br />

Das Objekt Die technischen Daten der Kläranlage<br />

Bemessung nach:<br />

BSB<br />

N<br />

P<br />

14.000 EW<br />

20.000 EW<br />

25.000 EW<br />

Qt 3.500 m 3 /d<br />

Qm 10.000 m 3 /d<br />

Belebungsbecken 8.100 m 3<br />

Nachklärung 2 x 1.800 m 3<br />

Abbildung 1 Belebungsbecken<br />

in Markt Schwarzenfeld.<br />

Warmes, aber schwieriges Abwasser.<br />

L KLÄRANLAGEN ALS ENERGIEQUELLE<br />

Das Abwasser im Zulauf zur Kläranlage in Markt Schwarzenfeld erweist<br />

sich als echte Herausforderung für die Aufbereitung. Ein biochemischer<br />

Sauerstoffbedarf (BSB), der etwa 14.000 Einwohnerwerten (EW) ent-<br />

spricht, trifft auf eine Stickstoff-Fracht von rund 20.000 EW. Hinzu kommt<br />

noch eine Phosphorbelastung von etwa 25.000 EW. Verantwortlich für<br />

diese ungleichmäßige Zusammensetzung ist das vorbehandelte Abwasser<br />

aus einer Molkerei. Diese Vorbehandlungsstufe entlässt relativ wenig BSB,<br />

dafür aber mehr als 50 Prozent der gesamten Stickstoff-Fracht im Kläranla-<br />

genzulauf. Positiver Nebeneffekt: Da es sich um warmes Wasser handelt,<br />

liegen die Wassertemperaturen in der Belebung immer über 11 Grad Cel-<br />

sius (Abbildung 1).<br />

Autor: Manfred Beck<br />

ELO Consult GmbH • Kochstraße 23 • 93077 Bad Abbach • Telefon (0 94 05) 95 55-20 • manfred.beck@elo-consult.de • www.elo-consult.de


Nach der mechanischen Reinigung auf der Klär-<br />

anlage gelangt das Abwasser infolge ungünstiger<br />

Strömungsverhältnisse im Verteilerbauwerk<br />

in einem Verhältnis von 70:30 in die jeweils<br />

vorgeschaltete Denitrifikationsstufe der zwei-<br />

straßigen Anlage. Zudem verhindern geringe<br />

Verweilzeiten bei gleichzeitig niedrigen BSB-<br />

Werten eine ausreichende Denitrifikationsleis-<br />

tung. Im folgenden belüfteten Teil schließlich<br />

sorgt eine einzige Sauerstoff-Leitung (O 2 ) für<br />

eine gleichmäßige Versorgung der beiden un-<br />

gleichmäßig beschickten Straßen – mit Unter-<br />

schieden von bis zu 5 mg/l O 2 . Die Folge: ein<br />

Gesamt-Stickstoff-Wert von 12-18 mg/l N im<br />

Ablauf und ein spezifischer Energieverbrauch<br />

von 0,40 kWh/m 3 Abwasser.<br />

Anlagenoptimierung durch Umbau<br />

im Verteiler<br />

Die Abwasserzusammensetzung konnte natür-<br />

lich nicht beeinflusst werden, aber durch eine<br />

einfache Umbaumaßnahme im Verteilerbau-<br />

werk wird das Abwasser jetzt gleichmäßig auf<br />

die beiden Straßen verteilt. Der Wechsel von<br />

vorgeschalteter Denitrifikation zu intermittie-<br />

rendem Betrieb erzeugt wesentlich größere<br />

Denitrifikations-Kapazitäten und ermöglicht in<br />

langen unbelüfteten Phasen trotz C-Mangels ei-<br />

nen wirkungsvollen Stickstoffabbau. Getrennte<br />

Sauerstoffleitungen und zwei Ringkolbenventile<br />

Leistungsdaten:<br />

Parameter vorher nachher<br />

N ges (mg/l) 12-18 ><br />

1


Abbildung 3<br />

In jeder Straße wird der Sauerstoffgehalt separat bestimmt;<br />

Ammonium und Nitrat gemeinsam im Ablauf<br />

der Biologie (Schema).<br />

Basierend auf diesen Messwerten erarbeitet der<br />

Fuzzy-Regler die wirtschaftlichste<br />

Belüftungsstrategie (Diagramm).<br />

Fazit: Finanzierung durch<br />

Stickstoffreduzierung<br />

30 Prozent geringere Energiekosten (von 0,40<br />

kWh/m 3 auf 0,28 kWh/m 3 Abwasser), im Ab-<br />

lauf weniger als 5 mg/l N und ein CSB unter 30<br />

mg/l sind eindrucksvolle Zahlen, die die Leis-<br />

tungsfähigkeit dieses Regelungssystems über-<br />

aus deutlich zum Ausdruck bringen. Die Zu-<br />

sammenarbeit zwischen der Kläranlage Markt<br />

Schwarzenfeld und der ELO Consult GmbH<br />

macht sich somit nachhaltig bezahlt. Dabei gab<br />

es diese Anlagenoptimierung sogar zum Null-<br />

tarif, wie die Auflistung der Finanzierung zeigt<br />

(Abbildung 4). Die erfolgreiche Stickstoffre-<br />

duzierung um mehr als 20 Prozent führte zu<br />

einer Rückerstattung an Abwasserabgabe, mit<br />

der rund 85 Prozent der Investitionskosten ab-<br />

gedeckt waren. Nebeneffekt dieser Optimie-<br />

rungsmaßnahme: Die verbesserte biologische<br />

Phosphorelimination führte zu einer Reduzie-<br />

rung des P ges und des CSB um jeweils 50 Pro-<br />

zent.<br />

Finanzierung<br />

Abbildung 4 Optimierung zum Nulltarif<br />

dank Rückerstattung der Abwasserabgabe.<br />

Investition -120.158 €<br />

Rückerstattung 2001* 9.806 €<br />

Rückerstattung 2002* 40.388 €<br />

Rückerstattung 2003* 28.676 €<br />

Rückerstattung 2004* 23.368 €<br />

Zwischenbilanz -17.920 €<br />

Energieeinsparung jährlich ca. 14.600 €<br />

Minderung Abwasserabgabe 23.450 €<br />

*durch Stickstoffreduzierung um mehr als 20 Prozent<br />

L KLÄRANLAGEN ALS ENERGIEQUELLE<br />

Zweistraßige Belebung mit Prozess-Messtechnik<br />

Belüftung<br />

Zulauf Belegung<br />

Rücklaufschlamm<br />

Auslauf Belebung<br />

Deutlicher Rückgang der Stickstoff-Fracht in den ersten<br />

sieben Monaten der Jahre 2004/2005 (oben).<br />

Zeitgleich konnte der Stromverbrauch erheblich gesenkt werden (*).<br />

Rechnerisch basierend auf der Abwassermenge 2004 (unten).<br />

Autor: Manfred Beck<br />

ELO Consult GmbH • Kochstraße 23 • 93077 Bad Abbach • Telefon (0 94 05) 95 55-20 • manfred.beck@elo-consult.de • www.elo-consult.de


Die <strong>Initiative</strong> CO 2 hat als besonderen<br />

Service für Bauherren und Betreiber<br />

aus Kommunen und der Industrie auf ih-<br />

rer Internetseite eine virtuelle 3-D-Welt<br />

mit beispielhaften <strong>Energieeffizienz</strong>-Pro-<br />

jekten eingerichtet – die „CO 2 Earth“.<br />

Mithilfe dieser „virtuellen Infrastruktur für Kommunen und die Industrie“ haben Ent-<br />

scheider unter www.initiative-co2.de die Möglichkeit, virtuell öffentliche Gebäude<br />

oder Industrieanlagen zu besuchen. Dort können technische Lösungen zur Einspa-<br />

rung von Energie und Kosten, zur <strong>Energieeffizienz</strong>steigerung, zur energetischen<br />

Sanierung oder für den Einsatz erneuerbarer Energien betrachtet werden.<br />

CO 2 Earth – Inspirationsquelle und Entscheidungshilfe<br />

CO 2 Earth nimmt die Besucher per Mausklick auf einen „Rundflug“ durch ver-<br />

schiedene kommunale, gewerbliche und öffentliche Gebäude sowie Industriean-<br />

lagen mit. Beispielsweise kann ein Klärwerk besucht und dort erfahren werden,<br />

wie Wärme aus Abwasser zum Heizen von kommunalen Anlagen verwen-<br />

det oder wie die <strong>Energieeffizienz</strong> der Anlage an sich gesteigert wird. Auch die<br />

Maßnahmen im Zusammenhang mit der Nutzung von Erdwärme als langfristig<br />

gesicherte Energieversorgung, zur energetischen Sanierung oder nachhaltiger<br />

Oberflächengestaltung werden anschaulich dargestellt – vom Einsatz modernster<br />

Technologie über die Exploration der geothermischen Felder, die Planung und<br />

Errichtung der Anlagen bis hin zum nachhaltigen Betrieb.<br />

Eine Besonderheit an CO 2 Earth ist, dass sie aufgrund neuer Projekte und Ener-<br />

gietechniken beständig weiter wächst. „Mit CO 2 Earth wollen wir Entscheidern<br />

aus Kommunen einen aktuellen Überblick über bereits realisierte Projekte aus<br />

der Praxis zur Steigerung der <strong>Energieeffizienz</strong> und Reduzierung von CO 2 -Emissi-<br />

onen geben und über den aktuellen Stand der Technik aufklären“, erklärt Katrin<br />

Standl, Sprecherin der <strong>Initiative</strong> in Bayern.<br />

Mithilfe der CO 2 Earth finden Bauherren und Betreiber<br />

schnell eine geeignete <strong>Energieeffizienz</strong>maßnahme und<br />

einen Partner für die praxisgerechte Umsetzung.<br />

CO 2 Earth – Projektbeispiele für<br />

nachhaltige Infrastrukturen und Anlagentechnik<br />

Vorbildfunktion: Anhand konkreter Projektbeispiele kann schnell ein Überblick über<br />

mögliche <strong>Energieeffizienz</strong>-Maßnahmen gewonnen werden – zum Beispiel in einer<br />

Industrieanlage, beim Einsatz eines Biomasse-Heizkraftwerkes oder in einem Supermarkt (v.o.).<br />

3


4<br />

Turbo in der Abwassertechnik –<br />

Terra-N ® -Verfahren nutzt Deammonifikation<br />

Bereits in den 80er Jahren wurde ein<br />

Bakterium entdeckt, das heute den<br />

klassischen Stickstoffabbau in Klärwer-<br />

ken revolutioniert – Candidatus Broca-<br />

dia anammoxidans.<br />

Bisher muss in Klärwerken der im Abwasser<br />

enthaltene Ammoniumstickstoff (NH 4 -N) un-<br />

ter hohem Energieaufwand zunächst zu Nitrit-<br />

stickstoff (NO 2 -N) und dann zu Nitratstickstoff<br />

(NO 3 -N) oxidiert werden – um anschließend<br />

durch Zugabe von Kohlenstoff zu elementarem<br />

Stickstoff (N 2 ) umgewandelt werden zu können<br />

(Abbildung 1, links). Die dazu nötige Energie<br />

beziehungsweise die dadurch anfallenden Be-<br />

triebskosten sind erheblich.<br />

Anammox-Reaktion senkt<br />

Prozesskosten und CO 2 -Emissionen<br />

Die Betriebskosten in Klärwerken können<br />

durch den Einsatz der so genannten Anam-<br />

mox-Reaktion um bis zu 90 Prozent gesenkt<br />

werden. Denn der Stromverbrauch (und damit<br />

die CO 2 -Produktion) durch die benötigte Belüf-<br />

tung in der Nitrifikationsstufe beziehungsweise<br />

die Kohlenstoffveratmung in der Denitrifikati-<br />

onsstufe sinken deutlich.<br />

„Anammox“ ist ein Kunstwort, das sich aus den<br />

Begriffen „Anaerobe“ und „Ammoniak-Oxidati-<br />

on“ zusammensetzt. Die anaerobe Ammoniak-<br />

Oxidation ist ein biologischer Vorgang aus dem<br />

Bereich des Stickstoffkreislaufes. Wie der Begriff<br />

Abbildung 1 Die Reaktionen im Vergleich.<br />

L KLÄRANLAGEN ALS ENERGIEQUELLE<br />

schon andeutet, ist die Anammoxidation ein Oxidationsvorgang, der<br />

+ ohne Sauerstoff (anoxisch) abläuft. Dabei wird Ammonium (NH ) mit 4<br />

− Nitrit (NO ) unter anaeroben Bedingungen zu molekularem Stickstoff<br />

2<br />

(N ) umgesetzt (Abbildung 1, rechts).<br />

2<br />

Verantwortlich für diesen Vorgang ist in unserem Beispiel das bisher we-<br />

nig beachtete Bakterium Candidatus Brocadia anammoxidans. Neben<br />

diesem Bakterium wurde der Anammox-Prozess bisher aber auch bei<br />

den Süßwasserorganismen Kuenenia stuttgartiensis und den Meeresbak-<br />

terien Scalindua sorokinii beobachtet.<br />

Autor: Andreas Zacherl<br />

SÜD-CHEMIE AG • Trink- und Abwasserbehandlung (PES) • Ostenriederstraße 15 • 85368 Moosburg • Telefon (0 87 61) 8 26 12 • andreas.zacherl@sud-chemie.com<br />

www.sud-chemie.com


Das chemische Verfahren<br />

der Anammox-Oxidation<br />

Schritt 1, Nitritation: Rund 50 Prozent<br />

des anfallenden Abwassers werden mit dem<br />

Terra-N ® -Verfahren behandelt. In diesem<br />

Prozess wird der Ammoniumstickstoff durch<br />

ammonium-stickstoffoxidierende Bakterien zu<br />

Nitrit oxidiert (Abbildung 1, Mitte).<br />

Schritt 2, Deammonifikation: Das nitrit-<br />

haltige Abwasser aus der Terra-N ® -Anlage<br />

wird nun mit dem unbehandelten ammonium-<br />

stickstoffhaltigen Abwasser unter Luftausschluss<br />

(anoxisch) in einer Deammonifikationsbiologie<br />

zusammengeführt (Abbildung 1, rechts).<br />

Bedeutung für die<br />

zukünftige Abwasserreinigung<br />

Der Anammox-Prozess ist nicht nur von wis-<br />

senschaftlichem Interesse, sondern bietet<br />

gegenüber der klassischen Methode eine viel-<br />

versprechende Alternative, um Stickstoffverbin-<br />

dungen in Kläranlagen zu entfernen. Im Gegen-<br />

satz zu den für biologische Klärstufen typischen<br />

Mikroben benötigt Brocadia anammoxidans<br />

keinen Sauerstoff und verbraucht noch dazu<br />

das Treibhausgas Kohlenstoffdioxid. Die Ver-<br />

fahrenskosten reduzieren sich auf etwa zehn<br />

Prozent und der Ausstoß von Kohlenstoffdioxid<br />

verringert sich um rund 90 Prozent.<br />

Die Anammox-Mikroorganismen werden in<br />

Zukunft eine wichtige Rolle bei der Abwasser-<br />

behandlung spielen. Betreiber von Kläranlagen,<br />

Ölraffinerien und Düngerproduzenten erzeu-<br />

Abbildung 2 Granulierte Deammonifikanten<br />

gen Millionen Liter ammoniumhaltiger Abwässer, die abgebaut werden müssen.<br />

Betreiber könnten auf den teuren und umweltbelastenden Einsatz von Sauer-<br />

stoffgas verzichten, denn genügsame Bakterien erledigen die Umsetzung von<br />

Ammonium zu Stickstoff. Wie Nature vorrechnet, ließen sich auf diese Weise<br />

nicht nur 90 Prozent der Betriebskosten sparen – entsprechende Anlagen benö-<br />

tigen auch nur die Hälfte an Platz.<br />

Vorteile des Terra-N ® -Verfahrens von Süd-Chemie<br />

Mit dem patentierten Terra-N ® -Verfahren (EP 1 071 637 B1) werden hoch am-<br />

moniumstickstoffhaltige Abwässer (NH 4 -N < 500 mg/l), wie sie beispielsweise<br />

bei der Schlammentwässerung anfallen, zu Nitrit oxidiert (Abbildung 3).<br />

Durch den Einsatz von TERRANA ® als Trägermaterial für die ammoniumstick-<br />

stoff-oxidierenden Bakterien kann die Raumbelastung deutlich erhöht werden.<br />

Dadurch werden Beckenvolumen optimaler genutzt und das Volumen kann<br />

deutlich reduziert werden. Man spricht hier von einem Faktor 5 gegenüber kon-<br />

ventionellen Verfahren. Außerdem wirkt das Trägermaterial schlammbeschwe-<br />

rend (SVI > 30), was die Dimensionierung des Sedimentationsbeckens dement-<br />

sprechend reduziert.<br />

Vorteile des TERRA-N ® -Verfahrens<br />

Deutlich geringere CO 2 -Produktion<br />

Reduktion des Energieverbrauchs<br />

Verringerung des Schlammwachstums<br />

Keine Zugabe einer Kohlenstoffquelle<br />

Absenkung des Sauerstoffverbrauchs<br />

Geringe Beckenvolumen<br />

Investitionskosten werden deutlich gesenkt<br />

Zweistufiger Prozess = höhere Umsatzraten & stabilerer Betrieb<br />

Anlage in bestehende Bauwerke integrierbar<br />

Abbildung 3 Verfahrensfließbild<br />

5


Optimierung der Klär- und Biogaserzeugung<br />

durch Desintegration im elektrischen Feld<br />

Bei der anaeroben Behandlung von<br />

Schlämmen in Kläranlagen ist es be-<br />

sonders wichtig, auch die noch aktiven<br />

Zellinhaltsstoffe zur Faulgasgewinnung<br />

zu nutzen – vor allem bei Überschuss-<br />

schlämmen und Substraten für Biogasan-<br />

lagen. Das Verfahren der Desintegration<br />

im elektrischen Feld macht das möglich.<br />

Abbildung 1 Ausbildung des<br />

elektrischen Feldes in der Rohrleitung.<br />

Effektive Schlammverwertung und Kostenreduzierung<br />

Durch die biologische Aktivität kann nur ein Teil der Zellinhaltsstoffe<br />

zur Faul- oder Biogaserzeugung genutzt werden. Aufgrund der Struk-<br />

tur beziehungsweise Beschaffenheit der Zellmembranen ist oftmals ein<br />

biochemischer Aufschluss nicht oder nur nach langer Behandlungsdauer<br />

möglich. Somit steht das in der Zelle gebundene Substrat zur Gaserzeu-<br />

gung nicht zur Verfügung.<br />

Durch die Desintegration im elektrischen Feld werden Zellmembranen<br />

mechanisch geschwächt und porös, Zellverbände werden aufgetrennt<br />

und eine größere Angriffsoberfläche für die biochemische Reaktion steht<br />

zur Verfügung. Damit kann dann der Zellinhalt zur Gaserzeugung genutzt<br />

werden. Darüber hinaus reduziert die Behandlung den Schlammanfall<br />

(Output), was sich im Gesamtsystem „anaerobe Schlammbehandlung<br />

– Biogaserzeugung“ positiv auf die Kosten für Transport und Entsorgung<br />

auswirkt.<br />

L KLÄRANLAGEN ALS ENERGIEQUELLE<br />

Prinzip der Desintegration im elektrischen Feld<br />

Der zu behandelnde Schlamm oder die zu behandelnde Biomasse<br />

durchfließen ein spezielles Rohrleitungssystem, in dem ein Hochspan-<br />

nungswechselfeld im Kilovolt- (kV) bzw. Kilohertz-(kHz)Bereich anliegt.<br />

Durch Anlegen eines elektrischen Feldes, das höher ist als das kritische<br />

Membranpotenzial der Zellmembran, führt das elektrische Feld dazu, die<br />

Zellmembran auf Dauer zu destabilisieren. Das elektrische Feld fördert<br />

eine Konzentration von Ladungen an beiden Seiten der Zellmembran.<br />

Diese deutlich erhöhte Ladungsdichte erhöht die Anziehungskräfte der<br />

Ladungen. Durch die Frequenzänderung werden die Ladungsdichten<br />

ständig geändert, was eine laufende Neuanordnung der Ladungen an<br />

der Zellmembran (Abbildung 1) bewirkt. Durch die hohe Spannung<br />

in Verbindung mit dem Wechselfeld werden die Zellen einem hohen<br />

„osmotischen Druck“ durch ständige Ladungsänderung ausgesetzt, wel-<br />

cher auf Dauer den Zellverbund auflöst, die Zellmembran schädigt und<br />

schließlich zerstört (Abbildung 2).<br />

Abbildung 2 Langsame Perforation<br />

der Zellmembran durch das Wechselfeld.<br />

Autor: Andreas Zacherl<br />

SÜD-CHEMIE AG • Trink- und Abwasserbehandlung (PES) • Ostenriederstraße 15 • 85368 Moosburg • Telefon (0 87 61) 8 26 12 • andreas.zacherl@sud-chemie.com<br />

www.sud-chemie.com


Desintegration am elektrischen Feld<br />

Der Schlamm durchfl ießt ein solches<br />

Rohrleitungssystem, in dem über eine Elektrode ein<br />

Hochspannungswechselfeld erzeugt wird.<br />

Vorteile des Verfahrens<br />

Höherer Gasanfall<br />

Schlammreduktion<br />

Bessere Entwässerbarkeit<br />

Geringer Energieeinsatz<br />

Kein Verschleiß<br />

Kein Personaleinsatz<br />

Positive Ergebnisse im Praxistest<br />

Bei einem halbtechnischen Versuch in einer<br />

kommunalen Kläranlage konnte durch die Des-<br />

integration im elektrischen Feld eine deutliche<br />

Erhöhung des Kohlenstoffanteils erzielt wer-<br />

den. Dieser kann zur Gasgewinnung oder als<br />

Substrat zur Denitrifi kation genutzt werden.<br />

Während des Versuches wurden rund 30 Li-<br />

ter Belebtschlamm 15 Minuten lang durch die<br />

Desintegrationseinheit zirkuliert. Bei dieser<br />

Behandlung wurde eine Versechsfachung des<br />

chemischen Sauerstoffgehaltes (CSB) erreicht.<br />

Ebenfalls stieg der Anteil an leicht abbaubaren<br />

Kohlenstoffverbindungen (BSB 5 ) deutlich an<br />

(Abbildung 3).<br />

In einem weiteren halbtechnischen Versuch<br />

wurde eingedickter Überschussschlamm (rund<br />

90 Liter) mit einem Trockensubstanzgehalt von<br />

etwa sechs Prozent über einen Zeitraum von 30<br />

Minuten mit der Desintegrationseinheit behan-<br />

delt. Während des Versuches wurden in Fünf-<br />

Minuten-Abständen Proben entnommen und<br />

analysiert. Dabei konnte eine kontinuierliche<br />

Steigerung des chemischen Sauerstoffbedarfs<br />

(CSB) festgestellt werden (Abbildung 4).<br />

Abbildung 3 Behandlung von Belebtschlamm – Analyse vor und nach der Desintegration.<br />

mg/l<br />

160<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

10<br />

40<br />

22<br />

137<br />

14,5<br />

0,83 3,18 1,21<br />

= Nullprobe<br />

= Desintegration<br />

2 4,43<br />

BSB 5 CSB P ges N ges NH 4 -N<br />

Abbildung 4 Behandlung von Überschussschlamm – Erhöhung des CSB an der Zeitachse.<br />

40<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

0 min umgepumt<br />

10 min umgepumt<br />

20 min umgepumt<br />

5 min<br />

10 min<br />

= CSB (mg/l)<br />

15 min<br />

20 min<br />

30 min<br />

1400<br />

1200<br />

1000<br />

800<br />

600<br />

400<br />

200<br />

0


Das SDN ® -Verfahren – sofort realisierbar,<br />

kostengünstig und stabil<br />

Die Optimierung einer Kläranlage ist<br />

eigentlich nie abgeschlossen. Alles, was<br />

Stand der Technik ist oder auf dem<br />

Gebiet der Abwasserreinigung möglich<br />

erscheint, sollte in Erwägung gezogen<br />

und bei Eignung eingesetzt werden. Das<br />

SDN ® -Verfahren der SÜD-CHEMIE AG<br />

eignet sich beispielsweise ideal zur Op-<br />

timierung der Stickstoffelimination, hier<br />

der Denitrifikation.<br />

Das SDN ® -Verfahren – Simultane<br />

Denitrifikation im Vorklärbecken<br />

Beim SDN ® -Verfahren erhält das Vorklärbe-<br />

cken die zentrale Funktion. Es dient hier nicht<br />

nur der Sedimentation des Rohschlammes,<br />

sondern übernimmt zusätzlich die Funktion<br />

einer Denitrifikationsbiologie. Es handelt sich<br />

beim SDN ® -Verfahren um eine vorgeschalte-<br />

te Denitrifikation mit hoher Leistungsfähigkeit.<br />

Weil Sedimentation und Denitrifikation zudem<br />

simultan erfolgen, kann bei diesem Verfahren<br />

auch auf den Neubau eines zusätzlichen Be-<br />

ckens verzichtet werden.<br />

Der zügige Aufbau der Denitrifikationsbiolo-<br />

gie im Vorklärbecken erfolgt durch Animpfung<br />

mit Überschuss-Schlamm aus dem Nach-<br />

klärbecken sowie der internen Rezirkulation<br />

des Rohschlamm-Belebtschlamm-Gemisches<br />

(Funktionsschema). Dadurch wird dort ein<br />

Schlammspiegel aufgebaut, der die erforder-<br />

liche Biomasse mit dem passenden Schlamm-<br />

alter enthält. Der Räumer sorgt dabei für eine<br />

Funktionsschema<br />

des SDN®-Verfahrens.<br />

L KLÄRANLAGEN ALS ENERGIEQUELLE<br />

Durchmischung des Rohschlamm-Belebtschlamm-Gemisches und den<br />

Transport in die Schlammtrichter des Vorklärbeckens. Darüber hinaus<br />

wird nitrathaltiges Wasser aus dem Ablauf der Nitrifikationsstufe oder<br />

des Nachklärbeckens zurück ins Vorklärbecken geleitet. Diese Rückfüh-<br />

rung des nitrathaltigen Wassers erfolgt mit einem Sollwert, der sich aus<br />

der Summe von Zulauf und Rückführung ergibt. Meist wird ein Sollwert<br />

mit 2 Q TW gewählt. Der Überschussschlamm-Abzug erfolgt über die<br />

Schlammtrichter aus dem Vorklärbecken.<br />

Mögliche Einsatzbereiche des SDN ® -Verfahrens<br />

Sowohl Belebungsanlagen als auch Tropfkörper- und SBR-Anlagen sind<br />

grundsätzlich für den Einsatz des SDN ® -Verfahrens geeignet. Durch die<br />

geschilderte Umfunktionierung des Vorklärbeckens in ein Denitrifikati-<br />

Vorklärbecken<br />

Belebungsbecken<br />

Nachklärbecken<br />

Faulturm<br />

Rohschlamm-<br />

Belebtschlamm-<br />

Gemisch<br />

Überschussschlamm<br />

Nitrathaltiges Abwasser<br />

Nitrifikation<br />

Autorin: Dipl.-Biol. Karin Kulicke<br />

SÜD-CHEMIE AG • Trink- und Abwasserbehandlung (PES) • Ostenriederstraße 15 • 85368 Moosburg • Telefon (0 87 61) 8 26 19 • karin.kulicke@sud-chemie.com<br />

www.sud-chemie.com<br />

Rücklaufschlamm<br />

Überschussschlamm<br />

Pumpensumpf<br />

Abbildung: Süd-Chemie AG


onsbecken und die Einleitung von nitrathaltigem<br />

Wasser lässt sich so in jedem Fall kostengünstig<br />

und schnell eine zusätzliche Denitrifikations-<br />

stufe auf einer Kläranlage verwirklichen. Bei<br />

Tropfkörperanlagen, die ganz ohne Denitrifi-<br />

kationsstufe geplant wurden, kann das Vorklär-<br />

becken die Funktion einer Denitrifikationsstufe<br />

übernehmen. Voraussetzung für den Einsatz<br />

des SDN ® -Verfahrens auf einer Kläranlage ist<br />

aber stets eine bereits vorhandene Nitrifikati-<br />

onsstufe.<br />

Umsetzung des SDN ® -Verfahrens<br />

Für den Einsatz des SDN ® -Verfahrens ist im<br />

Vorfeld eine Machbarkeitsstudie zu erstellen.<br />

Anschließend bietet die Süd-Chemie AG ne-<br />

ben dem Lizenzerwerb auch ein breites Spek-<br />

trum an Dienstleistungen an: von der Versuchs-<br />

Referenzanlage Ausbaugröße (EGW) Einsparung Bemerkung<br />

KA Landshut EGW 260.000<br />

KA Schrobenhausen EGW 55.000<br />

KA Wasserburg EGW 40.000<br />

KA Volkach EGW 19.500<br />

KA Ebersberg EGW 18.000<br />

KA Werneck EGW 18.000 / 35.000<br />

KA Oberaudorf EGW 15.000<br />

begleitung und -optimierung über die verfahrenstechnische Anpassung an die<br />

Kläranlage bis hin zur Abstimmung mit den Behörden. Darüber hinaus sind auch<br />

der Einsatz eines Messprogramms mit Auswertung der Daten und gegebenen-<br />

falls die Bemessung der Kläranlage möglich.<br />

Referenzanlagen – das SDN ® -Verfahren in der Praxis<br />

Vorteile des SDN ® -Verfahrens<br />

Kein Neubau von Becken nötig<br />

Keine künstliche Kohlenstoffquelle nötig<br />

Investition kann mit der Abwasserabgabe verrechnet werden, wenn<br />

ein Abwasserabgabe-pflichtiger Parameter um 20% gesenkt wird<br />

Schneller Einsatz des Verfahrens<br />

Stabilität auch bei Belastungsschwankungen<br />

Fazit: Das SDN ® -Verfahren ist ein kostengünstiges und schnell zu realisierendes<br />

Verfahren, das auch bei Belastungsschwankungen Stabilität beweist.<br />

Neubau<br />

Denitrifikationsstufe<br />

Neubau<br />

Denitrifikationsstufe<br />

Neubau<br />

Denitrifikationsstufe<br />

Neubau<br />

Denitrifikationsstufe<br />

Neubau<br />

Denitrifikationsstufe<br />

Neubau<br />

Denitrifikationsstufe<br />

Neubau<br />

Denitrifikationsstufe<br />

Hier: Entwicklung von SDN ® -Verfahren<br />

und TERRA-N ® -Verfahren<br />

Stets waren Kostenersparnis und Platzmangel die Hauptgründe für den Einsatz<br />

des SDN ® -Verfahrens. Die Einsparungen für die Gemeinden und Städte lagen<br />

zwischen einer und dreißig Millionen Euro.


100<br />

Modernes Turbulenzreinigungsverfahren<br />

für saubere Regenbecken<br />

Regenrückhaltebecken und Regenüber-<br />

laufbecken haben die Funktion, bei stär-<br />

keren Niederschlägen das anfallende<br />

Regen- bzw. Mischwasser (Regen- und<br />

Abwasser) zwischenzuspeichern und<br />

danach verzögert zur Kläranlage abzu-<br />

leiten. Durch Einstau erfolgt aufgrund<br />

der Schwerkraft eine Sedimentation<br />

(Absetzung) bestimmter im Abwasser-<br />

strom mitgeführter Schmutzpartikel. Es<br />

entstehen Ablagerungen, die durch re-<br />

gelmäßige Reinigung beseitigt werden<br />

müssen. Eine innovative Lösung für die<br />

automatische Reinigung von Regenbe-<br />

cken ist das Turbulenzreinigungsver-<br />

fahren (TRV). Die Kommune als Be-<br />

treiber solcher Bauwerke kann teure<br />

Wartungseinsätze deutlich reduzieren<br />

und Komplikationen bei der Abwas-<br />

serentsorgung vermeiden.<br />

Regenbecken regulieren den Abwasserstrom<br />

Die hydraulische Leistung von Sammlern und Kläranlagen ist begrenzt.<br />

Einleitungen in Gewässer sind möglichst zu reduzieren. Aus diesem<br />

Grund werden im Kanalsystem Rückhalte- bzw. Speicherbauwerke vor-<br />

gesehen, die bei Niederschlag anfallendes Oberflächenwasser bzw. den<br />

daraus resultierenden Abwasserstrom aufnehmen und verzögert ablei-<br />

ten. Während des Einstaus von Regenbecken setzen sich Feststoffe auf<br />

der Sohle der Becken ab. Das wiederholte Einstauereignis der Becken<br />

bewirkt eine Anreicherung mit Feststoffen, die auf Dauer die Funkti-<br />

on des Systems beeinträchtigen kann. Aus diesem Grund kommt der<br />

Beckenreinigung eine wesentliche Funktion zu, um den hydraulischen<br />

und hygienischen Betrieb auf Dauer zu gewährleisten. 2008 waren in<br />

Deutschland etwa 60.000 Regenbecken in Betrieb (Abbildung 1).<br />

Das Turbulenzreinigungsverfahren (TRV)<br />

In den letzten Jahrzehnten haben sich unterschiedlichste Reinigungs-<br />

verfahren etabliert, die auch heute noch überall angewendet werden.<br />

Die Maßnahmen reichen von der manuellen Reinigung mit Schaufel und<br />

Wasserschlauch über automatische Schiebesysteme und Schwallspü-<br />

lungen bis hin zur Reinigung mit Strahlreinigern, auch Turbulenzreini-<br />

gungsverfahren (TRV) genannt.<br />

Besonders wirkungsvoll ist das Turbulenzreinigungsverfahren, da es auf<br />

alle Becken-Geometrien anwendbar ist. Hier übernimmt eine Abwasser-<br />

pumpe kombiniert mit einer Injektoreinheit die Reinigungsfunktion (Ab-<br />

bildung 4). Durch den Betrieb des TRV-Systems wird das im Becken<br />

befindliche Abwasser durch einen Einlaufkrümmer der Reinigungspumpe<br />

zugeführt. Die Tauchmotor-Pumpe fördert das Abwasser zu einem In-<br />

jektor, wo durch Querschnittsreduzierung eine höhere Fließgeschwin-<br />

digkeit und ein Unterdruck erzeugt werden. Durch ein aufgesetztes Be-<br />

lüftungsrohr wird das Abwasser mit Luft angereichert, was sowohl zu<br />

einer größeren Strahlweite als auch zu einer Verlangsamung des anaero-<br />

ben Abbaus im Abwasser führt.<br />

M OPTIMIERUNGSPOTENZIALE IM KANALNETZ<br />

Abbildung 1 Typische Formen von Regenentlastungsbecken<br />

mit TRV-Systemen: Rund- und Rechteckbecken.<br />

Autoren: Dr. Andreas Kämpf und Dipl.-Ing. Andreas Möller<br />

JUNG PUMPEN GmbH • Industriestraße 4-6 • 33803 Steinhagen • Telefon (0 52 04) 17-320 • E-Mail: andreas.kaempf@pentair.com • www.jung-pumpen.de


Abbildung 2 Eine unzureichende Reinigung<br />

von Regenbecken führt innerhalb kurzer Zeit zu<br />

erheblichen Funktionsstörungen.<br />

Der austretende Strahl erzeugt bei teilgefülltem<br />

Becken Turbulenzen und Strömungen, um so<br />

die Sedimentation zu unterbinden. Die Sink-<br />

stoffe werden dadurch in einem Schwebezu-<br />

stand gehalten (Homogenisierung/Remobilisie-<br />

rung). Je nach Art, Größe und Ausführung des<br />

Regenbeckens (Abbildung 1) kommen un-<br />

terschiedliche Ausführungsvarianten mit einem<br />

oder mehreren Aggregaten zum Einsatz.<br />

Neben rein statischen Aggregaten, die fest<br />

installiert auf dem Boden des Beckens ange-<br />

ordnet sind, werden in der jüngsten Zeit auch<br />

drehbare Systeme eingesetzt (Abbildung 3).<br />

Diese so genannten Schwenkstrahler sorgen<br />

für eine Strömung, die den Beckeninhalt in Be-<br />

wegung setzt und Schmutzstoffe vom Boden<br />

ablöst. Durch die bewegliche Anordnung kann<br />

ein größerer Wirkkreis innerhalb des Beckens<br />

erzielt werden, und auch schwer zugängliche<br />

Bereiche sind mit dem TRV-Aggregat für eine<br />

gezielte Reinigung erreichbar.<br />

Abbildung 3 Schwenkstrahlreiniger mit Jung Pumpe<br />

und HST-Antrieb im RÜB Wermelskirchen.<br />

Dimensionierung und Auslegung<br />

Die Auslegung einer TRV-Anlage wird in der Re-<br />

gel projektbezogen vorgenommen. Trotzdem<br />

lassen sich allgemeingültige Auslegungsem-<br />

pfehlungen für die effektive Reinigung mit TRV-<br />

Anlagen formulieren. So sollte die Strömung,<br />

welche durch die Pumpe erzeugt wird, immer<br />

so geleitet werden, dass nach Möglichkeit die<br />

Trockenwetter- oder Ablaufrinne am Schluss mitgereinigt wird. Das Pumpen-<br />

Aggregat sollte immer am tiefsten Beckenpunkt installiert werden. Die Reinigung<br />

erfolgt in der Regel gegen die Gefällerichtung. Falls unterschiedliche Gefällerich-<br />

tungen in dem Becken realisiert sind oder Einbauten (wie Säulen, Nischen usw.)<br />

den Reinigungsprozess behindern, werden befriedigende Reinigungsergebnisse<br />

nur durch die Verwendung von beweglichen Strahlreinigern erreicht. Mit Hilfe<br />

von Strömungssimulationen kann für jedes Becken eine exakte Dimensionierung<br />

erfolgen. Abbildung 5 zeigt das berechnete Strömungsfeld eines Jung Pumpen<br />

TRV-Systems in einem vorgegebenen Becken von 25 mal 6 Metern.<br />

Automatisierte Reinigungsverfahren für Regenbecken gewährleisten eine ein-<br />

wandfreie Funktion des Bauwerks und helfen den personellen Wartungsaufwand,<br />

der in der Regel von der Kommune geleistet wird, drastisch zu reduzieren. Das<br />

Turbulenzreinigungsverfahren hat sich für diesen Anwendungsfall bewährt. Für<br />

komplexere Beckengeometrien sind besonders Schwenkstrahlreiniger zu emp-<br />

fehlen, da die Freiheitsgrade des Schwenkbereiches die Anzahl an Aggregaten<br />

vermindert und ein optimales Reinigungsergebnis realisiert.<br />

Abbildung 4 Das TRV-System mit seinen wichtigsten<br />

Komponenten – Abwasserpumpe mit Ansaugstrecke<br />

und Injektoreinheit.<br />

Abbildung 5 Strömungsverhältnisse im Regenbecken beim<br />

Einsatz eines TRV-Systems mit einer Jung Pumpe UFK 150/4C5<br />

101


10<br />

Benchmarking als Instrument<br />

zur Qualitätssicherung – Erfolgsfaktor in<br />

der Wasser- und Abwasserwirtschaft<br />

Das Benchmarking ist ein wichtiges<br />

Instrument, um im permanenten Kos-<br />

ten- und Innovationswettbewerb zu be-<br />

stehen. Der folgende Beitrag zeigt die<br />

wichtigsten Begriffe, Bedeutung und die<br />

Vorgehensweise in aller Kürze auf.<br />

Abbildung 1: Merkmale zur Beurteilung<br />

der Leistungsfähigkeit der Wasserversorgung<br />

und Abwasserbeseitigung (DVWG, DWA (2005)).<br />

Was ist Benchmarking eigentlich?<br />

Benchmarking ist eine Methode, die Unternehmensvergleiche nutzt, um<br />

quantitative und qualitative Verbesserungspotenziale aufzudecken und<br />

entsprechende Maßnahmen zur Effizienzsteigerung zu ergreifen. Das<br />

Instrument kann dabei sowohl unternehmensintern (indem Teilbereiche<br />

des Unternehmens miteinander verglichen werden) als auch unterneh-<br />

mensübergreifend angewendet werden (indem verschiedene Unter-<br />

nehmen miteinander verglichen werden). Die Analyse kann im Grunde<br />

genommen alle Teilfunktionen des Unternehmens betreffen – also tech-<br />

nische wie wirtschaftliche Aspekte fokussieren.<br />

Für das national wie international stark gestiegene Interesse am Einsatz<br />

von Benchmarking in der Ver- und Entsorgungsbranche gibt es verschie-<br />

dene Gründe. Neben den steigenden Wasser- und Abwassergebühren<br />

Leistungsfähigkeit der Wasserversorgung und Abwasserbeseitigung<br />

Sicherheit Qualität Kundenservice Nachhaltigkeit Wirtschaftlichkeit<br />

Zuverlässigkeit der<br />

Ver- und Entsorgung<br />

Anlagenauslastung<br />

Zentrale Überwachung<br />

…<br />

Qualität d. Dienstleistung<br />

Anlagenüberwachung<br />

und Dokumentation<br />

Verluste<br />

Schäden<br />

Zustand der Netze<br />

…<br />

Beschwerden<br />

Servicequalität<br />

Öffentlichkeitsarbeit<br />

und Kundeninformation<br />

…<br />

M OPTIMIERUNGSPOTENZIALE IM KANALNETZ<br />

Ressourcenherkunft<br />

Ressourcenschutz<br />

Ressourcenverbrauch<br />

Substanzerhaltung<br />

Personelle und soziale<br />

Kriterien<br />

…<br />

Kostentransparenz<br />

Kostenanalyse<br />

Investitionen<br />

Personal<br />

…<br />

Autor: Prof. Dr.-Ing. Frank Wolfgang Günthert • Professor für Siedlungswasserwirtschaft und Abfalltechnik • Institut für Wasserwesen<br />

Universität der Bundeswehr München • Werner-Heisenberg-Weg 39 • 85577 Neubiberg • Telefon (0 89) 60 04-21 56 • E-Mail: wolfgang.guenthert@unibw.de


gehört dazu auch die Forderung nach mehr<br />

Wettbewerb in der Wasserversorgung und Ab-<br />

wasserentsorgung. Benchmarking eröffnet viele<br />

Möglichkeiten, um die Sicherheit, die Qualität,<br />

den Kundenservice, die Nachhaltigkeit und die<br />

Wirtschaftlichkeit von Betrieben der Branche<br />

zu steigern oder auch zu sichern. Daher ist es<br />

ein wichtiges Instrument zur Überprüfung und<br />

kontinuierlichen Verbesserung der Leistungsfä-<br />

higkeit von Unternehmen in der Wasserwirt-<br />

schaft (siehe Abbildung 1).<br />

Wie geht man<br />

Abbildung 2: Verfahrensschritte des<br />

Benchmarkings (ATV-DVWK-Arbeitsbericht<br />

„Benchmarking“ (2001)).<br />

beim Benchmarking vor?<br />

Benchmarking dient nicht nur dazu, den eige-<br />

nen Standort im Vergleich zu seinen Wettbe-<br />

werbern zu bestimmen, sondern zeigt auch<br />

auf, wo noch Potenziale für Verbesserungen im<br />

eigenen Unternehmen bestehen. Schließlich<br />

besteht das Ziel ja darin, die Effizienz und Wirt-<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

schaftlichkeit zu steigern. Da Benchmarking kontinuierlich und in relativ kurzen<br />

Abständen durchgeführt werden muss, können die Verbesserungen in einer<br />

Benchmarking-Analyse aufgezeigt werden (siehe Abbildung 2).<br />

Benchmarking als permanenter Verbesserungsprozess<br />

Ständig neue Herausforderungen am Markt, neue wissenschaftliche Erkenntnisse<br />

und steigender finanzieller Druck machen Benchmarking zu einer Daueraufgabe,<br />

die notwendig ist, um Qualität zu sichern und im Wettbewerb zu bestehen. Die<br />

Umsetzung der Maßnahmen ist also gleichzeitig Ausgangspunkt für eine neuer-<br />

liche Standortbestimmung. Zahlreiche erfolgreich umgesetzte Projekte, etwa in<br />

der Wasserversorgung oder der Abwasserentsorgung, verdeutlichen das Poten-<br />

zial, das dieser Methode zugrunde liegt. Beispiele sind Projekte zur Minimierung<br />

von Leitungsverlusten, Schadstoffeinleitwerten oder des Betriebsaufwands von<br />

Pumpwerken.<br />

Arbeitsschritte Aktivitäten<br />

Vorbereitung, Planung<br />

Datenbeschaffung<br />

Bestimmung Benchmarks<br />

Analayse<br />

Integration<br />

• Festlegung von Teilnehmerkreis<br />

und Benchmarkingobjekt<br />

• Definition des Benchmarkingobjekts<br />

• Beschreibung des<br />

Benchmarkingobjekts<br />

• Definition der Kennzahlen<br />

• Datenerhebung<br />

• Datenaufbereitung<br />

• Plausibilitätsprüfung<br />

• Kennzahlenvergleich<br />

• Bestimmung Benchmarks<br />

• Ursachenanalyse<br />

• Potenzialermittlung<br />

• Maßnahmenplan<br />

• Umsetzung<br />

Weitere Informationen:<br />

DVGW, DWA (2005): Leitfaden Benchmarking für die Wasserversorgungs-<br />

und Abwasserreinigungsunternehmen DVGW-Wasser-Information Nr. 68; Bonn; DWA-Themen;<br />

Hennef; November 2005.<br />

103


104<br />

Bakterien<br />

liefern Energie<br />

In einer Biogasanlage wird Biogas durch<br />

anaerobe Vergärung organischer Stoffe<br />

erzeugt. Zur Erhöhung des Gasertrages<br />

wird meist Pflanzensilage mit vergoren.<br />

Das Biogas kann direkt für Heizzwecke<br />

oder vor Ort mittels eines Blockheiz-<br />

kraftwerks (BHKW) zur gekoppelten<br />

Strom- und Wärmeerzeugung genutzt<br />

werden. Das vergorene organische Ma-<br />

terial wird als Dünger verwertet.<br />

Prinzip einer Biogasanlage<br />

Biogasanlage Ebenhofen<br />

Über- bzw. Unterdrucksicherung<br />

mit AK Typ 037.<br />

In einer Biogasanlage erfolgt der anaerobe mi-<br />

krobielle Abbau (Vergärung) der Biomasse, die<br />

aus verschiedenen Rohstoffen z. B. Bioabfall,<br />

Gülle, Klärschlamm, Fette oder Pflanzen be-<br />

steht. Die Biomasse wird dabei in einen luftdicht<br />

verschlossenen Fermenter eingebracht, wo ver-<br />

schiedene Arten von Mikroorganismen die Mas-<br />

N WÄRME & STROM AUS BIOGAS<br />

se als Nährstoffe nutzen. Hauptprodukte sind, je nach Ausgangsstoff, 40<br />

bis 75 Prozent Methan (CH 4 ), 25 bis 55 Prozent Kohlendioxid (CO 2 ), bis<br />

zu 10 Prozent Wasserdampf sowie geringe Anteile Stickstoff, Sauerstoff,<br />

Wasserstoff, Ammoniak und Schwefelwasserstoff.<br />

Verwendung des Biogases<br />

Derzeit wird Biogas vor allem zur dezentralen gekoppelten Strom- und<br />

Wärmeerzeugung in Blockheizkraftwerken (Kraft-Wärme-Kopplung)<br />

genutzt. Dazu wird das Gasgemisch getrocknet, entschwefelt und dann<br />

einem Verbrennungsmotor zugeführt, der einen Generator antreibt. Der<br />

produzierte Strom wird ins Netz eingespeist. Die im Abgas und Motorkühl-<br />

wasser enthaltene Wärme wird in Wärmeüberträgern zurückgewonnen.<br />

Ein Teil der Wärme wird benötigt, um die Fermenter zu beheizen. Über-<br />

schüssige Wärme kann zur Beheizung von Gebäuden oder zum Trocknen<br />

der Ernte verwendet werden. Besonders effektiv ist die Anlage, wenn die<br />

überschüssige Wärme ganzjährig zur Nutzung abgegeben werden kann.<br />

Rohrleitungssysteme in Biogasanlagen<br />

Rohrleitungssysteme und -komponenten von Georg Fischer kommen seit<br />

vielen Jahren in den unterschiedlichsten Anlagenbereichen von Biogasan-<br />

lagen zum Einsatz. Der Sicherheitsaspekt einer Biogasanlage ist hoch. Bei<br />

Konstruktionsfehlern oder bei Materialschäden besteht eine nicht unerheb-<br />

liche Gefahr. Aus diesem Grund wird großer Wert auf hochwertige Kom-<br />

ponenten und Systeme mit Zulassungen und verlässlicher Verbindungs-<br />

technologie sowie auf eine professionelle Planungsunterstützung gelegt.<br />

Aufgrund der noch fehlenden Prüfgrundlage für Rohrleitungskomponenten<br />

in Biogasanlagen empfiehlt es sich, auf anerkannte gängige Normung zu<br />

achten. Gülle-, Substrat-, Gärstoff-, Kondensat- und Biogasleitungen wer-<br />

den meist in den Werkstoffen PE 100 oder PVC ausgeführt. Sowohl Fit-<br />

tings als auch Rohre sind bei beiden Werkstoffen DIBt-zugelassen. PE 100<br />

besitzt zusätzlich die DVGW-Zulassung.<br />

Gülleleitung in PE 100 mit KH Typ 546 und Absperrklappen Typ 037.<br />

Autor: Ingo Pfirrmann<br />

Georg Fischer GmbH • Daimlerstraße 6 • 73095 Albershausen • Telefon (0 71 61) 3 02-20 4 • E-Mail: ingo.pfirrmann@georgfischer.com • www.georgfischer.com


Anlagen und staatliche Förderung<br />

In Deutschland wird das Einspeisen von elek-<br />

trischem Strom in das Stromnetz durch das<br />

Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) geregelt.<br />

Energieversorger müssen den Strom aus Block-<br />

heizkraftwerken zu festgelegten Preisen abneh-<br />

men. Wird das Biogas nur thermisch verwertet<br />

oder gereinigt, verdichtet und in ein Gasnetz ein-<br />

gespeist, erhält der Biogasanlagenbetreiber keine<br />

EEG-Vergütung.<br />

Der NawaRo-Bonus (Nachwachsende Rohstof-<br />

fe) kann auch bei der Verwendung von Gülle<br />

gewährt werden. Der Gülledurchfluss wird mit<br />

dem elektromagnetischen Durchflussmesser<br />

Typ 2551 gemessen. Der Sensor ist für eine prä-<br />

zise Durchflussmessung selbst in verschmutzten<br />

Flüssigkeiten bestens geeignet. Der elektromag-<br />

netische Eintauch-Durchfluss-Sensor besteht aus<br />

korrosionsbeständigem Material und ist ohne<br />

bewegte Teile. Aus diesem Grund besteht eine<br />

langjährige Zuverlässigkeit. Nähere Informati-<br />

onen finden Sie in der rechten Spalte.<br />

Der KWK-Bonus richtet sich nach der Strom-<br />

kennzahl. Diese berechnet sich nach dem Ver-<br />

hältnis des elektrischen zum thermischen Wir-<br />

kungsgrad des Blockheizkraftwerkes. Kann eine<br />

Biogasanlage z. B. 50% der anfallenden Wärme<br />

verkaufen, werden 50% des produzierten Stro-<br />

mes mit dem KWK-Bonus vergütet.<br />

Beispiel: Biogasanlage Ebenhofen<br />

In der Biogasanlage Rudolf Schmid in Ebenhofen<br />

(Allgäu) erfolgte die Installation aller Gülle- und<br />

Gasleitungen in PE 100 mit dem ELGEF® Plus-<br />

Schweißfittingssortiment.<br />

NawaRo-Bonus: Durchflussmesser wie<br />

der MID 2551 erfassen die Verwendung von<br />

Gülle für die staatliche Förderung.<br />

Zum Einsatz kamen Dimensionen von d 160<br />

mm bis d 315 mm sowie Armaturen Kugel-<br />

hahn Typ 546, Ab-sperrklappen Typ 567 und<br />

Typ 037 sowie der Durchflussmesser Typ MID<br />

2551 für die Gülledurchflussmessung.<br />

Gut für den NawaRo-Bonus –<br />

der elektromagnetische Durchfluss-Sensor Typ 2551<br />

Der Typ 2551 ist ein elektromagnetischer Eintauchsensor zur Messung<br />

des Durchflusses ohne bewegte Teile. Dies gewährleistet eine langfristi-<br />

ge Zuverlässigkeit und minimale Wartungskosten. Alle Ausführungen des<br />

Sensors sind in verschiedenen Werkstoffvarianten erhältlich. Bei Ver-<br />

wendung des umfangreichen Lieferprogramms von Installationsfittings<br />

in den Dimensionen DN 15 bis DN 200 sowie den Anschweißstutzen<br />

bis zur Größe DN 1200 erfolgt die Sensorausrichtung und Eintauchtiefe<br />

automatisch. Ein Falscheinbau des Sensors ist somit nicht möglich.<br />

Der vielseitige und einfach zu installierende Sensor ist für präzise Durch-<br />

flussmessung über einen großen dynamischen Messbereich (0,05 bis 10<br />

m/s) konzipiert. Er erfüllt damit die Anforderungen unterschiedlichster<br />

Anwendungen wie zum Beispiel der chemischen Verarbeitung, der Was-<br />

ser- und Abwasserbehandlung, im Schwimmbadbereich sowie bei Bio-<br />

gasanlagen. Der Typ 2551 bietet eine Reihe von Ausgangsoptionen an.<br />

Eine Variante stellt ein Frequenz- oder Digitalsignal (S3L) zur Verfügung.<br />

Diese kann an zahlreiche Anzeigengeräte wie den Transmitter Typ 8550<br />

oder den Batchcontroller Typ 5600 angeschlossen werden. Eine weitere<br />

Version liefert ein 4-20 mA-Analogsignal, welches mit Hilfe einer Soft-<br />

ware einfach auf die anwendungsspezifischen Kundenwünsche kalibriert<br />

werden kann. Mit einem 4-20 mA-Anzeigengerät wird die Durchfluss-<br />

menge zur Anzeige gebracht oder das Signal kann direkt an eine SPS-<br />

Eingangskarte weitergeleitet werden.<br />

Technische Daten:<br />

keine bewegten Teile, kein Druckabfall<br />

für Dimensionen DN 15 bis DN 200 Standardfittings; bis DN 1200 Anschweißstutzen<br />

Durchflussbereich 0,05 bis 10 m/s<br />

präzise Messung selbst in verschmutzten Flüssigkeiten<br />

4 bis 20 mA-Digital- oder Frequenzausgang<br />

minimale Leitfähigkeit des zu messenden Mediums 20 µS/cm<br />

105


10<br />

5.000<br />

Tonnen<br />

weniger<br />

CO 2<br />

Innovativ: Die industrielle Biogasanlage in Hamlar nutzt die im Zuge der Produktion<br />

von Gewürzkräutern anfallenden Pflanzenreste für die Energiegewinnung.<br />

Die Verarbeitung von Gewürzkräutern<br />

zu hochwertigen Trockenprodukten<br />

ist ein abgestimmter Qualitätsprozess,<br />

bei dem nur etwa die Hälfte der einge-<br />

brachten Pflanzen verwertet werden<br />

kann. 50 Prozent müssten demnach<br />

ungenutzt als Abfall entsorgt werden.<br />

Nicht so in Hamlar. Unter Regie des<br />

Münchener Energie- und Umwelttech-<br />

nik-Unternehmens INNOVAS entstand<br />

hier beim größten deutschen Gewürz-<br />

kräutertrocknungsbetrieb eine indus-<br />

trielle Biogasanlage zur Gewinnung von<br />

Energie und Dünger aus Pflanzenresten.<br />

Abbildung 1: Die Pflanzenreste werden im<br />

Trocknungsbetrieb aussortiert und anschließend der<br />

Biogasanlage zugeführt.<br />

N WÄRME & STROM AUS BIOGAS<br />

Hochleistungs-Biogasanlage<br />

im industriellen Einsatz<br />

Die Systemlösung in Hamlar ist speziell auf die hier anfallenden Substrate<br />

und die Bedürfnisse des Trocknungsbetriebes zugeschnitten. Sie umfasst<br />

neben der Biogasanlage eine Hygienisierung sowie ein Konzept zur Rest-<br />

wärmenutzung. Mit rund 3.770 Kubikmetern Faulraum ist die individuell<br />

konzipierte, geplante und gebaute Anlage im bayerischen Schwaben die<br />

bislang größte nach dem INNOVAS-Prinzip. Die geschäftsführenden Ge-<br />

sellschafter Dipl.-Ing. (FH) Stefan Reitberger und Anselm Gleixner haben<br />

die industrielle Biogasanlage auf die maximalen Abfallmengen während<br />

der sommerlichen Trocknungssaison ausgelegt.<br />

Strom und Wärme aus ungenutzten Pflanzenresten<br />

Für die Erlangung optimaler Leistungsdaten wurde die Vergärung der Pflan-<br />

zenteile zweistufig ausgelegt. Die Gärrohstoffe, Stängel und Pflanzenreste<br />

(Abbildung 1) werden zunächst in einer geschlossenen Halle zusam-<br />

mengeführt und im Anmaischbehälter mithilfe eines Rührwerkes und einer<br />

Zerkleinerungseinheit zu einem homogenen Brei verarbeitet. Anschlie-<br />

ßend verweilt die Maische für mehrere Tage in den Hydrolysetanks, wo<br />

die ersten biochemischen Einzelprozesse stattfinden: Hydrolyse, Acidoge-<br />

nese und Acetogenese (Abbildung 2). Ein Entlüftungssystem führt das<br />

entstehende Hydrolysegas, hauptsächlich Kohlendioxid und Schwefelwas-<br />

serstoff, sowie die verbrauchte Hallenluft einem Biofilter zur Reinigung zu.<br />

In den Wintermonaten, wenn produktionsbedingt weniger Pflanzenres-<br />

te anfallen, wird die Maische ausschließlich aus externen Reststoffen der<br />

Lebensmittelindustrie gewonnen. Für diesen Zeitraum ist auch die Hygi-<br />

Autor: Dipl.-Ing. (FH) Stefan Reitberger<br />

INNOVAS – Innovative Energie- u. Umwelttechnik GbR • Margot-Kalinke-Str. 9 • 80939 München • Telefon (0 89) 16 78 39 73 • info@innovas.com • www.innovas.com


Abbildung 2: In den Hydrolysetanks finden die ersten<br />

mikrobiellen Prozesse der Biogasgewinnung statt.<br />

Technische Eckdaten:<br />

Fermentervolumen 2 x 1.885 m 3<br />

Biogasgewinn ca. 5.600 m 3 /d<br />

Methangehalt > 60 % CH 4<br />

BHKW-Anlage 2 x 345 kW el<br />

Gärsubstrate bis zu 100 t/d<br />

Gewürzkräuterabfall und ausgewählte Abfäl-<br />

le aus der Lebensmittelproduktion<br />

Belastungsgrenze max. 200 m3 /d<br />

bei Raumlast 3-4 kgOTS/ m3 *d<br />

CO -Einsparung 2 rund 5.000 t/a<br />

enisierungsstufe vorgesehen, wo die Abfälle aus<br />

der Lebensmittelproduktion vorschriftsgemäß<br />

eine Stunde lang bei 70 Grad Celsius hygienisiert<br />

werden, ehe sie in den weiteren Gärprozess<br />

gelangen. Dass man in Hamlar als externe<br />

Gärrohstoffe statt der üblichen Gülle lediglich<br />

Reststoffe aus der Lebensmittelproduktion verwendet,<br />

liegt daran, dass die Biogasanlage ein<br />

fester Bestandteil des Gewürztrocknungsbetriebes<br />

ist.<br />

Aus den Hydrolysetanks wird das Gärgemisch<br />

in freistehende, isolierte Stahlbetontanks, die<br />

Fermenter, geleitet (Abbildung 3). Hier<br />

entsteht in der zweiten Prozessstufe, der Methanogenese,<br />

das verwertbare Biogas. Dieses<br />

Abbildung 3: Das schlussendlich in den Fermentern entstehende Biogas wird entschwefelt,<br />

auskondensiert und in Folienspeichern zwischengelagert (Abbildung 4).<br />

wird in Gassammeldomen über eine Ringleitung aufgefangen, anschließend ent-<br />

schwefelt, auskondensiert und zum Gaslager geleitet. In Folienspeichern kann<br />

das Biogas bei einem Druck von maximal 10 Millibar relativ trocken zwischen-<br />

gelagert werden. Mit zwei parallel den Gasspeichern nachgeschalteten Druck-<br />

gebläsen wird ein Vordruck erzeugt (60 bis 80 Millibar) und das Gas durch eine<br />

500 Meter lange Erdleitung zur BHKW-Anlage gedrückt (Abbildung 4). Zwei<br />

BHKW-Module MDE 3042 mit einer Leistung von 660 Kilowatt (kW) überneh-<br />

men hier die Erzeugung des Stromes, der über einen Netztrafo ins öffentliche<br />

Netz eingespeist wird. Da sich die BHKW-Anlage bewusst in unmittelbarer<br />

Nähe der Trocknungsanlage befindet, kann darüber hinaus die Abwärme der<br />

Kraftwerksanlage über Wasser-/Luftwärmetauscher zum Vorwärmen der Trock-<br />

nungsluft für die Gewürzkräuter genutzt werden.<br />

Gärrestverwertung als hochwertiger Wirtschaftsdünger<br />

Auch der noch verbleibende Gärrest wird verwertet. Er wird von den regionalen<br />

Anbaubetrieben als Dünger auf deren Feldern ausgebracht. Denn außer den<br />

in der Anlage abgebauten Kohlenstoffverbindungen sind nach dem Gärprozess<br />

noch alle Nährstoffe aus den Pflanzenresten in mineralisierter Form erhalten.<br />

Somit findet ein hochwertiger Wirtschaftsdünger den Weg auf die Felder in der<br />

Umgebung – und der Stoffkreislauf schließt sich wieder.<br />

Abbildung 4: Druckgebläse drücken das Biogas vom Folienspeicher zur BHKW-Anlage (rechts).<br />

10


10<br />

Optimierung von<br />

Biogasanlagen<br />

Bei neuen Bioenergiekonzepten sollte<br />

stets auch auf die Nachhaltigkeit der<br />

Systeme geachtet werden. So bietet es<br />

sich beispielsweise an, für die Energieer-<br />

zeugung vorrangig den Einsatz bereits<br />

vorhandener Biomassen vorzusehen.<br />

Derzeit werden überwiegend die nachwach-<br />

senden Rohstoffe (NaWaRo) Mais und Getrei-<br />

de in den Biogasanlagen genutzt. Problematisch<br />

dabei: Sie werden oftmals auf Ackerfl ächen<br />

angebaut, die für Nahrungsmittel vorgesehen<br />

waren. Hier muss ein Umdenken stattfi nden.<br />

Bioabfälle sinnvoll verwerten<br />

Derzeit verrotten Millionen Tonnen von Bioab-<br />

fällen ungenutzt oder werden einfach verbrannt,<br />

anstatt sie in Biogasanlagen in Bioenergie umzu-<br />

wandeln. Die Palette der nutzbaren Reststoffe<br />

ist groß: Speiseabfälle, Gemüseabfälle, Zellstoff-<br />

reste aus dem Recycling, Klärschlämme, Grün-<br />

schnitt aus der Landschaftspfl ege, Marktabfälle<br />

sowie Lebensmittelproduktionsabfälle können<br />

eingesetzt werden. Da diese Rohstoffe bereits<br />

vorhanden sind, müssen sie nicht mit hohem<br />

CO 2 -Einsatz auf unseren Feldern zusätzlich<br />

produziert werden.<br />

System mit Zukunft:<br />

Zentrales<br />

Energie-Management.<br />

N WÄRME & STROM AUS BIOGAS<br />

Zukunftsprojekt: Modell des<br />

Energieparks Brandenburg.<br />

Biomethangas einspeisen statt dezentral verbrennen<br />

Eine weitere Optimierung des Systems erreicht man, indem das erzeugte<br />

Biomethangas nicht direkt vor Ort in einem Blockheizkraftwerk (BHKW)<br />

verbrannt wird. Denn oftmals wird hier der größte Teil der bei der Ver-<br />

stromung entstehenden Wärmeenergie ungenutzt in die Umgebung abge-<br />

geben. Sinnvoller ist es, das Biomethangas in ein Ferngasnetz einzuspeisen.<br />

Das dort virtuell durchgeleitete Gas kann dann nach Bedarf aus dem Gas-<br />

netz entnommen und bei optimaleren Bedingungen zur Erzeugung von<br />

Elektro- und Wärmeenergie genutzt werden. Wird die Energie dann bei-<br />

spielsweise mit einer CO 2 -neutralen Brennstoffzelle erzeugt, kann sogar<br />

eine noch größere Menge CO 2 eingespart werden.<br />

Wie man sieht, können durch zentrales Energie-Management alle<br />

Komponenten energieoptimiert aufeinander abgestimmt werden. Nur<br />

durch Optimierung wird die Biogastechnologie einen wichtigen Schritt in<br />

Richtung CO 2 - und Kostenreduzierung gehen. Ein Weg, der bereits bei<br />

einem in Planung befi ndlichen Energiepark in Brandenburg verfolgt wird.<br />

Dieser leistet zukünftig einen Beitrag zur Umweltentlastung und verringert<br />

die wirtschaftliche Abhängigkeit von staatlich gesteuerten Vergütungszu-<br />

schüssen. Nur durch innovative Projekte wie dieses sind neue Wege in die<br />

Energie der Zukunft möglich.<br />

Autor: Peter Westerhoff<br />

UES Umwelt Energiesysteme GmbH • Heinsahl 16 • 21244 Buchholz in der Nordheide • Telefon (0 41 81) 9 40 96 76 • E-Mail: westerhoff@ues-gmbh.de


www.initiative-co2.de<br />

10


110<br />

Effektiv: Durch den Einsatz der Biogasanlage kann unter<br />

Berücksichtigung des Wirkungsgrades durch Stromproduktion<br />

und Wärmenutzung eine CO 2 -Einsparung von rund<br />

5.100 Tonnen im Jahr erreicht werden.<br />

5.100<br />

Tonnen<br />

weniger<br />

CO 2<br />

Die Biogasanlage Söhnergy in Schwai-<br />

gern nordwestlich von Heilbronn wurde<br />

Anfang 2008 fertiggestellt und in Betrieb<br />

genommen. Besonderheit dieser Anla-<br />

ge ist das bisher einmalige Wärmenut-<br />

zungskonzept. Die Betreibergesellschaft<br />

Söhnergy GmbH & Co KG ist mit dem<br />

Ziel gegründet worden, ein ökologisch<br />

und ökonomisch sinnvolles Wärme- und<br />

Energiekonzept für den benachbarten<br />

Industriebetrieb umzusetzen.<br />

Die Söhner Group ist ein führender Hersteller<br />

für elektromechanische Baugruppen aus Kunst-<br />

stoff und Kunststoff Metallverbindungen. In der<br />

Kunststoffverarbeitung wird viel Prozesskälte<br />

zur Kühlung der Werkzeuge und der Produkti-<br />

onshallen benötigt. Zur Kältebereitstellung wird<br />

ein 630 Kilowatt (kW) Kälteabsorber der Firma<br />

York eingesetzt, der mit der Abwärme des<br />

Biogas Blockheizkraftwerkes (BHKW) betrieben<br />

wird. Die Verstromung des Biogases erfolgt auf<br />

dem Gelände der Biogasanlage in einem Deutz<br />

BHKW mit 1021 kW elektrischer Leistung. Die<br />

anfallende Abwärme wird dann über eine 950<br />

Meter lange Fernwärmeleitung zum Industriebe-<br />

N WÄRME & STROM AUS BIOGAS<br />

Biogasanlage Söhnergy –<br />

optimierte Wärmenutzung<br />

trieb geleitet. Zum Beheizen der Fermenter und des Nachgärers wird nur<br />

die Wärme des Gasgemischkühlers genutzt, so dass die gesamte Wärme<br />

des Abgaswärmetauschers und des Motorkühlkreislaufs des BHKW in die<br />

Fernwärmeleitung abgegeben werden kann. Als Back-Up-System wurde<br />

ein Weishaupt Gasbrenner installiert, der bei einem BHKW Ausfall das Gas<br />

verarbeitet und die benötigte Wärme bereitstellt.<br />

Kälteabsorber erzeugt Prozesskälte für die Fertigung<br />

Bei einem Kälteabsorber wird in einem kontinuierlichen Prozess mit un-<br />

terschiedlichen Druckstufen und Temperaturniveaus ein Kältemittel ver-<br />

dampft und von einer kältemittelarmen Lösung absorbiert. Durch eine<br />

zweite Verdampfungsstufe, unter äußerer Wärmezufuhr, wird das Kälte-<br />

mittel wieder von der Lösung getrennt und anschließend verflüssigt. Das<br />

System beruht auf der Fähigkeit einiger Stoffe, andere Stoffe gut zu ab-<br />

sorbieren und diese unter anderen Bedingungen wieder abzugeben. So<br />

läuft der ganze Prozess bei drei verschiedenen Temperaturen und zwei<br />

verschiedenen Druckstufen ab. Beim ersten Verdampfungsschritt entste-<br />

hen niedrige Temperaturen, mit denen ein Kälteträger abgekühlt wird. Als<br />

Arbeitsstoffpaare dienen Ammoniak und Wasser mit möglichen Tempera-<br />

turen von bis zu -60°C oder Wasser und eine Lithiumbromidlösung mit<br />

bis zu +4°C. Als Kälteträger wird Wasser oder eine Kühlsole verwendet.<br />

Bei Absorptionskälteanlagen ist das Lösungsmittel mit dem Verdichter bei<br />

Autor: Jörg Herbold (Biologischer Service)<br />

UTS Biogastechnik GmbH • Zeppelinstraße 8 • 85399 Hallbergmoos • Telefon (08 11) 9 98 84-0 • info@uts-biogas.com • www.uts-biogas.com


Rohstofftransport: Über ein Förderband gelangt<br />

das zu vergärende Material in die Fermenter.<br />

der mechanischen Kälteerzeugung zu verglei-<br />

chen. Bei den mechanischen Kälteaggregaten<br />

werden die entstehenden Kältemitteldämpfe<br />

durch einen Verdichter abgesaugt. Bei der Ab-<br />

sorptionskühlung wirkt hier das hygroskopische<br />

Lösungsmittel, das den Kälteträger wie ein<br />

Schwamm aufsaugt, also absorbiert.<br />

Regionale Rohstoffe zum Betrieb<br />

der Biogasanlage<br />

Am 3. März 2008 wurde der Probebetrieb der<br />

Biogasanlage gestartet; seit Anfang Juli läuft die<br />

Anlage nun auf Volllast. Als Gärsubstrate wer-<br />

den ausschließlich nachwachsende Rohstoffe,<br />

vornehmlich Silomais, Roggen und Triticale als<br />

Ganzpflanzensilage sowie Sudangras und Zu-<br />

ckerhirse eingesetzt. Die geernteten Energie-<br />

pflanzen werden in dafür errichteten Fahrsilos<br />

auf dem Gelände der Anlage gelagert. Die Pflan-<br />

zen werden von 44 Landwirten aus der näheren<br />

Umgebung angebaut. Durch ein GPS gesteuer-<br />

tes System auf Feldhäcksler und Transportfahr-<br />

zeugen ist eine Zuordnung der Erntemengen zu<br />

jedem einzelnen Feldblock möglich. Durch die<br />

Verwiegung und die Bestimmung des Trocken-<br />

substanzgehalts jeder einzelnen Fuhre wird eine<br />

exakte individuelle Abrechnung der einzelnen<br />

Landwirte gewährleistet. Aus den Silos werden<br />

einmal täglich die benötigten Mengen an Rohstoffen entnommen und in einen<br />

Feststoffdosierer der Firma Havelberger übergeben. Dieser bringt das zu vergä-<br />

rende Material in 48 Chargen pro Tag über ein Förderband und Einbringschnecken<br />

direkt in die Fermenter ein. Der Dosierbehälter ist auf Wiegestäben aufgestellt,<br />

so dass eine genaue Erfassung und Steuerung der eingebrachten Feststoffmengen<br />

gegeben ist.<br />

Aufbau und Arbeitsweise der Biogasanlage Söhnergy<br />

Die Biogasanlage ist so aufgebaut, dass die beiden Fermenter mit je rund 1800 Ku-<br />

bikmeter (m³) direkt beschickt werden. Nachgelagert ist der Nachgärbehälter mit<br />

etwa 3300 m³, in den das bereits teilweise vergorene Material aus den Fermentern<br />

ohne Energieaufwand durch einen speziellen Überlauf gelangt. Durch den Nach-<br />

gärer wird sichergestellt, dass auch das nur teilweise vergorene Material aus den<br />

Fermentern vollständig umgesetzt wird. Durch dieses zweistufige Verfahren wer-<br />

den die Einsatzstoffe effizient umgesetzt und rund 35 Prozent höhere Gaserträ-<br />

ge realisiert, als nach KtBL-Angaben zu erwarten sind. Diese überdurchschnittlich<br />

gute Umsetzung der organischen Bestandteile wird zu dem durch den großzügig<br />

bemessenen Faulraum in Verbindung mit einer langen Verweilzeit erreicht. Zur<br />

Durchmischung des Gärsubstrats im Fermenter werden jeweils zwei hydraulische<br />

Tauchrührwerke eingesetzt. Der hydraulische Antrieb hat zwei wesentliche Vor-<br />

teile: den EX-Schutz und die gute Wärmeableitung durch die extern aufgestell-<br />

ten Hydraulikaggregate. Dadurch bleibt der Wirkungsgrad der Rührwerke auch<br />

im warmen Biogassubstrat konstant – im Gegensatz zu elektrisch angetriebenen<br />

Tauchrührwerken. Die Rührwerke können von der Betondecke der Fermenter<br />

über die Serviceschächte in der Höhe und der Rührrichtung verstellt werden. Die<br />

patentierten UTS Serviceschächte erlauben eine einfache Wartung der Rührwerke<br />

im laufenden Anlagenbetrieb, ohne dass dafür der Behälterfüllstand abgesenkt<br />

Energieumsetzung: Im BHKW werden<br />

aus dem Biogas Strom und Wärme gewonnen.<br />

>><br />

111


11<br />

werden muss. Im Nachgärbehälter sind, wie in<br />

den Fermentern, zwei Tauchrührwerke einge-<br />

baut. Im Endlager sind aufgrund des geringeren<br />

Rühraufwands und der niedrigeren Temperatur<br />

zwei elektrische Tauchrührwerke verbaut wor-<br />

den. Die Hydraulikaggregate zum Antrieb der<br />

Rührgeräte sind im zentralen Zwischengebäude<br />

untergebracht. Dies gewährleistet einen guten<br />

Wärmeabtransport sowie kurze Wege für die<br />

Hydraulikleitungen.<br />

Bei biologischen Problemen kann zudem Mate-<br />

rial zwischen den Behältern ausgetauscht oder<br />

im Automatikbetrieb stabiles Material aus dem<br />

Nachgärer zum Rezirkulieren in die Fermenter<br />

zurückgeführt werden. Der Zwischenbau ist<br />

N WÄRME & STROM AUS BIOGAS<br />

großzügig konstruiert und für Wartungsarbeiten gut zugänglich. Hier sind<br />

auch die Zentrale Pumpstation und die Substratverteilung untergebracht.<br />

So ist es möglich von jedem Behälter in jeden Behälter zu pumpen. Die in-<br />

tegrierte Durchflussmengenmessung und die Pneumatikschieber ermög-<br />

lichen automatisiert ablaufende Pumpvorgänge. Die hier untergebrachte<br />

Anlagensteuerung überwacht und regelt Füllstände, Temperaturen,<br />

Rühr- und Pumpvorgänge. Alle Verfahrensabläufe, bis auf das Befüllen<br />

des Feststoffdosierers, sind automatisiert. Die gesamte Anlagensteuerung<br />

lässt sich zudem über einen PC im BHKW-Gebäude bedienen. Durch<br />

eine Datenverbindung kann über die autorisierte Fernüberwachung von<br />

außen auf die Steuerung zugegriffen werden. Dies ermöglicht dem Anla-<br />

genbetreiber die Anlage jederzeit zu beobachten. Den Spezialisten von<br />

UTS ermöglicht die Fernwartung etwaige Fehler auszumerzen oder von<br />

außen Hilfe für die Bedienung der Anlage zu leisten. Selbstverständlich<br />

erfolgt auch eine Notfall- Alarmierung, die den Betreiber per Mobiltele-<br />

fon über eine Störung der Anlage informiert.<br />

Biogasanlage Söhnergy: ein ökologisch wie ökonomisch sinnvolles Wärme- und Energiekonzept für die Industrie.<br />

Autor: Jörg Herbold (Biologischer Service)<br />

UTS Biogastechnik GmbH • Zeppelinstraße 8 • 85399 Hallbergmoos • Telefon (08 11) 9 98 84-0 • info@uts-biogas.com • www.uts-biogas.com


Gasspeicher und Entschwefelung<br />

Zur Lagerung des ausgegorenen Materials wur-<br />

de ein Endlagerbehälter mit ca. 4400 m³ errich-<br />

tet und ist wie der Nachgärbehälter mit einem<br />

gasdichten Zeltdach abgedeckt. Der daraus<br />

resultierende Gasspeicherraum dient zum ei-<br />

nen als Puffer für die Gasproduktion, zum an-<br />

deren ist so eine große Besiedlungsfläche für<br />

die biologische Entschwefelung vorhanden.<br />

Die biologische Entschwefelung mit dosiertem<br />

Lufteintrag ermöglicht bei UTS Biogasanlagen<br />

den Verzicht auf eisenhaltige Präparate, wie sie<br />

häufig bei hohem Schwefelwasserstoff-Gehalt<br />

eingesetzt werden. Das in dem Fermenter ent-<br />

standene Biogas wird über Edelstahlleitungen<br />

oberirdisch in den Gasspeicher des Nachgärers<br />

und des Endlagers geführt. Es besteht die Mög-<br />

lichkeit jeden Behälter einzeln anzufahren oder<br />

ein Mischgas aus allen Behältern zum BHKW zu<br />

leiten. Zur Überwachung der Gasqualität und<br />

zur automatisierten Steuerung des Lufteintrags<br />

für die Entschwefelung ist eine kontinuierliche<br />

Gasanalyse integriert.<br />

Die Feststoffe aus dem Gärrest können durch ei-<br />

nen Separator abgeschieden werden. Eine Teil-<br />

menge wird der Anlage zur erneuten Vergärung<br />

über den Feststoffdosierer zugeführt, um die<br />

Substratausnutzung zu erhöhen. Der größte Teil<br />

wird jedoch an die Kompostierung abgegeben,<br />

es entsteht so ein hochwertiges Pflanzsubstrat.<br />

Eine andere Nutzungsmöglichkeit wäre, nach<br />

einer Trocknung den Pressrest als Brennstoff in<br />

pelletierter Form einzusetzen.<br />

Anfahrplan und laufende<br />

Überwachung für geregelten Betrieb<br />

Um die Anlage zügig und nachhaltig auf volle<br />

Leistung zu bringen, wurde von den Experten<br />

der UTS Biogastechnik ein Anfahrplan erstellt. In<br />

diesem Plan wird die Steigerung der täglichen In-<br />

putmenge über den Zeitraum der Leistungsfahrt<br />

beschrieben. Beginn der „Fütterung“ war Anfang<br />

Gasspeicher: Der Nachgärbehälter mit gasdichtem Zeltdach wird<br />

als Pufferspeicher und zur biologischen Entschwefelung eingesetzt.<br />

März und bereits nach drei Monaten wurde die vertraglich garantierte Einspeiseleistung<br />

erreicht. Bei der Steigerung der Fütterung ist zu beachten, dass die Fermenter nicht<br />

überfüttert werden. Wird mehr Substrat eingebracht als durch die Bakterien zu Biogas<br />

umgesetzt werden kann, kommt es zu einer Übersäuerung im Fermenter und damit<br />

zum berüchtigten „Absturz“ der Anlage. Um dies zu verhindern, werden von den Ex-<br />

perten der UTS Biogastechnik in regelmäßigen Abständen Proben des Fermenterin-<br />

halts im Labor analysiert. Dabei wird unter anderem der Gehalt an organischen Fett-<br />

säuren und deren Zusammensetzung, der Anteil der organischen Trockensubstanz,<br />

der Ammoniumstickstoffgehalt und die Versorgung mit Spurennährstoffen untersucht.<br />

Zusätzlich wird die Anlage während der Anfahrphase im Abstand von maximal 14 Ta-<br />

gen von einem Spezialisten besucht. Dieser führt einige Schnelltests vor Ort durch und<br />

kontrolliert alle wichtigen Parameter der Biogasproduktion.<br />

Durch eine ausgewogene Strategie bei der Leistungsfahrt kann zuverlässig und nach-<br />

haltig sichergestellt werden, dass die Biogasanlage schnell auf die geplante Leistung<br />

kommt. Es ist entscheidend, diesen Anfahrprozess genau zu beobachten und zu steu-<br />

ern, denn hier kann viel Geld verspielt werden. Wird die Anlage zu langsam auf Leis-<br />

tung gebracht, mindert dies den Ertrag des Betreibers aus möglichen Einnahmen von<br />

der Stromeinspeisung. Wird versucht die Anlage zu schnell auf Vollleistung zu bringen,<br />

kommt es zu einer Überfütterung der im Aufbau befindlichen Biologie. Die Überbelas-<br />

tung des biologischen Prozesses führt zu Problemen, die oft in wochenlangen Verzöge-<br />

rungen bei der Leistungsfahrt resultieren und damit hohe Kosten/Verluste verursachen.<br />

Die optimale Anfahrphase kann also nur durch eine bedarfsgerechte Fütterung und<br />

eine umfassende Prozessüberwachung erreicht werden.<br />

Die fachkundige zuverlässige Betreuung der Anlage, effiziente verlässliche Technik und<br />

eine leistungsfähige Biologie mit optimaler Umsetzung der Einsatzstoffe, sind die Ga-<br />

ranten für den erfolgreichen Betrieb. In Kombination mit einem schlüssigen Wärme-<br />

konzept rechnet sich eine Biogasanlage auch bei hohen Preisen für Substrate.<br />

113


114<br />

Hochspannung auf dem Meeresgrund<br />

Die Offshore-Energieproduktion mittels<br />

Windkraft ist eine erprobte Methode<br />

in der nachhaltigen Energieversorgung.<br />

GF Piping Systems liefert wichtige Kom-<br />

ponenten zur Übertragung der Energie<br />

über lange Distanzen.<br />

Anspruchsvoll: Formstabilität, hohe Lebensdauer<br />

und Betriebssicherheit sowie eine hohe mechanische<br />

Belastbarkeit sind für die Kühlsysteme unabdingbar.<br />

O STROM AUS WINDKRAFT<br />

Innerhalb der erneuerbaren Energien nimmt die Windkraft einen ge-<br />

wichtigen Stellenwert ein. Ende 2007 produzierte Europa bereits rund<br />

56 Gigawatt Strom aus Windkraft, die weltweite Kapazität lag bei 94 Gi-<br />

gawatt. Doch bei der Erschließung neuer Standorte für Windkraftanlagen<br />

gilt es, gesellschaftliche, wirtschaftliche und politische Aspekte sowie to-<br />

pologische und geografische Gegebenheiten in Einklang zu bringen. Oft-<br />

mals lässt sich diese Vielfalt an Anforderungen jedoch nicht befriedigend<br />

erfüllen – insbesondere in dicht besiedelten Gebieten.<br />

Offshore – Energie „außerhalb der Küstengewässer“<br />

Eine erprobte und viel versprechende Alternative bieten da die Offshore-<br />

Windkraftanlagen auf hoher See. Zwar sind hier die Baukosten höher und<br />

das Engineering bedeutend anspruchsvoller, doch mit durchschnittlich 20<br />

Prozent höheren Windgeschwindigkeiten ist an ausgewählten Offshore-<br />

Standorten gegenüber dem Festland auch eine bis zu 70 Prozent höhere<br />

Energieausbeute zu verzeichnen. Bekannte Offshore-Anlagen werden<br />

derzeit unter anderem von Dänemark, Großbritannien und Deutschland<br />

betrieben.<br />

Ein bezüglich Dimensionen bisher einzigartiges Projekt ist die geplante<br />

NORDE.ON 1. Die so genannte Anlage Borkum 2 soll im Endausbau 80<br />

Windgeneratoren mit einer Leistung von je fünf Megawatt umfassen und<br />

so zur weltgrößten Windfarm werden. Der Standort der Anlage befindet<br />

sich rund 130 Kilometer von der Küste entfernt in der Nordsee. Die<br />

Autor: Jan Nordgren<br />

Georg Fischer GmbH • Daimlerstraße 6 • 73095 Albershausen • Telefon (0 71 61) 3 02-20 4 • E-Mail: ingo.pfirrmann@georgfischer.com • www.georgfischer.com


deutsche E.ON Netz GmbH hat ABB mit dem<br />

Bau der benötigten Generatoren beauftragt.<br />

GF Piping Systems wurde von ABB als Lieferant<br />

für die Rohrleitungssysteme des Kühlsystems<br />

ausgewählt.<br />

Das NorNed Projekt –<br />

Unterwasser-Hochspannungskabel<br />

ABB setzt mit der Entscheidung für GF Piping<br />

Systems vor allem auf deren Know-how und<br />

die erfolgreiche Zusammenarbeit bei ähnlichen<br />

Projekten in China oder dem rekordverdäch-<br />

tigen NorNed-Projekt. NorNed bezeichnet das<br />

weltweit längste Unterwasser-Hochspannungs-<br />

kabel. Diese Verbindung zwischen Norwegen<br />

und den Niederlanden ist 580 Kilometer lang<br />

und stellt im europäischen Energiemarkt eine<br />

wichtige Transportroute dar. Wie bei der Off-<br />

shore-Stromproduktion wird auch hier die Elek-<br />

trizität im Gleichstromverfahren übertragen.<br />

Strom-Wandlungsprozess<br />

für die Gleichstromübertragung<br />

Aus Gründen der Effizienz und der besseren<br />

Ausnutzung der Kabel wird für die Stromleitung<br />

häufig das so genannte „High Voltage Direct<br />

Current“-Verfahren (HVDC), die Gleichstrom-<br />

übertragung, eingesetzt. Auch werden dadurch<br />

Der Stromwandlungsprozess findet im Thyristor-<br />

Ventil und dem angegliederten Reaktor (grün) statt.<br />

Stromverluste minimiert. Bei diesem Verfahren wird der Strom auf der einen Seite<br />

der Leitung von Wechselstrom in Gleichstrom gewandelt. Auf der anderen Seite,<br />

an der Einspeisestelle an Land, wird der Strom wieder in den netzkompatiblen<br />

Wechselstrom zurückgewandelt. Bei diesem Strom-Wandlungsprozess, der in so<br />

genannten Thyristor-Ventilen stattfindet, entsteht Wärme, die es abzuführen gilt.<br />

Für diese anspruchsvollen Kühlsysteme liefert GF speziell gefertigte PVDF-Rohrlei-<br />

tungssysteme, die deionisiertes Wasser als Kühlmedium transportieren.<br />

Technische Daten des PVDF-Rohrleitungssystems<br />

Im Projekt NorNed hat GF Piping Systems Schweden für zwei HVDC-Über-<br />

tragungsstrecken insgesamt 2.500 Kühlrohre aus Polyvinylidenfluorid (PVDF)<br />

gemäß Kundenspezifikation in die geforderte stabile Form gebracht und mittels<br />

IR-Schweißung verbunden. Es wurden rund 600 Meter Rohrleitungen mit den<br />

Durchmessern d 63 mm und 1.800 Meter d 20 mm verwendet. Die maximale<br />

Rücklaufwärme von 80 Grad Celsius stellt dabei für die PVDF-Leitungen keine<br />

besondere Herausforderung dar: Die Stabilität der Rohre sowie der Verbindung<br />

kann uneingeschränkt gewährleistet werden. Die kundenspezifischen S-Rohre<br />

hat GF ebenfalls für gleiche Anlagen in China geliefert. Die Vorteile der GF Piping<br />

Systems-Lösung liegen in der hohen Lebensdauer und Betriebssicherheit sowie<br />

in der Formstabilität und der mechanischen Belastbarkeit der Leitungen. Mit<br />

PVDF steht zudem ein nicht leitender Hochleistungskunststoff zur Verfügung.<br />

Individuelle Rohrleitungen für langlebige Anlagen<br />

GF bietet Systemlösungen aus einer Hand und nimmt sich den Fragestellungen<br />

und Sonderlösungen seiner Kunden an. Dank innovativer, zuverlässiger und<br />

kundenspezifischer Lösungen hat man sich unter anderem in der Langstrecken-<br />

Übertragung von Energie weiterentwickelt. GF Piping Systems ist in wortwört-<br />

lichem Sinne „land-und hochseetüchtig“.<br />

Kundenspezifische Serienproduktion<br />

für Kühlsysteme aus PVDF-Rohrleitungen in groß dimensionierten Anlagen.<br />

115


11<br />

„ Wasserstoff mit Brennstoffzelle<br />

und Elektromobilität ergänzen sich“<br />

Seit ihrer Gründung im Februar 2008<br />

ist Dr. Klaus Bonhoff Vorsitzender der<br />

Geschäftsführung der Nationalen Or-<br />

ganisation Wasserstoff- und Brenn-<br />

stoffzellentechnologie (NOW). Die vom<br />

Bundesministerium für Verkehr, Bau<br />

und Stadtentwicklung (BMVBS) – in<br />

Vertretung der Bundesregierung – ge-<br />

gründete Organisation hat die Aufgabe,<br />

Leuchtturm Clean Energy Partnership:<br />

In Hamburg und Berlin werden zum Beispiel<br />

wasserstoffbetriebene Busse in den öffentlichen<br />

Nahverkehr integriert.<br />

? EXPERTEN-INTERVIEW<br />

das Nationale Innovationsprogramm Wasserstoff- und Brenn-<br />

stoffzellentechnologie (NIP) inhaltlich umzusetzen. Jetzt hat<br />

der Aufsichtsrat der NOW beschlossen, das Geschäftsfeld der<br />

Organisation zu erweitern. Sie ist nun auch für die Koordinie-<br />

rung des Programms „Modellregionen Elektromobilität“ des<br />

BMVBS verantwortlich.<br />

NOW begleitet Marktvorbereitung innovativer<br />

Technologien<br />

Die <strong>Initiative</strong> CO 2 sprach mit Dr. Klaus Bonhoff über den Stand der Pro-<br />

jekte des NIP und über die neuen Herausforderungen im Hinblick auf<br />

das Thema Elektromobilität.<br />

Information: Dr. Klaus Bonhoff<br />

NOW GmbH • Nationale Organisation Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie • Fasanenstraße 5 • 10623 Berlin • Telefon (0 30) 3 11 61 16 00<br />

www.now-gmbh.de


<strong>Initiative</strong> CO : Herr Dr. Bonhoff, die NOW<br />

2<br />

ist seit über einem Jahr operativ im Einsatz. Wie<br />

waren die Anfänge und wo steht die Organisation<br />

heute?<br />

Klaus Bonhoff: Es ist uns schnell gelungen,<br />

zahlreiche gute, zukunftsträchtige Projekte zu<br />

beginnen. Das hatte wohl auch damit zu tun,<br />

dass viele Unternehmen auf den Startschuss<br />

der NOW gewartet haben, um ihre Ideen umzusetzen.<br />

Neben den Leuchttürmen der ersten Stunde,<br />

die Clean Energy Partnership (CEP) im Verkehrsbereich<br />

beziehungsweise Callux in der<br />

stationären Energieversorgung, haben wir nunmehr<br />

die zweite Generation von NIP-Leuchttürmen<br />

gestartet. Diesen Sommer geht zum<br />

Beispiel mit e4ships ein interessantes Projekt<br />

mit Brennstoffzellen zur Bordstromversorgung<br />

von Schiffen an den Start.<br />

Wenn man bewilligte Projekte und Projektideen,<br />

die wir derzeit diskutieren, zusammennimmt,<br />

dann kommen wir bislang auf fast 160<br />

Demonstrationsvorhaben im NIP mit einem<br />

Gesamtvolumen von 744 Millionen Euro. Je<br />

zur Hälfte tragen das BMVBS und die beteiligten<br />

Industrieunternehmen zu dieser Summe bei.<br />

Dr. Klaus Bonhoff<br />

Vorsitzender der Geschäftsführung<br />

NOW GmbH<br />

<strong>Initiative</strong> CO 2 : Welche Projekte werden im Nationalen Innovationspro-<br />

gramm Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie (NIP) gefördert und von<br />

der NOW bewilligt?<br />

Klaus Bonhoff: Es handelt sich um Forschungs- und Entwicklungsprojekte<br />

sowie Demonstrationsprojekte. Im NIP verbindet die strategische Allianz aus öf-<br />

fentlicher Hand, Industrie und Wissenschaft die gemeinsam bereitgestellten 1,4<br />

Milliarden Euro mit der klaren Forderung, die Wasserstoff- und Brennstoffzel-<br />

lentechnologie an den Markt heranzuführen. Diese Marktvorbereitung für den<br />

Wasserstoff als alternativen Kraftstoff im Verkehrsbereich und die Brennstoffzelle<br />

als Effizienztechnologie in allen Bereichen der Energieversorgung geht aber nur<br />

über den Test der Produkte unter realen Bedingungen.<br />

Zu unserer Projektfamilie zählen neben den mobilen Anwendungen auch die<br />

stationären Anwendungen, Infrastrukturmaßnahmen und spezielle Märkte. Um<br />

wirklich den größtmöglichen Nutzen aus den Projekten zu ziehen, versuchen<br />

wir Einzelprojekte unter einem thematischen beziehungsweise regionalen Dach<br />

zusammenzubringen – zu so genannten Leuchttürmen.<br />

<strong>Initiative</strong> CO 2 : Können Sie ein konkretes Beispiel nennen?<br />

Klaus Bonhoff: Eingangs habe ich die Clean Energy Partnership (CEP) er-<br />

wähnt. Sie ist ein sehr erfolgreich laufendes Leuchtturm-Projekt. In der CEP wird<br />

die Alltagstauglichkeit des Energieträgers Wasserstoff als Kraftstoff in Fahrzeugen<br />

getestet. In Berlin und Hamburg befinden sich derzeit über 30 wasserstoffbe-<br />

triebene Personenkraftwagen sowie in jeder Stadt eine Busflotte im täglichen<br />

Praxiseinsatz. Ende 2008 kamen zehn wasserstoffbetriebene HydroGen4 mit<br />

700-bar-Tanksystem von General Motors/Opel zur Berliner Flotte hinzu. Die<br />

nächste Aufstockung wird mit der neuen B-Klasse f-cell von Daimler Anfang 2010<br />

erfolgen. >><br />

11


11<br />

i<br />

i<br />

Nationales Innovations-<br />

programm Wasserstoff- und<br />

Brennstoffzellentechnologie<br />

Das Nationale Innovationsprogramm<br />

Wasserstoff- und Brennstoffzellen-<br />

technologie (NIP) wurde zur Markt-<br />

vorbereitung der Wasserstoff- und Brenn-<br />

stoffzellentechnologie in den Bereichen<br />

Verkehr, Hausenergie- und Industriean-<br />

wendungen sowie spezielle Märkte als stra-<br />

tegische Allianz mehrerer Bundesministeri-<br />

en (BMVBS, BMWi, BMBF, BMU) mit der<br />

Industrie und der Wissenschaft formuliert.<br />

Mit dem als Zehnjahresprogramm ausge-<br />

legten NIP (2006-16) werden Forschung<br />

und Entwicklung einerseits sowie im We-<br />

sentlichen Demonstrationsaktivitäten und<br />

Marktvorbereitung andererseits zielgerich-<br />

tet und effektiv unterstützt. Gemeinsam mit<br />

der Finanzierung durch die Industrie stehen<br />

im genannten Zeitraum 1,4 Milliarden Euro<br />

zur Verfügung.<br />

Nationale Organisation<br />

Wasserstoff- und<br />

Brennstoffzellentechnologie<br />

Die Nationale Organisation Wasser-<br />

stoff- und Brennstoffzellentechnolo-<br />

gie (NOW) hat den Auftrag, das Nationale<br />

Innovationsprogramm Wasserstoff- und<br />

Brennstoffzellentechnologie (NIP) der Bun-<br />

desregierung umzusetzen. Unter anderem<br />

fasst die NOW in so genannten Leucht-<br />

turmprojekten Entwicklungs- und De-<br />

monstrationsprojekte zusammen, die über<br />

gemeinsame Schnittmengen miteinander<br />

verbunden sind. Aktuelle Beispiele sind die<br />

Leuchttürme CEP (www.cleanenergypart-<br />

nership.de), Callux (www.callux.net) und<br />

e4ships (www.e4ships.de).<br />

? EXPERTEN-INTERVIEW<br />

Der Aufbau eines entsprechenden Tankstellennetzes gehört in der CEP<br />

natürlich dazu. In Berlin und Hamburg gibt es bereits einige feste und<br />

mobile Tankstellen. In 2009/10 werden wir das Netz zu einer Wasser-<br />

stoff-Region Berlin-Hamburg weiter ausbauen.<br />

Beteiligt an der CEP sind die BMW Group, Berliner Verkehrsbetriebe<br />

BVG, Daimler, Ford, GM/Opel, Hamburger Hochbahn, Linde, Shell,<br />

StatoilHydro, TOTAL, Vattenfall Europe und Volkswagen. Eine solch<br />

breite Phalanx an maßgebenden Unternehmen ist ein klares Signal, dass<br />

man in Sachen Zukunftstechnologien am Wirtschaftsstandort Deutsch-<br />

land an einem Strang ziehen will.<br />

<strong>Initiative</strong> CO 2 : Sie fördern auch Projekte zur Strom- und Wärmeer-<br />

zeugung in Eigenheimen durch Brennstoffzellen.<br />

Klaus Bonhoff: In unserem Callux-Leuchtturm sollen bis 2012 800<br />

Brennstoffzellen-Heizgeräte in Wohnhäusern installiert und getestet wer-<br />

den. Ein Vorteil liegt in der dezentralen Kraft-Wärme-Kopplung, die die<br />

Geräte gewährleisten; ein zweiter im hohen elektrischen Wirkungsgrad<br />

und der damit verbundenen guten Umweltverträglichkeit.<br />

Der Praxistest ist bis 2015 angelegt. Kunden der am Projekt beteiligten<br />

Energieversorger können als Praxistester teilnehmen. Die Geräte müs-<br />

sen aber unbedingt 5.000 bis 6.000 Betriebsstunden im Jahr erreichen.<br />

Unter www.callux.net findet man dazu mehr.<br />

Information: Dr. Klaus Bonhoff<br />

NOW GmbH • Nationale Organisation Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie • Fasanenstraße 5 • 10623 Berlin • Telefon (0 30) 3 11 61 16 00<br />

www.now-gmbh.de


Beteiligt an Callux sind die Gerätehersteller<br />

BAXI INNOTECH, Hexis, und Vaillant sowie<br />

die Energieversorger EnBW, E.ON Ruhrgas,<br />

EWE, MVV Energie und VNG Verbundnetz<br />

Gas.<br />

<strong>Initiative</strong> CO 2 : Worum geht es im neuen<br />

Aufgabenbereich der NOW, den „Modellregi-<br />

onen Elektromobilität“ des BMVBS?<br />

Klaus Bonhoff: Die Modellregionen sind<br />

Bestandteil eines 500 Millionen Euro Paketes<br />

des Bundes, um Deutschland zum so genann-<br />

ten Leitmarkt für Elektromobilität zu machen.<br />

Die Mittel sind aus dem Konjunkturpaket II und<br />

müssen dementsprechend zielführend in den<br />

Jahren 2009 bis 2011 zur Stärkung der Wirt-<br />

schaftskraft eingesetzt werden. Mit der Umset-<br />

zung und Steuerung des Programmes „Modell-<br />

regionen Elektromobilität“ – wofür das BMVBS<br />

115 Millionen Euro ausgeben wird – wurde die<br />

NOW betraut. In einem zügigen ersten Schritt<br />

wurden acht Modellregionen ausgewählt, in<br />

denen integrierte Projekte, bestehend aus Her-<br />

stellern, Infrastrukturbetreibern und Kunden,<br />

zum Thema Elektromobilität gestartet werden.<br />

Dabei geht es unter anderem um unterschied-<br />

liche Verkehrsmodi, Fragen der Infrastruktur<br />

sowie das Nutzerverhalten.<br />

Leuchtturm Clean Energy Partnership:<br />

Auf- und Ausbau eines Wasserstoff-<br />

Tankstellen-Netzes in Deutschland<br />

zur breiten Versorgung und Förderung<br />

der Kundenakzeptanz.<br />

Leuchtturm Callux:<br />

Brennstoffzellen-Heizgeräte im Feldtest vor Ort:<br />

Energieunternehmen testen die moderne Technologie<br />

im Praxiseinsatz bei ausgesuchten Verbrauchern.<br />

Unsere Erfahrungen aus der Programmsteuerung des NIP lassen wir natürlich<br />

einfließen. Zudem sind wir der Überzeugung, dass sich die Technologien Was-<br />

serstoff mit Brennstoffzelle und Elektromobilität als Schlüsseltechnologien für<br />

zukünftige Mobilität ergänzen. Konkurrenzdenken bringt nichts. Das wollen wir<br />

kommunizieren und leben. Technisch gibt es sogar eine Reihe gemeinsamer<br />

Themen, die bei einer Koordination aus einer Hand entsprechend adressiert<br />

werden können.<br />

<strong>Initiative</strong> CO 2 : Vom 16. bis 21. Mai 2010 ist Deutschland Gastgeber der<br />

Weltwasserstoffkonferenz (WHEC). Welche Rolle spielt die Konferenz für Sie?<br />

Klaus Bonhoff: Die WHEC ist für uns, aber auch für die einschlägigen Un-<br />

ternehmen und wissenschaftlichen Einrichtungen, die ideale Gelegenheit, dem<br />

internationalen Fachpublikum und der breiten Öffentlichkeit zu zeigen, dass<br />

Deutschland in Sachen Wasserstofftechnologie in der Weltspitze ist. Deshalb ist<br />

es wichtig, dass sich die Fachleute aus Industrie und Wissenschaft aktiv in die<br />

WHEC einbringen.<br />

Darüber hinaus starten wir als NOW gemeinsam mit der Energieagentur Nord-<br />

rhein-Westfalen eine bundesweite Kampagne, mit der wir auf das Thema Wasser-<br />

stoff im Allgemeinen und die WHEC im Besonderen hinweisen wollen.<br />

11


120<br />

Ihre Ansprechpartner<br />

für die <strong>Initiative</strong> CO : 2<br />

Katrin Standl<br />

Sprecherin der <strong>Initiative</strong> <strong>CO2</strong> Telefon (0 81 21) 44-8 81<br />

Fax (0 81 21) 44-2 05<br />

katrin.standl@hti-handel.de<br />

Peter Grabandt<br />

Berater für die <strong>Initiative</strong> <strong>CO2</strong> Telefon (08 71) 9 66 31 65<br />

Mobil (01 52) 01 61 29 22<br />

peter.grabandt@<br />

matrix-beratungen.de<br />

CO 2 Earth: Der schnelle, informative Überblick über<br />

realisierte Effizienz-Maßnahmen – www.initiative-co2.de.<br />

Die HTI Fachwelt:<br />

Seminare, Fachveranstaltungen sowie Produkte und<br />

Systemlösungen zum Anfassen bieten die HTI Fachwelten<br />

in Markt Schwaben und Hallstadt.<br />

<strong>Initiative</strong> CO 2 – gebündelte<br />

Fachkompetenz<br />

Liebe Leserin, lieber Leser,<br />

wir hoffen, dass wir Ihnen mit dieser Broschüre interessante Ansatzpunkte<br />

und Beispiele dazu geben konnten, wie Sie Einsparpotenziale in Ihrem<br />

Unternehmen beziehungsweise Ihrer Kommune gezielt nutzen und den<br />

CO -Ausstoß nachhaltig senken können.<br />

2<br />

Gerne möchten wir Sie auch auf dem nun anstehenden Weg begleiten.<br />

Unsere kompetenten Ansprechpartner der <strong>Initiative</strong> CO stehen Ihnen<br />

2<br />

gerne für alle Fragen rund um die <strong>Initiative</strong> und die vorgestellten Beispiele<br />

zur Verfügung sowie bei der Durchführung von Ihren individuellen Einsparprojekten<br />

mit Rat und Tat zur Seite.<br />

In unserer Funktion als Schnittstelle des Partnernetzwerkes stellen wir<br />

Ihnen darüber hinaus den Zugang zu aussagekräftigem Informationsmaterial<br />

über Beispielprojekte, zu Fördermöglichkeiten und rechtlichen<br />

Rahmenbedingungen sowie zu unserer thematisch gegliederten Adressdatenbank<br />

und zu detaillierten technischen Produktinformationen<br />

unserer Netzwerkpartner her.<br />

Schnittstelle <strong>Initiative</strong> CO 2 – was wir für Sie leisten<br />

Wenn Sie in dieser Broschüre, in der CO Earth oder auf einer unserer<br />

2<br />

Veranstaltungen Beispielprojekte entdeckt haben, deren Machbarkeit Sie<br />

überprüfen oder die Sie direkt realisieren möchten, stellen wir Ihnen den<br />

Kontakt zu den entsprechenden Partnern der <strong>Initiative</strong> her und<br />

begleiten Sie bis zur Inbetriebnahme oder Fertigstellung. Im Partnernetzwerk<br />

der <strong>Initiative</strong> CO haben sich namhafte Ingenieurbüros, Hersteller,<br />

2<br />

der Fachhandel, Vertreter aus Forschung und Lehre und von Verbänden<br />

sowie Bauherren und Betreiber aus Kommunen, Gewerbe und der Industrie<br />

zusammengeschlossen. Wir bieten Ihnen die besondere Gelegenheit,<br />

diese gebündelte Kompetenz zum Thema <strong>Energieeffizienz</strong><br />

für Ihre Projekte zu nutzen.<br />

Impressum: HTI Wilhelm Gienger KG • Poinger Straße 4 • 85570 Markt Schwaben; Alle Angaben ohne Gewähr; Stand: September 2009<br />

Konzept, Text, Gestaltung: HEINRICH – Agentur für Kommunikation • Gerolfinger Straße 106 • 85049 Ingolstadt • www.heinrich-kommunikation.de


Die HTI-Fachwelt präsentiert,<br />

informiert, schult und verbindet<br />

Nutzen Sie auch das breite Angebot der eigens<br />

eingerichteten HTI Fachwelten in Hallstadt und<br />

im bayerischen Markt Schwaben. Hier präsen-<br />

tieren wir Ihnen in einer großflächigen Aus-<br />

stellung innovative Produkte, Systeme<br />

und Technologien. Erleben Sie das inhaltlich<br />

nach den vier Elementen Luft, Wasser, Erde und<br />

Feuer gegliederte Themenspektrum rund um<br />

die Gebäude-, Anlagen- und Infrastrukturtechnik.<br />

Im Bereich „Luft“ finden Sie beispielsweise die<br />

Lösungen zur Raumklimatisierung oder Druck-<br />

luftnutzung. Im Bereich „Wasser“ werden inno-<br />

vative Entwässerungslösungen oder Klärtechnik<br />

präsentiert. „Erde“ zeigt die Nutzung von Geo-<br />

thermie oder das Thema Oberflächengestaltung.<br />

Unter „Feuer“ finden sich in der Ausstellung Pro-<br />

dukte und Systeme zur Wärmerückgewinnung<br />

oder für den Brandschutz.<br />

Bei regelmäßigen Informationsveranstal-<br />

tungen mit Vorträgen erfahrener Ingenieurbü-<br />

ros, von Verarbeitern oder Verantwortlichen<br />

aus Kommunen und der Industrie haben Sie<br />

Gelegenheit, die neuesten Beispiele und Lö-<br />

sungen kennenzulernen, Kontakte zu knüpfen<br />

und kompetente Partner für konkrete Projekte<br />

zu finden. Alle aktuellen Informationen zum<br />

Seminarangebot finden Sie unter www.hti-bay-<br />

ern.de oder www.initiative-co2.de.<br />

HTI Fachwelt: Vorträge, Fachveranstaltungen,<br />

Seminare sowie Produkte und Systemlösungen „live“.<br />

Kontaktformular –<br />

Beratungswunsch<br />

Ich interessiere mich für folgende Maßnahmen:<br />

Versickerung Wärme und Strom aus Biogas<br />

Oberflächengestaltung Kommunale Entwässerungslösungen1<br />

1<br />

Angaben zum Objekt:<br />

Gebäudeart (in Planung/Neubau/Altbestand)<br />

Fläche (geschätzte Quadratmeter)<br />

Heizkosten/Energiebedarf (Gas/Öl/andere) im Jahr<br />

Wärmedämmwert der Fassade/des Fensters/des Daches (falls bekannt)<br />

Vorhandene Geräte zur Gebäudekühlung<br />

Besondere Interessen/Anliegen/Probleme<br />

Angaben zur Person:<br />

Titel/Vorname/Name<br />

Straße/Hausnummer<br />

PLZ/Ort<br />

Telefon/Fax<br />

Mobil<br />

E-Mail-Adresse<br />

?<br />

Raumklimatisierung Heizen und Kühlen mit Erdwärme<br />

Haus-, Heiztechnik, Sanitär Kläranlagen als Energiequelle<br />

Solartechnik Wärme und Strom aus Geothermie<br />

Dachentwässerung Optimierungspotenziale im Kanalnetz<br />

Wärmerückgewinnung Effiziente Druckluftnutzung<br />

Kraft-Wärme-Kopplung Strom aus Windkraft<br />

Rückfax an (0 81 21) 44-2 05


www.heinrich-kommunikation.de • HTIMS_09_007-17-2<br />

© Gabi Schoenemann/PIXELIO<br />

<strong>Initiative</strong> CO 2<br />

Poinger Straße 4 • 85570 Markt Schwaben<br />

Telefon (0 81 21) 44-8 81 • Fax (0 81 21) 44-2 05<br />

E-Mail: katrin.standl@hti-handel.de • www.initiative-co2.de

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