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JOURNAL OF EURASIAN STUDIES

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January-March 2011 <strong>JOURNAL</strong> <strong>OF</strong> <strong>EURASIAN</strong> <strong>STUDIES</strong> Volume III., Issue 1.<br />

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ursprünglich ihrer charakteristischen Berufe. Diese Beziehungen ändern sich unter Berücksichtigung der<br />

Lebensdauer des Individuums nur unwahrnehmbar langsam. Die Qualität, die ursprüngliche Eigenart<br />

der Volksseele in ihrer klarsten, ursprünglichsten Form ist in den niedrigeren Schichten, in den Schichten<br />

unter der Hochkultur der Gesellschaft am meisten zu finden. Die Volksseele bindet das zerfetzte /<br />

abgerissene Gewebe der Gesellschaft einer Nation in eine antropologische Einheit. Der nationale Geist<br />

aber bedeutet eine viel lockere, kulturhistorische Einheit. Der nationale Geist, obwohl er auf dem Grund<br />

der Volksseele aufwächst und mit ihr in Verbindung steht, ist damit trotzdem nicht identisch. Ihre<br />

Beziehung ist die Beziehung von Form und Inhalt. Die Volksseele ist Kraft, der nationale Geist obgleich<br />

ist das Produkt dieser Kraft.. Der nationale Geist ist ein Historikum, hat eine Geschichte, ist periodisierbar<br />

(also der hat Herausbildung, Blütezeit und Untergang), nicht unsterblich und man kann sich davon<br />

verfremden. Wie der Geist einer Nation in vollem Glanze ist, zeigt sich in seiner Vollständigkeit „in<br />

seinen berühmten Menschen, Repräzentanten“.<br />

Solche Repräzentanten unseres eigenen nationalen Geistes sind Giordano Bruno, Hume, Descartes,<br />

Kant.<br />

Diese ausgezeichneten Verfasser waren unter dem Einfluss ihrer Zeitepoche gezwungen, sich an die<br />

historische und philosophische Lage anzupassen, aber trotzdem haben sie in ihrem philosophischen<br />

System ein hervorragendes Charakteristikum ihrer Nation geltend machen.<br />

Alexander hat Bruno als einen der am meisten griechischen, modernen Philosophen dargestellt, in ihm<br />

hat er die Person gesehen, die die dichterische Zuneigung zur Natur verkörperte.<br />

Im philosophischen System von Descartes sind zwei solche Momente aufzudecken, die so<br />

charakteristische Eigenschaften jenes französischen nationalen Geistes sind, dem auch er seine Gröβe<br />

danken kann und zu dessen Gröβe er als Schöpfer beigetragen hat. Das eine Moment ist der Glaube an<br />

die Notwendigkeit der Autonomie des Menschengeistes, das andere ist jene Eigenschaft, dass sein<br />

philosophisches System das Sklavenjoch genauso nicht erträgt, wie auch der französische nationale Geist<br />

nicht.<br />

Durch Hume’s Philosophie äuβert sich der einzigartige praktische Sinn des englischen Geistes, jene<br />

Eigenschaft, mit der er sich bemüht, die Wirklichkeit zu ergreifen und die Wirklichkeit zum Gegenstand<br />

der wissenschaftlichen Untersuchung zu machen. Das ist auch kein Zufall, dass eben der englische Hume<br />

derjenige ist, der auf die höchste Stufe des philosophischen Skepsis’ kommt.<br />

Der deutsche Kant ist in der Philosophie der vortrefflichste Vertreter, der sich in die Tiefe der<br />

menschlichen Seele vertieft. Für sein philosophisches System sind zahlreiche Eigenschaften der deutschen<br />

Volksseele charakteristisch, geduldiger Kunstfleiβ, mit dem er allem gründlich nachgeht, und Treue, mit<br />

der er unter allen Umständen fähig ist, auf seine Theorien zu bestehen.<br />

Die obigen Beispiele weisen auch darauf hin, dass in der Konzeption von Alexander das Individuum<br />

als Schöpfer in der Philosophie keine Rolle haben kann: die Rolle des Individuums beschränkt sich nur<br />

darauf, dass es die Gedanken seiner Nation formulieren kann. Die schöpferische Rolle des Individuums<br />

versiegt bloβ darin, dass es den Inhalt im nationalen Geist explizit machen kann.<br />

Mit etwas Ironie können wir die Frage stellen, was der französische Bauer im XVI. Jahrhundert über<br />

Descartes’ geistliche Freiheit wohl gewusst hat. Alexander hat aber auch darauf eine Antwort. Da der<br />

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