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06/14 LAND UNTER

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P.b.b., Verlagspostamt 1070, Vetragsnummer 09Z0381<strong>06</strong> M<br />

www.dasbiber.at<br />

Magazin für neue ÖsterreicherInnen<br />

mit scharf<br />

JUNI<br />

20<strong>14</strong><br />

kost soviel<br />

du willst<br />

+ BRAZIL 20<strong>14</strong><br />

GEHEIMTIPP BOSNIEN<br />

+ SEBASTIAN KURZ<br />

INTERVIEW IN ZAHLEN<br />

+GAVRILO PRINCIP<br />

HELD ODER HUND?<br />

BALKAN<br />

<strong>LAND</strong> <strong>UNTER</strong><br />

DAS LEBEN NACH DER FLUT


OMV<br />

Die vielfältige Welt der OMV<br />

Wir leben und brauchen Vielfalt. Das macht uns stark und kommt bei uns aus drei Zentren:<br />

Österreich, Rumänien und der Türkei. Unsere rund 29.000 Mitarbeiter stammen aus 60<br />

Nationen. So entwickeln wir den besten Mix in unseren Teams für die Tätigkeit in knapp<br />

30 Ländern.


MIT SCHARF<br />

3‘ 3<br />

3min mit<br />

BOSNIEN-FAN<br />

SAMIR IMAMOVIĆ<br />

Nur rund 4000 bosnische<br />

Anhänger werden ihre Mannschaft<br />

in Brasilien anfeuern.<br />

Das ist ein Minusrekord.<br />

Wir haben trotzdem einen in<br />

Wien gefunden: den Elektrotechniker<br />

Samir Imamović.<br />

Von Amar Rajković und<br />

Susanne Einzenberger (Foto)<br />

biber: Was nimmst du mit zur WM?<br />

SAMIR IMAMOVIĆ: Das Wichtigste sind<br />

die Fan-Utensilien: Trikot, Schal, Mütze.<br />

Dann sind noch Sonnenschutz und Gelsenspray<br />

unbedingt notwendig. Man darf nicht<br />

vergessen, dass die einzelnen Stadien Tausende<br />

Kilometer voneinander entfernt und in unterschiedlichen<br />

Klima- und Zeitzonen liegen.<br />

Auf welches Match freust du dich am meisten?<br />

Was für eine Frage! Das erste Gruppenspiel<br />

von Bosnien im legendären Maracana-Stadion<br />

gegen die Fußballmacht Argentinien ist<br />

der absolute Höhepunkt - vor allem durch die<br />

zusätzliche Unterstützung der brasilianischen<br />

Fans, die bekanntlich nicht gut auf Argentinien<br />

zu sprechen sind.<br />

Wie lange bleibst du in Brasilien?<br />

Ich bleibe zwei Wochen und komme frühestens<br />

am 26. Juni zurück.<br />

Frühestens?<br />

Da ich als treuer Fan an meine Mannschaft<br />

glaube, gehe ich davon aus, dass wir die Vorrunde<br />

überstehen. Deswegen haben wir beim<br />

Buchen der Flugkarten eine Zusatzversicherung<br />

bezahlt. (lacht) Um im Falle eines Weiterkommens<br />

unserer Mannschaft, den Traum<br />

in Brasilien weiter zu leben.<br />

Du sprichst von „wir“. Wer begleitet dich auf<br />

dem Fußballabenteuer?<br />

Es ist eine länderübergreifende Freundschaft.<br />

Vier Jungs aus Österreich, drei aus Norwegen,<br />

zwei aus England und ein Schweizer treffen<br />

sich zum gemeinsamen Abflug in Barcelona.<br />

Von dort aus geht es e nach Sao Paolo. Am 17.<br />

Juni sind wir in Rio, am 18. Juni in Cuibaba<br />

und am 22.6 in Salvador.<br />

Wie hoch ist dein Reise-Budget?<br />

Alle Flüge, Übernachtungen und Tickets ha-<br />

ben zusammen 2200€ gekostet. Die einzelnen<br />

Karten rund 90 Dollar, da hatten wir Glück<br />

bei der Verlosung im Dezember.<br />

Was sagt die Gattin dazu?<br />

Sie kennt mich und weiß, dass ich diese einzigartige<br />

Chance, meine Mannschaft bei der<br />

WM in Brasilien anzufeuern, anpacken muss!<br />

Außerdem kennt sie das aus der Vergangenheit,<br />

ich hab in den letzten zehn Jahren kein<br />

wichtiges Ländermatch verpasst.<br />

Wer ist er<br />

Name: Samir Imamović<br />

Alter:45<br />

Beruf: Elektrotechniker<br />

Lieblingsspieler: Miralem Pjanić<br />

Besonderes: Glaubt nicht an Vuvuzelas,<br />

Combinhos und sonstigen<br />

akustischen Kram. Richtige Fans<br />

benutzen ihre Stimmen.


4<br />

INHALT<br />

JUNI 20<strong>14</strong><br />

3_3 Minuten: Bosnischer Fan vor<br />

der Abreise nach Brasilien<br />

8_Faces of the month:<br />

Acht Designer aus acht Ländern.<br />

10_Ivanas Welt<br />

über die nasse Hölle in Bosnien.<br />

POLITIKA<br />

12_Jahrhundertflut am Balkan:<br />

„Betrink‘ dich, während du unser<br />

Schicksal niederschreibst.“<br />

18_Interview in Zahlen:<br />

Außenminister Sebastian Kurz hat 30<br />

Freunde und keinen einzigen Song auf<br />

seinem Smartphone.<br />

20_Held oder Hund? Wir haben den<br />

Großneffen des Attentäters Gavrilo Princip<br />

in Ost-Sarajevo gesucht.<br />

24_Meinungsmache über West-Balkan,<br />

Jihadisten und Doppel-Pässe.<br />

100 Jahre nach dem<br />

Attentat auf den<br />

Thronfolger Franz<br />

Ferdinand bleibt die<br />

Frage: Ist der Täter<br />

Gavrilo Princip ein<br />

Hund oder ein Held?<br />

Ein Lokalaugenschein<br />

aus Sarajevo.<br />

20<br />

Chaos, Elend,<br />

Hunger: Unsere<br />

Kollegen Alexandra<br />

Stanic und<br />

Marko Mestrovic<br />

sind noch immer<br />

sprachlos.<br />

Das hat sie nicht<br />

gehindert mit den<br />

Betroffenen der<br />

Katastrophe zu<br />

sprechen.<br />

12<br />

RAMBAZAMBA<br />

28_ABC des Fußballs: Mit diesen<br />

Fakten stehst du bei der Fußballrunde<br />

nicht im Abseits<br />

34_Ramadan und Sport: Redakteur<br />

Schadi möchte während des Fastens nicht<br />

auf das Fitness-Center verzichten.<br />

40_Interview Oxonitsch: Über<br />

Jugendzentren, Gratis-Nachhilfe und<br />

warum sich dieses Jahr die Bäderkarte<br />

rechnet.<br />

Habt ihr gewusst, dass<br />

ihr mindestens 540,60<br />

Euro investieren müsst,<br />

um das Panini-Sticker<br />

Album voll zu kriegen?<br />

Nein? Dann werdet ihr<br />

unser Kicker-Lexikon<br />

lieben!<br />

28


5<br />

Sie sind Gründer,<br />

Verkäufer,<br />

Buchhalter, Multitalente.<br />

Immer<br />

mehr Menschen<br />

suchen ihr berufliches<br />

Glück<br />

in der Selbständigkeit.<br />

Über<br />

die Licht- und<br />

Schattenseiten der<br />

Solo-Performer.<br />

44<br />

KARRIERE<br />

43_Karriere-News: Unternehmer-<br />

Probleme, die erste Generalin und<br />

Karrierekiller.<br />

44_Sneakers, Apps, Kebabs: Vier<br />

Kleinunternehmer über Ideen, schlaflose<br />

Nächte und Bankenkredite.<br />

50_Interview: Diversity-Pionier Manuel<br />

Bräuhofer sieht Vielfalt nur von der<br />

positiven Seite.<br />

TECHNIK<br />

56_Beats, Äpfel und Cash: Adam<br />

Bezeczky über Dr. Dre, iPhone 6 und den<br />

Kassenschlager Samsung Galaxy S5.<br />

LIFE & STYLE<br />

68_Leben nach der Magersucht:<br />

Vier Frauen erzählen über Kontrolle,<br />

Kalorien und Kleiderwahl.<br />

76_Fejkbook: Pop-Sternchen<br />

Conchita Wurst<br />

Wir haben Fans in<br />

Indien! Als ob das<br />

nicht genug wäre,<br />

haben uns Prayag<br />

und Porus eine fertige<br />

Modestrecke<br />

von den Dächern<br />

Bombays geschickt.<br />

60<br />

78_Die Leiden des jungen Todor:<br />

Zauberfußballer Miro wäscht keine<br />

Autos mehr<br />

Marko Mestrović, Rowan Staszkiewicz / PA / picturedesk.com,<br />

Porus Vimadalal, picturedesk.com


6 EDITORIAL<br />

Liebste Leser und Innen!<br />

In dieser Ausgabe dreht sich alles um Bosnien-Herzegowina. Mit dem<br />

Herzen sind wir ganz bei den Flutopfern, gleichzeitig haben wir Herzklopfen,<br />

weil Bosnien zum allerersten Mal bei einer Fußball-Weltmeisterschaft<br />

dabei ist. Und 100 Jahre nach dem Attentat auf Thronfolger Franz Ferdinand<br />

in Sarajevo begeben wir uns auf Spurensuche nach dem Attentäter Gavrilo<br />

Princips und fragen uns: Held oder Hund? Dabei besuchen wir auch Gavrilo<br />

Princip höchstpersönlich, der uns allerdings von seinem Grundstück jagt.<br />

Also sein Großneffe mit gleichem Namen, nicht sein Geist.<br />

Um sich ihr eigenes Bild von der Jahrhundertflutkatastrophe zu machen,<br />

fuhren BIBER-Redakteurin Alexandra Stanić und Fotochef Marko Mestrović<br />

in den Norden Bosniens. Zwischen Doboj und Šamac waren sie in Gummistiefeln,<br />

mit Booten und Atemmasken unterwegs und waren entsetzt über<br />

die dramatisch-schaurigen Bilder, die sich ihnen boten. Dabei ist auch das<br />

Coverfoto des Friedhofs unter Wasser entstanden.<br />

Einen Grund zur Freude hat Bosnien trotzdem: Die Nationalmannschaft ist<br />

in Brasilien bei der WM dabei. Und mit ihr ihre Fans. Einen davon haben<br />

wir in Wien kurz vor seiner Abreise interviewt.<br />

Wer bei der WM siegen wird, ob Bosnien, Brasilien oder Belgien (die Tipps<br />

unserer BIBER-Sportexperten), können wir<br />

bei Redaktionsschluss noch nicht sagen.<br />

Dafür, wer den Diverscity-Preis der WKW<br />

gewonnen hat: BIBER! (siehe Foto) Darüber<br />

freuen wir uns ganz besonders, sind stolz und<br />

bedanken uns.<br />

Danke wollen wir auch intern sagen. Die<br />

BIBER-Mitarbeiter des Monats haben Großes<br />

geleistet und ohne sie hätten wir so manche<br />

Seite nicht fertiggekriegt: Dudu, Artur und<br />

Adnan, ihr seid der Hit!<br />

So sehen Sieger aus: biber räumt ab.<br />

Bussis, die Redaktion<br />

Florian Wieser<br />

IMPRESSUM<br />

MEDIENINHABER:<br />

Biber Verlagsgesellschaft mbH, Quartier 21,<br />

Museumsplatz 1, E-1.4, 1070 Wien<br />

HERAUSGEBER & CHEFREDAKTEUR:<br />

Simon Kravagna<br />

STV. CHEFREDAKTEUR:<br />

Amar Rajković<br />

STV. CHEFREDAKTEURIN:<br />

Delna Antia<br />

ONLINE:<br />

Amar Rajković<br />

AKADEMIELEITUNG:<br />

Marina Delcheva<br />

KOLUMNIST/INNEN:<br />

Ivana Martinović, Todor Ovtcharov<br />

FOTOCHEF:<br />

Marko Mestrović<br />

REDAKTION & FOTOGRAFIE:<br />

Sarah Al-Hashimi, Melisa Aljović, Muhamed<br />

Beganović, Adam Bezeczky, Milena Borovska, Ayper<br />

Cetin, Amélie Chapalain, Amra Ducić, Ali Cem<br />

Deniz, Nana Egger, Susanne Einzenberger, Menerva<br />

Hammad, Tina Herzl, Markus Hollo, Mahir Jamal,<br />

Lyudmila Gyurova, Sophie Kirchner, Maria Matthies,<br />

Marko Mestrović, Ivana Martinović, Marie-Noel<br />

Ntwa,Anastasia Osipova, Todor Ovtcharov, Jelena<br />

Pantic, Michele Pauty, Marian Smetana, Vanessa<br />

Spanbauer, Daniel Spreitzer, Alexandra Stanić,<br />

Teoman Tiftik, Aleksandra Tulej, Artur Zolkiewicz<br />

ART DIRECTOR: Dieter Auracher<br />

LAYOUT: Dieter Auracher, Viktoria Platzer<br />

LEKTORAT: Christina Gaal<br />

ANZEIGEN: Teoman Tiftik, Adam Bezeczky<br />

BUSINESS DEVELOPMENT: Andreas Wiesmüller<br />

GESCHÄFTSFÜHRUNG:<br />

Wilfried Wiesinger, Simon Kravagna<br />

KONTAKT: biber Verlagsgesellschaft mbH<br />

Quartier 21, Museumsplatz 1, E-1.4, 1070<br />

Wien<br />

Tel: +43/1/ 9577528<br />

redaktion@dasbiber.at<br />

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INTERNET: www.dasbiber.at<br />

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8<br />

FACES OF THE MONTH<br />

FACES OF THE MONTH<br />

GUT GELAUFEN<br />

8 Jungdesigner aus Europa, 20 Models<br />

aus Wien, 600 Gäste in Favoriten – die<br />

BIBER „Get dressed for Europe“ Fashion<br />

Show und After-Party war das Highlight<br />

im EU-Wahlkampf. Und noch viel mehr.<br />

Von Delna Antia und Verena Mandragora (Fotos)<br />

Nein, das sind weder Fotos von Mailands Laufstegen,<br />

noch der New York Fashion Week. Es ist<br />

das Ergebnis der BIBER-Fashion Show mitten<br />

in Favoriten. Hier haben wir im Mai den<br />

Laufsteg für Europa aufgebaut. Wir haben acht<br />

junge Modedesigner aus ganz Europa eingeladen,<br />

von Belgrad, Paris bis Helsinki, um anlässlich<br />

der EU-Wahlen zu zeigen, wie schön und<br />

kreativ der Kontinent eigentlich ist. Die Jung-<br />

Designer haben in der coolen Location der<br />

ehemaligen Ankerbrotfabrik ihre Kollektionen<br />

und ihre Idee zu Europa gezeigt. Extra für den<br />

Abend gab es eine „Europa-Kollektion“.<br />

Lässigkeit auf den Punkt: Das slowakische<br />

Label „Buffet Clothing“.<br />

Der gesamte Abend war ein Spektakel: Models,<br />

die durch Nebelschwaden an einem vorbei<br />

stolzierten, Mode, vom finnischen Cocktailkleid<br />

bis zum lässigen Punkte-Pulli für Männer,<br />

rund 600 Zuschauer, die mit allerlei Cocktails<br />

und EU-Wraps verköstigt wurden und<br />

zum Schluss eine ausgelassene After-Party mit<br />

DJ Ottomatic.<br />

Mehr Fotos und das Video vom rauschenden<br />

Fest auf unserer Website: www.dasbiber.at<br />

Stolze Extravaganz aus Belgrad: Das Label „La Li<br />

Ca“ der Serbin Aleksandra Lalic.


FACES OF MIT THE SCHARF MONTH 9<br />

Subtile Eleganz: Bei der Rumänin „Patricia<br />

Vincent“ aus Wien dreht sich alles ums Kleid.<br />

Die Polin aus Paris: Designerin „Paulina<br />

Plizga“ liebt Patchwork in ihren Sachen.<br />

Einfach cool: Das Designer-Duo von „Ferrari &<br />

Zöchling“ mag es fließend und resolut.<br />

Inspiriert vom japanischen Koi-Fisch: Das<br />

Wiener Duo „Kokemoos“ setzt auf Recycling.<br />

Einfach weiß: Das „Europa-Design“ des<br />

slowenischen Labels „Fsemogocnjy.Jhezus“.<br />

Starke Pracht und Tracht: Das Label „Poola<br />

Kataryna“ aus Helsinki.


10 MIT SCHARF<br />

IVANAS<br />

WELT<br />

Foto: Igor Minić<br />

In Ivanas WELT<br />

berichtet biber-<br />

Redakteurin<br />

Ivana Martinović<br />

über ihr daily life.<br />

DIE HÖLLE IST KALT UND NASS<br />

Die Stimme meines Vaters stockt am Telefon. Er lebt in der bosnischen Stadt<br />

Orasje, versucht über das Wasser zu sprechen. Nicht über die Menge, sondern was<br />

es angespült hat. Elend und Leid für Tier und Mensch. Trächtige Kühe, die aus den<br />

Wassermassen gezogen wurden und keine Kraft mehr haben ihre Kälber auszutragen.<br />

Angekettete Hunde, die nicht rechtzeitig befreit werden konnten und noch unter<br />

Wasser vor sich hin faulen. Tiere, die entweder tot oder regungslos am Boden liegen,<br />

weil sie ihre Beine nicht mehr tragen. Evakuierte Menschen aus den Nachbardörfern,<br />

die in der Sporthalle unserer Schule auf die Zukunft warten, die keine rosige ist. Wir<br />

haben Glück, meint er. Bis ins Haus hat es die Flut nicht geschafft. Nur der Garten<br />

bis zur Haustür ist voller Wasser, der Gestank unerträglich. Ein beißender Geruch<br />

vom abgestandenen schmutzigen Wasser, vermischt mit Fäkalien aus den überfluteten<br />

Klärgruben der Nachbarschaft, weil unsere Dörfer keine Kanalisation haben.<br />

Insekten, Ratten, Schlangen kriechen aus den Löchern, wollen ins Trockene, suchen<br />

Nahrung und sind eine Plage, die keiner gebrauchen kann. Es herrscht Stillstand in<br />

jeder Lebenslage. Die Arbeitswelt, die Märkte, nichts funktioniert. Das strömende<br />

Wasser ist zum Hauptaugenmerk jedes Menschen in den überfluteten Gebieten<br />

geworden. Sandsäcke zu füllen, Wasser abzupumpen und hungrige Menschen satt zu<br />

bekommen, Kranke zu versorgen, obwohl wenig da ist, weil eben nichts funktioniert.<br />

Das ist die erste Überlebensphase nach dieser verdammten Flut. Was danach kommt<br />

ist unvorstellbar. So muss sich die Hölle auf Erden anfühlen, nur ist sie jetzt kalt,<br />

nass und stinkt.<br />

DIASPORA AUF DEN BEINEN, DAS <strong>LAND</strong> IM CHAOS<br />

Jedem Serben, Kroaten, Bosnier wird es ähnlich wie mir gehen. Wir sehen machtlos<br />

aus der Ferne die Bilder der Zerstörung. Es brennt unter den Füßen. Jeder Blick auf<br />

den trockenen Boden in Wien und die Donau, die im Rahmen fließt, lässt mich an<br />

die Menschen unten denken. Was wir tun können, ist aus der Ferne helfen. Nach<br />

der Arbeit zu der einen oder anderen Hilfsaktion stürmen und mit anpacken. Hilfe<br />

von A nach B bringen. A funktioniert scheinbar tadellos, aber B endet im Chaos.<br />

Was sich über die sozialen Netzwerke abspielt, beschert einem ein Wechselbad der<br />

Gefühle. Trauer, Rührung, Freude, Wut. Hunderte Hilfskonvois rollen, finanzielle Hilfe<br />

für den Wiederaufbau wird gespendet. Rührung und Freude über die Solidarität der<br />

Menschen, denen der Feind aus dem Krieg keiner mehr zu sein scheint, sondern ein<br />

Mensch, der hilft und dem geholfen werden muss. Trauer und Wut über ein Land,<br />

dessen politische Ebene zum Schmeißen ist und ein Vorankommen des Miteinanders<br />

boykottiert. Meldungen auf Facebook, Hilfslieferungen werden missbraucht, zurückgehalten,<br />

für den Weiterverkauf gebunkert, gestohlen, erinnern an die Kriegsprofiteure,<br />

die nach der Not das große Geld wittern. Neid kommt zum Leid hinzu, wer und<br />

wie viel Hilfe mehr nötig hat und wer das Paar geschickter Gummistiefel bekommt.<br />

Was mich noch mehr fertig macht, ist das Danach. Versorgung mit dem Nötigsten wie<br />

Nahrungsmittel und Kleidung ist das eine, Wiederaufbau durch finanzielle Entschädigung<br />

das andere. Wird es wie nach dem Krieg sein, wo der mit den besseren Beziehungen<br />

zu Behörden und den politischen Sesselwärmern schneller ein neues Heim<br />

bekommt? Ich fürchte mich vor dieser erneuten Spaltung zwischen den Menschen,<br />

weil das Land die letzten 20 Jahre nach dem Krieg im Trockenen auch nicht anders<br />

funktioniert hat. Da hieß es auch Freund oder Feind. Da wundere ich mich auch<br />

nicht, wenn der eine oder andere die Hilfe wie das Eichhörnchen die Nüsse zu bunkern<br />

versucht. Für das Danach eben, weil der Staat für einen nichts tut, zumindest<br />

nicht für alle. Aber wann, wenn nicht jetzt?<br />

martinovic@dasbiber.at


11<br />

Foto von Marko Mestrović<br />

IST DAS CHAOS ZU BÄNDIGEN?<br />

POLITIKA


12 POLITIKA<br />

ALLES<br />

VERLOREN


POLITIKA<br />

13<br />

ICH WUSSTE, DASS DER<br />

AUFENTHALT IM KRISENGE-<br />

BIET IN BOSNIEN-HERZEGO-<br />

WINA HART WIRD. ALL DIE<br />

VERLORENEN EXISTENZEN,<br />

DIE ZERSTÖRTEN STÄDTE –<br />

AUCH TAGE DANACH BEKAM<br />

ICH DIE EINDRÜCKE NICHT<br />

AUS MEINEM KOPF.<br />

ALEXANDRA STANIC UND MARKO MESTROVIĆ (FOTOS)<br />

F<br />

auler Gestank liegt in der Luft. Ich bin umgeben von<br />

meterhohen Müllbergen und maskierten Menschen,<br />

die durch Schlamm stapfen. Mein erster Eindruck von<br />

Doboj, einer der bosnischen Städte, die den Fluten zum<br />

Opfer gefallen ist, dreht mir den Magen um. Obwohl ich<br />

das Schlimmste erwartet habe, wird mir schlagartig<br />

schlecht.<br />

Wie jeder hier trage ich Gummistiefel und eine<br />

Atemschutzmaske. Das Wasser geht zurück. Verdreckte<br />

Möbelstücke türmen sich am Straßenrand. In der 50<br />

Kilometer entfernten Stadt Šamac ist die Lage noch prekärer.<br />

Mehr als zehn Tage stand Šamac unter Wasser.<br />

Gleichzeitig stiegen die Temperaturen auf 30 Grad.<br />

Die pralle Mittagssonne erschwert den freiwilligen<br />

Helfern und dem Militär den Wiederaufbau. Aber auch<br />

ich stoße an meine Grenzen: Die Armut der Menschen,<br />

der Gestank, all die zerstörten Gegenden - es ist nicht<br />

einfach, mit so vielen schlimmen Eindrücken umzugehen.<br />

Eine ältere Frau bleibt neben mir stehen, beobachtet<br />

mich kurz. Sie ist etwa 50 Jahre alt, trägt einfache<br />

Sandalen und starrt in das 30 Zentimeter tiefe, braune<br />

Wasser, in dem sie steht. „Ich habe den gesamten Krieg<br />

miterlebt, mein Kind“, sagt sie plötzlich aus dem Nichts,<br />

„Aber diese Fluten sind noch viel schlimmer“. Bei vielen<br />

Gesprächen kämpfe ich mit den Tränen.


<strong>14</strong> POLITIKA<br />

DOBOJ<br />

Kaffeehäuser, Supermärkte, Friseurläden - alles wurde überflutet.<br />

Zurück bleiben verlorene Existenzen und Müll. Etwa eine<br />

Million der insgesamt 3,8 Millionen Bewohner Bosnien-Herzegowinas<br />

ist von den Überschwemmungen betroffen, rund 40.000<br />

wurden evakuiert. Wohnungen stehen leer, die ehemaligen<br />

Besitzer leben bei Nachbarn oder Verwandten. Tausende Tierkadaver<br />

mussten entsorgt werden, es herrscht Seuchenrisiko.<br />

Eine weitere Gefahr erwartet Bosnien-Herzegowina: Experten<br />

befürchten angeschwemmte Landminen – ein Erbe des Balkankrieges.<br />

Wien<br />

Sarajevo<br />

Belgrad<br />

Die Jahrhundertflut in Bosnien, Kroatien und Serbien hat<br />

mindestens 47 Menschenleben gefordert. Der wirtschaftliche<br />

Schaden beträgt nach ersten Schätzungen<br />

bis zu 3 Mrd. Euro.


POLITIKA<br />

15<br />

Gruppen von Studenten aus umliegenden,<br />

nicht betroffenen Städten,<br />

reisen in die Krisengebiete, um bei<br />

dem Wiederaufbau zu helfen. Einer<br />

davon ist Danijel Ratkovic. Er ist aus<br />

Banja Luka angereist. Die Stimmung<br />

bei den Studenten am Nachmittag ist<br />

ausgelassen, sie haben einen Sitzkreis<br />

inmitten von Schlamm und Müll<br />

gebildet. „Das Wohnhaus links haben<br />

wir schon sauber gemacht“, erzählt<br />

Danijel. „In dem anderen können wir<br />

nicht viel machen, weil ein Mann seine<br />

Wohnung im Erdgeschoss verriegelt<br />

hat und sein Zeug behalten will“, fährt<br />

er kopfschüttelnd fort. „Als könnte<br />

man auch nur irgendetwas von dem<br />

Müll wieder verwenden.“<br />

Die Hauptstraße zwischen Doboj und<br />

Maglaj ist nicht befahrbar, Erdrutsche<br />

haben sie völlig auseinander gerissen.<br />

Der Asphalt hat bis zu drei Meter tiefe<br />

Risse. Ein Anrainer beschreibt die<br />

Situation. „Die Familien oben am Berg<br />

haben alles verloren“, so der 52-jährige<br />

Ramus Suljic. „Der Erdrutsch hat<br />

ihre Häuser einfach den Hang nach<br />

unten mitgerissen.“


16<br />

POLITIKA<br />

ŠAMAC<br />

„Mein Zuhause ist zerstört.“ Mara<br />

Petkovic deutet mit einer wütenden<br />

Handbewegung in Richtung ihres<br />

Hauses. Sie wischt eine Träne aus<br />

ihrem Gesicht. „Ohne Boot komme ich<br />

nicht einmal bis zu meiner Haustür.“<br />

Ihr Ehemann ist während des Krieges<br />

gestorben. Ihre Tochter lebt in Banja<br />

Luka, letztes Jahr hat sie ihren Job<br />

verloren. „Ich bin alleine, arbeitslos<br />

und dank den Fluten jetzt auch<br />

obdachlos“, so die 50-Jährige. „Ich<br />

muss auf die Güte meiner Nachbarn<br />

hoffen, die mich bei sich schlafen<br />

lassen.“ Ihre Stimme überschlägt sich.<br />

„Ich hätte in diesem verdammten Haus<br />

bleiben sollen, damit mich der Fluss<br />

mitreißt und meinem Leben ein Ende<br />

bereitet.“<br />

Ich treffe ein junges Ehepaar auf<br />

ihrem Balkon im ersten Stock eines<br />

Wohnhauses. Sie haben ihr gesamtes<br />

Hab und Gut verloren. Über den<br />

Balkon klettere ich in ihre Wohnung,<br />

die Haustür ist verbarrikadiert. Die<br />

Wände sind mit Schlamm bedeckt.<br />

Der Kühlschrank wurde aus der Küche<br />

gespült, die Fensterscheiben sind<br />

eingeschlagen. Trotzdem hat Mladen<br />

Miljic seinen Humor behalten. „Ich<br />

würde dir ja Kaffee anbieten, aber die<br />

Kaffeemaschine ist kaputt“, scherzt<br />

er. Seine Frau zieht mit: „Schatz, sie<br />

hat sich nicht die Schuhe ausgezogen,<br />

als sie in unsere Wohnung gekommen<br />

ist.“ Beide lachen. Zum Schluss gibt<br />

mir Mladen eine Flasche Rotwein auf<br />

den Weg mit. „Sie ist das einzige, das<br />

heil geblieben ist“, erklärt der 30-Jährige.<br />

„Betrink’ dich, während du unser<br />

Schicksal niederschreibst.“


POLITIKA<br />

17<br />

Marko Mestrović, Samariterbund<br />

DIJASPORA HILFT<br />

„Alles hat mit einer Facebook-Veranstaltung begonnen“,<br />

erzählt Darko Marković, Initiator der Hilfsorganisation<br />

für die Flutopfer in Bosnien-Herzegowina. Der gebürtige<br />

Bosnier wendet sich an den Samariterbund, mit<br />

dessen Hilfe eine Woche nach der Gründung der „Hilfsaktion<br />

für Flutopfer in Bosnien-Herzegowina“ zehn<br />

Sattelschlepper in das Krisengebiet fahren. Nach der<br />

27-stündigen Fahrt merkt man Darko und den Helfern<br />

des Samariterbundes die Erschöpfung an. Gleichzeitig<br />

sind sie erleichtert. „Das war eine Aktion von Menschen<br />

für Menschen“, so Corinna Dietrich, freiwillige Helferin<br />

vom Samariterbund. Sie hat den Hilfskonvoi nach<br />

Bosnien begleitet. „Jetzt kümmern wir uns um die erste<br />

Hilfe, danach überlegen wir, wie es mittel- und langfristig<br />

weitergehen soll.“ Beim zweiten Anlauf waren es<br />

zwölf Sattelschlepper. Mehrere hundert Tonnen an Sachspenden<br />

wurden allein durch die vom Samariterbund<br />

unterstützte Initiative gesammelt. In Bosnien nahmen<br />

humanitäre Organisationen, unter anderem pomozi.ba,<br />

die Güter entgegen und verteilten sie an die betroffenen<br />

Menschen. Aber auch andere Bürger- und Volksinitiativen<br />

und private Helfer beteiligten sich an der Aktion.<br />

„Wir hielten es für wichtig, dass wir vor Ort jemanden<br />

haben, dem wir vertrauen können“, so Darko Marković.<br />

Auch der 23-jährige Stefan Došić startet eine Spendenaktion<br />

via Facebook. „Ich bin aus der betroffenen Stadt<br />

Obrenovac“, beschreibt der gebürtige Serbe seine Intention.<br />

„Ich konnte nicht tatenlos zusehen.“ Zusammen<br />

mit seinem besten Freund Stefan Vasić organisiert er in<br />

einem favoritner Jugendzentrum ein Spendenlager, danach<br />

übersiedelten sie in den 16. Bezirk. „Über 100 Tonnen<br />

haben wir nach Serbien geschickt“, so Stefan ganz<br />

stolz. „Wir arbeiten mit dem roten Kreuz in Užice zusammen,<br />

die verteilen die Hilfsgüter an die betroffenen<br />

Gegenden.“ Oft fahren Spender aus Wien selbst in das<br />

Krisengebiet, um den Menschen die Hilfsgüter zu geben.<br />

„Ich vertraue den Fahrern und dem roten Kreuz“,<br />

erklärt Stefan. „Aber andere sind skeptisch und wollen<br />

die Spenden eigenhändig abliefern.“ Trotz der Skepsis<br />

mancher funktioniert die Initiative reibungslos. „Ohne<br />

die Hilfe der vielen Menschen wäre eine Hilfsaktion in<br />

diesem Ausmaß gar nicht möglich gewesen“, freut sich<br />

der 23-Jährige.<br />

Auf der biber-Facebook-Gruppe (www.facebook.com/<br />

mitscharf) und unserer Homepage (www.dasbiber.at)<br />

findest du eine Aufzählung aller Hilfs-Annahmestellen.<br />

Die Liste wird täglich aktualisiert.<br />

So sehen Helden aus: Samariterbund mit Initiator Darko Markovic (ganz rechts)<br />

ÖSTERREICH HILFT<br />

Caritas, Rotes Kreuz, Samariterbund, –<br />

Österreich hilft seinen Nachbarn. 100<br />

Feuerwehrleute, Mitarbeiter der Wasserrettung<br />

und das österreichische Bundesheer<br />

samt Hubschrauber sind in den<br />

Krisengebieten in Bosnien-Herzegowina<br />

und Serbien im Einsatz. Da ein hohes<br />

Seuchenrisiko herrscht, wurden 80 ABC-<br />

Soldaten eingesetzt, die sich vor allem<br />

mit der Aufbereitung des Trinkwassers<br />

beschäftigen. Außenminister Sebastian<br />

Kurz: „Dieser Auslandseinsatz ist ein weiterer<br />

Baustein für die Hilfe für die Flutopfer<br />

vor Ort.“ Der Wiener Bürgermeister<br />

Michael Häupl und die Stadt Wien stellen<br />

400.000 Euro für die Flutopfer in Bosnien<br />

und Serbien bereit. 200.000 Euro werden<br />

als Soforthilfe verwendet, weitere 200.000<br />

Euro für den Wiederaufbau. Die finanzielle<br />

Hilfeleistung wird gezielt über Hilfsorganisationen<br />

den Opfern in den Hochwassergebieten<br />

zugutekommen. Zudem<br />

hat die Bundesregierung insgesamt eine<br />

Million Euro aus dem Auslandskatastrophenfond<br />

für Hilfsmaßnahmen österreichischer<br />

NGOs in Bosnien-Herzegowina<br />

und Serbien bereitgestellt.<br />

Wiens Bürgermeister Dr. Michael<br />

Häupl und die Stadt Wien stellen<br />

400.000 Euro für die Flutopfer<br />

bereit.


18<br />

POLITIKA<br />

HERR KURZ,<br />

WIE VIELE<br />

SONGS HABEN<br />

SIE AM HANDY?<br />

Zu wie viel<br />

Prozent sind Sie<br />

Außenminister?<br />

Zu wie viel<br />

Prozent sind Sie<br />

Privatperson?<br />

Wie viele<br />

Stunden<br />

schlafen Sie<br />

durchschnittlich<br />

pro Nacht?<br />

INTERVIEW IN ZAHLEN:<br />

IN DER POLITIK WIRD BEREITS<br />

GENUG GEREDET. BIBER FRAGT<br />

IN WORTEN, AUSSENMINISTER<br />

SEBASTIAN KURZ (ÖVP)<br />

ANTWORTET MIT EINER ZAHL.<br />

Von Simon Kravagna und Marko Mestrović (Fotos)<br />

95<br />

5<br />

5<br />

Außenminister Sebastian Kurz kommt mit fünf Stunden Schlaf aus.<br />

Sieben Prozent NEOS und GRÜNE stecken im ÖVP-Politiker.<br />

Wie viele<br />

Euro hat die<br />

Regierung für<br />

die Flutopfer<br />

am Balkan<br />

bereitgestellt<br />

Wie viel Prozent<br />

FPÖ stecken in<br />

Ihnen?<br />

Wie viel Prozent<br />

SPÖ stecken in<br />

Ihnen?<br />

Wie viel Prozent<br />

NEOS stecken in<br />

Ihnen?<br />

Wie viel Prozent<br />

GRÜNE stecken<br />

in Ihnen?<br />

1.000.000<br />

0<br />

1<br />

7<br />

7


POLITIKA<br />

19<br />

Wie oft in<br />

der Woche<br />

telefonieren<br />

Sie mit Ihren<br />

Eltern?<br />

Wie viele Tage<br />

haben Sie in<br />

diesem Jahr<br />

Urlaub gemacht?<br />

Wie viele<br />

Jahre wird die<br />

SPÖ noch den<br />

Bundeskanzler<br />

stellen?<br />

Wie oft<br />

wurden Sie<br />

bereits gefragt,<br />

den ÖVP-<br />

Parteivorsitz zu<br />

übernehmen?<br />

Wie oft im Jahr<br />

gehen Sie in die<br />

Kirche?<br />

3<br />

1<br />

4<br />

0<br />

20<br />

Drei Mal in der Woche telefoniert Sebastian Kurz mit seinen Eltern.<br />

Am Handy hat Kurz stolze 2.891 Telefonnummern aber<br />

null Songs gespeichert.<br />

Wie viele Euro<br />

verdient ein<br />

Außenminister<br />

netto?<br />

Wie viele Euro<br />

bekommt davon<br />

die ÖVP?*<br />

Wie viele Songs<br />

haben Sie auf<br />

Ihrem Handy<br />

gespeichert?<br />

Wie viele<br />

Nummern<br />

haben Sie auf<br />

Ihrem Handy<br />

gespeichert?<br />

Wie viele echte<br />

Freunde haben<br />

Sie?<br />

8.000<br />

1.000<br />

0<br />

2891<br />

30<br />

* Politiker zahlen oft eine Art<br />

freiwillige Parteisteuer


20 POLITIKA<br />

DAS IST GAVRILO PRINCIP.<br />

19<strong>14</strong> ERSCHOSS ER DEN<br />

THRON FOLGER VON<br />

ÖSTERREICH-UNGARN.<br />

DAS ATTENTAT WAR<br />

DER AUSLÖSER DES<br />

1. WELTKRIEGES.


POLITIKA<br />

21<br />

HELD ODER HUND?<br />

FÜR DIE SERBEN EIN HELD, FÜR BOSNIER BIS HEUTE TERRORIST. GAVRILO PRINCIP GEISTERT AUCH<br />

100 JAHRE NACH DEM ATTENTAT VON SARAJEVO DURCH BOSNIEN UND SPALTET DAS <strong>LAND</strong>. REDAK-<br />

TEUR KRSTO LAZAREVIĆ GEHT AUF SPURENSUCHE UND FINDET DEN GROSSNEFFEN DES ATTENTÄTERS<br />

IN EINEM MOTEL AM STADTRAND VON SARAJEVO. KRSTO LAZAREVIĆ AUS SARAJEVO (TEXT UND FOTOS)<br />

Juni 19<strong>14</strong>, Sarajevo: Der 17-Jährige Vaso<br />

28. Čabrinović wirft eine Bombe auf den Wagen<br />

des Thronfolgers Franz Ferdinand. Die Bombe prallt<br />

an dessen Arm ab und explodiert hinter dem Wagen.<br />

Der erfolglose Attentäter schluckt eine Zyankali-Kapsel<br />

und springt in den Fluss Miljacka. Das Gift wirkt nicht<br />

und der Fluss ist an dieser Stelle nicht besonders tief.<br />

Čabrinović wird von der aufgebrachten Menge fast gelyncht<br />

und daraufhin verhaftet.<br />

Der Mitverschwörer Gavrilo Princip beobachtet diese<br />

Szenen und entscheidet sich in der Menge unterzutauchen<br />

und sich in ein Kaffee zu setzen. Dort denkt er<br />

über Selbstmord nach, um der Verhaftung zu entgehen.<br />

Durch einen Zufall überquert der Wagen des Thronfolgers<br />

die Lateinerbrücke und hält direkt vor dem Kaffee,<br />

in dem Princip sitzt. Der 19- Jährige zögert nicht, nimmt<br />

seine Pistole, steht auf und drückt zwei Mal ab. Die Ermordung<br />

Franz Ferdinands und seiner Frau wurde für<br />

Österreich-Ungarn zu einem Vorwand für den Angriff<br />

auf Serbien, womit eine Kettenreaktion ausgelöst wurde,<br />

welche die gesamte Welt in den Krieg führte. Das Attentat<br />

war Auslöser, nicht Grund für den ersten Weltkrieg.<br />

„UNSERE GEISTER SCHLEICHEN DURCH WIEN“<br />

Gavrilo Princip selbst wird in der Haftanstalt und späterem<br />

Konzentrationslager Theresienstadt in einen Kerker<br />

geworfen. Dort wird er in einer kleinen, dunklen und<br />

feuchten Zelle gehalten, darf keinen Besuch empfangen,<br />

muss in einen Eimer scheißen, der selten geleert wird,<br />

und erliegt am 28.April 1918 einer Knochentuberkulose,<br />

nachdem bereits sein rechter Arm amputiert wurde.<br />

Weil er nach damaligem österreichischem Gesetz minderjährig<br />

war, entging er der Todesstrafe. Mit dem Stil<br />

eines Löffels hat er an die Wand seiner Zelle geschrieben:


22 POLITIKA<br />

„Unsere Geister schleichen<br />

durch Wien und raunen<br />

durch die Paläste und lassen<br />

die Herren erzittern.“<br />

„Wenn du mich fragst,<br />

sollten die Franz Ferdinand<br />

und Gavrilo Princip ein<br />

Denkmal errichten. Dieses<br />

Attentat hat Sarajevo in<br />

der Welt doch erst bekannt<br />

gemacht“. Der 22-jährige<br />

Politikwissenschaft-Student<br />

Hamid Salihagić sitzt in<br />

einem Imbiss unweit der<br />

Lateinerbrücke in der osmanisch<br />

geprägten Altstadt<br />

Sarajevos und isst eine Portion<br />

Ćevapčići: „Meine Eltern<br />

haben in der Schule noch<br />

beigebracht bekommen, Gavrilo<br />

Princip sei ein Held.<br />

Heute halten ihn die meisten<br />

Muslime für einen Terroristen. Das ist so ein Ding hier:<br />

Wenn die Serben behaupten, er sei ein Held, müssen wir<br />

das Gegenteil behaupten.“<br />

Sarajevo ist multikulturell. Moscheen, Synagogen, katholische<br />

und orthodoxe Kirchen prägen das Stadtbild. Im<br />

Zentrum der Stadt steht eine Statue, ein Mann umringt<br />

von Friedenstauben, mit dem Titel: „Der multikulturelle<br />

Mensch erschafft die Welt“. Interreligiöse Ehen sind eine<br />

Selbstverständlichkeit. Viele Altbauten stammen noch<br />

aus der Zeit der österreich-ungarischen Besatzung. Hamid<br />

Salihagić sieht dieses Erbe zwiegespalten: „Es wurden<br />

Schulen und Universitäten gegründet, die auch von Frauen<br />

besucht werden durften, eine Industrie wurde aufgebaut<br />

und neue Städte wurden errichtet. Aber das haben die natürlich<br />

nicht aus Liebe getan. Mit bosnischen Ressourcen,<br />

Arbeitskraft und Wäldern wurden große Teile Budapests<br />

und Wiens errichtet.“<br />

Die Frage, die sich unweigerlich aufdringt:<br />

War Gavrilo Princip nun ein Held oder ein<br />

Terrorist? Hamid antwortet: „Er war ein Terrorist,<br />

aber nicht in dem Sinne, wie wir das Wort<br />

heute verstehen. Er war 19 Jahre alt und naiv.<br />

Die Schwarze Hand, die Organisation, die das<br />

Attentat organisierte, wollte ein großserbisches<br />

Reich aufbauen. Das sind die ideologischen<br />

Vorläufer von Slobodan Milosević. Ich glaube<br />

nicht, dass Gavrilo Princip ein serbischer Nationalist<br />

war, aber er wurde von den serbischen<br />

Nationalisten missbraucht.“<br />

VOR DER FLUT SIND ALLE GLEICH<br />

21. Mai 20<strong>14</strong> in Sarajevo: Nachdem innerhalb<br />

von zwei Tagen der Niederschlag von vier Monaten<br />

auf Bosnien-Herzegowina niedergeprügelt<br />

ist, liegt ein großer Teil des Landes unter<br />

Wasser. An diesem Tag kommt zum ersten Mal<br />

"Unser Geist wird in Wien spazieren, in den Schlössern herumirren und die Elite<br />

erschrecken." – Princip-Graffiti, gesehen in Belgrad.<br />

Nach dem Attentat von Sarajevo<br />

erklärte die damalige Großmacht<br />

Österreich-Ungarn am<br />

28. Juli 19<strong>14</strong> Serbien den Krieg<br />

und zündete damit den Funken<br />

für den Ersten Weltkrieg. Insgesamt<br />

40 Staaten haben sich<br />

am bis dahin größten Krieg der<br />

Welt beteiligt. Unter anderem<br />

kämpften damals Österreich-<br />

Ungarn, Deutschland, das Osmanische<br />

Reich und Bulgarien<br />

auf der einen Seite gegen Frankreich,<br />

Großbritannien, Russland,<br />

Serbien und Italien auf der anderen<br />

Seite. Der Krieg forderte<br />

zehn Millionen Menschenleben<br />

und bedeutete das Aus für die<br />

Großmacht Österreich- Ungarn.<br />

die Sonne wieder hervor, das<br />

schlimmste scheint überwunden.<br />

In den überfluteten<br />

Regionen wird Hilfe organisiert.<br />

Dieser Tage scheint es<br />

keine Rolle zu spielen, wer<br />

Bosniake, Kroate oder Serbe<br />

ist. Das ganze Land ist<br />

auf den Beinen, man hilft<br />

sich gegenseitig. Die Frage,<br />

ob Gavrilo Princip ein Held<br />

oder ein Terrorist ist, teilt<br />

das Land allerdings weiterhin.<br />

Auf dem Friedhof Koševo<br />

in Sarajevo trocknen die<br />

Gräber. Am Eingang des<br />

Friedhofs befindet sich ein<br />

großer Grabstein für Gavrilo<br />

Princip und die anderen<br />

Mitglieder der „Mlada Bosna“<br />

(Anm.: Junges Bosnien),<br />

einer revolutionären Vereinigung von Schülern und Studenten<br />

zu Beginn des 20. Jahrhunderts gegen die Besatzer<br />

aus Österreich-Ungarn. Dahinter eine serbisch-orthodoxe<br />

Kapelle, die den Attentätern gewidmet ist. Am Fuße des<br />

Grabs liegt eine welkende Rose, im Grab spiegeln sich zwei<br />

Blockbauten aus der Zeit Jugoslawiens. Hier wurde den Attentätern<br />

ein Denkmal gesetzt. Hier liegt der tote Gavrilo<br />

Princip begraben.<br />

GAVRILO PRINCIP MAG KEINE JOURNALISTEN<br />

Der lebendige Gavrilo Princip ist 61 Jahre alt, Großneffe<br />

des berühmten Attentäters, wohnt in Ostsarajevo und ist<br />

Direktor eines Motels und einer Tankstelle unweit des<br />

Flughafens. Am Ortseingang ist ein Schild, auf dem Sarajevo<br />

durchgestrichen ist, dahinter eines, auf dem steht: „Willkommen<br />

in der Republika Srpska“. Hier wehen serbische<br />

Fahnen. Ostsarajevo ist nicht der östliche Teil<br />

Sarajevos, sondern eine Ansammlung von kleinen<br />

Dörfern östlich von Sarajevo. Gavrilo Princip,<br />

der von allen nur liebevoll „Bato“ genannt<br />

wird, hat aber keinen Bock mehr auf Journalisten:<br />

„Ich habe schon so viele Interviews gegeben,<br />

ich habe da einfach keine Zeit dafür.<br />

Außerdem gefällt es mir nicht, wie die mich<br />

darstellen“, lässt er mich wissen und verweigert<br />

jedes weitere Gespräch.<br />

Unweit des Motels sitzen Schüler aus Ostsarajevo<br />

und spielen mit ihren Smartphones. Was<br />

denken sie über Gavrilo Princip? „Warum fragst<br />

du das? Journalist, mhmmm. Wir hoffen, dass<br />

dein Artikel keine Propaganda wird, in der du<br />

Gavrilo Princip als Terroristen darstellst.“ Ein<br />

anderer ergänzt: „Jeder normale Mensch muss<br />

doch einsehen, dass Gavrilo Princip ein Held<br />

ist.“ Da drängt sich natürlich die Frage auf, warum<br />

das nicht alle so sehen. Der erste erklärt:


POLITIKA<br />

23<br />

„Die Moslems lernen in der Schule, dass er ein Terrorist war<br />

und glauben das. Sie kennen die Geschichte nicht, sie selber<br />

haben doch gar keine eigene Geschichte.“<br />

Das Schulsystem in Bosnien-Herzegowina ist nicht darauf<br />

ausgerichtet die Grundlage für ein konstruktives Zusammenleben<br />

zu errichten. Die meisten Schulen bieten sogenannte<br />

monoethnische Lehrpläne an. Das heißt: Bosniaken, Kroaten<br />

und Serben haben ihre eigenen Geschichtsbücher und diese<br />

sind, gelinde formuliert, nicht immer kritisch und differenziert.<br />

Zudem gibt es geteilte Schulen, dort lernen die Kinder<br />

zwar unter einem Dach, aber nicht in denselben Klassen, damit<br />

die kleine Maria und der kleine Murat nicht nebeneinander<br />

sitzen müssen.<br />

Zurück in Sarajevo auf der Lateinerbrücke. Dort wo der<br />

Erzherzog vor 100 Jahren dem Attentat zu Opfer fiel, steht<br />

heute das „Museum für die Geschichte Sarajevos in den Jahren<br />

1878 bis 19<strong>14</strong>“, die Zeit der Österreich-Ungarischen Besatzung.<br />

Mirsad Avdic hat während des Krieges in Berlin gelebt<br />

und dort auf dem Bau gearbeitet. Heute ist er Historiker<br />

und Museumskurator: „Diese Polemiken darüber, ob Gavrilo<br />

Princip ein Held oder ein Terrorist war, bringen niemanden<br />

weiter. Wir versuchen den Menschen Informationen in die<br />

Hand zu geben, damit sie selbst entscheiden können, wie sie<br />

vergangene Ereignisse bewerten. Wir hatten hier genug Streit,<br />

es würde allen helfen, das etwas lockerer zu sehen. Diese nationalen<br />

Mythen, das bringt niemandem etwas.“<br />

Gavrilo Princip, der Großneffe des berühmten Attentäters, betreibt<br />

in einem Vorort von Sarajevo ein Motel und eine Tankstelle.<br />

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24 MIT SCHARF<br />

MEINUNGSMACHE<br />

GIPFEL IN WIEN<br />

WEST-WAS?<br />

„Der Begriff Westbalkan ist für<br />

mich etwas Neues, ich höre erstmals<br />

davon. Früher hat man das<br />

noch Ex-Jugoslawien genannt“,<br />

sagte Serbiens Außenminister Ivica<br />

Dačić im Rahmen der Westbalkankonferenz<br />

in Wien. Seit geraumer<br />

Zeit geistert der Begriff „Westbalkan“<br />

über das diplomatische<br />

EU-Parkett. Die Region wurde<br />

von Außenminister Kurz sogar zur<br />

außenpolitischen Schwerpunktregion<br />

erklärt. Aber was ist eigentlich<br />

der „Westbalkan“ und warum ist<br />

er den wenigsten West-Balkanesen<br />

ein Begriff? Zur Erklärung: Der<br />

Westbalkan ist Ex-Jugoslawien<br />

minus Slowenien, aber plus<br />

Albanien. Also Kroatien, Bosnien-<br />

Herzegovina, Serbien, Montenegro,<br />

Albanien, Mazedonien und der<br />

Kosovo. Die EU hat einen Sammelbegriff<br />

für jene südosteuropäischen<br />

Staaten erfunden, die nach dem<br />

EU-Beitritt von Bulgarien und<br />

Rumänien das nächste EU-Erweiterungsziel<br />

sind. Ex-Jugoslawien<br />

geht ja nicht, weil Albanien nie<br />

Teil davon war und man Slowenien<br />

schon lange nicht mehr damit<br />

verbindet. Außerdem erinnert<br />

es wohl zu sehr an Krieg und<br />

Zersplitterung. Ex-Jugos müssen<br />

beim Begriff Westbalkan trotzdem<br />

schmunzeln. Unser bosnisch-stämmiger<br />

stv. Chefredakteur ist jetzt<br />

beispielsweise nicht nur Austro-<br />

Bosnier und Ex-Jugoslawe, sondern<br />

auch noch West-Balkanese. Wenn<br />

es einen Westbalkan gibt, bin ich<br />

dann als gebürtige Bulgarin vom<br />

Ost-Balkan? Und wo liegen dann<br />

der Süd- und der Nordbalkan?<br />

Wenn du eine Antwort weißt, Ost-<br />

Balkanesin Marina freut sich über<br />

deine Mail.<br />

delcheva@dasbiber.at<br />

Die innere Sicherheit geht über alles. Sie gilt<br />

es zu schützen. Gegen Sprengköpfe und krude<br />

Ideen. „Aktuell sehen wir für Österreich keine<br />

Bedrohungslage“, sagte der Sprecher des Innenministeriums<br />

in einem Beitrag der ORF-Sendung<br />

„Thema“ über jene zwei bosnisch-stämmigen<br />

Wienerinnen, die sich dem syrischen Bürgerkrieg<br />

angeschlossen haben sollen. Dutzende<br />

Menschen haben es ihnen gleichgetan. Zehn<br />

sind in Syrien angeblich gestorben. Zehn wieder<br />

zurückgekommen. Aber keine Sorge. Sie stellen<br />

keine Bedrohungslage für Österreich dar.<br />

WIR SIND SICHER<br />

Diese Menschen interessieren uns lediglich in<br />

einer Kategorie: als potenzielles Sicherheitsrisiko.<br />

Wir verstehen nicht, warum sie ihr Leben<br />

in einem Krieg riskieren, der nicht der ihre ist.<br />

Warum sie Vorstellungen nachhängen, die wir<br />

verachten, und Prinzipien abgeschworen haben,<br />

die uns heilig sind. Beim Großteil der syrischen<br />

Au-pair-Kämpfer soll es sich ohnehin um Asylwerber,<br />

Kinder mit Migrationshintergrund und<br />

ein paar Konvertiten handeln. Also: Es ist kein<br />

hausgemachtes Problem. Kein österreichisches<br />

Problem. Und hier liegt der Irrtum. Es ist hausgemacht.<br />

Es sind unsere Kinder. Sie sind hier<br />

aufgewachsen. Sie sind hier zur Schule gegangen.<br />

Sie haben ihre Samstage auf der Mariahilfer<br />

Straße verbracht, ihre Winter am Christkindlmarkt<br />

und ihre Sommer im Gänsehäufl.<br />

Kein einziges Mal gab es in den vergangenen<br />

SYRIEN-KÄMPFER<br />

WARUM DIE ÖSTERREICHISCHE<br />

GESELLSCHAFT VERSAGT HAT<br />

Solmaz Khorsands Kommentar ist in der Wiener Zeitung erschienen.<br />

redaktion@dasbiber.at<br />

FUSSBALL<br />

IN DREI TAGEN ZUM FENERBAHCE-FAN<br />

Rechtzeitig zur WM ein Bekenntnis: Fußball interessiert mich nicht besonders. Es<br />

ist daher besser, darüber keine großen Worte zu verlieren. Hier eine Ausnahme:<br />

Wäre ich Türke, wäre ich Fenerbahce-Fan. Schuld daran ist Ali. Der Austro-Türke<br />

hat mich und eine ganze Gruppe aus Wien zur Meisterschaftsfeier des Traditionsklubs<br />

mitgeschleppt. Dort haben wir das ganze Programm durchgemacht: Klubmuseum,<br />

Fanshops, Treffen mit der Klubführung und die bombastische Feier im ausverkauften Stadion im Istanbuler<br />

Stadteil Kadiköy – auch Republik Fenerbahce genannt. Jetzt bin ich fußballerisch und ideologisch<br />

auf Linie: Immerhin war bereits Kemal Atatürk ein Fenerbahce-Fan. Welcher Klub kann das sonst bitte<br />

behaupten? Zudem wurde meine Begeisterung für Fenerbahce auch durch ein bisschen Raki begünstigt,<br />

den ich vor dem Stadion-Besuch bei Köfte und Co zu mir nahm. Bei den Fans von Galatasary und Besiktas<br />

Istanbul möchte ich mich abschließend hochoffiziell entschuldigen. Hätte Ali mich zu Euch geführt,<br />

ich wäre jetzt einer von Euch.<br />

Simon Kravagna ist Herausgeber und Chefredakteur von biber.<br />

kravagna@dasbiber.at.<br />

Wochen ein derartiges Bekenntnis. Kein Politiker<br />

hat gesagt: „Das sind unsere Kinder. Wir als<br />

Gesellschaft haben eine Verantwortung. Da<br />

ist etwas schiefgelaufen. Warum?“ Was läuft<br />

schief in einer Gesellschaft, in der für einige<br />

die Vorstellung vom Tod in einem Bürgerkrieg<br />

allemal attraktiver erscheint, als jene vom Leben<br />

in einem demokratischen, freien und friedlichen<br />

Land? Diese Frage gilt es zuerst zu stellen. Was<br />

bieten wir als Gesellschaft? Nicht jene, wie man<br />

jenen die Staatsbürgerschaft oder den Asylstatus<br />

entziehen kann, die schon einmal Gotteskrieger<br />

im Ausland gespielt haben und wieder zurück in<br />

Österreich sind. Das ist das Ende des Maßnahmenkatalogs<br />

- wenn überhaupt. Muss erst das<br />

Horrorszenario heraufbeschworen werden, dass<br />

aus einigen Einzelfällen bald einige Hundert<br />

werden könnten, wenn nicht mehr passiert?<br />

Nein, das wäre gefährliche Angstmache. Und<br />

die Konsequenzen sind absehbar: Irgendwann<br />

steht jeder, der nur Inshallah murmelt, unter<br />

Generalverdacht ein Jihadist zu sein - und ist<br />

auch gleich seinen Pass los.<br />

Die zwei Mädchen und die dutzenden Burschen<br />

waren Teil einer Gesellschaft, die ihnen offenbar<br />

nicht genug bieten konnte. Es gilt ein Angebot<br />

zu schaffen, eines, das am Ende hält, das immun<br />

ist gegen extremistische Alternativen - und<br />

das nicht durch ein paar Klicks auf dubiosen<br />

Websites ins Wanken gerät. Und dieses Angebot<br />

beginnt mit dem Eingeständnis: Das sind unsere<br />

Leute. Und um die haben wir uns zu kümmern.<br />

Marko Mestrović


MIT SCHARF<br />

25<br />

STAATSBÜRGERSCHAFT<br />

ZWISCHEN DEN STÜHLEN<br />

Viele Türken in Österreich haben neben der österreichischen auch die türkische<br />

Staatsbürgerschaft. Der Vorwurf, die betroffenen Doppelbürger würden damit den<br />

österreichischen Staat schaden macht mich traurig.<br />

Doppelstaatsbürgerschaften sind bis auf wenige<br />

Ausnahmen in Österreich verboten. Wie es<br />

trotzdem geht, dass zehntausende eingebürgerte<br />

Neo-Österreicher zusätzlich auch die türkische<br />

Staatsbürgerschaft besitzen? Die Tageszeitung<br />

„Die Presse“ deckt auf und berichtet, dass viele<br />

Austro-Türken illegalerweise auch einen türkischen<br />

Pass besitzen. Ist mit dieser Praxis nun<br />

untermauert, was bei jeder Integrationsdebatte<br />

immer aufkommt: Bekennen wir uns Türken<br />

nicht zu Österreich?<br />

Wenn man die Identitätsfrage allein an der<br />

Staatsbürgerschaft festmacht, dann ist die Sache<br />

bei mir klar. Ich habe den türkischen Pass,<br />

bin daher also türkisch durch und durch. Da hat<br />

mein österreichisches Ich leider Pech gehabt.<br />

Dann gibt es die ältere Generation. Auf Papier<br />

österreichisch – im Herzen türkisch. Gerade<br />

diese ist sehr stolz auf ihre österreichische<br />

Staatsbürgerschaft, möchte aber nicht auf ihre<br />

hart erarbeitete Existenz in der Türkei verzichten.<br />

Für sie ist die österreichische Staatsbürgerschaft<br />

eine Geste der Akzeptanz! Die jüngere<br />

Generation beschäftigt sich weniger mit diesen<br />

Fragen. Für sie ist ihr österreichischer Pass eine<br />

Selbstverständlichkeit und steht in keinerlei<br />

Konflikt mit ihrer emotionalen Verbundenheit<br />

zur Türkei. Sie arbeiten hier, urlauben aber in<br />

Bodrum. Sie sprechen Deutsch, fernsehen auf<br />

Türkisch. Deutsch sprechen, Türkisch fühlen –<br />

das wird gelebt! Dieses Zwischen-den-Stühlen-<br />

Sitzen – ist ein dauerhafter Gefühlszustand.<br />

Die Forderung, diese „gespaltene“ Existenz<br />

auch auf legaler Ebene zu ermöglichen, ist in<br />

Zeiten globaler Mobilität mehr als gerechtfertigt.<br />

Dass das Wohlfühlen in einer Gesellschaft<br />

in keinerlei Konflikt mit der Verbundenheit zu<br />

einem anderen Teil dieser Welt steht, will man<br />

nicht glauben. Es ist schwer zu verstehen, dass<br />

man weder seine persönliche Vergangenheit,<br />

noch den prägenden Einfluss der Familie nicht<br />

löschen kann. Gastarbeiter und ihre Nachfahren<br />

existieren nun mal zwischen den Grenzen<br />

und nicht innerhalb. Ich kenne tatsächlich<br />

keinen einzigen Auslandstürken, der sich nur<br />

aufgrund seiner Staatsbürgerschaft türkischer<br />

oder österreichischer fühlt. Entweder man war<br />

schon immer „ÖsterreicherIn“ oder man ist es<br />

„noch“ immer nicht! Oder aber man ist halt<br />

ein/e Zwischen-den-Stühlen-SitzerIn, so wie<br />

ich eine bin. Wir scheitern gewiss nicht am<br />

„Doppelpass“, sondern an der Doppelmoral,<br />

mit der in Österreich solche Debatten geführt<br />

werden!<br />

Dudu Gencel ist biber-Akademikerin und sitzt gerne zwischen den Stühlen – und das sehr bequem.<br />

gencel@dasbiber.at<br />

„<br />

ES IST SCHWER<br />

ZU VERSTEHEN,<br />

DASS MAN WEDER<br />

SEINE PERSÖNLICHE<br />

VERGANGENHEIT,<br />

NOCH DEN<br />

PRÄGENDEN EINFLUSS<br />

DER FAMILIE<br />

NICHT EINFACH SO<br />

LÖSCHEN KANN.<br />

“<br />

Istanbul Symphony<br />

Eine musikalische Reise vom Orient in den Okzident<br />

Burcu Karadağ Ney · Tanzu Karpinar Kudüm, Bendir, Darbuka<br />

Hakan Güngör Kanun · Fazıl Say Klavier<br />

Tonkünstler-Orchester Niederösterreich<br />

John Axelrod Dirigent<br />

Fazıl Say Istanbul Symphony op. 28<br />

sowie weitere Werke einer musikalischen Reise vom Orient in den Okzident<br />

Freitag, 13. Juni 20<strong>14</strong>, 19.30 Uhr, Großer Saal Karten: € 17,- bis 55,-<br />

242 002 · www.konzerthaus.at<br />

Doğudan Batıya Bir Müzik Yolculuğu<br />

Burcu Karadağ Ney · Tanzu Karpinar Kudüm, Bendir, Darbuka<br />

Hakan Güngör Kanun · Fazıl Say Piyano<br />

Tonkünstler-Orchester Niederösterreich<br />

John Axelrod Şef<br />

Fazıl Say Istanbul Symphony op. 28<br />

ve doğudan batıya uzanan bir müzik yolculuğundan başka yapıtlar<br />

13 Haziran 20<strong>14</strong> Cuma, saat 19.30, Großer Saal Biletler: 17,- Euro‘dan 55,- Euro‘ya kadar<br />

Medienpartner<br />

In Kooperation<br />

istanbulsymphony207x90_4c.indd 1 03.<strong>06</strong>.<strong>14</strong> 13:27


27<br />

Foto von Ira Tomić<br />

„ICH TAUSCHE MODRIC<br />

GEGEN DZEKO, OKEE?“<br />

RAMBAZAMBA


28 RAMBAZAMBA<br />

5<br />

GRÜNDE WARUM<br />

BOSNIEN WELT-<br />

MEISTER WIRD<br />

DIMITAR DILKOFF / AFP / picturedesk.com, bereitgestellt<br />

1.<br />

KARMA<br />

2.<br />

ESPRIT<br />

3.<br />

ZAUBERFORMEL<br />

4.<br />

EINE SEELE<br />

Wir glauben an die Macht<br />

der guten Geister. Und<br />

wenn jemand den Erfolg<br />

verdient hat, dann ist das<br />

die leidgeplagte Bevölkerung<br />

in Bosnien. Schon die<br />

Quali zur WM fühlte sich<br />

wie ein Titel an. Wer ist<br />

nochmal Lionel Messi?<br />

Er lässt jeden Latino-Fußball-<br />

Kommentator alt aussehen.<br />

Der Kult-Kommentator<br />

Marjan Mijajlovic schlittert<br />

bei jedem Bosnien-Match an<br />

einem Herzkasperl vorbei.<br />

So viel Leidenschaft muss<br />

belohnt werden.<br />

Brasilianer dürfen nur Blümchensex<br />

haben, Mexikaner ganz darauf verzichten<br />

und Engländer holen sich Rat beim<br />

Astrophysiker Stephen Hawking. Alles<br />

Schmafu! Die Balkankicker dürfen ihre<br />

Frauen lieben und müssen keine physikalischen<br />

Formeln studieren.<br />

Die Nationalität zählt nicht, nur<br />

die Liebe zum Fußball. Deswegen<br />

sind Kicker wie Zvjezdan<br />

Misimović, Sergej Barbarez oder<br />

Kult-Trainer Ivica Osim unglaublich<br />

beliebt. Die Erfolge der „Drachen“<br />

beweisen eindrucksvoll:<br />

Gegen Fußball hat die Politik<br />

kein Leiberl.


BIBER_Inserat_20<strong>14</strong>_Layout 1 16.04.<strong>14</strong> 23:03 Seite 1<br />

RAMBAZAMBA<br />

29<br />

Ab dem 12. Juni rollt die 20. Fußballweltmeisterschaft<br />

in Brasilien über<br />

den Rasen. An der Stelle von journalistisch<br />

ausgewogener Berichterstattung<br />

sind wir dieses Mal aber höchst<br />

subjektiv: Unsere Mannschaft ist Bosnien!<br />

Die Balkanzauberer sind heiß<br />

darauf, ihren Gruppengegnern Iran,<br />

Argentinien und Nigeria den Kolo zu<br />

tanzen.<br />

Und falls sich unsere kroatischen,<br />

persischen oder österreichischen<br />

Fußballfans jetzt ärgern: Natürlich<br />

halten wir sowohl Kroatien, als auch<br />

dem Iran die Daumen. Aber hey, die<br />

Teams sind sowieso bei jeder WM dabei,<br />

während die bosnischen Drachen<br />

beim Auftaktspiel gegen Argentinien<br />

ihr erstes Mal bestreiten. Was Österreich<br />

betrifft: Wenn die Fifa endlich<br />

das Klonen von Spielern legalisiert<br />

und elf Alabas das Rot/Weiß/Rote-<br />

Trikot tragen, können wir lauthals<br />

„immer wieder, immer wieder, immer<br />

wieder, Österreich“ schreien. Bis dieser<br />

unwahrscheinliche Fall eintritt,<br />

singen wir „Ajmo Bosno, Bosno, ajmo<br />

Hercegovino.“<br />

Von Adnan Muminovic<br />

KINO <strong>UNTER</strong> STERNEN<br />

Open Air am Karlsplatz 27. Juni–19. Juli 20<strong>14</strong><br />

5.<br />

STYLE<br />

Anders als in den 70ern gelten<br />

Fußballspieler heute als<br />

Modeikonen. Dafür brauchen<br />

sie entsprechend schicke<br />

Trikots. Mit Adidas hat der<br />

Verband einen wichtigen<br />

Ausstatter an Land gezogen,<br />

(Sorry Legea) denn: Kleider<br />

machen Tore.<br />

WEB-TIPP:<br />

Bist du Honduras, Iran<br />

oder Kroatien-Anhänger?<br />

Auf www.dasbiber.at<br />

findest du Bars und Lokale<br />

in Wien, die garantiert die<br />

Spiele deiner Lieblingsmannschaft<br />

übertragen.<br />

www.kinountersternen.at<br />

Mit Unterstützung von


30<br />

RAMBAZAMBA<br />

DAS WM ABC<br />

Namen, Zahlen, Fakten – die Weltmeisterschaft ist auch die Zeit der Stammtische und Public Viewings.<br />

Und um bei denen mit Fachwissen zu glänzen, hat biber das ultimative Fun-Facts-Alphabet zum wichtigsten<br />

Fußballturnier der Welt zusammengestellt. Von Alexander Kords<br />

A wie „Andi Herzog“:<br />

Unser Mann bei der WM.<br />

War 2011 noch Trainer der<br />

österreichischen U-21-Nationalmannschaft,<br />

jetzt wärmt<br />

er den Platz von Jürgen<br />

Klinsmann auf der Bank der<br />

US-Boys.<br />

B wie „Brasilien“: Gastgeber<br />

und Rekordtitelträger.<br />

Kann sich sogar den Luxus<br />

erlauben, auf Stars wie Kaká<br />

und Ronaldinho zu verzichten<br />

und gilt trotzdem als<br />

Topfavorit.<br />

C wie „Combinho“: Die<br />

instrumentale Allzweckwaffe<br />

für die WM. Ist Trommel,<br />

Rassel, Ratsche und Pfeife<br />

gleichzeitig und klanglich<br />

sehr viel angenehmer als die<br />

Vuvuzela vor 4 Jahren.<br />

D wie „Debütant“: Keine<br />

WM ist komplett ohne mindestens<br />

ein Team, das zum<br />

ersten Mal an der Endrunde<br />

teilnimmt. Diesmal feiern<br />

die Kicker aus Bosnien und<br />

Herzegowina ihr WM-Debüt<br />

– und gelten gleich als à<br />

Geheimtipp.<br />

Wir helfen nach: Rechts<br />

seht ihr NICHT das<br />

Maskottchen der WM.<br />

Das ist der emalige Kicker<br />

Ronaldo, der seinen<br />

Ruhestand offensichtlich<br />

in Vollen Zügen genießt.<br />

Links von Ronaldo<br />

steht „Fuleco“, das brasilianische<br />

Gürteltier und<br />

Maskottchen.<br />

Ein Wiener und<br />

ein Schwabe für die<br />

„United States“. Nein,<br />

das ist kein Witz,<br />

sondern der Trainerstab<br />

der US-Boys.<br />

Coach Jürgen Klinsmann<br />

und Assistent<br />

Andreas Herzog.<br />

Die Bosnische<br />

Nationalmannschaft<br />

ist der<br />

einzige Debütant<br />

bei der WM.<br />

Selbst Teams wie<br />

Honduras oder<br />

der Iran haben<br />

mehr Erfahrung<br />

bei großen Turnieren.<br />

Warum die<br />

Jungs um Trainer<br />

Susic trotzdem die<br />

Trophäe holen,<br />

könnt ihr ab S. 30<br />

nachlesen.<br />

E wie „Elfmeterschießen“:<br />

Die fieseste, aber auch<br />

spannendste Art, ein Spiel<br />

zu entscheiden – vor allem<br />

im Finale. Zweimal wurde<br />

bislang der Weltmeister am<br />

Elfmeterpunkt gekürt: 1994<br />

gewann Brasilien gegen Italien<br />

und 20<strong>06</strong> (ausgleichende<br />

Gerechtigkeit) Italien gegen<br />

Frankreich.<br />

F wie „Fuleco“: Name des<br />

offiziellen Maskottchens,<br />

einem brasilianischen Dreibindengürteltier.<br />

Setzt sich<br />

aus „futebol“ und „ecologia“<br />

zusammen. Meldungen, dass<br />

„Fuleco“ ein brasilianisches<br />

Schimpfwort für den verlängerten<br />

Rücken sei, wurden<br />

schnell widerlegt.<br />

G wie „Geheimtipp“:<br />

Mannschaften, die nicht<br />

zum Kreis der Topfavoriten<br />

zählen – also praktisch alle<br />

außer Spanien, Brasilien und<br />

Deutschland. Wobei: Dass<br />

Honduras den Titel holen<br />

kann, ist wirklich ganz besonders<br />

geheim.<br />

Strasser Nina / Verlagsgruppe News / picturedesk.com, Freshfocus / EXPA / picturedesk.com, Simon Stacpoole / Rex Features / picturedesk.com, Sebastian Kahnert / dpa / picturedesk.com,<br />

Johann Groder / EXPA / picturedesk.com, FRANCK FIFE / AFP / picturedesk.com, Rowan Staszkiewicz / PA / picturedesk.com, JOSE SENA GOULAO / EPA / picturedesk.com


RAMBAZAMBA<br />

31<br />

H wie „Heimvorteil“:<br />

Der verhalf bei den bisherigen<br />

19 Weltmeisterschaften<br />

6 Teams zum Titel. Gutes<br />

oder schlechtes Zeichen für<br />

Brasilien? Schließlich wurden<br />

umgekehrt <strong>14</strong> Gastgeber<br />

(2002 warens mit Japan und<br />

Südkorea gleich 2) nicht<br />

Weltmeister.<br />

I wie „Infrastruktur“: Das<br />

größte Problem im Vorfeld<br />

der WM. Sieben der 12 WM-<br />

Stadien mussten erst neu<br />

gebaut werden, alle anderen<br />

wurden renoviert. Das<br />

Stadiondach in São Paulo und<br />

der Flughafen von Fortaleza<br />

werden sogar erst nach dem<br />

Turnier fertig.<br />

J wie „Jogi Löw“: Trainer<br />

unseres nordwestlichen<br />

Nachbarn. Hat bei der WM<br />

einen der schwersten Jobs<br />

überhaupt, schließlich hat er<br />

keine Abwehr und könnte<br />

eine ganze Mannschaft aus<br />

Mittelfeld-Genies aufstellen.<br />

Und: Er soll nach 24 Jahren<br />

Durststrecke endlich wieder<br />

den Titel nach Deutschland<br />

holen.<br />

K wie „Keine einzige“:<br />

Anzahl der europäischen<br />

Mannschaften, die jemals in<br />

Amerika Weltmeister wurden<br />

– bei 7 WM-Turnieren in<br />

Nord- und Südamerika hieß<br />

der Sieger immer Brasilien,<br />

Argentinien oder Uruguay.<br />

L wie „Lied“, neudeutsch<br />

auch „Song“: Den offiziellen<br />

zur WM liefern Pitbull,<br />

Jennifer Lopez und die Brasilianerin<br />

Claudia Leitte mit<br />

„We Are One“ – nur echt mit<br />

Samba-Rhythmen und originellem<br />

Refrain. „Olé, olé!“<br />

Viele Stadien mussten Fifa-tauglich umfunktioniert werden. Die Kritik: Die typischbrasilianische<br />

Fußballleidenschaft komme nicht zur Geltung.<br />

Der Glanz<br />

der Panini-<br />

Sticker ist<br />

etwas verblasst.<br />

Immerhin<br />

braucht man<br />

mindestens<br />

542,6 Euro,<br />

um das Album<br />

vollzukriegen.<br />

Das schaut doch nach einer Performance zu einer Fußballhymne aus, oder nicht?<br />

Booty-Latina J-Lo mit Antreiber Pitbull.<br />

M wie „Maracanã“:<br />

Bekanntestes Fußballstadion<br />

der Welt, Spielort für das<br />

heurige WM-Finale. Heißt<br />

eigentlich Estádio Jornalista<br />

Mário Filho. Bei einem Spiel<br />

1954 waren 183.513 Menschen<br />

drin – das sind genauso viele<br />

Menschen wie Einwohner in<br />

Wien-Favoriten<br />

N wie „Neunzehnhundertfünfzig“:<br />

Jahreszahl<br />

des größten Traumas der<br />

brasilianischen Fußballgeschichte.<br />

Ausgerechnet im<br />

à Maracanã-Stadion in Rio<br />

verlor der Gastgeber das entscheidende<br />

WM-Spiel gegen<br />

Uruguay mit 1:2.<br />

O wie „ORF“: Übertragender<br />

österreichischer<br />

Fernsehsender. Zeigt alle<br />

64 WM-Spiele – wegen der<br />

Zeitverschiebung fangen<br />

viele Partien erst 22 Uhr oder<br />

gar um Mitternacht an. Zum<br />

Glück startet nur ein Spiel<br />

um 3 Uhr in der Früh: Japan<br />

gegen Elfenbeinküste.<br />

P wie „Panini“: Comicbuchverlag,<br />

der seit 1970 zu<br />

jeder WM Sticker mit allen<br />

Spielern herausbringt. Um<br />

ohne Tauschen an alle 640<br />

Pickerl zu kommen, müsste<br />

man übrigens rein rechnerisch<br />

4.505 davon kaufen. Das<br />

sind ganze 901 Tüten und kostet<br />

genau 540,60 Euro – plus 2<br />

Euro fürs Sammelalbum.


32<br />

RAMBAZAMBA<br />

Q wie „Qualifikation“: 202<br />

Teams trugen Tausende von<br />

Partien aus, um sich für 31<br />

Startplätze bei der Endrunde<br />

zu qualifizieren (Brasilien<br />

war als Gastgeber gesetzt).<br />

Nicht ganz so gut haben sich<br />

die Amerikanischen Jungferninseln<br />

angestellt – die<br />

sind nach 6 Niederlagen und<br />

2:40 Toren ausgeschieden.<br />

R wie „Rekordhalter“:<br />

Zu dem könnte sich der<br />

Deutsche Miroslav Klose machen.<br />

Zwei Tore, und er wäre<br />

Rekordtorschütze, 3 Siege für<br />

die deutsche Mannschaft,<br />

und er wäre der Spieler mit<br />

den meisten WM-Siegen aller<br />

Zeiten.<br />

S wie „Spiel um Platz 3“:<br />

Die unnützeste Partie bei<br />

jedem WM-Turnier. Zu Spielbeginn<br />

trotten 22 Halbfinal-<br />

Verlierer unmotiviert über<br />

den Platz, nach dem Schlusspfiff<br />

kann sich zumindest ein<br />

Team über Medaillen freuen.<br />

T wie „Torlinientechnik“:<br />

Wird bei dieser WM zum<br />

ersten Mal eingesetzt. Sieben<br />

Hochgeschwindigkeitskameras<br />

bewachen ein Tor und<br />

lassen die Uhr des à Unparteiischen<br />

piepsen, wenn der<br />

Ball drin ist.<br />

U wie „Unparteiischer“:<br />

25 Schiedsrichter sind nominiert,<br />

dazu 66 Assistenten aus<br />

insgesamt 43 Ländern. Die à<br />

Torlinientechnik erleichtert<br />

ihre Aufgabe, so erkennen<br />

sie auch leichter, wenn im<br />

Halbfinale zwischen Brasilien<br />

und Deutschland Dante<br />

einen Kopfball von Hummels<br />

klärt und er doch hinter der<br />

Linie ist.<br />

Gareth Bale<br />

ereilt das gleiche<br />

Schicksal wie Ryan<br />

Giggs. Da Wales<br />

nie die Quali zur<br />

WM schafft, muss<br />

der Flügelflitzer das<br />

Geschehen aus dem<br />

Pub aus verfolgen.<br />

Miro ist ein<br />

Phänomen. Er ist<br />

gefühlte 47, spielt<br />

den Mittelstürmer<br />

aus den 70er<br />

Jahren und macht<br />

trotzdem Tore<br />

am Fließband.<br />

Zugegeben: Die<br />

Konkurrenz im<br />

deutschen Sturm<br />

ist überschaubar.<br />

Besser gesagt: es<br />

gibt keine.<br />

Wenn dieser Mann nicht jede Sekunde an Fußball denkt, dann sperren wir morgen den<br />

Lande zu. Pele ist Pele! Den Grundstein legte er mit 17 Jahren bei der WM 1958. Da<br />

schoss er in vier Spielen sechst Tore.<br />

V wie „Vorrunde“:<br />

Überstehen die besten 2<br />

Mannschaften jeder Gruppe.<br />

Entscheidend für die Platzierung<br />

sind erst die Punkte,<br />

dann Tordifferenz, erzielte<br />

Tore und direkter Vergleich.<br />

Und wenn das alles nicht<br />

hilft, lost die FIFA aus, wer<br />

weiterkommt.<br />

W wie „Wales“: Nur<br />

eine der unzähligen Mannschaften,<br />

die die à Qualifikation<br />

nicht geschafft haben<br />

– auch nicht mit einem<br />

gewissen Gareth Bale in ihren<br />

Reihen. Der ist laut Transfermarkt.de<br />

mit 80 Millionen<br />

Euro Marktwert der teuerste<br />

Spieler, der nicht an der WM<br />

teilnimmt.<br />

X wie „x-ter Versuch,<br />

den Titel zu holen“: Mexiko<br />

nimmt zum 15. Mal an<br />

einer WM-Endrunde teil,<br />

kam bislang aber nie über<br />

das Viertelfinale hinaus. Die<br />

Niederlande versuchens zum<br />

10. Mal, waren aber wenigsten<br />

schon 3 Mal im Finale.<br />

Y wie „Youngster“: Seit<br />

20<strong>06</strong> kriegt der beste junge<br />

Spieler des Turniers einen<br />

Award. Bislang waren das<br />

Lukas Podolski und Thomas<br />

Müller. Schade, dass es den<br />

Preis 1958 noch nicht gab, da<br />

hat ein gewisser 17-Jähriger<br />

namens Pelé 6 Tore in 4 Spielen<br />

geschossen.<br />

Z wie „zu Ende“: Zustand<br />

der WM nach dem Finale<br />

am 13. Juli, wenn ein Spanier,<br />

Brasilianer oder Deutscher<br />

den Pokal in die Höhe reckt.<br />

Ach, was quatschen wir da?<br />

Bosnien macht‘s!


RAMBAZAMBA<br />

33<br />

HEIM WM FÜR<br />

INTEGRATION<br />

Alle Welt schaut nach Brasilien. Doch auch<br />

in Wien treten Fußballer verschiedenster<br />

Nationen gegeneinander an. Bei der „Casinos<br />

Austria Integrationsfußball WM“ steht aber<br />

besonders das Miteinander im Vordergrund.<br />

Casinos Austria Integrationsfußball WM<br />

Sportcenter Donaucity,<br />

Arbeiterstrandbadstraße 127, 1220 Wien<br />

Sonntag, 8. Juni 20<strong>14</strong>, 9 Uhr<br />

1800 Amateur-Fußballer und 150 Teams<br />

messen sich jährlich bei der Kleinfeldturnierserie<br />

„Casinos Austria Integrationsfußball<br />

WM“. Ziel ist die Förderung<br />

des Integrationsgedankens in Österreich.<br />

Dafür bekam das Projekt 2010 den<br />

Anerkennungspreis des „Integrationspreises<br />

Sport“. Gespielt wird seit 20<strong>06</strong> in<br />

den Städten Wien, Baden, Linz, Salzburg<br />

und Innsbruck. Der Turniertag in Wien<br />

ist am Sonntag, dem 8. Juni, im Sportcenter<br />

Donaucity.<br />

Legendenspiel Austria gegen Rapid<br />

Neben dem eigentlichen Turnier steht das<br />

Legendenspiel Rapid gegen Austria als Highlight<br />

am Programm. Größen des österreichischen<br />

Fußballs wie Toni Polster, Andreas Ogris<br />

oder Ernst Baumgartner werden ab 15 Uhr<br />

wieder in ihre Fußballschuhe schlüpfen und<br />

Derbystimmung verbreiten. Um den Turniersieg<br />

werden aber Mannschaften wie Brasilien,<br />

Ghana, Mongolei und sogar eine Spielgemeinschaft<br />

Indien-Pakistan spielen.<br />

AKADEMIE MIT SCHARF:<br />

WIR BRINGEN DIE NEUEN<br />

ÖSTERREICHER IN DIE MEDIEN<br />

WILLST DU JOURNALIST/JOURNALISTIN WERDEN?<br />

WILLST DU MITBESTIMMEN, WIE MEDIEN BERICHTEN?<br />

WILLST DU VERBESSERN, WIE IN ÖSTERREICH ÜBER MIGRANTEN<br />

GESCHRIEBEN WIRD?<br />

Dann bewirb dich für ein Stipendium an der „mit scharf“-<br />

Akademie. Auch für den Lehrgang 2013/<strong>14</strong> vergibt biber<br />

wieder 20 Stipendien an talentierte Jungjournalisten mit<br />

Migrationsbackground.<br />

Alle Stipendiaten erhalten bei biber eine zweimonatige<br />

journalistische Grundausbildung. Danach vermittelt biber ein<br />

Praktikum bei einem österreichischen Leitmedium oder einer<br />

renommierten Presse- oder Kommunikationsabteilung. Das<br />

Ziel der „mit scharf“-Akademie ist es, die journalistische Elite<br />

des neuen Österreichs zu rekrutieren und auszubilden. Das<br />

Stipendium ist mit 600 Euro monatlich dotiert.<br />

Bist du interessiert und zwischen 18 und 28 Jahre alt? Schick<br />

uns deinen Lebenslauf und sag uns, warum du das Stipendium<br />

bekommen sollst und welche Storys du gerne schreiben<br />

würdest. Die österreichische Staatsbürgerschaft ist keine<br />

Voraussetzung. Für uns zählen deine Motivation und deine<br />

Ideen, nicht deine Nationalität.<br />

Bewerbung an: redaktion@dasbiber.at<br />

Erfolgreiche Absolventen: Ali Cem Deniz, Ayper Cetin, Muhamed Beganović<br />

Das Projekt der „mit scharf“-Akademie wird finanziell gefördert von<br />

Außenministerium, Novomatic, OMV, der Industriellenvereinigung sowie der<br />

Bawag/PSK. Wir danken unseren Sponsoren.


34 MIT SCHARF<br />

FITIM<br />

RAMADAN<br />

UNSER REDAKTEUR SCHADI MOUHANDES<br />

MÖCHTE FASTEN UND TROTZDEM<br />

KÖRPERLICH FIT BLEIBEN. WÄHREND<br />

SICH VIELE GLÄUBIGE ABENDS DIE<br />

BÄUCHE VOLLSCHLAGEN, ZÄHLT SCHADI<br />

KALORIEN, NÄHRWERTE UND VITAMINE.<br />

EIN SELBSTVERSUCH. Illustrationen: Georg Wagenhuber<br />

R<br />

amadan steht mit 28. Juni vor der<br />

Tür. Von der Morgendämmerung bis<br />

zum Sonnenuntergang soll im heiligen<br />

muslimischen Fastenmonat weder gegessen,<br />

getrunken noch anders „gesündigt“<br />

werden. Die ersten Mamas kaufen aber<br />

bereits allerlei Leckereien ein. Ihre Speisen,<br />

ob es Dolma, Lahmacun oder Baklava<br />

sind, werden voller Fett und Zucker<br />

sein. Dabei wird im Fastenmonat Ramadan<br />

mit der eigenen Enthaltung eigentlich<br />

den hungernden Menschen gedacht. Aber<br />

im Endeffekt essen wir Muslime viel mehr<br />

als normal und nehmen meist dadurch<br />

extrem zu. Was nicht Sinn der Sache sein<br />

sollte.<br />

Diesen Sommer soll das bei mir nicht<br />

so laufen. Ich will vorab testen, ob ich<br />

auch trainiert und ohne zusätzliche Fettpolster<br />

durch die Fastenzeit kommen<br />

kann. Für meinen Selbsttest gebe ich mir<br />

vier Tage – und gehe sofort einkaufen.<br />

Beim Shop für Fitnessprodukte kaufe<br />

ich 1kg Whey, 1kg Casein und einen Workoutbooster.<br />

Keine Sorge, das sind keine<br />

Anabolika. Whey und Casein sind Proteine,<br />

die der Körper braucht um Muskeln<br />

aufzubauen. Ein Workoutbooster „kickt“<br />

wie der Kaffee am Morgen, nur nimmt<br />

man den meist vor dem Training. Vollgepackt<br />

mit diesen Muskelmachern gehe ich<br />

zum Supermarkt um die Ecke und lade<br />

meinen Einkaufswagen mit echter Nahrung<br />

voll: tonnenweise Putenaufschnitt,<br />

eben soviel Lachs-, Puten- und Rindersteaks,<br />

Vollkornnudeln und Reis, kohlenhydratarmes<br />

Gemüse (grünes Gemüse,<br />

Tomaten und Paprika), sowie Vollkornbrot,<br />

Äpfel, Magertopfen, grünen Tee,<br />

Zitronen und Magermilch. Beim heimgehen<br />

wünsche ich mir einen LKW, statt<br />

bloß meinen Rucksack.<br />

TAG 1<br />

6 ESSLÖFFEL „KOKAIN“,<br />

DAZU LACHS MIT MAGERTOPFEN<br />

Punkt 2 Uhr morgens klingelt mein Wecker,<br />

um mir zu signalisieren, dass ich<br />

noch 30 Minuten zum Frühstücken habe.<br />

Dann nämlich geht langsam die Sonne auf<br />

und verbietet mir das Essen und Trinken<br />

bis zum Abend.<br />

Ich mache mir einen grünen Tee und lasse<br />

den Teebeutel in der Tasse. Trinke ihn<br />

aber noch nicht! Ich bestreiche drei Vollkornscheiben<br />

mit Magertopfen, lege großzügig<br />

Lachs oben drauf und stopfe alles<br />

genüsslich in mich hinein. Anschließend<br />

esse ich einen Apfel, der als Zuckerspender<br />

für den Tag dienen soll. Nun hole ich<br />

mein Casein Pulver heraus. Zugegebenermaßen,<br />

es sieht wie Kokain aus und ich<br />

fühle mich wie Pablo Escobar in seinen<br />

besten Tagen. Ich mixe 50g Pulver (ca. 6<br />

gehäufte Esslöffel) mit 500ml Milch und<br />

trinke diesen äußerst leckeren Shake. Danach<br />

schaue ich auf den kalten, bitteren,<br />

ranzig gewordenen grünen Tee. Jetzt<br />

kommt die Auflösung: Du nimmst den<br />

Tee und wäschst dir damit deine Achseln.


MIT SCHARF<br />

35<br />

Nein, Spaß Freunde, ihr trinkt ihn natürlich.<br />

Schmeckt eklig, ist aber extrem gut, denn<br />

durch die bitteren Stoffe im grünen Tee wird<br />

der Hunger über Stunden gehemmt sein.<br />

Nach meinem Powerfrühstück lege ich mich<br />

nochmal für sechs Stunden hin.<br />

DEM FRESSWAHN EIN<br />

ENDE SETZEN!<br />

Der Tag verläuft sehr<br />

angenehm, obwohl ich<br />

normalerweise mindestens<br />

das Doppelte esse.<br />

Ab 18 Uhr zwitschert<br />

allerdings mein Bauch wie<br />

ein Vogel. Es ist zwar kein<br />

Gefühl, als ob ich umkippen<br />

würde, aber Hunger ist nun<br />

mal Hunger. Aber ich versuche<br />

mit dem Kopf, statt mit<br />

meinem Bauch die höheren Ziele<br />

meiner Vor-Ramadan-Mission zu erfassen:<br />

Wenn nach dem Ramadan auf einmal alle<br />

Muslime wie Top Athleten aussehen, ist es<br />

das Knurren im Bauch wert.<br />

Diesem Fress-Wahn soll endlich ein<br />

Ende gesetzt werden. Man soll bitteschön<br />

nicht nur psychisch, sondern auch physisch<br />

im Ramadan an sich arbeiten. Der Prophet<br />

(sas*) empfiehlt besonders im Ramadan seinen<br />

Magen wie folgt zu füllen: 1/3 Nahrung,<br />

1/3 Flüssigkeit und 1/3 Luft. Das symbolisiert,<br />

dass sogar der Prophet zur Mäßigung<br />

ruft. Sonst wäre das Fasten komplett un-<br />

*sas, arabisch für: „Sallallahu alaihi wa sallam“, übersetzt:<br />

„Mögen Allahs Segen und Frieden auf ihm sein“<br />

Genau das richtige für Afterwork-Treffs, zum<br />

entspannen in der Lounge oder an der Bar in<br />

einem modernen und dennoch gemütlichen<br />

Ambiente. Wenn du dich nach einer Auszeit<br />

vom Alltag sehnst, seid ihr bei 2Lounge auf der<br />

Praterstraße 54 genau richtig.<br />

Die Karte ist reichhaltig an diversen Cocktails.<br />

Shishas gibt es in verschiedensten Geschmacksrichtungen.<br />

Entspannt euch in inspirierender<br />

Atmosphäre mit einer großen Bar.<br />

Wo: Praterstraße 54 A-1020 Wien


36 MIT SCHARF<br />

KOHLENHYDRATE:<br />

Es gibt „gute“ Kohlenhydrate (Vollkornnudeln, Reis, Vollkornbrot<br />

usw.) und „schlechte“ Kohlenhydrate (Schokolade,<br />

Burger, Weißbrot usw.) Generell sollte man nicht so viel<br />

Kohlenhydrate essen, denn die machen uns fett!<br />

PROTEIN:<br />

Muskeln brauchen gute Kohlenhydrate und Proteine zum Aufbau.<br />

WHEY PROTEIN:<br />

Versorgt eure Muskeln mit Proteinen, die schnell wirken.<br />

CASEIN PROTEIN:<br />

Versorgt eure Muskeln langsamer, über einen längeren Zeitraum<br />

mit Proteinen.<br />

WORKOUTBOOSTER:<br />

Damit ihr Power vor dem Training bekommt.<br />

gesund und sogar schädlich. Ich lese ein<br />

wenig im Internet über die Ramadane der<br />

letzten Jahre und erfahre, dass besonders<br />

in den ersten drei Tage in vielen Krankenhäusern<br />

muslimischer Länder vermehrt<br />

Mägen abgesaugt und geplatzte Organe<br />

wieder zusammengeflickt werden mussten,<br />

weil viele beim Fastenbrechen jegliche<br />

Kontrolle über sich selbst verlieren.<br />

Da kann man nur den Kopf schütteln!<br />

DAS NEUE FITNESSSTUDIO: MCMOSCHEE<br />

Das nächste Fastenbrechen rückt immer<br />

näher. Normalerweise würde man jetzt<br />

anfangen zu kochen. Ich aber eröffne wieder<br />

mein Drogenlabor und bereite zwei<br />

Shakes zu, bestehend aus 500ml Wasser<br />

mit 30g Whey (4 Esslöffel) und einen<br />

Mix aus Wasser und meinem Workoutbooster.<br />

Danach packe ich meine Sportsachen<br />

inklusive zweier Datteln und ab<br />

gehts ins Fitnessstudio. Um Punkt 21<br />

Uhr breche ich mein Fasten mit Datteln,<br />

dem Whey Shake und Workoutbooster.<br />

Ich warte noch 10 Minuten, bis der eingeflößte<br />

Zucker mir Kraft gibt – dann<br />

beginne ich mein Workout. Ich trainiere<br />

Bizeps, Brust und Trizeps und bemerke<br />

zunächst keine Schwäche. Doch nach ca.<br />

einer Stunde ist meine Puste weg. Umziehen,<br />

ab nach Hause, 500 ml Wasser mit<br />

30g Whey nochmal getrunken und nun<br />

beginne ich endlich mein Essen zuzubereiten.<br />

Ich koche mir 250g Reis, 300g Pute<br />

und 300g Brokkoli. Dazu nochmal 500ml<br />

Wasser mit Zitrone, für die Vitamine. Das<br />

Wasser ist sehr wichtig, da man über den<br />

Tag leicht dehydriert, also dem Körper<br />

Wasser entzogen wird. Anschließend eile<br />

ich noch in die Moschee, um Teravih (das<br />

Gebet im Ramadan) zu beten, was alleine<br />

nochmal ein Fitnessprogramm für sich<br />

ist, da man sich bis zu 20 mal erheben<br />

und senken muss. Um 23 Uhr nochmal<br />

ins Schwitzen kommen, puh!<br />

Als Nachtsnack verpasse ich mir<br />

500ml Magermilch mit 30g Casein, damit<br />

ich auch über Nacht mit ordentlichen<br />

Eiweißen versorgt werde. Muskeln<br />

brauchen nämlich auch nachts Energie<br />

zum Wachsen. Falls ihr wollt, könnt ihr<br />

anstatt Milch mit Casein auch 300g Magertopfen<br />

löffeln. Schmeckt ein wenig<br />

trocken, aber mit ein ganz klein wenig<br />

Honig viel erträglicher. Um punkt 0 Uhr<br />

falle ich erschöpft, aber zufrieden ins<br />

Bett. In 2 Stunden stehe ich wieder auf.<br />

ÜBER NACHT ZUM TERMINATOR<br />

Die nächsten drei Tage verlaufen wenig<br />

anders, außer dass ich Fleisch, Gemüse<br />

und Gewürze immer variiert habe, da<br />

ich nicht tagelang haargenau das gleiche<br />

essen möchte. Am vierten Tag habe ich<br />

ca. 3 Kilo verloren und stelle mir schon<br />

vor wie ich am Ende des Ramadan aussehen<br />

könnte. Brad Pitt? David Beckham?<br />

Kivanc Tatlitug? Ich hoffe alle 3 zusammen!<br />

Ich kann abschließend sagen, dass<br />

ich mit der Reihenfolge „Sport und dann<br />

Essen“ kein Problem hatte. Mein Blutzucker<br />

war permanent im grünen Bereich<br />

und ich bin weder verdurstet, noch umgekippt<br />

vor Schwäche, wie es leider die<br />

Vorurteile über „Ramadan und Sport“<br />

sagen. Das einzig schwierige ist das Essen,<br />

da ich mich doch gern mal mit Baklava,<br />

Künefe und Co. zu den Ramadan TV-<br />

Serien verwöhnen würde. Ich weiß, dass<br />

ich in diesem Monat nicht zum Herkules<br />

mutieren kann, aber zum abnehmen und<br />

gleichzeitigem Muskelaufbau ist er sehr<br />

gut geeignet.<br />

In diesem Sinne wünsche ich allen Muslimen<br />

auf dieser Welt einen gesegneten<br />

Ramadan voller Liebe, kohlenhydratfreies<br />

Essen und Schweiß.<br />

Euer,<br />

Schadi


MIT SCHARF<br />

37<br />

Denk was<br />

möglich ist.<br />

denk.uniqa.at<br />

Werbung


BEZAHLTE ANZEIGE<br />

HUMUS<br />

SCHLÄGT<br />

LIPTAUER


SPAR-Geschäftsführer Alois Huber und NENI-<br />

Gründerin Haya Molcho sprechen über die<br />

bunte Küche Wiens, warum Humus besser<br />

ankommt als Liptauer und wie die Zusammenarbeit<br />

zwischen Spar und Neni abläuft.<br />

Von Alexandra Stanic und Marko Metrović (Fotos)<br />

SEIT ZWEI JAHREN ARBEITEN SPAR UND<br />

DIE WIENER SZENEKÖCHIN HAYA MOL-<br />

CHO ZUSAMMEN. Insgesamt gibt es 13 Produkte<br />

wie Falafeln, Humus und Kichererbsensalat.<br />

Aber auch eigens von Haya kreierte<br />

Eissorten wie „Erdnuss-Karamell“ oder „Limonana“<br />

sind im Sortiment zu finden.<br />

Wie ist die Zusammenarbeit zwischen Spar und<br />

Neni entstanden?<br />

Alois Huber: Ich war auf der Suche nach etwas<br />

Neuem abseits des Mainstreams und wollte unseren<br />

Kunden innovative Produkte bieten. So<br />

bin ich auf NENI gestoßen.<br />

Haya Molcho: Ja, Alois ist bei einer Veranstaltung<br />

auf mich zugekommen und so ist unsere<br />

Kooperation entstanden - ohne Druck, fast wie<br />

von selbst.<br />

Und läuft die Kooperation gut?<br />

Haya Molcho: Ausgezeichnet! SPAR hat uns<br />

von Anfang an Zeit gegeben, damit wir uns<br />

einarbeiten. Wir hatten keine Erfahrung mit<br />

Produktionen in diesem Ausmaß, da ist die<br />

Verantwortung ja noch viel größer als in der<br />

Gastronomie. Ich kann mich noch genau erinnern,<br />

wie ich vor genau zwei Jahren in der<br />

Küche am Naschmarkt gestanden bin und Produkte<br />

für die erste SPAR-Filiale mit Freunden<br />

und Familie verpackt habe. Ich muss schon sagen,<br />

dass ich stolz bin, dass wir uns so schnell<br />

weiterentwickelt haben.<br />

Alois Huber: Die Zusammenarbeit läuft toll,<br />

weil Haya authentische und innovative Produkte<br />

liefert. Deswegen gibt es die NENI-Produkte<br />

mittlerweile flächendeckend an 1.400<br />

Standorten.<br />

Was ist das Erfolgsrezept Ihrer Zusammenarbeit?<br />

Alois Huber: Auch wenn wir ein urösterreichisches<br />

Unternehmen sind, haben wir ein weltoffenes<br />

und menschenfreundliches Verständnis.<br />

Mit den Neni-Produkten bringen wir Lifestyle<br />

in unsere Supermärkte. Wir passen unsere<br />

Produktpalette der kulturellen Vielfalt, die es<br />

in Wien gibt, an.<br />

Haya Molcho: Das Geheimnis ist, dass wir uns<br />

Schritt für Schritt hochgearbeitet<br />

haben. Und wir<br />

helfen uns gegenseitig:<br />

Wenn ich Eigenwerbung<br />

mache, versuche ich immer,<br />

Spar mit einzubringen. Das<br />

bringt meinen Kunden<br />

auch etwas, weil sie so wissen,<br />

wo sie NENI-Produkte<br />

finden können.<br />

Die österreichische Küche<br />

unterscheidet sich stark von<br />

der orientalischen. Wie<br />

sind die Reaktionen auf die<br />

Neni-Produkte bei Spar?<br />

Haya Molcho: Es ist ganz klar, dass ich bei meinen<br />

Rezepten auf den Geschmack der Österreicher<br />

eingehe. Ich entnehme den Gerichten<br />

beispielsweise die Schärfe. Ich respektiere die<br />

österreichische Esskultur, gleichzeitig bringe ich<br />

meine Kultur hinzu. Deswegen funktioniert das<br />

Ganze so gut. Diese Adaption macht es aus.<br />

Alois Huber: Wenn ich vor fünf Jahren einen<br />

Österreicher gefragt hätte, was Humus ist, hätte<br />

er mit Erde geantwortet. Heute verkauft sich<br />

der Humus von NENI trotz der Wiener Heurigenkultur<br />

besser als Liptauer-Aufstrich. Sehr<br />

stark im Kommen ist auch die Rote Rüben-<br />

Humus Variation.<br />

Richten sich die NENI-Produkte bei SPAR an<br />

junge Menschen?<br />

Alois Huber: NENI gehört zum neuen Lebensgefühl<br />

von jungen Menschen, die interkulturell<br />

unterwegs sind und SPAR deckt das mit Lebensmitteln<br />

ab. Die Produkte reflektieren dieses<br />

Lebensgefühl und das ist gut so!<br />

Haya Molcho: Ja, stimmt. Wenn du NENI<br />

kaufst, bist du einfach ‚cool’ (lacht).<br />

Ein Stichwort noch: Regionalität.<br />

Alois Huber: Regionalität ist in Wien mehr als<br />

das Gemüse aus der Stadt. Wien hat eine traditionsgeprägte<br />

Genusskultur - dafür steht der<br />

Naschmarkt, aber auch Produzenten wie z.B.<br />

Heindl, Staud’s, Piccini und viele mehr. Daneben<br />

ist diese Genusskultur auch von einer jungen,<br />

internationalen und trendigen Strömung<br />

beeinflusst - dafür ist „NENI am Tisch“ eines<br />

der besten Beispiele.<br />

Haya Molcho: Ich kann dazu nur sagen, dass<br />

ich jeden einzelnen meiner Lieferanten kenne<br />

und niemals bei einem Fremden bestellen würde.<br />

Mir ist es irrsinnig wichtig, dass ich weiß,<br />

woher die Zutaten kommen, die ich für meine<br />

Gerichte verwende.<br />

„SPAR ENJOY BY NENI“<br />

Seit Neuestem gibt es auch die Linie „SPAR enjoy by<br />

NENI“. Damit verbinden SPAR und NENI die Eigenmarke<br />

von SPAR und „NENI am Tisch“. Die Menschen haben<br />

heutzutage viel, aber eines haben sie nicht: Zeit. Genau<br />

darauf geht die Linie ein. Das Prinzip ist einfach. Das<br />

Essen soll gesund, lecker und schnell sein. Hayya Molcho<br />

hat die Rezepte selbst kreiert und hat lange daran<br />

gewerkelt, um die perfekte Kombination zu schaffen.<br />

Die Zeiten des Junkfoods sind vorbei. Mit den verschiedenen<br />

Salatvariationen geben SPAR und NENI den<br />

Kunden die Möglichkeit, auf ihre Ernährung zu achten,<br />

auch wenn sie im Stress sind.


40<br />

WIEN<br />

„JEDES KIND SOLL<br />

EINE FREMDSPRACHE<br />

BEHERRSCHEN.“<br />

CHRISTAN OXONITSCH,<br />

STADTRAT FÜR BILDUNG,<br />

JUGEND UND SPORT, ÜBER<br />

DIE GRATIS-NACHHILFE, VER-<br />

TEUERTE BÄDERKARTEN UND<br />

DAS SPANNUNGSVERHÄLT-<br />

NIS JUGENDZENTRUM UND<br />

RELIGIÖSE VEREINE.<br />

Von Amar Rajkovic und<br />

Susanne Einzenberger (Foto)<br />

biber: An vielen Orten in der Stadt haben<br />

sich junge Menschen zusammengetan, um<br />

Hilfe für die Opfer der Flutkatastrophe zu<br />

leisten. Stefan Dosic, den ich in einem Jugendzentrum<br />

in Favoriten kennengelernt<br />

habe, war einer der freiwilligen Helfer<br />

und Organisatoren. Komisch, dabei heißt<br />

es doch immer, Leute aus Jugendzentren<br />

seien Problemkinder und bringen nichts<br />

auf die Reihe. Warum hat die Jugendarbeit<br />

in Österreich so einen schlechten Ruf?<br />

Christan Oxonitsch: Die Wiener<br />

Jugendarbeit funktioniert ausgezeichnet.<br />

Das zeigt die Reaktion von vielen Delegationen<br />

aus dem Ausland, die nach Wien<br />

kommen. Die Jugendarbeit ist hier sehr<br />

vielfältig, was die Aktivitäten von „Back<br />

on Stage“, „WienXtra“ oder „Back Bone“<br />

zeigen. Dass die Jugendarbeit als Reparaturmaßnahme<br />

bei Problem-Jugendlichen<br />

gesehen wird, ist nichts Neues. Das war<br />

schon in meiner Jugendzeit so. Da dachte<br />

man, im Jugendzentrum gebe es einen<br />

Eingang, Partyraum hinten und das wars.<br />

Wie viel Geld nimmt die Stadt Wien für<br />

Jugendarbeit in die Hand?<br />

Wir sind bei rund 38 Millionen, die die<br />

Stadt Wien und die Bezirke in den Bereich<br />

der Jugendarbeit investieren. Die<br />

Bezirke mit der Parkbetreuung, die Stadt<br />

Wien mit WienXtra. Insgesamt arbeiten<br />

rund 1000 Menschen im Jugendbereich.<br />

Weil wir vorhin von Favoriten gesprochen<br />

haben. Es ist kein Zufall, dass die zwei<br />

nach Syrien geflüchteten Mädchen aus<br />

dem zehnten Bezirk kommen. Dort le-


en sehr viele Menschen auf einem<br />

Fleck. Ein Grund, warum sehr viele<br />

Jugendliche auch in Moscheen gehen.<br />

Was machen die Jugendzentren,<br />

um neben dieser Konkurrenz<br />

zu bestehen?<br />

Wir treten mit den Einrichtungen<br />

in den Dialog. Auf der anderen Seite<br />

machen wir den Jugendlichen klar,<br />

wo Gefahren liegen. Die Jugendarbeit<br />

hat keinen sozial-romantischen<br />

Zugang, sondern grenzt sich von<br />

jenen ab, die radikale Tendenz zeigen.<br />

Vieles beruht auf Vorurteilen, man darf<br />

aber nicht davor die Augen verschließen,<br />

dass es in einzelnen Einrichtungen Probleme<br />

gibt.<br />

Ich habe die Hauptschule besucht. In meiner<br />

Klasse war nur eine Österreicherin,<br />

Deutsch habe ich erst später in der HAK<br />

erlernt. Hauptschulen werden in der<br />

Stadt noch immer als Abstellgleis genutzt.<br />

Wie lässt sich dieser Missstand aufheben?<br />

Es ist ein überholtes Schulmodell. Die<br />

frühe Trennung von Kindern im Alter<br />

von zehn Jahren führt zu einer Selektion,<br />

die auch die Perspektive und Berufswahl<br />

„<br />

DIE HAUPT-<br />

SCHULE IST EIN<br />

ÜBERHOLTES<br />

SCHULMODELL.<br />

“<br />

Inserat BIBER 207x135mm abf Sujet Polizeiaufnahme V20<strong>14</strong>0428 druck.pdf 1 28.04.20<strong>14</strong> 11:<strong>14</strong>:54<br />

beeinflusst. Einzige Lösung ist die<br />

Gesamtschule. Alles andere sind<br />

kosmetische Maßnahmen. Solange<br />

es die Gesamtschule nicht gibt, ist<br />

für mich der einzige vernünftige<br />

Ansatz SchülerInnen aus den kooperativen<br />

Mittelschulen (KMS) zu<br />

fördern.<br />

Ab Herbst gibt es die Gratis-Nachhilfe.<br />

Für wen ist sie gedacht?<br />

Sie ist für jene gedacht, die Gefahr<br />

laufen nicht zu einem ordentlichen Schulabschluss<br />

zu kommen. Wir konzentrieren<br />

uns auf den Bereich der Kernkompetenzen<br />

wie Lesen, Schreiben, Rechnen<br />

und einer Fremdsprache – mit der Zielsetzung,<br />

dass jedes Kind eine Fremdsprache<br />

beherrschen soll.<br />

Es wird also nicht so sein, dass ein Lehrer<br />

zusätzlich kommt und eine Person unterrichtet?<br />

Nein, es sind Förderklassen mit Gruppen<br />

zwischen acht und zwölf Kindern. Und<br />

die bekommen in den Bereichen Förderungen,<br />

in denen die Schule Probleme<br />

ortet.<br />

WIEN<br />

Wer entscheidet darüber, der Klassenvorstand?<br />

Nein, der Fachlehrer. Es ist ein Angebot,<br />

damit man nicht gezwungen ist teure Privat-Nachhilfe<br />

zu nehmen.<br />

Also Theresianum für alle?<br />

Theresianum nicht. Aber ich könnte mich<br />

mit dem Begriff „AHS für alle“ anfreunden<br />

- in einer ganztägigen Form.<br />

Wie erklären Sie Freibad-Liebhabern die<br />

preisliche Erhöhung?<br />

Die einzelnen Karten sind teurer, aber die<br />

Monatskarten dafür günstiger. Wir haben<br />

da nach dem Prinzip der Wiener-Linien<br />

gearbeitet. Das verkürzt die Wartezeiten,<br />

wenn es Gedränge an der Kassa gibt. Die<br />

Jahreskarte ist sogar um 100 Euro billiger<br />

als vorher, und ist ein Bonus für unsere<br />

treuen StammkundInnen. Außerdem<br />

muss man dazu sagen, dass die Stadt für<br />

den Betrieb der Bäder jährlich über 40<br />

Millionen Euro beisteuert. Von Gewinnen<br />

sind wir hier also weit entfernt.<br />

41<br />

Entgeltliche Schaltung<br />

MEHR ALS EIN BERUF.<br />

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Weitere Auskünfte erhalten Sie unter:<br />

Tel. 01/313 10-76 225 oder bei aufnahme-wien@polizei.gv.at


42 KARRIERE<br />

Damit kann man<br />

Geld verdienen?<br />

Almedina Selmanović<br />

ist Hochzeitsplanerin für<br />

türkische und bosnische<br />

Hochzeiten. Ihre Firma<br />

„A.S Eventdesing“ richtet<br />

muslimische Hochzeiten in<br />

Österreich und im Ausland<br />

mit allen Einzelheiten und<br />

Traditionen aus, die heimischen<br />

Wedding-Plannern<br />

nicht bekannt sind. Buchen<br />

kann man Almedina auch für<br />

Baby-Parties, Geburtstage<br />

oder Beschneidungsfeiern.<br />

KARRIERE<br />

&Kohle<br />

Hochlesen statt<br />

hochschlafen. Von<br />

Marina Delcheva<br />

Meinung:<br />

Beruflicher Erfolg ist die<br />

beste Verhütung<br />

Ich wage eine provokante These: Frauen sind am Arbeitsmarkt<br />

nicht benachteiligt. Mütter sind es. Und neuerdings<br />

Väter. Ein Freund, der in einem IT-Unternehmen<br />

arbeitet, würde wahnsinnig gern in Väterkarenz<br />

gehen und seine Frau bei der Kindsobsorge entlasten.<br />

„Wenn ich das tue, bin ich aber weg vom Fenster.“ Und<br />

eine andere Bekannte erzählt mir, dass ihr Chef gesagt<br />

habe: „Wenn das mit der Anwaltskarriere was werden<br />

soll, brauchen Sie sich kein Beispiel an Kollegin Maier<br />

zu nehmen.“ Die Kollegin heißt eigentlich anders, aber<br />

sie ist im siebten Monat schwanger. Abgesehen von<br />

den negativen Folgen niedriger Geburtenraten für das<br />

Pensionssystem und die Gesellschaft: Auch wenn sich<br />

in Österreich das Leitprinzip Kinder sind Karrierekiller<br />

durchgesetzt hat, sieht das in anderen Kulturkreisen<br />

nicht ganz so aus. Am Balkan ist es beispielsweise<br />

selbstverständlich als Mutter arbeiten zu gehen und das<br />

Kind bei Omas, Nachbarn, in Krippen und bei Babysittern<br />

unterzubringen. Wenn das also mit der sozialen<br />

Durchmischung, mehr Frauen in Schlüsselpositionen<br />

und mehr Väter in Karenz was werden soll, dann muss<br />

sich die Politik wirklich überlegen, ob Ganztagsschulen,<br />

verpflichtende Väterkarenz und mehr Kleinkinderbetreuungsplätze<br />

nicht doch ein großer Teil der Lösung<br />

des Problems sind. Und die Privatwirtschaft muss sich<br />

damit abfinden, dass sich Menschen nun mal vermehren,<br />

auch kluge. delcheva@dasbiber.at<br />

Ganz schön erfolgreich<br />

Andrea Leitgeb ist die erste<br />

Generälin Österreichs.<br />

Sie wurde Anfang April<br />

zur Kommandantin der<br />

Sanitätsschule ernannt und<br />

wurde gleichzeitig zum<br />

Brigadier befördert. Damit<br />

ist sie die erste Frau im<br />

Generalsrang im Österreichischen<br />

Bundesheer.<br />

ZAHL DES MONATS<br />

28 %<br />

der migrantischen Arbeitnehmer<br />

gaben laut ÖIF an, unter ihrer<br />

Qualifizierung beschäftigt zu sein.<br />

3 Fragen an Gabriela<br />

Tatzberger von der<br />

Wirtschaftsagentur<br />

Wien<br />

Wie viel Startkapital<br />

brauche ich in der Regel,<br />

wenn ich mich selbstständig<br />

machen möchte?<br />

Die Höhe des Startkapitals<br />

hängt von dem<br />

Projekt und auch von<br />

der Rechtsform ab. Nicht<br />

zu unterschätzen sind Einrichtungskosten für<br />

Geschäftslokale. Für die Gründung einer GmbH<br />

ist ein Stammkapital in Höhe von Euro 10.000,-<br />

gesetzlich vorgeschrieben.<br />

Was sind die drei größten Hürden für Unternehmer<br />

in Österreich?<br />

Das nötige Eigenkapital, ein Businessplan, der<br />

auch Banken überzeugt, und die anstehenden<br />

Nachzahlungen an die SVA nach 2 bis 3 Jahren.<br />

Drei Tipps an junge Menschen, die sich selbstständig<br />

machen wollen?<br />

• Marktrecherche: was existiert bereits am Markt<br />

und wie kann ich mich einzigartig platzieren<br />

• Businessplan erstellen: hilft die Geschäftsidee<br />

grundsätzlich zu formen und eine Vorstellung<br />

über Investitionen und mögliche Umsätze zu<br />

erhalten<br />

• Überblick verschaffen: für Gründerinnen und<br />

Gründer gibt es in Wien verschiedene Zuschüsse,<br />

Haftungsübernahmen und Kredite. Wichtig<br />

ist, zeitgerecht darum anzusuchen.<br />

Fotos: RO<strong>LAND</strong> SCHLAGER / APA / picturedesk.com, www.christian-husar.com Marko Mestrović


Mit Joseph aufwachen,<br />

statt nur von ihm<br />

zu träumen.<br />

Hausbrot liefert Ihnen ofenfrisches Brot,<br />

Gebäck und süße Backwaren, frisch<br />

gepresste Säfte, Fruchtsalate und viele<br />

andere feine Wachmacher direkt an die Tür.<br />

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Morgen genießen.<br />

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44<br />

KARRIERE<br />

Mach es selbst<br />

Sie programmieren Apps, verkaufen Sneakers oder Kebap und vergleichen Versicherungsangebote<br />

im Netz. biber hat vier Unternehmer getroffen, die den Sprung<br />

in die Selbstständigkeit gewagt haben und sprach mit ihnen über schlaflose Gründer-Nächte,<br />

ahnungslose Behörden und die Eine-Million-Euro-Frage.<br />

VON FREDERIKA FERKOVA UND MARIO FERSTL<br />

Der Kebap-Mann<br />

Untertags tönt leise das Radio, am Abend dröhnen motivierende<br />

Beats durch die Boxen. Der Dönerspieß dreht sich<br />

und die Nudeln brutzeln vor sich hin. Hasan Kadagals „The<br />

Best“, gleich neben der U6-Station Josefstädter Straße, ist<br />

vielleicht wirklich der beste Kebap slash Würstel slash Nudelstand<br />

in der Gegend. Die Lebensmittel werden jeden Tag<br />

frisch gekauft und geschnitten und so sehen sie auch aus.<br />

Alle fünf Mitarbeiter sind gleichzeitig Familienmitglieder.<br />

Hasans berühmtes Spezial-Falafel-Sandwich gibt es sieben<br />

Tage die Woche, Tag und Nacht. „Das haben schon viele kopiert,<br />

aber mir ist das egal - meines ist das Beste“, sagt Hasan<br />

zu konkurrierenden Copy-Cats. Es hat ein paar Monate<br />

gedauert bis ihm die Gemeinde einen Stand mit guter Lage<br />

angeboten hat. Die Ablöse hat er mit dem Verkauf seines<br />

Grundstücks in der Türkei bezahlt.<br />

Seit fünf Jahren lächelt er täglich zufrieden seine Gäste an,<br />

ärgern muss er sich nur wegen der Polizei, wenn es Lärmklagen<br />

gibt. Hasan übernimmt den Tagdienst von sechs Uhr<br />

morgens bis sechs Uhr Abends an sechs Tagen die Woche.<br />

Die Nachtschicht übernehmen sein Sohn oder sein Schwiegersohn.<br />

Von den Einnahmen können er und seine Familie<br />

mittlerweile gut leben. Tipp für Ladies: Vorbeikommen,<br />

wenn Hasans Sohn hinterm Tresen steht.<br />

Seit wann machst du das?<br />

Den Stand besitze ich seit 5 Jahren, seit 18 Jahren bin ich aber in<br />

der Selbstständigkeit, immer im Gastronomiegewerbe. Vorher<br />

hatte ich ein Kaffeehaus, ein Restaurant und einen Strudelimbiss.<br />

Verdienst du mehr oder weniger als früher?<br />

Ich verdiene jetzt mehr als damals als Angestellter. Allerdings<br />

habe ich herbe Verluste einstecken müssen, bin oft vor den<br />

Trümmern meiner Existenz gestanden.<br />

Hast du einen Tipp für Menschen, die sich selbstständig machen<br />

wollen?<br />

Ohne Erfahrung und Wissen braucht man gar nicht anzufangen.<br />

Ganz wichtig ist es sich Gedanken zu machen, Erfahrung in der<br />

Branche zu sammeln und sich das nötige Wissen anzueignen.<br />

Außerdem sollte man gerne Risiken eingehen und nie die Lust<br />

oder Motivation verlieren.<br />

Was würdest du machen, wenn du plötzlich eine Million Euro<br />

hättest?<br />

Nachbarstand kaufen, läuft gut hier.<br />

Amélie Chapalain, Marko Mestrović


KARRIERE<br />

45<br />

Sneakers und Cocktails<br />

Fast alle Jungs wollen mit 18 eine Bar eröffnen.<br />

Amir Mirzaie und Alireza Jokar haben mit „Sneak<br />

in“ nicht nur ein eigenes Lokal, sondern auch einen<br />

Sneakers- und Streetwear-Laden. Hier gibt es<br />

alles, was es eigentlich in Wien nicht gibt – Bier aus<br />

Tirol, Fair-Trade-Kaffee aus Berlin und Y3-Hoodies<br />

aus den USA. Besucher können hier Pullis anprobieren,<br />

ein selbstgemachtes Bio-Müsli essen oder<br />

nach der Arbeit einen Cocktail trinken. „Wir sind<br />

Sneakers-Fanatiker und wir wollten schon lange ein<br />

Lokal aufmachen“, sagt Alireza. Die Eröffnung hat<br />

dann doch zweieinhalb Jahre gedauert. Weil „Sneak<br />

in“ weder nur Bar, noch nur Geschäft ist, war es für<br />

die Gründer besonders schwierig Förderungen und<br />

einen Kredit zu bekommen. Letzten Endes konnten<br />

sie auch ein paar Investoren für ihre Idee gewinnen.<br />

„Das war auch nicht sehr leicht, weil in Österreich<br />

ein entsprechendes Investorennetzwerk fehlt.“ Im<br />

Concept-Store in der Siebensterngasse gibt es<br />

kaum etwas, das die Geschäftspartner nicht selbst<br />

gemacht haben – gemeinsam mit Freunden den<br />

Boden verlegt, Lampen montiert, Müsli-Schüsseln<br />

ausgesucht und fein säuberlich alle Kleidungsstücke<br />

und Schuhe aufgehängt. „Es ist schon ein<br />

tolles Gefühl, was Eigenes zu haben.“<br />

Wie viel Startkapital hast du gebraucht?<br />

Die Fremdfinanzierung hat 180.000-200.000 Euro betragen.<br />

Macht Ihr einen Gewinn?<br />

Jetzt noch nicht, frühestens in ein bis drei Jahren, wenn<br />

die Schulden abbezahlt sind, wird man von Gewinn<br />

sprechen können.<br />

Wie viele Stunden am Tag arbeitet ihr?<br />

In der Woche vor der Eröffnung hatten wir vielleicht<br />

insgesamt zehn Stunden Schlaf. Jetzt verbringen wir<br />

etwa 19 Stunden am Tag im Lokal.<br />

Habt ihr Tipps für Menschen, die sich selbstständig machen<br />

wollen?<br />

Unbedingt machen! Es ist besser es zu probieren und zu<br />

scheitern, als zu bereuen es nie gemacht zu haben. Viel<br />

Vorarbeit und Vorwissen ist notwendig und außerdem<br />

sollte man nicht zu naiv an die Sache herangehen.<br />

Was würdet ihr machen, wenn ihr plötzlich eine Million<br />

Euro hättet?<br />

Schulden abbezahlen und eine Woche auf Urlaub gehen.<br />

Aber nur eine Woche, weil das eigene Geschäft wie<br />

ein Kind ist. Man will es auch gar nicht länger alleine<br />

lassen.


46<br />

KARRIERE<br />

Auf Nummer sicher<br />

Förderstellen für<br />

Unternehmensgründer:<br />

Die WKO bietet kostenlose<br />

Beratungsgespräche und verschiedene<br />

Fördermodelle für<br />

Unternehmensgründer an.<br />

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Departure hat vier verschiedene<br />

Förderprogramme für<br />

Kreativ-Selbstständige - von<br />

der Gründungsphase bis zu<br />

bereits bestehenden Unternehmen.<br />

www.departure.at<br />

Mingo bietet verschiedene<br />

kostenlose Coachings an,<br />

die bei der Gründung eines<br />

Unternehmens helfen sollen,<br />

sowie spezielle Beratungen<br />

für Unternehmer mit Migrationshintergrund.<br />

www.mingo.at<br />

Das Unterstützungsgründungsprogramm<br />

des AMS<br />

bietet arbeitslosen Menschen<br />

die Möglichkeit, sich selbstständig<br />

zu machen, indem<br />

es bei der Erstellung eines<br />

Businessplans hilft und bei<br />

der Vorbereitungs- und Realisierungsphase<br />

begleitet.<br />

www.ams.at/wien/<br />

Start-Ups und Jungunternehmer<br />

können bei der Wirtschaftsagentur<br />

Wien neben<br />

kostenlosen Coachings und<br />

Workshops auch kostengünstige<br />

Büroräume und Geldförderangebote<br />

in Anspruch<br />

nehmen.<br />

www.wirtschaftsagentur.at/<br />

gruendungen/<br />

Diana und Ivo Radulvoski haben 2007 die Vergleichsplattform<br />

„Versichern24“ gegründet. Dort<br />

können Benutzer fast alle Versicherungsangebote<br />

in Österreich miteinander vergleichen und die für<br />

sie günstigsten Tarife berechnen. Ivo war früher<br />

Versicherungsmakler und Diana hat neben ihrem<br />

Wirtschaftsstudium in einer Bank gearbeitet. „Wir<br />

hatten die Idee, eine Plattform zu machen, auf der<br />

Kunden selbst die Angebote vergleichen können“,<br />

erzählt Ivo. Mittlerweile besuchen 30.000 bis<br />

40.000 User monatlich das Onlineportal.<br />

Heute betreiben beide in ihrem Büro in Wien<br />

Landstraße neben „Versichern24“ auch das Vergleichsportal<br />

„StromGas24“, auf dem User unterschiedliche<br />

Stromanbieter und –tarife vergleichen<br />

können. Zusätzlich haben sie die Online-Marketing<br />

Agentur „Segments“ aufgebaut, die Webanalysen<br />

und Onlinestrategien für Firmen anbietet und<br />

mittlerweile international tätig ist. Einfach war der<br />

Weg in die Selbstständigkeit nicht gerade. Erst<br />

nach drei Jahren hat das Geschäfts- und Ehepaar<br />

Gewinne gemacht. Zu Beginn haben sie noch neben<br />

der Arbeit, am Abend und am Wochenende,<br />

am Portal gearbeitet und um Förderungen beim<br />

AMS und der WKO angesucht. „Wir haben absolut<br />

alles selbst gemacht und aufgepasst, dass wir uns<br />

nicht verschulden“, sagt Diana.<br />

Wie viele Stunden arbeitet ihr pro Woche?<br />

Wir versuchen wirklich hart zu normalen<br />

Arbeitszeiten zu kommen. Wir haben circa<br />

eine 70-Stunden-Woche. Es ist schwer, Arbeit<br />

und Freizeit voneinander zu trennen.<br />

Welche Tipps habt Ihr für junge Unternehmer?<br />

Viele vernachlässigen den finanziellen Aspekt.<br />

Es reicht nicht, ein guter Techniker<br />

oder guter Fotograf zu sein. Nach Förderungen<br />

recherchieren. Ohne Förderungen<br />

rechnet sich Selbstständigkeit in Österreich<br />

oft nicht.<br />

Welche waren die größten Hürden?<br />

Wir führen drei Unternehmen gleichzeitig<br />

und das ist ein riesen administrativer Aufwand.<br />

Und: Beim Steuerberater und beim<br />

Anwalt sollte man nicht sparen.<br />

Was würdet ihr mit einer Million Euro machen?<br />

Wir würden vieles gleich machen. Unmittelbar<br />

vielleicht eine Weltreise machen und<br />

den Rest reininvestieren – die Agentur ausbauen,<br />

technische Verbesserungen an der<br />

Plattform machen. Also ein paar langfristig<br />

geplante Schritte sofort umsetzen.<br />

Susanne Einzenberger, Christoph Liebentritt


Apple-Apps vom<br />

Wiener Plattenbau<br />

Liesing, Donaustadt und die große Apple-<br />

Welt. Vom 20. Stock des Wohnparks Alt-Erlaa<br />

programmieren Frans Bouwmeester, Steffen<br />

Jakob und Grafik-Designerin Laleh Pourkhataee<br />

Monsef Apps. Ihr neues Geographie-<br />

Orientierungsspiel „Georientate“ ist sogar<br />

bald im App-Store von Apple erhältlich. Mittels<br />

Kompass müssen User dabei die richtige<br />

Lage von Städten bestimmen. Mit ihrer Firma<br />

„Ludi Vita“ wollen sie bald durch den Verkauf<br />

von Apps und Werbeerlösen ihren Unterhalt<br />

verdienen.<br />

Zwei Jahre ihrer Zeit haben sie schon in die<br />

Programmierung unterschiedlicher Apps investiert.<br />

Weil sie von zu Hause aus arbeiten,<br />

haben sie geringe Kosten und mussten auch<br />

keinen Kredit aufnehmen. Finanziert wird das<br />

Projekt noch mit Ersparnissen aus früheren<br />

Jobs, kleineren IT-Aufträgen und Unterstützung<br />

von der Familie. Trotz Arbeitstagen bis<br />

zu elf Stunden ist die Rückkehr zu einem geregelten<br />

Arbeitsleben für die drei unvorstellbar.<br />

Arbeiten wollen sie nur mehr an Dingen,<br />

die ihnen Spaß machen.<br />

KARRIERE<br />

Wie viel Startkapital habt ihr gebraucht?<br />

Unser Hauptkapital ist Zeit. Wir haben<br />

ein, zwei Jahre unserer Zeit investiert<br />

und diese ist kostenlos. Wir<br />

müssen uns anderwärtig unseren<br />

Lebensunterhalt finanzieren.<br />

Was mögt ihr an eurem Job am meisten?<br />

Man kann kreativ sein, und kann es<br />

dann wirklich in die Tat umsetzen.<br />

Der Schaffensprozess ist sehr bewegend.<br />

Zum Schluss hast du etwas, das<br />

funktioniert und anderen Leuten im<br />

besten Fall auch noch Spaß macht.<br />

Was sind die größten Hürden für<br />

euch als Unternehmer?<br />

Wenn du lange Zeit keine Einnahmen<br />

hast, natürlich der finanzielle<br />

Aspekt. Irgendwann erreicht man<br />

auch die Grenze, wo man nicht mehr<br />

alles selbst tun kann.<br />

Was würdet ihr machen, wenn ihr<br />

plötzlich eine Million Euro hättet?<br />

Eine Sache, die wir machen würden,<br />

wäre anderen zu helfen auch ihren<br />

Traum und Wunsch zu ermöglichen.<br />

Wir können uns aber nicht vorstellen<br />

einfach aufzuhören, wenn wir mehr<br />

Geld haben sollten.<br />

47<br />

FÖRDERUNGEN -<br />

WER KENNT SICH<br />

WIRKLICH AUS?<br />

BERATUNG<br />

ZUM THEMA<br />

FÖRDERUNGEN<br />

01/5<strong>14</strong> 50-1055<br />

wko.at/wien/foerderung<br />

beratung_förderungen_207x135.indd 1 02.<strong>06</strong>.20<strong>14</strong> 09:12:27


48 KARRIERE<br />

MAIER,<br />

MÄNNLICH,<br />

MANAGER<br />

Nach dem Songcontest-<br />

Sieg von Conchita Wurst<br />

schwimmt Österreich<br />

auf einer Toleranzwelle.<br />

Aber wie vielfältig ist<br />

Österreichs Wirtschaft?<br />

Seit dem Songcontest-Sieg von Conchita<br />

Wurst präsentiert sich Österreich<br />

als weltoffenes, vielfältiges und tolerantes<br />

Land. Es ist fraglich, ob diese heile Welt<br />

bei gewöhnlichen Homosexuellen und im<br />

Umgang mit beispielsweise dunkelhäutigen<br />

Menschen auf der Straße angekommen ist.<br />

Aber ein Gutes hat die plötzliche Wurst-<br />

Mania: Österreich ist stolz, und zwar nicht<br />

mehr nur auf Hermann Maier und Falco,<br />

sondern neuerdings auch auf den Bayern-<br />

Kicker David Alaba und der Frau mit Bart<br />

Conchita Wurst. Wer für Österreich Gutes<br />

tut, den hat man gern. Wer diese Menschen<br />

öffentlich angreift, wird dafür bestraft. So<br />

geschehen bei Andreas Mölzer, der Alaba<br />

einen „unechten Wiener“ nannte. Und Herr<br />

Poier, der Conchita als „Fall für die Psychiatrie“<br />

bezeichnete, steht auch nicht gerade<br />

gut da. Frau Wurst hat schon Recht, dass „es<br />

wurst ist, wo man herkommt und wie man<br />

aussieht“. Diese Botschaft muss aber noch<br />

im Alltag ankommen und straßentauglich<br />

werden. Sonst bleibt vom Diversity-Feuer,<br />

das gerade brennt, nur ein Häufchen Asche<br />

– ohne Phönix.<br />

GRAUE GESCHÄFTSWELT<br />

So bunt und vielfältig Österreich auch sein<br />

mag, die gut verdienende Arbeitswelt und<br />

Chefetage sind es noch nicht. Laut dem<br />

„Frauen.Management.Report.20<strong>14</strong>“ der<br />

Arbeiterkammer haben nur 5,6 Prozent<br />

der heimischen Top 200 Unternehmen eine<br />

Geschäftsführerin und nur 13,9 Prozent<br />

der Vorstände sind weiblich. Auch Menschen<br />

mit Migrationshintergrund erreichen<br />

vergleichsweise selten die Chefetage.<br />

Laut Arbeiterkammer sind ein Drittel der<br />

Arbeitnehmer mit Migrationshintergrund<br />

unter ihrer Qualifikation beschäftigt. Zum<br />

Vergleich: Unter Österreichern ist es nur ein<br />

Zehntel. Und Homosexualität ist in der harten<br />

Wirtschaftswelt noch immer ein Tabu.<br />

Christian Ohde / ChromOrange / picturedesk.com, www.subin.cz, Marko Mestrović, ÖBB


KARRIERE<br />

49<br />

Der ÖBB-Wagen bei der Regenbogenparade im Vorjahr in Wien.<br />

Meine Ausbildung<br />

Meine Chance<br />

Anerkennung bringts!<br />

Viele Menschen kommen mit wertvollen Ausbildungen<br />

und Abschlüssen nach Österreich,<br />

können diese aber hier nicht nutzen.<br />

Die Anerkennung von Qualifikationen schafft<br />

Karrierechancen und damit eine erfolgreiche<br />

Zukunft. Das bringt allen was!<br />

Alle Infos: www.berufsanerkennung.at<br />

NEU<br />

Die Serviceplattform des ÖIF<br />

für die Anerkennung im Ausland erworbener<br />

Ausbildungen und Qualifikationen<br />

Ioana Catalina Barbu, Juristin<br />

„Die Anerkennung meines Studiums war<br />

nicht ganz einfach, aber jetzt steht meiner<br />

Karriere in Österreich nichts mehr im Weg.“<br />

Samer Mousa, Medizintechniker<br />

„Ich will in Österreich in meinem Job<br />

durchstarten, deswegen habe ich mich<br />

gleich um die Anerkennung gekümmert.“<br />

• Mit max. 6 Klicks zur richtigen Anlaufstelle<br />

• Infos über mehr als 1800 Berufe<br />

• Service in 4 Sprachen


50 KARRIERE<br />

Laut einer Studie der EU-Grundrechtsagentur<br />

outet sich in Österreich nur jeder<br />

fünfte Homosexuelle vor den eigenen<br />

Kollegen.<br />

Eine Ebene weiter unten, also bei kleinen<br />

und mittleren Unternehmen, steht es<br />

etwas besser um die soziale, geschlechtliche<br />

und ethnische Durchmischung. Laut<br />

Wirtschaftskammer sind 43 Prozent der<br />

Unternehmer in Österreich Frauen und<br />

etwa 40 Prozent der Wiener Unternehmer<br />

haben einen Migrationshintergrund.<br />

Hierbei handelt es sich allerdings um kleine<br />

Betriebe wie beispielsweise ein Frisörsalon<br />

oder Gastronomie-Lokale.<br />

DIVERSITY-BEMÜHUNGEN<br />

Dabei haben große Unternehmen in den<br />

vergangenen Jahren zahlreiche Maßnahmen<br />

gesetzt, um mehr Vielfalt ins<br />

Haus zu bringen. So gaben im Jahr 2012<br />

87 Prozent von insgesamt 20 börsennotierten<br />

österreichischen Unternehmen im<br />

Rahmen der Studie „Quo vadis Diversity<br />

in Austria?“ an, Maßnahmen zur Förderung<br />

von personeller Vielfalt zu setzen.<br />

Ein Großteil davon in den Bereichen<br />

Geschlecht und ethnische Vielfalt. Zahlreiche<br />

Konzerne wie etwa die Erste Group<br />

haben und Bank Austria haben eigene<br />

Diversity-Beauftragte. Dieses Jahr bekamen<br />

Henkel und die ÖBB den DiversCity-Preis<br />

der Wirtschaftskammer für ihre<br />

Bemühungen im Bereich der personellen<br />

Vielfalt. Im September findet mit „fair.<br />

versity“ eine eigene Karrieremesse mit<br />

dem Schwerpunkt Diversity in Wien statt.<br />

Den meisten Unternehmen sind die Vorteile<br />

von Diversity durchaus bewusst. Je<br />

vielfältiger Teams sind, desto kreativer<br />

und effektiver arbeiten sie. Außerdem hat<br />

sich die Konsumentenstruktur in Österreich<br />

stark verändert und Firmen müssen<br />

überlegen, wie sie zu neuen Kunden kommen.<br />

Immer mehr Menschen haben einen<br />

Migrationshintergrund und Banken sprechen<br />

diese Menschen beispielsweise in<br />

ihrer Muttersprache an. Sie suchen gezielt<br />

nach Angestellten, die neben Deutsch<br />

auch Türkisch und BKS sprechen. Wieso<br />

kommt diese Vielfalt der Geschlechter,<br />

Hautfarben, Religionen und sexuellen<br />

Orientierungen dann nur langsam in der<br />

Chefetage Österreichs an?<br />

„Das Thema ist sehr komplex und solche<br />

Veränderungen passieren nicht von<br />

heute auf morgen“, sagt Manfred Wondrak<br />

von der Diversity-Beratungsagentur<br />

„factor-D“. Neben konkreten Maßnahmen<br />

brauche es eine ganz neue Führungskultur<br />

und ein Umdenken, um tatsächlich<br />

mehr Vielfalt in die Wirtschaftswelt zu<br />

bringen. „Wir leben in einer männlich<br />

dominierten Welt, von Männern in einem<br />

gewissen Alter. Da spielt auch sicher ein<br />

unbewusster Versuch des Machterhalts<br />

mit. Um das aufzubrechen, brauchen wir<br />

auf vielen verschiedenen Ebenen verschiedene<br />

Maßnahmen“, meint Wondrak.<br />

Gleichzeitig sehe er kleine Verbesserungen<br />

im Umgang mit Vielfalt.<br />

Vera Budway-Strobach ist Diversity-Managerin<br />

der Erste Group.<br />

„FRAUEN SIND GERADE<br />

PRIORITÄT, TEILWEISE<br />

AUCH DESWEGEN,<br />

WEIL WIR JETZT<br />

VERPFLICHTET SIND,<br />

DAS ZU BERICHTEN“<br />

VIELFÄLTIGE BEMÜHUNGEN IN<br />

<strong>UNTER</strong>NEHMEN<br />

Die ÖBB fahren heuer das dritte Mal mit<br />

eigenem Wagen bei der Regenbogenparade<br />

in Wien mit. „Wenn man für den<br />

Markt arbeitet, dann muss man sich den<br />

Markt anschauen. Und der ist eben vielfältig“,<br />

sagt die Diversity-Beauftragte der<br />

ÖBB Traude Kogoj. Mit dieser Aktion<br />

wolle man ein positives Signal an homosexuelle<br />

Mitarbeiter senden. Auch im<br />

Bereich der Frauenförderung und der<br />

Förderung von Menschen mit Migrationshintergrund<br />

bietet der Konzern eigene<br />

Weiterbildungsmaßnahmen, Förderung<br />

von Mehrsprachigkeit und Elternteilzeit.<br />

Diese Maßnahmen sollen mehr Vielfalt in<br />

die Belegschaft und in die Chefetage des<br />

Konzerns bringen. Derzeit sind nur neun<br />

Prozent der Angestellten Frauen und 2,5<br />

Prozent haben einen ausländischen Pass,<br />

wobei hier Österreicher mit Migrationshintergrund<br />

nicht eingerechnet sind. Unter<br />

den Führungskräften finden sich auch<br />

neun Prozent Frauen, wobei mittlerweile<br />

ein Viertel der Konzern-Vorstände weiblich<br />

sind.<br />

Vera Budway-Strobach ist seit Juli<br />

2013 Diversity Managerin der Erste Bank<br />

Group. Sie soll interne Maßnahmen und<br />

Ziele für mehr Vielfalt im Konzern vorantreiben.<br />

Eines davon ist beispielsweise<br />

ein höherer Anteil an Frauen im Top-<br />

Management. Bis 2017 soll der Frauenanteil<br />

in Führungspositionen bei der Ersten<br />

Bank Österreich von derzeit 29 auf<br />

40 Prozent steigen. „Frauen sind gerade<br />

Priorität, teilweise deswegen, weil wir<br />

jetzt verpflichtet sind, das zu berichten“,<br />

sagt Budway-Strobach. Hinter dieser Verpflichtung<br />

steckt ein Gesetzt, das seit 1.<br />

Jänner dieses Jahres Banken verpflichtet,<br />

sich freiwillig eine höhere Frauenquote<br />

zu setzen und zu berichten, wie und bis<br />

wann sie diese erfüllen werden (siehe<br />

Info). Das Versicherungsunternehmen<br />

UNIQA setzt Arbeitnehmer mit Migrationshintergrund<br />

ein, um besser auf neue<br />

Kunden mit anderen Muttersprachen als<br />

Deutsch eingehen zu können.<br />

Das amerikanische IT-Unternehmen<br />

IBM hat schon 1953 Gleichbehandlung<br />

und Förderung von Frauen, ethnischen<br />

Minderheiten und Menschen mit Behinderung<br />

in seiner Unternehmenspolitik<br />

festgeschrieben. „Wenn man zehn Männer<br />

Mitte 40 mit ähnlichem Hintergrund<br />

in einen Raum steckt, kommt wenig Kreatives<br />

heraus“, sagt Christine Laggner von<br />

IBM Österreich. Der Konzern veranstaltet<br />

beispielsweise das „LGBT-Businessforum“<br />

für Schwule, Lesben, Trans- und Bisexuelle<br />

im Rathaus und bietet firmenintern<br />

entsprechende Workshops für Führungskräfte<br />

an. Derzeit arbeiten im Konzern<br />

Menschen mit 35 verschiedenen Nationa-


KARRIERE<br />

51<br />

litäten und 30 Prozent der Belegschaft sind<br />

Frauen. Intern sei eine 50 Prozent-Quote<br />

wünschenswert, diese scheitere aber auch<br />

daran, dass sich verhältnismäßig weniger<br />

Frauen für ein technisches Studium entscheiden.<br />

Außerdem ist Tatjana Oppitz<br />

als Generaldirektorin von IBM Österreich<br />

eine der wenigen Frauen, die hier an der<br />

Spitze eines Großkonzerns stehen. Auch<br />

andere Industrie-Konzerne wie die OMV<br />

versuchen im Rahmen des Programms<br />

„Technik-Queens“ das Technik-Interesse<br />

junger Mädchen zu wecken.<br />

Vielfalt scheint sich langsam, Generation<br />

für Generation, hoch zu arbeiten.<br />

Während vor 25 Jahren noch kaum ein<br />

Türke oder eine Jugoslawin in den Hörsälen<br />

der heimischen Unis anzutreffen waren,<br />

werden nun Gastarbeiterkinder auch<br />

Ärzte und Bankangestellte. Die Frauenerwerbsquote<br />

in Österreich liegt heute bei<br />

knapp 70 Prozent und ist im Vergleich<br />

zu 2005 um acht Prozent gestiegen. Und<br />

vor fünf Jahren hätte noch niemand gedacht,<br />

dass Österreich mit einer Frau mit<br />

Bart erstmals seit Udo Jürgens den Songcontest<br />

gewinnen würde. Diese Pluralität<br />

muss jetzt nur noch auf der Chefetage<br />

ankommen.<br />

UNFREIWILLIGE<br />

FREIWILLIGE<br />

FRAUENQUOTE<br />

FÜR BANKEN<br />

Bezahlte Anzeige<br />

Mit Anfang des Jahres ist in<br />

Österreich ein Gesetzt in Kraft<br />

getreten, das Kreditinstitute<br />

mit einer Bilanzsumme von<br />

über einer Milliarde Euro,<br />

also Banken, verpflichtet,<br />

„eine Zielquote für das<br />

unterrepräsentierte Geschlecht<br />

in der Geschäftsleitung und dem<br />

Aufsichtsrat festzulegen sowie<br />

eine Strategie zu entwickeln,<br />

um dieses Ziel zu erreichen.“<br />

Grundlage für das Gesetz ist<br />

eine EU-Richtlinie aus dem Jahr<br />

2013. Das unterrepräsentierte<br />

Geschlecht sind in diesem Fall<br />

Frauen. Im Klartext bedeutet<br />

das: Heimische Banken müssen<br />

selbst eine Frauenquote<br />

festlegen, die höher als der<br />

derzeitige Frauenanteil ist, und<br />

dem Gesetzgeber mitteilen, mit<br />

welchen konkreten Maßnahmen<br />

und bis wann sie diese erfüllen<br />

wollen. Wie hoch diese sein soll,<br />

also ob doppelt so viele Frauen<br />

an die Spitze des Unternehmens<br />

kommen sollen oder nur eine<br />

mehr, können Banken selbst<br />

festlegen.<br />

Emily.<br />

Hat nicht damit<br />

gerechnet, arbeitslos<br />

zu werden. Rechnet<br />

sich trotzdem gute<br />

Chancen aus.<br />

Im AMS eJob-Room, Österreichs<br />

größter Online Job- und Personalbörse.<br />

Die vielen Seiten des Lebens erfordern viele Antworten:<br />

Jobvermittlung, Weiterbildung, Förderungen. Oder den<br />

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AMS. Vielseitig wie das Leben.


52<br />

KARRIERE<br />

„DIVERSITY-<br />

MANAGEMENT<br />

IST NICHT GESTERN<br />

VON DEN WOLKEN<br />

GEFALLEN.“<br />

Manuel Bräuhofer und Manfred Wondrak beraten<br />

Firmen und Organisationen im Bereich<br />

Diversity und sind Organisatoren der Karriere-<br />

Messe „fair.versity“. biber erzählen sie, warum<br />

Vielfalt Geld bringt und wieso Meetings nach 16<br />

Uhr verboten gehören.<br />

Von Marina Delcheva und Amélie Chapalain (Foto)<br />

biber: Nach Conchita Wursts Sieg beim ESC feiert sich<br />

Österreich als tolerantes, vielfältiges Land. Ist diese Diversität<br />

unten auf der Straße angekommen?<br />

MANFRED: Ich sehe partielle Verbesserungen, dennoch<br />

glaube ich, dass das nicht von heute auf morgen<br />

geht. Viele Menschen sind noch immer irritiert, wenn sie<br />

zwei Männer in der Straßenbahn sehen, die sich küssen.<br />

MANUEL: Ich erlebe aber auch, dass wir in den letzten<br />

Jahren einen großen Schritt nach vorne gemacht haben.<br />

Wir haben Marco Schreuder, einen offen lebenden,<br />

schwulen Bundesrat. Wir haben mit meinem Mann den<br />

ersten schwulen Bezirksvorsteher (Anm.: Markus Rumelhart<br />

ist SPÖ-Bezirksrat in Mariahilf) in Wien. Wir<br />

haben die Conchita Wurst. Das wäre vor einigen Jahren<br />

noch undenkbar gewesen.<br />

Mit euren Unternehmen brainworker und factor-D beratet<br />

ihr andere Firmen im Bereich Diversity. Was bedeutet<br />

eigentlich Diversity?<br />

MANFRED: Wir verwenden den Begriff Diversity immer<br />

dann, wenn Vielfalt positiv konnotiert ist. Und bei<br />

Diversity-Management geht es darum: Wenn ich Vielfalt<br />

in einem Team, in der Gesellschaft habe, wie kann ich<br />

das am besten steuern und sie strategisch nutzen, damit<br />

alle Beteiligten einen Mehrwert davon haben?<br />

Welche Personengruppen schließt denn Diversity ein?<br />

BEIDE: Alle, alle sollen eingeschlossen werden.<br />

MANUEL BRÄUHOFER ist Inhaber der Agentur<br />

brainworker – community marketing.<br />

MANFRED WONDRAK ist Geschäftsführer der<br />

factor-D Diversity Consulting.<br />

Gemeinsam organisieren beide die Diversity-<br />

Karrieremesse fair.versity Austria. Am 23.<br />

September stellen internationale Unternehmen<br />

im Rathaus ihre Diversity-Maßnahmen vor und<br />

können neue Mitarbeiter rekrutieren.<br />

www.fairversity.at


KARRIERE<br />

53<br />

Aber was ist dann die Norm? Männlich, Ende Vierzig…<br />

MANUEL: … Weiß, heterosexuell, groß, mittleres oder höheres Management.<br />

MANFRED: Es gibt sechs Kerndimensionen: Alter, Geschlecht, sexuelle<br />

Orientierung, Behinderung, Religion und ethnische Zugehörigkeit.<br />

Sie sind so eng mit deiner Person verbunden, dass du sie nur ganz<br />

schwer oder überhaupt nicht verändern kannst. Ich kann meine Religion<br />

ändern, aber das hat mich dennoch sehr stark geprägt. Geschlecht<br />

geht auch schon. Aber ich kann meine Hautfarbe, mein Alter oder eine<br />

Behinderung, die ich habe, nicht verändern.<br />

Diversity ist in der Wirtschaft neuerdings zum Modewort geworden.<br />

Warum setzen Unternehmen Maßnahmen in diese Richtung?<br />

MANUEL: Diversity-Management ist ja nicht gestern von den Wolken<br />

gefallen. Das gibt es seit den 60er-Jahren. Es wurzelt in den USA. Unternehmen<br />

ging es darum, neue Arbeitskräfte aus so genannten Minderheiten<br />

zu rekrutieren, d.h. die Personalstruktur zu erweitern, um gut<br />

wirtschaften zu können. Und es geht natürlich auch ums liebe Geld.<br />

MANFRED: Mittlerweile hat sich Diversity Management weiterentwickelt.<br />

Der Umgang mit Vielfalt wird nun auch als organisationaler<br />

Lernprozess verstanden. Der Betrieb soll dadurch wettbewerbsfähiger<br />

werden.<br />

Die ÖBB fahren mit eigenem Wagen bei der Regenbogenparade mit,<br />

Banken müssen Frauenquoten einführen, Versicherungen werben gezielt<br />

Mitarbeiter mit zwei Muttersprachen an, T-Mobile hat einen Betriebskindergarten...<br />

Wie bewertet ihr denn solche Maßnahmen?<br />

MANUEL: Ich denke, jede Maßnahme, unabhängig dessen wie groß<br />

oder klein sie ist, ist ein Schritt in die richtige Richtung. Du hast Kindergarten<br />

angesprochen und das ist ein sehr wichtiger Schritt, um Frauen<br />

zu stärken und Chancengleichheit zu ermöglichen. Die Regenbogenparade<br />

– das könnte mehrere Gründe haben, warum Unternehmen da<br />

mitmachen. Einerseits aus Imagegründen, anderseits für die bestehenden<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die vielleicht homosexuell sind.<br />

Fruchten aus eurer Sicht diese Maßnahmen schon? Die Chefetage ist<br />

immer noch recht Frauen-rar, Menschen mit Migrationshintergrund<br />

sind auch noch nicht dort angekommen.<br />

MANUEL: Ja, ganz klar. Natürlich haben wir noch nicht sehr viele<br />

Frauen in Führungspositionen. Aber es geht schon in die richtige Richtung.<br />

Gesellschaftlicher Wandel passiert nicht von heute auf morgen.<br />

Wir brauchen starke Vorbilder, die den Weg aufzeigen, dass das möglich<br />

ist. Im Handel sieht man das sehr schön. MigrantInnen klettern von der<br />

klassischen Verkäuferin hin zur Filialleiterin, hin zur Regionalleiterin<br />

usw.<br />

Ein Beispiel: Wenn es Ziel wäre, in den nächsten drei Jahren 20 Prozent<br />

mehr Frauen in Führungspositionen zu bringen, welche drei Maßnahmen<br />

würdet ihr vorschlagen?<br />

MANFRED: Wenn ich Karriere machen möchte, ins Top-Management<br />

möchte, dann muss ich zu 100 Prozent für das Unternehmen da<br />

sein. Das schließt aus, dass ich irgendwelche Unterbrechungen, wie z.B.<br />

Karenz habe. Es müsste, wie es die Skandinavier machen, die Verfügbarkeitskultur<br />

verändert werden. Man muss nicht um 18 Uhr Meetings<br />

ansetzen. In Skandinavien ist es verpönt nach 16 Uhr Meetings zu machen,<br />

um sicher zu stellen, dass die Work-Life-Balance funktioniert.<br />

Zusätzlich wären freiwillige Quoten sinnvoll.<br />

MANUEL: Ich sehe es auch als wesentlichen Punkt, die Männer da in<br />

die Pflicht zu nehmen. Väterkarenz. Wenn der Chef in Vaterkarenz geht,<br />

ist das ein riesen Zeichen.<br />

BEZAHLTE ANZEIGE<br />

Fotos: Susanne Einzenberger<br />

Fotos: ALDO, Sanderson<br />

БЪЛГАРСКИ, ICH LIEBE DICH!<br />

SPRACHENLERNEN AN DER VHS hat<br />

viele Motive: In den Bulgarisch-Kursen der<br />

Volkshochschulen in Wien liegt z.B. oftmals<br />

Liebe in der Luft. Wissbegierige Österreicher<br />

und Österreicherinnen besuchen die wöchentlichen<br />

Abendkurse, um die Muttersprache ihrer<br />

Liebsten zu lernen. So wie beispielsweise Katharina:<br />

„Ich habe einen bulgarischen Freund.<br />

Mit dem ist auch das Interesse an der Sprache<br />

gekommen.“ Der Kursleiter Nikolay Janev bestätigt,<br />

dass viele seiner Kursteilnehmer wegen<br />

ihrer Partner beginnen Bulgarisch zu lernen.<br />

Und oft übersteht die Liebe zur Sprache auch<br />

ein Beziehungsaus.<br />

Neben der Liebe sind die Gründe Bulgarisch zu<br />

lernen so vielfältig, wie die Kursteilnehmer. Lukas<br />

G. erzählt etwa, dass er Tschechisch studiert<br />

habe „und ich wollte jetzt eine andere slawische<br />

Sprache lernen.“ Andere Besucher reisen arbeitsbedingt<br />

oft nach Sofia und wollen deshalb<br />

ihr Bulgarisch verbessern. Und wiederum andere<br />

haben sich einfach in das Land verliebt<br />

und fahren immer wieder gern ans Schwarze<br />

Meer oder ins wunderschöne Rila-Gebirge.<br />

NIKOLAY JANEV<br />

ERKLÄRT DEN<br />

KURSTEILNEH-<br />

MERN, WIE SIE<br />

IM GESCHÄFT<br />

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AUF BULGARISCH<br />

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INFOS ZU DEN<br />

BULGARISCH-<br />

KURSEN DER<br />

VHS WIEN:<br />

Dauer: 4 Monate mit<br />

insgesamt 15 Einheiten.<br />

Kosten: <strong>14</strong>2 Euro für<br />

den gesamten Kurs.<br />

Mehr Infos finden Sie<br />

unter www.vhs.at


54 KARRIERE<br />

KARRIERE NEWS<br />

WIRTSCHAFTSKAMMER WIEN<br />

VERLOST GESCHÄFTSLOKAL<br />

Im Rahmen des „Rock the shop“-Wettbewerbes<br />

können Jungunternehmer und<br />

Gründer ein Geschäftslokal in der Stumpergasse<br />

34/2, 1<strong>06</strong>0 Wien gewinnen. Für<br />

die Teilnahme werden kreative Konzepte<br />

für die Räumlichkeiten gesucht. Das von<br />

einer Jury bewertete Gewinnerpaket im<br />

Gesamtwert von 15.000€ umfasst unter<br />

anderem einen sechsmonatigen Mietvertrag.<br />

Die Bewerbungsfrist endet am 31.<br />

Juli. Infos und Teilnahmebedingungen<br />

unter: www.freielokale.at.<br />

TIPPS<br />

Weiterbildung<br />

WEITERBILDEN IM<br />

SOMMER<br />

Von Juni bis August bieten die Wiener<br />

Volkshochschulen wieder ihre „summercard“<br />

an. Um 69 Euro können Wienerinnen<br />

und Wiener beliebig viele der<br />

über 400 VHS-Kurse besuchen – von<br />

Bewegung, Kunst bis hin zu Sprachkursen<br />

ist fast alles dabei. Für Kinder<br />

bis <strong>14</strong> Jahren gibt es ein spezielles<br />

Kinderprogramm.<br />

„FRAUEN COLLEGE“<br />

FÜR MEHR CHANCEN<br />

Das „Frauen College“ bietet seit 2010 Frauen<br />

ohne einträgliche Schulbildung ein Bildungsangebot,<br />

bei dem sie jederzeit einsteigen können.<br />

Die 150 Unterrichtseinheiten in den Fächern<br />

Deutsch, Mathematik, Naturwissenschaften,<br />

EDV und Kultur sollen vor allem Migrantinnen<br />

zu besseren Perspektiven am Arbeitsmarkt<br />

verhelfen. Insgesamt haben bereits 797<br />

Teilnehmerinnen das Programm erfolgreich<br />

absolviert. Anmeldungen für die Kurse für das<br />

Jahr 20<strong>14</strong>/2015 sind ab September 20<strong>14</strong> bei<br />

Interface Wien möglich.<br />

Infotelefon: 01 5245015-11<br />

WEBSITE FÜR ANERKEN-<br />

NUNG AUSLÄNDISCHER<br />

BILDUNGS ABSCHLÜSSE<br />

Fast ein Drittel der Arbeitnehmer mit<br />

Migrationshintergrund arbeiten unter<br />

ihren Qualifikationen. Die Internetplattform<br />

www.berufsanerkennung.<br />

at des Österreichischen Integrationsfonds<br />

bietet Unterstützung beim<br />

Behördenweg zur Anerkennung ausländischer<br />

Diplome, Lehrabschlüsse<br />

und Berufsqualifikationen. Die Wegweiser<br />

zur Nostrifikation für 1800 Jobs<br />

sind auf der Website in vier Sprachen –<br />

Deutsch, Englisch, Türkisch und<br />

BKS – abrufbar.<br />

Das Dialogforum für WissenschafterInnen,<br />

ArbeitnehmerInnenvertretungen<br />

und Interessierte.<br />

MEHR VON ALLEM - ARBEIT, LEBEN, GELD<br />

Die Arbeitswelt zwischen optimistischen Erwartungen und prekären Realitäten.<br />

Donnerstag, 4. September 20<strong>14</strong>, 12.30 bis 17.30 Uhr<br />

Seminarparkhotel Hirschwang, Trautenberg-Straße 1,<br />

2651 Reichenau an der Rax, Niederösterreich<br />

Freitag, 5. September 20<strong>14</strong>, 9 bis <strong>14</strong> Uhr<br />

Sägewerk Hirschwang, Hirschwang 67,<br />

2651 Reichenau an der Rax, Niederösterreich<br />

Mehr Infos und Online-Anmeldung auf www.dialog-forum.at<br />

Eröffnungsvortrag<br />

Mag. Dr. Roland Atzmüller, Johannes Kepler Universität Linz<br />

Am Podium<br />

BM Gabriele Heinisch-Hosek, Bundesministerin für Bildung und Frauen<br />

Veronika Kronberger, Vertreterin der Plattform „Generation Praktikum“<br />

Dr. Sabine Oberhauser, Nationalratsabgeordnete und Bundesfrauenvorsitzende<br />

des Österreichischen Gewerkschaftsbundes<br />

KommR Veit Schmid-Schmidsfelden, GF der Rupert Fertinger GmbH<br />

Inserat_207x66 quer.indd 1 02.<strong>06</strong>.20<strong>14</strong> <strong>14</strong>:47:32


KARRIERE<br />

55<br />

5 Jahre<br />

„VEREIN WIRTSCHAFT FÜR INTEGRATION“<br />

Fotos: smail GOKMEN/PID, Florian Wieser, VWFI/Magdalena Possert<br />

Georg Kraft-Kinz, Bettina Glatz-Kremsner und Ali Rahimi<br />

(v.l.n.r.) bei der Pressekonferenz anlässlich fünf Jahre VWfI.<br />

Vor fünf Jahren war die Integrationswelt noch eine andere.<br />

Ein Integrationsministerium war damals in weiter Ferne,<br />

Firmen und Konzerne fühlten sich dem Thema nicht<br />

gerade verbunden und medial wurde Integration ohnehin<br />

nur als Problem wahrgenommen. Deshalb gründeten<br />

Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien-Manager Georg Kraft-<br />

Kinz und sein Partner und Freund Ali Rahimi den „Verein<br />

Wirtschaft für Integration“ (VWfI). Heute, fünf Jahre später,<br />

kann der Verein auf eine stolze Bilanz zurück blicken.<br />

Unter anderem wurde der mehrsprachige Redewettbewerb<br />

„SAG’S MULTI“ ins Leben gerufen. Schüler mit unterschiedlichen<br />

Muttersprachen aus ganz Österreich bekommen<br />

dabei eine Plattform und können Reden in Deutsch<br />

und ihrer Muttersprache präsentieren. Zudem veranstaltete<br />

der Verein den „Preis der Wiener Vielfalt“ und das<br />

PatInnenprogramm „KONNEX“ für junge Menschen mit<br />

Migrationshintergrund.<br />

Im kommenden Schuljahr starten zwei neue Bildungsprogramme<br />

für junge Menschen aus sozial schwachen Familien.<br />

Mit dem „Zukunftschancenfond“ sollen Schüler aus<br />

benachteiligten Familien der Musik- und Informatikmittelschule<br />

Wendtstattgasse eine ganztägige Betreuung bekommen.<br />

Ein Mobilitätsstipendium soll zudem WU-Studenten,<br />

die sich einen Auslandsaufenthalt nicht leisten können,<br />

unterstützen. „Der Verein Wirtschaft für Integration hat in<br />

den vergangenen fünf Jahren dafür gesorgt, dass Integration<br />

eine breite Bühne in der Öffentlichkeit bekommt. Dafür<br />

sagen wir heute danke und wünschen für die Zukunft viel<br />

Erfolg“, sagt Bettina Glatz-Kremsner, Vorstandsmitglied<br />

des Vereins Wirtschaft für Integration und Vorstandsdirektorin<br />

von Casinos Austria. Und natürlich gratuliert auch<br />

biber dem Verein und seinem Team unter Geschäftsführerin<br />

Meri Disoski. Alles Gute und auf weitere fünf Jahre!<br />

BKS-REFERAT IM SWV GEGRÜNDET<br />

Das neu gegründete BKS-Referat im Sozialdemokratischen<br />

Wirtschaftsverband (SWV) soll<br />

BKS-Unternehmer in Österreich sichtbar machen<br />

und ihnen Vernetzungsmöglichkeiten bieten. Der<br />

Gründer, Darko Markovic, möchte den Unternehmern<br />

aus Ex-Jugoslawien damit eine Plattform<br />

bieten. Der in Tuzla geborene Selbständige freut<br />

sich, dass das ex-jugoslawische Unternehmertum in<br />

Wien gestärkt wird. Entsprechend selbstbewusst der<br />

Name des Referats: „MI“ (dt.: Wir).<br />

HÖCHSTE<br />

ERFOLGSZAHL<br />

ÖSTERREICHS<br />

• Matura<br />

• Berufsreifeprüfung<br />

• Sprachkurse, Latinum<br />

• EDV-Kurse<br />

(Europäischer Computer-Führerschein)<br />

• Fernunterricht (Beginn jederzeit)<br />

Beginn: Frühjahr & Herbst<br />

Dr. Roland, Neubaugasse 43, 1070 Wien


BEZAHLTE ANZEIGE<br />

DER CAMPUS RUFT<br />

Kindergarten, Schule, Hort – alles an<br />

einem Ort. Das neuartige Konzept des<br />

Wiener Campusmodells vereint die<br />

ganztägige Betreuung eines Kindes<br />

unter einem Dach.<br />

ARBEIT UND FAMILIE <strong>UNTER</strong> einen Hut<br />

zu stecken ist nicht immer einfach. Der<br />

Kleinste muss in den Kindergarten und die<br />

Ältere in die Schule, wer ganztags arbeitet ist<br />

zudem auf Hortbetreuung angewiesen. Diese<br />

steigenden gesellschaftlichen Herausforderungen,<br />

als auch moderne pädagogische Prinzipien<br />

mit Fokus auf individuelle Förderung<br />

der Kinder, waren der Anlass neue Ansätze im<br />

Bildungsbau zu finden. Das Wiener Campusmodell,<br />

wurde schließlich zum Schlüsselkonzept,<br />

das Kindergarten-, Schul- und Freizeitpädagogik<br />

an einem Standort vereint.<br />

Fotos: MVOTAVA/PID


OPTIMALE NUTZUNG ALLER RESSOURCEN<br />

Das ganztägige Bildungsmodell hilft nicht<br />

nur den Eltern, Zeit und Nerven zu sparen,<br />

sondern ermöglicht vor allem ihren Kindern<br />

sich individuell zu entwickeln. Verschränkte<br />

Unterrichts- und Freizeitmethoden wechseln<br />

sich über den Tag verteilt ab und bieten dem<br />

Kind einen effektiven Rhythmus aus intensiven<br />

Lernphasen und Freizeitangeboten zum Erholen.<br />

Die Vernetzung der unterschiedlichen<br />

Bildungsinstitutionen miteinander ermöglicht<br />

Synergien, die eine ganzheitliche Bildungskontinuität<br />

gewährleisten. Kein starres<br />

Lernprogramm und kein stundenlanger Unterricht,<br />

der nicht nur das Kind, sondern auch<br />

das Lehrpersonal belastet.<br />

Die Kooperation zielt nicht nur auf die optimale<br />

Nutzung aller Ressourcen ab, sondern<br />

bietet den Kindern untereinander genug<br />

Raum zu Reflexion, Spiel und Spaß. So können<br />

sie nicht nur miteinander lernen, sondern<br />

auch voneinander. Wenn die Kinder ihren Tag<br />

an einem einzigen Ort verbringen, dann sollte<br />

dieser gemütlich sein und dem Zuhause nahekommen.<br />

Wohnliche Erholungsbereiche und<br />

individuelle Rückzugsnischen unterstützen<br />

die Methode der modernen Pädagogik des<br />

Wiener Bildungscampus. Diese werden vor<br />

allem durch den schnellen Wechsel der Lernund<br />

Erholungsphasen und den dazu gehörenden<br />

Räumlichkeiten gewährleistet.<br />

ALLES DA IN MONTE LAA<br />

Im September 2009 eröffnete Wiens erster Bildungscampus<br />

in Wien Favoriten. Unter dem<br />

Namen „Monte Laa“ nahm der innovative Bildungsbau<br />

seinen Betrieb auf. Die Stadt Wien<br />

investierte rund 35 Millionen in das Vorzeigeprojekt,<br />

welches nicht nur erfolgreich erweitert<br />

wurde, sondern sich auch längst für alle,<br />

die es nutzen, ausgezahlt hat.<br />

Mit der unmittelbaren Nähe des Campus<br />

„Monte Laa“ zu neuen Wohnhausanlagen,<br />

sowie auch dem Laaer Wald, ist dieses 90.000<br />

Quadratmeter große, zusammenhängende<br />

Entwicklungsgebiet ein Wohntraum für alle<br />

Familien. Allein auf dem Campus können sich<br />

die Kinder auf 8.500 Quadratmetern austoben<br />

und von Tag zu Tag weiter entfalten.<br />

17 Ganztagsvolksschulklassen und ein 11-gruppiger<br />

Kindergarten bieten den Kindern über<br />

den Tag verteilt musische, kreative und sportliche<br />

Abwechslung zum Lernprogramm. Verbunden<br />

sind alle durch einen Arkadengang<br />

und haben Turnsaal, Bibliothek und Küche zur<br />

gemeinsamen Nutzung zur Verfügung.<br />

ALLE <strong>UNTER</strong> EINEM DACH<br />

Anknüpfend an das Erfolgskonzept des Campus<br />

„Monte Laa“ eröffnete am Nordbahnhofgelände<br />

der zweite Bildungsbau mit dem klingenden<br />

Namen „Gertrude Fröhlich-Sandner“.<br />

Freundlich und mit viel Tageslicht liegt der<br />

ALLES AN EINEM ORT: AM<br />

WIENER BILDUNGSCAMPUS<br />

WIRD GELERNT, GESPIELT<br />

UND SPASS GEHABT.


BEZAHLTE ANZEIGE<br />

neue <strong>14</strong>.000 Quadratmeter große Campus inmitten<br />

des neuen Stadtteils direkt am Rudolf-<br />

Bednar-Park. In 17 Volksschulklassen und 11<br />

Kindergartengruppen ist auf dem Gelände<br />

Platz für insgesamt 670 Kinder unter einem<br />

Dach. „Die weitläufigen Spiel-, Sport- und<br />

Freiflächen sind großzügig auf die Bedürfnisse<br />

von Kindern und Unterrichtenden abgestimmt.<br />

Die Innenräume sind sehr hell und<br />

farbenfroh gestaltet. Auch architektonisch ist<br />

der Bildungscampus Gertrude Fröhlich-Sandner<br />

durch seine fließenden Übergänge sehr gut<br />

gelungen“, betont auch Schuldirektorin Ingrid<br />

Fischer. Der Campus für Kindergarten und<br />

Volksschulkinder ist auch architektonisch ein<br />

Vorzeigeprojekt. Die Kinder können sich im<br />

gesamten Gebäude und im Außenbereich frei<br />

bewegen und benutzen diverse Einrichtungen<br />

gemeinsam. „Der Übergang vom Kindergarten<br />

zur Schule wird durch den gemeinsamen<br />

Standort erleichtert. Freizeit wird nicht mehr<br />

nach Alter getrennt. Das enge Zusammenwirken<br />

von Kindergarten, Schule und Freizeit ist<br />

für die heranwachsenden Kinder sehr positiv“,<br />

sagt auch Kindergartenleiterin Ingrid Gerstl.<br />

WO GIBT ES DEN WIENER<br />

BILDUNGSCAMPUS?<br />

Campus Monte Laa<br />

Rudolf-Friemel-Gasse 3<br />

1100 Wien<br />

Bildungscampus Gertrude Fröhlich-Sandner<br />

Ernst-Melchior-Gasse 9<br />

1020 Wien<br />

Bildungscampus Donaufeld Nord<br />

Donaufelderstrasse 73-79<br />

1210 Wien<br />

Bildungscampus Sonnwendviertel<br />

Fertigstellung Herbst 20<strong>14</strong><br />

Bildungscampus aspern Seestadt<br />

Fertigstellung<br />

Herbst 2015<br />

Bildungscampus Attemsgasse<br />

Betrieb ab 2017 geplant


MANUELA IM<br />

SCHÜTZENPANZER:<br />

WIENS DRITTER BILDUNGSCAMPUS<br />

DEN ABC FÜHRERgeschützt<br />

zu verbringen. „Der Boden auf dem<br />

Im September 2012 ging in Floridsdorf<br />

SCHEIN MACHT<br />

der<br />

SIE<br />

wir den Campus Donaufeld Nord errichteten,<br />

NEBENBEI!<br />

dritte Campus in Betrieb. 13 Ganztagsvolksschulklassen<br />

und 9 Kindergartengruppen<br />

sind in dem modernen und innovativen Bau<br />

untergebracht. Mit dem neuen Bildungscampus<br />

wird der zusätzliche Bedarf an Kinderbetreuungs-<br />

und Volksschulplätzen abgedeckt,<br />

der sich durch die Besiedlung der neuen<br />

Wohngebiete am Donaufeld in Floridsdorf<br />

ergibt. Investiert wurden insgesamt 24,8 Millionen<br />

Euro.<br />

Der Campus, gebaut vom Unternehmen Gesiba,<br />

ist auf die praktische Nutzung durch die<br />

Kinder ausgelegt, gleichzeitig ist das Gebäude<br />

sehr modern und innovativ gestaltet. Mit einem<br />

geschützten Pausenhof und einem Speisesaal,<br />

der sich zu Campushof und Freiflächen öffnet,<br />

sind Kindergarten, Schule und Betreuungseinrichtungen<br />

übereinander zu einem einfach<br />

strukturierten, flexibel gestaltbaren Baukörper<br />

zusammengefasst. Daran und darunter geschoben<br />

wurde ein U-förmiger Bau, der sämtliche<br />

weitere Funktionsräume beherbergt. Dadurch<br />

entstand ein gemeinsamer Eingangshof,<br />

der zugleich als Pausenbereich genutzt werden<br />

kann. Der großzügige Garten und Campushof<br />

bietet den Kindern außerdem genug Platz, um<br />

ihre Freizeit an der frischen Luft sicher und<br />

war einst der Grund der Straßenbahn und Lokomotivfirma<br />

Lohner, einer Kreativschmiede<br />

sondergleichen. Mit dieser Geschichte ist der<br />

Boden aufbereitet für ein Zukunftsmodell der<br />

Bildung in Wien: für den Campus.“ sagt auch<br />

Gesiba-Direktor Ewald Kirschner.<br />

MINI-CAMPUS FÜR MINI-PLATZ<br />

Über die großen Campus-Standorte hinaus<br />

sollen in Zukunft auch eigenständige „Mini-<br />

Campus“ gebaut und angeboten werden, die<br />

in den Erdgeschoßzonen von Wohnhäusern<br />

untergebracht werden. Dabei sollen zwei Bildungsbereiche<br />

- also acht Schulklassen und<br />

vier Kindergartengruppen - als eigener „Mini-Campus“-Standort<br />

geführt werden. Erste<br />

„Mini-Campus“-Standorte sind in den Bezirken<br />

Floridsdorf und Liesing in Planung und<br />

könnten 2018 in Betrieb gehen. Derzeit laufen<br />

die Planungen für die Raumprogramme.<br />

Wer sein Kind optimal fördern möchte und<br />

ein abwechslungsreiches Bildungs- und Freizeitangebot<br />

wünscht, besucht am besten einen<br />

der schon bestehenden Wiener Bildungscampus<br />

und informiert sich direkt über freie<br />

Plätze, für das kommende Schul- und Kindergartenjahr.<br />

DIE VORAUSSETZUNGEN:<br />

Vollendetes 18. Lebensjahr (mit<br />

17. Jahren nur mit Genehmigung<br />

der Eltern) Altersgrenze bei<br />

erstmaliger Einteilung: 30. Lebensjahr,<br />

bei Verlängerung: 36.<br />

Lebensjahr<br />

Österreichische Staatsbürgerschaft<br />

Körperliche und geistige Eignung<br />

DIE EIGNUNGSPRÜFUNG:<br />

Medizinische Untersuchung<br />

Überprüfung der körperlichen<br />

Leistungsfähigkeit<br />

Psychologischer Eignungstest<br />

Überprüfung der Deutschkenntnisse<br />

und Rechentest<br />

DIE DAUER:<br />

3 Jahre<br />

Wenn man über die 3 Jahre hi-<br />

AUF DEM CAMPUS DONAUFELD<br />

NORD SIND KINDERGARTEN,<br />

SCHULE UND BETREUUNGSEIN-<br />

RICHTUNGEN ZUSAMMENGEFASST<br />

UND BIETET GENUG PLATZ ZUM<br />

LERNEN, SPIELEN UND ERHOLEN.<br />

naus verlängert, steigen auch die<br />

Berufsförderung und die Prämien<br />

Verlängerung insgesamt auf<br />

6 Jahre möglich<br />

Wenn der Grundwehrdienst bereits<br />

absolviert ist, wird er in die<br />

3 Jahre miteingerechnet<br />

(Grundwehrdienst ist aber keine<br />

Voraussetzung für die KPe)<br />

Sechsmonatiger Auslandseinsatz<br />

inkludiert (wenn Bedarf)<br />

DIE BEZAHLUNG:<br />

1.548 – <strong>14</strong>x / Jahr<br />

Atraktives (Zusatz)- Einkommen<br />

während der Auslandseinsatzbereitschaft<br />

400€ Prämie<br />

220€ vom Gehalt werden gespart<br />

und am ende der 3 Jahre ausbezahlt<br />

Bezahlte Überstunden


60 TECHNIK<br />

High-Tech von LG<br />

Mit dem neuen Spitzenmodell<br />

G3 setzt sich Hersteller<br />

LG von der Konkurrenz<br />

ab. Das Display hat eine<br />

gigantische Aufl ösung von<br />

2560 x <strong>14</strong>40 Pixeln und<br />

die 13 Mpix Kamera knipst<br />

dank Laser Auto Focus fl ott<br />

Bilder. Mit 3 GB RAM und<br />

32 GB Speicher ist auch<br />

genug Platz für viele Fotos.<br />

UVP ab 599 Euro.<br />

TECHNIK<br />

&Mobil<br />

Alt+F4 und der<br />

Tag gehört dir.<br />

Von Adam Bezeczky<br />

Urvater der Tablets<br />

In den 80er Jahren entwickelte das<br />

Designteam um Hartmut Esslinger<br />

zahlreiche zukunftsweisende<br />

Designs für Computer. Ein Buch<br />

zeigt nun viele Entwürfe für Apple.<br />

So zum Beispiel auch ein frühes<br />

Modell des tragbaren iPads.<br />

Meinung:<br />

Zu früh gefreut,<br />

Dr. Dre?<br />

Die Nachricht schlug wie eine<br />

Bombe ein: Apple kauft Beats Electronics,<br />

das Unternehmen von<br />

Rap-Legende Dr. Dre. Strategisch<br />

hat Apple damit eine weitere starke<br />

Marke im Premiumsegment und<br />

den Musikstreaming-Dienst „Beats<br />

Music“ gewonnen.<br />

Gründer Dr. Dre war verständlicherweise<br />

ganz aus dem Häuschen.<br />

Betrunken hat er den Deal indirekt<br />

in einem Video bestätigt, noch bevor<br />

Apple sich dazu äußern konnte. Das<br />

sorgte für Verärgerung bei Apple-<br />

CEO Tim Cook und hat die Übernahme<br />

fast platzen lassen – denn<br />

Apple ist für ihre Geheimnistuerei<br />

berühmt. Analysten und Investoren<br />

bemängeln den hohen Kaufpreis,<br />

der beträgt immerhin<br />

3 Milliarden Dollar. Durch<br />

den Kauf kommt auch<br />

Musikproduzent Jimmy<br />

Iovine zu Apple, ein Vertrauter<br />

des verstorbenen<br />

Steve Jobs.<br />

bezeczky@dasbiber.at<br />

Frische Äpfel<br />

Das iPhone 6 wird heiß erwartet. Zahlreiche<br />

Lecks deuten sogar auf zwei Geräte hin, ein<br />

kleineres Modell mit 4.7 Zoll und auf ein<br />

großes mit 5.44 Zoll. Das Display des großen<br />

„iPhablets“ soll dabei aus extrem widerstandsfähigem<br />

Sapphirglas bestehen, das den<br />

ohnehin stolzen Preis weiter in die Höhe treiben<br />

könnte. Der Launch startet für das kleine<br />

iPhone angeblich im September.<br />

ZAHL DES MONATS<br />

10 Mio.<br />

in 25 Tagen:<br />

So viele Galaxy S5 konnte<br />

Samsung im Mai verkaufen<br />

3 Fragen an Omri<br />

Bergman, Industrieberater<br />

bei Google Österreich.<br />

Er weiß über Trends und<br />

Lösungen im IKT-Sektor<br />

Bescheid.<br />

Welches Handy verwenden<br />

Sie?<br />

Ein Nexus 4 - ich habe<br />

erst vor ca. einem Jahr auf<br />

Android gewechselt und<br />

bin sehr happy.<br />

Wow!!!<br />

Wow!!!<br />

Wow!!<br />

Welche App haben Sie zuletzt auf Ihr Handy<br />

geladen und warum?<br />

Chromecast, um Zuhause Musik und Videos<br />

über den Fernseher abzuspielen. Zuletzt haben<br />

wir für eine Party über YouTube einen Musik<br />

Channel abgespielt.<br />

Welches Gadget haben Sie gekauft aber nie<br />

verwendet?<br />

Ich habe mir vor zwei Monaten eine vertikale<br />

Maus gekauft, weil sie ergonomischer sein<br />

sollte. Ich habe sie zwar ausgepackt, aber das<br />

war dann doch sehr gewöhnungsbedürftig,<br />

deshalb liegt sie noch im Kasten.<br />

Fotos: bereitgestellt, Apple, LG, Google Maps


TECHNIK<br />

61<br />

Steuerelemente<br />

für<br />

Google Maps<br />

URLAUB MIT<br />

GOOGLE<br />

Google Maps 3D: fast wie SimCity<br />

Reiseplanung und Google Maps gehören einfach zusammen. Weniger bekannt sind aber Schmankerln<br />

wie zum Beispiel die 3D-Ansicht großer Städte. Mit einem Klick auf das Menü auf der<br />

rechten Seite kann die Ansicht geneigt werden. Die Karte wird dabei in Echtzeit herausgerechnet<br />

– das Ergebnis ist eine drehbare Ansicht der gesuchten Location. Mit Pegman, dem kleinen gelben<br />

Maxerl aus dem Menü, wird die Street View Ansicht aktiviert – dabei zieht man ihn an eine<br />

beliebige Straßenecke und kann sofort die Gegend entdecken. In bestimmten Städten funktioniert<br />

sogar schon die Zeitreise-Funktion: dabei sieht man den gleichen Bildausschnitt beginnend im<br />

Jahr 2007 bis heute in der Entwicklung und kann z.B. die Errichtung des neuen World Trade Centers<br />

in New York anschauen. Fazit: Städtetrip ohne Google Maps planen ist möglich, aber sinnlos.<br />

www.wgkk.at<br />

Enorm in Form: WGKK baut Abnehmprogramm<br />

für Kinder und Jugendliche aus<br />

Die Wiener Gebietskrankenkasse (WGKK) bietet ab<br />

September 20<strong>14</strong> das kostenlose Abnehmprogramm<br />

„Enorm in Form“ flächendeckend in Wien an.<br />

Teilnehmen können Mädchen und Burschen von<br />

10 bis <strong>14</strong> Jahren, die bei der WGKK versichert sind.<br />

Weitere Informationen zu „Enorm in Form“ gibt es auf der<br />

WGKK-Website (www.wgkk.at) bzw. telefonisch unter<br />

+43 1 601 22-3838 (Montag bis Donnerstag von 13.00 Uhr<br />

bis <strong>14</strong>.30 Uhr).


62 LIFESTYLE<br />

Must<br />

Have!!!!<br />

Sommer-Style<br />

BADEANZUG & BIRKENSTOCK<br />

Super sexy trifft super gemütlich: Für den Strand<br />

braucht‘s heuer einen Badeanzug mit kreativen<br />

Löchern, den Monokini, für die restliche Zeit<br />

sind Birkenstock angesagt. Die klobigen Treter<br />

mit Fußbett sind der Renner! Herrlich.<br />

Couturekini um 129 € von Elke Freytag / Silberne<br />

Birkenstock bei Zalando um 45 €<br />

LIFE &<br />

AntiaStyle<br />

Shoppen senkt den<br />

Blutdruck.<br />

Von Delna<br />

Tipp<br />

KUNST AM KÖRPER<br />

Nicht nur Yves Saint Laurent<br />

wusste, dass Kunst auf den Körper<br />

gehört. Das österreichische Label<br />

„Looming Art“ druckt zeitgenössische<br />

Fotografie auf XXL-Seidentücher.<br />

Tuchfühlung ist bei der Vienna<br />

Fashion Night am 12. Juni möglich.<br />

www.loomingarts.com<br />

MEINUNG<br />

Ich nehm mir dann ’nen Jüngeren<br />

Ich bin 30 und siehe da, in der Vielfalt der männlichen<br />

Gattung taucht auf einmal eine neue Spezies auf: der<br />

Jüngere. Ein hübsches Exemplar. Frisch, süß, frech<br />

und so, ähm, jung! Mit dieser Entdeckung habe ich<br />

nun eine Lebenssorge weniger. Falls mein Freund je<br />

auf die klischeehafte, aber doch klassische Idee kommen<br />

sollte, mich für eine knackige Zwanzigjährige zu<br />

verlassen, habe ich einen Plan: Ich tue es ihm gleich.<br />

So wie einst Demi Moore, derzeit Heidi Klum, meine<br />

Freundin in Hamburg und nicht zuletzt meine Oma<br />

aus Bombay. Was Männer wollen, taugt Frauen eben<br />

auch. In nahezu jedem Freundeskreis ab Anfang 30<br />

gibt es „eine“ mit einem gut 10 Jahre jüngeren Mann.<br />

Warum auch nicht? Wir Damen wissen erstens auch<br />

die Vorzüge von 20-jährigen Körpern zu schätzen und<br />

sind dabei emanzipiert und selbstbewusst genug, sie<br />

uns einfach zu schnappen. Herrlich. Raus aus der ewigen<br />

Beute- und Opferrolle, hinein in die selbstfinanzierten<br />

Louboutins, auf zur Jagd nach Frischfleisch.<br />

Sexualforscher sind sich einig: Die Beziehung aus Frau<br />

und „Jung“ funktioniert gerade im Bett besonders gut.<br />

Man(n) fragt sich vielleicht, was der Jüngling dort<br />

findet, was andere verschmähen. Die Erklärung ist<br />

die gleiche, wie bei der Blondine von Flavio Briatore:<br />

Macht. Auch jüngere Männer mögen die attraktive<br />

Chefin, die unabhängig und voll Selbstvertrauen auf<br />

eigenen Beinen steht, ohne von ihm den „Ernährer“ zu<br />

erwarten. Na also, gleiches Recht für alle.<br />

antia@dasbiber.at<br />

4 FRAGEN AN<br />

Kadir Durmus, 24,<br />

türkisches Männermodel<br />

in Wien.<br />

Was gefällt dir an deinem<br />

Beruf?<br />

Was für andere Männer<br />

ihre Autos sind, ist für<br />

mich Mode, Aussehen,<br />

Stil. Daher macht mir das Modeln so Spaß.<br />

Wie hältst du dich schön?<br />

Ganz klar: Regelmäßiger Sport und gesunde<br />

Ernährung. Wenn ich die Nacht durchgefeiert<br />

habe, gehe ich am nächsten Morgen brav trainieren.<br />

Für meine Agentur habe ich den Bart<br />

wachsen lassen. Aber ich trage Bart sowieso<br />

gerne - auch ohne Trend-Faktor.<br />

Machst du etwas anders neben dem Modeln?<br />

Nein. Ich will demnächst sogar mein Glück in<br />

der Mode-Metropole Istanbul versuchen.<br />

Eine gewisse Ähnlichkeit mit Kıvanç Tatlıtuğ<br />

(Anm. d. Red: Frauenheld des türkischen Fernsehens)<br />

kann man dir ja nicht absprechen.<br />

Ich glaube, dass mein heller Typ dort sehr<br />

gefragt ist. Aber das Modelgeschäft ist nicht so<br />

einfach, wie es immer von außen aussieht –<br />

erst recht nicht in Istanbul!<br />

Ayurveda Tipp<br />

MANDELÖL<br />

STATT MAKE-UP<br />

Make-Up ist hinterhältig – wie<br />

alles, was den schönen Schein<br />

wahrt. Im Endeffekt gibt es eine<br />

negative Rückkopplung. Wer<br />

sich auf Dauer einkleistert,<br />

kann nie mehr ohne, denn die<br />

Haut ist auf Entzug und sieht<br />

auch so aus. Erstes Gebot gegen<br />

„altaussehende“ Haut lautet<br />

also: Stopp dein Make-up!<br />

Auch wenn die ersten Tage kein<br />

schöner Anblick sind. Zweitens:<br />

Viel Pflege mit Rosenwasser<br />

und Mandelöl. Wirkt!!!<br />

Fotos: Birkenstock, TK FOTO, Weleda, Helmut Lackner, Dimitri Burtsev Leben nach der Magersucht - Marko Mestrović


PLANET<br />

.TT<br />

.TT AM<br />

BÜHNE<br />

DONAUINSELFEST<br />

AM<br />

27.– 29.<strong>06</strong>.<strong>14</strong><br />

EINTRITT FREI!<br />

Foto: nild/photocase.de<br />

KOSHEEN<br />

DIGITALISM Dj Set<br />

KRS ONE<br />

EVERLAST acoustic<br />

BILDERBUCH<br />

GENETIKK<br />

3 FEET SMALLER<br />

KREISKY<br />

MEGALOH & BRENK<br />

GERARD<br />

I-WOLF &<br />

THE CHAIN REACTIONS<br />

M185<br />

U.V.M.<br />

FM4.ORF.AT<br />

FM4_ DIF_Biber.indd 1 21.05.<strong>14</strong> 16:27


64<br />

Gold Ear Cuff - AeTee Designs.<br />

Metallic Bomber Jacket - Adidas.<br />

Crop top - Gaga by Tanya Sharma<br />

Striped high waisted pants - Huemn<br />

by Pranav Mishra & Shyma Shetty.<br />

Metallic hightop sneakers - ASOS.<br />

Bombay<br />

am Start<br />

Auf den Dächern der indischen Metropole<br />

macht sich Model Rasika für die Sommersaison<br />

warm. Sportlich, sexy, glamourös.<br />

Exklusiv für biber shooten Fotograf Porus<br />

Menon und Stylist Prayag Vimadalal diese<br />

Fashionstrecke unter Bombays blauem<br />

Himmel. Die Youngstars der indischen<br />

Fashion-Szene haben wir über eine „Parsi-<br />

Connection“ auf Facebook kennengelernt.<br />

Denn Lifestyle-Redakteurin Delna Antia ist<br />

selbst Parsin, ihr Vater kommt aus Bombay<br />

und glaubt an Zarathustra. Ein paar Hundert<br />

FB-Chats später stand das Konzept,<br />

Rasika war gestylt und das Dach besetzt.<br />

Seitdem glüht der Draht zwischen biber<br />

und Bombay.<br />

Fotos: Porus Vimadalal/ Styling: Prayag Menon /<br />

Redaktion: Delna Antia


66<br />

Metallic sports visor -<br />

Gaga by Tanya Sharma<br />

Dress - Shift by Nimish Shah<br />

Socks - Forever 21<br />

Metallic shoes - ASOS.


ed circle shirt: Huemn by Pranav<br />

Mishra & Shyma Shetty<br />

67


68<br />

Blue crochet dress - Stella McCartney<br />

Bikini top - Model's own.<br />

Photographer: Porus Vimadalal Stylist: Prayag Menon<br />

Make-up/Hair: Alana Holmes (Anima Creative Management)<br />

Model: Rasika Navare (Anima Creative Management)<br />

Photographer‘s Assistant & Videographer: Gina Narang


Pink Trench Dress - Gaga by Tanya<br />

Sharma<br />

Bikini top - Model's own<br />

Gold high waisted shorts - Forever 21<br />

Socks - Forever 21<br />

Black hightop sneakers - Balenciaga<br />

69<br />

Credits for picture on the right:<br />

Blue asymmetric crochet dress - Stella<br />

McCartney<br />

Bikini top - Model's own.


70<br />

LIFESTYLE<br />

2 Bombay-Hipster<br />

heben ab<br />

Prayag Menon und Porus Vimadalal sind<br />

gelernte Piloten. In Indiens Fashion-Himmel<br />

steigen sie aber ganz ohne Flugzeug<br />

auf. Das Paar macht Fotos für Vogue, Elle<br />

und jetzt auch biber.<br />

Von Delna Antia, Foto: Porus Vimadalal<br />

…und<br />

wie Wien<br />

bist du?<br />

Zuagraast?<br />

Nur ein anderes Wort für Newcomer.<br />

www.meinbezirk.at/wien<br />

MODEL RASIKA ZEIGT auf den<br />

Fotos viel Haut. Uns erreichten<br />

erneut Nachrichten aus Indien,<br />

die klar machten, wie gefährlich es für<br />

Frauen dort sein kann. Kleiden sich Frauen<br />

trotzdem stylisch und sexy?<br />

Für Frauen ist es in der Öffentlichkeit<br />

nicht so gefährlich, wie man meinen<br />

könnte. Sie sind sicher vorsichtiger geworden,<br />

aber das heißt nicht, dass sie sich<br />

konservativ kleiden oder ihnen die neusten<br />

Fashiontrends verwehrt sind. Die<br />

indischen Frauen mögen es glamourössexy.<br />

Sie lieben es in Clubs oder zu Parties,<br />

ja sogar zum Dinner, in stylischen<br />

und sexy Outfits aufzukreuzen.


LIFESTYLE<br />

71<br />

Viele unserer biber-Leserinnen sind religiös<br />

und traditionell. Das spiegelt sich zum Teil<br />

in ihrer Kleidung wieder, heißt aber nicht,<br />

dass sie nicht modisch interessiert sind. Wie<br />

ist es in Bombay?<br />

Wahrscheinlich sehr ähnlich. Manche<br />

Frauen sind strikt „westlich“, andere sehr<br />

traditionell und manche mixen das Beste<br />

aus beiden Welten. Sie tragen zum Beispiel<br />

ein klassisch „westliches“ Kleid, dazu<br />

aber indischen, traditionellen Schmuck.<br />

zenz gemacht hatten, gab es einen Jobeinbruch<br />

in der Flugbranche. Anstatt rumzusitzen,<br />

wollte ich lieber das tun, was ich<br />

liebe: Fashion-Styling!<br />

Ihr beide seid seit acht Jahren ein Paar.<br />

War das für eure Eltern ein Thema?<br />

Prayag: Meine Familie hat einen konservativen<br />

Background. Neben der Tatsache,<br />

dass es sehr schwierig für sie ist zu akzeptieren,<br />

dass ich schwul bin, tun sie sich<br />

schwer unsere Beziehung anzuerkennen.<br />

Dafür sind Porus Eltern sehr offen. Seine<br />

Eltern akzeptieren unsere Beziehung<br />

und betonen, dass das Glück ihres Sohnes<br />

über allem steht. Das ist schön.<br />

In Österreich dürfen sich homosexuelle<br />

Paare „verpartnern“, Adoption ist ihnen<br />

allerdings verwehrt. Wie ist es in Indien?<br />

Porus: Vor ein paar Jahren wurde „gay<br />

sex“ legalisiert. Doch erst kürzlich wurde<br />

dieses Gesetz vom obersten Gericht für<br />

ungültig erklärt. Homosexualität ist also<br />

wieder illegal, was zu einer großen Debatte<br />

in den Medien und der Gesellschaft<br />

führte. Vielleicht werden sich die Dinge<br />

Ihr beide seid ausgebildete Piloten. Wie<br />

seid ihr im Fashion-Business gelandet?<br />

Porus: Ich hatte bereits eine Ausbildung<br />

in Fashiondesign absolviert, als mein Vater<br />

– selbst Pilot – uns von den guten Karriereaussichten<br />

in der Luftfahrt erzählte.<br />

Prayag und ich waren damals Anfang 20<br />

und wollten raus aus Indien – das Leben<br />

erleben. Also gingen wir nach Texas und<br />

machten dort unsere Pilotenlizenz. Aber<br />

so sehr mir das Fliegen gefiel, ich hatte<br />

immer das Gefühl, dass meine Kreativität<br />

auf der Strecke bleibt. Also wurde ich<br />

Fashion-Fotograf.<br />

Prayag: Nachdem wir unsere Pilotenliin<br />

Zukunft ändern, immerhin sind die<br />

jüngeren Menschen in Indien toleranter<br />

geworden.<br />

Prayag: Eine Ehe unter Schwulen steht in<br />

Indien völlig außer Frage. Wir als Paar<br />

wünschen uns aber zu heiraten und auch<br />

Kinder zu haben. Daher wollen wir Indien<br />

bald verlassen und uns in einem<br />

Land niederlassen, wo wir gleichberechtigt<br />

behandelt werden und lieber unseren<br />

gesellschaftlichen Beitrag leisten.<br />

Ein leichteres Thema: Ihr seht aus wie<br />

„Hipster“! Seid ihr es?<br />

Wir sind keine bewussten „Hipster“! Aber<br />

anscheinend endet alles „hip“, was wir anziehen.<br />

Wir haben eben Spaß an Fashion.<br />

Könnt ihr eigentlich ein paar Wörter auf<br />

Deutsch?<br />

Prayag: Von Delna habe ich die Wörter<br />

„Hammer“, „Schmutzen“ (Anm. von Redakteurin<br />

Delna: „Schnupfen“) und „Bussi“<br />

gelernt.<br />

Porus: Ich eigentlich kaum. Aber seit Prayag<br />

zu Delna immer „Bussi“ sagt, benütze<br />

ich es auch.<br />

FM4_WMQuartier_<strong>14</strong>_biber.indd 1 19.05.<strong>14</strong> <strong>14</strong>:28


72 GESUNDHEIT<br />

GESTÖRTES<br />

ESSEN<br />

Sie haben sich fast zu Tode gehungert oder jede<br />

Mahlzeit wieder erbrochen. Heute gelten sie als<br />

gesund. Aber gibt es überhaupt gesunde Ex-Essgestörte?<br />

Vier Frauen erzählen ihre Geschichte.<br />

Von Fedora Chudoba und Marko Mestrović (Fotos)<br />

„IN SCHWIERIGEN LEBENSPHASEN<br />

greife ich auch heute noch auf meine<br />

Krankheit zurück, um mit meinen Problemen<br />

klarzukommen. Dann gehe ich<br />

in den Supermarkt und kaufe für meine<br />

Fressattacke ein. Meistens Süßigkeiten<br />

und am liebsten solche, die leicht zu erbrechen<br />

sind“, erzählt Anna (Anm.: Name<br />

von der Redaktion geändert). Warum sie<br />

das macht? „Um mein Gewicht zu kontrollieren,<br />

Druck und Sorgen zu betäuben.<br />

Es gibt viele Gründe.“ Solange sie ihr<br />

Gewicht hält, gilt sie als klinisch gesund.<br />

Ihre Gedanken drehen sich trotzdem nur<br />

um das Eine, immer und immer wieder:<br />

Essen.<br />

Wie Anna erkranken jährlich tausende<br />

Menschen an einer Essstörung: Magersucht,<br />

Bulimie oder Binge Eating, das<br />

ist eine Esssucht, sind inzwischen weit<br />

verbreitete und bekannte Krankheiten.<br />

Besonders betroffen sind dabei Frauen.<br />

Über 90 Prozent aller Erkrankten sind<br />

Mädchen und junge Frauen. Die Gründe<br />

für eine Erkrankung sind vielfältig, unklar<br />

und individuell, die Auswirkungen dafür<br />

umso klarer und verheerender.<br />

Angefangen vom Ausbleiben der Regelblutung<br />

und Rissen in der Speiseröhre,<br />

bis hin zu Osteoporose, Herzrhythmusstörungen,<br />

chronischen Magen-Darm-<br />

Problemen oder gar zum Tod. Dr. Ossege,<br />

Leiter der Psychosomatischen Station am<br />

Wiener AKH, erklärt, wieso das so ist:<br />

„Essstörungen sind wie ganz ganz schwere<br />

Suchterkrankungen. Deswegen gibt es<br />

weder die perfekte Heilmethode, noch<br />

ist es leicht zu sagen, dass jemand geheilt<br />

ist. Vielmehr versuchen wir unseren Patienten<br />

beizubringen mit ihrer Krankheit<br />

umzugehen und Alternativprogramme zu<br />

ihrem Suchtverhalten zu entwickeln.“<br />

Aber wie sehen diese Alternativprogramme<br />

aus? Gibt es überhaupt geheilte<br />

Essgestörte?<br />

„Schon“, meint Dr. Ossege. „Denn<br />

auch wenn ein gewisses Risiko bestehen<br />

bleibt, ist es doch möglich dem Patienten<br />

eine gute Lebensqualität wiederzugeben.“<br />

Ob das die „geheilten“ Betroffenen genauso<br />

sehen, erzählen sie in ihren anonymen<br />

Portraits.


GESUNDHEIT<br />

73<br />

Hannas Körper ist von den Folgen<br />

der Magersucht gezeichnet.<br />

„WER WILL SCHON MIT EINER FRAU INS BETT,<br />

AN DER MAN NUR KNOCHEN SPÜRT?“<br />

Hanna, 23, 162cm, 38kg<br />

Ich war ab meiner frühen Kindheit magersüchtig.<br />

Auch heute bin ich noch sehr dünn, weil mein<br />

Körper einfach nicht zunehmen kann. Dabei fühle<br />

ich mich gesund und esse ständig! Solange ich mir<br />

denke, es zerreißt mich noch nicht, da geht noch<br />

was rein, esse ich. Mindestens sechs Mal am Tag<br />

und mindestens 3.500 Kilokalorien, selbst wenn<br />

ich nicht hungrig bin. Sonst laufe ich Gefahr abzunehmen<br />

und das will ich nicht! Ich möchte sogar<br />

unbedingt zunehmen und weibliche Rundungen<br />

annehmen. Besonders, weil ich mir inzwischen einen<br />

Freund wünsche und das einfach nicht klappt.<br />

Wer will schon mit einer Frau ins Bett, an der man<br />

nur Knochen spürt? Ich mag meinen Körper eigentlich,<br />

aber ich weiß, was für eine Einstellung die<br />

Leute haben und wie sie auf mich reagieren. Wenn<br />

ich dann auch noch erzähle, dass ich mal Anorexie<br />

hatte, kann ich richtig sehen, wie sich die Leute<br />

denken: „Na, so wie die aussieht, ist sie sicher noch<br />

nicht gesund.“ Deswegen überlege ich mir auch<br />

immer sehr genau, was ich anziehe. Ich würde total<br />

gerne enganliegende, schicke Kleider tragen oder<br />

dunkle enge Hosen. Leider sehen meine Beine darin<br />

aus wie Solettis und dann lasse ich es doch sein,<br />

aus Angst vor der Reaktion der anderen. Gewisse<br />

Kurven sind einfach was Schönes und ich möchte<br />

eben auch gerne weiblich aussehen. Eine weitere<br />

Nachwirkung meiner Krankheit ist, dass ich meine<br />

Tage noch nie hatte. Deswegen nehme ich jetzt seit<br />

einigen Wochen Hormone und habe nun endlich<br />

zum ersten Mal meine Regel bekommen. Ich habe<br />

gejubelt und das Bauchziehen ist fast aufregend. Ich<br />

fühle mich erwachsener, fraulicher, sicherer mit<br />

mir selbst und glaube in Zukunft auch Männern<br />

selbstbewusster gegenüber treten zu können!


74 GESUNDHEIT<br />

„RAD IM KOPF DREHT SICH IMMER NOCH“<br />

Sophie, 25, 162cm, 54kg<br />

Leider kann ich nicht behaupten, dass ich gesund bin.<br />

Und dabei bin ich es schon so leid! Zwar kann ich meine<br />

Fress- und Brechanfälle inzwischen gut kontrollieren,<br />

aber das Rad im Kopf dreht sich bei mir immer noch.<br />

Diese dauernden Gedanken ums Essen, mein Gewicht<br />

und meinen Körper. Oft frage ich mich, woran andere<br />

Menschen den ganzen Tag denken, wenn sie nicht ans<br />

Essen denken. Da ich kein natürliches Hunger- und<br />

Sättigungsgefühl habe, esse ich aus Vernunft. Ich würde<br />

so gerne wieder spüren, wie es ist, hungrig und satt zu<br />

sein. Ich schätze Essen eigentlich sehr, besonders durch<br />

meine Reisen in Länder, in denen viele Menschen Hunger<br />

leiden. Ich reise so oft wie möglich, weil mir diese<br />

Erfahrungen helfen, aus meiner essgestörten Welt auszubrechen.<br />

Trotzdem weiß ich, dass das Reisen immer<br />

eine Flucht ist und ich mir langfristig eine andere Lösung<br />

überlegen muss. Normales Alltagsleben ist ziemlich<br />

schwer für mich. Da gibt es so viele Orte und Situationen,<br />

in denen ich an meine Krankheit denken muss.<br />

Besonders der Westbahnhof ist schrecklich, weil einfach<br />

überall Essen ist. Das ist das Schwierige an einer Essstörung.<br />

Man kann nicht, wie ein Drogenabhängiger, aufhören<br />

die Droge zu nehmen. Man muss essen. Also muss<br />

man irgendwie lernen mit seinem Suchtmittel umzugehen.<br />

Ich wohne deshalb bewusst nicht alleine. Das würde<br />

ich mir nie zutrauen. Ich brauche die Sicherheit, dass da<br />

noch jemand ist. Das hilft mir alte Verhaltensmuster zu<br />

brechen und das will ich unbedingt! Denn ehrlich gesagt,<br />

essgestört zu sein ist unglaublich viel Arbeit. Und die will<br />

ich mir nicht mehr antun. Dafür liebe ich mein Leben<br />

zu sehr. Deshalb übe ich mich jetzt in positiver Faulheit!<br />

Informations- und Anlaufstellen für<br />

Betroffene und Angehörige<br />

Essstörungs-Hotline 0800 - 20 11 20<br />

kostenlos - anonym - bundesweit<br />

Montag bis Donnerstag von 12-17 Uhr<br />

(ausgenommen Feiertage)<br />

e-Mail-Beratung: hilfe@essstoerungshotline.at<br />

intakt Therapiezentrum für<br />

Menschen mit Essstörungen<br />

telefonisch unter 01/22 88 770-0<br />

Mo - Fr von 9:00 – 17:00<br />

oder online: www.intakt.at


GESUNDHEIT<br />

75<br />

„WER BIN ICH, WENN ICH NICHT KRANK BIN?“<br />

Lisa, 25, 168cm, 57kg<br />

„ICH BIN SEIT 17 TAGEN BRECHFREI.“<br />

Anna, 24, 163cm, 46kg<br />

Solange ich in der Arbeit bin, geht es mir<br />

gut. Da esse ich wie meine Kolleginnen,<br />

also „normal“. Zu Hause esse ich wenig.<br />

Einerseits um mein Gewicht zu halten, andererseits<br />

um nicht zu brechen. Ich habe<br />

auch kein Essen zu Hause. Für jede Mahlzeit<br />

gehe ich extra einkaufen. Manchmal nehme<br />

ich mir vor: So, heute Abend kaufst du etwas<br />

für morgen fürs Frühstück. Besonders<br />

Samstagabend versuche ich es, um Sonntag<br />

in der Früh nicht zur Tankstelle rennen zu<br />

müssen. Aber wenn ich dann im Supermarkt<br />

stehe, traue ich mich doch nicht, aus<br />

Angst es schon am Abend aufzuessen. Am<br />

schlimmsten sind freie Tage. Freizeit gibt<br />

mir die Möglichkeit über meine Ängste und<br />

Probleme nachzudenken und das führt bei<br />

mir zu Fress- und Brechanfällen. Deswegen<br />

versuche ich immer etwas zu unternehmen.<br />

Heute bin ich seit 17 Tagen brechfrei. Das bedarf<br />

immenser Disziplin, weil ich bei Stress<br />

oder Druck schnell in meine alten Muster<br />

zurück falle. Wenn ich dann doch wieder<br />

kotze, bin ich danach immer total verzweifelt<br />

und frage mich, ob ich denn nie gesund<br />

werde. Und um genau diese Verzweiflung<br />

nicht mehr spüren zu müssen, reiße ich mich<br />

auch immer wieder zusammen. Zwei Ziele<br />

will ich erreichen: erstens Fressanfälle vermeiden,<br />

zweitens an normalen Tagen etwas<br />

mehr essen. Denn ich weiß, dass ich sehr<br />

zart bin, aber früher, als ich 6 Kilo mehr hatte,<br />

bin ich mir einfach zu fett vorgekommen.<br />

In meinem jetzigen Körper fühle ich mich<br />

wohl, obwohl ich weiß, dass ich nicht gesund<br />

bin. Manchmal macht mich das richtig wütend!<br />

Dann frage ich mich, wieso kann ich<br />

mich nicht in einem gesunden Körper wohlfühlen?<br />

Wie machen das die anderen?<br />

Ich habe mich oft gefragt: Wer bin ich, wenn ich nicht krank bin? Wer soll sich<br />

dann noch für mich interessieren? Das hat mich lange in der Krankheit gehalten.<br />

Nicht zu essen war eben meine Art „Nein“ zu sagen, stark zu sein. Wenn<br />

mich jetzt etwas verunsichert oder überfordert, ist immer noch mein erster Impuls<br />

wieder in den Hunger und die Abstinenz zu flüchten. Aber dann frage ich<br />

mich: Willst du leben und unter Menschen sein oder dich wieder isolieren?<br />

Inzwischen kann ich mich für das Leben entscheiden.<br />

Zum Beispiel gehe ich Essen mit anderen nicht mehr aus dem Weg. Früher<br />

war das unmöglich. Heute kämpfe ich auch dagegen an, wenn mir mein Kopf<br />

sagt: Du bist zu dick! Der Teil der Krankheit, der mir noch am ehesten zu schaffen<br />

macht, sind die unsichtbaren Kämpfe im Kopf. Das dauernde Überdenken,<br />

Zweifeln, die Angst, allein gelassen und übersehen zu werden. Viele Menschen<br />

verstehen nicht, dass eine Essstörung keine körperliche Krankheit ist, sondern<br />

eine psychische. Auch meine Familie hat nicht verstanden, dass meine Therapie<br />

nicht eine „Reparatur“ war. Ich bin nicht einfach geheilt zurückgekommen. Das<br />

hat mir lange zu schaffen gemacht, bis ich verstanden habe, dass ich nur mich<br />

selbst ändern kann. Heute distanziere ich mich einfach von ihnen, wenn ich<br />

merke, dass mir etwas nicht gut tut. Trotzdem würde ich nicht sagen, dass ich<br />

gesund bin. Ich habe einfach gelernt mit meiner Krankheit umzugehen. Und<br />

obwohl ich noch sehr darauf achte, nichts zu fettiges oder paniertes zu essen,<br />

ohne meine Schokolade könnte ich heute nicht mehr leben!


76 MIT SCHARF<br />

fakebook Suche<br />

Startseite Profil Konto<br />

Conchita „Dragqueen“ Wurst<br />

Pinnwand<br />

Info Fotos Videos Gefällt mir<br />

Conchita „Dragqueen“ Wurst gefällt der Artikel:<br />

„Bart macht Hart“ auf www.dasbiber.at<br />

03. Juni 20<strong>14</strong> um 23:05 Uhr<br />

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Informationen<br />

Mein Motto: Das Leben ist<br />

wie ein Stein. Nur anders<br />

Wohnort: Wien<br />

Beziehungsstatus:<br />

Glücklich kompliziert<br />

Freunde<br />

5<strong>14</strong>.000 Alle anzeigen<br />

Ross<br />

Antony<br />

Direktor<br />

Wrabetz<br />

Fotos<br />

Christl<br />

Stürmer<br />

Alfons<br />

Haider<br />

Stefan<br />

Raab<br />

Bülent<br />

Ersoy<br />

2 von 13 Alben Alle anzeigen<br />

Mein Bart<br />

und ich<br />

vor 3 Tagen<br />

aktualisiert<br />

Best Moment<br />

vor 25 Tagen<br />

aktualisiert<br />

Michael Spindelegger Conchita „Dragqueen“ Wurst<br />

Lieber Tom Neuwirth! Vielen Dank für deine Bemühungen<br />

und dein Engagement mit deiner fantasievollen Fiktionsfigur<br />

„Conchita Wurst“. Deine Show und Performance mit der<br />

fantasievollen Illusionsfigur, die täuschend echt ankam hat<br />

Österreich zum Sieg verholfen. Wir sagen: Danke Künstler Tom<br />

für diese künstlerische Leistung und ich wünsche noch einen<br />

weiteren erfolgreichen Lebensabschnitt.<br />

02. Juni 20<strong>14</strong> m 08:55 Uhr<br />

Anwaltskanzleiverbund und Dachverbandsverein zu Erhaltung der<br />

Maiglöckchen gefällt das .<br />

Alf Poier: Auch ich sage. Respekt. Du warst unglaublich. Mein<br />

1. Posting mit Zumpferlromantik war nicht ich!<br />

Das war jemand anderes.<br />

02. Juni 20<strong>14</strong> um 09:15 Uhr<br />

1 gefällt das<br />

Hc Strache: @Alf Das waren vermutlich diese LinksLeftLinks-<br />

Linken Gutmenschenlichen Hacker. Die Hacken auch immer<br />

unsere Computer.<br />

2. Juni 20<strong>14</strong> um 09:16 Uhr<br />

2 gefällt das<br />

Gustav Knödel Conchita „Dragqueen“ Wurst<br />

Das ist ein Bart! Ich bin der Weltmeister der<br />

Bartmeisterschaften! Geh Ham Pupperl!<br />

13. Mai 20<strong>14</strong> m <strong>14</strong>:20 Uhr<br />

253 gefällt das .<br />

Conchita „Dragqueen“ Wurst Also dein<br />

Bart ist mir nimma Wurst! Hut Ab!<br />

13. Mai 20<strong>14</strong> m <strong>14</strong>:22 Uhr<br />

352 gefällt das<br />

Bülent Ersoy Conchita „Dragqueen“ Wurst<br />

Schatzi, bei aller Liebe und Respekt für deinen<br />

Sieg: Europa feiert dich und tut so, als ob sie<br />

die tolerantesten Menschen überhaupt wären.<br />

Ich bin in der Türkei seit Jahren ein fixer<br />

Bestandteil der Künstlerszene. Google auch<br />

mal nach Zeki Müren und Azis!<br />

03. Mai 20<strong>14</strong> um 23:05 Uhr<br />

Huysuz Virgin und 287 anderen gefällt das<br />

Alf Poier<br />

Finde deine<br />

Lieblingswurst!<br />

Biber: Das beste<br />

Gratismagazin Österreichs<br />

Mehr Klingen –<br />

Bessere Rasur<br />

Hier das „Fakebook“-<br />

Profil des Monats –<br />

voll fake versteht sich.<br />

Schreibt Teoman Tiftik,<br />

wessen Pinnwand<br />

ihr in der nächsten<br />

Ausgabe lesen wollt:<br />

tiftik@dasbiber.at<br />

Conchita! Ich sag nochmal sry!<br />

Jetzt wo du erste bist mach<br />

ich es natürlich allen anderen<br />

nach und bin auch stolz und<br />

gebe das sogar öffentlich zu.<br />

Danke. Vielen Dank.<br />

Peace. Love und Toleranz<br />

everywhere!<br />

Jo! Gleich nachdem fest stand,<br />

dass du gewinnst, habe ich<br />

auch ein Foto von dir gepostet<br />

und wie cool ich dich doch<br />

finde.<br />

Fotos: www.picturedesk.com, GREGOROWIUS,STEFAN / Action Press / picturedesk.com, Milenko Badzic / First Look / picturedesk.com, Franz Neumayr / picturedesk.com, Thomas Ramstorfer / First Look / picturedesk.com, Henning Kaiser /<br />

EPA / picturedesk.com, RUBRA / APA / picturedesk.com, Michael Gruber / EXPA / picturedesk.com, Walter Pernkopf / picturedesk.com


BEI HITZE:<br />

GUT ANZIEHEN!<br />

DIE FROZEN YOGHURT SMOOTHIES - JETZT IM McCAFÉ.<br />

© 20<strong>14</strong> McDonald’s. Solange der Vorrat reicht.<br />

77<br />

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78 MIT SCHARF<br />

Von Todor Ovtcharov<br />

MIRO,<br />

Im Nachbarsblock des Sofioter Endviertels<br />

„Obelia“, wo ich aufgewachsen bin,<br />

lebte ein Brasilianer. Na ja, ein nicht ganz<br />

echter Brasilianer – eigentlich war Miro<br />

ein Rom. Da er aber ein unglaublich begabter<br />

Fußballspieler war nannten ihn<br />

alle „der Brasilianer“ oder kurz „Braso“.<br />

Braso stand in unseren Augen Garrincha<br />

und Romario in nichts nach. Er dribbelte<br />

magisch mit dem Ball um seine Gegenspieler<br />

herum. Als wir uns zum Fußballspielen<br />

in zwei Mannschaften aufteilten,<br />

wollte jeder mit Braso spielen. Auf dem<br />

Fußballfeld war Braso der Held. Außerhalb<br />

bemerkte ihn niemand. Braso ging<br />

längst nicht mehr zur Schule. Er arbeitete<br />

in einer Autowäscherei. Im Winter trug<br />

er Gummistiefel und im Sommer lief er<br />

meistens barfuß. Während er auf seine<br />

nächsten Kunden in der Autowäscherei<br />

wartete, jonglierte er mit dem Ball. Braso<br />

träumte einmal für die bulgarische Nationalmannschaft<br />

zu spielen. Eigentlich<br />

erfüllte er alle Voraussetzungen - er war<br />

Deutschland und erreichten das Halbfinale.<br />

Alle können sich heute immer<br />

noch an die ZDF-Reportage vor dem<br />

Spiel erinnern, die die Bulgaren und die<br />

Deutschen vergleichen sollte. Die Deutschen<br />

bereiteten sich auf das Spiel vor und<br />

übten verschiedene taktische Situationen.<br />

Die Bulgaren lagen vor dem Hotel beim<br />

Swimmingpool mit einem Glas Whiskey<br />

in der Hand und Zigarren im Mund. Die<br />

Bulgaren gewannen mit zwei zu eins.<br />

Diese Reportage war das Ende von<br />

Braso. Mit dem wenigen Geld, das er besaß,<br />

fing er an sich Zigarren zu kaufen.<br />

Außerdem fing er stark zu trinken an.<br />

Mit vierzehn war er Braso, der Star des<br />

Viertels. Mit sechszehn war er ein gewöhnlicher<br />

Säufer. Er konnte immer noch<br />

unglaublich gut mit dem Ball jonglieren.<br />

MIRO IST NICHT MEHR<br />

Ich wurde älter. Ich verließ „Obelia“. Die<br />

bulgarischen Fußballhelden wurden zu<br />

Geschäftsmännern. Vor einem Jahr ging<br />

DER BRASILIANER<br />

unglaublich gut, er ging nicht zur Schule<br />

und hatte überhaupt keine Hemmungen.<br />

Er hatte sogar gelernt seine Gegenspieler<br />

zu bespucken. Damit versuchte er Stoichkov<br />

zu imitieren. Stoichkov war der Star<br />

der bulgarischen Nationalmannschaft.<br />

WHISKEY + ZIGARRE =<br />

BULGARISCHER FUSSBALLER<br />

Kurz davor hatte die bulgarische Nationalmannshaft<br />

den vierten Platz bei einer<br />

WM erreicht. Die Fußballer waren die<br />

populärsten Menschen im Land. Ihr Erfolg<br />

hatte den Bürgern des armen und<br />

ausgeraubten Landes ein enormes Selbstbewusstsein<br />

gegeben. In den Fußballern<br />

sah jeder sein Vorbild. Sie waren ganz<br />

gewöhnliche Jungs, die die Weltspitze<br />

erreicht hatten. Damals besiegten die<br />

Bulgaren den amtierenden Weltmeister<br />

ich bei der Autowäscherei vorbei. Ich<br />

fragte nach Miro. „Der Brasilianer?“,<br />

antworteten sie, „Er ist schon längst in<br />

Brasilien!“ Ich konnte es kaum glauben.<br />

„Echt?“ Der Mann von der Autowäscherei<br />

deutete mit seinem Kopf auf den Friedhof,<br />

der auf der andren Seite der Straße ist.<br />

Das war „Brasilien“… Ich erinnerte mich<br />

an diese Geschichte, als ich zusammen<br />

mit meiner lieben M. auf einer sonnigen<br />

Wiese in einem Wiener Park lag. „Wann<br />

fliegen wir nach Brasilien?“, fragte sie.<br />

„Nein“, sagte ich, „hier geht es uns auch<br />

ganz gut.“<br />

Dieses Jahr qualifizierte sich Bulgarien<br />

nicht für die WM. Österreich auch<br />

nicht. Deshalb werde ich Bosnien anfeuern.<br />

Und an Miro den Brasilianer denken.<br />

Falls Bosnien das Halbfinale erreicht, kaufe<br />

ich mir sogar eine Zigarre.


MIT SCHARF<br />

79<br />

„Wie lange erhält<br />

mein studierendes Kind<br />

Familienbeihilfe?”<br />

„Bis wann habe<br />

ich mit meiner<br />

Arbeitnehmerveranlagung<br />

Zeit?”<br />

„Wie viel darf ich<br />

steuerfrei dazuverdienen,<br />

wenn ich Einkünfte aus<br />

nichtselbstständiger<br />

Arbeit beziehe?”<br />

„Wie viel darf ich<br />

als Student dazuverdienen,<br />

damit ich die Familienbeihilfe<br />

nicht verliere?”<br />

„Welche<br />

Sachbezüge sind<br />

für Arbeitnehmer<br />

steuerfrei?”<br />

„Wann habe<br />

ich Anspruch auf<br />

den Alleinverdienerabsetzbetrag?”<br />

„Kann ich<br />

die Kosten<br />

für Kinderbetreuung<br />

steuerlich geltend<br />

machen?”<br />

„Werbungskosten -<br />

was ist das<br />

überhaupt?”<br />

„Wann steht mir<br />

der Alleinerzieherabsetzbetrag<br />

zu?”<br />

Frage? Antwort: www.bmf.gv.at/steuertipps


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