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CIDEON ONSITE

CIDEON ONSITE - CIDEON AG

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<strong>CIDEON</strong> <strong>ONSITE</strong><br />

Kundenberichte <strong>CIDEON</strong> Engineering<br />

• Sächsische I K | <strong>CIDEON</strong> lehrt<br />

Dampfl oknachbau von 1881 das Laufen<br />

• GBM Brandenburg | Vom Spezialwerk zum<br />

Sonderfahrzeugentwickler<br />

• CargoBeamer | Den Verkehrsinfarkt vermeiden<br />

• DB AG Kassel | Quantensprung in der<br />

Materialwirtschaft<br />

• IZBE | Kompetenznetzwerk Bahntechnik<br />

• SIEMENS | Interview<br />

• Russische Partner | Auf in die Weiten Russlands<br />

• TU Dresden | Unternehmer & Forscher<br />

auf Tuchfühlung<br />

• DEKRA | Rail-Dienstleistungen aus einem Guss<br />

• Dualwagen | Neuer Wagen reduziert<br />

Leerfrachten<br />

• STADLER | Die gemeinsame Entwicklung der<br />

Drehgestelle für das Fahrzeug Tango für Bogestra<br />

• <strong>CIDEON</strong> Engineering – jetzt auch in Leipzig<br />

• <strong>CIDEON</strong> Schweiz AG | Am Anfang jeden Erfolgs<br />

steht eine Idee


2<br />

VORWORT<br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

Engineering ist Dienstleistung<br />

für den Kunden. Die <strong>CIDEON</strong><br />

Engineering GmbH arbeitet<br />

dabei mit großer Kompetenz<br />

und Erfahrung, in hoher Qualität<br />

und stets dynamisch und innovativ. Die Ansprüche<br />

der Auftraggeber an das Unternehmen wachsen ständig<br />

hinsichtlich Reaktionszeit, Bearbeitungsaufwand und Personalqualifi<br />

zierung.<br />

Die <strong>CIDEON</strong> Engineering muss zeitnah die Kapazitätsengpässe<br />

der Kunden überbrücken und sehr fl exibel parallele<br />

Anfragen mehrerer Interessenten befriedigen. Wir meistern<br />

diese Herausforderungen und sind deshalb in den<br />

vergangenen 16 Jahren zu einem stabilen und verlässlichen<br />

Partner unserer Auftraggeber geworden. Mit den<br />

Aufgaben wuchs gleichzeitig das Leistungsspektrum der<br />

<strong>CIDEON</strong> Engineering kontinuierlich. Eines blieb in all den<br />

Jahren konstant: wir konzentrieren uns auf den Bereich<br />

der Schienenfahrzeugtechnik.<br />

Waren anfangs Konstruktion und technische Berechnung<br />

Eckpfeiler des Unternehmens, so zählen heute die Baubetreuung,<br />

die technische Dokumentation und die Zulassung<br />

von Fahrzeugen ebenfalls zu unserem Leistungsportfolio.<br />

Eigene vom Eisenbahn-Bundesamt zugelassene Gutachter<br />

nehmen sogar Bewertungen von Fahrzeugen vor.<br />

Neben der Neukonstruktion stehen Umrüstungen, Umbau<br />

und Modernisierung von Schienenfahrzeugen und deren<br />

Komponenten oder von Betriebsmitteln auf dem täglichen<br />

Programm unserer Mitarbeiter.<br />

Es gibt viel zu tun. Der Branche geht es gut. Einige in<br />

diesem Heft vorgestellte Lösungen sollen zeigen, wie breit<br />

das Leistungsangebot unseres Unternehmens ist.<br />

In Zukunft gilt es, neben der Zusammenarbeit mit unseren<br />

Kunden auch den Austausch mit Hochschulen, Universitäten<br />

und anderen Forschungseinrichtungen zu intensivieren<br />

und als Netzwerkmanager des Innovationszentrums<br />

Bahntechnik Europa e.V. weiter aktiv am Ball zu bleiben.<br />

Dank dieser Kooperationen kann <strong>CIDEON</strong> Engineering neben<br />

den Herausforderungen des Alltages auch innovative,<br />

zukunftsfähige Projekte bearbeiten. Ein herausragendes<br />

Vorhaben im Umfeld des Kombinierten Verkehrs ist die<br />

CargoBeamer-Technologie, hinter der sich ein neuartiges<br />

Umschlagsystem für nicht modifi zierte Sattelaufl ieger verbirgt.<br />

Zu den zukunftsfähigen Projekten zählt außerdem<br />

Trimotrans, ein Behältersystem für den trimodalen kombinierten<br />

Verkehr, also für den vereinfachten Umschlag von<br />

Frachtgut zwischen LKW, Bahn und Binnenschiff.<br />

Sind Sie neugierig auf mehr? Auf den nächsten Seiten<br />

geben wir Ihnen Einblicke, mit welchen Kunden wir zusammenarbeiten<br />

und welche Projekte wir erfolgreich<br />

bewältigen. Wir freuen uns, wenn Sie Kontakt zu uns<br />

aufnehmen. Wir werden Ihnen mit all unserer Erfahrung,<br />

unserem Fachwissen und unserer Professionalität gern<br />

zur Verfügung stehen.<br />

Ich wünsche Ihnen eine erkenntnisreiche Lesezeit.<br />

Dr. Detlef Kahl<br />

Vorstand


3<br />

INHALT<br />

Impressum 03<br />

Sächsische I K | <strong>CIDEON</strong> lehrt Dampfloknachbau von 1881 das Laufen 04<br />

GBM Brandenburg | Vom Spezialwerk zum Sonderfahrzeugentwickler 12<br />

CargoBeamer | Den Verkehrsinfarkt vermeiden 16<br />

DB AG Kassel | Quantensprung in der Materialwirtschaft 22<br />

IZBE | Kompetenznetzwerk Bahntechnik 28<br />

SIEMENS | Interview 34<br />

Russische Partner | Auf in die Weiten Russlands 38<br />

TU Dresden | Unternehmer & Forscher auf Tuchfühlung 42<br />

DEKRA | Rail-Dienstleistungen aus einem Guss 46<br />

Dualwagen | Neuer Wagen reduziert Leerfrachten 48<br />

Stadler | Die gemeinsame Entwicklung der Drehgestelle<br />

für das Fahrzeug Tango für Bogestra 50<br />

<strong>CIDEON</strong> Engineering – jetzt auch in Leipzig 54<br />

Schweiz | Am Anfang jeden Erfolgs steht eine Idee 56<br />

Impressum<br />

Herausgeber:<br />

<strong>CIDEON</strong> Engineering GmbH<br />

Tzschirnerstraße 5 a<br />

02625 Bautzen . Germany<br />

Fon +49 (0) 3591/374460<br />

E-Mail info@cideon.com<br />

Web www.cideon.com<br />

Gestaltung:<br />

Pfefferkorn & Friends GmbH<br />

www.pfefferkornundfriends.de<br />

Fotos:<br />

Pfefferkorn & Friends GmbH, DB AG/Günter Jazbek (S. 22), alle<br />

anderen Bilder wurden von den jeweiligen Firmen zur Verfügung<br />

gestellt.


4<br />

VSSB | <strong>CIDEON</strong> LEHRT DAMPFLOKNACHBAU VON 1881 DAS LAUFEN


VSSB | <strong>CIDEON</strong> LEHRT DAMPFLOKNACHBAU VON 1881 DAS LAUFEN<br />

5<br />

<strong>CIDEON</strong> LEHRT DAMPFLOKNACHBAU VON 1881<br />

DAS LAUFEN<br />

Der Verein zur Förderung Sächsischer Schmalspurbahnen<br />

e.V. (VSSB) aus Dresden startete im Januar<br />

2006 ein ungewöhnliches Projekt: den Neubau<br />

einer kleinen sächsischen Dampflok mit 750 mm<br />

Spurweite. Ab 2009 wird die I K im Freistaat zum<br />

Einsatz kommen. Der Bau und Einsatz dieser Lokomotive<br />

soll Kontakte knüpfen und die Zusammenarbeit<br />

sowie den Zusammenhalt der sächsischen<br />

Schmalspurbahnen fördern. <strong>CIDEON</strong> Engineering<br />

übernahm die Erarbeitung eines Großteils der technischen<br />

Zeichnungen und schuf damit die Grundlage<br />

für die Realisierung des Projektes „Neubau von<br />

I K Nr. 54“.<br />

Dampfl okomotiven – wie kaum ein Zeugnis der Technikgeschichte<br />

begeistern die fauchenden Ungetüme aus<br />

Stahl noch heute jeden Beobachter. Ganz besonders<br />

eng sind die Sachsen mit Eisenbahnen verbunden. Fast<br />

jede sächsische Stadt war einst an das stählerne Band<br />

angeschlossen. Fast jeder Sachse war als Kind mit der<br />

Eisenbahn unterwegs. Und in fast jeder Familie war mindestens<br />

ein Mitglied von Beruf Eisenbahner. Das könnten<br />

die Erklärungen dafür sein, warum im Freistaat Sachsen<br />

bis heute täglich Dampfeisenbahnen verkehren und an<br />

Wochenenden jährlich zehntausende Menschen vergnügt<br />

auf Museumseisenbahnen und mit Sonderzügen in<br />

die Vergangenheit eintauchen. Besonders stolz sind die<br />

Sachsen auf ihre Schmalspurbahnen. Über 550 km Gleis<br />

waren einst überwiegend mit nur 750 mm Spurweite in<br />

den sächsischen Landen verlegt. Sieben solche Schmalspurbahnen<br />

sind derzeit noch bzw. wieder in Betrieb – im<br />

Zittauer Gebirge, in der Döllnitzniederung bei Oschatz, im<br />

westsächsischen Schönheide, am Fuße des Fichtelbergs,<br />

im Preßnitztal bei Jöhstadt sowie im Dresdner Raum im<br />

Weißeritztal und im Lößnitzgrund.<br />

Der Startschuss für eine Wiedergeburt<br />

Zum Auftakt des Festjahres „125 Jahre sächsische<br />

Schmalspurbahnen“ fi el im Januar 2006 der Startschuss<br />

für ein ganz besonderes Projekt: den Nachbau eines Exemplars<br />

der ersten sächsischen Schmalspurlokbauart.<br />

Das Problem: Von den 44 zwischen 1881 und 1892 gebauten<br />

Originalen war die letzte vor mehreren Jahrzehnten<br />

dem Schrottkreislauf zugeführt worden ...! Gleichzeitig<br />

konstatierten die um das Projekt bemühten Ingenieure<br />

– von dem Urahn der sächsischen Schmalspurdampfl oks<br />

existieren nur einige wenige, ungenaue und teils widersprüchliche<br />

technische Zeichnungen. Eigentlich hätten<br />

sie an dieser Stelle das Projekt abblasen müssen, wenn<br />

nicht auch <strong>CIDEON</strong> Engineering Hilfe angeboten hätte.<br />

Doch der Reihe nach – was wird da noch einmal gerade<br />

in Sachsen nachgebaut?<br />

Die 44 Originale<br />

1879 fi el in Sachsen die Entscheidung, Eisenbahnen untergeordneter<br />

Bedeutung wahlweise auch schmalspurig<br />

zu errichten. Als Schmalspurbahnen werden alle Eisenbahnen<br />

defi niert, welche eine kleinere Spurweite als 1435<br />

mm aufweisen, die aus England stammende mitteleuropäische<br />

Regel- bzw. Normalspur.


6<br />

VSSB | <strong>CIDEON</strong> LEHRT DAMPFLOKNACHBAU VON 1881 DAS LAUFEN<br />

In Sachsen einigte man sich darauf, die staatlichen<br />

Schmalspurbahnen mit einer Spurweite von 750 mm zu<br />

bauen, nach 1900 entstanden im Königreich allerdings<br />

auch zwei Linien mit einer Spurweite von 1000 mm.<br />

750-mm-Bahnen versprachen, sich besonders gut in<br />

die bogenreichen Täler des Erzgebirges einzufügen. Die<br />

erste sächsische Schmalspurbahn wurde so dann auch<br />

am 16. Oktober 1881 zwischen Wilkau und Kirchberg<br />

im Westerzgebirge eröffnet. Gezogen wurden die ersten<br />

Züge von dreiachsigen Dampfl okomotiven mit Außenrahmen<br />

und Allansteuerung, hergestellt in der Sächsischen<br />

Maschinenfabrik vormals R. Hartmann AG in Chemnitz.<br />

Die Königlich Sächsischen Staatseisenbahnen (K.Sächs.<br />

Sts.E.B.) führten die kleinen C-Kuppler später innerhalb<br />

der Gattung I K (sprich „eins K“). Die nur 5,28 m langen<br />

und nicht einmal drei Meter hohen Nassdampfl okomotiven<br />

erreichten etwa 120 PS Leistung. Dennoch zogen sie<br />

mit etwa 10 bis 25 km/h „Geschwindigkeit“ fl eißig die anfangs<br />

ausschließlich zweiachsigen Reisezug- und Güterwagen<br />

nach Kirchberg und zurück. Dieser später bis an<br />

die böhmische Grenze nach Carlsfeld verlängerten Linie<br />

folgten in den nächsten vier Jahrzehnten über 30 weitere<br />

Schmalspurbahnen. Sie erschlossen sowohl die Täler des<br />

Erzgebirges als auch landwirtschaftlich geprägte Regionen<br />

Mittelsachsens. Auf fast allen Strecken kamen dabei<br />

einst auch die 44 von 1881 bis 1892 gebauten Lokomotiven<br />

der sächsischen Gattung I K zum Einsatz.<br />

Bereits 1885 und 1889 waren die ersten größeren und stärkeren<br />

Fahrzeuge in Dienst gestellt worden. Dennoch wurden<br />

fast alle nach dem Ersten Weltkrieg noch in Sachsen<br />

vorhandenen I K bis Anfang der zwanziger Jahre genutzt.<br />

In der zweiten Hälfte der zwanziger Jahre schieden dann<br />

die letzten Lokomotiven aus dem Staatsbahndienst aus.<br />

Eine vorgesehene Beschriftung der Maschinen mit Reichsbahnnummern<br />

der Baureihe 99 fand nicht mehr statt.<br />

Bei Industriebetrieben verdienten sich mehrere I K in den<br />

dreißiger Jahren ein „Gnadenbrot“. Nach dem Überfall<br />

der Deutschen Wehrmacht auf Polen erlebten sächsische<br />

Eisenbahner 1939/40 eine Überraschung: Sie fanden<br />

mehrere 1918 im Ersten Weltkrieg auf anschließend<br />

polnischem Gebiet zurückgelassene I K! Zwei von ihnen<br />

erhielten Reichsbahnnummern, blieben aber im Generalgouvernement<br />

im Einsatz.<br />

Auf dem Gebiet Sachsens war nach dem Zweiten Weltkrieg<br />

lediglich noch eine I K vorhanden: die ehemalige Lok<br />

12. Die 1884 gebaute Lok wurde seit 1923 von der Gießerei<br />

in Schmiedeberg an der Schmalspurbahn von Freital-Hainsberg<br />

nach Kurort Kipsdorf als Werklok genutzt<br />

– bis 1963! Nach 79 Einsatzjahren wurde die Hartmannlok<br />

abgestellt. Ideen von Dresdner Eisenbahnfreunden, sie<br />

zu erhalten, kamen zu spät. 1964/65 wurde die letzte in<br />

Deutschland verbliebene I K zerlegt und in der Gießerei<br />

eingeschmolzen ...<br />

Die Vision des Neubaus<br />

Die sächsischen Schmalspurbahnen trugen einst maßgeblich<br />

dazu bei, dass die Industrialisierung in ganz Sachsen<br />

zum Greifen kam. Bis heute sind die Menschen im<br />

Freistaat mit „ihren“ sächsischen Schmalspurbahnen eng<br />

verbunden. Die noch bzw. wieder vorhandenen Linien<br />

stellen heute wichtige touristische Anlaufpunkte dar. Sie<br />

bieten Arbeitsplätze und sind Erholungsorte zugleich. Um<br />

die Identifi kation mit den sächsischen Schmalspurbahnen<br />

noch weiter zu erhöhen, soll ein Exemplar von Sachsens


VSSB | <strong>CIDEON</strong> LEHRT DAMPFLOKNACHBAU VON 1881 DAS LAUFEN<br />

7<br />

erster Schmalspurlokbauart, eine I K, neu entstehen. Die<br />

I K war ein technisch interessantes Eisenbahnfahrzeug<br />

und ein überzeugendes Produkt der damals schon sehr<br />

gut entwickelten sächsischen Metallindustrie, insbesondere<br />

des Maschinenbaus in der Region in und um Chemnitz.<br />

Beim Neubau der Dampfl ok treffen sich Vertreter der<br />

Schmalspurbahnen mit Vertretern der sächsischen Wirtschaft<br />

und knüpfen Kontakte zum Vorteil aller Beteiligten.<br />

Beim Bau der Einzelteile für die I K kommen die Mitarbeiter<br />

der Unternehmen mit Fertigungsverfahren unserer Vorfahren<br />

in Berührung, was die Achtung vor den Leistungen<br />

unserer Altvorderen und Heimatverbundenheit fördert.<br />

Nach ihrer Fertigstellung soll die I K im Wechsel auf allen<br />

sächsischen Schmalspurbahnen zum Einsatz kommen.<br />

Ihre überschaubare Größe, auffällige historische Lackierung<br />

und ihr Nimbus, Sachsens erste Schmalspurlokbauart<br />

zu sein, garantierten bei jedem Einsatz die Aufmerksamkeit<br />

von Presse, Anwohnern und Touristen. Damit übt<br />

die I K die Funktion eines exzellenten Werbeträgers aus!<br />

Selbst Gasteinsätze auf Rügen, in Brandenburg oder in<br />

Westdeutschland sind vorstellbar.<br />

Die I K soll dazu beitragen, den Bekanntheitsgrad der<br />

sächsischen Schmalspurbahnen weiter zu fördern und<br />

noch mehr Fahrgäste in die Züge zu locken. Gleichzeitig<br />

wird die I K die Leistungsfähigkeit der sächsischen Maschinenbauindustrie<br />

demonstrieren – die von 1881 – und<br />

von heute! Denn der Nachbau einer Schmalspurdampfl ok<br />

aus dem 19. Jahrhundert ist bisher weltweit einmalig.<br />

Finanziert wird der Neubau der I K ausschließlich durch<br />

Sach- und Geldspenden der sächsischen Wirtschaft und<br />

von Eisenbahnfreunden aus Sachsen und der ganzen<br />

Welt. Der Verein zur Förderung Sächsischer Schmalspurbahnen<br />

e.V. (VSSB), Initiator des Projektes, erwartet<br />

Kosten in Höhe von 1,5 Mio. Euro. Über 600.000 Euro<br />

konnten bereits zusammengetragen werden. Weitere Unterstützung<br />

ist jedoch unabdingbar – siehe Info-Kasten.


8<br />

VSSB | <strong>CIDEON</strong> LEHRT DAMPFLOKNACHBAU VON 1881 DAS LAUFEN<br />

<strong>CIDEON</strong> Engineering hilft<br />

Nach dem Startschuss für das Projekt „Neubau einer I K“<br />

im Januar 2006 bildeten sich verschiedene Arbeitsgruppen,<br />

um das ehrgeizige Ziel in die Tat umzusetzen. Maschinenbauingenieure,<br />

Berufs- und Hobbyeisenbahner,<br />

Professoren und Eisenbahnfachleute aus ganz Sachsen<br />

begannen sich in ihrer Freizeit regelmäßig zu treffen – übrigens<br />

von Anfang an ehrenamtlich! Der Arbeitsgruppe<br />

Technik wurde rasch klar: Mangels technischer Zeichnungen<br />

ist es nicht möglich, eine ganz bestimmte I K exakt<br />

nachzubauen. Stattdessen entschied man sich, eine<br />

neue I K zu bauen, welche typische Baumerkmale der<br />

Originallokomotiven aufweist.<br />

In dieser Situation bot sich <strong>CIDEON</strong> Engineering an, die<br />

Ingenieurleistung zur Anfertigung neuer Bauzeichnungen<br />

für Fahrwerk und Lokomotivrahmen zu einem deutlich rabattierten<br />

Preis zu übernehmen. Der VSSB als Auftraggeber<br />

willigte gern ein, eines der besten sächsischen Ingenieurunternehmen<br />

diese Aufgabe übernehmen zu lassen.<br />

<strong>CIDEON</strong> Engineering genießt auch unter den Freunden<br />

alter Eisenbahnen einen hervorragenden Ruf, entwickelte<br />

das Bautzner Unternehmen doch bereits zahlreiche Neukonstruktionen<br />

für Museums- und Touristikbahnen in ganz<br />

Deutschland. Zu den Kunden von <strong>CIDEON</strong> Engineering<br />

zählen zum Beispiel das Dampfl okwerk Meiningen, die<br />

Mecklenburgische Bäderbahn und die Harzer Schmalspurbahnen.<br />

Diese Kompetenz auch für die I K nutzen<br />

zu dürfen, ließ sich der VSSB nicht entgehen. Ab Mitte<br />

2006 fertigten Schienenfahrzeugingenieure von <strong>CIDEON</strong><br />

Engineering über 400 Einzelzeichnungen von Rahmen<br />

und Triebwerk. Diese bildeten die Grundlage dafür, dass<br />

seit 2007 Bauteil für Bauteil der neuen I K fertiggestellt<br />

werden konnten.<br />

Da die neue I K typische Merkmale aller 44 Originale in<br />

sich vereinen wird, soll sie übrigens mit der nächst freien<br />

sächsischen Betriebsnummer in Dienst gestellt werden<br />

– als I K Nr. 54. Die höchste Bahnnummer einer „alten“ I K<br />

lautete 53.


VSSB | <strong>CIDEON</strong> LEHRT DAMPFLOKNACHBAU VON 1881 DAS LAUFEN<br />

9<br />

Ministerpräsident dankt <strong>CIDEON</strong> Engineering<br />

Ein Ausblick<br />

Ende Oktober 2007 fand in Radebeul die Übergabe aller<br />

zu diesem Zeitpunkt bereits fertiggestellten Bauteile für<br />

I K Nr. 54 statt. An dieser Veranstaltung nahm neben mehreren<br />

Landräten auch Sachsens Ministerpräsident a.D.<br />

Prof. Dr. Georg Milbradt teil. Er dankte an diesem Tag gemeinsam<br />

mit dem Vorsitzenden des Vereins zur Förderung<br />

Sächsischer Schmalspurbahnen e.V., Herrn Dr. Andreas<br />

Winkler, dem Leiter Engineering der <strong>CIDEON</strong> Engineering<br />

GmbH, Herrn Tilo Mey, für die kostengünstige Bereitstellung<br />

der technischen Zeichnungen. Das Unternehmen hat seine<br />

Aufgabe schnell, zuverlässig und qualitativ hochwertig erledigt.<br />

Beispielsweise konnten Ende 2007 die auf Basis der<br />

<strong>CIDEON</strong>-Zeichnungen vom Kirow-Werk Leipzig und von<br />

der Bombardier-Niederlassung Görlitz gefertigten Einzelteile<br />

des Lokomotivrahmens problemlos montiert werden.<br />

Ein Zwischenstand<br />

Bis zum Beginn der diesjährigen INNOTRANS konnten<br />

inzwischen neben dem Rahmen, den Radsätzen sowie<br />

zahlreichen Triebwerksteilen bis hin zu den Zylindern<br />

– zeichnerisch alle von <strong>CIDEON</strong> Engineering entworfen<br />

– auch das Führerhaus, der Dampfl okkessel, der markante<br />

Kobelschornstein, die Lokomotivlaternen und viele<br />

kleinere Bauteile fertiggestellt werden. Die Endmontage<br />

der einzelnen Gruppen führt das Dampfl okwerk Meiningen<br />

aus – übrigens das einzige Partnerunternehmen mit<br />

Sitz außerhalb von Sachsen!<br />

Das Lokomotivläutewerk und die Wasserpumpen für I K<br />

Nr. 54 brauchen indes nicht neu angefertigt werden. Ein<br />

sächsischer Eisenbahnfreund steuerte ein mit denen der<br />

I K identisches Läutewerk bei, zwei passende nichtsaugende<br />

Injektoren mit der erforderlichen Förderleistung<br />

konnten in Ölpapier eingeschlagen, jahrzehntelang eingelagert<br />

und werksneu in Wien erworben werden. Ein österreichischer<br />

Eisenbahnfreund hatte sie nach der Insolvenz<br />

des originalen Herstellerwerkes übernommen und für die<br />

Nachwelt erhalten.<br />

Nach gegenwärtigem Stand wird I K Nr. 54 erstmals im<br />

Jahr 2009 angeheizt werden können. Wenn die dreiachsige<br />

Dampfl ok in den folgenden Jahren dazu beiträgt, den<br />

Bekanntheitsgrad der sächsischen Schmalspurbahnen<br />

weiter zu erhöhen, dann können auch die Mitarbeiter von<br />

<strong>CIDEON</strong> Engineering sagen: „An diesem Zeugnis der<br />

sächsischen Ingenieurbaukunst haben wir mitgearbeitet!“<br />

Und wer weiß – vielleicht kann die Schmalspurdampfl ok<br />

der Baujahre 2007 – 2009 dann auch einmal in Bautzen<br />

erlebt werden? Der Initiator des I K-Nachbaus, der VSSB<br />

in Dresden, könnte sich als Dankeschön für die Hilfe von<br />

<strong>CIDEON</strong> Engineering eine Präsentation der Lokomotive in<br />

Bautzen gut vorstellen.<br />

Aber selbst wenn nur selten ein ursprünglich 1881 konstruierter<br />

Urahn der heutigen Schienenfahrzeugproduktion<br />

in Bautzen bewundert werden kann – eine Kontaktaufnahme<br />

mit der <strong>CIDEON</strong> AG und ein Besuch in der Stadt<br />

lohnt sich immer!


10<br />

VSSB | <strong>CIDEON</strong> LEHRT DAMPFLOKNACHBAU VON 1881 DAS LAUFEN<br />

Info-Kasten<br />

Spenden für den Neubau der I K können eingezahlt<br />

werden auf das:<br />

Konto: 4 000 900 20<br />

Kontoinhaber: VSSB (Verein zur Förderung<br />

Sächsischer Schmalspurbahnen e.V.)<br />

Bank: Dresdner Bank<br />

BLZ: 850 800 00<br />

Verwendungszweck: I K-Neubau<br />

Eine besondere Möglichkeit der Unterstützung ist der<br />

Erwerb einer „Stifter-Actie“. Diese können in vier Stufen<br />

erworben werden:<br />

• Stifter-Actie in Bronze, Spende ab 500 Euro<br />

• Stifter-Actie in Silber, Spende ab 1000 Euro<br />

• Stifter-Actie in Gold, Spende ab 2500 Euro<br />

• Stifter-Actie in Platin, Spende ab 10 000 Euro<br />

Den Inhabern der Actien garantiert der VSSB, je nach<br />

Spendenhöhe, z. B. die Eintragung in das Betriebsbuch<br />

der I K Nr. 54, persönliche Einladungen zur festlichen<br />

Inbetriebsetzung, eine Freifahrt oder gar die Anbringung<br />

eines Namensschildes im Führerhaus der Dampfl ok.<br />

Schmalspurbahnen in Sachsen<br />

Im Freistaat Sachsen existieren gegenwärtig folgende<br />

750-mm-Bahnen, auf denen die I K einmal im Wechsel<br />

fahren könnte:<br />

• Lößnitzgrundbahn Radebeul Ost – Radeburg<br />

(16 km) bei Dresden<br />

• Fichtelbergbahn Cranzahl – Oberwiesenthal<br />

(17 km) bei Annaberg-Buchholz<br />

• Zittauer Schmalspurbahnen Zittau – Kurort Oybin/<br />

Bertsdorf – Kurort Jonsdorf (30 km)<br />

• Döllnitzbahn Oschatz – Mügeln – Glossen (16 km)<br />

• Im Wiederaufbau befi ndet sich die Weißeritztalbahn<br />

von Freital-Hainsberg bei Dresden nach<br />

Kurort Kipsdorf im Osterzgebirge (26 km)<br />

Zusätzlich gibt es die Museumsbahnen<br />

• Schönheide von Schönheide Mitte nach Stützengrün-Neulehn<br />

(4 km) im Westerzgebirge<br />

• sowie die Preßnitztalbahn Steinbach – Jöhstadt<br />

(8 km) bei Annaberg-Buchholz<br />

Eine Präsentation der I K wird aber auch auf den<br />

Museumsbahnhöfen in Sachsen angestrebt in:<br />

• Rittergrün bei Schwarzenberg (Erzgebirge)<br />

• Geyer bei Annaberg-Buchholz<br />

• Schönheide Süd (Westerzgebirge)<br />

• Carlsfeld (Westerzgebirge)<br />

• Wilsdruff bei Dresden<br />

• Löthain bei Meißen<br />

• Lohsdorf (Sächsische Schweiz)<br />

Technische Daten einer I K<br />

Die 1881 gebauten I K Nr. 1 bis 4 wiesen folgende<br />

technische Daten auf:<br />

• Länge über Mittelpuffer: 5280 mm<br />

• Höhe: 2985 mm<br />

• Achsabstand: 900 mm<br />

• Raddurchmesser: 750 mm<br />

• Zylinderdurchmesser: 340 mm<br />

• Kolbenhub: 380 mm<br />

• Kesselüberdruck: 12 bar<br />

• Heizfl äche gesamt: 26,7 m ²<br />

• Masse der Lok (leer): 11,9 t<br />

• Wasserkasteninhalt: 1,5 m³<br />

• Kohlenvorrat: 0,5 t<br />

• Höchstgeschwindigkeit: 30 km/h<br />

• Leistung: etwa 120 PS


VSSB | <strong>CIDEON</strong> LEHRT DAMPFLOKNACHBAU VON 1881 DAS LAUFEN<br />

11


12<br />

GBM BRANDENBURG | VOM SPEZIALWERK ZUM SONDERFAHRZEUGENTWICKLER


GBM BRANDENBURG | VOM SPEZIALWERK ZUM SONDERFAHRZEUGENTWICKLER<br />

13<br />

VOM SPEZIALWERK ZUM SONDERFAHRZEUG-<br />

ENTWICKLER<br />

Eine brandenburgisch-sächsische Phalanx<br />

Die GBM Gleisbaumechanik Brandenburg /H. GmbH<br />

und die <strong>CIDEON</strong> Engineering verbindet eine Partnerschaft,<br />

die sich mittlerweile schon seit zwölf Jahren<br />

bewährt. Aus ihr gingen Fahrzeuge hervor, die heute<br />

in vielen europäischen Ländern im Einsatz sind.<br />

Die GBM entwickelt schienengebundene Nebenfahrzeuge<br />

und bietet ihren Kunden innovative Komplettlösungen<br />

an. Am Hauptsitz des Unternehmens, im Ortsteil Kirchmöser<br />

in Brandenburg an der Havel, begann die Arbeit an<br />

Schienenfahrzeugen bereits 1924. In den Anfangsjahren<br />

stand dort Europas modernstes Eisenbahnreparaturwerk.<br />

Dieser Tradition fühlt sich die GBM bis heute verpfl ichtet.<br />

Das Werk gehörte zunächst zur Deutschen Reichsbahn,<br />

später zur Deutschen Bahn. Seit Anfang 2002 ist GBM<br />

ein unabhängig von der Deutschen Bahn AG agierendes<br />

Unternehmen. Der Übergang in die Privatisierung ist erfolgreich<br />

gelungen.<br />

Heute ist GBM Teil der Spezialtechnik Dresden Gruppe<br />

und weit über Europas Grenzen hinaus eine bekannte<br />

Adresse für die Instandhaltung von Eisenbahntechnik.<br />

2003 verschmolz das Brandenburger Unternehmen mit<br />

dem Schwesterbetrieb, der Mittenwalder Gerätebau<br />

GmbH, und ist seitdem an zwei Standorten aktiv. Am<br />

Hauptsitz in Kirchmöser wickelt die Firma das Kerngeschäft<br />

ab. In Mittenwalde betreibt sie einen Containerumschlagplatz<br />

und vermietet die Infrastruktur. So entwickelte<br />

sich ein Gewerbegebiet mit circa 40 Firmen.<br />

Umfangreiche Kompetenz nachgewiesen<br />

GBM verfügt als privates Unternehmen über alle Zulassungen<br />

und Berechtigungen, um Trieb- und Nebenfahrzeuge<br />

herzustellen und instand zu halten. Das umfasst<br />

Arbeiten an den Fahrzeugen selbst ebenso wie zulassungspfl<br />

ichtige Arbeiten an Schienenfahrzeugen, Hebezeugen,<br />

Gasanlagen, Dampf- und Druckkesseln und an<br />

Stahlbaukonstruktionen. Dazu gehören selbstverständlich<br />

auch der große Eignungsnachweis und die schweißtechnische<br />

Zulassung. Das Bureau Veritas zertifi zierte die<br />

GBM nach DIN EN ISO 9001:2000-12 für Entwicklung,<br />

Modernisierung, Instandhaltung, Service und Vertrieb von<br />

Schienenfahrzeugen. Das Eisenbahn-Bundesamt erteilte<br />

dem Unternehmen die Bestätigung der fachtechnischen<br />

Begutachtung.<br />

Die GBM führt Revisionen und Abnahmen an Trieb- und<br />

Nebenfahrzeugen durch, erforderliche Ersatz- und Verschleißteile<br />

stammen aus der eigenen Fertigung oder von<br />

namhaften Zulieferern. Der 24-Stunden-Service der hochqualifi<br />

zierten Monteure des Kundendienstes gewährleistet,<br />

dass die Fahrzeuge der Kunden ständig einsatzbereit sind.<br />

Gespür für die Entwicklungen am Markt<br />

Lange Zeit legte die GBM den Schwerpunkt auf das Segment<br />

der Sonder- oder Spezialfahrzeuge. Die Mitarbeiter<br />

entwickelten und produzierten Fahrzeuge, die Weltspitze<br />

darstellten. Dazu gehören das Oberleitungsinstandhaltungsfahrzeug<br />

BR 711.1, der Ultraschallmesszug UST 02<br />

und der Schienenfräszug SFU 04.<br />

Die gesamte Schienenfahrzeugbranche kämpfte seit Ende<br />

der Neunzigerjahre mit sinkenden Margen und steigenden<br />

Rohstoffpreisen. Folgerichtig hat die GBM die Segmente<br />

Instandhaltung und Service konsequent gestärkt und<br />

ausgebaut. Heute gehört die Firma zu den großen Fahrzeuginstandhaltern<br />

in Deutschland. Den größten Teil der<br />

Leistung erbringt sie in sehr enger Zusammenarbeit und<br />

Abstimmung mit den Kunden. So arbeiten beispielsweise<br />

bei der Instandhaltung von Baumaschinen die Mitarbeiter<br />

der Kunden mit eigenen Mitarbeitern Hand in Hand. Auftraggeber<br />

schätzen besonders, dass GBM viele erforder-


14<br />

GBM BRANDENBURG | VOM SPEZIALWERK ZUM SONDERFAHRZEUGENTWICKLER<br />

liche Einzelteile selbst fertigt und auch Baugruppen – bis<br />

hin zu Radsätzen – vor Ort bearbeiten kann.<br />

In jüngerer Vergangenheit etablierte sich die GBM auf<br />

dem Gebiet von Spezialgüterwagen wie Schwerlasttransportwagen<br />

und übernimmt dabei Revisionen, Bedarfsinstandsetzungen<br />

und Modernisierungen.<br />

Die GBM wird den eingeschlagenen Weg fortsetzen und<br />

die Geschäftsfelder Instandhaltung und Service stärken.<br />

Sie steht privaten Betreibern und der Deutschen Bahn AG<br />

für alle Fragen rund um Trieb-, Nebenfahrzeuge und Wagen<br />

zur Verfügung. Die sich bietenden Nischen wird das<br />

Unternehmen konsequent besetzen und mittel- und langfristig<br />

die Modernisierung von Fahrzeugen ausbauen.<br />

Kooperation langfristig ausgelegt<br />

1996 begann die Zusammenarbeit zwischen der GBM und<br />

dem IKB Bautzen, der heutigen <strong>CIDEON</strong> Engineering. Das<br />

Werk in Brandenburg, damals noch Teil der Deutschen<br />

Bahn, kämpfte auf dem Markt der Instandhaltungsfahrzeuge<br />

und Baumaschinen europaweit mit der Konkurrenz<br />

und musste dafür ein Fahrzeugsortiment schaffen. Um<br />

mehr Entwicklung zu ermöglichen, suchte die GBM einen<br />

Partner. Der musste fachgerecht und fl exibel arbeiten können,<br />

schließlich wollte GBM die Konstruktionsarbeit zügig<br />

umsetzen. Schnell zeigte sich, dass die jetzige <strong>CIDEON</strong><br />

Engineering auf dem Gebiet des Schienenfahrzeugbaus<br />

über erfahrene Mitarbeiter verfügte. Sie brachten sich sehr<br />

engagiert in die Projekte ein und waren bereit, auch völlig<br />

neue Wege bei der Konstruktion zu gehen.<br />

Beide Partner tauschten zwangsläufi g auch intensiv Knowhow<br />

aus und waren deshalb interessiert, langfristig zu kooperieren.<br />

1998 schlossen sie eine Rahmenvereinbarung<br />

ab, die die Zusammenarbeit regelte und vereinfachte.<br />

Die Partner entwickelten und bauten zum Beispiel das<br />

Instandhaltungsfahrzeug für Fahrleitungen BR 711.1. Es<br />

ist weltweit das einzige mit einer zugelassenen Höchstgeschwindigkeit<br />

von 160 km/h. Ein weiteres Ergebnis gemeinsamer<br />

Anstrengungen ist der Schienenprüfzug UST<br />

02. Er kommt europaweit zum Einsatz und besitzt Zulassungen<br />

für Österreich, die Niederlande und Deutschland.<br />

In Deutschland ist er der einzige Prüfzug mit Ultraschallund<br />

Wirbelstrommesssystemen, der ohne signaltechnischen<br />

Einfl uss misst.<br />

Der Schienenfräszug SFU 04, auch eine Frucht der Kooperation,<br />

wurde für den Betrieb auf Regelstrecken sowie<br />

für den Einsatz in der Londoner U-Bahn ausgelegt. Bei<br />

diesem Fahrzeug wandten die Beteiligten teilweise Konstruktionsprinzipien<br />

an, die für ein Schienenfahrzeug untypisch<br />

sind. Davon zeugt ein durch Schraubverbindungen<br />

gefügter Wagenkasten.<br />

Wenn GBM und <strong>CIDEON</strong> Engineering in den zurückliegenden<br />

Jahren neue Wege beschritten, so liegen heute<br />

auch geschützte Erfi ndungen als Ergebnis der Arbeit vor.<br />

Zu Beginn kooperierten beide Partner in einigen Gewerken<br />

wie Stahlbaukonstruktion, Festigkeitsnachweise und<br />

Einschränkungsberechnungen. Mittlerweile bietet <strong>CIDEON</strong><br />

Engineering ein wesentlich größeres Spektrum an konstruktiven<br />

Leistungen an. Zudem besitzt die Firma das spezielle<br />

Kow-how für Nebenfahrzeuge und Baumaschinen.<br />

Die intensiven Kontakte beider Unternehmen führten dazu,<br />

dass sie auch Rückmeldungen aus dem Einsatz der Fahrzeuge<br />

gemeinsam auswerteten. So erfahren die Bautzner<br />

Entwickler genau, wie sich ihre Fahrzeuge in der Praxis<br />

bewähren. Zu den Vorteilen von <strong>CIDEON</strong> Engineering<br />

zählt auch, dass die Firma die Abläufe bei der Zulassung<br />

von Schienenfahrzeugen kennt. Weil zu ihren Mitarbeitern<br />

EBA-zugelassene Gutachter zählen, ist sie zudem über<br />

alle aktuell geltenden Richtlinien informiert.<br />

<strong>CIDEON</strong> Engineering ist in der Lage, fl exibel zu reagieren,<br />

wenn GBM Konstruktionsleistungen benötigt.<br />

Dieses Profi l der Firma bildet eine solide Basis für die<br />

Partnerschaft.


GBM BRANDENBURG | VOM SPEZIALWERK ZUM SONDERFAHRZEUGENTWICKLER<br />

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16<br />

CARGOBEAMER ® | DEN VERKEHRSINFARKT VERMEIDEN


CARGOBEAMER ® | DEN VERKEHRSINFARKT VERMEIDEN 17<br />

CARGOBEAMER ® |<br />

DEN VERKEHRSINFARKT VERMEIDEN<br />

Seit 2003 begleitet die <strong>CIDEON</strong> Engineering GmbH<br />

die Entwicklung der CargoBeamer ® -Technologie,<br />

die zwischenzeitlich dem Frachttransport auf der<br />

Schiene ganz neue Horizonte eröffnet hat. Im Januar<br />

2008 erteilte die CargoBeamer AG an <strong>CIDEON</strong><br />

Engineering den Auftrag, Spezialwaggons für das<br />

moderne System des Güterumschlags zu entwickeln.<br />

Damit übernahm das Bautzner Unternehmen<br />

eine der anspruchsvollsten Aufgaben in seiner über<br />

15-jährigen Firmengeschichte.<br />

nehmen, bei dem die Güter zwischen Schiene und Straße<br />

per Kran oder Hubstapler verladen werden. Gerade diese<br />

Sattelaufl ieger und Megatrailer dominieren aber den Straßengüterverkehr<br />

in zunehmendem Maß.<br />

CargoBeamer ® lindert nicht nur einige Symptome, die<br />

heute für immer mehr Staus auf Europas Fernverkehrsstraßen<br />

sorgen. Die Technologie gestattet erstmals, die<br />

Ursachen zu bekämpfen. Sie führt zu einem hochwirksamen<br />

und kostengünstigen kombinierten Verkehr, der<br />

die Straße fühlbar entlastet.<br />

Wenn sich zukünftig der europäische Verkehrsraum weiter<br />

vernetzt, muss auch der Güterverkehr nachhaltig wachsen<br />

können. Das Frachtvolumen beim Straßentransport nimmt<br />

konstant zu. Diese Tatsache wird zum Problem. Cargo-<br />

Beamer ® bietet eine Lösung, die sich an den Anforderungen<br />

der Kunden orientiert. Dieses moderne System für den Güterverkehr<br />

liefert eine effi ziente Technik, um Transportgüter<br />

zuverlässig, schnell und kostengünstig zwischen Straße<br />

und Schiene umzuschlagen und dabei die Vorteile beider<br />

Verkehrsträger optimal zu nutzen. Der Schienenanteil am<br />

Güterfernverkehr steigt und die Straße wird entlastet.<br />

Das Gütertransportaufkommen in Europa steigt ständig.<br />

Das Weißbuch der Europäischen Kommission sagt voraus,<br />

dass der Güterverkehr bis zum Jahr 2015 um 60 Prozent<br />

wächst. Die Kapazität der Straßen und Autobahnen ist bereits<br />

heute in unerträglicher Weise ausgeschöpft. Europa<br />

droht in den zentralen Industriezentren der Verkehrskollaps<br />

mit weit reichenden Auswirkungen auf Wirtschaft und Gesellschaft.<br />

Die Schiene muss zukünftig in nennenswertem<br />

Maß Verkehr von der Straße übernehmen. Dazu ist sie aber<br />

derzeit nicht in der Lage. Entweder sind die Kosten nicht<br />

vertretbar oder die Lösungen technisch nicht realisierbar.<br />

Die heutigen Sattelaufl ieger und Megatrailer sind außerdem<br />

nicht mit den notwendigen technischen Einrichtungen ausgerüstet,<br />

um am klassischen kombinierten Verkehr teilzu-<br />

Wachstumsbarrieren beseitigen<br />

CargoBeamer ® bringt übliche Sattelaufl ieger kostengünstig<br />

und effi zient auf die Schiene. Zurzeit können nur circa<br />

15 Prozent aller am Straßenverkehr beteiligten Transportbehältnisse<br />

am unbegleiteten kombinierten Verkehr<br />

teilnehmen. Dabei handelt es sich um Wechselbrücken,<br />

Container und modifi zierte Sattelaufl ieger.<br />

CargoBeamer ® kann das Transportvolumen der Schiene<br />

dramatisch steigern. Dank dieses Systems sind auch alle<br />

nicht modifi zierten Sattelaufl ieger für den Gütertransport<br />

auf der Schiene geeignet. Das bedeutet, 45 Prozent aller<br />

Güter, die heute über die Straße rollen, könnten über<br />

weite Strecken auf der Schiene fahren. So hoch ist der<br />

Anteil, den in Deutschland zugelassene Sattelzüge transportieren.<br />

Noch besser sieht die Rechnung aus, die auch


18<br />

CARGOBEAMER ® | DEN VERKEHRSINFARKT VERMEIDEN<br />

ausländische Sattelaufl ieger und den Transitverkehr einbezieht.<br />

Dann steigt der Anteil am Frachtaufkommen, der<br />

vom ausschließlichen Straßentransport hin zum kombinierten<br />

Verkehr wechseln kann, auf etwa 70 Prozent. Das<br />

heißt, statt circa 15 Prozent – wie heute – können dann<br />

über 80 Prozent aller Straßenverkehrsgüter auf der Schiene<br />

transportiert werden. Ein neues Marktsegment wird<br />

geöffnet, ohne einen Verdrängungswettbewerb zu den<br />

bestehenden Systemen des unbegleiteten kombinierten<br />

Verkehrs auszulösen.<br />

Einfach und schnell umladen<br />

Kernelement der Innovation CargoBeamer ® ist ein robustes<br />

und einfaches System, um Güter zwischen Straße<br />

und Schiene umzuschlagen. Die Neuheit besteht im<br />

parallelen und automatisierten Horizontalumschlag von<br />

Standardsattelaufl iegern und Megatrailern. Sie können<br />

damit erstmals effi zient und profi tabel auf der Schiene<br />

transportiert werden. Das Be- und Entladen eines kompletten<br />

Zuges dauert beim sequentiellen Kranumschlag<br />

vier bis fünf Stunden. Dank des parallelen Horizontalumschlages<br />

sinkt die Umschlagszeit auf unter 20 Minuten.<br />

Ein weiterer Vorteil des Systems zeigt sich an Stellen, an<br />

denen die mitteleuropäische Normalspur im Osten und<br />

Westen auf breitere Schienenspurweiten trifft. Die patentrechtlich<br />

geschützte CargoBeamer ® -Technologie ermöglicht<br />

es, einen kompletten Zug in ebenfalls unter 20 Minuten<br />

von Normal- auf Breitspur umzuladen. Heute dauert<br />

dieser Vorgang etwa zwei bis drei Tage, weil die Güter<br />

einzeln mit dem Kran verladen oder alle Drehgestelle ausgetauscht<br />

oder verstellt werden müssen.<br />

CargoBeamer ® entkoppelt Straße und Schiene und nutzt<br />

gleichzeitig die jeweiligen Vorteile. Das System zeichnet<br />

sich durch eine einzigartige Profi tabilität für alle Nutzer<br />

aus. Lkw-Fahrer fungieren als „Taxi“ und transportieren<br />

das Frachtgut wie einen „Fahrgast“ im Nahverkehrsbereich<br />

zum „Bahnhof” CargoGate. Am CargoModule,<br />

gleichsam dem „Bahnsteig“, laden sie die Fracht ab. Die<br />

Ladegüter werden in Waggonaufsätzen arretiert, die sich<br />

auf dem Bahnsteig befi nden. Der Fahrer wartet nicht mehr<br />

auf den „Zug“ CargoJet und assistiert nicht wie bisher üblich<br />

beim Verladen. Die Zugmaschine verweilt weniger als<br />

die Hälfte der zuvor benötigten Zeit im Terminal und kann<br />

rascher den nächsten Transportauftrag übernehmen oder<br />

zuvor im CargoGate angekommene Aufl ieger, Container<br />

oder Wechselbrücken laden.<br />

Die abgestellten Ladegüter warten auf den planmäßig<br />

eintreffenden „Zug“ CargoJet. Dieser bringt auf seinen<br />

Waggonaufsätzen ebenfalls Ladegüter mit, die hier ihr Ziel<br />

erreichen. Der CargoJet muss für den kompletten Umschlagvorgang<br />

nur etwa gut zehn Minuten im CargoGate<br />

stehen. So schnell läuft das Be- und Entladen ab, bei<br />

dem die Waggonaufsätze durch Querverschieben ausgetauscht<br />

werden. Bei diesem parallelen und automatisierten<br />

Umschlag ist keine Unterstützung durch Lkw-Fahrer<br />

oder andere Hilfskräfte notwendig. Nach dem Umschlag<br />

legt der „Passagier“ Transportgut die Hauptstrecke auf<br />

der Schiene zurück, bevor er am „Zielbahnhof“ wieder<br />

von einem „Taxi“ abgeholt wird.<br />

Mit dem CargoBeamer ® fi ndet ein Paradigmenwechsel<br />

statt. Er überträgt die Prinzipien des erfolgreichen Personenverkehrs<br />

auf den Güterverkehr: Schnelle Shuttle-Züge mit<br />

kurzen Haltezeiten, ein schneller, autonomer und paralleler<br />

Umschlag sowie ein lokaler Zubringer an den Start- und Endpunkten<br />

des Schienentransports bieten völlig neue und effi -<br />

ziente Lösungen für aktuelle Probleme des Güterverkehrs.


CARGOBEAMER ® | DEN VERKEHRSINFARKT VERMEIDEN 19<br />

CARGOBEAMER ® | DIE TECHNOLOGIE<br />

CargoBeamer ® erlaubt den automatisierten, parallelen,<br />

schnellen und kostengünstigen Umschlagvorgang zwischen<br />

Straße und Schiene. Dadurch entsteht eine Win-<br />

Win-Situation für alle an der Wertschöpfungskette Betei-<br />

ligten im Güterverkehr. CargoBeamer ® wird signifi kantes<br />

Element einer koordinierten, ökologisch und ökonomisch<br />

sinnvollen europäischen Verkehrspolitik.<br />

Sattelzug fährt in CargoGate ein Sattelzug fährt in Waggonaufsatz ein Absatteln des Ladeguts im Waggonaufsatz<br />

Abholung angekommenes Ladegut Sattelzug verlässt CargoGate Ladegüter warten auf CargoJet<br />

CargoJet läuft in CargoGate ein Start der Horizontalverschiebung paralleler Horizontalumschlag der Ladegüter<br />

Ende der automatisierten Horizontalverschiebung CargoJet verlässt CargoGate Ladegut Abholung und Anlieferung


20<br />

CARGOBEAMER ® | DEN VERKEHRSINFARKT VERMEIDEN<br />

Vorteile für alle Nutzer<br />

Die modulare Ausführung der CargoGates erlaubt es, vorhandene<br />

Umschlaganlagen, Terminals oder Güterverteilzentren<br />

umzurüsten. Betreiber bestimmen die Anzahl der<br />

Gleise oder der Verladeplätze nach eigenem Ermessen<br />

und passen die Anlage den örtlichen Gegebenheiten an.<br />

So kann ein CargoGate beispielsweise ein oder mehrere<br />

Gleise mit bis zu 32 Verlademodulen enthalten. Da alle<br />

Module gleichzeitig be- und entladen, werden 64 Ladegüter<br />

pro Gleis binnen etwa zehn Minuten umgeschlagen.<br />

Ein konventionelles Terminal benötigt dafür circa drei<br />

Stunden. Der Durchsatz ist mit dem CargoBeamer ® 20-<br />

bis 50-mal höher als es zurzeit möglich ist.<br />

Weil CargoJets die Sattelaufl ieger in Waggonaufsätzen<br />

transportieren und diese Aufsätze für Steifi gkeit sorgen<br />

und Greiftaschen besitzen, können auch solche Aufl ieger<br />

mit Kränen verladen werden, die eigentlich nicht dazu<br />

geeignet sind. CargoJets lassen sich daher auch in konventionellen<br />

Kranterminals entladen – unter Verlust der<br />

hohen Durchsatzrate. Das robuste und einfache Design<br />

der mechanischen Komponenten des Systems Cargo-<br />

Beamer ® führt zu günstigen Investmentkosten und einer<br />

hohen Rentabilität für CargoGate-Betreiber und Spediteure.<br />

Die Transporteure erhöhen die Auslastung ihrer<br />

Zugmaschinen im lukrativeren Nahverkehrsbereich deutlich.<br />

Der Kunde kann auf niedrigere Transportkosten hoffen.<br />

Die Win-Win-Situation wirkt sich auf alle Stufen der<br />

Transportkette aus. Auch die Gesellschaft kommt nicht zu<br />

kurz: Sinkende Wartungskosten für Fernstraßen, weniger<br />

Staus und Verkehrsunfälle inklusive geringerer Folgekosten<br />

sowie verminderte CO 2<br />

- und Feinstaub-Emissionen<br />

summieren sich zu einem signifi kanten Vorteil.<br />

Ein Blick zurück nach vorn<br />

Die „Väter“ des CargoBeamer ® blicken auf langjährige Erfahrung<br />

zurück, die sie in innovativen Projekten zu Verkehrssystemen<br />

gesammelt haben. 1998 entwickelten


CARGOBEAMER ® | DEN VERKEHRSINFARKT VERMEIDEN 21<br />

Hans-Jürgen Weidemann und Michael Baier das Konzept<br />

CargoBeamer als privates Team. Mit Unterstützung von<br />

Fritz Merk schützten sie die Idee in den Jahren 1999 bis<br />

2003 durch mehrere Patente, Gebrauchsmuster und ein<br />

Warenzeichen.<br />

2001 regte Sachsens Wirtschaftsminister Kajo Schommer<br />

beim Dresdner Innovationszentrum Bahntechnik Europa<br />

e.V. (IZBE) an, ein effi zientes und kostengünstiges Nachfolgesystem<br />

für die subventionierte Rollende Landstraße<br />

Dresden-Losovice zu suchen. Der aussichtsreichste Kandidat<br />

war das System CargoBeamer ® . Das Erfi nderteam<br />

wurde nach Dresden eingeladen. Die Kompetenz der<br />

sächsischen Schienenfahrzeugindustrie und die Tragfähigkeit<br />

des IZBE-Netzwerkes überzeugten die Entwickler,<br />

ihr Projekt fortan in Sachsen voranzutreiben. 2003<br />

erfolgte schließlich die Gründung der CargoBeamer AG<br />

in Bautzen und eine enge Zusammenarbeit mit <strong>CIDEON</strong><br />

Engineering begann.<br />

Von 2004 bis 2006 stand die CargoBeamer AG an der<br />

Spitze eines Verbundes sächsischer Unternehmen und<br />

Forschungseinrichtungen, der im Rahmen des sächsischen<br />

Programms „FuE-Verbundprojektförderung“ das<br />

Logistik- und Gütertransportsystem weiter entwickelte<br />

und ein System-Pfl ichtenheft erstellte. Weitere Kooperationspartner<br />

neben der <strong>CIDEON</strong> Engineering GmbH waren<br />

die Bombardier Transportation Bahntechnologie Germany<br />

GmbH & Co. KG beziehungsweise die Waggonbau<br />

Niesky GmbH (jetzt Deutsche Bahn AG), die Lehmann<br />

Maschinenbau GmbH, das Steinbeis Transferzentrum<br />

Chemnitz und das Zentrum für angewandte Forschung<br />

und Technologie (ZAFT) e.V. an der Hochschule für Technik<br />

und Wirtschaft Dresden. Zusätzlich zu den Eigenmitteln<br />

der Partner fi nanzierten der Freistaat Sachsen und<br />

der Europäische Fonds für regionale Entwicklung (EFRE)<br />

das Verbundprojekt.<br />

Weichen, um zukünftig europaweite Verkehrsprobleme zu<br />

lösen.<br />

Die CargoBeamer AG wies 2007 gemeinsam mit Experten<br />

der Deutschen Bahn AG nach, dass der Systemansatz<br />

des CargoBeamer ® -Konzeptes enorme technische und<br />

wirtschaftliche Bedeutung besitzt. Dank dieser Expertise<br />

stellte eine schlagkräftige Investorengruppe die Mittel bereit,<br />

um eine Prototypanlage zu bauen.<br />

2008 wurde das Umsetzungsteam etabliert. Der Freistaat<br />

Sachsen hilft, die Realisierung weiter voran zu treiben.<br />

Die Bautzener CargoBeamer AG stützt sich hinsichtlich<br />

der Konstruktion des Rollenden Gutes, wie schon in<br />

der Konzeptionsphase, wieder auf die in Bahntechnik-<br />

Engineering erfahrene <strong>CIDEON</strong> Engineering. Die Konstruktion<br />

des Stehenden Gutes erfolgt in Zusammenarbeit mit<br />

Lehmann Maschinenbau. Die begleitenden Simulationsaufgaben<br />

übernahm die Otto-von-Guericke-Universität<br />

Magdeburg. Das Bremssystem entsteht unter Beteiligung<br />

von Knorr-Bremse Deutschland. Mittlerweile ist auch ein<br />

neuer sächsischer Partner an Bord – die LRS Leipzig Rail<br />

Service GmbH. Sie unterstützt Bau und Test der Prototypen<br />

des CargoJet-Waggons. Das Zusammenspiel renommierter<br />

Unternehmen lässt den für 2010 geplanten<br />

Prototypen in greifbare Nähe rücken.<br />

Der Freistaat baute auf die sächsische Kompetenz im<br />

Schienenfahrzeugbau und stellte damit strategisch die


22<br />

DB | QUANTENSPRUNG IN DER MATERIALWIRTSCHAFT


DB | QUANTENSPRUNG IN DER MATERIALWIRTSCHAFT<br />

23<br />

QUANTENSPRUNG IN DER MATERIALWIRTSCHAFT<br />

Das DB Werk Kassel setzt ein umfangreiches Projekt<br />

um, dessen Ergebnis ein ganzheitliches Lagerund<br />

Logistikkonzept ist. Die Projektleitung übernahm<br />

die <strong>CIDEON</strong> Engineering GmbH.<br />

In Kassel arbeitet eines der wichtigsten Instandhaltungswerke<br />

der Deutschen Bahn. Das Werk Kassel ist verantwortlich<br />

für die Instandsetzung und Modernisierung aller<br />

Dieseltriebzüge. Die Anforderungen an das Werk und jeden<br />

Mitarbeiter steigen in den kommenden Jahren weiter.<br />

Technologie, Arbeitsvorbereitung und letztlich die gesamte<br />

Infrastruktur im Unternehmen müssen auf dem neuesten<br />

Stand sein. Nur so kann das Werk seine Aufgaben erfüllen<br />

und gleichzeitig wirtschaftlich arbeiten.<br />

Die Effi zienz in Materialwirtschaft und Logistik spielt für<br />

das Instandhaltungswerk eine entscheidende Rolle. Eine<br />

Neugestaltung der Infrastruktur beider Bereiche stand an.<br />

Die Planungen waren im Frühjahr 2007 weitgehend abgeschlossen<br />

und konnten in die Realität umgesetzt werden.<br />

Das Projekt umfasst im Wesentlichen den Umbau der<br />

bestehenden Lager in der Halle 2 und den Neubau einer<br />

großen Lagerhalle. Bis dahin bestanden 34 Lagerorte,<br />

über das gesamte Werk verstreut. Zukünftig wird das Material<br />

an sechs Orten aufbewahrt, die alle mit moderner<br />

Lagertechnik ausgestattet sind.<br />

Diese Bauvorhaben allein wären schon eine große Herausforderung<br />

gewesen. Doch parallel dazu erhält die<br />

gesamte Materialwirtschaft ein Lagerverwaltungssytem<br />

(LVS), das auf SAP-Basis arbeitet. Um beide Projekte umzusetzen,<br />

stellte das Instandhaltungswerk ein Team aus<br />

internen und externen Mitarbeitern zusammen und unterteilte<br />

das Gesamtvorhaben in sechs Teilprojekte.<br />

Ein Projekt von dieser Größenordnung konnte ein Werksangehöriger<br />

neben seinem Tagesgeschäft nicht verantwortlich<br />

leiten und steuern. Deshalb entschied das DB<br />

Werk Kassel, einem externen Fachmann die Gesamtprojektleitung<br />

zu übertragen und betraute Wolfgang Stumvoll<br />

von der <strong>CIDEON</strong> Engineering mit dieser Funktion.<br />

Insgesamt achtmal traf sich der Lenkungskreis für das<br />

Projekt. Die Mitglieder gaben Statusberichte zu jedem<br />

Teilprojekt ab und übten eine zeitnahe Terminkontrolle<br />

aus. Alle 14 Tage fanden Projektleitungssitzungen statt,<br />

um aktuelle Maßnahmen zu koordinieren und die nächsten<br />

Schritte abzustimmen.<br />

Der Gesamtprojektleiter der <strong>CIDEON</strong> Engineering hatte<br />

ein umfangreiches Aufgabenpaket zu schultern. Er führte<br />

das Projektmanagement über alle Leistungsphasen durch<br />

und steuerte Termine, Kosten und Leistungen. Ihm oblagen<br />

einerseits einige Abstimmungen mit Auftraggebern,<br />

andererseits musste er Termine bei den Firmen durchsetzen,<br />

die an Planung und Ausführung des Projektes<br />

beteiligt waren. Falls der Ablauf an unvorhergesehene<br />

Ereignisse angepasst werden musste, stimmte er die<br />

notwendigen Maßnahmen ab. Das bedeutete auch, alle<br />

Planungen und eventuelle Planungsänderungen daraufhin<br />

zu überprüfen, dass die Einhaltung der Projektziele in<br />

wirtschaftlicher und vertraglicher Hinsicht gewährleistet<br />

waren. Im Projektmanagement erfordert dieses Vorgehen<br />

ein rollierendes Aufstellen und Fortschreiben des Terminplanes.<br />

Herr Stumvoll überprüfte auch, ob die Terminpläne<br />

der beteiligten Firmen mit den Detailplänen der Ausführung<br />

übereinstimmten, und wirkte bei der Abnahme aller<br />

Teilgewerke mit.


24<br />

DB | QUANTENSPRUNG IN DER MATERIALWIRTSCHAFT<br />

Bevor überhaupt der Neubau einer Lagerhalle und der<br />

Umbau einer anderen beginnen konnten, standen mehrere<br />

Umzüge an. Bei der Organisation dieser Aufgabe<br />

unterschieden die Planer die Materialsorten nach „Langsam-“<br />

und „Schnelldrehern“. Es gibt Materialsorten, die<br />

auf Grund der Bauartenvielfalt nur selten benötigt werden<br />

– die Langsamdreher.<br />

Andere Materialsorten werden häufi g verwendet – die<br />

Schnelldreher. Letztere lagerten während der Baumaßnahmen<br />

in Ausweichkapazitäten innerhalb des Werkes,<br />

im Notfall auch in Zelten. Die Langsamdreher wurden zu<br />

einer Speditionsfi rma nach Eschwege und in das Werk<br />

Chemnitz ausgelagert. Das hieß, das gesamte Material<br />

komplett einmal zu bewegen. Allein im Kleinteilelager<br />

waren circa 15.000 Sichtstapelbehälter mit rund 14.000<br />

Materialpositionen auf Achse. Aus dem Palettenlager fanden<br />

etwa 4.000 Flach- und Gitterboxpaletten einen neuen<br />

Standort. Dazu kam eine Vielzahl von Radsätzen, Drehgestellen,<br />

Powerpacks und Großtauschteilen wie Fronthauben<br />

und Abgasanlagen. Oberste Prämisse war dabei,<br />

permanent die tägliche Versorgung der Werkstätten sicherzustellen.<br />

Eine Leistung, die umso mehr Beachtung<br />

verdient, da das Werk 2007 und 2008 die höchste Zahl<br />

an Fahrzeugen in seiner Geschichte ausstößt.<br />

Der Umbau der Lagerhalle 2 begann im Juni 2007 mit dem<br />

ersten Bauabschnitt, dem Hallenschiff 1. Hier entstanden<br />

ein automatisches Kleinteilelager (AKL), jeweils ein neuer<br />

Bereich für Wareneingang und Kommissionierung und die<br />

ersten beiden Regalzeilen eines neuen Schmalgang-Palettenlagers.<br />

Zuvor mussten die Baufi rmen das gesamte<br />

Hallenschiff 1 entkernen, den Fußboden neu betonieren<br />

und in der Halle die technische Gebäudeausrüstung erneuern.<br />

Das automatische Kleinteilelager ist in der Lage,<br />

20.000 Behälter in drei verschiedenen Größen aufzunehmen<br />

und lagert die Behälter vollautomatisch ein und aus.<br />

Es funktioniert nach chaotischer Lagerung. Die Inbetriebnahme<br />

erfolgte im Dezember 2007.<br />

Sofort im Anschluss zogen das alte Kleinteilelager aus<br />

dem Hallenschiff 2 und das restliche Palettenlager um.<br />

Mitarbeiter und zusätzliche Leiharbeitskräfte arbeiteten<br />

dabei in drei Schichten. Parallel erfolgte eine Inventur, da<br />

alle Teile aus den alten Behältern in neue Behälter mit Barcode<br />

umgepackt wurden. Der Umzug erfolgte nach einem<br />

engen Terminplan, so dass der zweite Bauabschnitt im<br />

Hallenschiff 2 Ende Februar 2008 beginnen konnte.<br />

Auch hier wurden der Fußboden und die technische Gebäudeausrüstung<br />

erneuert, anschließend neue Regal- und<br />

Bedientechnik installiert. Im Juni 2008 ging das Hallenschiff<br />

2, ausgerüstet mit neuem Schmalgangpalettenlager<br />

und Fördertechnik, in Betrieb.<br />

Bis Mai 2008 entstand gleichzeitig im alten Wareneingangsund<br />

Versandgebäude eine Schutzzeug- und Gerätestelle.<br />

Denn erst nachdem die Gerätestelle umgezogen war, konnten<br />

die Bauleute mit dem letzten Bauabschnitt des Projekts,<br />

dem Warenausgang, beginnen. Wenn er fertig gestellt ist<br />

und alle intern und extern gelagerten Paletten am vorgesehenen<br />

Platz stehen, verfügt das Werk Kassel über ein hochmodernes<br />

Lager mit einer Logistik, die allen Anforderungen<br />

an die moderne Lagerwirtschaft gerecht wird.<br />

Doch nicht genug mit dem Bauprojekt. Gleichzeitig führte<br />

das Werk Kassel als viertes der 15 Werke der DB Fahrzeuginstandhaltung<br />

GmbH ein Lagerverwaltungssystem<br />

ein. Zieltermin zur Scharfschaltung war der Zeitraum vom<br />

17. bis zum 23. September 2007. Dabei standen zahlreiche<br />

Vorarbeiten an. Die Mitarbeiter mussten die Materialstammdaten<br />

pfl egen, die Mindesthaltbarkeitsdaten


DB | QUANTENSPRUNG IN DER MATERIALWIRTSCHAFT<br />

25<br />

einarbeiten, die Lagerstrukturen kennzeichnen und anpassen<br />

und eine neue Lagertopologie erstellen. Schließlich<br />

erfolgte noch die Qualifi zierung der Kollegen hinsichtlich<br />

des neuen Lagerverwaltungssystems.<br />

Für die laufende Fertigung bedeutete das einen eingeschränkten<br />

Betrieb. In dem Zeitfenster von Abschaltung<br />

des alten Systems bis zur Inbetriebnahme des neuen Systems<br />

konnten keine Buchungen vorgenommen werden.<br />

Es gab nur ein absolutes Minimum an Lagerbewegungen.<br />

Die sehr gute Vorbereitung und der tatkräftige Einsatz aller<br />

beteiligten Mitarbeiter machten die Umstellung zum Erfolg.<br />

Bereits nach zwei Werktagen liefen die ersten Buchungen<br />

über das neue Lagerverwaltungssystem. Insgesamt<br />

gelang es dem engagierten Einführungsteam, das<br />

Zeitfenster auf nur 3,5 Tage zu verkürzen und damit die<br />

Beeinträchtigung der Fertigung deutlich zu verringern.<br />

Zeitgleich mit dem Baustart an der Halle 2 liefen die Vorbereitungen<br />

zum Neubau einer 5.200 Quadratmeter großen<br />

Lagerhalle an. In dieser neuen Halle 4 fi nden zukünftig<br />

die Hauptbauteile konzentriert und qualitätsgerecht Platz,<br />

insbesondere Drehgestelle, Radsätze und Powerpacks.<br />

Drehgestelle lagern zweifach, Radsätze fünffach übereinander.<br />

Spezielle Lager- und Bedientechnik sichert den<br />

schnellen und effi zienten Zugriff auf diese Komponenten.<br />

Trotz des schlechten Wetters im Oktober und November<br />

2007 endeten die Vorarbeiten termingerecht. Damit<br />

konnten noch vor Weihnachten die Fundamente gegossen<br />

und die Betonpfeiler mit den Dachbindern gesetzt<br />

werden. Anfang 2008 stellten die Baufi rmen das Dach<br />

und die Fassade fertig und brachten die Bodenplatte ein.<br />

Anschließend kamen die Installation der technischen Gebäudeausrüstung,<br />

der Einbau der Regaltechnik und die<br />

Sanierung der Außenfl ächen an die Reihe. Anfang Juli<br />

2008 ging die neue Halle 4 in Betrieb.<br />

Ein weiterer logistischer Kraftakt folgte zum Abschluss.<br />

Alle internen und externen Zwischenlager wurden umge-


26<br />

DB | QUANTENSPRUNG IN DER MATERIALWIRTSCHAFT<br />

hend aufgelöst und die Materialien ohne Störung des Betriebsablaufes<br />

zum neuen Lagerort gebracht.<br />

Zu dem ganzheitlichen Lager- und Logistikkonzept gehört<br />

auch ein Beleg-Leit-System (BLS). Das Werk Kassel<br />

wird es zum Abschluss des Gesamtprojekts einführen.<br />

Beleg-Leit-System und Lagerverwaltungssystem sind per<br />

Funkanbindung verbunden. So optimiert das Lagerverwaltungssystem<br />

die Transportaufträge und übermittelt sie<br />

den Staplerfahrern per WLAN auf das Handheld. Die Fahrer<br />

melden alle Prozessschritte, das heißt die Ablieferung<br />

der richtigen Palette am richtigen Ort, mit einer Buchung<br />

über den Handscanner zurück. So kann das Unternehmen<br />

jederzeit den Lieferstatus einer Materialanforderung<br />

verfolgen und entsprechend steuern. Ganz gleich, ob es<br />

sich um einen ganz „normalen“ oder einen „Eilauftrag“<br />

handelt – der Staplerfahrer arbeitet einfach den nächsten<br />

Auftrag auf seinem Display ab.<br />

Für diese Aufgabe gab das Werk Kassel eine Funkausleuchtung<br />

in Auftrag, damit in allen Werk- und Lagerhallen die notwendige<br />

Anzahl von 17 Access Points mit optimal gerichteten<br />

Antennen zur Verfügung steht. Im Mai 2008 erfolgten die<br />

Abnahmetests der Hardware und des Systems.<br />

Allein die Darstellung der wesentlichen Punkte lässt unschwer<br />

erkennen, wie ungemein komplex das Gesamtprojekt<br />

ist. Die Verantwortlichen mussten den Um- und<br />

Neubau steuern, die Implementierung neuer Systeme in<br />

der Datenverarbeitung und deren Auswirkungen auf alle<br />

Prozesse im Bereich Lager und Logistik koordinieren so-<br />

wie die Umzüge der Lagerbereiche organisieren. Viele verschiedene<br />

Bereiche innerhalb und außerhalb des Werkes<br />

Kassel arbeiteten Hand in Hand. Für alle einzelnen Schritte<br />

waren immer konkrete Aufgaben und Termine festzulegen<br />

und deren Erledigung zu kontrollieren.<br />

Dass es dabei zu Termin- und Ressourcenkonfl ikten im<br />

Tagesgeschäft kommt, kennt jeder Insider aus eigenem<br />

Erleben. Umso mehr war hier ein erfahrener Projektleiter<br />

gefragt. Wolfgang Stumvoll von <strong>CIDEON</strong> Engineering<br />

kennt den gesamten Prozess der Instandhaltung<br />

von Schienenfahrzeugen und weiß um die gegenseitigen<br />

Abhängigkeiten. Immer wenn eine Verzögerung drohte,<br />

suchte er selbst mit nach pragmatischen Lösungen. Das<br />

war notwendig, schließlich setzte das Werk Kassel das<br />

gesamte Projekt „unter dem laufenden Rad“ um, das<br />

heißt, die Fertigung musste über die gesamte Laufzeit<br />

kontinuierlich mit Material versorgt werden.<br />

Der bisherige Projektverlauf ist sehr positiv zu bewerten.<br />

Fast alle Meilensteine erreichten die Beteiligten termingerecht<br />

oder sogar ein bis zwei Wochen vorfristig. Gab es<br />

Verzögerungen, so hatten sie objektive Gründe und wurden<br />

beziehungsweise werden ausgeglichen. Analog sieht<br />

es mit der Einhaltung der Kostenbudgets aus. Zu diesem<br />

planmäßigen und „unaufgeregten“ Projektablauf und den<br />

bisher erreichten Ergebnissen hat auch der Projektleiter<br />

maßgeblich beigetragen. Unsere Entscheidung, einen externen<br />

Projektleiter einzusetzen und diese Funktion der<br />

<strong>CIDEON</strong> Engineering zu übertragen, hat sich als gut und<br />

richtig erwiesen.<br />

Mit diesem Projekt schafft das Werk Kassel einen Quantensprung<br />

im Bereich Lager und Logistik und übernimmt<br />

auf diesem Gebiet de facto die „Technologieführerschaft“<br />

im Werkverbund der Deutschen Bahn. Einige andere<br />

Werke betrachten bereits sehr interessiert die völlig neue,<br />

hochmoderne Lagerhaltung und denken über ähnliche<br />

Lösungen nach. <strong>CIDEON</strong> Engineering kann hier anknüpfen<br />

und womöglich folgen auf Kassel weitere gemeinsame<br />

Projekte mit der DB Fahrzeuginstandhaltung.


DB | QUANTENSPRUNG IN DER MATERIALWIRTSCHAFT<br />

27


28<br />

IZBE | KOMPETENZNETZWERK BAHNTECHNIK


IZBE | KOMPETENZNETZWERK BAHNTECHNIK<br />

29<br />

INTERDISZIPLINÄRE KOOPERATION ALS KATA-<br />

LYSATOR FÜR DEN TECHNISCHEN FORTSCHRITT<br />

IN DER BAHNTECHNIK<br />

Bahntechnik-Kompetenznetz in der über 170-jährigen Tradition europäischer Ingenieurskunst<br />

Das Innovationszentrum<br />

Bahntechnik Europa e.V.<br />

(IZBE) wurde im Jahr 2000 zunächst als Innovationszentrum<br />

Bahntechnik Sachsen e.V. gegründet.<br />

Ziel der Gründungsmitglieder – unter ihnen die<br />

<strong>CIDEON</strong> Engineering GmbH – war es, eine unabhängige<br />

und übergreifende Organisation von in der<br />

Bahntechnikbranche tätigen Unternehmen, Konsultanten<br />

und Forschungsorganisationen zu schaffen.<br />

Diese sollte sowohl eine Plattform für den Informationsaustausch<br />

zwischen den Mitgliedern bieten, als<br />

auch zielgerichtet Kontakte zu Erfahrungsträgern<br />

anderer Fachgebiete herstellen, um gemeinsame<br />

Entwicklungsvorhaben und ähnliche Aktivitäten zu<br />

befördern.<br />

Die sächsische Bahntechnik kann auf eine über 170-jährige<br />

Entwicklung zurückblicken. Dieser Prozess fand von<br />

Anfang an im europäischen Kontext statt und war stets<br />

durch das Zusammenwirken verschiedener Fachrichtungen<br />

geprägt. Dafür stehen mit George Stephenson<br />

und Johann Andreas Schubert zwei frühe große Eisenbahningenieure<br />

der damals in der Bahntechnik führenden<br />

Johann Andreas Schubert<br />

George Stephenson<br />

Nationen England und Deutschland, die sich beide gleichermaßen<br />

sowohl der Fahrzeugtechnik als auch dem<br />

Fahrweg widmeten. Entsprechend vielschichtig verlief<br />

auch die weitere Geschichte des technischen und wirtschaftlichen<br />

Wettbewerbs der beiden genannten europäischen<br />

Eisenbahnnationen. Seitdem führte eine lange<br />

Entwicklung zu dem modernen umweltfreundlichen<br />

Verkehrssystem „Bahn“ wie wir es heute kennen – mit<br />

weltweiter Verbreitung, aber unterschiedlichen nationalen<br />

Standards und Vorschriftensystemen. Mit Blick auf die<br />

weltweite wirtschaftliche Globalisierung ist nun einerseits<br />

eine Harmonisierung der nationalen europäischen Eisenbahnen<br />

notwendiger denn je, andererseits muss der Europäische<br />

Verkehrsraum besser an die im Osten und Süden<br />

benachbarten Wirtschaftsregionen angebunden werden.<br />

Die zukünftige Gestaltung entsprechender Verkehrswege<br />

ist inzwischen durch Festlegung verschiedener Verkehrskorridore<br />

und -trassen in Grundsatzdokumenten der EU<br />

detailliert untersetzt worden.<br />

Da die Bundesrepublik Deutschland sich geografi sch im<br />

Kreuzungsbereich der geplanten wichtigen europäischen<br />

Nord-Süd- bzw. Ost-West-Verkehrswege befi ndet, eröffnen<br />

sich auch für die Mitglieder des IZBE neue Tätigkeitsfelder.<br />

Der im Süd-Ost-Bereich dieser Verkehrswegekreuzung<br />

gelegene Standort Sachsen mit seiner langen<br />

Eisenbahntradition – mitten im erweiterten Europa – bietet<br />

dafür sehr gute Voraussetzungen. In diesem Sinne erfolgte<br />

2003 eine Erweiterung des Tätigkeitsbereichs des<br />

Vereins. In Abstimmung mit dem Sächsischen Staatsministerium<br />

für Wirtschaft und Arbeit, welches das IZBE<br />

seinerzeit mit einer Anschubfi nanzierung unterstützt hatte,<br />

erfolgte konsequenterweise auch eine Umbenennung des<br />

Vereins mit dem direkten Bezug auf Europa.


30<br />

IZBE | KOMPETENZNETZWERK BAHNTECHNIK<br />

Die Entwicklung der letzten Jahre brachte wegen der<br />

stetig steigenden Passagierzahlen im Personenverkehr<br />

sowie dem z. Zt. jährlich im zweistelligen Prozentbereich<br />

wachsenden Aufkommen an Frachtgut anspruchsvolle<br />

Anforderungen an die Organisation des Verkehrs sowie<br />

die Entwicklung zukünftiger Fahrzeuggenerationen<br />

mit sich. In Zusammenhang damit steht mit dem sog.<br />

Kombinierten Verkehr ein weiterer Problemkreis, der<br />

die Optimierung des Zusammenwirkens verschiedener<br />

Transportmittel und Umschlagtechnologien für Fracht<br />

betrifft.<br />

Das stellt insbesondere auch die Bahntechnik vor neue<br />

Herausforderungen. Das IZBE informiert über diese<br />

Trends und wirkt bei der Entwicklung entsprechender Lösungsansätze<br />

mit. Im technologischen Fokus des IZBE<br />

liegen insbesondere die Schwerpunkte der genannten<br />

Problemkreise, die die Bahnbranche betreffen. Jedem<br />

solchen Themengebiet ist im IZBE ein Arbeitskreis von<br />

Vertretern jeweils interessierter Mitglieder zugeordnet.<br />

Derzeit betrifft das<br />

• Ausbildung<br />

• Betrieb und Verkehr<br />

• Elektrische Anlagen<br />

• Fahrzeugtechnik<br />

• Verkehrswegebau<br />

Darüber hinaus ist das IZBE offen, auf neue fachliche Entwicklungen<br />

oder Erfordernisse von Mitgliedern mit eigenen<br />

Aktivitäten zu reagieren.<br />

Profil des IZBE<br />

Das IZBE widmet sich der angewandten Forschung und<br />

Entwicklung mit dem Schwerpunkt der praxisrelevanten<br />

Umsetzung von Erkenntnissen, Produktideen und neuen<br />

Technologien in der Bahnindustrie sowie dem entsprechenden<br />

Austausch von Informationen. Die Gründung<br />

erfolgte, weil eine unabhängige Einrichtung mit dieser<br />

Zielstellung nicht existierte. Ländergebundene oder kom-


IZBE | KOMPETENZNETZWERK BAHNTECHNIK<br />

31<br />

munale Initiativen der Wirtschaftsförderung konzentrieren<br />

sich naturgemäß auf Aspekte der Standortpfl ege, weniger<br />

aber auf inhaltliche Fragen. Akademische Einrichtungen<br />

oder deren assoziierte Körperschaften hingegen<br />

verfolgen spezielle Interessen entsprechend der jeweiligen<br />

fachlichen Ausrichtung. Insofern liegt gerade in dem gemeinsamen<br />

Wirken von Forschungseinrichtungen, Ingenieurbüros,<br />

Fahrzeug- und Komponentenherstellern sowie<br />

Verkehrsunternehmen unter einem politisch und wirtschaftlich<br />

unabhängigen Dach ein Alleinstellungsmerkmal<br />

des IZBE.<br />

Der Verein versteht sich als Interessenvertretung und<br />

Dienstleister seiner Mitglieder, wobei stets gern mit externen<br />

Partnern kooperiert wird, wenn das für die jeweiligen<br />

Aktivitäten förderlich ist. In diesem Sinne widmet man sich<br />

folgenden zentralen Aufgaben:<br />

• regelmäßige Informationen zu aktuellen Entwicklungstrends<br />

auf dem Gebiet der Bahntechnik,<br />

• Organisation von Fachveranstaltungen,<br />

• Unterstützung in technischen Fragen, bei der Anbahnung<br />

von Entwicklungsvorhaben sowie Hilfestellung<br />

im Projektmanagement und in Fragen der<br />

Einwerbung von Fördermitteln bis hin zur Ergebnisverwertung.<br />

ein „Europa wird grenzenlos e.V.“ mit Sitz in Wien. Seit<br />

2007 arbeitet das IZBE in der Initiative „Kompetenznetze<br />

Deutschland“ des BMWi mit. Dadurch wurde die Basis<br />

für die Kooperation mit Fachleuten aus allen modernen<br />

Hochtechnologien wesentlich verbreitert.<br />

Highlights<br />

Schwerpunkte des IZBE sind die Organisation von<br />

Fachveranstaltungen, von Gemeinschaftsständen auf<br />

ausgewählten Messen sowie die Unterstützung von<br />

F&E-Projekten.<br />

Fachveranstaltungen<br />

Aktuelle Themen waren zuletzt Europäische Verkehrskorridore<br />

(Parlamentarischer Abend 01/2007 bzw. Symposium<br />

„Mobilität in der erweiterten EU“ 04/2007) und<br />

Elektrik von Fahrzeugen und Ausrüstungen (Symposien<br />

„Elektrische Fahrzeugantriebe und -komponenten“<br />

11/2006 und „Sicherheit bei Bahnenergieversorgung und<br />

Fahrzeugausrüstung“ 11/2007).<br />

Darüber hinaus bietet das IZBE eine Plattform für die Bildung<br />

von projektbezogenen Konsortien zur Akquirierung<br />

größerer Aufträge.<br />

Die Entwicklungen anderer Fachgebiete (z. B. Energietechnik,<br />

Materialwissenschaften, ...) sowie der ständige<br />

Gedankenaustausch mit den beteiligten Akteuren generieren<br />

ständig neue inhaltliche Anknüpfungspunkte für<br />

Aktivitäten. Dem dienen auch die Mitgliedschaften des<br />

IZBE in der „Allianz pro Schiene e.V.“, in der „Deutschen<br />

Verkehrswissenschaftlichen Gesellschaft“ sowie im Ver-<br />

Gedankenaustausch zu Fragen der Europäischen Verkehrskorridore auf<br />

einem parlamentarischen Abend in Dresden (v.l.n.r.: Dr. R. Zabel, E.<br />

Fricke, W. Finkbohner, K. Fischer)


32<br />

IZBE | KOMPETENZNETZWERK BAHNTECHNIK<br />

Messeteilnahme<br />

Seit 2002 organisiert das IZBE regelmäßig einen Gemeinschaftsstand<br />

auf der internationalen Branchenmesse InnoTrans,<br />

der gleichermaßen Vereinsmitgliedern und externen<br />

Partnern offen steht. Im Juni 2007 nahm eine Gruppe<br />

von Mitgliedern des IZBE auf einem Gemeinschaftsstand<br />

an der Messe AfricaRail in Johannesburg teil.<br />

stand war die Erarbeitung einer strategischen Studie für<br />

ein Fahrzeugkonzept auf einem innovativen magnetischen<br />

Fahrweg. Neben einer Optimierung der magnetischen<br />

Kreise für das Tragfeld wurden Lösungen für einen geeigneten<br />

Linearantrieb erarbeitet und zwecks Nachweis des<br />

Funktionsprinzips ein erster Demonstrator konstruiert und<br />

gebaut.<br />

Die Konzeptstudie CargoBeamer ® baute auf vorhandenen<br />

Vorarbeiten der Entwickler eines neuartigen<br />

Transportsystems für den Kombinierten Verkehr auf.<br />

Im Rahmen dieses Projekts wurden ein Fahrzeugkonzept<br />

bzw. Varianten von Umschlageinrichtungen für den<br />

Transport bzw. Straße-Schiene-Umschlag von konventionellen<br />

Trailern erarbeitet sowie Auslegung und Bau von<br />

Prototypen vorbereitet.<br />

Der Gemeinschaftsstand des IZBE auf der InnoTrans 2006<br />

Projekte<br />

Die breite Mitgliederstruktur des IZBE ermöglicht es, sowohl<br />

Projekte der Grundlagenforschung zu betreuen als<br />

auch im Bereich der Applikation und Überleitung von Entwicklungsergebnissen<br />

tätig zu werden. Beispielhaft seien<br />

hier vier Projekte genannt und kurz charakterisiert.<br />

Dem Bereich der Grundlagenentwicklung ist das Projekt<br />

SupraTrans (www.supratrans.de) zuzuordnen. Gegen-<br />

Auf Initiative mehrerer mittelständischer Zulieferfi rmen<br />

konnte mittels NEMO-Fördermitteln des BMWi das Netzwerk<br />

Railias aufgebaut werden. Schwerpunkt ist die gemeinsame<br />

Akquirierung größerer Aufträge (Entwürfe,<br />

Ausrüstungen und Service für Schienenfahrzeuge) für Systemhäuser.<br />

ist eine eingetragene Marke des IZBE.<br />

Eine Förderung aus dem 6. EU-Rahmenprogramm ermöglichte<br />

die Realisierung von TRIMOTRANS. Auch<br />

dieses Vorhaben hat eine Aufgabenstellung des Kombinierten<br />

Verkehrs zum Inhalt. Dabei geht es um die Entwicklung<br />

harmonisierter Ladeeinheiten für den sog. trimodalen<br />

Transport, was Transportbehälter und Technologien<br />

für den vereinfachten Umschlag von Frachtgut zwischen<br />

LKW, Eisenbahn und Binnenschiff betrifft.<br />

CAD-Modell des SupraTrans-Fahrzeugdemonstrators


IZBE | KOMPETENZNETZWERK BAHNTECHNIK<br />

33<br />

Die <strong>CIDEON</strong> Engineering GmbH –<br />

Mitglied des IZBE<br />

Moderne Schienenfahrzeuge sind ausgefeilte technische<br />

Systeme, die aus vielen mechanischen, mechatronischen<br />

und elektrischen Komponenten sowie Sonderbaugruppen<br />

bestehen. Bereits die Konstruktion der tragenden Baugruppen<br />

dieser Fahrzeuge setzt ein komplexes fachliches<br />

Hintergrundwissen voraus, das im professionellen Zusammenwirken<br />

von Konstrukteuren, Statikern und Spezialisten<br />

weiterer Fachgebiete zur Anwendung gebracht<br />

und ständig aktualisiert werden muss.<br />

Eine weitere wichtige Voraussetzung dafür ist die souveräne<br />

Beherrschung moderner computergestützter Entwurfs-<br />

und Berechnungswerkzeuge durch die Mitarbeiter,<br />

was gelegentlich auch die Mitwirkung an der Weiterentwicklung<br />

dieser Software einschließt. Aus der historisch<br />

gewachsenen Symbiose mit den zur <strong>CIDEON</strong> AG als<br />

übergeordneter Holding gehörenden beiden Schwester-<br />

fi rmen <strong>CIDEON</strong> Software GmbH und <strong>CIDEON</strong> Systems<br />

GmbH mit den Tätigkeitsschwerpunkten EDM-Software<br />

und CAD-Systeme hat sich dafür ein ideales technisches<br />

Umfeld entwickelt.<br />

Das Team der <strong>CIDEON</strong> Engineering GmbH stellt sich seit<br />

Gründung der Firma engagiert diesem umfassenden Anspruch<br />

und hat darüber hinaus mehrere F&E-Projekte mit<br />

initiiert. Im Zusammenwirken mit weiteren Partnern konnten<br />

bzw. können Projekte wie CargoBeamer ® , SupraTrans und<br />

derzeit TRIMOTRANS verwirklicht werden. Gemeinsam mit<br />

den anderen Mitgliedern des IZBE hat man auf diese Weise<br />

in den vergangenen Jahren ein Kompetenznetzwerk aufgebaut,<br />

welches auch Symposien und andere Aktivitäten<br />

des IZBE befördert und mit einem internationalen Kreis von<br />

Fachleuten verschiedener Disziplinen in fruchtbarem Austausch<br />

der Ideen steht. Der weitere Ausbau der Kontakte<br />

und Geschäftsbeziehungen ins In- und Ausland ist dabei<br />

für die <strong>CIDEON</strong> Engineering GmbH und das IZBE ein gemeinsamer<br />

perspektivischer Tätigkeitsschwerpunkt.


34<br />

SIEMENS | INTERVIEW<br />

INTERVIEW MIT KLAUS LUBOSCH, SIEMENS AG<br />

INDUSTRY SECTOR, MOBILITY DIVISION, ROLLING<br />

STOCK CTO (CHIEF TECHNOLOGY OFFICER)<br />

Das Interview führte Eckhard Rönnecke, <strong>CIDEON</strong> Engineering GmbH.<br />

E.R.: Die Siemens AG erfährt zum gegenwärtigen<br />

Zeitpunkt eine Vielzahl organisatorischer und struktureller<br />

Veränderungen. Wie machen sich diese Veränderungen<br />

in dem Bereich Rolling Stock bei der Siemens<br />

AG bemerkbar?<br />

K.L.: Der Markt wird intensiv umkämpft und die Anforderungen<br />

an uns steigen ständig. Der Wandel ist ein integraler<br />

Bestandteil jedes erfolgreichen Geschäfts. Eine<br />

Anpassung der Struktur an die Aufgaben von Morgen ist<br />

nicht nur sinnvoll, sondern auch notwendig für das Überleben<br />

des Unternehmens.<br />

Eckpunkte der Rolling Stock Reorganisation sind die Segment-Aufstellung<br />

und eine klare Portfolio- und Plattform-<br />

Orientierung.<br />

Die größten Synergien gibt es im Segment Public Transport.<br />

Hier wird der Passanger Rolling Stock Markt der Bereiche<br />

Light Rail, Metros, High-Speed und Commuter Rail<br />

zusammengefasst.<br />

Im Bereich Locomotives, Bogies und Components geht<br />

es um die Sicherstellung der Wettbewerbsfähigkeit im<br />

Komponentengeschäft.<br />

Wenn Sie sich das Wachstum bei Umsatz und Auftragseingang<br />

ansehen, dann zeigt das, dass wir mit dieser Aufstellung<br />

gute Zukunftschancen bei unseren Kunden haben.<br />

Bei all den guten Perspektiven gibt es jedoch ein großes<br />

Aber: die Korruptionsaffäre und der Schaden, der dem<br />

Unternehmen dadurch erwächst. Compliance, also die


SIEMENS | INTERVIEW<br />

35<br />

Einhaltung der Gesetze und Vorschriften wird für uns alle<br />

eine dauerhafte Aufgabe sein.<br />

E.R.: Vor welchen großen Herausforderungen stehen<br />

Sie bei der Lokomotiventwicklung im Allgemeinen und<br />

in der europäischen Harmonisierung im Speziellen im<br />

Moment?<br />

K.L.: In Europa ist heute noch kein uneingeschränkter<br />

Schienenverkehr möglich.<br />

Mit unserem Eurosprinter ES64U4 einer Universallokomotive<br />

für den Güter- und Passagierverkehr haben wir in den<br />

vergangenen acht Jahren nur neun europäische Länderzulassungen<br />

erreicht.<br />

Die zwei Jahre später entwickelte Güterzug-Lokomotive<br />

ES64F4 hat mittlerweile vierzehn Länderzulassungen.<br />

Gegenwärtig sind viele europäische Normen und Gesetze<br />

für das Eisenbahnwesen in der Neuerstellung oder<br />

Revision.<br />

Die Lokomotiventwicklung bis zur Zulassung ist jedoch<br />

ein sehr langfristiges Geschäft und dieses lässt sich nicht<br />

so schnell ändern, wie die Texte in den Normen und Gesetzen.<br />

Außerdem investieren wir in diese Entwicklungen<br />

zweistellige Millionenbeträge.<br />

aufgrund fehlender Budgets zurückgezogen wurden. Wir<br />

setzen unsere gesamte umfangreiche Erfahrung auf dem<br />

Gebiet der Diesellokomotiven in diese Ausschreibung und<br />

wollen natürlich als Gewinner hervorgehen.<br />

Der Schlüssel liegt eindeutig in einem umweltfreundlichen<br />

und energieeffi zienten Fahrzeug. Leider sind die dazugehörigen<br />

Technologien wie z.B. die Abgasnachbehandlung<br />

nach Stage III b noch nicht am Markt verfügbar.<br />

Fortschritt bedeutet zu jeder Zeit das Infragestellen von<br />

Bisherigem. Unsere Kunden haben in diesem Bezug das<br />

Tempo dramatisch erhöht.<br />

E.R.: Räumen Sie dem außereuropäischen Ausland<br />

Chancen ein?<br />

K.L.: Jeden Wettbewerber müssen wir ernst nehmen, besonders<br />

die die ein passendes Produkt haben.<br />

Bei den Diesellokomotiven gibt es viele kleinere Anbieter, die<br />

natürlich mit verschiedenen Technologien aufwarten werden.<br />

Ich denke, es wird einen harten Wettbewerb geben.<br />

E.R.: Die <strong>CIDEON</strong> Engineering ist eines der Unternehmen<br />

im Engineering-Bereich, mit dem Siemens<br />

zusammen arbeitet. Was schätzen Sie besonders an<br />

der Zusammenarbeit?<br />

Wir benötigen Planungssicherheit und Übergangsbedingungen,<br />

die der Marktlage entsprechen. Dafür stellen<br />

wir gern unser Marktwissen und unsere technologische<br />

Kompetenz mit zur Verfügung. Nur dann können wir in<br />

der Entwicklung schneller und effi zienter werden und uns<br />

und unseren Kunden Vorteile im Wettbewerb immer wieder<br />

neu erschließen<br />

E.R.: Die Ausschreibung der Deutschen Bahn für Dieselloks<br />

ist mit 12 Bewerbungen auf fruchtbaren Boden<br />

gefallen. Wie bewerten Sie Ihr Engagement?<br />

K.L.: Bisher gab es mehrere Ausschreibungen, die aber<br />

K.L.: An erster Stelle die Kompetenz der Ingenieure. Inzwischen<br />

haben sich unter den Mitarbeitern unserer<br />

Unternehmen Freundschaften entwickelt. Man arbeitet<br />

gerne zusammen. <strong>CIDEON</strong> steht immer bereit, wenn wir<br />

Unterstützung benötigen. Ihr eigenes stetiges Umsatzwachstum<br />

bei uns zeigt, dass wir die Kompetenz, die<br />

Beständigkeit und die Erfahrung der <strong>CIDEON</strong>-Mitarbeiter<br />

sehr schätzen. Derzeit integrieren wir 26 <strong>CIDEON</strong>-Ingenieure<br />

bei Siemens. Wir haben einigen <strong>CIDEON</strong>-Mitarbeitern<br />

bewusst Produktverantwortung mit der Leitung von<br />

Komponentenentwicklungen übertragen.<br />

Das zeigt unser uneingeschränktes Vertrauen in Ihre Mitarbeiter.


36<br />

SIEMENS | INTERVIEW<br />

E.R.: Sie waren im vergangenen Jahr zu Gast beim<br />

15-Jährigen Jubiläum der <strong>CIDEON</strong> Engineering. Welche<br />

Eindrücke hatten Sie von den im Rahmen der Vortragsreihe<br />

vorgestellten Lösungen?<br />

K.L.: Erst einmal, ich bin sehr gerne gekommen. Ich war<br />

überrascht von der ausgezeichneten Resonanz auf Ihre<br />

Veranstaltung und die Vorträge haben mich beeindruckt.<br />

Sonderfahrzeuge zu bauen wünscht sich jeder Konstrukteur<br />

und man merkte Ihren Ingenieuren den Stolz an.<br />

Und natürlich das Ambiente der Veranstaltung im Residenzschloss<br />

Dresden ganz nahe bei den Schätzen des<br />

Grünen Gewölbes war einfach toll.<br />

E.R.: Mit welchen Innovationen können die Kunden<br />

der Siemens AG in den kommenden Monaten am<br />

Markt rechnen?<br />

K.L.: Sicher forcieren wir das Thema Plattformen auch<br />

wenn es noch nicht kommuniziert ist. Alle weiteren Innovationen<br />

stellen wir zur InnoTrans im Herbst vor. Bis dahin<br />

müssen Sie sich gedulden.<br />

E.R.: Stichwort Plattformen – Sie entwickeln derzeit<br />

zwei Plattformen für Lokomotiven. Resultiert die<br />

Plattformentwicklung aus dem Kundeninteresse unterschiedlichste<br />

Anforderungen mit einer Lokomotive<br />

zu bedienen?<br />

E.R.: Wenn wir die Entwicklung der letzten 60 Jahre<br />

betrachten, hat sich der Anteil der Aufwendungen<br />

stark in Richtung Elektrotechnik, Elektronik und Sicherungstechnik<br />

gelegt. Der Mechanikteil rutscht<br />

doch etwas mehr auf die andere Seite?<br />

K.L.: Siemens ist und bleibt ein integrierter Technologiekonzern.<br />

Deshalb liegt die Antwort auf diese Frage im<br />

Wandel der Kundenanforderungen, die sich ständig geändert<br />

haben.<br />

Die Fokussierung auf deren Bedürfnisse und Erwartungen<br />

führt zu neuen Lösungen und Produkten, wie wir es berichten<br />

können. Funktionalität und Effi zienz moderner<br />

Schienenfahrzeuge kann nur durch enge Abstimmung der<br />

elektrischen und mechanischen Komponenten verbessert<br />

und optimiert werden.<br />

Die gewünschten Traktionseigenschaften werden durch<br />

den bedarfsgerechten Einsatz kompakter Leistungselektronik,<br />

innovativer Motorkonzepte und optimierter Mechanikkomponenten<br />

sowie modernster Mess- und Sensortechnik<br />

erzielt.<br />

Nur dort wo Elektrotechniker und Mechaniker integrativ<br />

zusammen arbeiten, werden Erfolgsgeschichten geschrieben.<br />

K.L.: Jeder Kunde wünscht sich ganz speziell immer „seine“<br />

Lokomotive. Bündelt man die unterschiedlichen Anforderungen<br />

eines Kunden, so entstehen Universal-Lokomotiven<br />

für den Güter- und Personenverkehr.<br />

Unter Plattformentwicklungen verstehen wir die Konzeption<br />

und Umsetzung von komplexen Anforderungen, wie<br />

z.B. die weltweite Interoperabilität durch Integration mehrerer<br />

Spurweiten, Streckenklassen, Spannungssystemen<br />

und Umgrenzungsprofi len. Eine besondere Herausforderung<br />

sind die über dreißig verschiedenen Zugsicherungssysteme,<br />

die mit der Fahrzeugsteuerung maßgeblich die<br />

Sicherheit auf den Bahnstrecken beeinfl ussen.<br />

Hierin begründet sich im Wesentlichen der Unterschied<br />

und unsere Kunden sollen weltweit davon profi tieren, in<br />

nur vielleicht einmal sechs Monaten eine maßgeschneiderte<br />

Lokomotive geliefert zu bekommen.<br />

E.R.: Welche Rolle wird der lokbespannte Zug gegenüber<br />

dem Triebzug in der Zukunft spielen?<br />

K.L.: Es wird weiterhin einen Wettbewerb beider Zug-<br />

Systeme geben. Die einzelnen Entwicklungen sind heute<br />

eher pragmatischer Art und nicht mehr so fundamental .


SIEMENS | INTERVIEW<br />

37<br />

Topografi e, Infrastruktur und Betreiberkonzepte werden<br />

den Ausschlag geben, welches Zug-System zum Einsatz<br />

kommen wird.<br />

Wettbewerb ist eine hervorragende Möglichkeit Innovationskräfte<br />

bei unseren Ingenieuren zu wecken. Technik<br />

und Preis sind mit entscheidend, welches Konzept zum<br />

Einsatz kommt.<br />

K.L.:<br />

1. Mit einer einmal erteilten Länderzulassung dürfen<br />

Lokomotiven in allen Ländern Europas uneingeschränkt<br />

verkehren.<br />

2. Über ein normiertes Verfahren der Energieverbrauchsmessung<br />

von Schienenfahrzeugen lassen sich alle Produkte<br />

am Markt hinsichtlich ihrer Energieeffi zienz vergleichen.<br />

3. Die „Visitenkarte“ einer Lokomotive ist nicht mehr das<br />

Zug-Kraft-Diagramm, sondern die Anhängegrenzlast, die<br />

praktisch unter verschiedenen Betriebsbedingungen ermittelt<br />

wird.<br />

E.R. Herr Lubosch, vielen Dank für das Gespräch<br />

E.R.: Herr Lubosch, stellen Sie sich vor, Sie hätten drei<br />

Wünsche frei, durch die Sie die Bahntechnik in Europa<br />

verändern könnten. Was würden Sie sich wünschen<br />

bzw. welche Projekte würden Sie befördern?


38<br />

VKM RUSSLAND | AUF IN DIE WEITEN RUSSLANDS


VKM RUSSLAND | AUF IN DIE WEITEN RUSSLANDS<br />

39<br />

AUF IN DIE WEITEN RUSSLANDS<br />

Die OAG „Waggonbaugesellschaft Mordwinien“<br />

möchte westeuropäische Technologie auf russischen<br />

Schienen rollen lassen. Den Partner mit dem<br />

richtigen Know-how fanden der Staatsbetrieb und<br />

dessen Tochterfirma, die OAG „Russische Kooperation<br />

des Transportmaschinenbaus“, in Deutschland.<br />

Dobro poschalowatch, <strong>CIDEON</strong> Engineering GmbH.<br />

Die staatliche Industriegruppe „Waggonbaugesellschaft<br />

Mordwinien“ (VKM) ging 2003 aus der OAG „Ruschimmasch“<br />

hervor. Die Vorgängerfi rma konnte damals bereits<br />

auf 10 Jahre Erfahrung im Transportmaschinenbau<br />

zurückblicken. 1993 startete das Unternehmen damit,<br />

Kessel zu produzieren. 422 Wagenkessel fertigten die<br />

Mitarbeiter im ersten Jahr, im folgenden Jahr schon mehr<br />

als die dreifache Menge. 1995 begann „Ruschimmasch“,<br />

Kessel der Modellreihe 15-740 zum Transport von Erdölprodukten<br />

herzustellen.<br />

Bis 1998 entstand ein Pressenwerk. Nach nur zwei Jahren<br />

Bauzeit überwand die Firma damit einen Schwachpunkt<br />

in der Produktion. Im neuen Werk steht eine Sonderpresse,<br />

die eine Kraft von 4.500 Tonnen aufbringt und die alle<br />

Ausrüstungen besitzt, um Kesselböden zu pressen. Zehn<br />

Jahre nach dem Start fertigte „Ruschimmasch“ bereits<br />

4.860 Wagenkessel und stand damit für ein Viertel der<br />

gesamten russischen Produktion.<br />

Die heutige VKM hat ein hohes technisches Niveau erreicht<br />

und zählt zu den besten russischen Waggonherstellern.<br />

Das Management widmet der Qualität der Erzeugnisse<br />

große Aufmerksamkeit. Das Unternehmen entwickelte<br />

und produzierte mehr als 50 Modelle von Güterwagen.<br />

Dazu zählen Kesselwagen zum Transport von verdichteten<br />

Kohlenwasserstoffgasen und Ammoniak und von Erdöl-<br />

und Chemieprodukten ebenso wie universelle offene<br />

Güterwagen und universelle Tafelwagen zum Transport<br />

von Standardcontainern sowie Modelle von Bunkerwagen<br />

und Automobiltransportern. Die Entwicklung neuer Waggontypen<br />

geht ständig weiter.<br />

Neue Technologien nutzen<br />

Großen Wert legt die VKM auf qualifi ziertes Personal. Im<br />

Hauptwerk fi ndet eine eigene Lehrausbildung statt. Viele<br />

Ingenieure und Konstrukteure erhalten an verschiedenen<br />

Technischen Universitäten eine weiterführende Ausbildung<br />

zu Waggonbauspezialisten.<br />

Die Qualität der Produkte immer weiter zu verbessern, gehört<br />

zur Firmenphilosophie von VKM. Deshalb führt das<br />

Unternehmen ständig neue Fertigungstechnologien ein.<br />

Es verfügt über moderne Strahl-, Farbgebungs-, Trocknungsanlagen<br />

und arbeitet mit Maschinen, die Tafelmaterial<br />

unter Vakuum umformen. Die Technologie des Brennschneidens<br />

von Walzstahlmaterial mit Laser und Plasma<br />

wird ständig verbessert. Um den Anteil des manuellen<br />

Schweißens zu verringern, kommt verstärkt das automatische<br />

Schweißen zur Anwendung.<br />

Produktionszahlen 2007:<br />

Offene Güterwagen<br />

5.000 Einheiten<br />

Kesselwagen<br />

2.500 Einheiten<br />

Plattenwagen<br />

2.000 Einheiten<br />

Bunkerwagen<br />

700 Einheiten<br />

Drehgestelle<br />

10.000 Einheiten<br />

Radsätze Typ RU-1SCH<br />

20.000 Einheiten<br />

Mittlere und kleinere Gussteile 7,2 Tausend Tonnen<br />

Reparatur von Güterwagen<br />

1.200 Einheiten<br />

Container-Kesselaufbauten<br />

1.200 Einheiten<br />

Neues Unternehmen mit großen Plänen<br />

2007 verabredeten VKM und <strong>CIDEON</strong> Engineering, bei der<br />

Entwicklung von Waggons zusammenzuarbeiten. Im Folgejahr<br />

stand beim russischen Partner noch eine gravierende<br />

Veränderung an. VKM gründete gemeinsam mit der staatlichen<br />

Industriegruppe OAG „Russische Maschinen“ die OAG<br />

„Russische Kooperation des Transportmaschinenbaus“.


40<br />

VKM RUSSLAND | AUF IN DIE WEITEN RUSSLANDS<br />

Das Gemeinschaftsunternehmen hat sich ehrgeizige Ziele<br />

gesteckt. Es will den Bereich der Komponentenherstellung<br />

technologisch so weit modernisieren, dass der Industriekomplex<br />

des Transportmaschinenbaus 2015 einen<br />

jährlichen Ausstoß von 20.000 fahrbaren Einheiten<br />

erreicht. Das bedeutet, im Rahmen der Kooperation das<br />

gesamte Potenzial in den Mutterunternehmen zu heben<br />

und für die technische und industrielle Entwicklung des<br />

Bereichs Transportmaschinenbau zu nutzen.<br />

Die Firma wird eine neue Generation von Wagen entwickeln,<br />

die weltweit konkurrenzfähig sind und sich auf ausländischen<br />

Märkten Exportpotenzial erschließen. Sie baut<br />

die Partnerschaft mit staatlichen Stellen aus, um die Transportsicherheit<br />

im Land weiter zu verbessern. Im Rahmen<br />

der Kooperation soll das Transportgeschäft entwickelt<br />

werden. Ziel ist es, entlang der Haupttransportwege ein<br />

Netzwerk von Reparaturunternehmen und Servicezentren<br />

zu schaffen, die Wartung, Reparatur und Service des<br />

Wagenparks übernehmen. Auf diesem Gebiet ist eine Zusammenarbeit<br />

mit der OAG „R-SH-D“ geplant.<br />

Um die Produktpalette weiter zu diversifi zieren, legt die<br />

Kooperation ein Investitionsprogramm auf und sucht sich<br />

zur Umsetzung internationale Partner. Die OAG „Russische<br />

Kooperation des Transportmaschinenbaus“ wird<br />

sowohl vorhandene Wagentypen weiterentwickeln als<br />

auch neue Produkte konzipieren. Die Schwerpunkte liegen<br />

bei Personentransportwagen, bei Autotransportern,<br />

im Lokomotivbau und in der Minimetallurgie. Außerdem<br />

werden der chemische Maschinenbau, die Gussproduktion<br />

und der Drehgestellbau besonders vorangetrieben.<br />

Ein Partner, der „Russisch spricht“<br />

Für die technische Berechnung und Projektierung von Güterwagen<br />

suchte die VKM bereits vor der Gründung der<br />

OAG „Russische Kooperation des Transportmaschinenbaus“<br />

ein renommiertes Ingenieur- und Konstruktionsbüro<br />

als Kooperation. Die Wahl fi el auf die <strong>CIDEON</strong> Engineering.<br />

Die Firma aus Bautzen verfügte über eine besonders<br />

wichtige Kompetenz: Sie konnte garantieren, dass alle<br />

Neuentwicklungen die russischen Normen einhalten.<br />

Im Sommer 2007 sprachen die Partner über die Aufgaben<br />

der Zusammenarbeit. Spezialisten beider Firmen konkretisierten<br />

die Planungen in mehreren Treffen und stellten bis<br />

zum Ende des Jahres einen Katalog technischer Anforderungen<br />

auf.<br />

Die OAG „Russische Kooperation des Transportmaschinenbaus“<br />

und <strong>CIDEON</strong> Engineering werden in Zukunft<br />

zwei neue Waggontypen entwickeln und zertifi zieren lassen,<br />

für die es gegenwärtig auf dem russischen Markt<br />

noch keine Konkurrenz gibt. Zum einen wird ein Waggon<br />

mit Schiebewänden und -dach entstehen, der mit dem<br />

europäischen Typ Habbis 345 vergleichbar ist. Das zweite<br />

Entwicklungsprojekt ist ein offener Güterwagen mit Planenabdeckung.<br />

Er soll ein breites Spektrum von Waren<br />

laden können, die während des Transports vor Niederschlägen<br />

geschützt werden. Die Konstrukteure müssen<br />

bei ihrer Arbeit die russischen Standards und Normen für<br />

Güterwagen berücksichtigen.<br />

Die Zusammenarbeit zeigt in den nächsten Monaten erste<br />

Früchte. Die Kooperation baut auf die hohe Professionalität<br />

der Mitarbeiter von <strong>CIDEON</strong> Engineering. Gemeinsam<br />

werden die Partner Eisenbahntechnik entwickeln, die europäischen<br />

Technologien auf dem russischen Markt stärkeres<br />

Gewicht verschafft.


VKM RUSSLAND | AUF IN DIE WEITEN RUSSLANDS<br />

41


42 TU DRESDEN | UNTERNEHMER & FORSCHER AUF TUCHFÜHLUNG


TU DRESDEN | UNTERNEHMER & FORSCHER AUF TUCHFÜHLUNG<br />

43<br />

UNTERNEHMER & FORSCHER AUF TUCHFÜHLUNG<br />

Das Institut Bahnfahrzeuge und Bahntechnik der<br />

Technischen Universität Dresden und die <strong>CIDEON</strong><br />

Engineering GmbH arbeiten eng zusammen. Der<br />

Austausch von Ideen hilft, schneller Lösungen zu<br />

finden. Die Kooperation mit dem Institut kommt<br />

nicht von ungefähr, schließlich haben mehrere<br />

<strong>CIDEON</strong>-Mitarbeiter in Dresden studiert.<br />

Lehre und Forschung in der Schienenfahrzeugtechnik<br />

kehrten damit nach 40 Jahren an die Technische Universität<br />

Dresden zurück.<br />

Auf große Tradition aufbauen<br />

Die Hochschulausbildung im Maschinenbau hat in Sachsen<br />

eine lange Tradition. So lehrte und forschte Professor<br />

Johann Andreas Schubert, einer der bedeutendsten<br />

sächsischen Ingenieure des 19. Jahrhunderts und Konstrukteur<br />

der ersten deutschen Lokomotive SAXONIA, an<br />

der Technischen Bildungsanstalt Dresden. Die Technische<br />

Universität Dresden wird in diesem Jahr seinen 200. Geburtstag<br />

mit einer Festveranstaltung begehen.<br />

Aus der Lehr- und Forschungsanstalt entstand 1890 die<br />

Technische Hochschule Dresden, die über viele Jahre<br />

Konstrukteure und Betriebsingenieure für Schienenfahrzeuge<br />

ausbildete. Im Jahr 1961 erhielt die Technische<br />

Hochschule den Status einer Technischen Universität.<br />

Bereits 1952 entstand die Hochschule für Verkehrswesen<br />

Dresden, in der die Fakultät für Verkehrswissenschaften<br />

der TH Dresden aufging. Seit 1953 bildete die Fachrichtung<br />

Eisenbahnmaschinentechnik Diplomingenieure<br />

für Eisenbahnfahrzeuge aus. Zwischen 1954 und 1992<br />

schlossen mehr als 1500 Absolventen ihr Studium der<br />

Schienenfahrzeugtechnik ab, darunter 141 ausländische<br />

Studenten aus 19 Ländern.<br />

Am 30. September 1992 endete die Ära der Hochschule<br />

für Verkehrswesen „Friedrich List“. Die Schienenfahrzeugtechnik<br />

fand eine neue wissenschaftliche Heimat in<br />

der Fakultät Verkehrswissenschaften „Friedrich List“ der<br />

Technischen Universität Dresden. Sie nahm 1992 die Arbeit<br />

auf und setzte alle Lehr- und Forschungsgebiete fort,<br />

die das Profi l der Verkehrshochschule bestimmt hatten.<br />

Synergien durch ein neues Institut<br />

An der neuen Fakultät bildeten vor allem drei Lehrstühle<br />

den Ingenieurnachwuchs auf dem Gebiet der Bahnfahrzeuge<br />

und Bahntechnik aus – die Professuren für Elektrische<br />

Bahnen, für Fahrzeugmodellierung und -simulation<br />

sowie für Technik spurgeführter Fahrzeuge. Anfang<br />

2007 schlossen sie sich folgerichtig zu dem neuen Institut<br />

Bahnfahrzeuge und Bahntechnik zusammen, um Synergien<br />

für Studierende und Forschungspartner zu nutzen.<br />

Drei Ausbildungsschwerpunkte kennzeichnen die Lehre<br />

des Institutes. Angehende Verkehrsingenieure erlangen<br />

in der Studienrichtung „Planung und Betrieb elektrischer<br />

Verkehrssysteme“ ihr Diplom. Maschinenbaustudenten<br />

können die Vertiefungsmodule Schienenfahrzeugtechnik<br />

und Triebfahrzeugtechnik wählen. Sie eignen sich ein<br />

breites Grundlagenwissen beider Fachgebiete an und<br />

belegen darüber hinaus Veranstaltungen, die das Wissen<br />

über bestimmte Baugruppen vertiefen. Studenten der<br />

Studiengänge Verkehrsingenieurwesen und Wirtschaftsingenieurwesen<br />

erhalten umfangreiches Bahnsystemwissen.<br />

Die mechanische Modellbildung und die Simulation<br />

von Fahrzeugen und verwandten Systemen stellen einen


44<br />

TU DRESDEN | UNTERNEHMER & FORSCHER AUF TUCHFÜHLUNG<br />

weiteren Schwerpunkt dar. Alle drei Professuren bieten<br />

auch Methoden- und Anwendungsmodule an, in denen<br />

sie Mechatronikingenieure ausbilden.<br />

Gut ausgestattete Labors<br />

ka und Abschlussarbeiten neu regeln. Wie die Industrie die<br />

neuen Bachelorabsolventen annimmt, bleibt abzuwarten.<br />

Die Technische Universität Dresden und damit auch das<br />

Institut als Ausbilder von Ingenieuren für die Bahntechnik<br />

legen den Schwerpunkt auf die Masterstudiengänge.<br />

Zwei Labors stehen für Lehre und Forschung zur Verfügung.<br />

Im Systemlabor für spurgebundene Fahrzeuge<br />

führen Studenten während ihrer Praktika Versuche an<br />

mechanischen und elektrischen Komponenten von Schienenfahrzeugen<br />

durch. Unter den Versuchsständen ragen<br />

die Fahrsimulatoren verschiedener Generationen sowie<br />

ein kompletter dieselhydraulischer Antriebstrang heraus.<br />

Mit Standard-Simulationsprogrammen (FEM, Mehrkörpersimulation)<br />

und eigenen Softwaretools (DIMA) können<br />

Studenten das Verhalten von Straßen- und Schienenfahrzeugen<br />

im Simulationslabor nachbilden. Das Institut verfügt<br />

darüber hinaus über umfangreiche Messtechnik.<br />

Sorgen um den Nachwuchs<br />

Seit Jahren sinken die Studentenzahlen in den Modulen<br />

Schienenfahrzeugtechnik und Triebfahrzeugtechnik in<br />

der Vertiefungsrichtung Kraftfahrzeug- und Schienenfahrzeugtechnik.<br />

Zugleich suchen Industrie, Verkehrsunternehmen<br />

und Ingenieurdienstleister dringend Absolventen<br />

der Bahntechnik und können freie Stellen nicht besetzen.<br />

Vertreter der Universität begrüßen daher alle Anstrengungen<br />

von Unternehmen, vermehrt Ingenieurnachwuchs<br />

für die eigenen Fachrichtungen zu gewinnen. Mit Firmen<br />

wie Siemens TS, Bombardier Transportation und Voith<br />

Turbo schloss die Universität Kooperationsverträge, die<br />

beispielhaft das Engagement größerer Industrieunternehmen<br />

verdeutlichen.<br />

Das Institut Bahnfahrzeuge und Bahntechnik steht noch<br />

vor der Aufgabe, die ingenieurwissenschaftlichen Fächer<br />

auf Bachelor- und Masterstudiengänge umzustellen. Über<br />

die neuen Abschlüsse herrscht immer noch eine rege Diskussion<br />

an den Hochschulen und in der Industrie. Beide<br />

Seiten müssen dabei auch die Zusammenarbeit bei Prakti-<br />

Forschung und Wirtschaft<br />

ziehen an einem Strang<br />

Seit Jahren besteht eine enge Zusammenarbeit zwischen<br />

<strong>CIDEON</strong> Engineering und der ehemaligen Hochschule für<br />

Verkehrswesen „Friedrich List“ bzw. deren Nachfolgeeinrichtungen<br />

wie die Fakultät für Verkehrswissenschaften<br />

„Friedrich List“ an der TU Dresden, der Hochschule für<br />

Technik und Wirtschaft Dresden sowie dem Zentrum für<br />

angewandte Forschung und Technologie (ZAFT). Geschäftsführer<br />

und Prokurist der <strong>CIDEON</strong> Engineering sind<br />

Absolventen der Dresdner Verkehrshochschule und weitere<br />

Mitarbeiter erhielten an den Dresdner Instituten ihre<br />

universitäre Prägung.<br />

Einige Projekte stehen beispielhaft für die langjährige Kooperation.<br />

Das Institut Bahnfahrzeuge und Bahntechnik<br />

und <strong>CIDEON</strong> Engineering gehörten zu Initiatoren und<br />

Gründern des Innovationszentrums Bahntechnik Europa<br />

e.V. (IZBE). Beide Partner beteiligten sich an dem Projekt,<br />

einen Nachbau der ersten sächsischen Schmalspurdampflok<br />

I K zu konstruieren und zu fertigen. Sie führten darüber<br />

hinaus gemeinsam Berechnungen zur Entgleisungssicherheit<br />

durch und realisierten einen Demonstrator für Magnetbahnsysteme<br />

mit Supraleitern in Trag- und Führsystem.<br />

<strong>CIDEON</strong> Engineering richtete als Mitorganisator die international<br />

beachtete Rad-Schiene-Tagung in Dresden aus<br />

und beteiligte sich aktiv mit interessanten Fachthemen.<br />

Das Institut Bahnfahrzeuge und Bahntechnik wünscht der<br />

<strong>CIDEON</strong> Engineering weiterhin viel Erfolg bei der Arbeit.<br />

Die Wissenschaftler freuen sich, auch in Zukunft spannende<br />

Projekte gemeinsam zu verwirklichen. Gemeinsam<br />

stellen sich beide Partner auch der großen Herausforderung,<br />

den Ingenieurnachwuchs auf dem Gebiet der Bahntechnik<br />

zu sichern.


TU DRESDEN | UNTERNEHMER & FORSCHER AUF TUCHFÜHLUNG<br />

45


46<br />

DEKRA | RAIL-DIENSTLEISTUNGEN AUS EINEM GUSS<br />

RAIL-DIENSTLEISTUNGEN AUS EINEM GUSS<br />

Am 1. Oktober 2006 fiel bei der DEKRA Testing<br />

& Inspection GmbH offiziell der Startschuss für<br />

das neue Geschäftsfeld „Rail“. Unternehmen der<br />

Eisenbahnindustrie steht seitdem ein umfassendes<br />

Dienstleistungsangebot zur Verfügung. Die DEKRA<br />

führt bundesweit alle Prüfungen und Zertifizierungen<br />

durch, die im Rail-Sektor erforderlich sind.<br />

Einer ihrer Kooperationspartner: die <strong>CIDEON</strong><br />

Engineering.<br />

Hersteller und Betreiber von Schienenfahrzeugen beziehungsweise<br />

Schienennetzen in Europa müssen sich und<br />

ihre Produkte zahlreichen Prüfungen unterziehen. Einschlägige<br />

Gesetze, Verordnungen und Richtlinien legen die<br />

Prüfpfl ichten fest. Zu den wichtigsten Regelwerken gehören<br />

die Technischen Spezifi kationen Interoperabilität (TSI),<br />

die ständig ergänzt werden, sowie in Deutschland das Allgemeine<br />

Eisenbahngesetz (AEG) und die Eisenbahn-Bauund<br />

Betriebsordnung (EBO). Auch wer Komponenten für<br />

Fahrzeuge oder Anlagen im Schienenbereich herstellt,<br />

muss eine Zertifi zierung nachweisen, zum Beispiel nach<br />

dem International Railway Industry Standard (IRIS).<br />

Europaweit anerkannter Prüfpartner<br />

DEKRA Testing & Inspection deckt das breite Spektrum<br />

an Prüfdienstleistungen im Eisenbahnbereich vollständig<br />

ab: vom Prüfen und Überwachen der verschiedenen Infrastrukturanlagen,<br />

wie Gleisanlagen, Weichen und Signale,<br />

bis hin zur technischen Überwachung von Schienenfahrzeugen<br />

wie Lokomotiven oder Güterwagen. Außerdem<br />

hat das Eisenbahn-Bundesamt die DEKRA Testing & Inspection<br />

als Sachverständigen-Organisation zugelassen,<br />

die Tanks von Eisenbahnkesselwagen einschließlich ihrer<br />

Ausrüstungsteile prüfen darf.<br />

Der Dienstleister bemüht sich auch um weitere Zulassungen<br />

und Anerkennungen, die entsprechenden Verfahren<br />

befi nden sich kurz vor dem Abschluss. Schon<br />

bald können in ganz Europa alle Unternehmen und Zulieferer<br />

des Schienenverkehrs auf den DEKRA-Service<br />

zugreifen.<br />

Um das Portfolio bei den Prüf- und Beratungsleistungen<br />

signifi kant zu erweitern, kooperiert die DEKRA Testing<br />

& Inspection mit <strong>CIDEON</strong> Engineering. Erste Projekte<br />

hat das Bautzner Unternehmen bereits erfolgreich abgeschlossen.<br />

Bei einer Anschlussbahn in Nordrhein-<br />

Westfalen haben Mitarbeiter die Fristverlängerungen<br />

der Schienenfahrzeuge durchgeführt. Für einen anderen<br />

Kunden bewerteten Sachverständige der <strong>CIDEON</strong> Engineering<br />

die konstruktive Änderung an einem Straßenbahndrehgestell.<br />

Internationale Standards –<br />

wertvolle Synergien<br />

Die Schwestergesellschaften DEKRA Umwelt, DEKRA<br />

Certifi cation und DEKRA Real Estate Expertise arbeiten<br />

natürlich auch im Sektor Schienenverkehr. Die Kooperation<br />

untereinander schafft weitere Synergien. Im Infrastrukturbereich<br />

können beispielsweise entsprechende Spezialisten<br />

auch Brückenbauwerke prüfen oder Bodenanalysen<br />

vornehmen. Unternehmen des öffentlichen Personenverkehrs<br />

können bei der DEKRA ihre Servicequalität nach EN<br />

13816 zertifi zieren lassen.


DEKRA | RAIL-DIENSTLEISTUNGEN AUS EINEM GUSS<br />

47<br />

Besonders wichtig für Lieferanten der Schienenfahrzeugindustrie<br />

ist der International Railway Industry Standard<br />

(IRIS), den der europäische Herstellerverband UNIFE<br />

aufgestellt hat. Die vier größten Systemhersteller – Bombardier,<br />

Siemens, Alstom und AnsaldoBreda – haben ihn<br />

entwickelt. Dieses einheitliche System hilft, Lieferanten zu<br />

beurteilen. Es ergänzt künftig den weltweit verbreiteten<br />

Qualitätsmanagementstandard ISO 9001:2000 um spezifi<br />

sche Anforderungen der Schienenverkehrsbranche. Die<br />

DEKRA Certifi cation ist von der UNIFE akkreditiert und<br />

wird Unternehmen nach IRIS zertifi zieren.<br />

Umfassende Kompetenz und die Kombination vieler<br />

Fachgebiete zeichnen das Angebot der DEKRA aus, das<br />

sie für Kunden im Rail-Sektor zusammen mit dem Kooperationspartner<br />

<strong>CIDEON</strong> Engineering bereithält. Unternehmen<br />

bekommen alle Dienstleistungen aus einer Hand.<br />

Das fl ächendeckende Netzwerk von amtlich anerkannten<br />

Sachverständigen, Gutachtern, Experten und Ingenieuren<br />

gewährleistet jederzeit einen zuverlässigen und fl exiblen<br />

Service.


48<br />

REXWAL | NEUER WAGEN REDUZIERT LEERFRACHTEN<br />

NEUER WAGEN REDUZIERT LEERFRACHTEN<br />

Rexwal kennt die Wünsche der verladenden Industrie<br />

genau. Deshalb entwickelte die Unternehmensgruppe<br />

mit mehreren Partnern – darunter <strong>CIDEON</strong><br />

Engineering GmbH – einen neuen Wagen, der die<br />

Transportkosten senken hilft.<br />

Die Rexwal-Gruppe ist Dienstleister für den Schienentransport.<br />

Unter anderem vermietet sie Industrietransportmittel<br />

wie Eisenbahngüterwagen und Container mit kleiner und<br />

großer Tonnage. Die Schweizer Tochtergesellschaften Rail<br />

Traction Services und die Eisenbahnspedition Rail Logistics<br />

bieten außerdem der verladenden Wirtschaft Komplettlösungen<br />

für Gütertransporte auf der Schiene an.<br />

Der Wettbewerb in der Transportwirtschaft erfordert,<br />

fortlaufend Kosten einzusparen. Deshalb entwickelte die<br />

Rexwal-Gruppe einen neuartigen Eisenbahngüterwagen,<br />

der die Eigenschaften eines vierachsigen Res/Rs-Flachwagens<br />

mit denen eines offenen Güterwagens mit verstärktem<br />

Wagenkasten und Stahlboden in sich vereint.<br />

Um das Projekt erfolgreich zu verwirklichen, arbeitete<br />

Rexwal mit mehreren Partnern zusammen: der Stahlwerk<br />

Thüringen GmbH, der DB Fahrzeuginstandhaltung GmbH<br />

(Paderborn/Eberswalde) und der <strong>CIDEON</strong> Engineering<br />

GmbH.<br />

Der Wagen zeichnet sich dadurch aus, dass er mehrere<br />

Lastläufe mit unterschiedlichen Ladegütern absolvieren<br />

kann – natürlich nach einer Zwischenreinigung. Deshalb<br />

erhielt er den Namen „Dualwagen“.<br />

In der Neuentwicklung steckt erhebliches Potenzial für<br />

den Einsatz in der Praxis. Die Zahl der Leerfrachten sinkt<br />

rapide und Unternehmen können den Wagenpark, den sie<br />

vorhalten müssen, vermutlich um ein Drittel reduzieren.<br />

Der Eisenbahngüterwagen bietet Vorteile aufgrund seiner<br />

neuen Parameter und kann eine breite Palette von Ladegütern<br />

transportieren. Dazu zählen Langstahl, Langholz,<br />

Schrott, diverse nässeunempfi ndliche Schüttgüter und<br />

sperrige Ladegüter. Natürlich erfüllt er alle Verladevorschriften.<br />

Derzeit arbeiten die Partner an einer praxistauglichen<br />

Lösung, um mit dem neuen Produkt auch ISO-<br />

Container zu befördern.<br />

Das Stahlwerk Thüringen erprobt den Prototyp des Dualwagens<br />

seit August 2007 sowohl im innerdeutschen als<br />

auch im grenzüberschreitenden Verkehr. Am 26. September<br />

wurde er im Stahllager der Dettendorfer Straßenspedition<br />

in der Nähe von Unterwellenborn präsentiert und fand<br />

beim interessierten Fachpublikum großen Anklang. Bei dieser<br />

Veranstaltung sahen die Fachleute eine Demonstration,<br />

wie zuerst Langstahlträger vom Dualwagen entladen wurden<br />

und anschließend Schrott wieder aufgeladen wurde.<br />

Mittlerweile sind die Planungen für die Serienproduktion<br />

angelaufen. Wenn die Ingenieure die Serie konzipieren,<br />

fl ießen natürlich alle Erkenntnisse ein, die der Probebetrieb<br />

erbracht hat.<br />

Die Möglichkeit, den Wagen multifunktionell einzusetzen,<br />

ließ eine Reihe von Nutzern aufhorchen. Sie bekundeten<br />

Interesse, auch C-lastfähige Dualwagen einzusetzen.<br />

Noch im Jahr 2008 möchte Rexwal deshalb eine kleinere<br />

Serie dieser Kategorie nach dem Vorbild des Prototypen<br />

fertigen lassen.


REXWAL | NEUER WAGEN REDUZIERT LEERFRACHTEN<br />

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50<br />

STADLER | DIE GEMEINSAME ENTWICKLUNG DER DREHGESTELLE FÜR DAS FAHRZEUG TANGO FÜR BOGESTRA<br />

DIE GEMEINSAME ENTWICKLUNG DER DREHGESTELLE<br />

FÜR DAS FAHRZEUG TANGO FÜR BOGESTRA<br />

Im Herbst 2004 erklärte die BOGESTRA die Absicht<br />

zur Bestellung von 30 Fahrzeugen vom Typ Variobahn,<br />

mit einer Option auf weitere 15 Fahrzeuge<br />

und 6 Fahrzeuge vom Typ Tango. Im Februar 2005<br />

wurde nach Klärung aller Vertragsbestandteile der<br />

entsprechende Liefervertrag unterzeichnet. Zu diesem<br />

Zeitpunkt war klar, dass die vorhandenen Konstruktionskapazitäten<br />

nicht zur Bearbeitung beider<br />

Fahrzeuge ausreichen werden.<br />

Die Stadler Pankow GmbH untersuchte deshalb, welche<br />

Baugruppen konstruktiv ausgelagert und gemeinsam mit<br />

einem Partner entwickelt werden können. Im Frühjahr<br />

2005 wurde entschieden, dass die Entwicklung des Triebund<br />

Laufdrehgestells des Tangos mit einem kompetenten<br />

Partner durchgeführt werden soll. Entsprechende Anfra-<br />

gen wurden an verschiedene Konstruktionsbüros zur Erbringung<br />

der Konstruktionsleistung gestellt. Nach Eingang<br />

der Angebote wurde die Leistungsfähigkeit, fachliche<br />

Kompetenz und die Erbringung der Konstruktionsaufgabe<br />

im erforderlichen Kosten- und Terminrahmen bewertet.<br />

Die Firma <strong>CIDEON</strong> Engineering GmbH vermittelt dabei<br />

einen sehr guten Eindruck, wobei die Mitarbeiter das entsprechende<br />

Know-How zur Entwicklung der Drehgestelle<br />

besitzen. So wurde die Firma <strong>CIDEON</strong> im Sommer 2005<br />

mit der Entwicklung der Drehgestellrahmen, einschließlich<br />

Statik und Integration der erforderlichen Komponenten,<br />

wie z. B. Antriebsmotor mit Getriebe, Bremse und Federungssystem<br />

beauftragt. Für den reibungslosen Ablauf im<br />

Gesamtauftrag wurden vertraglich die Kosten und Termine<br />

fi xiert.


STADLER | DIE GEMEINSAME ENTWICKLUNG DER DREHGESTELLE FÜR DAS FAHRZEUG TANGO FÜR BOGESTRA<br />

51<br />

Das Fahrzeug Tango BOGESTRA<br />

Die BOGESTRA bestellte für den Einsatz auf der Linie U<br />

35 in Bochum 6 Fahrzeuge Typ Tango in 100 % Hochfl urausführung.<br />

Die Zweirichtungsfahrzeuge verfügen über<br />

einen hellen, freundlichen Fahrgastbereich sowie eine<br />

transparente Fahrerrückwand und eine Einstiegrampe für<br />

Behinderte. Der Einsatz der Fahrzeuge erfolgt ab 2007.<br />

Der Tango für BOGESTRA ist ein durch Stadler entwickeltes<br />

Produkt und gehört zu der Stadtbahnfamilie mit<br />

klassischen Drehgestellen. Die Modularbauweise ermöglicht<br />

eine optimale Anpassung an die innerstädtischen Bedürfnisse.<br />

Die Konzeption der Tango-Familie erlaubt ein<br />

70 % Niederfl ur- sowie ein 100 % Hochfl urfahrzeug.<br />

Jeder Fahrmotor besitzt sein eigenes Lüftungssystem.<br />

Das aufgehängte Antriebsystem besteht aus einem quer<br />

ausgelagerten Achsgetriebegehäuse. Der Triebmotor ist<br />

durch einen Gussfl ansch mit dem Getriebegehäuse verschraubt.<br />

Die pneumatische Bremskette startet mit den ölfreien<br />

Kompressoren, welche unter dem Fahrzeug sind. Der<br />

pneumatische Kompressor ist in einem Schieberahmen<br />

angebracht und kann bis 360 l/min Druckluft zuliefern.<br />

Diese ist im Bremssystem und Luftfederungssystem, wie<br />

gefordert, um einen Wert zwischen 8 und 10 bar zu halten<br />

und wird automatisch überwacht.<br />

Die pneumatischen Komponenten vom Bremssystem<br />

sind zentral in der Nähe von jedem Drehgestell lokalisiert<br />

und sind reparaturfreundlich. Der Tango ist mit zwei automatischen<br />

Kupplungen ausgerüstet.<br />

Technische Hauptdaten<br />

Kunde<br />

Bochum-Gelsenkirchener<br />

Straßenbahnen AG<br />

(BOGESTRA)<br />

Einsatzgebiet<br />

U 35 in Bochum,<br />

Germany<br />

Anzahl der Fahrzeuge 6<br />

Erste Lieferung 2007<br />

Fahrzeuglänge<br />

28,200 mm<br />

Fahrzeugbreite<br />

2,650 mm<br />

Höhe über Dachgeräten 3,650 mm<br />

Fußbodenhöhe HF (100%) 1,000 mm<br />

Leergewicht<br />

38,740 kg<br />

Spurweite<br />

1,435 mm<br />

Außenschwenktüren 4 je Seite<br />

Triebraddurchmesser neu 740 mm<br />

Laufraddurchmesser neu 740 mm<br />

Raddurchmesser 750 V<br />

Fahrdrahtspannung 4 x 125 kW<br />

Max. Geschwindigkeit 80 km/h<br />

Sitzplätze<br />

66 (inkl. 10 Klappsitze)<br />

Stehplätze (4 Pers./m²) 109<br />

Min. Kurvenradius 25 m


52<br />

STADLER | DIE GEMEINSAME ENTWICKLUNG DER DREHGESTELLE FÜR DAS FAHRZEUG TANGO FÜR BOGESTRA<br />

Entwicklungsschritte Trieb- und<br />

Laufdrehgestell<br />

Zunächst wurde ein entsprechendes Pfl ichtenheft zur<br />

technischen Ausführung der Trieb- und Laufdrehgestelle<br />

erstellt. Darin wurde auf Basis der aktuellen Normen<br />

und Standards bzw. des Standes der Technik festgelegt,<br />

welche technischen Eigenschaften die Produkte erfüllen<br />

müssen, welche statische und die dynamische Auslegung<br />

durchgeführt und welche Komponenten integriert werden<br />

müssen. Im Herbst 2005 lagen die ersten Entwürfe der<br />

Drehgestellrahmen vor.<br />

technischen Aufsichtsbehörde und der Gutachter eine Erhöhung<br />

der Prüfschwingzahl auf 5 Millionen Lastwechsel<br />

gefordert. Dies führte zu einer weiteren Überprüfung der<br />

statischen und dynamischen Berechnung bei der Firma<br />

<strong>CIDEON</strong>.<br />

Triebdrehgestell Tango<br />

Drehgestellrahmen Tango<br />

Drehgestellrahmen im Prüfstand<br />

Der Schwingungstest des Drehgestellrahmens wurde im<br />

Frühjahr 2007 bei IFF E&C GmbH Leipzig erfolgreich abgeschlossen.<br />

Parallel zum Schwingungstest des Drehgestellrahmens<br />

wurde mit der Endmontage des Fahrzeuges<br />

Tango in der Montage am Standort Berlin Pankow begonnen.<br />

Im Juni 2007 war der Zeitpunkt gekommen, um den<br />

Basis für die statische und dynamische Auslegung waren<br />

zu diesem Zeitpunkt die VDV 152 und EN 13749. In dieser<br />

Norm wird für neuentwickelte Drehgestellrahmen ein<br />

Schwingungstest mit 2 Millionen Lastwechseln gefordert.<br />

Mit der Produktion des ersten Drehgestellrahmens wurde<br />

im Frühjahr 2006 begonnen. Im Frühsommer 2006 wurde<br />

der Erste fertig gestellt. Inzwischen wurde von Seiten der<br />

ersten Wagenkasten auf die Drehgestelle zu setzen. Hier<br />

galt es zu prüfen, ob alle Schnittstellen in der Konstruktion<br />

eingehalten wurden und ob alle erforderlichen Freiräume<br />

für die notwendigen Bewegungen des Drehgestells unter<br />

dem Wagenkasten vorhanden sind. In der Endmontage<br />

verlief das Aufsetzen ohne Schwierigkeiten, sodass gleich<br />

anschließend mit Ausdreh- und Nickversuchen begonnen


STADLER | DIE GEMEINSAME ENTWICKLUNG DER DREHGESTELLE FÜR DAS FAHRZEUG TANGO FÜR BOGESTRA<br />

53<br />

werden konnte. Nach einer kurzen Inbetriebnahme des<br />

Fahrzeuges im Bereich Service Velten der Stadler Pankow<br />

GmbH wurde das erste Fahrzeug Tango im Frühherbst<br />

nach Bochum zu weiteren dynamischen Tests in der Infrastruktur<br />

der BOGESTRA überführt. Die solide Konstruktion<br />

der Drehgestelle bescheinigt seit Dezember 2007 dem<br />

Fahrzeug im Fahrgastverkehr einen hohen Laufkomfort.<br />

Weitere gemeinsame Projekte mit der<br />

<strong>CIDEON</strong> Engineering GmbH<br />

Im Frühjahr 2007 erhielt die Stadler Pankow GmbH vom<br />

Kunden Rhone Express den Lieferauftrag über 6 Fahrzeuge<br />

Tango in 70 % Niederfl urausführung als Flughafenzubringer<br />

im französischen Lyon. Durch die gute Zusammenarbeit<br />

und gesammelten Erfahrungen wurde die<br />

<strong>CIDEON</strong> mit der Adaption der Triebdrehgestelle und Anpassung<br />

auf die französischen Normen beauftragt. Neben<br />

den veränderten Anforderungen hinsichtlich des<br />

Brandschutzes sind für diesen Auftrag auch andere Auslegungskriterien<br />

für den statischen und dynamischen<br />

Nachweis der Drehgestellrahmen zu beachten. Gleichzeitig<br />

wurde die <strong>CIDEON</strong> auch mit dem statischen Nachweis<br />

der Wagenkastenstruktur und Begleitung des erforderlichen<br />

Druckversuches beauftragt. Zur Abdeckung<br />

weiterer konstruktiver Tätigkeiten werden auch Bereiche<br />

des Innenausbaus durch kompetente Mitarbeiter der<br />

<strong>CIDEON</strong> bearbeitet. Wie in den vorangegangen Projekten<br />

setzt die Fa. Stadler Pankow GmbH größtes Vertrauen<br />

in die Bearbeitung der Konstruktionsaufgaben<br />

durch die <strong>CIDEON</strong> Engineering GmbH. Oberste Ziele<br />

sind dabei, die Kundenanforderungen vollumfänglich<br />

zu erfüllen und ein sehr gutes Produkt im erforderlichen<br />

Termin- und Kostenrahmen zu realisieren!


54<br />

<strong>CIDEON</strong> ENGINEERING<br />

<strong>CIDEON</strong> ENGINEERING STELLT DIE WEICHEN<br />

RICHTUNG ZUKUNFT<br />

Das Schicksal hatte die Karten gemischt, als 1992<br />

die IKB Ingenieur- und Konstruktionsbüro GmbH in<br />

Bautzen gegründet wurde. Die damalige Deutsche<br />

Waggonbau AG trennte sich von den erfahrensten<br />

Kollegen. Mitarbeiter über 55 Jahre konnten dank<br />

einer großzügigen Regelung in den Vorruhestand<br />

gehen. Die Trennung erwies sich als schmerzlicher<br />

Verlust für die Deutsche Waggonbau AG. Waren es<br />

doch die „alten Hasen“, die das Unternehmen verließen<br />

und fortan fehlten.<br />

Ans Aufhören dachten viele von ihnen nicht. In der IKB<br />

fanden sie eine zweite Heimat, wo sie weiter in ihrem vertrauten<br />

Fachgebiet, der Bahntechnik, arbeiteten. Zu ihnen<br />

gesellten sich junge Absolventen von Hochschulen und<br />

Berufsakademien aus Sachsen, ausgerüstet mit neuen<br />

CAD-Werkzeugen und den Fertigkeiten, diese auch sinn-<br />

voll einzusetzen. Dieses Zusammenwirken von Jung und<br />

Alt, von neuer Technologie und jahrzehntelanger Erfahrung<br />

bescherte dem Unternehmen Erfolge und stetiges<br />

Wachstum.<br />

Um das zu erreichen, achteten wir streng darauf, alle selbst<br />

gestellten Qualitätskennziffern wie Termine und Kosten<br />

einzuhalten. An alle Mitarbeiter stellte das Unternehmen<br />

höchste fachliche Ansprüche. Gleichzeitig bauten wir auf<br />

Kollegialität. Das ständige Geben und Nehmen bringt das<br />

Team voran und nutzt dem Kunden. Ihre Leistungen erbrachte<br />

die IKB, später die <strong>CIDEON</strong> Engineering GmbH,<br />

vor allem in drei Ausprägungen. Die Kollegen übernahmen<br />

Projektarbeit im eigenen Hause oder beim Auftragnehmer<br />

des Kunden, sie arbeiteten beim Kunden im Bereich Production-Engineering<br />

und sie waren in den Bereichen Forschung<br />

und Entwicklung tätig, gefördert durch Mittel der


<strong>CIDEON</strong> ENGINEERING<br />

55<br />

Europäischen Union, des Bundes oder des Freistaates<br />

Sachsen. Egal in welchem Bereich, immer mussten Team<br />

und Projektleiter ganz spezifi sche Anforderungen erfüllen,<br />

um den Kunden zufrieden zu stellen und die Qualität zu<br />

sichern. Hohe Qualifi kation, Erfahrung und Motivation waren<br />

dafür stets Grundvoraussetzungen.<br />

<strong>CIDEON</strong> Engineering bewährt sich in seinem 17. Jahr<br />

am Markt. Das Fazit klingt überaus positiv: sieben Millionen<br />

Euro Jahresumsatz und 110 Mitarbeiter. Die Firma<br />

erbringt 85 Prozent ihrer Leistungen im Bereich Schienenfahrzeuge<br />

und ist seit 2000 Mitglied im Innovationszentrum<br />

Bahntechnik Europa e.V.<br />

Wenn die Firma heute auf eine Erfolgsgeschichte zurückblickt,<br />

dann liegt es auch daran, dass die Verantwortlichen<br />

immer drei Aspekte im Blick hatten – den Markt, die Kunden<br />

und die Mitarbeiter.<br />

Der Markt steht ständig im Fokus der Aufmerksamkeit.<br />

Täglich heißt es, um den Markt zu ringen und sich kritisch<br />

mit dem gewählten Geschäftsmodell auseinanderzusetzen.<br />

Gute Geschäftsmodelle sind kein Zufall, sondern das<br />

Ergebnis einer langfristigen Unternehmensstrategie.<br />

Der Kunde zahlt den Lohn. Er hat ein Recht, gehört und<br />

verstanden zu werden, auch in Zeiten, in denen die Kapazitäten<br />

des Unternehmens erschöpft scheinen.<br />

Die Mitarbeiter sind das Kapital von Dienstleistungsunternehmen.<br />

Ihr Wissen, ihre Fertigkeiten und Erfahrungen<br />

sind der Schlüssel zum Erfolg. Das Unternehmen muss<br />

die Bedingungen schaffen, damit sich die Mitarbeiter wohl<br />

fühlen und damit sie gefördert und gefordert werden.<br />

Tradition „von der Idee bis zur Serienreife“ arbeitet und<br />

kompetenter, zuverlässiger und stabiler Partner unserer<br />

Kunden sein wird.<br />

Der eingeschlagene Weg führt zum Erfolg. Einen Beweis<br />

erbrachte die Ausschreibung der Schweizerischen Bundesbahnen<br />

über Engineering-Leistungen beim Refi t-Projekt<br />

der Eurocity-Wagen. <strong>CIDEON</strong> schlug mehrere Mitbewerber<br />

aus dem Feld und erhielt den Zuschlag.<br />

Kein Berg zu hoch, kein Weg zu steil – wir freuen uns auf<br />

die Herausforderungen in der Schweiz.<br />

Hopp Schwiiz!<br />

Nur wenn wir daran glauben, besser werden zu können,<br />

hören wir nicht auf, gut zu sein.<br />

Das Wachstum der letzten Jahre fi ndet in diesem Jahr seine<br />

konsequente Fortsetzung. <strong>CIDEON</strong> gründet in Basel<br />

eine Schweizer Landesgesellschaft.<br />

Wir werden in dem Eisenbahnland Europas, der Schweiz,<br />

eine Engineering Company aufbauen, die getreu unserer


56<br />

<strong>CIDEON</strong> SCHWEIZ AG | AM ANFANG JEDEN ERFOLGS STEHT EINE IDEE


<strong>CIDEON</strong> SCHWEIZ AG | AM ANFANG JEDEN ERFOLGS STEHT EINE IDEE<br />

57<br />

AM ANFANG JEDEN ERFOLGS STEHT EINE IDEE<br />

Aus guten Ideen erwachsen erfolgreiche Projekte,<br />

wenn der Boden sorgfältig bereitet ist. Das Timing<br />

muss stimmen, ein tragfähiges Personennetzwerk<br />

zur Verfügung stehen und alle Beteiligten müssen<br />

an einem Strang ziehen. 2008 ist der richtige Zeitpunkt<br />

für die <strong>CIDEON</strong> AG gekommen, um ein wichtiges<br />

Ziel in die Tat umzusetzen. Das Unternehmen<br />

baut ein eigenes Standbein in der Bahnlandschaft<br />

der Schweiz auf – die <strong>CIDEON</strong> Schweiz AG.<br />

Die Voraussetzungen der <strong>CIDEON</strong> AG für einen Sprung<br />

gen Süden sind ausgezeichnet. Seit über 15 Jahren<br />

wächst das Unternehmen in Deutschland, es verfügt<br />

über eine hohe Reputation und kann zahlreiche Erfolge<br />

vorweisen. Die Schweiz plant in großem Stil den Ausbau<br />

des Bahnsystems, was zu einem erhöhten Bedarf an<br />

Engineering-Leistungen führt. Da trifft es sich gut, dass<br />

<strong>CIDEON</strong> in den letzten Jahren einige kleinere Aufträge für<br />

Schweizer Bahnen und Lieferanten abgewickelt hat und<br />

seitdem über zufriedene Kunden im Alpenland verfügt.<br />

Am 31. Januar 2008 traf sich die Geschäftsleitung der<br />

<strong>CIDEON</strong> Engineering GmbH in Zürich mit Kennern der<br />

Schweizer Bahnszene, um die Chancen und Potenziale<br />

zu diskutieren und eine mögliche Ansiedlung zu skizzieren.<br />

Das Fazit des Treffens war positiv. Die Geschäftsidee<br />

erwies sich als tragfähig und überzeugte die Fachleute.<br />

Zwischen den Gesprächspartnern herrschte eine aufgeschlossene<br />

Atmosphäre und beide Seiten zeigten den<br />

tatkräftigen Willen, die Aufgabe anzupacken.<br />

S-Bahn-Systeme der großen Städte sowie in das Verteilsystem<br />

mit Bussen und Privatbahnen. Hohe Summen<br />

fl ießen, um die Infrastruktur auszubauen, das Rollmaterial<br />

zu erneuern und die Angebote zu erweitern. Die Bevölkerung<br />

stimmt bei Referenden immer wieder mit einem<br />

klaren „Ja“ zum Bahnausbau und seiner Finanzierung.<br />

Und die Schweizer fahren Bahn. 2007 transportierten die<br />

Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) 7,6 Prozent mehr<br />

Reisende als im Jahr zuvor, im Vergleich zu 2000 stieg die<br />

Zahl um sagenhafte 38,2 Prozent.<br />

Die SBB und die anderen Eisenbahnverkehrsunternehmen<br />

setzen entschieden auf den Ausbau des Schienenverkehrs.<br />

Vor Ort verbessern sie die Infrastruktur und schaffen<br />

es so, den Taktfahrplan zu verknüpfen und Anschlüsse an<br />

Verkehrsknoten abzusichern. Die Unternehmen erhöhen<br />

die Kapazität durch den Einsatz von Doppelstocktriebzügen,<br />

beschaffen Triebzüge, die in mehreren Ländern fahren<br />

können und setzen spurtstarke Regionaltriebzüge ein, um<br />

beschränkte Trassen besser auszunutzen. Um für Kunden<br />

noch attraktiver zu werden und um die Betriebsabläufe zu<br />

optimieren, rüsten die Verkehrsunternehmen im Sinne des<br />

Investitionsschutzes ihre Flotten sukzessive auf. Zur Modernisierungsstrategie<br />

zählen die integrale Verpendelung,<br />

bei der eine Lokomotive oder ein Triebwagen mit Zwischenwagen<br />

und Steuerwagen als Pendelzug betrieben werden,<br />

und die Nachrüstung mit ETCS Level 1 und teilweise Level<br />

2. Außerdem statten die Betreiber die Züge mit modernsten<br />

Kundeninformationssystemen aus und sorgen dafür, dass<br />

Behinderte freien Zugang zu allen Bahnen haben.<br />

Die Bahnlandschaft Schweiz entwickelt<br />

sich rasant<br />

Seit Ende der Achtzigerjahre baut die Schweiz ihr Bahnsystem<br />

Schweiz systematisch aus und berücksichtigt dabei<br />

nicht nur den Intercity- und Interregio-Verkehr. Ganz<br />

bewusst investiert das Land in den Regionalverkehr, die<br />

In den nächsten zehn Jahren entsteht ein enormer Bedarf,<br />

die Sitzplatzkapazität in allen Systemen auszubauen und<br />

die bestehenden Flottenparks zu erneuern. Das führt zu<br />

einem gewaltigen Schub an Investitionen und einer wachsenden<br />

Nachfrage nach Engineering-Leistungen.


58<br />

<strong>CIDEON</strong> SCHWEIZ AG | AM ANFANG JEDEN ERFOLGS STEHT EINE IDEE<br />

<strong>CIDEON</strong> setzt auf Sieg<br />

Schon beim entscheidenden Treffen am 31. Januar 2008<br />

stand die Zielrichtung fest. Bei der nächsten Großausschreibung<br />

hieß es, Flagge zu zeigen und zu offerieren.<br />

Die Beteiligten wollten nicht nur Chancen ausloten und<br />

Schweizer Gepfl ogenheiten kennen lernen, sondern den<br />

Auftrag gewinnen.<br />

Nur eine Woche später bot sich die Gelegenheit, als die<br />

SBB die Engineering-Leistungen zum Refi t-Programm<br />

von 236 Wagen der Eurocity-Flotte öffentlich ausschrieb.<br />

Alle Partner handelten rasch und unkonventionell, erarbeiteten<br />

systematisch und kompetent das Offertdossier<br />

und konnten es zeitgerecht einreichen. Offen und transparent<br />

legte die <strong>CIDEON</strong> Engineering in den technischen<br />

und kommerziellen Verhandlungen ihre Kompetenz dar.<br />

Sie wurde belohnt, als die SBB am 14. Mai 2008 den<br />

Zuschlag erteilten: <strong>CIDEON</strong> Engineering gewann vor drei<br />

weiteren Mitbewerbern. Zum Erfolg trug wesentlich bei,<br />

dass die Firma zusicherte, schnellstmöglich eine kompetente<br />

Tochtergesellschaft in der Schweiz zu gründen.<br />

Der erste Großauftrag in der Schweiz<br />

Der Auftrag des Eurocity-Refi tprogramms fordert die Geschäftsleitung,<br />

das Projektteam und die technischen und<br />

kommerziellen Berater heraus, denn dieses Projekt hat<br />

einen besonderen Stellenwert. Sein Erfolg entscheidet<br />

maßgeblich über die Reputation der <strong>CIDEON</strong> und insbesondere<br />

der neuen <strong>CIDEON</strong> Schweiz auf dem Markt<br />

der Eidgenossenschaft. Der „Kaltstart“ der Tochterfi rma<br />

und die simultane Arbeit am Auftrag verlangen ein hohes<br />

Tempo. Die Messlatte liegt besonders hoch, weil die SBB<br />

das Refi t im eigenen Haus umsetzen, aber die kompletten<br />

Engineering-Leistungen extern vergeben will.<br />

Der Kunde hat seine Prioritäten bei diesem Programm zum<br />

Umbau und zur Nachrüstung klar gesetzt – erstens sind<br />

die anspruchsvollen Terminziele, zweitens die Kostenziele<br />

und drittens die Sachziele einzuhalten. Die Technik besitzt<br />

nur dritte Priorität. Es geht also nicht um Perfektion. Um<br />

die ersten beiden Ziele zu erfüllen, heißt es auch, „einfachere“<br />

Lösungen zu suchen oder auf Änderungen sogar<br />

zu verzichten.<br />

Das Projektteam der <strong>CIDEON</strong> und der Systempartner stehen<br />

vor schwierigen Herausforderungen. Die Mitarbeiter<br />

müssen sich rasch in die organisatorischen und prozesstechnischen<br />

Sonderheiten und in die Kultur der SBB einarbeiten<br />

und sich als Dienstleister für den Projektleiter der<br />

Bahn voll einbringen. Gleichzeitig gilt es, die Problematik<br />

von Zeitplan und Ressourcen zu beachten und alle Risiken<br />

für Projekt und Unternehmen im Teamwork vorausschauend<br />

zu erkennen.<br />

Von Bautzen nach Basel<br />

Am selben Tag, als die SBB den Zuschlag für den Großauftrag<br />

erteilten, unterzeichnete <strong>CIDEON</strong> in Basel vor einem<br />

Notar und einem Wirtschaftsanwalt die Gründungsdokumente<br />

der <strong>CIDEON</strong> Schweiz AG und erreichte damit ein<br />

wichtiges Etappenziel beim Markteintritt in der Schweiz.<br />

Bis ein Geschäftsführer nominiert ist und in den Dienst<br />

eintritt, wird Hans Käser, Dipl.-Masch.-Ing. ETH, als Delegierter<br />

des Verwaltungsrates den Aufbau des Unternehmens<br />

operativ führen.<br />

Am Steinengraben 42 in Basel entstehen die Büros. Zwei<br />

Themen prägen die Arbeit der ersten Wochen und Monate.<br />

Die neue Tochtergesellschaft rekrutiert einsatzbe-


<strong>CIDEON</strong> SCHWEIZ AG | AM ANFANG JEDEN ERFOLGS STEHT EINE IDEE<br />

59<br />

reites Personal und baut die Kundenkontakte auf, um den<br />

Markt entsprechend bearbeiten zu können.<br />

Mittel- und langfristig wird sich <strong>CIDEON</strong> Schweiz zum<br />

Systempartner von Bahnen und Schienenfahrzeuglieferanten<br />

entwickeln und sowohl beim Neubau als auch bei<br />

der Modernisierung umfassende Leistungen anbieten.<br />

Dazu zählen die klassischen Bereiche des Auftrags-Engineering<br />

und des Projektmanagements genau so wie<br />

Materialbewirtschaftung, Produktions-Engineering, Qualitätsmanagement,<br />

Instandhaltungsmanagement und Gutachtertätigkeiten.<br />

In einer starken Gemeinschaft<br />

lasten ausgleichen sowie mit vereinten Kräften den Markt<br />

bearbeiten und Strategien entwickeln. Die Mitarbeiter<br />

werden auch IT-Produkte und -Lösungen aus dem Hause<br />

<strong>CIDEON</strong> in der Schweiz vertreiben.<br />

Der <strong>CIDEON</strong> Engineering ist in kurzer Zeit ein fulminanter<br />

Start mit einem Großauftrag und der Firmengründung der<br />

Schweizer Tochter in Basel gelungen. Das Timing stimmt.<br />

Im Schienenverkehr der Schweiz stehen vermehrt Neubeschaffungen<br />

und Flottenmodernisierungen an. Die<br />

<strong>CIDEON</strong> Schweiz ist bereit, sich für Bahnen und Fahrzeuglieferanten<br />

zum gefragten Systempartner zu entwickeln<br />

und ihnen kundennah kompetente Dienstleistungen anzubieten.<br />

Die enge Zusammenarbeit der <strong>CIDEON</strong> Schweiz AG, der<br />

<strong>CIDEON</strong> Engineering GmbH und der <strong>CIDEON</strong> Software<br />

GmbH erlangt entscheidende Bedeutung für die Unternehmensgruppe.<br />

Die Schwesterfi rmen können die spezifi<br />

schen Fachkompetenzen nutzen, die Hoch- und Tief-


<strong>CIDEON</strong> Engineering GmbH<br />

Tzschirnerstraße 5a<br />

02625 Bautzen . Germany<br />

Fon +49 (0) 3591/374460<br />

Fax +49 (0) 3591/374480<br />

<strong>CIDEON</strong> Engineering GmbH<br />

Olbernhauer Straße 5<br />

09125 Chemnitz . Germany<br />

Fon +49 (0) 371/7741510<br />

Fax +49 (0) 371/7741539<br />

<strong>CIDEON</strong> Engineering GmbH<br />

Handelsplatz 1<br />

04319 Leipzig . Germany<br />

Fon +49 (0) 341/6523360<br />

Fax +49 (0) 341/65233612<br />

<strong>CIDEON</strong> Schweiz AG<br />

Steinengraben 42<br />

4051 Basel . Switzerland<br />

Fon +41 (0) 61/2717021<br />

Fax +41 (0) 61/2717023<br />

WWW.<strong>CIDEON</strong>.COM

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