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Zur Etymologie von griechisch κῆλᾰ ‚Pfeile, Geschosse‘
Thomas Steer, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
Die Etymologie von gr. Nom.-Akk.Pl.n. κῆλᾰ ‚Pfeile, Geschosse‘ (Il.+) ist noch nicht
abschließend geklärt. Formal und semantisch bestehen verschiedene Anschlussmöglichkeiten,
vgl. z.B. R. S. P. Beekes, Etymological Dictionary of Greek (Leiden / Boston 2010) s.v.
Die Belegstellen bei Homer, wo κῆλᾰ in erster Linie die Geschosse des Pfeilgottes
Apollon bezeichnet, machen eine ursprüngliche Bedeutung ‚Pfeile‘ wahrscheinlich. Daher
dürfte die bereits mehrfach vorgeschlagene und favorisierte Verknüpfung von κῆλᾰ mit ved.
śará- ‚Rohr‘ (RV+), ‚Pfeil‘ (AV+), śáru- ‚Geschoss, Pfeil, Speer‘ (RV+) semantisch am
wahrscheinlichsten sein. Hinzu kommen noch andere Argumente: Bei Homer werden mit
κῆλᾰ nur Geschosse von Göttern (A 53 des Apollon, M 280 des Zeus) bezeichnet. Und auch
im Rigveda wird śáru- offenbar nur für von Göttern gesandte Geschosse benutzt. Außerdem
bestehen zwischen Apollon und dem altindischen Gott Rudra, der auch Śarva (abgeleitet von
śáru-) genannt wird (vgl. VS 16,18; 16,28), sehr auffällige mythologische Parallelen (Pfeil
und Bogen als Attribute; Seuchen- und Heilgötter etc.); vgl. z.B. Th. Oberlies, Die Religion
des R̥ gveda. Erster Teil: Das religiöse System des R̥ gveda (Wien 1998) 206f., 213–16.
Als lautlich problematisch bei der semantisch und mythologisch gut motivierten
etymologischen Verbindung von gr. κῆλᾰ und ved. śará- ‚Rohr, Pfeil‘, śáru- ‚Pfeil, Geschoss‘
erweist sich der griechische Langvokal in κηλ- < *ḱēl(H)-, dem im Altindischen ein kurzer
Vokal in śar- < *ḱe/ol(H)- gegenübersteht. Für die Genese der noch ungeklärten griechischen
Dehnstufe sollen zwei mögliche Erklärungen zur Diskussion gestellt werden.
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