06/14 LAND UNTER
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P.b.b., Verlagspostamt 1070, Vetragsnummer 09Z0381<strong>06</strong> M<br />
www.dasbiber.at<br />
Magazin für neue ÖsterreicherInnen<br />
mit scharf<br />
JUNI<br />
20<strong>14</strong><br />
kost soviel<br />
du willst<br />
+ BRAZIL 20<strong>14</strong><br />
GEHEIMTIPP BOSNIEN<br />
+ SEBASTIAN KURZ<br />
INTERVIEW IN ZAHLEN<br />
+GAVRILO PRINCIP<br />
HELD ODER HUND?<br />
BALKAN<br />
<strong>LAND</strong> <strong>UNTER</strong><br />
DAS LEBEN NACH DER FLUT
OMV<br />
Die vielfältige Welt der OMV<br />
Wir leben und brauchen Vielfalt. Das macht uns stark und kommt bei uns aus drei Zentren:<br />
Österreich, Rumänien und der Türkei. Unsere rund 29.000 Mitarbeiter stammen aus 60<br />
Nationen. So entwickeln wir den besten Mix in unseren Teams für die Tätigkeit in knapp<br />
30 Ländern.
MIT SCHARF<br />
3‘ 3<br />
3min mit<br />
BOSNIEN-FAN<br />
SAMIR IMAMOVIĆ<br />
Nur rund 4000 bosnische<br />
Anhänger werden ihre Mannschaft<br />
in Brasilien anfeuern.<br />
Das ist ein Minusrekord.<br />
Wir haben trotzdem einen in<br />
Wien gefunden: den Elektrotechniker<br />
Samir Imamović.<br />
Von Amar Rajković und<br />
Susanne Einzenberger (Foto)<br />
biber: Was nimmst du mit zur WM?<br />
SAMIR IMAMOVIĆ: Das Wichtigste sind<br />
die Fan-Utensilien: Trikot, Schal, Mütze.<br />
Dann sind noch Sonnenschutz und Gelsenspray<br />
unbedingt notwendig. Man darf nicht<br />
vergessen, dass die einzelnen Stadien Tausende<br />
Kilometer voneinander entfernt und in unterschiedlichen<br />
Klima- und Zeitzonen liegen.<br />
Auf welches Match freust du dich am meisten?<br />
Was für eine Frage! Das erste Gruppenspiel<br />
von Bosnien im legendären Maracana-Stadion<br />
gegen die Fußballmacht Argentinien ist<br />
der absolute Höhepunkt - vor allem durch die<br />
zusätzliche Unterstützung der brasilianischen<br />
Fans, die bekanntlich nicht gut auf Argentinien<br />
zu sprechen sind.<br />
Wie lange bleibst du in Brasilien?<br />
Ich bleibe zwei Wochen und komme frühestens<br />
am 26. Juni zurück.<br />
Frühestens?<br />
Da ich als treuer Fan an meine Mannschaft<br />
glaube, gehe ich davon aus, dass wir die Vorrunde<br />
überstehen. Deswegen haben wir beim<br />
Buchen der Flugkarten eine Zusatzversicherung<br />
bezahlt. (lacht) Um im Falle eines Weiterkommens<br />
unserer Mannschaft, den Traum<br />
in Brasilien weiter zu leben.<br />
Du sprichst von „wir“. Wer begleitet dich auf<br />
dem Fußballabenteuer?<br />
Es ist eine länderübergreifende Freundschaft.<br />
Vier Jungs aus Österreich, drei aus Norwegen,<br />
zwei aus England und ein Schweizer treffen<br />
sich zum gemeinsamen Abflug in Barcelona.<br />
Von dort aus geht es e nach Sao Paolo. Am 17.<br />
Juni sind wir in Rio, am 18. Juni in Cuibaba<br />
und am 22.6 in Salvador.<br />
Wie hoch ist dein Reise-Budget?<br />
Alle Flüge, Übernachtungen und Tickets ha-<br />
ben zusammen 2200€ gekostet. Die einzelnen<br />
Karten rund 90 Dollar, da hatten wir Glück<br />
bei der Verlosung im Dezember.<br />
Was sagt die Gattin dazu?<br />
Sie kennt mich und weiß, dass ich diese einzigartige<br />
Chance, meine Mannschaft bei der<br />
WM in Brasilien anzufeuern, anpacken muss!<br />
Außerdem kennt sie das aus der Vergangenheit,<br />
ich hab in den letzten zehn Jahren kein<br />
wichtiges Ländermatch verpasst.<br />
Wer ist er<br />
Name: Samir Imamović<br />
Alter:45<br />
Beruf: Elektrotechniker<br />
Lieblingsspieler: Miralem Pjanić<br />
Besonderes: Glaubt nicht an Vuvuzelas,<br />
Combinhos und sonstigen<br />
akustischen Kram. Richtige Fans<br />
benutzen ihre Stimmen.
4<br />
INHALT<br />
JUNI 20<strong>14</strong><br />
3_3 Minuten: Bosnischer Fan vor<br />
der Abreise nach Brasilien<br />
8_Faces of the month:<br />
Acht Designer aus acht Ländern.<br />
10_Ivanas Welt<br />
über die nasse Hölle in Bosnien.<br />
POLITIKA<br />
12_Jahrhundertflut am Balkan:<br />
„Betrink‘ dich, während du unser<br />
Schicksal niederschreibst.“<br />
18_Interview in Zahlen:<br />
Außenminister Sebastian Kurz hat 30<br />
Freunde und keinen einzigen Song auf<br />
seinem Smartphone.<br />
20_Held oder Hund? Wir haben den<br />
Großneffen des Attentäters Gavrilo Princip<br />
in Ost-Sarajevo gesucht.<br />
24_Meinungsmache über West-Balkan,<br />
Jihadisten und Doppel-Pässe.<br />
100 Jahre nach dem<br />
Attentat auf den<br />
Thronfolger Franz<br />
Ferdinand bleibt die<br />
Frage: Ist der Täter<br />
Gavrilo Princip ein<br />
Hund oder ein Held?<br />
Ein Lokalaugenschein<br />
aus Sarajevo.<br />
20<br />
Chaos, Elend,<br />
Hunger: Unsere<br />
Kollegen Alexandra<br />
Stanic und<br />
Marko Mestrovic<br />
sind noch immer<br />
sprachlos.<br />
Das hat sie nicht<br />
gehindert mit den<br />
Betroffenen der<br />
Katastrophe zu<br />
sprechen.<br />
12<br />
RAMBAZAMBA<br />
28_ABC des Fußballs: Mit diesen<br />
Fakten stehst du bei der Fußballrunde<br />
nicht im Abseits<br />
34_Ramadan und Sport: Redakteur<br />
Schadi möchte während des Fastens nicht<br />
auf das Fitness-Center verzichten.<br />
40_Interview Oxonitsch: Über<br />
Jugendzentren, Gratis-Nachhilfe und<br />
warum sich dieses Jahr die Bäderkarte<br />
rechnet.<br />
Habt ihr gewusst, dass<br />
ihr mindestens 540,60<br />
Euro investieren müsst,<br />
um das Panini-Sticker<br />
Album voll zu kriegen?<br />
Nein? Dann werdet ihr<br />
unser Kicker-Lexikon<br />
lieben!<br />
28
5<br />
Sie sind Gründer,<br />
Verkäufer,<br />
Buchhalter, Multitalente.<br />
Immer<br />
mehr Menschen<br />
suchen ihr berufliches<br />
Glück<br />
in der Selbständigkeit.<br />
Über<br />
die Licht- und<br />
Schattenseiten der<br />
Solo-Performer.<br />
44<br />
KARRIERE<br />
43_Karriere-News: Unternehmer-<br />
Probleme, die erste Generalin und<br />
Karrierekiller.<br />
44_Sneakers, Apps, Kebabs: Vier<br />
Kleinunternehmer über Ideen, schlaflose<br />
Nächte und Bankenkredite.<br />
50_Interview: Diversity-Pionier Manuel<br />
Bräuhofer sieht Vielfalt nur von der<br />
positiven Seite.<br />
TECHNIK<br />
56_Beats, Äpfel und Cash: Adam<br />
Bezeczky über Dr. Dre, iPhone 6 und den<br />
Kassenschlager Samsung Galaxy S5.<br />
LIFE & STYLE<br />
68_Leben nach der Magersucht:<br />
Vier Frauen erzählen über Kontrolle,<br />
Kalorien und Kleiderwahl.<br />
76_Fejkbook: Pop-Sternchen<br />
Conchita Wurst<br />
Wir haben Fans in<br />
Indien! Als ob das<br />
nicht genug wäre,<br />
haben uns Prayag<br />
und Porus eine fertige<br />
Modestrecke<br />
von den Dächern<br />
Bombays geschickt.<br />
60<br />
78_Die Leiden des jungen Todor:<br />
Zauberfußballer Miro wäscht keine<br />
Autos mehr<br />
Marko Mestrović, Rowan Staszkiewicz / PA / picturedesk.com,<br />
Porus Vimadalal, picturedesk.com
6 EDITORIAL<br />
Liebste Leser und Innen!<br />
In dieser Ausgabe dreht sich alles um Bosnien-Herzegowina. Mit dem<br />
Herzen sind wir ganz bei den Flutopfern, gleichzeitig haben wir Herzklopfen,<br />
weil Bosnien zum allerersten Mal bei einer Fußball-Weltmeisterschaft<br />
dabei ist. Und 100 Jahre nach dem Attentat auf Thronfolger Franz Ferdinand<br />
in Sarajevo begeben wir uns auf Spurensuche nach dem Attentäter Gavrilo<br />
Princips und fragen uns: Held oder Hund? Dabei besuchen wir auch Gavrilo<br />
Princip höchstpersönlich, der uns allerdings von seinem Grundstück jagt.<br />
Also sein Großneffe mit gleichem Namen, nicht sein Geist.<br />
Um sich ihr eigenes Bild von der Jahrhundertflutkatastrophe zu machen,<br />
fuhren BIBER-Redakteurin Alexandra Stanić und Fotochef Marko Mestrović<br />
in den Norden Bosniens. Zwischen Doboj und Šamac waren sie in Gummistiefeln,<br />
mit Booten und Atemmasken unterwegs und waren entsetzt über<br />
die dramatisch-schaurigen Bilder, die sich ihnen boten. Dabei ist auch das<br />
Coverfoto des Friedhofs unter Wasser entstanden.<br />
Einen Grund zur Freude hat Bosnien trotzdem: Die Nationalmannschaft ist<br />
in Brasilien bei der WM dabei. Und mit ihr ihre Fans. Einen davon haben<br />
wir in Wien kurz vor seiner Abreise interviewt.<br />
Wer bei der WM siegen wird, ob Bosnien, Brasilien oder Belgien (die Tipps<br />
unserer BIBER-Sportexperten), können wir<br />
bei Redaktionsschluss noch nicht sagen.<br />
Dafür, wer den Diverscity-Preis der WKW<br />
gewonnen hat: BIBER! (siehe Foto) Darüber<br />
freuen wir uns ganz besonders, sind stolz und<br />
bedanken uns.<br />
Danke wollen wir auch intern sagen. Die<br />
BIBER-Mitarbeiter des Monats haben Großes<br />
geleistet und ohne sie hätten wir so manche<br />
Seite nicht fertiggekriegt: Dudu, Artur und<br />
Adnan, ihr seid der Hit!<br />
So sehen Sieger aus: biber räumt ab.<br />
Bussis, die Redaktion<br />
Florian Wieser<br />
IMPRESSUM<br />
MEDIENINHABER:<br />
Biber Verlagsgesellschaft mbH, Quartier 21,<br />
Museumsplatz 1, E-1.4, 1070 Wien<br />
HERAUSGEBER & CHEFREDAKTEUR:<br />
Simon Kravagna<br />
STV. CHEFREDAKTEUR:<br />
Amar Rajković<br />
STV. CHEFREDAKTEURIN:<br />
Delna Antia<br />
ONLINE:<br />
Amar Rajković<br />
AKADEMIELEITUNG:<br />
Marina Delcheva<br />
KOLUMNIST/INNEN:<br />
Ivana Martinović, Todor Ovtcharov<br />
FOTOCHEF:<br />
Marko Mestrović<br />
REDAKTION & FOTOGRAFIE:<br />
Sarah Al-Hashimi, Melisa Aljović, Muhamed<br />
Beganović, Adam Bezeczky, Milena Borovska, Ayper<br />
Cetin, Amélie Chapalain, Amra Ducić, Ali Cem<br />
Deniz, Nana Egger, Susanne Einzenberger, Menerva<br />
Hammad, Tina Herzl, Markus Hollo, Mahir Jamal,<br />
Lyudmila Gyurova, Sophie Kirchner, Maria Matthies,<br />
Marko Mestrović, Ivana Martinović, Marie-Noel<br />
Ntwa,Anastasia Osipova, Todor Ovtcharov, Jelena<br />
Pantic, Michele Pauty, Marian Smetana, Vanessa<br />
Spanbauer, Daniel Spreitzer, Alexandra Stanić,<br />
Teoman Tiftik, Aleksandra Tulej, Artur Zolkiewicz<br />
ART DIRECTOR: Dieter Auracher<br />
LAYOUT: Dieter Auracher, Viktoria Platzer<br />
LEKTORAT: Christina Gaal<br />
ANZEIGEN: Teoman Tiftik, Adam Bezeczky<br />
BUSINESS DEVELOPMENT: Andreas Wiesmüller<br />
GESCHÄFTSFÜHRUNG:<br />
Wilfried Wiesinger, Simon Kravagna<br />
KONTAKT: biber Verlagsgesellschaft mbH<br />
Quartier 21, Museumsplatz 1, E-1.4, 1070<br />
Wien<br />
Tel: +43/1/ 9577528<br />
redaktion@dasbiber.at<br />
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INTERNET: www.dasbiber.at<br />
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FACES OF THE MONTH<br />
FACES OF THE MONTH<br />
GUT GELAUFEN<br />
8 Jungdesigner aus Europa, 20 Models<br />
aus Wien, 600 Gäste in Favoriten – die<br />
BIBER „Get dressed for Europe“ Fashion<br />
Show und After-Party war das Highlight<br />
im EU-Wahlkampf. Und noch viel mehr.<br />
Von Delna Antia und Verena Mandragora (Fotos)<br />
Nein, das sind weder Fotos von Mailands Laufstegen,<br />
noch der New York Fashion Week. Es ist<br />
das Ergebnis der BIBER-Fashion Show mitten<br />
in Favoriten. Hier haben wir im Mai den<br />
Laufsteg für Europa aufgebaut. Wir haben acht<br />
junge Modedesigner aus ganz Europa eingeladen,<br />
von Belgrad, Paris bis Helsinki, um anlässlich<br />
der EU-Wahlen zu zeigen, wie schön und<br />
kreativ der Kontinent eigentlich ist. Die Jung-<br />
Designer haben in der coolen Location der<br />
ehemaligen Ankerbrotfabrik ihre Kollektionen<br />
und ihre Idee zu Europa gezeigt. Extra für den<br />
Abend gab es eine „Europa-Kollektion“.<br />
Lässigkeit auf den Punkt: Das slowakische<br />
Label „Buffet Clothing“.<br />
Der gesamte Abend war ein Spektakel: Models,<br />
die durch Nebelschwaden an einem vorbei<br />
stolzierten, Mode, vom finnischen Cocktailkleid<br />
bis zum lässigen Punkte-Pulli für Männer,<br />
rund 600 Zuschauer, die mit allerlei Cocktails<br />
und EU-Wraps verköstigt wurden und<br />
zum Schluss eine ausgelassene After-Party mit<br />
DJ Ottomatic.<br />
Mehr Fotos und das Video vom rauschenden<br />
Fest auf unserer Website: www.dasbiber.at<br />
Stolze Extravaganz aus Belgrad: Das Label „La Li<br />
Ca“ der Serbin Aleksandra Lalic.
FACES OF MIT THE SCHARF MONTH 9<br />
Subtile Eleganz: Bei der Rumänin „Patricia<br />
Vincent“ aus Wien dreht sich alles ums Kleid.<br />
Die Polin aus Paris: Designerin „Paulina<br />
Plizga“ liebt Patchwork in ihren Sachen.<br />
Einfach cool: Das Designer-Duo von „Ferrari &<br />
Zöchling“ mag es fließend und resolut.<br />
Inspiriert vom japanischen Koi-Fisch: Das<br />
Wiener Duo „Kokemoos“ setzt auf Recycling.<br />
Einfach weiß: Das „Europa-Design“ des<br />
slowenischen Labels „Fsemogocnjy.Jhezus“.<br />
Starke Pracht und Tracht: Das Label „Poola<br />
Kataryna“ aus Helsinki.
10 MIT SCHARF<br />
IVANAS<br />
WELT<br />
Foto: Igor Minić<br />
In Ivanas WELT<br />
berichtet biber-<br />
Redakteurin<br />
Ivana Martinović<br />
über ihr daily life.<br />
DIE HÖLLE IST KALT UND NASS<br />
Die Stimme meines Vaters stockt am Telefon. Er lebt in der bosnischen Stadt<br />
Orasje, versucht über das Wasser zu sprechen. Nicht über die Menge, sondern was<br />
es angespült hat. Elend und Leid für Tier und Mensch. Trächtige Kühe, die aus den<br />
Wassermassen gezogen wurden und keine Kraft mehr haben ihre Kälber auszutragen.<br />
Angekettete Hunde, die nicht rechtzeitig befreit werden konnten und noch unter<br />
Wasser vor sich hin faulen. Tiere, die entweder tot oder regungslos am Boden liegen,<br />
weil sie ihre Beine nicht mehr tragen. Evakuierte Menschen aus den Nachbardörfern,<br />
die in der Sporthalle unserer Schule auf die Zukunft warten, die keine rosige ist. Wir<br />
haben Glück, meint er. Bis ins Haus hat es die Flut nicht geschafft. Nur der Garten<br />
bis zur Haustür ist voller Wasser, der Gestank unerträglich. Ein beißender Geruch<br />
vom abgestandenen schmutzigen Wasser, vermischt mit Fäkalien aus den überfluteten<br />
Klärgruben der Nachbarschaft, weil unsere Dörfer keine Kanalisation haben.<br />
Insekten, Ratten, Schlangen kriechen aus den Löchern, wollen ins Trockene, suchen<br />
Nahrung und sind eine Plage, die keiner gebrauchen kann. Es herrscht Stillstand in<br />
jeder Lebenslage. Die Arbeitswelt, die Märkte, nichts funktioniert. Das strömende<br />
Wasser ist zum Hauptaugenmerk jedes Menschen in den überfluteten Gebieten<br />
geworden. Sandsäcke zu füllen, Wasser abzupumpen und hungrige Menschen satt zu<br />
bekommen, Kranke zu versorgen, obwohl wenig da ist, weil eben nichts funktioniert.<br />
Das ist die erste Überlebensphase nach dieser verdammten Flut. Was danach kommt<br />
ist unvorstellbar. So muss sich die Hölle auf Erden anfühlen, nur ist sie jetzt kalt,<br />
nass und stinkt.<br />
DIASPORA AUF DEN BEINEN, DAS <strong>LAND</strong> IM CHAOS<br />
Jedem Serben, Kroaten, Bosnier wird es ähnlich wie mir gehen. Wir sehen machtlos<br />
aus der Ferne die Bilder der Zerstörung. Es brennt unter den Füßen. Jeder Blick auf<br />
den trockenen Boden in Wien und die Donau, die im Rahmen fließt, lässt mich an<br />
die Menschen unten denken. Was wir tun können, ist aus der Ferne helfen. Nach<br />
der Arbeit zu der einen oder anderen Hilfsaktion stürmen und mit anpacken. Hilfe<br />
von A nach B bringen. A funktioniert scheinbar tadellos, aber B endet im Chaos.<br />
Was sich über die sozialen Netzwerke abspielt, beschert einem ein Wechselbad der<br />
Gefühle. Trauer, Rührung, Freude, Wut. Hunderte Hilfskonvois rollen, finanzielle Hilfe<br />
für den Wiederaufbau wird gespendet. Rührung und Freude über die Solidarität der<br />
Menschen, denen der Feind aus dem Krieg keiner mehr zu sein scheint, sondern ein<br />
Mensch, der hilft und dem geholfen werden muss. Trauer und Wut über ein Land,<br />
dessen politische Ebene zum Schmeißen ist und ein Vorankommen des Miteinanders<br />
boykottiert. Meldungen auf Facebook, Hilfslieferungen werden missbraucht, zurückgehalten,<br />
für den Weiterverkauf gebunkert, gestohlen, erinnern an die Kriegsprofiteure,<br />
die nach der Not das große Geld wittern. Neid kommt zum Leid hinzu, wer und<br />
wie viel Hilfe mehr nötig hat und wer das Paar geschickter Gummistiefel bekommt.<br />
Was mich noch mehr fertig macht, ist das Danach. Versorgung mit dem Nötigsten wie<br />
Nahrungsmittel und Kleidung ist das eine, Wiederaufbau durch finanzielle Entschädigung<br />
das andere. Wird es wie nach dem Krieg sein, wo der mit den besseren Beziehungen<br />
zu Behörden und den politischen Sesselwärmern schneller ein neues Heim<br />
bekommt? Ich fürchte mich vor dieser erneuten Spaltung zwischen den Menschen,<br />
weil das Land die letzten 20 Jahre nach dem Krieg im Trockenen auch nicht anders<br />
funktioniert hat. Da hieß es auch Freund oder Feind. Da wundere ich mich auch<br />
nicht, wenn der eine oder andere die Hilfe wie das Eichhörnchen die Nüsse zu bunkern<br />
versucht. Für das Danach eben, weil der Staat für einen nichts tut, zumindest<br />
nicht für alle. Aber wann, wenn nicht jetzt?<br />
martinovic@dasbiber.at
11<br />
Foto von Marko Mestrović<br />
IST DAS CHAOS ZU BÄNDIGEN?<br />
POLITIKA
12 POLITIKA<br />
ALLES<br />
VERLOREN
POLITIKA<br />
13<br />
ICH WUSSTE, DASS DER<br />
AUFENTHALT IM KRISENGE-<br />
BIET IN BOSNIEN-HERZEGO-<br />
WINA HART WIRD. ALL DIE<br />
VERLORENEN EXISTENZEN,<br />
DIE ZERSTÖRTEN STÄDTE –<br />
AUCH TAGE DANACH BEKAM<br />
ICH DIE EINDRÜCKE NICHT<br />
AUS MEINEM KOPF.<br />
ALEXANDRA STANIC UND MARKO MESTROVIĆ (FOTOS)<br />
F<br />
auler Gestank liegt in der Luft. Ich bin umgeben von<br />
meterhohen Müllbergen und maskierten Menschen,<br />
die durch Schlamm stapfen. Mein erster Eindruck von<br />
Doboj, einer der bosnischen Städte, die den Fluten zum<br />
Opfer gefallen ist, dreht mir den Magen um. Obwohl ich<br />
das Schlimmste erwartet habe, wird mir schlagartig<br />
schlecht.<br />
Wie jeder hier trage ich Gummistiefel und eine<br />
Atemschutzmaske. Das Wasser geht zurück. Verdreckte<br />
Möbelstücke türmen sich am Straßenrand. In der 50<br />
Kilometer entfernten Stadt Šamac ist die Lage noch prekärer.<br />
Mehr als zehn Tage stand Šamac unter Wasser.<br />
Gleichzeitig stiegen die Temperaturen auf 30 Grad.<br />
Die pralle Mittagssonne erschwert den freiwilligen<br />
Helfern und dem Militär den Wiederaufbau. Aber auch<br />
ich stoße an meine Grenzen: Die Armut der Menschen,<br />
der Gestank, all die zerstörten Gegenden - es ist nicht<br />
einfach, mit so vielen schlimmen Eindrücken umzugehen.<br />
Eine ältere Frau bleibt neben mir stehen, beobachtet<br />
mich kurz. Sie ist etwa 50 Jahre alt, trägt einfache<br />
Sandalen und starrt in das 30 Zentimeter tiefe, braune<br />
Wasser, in dem sie steht. „Ich habe den gesamten Krieg<br />
miterlebt, mein Kind“, sagt sie plötzlich aus dem Nichts,<br />
„Aber diese Fluten sind noch viel schlimmer“. Bei vielen<br />
Gesprächen kämpfe ich mit den Tränen.
<strong>14</strong> POLITIKA<br />
DOBOJ<br />
Kaffeehäuser, Supermärkte, Friseurläden - alles wurde überflutet.<br />
Zurück bleiben verlorene Existenzen und Müll. Etwa eine<br />
Million der insgesamt 3,8 Millionen Bewohner Bosnien-Herzegowinas<br />
ist von den Überschwemmungen betroffen, rund 40.000<br />
wurden evakuiert. Wohnungen stehen leer, die ehemaligen<br />
Besitzer leben bei Nachbarn oder Verwandten. Tausende Tierkadaver<br />
mussten entsorgt werden, es herrscht Seuchenrisiko.<br />
Eine weitere Gefahr erwartet Bosnien-Herzegowina: Experten<br />
befürchten angeschwemmte Landminen – ein Erbe des Balkankrieges.<br />
Wien<br />
Sarajevo<br />
Belgrad<br />
Die Jahrhundertflut in Bosnien, Kroatien und Serbien hat<br />
mindestens 47 Menschenleben gefordert. Der wirtschaftliche<br />
Schaden beträgt nach ersten Schätzungen<br />
bis zu 3 Mrd. Euro.
POLITIKA<br />
15<br />
Gruppen von Studenten aus umliegenden,<br />
nicht betroffenen Städten,<br />
reisen in die Krisengebiete, um bei<br />
dem Wiederaufbau zu helfen. Einer<br />
davon ist Danijel Ratkovic. Er ist aus<br />
Banja Luka angereist. Die Stimmung<br />
bei den Studenten am Nachmittag ist<br />
ausgelassen, sie haben einen Sitzkreis<br />
inmitten von Schlamm und Müll<br />
gebildet. „Das Wohnhaus links haben<br />
wir schon sauber gemacht“, erzählt<br />
Danijel. „In dem anderen können wir<br />
nicht viel machen, weil ein Mann seine<br />
Wohnung im Erdgeschoss verriegelt<br />
hat und sein Zeug behalten will“, fährt<br />
er kopfschüttelnd fort. „Als könnte<br />
man auch nur irgendetwas von dem<br />
Müll wieder verwenden.“<br />
Die Hauptstraße zwischen Doboj und<br />
Maglaj ist nicht befahrbar, Erdrutsche<br />
haben sie völlig auseinander gerissen.<br />
Der Asphalt hat bis zu drei Meter tiefe<br />
Risse. Ein Anrainer beschreibt die<br />
Situation. „Die Familien oben am Berg<br />
haben alles verloren“, so der 52-jährige<br />
Ramus Suljic. „Der Erdrutsch hat<br />
ihre Häuser einfach den Hang nach<br />
unten mitgerissen.“
16<br />
POLITIKA<br />
ŠAMAC<br />
„Mein Zuhause ist zerstört.“ Mara<br />
Petkovic deutet mit einer wütenden<br />
Handbewegung in Richtung ihres<br />
Hauses. Sie wischt eine Träne aus<br />
ihrem Gesicht. „Ohne Boot komme ich<br />
nicht einmal bis zu meiner Haustür.“<br />
Ihr Ehemann ist während des Krieges<br />
gestorben. Ihre Tochter lebt in Banja<br />
Luka, letztes Jahr hat sie ihren Job<br />
verloren. „Ich bin alleine, arbeitslos<br />
und dank den Fluten jetzt auch<br />
obdachlos“, so die 50-Jährige. „Ich<br />
muss auf die Güte meiner Nachbarn<br />
hoffen, die mich bei sich schlafen<br />
lassen.“ Ihre Stimme überschlägt sich.<br />
„Ich hätte in diesem verdammten Haus<br />
bleiben sollen, damit mich der Fluss<br />
mitreißt und meinem Leben ein Ende<br />
bereitet.“<br />
Ich treffe ein junges Ehepaar auf<br />
ihrem Balkon im ersten Stock eines<br />
Wohnhauses. Sie haben ihr gesamtes<br />
Hab und Gut verloren. Über den<br />
Balkon klettere ich in ihre Wohnung,<br />
die Haustür ist verbarrikadiert. Die<br />
Wände sind mit Schlamm bedeckt.<br />
Der Kühlschrank wurde aus der Küche<br />
gespült, die Fensterscheiben sind<br />
eingeschlagen. Trotzdem hat Mladen<br />
Miljic seinen Humor behalten. „Ich<br />
würde dir ja Kaffee anbieten, aber die<br />
Kaffeemaschine ist kaputt“, scherzt<br />
er. Seine Frau zieht mit: „Schatz, sie<br />
hat sich nicht die Schuhe ausgezogen,<br />
als sie in unsere Wohnung gekommen<br />
ist.“ Beide lachen. Zum Schluss gibt<br />
mir Mladen eine Flasche Rotwein auf<br />
den Weg mit. „Sie ist das einzige, das<br />
heil geblieben ist“, erklärt der 30-Jährige.<br />
„Betrink’ dich, während du unser<br />
Schicksal niederschreibst.“
POLITIKA<br />
17<br />
Marko Mestrović, Samariterbund<br />
DIJASPORA HILFT<br />
„Alles hat mit einer Facebook-Veranstaltung begonnen“,<br />
erzählt Darko Marković, Initiator der Hilfsorganisation<br />
für die Flutopfer in Bosnien-Herzegowina. Der gebürtige<br />
Bosnier wendet sich an den Samariterbund, mit<br />
dessen Hilfe eine Woche nach der Gründung der „Hilfsaktion<br />
für Flutopfer in Bosnien-Herzegowina“ zehn<br />
Sattelschlepper in das Krisengebiet fahren. Nach der<br />
27-stündigen Fahrt merkt man Darko und den Helfern<br />
des Samariterbundes die Erschöpfung an. Gleichzeitig<br />
sind sie erleichtert. „Das war eine Aktion von Menschen<br />
für Menschen“, so Corinna Dietrich, freiwillige Helferin<br />
vom Samariterbund. Sie hat den Hilfskonvoi nach<br />
Bosnien begleitet. „Jetzt kümmern wir uns um die erste<br />
Hilfe, danach überlegen wir, wie es mittel- und langfristig<br />
weitergehen soll.“ Beim zweiten Anlauf waren es<br />
zwölf Sattelschlepper. Mehrere hundert Tonnen an Sachspenden<br />
wurden allein durch die vom Samariterbund<br />
unterstützte Initiative gesammelt. In Bosnien nahmen<br />
humanitäre Organisationen, unter anderem pomozi.ba,<br />
die Güter entgegen und verteilten sie an die betroffenen<br />
Menschen. Aber auch andere Bürger- und Volksinitiativen<br />
und private Helfer beteiligten sich an der Aktion.<br />
„Wir hielten es für wichtig, dass wir vor Ort jemanden<br />
haben, dem wir vertrauen können“, so Darko Marković.<br />
Auch der 23-jährige Stefan Došić startet eine Spendenaktion<br />
via Facebook. „Ich bin aus der betroffenen Stadt<br />
Obrenovac“, beschreibt der gebürtige Serbe seine Intention.<br />
„Ich konnte nicht tatenlos zusehen.“ Zusammen<br />
mit seinem besten Freund Stefan Vasić organisiert er in<br />
einem favoritner Jugendzentrum ein Spendenlager, danach<br />
übersiedelten sie in den 16. Bezirk. „Über 100 Tonnen<br />
haben wir nach Serbien geschickt“, so Stefan ganz<br />
stolz. „Wir arbeiten mit dem roten Kreuz in Užice zusammen,<br />
die verteilen die Hilfsgüter an die betroffenen<br />
Gegenden.“ Oft fahren Spender aus Wien selbst in das<br />
Krisengebiet, um den Menschen die Hilfsgüter zu geben.<br />
„Ich vertraue den Fahrern und dem roten Kreuz“,<br />
erklärt Stefan. „Aber andere sind skeptisch und wollen<br />
die Spenden eigenhändig abliefern.“ Trotz der Skepsis<br />
mancher funktioniert die Initiative reibungslos. „Ohne<br />
die Hilfe der vielen Menschen wäre eine Hilfsaktion in<br />
diesem Ausmaß gar nicht möglich gewesen“, freut sich<br />
der 23-Jährige.<br />
Auf der biber-Facebook-Gruppe (www.facebook.com/<br />
mitscharf) und unserer Homepage (www.dasbiber.at)<br />
findest du eine Aufzählung aller Hilfs-Annahmestellen.<br />
Die Liste wird täglich aktualisiert.<br />
So sehen Helden aus: Samariterbund mit Initiator Darko Markovic (ganz rechts)<br />
ÖSTERREICH HILFT<br />
Caritas, Rotes Kreuz, Samariterbund, –<br />
Österreich hilft seinen Nachbarn. 100<br />
Feuerwehrleute, Mitarbeiter der Wasserrettung<br />
und das österreichische Bundesheer<br />
samt Hubschrauber sind in den<br />
Krisengebieten in Bosnien-Herzegowina<br />
und Serbien im Einsatz. Da ein hohes<br />
Seuchenrisiko herrscht, wurden 80 ABC-<br />
Soldaten eingesetzt, die sich vor allem<br />
mit der Aufbereitung des Trinkwassers<br />
beschäftigen. Außenminister Sebastian<br />
Kurz: „Dieser Auslandseinsatz ist ein weiterer<br />
Baustein für die Hilfe für die Flutopfer<br />
vor Ort.“ Der Wiener Bürgermeister<br />
Michael Häupl und die Stadt Wien stellen<br />
400.000 Euro für die Flutopfer in Bosnien<br />
und Serbien bereit. 200.000 Euro werden<br />
als Soforthilfe verwendet, weitere 200.000<br />
Euro für den Wiederaufbau. Die finanzielle<br />
Hilfeleistung wird gezielt über Hilfsorganisationen<br />
den Opfern in den Hochwassergebieten<br />
zugutekommen. Zudem<br />
hat die Bundesregierung insgesamt eine<br />
Million Euro aus dem Auslandskatastrophenfond<br />
für Hilfsmaßnahmen österreichischer<br />
NGOs in Bosnien-Herzegowina<br />
und Serbien bereitgestellt.<br />
Wiens Bürgermeister Dr. Michael<br />
Häupl und die Stadt Wien stellen<br />
400.000 Euro für die Flutopfer<br />
bereit.
18<br />
POLITIKA<br />
HERR KURZ,<br />
WIE VIELE<br />
SONGS HABEN<br />
SIE AM HANDY?<br />
Zu wie viel<br />
Prozent sind Sie<br />
Außenminister?<br />
Zu wie viel<br />
Prozent sind Sie<br />
Privatperson?<br />
Wie viele<br />
Stunden<br />
schlafen Sie<br />
durchschnittlich<br />
pro Nacht?<br />
INTERVIEW IN ZAHLEN:<br />
IN DER POLITIK WIRD BEREITS<br />
GENUG GEREDET. BIBER FRAGT<br />
IN WORTEN, AUSSENMINISTER<br />
SEBASTIAN KURZ (ÖVP)<br />
ANTWORTET MIT EINER ZAHL.<br />
Von Simon Kravagna und Marko Mestrović (Fotos)<br />
95<br />
5<br />
5<br />
Außenminister Sebastian Kurz kommt mit fünf Stunden Schlaf aus.<br />
Sieben Prozent NEOS und GRÜNE stecken im ÖVP-Politiker.<br />
Wie viele<br />
Euro hat die<br />
Regierung für<br />
die Flutopfer<br />
am Balkan<br />
bereitgestellt<br />
Wie viel Prozent<br />
FPÖ stecken in<br />
Ihnen?<br />
Wie viel Prozent<br />
SPÖ stecken in<br />
Ihnen?<br />
Wie viel Prozent<br />
NEOS stecken in<br />
Ihnen?<br />
Wie viel Prozent<br />
GRÜNE stecken<br />
in Ihnen?<br />
1.000.000<br />
0<br />
1<br />
7<br />
7
POLITIKA<br />
19<br />
Wie oft in<br />
der Woche<br />
telefonieren<br />
Sie mit Ihren<br />
Eltern?<br />
Wie viele Tage<br />
haben Sie in<br />
diesem Jahr<br />
Urlaub gemacht?<br />
Wie viele<br />
Jahre wird die<br />
SPÖ noch den<br />
Bundeskanzler<br />
stellen?<br />
Wie oft<br />
wurden Sie<br />
bereits gefragt,<br />
den ÖVP-<br />
Parteivorsitz zu<br />
übernehmen?<br />
Wie oft im Jahr<br />
gehen Sie in die<br />
Kirche?<br />
3<br />
1<br />
4<br />
0<br />
20<br />
Drei Mal in der Woche telefoniert Sebastian Kurz mit seinen Eltern.<br />
Am Handy hat Kurz stolze 2.891 Telefonnummern aber<br />
null Songs gespeichert.<br />
Wie viele Euro<br />
verdient ein<br />
Außenminister<br />
netto?<br />
Wie viele Euro<br />
bekommt davon<br />
die ÖVP?*<br />
Wie viele Songs<br />
haben Sie auf<br />
Ihrem Handy<br />
gespeichert?<br />
Wie viele<br />
Nummern<br />
haben Sie auf<br />
Ihrem Handy<br />
gespeichert?<br />
Wie viele echte<br />
Freunde haben<br />
Sie?<br />
8.000<br />
1.000<br />
0<br />
2891<br />
30<br />
* Politiker zahlen oft eine Art<br />
freiwillige Parteisteuer
20 POLITIKA<br />
DAS IST GAVRILO PRINCIP.<br />
19<strong>14</strong> ERSCHOSS ER DEN<br />
THRON FOLGER VON<br />
ÖSTERREICH-UNGARN.<br />
DAS ATTENTAT WAR<br />
DER AUSLÖSER DES<br />
1. WELTKRIEGES.
POLITIKA<br />
21<br />
HELD ODER HUND?<br />
FÜR DIE SERBEN EIN HELD, FÜR BOSNIER BIS HEUTE TERRORIST. GAVRILO PRINCIP GEISTERT AUCH<br />
100 JAHRE NACH DEM ATTENTAT VON SARAJEVO DURCH BOSNIEN UND SPALTET DAS <strong>LAND</strong>. REDAK-<br />
TEUR KRSTO LAZAREVIĆ GEHT AUF SPURENSUCHE UND FINDET DEN GROSSNEFFEN DES ATTENTÄTERS<br />
IN EINEM MOTEL AM STADTRAND VON SARAJEVO. KRSTO LAZAREVIĆ AUS SARAJEVO (TEXT UND FOTOS)<br />
Juni 19<strong>14</strong>, Sarajevo: Der 17-Jährige Vaso<br />
28. Čabrinović wirft eine Bombe auf den Wagen<br />
des Thronfolgers Franz Ferdinand. Die Bombe prallt<br />
an dessen Arm ab und explodiert hinter dem Wagen.<br />
Der erfolglose Attentäter schluckt eine Zyankali-Kapsel<br />
und springt in den Fluss Miljacka. Das Gift wirkt nicht<br />
und der Fluss ist an dieser Stelle nicht besonders tief.<br />
Čabrinović wird von der aufgebrachten Menge fast gelyncht<br />
und daraufhin verhaftet.<br />
Der Mitverschwörer Gavrilo Princip beobachtet diese<br />
Szenen und entscheidet sich in der Menge unterzutauchen<br />
und sich in ein Kaffee zu setzen. Dort denkt er<br />
über Selbstmord nach, um der Verhaftung zu entgehen.<br />
Durch einen Zufall überquert der Wagen des Thronfolgers<br />
die Lateinerbrücke und hält direkt vor dem Kaffee,<br />
in dem Princip sitzt. Der 19- Jährige zögert nicht, nimmt<br />
seine Pistole, steht auf und drückt zwei Mal ab. Die Ermordung<br />
Franz Ferdinands und seiner Frau wurde für<br />
Österreich-Ungarn zu einem Vorwand für den Angriff<br />
auf Serbien, womit eine Kettenreaktion ausgelöst wurde,<br />
welche die gesamte Welt in den Krieg führte. Das Attentat<br />
war Auslöser, nicht Grund für den ersten Weltkrieg.<br />
„UNSERE GEISTER SCHLEICHEN DURCH WIEN“<br />
Gavrilo Princip selbst wird in der Haftanstalt und späterem<br />
Konzentrationslager Theresienstadt in einen Kerker<br />
geworfen. Dort wird er in einer kleinen, dunklen und<br />
feuchten Zelle gehalten, darf keinen Besuch empfangen,<br />
muss in einen Eimer scheißen, der selten geleert wird,<br />
und erliegt am 28.April 1918 einer Knochentuberkulose,<br />
nachdem bereits sein rechter Arm amputiert wurde.<br />
Weil er nach damaligem österreichischem Gesetz minderjährig<br />
war, entging er der Todesstrafe. Mit dem Stil<br />
eines Löffels hat er an die Wand seiner Zelle geschrieben:
22 POLITIKA<br />
„Unsere Geister schleichen<br />
durch Wien und raunen<br />
durch die Paläste und lassen<br />
die Herren erzittern.“<br />
„Wenn du mich fragst,<br />
sollten die Franz Ferdinand<br />
und Gavrilo Princip ein<br />
Denkmal errichten. Dieses<br />
Attentat hat Sarajevo in<br />
der Welt doch erst bekannt<br />
gemacht“. Der 22-jährige<br />
Politikwissenschaft-Student<br />
Hamid Salihagić sitzt in<br />
einem Imbiss unweit der<br />
Lateinerbrücke in der osmanisch<br />
geprägten Altstadt<br />
Sarajevos und isst eine Portion<br />
Ćevapčići: „Meine Eltern<br />
haben in der Schule noch<br />
beigebracht bekommen, Gavrilo<br />
Princip sei ein Held.<br />
Heute halten ihn die meisten<br />
Muslime für einen Terroristen. Das ist so ein Ding hier:<br />
Wenn die Serben behaupten, er sei ein Held, müssen wir<br />
das Gegenteil behaupten.“<br />
Sarajevo ist multikulturell. Moscheen, Synagogen, katholische<br />
und orthodoxe Kirchen prägen das Stadtbild. Im<br />
Zentrum der Stadt steht eine Statue, ein Mann umringt<br />
von Friedenstauben, mit dem Titel: „Der multikulturelle<br />
Mensch erschafft die Welt“. Interreligiöse Ehen sind eine<br />
Selbstverständlichkeit. Viele Altbauten stammen noch<br />
aus der Zeit der österreich-ungarischen Besatzung. Hamid<br />
Salihagić sieht dieses Erbe zwiegespalten: „Es wurden<br />
Schulen und Universitäten gegründet, die auch von Frauen<br />
besucht werden durften, eine Industrie wurde aufgebaut<br />
und neue Städte wurden errichtet. Aber das haben die natürlich<br />
nicht aus Liebe getan. Mit bosnischen Ressourcen,<br />
Arbeitskraft und Wäldern wurden große Teile Budapests<br />
und Wiens errichtet.“<br />
Die Frage, die sich unweigerlich aufdringt:<br />
War Gavrilo Princip nun ein Held oder ein<br />
Terrorist? Hamid antwortet: „Er war ein Terrorist,<br />
aber nicht in dem Sinne, wie wir das Wort<br />
heute verstehen. Er war 19 Jahre alt und naiv.<br />
Die Schwarze Hand, die Organisation, die das<br />
Attentat organisierte, wollte ein großserbisches<br />
Reich aufbauen. Das sind die ideologischen<br />
Vorläufer von Slobodan Milosević. Ich glaube<br />
nicht, dass Gavrilo Princip ein serbischer Nationalist<br />
war, aber er wurde von den serbischen<br />
Nationalisten missbraucht.“<br />
VOR DER FLUT SIND ALLE GLEICH<br />
21. Mai 20<strong>14</strong> in Sarajevo: Nachdem innerhalb<br />
von zwei Tagen der Niederschlag von vier Monaten<br />
auf Bosnien-Herzegowina niedergeprügelt<br />
ist, liegt ein großer Teil des Landes unter<br />
Wasser. An diesem Tag kommt zum ersten Mal<br />
"Unser Geist wird in Wien spazieren, in den Schlössern herumirren und die Elite<br />
erschrecken." – Princip-Graffiti, gesehen in Belgrad.<br />
Nach dem Attentat von Sarajevo<br />
erklärte die damalige Großmacht<br />
Österreich-Ungarn am<br />
28. Juli 19<strong>14</strong> Serbien den Krieg<br />
und zündete damit den Funken<br />
für den Ersten Weltkrieg. Insgesamt<br />
40 Staaten haben sich<br />
am bis dahin größten Krieg der<br />
Welt beteiligt. Unter anderem<br />
kämpften damals Österreich-<br />
Ungarn, Deutschland, das Osmanische<br />
Reich und Bulgarien<br />
auf der einen Seite gegen Frankreich,<br />
Großbritannien, Russland,<br />
Serbien und Italien auf der anderen<br />
Seite. Der Krieg forderte<br />
zehn Millionen Menschenleben<br />
und bedeutete das Aus für die<br />
Großmacht Österreich- Ungarn.<br />
die Sonne wieder hervor, das<br />
schlimmste scheint überwunden.<br />
In den überfluteten<br />
Regionen wird Hilfe organisiert.<br />
Dieser Tage scheint es<br />
keine Rolle zu spielen, wer<br />
Bosniake, Kroate oder Serbe<br />
ist. Das ganze Land ist<br />
auf den Beinen, man hilft<br />
sich gegenseitig. Die Frage,<br />
ob Gavrilo Princip ein Held<br />
oder ein Terrorist ist, teilt<br />
das Land allerdings weiterhin.<br />
Auf dem Friedhof Koševo<br />
in Sarajevo trocknen die<br />
Gräber. Am Eingang des<br />
Friedhofs befindet sich ein<br />
großer Grabstein für Gavrilo<br />
Princip und die anderen<br />
Mitglieder der „Mlada Bosna“<br />
(Anm.: Junges Bosnien),<br />
einer revolutionären Vereinigung von Schülern und Studenten<br />
zu Beginn des 20. Jahrhunderts gegen die Besatzer<br />
aus Österreich-Ungarn. Dahinter eine serbisch-orthodoxe<br />
Kapelle, die den Attentätern gewidmet ist. Am Fuße des<br />
Grabs liegt eine welkende Rose, im Grab spiegeln sich zwei<br />
Blockbauten aus der Zeit Jugoslawiens. Hier wurde den Attentätern<br />
ein Denkmal gesetzt. Hier liegt der tote Gavrilo<br />
Princip begraben.<br />
GAVRILO PRINCIP MAG KEINE JOURNALISTEN<br />
Der lebendige Gavrilo Princip ist 61 Jahre alt, Großneffe<br />
des berühmten Attentäters, wohnt in Ostsarajevo und ist<br />
Direktor eines Motels und einer Tankstelle unweit des<br />
Flughafens. Am Ortseingang ist ein Schild, auf dem Sarajevo<br />
durchgestrichen ist, dahinter eines, auf dem steht: „Willkommen<br />
in der Republika Srpska“. Hier wehen serbische<br />
Fahnen. Ostsarajevo ist nicht der östliche Teil<br />
Sarajevos, sondern eine Ansammlung von kleinen<br />
Dörfern östlich von Sarajevo. Gavrilo Princip,<br />
der von allen nur liebevoll „Bato“ genannt<br />
wird, hat aber keinen Bock mehr auf Journalisten:<br />
„Ich habe schon so viele Interviews gegeben,<br />
ich habe da einfach keine Zeit dafür.<br />
Außerdem gefällt es mir nicht, wie die mich<br />
darstellen“, lässt er mich wissen und verweigert<br />
jedes weitere Gespräch.<br />
Unweit des Motels sitzen Schüler aus Ostsarajevo<br />
und spielen mit ihren Smartphones. Was<br />
denken sie über Gavrilo Princip? „Warum fragst<br />
du das? Journalist, mhmmm. Wir hoffen, dass<br />
dein Artikel keine Propaganda wird, in der du<br />
Gavrilo Princip als Terroristen darstellst.“ Ein<br />
anderer ergänzt: „Jeder normale Mensch muss<br />
doch einsehen, dass Gavrilo Princip ein Held<br />
ist.“ Da drängt sich natürlich die Frage auf, warum<br />
das nicht alle so sehen. Der erste erklärt:
POLITIKA<br />
23<br />
„Die Moslems lernen in der Schule, dass er ein Terrorist war<br />
und glauben das. Sie kennen die Geschichte nicht, sie selber<br />
haben doch gar keine eigene Geschichte.“<br />
Das Schulsystem in Bosnien-Herzegowina ist nicht darauf<br />
ausgerichtet die Grundlage für ein konstruktives Zusammenleben<br />
zu errichten. Die meisten Schulen bieten sogenannte<br />
monoethnische Lehrpläne an. Das heißt: Bosniaken, Kroaten<br />
und Serben haben ihre eigenen Geschichtsbücher und diese<br />
sind, gelinde formuliert, nicht immer kritisch und differenziert.<br />
Zudem gibt es geteilte Schulen, dort lernen die Kinder<br />
zwar unter einem Dach, aber nicht in denselben Klassen, damit<br />
die kleine Maria und der kleine Murat nicht nebeneinander<br />
sitzen müssen.<br />
Zurück in Sarajevo auf der Lateinerbrücke. Dort wo der<br />
Erzherzog vor 100 Jahren dem Attentat zu Opfer fiel, steht<br />
heute das „Museum für die Geschichte Sarajevos in den Jahren<br />
1878 bis 19<strong>14</strong>“, die Zeit der Österreich-Ungarischen Besatzung.<br />
Mirsad Avdic hat während des Krieges in Berlin gelebt<br />
und dort auf dem Bau gearbeitet. Heute ist er Historiker<br />
und Museumskurator: „Diese Polemiken darüber, ob Gavrilo<br />
Princip ein Held oder ein Terrorist war, bringen niemanden<br />
weiter. Wir versuchen den Menschen Informationen in die<br />
Hand zu geben, damit sie selbst entscheiden können, wie sie<br />
vergangene Ereignisse bewerten. Wir hatten hier genug Streit,<br />
es würde allen helfen, das etwas lockerer zu sehen. Diese nationalen<br />
Mythen, das bringt niemandem etwas.“<br />
Gavrilo Princip, der Großneffe des berühmten Attentäters, betreibt<br />
in einem Vorort von Sarajevo ein Motel und eine Tankstelle.<br />
www.studienbeginn.at<br />
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24 MIT SCHARF<br />
MEINUNGSMACHE<br />
GIPFEL IN WIEN<br />
WEST-WAS?<br />
„Der Begriff Westbalkan ist für<br />
mich etwas Neues, ich höre erstmals<br />
davon. Früher hat man das<br />
noch Ex-Jugoslawien genannt“,<br />
sagte Serbiens Außenminister Ivica<br />
Dačić im Rahmen der Westbalkankonferenz<br />
in Wien. Seit geraumer<br />
Zeit geistert der Begriff „Westbalkan“<br />
über das diplomatische<br />
EU-Parkett. Die Region wurde<br />
von Außenminister Kurz sogar zur<br />
außenpolitischen Schwerpunktregion<br />
erklärt. Aber was ist eigentlich<br />
der „Westbalkan“ und warum ist<br />
er den wenigsten West-Balkanesen<br />
ein Begriff? Zur Erklärung: Der<br />
Westbalkan ist Ex-Jugoslawien<br />
minus Slowenien, aber plus<br />
Albanien. Also Kroatien, Bosnien-<br />
Herzegovina, Serbien, Montenegro,<br />
Albanien, Mazedonien und der<br />
Kosovo. Die EU hat einen Sammelbegriff<br />
für jene südosteuropäischen<br />
Staaten erfunden, die nach dem<br />
EU-Beitritt von Bulgarien und<br />
Rumänien das nächste EU-Erweiterungsziel<br />
sind. Ex-Jugoslawien<br />
geht ja nicht, weil Albanien nie<br />
Teil davon war und man Slowenien<br />
schon lange nicht mehr damit<br />
verbindet. Außerdem erinnert<br />
es wohl zu sehr an Krieg und<br />
Zersplitterung. Ex-Jugos müssen<br />
beim Begriff Westbalkan trotzdem<br />
schmunzeln. Unser bosnisch-stämmiger<br />
stv. Chefredakteur ist jetzt<br />
beispielsweise nicht nur Austro-<br />
Bosnier und Ex-Jugoslawe, sondern<br />
auch noch West-Balkanese. Wenn<br />
es einen Westbalkan gibt, bin ich<br />
dann als gebürtige Bulgarin vom<br />
Ost-Balkan? Und wo liegen dann<br />
der Süd- und der Nordbalkan?<br />
Wenn du eine Antwort weißt, Ost-<br />
Balkanesin Marina freut sich über<br />
deine Mail.<br />
delcheva@dasbiber.at<br />
Die innere Sicherheit geht über alles. Sie gilt<br />
es zu schützen. Gegen Sprengköpfe und krude<br />
Ideen. „Aktuell sehen wir für Österreich keine<br />
Bedrohungslage“, sagte der Sprecher des Innenministeriums<br />
in einem Beitrag der ORF-Sendung<br />
„Thema“ über jene zwei bosnisch-stämmigen<br />
Wienerinnen, die sich dem syrischen Bürgerkrieg<br />
angeschlossen haben sollen. Dutzende<br />
Menschen haben es ihnen gleichgetan. Zehn<br />
sind in Syrien angeblich gestorben. Zehn wieder<br />
zurückgekommen. Aber keine Sorge. Sie stellen<br />
keine Bedrohungslage für Österreich dar.<br />
WIR SIND SICHER<br />
Diese Menschen interessieren uns lediglich in<br />
einer Kategorie: als potenzielles Sicherheitsrisiko.<br />
Wir verstehen nicht, warum sie ihr Leben<br />
in einem Krieg riskieren, der nicht der ihre ist.<br />
Warum sie Vorstellungen nachhängen, die wir<br />
verachten, und Prinzipien abgeschworen haben,<br />
die uns heilig sind. Beim Großteil der syrischen<br />
Au-pair-Kämpfer soll es sich ohnehin um Asylwerber,<br />
Kinder mit Migrationshintergrund und<br />
ein paar Konvertiten handeln. Also: Es ist kein<br />
hausgemachtes Problem. Kein österreichisches<br />
Problem. Und hier liegt der Irrtum. Es ist hausgemacht.<br />
Es sind unsere Kinder. Sie sind hier<br />
aufgewachsen. Sie sind hier zur Schule gegangen.<br />
Sie haben ihre Samstage auf der Mariahilfer<br />
Straße verbracht, ihre Winter am Christkindlmarkt<br />
und ihre Sommer im Gänsehäufl.<br />
Kein einziges Mal gab es in den vergangenen<br />
SYRIEN-KÄMPFER<br />
WARUM DIE ÖSTERREICHISCHE<br />
GESELLSCHAFT VERSAGT HAT<br />
Solmaz Khorsands Kommentar ist in der Wiener Zeitung erschienen.<br />
redaktion@dasbiber.at<br />
FUSSBALL<br />
IN DREI TAGEN ZUM FENERBAHCE-FAN<br />
Rechtzeitig zur WM ein Bekenntnis: Fußball interessiert mich nicht besonders. Es<br />
ist daher besser, darüber keine großen Worte zu verlieren. Hier eine Ausnahme:<br />
Wäre ich Türke, wäre ich Fenerbahce-Fan. Schuld daran ist Ali. Der Austro-Türke<br />
hat mich und eine ganze Gruppe aus Wien zur Meisterschaftsfeier des Traditionsklubs<br />
mitgeschleppt. Dort haben wir das ganze Programm durchgemacht: Klubmuseum,<br />
Fanshops, Treffen mit der Klubführung und die bombastische Feier im ausverkauften Stadion im Istanbuler<br />
Stadteil Kadiköy – auch Republik Fenerbahce genannt. Jetzt bin ich fußballerisch und ideologisch<br />
auf Linie: Immerhin war bereits Kemal Atatürk ein Fenerbahce-Fan. Welcher Klub kann das sonst bitte<br />
behaupten? Zudem wurde meine Begeisterung für Fenerbahce auch durch ein bisschen Raki begünstigt,<br />
den ich vor dem Stadion-Besuch bei Köfte und Co zu mir nahm. Bei den Fans von Galatasary und Besiktas<br />
Istanbul möchte ich mich abschließend hochoffiziell entschuldigen. Hätte Ali mich zu Euch geführt,<br />
ich wäre jetzt einer von Euch.<br />
Simon Kravagna ist Herausgeber und Chefredakteur von biber.<br />
kravagna@dasbiber.at.<br />
Wochen ein derartiges Bekenntnis. Kein Politiker<br />
hat gesagt: „Das sind unsere Kinder. Wir als<br />
Gesellschaft haben eine Verantwortung. Da<br />
ist etwas schiefgelaufen. Warum?“ Was läuft<br />
schief in einer Gesellschaft, in der für einige<br />
die Vorstellung vom Tod in einem Bürgerkrieg<br />
allemal attraktiver erscheint, als jene vom Leben<br />
in einem demokratischen, freien und friedlichen<br />
Land? Diese Frage gilt es zuerst zu stellen. Was<br />
bieten wir als Gesellschaft? Nicht jene, wie man<br />
jenen die Staatsbürgerschaft oder den Asylstatus<br />
entziehen kann, die schon einmal Gotteskrieger<br />
im Ausland gespielt haben und wieder zurück in<br />
Österreich sind. Das ist das Ende des Maßnahmenkatalogs<br />
- wenn überhaupt. Muss erst das<br />
Horrorszenario heraufbeschworen werden, dass<br />
aus einigen Einzelfällen bald einige Hundert<br />
werden könnten, wenn nicht mehr passiert?<br />
Nein, das wäre gefährliche Angstmache. Und<br />
die Konsequenzen sind absehbar: Irgendwann<br />
steht jeder, der nur Inshallah murmelt, unter<br />
Generalverdacht ein Jihadist zu sein - und ist<br />
auch gleich seinen Pass los.<br />
Die zwei Mädchen und die dutzenden Burschen<br />
waren Teil einer Gesellschaft, die ihnen offenbar<br />
nicht genug bieten konnte. Es gilt ein Angebot<br />
zu schaffen, eines, das am Ende hält, das immun<br />
ist gegen extremistische Alternativen - und<br />
das nicht durch ein paar Klicks auf dubiosen<br />
Websites ins Wanken gerät. Und dieses Angebot<br />
beginnt mit dem Eingeständnis: Das sind unsere<br />
Leute. Und um die haben wir uns zu kümmern.<br />
Marko Mestrović
MIT SCHARF<br />
25<br />
STAATSBÜRGERSCHAFT<br />
ZWISCHEN DEN STÜHLEN<br />
Viele Türken in Österreich haben neben der österreichischen auch die türkische<br />
Staatsbürgerschaft. Der Vorwurf, die betroffenen Doppelbürger würden damit den<br />
österreichischen Staat schaden macht mich traurig.<br />
Doppelstaatsbürgerschaften sind bis auf wenige<br />
Ausnahmen in Österreich verboten. Wie es<br />
trotzdem geht, dass zehntausende eingebürgerte<br />
Neo-Österreicher zusätzlich auch die türkische<br />
Staatsbürgerschaft besitzen? Die Tageszeitung<br />
„Die Presse“ deckt auf und berichtet, dass viele<br />
Austro-Türken illegalerweise auch einen türkischen<br />
Pass besitzen. Ist mit dieser Praxis nun<br />
untermauert, was bei jeder Integrationsdebatte<br />
immer aufkommt: Bekennen wir uns Türken<br />
nicht zu Österreich?<br />
Wenn man die Identitätsfrage allein an der<br />
Staatsbürgerschaft festmacht, dann ist die Sache<br />
bei mir klar. Ich habe den türkischen Pass,<br />
bin daher also türkisch durch und durch. Da hat<br />
mein österreichisches Ich leider Pech gehabt.<br />
Dann gibt es die ältere Generation. Auf Papier<br />
österreichisch – im Herzen türkisch. Gerade<br />
diese ist sehr stolz auf ihre österreichische<br />
Staatsbürgerschaft, möchte aber nicht auf ihre<br />
hart erarbeitete Existenz in der Türkei verzichten.<br />
Für sie ist die österreichische Staatsbürgerschaft<br />
eine Geste der Akzeptanz! Die jüngere<br />
Generation beschäftigt sich weniger mit diesen<br />
Fragen. Für sie ist ihr österreichischer Pass eine<br />
Selbstverständlichkeit und steht in keinerlei<br />
Konflikt mit ihrer emotionalen Verbundenheit<br />
zur Türkei. Sie arbeiten hier, urlauben aber in<br />
Bodrum. Sie sprechen Deutsch, fernsehen auf<br />
Türkisch. Deutsch sprechen, Türkisch fühlen –<br />
das wird gelebt! Dieses Zwischen-den-Stühlen-<br />
Sitzen – ist ein dauerhafter Gefühlszustand.<br />
Die Forderung, diese „gespaltene“ Existenz<br />
auch auf legaler Ebene zu ermöglichen, ist in<br />
Zeiten globaler Mobilität mehr als gerechtfertigt.<br />
Dass das Wohlfühlen in einer Gesellschaft<br />
in keinerlei Konflikt mit der Verbundenheit zu<br />
einem anderen Teil dieser Welt steht, will man<br />
nicht glauben. Es ist schwer zu verstehen, dass<br />
man weder seine persönliche Vergangenheit,<br />
noch den prägenden Einfluss der Familie nicht<br />
löschen kann. Gastarbeiter und ihre Nachfahren<br />
existieren nun mal zwischen den Grenzen<br />
und nicht innerhalb. Ich kenne tatsächlich<br />
keinen einzigen Auslandstürken, der sich nur<br />
aufgrund seiner Staatsbürgerschaft türkischer<br />
oder österreichischer fühlt. Entweder man war<br />
schon immer „ÖsterreicherIn“ oder man ist es<br />
„noch“ immer nicht! Oder aber man ist halt<br />
ein/e Zwischen-den-Stühlen-SitzerIn, so wie<br />
ich eine bin. Wir scheitern gewiss nicht am<br />
„Doppelpass“, sondern an der Doppelmoral,<br />
mit der in Österreich solche Debatten geführt<br />
werden!<br />
Dudu Gencel ist biber-Akademikerin und sitzt gerne zwischen den Stühlen – und das sehr bequem.<br />
gencel@dasbiber.at<br />
„<br />
ES IST SCHWER<br />
ZU VERSTEHEN,<br />
DASS MAN WEDER<br />
SEINE PERSÖNLICHE<br />
VERGANGENHEIT,<br />
NOCH DEN<br />
PRÄGENDEN EINFLUSS<br />
DER FAMILIE<br />
NICHT EINFACH SO<br />
LÖSCHEN KANN.<br />
“<br />
Istanbul Symphony<br />
Eine musikalische Reise vom Orient in den Okzident<br />
Burcu Karadağ Ney · Tanzu Karpinar Kudüm, Bendir, Darbuka<br />
Hakan Güngör Kanun · Fazıl Say Klavier<br />
Tonkünstler-Orchester Niederösterreich<br />
John Axelrod Dirigent<br />
Fazıl Say Istanbul Symphony op. 28<br />
sowie weitere Werke einer musikalischen Reise vom Orient in den Okzident<br />
Freitag, 13. Juni 20<strong>14</strong>, 19.30 Uhr, Großer Saal Karten: € 17,- bis 55,-<br />
242 002 · www.konzerthaus.at<br />
Doğudan Batıya Bir Müzik Yolculuğu<br />
Burcu Karadağ Ney · Tanzu Karpinar Kudüm, Bendir, Darbuka<br />
Hakan Güngör Kanun · Fazıl Say Piyano<br />
Tonkünstler-Orchester Niederösterreich<br />
John Axelrod Şef<br />
Fazıl Say Istanbul Symphony op. 28<br />
ve doğudan batıya uzanan bir müzik yolculuğundan başka yapıtlar<br />
13 Haziran 20<strong>14</strong> Cuma, saat 19.30, Großer Saal Biletler: 17,- Euro‘dan 55,- Euro‘ya kadar<br />
Medienpartner<br />
In Kooperation<br />
istanbulsymphony207x90_4c.indd 1 03.<strong>06</strong>.<strong>14</strong> 13:27
27<br />
Foto von Ira Tomić<br />
„ICH TAUSCHE MODRIC<br />
GEGEN DZEKO, OKEE?“<br />
RAMBAZAMBA
28 RAMBAZAMBA<br />
5<br />
GRÜNDE WARUM<br />
BOSNIEN WELT-<br />
MEISTER WIRD<br />
DIMITAR DILKOFF / AFP / picturedesk.com, bereitgestellt<br />
1.<br />
KARMA<br />
2.<br />
ESPRIT<br />
3.<br />
ZAUBERFORMEL<br />
4.<br />
EINE SEELE<br />
Wir glauben an die Macht<br />
der guten Geister. Und<br />
wenn jemand den Erfolg<br />
verdient hat, dann ist das<br />
die leidgeplagte Bevölkerung<br />
in Bosnien. Schon die<br />
Quali zur WM fühlte sich<br />
wie ein Titel an. Wer ist<br />
nochmal Lionel Messi?<br />
Er lässt jeden Latino-Fußball-<br />
Kommentator alt aussehen.<br />
Der Kult-Kommentator<br />
Marjan Mijajlovic schlittert<br />
bei jedem Bosnien-Match an<br />
einem Herzkasperl vorbei.<br />
So viel Leidenschaft muss<br />
belohnt werden.<br />
Brasilianer dürfen nur Blümchensex<br />
haben, Mexikaner ganz darauf verzichten<br />
und Engländer holen sich Rat beim<br />
Astrophysiker Stephen Hawking. Alles<br />
Schmafu! Die Balkankicker dürfen ihre<br />
Frauen lieben und müssen keine physikalischen<br />
Formeln studieren.<br />
Die Nationalität zählt nicht, nur<br />
die Liebe zum Fußball. Deswegen<br />
sind Kicker wie Zvjezdan<br />
Misimović, Sergej Barbarez oder<br />
Kult-Trainer Ivica Osim unglaublich<br />
beliebt. Die Erfolge der „Drachen“<br />
beweisen eindrucksvoll:<br />
Gegen Fußball hat die Politik<br />
kein Leiberl.
BIBER_Inserat_20<strong>14</strong>_Layout 1 16.04.<strong>14</strong> 23:03 Seite 1<br />
RAMBAZAMBA<br />
29<br />
Ab dem 12. Juni rollt die 20. Fußballweltmeisterschaft<br />
in Brasilien über<br />
den Rasen. An der Stelle von journalistisch<br />
ausgewogener Berichterstattung<br />
sind wir dieses Mal aber höchst<br />
subjektiv: Unsere Mannschaft ist Bosnien!<br />
Die Balkanzauberer sind heiß<br />
darauf, ihren Gruppengegnern Iran,<br />
Argentinien und Nigeria den Kolo zu<br />
tanzen.<br />
Und falls sich unsere kroatischen,<br />
persischen oder österreichischen<br />
Fußballfans jetzt ärgern: Natürlich<br />
halten wir sowohl Kroatien, als auch<br />
dem Iran die Daumen. Aber hey, die<br />
Teams sind sowieso bei jeder WM dabei,<br />
während die bosnischen Drachen<br />
beim Auftaktspiel gegen Argentinien<br />
ihr erstes Mal bestreiten. Was Österreich<br />
betrifft: Wenn die Fifa endlich<br />
das Klonen von Spielern legalisiert<br />
und elf Alabas das Rot/Weiß/Rote-<br />
Trikot tragen, können wir lauthals<br />
„immer wieder, immer wieder, immer<br />
wieder, Österreich“ schreien. Bis dieser<br />
unwahrscheinliche Fall eintritt,<br />
singen wir „Ajmo Bosno, Bosno, ajmo<br />
Hercegovino.“<br />
Von Adnan Muminovic<br />
KINO <strong>UNTER</strong> STERNEN<br />
Open Air am Karlsplatz 27. Juni–19. Juli 20<strong>14</strong><br />
5.<br />
STYLE<br />
Anders als in den 70ern gelten<br />
Fußballspieler heute als<br />
Modeikonen. Dafür brauchen<br />
sie entsprechend schicke<br />
Trikots. Mit Adidas hat der<br />
Verband einen wichtigen<br />
Ausstatter an Land gezogen,<br />
(Sorry Legea) denn: Kleider<br />
machen Tore.<br />
WEB-TIPP:<br />
Bist du Honduras, Iran<br />
oder Kroatien-Anhänger?<br />
Auf www.dasbiber.at<br />
findest du Bars und Lokale<br />
in Wien, die garantiert die<br />
Spiele deiner Lieblingsmannschaft<br />
übertragen.<br />
www.kinountersternen.at<br />
Mit Unterstützung von
30<br />
RAMBAZAMBA<br />
DAS WM ABC<br />
Namen, Zahlen, Fakten – die Weltmeisterschaft ist auch die Zeit der Stammtische und Public Viewings.<br />
Und um bei denen mit Fachwissen zu glänzen, hat biber das ultimative Fun-Facts-Alphabet zum wichtigsten<br />
Fußballturnier der Welt zusammengestellt. Von Alexander Kords<br />
A wie „Andi Herzog“:<br />
Unser Mann bei der WM.<br />
War 2011 noch Trainer der<br />
österreichischen U-21-Nationalmannschaft,<br />
jetzt wärmt<br />
er den Platz von Jürgen<br />
Klinsmann auf der Bank der<br />
US-Boys.<br />
B wie „Brasilien“: Gastgeber<br />
und Rekordtitelträger.<br />
Kann sich sogar den Luxus<br />
erlauben, auf Stars wie Kaká<br />
und Ronaldinho zu verzichten<br />
und gilt trotzdem als<br />
Topfavorit.<br />
C wie „Combinho“: Die<br />
instrumentale Allzweckwaffe<br />
für die WM. Ist Trommel,<br />
Rassel, Ratsche und Pfeife<br />
gleichzeitig und klanglich<br />
sehr viel angenehmer als die<br />
Vuvuzela vor 4 Jahren.<br />
D wie „Debütant“: Keine<br />
WM ist komplett ohne mindestens<br />
ein Team, das zum<br />
ersten Mal an der Endrunde<br />
teilnimmt. Diesmal feiern<br />
die Kicker aus Bosnien und<br />
Herzegowina ihr WM-Debüt<br />
– und gelten gleich als à<br />
Geheimtipp.<br />
Wir helfen nach: Rechts<br />
seht ihr NICHT das<br />
Maskottchen der WM.<br />
Das ist der emalige Kicker<br />
Ronaldo, der seinen<br />
Ruhestand offensichtlich<br />
in Vollen Zügen genießt.<br />
Links von Ronaldo<br />
steht „Fuleco“, das brasilianische<br />
Gürteltier und<br />
Maskottchen.<br />
Ein Wiener und<br />
ein Schwabe für die<br />
„United States“. Nein,<br />
das ist kein Witz,<br />
sondern der Trainerstab<br />
der US-Boys.<br />
Coach Jürgen Klinsmann<br />
und Assistent<br />
Andreas Herzog.<br />
Die Bosnische<br />
Nationalmannschaft<br />
ist der<br />
einzige Debütant<br />
bei der WM.<br />
Selbst Teams wie<br />
Honduras oder<br />
der Iran haben<br />
mehr Erfahrung<br />
bei großen Turnieren.<br />
Warum die<br />
Jungs um Trainer<br />
Susic trotzdem die<br />
Trophäe holen,<br />
könnt ihr ab S. 30<br />
nachlesen.<br />
E wie „Elfmeterschießen“:<br />
Die fieseste, aber auch<br />
spannendste Art, ein Spiel<br />
zu entscheiden – vor allem<br />
im Finale. Zweimal wurde<br />
bislang der Weltmeister am<br />
Elfmeterpunkt gekürt: 1994<br />
gewann Brasilien gegen Italien<br />
und 20<strong>06</strong> (ausgleichende<br />
Gerechtigkeit) Italien gegen<br />
Frankreich.<br />
F wie „Fuleco“: Name des<br />
offiziellen Maskottchens,<br />
einem brasilianischen Dreibindengürteltier.<br />
Setzt sich<br />
aus „futebol“ und „ecologia“<br />
zusammen. Meldungen, dass<br />
„Fuleco“ ein brasilianisches<br />
Schimpfwort für den verlängerten<br />
Rücken sei, wurden<br />
schnell widerlegt.<br />
G wie „Geheimtipp“:<br />
Mannschaften, die nicht<br />
zum Kreis der Topfavoriten<br />
zählen – also praktisch alle<br />
außer Spanien, Brasilien und<br />
Deutschland. Wobei: Dass<br />
Honduras den Titel holen<br />
kann, ist wirklich ganz besonders<br />
geheim.<br />
Strasser Nina / Verlagsgruppe News / picturedesk.com, Freshfocus / EXPA / picturedesk.com, Simon Stacpoole / Rex Features / picturedesk.com, Sebastian Kahnert / dpa / picturedesk.com,<br />
Johann Groder / EXPA / picturedesk.com, FRANCK FIFE / AFP / picturedesk.com, Rowan Staszkiewicz / PA / picturedesk.com, JOSE SENA GOULAO / EPA / picturedesk.com
RAMBAZAMBA<br />
31<br />
H wie „Heimvorteil“:<br />
Der verhalf bei den bisherigen<br />
19 Weltmeisterschaften<br />
6 Teams zum Titel. Gutes<br />
oder schlechtes Zeichen für<br />
Brasilien? Schließlich wurden<br />
umgekehrt <strong>14</strong> Gastgeber<br />
(2002 warens mit Japan und<br />
Südkorea gleich 2) nicht<br />
Weltmeister.<br />
I wie „Infrastruktur“: Das<br />
größte Problem im Vorfeld<br />
der WM. Sieben der 12 WM-<br />
Stadien mussten erst neu<br />
gebaut werden, alle anderen<br />
wurden renoviert. Das<br />
Stadiondach in São Paulo und<br />
der Flughafen von Fortaleza<br />
werden sogar erst nach dem<br />
Turnier fertig.<br />
J wie „Jogi Löw“: Trainer<br />
unseres nordwestlichen<br />
Nachbarn. Hat bei der WM<br />
einen der schwersten Jobs<br />
überhaupt, schließlich hat er<br />
keine Abwehr und könnte<br />
eine ganze Mannschaft aus<br />
Mittelfeld-Genies aufstellen.<br />
Und: Er soll nach 24 Jahren<br />
Durststrecke endlich wieder<br />
den Titel nach Deutschland<br />
holen.<br />
K wie „Keine einzige“:<br />
Anzahl der europäischen<br />
Mannschaften, die jemals in<br />
Amerika Weltmeister wurden<br />
– bei 7 WM-Turnieren in<br />
Nord- und Südamerika hieß<br />
der Sieger immer Brasilien,<br />
Argentinien oder Uruguay.<br />
L wie „Lied“, neudeutsch<br />
auch „Song“: Den offiziellen<br />
zur WM liefern Pitbull,<br />
Jennifer Lopez und die Brasilianerin<br />
Claudia Leitte mit<br />
„We Are One“ – nur echt mit<br />
Samba-Rhythmen und originellem<br />
Refrain. „Olé, olé!“<br />
Viele Stadien mussten Fifa-tauglich umfunktioniert werden. Die Kritik: Die typischbrasilianische<br />
Fußballleidenschaft komme nicht zur Geltung.<br />
Der Glanz<br />
der Panini-<br />
Sticker ist<br />
etwas verblasst.<br />
Immerhin<br />
braucht man<br />
mindestens<br />
542,6 Euro,<br />
um das Album<br />
vollzukriegen.<br />
Das schaut doch nach einer Performance zu einer Fußballhymne aus, oder nicht?<br />
Booty-Latina J-Lo mit Antreiber Pitbull.<br />
M wie „Maracanã“:<br />
Bekanntestes Fußballstadion<br />
der Welt, Spielort für das<br />
heurige WM-Finale. Heißt<br />
eigentlich Estádio Jornalista<br />
Mário Filho. Bei einem Spiel<br />
1954 waren 183.513 Menschen<br />
drin – das sind genauso viele<br />
Menschen wie Einwohner in<br />
Wien-Favoriten<br />
N wie „Neunzehnhundertfünfzig“:<br />
Jahreszahl<br />
des größten Traumas der<br />
brasilianischen Fußballgeschichte.<br />
Ausgerechnet im<br />
à Maracanã-Stadion in Rio<br />
verlor der Gastgeber das entscheidende<br />
WM-Spiel gegen<br />
Uruguay mit 1:2.<br />
O wie „ORF“: Übertragender<br />
österreichischer<br />
Fernsehsender. Zeigt alle<br />
64 WM-Spiele – wegen der<br />
Zeitverschiebung fangen<br />
viele Partien erst 22 Uhr oder<br />
gar um Mitternacht an. Zum<br />
Glück startet nur ein Spiel<br />
um 3 Uhr in der Früh: Japan<br />
gegen Elfenbeinküste.<br />
P wie „Panini“: Comicbuchverlag,<br />
der seit 1970 zu<br />
jeder WM Sticker mit allen<br />
Spielern herausbringt. Um<br />
ohne Tauschen an alle 640<br />
Pickerl zu kommen, müsste<br />
man übrigens rein rechnerisch<br />
4.505 davon kaufen. Das<br />
sind ganze 901 Tüten und kostet<br />
genau 540,60 Euro – plus 2<br />
Euro fürs Sammelalbum.
32<br />
RAMBAZAMBA<br />
Q wie „Qualifikation“: 202<br />
Teams trugen Tausende von<br />
Partien aus, um sich für 31<br />
Startplätze bei der Endrunde<br />
zu qualifizieren (Brasilien<br />
war als Gastgeber gesetzt).<br />
Nicht ganz so gut haben sich<br />
die Amerikanischen Jungferninseln<br />
angestellt – die<br />
sind nach 6 Niederlagen und<br />
2:40 Toren ausgeschieden.<br />
R wie „Rekordhalter“:<br />
Zu dem könnte sich der<br />
Deutsche Miroslav Klose machen.<br />
Zwei Tore, und er wäre<br />
Rekordtorschütze, 3 Siege für<br />
die deutsche Mannschaft,<br />
und er wäre der Spieler mit<br />
den meisten WM-Siegen aller<br />
Zeiten.<br />
S wie „Spiel um Platz 3“:<br />
Die unnützeste Partie bei<br />
jedem WM-Turnier. Zu Spielbeginn<br />
trotten 22 Halbfinal-<br />
Verlierer unmotiviert über<br />
den Platz, nach dem Schlusspfiff<br />
kann sich zumindest ein<br />
Team über Medaillen freuen.<br />
T wie „Torlinientechnik“:<br />
Wird bei dieser WM zum<br />
ersten Mal eingesetzt. Sieben<br />
Hochgeschwindigkeitskameras<br />
bewachen ein Tor und<br />
lassen die Uhr des à Unparteiischen<br />
piepsen, wenn der<br />
Ball drin ist.<br />
U wie „Unparteiischer“:<br />
25 Schiedsrichter sind nominiert,<br />
dazu 66 Assistenten aus<br />
insgesamt 43 Ländern. Die à<br />
Torlinientechnik erleichtert<br />
ihre Aufgabe, so erkennen<br />
sie auch leichter, wenn im<br />
Halbfinale zwischen Brasilien<br />
und Deutschland Dante<br />
einen Kopfball von Hummels<br />
klärt und er doch hinter der<br />
Linie ist.<br />
Gareth Bale<br />
ereilt das gleiche<br />
Schicksal wie Ryan<br />
Giggs. Da Wales<br />
nie die Quali zur<br />
WM schafft, muss<br />
der Flügelflitzer das<br />
Geschehen aus dem<br />
Pub aus verfolgen.<br />
Miro ist ein<br />
Phänomen. Er ist<br />
gefühlte 47, spielt<br />
den Mittelstürmer<br />
aus den 70er<br />
Jahren und macht<br />
trotzdem Tore<br />
am Fließband.<br />
Zugegeben: Die<br />
Konkurrenz im<br />
deutschen Sturm<br />
ist überschaubar.<br />
Besser gesagt: es<br />
gibt keine.<br />
Wenn dieser Mann nicht jede Sekunde an Fußball denkt, dann sperren wir morgen den<br />
Lande zu. Pele ist Pele! Den Grundstein legte er mit 17 Jahren bei der WM 1958. Da<br />
schoss er in vier Spielen sechst Tore.<br />
V wie „Vorrunde“:<br />
Überstehen die besten 2<br />
Mannschaften jeder Gruppe.<br />
Entscheidend für die Platzierung<br />
sind erst die Punkte,<br />
dann Tordifferenz, erzielte<br />
Tore und direkter Vergleich.<br />
Und wenn das alles nicht<br />
hilft, lost die FIFA aus, wer<br />
weiterkommt.<br />
W wie „Wales“: Nur<br />
eine der unzähligen Mannschaften,<br />
die die à Qualifikation<br />
nicht geschafft haben<br />
– auch nicht mit einem<br />
gewissen Gareth Bale in ihren<br />
Reihen. Der ist laut Transfermarkt.de<br />
mit 80 Millionen<br />
Euro Marktwert der teuerste<br />
Spieler, der nicht an der WM<br />
teilnimmt.<br />
X wie „x-ter Versuch,<br />
den Titel zu holen“: Mexiko<br />
nimmt zum 15. Mal an<br />
einer WM-Endrunde teil,<br />
kam bislang aber nie über<br />
das Viertelfinale hinaus. Die<br />
Niederlande versuchens zum<br />
10. Mal, waren aber wenigsten<br />
schon 3 Mal im Finale.<br />
Y wie „Youngster“: Seit<br />
20<strong>06</strong> kriegt der beste junge<br />
Spieler des Turniers einen<br />
Award. Bislang waren das<br />
Lukas Podolski und Thomas<br />
Müller. Schade, dass es den<br />
Preis 1958 noch nicht gab, da<br />
hat ein gewisser 17-Jähriger<br />
namens Pelé 6 Tore in 4 Spielen<br />
geschossen.<br />
Z wie „zu Ende“: Zustand<br />
der WM nach dem Finale<br />
am 13. Juli, wenn ein Spanier,<br />
Brasilianer oder Deutscher<br />
den Pokal in die Höhe reckt.<br />
Ach, was quatschen wir da?<br />
Bosnien macht‘s!
RAMBAZAMBA<br />
33<br />
HEIM WM FÜR<br />
INTEGRATION<br />
Alle Welt schaut nach Brasilien. Doch auch<br />
in Wien treten Fußballer verschiedenster<br />
Nationen gegeneinander an. Bei der „Casinos<br />
Austria Integrationsfußball WM“ steht aber<br />
besonders das Miteinander im Vordergrund.<br />
Casinos Austria Integrationsfußball WM<br />
Sportcenter Donaucity,<br />
Arbeiterstrandbadstraße 127, 1220 Wien<br />
Sonntag, 8. Juni 20<strong>14</strong>, 9 Uhr<br />
1800 Amateur-Fußballer und 150 Teams<br />
messen sich jährlich bei der Kleinfeldturnierserie<br />
„Casinos Austria Integrationsfußball<br />
WM“. Ziel ist die Förderung<br />
des Integrationsgedankens in Österreich.<br />
Dafür bekam das Projekt 2010 den<br />
Anerkennungspreis des „Integrationspreises<br />
Sport“. Gespielt wird seit 20<strong>06</strong> in<br />
den Städten Wien, Baden, Linz, Salzburg<br />
und Innsbruck. Der Turniertag in Wien<br />
ist am Sonntag, dem 8. Juni, im Sportcenter<br />
Donaucity.<br />
Legendenspiel Austria gegen Rapid<br />
Neben dem eigentlichen Turnier steht das<br />
Legendenspiel Rapid gegen Austria als Highlight<br />
am Programm. Größen des österreichischen<br />
Fußballs wie Toni Polster, Andreas Ogris<br />
oder Ernst Baumgartner werden ab 15 Uhr<br />
wieder in ihre Fußballschuhe schlüpfen und<br />
Derbystimmung verbreiten. Um den Turniersieg<br />
werden aber Mannschaften wie Brasilien,<br />
Ghana, Mongolei und sogar eine Spielgemeinschaft<br />
Indien-Pakistan spielen.<br />
AKADEMIE MIT SCHARF:<br />
WIR BRINGEN DIE NEUEN<br />
ÖSTERREICHER IN DIE MEDIEN<br />
WILLST DU JOURNALIST/JOURNALISTIN WERDEN?<br />
WILLST DU MITBESTIMMEN, WIE MEDIEN BERICHTEN?<br />
WILLST DU VERBESSERN, WIE IN ÖSTERREICH ÜBER MIGRANTEN<br />
GESCHRIEBEN WIRD?<br />
Dann bewirb dich für ein Stipendium an der „mit scharf“-<br />
Akademie. Auch für den Lehrgang 2013/<strong>14</strong> vergibt biber<br />
wieder 20 Stipendien an talentierte Jungjournalisten mit<br />
Migrationsbackground.<br />
Alle Stipendiaten erhalten bei biber eine zweimonatige<br />
journalistische Grundausbildung. Danach vermittelt biber ein<br />
Praktikum bei einem österreichischen Leitmedium oder einer<br />
renommierten Presse- oder Kommunikationsabteilung. Das<br />
Ziel der „mit scharf“-Akademie ist es, die journalistische Elite<br />
des neuen Österreichs zu rekrutieren und auszubilden. Das<br />
Stipendium ist mit 600 Euro monatlich dotiert.<br />
Bist du interessiert und zwischen 18 und 28 Jahre alt? Schick<br />
uns deinen Lebenslauf und sag uns, warum du das Stipendium<br />
bekommen sollst und welche Storys du gerne schreiben<br />
würdest. Die österreichische Staatsbürgerschaft ist keine<br />
Voraussetzung. Für uns zählen deine Motivation und deine<br />
Ideen, nicht deine Nationalität.<br />
Bewerbung an: redaktion@dasbiber.at<br />
Erfolgreiche Absolventen: Ali Cem Deniz, Ayper Cetin, Muhamed Beganović<br />
Das Projekt der „mit scharf“-Akademie wird finanziell gefördert von<br />
Außenministerium, Novomatic, OMV, der Industriellenvereinigung sowie der<br />
Bawag/PSK. Wir danken unseren Sponsoren.
34 MIT SCHARF<br />
FITIM<br />
RAMADAN<br />
UNSER REDAKTEUR SCHADI MOUHANDES<br />
MÖCHTE FASTEN UND TROTZDEM<br />
KÖRPERLICH FIT BLEIBEN. WÄHREND<br />
SICH VIELE GLÄUBIGE ABENDS DIE<br />
BÄUCHE VOLLSCHLAGEN, ZÄHLT SCHADI<br />
KALORIEN, NÄHRWERTE UND VITAMINE.<br />
EIN SELBSTVERSUCH. Illustrationen: Georg Wagenhuber<br />
R<br />
amadan steht mit 28. Juni vor der<br />
Tür. Von der Morgendämmerung bis<br />
zum Sonnenuntergang soll im heiligen<br />
muslimischen Fastenmonat weder gegessen,<br />
getrunken noch anders „gesündigt“<br />
werden. Die ersten Mamas kaufen aber<br />
bereits allerlei Leckereien ein. Ihre Speisen,<br />
ob es Dolma, Lahmacun oder Baklava<br />
sind, werden voller Fett und Zucker<br />
sein. Dabei wird im Fastenmonat Ramadan<br />
mit der eigenen Enthaltung eigentlich<br />
den hungernden Menschen gedacht. Aber<br />
im Endeffekt essen wir Muslime viel mehr<br />
als normal und nehmen meist dadurch<br />
extrem zu. Was nicht Sinn der Sache sein<br />
sollte.<br />
Diesen Sommer soll das bei mir nicht<br />
so laufen. Ich will vorab testen, ob ich<br />
auch trainiert und ohne zusätzliche Fettpolster<br />
durch die Fastenzeit kommen<br />
kann. Für meinen Selbsttest gebe ich mir<br />
vier Tage – und gehe sofort einkaufen.<br />
Beim Shop für Fitnessprodukte kaufe<br />
ich 1kg Whey, 1kg Casein und einen Workoutbooster.<br />
Keine Sorge, das sind keine<br />
Anabolika. Whey und Casein sind Proteine,<br />
die der Körper braucht um Muskeln<br />
aufzubauen. Ein Workoutbooster „kickt“<br />
wie der Kaffee am Morgen, nur nimmt<br />
man den meist vor dem Training. Vollgepackt<br />
mit diesen Muskelmachern gehe ich<br />
zum Supermarkt um die Ecke und lade<br />
meinen Einkaufswagen mit echter Nahrung<br />
voll: tonnenweise Putenaufschnitt,<br />
eben soviel Lachs-, Puten- und Rindersteaks,<br />
Vollkornnudeln und Reis, kohlenhydratarmes<br />
Gemüse (grünes Gemüse,<br />
Tomaten und Paprika), sowie Vollkornbrot,<br />
Äpfel, Magertopfen, grünen Tee,<br />
Zitronen und Magermilch. Beim heimgehen<br />
wünsche ich mir einen LKW, statt<br />
bloß meinen Rucksack.<br />
TAG 1<br />
6 ESSLÖFFEL „KOKAIN“,<br />
DAZU LACHS MIT MAGERTOPFEN<br />
Punkt 2 Uhr morgens klingelt mein Wecker,<br />
um mir zu signalisieren, dass ich<br />
noch 30 Minuten zum Frühstücken habe.<br />
Dann nämlich geht langsam die Sonne auf<br />
und verbietet mir das Essen und Trinken<br />
bis zum Abend.<br />
Ich mache mir einen grünen Tee und lasse<br />
den Teebeutel in der Tasse. Trinke ihn<br />
aber noch nicht! Ich bestreiche drei Vollkornscheiben<br />
mit Magertopfen, lege großzügig<br />
Lachs oben drauf und stopfe alles<br />
genüsslich in mich hinein. Anschließend<br />
esse ich einen Apfel, der als Zuckerspender<br />
für den Tag dienen soll. Nun hole ich<br />
mein Casein Pulver heraus. Zugegebenermaßen,<br />
es sieht wie Kokain aus und ich<br />
fühle mich wie Pablo Escobar in seinen<br />
besten Tagen. Ich mixe 50g Pulver (ca. 6<br />
gehäufte Esslöffel) mit 500ml Milch und<br />
trinke diesen äußerst leckeren Shake. Danach<br />
schaue ich auf den kalten, bitteren,<br />
ranzig gewordenen grünen Tee. Jetzt<br />
kommt die Auflösung: Du nimmst den<br />
Tee und wäschst dir damit deine Achseln.
MIT SCHARF<br />
35<br />
Nein, Spaß Freunde, ihr trinkt ihn natürlich.<br />
Schmeckt eklig, ist aber extrem gut, denn<br />
durch die bitteren Stoffe im grünen Tee wird<br />
der Hunger über Stunden gehemmt sein.<br />
Nach meinem Powerfrühstück lege ich mich<br />
nochmal für sechs Stunden hin.<br />
DEM FRESSWAHN EIN<br />
ENDE SETZEN!<br />
Der Tag verläuft sehr<br />
angenehm, obwohl ich<br />
normalerweise mindestens<br />
das Doppelte esse.<br />
Ab 18 Uhr zwitschert<br />
allerdings mein Bauch wie<br />
ein Vogel. Es ist zwar kein<br />
Gefühl, als ob ich umkippen<br />
würde, aber Hunger ist nun<br />
mal Hunger. Aber ich versuche<br />
mit dem Kopf, statt mit<br />
meinem Bauch die höheren Ziele<br />
meiner Vor-Ramadan-Mission zu erfassen:<br />
Wenn nach dem Ramadan auf einmal alle<br />
Muslime wie Top Athleten aussehen, ist es<br />
das Knurren im Bauch wert.<br />
Diesem Fress-Wahn soll endlich ein<br />
Ende gesetzt werden. Man soll bitteschön<br />
nicht nur psychisch, sondern auch physisch<br />
im Ramadan an sich arbeiten. Der Prophet<br />
(sas*) empfiehlt besonders im Ramadan seinen<br />
Magen wie folgt zu füllen: 1/3 Nahrung,<br />
1/3 Flüssigkeit und 1/3 Luft. Das symbolisiert,<br />
dass sogar der Prophet zur Mäßigung<br />
ruft. Sonst wäre das Fasten komplett un-<br />
*sas, arabisch für: „Sallallahu alaihi wa sallam“, übersetzt:<br />
„Mögen Allahs Segen und Frieden auf ihm sein“<br />
Genau das richtige für Afterwork-Treffs, zum<br />
entspannen in der Lounge oder an der Bar in<br />
einem modernen und dennoch gemütlichen<br />
Ambiente. Wenn du dich nach einer Auszeit<br />
vom Alltag sehnst, seid ihr bei 2Lounge auf der<br />
Praterstraße 54 genau richtig.<br />
Die Karte ist reichhaltig an diversen Cocktails.<br />
Shishas gibt es in verschiedensten Geschmacksrichtungen.<br />
Entspannt euch in inspirierender<br />
Atmosphäre mit einer großen Bar.<br />
Wo: Praterstraße 54 A-1020 Wien
36 MIT SCHARF<br />
KOHLENHYDRATE:<br />
Es gibt „gute“ Kohlenhydrate (Vollkornnudeln, Reis, Vollkornbrot<br />
usw.) und „schlechte“ Kohlenhydrate (Schokolade,<br />
Burger, Weißbrot usw.) Generell sollte man nicht so viel<br />
Kohlenhydrate essen, denn die machen uns fett!<br />
PROTEIN:<br />
Muskeln brauchen gute Kohlenhydrate und Proteine zum Aufbau.<br />
WHEY PROTEIN:<br />
Versorgt eure Muskeln mit Proteinen, die schnell wirken.<br />
CASEIN PROTEIN:<br />
Versorgt eure Muskeln langsamer, über einen längeren Zeitraum<br />
mit Proteinen.<br />
WORKOUTBOOSTER:<br />
Damit ihr Power vor dem Training bekommt.<br />
gesund und sogar schädlich. Ich lese ein<br />
wenig im Internet über die Ramadane der<br />
letzten Jahre und erfahre, dass besonders<br />
in den ersten drei Tage in vielen Krankenhäusern<br />
muslimischer Länder vermehrt<br />
Mägen abgesaugt und geplatzte Organe<br />
wieder zusammengeflickt werden mussten,<br />
weil viele beim Fastenbrechen jegliche<br />
Kontrolle über sich selbst verlieren.<br />
Da kann man nur den Kopf schütteln!<br />
DAS NEUE FITNESSSTUDIO: MCMOSCHEE<br />
Das nächste Fastenbrechen rückt immer<br />
näher. Normalerweise würde man jetzt<br />
anfangen zu kochen. Ich aber eröffne wieder<br />
mein Drogenlabor und bereite zwei<br />
Shakes zu, bestehend aus 500ml Wasser<br />
mit 30g Whey (4 Esslöffel) und einen<br />
Mix aus Wasser und meinem Workoutbooster.<br />
Danach packe ich meine Sportsachen<br />
inklusive zweier Datteln und ab<br />
gehts ins Fitnessstudio. Um Punkt 21<br />
Uhr breche ich mein Fasten mit Datteln,<br />
dem Whey Shake und Workoutbooster.<br />
Ich warte noch 10 Minuten, bis der eingeflößte<br />
Zucker mir Kraft gibt – dann<br />
beginne ich mein Workout. Ich trainiere<br />
Bizeps, Brust und Trizeps und bemerke<br />
zunächst keine Schwäche. Doch nach ca.<br />
einer Stunde ist meine Puste weg. Umziehen,<br />
ab nach Hause, 500 ml Wasser mit<br />
30g Whey nochmal getrunken und nun<br />
beginne ich endlich mein Essen zuzubereiten.<br />
Ich koche mir 250g Reis, 300g Pute<br />
und 300g Brokkoli. Dazu nochmal 500ml<br />
Wasser mit Zitrone, für die Vitamine. Das<br />
Wasser ist sehr wichtig, da man über den<br />
Tag leicht dehydriert, also dem Körper<br />
Wasser entzogen wird. Anschließend eile<br />
ich noch in die Moschee, um Teravih (das<br />
Gebet im Ramadan) zu beten, was alleine<br />
nochmal ein Fitnessprogramm für sich<br />
ist, da man sich bis zu 20 mal erheben<br />
und senken muss. Um 23 Uhr nochmal<br />
ins Schwitzen kommen, puh!<br />
Als Nachtsnack verpasse ich mir<br />
500ml Magermilch mit 30g Casein, damit<br />
ich auch über Nacht mit ordentlichen<br />
Eiweißen versorgt werde. Muskeln<br />
brauchen nämlich auch nachts Energie<br />
zum Wachsen. Falls ihr wollt, könnt ihr<br />
anstatt Milch mit Casein auch 300g Magertopfen<br />
löffeln. Schmeckt ein wenig<br />
trocken, aber mit ein ganz klein wenig<br />
Honig viel erträglicher. Um punkt 0 Uhr<br />
falle ich erschöpft, aber zufrieden ins<br />
Bett. In 2 Stunden stehe ich wieder auf.<br />
ÜBER NACHT ZUM TERMINATOR<br />
Die nächsten drei Tage verlaufen wenig<br />
anders, außer dass ich Fleisch, Gemüse<br />
und Gewürze immer variiert habe, da<br />
ich nicht tagelang haargenau das gleiche<br />
essen möchte. Am vierten Tag habe ich<br />
ca. 3 Kilo verloren und stelle mir schon<br />
vor wie ich am Ende des Ramadan aussehen<br />
könnte. Brad Pitt? David Beckham?<br />
Kivanc Tatlitug? Ich hoffe alle 3 zusammen!<br />
Ich kann abschließend sagen, dass<br />
ich mit der Reihenfolge „Sport und dann<br />
Essen“ kein Problem hatte. Mein Blutzucker<br />
war permanent im grünen Bereich<br />
und ich bin weder verdurstet, noch umgekippt<br />
vor Schwäche, wie es leider die<br />
Vorurteile über „Ramadan und Sport“<br />
sagen. Das einzig schwierige ist das Essen,<br />
da ich mich doch gern mal mit Baklava,<br />
Künefe und Co. zu den Ramadan TV-<br />
Serien verwöhnen würde. Ich weiß, dass<br />
ich in diesem Monat nicht zum Herkules<br />
mutieren kann, aber zum abnehmen und<br />
gleichzeitigem Muskelaufbau ist er sehr<br />
gut geeignet.<br />
In diesem Sinne wünsche ich allen Muslimen<br />
auf dieser Welt einen gesegneten<br />
Ramadan voller Liebe, kohlenhydratfreies<br />
Essen und Schweiß.<br />
Euer,<br />
Schadi
MIT SCHARF<br />
37<br />
Denk was<br />
möglich ist.<br />
denk.uniqa.at<br />
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HUMUS<br />
SCHLÄGT<br />
LIPTAUER
SPAR-Geschäftsführer Alois Huber und NENI-<br />
Gründerin Haya Molcho sprechen über die<br />
bunte Küche Wiens, warum Humus besser<br />
ankommt als Liptauer und wie die Zusammenarbeit<br />
zwischen Spar und Neni abläuft.<br />
Von Alexandra Stanic und Marko Metrović (Fotos)<br />
SEIT ZWEI JAHREN ARBEITEN SPAR UND<br />
DIE WIENER SZENEKÖCHIN HAYA MOL-<br />
CHO ZUSAMMEN. Insgesamt gibt es 13 Produkte<br />
wie Falafeln, Humus und Kichererbsensalat.<br />
Aber auch eigens von Haya kreierte<br />
Eissorten wie „Erdnuss-Karamell“ oder „Limonana“<br />
sind im Sortiment zu finden.<br />
Wie ist die Zusammenarbeit zwischen Spar und<br />
Neni entstanden?<br />
Alois Huber: Ich war auf der Suche nach etwas<br />
Neuem abseits des Mainstreams und wollte unseren<br />
Kunden innovative Produkte bieten. So<br />
bin ich auf NENI gestoßen.<br />
Haya Molcho: Ja, Alois ist bei einer Veranstaltung<br />
auf mich zugekommen und so ist unsere<br />
Kooperation entstanden - ohne Druck, fast wie<br />
von selbst.<br />
Und läuft die Kooperation gut?<br />
Haya Molcho: Ausgezeichnet! SPAR hat uns<br />
von Anfang an Zeit gegeben, damit wir uns<br />
einarbeiten. Wir hatten keine Erfahrung mit<br />
Produktionen in diesem Ausmaß, da ist die<br />
Verantwortung ja noch viel größer als in der<br />
Gastronomie. Ich kann mich noch genau erinnern,<br />
wie ich vor genau zwei Jahren in der<br />
Küche am Naschmarkt gestanden bin und Produkte<br />
für die erste SPAR-Filiale mit Freunden<br />
und Familie verpackt habe. Ich muss schon sagen,<br />
dass ich stolz bin, dass wir uns so schnell<br />
weiterentwickelt haben.<br />
Alois Huber: Die Zusammenarbeit läuft toll,<br />
weil Haya authentische und innovative Produkte<br />
liefert. Deswegen gibt es die NENI-Produkte<br />
mittlerweile flächendeckend an 1.400<br />
Standorten.<br />
Was ist das Erfolgsrezept Ihrer Zusammenarbeit?<br />
Alois Huber: Auch wenn wir ein urösterreichisches<br />
Unternehmen sind, haben wir ein weltoffenes<br />
und menschenfreundliches Verständnis.<br />
Mit den Neni-Produkten bringen wir Lifestyle<br />
in unsere Supermärkte. Wir passen unsere<br />
Produktpalette der kulturellen Vielfalt, die es<br />
in Wien gibt, an.<br />
Haya Molcho: Das Geheimnis ist, dass wir uns<br />
Schritt für Schritt hochgearbeitet<br />
haben. Und wir<br />
helfen uns gegenseitig:<br />
Wenn ich Eigenwerbung<br />
mache, versuche ich immer,<br />
Spar mit einzubringen. Das<br />
bringt meinen Kunden<br />
auch etwas, weil sie so wissen,<br />
wo sie NENI-Produkte<br />
finden können.<br />
Die österreichische Küche<br />
unterscheidet sich stark von<br />
der orientalischen. Wie<br />
sind die Reaktionen auf die<br />
Neni-Produkte bei Spar?<br />
Haya Molcho: Es ist ganz klar, dass ich bei meinen<br />
Rezepten auf den Geschmack der Österreicher<br />
eingehe. Ich entnehme den Gerichten<br />
beispielsweise die Schärfe. Ich respektiere die<br />
österreichische Esskultur, gleichzeitig bringe ich<br />
meine Kultur hinzu. Deswegen funktioniert das<br />
Ganze so gut. Diese Adaption macht es aus.<br />
Alois Huber: Wenn ich vor fünf Jahren einen<br />
Österreicher gefragt hätte, was Humus ist, hätte<br />
er mit Erde geantwortet. Heute verkauft sich<br />
der Humus von NENI trotz der Wiener Heurigenkultur<br />
besser als Liptauer-Aufstrich. Sehr<br />
stark im Kommen ist auch die Rote Rüben-<br />
Humus Variation.<br />
Richten sich die NENI-Produkte bei SPAR an<br />
junge Menschen?<br />
Alois Huber: NENI gehört zum neuen Lebensgefühl<br />
von jungen Menschen, die interkulturell<br />
unterwegs sind und SPAR deckt das mit Lebensmitteln<br />
ab. Die Produkte reflektieren dieses<br />
Lebensgefühl und das ist gut so!<br />
Haya Molcho: Ja, stimmt. Wenn du NENI<br />
kaufst, bist du einfach ‚cool’ (lacht).<br />
Ein Stichwort noch: Regionalität.<br />
Alois Huber: Regionalität ist in Wien mehr als<br />
das Gemüse aus der Stadt. Wien hat eine traditionsgeprägte<br />
Genusskultur - dafür steht der<br />
Naschmarkt, aber auch Produzenten wie z.B.<br />
Heindl, Staud’s, Piccini und viele mehr. Daneben<br />
ist diese Genusskultur auch von einer jungen,<br />
internationalen und trendigen Strömung<br />
beeinflusst - dafür ist „NENI am Tisch“ eines<br />
der besten Beispiele.<br />
Haya Molcho: Ich kann dazu nur sagen, dass<br />
ich jeden einzelnen meiner Lieferanten kenne<br />
und niemals bei einem Fremden bestellen würde.<br />
Mir ist es irrsinnig wichtig, dass ich weiß,<br />
woher die Zutaten kommen, die ich für meine<br />
Gerichte verwende.<br />
„SPAR ENJOY BY NENI“<br />
Seit Neuestem gibt es auch die Linie „SPAR enjoy by<br />
NENI“. Damit verbinden SPAR und NENI die Eigenmarke<br />
von SPAR und „NENI am Tisch“. Die Menschen haben<br />
heutzutage viel, aber eines haben sie nicht: Zeit. Genau<br />
darauf geht die Linie ein. Das Prinzip ist einfach. Das<br />
Essen soll gesund, lecker und schnell sein. Hayya Molcho<br />
hat die Rezepte selbst kreiert und hat lange daran<br />
gewerkelt, um die perfekte Kombination zu schaffen.<br />
Die Zeiten des Junkfoods sind vorbei. Mit den verschiedenen<br />
Salatvariationen geben SPAR und NENI den<br />
Kunden die Möglichkeit, auf ihre Ernährung zu achten,<br />
auch wenn sie im Stress sind.
40<br />
WIEN<br />
„JEDES KIND SOLL<br />
EINE FREMDSPRACHE<br />
BEHERRSCHEN.“<br />
CHRISTAN OXONITSCH,<br />
STADTRAT FÜR BILDUNG,<br />
JUGEND UND SPORT, ÜBER<br />
DIE GRATIS-NACHHILFE, VER-<br />
TEUERTE BÄDERKARTEN UND<br />
DAS SPANNUNGSVERHÄLT-<br />
NIS JUGENDZENTRUM UND<br />
RELIGIÖSE VEREINE.<br />
Von Amar Rajkovic und<br />
Susanne Einzenberger (Foto)<br />
biber: An vielen Orten in der Stadt haben<br />
sich junge Menschen zusammengetan, um<br />
Hilfe für die Opfer der Flutkatastrophe zu<br />
leisten. Stefan Dosic, den ich in einem Jugendzentrum<br />
in Favoriten kennengelernt<br />
habe, war einer der freiwilligen Helfer<br />
und Organisatoren. Komisch, dabei heißt<br />
es doch immer, Leute aus Jugendzentren<br />
seien Problemkinder und bringen nichts<br />
auf die Reihe. Warum hat die Jugendarbeit<br />
in Österreich so einen schlechten Ruf?<br />
Christan Oxonitsch: Die Wiener<br />
Jugendarbeit funktioniert ausgezeichnet.<br />
Das zeigt die Reaktion von vielen Delegationen<br />
aus dem Ausland, die nach Wien<br />
kommen. Die Jugendarbeit ist hier sehr<br />
vielfältig, was die Aktivitäten von „Back<br />
on Stage“, „WienXtra“ oder „Back Bone“<br />
zeigen. Dass die Jugendarbeit als Reparaturmaßnahme<br />
bei Problem-Jugendlichen<br />
gesehen wird, ist nichts Neues. Das war<br />
schon in meiner Jugendzeit so. Da dachte<br />
man, im Jugendzentrum gebe es einen<br />
Eingang, Partyraum hinten und das wars.<br />
Wie viel Geld nimmt die Stadt Wien für<br />
Jugendarbeit in die Hand?<br />
Wir sind bei rund 38 Millionen, die die<br />
Stadt Wien und die Bezirke in den Bereich<br />
der Jugendarbeit investieren. Die<br />
Bezirke mit der Parkbetreuung, die Stadt<br />
Wien mit WienXtra. Insgesamt arbeiten<br />
rund 1000 Menschen im Jugendbereich.<br />
Weil wir vorhin von Favoriten gesprochen<br />
haben. Es ist kein Zufall, dass die zwei<br />
nach Syrien geflüchteten Mädchen aus<br />
dem zehnten Bezirk kommen. Dort le-
en sehr viele Menschen auf einem<br />
Fleck. Ein Grund, warum sehr viele<br />
Jugendliche auch in Moscheen gehen.<br />
Was machen die Jugendzentren,<br />
um neben dieser Konkurrenz<br />
zu bestehen?<br />
Wir treten mit den Einrichtungen<br />
in den Dialog. Auf der anderen Seite<br />
machen wir den Jugendlichen klar,<br />
wo Gefahren liegen. Die Jugendarbeit<br />
hat keinen sozial-romantischen<br />
Zugang, sondern grenzt sich von<br />
jenen ab, die radikale Tendenz zeigen.<br />
Vieles beruht auf Vorurteilen, man darf<br />
aber nicht davor die Augen verschließen,<br />
dass es in einzelnen Einrichtungen Probleme<br />
gibt.<br />
Ich habe die Hauptschule besucht. In meiner<br />
Klasse war nur eine Österreicherin,<br />
Deutsch habe ich erst später in der HAK<br />
erlernt. Hauptschulen werden in der<br />
Stadt noch immer als Abstellgleis genutzt.<br />
Wie lässt sich dieser Missstand aufheben?<br />
Es ist ein überholtes Schulmodell. Die<br />
frühe Trennung von Kindern im Alter<br />
von zehn Jahren führt zu einer Selektion,<br />
die auch die Perspektive und Berufswahl<br />
„<br />
DIE HAUPT-<br />
SCHULE IST EIN<br />
ÜBERHOLTES<br />
SCHULMODELL.<br />
“<br />
Inserat BIBER 207x135mm abf Sujet Polizeiaufnahme V20<strong>14</strong>0428 druck.pdf 1 28.04.20<strong>14</strong> 11:<strong>14</strong>:54<br />
beeinflusst. Einzige Lösung ist die<br />
Gesamtschule. Alles andere sind<br />
kosmetische Maßnahmen. Solange<br />
es die Gesamtschule nicht gibt, ist<br />
für mich der einzige vernünftige<br />
Ansatz SchülerInnen aus den kooperativen<br />
Mittelschulen (KMS) zu<br />
fördern.<br />
Ab Herbst gibt es die Gratis-Nachhilfe.<br />
Für wen ist sie gedacht?<br />
Sie ist für jene gedacht, die Gefahr<br />
laufen nicht zu einem ordentlichen Schulabschluss<br />
zu kommen. Wir konzentrieren<br />
uns auf den Bereich der Kernkompetenzen<br />
wie Lesen, Schreiben, Rechnen<br />
und einer Fremdsprache – mit der Zielsetzung,<br />
dass jedes Kind eine Fremdsprache<br />
beherrschen soll.<br />
Es wird also nicht so sein, dass ein Lehrer<br />
zusätzlich kommt und eine Person unterrichtet?<br />
Nein, es sind Förderklassen mit Gruppen<br />
zwischen acht und zwölf Kindern. Und<br />
die bekommen in den Bereichen Förderungen,<br />
in denen die Schule Probleme<br />
ortet.<br />
WIEN<br />
Wer entscheidet darüber, der Klassenvorstand?<br />
Nein, der Fachlehrer. Es ist ein Angebot,<br />
damit man nicht gezwungen ist teure Privat-Nachhilfe<br />
zu nehmen.<br />
Also Theresianum für alle?<br />
Theresianum nicht. Aber ich könnte mich<br />
mit dem Begriff „AHS für alle“ anfreunden<br />
- in einer ganztägigen Form.<br />
Wie erklären Sie Freibad-Liebhabern die<br />
preisliche Erhöhung?<br />
Die einzelnen Karten sind teurer, aber die<br />
Monatskarten dafür günstiger. Wir haben<br />
da nach dem Prinzip der Wiener-Linien<br />
gearbeitet. Das verkürzt die Wartezeiten,<br />
wenn es Gedränge an der Kassa gibt. Die<br />
Jahreskarte ist sogar um 100 Euro billiger<br />
als vorher, und ist ein Bonus für unsere<br />
treuen StammkundInnen. Außerdem<br />
muss man dazu sagen, dass die Stadt für<br />
den Betrieb der Bäder jährlich über 40<br />
Millionen Euro beisteuert. Von Gewinnen<br />
sind wir hier also weit entfernt.<br />
41<br />
Entgeltliche Schaltung<br />
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42 KARRIERE<br />
Damit kann man<br />
Geld verdienen?<br />
Almedina Selmanović<br />
ist Hochzeitsplanerin für<br />
türkische und bosnische<br />
Hochzeiten. Ihre Firma<br />
„A.S Eventdesing“ richtet<br />
muslimische Hochzeiten in<br />
Österreich und im Ausland<br />
mit allen Einzelheiten und<br />
Traditionen aus, die heimischen<br />
Wedding-Plannern<br />
nicht bekannt sind. Buchen<br />
kann man Almedina auch für<br />
Baby-Parties, Geburtstage<br />
oder Beschneidungsfeiern.<br />
KARRIERE<br />
&Kohle<br />
Hochlesen statt<br />
hochschlafen. Von<br />
Marina Delcheva<br />
Meinung:<br />
Beruflicher Erfolg ist die<br />
beste Verhütung<br />
Ich wage eine provokante These: Frauen sind am Arbeitsmarkt<br />
nicht benachteiligt. Mütter sind es. Und neuerdings<br />
Väter. Ein Freund, der in einem IT-Unternehmen<br />
arbeitet, würde wahnsinnig gern in Väterkarenz<br />
gehen und seine Frau bei der Kindsobsorge entlasten.<br />
„Wenn ich das tue, bin ich aber weg vom Fenster.“ Und<br />
eine andere Bekannte erzählt mir, dass ihr Chef gesagt<br />
habe: „Wenn das mit der Anwaltskarriere was werden<br />
soll, brauchen Sie sich kein Beispiel an Kollegin Maier<br />
zu nehmen.“ Die Kollegin heißt eigentlich anders, aber<br />
sie ist im siebten Monat schwanger. Abgesehen von<br />
den negativen Folgen niedriger Geburtenraten für das<br />
Pensionssystem und die Gesellschaft: Auch wenn sich<br />
in Österreich das Leitprinzip Kinder sind Karrierekiller<br />
durchgesetzt hat, sieht das in anderen Kulturkreisen<br />
nicht ganz so aus. Am Balkan ist es beispielsweise<br />
selbstverständlich als Mutter arbeiten zu gehen und das<br />
Kind bei Omas, Nachbarn, in Krippen und bei Babysittern<br />
unterzubringen. Wenn das also mit der sozialen<br />
Durchmischung, mehr Frauen in Schlüsselpositionen<br />
und mehr Väter in Karenz was werden soll, dann muss<br />
sich die Politik wirklich überlegen, ob Ganztagsschulen,<br />
verpflichtende Väterkarenz und mehr Kleinkinderbetreuungsplätze<br />
nicht doch ein großer Teil der Lösung<br />
des Problems sind. Und die Privatwirtschaft muss sich<br />
damit abfinden, dass sich Menschen nun mal vermehren,<br />
auch kluge. delcheva@dasbiber.at<br />
Ganz schön erfolgreich<br />
Andrea Leitgeb ist die erste<br />
Generälin Österreichs.<br />
Sie wurde Anfang April<br />
zur Kommandantin der<br />
Sanitätsschule ernannt und<br />
wurde gleichzeitig zum<br />
Brigadier befördert. Damit<br />
ist sie die erste Frau im<br />
Generalsrang im Österreichischen<br />
Bundesheer.<br />
ZAHL DES MONATS<br />
28 %<br />
der migrantischen Arbeitnehmer<br />
gaben laut ÖIF an, unter ihrer<br />
Qualifizierung beschäftigt zu sein.<br />
3 Fragen an Gabriela<br />
Tatzberger von der<br />
Wirtschaftsagentur<br />
Wien<br />
Wie viel Startkapital<br />
brauche ich in der Regel,<br />
wenn ich mich selbstständig<br />
machen möchte?<br />
Die Höhe des Startkapitals<br />
hängt von dem<br />
Projekt und auch von<br />
der Rechtsform ab. Nicht<br />
zu unterschätzen sind Einrichtungskosten für<br />
Geschäftslokale. Für die Gründung einer GmbH<br />
ist ein Stammkapital in Höhe von Euro 10.000,-<br />
gesetzlich vorgeschrieben.<br />
Was sind die drei größten Hürden für Unternehmer<br />
in Österreich?<br />
Das nötige Eigenkapital, ein Businessplan, der<br />
auch Banken überzeugt, und die anstehenden<br />
Nachzahlungen an die SVA nach 2 bis 3 Jahren.<br />
Drei Tipps an junge Menschen, die sich selbstständig<br />
machen wollen?<br />
• Marktrecherche: was existiert bereits am Markt<br />
und wie kann ich mich einzigartig platzieren<br />
• Businessplan erstellen: hilft die Geschäftsidee<br />
grundsätzlich zu formen und eine Vorstellung<br />
über Investitionen und mögliche Umsätze zu<br />
erhalten<br />
• Überblick verschaffen: für Gründerinnen und<br />
Gründer gibt es in Wien verschiedene Zuschüsse,<br />
Haftungsübernahmen und Kredite. Wichtig<br />
ist, zeitgerecht darum anzusuchen.<br />
Fotos: RO<strong>LAND</strong> SCHLAGER / APA / picturedesk.com, www.christian-husar.com Marko Mestrović
Mit Joseph aufwachen,<br />
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zu träumen.<br />
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44<br />
KARRIERE<br />
Mach es selbst<br />
Sie programmieren Apps, verkaufen Sneakers oder Kebap und vergleichen Versicherungsangebote<br />
im Netz. biber hat vier Unternehmer getroffen, die den Sprung<br />
in die Selbstständigkeit gewagt haben und sprach mit ihnen über schlaflose Gründer-Nächte,<br />
ahnungslose Behörden und die Eine-Million-Euro-Frage.<br />
VON FREDERIKA FERKOVA UND MARIO FERSTL<br />
Der Kebap-Mann<br />
Untertags tönt leise das Radio, am Abend dröhnen motivierende<br />
Beats durch die Boxen. Der Dönerspieß dreht sich<br />
und die Nudeln brutzeln vor sich hin. Hasan Kadagals „The<br />
Best“, gleich neben der U6-Station Josefstädter Straße, ist<br />
vielleicht wirklich der beste Kebap slash Würstel slash Nudelstand<br />
in der Gegend. Die Lebensmittel werden jeden Tag<br />
frisch gekauft und geschnitten und so sehen sie auch aus.<br />
Alle fünf Mitarbeiter sind gleichzeitig Familienmitglieder.<br />
Hasans berühmtes Spezial-Falafel-Sandwich gibt es sieben<br />
Tage die Woche, Tag und Nacht. „Das haben schon viele kopiert,<br />
aber mir ist das egal - meines ist das Beste“, sagt Hasan<br />
zu konkurrierenden Copy-Cats. Es hat ein paar Monate<br />
gedauert bis ihm die Gemeinde einen Stand mit guter Lage<br />
angeboten hat. Die Ablöse hat er mit dem Verkauf seines<br />
Grundstücks in der Türkei bezahlt.<br />
Seit fünf Jahren lächelt er täglich zufrieden seine Gäste an,<br />
ärgern muss er sich nur wegen der Polizei, wenn es Lärmklagen<br />
gibt. Hasan übernimmt den Tagdienst von sechs Uhr<br />
morgens bis sechs Uhr Abends an sechs Tagen die Woche.<br />
Die Nachtschicht übernehmen sein Sohn oder sein Schwiegersohn.<br />
Von den Einnahmen können er und seine Familie<br />
mittlerweile gut leben. Tipp für Ladies: Vorbeikommen,<br />
wenn Hasans Sohn hinterm Tresen steht.<br />
Seit wann machst du das?<br />
Den Stand besitze ich seit 5 Jahren, seit 18 Jahren bin ich aber in<br />
der Selbstständigkeit, immer im Gastronomiegewerbe. Vorher<br />
hatte ich ein Kaffeehaus, ein Restaurant und einen Strudelimbiss.<br />
Verdienst du mehr oder weniger als früher?<br />
Ich verdiene jetzt mehr als damals als Angestellter. Allerdings<br />
habe ich herbe Verluste einstecken müssen, bin oft vor den<br />
Trümmern meiner Existenz gestanden.<br />
Hast du einen Tipp für Menschen, die sich selbstständig machen<br />
wollen?<br />
Ohne Erfahrung und Wissen braucht man gar nicht anzufangen.<br />
Ganz wichtig ist es sich Gedanken zu machen, Erfahrung in der<br />
Branche zu sammeln und sich das nötige Wissen anzueignen.<br />
Außerdem sollte man gerne Risiken eingehen und nie die Lust<br />
oder Motivation verlieren.<br />
Was würdest du machen, wenn du plötzlich eine Million Euro<br />
hättest?<br />
Nachbarstand kaufen, läuft gut hier.<br />
Amélie Chapalain, Marko Mestrović
KARRIERE<br />
45<br />
Sneakers und Cocktails<br />
Fast alle Jungs wollen mit 18 eine Bar eröffnen.<br />
Amir Mirzaie und Alireza Jokar haben mit „Sneak<br />
in“ nicht nur ein eigenes Lokal, sondern auch einen<br />
Sneakers- und Streetwear-Laden. Hier gibt es<br />
alles, was es eigentlich in Wien nicht gibt – Bier aus<br />
Tirol, Fair-Trade-Kaffee aus Berlin und Y3-Hoodies<br />
aus den USA. Besucher können hier Pullis anprobieren,<br />
ein selbstgemachtes Bio-Müsli essen oder<br />
nach der Arbeit einen Cocktail trinken. „Wir sind<br />
Sneakers-Fanatiker und wir wollten schon lange ein<br />
Lokal aufmachen“, sagt Alireza. Die Eröffnung hat<br />
dann doch zweieinhalb Jahre gedauert. Weil „Sneak<br />
in“ weder nur Bar, noch nur Geschäft ist, war es für<br />
die Gründer besonders schwierig Förderungen und<br />
einen Kredit zu bekommen. Letzten Endes konnten<br />
sie auch ein paar Investoren für ihre Idee gewinnen.<br />
„Das war auch nicht sehr leicht, weil in Österreich<br />
ein entsprechendes Investorennetzwerk fehlt.“ Im<br />
Concept-Store in der Siebensterngasse gibt es<br />
kaum etwas, das die Geschäftspartner nicht selbst<br />
gemacht haben – gemeinsam mit Freunden den<br />
Boden verlegt, Lampen montiert, Müsli-Schüsseln<br />
ausgesucht und fein säuberlich alle Kleidungsstücke<br />
und Schuhe aufgehängt. „Es ist schon ein<br />
tolles Gefühl, was Eigenes zu haben.“<br />
Wie viel Startkapital hast du gebraucht?<br />
Die Fremdfinanzierung hat 180.000-200.000 Euro betragen.<br />
Macht Ihr einen Gewinn?<br />
Jetzt noch nicht, frühestens in ein bis drei Jahren, wenn<br />
die Schulden abbezahlt sind, wird man von Gewinn<br />
sprechen können.<br />
Wie viele Stunden am Tag arbeitet ihr?<br />
In der Woche vor der Eröffnung hatten wir vielleicht<br />
insgesamt zehn Stunden Schlaf. Jetzt verbringen wir<br />
etwa 19 Stunden am Tag im Lokal.<br />
Habt ihr Tipps für Menschen, die sich selbstständig machen<br />
wollen?<br />
Unbedingt machen! Es ist besser es zu probieren und zu<br />
scheitern, als zu bereuen es nie gemacht zu haben. Viel<br />
Vorarbeit und Vorwissen ist notwendig und außerdem<br />
sollte man nicht zu naiv an die Sache herangehen.<br />
Was würdet ihr machen, wenn ihr plötzlich eine Million<br />
Euro hättet?<br />
Schulden abbezahlen und eine Woche auf Urlaub gehen.<br />
Aber nur eine Woche, weil das eigene Geschäft wie<br />
ein Kind ist. Man will es auch gar nicht länger alleine<br />
lassen.
46<br />
KARRIERE<br />
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bietet arbeitslosen Menschen<br />
die Möglichkeit, sich selbstständig<br />
zu machen, indem<br />
es bei der Erstellung eines<br />
Businessplans hilft und bei<br />
der Vorbereitungs- und Realisierungsphase<br />
begleitet.<br />
www.ams.at/wien/<br />
Start-Ups und Jungunternehmer<br />
können bei der Wirtschaftsagentur<br />
Wien neben<br />
kostenlosen Coachings und<br />
Workshops auch kostengünstige<br />
Büroräume und Geldförderangebote<br />
in Anspruch<br />
nehmen.<br />
www.wirtschaftsagentur.at/<br />
gruendungen/<br />
Diana und Ivo Radulvoski haben 2007 die Vergleichsplattform<br />
„Versichern24“ gegründet. Dort<br />
können Benutzer fast alle Versicherungsangebote<br />
in Österreich miteinander vergleichen und die für<br />
sie günstigsten Tarife berechnen. Ivo war früher<br />
Versicherungsmakler und Diana hat neben ihrem<br />
Wirtschaftsstudium in einer Bank gearbeitet. „Wir<br />
hatten die Idee, eine Plattform zu machen, auf der<br />
Kunden selbst die Angebote vergleichen können“,<br />
erzählt Ivo. Mittlerweile besuchen 30.000 bis<br />
40.000 User monatlich das Onlineportal.<br />
Heute betreiben beide in ihrem Büro in Wien<br />
Landstraße neben „Versichern24“ auch das Vergleichsportal<br />
„StromGas24“, auf dem User unterschiedliche<br />
Stromanbieter und –tarife vergleichen<br />
können. Zusätzlich haben sie die Online-Marketing<br />
Agentur „Segments“ aufgebaut, die Webanalysen<br />
und Onlinestrategien für Firmen anbietet und<br />
mittlerweile international tätig ist. Einfach war der<br />
Weg in die Selbstständigkeit nicht gerade. Erst<br />
nach drei Jahren hat das Geschäfts- und Ehepaar<br />
Gewinne gemacht. Zu Beginn haben sie noch neben<br />
der Arbeit, am Abend und am Wochenende,<br />
am Portal gearbeitet und um Förderungen beim<br />
AMS und der WKO angesucht. „Wir haben absolut<br />
alles selbst gemacht und aufgepasst, dass wir uns<br />
nicht verschulden“, sagt Diana.<br />
Wie viele Stunden arbeitet ihr pro Woche?<br />
Wir versuchen wirklich hart zu normalen<br />
Arbeitszeiten zu kommen. Wir haben circa<br />
eine 70-Stunden-Woche. Es ist schwer, Arbeit<br />
und Freizeit voneinander zu trennen.<br />
Welche Tipps habt Ihr für junge Unternehmer?<br />
Viele vernachlässigen den finanziellen Aspekt.<br />
Es reicht nicht, ein guter Techniker<br />
oder guter Fotograf zu sein. Nach Förderungen<br />
recherchieren. Ohne Förderungen<br />
rechnet sich Selbstständigkeit in Österreich<br />
oft nicht.<br />
Welche waren die größten Hürden?<br />
Wir führen drei Unternehmen gleichzeitig<br />
und das ist ein riesen administrativer Aufwand.<br />
Und: Beim Steuerberater und beim<br />
Anwalt sollte man nicht sparen.<br />
Was würdet ihr mit einer Million Euro machen?<br />
Wir würden vieles gleich machen. Unmittelbar<br />
vielleicht eine Weltreise machen und<br />
den Rest reininvestieren – die Agentur ausbauen,<br />
technische Verbesserungen an der<br />
Plattform machen. Also ein paar langfristig<br />
geplante Schritte sofort umsetzen.<br />
Susanne Einzenberger, Christoph Liebentritt
Apple-Apps vom<br />
Wiener Plattenbau<br />
Liesing, Donaustadt und die große Apple-<br />
Welt. Vom 20. Stock des Wohnparks Alt-Erlaa<br />
programmieren Frans Bouwmeester, Steffen<br />
Jakob und Grafik-Designerin Laleh Pourkhataee<br />
Monsef Apps. Ihr neues Geographie-<br />
Orientierungsspiel „Georientate“ ist sogar<br />
bald im App-Store von Apple erhältlich. Mittels<br />
Kompass müssen User dabei die richtige<br />
Lage von Städten bestimmen. Mit ihrer Firma<br />
„Ludi Vita“ wollen sie bald durch den Verkauf<br />
von Apps und Werbeerlösen ihren Unterhalt<br />
verdienen.<br />
Zwei Jahre ihrer Zeit haben sie schon in die<br />
Programmierung unterschiedlicher Apps investiert.<br />
Weil sie von zu Hause aus arbeiten,<br />
haben sie geringe Kosten und mussten auch<br />
keinen Kredit aufnehmen. Finanziert wird das<br />
Projekt noch mit Ersparnissen aus früheren<br />
Jobs, kleineren IT-Aufträgen und Unterstützung<br />
von der Familie. Trotz Arbeitstagen bis<br />
zu elf Stunden ist die Rückkehr zu einem geregelten<br />
Arbeitsleben für die drei unvorstellbar.<br />
Arbeiten wollen sie nur mehr an Dingen,<br />
die ihnen Spaß machen.<br />
KARRIERE<br />
Wie viel Startkapital habt ihr gebraucht?<br />
Unser Hauptkapital ist Zeit. Wir haben<br />
ein, zwei Jahre unserer Zeit investiert<br />
und diese ist kostenlos. Wir<br />
müssen uns anderwärtig unseren<br />
Lebensunterhalt finanzieren.<br />
Was mögt ihr an eurem Job am meisten?<br />
Man kann kreativ sein, und kann es<br />
dann wirklich in die Tat umsetzen.<br />
Der Schaffensprozess ist sehr bewegend.<br />
Zum Schluss hast du etwas, das<br />
funktioniert und anderen Leuten im<br />
besten Fall auch noch Spaß macht.<br />
Was sind die größten Hürden für<br />
euch als Unternehmer?<br />
Wenn du lange Zeit keine Einnahmen<br />
hast, natürlich der finanzielle<br />
Aspekt. Irgendwann erreicht man<br />
auch die Grenze, wo man nicht mehr<br />
alles selbst tun kann.<br />
Was würdet ihr machen, wenn ihr<br />
plötzlich eine Million Euro hättet?<br />
Eine Sache, die wir machen würden,<br />
wäre anderen zu helfen auch ihren<br />
Traum und Wunsch zu ermöglichen.<br />
Wir können uns aber nicht vorstellen<br />
einfach aufzuhören, wenn wir mehr<br />
Geld haben sollten.<br />
47<br />
FÖRDERUNGEN -<br />
WER KENNT SICH<br />
WIRKLICH AUS?<br />
BERATUNG<br />
ZUM THEMA<br />
FÖRDERUNGEN<br />
01/5<strong>14</strong> 50-1055<br />
wko.at/wien/foerderung<br />
beratung_förderungen_207x135.indd 1 02.<strong>06</strong>.20<strong>14</strong> 09:12:27
48 KARRIERE<br />
MAIER,<br />
MÄNNLICH,<br />
MANAGER<br />
Nach dem Songcontest-<br />
Sieg von Conchita Wurst<br />
schwimmt Österreich<br />
auf einer Toleranzwelle.<br />
Aber wie vielfältig ist<br />
Österreichs Wirtschaft?<br />
Seit dem Songcontest-Sieg von Conchita<br />
Wurst präsentiert sich Österreich<br />
als weltoffenes, vielfältiges und tolerantes<br />
Land. Es ist fraglich, ob diese heile Welt<br />
bei gewöhnlichen Homosexuellen und im<br />
Umgang mit beispielsweise dunkelhäutigen<br />
Menschen auf der Straße angekommen ist.<br />
Aber ein Gutes hat die plötzliche Wurst-<br />
Mania: Österreich ist stolz, und zwar nicht<br />
mehr nur auf Hermann Maier und Falco,<br />
sondern neuerdings auch auf den Bayern-<br />
Kicker David Alaba und der Frau mit Bart<br />
Conchita Wurst. Wer für Österreich Gutes<br />
tut, den hat man gern. Wer diese Menschen<br />
öffentlich angreift, wird dafür bestraft. So<br />
geschehen bei Andreas Mölzer, der Alaba<br />
einen „unechten Wiener“ nannte. Und Herr<br />
Poier, der Conchita als „Fall für die Psychiatrie“<br />
bezeichnete, steht auch nicht gerade<br />
gut da. Frau Wurst hat schon Recht, dass „es<br />
wurst ist, wo man herkommt und wie man<br />
aussieht“. Diese Botschaft muss aber noch<br />
im Alltag ankommen und straßentauglich<br />
werden. Sonst bleibt vom Diversity-Feuer,<br />
das gerade brennt, nur ein Häufchen Asche<br />
– ohne Phönix.<br />
GRAUE GESCHÄFTSWELT<br />
So bunt und vielfältig Österreich auch sein<br />
mag, die gut verdienende Arbeitswelt und<br />
Chefetage sind es noch nicht. Laut dem<br />
„Frauen.Management.Report.20<strong>14</strong>“ der<br />
Arbeiterkammer haben nur 5,6 Prozent<br />
der heimischen Top 200 Unternehmen eine<br />
Geschäftsführerin und nur 13,9 Prozent<br />
der Vorstände sind weiblich. Auch Menschen<br />
mit Migrationshintergrund erreichen<br />
vergleichsweise selten die Chefetage.<br />
Laut Arbeiterkammer sind ein Drittel der<br />
Arbeitnehmer mit Migrationshintergrund<br />
unter ihrer Qualifikation beschäftigt. Zum<br />
Vergleich: Unter Österreichern ist es nur ein<br />
Zehntel. Und Homosexualität ist in der harten<br />
Wirtschaftswelt noch immer ein Tabu.<br />
Christian Ohde / ChromOrange / picturedesk.com, www.subin.cz, Marko Mestrović, ÖBB
KARRIERE<br />
49<br />
Der ÖBB-Wagen bei der Regenbogenparade im Vorjahr in Wien.<br />
Meine Ausbildung<br />
Meine Chance<br />
Anerkennung bringts!<br />
Viele Menschen kommen mit wertvollen Ausbildungen<br />
und Abschlüssen nach Österreich,<br />
können diese aber hier nicht nutzen.<br />
Die Anerkennung von Qualifikationen schafft<br />
Karrierechancen und damit eine erfolgreiche<br />
Zukunft. Das bringt allen was!<br />
Alle Infos: www.berufsanerkennung.at<br />
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Die Serviceplattform des ÖIF<br />
für die Anerkennung im Ausland erworbener<br />
Ausbildungen und Qualifikationen<br />
Ioana Catalina Barbu, Juristin<br />
„Die Anerkennung meines Studiums war<br />
nicht ganz einfach, aber jetzt steht meiner<br />
Karriere in Österreich nichts mehr im Weg.“<br />
Samer Mousa, Medizintechniker<br />
„Ich will in Österreich in meinem Job<br />
durchstarten, deswegen habe ich mich<br />
gleich um die Anerkennung gekümmert.“<br />
• Mit max. 6 Klicks zur richtigen Anlaufstelle<br />
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• Service in 4 Sprachen
50 KARRIERE<br />
Laut einer Studie der EU-Grundrechtsagentur<br />
outet sich in Österreich nur jeder<br />
fünfte Homosexuelle vor den eigenen<br />
Kollegen.<br />
Eine Ebene weiter unten, also bei kleinen<br />
und mittleren Unternehmen, steht es<br />
etwas besser um die soziale, geschlechtliche<br />
und ethnische Durchmischung. Laut<br />
Wirtschaftskammer sind 43 Prozent der<br />
Unternehmer in Österreich Frauen und<br />
etwa 40 Prozent der Wiener Unternehmer<br />
haben einen Migrationshintergrund.<br />
Hierbei handelt es sich allerdings um kleine<br />
Betriebe wie beispielsweise ein Frisörsalon<br />
oder Gastronomie-Lokale.<br />
DIVERSITY-BEMÜHUNGEN<br />
Dabei haben große Unternehmen in den<br />
vergangenen Jahren zahlreiche Maßnahmen<br />
gesetzt, um mehr Vielfalt ins<br />
Haus zu bringen. So gaben im Jahr 2012<br />
87 Prozent von insgesamt 20 börsennotierten<br />
österreichischen Unternehmen im<br />
Rahmen der Studie „Quo vadis Diversity<br />
in Austria?“ an, Maßnahmen zur Förderung<br />
von personeller Vielfalt zu setzen.<br />
Ein Großteil davon in den Bereichen<br />
Geschlecht und ethnische Vielfalt. Zahlreiche<br />
Konzerne wie etwa die Erste Group<br />
haben und Bank Austria haben eigene<br />
Diversity-Beauftragte. Dieses Jahr bekamen<br />
Henkel und die ÖBB den DiversCity-Preis<br />
der Wirtschaftskammer für ihre<br />
Bemühungen im Bereich der personellen<br />
Vielfalt. Im September findet mit „fair.<br />
versity“ eine eigene Karrieremesse mit<br />
dem Schwerpunkt Diversity in Wien statt.<br />
Den meisten Unternehmen sind die Vorteile<br />
von Diversity durchaus bewusst. Je<br />
vielfältiger Teams sind, desto kreativer<br />
und effektiver arbeiten sie. Außerdem hat<br />
sich die Konsumentenstruktur in Österreich<br />
stark verändert und Firmen müssen<br />
überlegen, wie sie zu neuen Kunden kommen.<br />
Immer mehr Menschen haben einen<br />
Migrationshintergrund und Banken sprechen<br />
diese Menschen beispielsweise in<br />
ihrer Muttersprache an. Sie suchen gezielt<br />
nach Angestellten, die neben Deutsch<br />
auch Türkisch und BKS sprechen. Wieso<br />
kommt diese Vielfalt der Geschlechter,<br />
Hautfarben, Religionen und sexuellen<br />
Orientierungen dann nur langsam in der<br />
Chefetage Österreichs an?<br />
„Das Thema ist sehr komplex und solche<br />
Veränderungen passieren nicht von<br />
heute auf morgen“, sagt Manfred Wondrak<br />
von der Diversity-Beratungsagentur<br />
„factor-D“. Neben konkreten Maßnahmen<br />
brauche es eine ganz neue Führungskultur<br />
und ein Umdenken, um tatsächlich<br />
mehr Vielfalt in die Wirtschaftswelt zu<br />
bringen. „Wir leben in einer männlich<br />
dominierten Welt, von Männern in einem<br />
gewissen Alter. Da spielt auch sicher ein<br />
unbewusster Versuch des Machterhalts<br />
mit. Um das aufzubrechen, brauchen wir<br />
auf vielen verschiedenen Ebenen verschiedene<br />
Maßnahmen“, meint Wondrak.<br />
Gleichzeitig sehe er kleine Verbesserungen<br />
im Umgang mit Vielfalt.<br />
Vera Budway-Strobach ist Diversity-Managerin<br />
der Erste Group.<br />
„FRAUEN SIND GERADE<br />
PRIORITÄT, TEILWEISE<br />
AUCH DESWEGEN,<br />
WEIL WIR JETZT<br />
VERPFLICHTET SIND,<br />
DAS ZU BERICHTEN“<br />
VIELFÄLTIGE BEMÜHUNGEN IN<br />
<strong>UNTER</strong>NEHMEN<br />
Die ÖBB fahren heuer das dritte Mal mit<br />
eigenem Wagen bei der Regenbogenparade<br />
in Wien mit. „Wenn man für den<br />
Markt arbeitet, dann muss man sich den<br />
Markt anschauen. Und der ist eben vielfältig“,<br />
sagt die Diversity-Beauftragte der<br />
ÖBB Traude Kogoj. Mit dieser Aktion<br />
wolle man ein positives Signal an homosexuelle<br />
Mitarbeiter senden. Auch im<br />
Bereich der Frauenförderung und der<br />
Förderung von Menschen mit Migrationshintergrund<br />
bietet der Konzern eigene<br />
Weiterbildungsmaßnahmen, Förderung<br />
von Mehrsprachigkeit und Elternteilzeit.<br />
Diese Maßnahmen sollen mehr Vielfalt in<br />
die Belegschaft und in die Chefetage des<br />
Konzerns bringen. Derzeit sind nur neun<br />
Prozent der Angestellten Frauen und 2,5<br />
Prozent haben einen ausländischen Pass,<br />
wobei hier Österreicher mit Migrationshintergrund<br />
nicht eingerechnet sind. Unter<br />
den Führungskräften finden sich auch<br />
neun Prozent Frauen, wobei mittlerweile<br />
ein Viertel der Konzern-Vorstände weiblich<br />
sind.<br />
Vera Budway-Strobach ist seit Juli<br />
2013 Diversity Managerin der Erste Bank<br />
Group. Sie soll interne Maßnahmen und<br />
Ziele für mehr Vielfalt im Konzern vorantreiben.<br />
Eines davon ist beispielsweise<br />
ein höherer Anteil an Frauen im Top-<br />
Management. Bis 2017 soll der Frauenanteil<br />
in Führungspositionen bei der Ersten<br />
Bank Österreich von derzeit 29 auf<br />
40 Prozent steigen. „Frauen sind gerade<br />
Priorität, teilweise deswegen, weil wir<br />
jetzt verpflichtet sind, das zu berichten“,<br />
sagt Budway-Strobach. Hinter dieser Verpflichtung<br />
steckt ein Gesetzt, das seit 1.<br />
Jänner dieses Jahres Banken verpflichtet,<br />
sich freiwillig eine höhere Frauenquote<br />
zu setzen und zu berichten, wie und bis<br />
wann sie diese erfüllen werden (siehe<br />
Info). Das Versicherungsunternehmen<br />
UNIQA setzt Arbeitnehmer mit Migrationshintergrund<br />
ein, um besser auf neue<br />
Kunden mit anderen Muttersprachen als<br />
Deutsch eingehen zu können.<br />
Das amerikanische IT-Unternehmen<br />
IBM hat schon 1953 Gleichbehandlung<br />
und Förderung von Frauen, ethnischen<br />
Minderheiten und Menschen mit Behinderung<br />
in seiner Unternehmenspolitik<br />
festgeschrieben. „Wenn man zehn Männer<br />
Mitte 40 mit ähnlichem Hintergrund<br />
in einen Raum steckt, kommt wenig Kreatives<br />
heraus“, sagt Christine Laggner von<br />
IBM Österreich. Der Konzern veranstaltet<br />
beispielsweise das „LGBT-Businessforum“<br />
für Schwule, Lesben, Trans- und Bisexuelle<br />
im Rathaus und bietet firmenintern<br />
entsprechende Workshops für Führungskräfte<br />
an. Derzeit arbeiten im Konzern<br />
Menschen mit 35 verschiedenen Nationa-
KARRIERE<br />
51<br />
litäten und 30 Prozent der Belegschaft sind<br />
Frauen. Intern sei eine 50 Prozent-Quote<br />
wünschenswert, diese scheitere aber auch<br />
daran, dass sich verhältnismäßig weniger<br />
Frauen für ein technisches Studium entscheiden.<br />
Außerdem ist Tatjana Oppitz<br />
als Generaldirektorin von IBM Österreich<br />
eine der wenigen Frauen, die hier an der<br />
Spitze eines Großkonzerns stehen. Auch<br />
andere Industrie-Konzerne wie die OMV<br />
versuchen im Rahmen des Programms<br />
„Technik-Queens“ das Technik-Interesse<br />
junger Mädchen zu wecken.<br />
Vielfalt scheint sich langsam, Generation<br />
für Generation, hoch zu arbeiten.<br />
Während vor 25 Jahren noch kaum ein<br />
Türke oder eine Jugoslawin in den Hörsälen<br />
der heimischen Unis anzutreffen waren,<br />
werden nun Gastarbeiterkinder auch<br />
Ärzte und Bankangestellte. Die Frauenerwerbsquote<br />
in Österreich liegt heute bei<br />
knapp 70 Prozent und ist im Vergleich<br />
zu 2005 um acht Prozent gestiegen. Und<br />
vor fünf Jahren hätte noch niemand gedacht,<br />
dass Österreich mit einer Frau mit<br />
Bart erstmals seit Udo Jürgens den Songcontest<br />
gewinnen würde. Diese Pluralität<br />
muss jetzt nur noch auf der Chefetage<br />
ankommen.<br />
UNFREIWILLIGE<br />
FREIWILLIGE<br />
FRAUENQUOTE<br />
FÜR BANKEN<br />
Bezahlte Anzeige<br />
Mit Anfang des Jahres ist in<br />
Österreich ein Gesetzt in Kraft<br />
getreten, das Kreditinstitute<br />
mit einer Bilanzsumme von<br />
über einer Milliarde Euro,<br />
also Banken, verpflichtet,<br />
„eine Zielquote für das<br />
unterrepräsentierte Geschlecht<br />
in der Geschäftsleitung und dem<br />
Aufsichtsrat festzulegen sowie<br />
eine Strategie zu entwickeln,<br />
um dieses Ziel zu erreichen.“<br />
Grundlage für das Gesetz ist<br />
eine EU-Richtlinie aus dem Jahr<br />
2013. Das unterrepräsentierte<br />
Geschlecht sind in diesem Fall<br />
Frauen. Im Klartext bedeutet<br />
das: Heimische Banken müssen<br />
selbst eine Frauenquote<br />
festlegen, die höher als der<br />
derzeitige Frauenanteil ist, und<br />
dem Gesetzgeber mitteilen, mit<br />
welchen konkreten Maßnahmen<br />
und bis wann sie diese erfüllen<br />
wollen. Wie hoch diese sein soll,<br />
also ob doppelt so viele Frauen<br />
an die Spitze des Unternehmens<br />
kommen sollen oder nur eine<br />
mehr, können Banken selbst<br />
festlegen.<br />
Emily.<br />
Hat nicht damit<br />
gerechnet, arbeitslos<br />
zu werden. Rechnet<br />
sich trotzdem gute<br />
Chancen aus.<br />
Im AMS eJob-Room, Österreichs<br />
größter Online Job- und Personalbörse.<br />
Die vielen Seiten des Lebens erfordern viele Antworten:<br />
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UNIQUE/Grayling<br />
AMS. Vielseitig wie das Leben.
52<br />
KARRIERE<br />
„DIVERSITY-<br />
MANAGEMENT<br />
IST NICHT GESTERN<br />
VON DEN WOLKEN<br />
GEFALLEN.“<br />
Manuel Bräuhofer und Manfred Wondrak beraten<br />
Firmen und Organisationen im Bereich<br />
Diversity und sind Organisatoren der Karriere-<br />
Messe „fair.versity“. biber erzählen sie, warum<br />
Vielfalt Geld bringt und wieso Meetings nach 16<br />
Uhr verboten gehören.<br />
Von Marina Delcheva und Amélie Chapalain (Foto)<br />
biber: Nach Conchita Wursts Sieg beim ESC feiert sich<br />
Österreich als tolerantes, vielfältiges Land. Ist diese Diversität<br />
unten auf der Straße angekommen?<br />
MANFRED: Ich sehe partielle Verbesserungen, dennoch<br />
glaube ich, dass das nicht von heute auf morgen<br />
geht. Viele Menschen sind noch immer irritiert, wenn sie<br />
zwei Männer in der Straßenbahn sehen, die sich küssen.<br />
MANUEL: Ich erlebe aber auch, dass wir in den letzten<br />
Jahren einen großen Schritt nach vorne gemacht haben.<br />
Wir haben Marco Schreuder, einen offen lebenden,<br />
schwulen Bundesrat. Wir haben mit meinem Mann den<br />
ersten schwulen Bezirksvorsteher (Anm.: Markus Rumelhart<br />
ist SPÖ-Bezirksrat in Mariahilf) in Wien. Wir<br />
haben die Conchita Wurst. Das wäre vor einigen Jahren<br />
noch undenkbar gewesen.<br />
Mit euren Unternehmen brainworker und factor-D beratet<br />
ihr andere Firmen im Bereich Diversity. Was bedeutet<br />
eigentlich Diversity?<br />
MANFRED: Wir verwenden den Begriff Diversity immer<br />
dann, wenn Vielfalt positiv konnotiert ist. Und bei<br />
Diversity-Management geht es darum: Wenn ich Vielfalt<br />
in einem Team, in der Gesellschaft habe, wie kann ich<br />
das am besten steuern und sie strategisch nutzen, damit<br />
alle Beteiligten einen Mehrwert davon haben?<br />
Welche Personengruppen schließt denn Diversity ein?<br />
BEIDE: Alle, alle sollen eingeschlossen werden.<br />
MANUEL BRÄUHOFER ist Inhaber der Agentur<br />
brainworker – community marketing.<br />
MANFRED WONDRAK ist Geschäftsführer der<br />
factor-D Diversity Consulting.<br />
Gemeinsam organisieren beide die Diversity-<br />
Karrieremesse fair.versity Austria. Am 23.<br />
September stellen internationale Unternehmen<br />
im Rathaus ihre Diversity-Maßnahmen vor und<br />
können neue Mitarbeiter rekrutieren.<br />
www.fairversity.at
KARRIERE<br />
53<br />
Aber was ist dann die Norm? Männlich, Ende Vierzig…<br />
MANUEL: … Weiß, heterosexuell, groß, mittleres oder höheres Management.<br />
MANFRED: Es gibt sechs Kerndimensionen: Alter, Geschlecht, sexuelle<br />
Orientierung, Behinderung, Religion und ethnische Zugehörigkeit.<br />
Sie sind so eng mit deiner Person verbunden, dass du sie nur ganz<br />
schwer oder überhaupt nicht verändern kannst. Ich kann meine Religion<br />
ändern, aber das hat mich dennoch sehr stark geprägt. Geschlecht<br />
geht auch schon. Aber ich kann meine Hautfarbe, mein Alter oder eine<br />
Behinderung, die ich habe, nicht verändern.<br />
Diversity ist in der Wirtschaft neuerdings zum Modewort geworden.<br />
Warum setzen Unternehmen Maßnahmen in diese Richtung?<br />
MANUEL: Diversity-Management ist ja nicht gestern von den Wolken<br />
gefallen. Das gibt es seit den 60er-Jahren. Es wurzelt in den USA. Unternehmen<br />
ging es darum, neue Arbeitskräfte aus so genannten Minderheiten<br />
zu rekrutieren, d.h. die Personalstruktur zu erweitern, um gut<br />
wirtschaften zu können. Und es geht natürlich auch ums liebe Geld.<br />
MANFRED: Mittlerweile hat sich Diversity Management weiterentwickelt.<br />
Der Umgang mit Vielfalt wird nun auch als organisationaler<br />
Lernprozess verstanden. Der Betrieb soll dadurch wettbewerbsfähiger<br />
werden.<br />
Die ÖBB fahren mit eigenem Wagen bei der Regenbogenparade mit,<br />
Banken müssen Frauenquoten einführen, Versicherungen werben gezielt<br />
Mitarbeiter mit zwei Muttersprachen an, T-Mobile hat einen Betriebskindergarten...<br />
Wie bewertet ihr denn solche Maßnahmen?<br />
MANUEL: Ich denke, jede Maßnahme, unabhängig dessen wie groß<br />
oder klein sie ist, ist ein Schritt in die richtige Richtung. Du hast Kindergarten<br />
angesprochen und das ist ein sehr wichtiger Schritt, um Frauen<br />
zu stärken und Chancengleichheit zu ermöglichen. Die Regenbogenparade<br />
– das könnte mehrere Gründe haben, warum Unternehmen da<br />
mitmachen. Einerseits aus Imagegründen, anderseits für die bestehenden<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die vielleicht homosexuell sind.<br />
Fruchten aus eurer Sicht diese Maßnahmen schon? Die Chefetage ist<br />
immer noch recht Frauen-rar, Menschen mit Migrationshintergrund<br />
sind auch noch nicht dort angekommen.<br />
MANUEL: Ja, ganz klar. Natürlich haben wir noch nicht sehr viele<br />
Frauen in Führungspositionen. Aber es geht schon in die richtige Richtung.<br />
Gesellschaftlicher Wandel passiert nicht von heute auf morgen.<br />
Wir brauchen starke Vorbilder, die den Weg aufzeigen, dass das möglich<br />
ist. Im Handel sieht man das sehr schön. MigrantInnen klettern von der<br />
klassischen Verkäuferin hin zur Filialleiterin, hin zur Regionalleiterin<br />
usw.<br />
Ein Beispiel: Wenn es Ziel wäre, in den nächsten drei Jahren 20 Prozent<br />
mehr Frauen in Führungspositionen zu bringen, welche drei Maßnahmen<br />
würdet ihr vorschlagen?<br />
MANFRED: Wenn ich Karriere machen möchte, ins Top-Management<br />
möchte, dann muss ich zu 100 Prozent für das Unternehmen da<br />
sein. Das schließt aus, dass ich irgendwelche Unterbrechungen, wie z.B.<br />
Karenz habe. Es müsste, wie es die Skandinavier machen, die Verfügbarkeitskultur<br />
verändert werden. Man muss nicht um 18 Uhr Meetings<br />
ansetzen. In Skandinavien ist es verpönt nach 16 Uhr Meetings zu machen,<br />
um sicher zu stellen, dass die Work-Life-Balance funktioniert.<br />
Zusätzlich wären freiwillige Quoten sinnvoll.<br />
MANUEL: Ich sehe es auch als wesentlichen Punkt, die Männer da in<br />
die Pflicht zu nehmen. Väterkarenz. Wenn der Chef in Vaterkarenz geht,<br />
ist das ein riesen Zeichen.<br />
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Fotos: Susanne Einzenberger<br />
Fotos: ALDO, Sanderson<br />
БЪЛГАРСКИ, ICH LIEBE DICH!<br />
SPRACHENLERNEN AN DER VHS hat<br />
viele Motive: In den Bulgarisch-Kursen der<br />
Volkshochschulen in Wien liegt z.B. oftmals<br />
Liebe in der Luft. Wissbegierige Österreicher<br />
und Österreicherinnen besuchen die wöchentlichen<br />
Abendkurse, um die Muttersprache ihrer<br />
Liebsten zu lernen. So wie beispielsweise Katharina:<br />
„Ich habe einen bulgarischen Freund.<br />
Mit dem ist auch das Interesse an der Sprache<br />
gekommen.“ Der Kursleiter Nikolay Janev bestätigt,<br />
dass viele seiner Kursteilnehmer wegen<br />
ihrer Partner beginnen Bulgarisch zu lernen.<br />
Und oft übersteht die Liebe zur Sprache auch<br />
ein Beziehungsaus.<br />
Neben der Liebe sind die Gründe Bulgarisch zu<br />
lernen so vielfältig, wie die Kursteilnehmer. Lukas<br />
G. erzählt etwa, dass er Tschechisch studiert<br />
habe „und ich wollte jetzt eine andere slawische<br />
Sprache lernen.“ Andere Besucher reisen arbeitsbedingt<br />
oft nach Sofia und wollen deshalb<br />
ihr Bulgarisch verbessern. Und wiederum andere<br />
haben sich einfach in das Land verliebt<br />
und fahren immer wieder gern ans Schwarze<br />
Meer oder ins wunderschöne Rila-Gebirge.<br />
NIKOLAY JANEV<br />
ERKLÄRT DEN<br />
KURSTEILNEH-<br />
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Dauer: 4 Monate mit<br />
insgesamt 15 Einheiten.<br />
Kosten: <strong>14</strong>2 Euro für<br />
den gesamten Kurs.<br />
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54 KARRIERE<br />
KARRIERE NEWS<br />
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Im Rahmen des „Rock the shop“-Wettbewerbes<br />
können Jungunternehmer und<br />
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34/2, 1<strong>06</strong>0 Wien gewinnen. Für<br />
die Teilnahme werden kreative Konzepte<br />
für die Räumlichkeiten gesucht. Das von<br />
einer Jury bewertete Gewinnerpaket im<br />
Gesamtwert von 15.000€ umfasst unter<br />
anderem einen sechsmonatigen Mietvertrag.<br />
Die Bewerbungsfrist endet am 31.<br />
Juli. Infos und Teilnahmebedingungen<br />
unter: www.freielokale.at.<br />
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über 400 VHS-Kurse besuchen – von<br />
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bis <strong>14</strong> Jahren gibt es ein spezielles<br />
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FÜR MEHR CHANCEN<br />
Das „Frauen College“ bietet seit 2010 Frauen<br />
ohne einträgliche Schulbildung ein Bildungsangebot,<br />
bei dem sie jederzeit einsteigen können.<br />
Die 150 Unterrichtseinheiten in den Fächern<br />
Deutsch, Mathematik, Naturwissenschaften,<br />
EDV und Kultur sollen vor allem Migrantinnen<br />
zu besseren Perspektiven am Arbeitsmarkt<br />
verhelfen. Insgesamt haben bereits 797<br />
Teilnehmerinnen das Programm erfolgreich<br />
absolviert. Anmeldungen für die Kurse für das<br />
Jahr 20<strong>14</strong>/2015 sind ab September 20<strong>14</strong> bei<br />
Interface Wien möglich.<br />
Infotelefon: 01 5245015-11<br />
WEBSITE FÜR ANERKEN-<br />
NUNG AUSLÄNDISCHER<br />
BILDUNGS ABSCHLÜSSE<br />
Fast ein Drittel der Arbeitnehmer mit<br />
Migrationshintergrund arbeiten unter<br />
ihren Qualifikationen. Die Internetplattform<br />
www.berufsanerkennung.<br />
at des Österreichischen Integrationsfonds<br />
bietet Unterstützung beim<br />
Behördenweg zur Anerkennung ausländischer<br />
Diplome, Lehrabschlüsse<br />
und Berufsqualifikationen. Die Wegweiser<br />
zur Nostrifikation für 1800 Jobs<br />
sind auf der Website in vier Sprachen –<br />
Deutsch, Englisch, Türkisch und<br />
BKS – abrufbar.<br />
Das Dialogforum für WissenschafterInnen,<br />
ArbeitnehmerInnenvertretungen<br />
und Interessierte.<br />
MEHR VON ALLEM - ARBEIT, LEBEN, GELD<br />
Die Arbeitswelt zwischen optimistischen Erwartungen und prekären Realitäten.<br />
Donnerstag, 4. September 20<strong>14</strong>, 12.30 bis 17.30 Uhr<br />
Seminarparkhotel Hirschwang, Trautenberg-Straße 1,<br />
2651 Reichenau an der Rax, Niederösterreich<br />
Freitag, 5. September 20<strong>14</strong>, 9 bis <strong>14</strong> Uhr<br />
Sägewerk Hirschwang, Hirschwang 67,<br />
2651 Reichenau an der Rax, Niederösterreich<br />
Mehr Infos und Online-Anmeldung auf www.dialog-forum.at<br />
Eröffnungsvortrag<br />
Mag. Dr. Roland Atzmüller, Johannes Kepler Universität Linz<br />
Am Podium<br />
BM Gabriele Heinisch-Hosek, Bundesministerin für Bildung und Frauen<br />
Veronika Kronberger, Vertreterin der Plattform „Generation Praktikum“<br />
Dr. Sabine Oberhauser, Nationalratsabgeordnete und Bundesfrauenvorsitzende<br />
des Österreichischen Gewerkschaftsbundes<br />
KommR Veit Schmid-Schmidsfelden, GF der Rupert Fertinger GmbH<br />
Inserat_207x66 quer.indd 1 02.<strong>06</strong>.20<strong>14</strong> <strong>14</strong>:47:32
KARRIERE<br />
55<br />
5 Jahre<br />
„VEREIN WIRTSCHAFT FÜR INTEGRATION“<br />
Fotos: smail GOKMEN/PID, Florian Wieser, VWFI/Magdalena Possert<br />
Georg Kraft-Kinz, Bettina Glatz-Kremsner und Ali Rahimi<br />
(v.l.n.r.) bei der Pressekonferenz anlässlich fünf Jahre VWfI.<br />
Vor fünf Jahren war die Integrationswelt noch eine andere.<br />
Ein Integrationsministerium war damals in weiter Ferne,<br />
Firmen und Konzerne fühlten sich dem Thema nicht<br />
gerade verbunden und medial wurde Integration ohnehin<br />
nur als Problem wahrgenommen. Deshalb gründeten<br />
Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien-Manager Georg Kraft-<br />
Kinz und sein Partner und Freund Ali Rahimi den „Verein<br />
Wirtschaft für Integration“ (VWfI). Heute, fünf Jahre später,<br />
kann der Verein auf eine stolze Bilanz zurück blicken.<br />
Unter anderem wurde der mehrsprachige Redewettbewerb<br />
„SAG’S MULTI“ ins Leben gerufen. Schüler mit unterschiedlichen<br />
Muttersprachen aus ganz Österreich bekommen<br />
dabei eine Plattform und können Reden in Deutsch<br />
und ihrer Muttersprache präsentieren. Zudem veranstaltete<br />
der Verein den „Preis der Wiener Vielfalt“ und das<br />
PatInnenprogramm „KONNEX“ für junge Menschen mit<br />
Migrationshintergrund.<br />
Im kommenden Schuljahr starten zwei neue Bildungsprogramme<br />
für junge Menschen aus sozial schwachen Familien.<br />
Mit dem „Zukunftschancenfond“ sollen Schüler aus<br />
benachteiligten Familien der Musik- und Informatikmittelschule<br />
Wendtstattgasse eine ganztägige Betreuung bekommen.<br />
Ein Mobilitätsstipendium soll zudem WU-Studenten,<br />
die sich einen Auslandsaufenthalt nicht leisten können,<br />
unterstützen. „Der Verein Wirtschaft für Integration hat in<br />
den vergangenen fünf Jahren dafür gesorgt, dass Integration<br />
eine breite Bühne in der Öffentlichkeit bekommt. Dafür<br />
sagen wir heute danke und wünschen für die Zukunft viel<br />
Erfolg“, sagt Bettina Glatz-Kremsner, Vorstandsmitglied<br />
des Vereins Wirtschaft für Integration und Vorstandsdirektorin<br />
von Casinos Austria. Und natürlich gratuliert auch<br />
biber dem Verein und seinem Team unter Geschäftsführerin<br />
Meri Disoski. Alles Gute und auf weitere fünf Jahre!<br />
BKS-REFERAT IM SWV GEGRÜNDET<br />
Das neu gegründete BKS-Referat im Sozialdemokratischen<br />
Wirtschaftsverband (SWV) soll<br />
BKS-Unternehmer in Österreich sichtbar machen<br />
und ihnen Vernetzungsmöglichkeiten bieten. Der<br />
Gründer, Darko Markovic, möchte den Unternehmern<br />
aus Ex-Jugoslawien damit eine Plattform<br />
bieten. Der in Tuzla geborene Selbständige freut<br />
sich, dass das ex-jugoslawische Unternehmertum in<br />
Wien gestärkt wird. Entsprechend selbstbewusst der<br />
Name des Referats: „MI“ (dt.: Wir).<br />
HÖCHSTE<br />
ERFOLGSZAHL<br />
ÖSTERREICHS<br />
• Matura<br />
• Berufsreifeprüfung<br />
• Sprachkurse, Latinum<br />
• EDV-Kurse<br />
(Europäischer Computer-Führerschein)<br />
• Fernunterricht (Beginn jederzeit)<br />
Beginn: Frühjahr & Herbst<br />
Dr. Roland, Neubaugasse 43, 1070 Wien
BEZAHLTE ANZEIGE<br />
DER CAMPUS RUFT<br />
Kindergarten, Schule, Hort – alles an<br />
einem Ort. Das neuartige Konzept des<br />
Wiener Campusmodells vereint die<br />
ganztägige Betreuung eines Kindes<br />
unter einem Dach.<br />
ARBEIT UND FAMILIE <strong>UNTER</strong> einen Hut<br />
zu stecken ist nicht immer einfach. Der<br />
Kleinste muss in den Kindergarten und die<br />
Ältere in die Schule, wer ganztags arbeitet ist<br />
zudem auf Hortbetreuung angewiesen. Diese<br />
steigenden gesellschaftlichen Herausforderungen,<br />
als auch moderne pädagogische Prinzipien<br />
mit Fokus auf individuelle Förderung<br />
der Kinder, waren der Anlass neue Ansätze im<br />
Bildungsbau zu finden. Das Wiener Campusmodell,<br />
wurde schließlich zum Schlüsselkonzept,<br />
das Kindergarten-, Schul- und Freizeitpädagogik<br />
an einem Standort vereint.<br />
Fotos: MVOTAVA/PID
OPTIMALE NUTZUNG ALLER RESSOURCEN<br />
Das ganztägige Bildungsmodell hilft nicht<br />
nur den Eltern, Zeit und Nerven zu sparen,<br />
sondern ermöglicht vor allem ihren Kindern<br />
sich individuell zu entwickeln. Verschränkte<br />
Unterrichts- und Freizeitmethoden wechseln<br />
sich über den Tag verteilt ab und bieten dem<br />
Kind einen effektiven Rhythmus aus intensiven<br />
Lernphasen und Freizeitangeboten zum Erholen.<br />
Die Vernetzung der unterschiedlichen<br />
Bildungsinstitutionen miteinander ermöglicht<br />
Synergien, die eine ganzheitliche Bildungskontinuität<br />
gewährleisten. Kein starres<br />
Lernprogramm und kein stundenlanger Unterricht,<br />
der nicht nur das Kind, sondern auch<br />
das Lehrpersonal belastet.<br />
Die Kooperation zielt nicht nur auf die optimale<br />
Nutzung aller Ressourcen ab, sondern<br />
bietet den Kindern untereinander genug<br />
Raum zu Reflexion, Spiel und Spaß. So können<br />
sie nicht nur miteinander lernen, sondern<br />
auch voneinander. Wenn die Kinder ihren Tag<br />
an einem einzigen Ort verbringen, dann sollte<br />
dieser gemütlich sein und dem Zuhause nahekommen.<br />
Wohnliche Erholungsbereiche und<br />
individuelle Rückzugsnischen unterstützen<br />
die Methode der modernen Pädagogik des<br />
Wiener Bildungscampus. Diese werden vor<br />
allem durch den schnellen Wechsel der Lernund<br />
Erholungsphasen und den dazu gehörenden<br />
Räumlichkeiten gewährleistet.<br />
ALLES DA IN MONTE LAA<br />
Im September 2009 eröffnete Wiens erster Bildungscampus<br />
in Wien Favoriten. Unter dem<br />
Namen „Monte Laa“ nahm der innovative Bildungsbau<br />
seinen Betrieb auf. Die Stadt Wien<br />
investierte rund 35 Millionen in das Vorzeigeprojekt,<br />
welches nicht nur erfolgreich erweitert<br />
wurde, sondern sich auch längst für alle,<br />
die es nutzen, ausgezahlt hat.<br />
Mit der unmittelbaren Nähe des Campus<br />
„Monte Laa“ zu neuen Wohnhausanlagen,<br />
sowie auch dem Laaer Wald, ist dieses 90.000<br />
Quadratmeter große, zusammenhängende<br />
Entwicklungsgebiet ein Wohntraum für alle<br />
Familien. Allein auf dem Campus können sich<br />
die Kinder auf 8.500 Quadratmetern austoben<br />
und von Tag zu Tag weiter entfalten.<br />
17 Ganztagsvolksschulklassen und ein 11-gruppiger<br />
Kindergarten bieten den Kindern über<br />
den Tag verteilt musische, kreative und sportliche<br />
Abwechslung zum Lernprogramm. Verbunden<br />
sind alle durch einen Arkadengang<br />
und haben Turnsaal, Bibliothek und Küche zur<br />
gemeinsamen Nutzung zur Verfügung.<br />
ALLE <strong>UNTER</strong> EINEM DACH<br />
Anknüpfend an das Erfolgskonzept des Campus<br />
„Monte Laa“ eröffnete am Nordbahnhofgelände<br />
der zweite Bildungsbau mit dem klingenden<br />
Namen „Gertrude Fröhlich-Sandner“.<br />
Freundlich und mit viel Tageslicht liegt der<br />
ALLES AN EINEM ORT: AM<br />
WIENER BILDUNGSCAMPUS<br />
WIRD GELERNT, GESPIELT<br />
UND SPASS GEHABT.
BEZAHLTE ANZEIGE<br />
neue <strong>14</strong>.000 Quadratmeter große Campus inmitten<br />
des neuen Stadtteils direkt am Rudolf-<br />
Bednar-Park. In 17 Volksschulklassen und 11<br />
Kindergartengruppen ist auf dem Gelände<br />
Platz für insgesamt 670 Kinder unter einem<br />
Dach. „Die weitläufigen Spiel-, Sport- und<br />
Freiflächen sind großzügig auf die Bedürfnisse<br />
von Kindern und Unterrichtenden abgestimmt.<br />
Die Innenräume sind sehr hell und<br />
farbenfroh gestaltet. Auch architektonisch ist<br />
der Bildungscampus Gertrude Fröhlich-Sandner<br />
durch seine fließenden Übergänge sehr gut<br />
gelungen“, betont auch Schuldirektorin Ingrid<br />
Fischer. Der Campus für Kindergarten und<br />
Volksschulkinder ist auch architektonisch ein<br />
Vorzeigeprojekt. Die Kinder können sich im<br />
gesamten Gebäude und im Außenbereich frei<br />
bewegen und benutzen diverse Einrichtungen<br />
gemeinsam. „Der Übergang vom Kindergarten<br />
zur Schule wird durch den gemeinsamen<br />
Standort erleichtert. Freizeit wird nicht mehr<br />
nach Alter getrennt. Das enge Zusammenwirken<br />
von Kindergarten, Schule und Freizeit ist<br />
für die heranwachsenden Kinder sehr positiv“,<br />
sagt auch Kindergartenleiterin Ingrid Gerstl.<br />
WO GIBT ES DEN WIENER<br />
BILDUNGSCAMPUS?<br />
Campus Monte Laa<br />
Rudolf-Friemel-Gasse 3<br />
1100 Wien<br />
Bildungscampus Gertrude Fröhlich-Sandner<br />
Ernst-Melchior-Gasse 9<br />
1020 Wien<br />
Bildungscampus Donaufeld Nord<br />
Donaufelderstrasse 73-79<br />
1210 Wien<br />
Bildungscampus Sonnwendviertel<br />
Fertigstellung Herbst 20<strong>14</strong><br />
Bildungscampus aspern Seestadt<br />
Fertigstellung<br />
Herbst 2015<br />
Bildungscampus Attemsgasse<br />
Betrieb ab 2017 geplant
MANUELA IM<br />
SCHÜTZENPANZER:<br />
WIENS DRITTER BILDUNGSCAMPUS<br />
DEN ABC FÜHRERgeschützt<br />
zu verbringen. „Der Boden auf dem<br />
Im September 2012 ging in Floridsdorf<br />
SCHEIN MACHT<br />
der<br />
SIE<br />
wir den Campus Donaufeld Nord errichteten,<br />
NEBENBEI!<br />
dritte Campus in Betrieb. 13 Ganztagsvolksschulklassen<br />
und 9 Kindergartengruppen<br />
sind in dem modernen und innovativen Bau<br />
untergebracht. Mit dem neuen Bildungscampus<br />
wird der zusätzliche Bedarf an Kinderbetreuungs-<br />
und Volksschulplätzen abgedeckt,<br />
der sich durch die Besiedlung der neuen<br />
Wohngebiete am Donaufeld in Floridsdorf<br />
ergibt. Investiert wurden insgesamt 24,8 Millionen<br />
Euro.<br />
Der Campus, gebaut vom Unternehmen Gesiba,<br />
ist auf die praktische Nutzung durch die<br />
Kinder ausgelegt, gleichzeitig ist das Gebäude<br />
sehr modern und innovativ gestaltet. Mit einem<br />
geschützten Pausenhof und einem Speisesaal,<br />
der sich zu Campushof und Freiflächen öffnet,<br />
sind Kindergarten, Schule und Betreuungseinrichtungen<br />
übereinander zu einem einfach<br />
strukturierten, flexibel gestaltbaren Baukörper<br />
zusammengefasst. Daran und darunter geschoben<br />
wurde ein U-förmiger Bau, der sämtliche<br />
weitere Funktionsräume beherbergt. Dadurch<br />
entstand ein gemeinsamer Eingangshof,<br />
der zugleich als Pausenbereich genutzt werden<br />
kann. Der großzügige Garten und Campushof<br />
bietet den Kindern außerdem genug Platz, um<br />
ihre Freizeit an der frischen Luft sicher und<br />
war einst der Grund der Straßenbahn und Lokomotivfirma<br />
Lohner, einer Kreativschmiede<br />
sondergleichen. Mit dieser Geschichte ist der<br />
Boden aufbereitet für ein Zukunftsmodell der<br />
Bildung in Wien: für den Campus.“ sagt auch<br />
Gesiba-Direktor Ewald Kirschner.<br />
MINI-CAMPUS FÜR MINI-PLATZ<br />
Über die großen Campus-Standorte hinaus<br />
sollen in Zukunft auch eigenständige „Mini-<br />
Campus“ gebaut und angeboten werden, die<br />
in den Erdgeschoßzonen von Wohnhäusern<br />
untergebracht werden. Dabei sollen zwei Bildungsbereiche<br />
- also acht Schulklassen und<br />
vier Kindergartengruppen - als eigener „Mini-Campus“-Standort<br />
geführt werden. Erste<br />
„Mini-Campus“-Standorte sind in den Bezirken<br />
Floridsdorf und Liesing in Planung und<br />
könnten 2018 in Betrieb gehen. Derzeit laufen<br />
die Planungen für die Raumprogramme.<br />
Wer sein Kind optimal fördern möchte und<br />
ein abwechslungsreiches Bildungs- und Freizeitangebot<br />
wünscht, besucht am besten einen<br />
der schon bestehenden Wiener Bildungscampus<br />
und informiert sich direkt über freie<br />
Plätze, für das kommende Schul- und Kindergartenjahr.<br />
DIE VORAUSSETZUNGEN:<br />
Vollendetes 18. Lebensjahr (mit<br />
17. Jahren nur mit Genehmigung<br />
der Eltern) Altersgrenze bei<br />
erstmaliger Einteilung: 30. Lebensjahr,<br />
bei Verlängerung: 36.<br />
Lebensjahr<br />
Österreichische Staatsbürgerschaft<br />
Körperliche und geistige Eignung<br />
DIE EIGNUNGSPRÜFUNG:<br />
Medizinische Untersuchung<br />
Überprüfung der körperlichen<br />
Leistungsfähigkeit<br />
Psychologischer Eignungstest<br />
Überprüfung der Deutschkenntnisse<br />
und Rechentest<br />
DIE DAUER:<br />
3 Jahre<br />
Wenn man über die 3 Jahre hi-<br />
AUF DEM CAMPUS DONAUFELD<br />
NORD SIND KINDERGARTEN,<br />
SCHULE UND BETREUUNGSEIN-<br />
RICHTUNGEN ZUSAMMENGEFASST<br />
UND BIETET GENUG PLATZ ZUM<br />
LERNEN, SPIELEN UND ERHOLEN.<br />
naus verlängert, steigen auch die<br />
Berufsförderung und die Prämien<br />
Verlängerung insgesamt auf<br />
6 Jahre möglich<br />
Wenn der Grundwehrdienst bereits<br />
absolviert ist, wird er in die<br />
3 Jahre miteingerechnet<br />
(Grundwehrdienst ist aber keine<br />
Voraussetzung für die KPe)<br />
Sechsmonatiger Auslandseinsatz<br />
inkludiert (wenn Bedarf)<br />
DIE BEZAHLUNG:<br />
1.548 – <strong>14</strong>x / Jahr<br />
Atraktives (Zusatz)- Einkommen<br />
während der Auslandseinsatzbereitschaft<br />
400€ Prämie<br />
220€ vom Gehalt werden gespart<br />
und am ende der 3 Jahre ausbezahlt<br />
Bezahlte Überstunden
60 TECHNIK<br />
High-Tech von LG<br />
Mit dem neuen Spitzenmodell<br />
G3 setzt sich Hersteller<br />
LG von der Konkurrenz<br />
ab. Das Display hat eine<br />
gigantische Aufl ösung von<br />
2560 x <strong>14</strong>40 Pixeln und<br />
die 13 Mpix Kamera knipst<br />
dank Laser Auto Focus fl ott<br />
Bilder. Mit 3 GB RAM und<br />
32 GB Speicher ist auch<br />
genug Platz für viele Fotos.<br />
UVP ab 599 Euro.<br />
TECHNIK<br />
&Mobil<br />
Alt+F4 und der<br />
Tag gehört dir.<br />
Von Adam Bezeczky<br />
Urvater der Tablets<br />
In den 80er Jahren entwickelte das<br />
Designteam um Hartmut Esslinger<br />
zahlreiche zukunftsweisende<br />
Designs für Computer. Ein Buch<br />
zeigt nun viele Entwürfe für Apple.<br />
So zum Beispiel auch ein frühes<br />
Modell des tragbaren iPads.<br />
Meinung:<br />
Zu früh gefreut,<br />
Dr. Dre?<br />
Die Nachricht schlug wie eine<br />
Bombe ein: Apple kauft Beats Electronics,<br />
das Unternehmen von<br />
Rap-Legende Dr. Dre. Strategisch<br />
hat Apple damit eine weitere starke<br />
Marke im Premiumsegment und<br />
den Musikstreaming-Dienst „Beats<br />
Music“ gewonnen.<br />
Gründer Dr. Dre war verständlicherweise<br />
ganz aus dem Häuschen.<br />
Betrunken hat er den Deal indirekt<br />
in einem Video bestätigt, noch bevor<br />
Apple sich dazu äußern konnte. Das<br />
sorgte für Verärgerung bei Apple-<br />
CEO Tim Cook und hat die Übernahme<br />
fast platzen lassen – denn<br />
Apple ist für ihre Geheimnistuerei<br />
berühmt. Analysten und Investoren<br />
bemängeln den hohen Kaufpreis,<br />
der beträgt immerhin<br />
3 Milliarden Dollar. Durch<br />
den Kauf kommt auch<br />
Musikproduzent Jimmy<br />
Iovine zu Apple, ein Vertrauter<br />
des verstorbenen<br />
Steve Jobs.<br />
bezeczky@dasbiber.at<br />
Frische Äpfel<br />
Das iPhone 6 wird heiß erwartet. Zahlreiche<br />
Lecks deuten sogar auf zwei Geräte hin, ein<br />
kleineres Modell mit 4.7 Zoll und auf ein<br />
großes mit 5.44 Zoll. Das Display des großen<br />
„iPhablets“ soll dabei aus extrem widerstandsfähigem<br />
Sapphirglas bestehen, das den<br />
ohnehin stolzen Preis weiter in die Höhe treiben<br />
könnte. Der Launch startet für das kleine<br />
iPhone angeblich im September.<br />
ZAHL DES MONATS<br />
10 Mio.<br />
in 25 Tagen:<br />
So viele Galaxy S5 konnte<br />
Samsung im Mai verkaufen<br />
3 Fragen an Omri<br />
Bergman, Industrieberater<br />
bei Google Österreich.<br />
Er weiß über Trends und<br />
Lösungen im IKT-Sektor<br />
Bescheid.<br />
Welches Handy verwenden<br />
Sie?<br />
Ein Nexus 4 - ich habe<br />
erst vor ca. einem Jahr auf<br />
Android gewechselt und<br />
bin sehr happy.<br />
Wow!!!<br />
Wow!!!<br />
Wow!!<br />
Welche App haben Sie zuletzt auf Ihr Handy<br />
geladen und warum?<br />
Chromecast, um Zuhause Musik und Videos<br />
über den Fernseher abzuspielen. Zuletzt haben<br />
wir für eine Party über YouTube einen Musik<br />
Channel abgespielt.<br />
Welches Gadget haben Sie gekauft aber nie<br />
verwendet?<br />
Ich habe mir vor zwei Monaten eine vertikale<br />
Maus gekauft, weil sie ergonomischer sein<br />
sollte. Ich habe sie zwar ausgepackt, aber das<br />
war dann doch sehr gewöhnungsbedürftig,<br />
deshalb liegt sie noch im Kasten.<br />
Fotos: bereitgestellt, Apple, LG, Google Maps
TECHNIK<br />
61<br />
Steuerelemente<br />
für<br />
Google Maps<br />
URLAUB MIT<br />
GOOGLE<br />
Google Maps 3D: fast wie SimCity<br />
Reiseplanung und Google Maps gehören einfach zusammen. Weniger bekannt sind aber Schmankerln<br />
wie zum Beispiel die 3D-Ansicht großer Städte. Mit einem Klick auf das Menü auf der<br />
rechten Seite kann die Ansicht geneigt werden. Die Karte wird dabei in Echtzeit herausgerechnet<br />
– das Ergebnis ist eine drehbare Ansicht der gesuchten Location. Mit Pegman, dem kleinen gelben<br />
Maxerl aus dem Menü, wird die Street View Ansicht aktiviert – dabei zieht man ihn an eine<br />
beliebige Straßenecke und kann sofort die Gegend entdecken. In bestimmten Städten funktioniert<br />
sogar schon die Zeitreise-Funktion: dabei sieht man den gleichen Bildausschnitt beginnend im<br />
Jahr 2007 bis heute in der Entwicklung und kann z.B. die Errichtung des neuen World Trade Centers<br />
in New York anschauen. Fazit: Städtetrip ohne Google Maps planen ist möglich, aber sinnlos.<br />
www.wgkk.at<br />
Enorm in Form: WGKK baut Abnehmprogramm<br />
für Kinder und Jugendliche aus<br />
Die Wiener Gebietskrankenkasse (WGKK) bietet ab<br />
September 20<strong>14</strong> das kostenlose Abnehmprogramm<br />
„Enorm in Form“ flächendeckend in Wien an.<br />
Teilnehmen können Mädchen und Burschen von<br />
10 bis <strong>14</strong> Jahren, die bei der WGKK versichert sind.<br />
Weitere Informationen zu „Enorm in Form“ gibt es auf der<br />
WGKK-Website (www.wgkk.at) bzw. telefonisch unter<br />
+43 1 601 22-3838 (Montag bis Donnerstag von 13.00 Uhr<br />
bis <strong>14</strong>.30 Uhr).
62 LIFESTYLE<br />
Must<br />
Have!!!!<br />
Sommer-Style<br />
BADEANZUG & BIRKENSTOCK<br />
Super sexy trifft super gemütlich: Für den Strand<br />
braucht‘s heuer einen Badeanzug mit kreativen<br />
Löchern, den Monokini, für die restliche Zeit<br />
sind Birkenstock angesagt. Die klobigen Treter<br />
mit Fußbett sind der Renner! Herrlich.<br />
Couturekini um 129 € von Elke Freytag / Silberne<br />
Birkenstock bei Zalando um 45 €<br />
LIFE &<br />
AntiaStyle<br />
Shoppen senkt den<br />
Blutdruck.<br />
Von Delna<br />
Tipp<br />
KUNST AM KÖRPER<br />
Nicht nur Yves Saint Laurent<br />
wusste, dass Kunst auf den Körper<br />
gehört. Das österreichische Label<br />
„Looming Art“ druckt zeitgenössische<br />
Fotografie auf XXL-Seidentücher.<br />
Tuchfühlung ist bei der Vienna<br />
Fashion Night am 12. Juni möglich.<br />
www.loomingarts.com<br />
MEINUNG<br />
Ich nehm mir dann ’nen Jüngeren<br />
Ich bin 30 und siehe da, in der Vielfalt der männlichen<br />
Gattung taucht auf einmal eine neue Spezies auf: der<br />
Jüngere. Ein hübsches Exemplar. Frisch, süß, frech<br />
und so, ähm, jung! Mit dieser Entdeckung habe ich<br />
nun eine Lebenssorge weniger. Falls mein Freund je<br />
auf die klischeehafte, aber doch klassische Idee kommen<br />
sollte, mich für eine knackige Zwanzigjährige zu<br />
verlassen, habe ich einen Plan: Ich tue es ihm gleich.<br />
So wie einst Demi Moore, derzeit Heidi Klum, meine<br />
Freundin in Hamburg und nicht zuletzt meine Oma<br />
aus Bombay. Was Männer wollen, taugt Frauen eben<br />
auch. In nahezu jedem Freundeskreis ab Anfang 30<br />
gibt es „eine“ mit einem gut 10 Jahre jüngeren Mann.<br />
Warum auch nicht? Wir Damen wissen erstens auch<br />
die Vorzüge von 20-jährigen Körpern zu schätzen und<br />
sind dabei emanzipiert und selbstbewusst genug, sie<br />
uns einfach zu schnappen. Herrlich. Raus aus der ewigen<br />
Beute- und Opferrolle, hinein in die selbstfinanzierten<br />
Louboutins, auf zur Jagd nach Frischfleisch.<br />
Sexualforscher sind sich einig: Die Beziehung aus Frau<br />
und „Jung“ funktioniert gerade im Bett besonders gut.<br />
Man(n) fragt sich vielleicht, was der Jüngling dort<br />
findet, was andere verschmähen. Die Erklärung ist<br />
die gleiche, wie bei der Blondine von Flavio Briatore:<br />
Macht. Auch jüngere Männer mögen die attraktive<br />
Chefin, die unabhängig und voll Selbstvertrauen auf<br />
eigenen Beinen steht, ohne von ihm den „Ernährer“ zu<br />
erwarten. Na also, gleiches Recht für alle.<br />
antia@dasbiber.at<br />
4 FRAGEN AN<br />
Kadir Durmus, 24,<br />
türkisches Männermodel<br />
in Wien.<br />
Was gefällt dir an deinem<br />
Beruf?<br />
Was für andere Männer<br />
ihre Autos sind, ist für<br />
mich Mode, Aussehen,<br />
Stil. Daher macht mir das Modeln so Spaß.<br />
Wie hältst du dich schön?<br />
Ganz klar: Regelmäßiger Sport und gesunde<br />
Ernährung. Wenn ich die Nacht durchgefeiert<br />
habe, gehe ich am nächsten Morgen brav trainieren.<br />
Für meine Agentur habe ich den Bart<br />
wachsen lassen. Aber ich trage Bart sowieso<br />
gerne - auch ohne Trend-Faktor.<br />
Machst du etwas anders neben dem Modeln?<br />
Nein. Ich will demnächst sogar mein Glück in<br />
der Mode-Metropole Istanbul versuchen.<br />
Eine gewisse Ähnlichkeit mit Kıvanç Tatlıtuğ<br />
(Anm. d. Red: Frauenheld des türkischen Fernsehens)<br />
kann man dir ja nicht absprechen.<br />
Ich glaube, dass mein heller Typ dort sehr<br />
gefragt ist. Aber das Modelgeschäft ist nicht so<br />
einfach, wie es immer von außen aussieht –<br />
erst recht nicht in Istanbul!<br />
Ayurveda Tipp<br />
MANDELÖL<br />
STATT MAKE-UP<br />
Make-Up ist hinterhältig – wie<br />
alles, was den schönen Schein<br />
wahrt. Im Endeffekt gibt es eine<br />
negative Rückkopplung. Wer<br />
sich auf Dauer einkleistert,<br />
kann nie mehr ohne, denn die<br />
Haut ist auf Entzug und sieht<br />
auch so aus. Erstes Gebot gegen<br />
„altaussehende“ Haut lautet<br />
also: Stopp dein Make-up!<br />
Auch wenn die ersten Tage kein<br />
schöner Anblick sind. Zweitens:<br />
Viel Pflege mit Rosenwasser<br />
und Mandelöl. Wirkt!!!<br />
Fotos: Birkenstock, TK FOTO, Weleda, Helmut Lackner, Dimitri Burtsev Leben nach der Magersucht - Marko Mestrović
PLANET<br />
.TT<br />
.TT AM<br />
BÜHNE<br />
DONAUINSELFEST<br />
AM<br />
27.– 29.<strong>06</strong>.<strong>14</strong><br />
EINTRITT FREI!<br />
Foto: nild/photocase.de<br />
KOSHEEN<br />
DIGITALISM Dj Set<br />
KRS ONE<br />
EVERLAST acoustic<br />
BILDERBUCH<br />
GENETIKK<br />
3 FEET SMALLER<br />
KREISKY<br />
MEGALOH & BRENK<br />
GERARD<br />
I-WOLF &<br />
THE CHAIN REACTIONS<br />
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U.V.M.<br />
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Gold Ear Cuff - AeTee Designs.<br />
Metallic Bomber Jacket - Adidas.<br />
Crop top - Gaga by Tanya Sharma<br />
Striped high waisted pants - Huemn<br />
by Pranav Mishra & Shyma Shetty.<br />
Metallic hightop sneakers - ASOS.<br />
Bombay<br />
am Start<br />
Auf den Dächern der indischen Metropole<br />
macht sich Model Rasika für die Sommersaison<br />
warm. Sportlich, sexy, glamourös.<br />
Exklusiv für biber shooten Fotograf Porus<br />
Menon und Stylist Prayag Vimadalal diese<br />
Fashionstrecke unter Bombays blauem<br />
Himmel. Die Youngstars der indischen<br />
Fashion-Szene haben wir über eine „Parsi-<br />
Connection“ auf Facebook kennengelernt.<br />
Denn Lifestyle-Redakteurin Delna Antia ist<br />
selbst Parsin, ihr Vater kommt aus Bombay<br />
und glaubt an Zarathustra. Ein paar Hundert<br />
FB-Chats später stand das Konzept,<br />
Rasika war gestylt und das Dach besetzt.<br />
Seitdem glüht der Draht zwischen biber<br />
und Bombay.<br />
Fotos: Porus Vimadalal/ Styling: Prayag Menon /<br />
Redaktion: Delna Antia
66<br />
Metallic sports visor -<br />
Gaga by Tanya Sharma<br />
Dress - Shift by Nimish Shah<br />
Socks - Forever 21<br />
Metallic shoes - ASOS.
ed circle shirt: Huemn by Pranav<br />
Mishra & Shyma Shetty<br />
67
68<br />
Blue crochet dress - Stella McCartney<br />
Bikini top - Model's own.<br />
Photographer: Porus Vimadalal Stylist: Prayag Menon<br />
Make-up/Hair: Alana Holmes (Anima Creative Management)<br />
Model: Rasika Navare (Anima Creative Management)<br />
Photographer‘s Assistant & Videographer: Gina Narang
Pink Trench Dress - Gaga by Tanya<br />
Sharma<br />
Bikini top - Model's own<br />
Gold high waisted shorts - Forever 21<br />
Socks - Forever 21<br />
Black hightop sneakers - Balenciaga<br />
69<br />
Credits for picture on the right:<br />
Blue asymmetric crochet dress - Stella<br />
McCartney<br />
Bikini top - Model's own.
70<br />
LIFESTYLE<br />
2 Bombay-Hipster<br />
heben ab<br />
Prayag Menon und Porus Vimadalal sind<br />
gelernte Piloten. In Indiens Fashion-Himmel<br />
steigen sie aber ganz ohne Flugzeug<br />
auf. Das Paar macht Fotos für Vogue, Elle<br />
und jetzt auch biber.<br />
Von Delna Antia, Foto: Porus Vimadalal<br />
…und<br />
wie Wien<br />
bist du?<br />
Zuagraast?<br />
Nur ein anderes Wort für Newcomer.<br />
www.meinbezirk.at/wien<br />
MODEL RASIKA ZEIGT auf den<br />
Fotos viel Haut. Uns erreichten<br />
erneut Nachrichten aus Indien,<br />
die klar machten, wie gefährlich es für<br />
Frauen dort sein kann. Kleiden sich Frauen<br />
trotzdem stylisch und sexy?<br />
Für Frauen ist es in der Öffentlichkeit<br />
nicht so gefährlich, wie man meinen<br />
könnte. Sie sind sicher vorsichtiger geworden,<br />
aber das heißt nicht, dass sie sich<br />
konservativ kleiden oder ihnen die neusten<br />
Fashiontrends verwehrt sind. Die<br />
indischen Frauen mögen es glamourössexy.<br />
Sie lieben es in Clubs oder zu Parties,<br />
ja sogar zum Dinner, in stylischen<br />
und sexy Outfits aufzukreuzen.
LIFESTYLE<br />
71<br />
Viele unserer biber-Leserinnen sind religiös<br />
und traditionell. Das spiegelt sich zum Teil<br />
in ihrer Kleidung wieder, heißt aber nicht,<br />
dass sie nicht modisch interessiert sind. Wie<br />
ist es in Bombay?<br />
Wahrscheinlich sehr ähnlich. Manche<br />
Frauen sind strikt „westlich“, andere sehr<br />
traditionell und manche mixen das Beste<br />
aus beiden Welten. Sie tragen zum Beispiel<br />
ein klassisch „westliches“ Kleid, dazu<br />
aber indischen, traditionellen Schmuck.<br />
zenz gemacht hatten, gab es einen Jobeinbruch<br />
in der Flugbranche. Anstatt rumzusitzen,<br />
wollte ich lieber das tun, was ich<br />
liebe: Fashion-Styling!<br />
Ihr beide seid seit acht Jahren ein Paar.<br />
War das für eure Eltern ein Thema?<br />
Prayag: Meine Familie hat einen konservativen<br />
Background. Neben der Tatsache,<br />
dass es sehr schwierig für sie ist zu akzeptieren,<br />
dass ich schwul bin, tun sie sich<br />
schwer unsere Beziehung anzuerkennen.<br />
Dafür sind Porus Eltern sehr offen. Seine<br />
Eltern akzeptieren unsere Beziehung<br />
und betonen, dass das Glück ihres Sohnes<br />
über allem steht. Das ist schön.<br />
In Österreich dürfen sich homosexuelle<br />
Paare „verpartnern“, Adoption ist ihnen<br />
allerdings verwehrt. Wie ist es in Indien?<br />
Porus: Vor ein paar Jahren wurde „gay<br />
sex“ legalisiert. Doch erst kürzlich wurde<br />
dieses Gesetz vom obersten Gericht für<br />
ungültig erklärt. Homosexualität ist also<br />
wieder illegal, was zu einer großen Debatte<br />
in den Medien und der Gesellschaft<br />
führte. Vielleicht werden sich die Dinge<br />
Ihr beide seid ausgebildete Piloten. Wie<br />
seid ihr im Fashion-Business gelandet?<br />
Porus: Ich hatte bereits eine Ausbildung<br />
in Fashiondesign absolviert, als mein Vater<br />
– selbst Pilot – uns von den guten Karriereaussichten<br />
in der Luftfahrt erzählte.<br />
Prayag und ich waren damals Anfang 20<br />
und wollten raus aus Indien – das Leben<br />
erleben. Also gingen wir nach Texas und<br />
machten dort unsere Pilotenlizenz. Aber<br />
so sehr mir das Fliegen gefiel, ich hatte<br />
immer das Gefühl, dass meine Kreativität<br />
auf der Strecke bleibt. Also wurde ich<br />
Fashion-Fotograf.<br />
Prayag: Nachdem wir unsere Pilotenliin<br />
Zukunft ändern, immerhin sind die<br />
jüngeren Menschen in Indien toleranter<br />
geworden.<br />
Prayag: Eine Ehe unter Schwulen steht in<br />
Indien völlig außer Frage. Wir als Paar<br />
wünschen uns aber zu heiraten und auch<br />
Kinder zu haben. Daher wollen wir Indien<br />
bald verlassen und uns in einem<br />
Land niederlassen, wo wir gleichberechtigt<br />
behandelt werden und lieber unseren<br />
gesellschaftlichen Beitrag leisten.<br />
Ein leichteres Thema: Ihr seht aus wie<br />
„Hipster“! Seid ihr es?<br />
Wir sind keine bewussten „Hipster“! Aber<br />
anscheinend endet alles „hip“, was wir anziehen.<br />
Wir haben eben Spaß an Fashion.<br />
Könnt ihr eigentlich ein paar Wörter auf<br />
Deutsch?<br />
Prayag: Von Delna habe ich die Wörter<br />
„Hammer“, „Schmutzen“ (Anm. von Redakteurin<br />
Delna: „Schnupfen“) und „Bussi“<br />
gelernt.<br />
Porus: Ich eigentlich kaum. Aber seit Prayag<br />
zu Delna immer „Bussi“ sagt, benütze<br />
ich es auch.<br />
FM4_WMQuartier_<strong>14</strong>_biber.indd 1 19.05.<strong>14</strong> <strong>14</strong>:28
72 GESUNDHEIT<br />
GESTÖRTES<br />
ESSEN<br />
Sie haben sich fast zu Tode gehungert oder jede<br />
Mahlzeit wieder erbrochen. Heute gelten sie als<br />
gesund. Aber gibt es überhaupt gesunde Ex-Essgestörte?<br />
Vier Frauen erzählen ihre Geschichte.<br />
Von Fedora Chudoba und Marko Mestrović (Fotos)<br />
„IN SCHWIERIGEN LEBENSPHASEN<br />
greife ich auch heute noch auf meine<br />
Krankheit zurück, um mit meinen Problemen<br />
klarzukommen. Dann gehe ich<br />
in den Supermarkt und kaufe für meine<br />
Fressattacke ein. Meistens Süßigkeiten<br />
und am liebsten solche, die leicht zu erbrechen<br />
sind“, erzählt Anna (Anm.: Name<br />
von der Redaktion geändert). Warum sie<br />
das macht? „Um mein Gewicht zu kontrollieren,<br />
Druck und Sorgen zu betäuben.<br />
Es gibt viele Gründe.“ Solange sie ihr<br />
Gewicht hält, gilt sie als klinisch gesund.<br />
Ihre Gedanken drehen sich trotzdem nur<br />
um das Eine, immer und immer wieder:<br />
Essen.<br />
Wie Anna erkranken jährlich tausende<br />
Menschen an einer Essstörung: Magersucht,<br />
Bulimie oder Binge Eating, das<br />
ist eine Esssucht, sind inzwischen weit<br />
verbreitete und bekannte Krankheiten.<br />
Besonders betroffen sind dabei Frauen.<br />
Über 90 Prozent aller Erkrankten sind<br />
Mädchen und junge Frauen. Die Gründe<br />
für eine Erkrankung sind vielfältig, unklar<br />
und individuell, die Auswirkungen dafür<br />
umso klarer und verheerender.<br />
Angefangen vom Ausbleiben der Regelblutung<br />
und Rissen in der Speiseröhre,<br />
bis hin zu Osteoporose, Herzrhythmusstörungen,<br />
chronischen Magen-Darm-<br />
Problemen oder gar zum Tod. Dr. Ossege,<br />
Leiter der Psychosomatischen Station am<br />
Wiener AKH, erklärt, wieso das so ist:<br />
„Essstörungen sind wie ganz ganz schwere<br />
Suchterkrankungen. Deswegen gibt es<br />
weder die perfekte Heilmethode, noch<br />
ist es leicht zu sagen, dass jemand geheilt<br />
ist. Vielmehr versuchen wir unseren Patienten<br />
beizubringen mit ihrer Krankheit<br />
umzugehen und Alternativprogramme zu<br />
ihrem Suchtverhalten zu entwickeln.“<br />
Aber wie sehen diese Alternativprogramme<br />
aus? Gibt es überhaupt geheilte<br />
Essgestörte?<br />
„Schon“, meint Dr. Ossege. „Denn<br />
auch wenn ein gewisses Risiko bestehen<br />
bleibt, ist es doch möglich dem Patienten<br />
eine gute Lebensqualität wiederzugeben.“<br />
Ob das die „geheilten“ Betroffenen genauso<br />
sehen, erzählen sie in ihren anonymen<br />
Portraits.
GESUNDHEIT<br />
73<br />
Hannas Körper ist von den Folgen<br />
der Magersucht gezeichnet.<br />
„WER WILL SCHON MIT EINER FRAU INS BETT,<br />
AN DER MAN NUR KNOCHEN SPÜRT?“<br />
Hanna, 23, 162cm, 38kg<br />
Ich war ab meiner frühen Kindheit magersüchtig.<br />
Auch heute bin ich noch sehr dünn, weil mein<br />
Körper einfach nicht zunehmen kann. Dabei fühle<br />
ich mich gesund und esse ständig! Solange ich mir<br />
denke, es zerreißt mich noch nicht, da geht noch<br />
was rein, esse ich. Mindestens sechs Mal am Tag<br />
und mindestens 3.500 Kilokalorien, selbst wenn<br />
ich nicht hungrig bin. Sonst laufe ich Gefahr abzunehmen<br />
und das will ich nicht! Ich möchte sogar<br />
unbedingt zunehmen und weibliche Rundungen<br />
annehmen. Besonders, weil ich mir inzwischen einen<br />
Freund wünsche und das einfach nicht klappt.<br />
Wer will schon mit einer Frau ins Bett, an der man<br />
nur Knochen spürt? Ich mag meinen Körper eigentlich,<br />
aber ich weiß, was für eine Einstellung die<br />
Leute haben und wie sie auf mich reagieren. Wenn<br />
ich dann auch noch erzähle, dass ich mal Anorexie<br />
hatte, kann ich richtig sehen, wie sich die Leute<br />
denken: „Na, so wie die aussieht, ist sie sicher noch<br />
nicht gesund.“ Deswegen überlege ich mir auch<br />
immer sehr genau, was ich anziehe. Ich würde total<br />
gerne enganliegende, schicke Kleider tragen oder<br />
dunkle enge Hosen. Leider sehen meine Beine darin<br />
aus wie Solettis und dann lasse ich es doch sein,<br />
aus Angst vor der Reaktion der anderen. Gewisse<br />
Kurven sind einfach was Schönes und ich möchte<br />
eben auch gerne weiblich aussehen. Eine weitere<br />
Nachwirkung meiner Krankheit ist, dass ich meine<br />
Tage noch nie hatte. Deswegen nehme ich jetzt seit<br />
einigen Wochen Hormone und habe nun endlich<br />
zum ersten Mal meine Regel bekommen. Ich habe<br />
gejubelt und das Bauchziehen ist fast aufregend. Ich<br />
fühle mich erwachsener, fraulicher, sicherer mit<br />
mir selbst und glaube in Zukunft auch Männern<br />
selbstbewusster gegenüber treten zu können!
74 GESUNDHEIT<br />
„RAD IM KOPF DREHT SICH IMMER NOCH“<br />
Sophie, 25, 162cm, 54kg<br />
Leider kann ich nicht behaupten, dass ich gesund bin.<br />
Und dabei bin ich es schon so leid! Zwar kann ich meine<br />
Fress- und Brechanfälle inzwischen gut kontrollieren,<br />
aber das Rad im Kopf dreht sich bei mir immer noch.<br />
Diese dauernden Gedanken ums Essen, mein Gewicht<br />
und meinen Körper. Oft frage ich mich, woran andere<br />
Menschen den ganzen Tag denken, wenn sie nicht ans<br />
Essen denken. Da ich kein natürliches Hunger- und<br />
Sättigungsgefühl habe, esse ich aus Vernunft. Ich würde<br />
so gerne wieder spüren, wie es ist, hungrig und satt zu<br />
sein. Ich schätze Essen eigentlich sehr, besonders durch<br />
meine Reisen in Länder, in denen viele Menschen Hunger<br />
leiden. Ich reise so oft wie möglich, weil mir diese<br />
Erfahrungen helfen, aus meiner essgestörten Welt auszubrechen.<br />
Trotzdem weiß ich, dass das Reisen immer<br />
eine Flucht ist und ich mir langfristig eine andere Lösung<br />
überlegen muss. Normales Alltagsleben ist ziemlich<br />
schwer für mich. Da gibt es so viele Orte und Situationen,<br />
in denen ich an meine Krankheit denken muss.<br />
Besonders der Westbahnhof ist schrecklich, weil einfach<br />
überall Essen ist. Das ist das Schwierige an einer Essstörung.<br />
Man kann nicht, wie ein Drogenabhängiger, aufhören<br />
die Droge zu nehmen. Man muss essen. Also muss<br />
man irgendwie lernen mit seinem Suchtmittel umzugehen.<br />
Ich wohne deshalb bewusst nicht alleine. Das würde<br />
ich mir nie zutrauen. Ich brauche die Sicherheit, dass da<br />
noch jemand ist. Das hilft mir alte Verhaltensmuster zu<br />
brechen und das will ich unbedingt! Denn ehrlich gesagt,<br />
essgestört zu sein ist unglaublich viel Arbeit. Und die will<br />
ich mir nicht mehr antun. Dafür liebe ich mein Leben<br />
zu sehr. Deshalb übe ich mich jetzt in positiver Faulheit!<br />
Informations- und Anlaufstellen für<br />
Betroffene und Angehörige<br />
Essstörungs-Hotline 0800 - 20 11 20<br />
kostenlos - anonym - bundesweit<br />
Montag bis Donnerstag von 12-17 Uhr<br />
(ausgenommen Feiertage)<br />
e-Mail-Beratung: hilfe@essstoerungshotline.at<br />
intakt Therapiezentrum für<br />
Menschen mit Essstörungen<br />
telefonisch unter 01/22 88 770-0<br />
Mo - Fr von 9:00 – 17:00<br />
oder online: www.intakt.at
GESUNDHEIT<br />
75<br />
„WER BIN ICH, WENN ICH NICHT KRANK BIN?“<br />
Lisa, 25, 168cm, 57kg<br />
„ICH BIN SEIT 17 TAGEN BRECHFREI.“<br />
Anna, 24, 163cm, 46kg<br />
Solange ich in der Arbeit bin, geht es mir<br />
gut. Da esse ich wie meine Kolleginnen,<br />
also „normal“. Zu Hause esse ich wenig.<br />
Einerseits um mein Gewicht zu halten, andererseits<br />
um nicht zu brechen. Ich habe<br />
auch kein Essen zu Hause. Für jede Mahlzeit<br />
gehe ich extra einkaufen. Manchmal nehme<br />
ich mir vor: So, heute Abend kaufst du etwas<br />
für morgen fürs Frühstück. Besonders<br />
Samstagabend versuche ich es, um Sonntag<br />
in der Früh nicht zur Tankstelle rennen zu<br />
müssen. Aber wenn ich dann im Supermarkt<br />
stehe, traue ich mich doch nicht, aus<br />
Angst es schon am Abend aufzuessen. Am<br />
schlimmsten sind freie Tage. Freizeit gibt<br />
mir die Möglichkeit über meine Ängste und<br />
Probleme nachzudenken und das führt bei<br />
mir zu Fress- und Brechanfällen. Deswegen<br />
versuche ich immer etwas zu unternehmen.<br />
Heute bin ich seit 17 Tagen brechfrei. Das bedarf<br />
immenser Disziplin, weil ich bei Stress<br />
oder Druck schnell in meine alten Muster<br />
zurück falle. Wenn ich dann doch wieder<br />
kotze, bin ich danach immer total verzweifelt<br />
und frage mich, ob ich denn nie gesund<br />
werde. Und um genau diese Verzweiflung<br />
nicht mehr spüren zu müssen, reiße ich mich<br />
auch immer wieder zusammen. Zwei Ziele<br />
will ich erreichen: erstens Fressanfälle vermeiden,<br />
zweitens an normalen Tagen etwas<br />
mehr essen. Denn ich weiß, dass ich sehr<br />
zart bin, aber früher, als ich 6 Kilo mehr hatte,<br />
bin ich mir einfach zu fett vorgekommen.<br />
In meinem jetzigen Körper fühle ich mich<br />
wohl, obwohl ich weiß, dass ich nicht gesund<br />
bin. Manchmal macht mich das richtig wütend!<br />
Dann frage ich mich, wieso kann ich<br />
mich nicht in einem gesunden Körper wohlfühlen?<br />
Wie machen das die anderen?<br />
Ich habe mich oft gefragt: Wer bin ich, wenn ich nicht krank bin? Wer soll sich<br />
dann noch für mich interessieren? Das hat mich lange in der Krankheit gehalten.<br />
Nicht zu essen war eben meine Art „Nein“ zu sagen, stark zu sein. Wenn<br />
mich jetzt etwas verunsichert oder überfordert, ist immer noch mein erster Impuls<br />
wieder in den Hunger und die Abstinenz zu flüchten. Aber dann frage ich<br />
mich: Willst du leben und unter Menschen sein oder dich wieder isolieren?<br />
Inzwischen kann ich mich für das Leben entscheiden.<br />
Zum Beispiel gehe ich Essen mit anderen nicht mehr aus dem Weg. Früher<br />
war das unmöglich. Heute kämpfe ich auch dagegen an, wenn mir mein Kopf<br />
sagt: Du bist zu dick! Der Teil der Krankheit, der mir noch am ehesten zu schaffen<br />
macht, sind die unsichtbaren Kämpfe im Kopf. Das dauernde Überdenken,<br />
Zweifeln, die Angst, allein gelassen und übersehen zu werden. Viele Menschen<br />
verstehen nicht, dass eine Essstörung keine körperliche Krankheit ist, sondern<br />
eine psychische. Auch meine Familie hat nicht verstanden, dass meine Therapie<br />
nicht eine „Reparatur“ war. Ich bin nicht einfach geheilt zurückgekommen. Das<br />
hat mir lange zu schaffen gemacht, bis ich verstanden habe, dass ich nur mich<br />
selbst ändern kann. Heute distanziere ich mich einfach von ihnen, wenn ich<br />
merke, dass mir etwas nicht gut tut. Trotzdem würde ich nicht sagen, dass ich<br />
gesund bin. Ich habe einfach gelernt mit meiner Krankheit umzugehen. Und<br />
obwohl ich noch sehr darauf achte, nichts zu fettiges oder paniertes zu essen,<br />
ohne meine Schokolade könnte ich heute nicht mehr leben!
76 MIT SCHARF<br />
fakebook Suche<br />
Startseite Profil Konto<br />
Conchita „Dragqueen“ Wurst<br />
Pinnwand<br />
Info Fotos Videos Gefällt mir<br />
Conchita „Dragqueen“ Wurst gefällt der Artikel:<br />
„Bart macht Hart“ auf www.dasbiber.at<br />
03. Juni 20<strong>14</strong> um 23:05 Uhr<br />
Werbeanzeige erstellen<br />
Informationen<br />
Mein Motto: Das Leben ist<br />
wie ein Stein. Nur anders<br />
Wohnort: Wien<br />
Beziehungsstatus:<br />
Glücklich kompliziert<br />
Freunde<br />
5<strong>14</strong>.000 Alle anzeigen<br />
Ross<br />
Antony<br />
Direktor<br />
Wrabetz<br />
Fotos<br />
Christl<br />
Stürmer<br />
Alfons<br />
Haider<br />
Stefan<br />
Raab<br />
Bülent<br />
Ersoy<br />
2 von 13 Alben Alle anzeigen<br />
Mein Bart<br />
und ich<br />
vor 3 Tagen<br />
aktualisiert<br />
Best Moment<br />
vor 25 Tagen<br />
aktualisiert<br />
Michael Spindelegger Conchita „Dragqueen“ Wurst<br />
Lieber Tom Neuwirth! Vielen Dank für deine Bemühungen<br />
und dein Engagement mit deiner fantasievollen Fiktionsfigur<br />
„Conchita Wurst“. Deine Show und Performance mit der<br />
fantasievollen Illusionsfigur, die täuschend echt ankam hat<br />
Österreich zum Sieg verholfen. Wir sagen: Danke Künstler Tom<br />
für diese künstlerische Leistung und ich wünsche noch einen<br />
weiteren erfolgreichen Lebensabschnitt.<br />
02. Juni 20<strong>14</strong> m 08:55 Uhr<br />
Anwaltskanzleiverbund und Dachverbandsverein zu Erhaltung der<br />
Maiglöckchen gefällt das .<br />
Alf Poier: Auch ich sage. Respekt. Du warst unglaublich. Mein<br />
1. Posting mit Zumpferlromantik war nicht ich!<br />
Das war jemand anderes.<br />
02. Juni 20<strong>14</strong> um 09:15 Uhr<br />
1 gefällt das<br />
Hc Strache: @Alf Das waren vermutlich diese LinksLeftLinks-<br />
Linken Gutmenschenlichen Hacker. Die Hacken auch immer<br />
unsere Computer.<br />
2. Juni 20<strong>14</strong> um 09:16 Uhr<br />
2 gefällt das<br />
Gustav Knödel Conchita „Dragqueen“ Wurst<br />
Das ist ein Bart! Ich bin der Weltmeister der<br />
Bartmeisterschaften! Geh Ham Pupperl!<br />
13. Mai 20<strong>14</strong> m <strong>14</strong>:20 Uhr<br />
253 gefällt das .<br />
Conchita „Dragqueen“ Wurst Also dein<br />
Bart ist mir nimma Wurst! Hut Ab!<br />
13. Mai 20<strong>14</strong> m <strong>14</strong>:22 Uhr<br />
352 gefällt das<br />
Bülent Ersoy Conchita „Dragqueen“ Wurst<br />
Schatzi, bei aller Liebe und Respekt für deinen<br />
Sieg: Europa feiert dich und tut so, als ob sie<br />
die tolerantesten Menschen überhaupt wären.<br />
Ich bin in der Türkei seit Jahren ein fixer<br />
Bestandteil der Künstlerszene. Google auch<br />
mal nach Zeki Müren und Azis!<br />
03. Mai 20<strong>14</strong> um 23:05 Uhr<br />
Huysuz Virgin und 287 anderen gefällt das<br />
Alf Poier<br />
Finde deine<br />
Lieblingswurst!<br />
Biber: Das beste<br />
Gratismagazin Österreichs<br />
Mehr Klingen –<br />
Bessere Rasur<br />
Hier das „Fakebook“-<br />
Profil des Monats –<br />
voll fake versteht sich.<br />
Schreibt Teoman Tiftik,<br />
wessen Pinnwand<br />
ihr in der nächsten<br />
Ausgabe lesen wollt:<br />
tiftik@dasbiber.at<br />
Conchita! Ich sag nochmal sry!<br />
Jetzt wo du erste bist mach<br />
ich es natürlich allen anderen<br />
nach und bin auch stolz und<br />
gebe das sogar öffentlich zu.<br />
Danke. Vielen Dank.<br />
Peace. Love und Toleranz<br />
everywhere!<br />
Jo! Gleich nachdem fest stand,<br />
dass du gewinnst, habe ich<br />
auch ein Foto von dir gepostet<br />
und wie cool ich dich doch<br />
finde.<br />
Fotos: www.picturedesk.com, GREGOROWIUS,STEFAN / Action Press / picturedesk.com, Milenko Badzic / First Look / picturedesk.com, Franz Neumayr / picturedesk.com, Thomas Ramstorfer / First Look / picturedesk.com, Henning Kaiser /<br />
EPA / picturedesk.com, RUBRA / APA / picturedesk.com, Michael Gruber / EXPA / picturedesk.com, Walter Pernkopf / picturedesk.com
BEI HITZE:<br />
GUT ANZIEHEN!<br />
DIE FROZEN YOGHURT SMOOTHIES - JETZT IM McCAFÉ.<br />
© 20<strong>14</strong> McDonald’s. Solange der Vorrat reicht.<br />
77<br />
mcd_Frozen_Smoothies_Anzeige_207x270_ISOnewspaper26v4.indd 1 13.05.<strong>14</strong> 09:19
78 MIT SCHARF<br />
Von Todor Ovtcharov<br />
MIRO,<br />
Im Nachbarsblock des Sofioter Endviertels<br />
„Obelia“, wo ich aufgewachsen bin,<br />
lebte ein Brasilianer. Na ja, ein nicht ganz<br />
echter Brasilianer – eigentlich war Miro<br />
ein Rom. Da er aber ein unglaublich begabter<br />
Fußballspieler war nannten ihn<br />
alle „der Brasilianer“ oder kurz „Braso“.<br />
Braso stand in unseren Augen Garrincha<br />
und Romario in nichts nach. Er dribbelte<br />
magisch mit dem Ball um seine Gegenspieler<br />
herum. Als wir uns zum Fußballspielen<br />
in zwei Mannschaften aufteilten,<br />
wollte jeder mit Braso spielen. Auf dem<br />
Fußballfeld war Braso der Held. Außerhalb<br />
bemerkte ihn niemand. Braso ging<br />
längst nicht mehr zur Schule. Er arbeitete<br />
in einer Autowäscherei. Im Winter trug<br />
er Gummistiefel und im Sommer lief er<br />
meistens barfuß. Während er auf seine<br />
nächsten Kunden in der Autowäscherei<br />
wartete, jonglierte er mit dem Ball. Braso<br />
träumte einmal für die bulgarische Nationalmannschaft<br />
zu spielen. Eigentlich<br />
erfüllte er alle Voraussetzungen - er war<br />
Deutschland und erreichten das Halbfinale.<br />
Alle können sich heute immer<br />
noch an die ZDF-Reportage vor dem<br />
Spiel erinnern, die die Bulgaren und die<br />
Deutschen vergleichen sollte. Die Deutschen<br />
bereiteten sich auf das Spiel vor und<br />
übten verschiedene taktische Situationen.<br />
Die Bulgaren lagen vor dem Hotel beim<br />
Swimmingpool mit einem Glas Whiskey<br />
in der Hand und Zigarren im Mund. Die<br />
Bulgaren gewannen mit zwei zu eins.<br />
Diese Reportage war das Ende von<br />
Braso. Mit dem wenigen Geld, das er besaß,<br />
fing er an sich Zigarren zu kaufen.<br />
Außerdem fing er stark zu trinken an.<br />
Mit vierzehn war er Braso, der Star des<br />
Viertels. Mit sechszehn war er ein gewöhnlicher<br />
Säufer. Er konnte immer noch<br />
unglaublich gut mit dem Ball jonglieren.<br />
MIRO IST NICHT MEHR<br />
Ich wurde älter. Ich verließ „Obelia“. Die<br />
bulgarischen Fußballhelden wurden zu<br />
Geschäftsmännern. Vor einem Jahr ging<br />
DER BRASILIANER<br />
unglaublich gut, er ging nicht zur Schule<br />
und hatte überhaupt keine Hemmungen.<br />
Er hatte sogar gelernt seine Gegenspieler<br />
zu bespucken. Damit versuchte er Stoichkov<br />
zu imitieren. Stoichkov war der Star<br />
der bulgarischen Nationalmannschaft.<br />
WHISKEY + ZIGARRE =<br />
BULGARISCHER FUSSBALLER<br />
Kurz davor hatte die bulgarische Nationalmannshaft<br />
den vierten Platz bei einer<br />
WM erreicht. Die Fußballer waren die<br />
populärsten Menschen im Land. Ihr Erfolg<br />
hatte den Bürgern des armen und<br />
ausgeraubten Landes ein enormes Selbstbewusstsein<br />
gegeben. In den Fußballern<br />
sah jeder sein Vorbild. Sie waren ganz<br />
gewöhnliche Jungs, die die Weltspitze<br />
erreicht hatten. Damals besiegten die<br />
Bulgaren den amtierenden Weltmeister<br />
ich bei der Autowäscherei vorbei. Ich<br />
fragte nach Miro. „Der Brasilianer?“,<br />
antworteten sie, „Er ist schon längst in<br />
Brasilien!“ Ich konnte es kaum glauben.<br />
„Echt?“ Der Mann von der Autowäscherei<br />
deutete mit seinem Kopf auf den Friedhof,<br />
der auf der andren Seite der Straße ist.<br />
Das war „Brasilien“… Ich erinnerte mich<br />
an diese Geschichte, als ich zusammen<br />
mit meiner lieben M. auf einer sonnigen<br />
Wiese in einem Wiener Park lag. „Wann<br />
fliegen wir nach Brasilien?“, fragte sie.<br />
„Nein“, sagte ich, „hier geht es uns auch<br />
ganz gut.“<br />
Dieses Jahr qualifizierte sich Bulgarien<br />
nicht für die WM. Österreich auch<br />
nicht. Deshalb werde ich Bosnien anfeuern.<br />
Und an Miro den Brasilianer denken.<br />
Falls Bosnien das Halbfinale erreicht, kaufe<br />
ich mir sogar eine Zigarre.
MIT SCHARF<br />
79<br />
„Wie lange erhält<br />
mein studierendes Kind<br />
Familienbeihilfe?”<br />
„Bis wann habe<br />
ich mit meiner<br />
Arbeitnehmerveranlagung<br />
Zeit?”<br />
„Wie viel darf ich<br />
steuerfrei dazuverdienen,<br />
wenn ich Einkünfte aus<br />
nichtselbstständiger<br />
Arbeit beziehe?”<br />
„Wie viel darf ich<br />
als Student dazuverdienen,<br />
damit ich die Familienbeihilfe<br />
nicht verliere?”<br />
„Welche<br />
Sachbezüge sind<br />
für Arbeitnehmer<br />
steuerfrei?”<br />
„Wann habe<br />
ich Anspruch auf<br />
den Alleinverdienerabsetzbetrag?”<br />
„Kann ich<br />
die Kosten<br />
für Kinderbetreuung<br />
steuerlich geltend<br />
machen?”<br />
„Werbungskosten -<br />
was ist das<br />
überhaupt?”<br />
„Wann steht mir<br />
der Alleinerzieherabsetzbetrag<br />
zu?”<br />
Frage? Antwort: www.bmf.gv.at/steuertipps
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