Visit our stall at Presidents Hall, P3 A - Allgemeine Zeitung Namibia
Visit our stall at Presidents Hall, P3 A - Allgemeine Zeitung Namibia
Visit our stall at Presidents Hall, P3 A - Allgemeine Zeitung Namibia
Create successful ePaper yourself
Turn your PDF publications into a flip-book with our unique Google optimized e-Paper software.
eise<br />
Der Vogelstrauß: Sein Balztanz spornt zum Eierlegen an<br />
Von Kirsten Kraft<br />
Direkt an der „Mondlandschaft“, etwa 17<br />
Kilometer östlich von Swakopmund,<br />
liegt Swakop Ostrich Paradise, die<br />
Straußenfarm von Ralf und Petra M<strong>at</strong>thäi. Als<br />
das Ehepaar vor etwa neun Jahren zum ersten<br />
Mal diesen brachen Grund und Boden betr<strong>at</strong>en,<br />
sich umguckten und einen <strong>at</strong>emberaubenden<br />
Blick über das Swakoptal vor sich h<strong>at</strong>ten,<br />
waren sich beide einig: „Hier bleiben wir,<br />
hier bauen wir uns unser eigenes Paradies“.<br />
Heute beheim<strong>at</strong>en zusammen mit den M<strong>at</strong>thäis<br />
140 Strauße das 80 Hektar große Anwesen.<br />
Gäste dürfen sich auf Swakop Ostrich Paradise<br />
ebenfalls zu Hause fühlen.<br />
Von Oktober bis Ende März herrscht hier Hochkonjunktur<br />
im Eierlegen. Mit rotem Schnabel<br />
und Straußenzehen balzt V<strong>at</strong>er Strauß vor den<br />
Hennen und zeigt so, dass er für die Fortpflanzung<br />
bereit ist.<br />
„Schnappi“ kann das besonders gut. Er ist auf<br />
Swakop Ostrich Paradise unter all den anderen<br />
„der Hahn im Korb“, denn „er ist der erste<br />
Bruthahn, den wir selbst großgezogen haben“,<br />
sagt Straußenzüchter Ralf M<strong>at</strong>thäi. Als<br />
Eigentlich h<strong>at</strong> diese neugierige „Jugend“ es auf die Brille abgesehen, die Hand ist jedoch näher.<br />
Strauße schnappen gerne nach allem was blinkt und glitzert. • Fotos: Kirsten Kraft<br />
Wenn es im Ei piept, nimmt Ralf M<strong>at</strong>thäi „Straußenv<strong>at</strong>er Gustav“, einen<br />
kleinen Spitzhammer zur Hilfe und hakt ein Luftloch in die Schale. Nach<br />
den ersten paar kuscheligen Tagen unter einer Wärmelampe geht es für<br />
die Küken dann endlich ab ins Freigehege, wo die Hauptbeschäftigung aus<br />
fressen und gucken besteht. • Fotos: Kirsten Kraft<br />
Findelkind war das Straußenküken bei Petra<br />
M<strong>at</strong>thäi abgegeben worden und erhielt seinen<br />
Namen, weil er mit Vorliebe nach Schnürsenkeln<br />
schnappte. Heutzutage ist sein Schnabel<br />
allerdings eher mit Vorsicht zu genießen. „Ich<br />
kann ihn während der Balzzeit nicht anfassen“,<br />
so M<strong>at</strong>thäi, „dann zeigt er sich von seiner<br />
aggressivsten Seite“. Schon von weitem<br />
ist Schnappis Balzgehabe zu erkennen. Mit<br />
rot verfärbten Füßen tänzelt er vor den Hennen<br />
auf und ab und schwingt dabei sein Federkleid.<br />
So viel Aufmerksamkeit muss anspornen,<br />
denn emsig werden die Eier in die<br />
Sandkuhlen gelegt, allerdings ebenso emsig<br />
von den Farmarbeitern wieder eingesammelt<br />
und zum Kunstbrutraum gebracht. Zwei Brutschränke<br />
stehen dort für insgesamt 260 Eier<br />
bereit. „Innerhalb von fünf Mon<strong>at</strong>en könnten<br />
hier 1500 Eier ausgebrütet werden“, teilt der<br />
Straußenzüchter mit. Vorab wird jedes Ei auf<br />
einem so genannten „Eibl<strong>at</strong>t“ vermerkt. „Man<br />
muss ja Mutter und V<strong>at</strong>er kennen“, sagt M<strong>at</strong>thäi,<br />
„sonst gibt es schnell Inzucht“. Alle sechs<br />
Tage werde das Gewicht des Eis kontrolliert.<br />
„Das Ei muss abnehmen, dann ist es befruch-<br />
37 June 2009<br />
tet“. Der Straußenzüchter erklärt: „Durch den<br />
Stoffwechsel verliert ein Ei an Eimasse“. Am<br />
39. Tag kommt die große, beige Kugel dann<br />
in den Schlupfkasten. Jetzt heißt es zusätzlich<br />
horchen. Griffbereit liegt dafür oben auf dem<br />
Schrank „Straußenpapa Gustav“, ein kleiner<br />
Spitzhammer, bereit. „Piept es im Ei, nimmt<br />
in N<strong>at</strong>ur V<strong>at</strong>er Strauß seine Zehkralle und hakt<br />
ein Luftloch in die Schale“, so M<strong>at</strong>thäi, „ich<br />
nehme mir ‚Gustav‘ zur Hilfe“.<br />
Nachdem das Küken endlich das Licht der<br />
Welt erblickt h<strong>at</strong>, kommt es vorsorglich für die<br />
nächsten zwei bis drei Tage unter eine Wärmelampe,<br />
„bis es kräftig genug ist“, dann folgt<br />
der erste Ausflug ins Freigehege. Während der<br />
ausgewachsene Vogel recht robust ist und<br />
sich den verschiedensten Klimabedingungen<br />
anpassen kann, reagiert die Brut eher überempfindlich.<br />
„Die Küken brauchen anfangs<br />
immer eine ‚Amme‘, die sich lediglich zu ihnen<br />
ins Gehege setzt“, sagt der Züchter, „dieses<br />
Federvieh ist so zimperlich, es braucht immer<br />
was zu gucken, sonst geht es vor lauter<br />
Langeweile ein“. Aber auch die erwachsenen<br />
Tiere suchen Abwechslung und wollen ständig<br />
in neue Gehege versetzt werden.<br />
Der Strauß ist ein Vogeltier, das vollständig<br />
verwertet werden kann. Das schmackhafte,<br />
fett- und cholesterinarme Fleisch findet sich<br />
auf dem Teller im Ombo Restaurant von Petra<br />
und Ralf M<strong>at</strong>thäi in Swakopmund wieder. Auf<br />
der Speisekarte locken Gerichte wie Straußenleber,<br />
Straußen-Goulasch, Medaillons oder ein<br />
Straußenomelette mit Räucherlachsstreifen<br />
und frischem Swakopmunder Spargel. Damit<br />
bei der Omelette-Zubereitung das Ei nicht zerbrochen<br />
werden braucht, wird ein Loch in die<br />
Schale gestanzt, die Masse mit einem Stab verquirlt<br />
und dann herausgeschüttet. „Eine Portion<br />
beinhaltet so viel wie 25 Hühnereier.“ Da<br />
kein Mensch so viel Ei auf einmal essen kann,<br />
wird bei den M<strong>at</strong>thäis auf der Farm die Masse<br />
in mehreren Portionen verpackt und in ihrem<br />
kleinen Souvenirladen zum Kauf angeboten.<br />
Ein Straußenei soll ähnlich wie ein Hühnerei<br />
schmecken, „nach Ei halt.“<br />
Die leeren Eier werden u.a. als Leuchter verziert,<br />
die Federn in der Modebranche benötigt<br />
oder zu Staubwedel verarbeitet und aus den<br />
kaputten Eierschalen fertigen die M<strong>at</strong>thäis Modeschmuck<br />
an. Zum Abschluss – ob als Gast<br />
auf der Farm oder im Restaurant – sollte ein jeder<br />
den hausgemachten Eierlikör probieren.n