CIDEON ONSITE
CIDEON ONSITE - CIDEON AG
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<strong>CIDEON</strong> <strong>ONSITE</strong><br />
Kundenberichte <strong>CIDEON</strong> Engineering<br />
• Sächsische I K | <strong>CIDEON</strong> lehrt<br />
Dampfl oknachbau von 1881 das Laufen<br />
• GBM Brandenburg | Vom Spezialwerk zum<br />
Sonderfahrzeugentwickler<br />
• CargoBeamer | Den Verkehrsinfarkt vermeiden<br />
• DB AG Kassel | Quantensprung in der<br />
Materialwirtschaft<br />
• IZBE | Kompetenznetzwerk Bahntechnik<br />
• SIEMENS | Interview<br />
• Russische Partner | Auf in die Weiten Russlands<br />
• TU Dresden | Unternehmer & Forscher<br />
auf Tuchfühlung<br />
• DEKRA | Rail-Dienstleistungen aus einem Guss<br />
• Dualwagen | Neuer Wagen reduziert<br />
Leerfrachten<br />
• STADLER | Die gemeinsame Entwicklung der<br />
Drehgestelle für das Fahrzeug Tango für Bogestra<br />
• <strong>CIDEON</strong> Engineering – jetzt auch in Leipzig<br />
• <strong>CIDEON</strong> Schweiz AG | Am Anfang jeden Erfolgs<br />
steht eine Idee
2<br />
VORWORT<br />
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
Engineering ist Dienstleistung<br />
für den Kunden. Die <strong>CIDEON</strong><br />
Engineering GmbH arbeitet<br />
dabei mit großer Kompetenz<br />
und Erfahrung, in hoher Qualität<br />
und stets dynamisch und innovativ. Die Ansprüche<br />
der Auftraggeber an das Unternehmen wachsen ständig<br />
hinsichtlich Reaktionszeit, Bearbeitungsaufwand und Personalqualifi<br />
zierung.<br />
Die <strong>CIDEON</strong> Engineering muss zeitnah die Kapazitätsengpässe<br />
der Kunden überbrücken und sehr fl exibel parallele<br />
Anfragen mehrerer Interessenten befriedigen. Wir meistern<br />
diese Herausforderungen und sind deshalb in den<br />
vergangenen 16 Jahren zu einem stabilen und verlässlichen<br />
Partner unserer Auftraggeber geworden. Mit den<br />
Aufgaben wuchs gleichzeitig das Leistungsspektrum der<br />
<strong>CIDEON</strong> Engineering kontinuierlich. Eines blieb in all den<br />
Jahren konstant: wir konzentrieren uns auf den Bereich<br />
der Schienenfahrzeugtechnik.<br />
Waren anfangs Konstruktion und technische Berechnung<br />
Eckpfeiler des Unternehmens, so zählen heute die Baubetreuung,<br />
die technische Dokumentation und die Zulassung<br />
von Fahrzeugen ebenfalls zu unserem Leistungsportfolio.<br />
Eigene vom Eisenbahn-Bundesamt zugelassene Gutachter<br />
nehmen sogar Bewertungen von Fahrzeugen vor.<br />
Neben der Neukonstruktion stehen Umrüstungen, Umbau<br />
und Modernisierung von Schienenfahrzeugen und deren<br />
Komponenten oder von Betriebsmitteln auf dem täglichen<br />
Programm unserer Mitarbeiter.<br />
Es gibt viel zu tun. Der Branche geht es gut. Einige in<br />
diesem Heft vorgestellte Lösungen sollen zeigen, wie breit<br />
das Leistungsangebot unseres Unternehmens ist.<br />
In Zukunft gilt es, neben der Zusammenarbeit mit unseren<br />
Kunden auch den Austausch mit Hochschulen, Universitäten<br />
und anderen Forschungseinrichtungen zu intensivieren<br />
und als Netzwerkmanager des Innovationszentrums<br />
Bahntechnik Europa e.V. weiter aktiv am Ball zu bleiben.<br />
Dank dieser Kooperationen kann <strong>CIDEON</strong> Engineering neben<br />
den Herausforderungen des Alltages auch innovative,<br />
zukunftsfähige Projekte bearbeiten. Ein herausragendes<br />
Vorhaben im Umfeld des Kombinierten Verkehrs ist die<br />
CargoBeamer-Technologie, hinter der sich ein neuartiges<br />
Umschlagsystem für nicht modifi zierte Sattelaufl ieger verbirgt.<br />
Zu den zukunftsfähigen Projekten zählt außerdem<br />
Trimotrans, ein Behältersystem für den trimodalen kombinierten<br />
Verkehr, also für den vereinfachten Umschlag von<br />
Frachtgut zwischen LKW, Bahn und Binnenschiff.<br />
Sind Sie neugierig auf mehr? Auf den nächsten Seiten<br />
geben wir Ihnen Einblicke, mit welchen Kunden wir zusammenarbeiten<br />
und welche Projekte wir erfolgreich<br />
bewältigen. Wir freuen uns, wenn Sie Kontakt zu uns<br />
aufnehmen. Wir werden Ihnen mit all unserer Erfahrung,<br />
unserem Fachwissen und unserer Professionalität gern<br />
zur Verfügung stehen.<br />
Ich wünsche Ihnen eine erkenntnisreiche Lesezeit.<br />
Dr. Detlef Kahl<br />
Vorstand
3<br />
INHALT<br />
Impressum 03<br />
Sächsische I K | <strong>CIDEON</strong> lehrt Dampfloknachbau von 1881 das Laufen 04<br />
GBM Brandenburg | Vom Spezialwerk zum Sonderfahrzeugentwickler 12<br />
CargoBeamer | Den Verkehrsinfarkt vermeiden 16<br />
DB AG Kassel | Quantensprung in der Materialwirtschaft 22<br />
IZBE | Kompetenznetzwerk Bahntechnik 28<br />
SIEMENS | Interview 34<br />
Russische Partner | Auf in die Weiten Russlands 38<br />
TU Dresden | Unternehmer & Forscher auf Tuchfühlung 42<br />
DEKRA | Rail-Dienstleistungen aus einem Guss 46<br />
Dualwagen | Neuer Wagen reduziert Leerfrachten 48<br />
Stadler | Die gemeinsame Entwicklung der Drehgestelle<br />
für das Fahrzeug Tango für Bogestra 50<br />
<strong>CIDEON</strong> Engineering – jetzt auch in Leipzig 54<br />
Schweiz | Am Anfang jeden Erfolgs steht eine Idee 56<br />
Impressum<br />
Herausgeber:<br />
<strong>CIDEON</strong> Engineering GmbH<br />
Tzschirnerstraße 5 a<br />
02625 Bautzen . Germany<br />
Fon +49 (0) 3591/374460<br />
E-Mail info@cideon.com<br />
Web www.cideon.com<br />
Gestaltung:<br />
Pfefferkorn & Friends GmbH<br />
www.pfefferkornundfriends.de<br />
Fotos:<br />
Pfefferkorn & Friends GmbH, DB AG/Günter Jazbek (S. 22), alle<br />
anderen Bilder wurden von den jeweiligen Firmen zur Verfügung<br />
gestellt.
4<br />
VSSB | <strong>CIDEON</strong> LEHRT DAMPFLOKNACHBAU VON 1881 DAS LAUFEN
VSSB | <strong>CIDEON</strong> LEHRT DAMPFLOKNACHBAU VON 1881 DAS LAUFEN<br />
5<br />
<strong>CIDEON</strong> LEHRT DAMPFLOKNACHBAU VON 1881<br />
DAS LAUFEN<br />
Der Verein zur Förderung Sächsischer Schmalspurbahnen<br />
e.V. (VSSB) aus Dresden startete im Januar<br />
2006 ein ungewöhnliches Projekt: den Neubau<br />
einer kleinen sächsischen Dampflok mit 750 mm<br />
Spurweite. Ab 2009 wird die I K im Freistaat zum<br />
Einsatz kommen. Der Bau und Einsatz dieser Lokomotive<br />
soll Kontakte knüpfen und die Zusammenarbeit<br />
sowie den Zusammenhalt der sächsischen<br />
Schmalspurbahnen fördern. <strong>CIDEON</strong> Engineering<br />
übernahm die Erarbeitung eines Großteils der technischen<br />
Zeichnungen und schuf damit die Grundlage<br />
für die Realisierung des Projektes „Neubau von<br />
I K Nr. 54“.<br />
Dampfl okomotiven – wie kaum ein Zeugnis der Technikgeschichte<br />
begeistern die fauchenden Ungetüme aus<br />
Stahl noch heute jeden Beobachter. Ganz besonders<br />
eng sind die Sachsen mit Eisenbahnen verbunden. Fast<br />
jede sächsische Stadt war einst an das stählerne Band<br />
angeschlossen. Fast jeder Sachse war als Kind mit der<br />
Eisenbahn unterwegs. Und in fast jeder Familie war mindestens<br />
ein Mitglied von Beruf Eisenbahner. Das könnten<br />
die Erklärungen dafür sein, warum im Freistaat Sachsen<br />
bis heute täglich Dampfeisenbahnen verkehren und an<br />
Wochenenden jährlich zehntausende Menschen vergnügt<br />
auf Museumseisenbahnen und mit Sonderzügen in<br />
die Vergangenheit eintauchen. Besonders stolz sind die<br />
Sachsen auf ihre Schmalspurbahnen. Über 550 km Gleis<br />
waren einst überwiegend mit nur 750 mm Spurweite in<br />
den sächsischen Landen verlegt. Sieben solche Schmalspurbahnen<br />
sind derzeit noch bzw. wieder in Betrieb – im<br />
Zittauer Gebirge, in der Döllnitzniederung bei Oschatz, im<br />
westsächsischen Schönheide, am Fuße des Fichtelbergs,<br />
im Preßnitztal bei Jöhstadt sowie im Dresdner Raum im<br />
Weißeritztal und im Lößnitzgrund.<br />
Der Startschuss für eine Wiedergeburt<br />
Zum Auftakt des Festjahres „125 Jahre sächsische<br />
Schmalspurbahnen“ fi el im Januar 2006 der Startschuss<br />
für ein ganz besonderes Projekt: den Nachbau eines Exemplars<br />
der ersten sächsischen Schmalspurlokbauart.<br />
Das Problem: Von den 44 zwischen 1881 und 1892 gebauten<br />
Originalen war die letzte vor mehreren Jahrzehnten<br />
dem Schrottkreislauf zugeführt worden ...! Gleichzeitig<br />
konstatierten die um das Projekt bemühten Ingenieure<br />
– von dem Urahn der sächsischen Schmalspurdampfl oks<br />
existieren nur einige wenige, ungenaue und teils widersprüchliche<br />
technische Zeichnungen. Eigentlich hätten<br />
sie an dieser Stelle das Projekt abblasen müssen, wenn<br />
nicht auch <strong>CIDEON</strong> Engineering Hilfe angeboten hätte.<br />
Doch der Reihe nach – was wird da noch einmal gerade<br />
in Sachsen nachgebaut?<br />
Die 44 Originale<br />
1879 fi el in Sachsen die Entscheidung, Eisenbahnen untergeordneter<br />
Bedeutung wahlweise auch schmalspurig<br />
zu errichten. Als Schmalspurbahnen werden alle Eisenbahnen<br />
defi niert, welche eine kleinere Spurweite als 1435<br />
mm aufweisen, die aus England stammende mitteleuropäische<br />
Regel- bzw. Normalspur.
6<br />
VSSB | <strong>CIDEON</strong> LEHRT DAMPFLOKNACHBAU VON 1881 DAS LAUFEN<br />
In Sachsen einigte man sich darauf, die staatlichen<br />
Schmalspurbahnen mit einer Spurweite von 750 mm zu<br />
bauen, nach 1900 entstanden im Königreich allerdings<br />
auch zwei Linien mit einer Spurweite von 1000 mm.<br />
750-mm-Bahnen versprachen, sich besonders gut in<br />
die bogenreichen Täler des Erzgebirges einzufügen. Die<br />
erste sächsische Schmalspurbahn wurde so dann auch<br />
am 16. Oktober 1881 zwischen Wilkau und Kirchberg<br />
im Westerzgebirge eröffnet. Gezogen wurden die ersten<br />
Züge von dreiachsigen Dampfl okomotiven mit Außenrahmen<br />
und Allansteuerung, hergestellt in der Sächsischen<br />
Maschinenfabrik vormals R. Hartmann AG in Chemnitz.<br />
Die Königlich Sächsischen Staatseisenbahnen (K.Sächs.<br />
Sts.E.B.) führten die kleinen C-Kuppler später innerhalb<br />
der Gattung I K (sprich „eins K“). Die nur 5,28 m langen<br />
und nicht einmal drei Meter hohen Nassdampfl okomotiven<br />
erreichten etwa 120 PS Leistung. Dennoch zogen sie<br />
mit etwa 10 bis 25 km/h „Geschwindigkeit“ fl eißig die anfangs<br />
ausschließlich zweiachsigen Reisezug- und Güterwagen<br />
nach Kirchberg und zurück. Dieser später bis an<br />
die böhmische Grenze nach Carlsfeld verlängerten Linie<br />
folgten in den nächsten vier Jahrzehnten über 30 weitere<br />
Schmalspurbahnen. Sie erschlossen sowohl die Täler des<br />
Erzgebirges als auch landwirtschaftlich geprägte Regionen<br />
Mittelsachsens. Auf fast allen Strecken kamen dabei<br />
einst auch die 44 von 1881 bis 1892 gebauten Lokomotiven<br />
der sächsischen Gattung I K zum Einsatz.<br />
Bereits 1885 und 1889 waren die ersten größeren und stärkeren<br />
Fahrzeuge in Dienst gestellt worden. Dennoch wurden<br />
fast alle nach dem Ersten Weltkrieg noch in Sachsen<br />
vorhandenen I K bis Anfang der zwanziger Jahre genutzt.<br />
In der zweiten Hälfte der zwanziger Jahre schieden dann<br />
die letzten Lokomotiven aus dem Staatsbahndienst aus.<br />
Eine vorgesehene Beschriftung der Maschinen mit Reichsbahnnummern<br />
der Baureihe 99 fand nicht mehr statt.<br />
Bei Industriebetrieben verdienten sich mehrere I K in den<br />
dreißiger Jahren ein „Gnadenbrot“. Nach dem Überfall<br />
der Deutschen Wehrmacht auf Polen erlebten sächsische<br />
Eisenbahner 1939/40 eine Überraschung: Sie fanden<br />
mehrere 1918 im Ersten Weltkrieg auf anschließend<br />
polnischem Gebiet zurückgelassene I K! Zwei von ihnen<br />
erhielten Reichsbahnnummern, blieben aber im Generalgouvernement<br />
im Einsatz.<br />
Auf dem Gebiet Sachsens war nach dem Zweiten Weltkrieg<br />
lediglich noch eine I K vorhanden: die ehemalige Lok<br />
12. Die 1884 gebaute Lok wurde seit 1923 von der Gießerei<br />
in Schmiedeberg an der Schmalspurbahn von Freital-Hainsberg<br />
nach Kurort Kipsdorf als Werklok genutzt<br />
– bis 1963! Nach 79 Einsatzjahren wurde die Hartmannlok<br />
abgestellt. Ideen von Dresdner Eisenbahnfreunden, sie<br />
zu erhalten, kamen zu spät. 1964/65 wurde die letzte in<br />
Deutschland verbliebene I K zerlegt und in der Gießerei<br />
eingeschmolzen ...<br />
Die Vision des Neubaus<br />
Die sächsischen Schmalspurbahnen trugen einst maßgeblich<br />
dazu bei, dass die Industrialisierung in ganz Sachsen<br />
zum Greifen kam. Bis heute sind die Menschen im<br />
Freistaat mit „ihren“ sächsischen Schmalspurbahnen eng<br />
verbunden. Die noch bzw. wieder vorhandenen Linien<br />
stellen heute wichtige touristische Anlaufpunkte dar. Sie<br />
bieten Arbeitsplätze und sind Erholungsorte zugleich. Um<br />
die Identifi kation mit den sächsischen Schmalspurbahnen<br />
noch weiter zu erhöhen, soll ein Exemplar von Sachsens
VSSB | <strong>CIDEON</strong> LEHRT DAMPFLOKNACHBAU VON 1881 DAS LAUFEN<br />
7<br />
erster Schmalspurlokbauart, eine I K, neu entstehen. Die<br />
I K war ein technisch interessantes Eisenbahnfahrzeug<br />
und ein überzeugendes Produkt der damals schon sehr<br />
gut entwickelten sächsischen Metallindustrie, insbesondere<br />
des Maschinenbaus in der Region in und um Chemnitz.<br />
Beim Neubau der Dampfl ok treffen sich Vertreter der<br />
Schmalspurbahnen mit Vertretern der sächsischen Wirtschaft<br />
und knüpfen Kontakte zum Vorteil aller Beteiligten.<br />
Beim Bau der Einzelteile für die I K kommen die Mitarbeiter<br />
der Unternehmen mit Fertigungsverfahren unserer Vorfahren<br />
in Berührung, was die Achtung vor den Leistungen<br />
unserer Altvorderen und Heimatverbundenheit fördert.<br />
Nach ihrer Fertigstellung soll die I K im Wechsel auf allen<br />
sächsischen Schmalspurbahnen zum Einsatz kommen.<br />
Ihre überschaubare Größe, auffällige historische Lackierung<br />
und ihr Nimbus, Sachsens erste Schmalspurlokbauart<br />
zu sein, garantierten bei jedem Einsatz die Aufmerksamkeit<br />
von Presse, Anwohnern und Touristen. Damit übt<br />
die I K die Funktion eines exzellenten Werbeträgers aus!<br />
Selbst Gasteinsätze auf Rügen, in Brandenburg oder in<br />
Westdeutschland sind vorstellbar.<br />
Die I K soll dazu beitragen, den Bekanntheitsgrad der<br />
sächsischen Schmalspurbahnen weiter zu fördern und<br />
noch mehr Fahrgäste in die Züge zu locken. Gleichzeitig<br />
wird die I K die Leistungsfähigkeit der sächsischen Maschinenbauindustrie<br />
demonstrieren – die von 1881 – und<br />
von heute! Denn der Nachbau einer Schmalspurdampfl ok<br />
aus dem 19. Jahrhundert ist bisher weltweit einmalig.<br />
Finanziert wird der Neubau der I K ausschließlich durch<br />
Sach- und Geldspenden der sächsischen Wirtschaft und<br />
von Eisenbahnfreunden aus Sachsen und der ganzen<br />
Welt. Der Verein zur Förderung Sächsischer Schmalspurbahnen<br />
e.V. (VSSB), Initiator des Projektes, erwartet<br />
Kosten in Höhe von 1,5 Mio. Euro. Über 600.000 Euro<br />
konnten bereits zusammengetragen werden. Weitere Unterstützung<br />
ist jedoch unabdingbar – siehe Info-Kasten.
8<br />
VSSB | <strong>CIDEON</strong> LEHRT DAMPFLOKNACHBAU VON 1881 DAS LAUFEN<br />
<strong>CIDEON</strong> Engineering hilft<br />
Nach dem Startschuss für das Projekt „Neubau einer I K“<br />
im Januar 2006 bildeten sich verschiedene Arbeitsgruppen,<br />
um das ehrgeizige Ziel in die Tat umzusetzen. Maschinenbauingenieure,<br />
Berufs- und Hobbyeisenbahner,<br />
Professoren und Eisenbahnfachleute aus ganz Sachsen<br />
begannen sich in ihrer Freizeit regelmäßig zu treffen – übrigens<br />
von Anfang an ehrenamtlich! Der Arbeitsgruppe<br />
Technik wurde rasch klar: Mangels technischer Zeichnungen<br />
ist es nicht möglich, eine ganz bestimmte I K exakt<br />
nachzubauen. Stattdessen entschied man sich, eine<br />
neue I K zu bauen, welche typische Baumerkmale der<br />
Originallokomotiven aufweist.<br />
In dieser Situation bot sich <strong>CIDEON</strong> Engineering an, die<br />
Ingenieurleistung zur Anfertigung neuer Bauzeichnungen<br />
für Fahrwerk und Lokomotivrahmen zu einem deutlich rabattierten<br />
Preis zu übernehmen. Der VSSB als Auftraggeber<br />
willigte gern ein, eines der besten sächsischen Ingenieurunternehmen<br />
diese Aufgabe übernehmen zu lassen.<br />
<strong>CIDEON</strong> Engineering genießt auch unter den Freunden<br />
alter Eisenbahnen einen hervorragenden Ruf, entwickelte<br />
das Bautzner Unternehmen doch bereits zahlreiche Neukonstruktionen<br />
für Museums- und Touristikbahnen in ganz<br />
Deutschland. Zu den Kunden von <strong>CIDEON</strong> Engineering<br />
zählen zum Beispiel das Dampfl okwerk Meiningen, die<br />
Mecklenburgische Bäderbahn und die Harzer Schmalspurbahnen.<br />
Diese Kompetenz auch für die I K nutzen<br />
zu dürfen, ließ sich der VSSB nicht entgehen. Ab Mitte<br />
2006 fertigten Schienenfahrzeugingenieure von <strong>CIDEON</strong><br />
Engineering über 400 Einzelzeichnungen von Rahmen<br />
und Triebwerk. Diese bildeten die Grundlage dafür, dass<br />
seit 2007 Bauteil für Bauteil der neuen I K fertiggestellt<br />
werden konnten.<br />
Da die neue I K typische Merkmale aller 44 Originale in<br />
sich vereinen wird, soll sie übrigens mit der nächst freien<br />
sächsischen Betriebsnummer in Dienst gestellt werden<br />
– als I K Nr. 54. Die höchste Bahnnummer einer „alten“ I K<br />
lautete 53.
VSSB | <strong>CIDEON</strong> LEHRT DAMPFLOKNACHBAU VON 1881 DAS LAUFEN<br />
9<br />
Ministerpräsident dankt <strong>CIDEON</strong> Engineering<br />
Ein Ausblick<br />
Ende Oktober 2007 fand in Radebeul die Übergabe aller<br />
zu diesem Zeitpunkt bereits fertiggestellten Bauteile für<br />
I K Nr. 54 statt. An dieser Veranstaltung nahm neben mehreren<br />
Landräten auch Sachsens Ministerpräsident a.D.<br />
Prof. Dr. Georg Milbradt teil. Er dankte an diesem Tag gemeinsam<br />
mit dem Vorsitzenden des Vereins zur Förderung<br />
Sächsischer Schmalspurbahnen e.V., Herrn Dr. Andreas<br />
Winkler, dem Leiter Engineering der <strong>CIDEON</strong> Engineering<br />
GmbH, Herrn Tilo Mey, für die kostengünstige Bereitstellung<br />
der technischen Zeichnungen. Das Unternehmen hat seine<br />
Aufgabe schnell, zuverlässig und qualitativ hochwertig erledigt.<br />
Beispielsweise konnten Ende 2007 die auf Basis der<br />
<strong>CIDEON</strong>-Zeichnungen vom Kirow-Werk Leipzig und von<br />
der Bombardier-Niederlassung Görlitz gefertigten Einzelteile<br />
des Lokomotivrahmens problemlos montiert werden.<br />
Ein Zwischenstand<br />
Bis zum Beginn der diesjährigen INNOTRANS konnten<br />
inzwischen neben dem Rahmen, den Radsätzen sowie<br />
zahlreichen Triebwerksteilen bis hin zu den Zylindern<br />
– zeichnerisch alle von <strong>CIDEON</strong> Engineering entworfen<br />
– auch das Führerhaus, der Dampfl okkessel, der markante<br />
Kobelschornstein, die Lokomotivlaternen und viele<br />
kleinere Bauteile fertiggestellt werden. Die Endmontage<br />
der einzelnen Gruppen führt das Dampfl okwerk Meiningen<br />
aus – übrigens das einzige Partnerunternehmen mit<br />
Sitz außerhalb von Sachsen!<br />
Das Lokomotivläutewerk und die Wasserpumpen für I K<br />
Nr. 54 brauchen indes nicht neu angefertigt werden. Ein<br />
sächsischer Eisenbahnfreund steuerte ein mit denen der<br />
I K identisches Läutewerk bei, zwei passende nichtsaugende<br />
Injektoren mit der erforderlichen Förderleistung<br />
konnten in Ölpapier eingeschlagen, jahrzehntelang eingelagert<br />
und werksneu in Wien erworben werden. Ein österreichischer<br />
Eisenbahnfreund hatte sie nach der Insolvenz<br />
des originalen Herstellerwerkes übernommen und für die<br />
Nachwelt erhalten.<br />
Nach gegenwärtigem Stand wird I K Nr. 54 erstmals im<br />
Jahr 2009 angeheizt werden können. Wenn die dreiachsige<br />
Dampfl ok in den folgenden Jahren dazu beiträgt, den<br />
Bekanntheitsgrad der sächsischen Schmalspurbahnen<br />
weiter zu erhöhen, dann können auch die Mitarbeiter von<br />
<strong>CIDEON</strong> Engineering sagen: „An diesem Zeugnis der<br />
sächsischen Ingenieurbaukunst haben wir mitgearbeitet!“<br />
Und wer weiß – vielleicht kann die Schmalspurdampfl ok<br />
der Baujahre 2007 – 2009 dann auch einmal in Bautzen<br />
erlebt werden? Der Initiator des I K-Nachbaus, der VSSB<br />
in Dresden, könnte sich als Dankeschön für die Hilfe von<br />
<strong>CIDEON</strong> Engineering eine Präsentation der Lokomotive in<br />
Bautzen gut vorstellen.<br />
Aber selbst wenn nur selten ein ursprünglich 1881 konstruierter<br />
Urahn der heutigen Schienenfahrzeugproduktion<br />
in Bautzen bewundert werden kann – eine Kontaktaufnahme<br />
mit der <strong>CIDEON</strong> AG und ein Besuch in der Stadt<br />
lohnt sich immer!
10<br />
VSSB | <strong>CIDEON</strong> LEHRT DAMPFLOKNACHBAU VON 1881 DAS LAUFEN<br />
Info-Kasten<br />
Spenden für den Neubau der I K können eingezahlt<br />
werden auf das:<br />
Konto: 4 000 900 20<br />
Kontoinhaber: VSSB (Verein zur Förderung<br />
Sächsischer Schmalspurbahnen e.V.)<br />
Bank: Dresdner Bank<br />
BLZ: 850 800 00<br />
Verwendungszweck: I K-Neubau<br />
Eine besondere Möglichkeit der Unterstützung ist der<br />
Erwerb einer „Stifter-Actie“. Diese können in vier Stufen<br />
erworben werden:<br />
• Stifter-Actie in Bronze, Spende ab 500 Euro<br />
• Stifter-Actie in Silber, Spende ab 1000 Euro<br />
• Stifter-Actie in Gold, Spende ab 2500 Euro<br />
• Stifter-Actie in Platin, Spende ab 10 000 Euro<br />
Den Inhabern der Actien garantiert der VSSB, je nach<br />
Spendenhöhe, z. B. die Eintragung in das Betriebsbuch<br />
der I K Nr. 54, persönliche Einladungen zur festlichen<br />
Inbetriebsetzung, eine Freifahrt oder gar die Anbringung<br />
eines Namensschildes im Führerhaus der Dampfl ok.<br />
Schmalspurbahnen in Sachsen<br />
Im Freistaat Sachsen existieren gegenwärtig folgende<br />
750-mm-Bahnen, auf denen die I K einmal im Wechsel<br />
fahren könnte:<br />
• Lößnitzgrundbahn Radebeul Ost – Radeburg<br />
(16 km) bei Dresden<br />
• Fichtelbergbahn Cranzahl – Oberwiesenthal<br />
(17 km) bei Annaberg-Buchholz<br />
• Zittauer Schmalspurbahnen Zittau – Kurort Oybin/<br />
Bertsdorf – Kurort Jonsdorf (30 km)<br />
• Döllnitzbahn Oschatz – Mügeln – Glossen (16 km)<br />
• Im Wiederaufbau befi ndet sich die Weißeritztalbahn<br />
von Freital-Hainsberg bei Dresden nach<br />
Kurort Kipsdorf im Osterzgebirge (26 km)<br />
Zusätzlich gibt es die Museumsbahnen<br />
• Schönheide von Schönheide Mitte nach Stützengrün-Neulehn<br />
(4 km) im Westerzgebirge<br />
• sowie die Preßnitztalbahn Steinbach – Jöhstadt<br />
(8 km) bei Annaberg-Buchholz<br />
Eine Präsentation der I K wird aber auch auf den<br />
Museumsbahnhöfen in Sachsen angestrebt in:<br />
• Rittergrün bei Schwarzenberg (Erzgebirge)<br />
• Geyer bei Annaberg-Buchholz<br />
• Schönheide Süd (Westerzgebirge)<br />
• Carlsfeld (Westerzgebirge)<br />
• Wilsdruff bei Dresden<br />
• Löthain bei Meißen<br />
• Lohsdorf (Sächsische Schweiz)<br />
Technische Daten einer I K<br />
Die 1881 gebauten I K Nr. 1 bis 4 wiesen folgende<br />
technische Daten auf:<br />
• Länge über Mittelpuffer: 5280 mm<br />
• Höhe: 2985 mm<br />
• Achsabstand: 900 mm<br />
• Raddurchmesser: 750 mm<br />
• Zylinderdurchmesser: 340 mm<br />
• Kolbenhub: 380 mm<br />
• Kesselüberdruck: 12 bar<br />
• Heizfl äche gesamt: 26,7 m ²<br />
• Masse der Lok (leer): 11,9 t<br />
• Wasserkasteninhalt: 1,5 m³<br />
• Kohlenvorrat: 0,5 t<br />
• Höchstgeschwindigkeit: 30 km/h<br />
• Leistung: etwa 120 PS
VSSB | <strong>CIDEON</strong> LEHRT DAMPFLOKNACHBAU VON 1881 DAS LAUFEN<br />
11
12<br />
GBM BRANDENBURG | VOM SPEZIALWERK ZUM SONDERFAHRZEUGENTWICKLER
GBM BRANDENBURG | VOM SPEZIALWERK ZUM SONDERFAHRZEUGENTWICKLER<br />
13<br />
VOM SPEZIALWERK ZUM SONDERFAHRZEUG-<br />
ENTWICKLER<br />
Eine brandenburgisch-sächsische Phalanx<br />
Die GBM Gleisbaumechanik Brandenburg /H. GmbH<br />
und die <strong>CIDEON</strong> Engineering verbindet eine Partnerschaft,<br />
die sich mittlerweile schon seit zwölf Jahren<br />
bewährt. Aus ihr gingen Fahrzeuge hervor, die heute<br />
in vielen europäischen Ländern im Einsatz sind.<br />
Die GBM entwickelt schienengebundene Nebenfahrzeuge<br />
und bietet ihren Kunden innovative Komplettlösungen<br />
an. Am Hauptsitz des Unternehmens, im Ortsteil Kirchmöser<br />
in Brandenburg an der Havel, begann die Arbeit an<br />
Schienenfahrzeugen bereits 1924. In den Anfangsjahren<br />
stand dort Europas modernstes Eisenbahnreparaturwerk.<br />
Dieser Tradition fühlt sich die GBM bis heute verpfl ichtet.<br />
Das Werk gehörte zunächst zur Deutschen Reichsbahn,<br />
später zur Deutschen Bahn. Seit Anfang 2002 ist GBM<br />
ein unabhängig von der Deutschen Bahn AG agierendes<br />
Unternehmen. Der Übergang in die Privatisierung ist erfolgreich<br />
gelungen.<br />
Heute ist GBM Teil der Spezialtechnik Dresden Gruppe<br />
und weit über Europas Grenzen hinaus eine bekannte<br />
Adresse für die Instandhaltung von Eisenbahntechnik.<br />
2003 verschmolz das Brandenburger Unternehmen mit<br />
dem Schwesterbetrieb, der Mittenwalder Gerätebau<br />
GmbH, und ist seitdem an zwei Standorten aktiv. Am<br />
Hauptsitz in Kirchmöser wickelt die Firma das Kerngeschäft<br />
ab. In Mittenwalde betreibt sie einen Containerumschlagplatz<br />
und vermietet die Infrastruktur. So entwickelte<br />
sich ein Gewerbegebiet mit circa 40 Firmen.<br />
Umfangreiche Kompetenz nachgewiesen<br />
GBM verfügt als privates Unternehmen über alle Zulassungen<br />
und Berechtigungen, um Trieb- und Nebenfahrzeuge<br />
herzustellen und instand zu halten. Das umfasst<br />
Arbeiten an den Fahrzeugen selbst ebenso wie zulassungspfl<br />
ichtige Arbeiten an Schienenfahrzeugen, Hebezeugen,<br />
Gasanlagen, Dampf- und Druckkesseln und an<br />
Stahlbaukonstruktionen. Dazu gehören selbstverständlich<br />
auch der große Eignungsnachweis und die schweißtechnische<br />
Zulassung. Das Bureau Veritas zertifi zierte die<br />
GBM nach DIN EN ISO 9001:2000-12 für Entwicklung,<br />
Modernisierung, Instandhaltung, Service und Vertrieb von<br />
Schienenfahrzeugen. Das Eisenbahn-Bundesamt erteilte<br />
dem Unternehmen die Bestätigung der fachtechnischen<br />
Begutachtung.<br />
Die GBM führt Revisionen und Abnahmen an Trieb- und<br />
Nebenfahrzeugen durch, erforderliche Ersatz- und Verschleißteile<br />
stammen aus der eigenen Fertigung oder von<br />
namhaften Zulieferern. Der 24-Stunden-Service der hochqualifi<br />
zierten Monteure des Kundendienstes gewährleistet,<br />
dass die Fahrzeuge der Kunden ständig einsatzbereit sind.<br />
Gespür für die Entwicklungen am Markt<br />
Lange Zeit legte die GBM den Schwerpunkt auf das Segment<br />
der Sonder- oder Spezialfahrzeuge. Die Mitarbeiter<br />
entwickelten und produzierten Fahrzeuge, die Weltspitze<br />
darstellten. Dazu gehören das Oberleitungsinstandhaltungsfahrzeug<br />
BR 711.1, der Ultraschallmesszug UST 02<br />
und der Schienenfräszug SFU 04.<br />
Die gesamte Schienenfahrzeugbranche kämpfte seit Ende<br />
der Neunzigerjahre mit sinkenden Margen und steigenden<br />
Rohstoffpreisen. Folgerichtig hat die GBM die Segmente<br />
Instandhaltung und Service konsequent gestärkt und<br />
ausgebaut. Heute gehört die Firma zu den großen Fahrzeuginstandhaltern<br />
in Deutschland. Den größten Teil der<br />
Leistung erbringt sie in sehr enger Zusammenarbeit und<br />
Abstimmung mit den Kunden. So arbeiten beispielsweise<br />
bei der Instandhaltung von Baumaschinen die Mitarbeiter<br />
der Kunden mit eigenen Mitarbeitern Hand in Hand. Auftraggeber<br />
schätzen besonders, dass GBM viele erforder-
14<br />
GBM BRANDENBURG | VOM SPEZIALWERK ZUM SONDERFAHRZEUGENTWICKLER<br />
liche Einzelteile selbst fertigt und auch Baugruppen – bis<br />
hin zu Radsätzen – vor Ort bearbeiten kann.<br />
In jüngerer Vergangenheit etablierte sich die GBM auf<br />
dem Gebiet von Spezialgüterwagen wie Schwerlasttransportwagen<br />
und übernimmt dabei Revisionen, Bedarfsinstandsetzungen<br />
und Modernisierungen.<br />
Die GBM wird den eingeschlagenen Weg fortsetzen und<br />
die Geschäftsfelder Instandhaltung und Service stärken.<br />
Sie steht privaten Betreibern und der Deutschen Bahn AG<br />
für alle Fragen rund um Trieb-, Nebenfahrzeuge und Wagen<br />
zur Verfügung. Die sich bietenden Nischen wird das<br />
Unternehmen konsequent besetzen und mittel- und langfristig<br />
die Modernisierung von Fahrzeugen ausbauen.<br />
Kooperation langfristig ausgelegt<br />
1996 begann die Zusammenarbeit zwischen der GBM und<br />
dem IKB Bautzen, der heutigen <strong>CIDEON</strong> Engineering. Das<br />
Werk in Brandenburg, damals noch Teil der Deutschen<br />
Bahn, kämpfte auf dem Markt der Instandhaltungsfahrzeuge<br />
und Baumaschinen europaweit mit der Konkurrenz<br />
und musste dafür ein Fahrzeugsortiment schaffen. Um<br />
mehr Entwicklung zu ermöglichen, suchte die GBM einen<br />
Partner. Der musste fachgerecht und fl exibel arbeiten können,<br />
schließlich wollte GBM die Konstruktionsarbeit zügig<br />
umsetzen. Schnell zeigte sich, dass die jetzige <strong>CIDEON</strong><br />
Engineering auf dem Gebiet des Schienenfahrzeugbaus<br />
über erfahrene Mitarbeiter verfügte. Sie brachten sich sehr<br />
engagiert in die Projekte ein und waren bereit, auch völlig<br />
neue Wege bei der Konstruktion zu gehen.<br />
Beide Partner tauschten zwangsläufi g auch intensiv Knowhow<br />
aus und waren deshalb interessiert, langfristig zu kooperieren.<br />
1998 schlossen sie eine Rahmenvereinbarung<br />
ab, die die Zusammenarbeit regelte und vereinfachte.<br />
Die Partner entwickelten und bauten zum Beispiel das<br />
Instandhaltungsfahrzeug für Fahrleitungen BR 711.1. Es<br />
ist weltweit das einzige mit einer zugelassenen Höchstgeschwindigkeit<br />
von 160 km/h. Ein weiteres Ergebnis gemeinsamer<br />
Anstrengungen ist der Schienenprüfzug UST<br />
02. Er kommt europaweit zum Einsatz und besitzt Zulassungen<br />
für Österreich, die Niederlande und Deutschland.<br />
In Deutschland ist er der einzige Prüfzug mit Ultraschallund<br />
Wirbelstrommesssystemen, der ohne signaltechnischen<br />
Einfl uss misst.<br />
Der Schienenfräszug SFU 04, auch eine Frucht der Kooperation,<br />
wurde für den Betrieb auf Regelstrecken sowie<br />
für den Einsatz in der Londoner U-Bahn ausgelegt. Bei<br />
diesem Fahrzeug wandten die Beteiligten teilweise Konstruktionsprinzipien<br />
an, die für ein Schienenfahrzeug untypisch<br />
sind. Davon zeugt ein durch Schraubverbindungen<br />
gefügter Wagenkasten.<br />
Wenn GBM und <strong>CIDEON</strong> Engineering in den zurückliegenden<br />
Jahren neue Wege beschritten, so liegen heute<br />
auch geschützte Erfi ndungen als Ergebnis der Arbeit vor.<br />
Zu Beginn kooperierten beide Partner in einigen Gewerken<br />
wie Stahlbaukonstruktion, Festigkeitsnachweise und<br />
Einschränkungsberechnungen. Mittlerweile bietet <strong>CIDEON</strong><br />
Engineering ein wesentlich größeres Spektrum an konstruktiven<br />
Leistungen an. Zudem besitzt die Firma das spezielle<br />
Kow-how für Nebenfahrzeuge und Baumaschinen.<br />
Die intensiven Kontakte beider Unternehmen führten dazu,<br />
dass sie auch Rückmeldungen aus dem Einsatz der Fahrzeuge<br />
gemeinsam auswerteten. So erfahren die Bautzner<br />
Entwickler genau, wie sich ihre Fahrzeuge in der Praxis<br />
bewähren. Zu den Vorteilen von <strong>CIDEON</strong> Engineering<br />
zählt auch, dass die Firma die Abläufe bei der Zulassung<br />
von Schienenfahrzeugen kennt. Weil zu ihren Mitarbeitern<br />
EBA-zugelassene Gutachter zählen, ist sie zudem über<br />
alle aktuell geltenden Richtlinien informiert.<br />
<strong>CIDEON</strong> Engineering ist in der Lage, fl exibel zu reagieren,<br />
wenn GBM Konstruktionsleistungen benötigt.<br />
Dieses Profi l der Firma bildet eine solide Basis für die<br />
Partnerschaft.
GBM BRANDENBURG | VOM SPEZIALWERK ZUM SONDERFAHRZEUGENTWICKLER<br />
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16<br />
CARGOBEAMER ® | DEN VERKEHRSINFARKT VERMEIDEN
CARGOBEAMER ® | DEN VERKEHRSINFARKT VERMEIDEN 17<br />
CARGOBEAMER ® |<br />
DEN VERKEHRSINFARKT VERMEIDEN<br />
Seit 2003 begleitet die <strong>CIDEON</strong> Engineering GmbH<br />
die Entwicklung der CargoBeamer ® -Technologie,<br />
die zwischenzeitlich dem Frachttransport auf der<br />
Schiene ganz neue Horizonte eröffnet hat. Im Januar<br />
2008 erteilte die CargoBeamer AG an <strong>CIDEON</strong><br />
Engineering den Auftrag, Spezialwaggons für das<br />
moderne System des Güterumschlags zu entwickeln.<br />
Damit übernahm das Bautzner Unternehmen<br />
eine der anspruchsvollsten Aufgaben in seiner über<br />
15-jährigen Firmengeschichte.<br />
nehmen, bei dem die Güter zwischen Schiene und Straße<br />
per Kran oder Hubstapler verladen werden. Gerade diese<br />
Sattelaufl ieger und Megatrailer dominieren aber den Straßengüterverkehr<br />
in zunehmendem Maß.<br />
CargoBeamer ® lindert nicht nur einige Symptome, die<br />
heute für immer mehr Staus auf Europas Fernverkehrsstraßen<br />
sorgen. Die Technologie gestattet erstmals, die<br />
Ursachen zu bekämpfen. Sie führt zu einem hochwirksamen<br />
und kostengünstigen kombinierten Verkehr, der<br />
die Straße fühlbar entlastet.<br />
Wenn sich zukünftig der europäische Verkehrsraum weiter<br />
vernetzt, muss auch der Güterverkehr nachhaltig wachsen<br />
können. Das Frachtvolumen beim Straßentransport nimmt<br />
konstant zu. Diese Tatsache wird zum Problem. Cargo-<br />
Beamer ® bietet eine Lösung, die sich an den Anforderungen<br />
der Kunden orientiert. Dieses moderne System für den Güterverkehr<br />
liefert eine effi ziente Technik, um Transportgüter<br />
zuverlässig, schnell und kostengünstig zwischen Straße<br />
und Schiene umzuschlagen und dabei die Vorteile beider<br />
Verkehrsträger optimal zu nutzen. Der Schienenanteil am<br />
Güterfernverkehr steigt und die Straße wird entlastet.<br />
Das Gütertransportaufkommen in Europa steigt ständig.<br />
Das Weißbuch der Europäischen Kommission sagt voraus,<br />
dass der Güterverkehr bis zum Jahr 2015 um 60 Prozent<br />
wächst. Die Kapazität der Straßen und Autobahnen ist bereits<br />
heute in unerträglicher Weise ausgeschöpft. Europa<br />
droht in den zentralen Industriezentren der Verkehrskollaps<br />
mit weit reichenden Auswirkungen auf Wirtschaft und Gesellschaft.<br />
Die Schiene muss zukünftig in nennenswertem<br />
Maß Verkehr von der Straße übernehmen. Dazu ist sie aber<br />
derzeit nicht in der Lage. Entweder sind die Kosten nicht<br />
vertretbar oder die Lösungen technisch nicht realisierbar.<br />
Die heutigen Sattelaufl ieger und Megatrailer sind außerdem<br />
nicht mit den notwendigen technischen Einrichtungen ausgerüstet,<br />
um am klassischen kombinierten Verkehr teilzu-<br />
Wachstumsbarrieren beseitigen<br />
CargoBeamer ® bringt übliche Sattelaufl ieger kostengünstig<br />
und effi zient auf die Schiene. Zurzeit können nur circa<br />
15 Prozent aller am Straßenverkehr beteiligten Transportbehältnisse<br />
am unbegleiteten kombinierten Verkehr<br />
teilnehmen. Dabei handelt es sich um Wechselbrücken,<br />
Container und modifi zierte Sattelaufl ieger.<br />
CargoBeamer ® kann das Transportvolumen der Schiene<br />
dramatisch steigern. Dank dieses Systems sind auch alle<br />
nicht modifi zierten Sattelaufl ieger für den Gütertransport<br />
auf der Schiene geeignet. Das bedeutet, 45 Prozent aller<br />
Güter, die heute über die Straße rollen, könnten über<br />
weite Strecken auf der Schiene fahren. So hoch ist der<br />
Anteil, den in Deutschland zugelassene Sattelzüge transportieren.<br />
Noch besser sieht die Rechnung aus, die auch
18<br />
CARGOBEAMER ® | DEN VERKEHRSINFARKT VERMEIDEN<br />
ausländische Sattelaufl ieger und den Transitverkehr einbezieht.<br />
Dann steigt der Anteil am Frachtaufkommen, der<br />
vom ausschließlichen Straßentransport hin zum kombinierten<br />
Verkehr wechseln kann, auf etwa 70 Prozent. Das<br />
heißt, statt circa 15 Prozent – wie heute – können dann<br />
über 80 Prozent aller Straßenverkehrsgüter auf der Schiene<br />
transportiert werden. Ein neues Marktsegment wird<br />
geöffnet, ohne einen Verdrängungswettbewerb zu den<br />
bestehenden Systemen des unbegleiteten kombinierten<br />
Verkehrs auszulösen.<br />
Einfach und schnell umladen<br />
Kernelement der Innovation CargoBeamer ® ist ein robustes<br />
und einfaches System, um Güter zwischen Straße<br />
und Schiene umzuschlagen. Die Neuheit besteht im<br />
parallelen und automatisierten Horizontalumschlag von<br />
Standardsattelaufl iegern und Megatrailern. Sie können<br />
damit erstmals effi zient und profi tabel auf der Schiene<br />
transportiert werden. Das Be- und Entladen eines kompletten<br />
Zuges dauert beim sequentiellen Kranumschlag<br />
vier bis fünf Stunden. Dank des parallelen Horizontalumschlages<br />
sinkt die Umschlagszeit auf unter 20 Minuten.<br />
Ein weiterer Vorteil des Systems zeigt sich an Stellen, an<br />
denen die mitteleuropäische Normalspur im Osten und<br />
Westen auf breitere Schienenspurweiten trifft. Die patentrechtlich<br />
geschützte CargoBeamer ® -Technologie ermöglicht<br />
es, einen kompletten Zug in ebenfalls unter 20 Minuten<br />
von Normal- auf Breitspur umzuladen. Heute dauert<br />
dieser Vorgang etwa zwei bis drei Tage, weil die Güter<br />
einzeln mit dem Kran verladen oder alle Drehgestelle ausgetauscht<br />
oder verstellt werden müssen.<br />
CargoBeamer ® entkoppelt Straße und Schiene und nutzt<br />
gleichzeitig die jeweiligen Vorteile. Das System zeichnet<br />
sich durch eine einzigartige Profi tabilität für alle Nutzer<br />
aus. Lkw-Fahrer fungieren als „Taxi“ und transportieren<br />
das Frachtgut wie einen „Fahrgast“ im Nahverkehrsbereich<br />
zum „Bahnhof” CargoGate. Am CargoModule,<br />
gleichsam dem „Bahnsteig“, laden sie die Fracht ab. Die<br />
Ladegüter werden in Waggonaufsätzen arretiert, die sich<br />
auf dem Bahnsteig befi nden. Der Fahrer wartet nicht mehr<br />
auf den „Zug“ CargoJet und assistiert nicht wie bisher üblich<br />
beim Verladen. Die Zugmaschine verweilt weniger als<br />
die Hälfte der zuvor benötigten Zeit im Terminal und kann<br />
rascher den nächsten Transportauftrag übernehmen oder<br />
zuvor im CargoGate angekommene Aufl ieger, Container<br />
oder Wechselbrücken laden.<br />
Die abgestellten Ladegüter warten auf den planmäßig<br />
eintreffenden „Zug“ CargoJet. Dieser bringt auf seinen<br />
Waggonaufsätzen ebenfalls Ladegüter mit, die hier ihr Ziel<br />
erreichen. Der CargoJet muss für den kompletten Umschlagvorgang<br />
nur etwa gut zehn Minuten im CargoGate<br />
stehen. So schnell läuft das Be- und Entladen ab, bei<br />
dem die Waggonaufsätze durch Querverschieben ausgetauscht<br />
werden. Bei diesem parallelen und automatisierten<br />
Umschlag ist keine Unterstützung durch Lkw-Fahrer<br />
oder andere Hilfskräfte notwendig. Nach dem Umschlag<br />
legt der „Passagier“ Transportgut die Hauptstrecke auf<br />
der Schiene zurück, bevor er am „Zielbahnhof“ wieder<br />
von einem „Taxi“ abgeholt wird.<br />
Mit dem CargoBeamer ® fi ndet ein Paradigmenwechsel<br />
statt. Er überträgt die Prinzipien des erfolgreichen Personenverkehrs<br />
auf den Güterverkehr: Schnelle Shuttle-Züge mit<br />
kurzen Haltezeiten, ein schneller, autonomer und paralleler<br />
Umschlag sowie ein lokaler Zubringer an den Start- und Endpunkten<br />
des Schienentransports bieten völlig neue und effi -<br />
ziente Lösungen für aktuelle Probleme des Güterverkehrs.
CARGOBEAMER ® | DEN VERKEHRSINFARKT VERMEIDEN 19<br />
CARGOBEAMER ® | DIE TECHNOLOGIE<br />
CargoBeamer ® erlaubt den automatisierten, parallelen,<br />
schnellen und kostengünstigen Umschlagvorgang zwischen<br />
Straße und Schiene. Dadurch entsteht eine Win-<br />
Win-Situation für alle an der Wertschöpfungskette Betei-<br />
ligten im Güterverkehr. CargoBeamer ® wird signifi kantes<br />
Element einer koordinierten, ökologisch und ökonomisch<br />
sinnvollen europäischen Verkehrspolitik.<br />
Sattelzug fährt in CargoGate ein Sattelzug fährt in Waggonaufsatz ein Absatteln des Ladeguts im Waggonaufsatz<br />
Abholung angekommenes Ladegut Sattelzug verlässt CargoGate Ladegüter warten auf CargoJet<br />
CargoJet läuft in CargoGate ein Start der Horizontalverschiebung paralleler Horizontalumschlag der Ladegüter<br />
Ende der automatisierten Horizontalverschiebung CargoJet verlässt CargoGate Ladegut Abholung und Anlieferung
20<br />
CARGOBEAMER ® | DEN VERKEHRSINFARKT VERMEIDEN<br />
Vorteile für alle Nutzer<br />
Die modulare Ausführung der CargoGates erlaubt es, vorhandene<br />
Umschlaganlagen, Terminals oder Güterverteilzentren<br />
umzurüsten. Betreiber bestimmen die Anzahl der<br />
Gleise oder der Verladeplätze nach eigenem Ermessen<br />
und passen die Anlage den örtlichen Gegebenheiten an.<br />
So kann ein CargoGate beispielsweise ein oder mehrere<br />
Gleise mit bis zu 32 Verlademodulen enthalten. Da alle<br />
Module gleichzeitig be- und entladen, werden 64 Ladegüter<br />
pro Gleis binnen etwa zehn Minuten umgeschlagen.<br />
Ein konventionelles Terminal benötigt dafür circa drei<br />
Stunden. Der Durchsatz ist mit dem CargoBeamer ® 20-<br />
bis 50-mal höher als es zurzeit möglich ist.<br />
Weil CargoJets die Sattelaufl ieger in Waggonaufsätzen<br />
transportieren und diese Aufsätze für Steifi gkeit sorgen<br />
und Greiftaschen besitzen, können auch solche Aufl ieger<br />
mit Kränen verladen werden, die eigentlich nicht dazu<br />
geeignet sind. CargoJets lassen sich daher auch in konventionellen<br />
Kranterminals entladen – unter Verlust der<br />
hohen Durchsatzrate. Das robuste und einfache Design<br />
der mechanischen Komponenten des Systems Cargo-<br />
Beamer ® führt zu günstigen Investmentkosten und einer<br />
hohen Rentabilität für CargoGate-Betreiber und Spediteure.<br />
Die Transporteure erhöhen die Auslastung ihrer<br />
Zugmaschinen im lukrativeren Nahverkehrsbereich deutlich.<br />
Der Kunde kann auf niedrigere Transportkosten hoffen.<br />
Die Win-Win-Situation wirkt sich auf alle Stufen der<br />
Transportkette aus. Auch die Gesellschaft kommt nicht zu<br />
kurz: Sinkende Wartungskosten für Fernstraßen, weniger<br />
Staus und Verkehrsunfälle inklusive geringerer Folgekosten<br />
sowie verminderte CO 2<br />
- und Feinstaub-Emissionen<br />
summieren sich zu einem signifi kanten Vorteil.<br />
Ein Blick zurück nach vorn<br />
Die „Väter“ des CargoBeamer ® blicken auf langjährige Erfahrung<br />
zurück, die sie in innovativen Projekten zu Verkehrssystemen<br />
gesammelt haben. 1998 entwickelten
CARGOBEAMER ® | DEN VERKEHRSINFARKT VERMEIDEN 21<br />
Hans-Jürgen Weidemann und Michael Baier das Konzept<br />
CargoBeamer als privates Team. Mit Unterstützung von<br />
Fritz Merk schützten sie die Idee in den Jahren 1999 bis<br />
2003 durch mehrere Patente, Gebrauchsmuster und ein<br />
Warenzeichen.<br />
2001 regte Sachsens Wirtschaftsminister Kajo Schommer<br />
beim Dresdner Innovationszentrum Bahntechnik Europa<br />
e.V. (IZBE) an, ein effi zientes und kostengünstiges Nachfolgesystem<br />
für die subventionierte Rollende Landstraße<br />
Dresden-Losovice zu suchen. Der aussichtsreichste Kandidat<br />
war das System CargoBeamer ® . Das Erfi nderteam<br />
wurde nach Dresden eingeladen. Die Kompetenz der<br />
sächsischen Schienenfahrzeugindustrie und die Tragfähigkeit<br />
des IZBE-Netzwerkes überzeugten die Entwickler,<br />
ihr Projekt fortan in Sachsen voranzutreiben. 2003<br />
erfolgte schließlich die Gründung der CargoBeamer AG<br />
in Bautzen und eine enge Zusammenarbeit mit <strong>CIDEON</strong><br />
Engineering begann.<br />
Von 2004 bis 2006 stand die CargoBeamer AG an der<br />
Spitze eines Verbundes sächsischer Unternehmen und<br />
Forschungseinrichtungen, der im Rahmen des sächsischen<br />
Programms „FuE-Verbundprojektförderung“ das<br />
Logistik- und Gütertransportsystem weiter entwickelte<br />
und ein System-Pfl ichtenheft erstellte. Weitere Kooperationspartner<br />
neben der <strong>CIDEON</strong> Engineering GmbH waren<br />
die Bombardier Transportation Bahntechnologie Germany<br />
GmbH & Co. KG beziehungsweise die Waggonbau<br />
Niesky GmbH (jetzt Deutsche Bahn AG), die Lehmann<br />
Maschinenbau GmbH, das Steinbeis Transferzentrum<br />
Chemnitz und das Zentrum für angewandte Forschung<br />
und Technologie (ZAFT) e.V. an der Hochschule für Technik<br />
und Wirtschaft Dresden. Zusätzlich zu den Eigenmitteln<br />
der Partner fi nanzierten der Freistaat Sachsen und<br />
der Europäische Fonds für regionale Entwicklung (EFRE)<br />
das Verbundprojekt.<br />
Weichen, um zukünftig europaweite Verkehrsprobleme zu<br />
lösen.<br />
Die CargoBeamer AG wies 2007 gemeinsam mit Experten<br />
der Deutschen Bahn AG nach, dass der Systemansatz<br />
des CargoBeamer ® -Konzeptes enorme technische und<br />
wirtschaftliche Bedeutung besitzt. Dank dieser Expertise<br />
stellte eine schlagkräftige Investorengruppe die Mittel bereit,<br />
um eine Prototypanlage zu bauen.<br />
2008 wurde das Umsetzungsteam etabliert. Der Freistaat<br />
Sachsen hilft, die Realisierung weiter voran zu treiben.<br />
Die Bautzener CargoBeamer AG stützt sich hinsichtlich<br />
der Konstruktion des Rollenden Gutes, wie schon in<br />
der Konzeptionsphase, wieder auf die in Bahntechnik-<br />
Engineering erfahrene <strong>CIDEON</strong> Engineering. Die Konstruktion<br />
des Stehenden Gutes erfolgt in Zusammenarbeit mit<br />
Lehmann Maschinenbau. Die begleitenden Simulationsaufgaben<br />
übernahm die Otto-von-Guericke-Universität<br />
Magdeburg. Das Bremssystem entsteht unter Beteiligung<br />
von Knorr-Bremse Deutschland. Mittlerweile ist auch ein<br />
neuer sächsischer Partner an Bord – die LRS Leipzig Rail<br />
Service GmbH. Sie unterstützt Bau und Test der Prototypen<br />
des CargoJet-Waggons. Das Zusammenspiel renommierter<br />
Unternehmen lässt den für 2010 geplanten<br />
Prototypen in greifbare Nähe rücken.<br />
Der Freistaat baute auf die sächsische Kompetenz im<br />
Schienenfahrzeugbau und stellte damit strategisch die
22<br />
DB | QUANTENSPRUNG IN DER MATERIALWIRTSCHAFT
DB | QUANTENSPRUNG IN DER MATERIALWIRTSCHAFT<br />
23<br />
QUANTENSPRUNG IN DER MATERIALWIRTSCHAFT<br />
Das DB Werk Kassel setzt ein umfangreiches Projekt<br />
um, dessen Ergebnis ein ganzheitliches Lagerund<br />
Logistikkonzept ist. Die Projektleitung übernahm<br />
die <strong>CIDEON</strong> Engineering GmbH.<br />
In Kassel arbeitet eines der wichtigsten Instandhaltungswerke<br />
der Deutschen Bahn. Das Werk Kassel ist verantwortlich<br />
für die Instandsetzung und Modernisierung aller<br />
Dieseltriebzüge. Die Anforderungen an das Werk und jeden<br />
Mitarbeiter steigen in den kommenden Jahren weiter.<br />
Technologie, Arbeitsvorbereitung und letztlich die gesamte<br />
Infrastruktur im Unternehmen müssen auf dem neuesten<br />
Stand sein. Nur so kann das Werk seine Aufgaben erfüllen<br />
und gleichzeitig wirtschaftlich arbeiten.<br />
Die Effi zienz in Materialwirtschaft und Logistik spielt für<br />
das Instandhaltungswerk eine entscheidende Rolle. Eine<br />
Neugestaltung der Infrastruktur beider Bereiche stand an.<br />
Die Planungen waren im Frühjahr 2007 weitgehend abgeschlossen<br />
und konnten in die Realität umgesetzt werden.<br />
Das Projekt umfasst im Wesentlichen den Umbau der<br />
bestehenden Lager in der Halle 2 und den Neubau einer<br />
großen Lagerhalle. Bis dahin bestanden 34 Lagerorte,<br />
über das gesamte Werk verstreut. Zukünftig wird das Material<br />
an sechs Orten aufbewahrt, die alle mit moderner<br />
Lagertechnik ausgestattet sind.<br />
Diese Bauvorhaben allein wären schon eine große Herausforderung<br />
gewesen. Doch parallel dazu erhält die<br />
gesamte Materialwirtschaft ein Lagerverwaltungssytem<br />
(LVS), das auf SAP-Basis arbeitet. Um beide Projekte umzusetzen,<br />
stellte das Instandhaltungswerk ein Team aus<br />
internen und externen Mitarbeitern zusammen und unterteilte<br />
das Gesamtvorhaben in sechs Teilprojekte.<br />
Ein Projekt von dieser Größenordnung konnte ein Werksangehöriger<br />
neben seinem Tagesgeschäft nicht verantwortlich<br />
leiten und steuern. Deshalb entschied das DB<br />
Werk Kassel, einem externen Fachmann die Gesamtprojektleitung<br />
zu übertragen und betraute Wolfgang Stumvoll<br />
von der <strong>CIDEON</strong> Engineering mit dieser Funktion.<br />
Insgesamt achtmal traf sich der Lenkungskreis für das<br />
Projekt. Die Mitglieder gaben Statusberichte zu jedem<br />
Teilprojekt ab und übten eine zeitnahe Terminkontrolle<br />
aus. Alle 14 Tage fanden Projektleitungssitzungen statt,<br />
um aktuelle Maßnahmen zu koordinieren und die nächsten<br />
Schritte abzustimmen.<br />
Der Gesamtprojektleiter der <strong>CIDEON</strong> Engineering hatte<br />
ein umfangreiches Aufgabenpaket zu schultern. Er führte<br />
das Projektmanagement über alle Leistungsphasen durch<br />
und steuerte Termine, Kosten und Leistungen. Ihm oblagen<br />
einerseits einige Abstimmungen mit Auftraggebern,<br />
andererseits musste er Termine bei den Firmen durchsetzen,<br />
die an Planung und Ausführung des Projektes<br />
beteiligt waren. Falls der Ablauf an unvorhergesehene<br />
Ereignisse angepasst werden musste, stimmte er die<br />
notwendigen Maßnahmen ab. Das bedeutete auch, alle<br />
Planungen und eventuelle Planungsänderungen daraufhin<br />
zu überprüfen, dass die Einhaltung der Projektziele in<br />
wirtschaftlicher und vertraglicher Hinsicht gewährleistet<br />
waren. Im Projektmanagement erfordert dieses Vorgehen<br />
ein rollierendes Aufstellen und Fortschreiben des Terminplanes.<br />
Herr Stumvoll überprüfte auch, ob die Terminpläne<br />
der beteiligten Firmen mit den Detailplänen der Ausführung<br />
übereinstimmten, und wirkte bei der Abnahme aller<br />
Teilgewerke mit.
24<br />
DB | QUANTENSPRUNG IN DER MATERIALWIRTSCHAFT<br />
Bevor überhaupt der Neubau einer Lagerhalle und der<br />
Umbau einer anderen beginnen konnten, standen mehrere<br />
Umzüge an. Bei der Organisation dieser Aufgabe<br />
unterschieden die Planer die Materialsorten nach „Langsam-“<br />
und „Schnelldrehern“. Es gibt Materialsorten, die<br />
auf Grund der Bauartenvielfalt nur selten benötigt werden<br />
– die Langsamdreher.<br />
Andere Materialsorten werden häufi g verwendet – die<br />
Schnelldreher. Letztere lagerten während der Baumaßnahmen<br />
in Ausweichkapazitäten innerhalb des Werkes,<br />
im Notfall auch in Zelten. Die Langsamdreher wurden zu<br />
einer Speditionsfi rma nach Eschwege und in das Werk<br />
Chemnitz ausgelagert. Das hieß, das gesamte Material<br />
komplett einmal zu bewegen. Allein im Kleinteilelager<br />
waren circa 15.000 Sichtstapelbehälter mit rund 14.000<br />
Materialpositionen auf Achse. Aus dem Palettenlager fanden<br />
etwa 4.000 Flach- und Gitterboxpaletten einen neuen<br />
Standort. Dazu kam eine Vielzahl von Radsätzen, Drehgestellen,<br />
Powerpacks und Großtauschteilen wie Fronthauben<br />
und Abgasanlagen. Oberste Prämisse war dabei,<br />
permanent die tägliche Versorgung der Werkstätten sicherzustellen.<br />
Eine Leistung, die umso mehr Beachtung<br />
verdient, da das Werk 2007 und 2008 die höchste Zahl<br />
an Fahrzeugen in seiner Geschichte ausstößt.<br />
Der Umbau der Lagerhalle 2 begann im Juni 2007 mit dem<br />
ersten Bauabschnitt, dem Hallenschiff 1. Hier entstanden<br />
ein automatisches Kleinteilelager (AKL), jeweils ein neuer<br />
Bereich für Wareneingang und Kommissionierung und die<br />
ersten beiden Regalzeilen eines neuen Schmalgang-Palettenlagers.<br />
Zuvor mussten die Baufi rmen das gesamte<br />
Hallenschiff 1 entkernen, den Fußboden neu betonieren<br />
und in der Halle die technische Gebäudeausrüstung erneuern.<br />
Das automatische Kleinteilelager ist in der Lage,<br />
20.000 Behälter in drei verschiedenen Größen aufzunehmen<br />
und lagert die Behälter vollautomatisch ein und aus.<br />
Es funktioniert nach chaotischer Lagerung. Die Inbetriebnahme<br />
erfolgte im Dezember 2007.<br />
Sofort im Anschluss zogen das alte Kleinteilelager aus<br />
dem Hallenschiff 2 und das restliche Palettenlager um.<br />
Mitarbeiter und zusätzliche Leiharbeitskräfte arbeiteten<br />
dabei in drei Schichten. Parallel erfolgte eine Inventur, da<br />
alle Teile aus den alten Behältern in neue Behälter mit Barcode<br />
umgepackt wurden. Der Umzug erfolgte nach einem<br />
engen Terminplan, so dass der zweite Bauabschnitt im<br />
Hallenschiff 2 Ende Februar 2008 beginnen konnte.<br />
Auch hier wurden der Fußboden und die technische Gebäudeausrüstung<br />
erneuert, anschließend neue Regal- und<br />
Bedientechnik installiert. Im Juni 2008 ging das Hallenschiff<br />
2, ausgerüstet mit neuem Schmalgangpalettenlager<br />
und Fördertechnik, in Betrieb.<br />
Bis Mai 2008 entstand gleichzeitig im alten Wareneingangsund<br />
Versandgebäude eine Schutzzeug- und Gerätestelle.<br />
Denn erst nachdem die Gerätestelle umgezogen war, konnten<br />
die Bauleute mit dem letzten Bauabschnitt des Projekts,<br />
dem Warenausgang, beginnen. Wenn er fertig gestellt ist<br />
und alle intern und extern gelagerten Paletten am vorgesehenen<br />
Platz stehen, verfügt das Werk Kassel über ein hochmodernes<br />
Lager mit einer Logistik, die allen Anforderungen<br />
an die moderne Lagerwirtschaft gerecht wird.<br />
Doch nicht genug mit dem Bauprojekt. Gleichzeitig führte<br />
das Werk Kassel als viertes der 15 Werke der DB Fahrzeuginstandhaltung<br />
GmbH ein Lagerverwaltungssystem<br />
ein. Zieltermin zur Scharfschaltung war der Zeitraum vom<br />
17. bis zum 23. September 2007. Dabei standen zahlreiche<br />
Vorarbeiten an. Die Mitarbeiter mussten die Materialstammdaten<br />
pfl egen, die Mindesthaltbarkeitsdaten
DB | QUANTENSPRUNG IN DER MATERIALWIRTSCHAFT<br />
25<br />
einarbeiten, die Lagerstrukturen kennzeichnen und anpassen<br />
und eine neue Lagertopologie erstellen. Schließlich<br />
erfolgte noch die Qualifi zierung der Kollegen hinsichtlich<br />
des neuen Lagerverwaltungssystems.<br />
Für die laufende Fertigung bedeutete das einen eingeschränkten<br />
Betrieb. In dem Zeitfenster von Abschaltung<br />
des alten Systems bis zur Inbetriebnahme des neuen Systems<br />
konnten keine Buchungen vorgenommen werden.<br />
Es gab nur ein absolutes Minimum an Lagerbewegungen.<br />
Die sehr gute Vorbereitung und der tatkräftige Einsatz aller<br />
beteiligten Mitarbeiter machten die Umstellung zum Erfolg.<br />
Bereits nach zwei Werktagen liefen die ersten Buchungen<br />
über das neue Lagerverwaltungssystem. Insgesamt<br />
gelang es dem engagierten Einführungsteam, das<br />
Zeitfenster auf nur 3,5 Tage zu verkürzen und damit die<br />
Beeinträchtigung der Fertigung deutlich zu verringern.<br />
Zeitgleich mit dem Baustart an der Halle 2 liefen die Vorbereitungen<br />
zum Neubau einer 5.200 Quadratmeter großen<br />
Lagerhalle an. In dieser neuen Halle 4 fi nden zukünftig<br />
die Hauptbauteile konzentriert und qualitätsgerecht Platz,<br />
insbesondere Drehgestelle, Radsätze und Powerpacks.<br />
Drehgestelle lagern zweifach, Radsätze fünffach übereinander.<br />
Spezielle Lager- und Bedientechnik sichert den<br />
schnellen und effi zienten Zugriff auf diese Komponenten.<br />
Trotz des schlechten Wetters im Oktober und November<br />
2007 endeten die Vorarbeiten termingerecht. Damit<br />
konnten noch vor Weihnachten die Fundamente gegossen<br />
und die Betonpfeiler mit den Dachbindern gesetzt<br />
werden. Anfang 2008 stellten die Baufi rmen das Dach<br />
und die Fassade fertig und brachten die Bodenplatte ein.<br />
Anschließend kamen die Installation der technischen Gebäudeausrüstung,<br />
der Einbau der Regaltechnik und die<br />
Sanierung der Außenfl ächen an die Reihe. Anfang Juli<br />
2008 ging die neue Halle 4 in Betrieb.<br />
Ein weiterer logistischer Kraftakt folgte zum Abschluss.<br />
Alle internen und externen Zwischenlager wurden umge-
26<br />
DB | QUANTENSPRUNG IN DER MATERIALWIRTSCHAFT<br />
hend aufgelöst und die Materialien ohne Störung des Betriebsablaufes<br />
zum neuen Lagerort gebracht.<br />
Zu dem ganzheitlichen Lager- und Logistikkonzept gehört<br />
auch ein Beleg-Leit-System (BLS). Das Werk Kassel<br />
wird es zum Abschluss des Gesamtprojekts einführen.<br />
Beleg-Leit-System und Lagerverwaltungssystem sind per<br />
Funkanbindung verbunden. So optimiert das Lagerverwaltungssystem<br />
die Transportaufträge und übermittelt sie<br />
den Staplerfahrern per WLAN auf das Handheld. Die Fahrer<br />
melden alle Prozessschritte, das heißt die Ablieferung<br />
der richtigen Palette am richtigen Ort, mit einer Buchung<br />
über den Handscanner zurück. So kann das Unternehmen<br />
jederzeit den Lieferstatus einer Materialanforderung<br />
verfolgen und entsprechend steuern. Ganz gleich, ob es<br />
sich um einen ganz „normalen“ oder einen „Eilauftrag“<br />
handelt – der Staplerfahrer arbeitet einfach den nächsten<br />
Auftrag auf seinem Display ab.<br />
Für diese Aufgabe gab das Werk Kassel eine Funkausleuchtung<br />
in Auftrag, damit in allen Werk- und Lagerhallen die notwendige<br />
Anzahl von 17 Access Points mit optimal gerichteten<br />
Antennen zur Verfügung steht. Im Mai 2008 erfolgten die<br />
Abnahmetests der Hardware und des Systems.<br />
Allein die Darstellung der wesentlichen Punkte lässt unschwer<br />
erkennen, wie ungemein komplex das Gesamtprojekt<br />
ist. Die Verantwortlichen mussten den Um- und<br />
Neubau steuern, die Implementierung neuer Systeme in<br />
der Datenverarbeitung und deren Auswirkungen auf alle<br />
Prozesse im Bereich Lager und Logistik koordinieren so-<br />
wie die Umzüge der Lagerbereiche organisieren. Viele verschiedene<br />
Bereiche innerhalb und außerhalb des Werkes<br />
Kassel arbeiteten Hand in Hand. Für alle einzelnen Schritte<br />
waren immer konkrete Aufgaben und Termine festzulegen<br />
und deren Erledigung zu kontrollieren.<br />
Dass es dabei zu Termin- und Ressourcenkonfl ikten im<br />
Tagesgeschäft kommt, kennt jeder Insider aus eigenem<br />
Erleben. Umso mehr war hier ein erfahrener Projektleiter<br />
gefragt. Wolfgang Stumvoll von <strong>CIDEON</strong> Engineering<br />
kennt den gesamten Prozess der Instandhaltung<br />
von Schienenfahrzeugen und weiß um die gegenseitigen<br />
Abhängigkeiten. Immer wenn eine Verzögerung drohte,<br />
suchte er selbst mit nach pragmatischen Lösungen. Das<br />
war notwendig, schließlich setzte das Werk Kassel das<br />
gesamte Projekt „unter dem laufenden Rad“ um, das<br />
heißt, die Fertigung musste über die gesamte Laufzeit<br />
kontinuierlich mit Material versorgt werden.<br />
Der bisherige Projektverlauf ist sehr positiv zu bewerten.<br />
Fast alle Meilensteine erreichten die Beteiligten termingerecht<br />
oder sogar ein bis zwei Wochen vorfristig. Gab es<br />
Verzögerungen, so hatten sie objektive Gründe und wurden<br />
beziehungsweise werden ausgeglichen. Analog sieht<br />
es mit der Einhaltung der Kostenbudgets aus. Zu diesem<br />
planmäßigen und „unaufgeregten“ Projektablauf und den<br />
bisher erreichten Ergebnissen hat auch der Projektleiter<br />
maßgeblich beigetragen. Unsere Entscheidung, einen externen<br />
Projektleiter einzusetzen und diese Funktion der<br />
<strong>CIDEON</strong> Engineering zu übertragen, hat sich als gut und<br />
richtig erwiesen.<br />
Mit diesem Projekt schafft das Werk Kassel einen Quantensprung<br />
im Bereich Lager und Logistik und übernimmt<br />
auf diesem Gebiet de facto die „Technologieführerschaft“<br />
im Werkverbund der Deutschen Bahn. Einige andere<br />
Werke betrachten bereits sehr interessiert die völlig neue,<br />
hochmoderne Lagerhaltung und denken über ähnliche<br />
Lösungen nach. <strong>CIDEON</strong> Engineering kann hier anknüpfen<br />
und womöglich folgen auf Kassel weitere gemeinsame<br />
Projekte mit der DB Fahrzeuginstandhaltung.
DB | QUANTENSPRUNG IN DER MATERIALWIRTSCHAFT<br />
27
28<br />
IZBE | KOMPETENZNETZWERK BAHNTECHNIK
IZBE | KOMPETENZNETZWERK BAHNTECHNIK<br />
29<br />
INTERDISZIPLINÄRE KOOPERATION ALS KATA-<br />
LYSATOR FÜR DEN TECHNISCHEN FORTSCHRITT<br />
IN DER BAHNTECHNIK<br />
Bahntechnik-Kompetenznetz in der über 170-jährigen Tradition europäischer Ingenieurskunst<br />
Das Innovationszentrum<br />
Bahntechnik Europa e.V.<br />
(IZBE) wurde im Jahr 2000 zunächst als Innovationszentrum<br />
Bahntechnik Sachsen e.V. gegründet.<br />
Ziel der Gründungsmitglieder – unter ihnen die<br />
<strong>CIDEON</strong> Engineering GmbH – war es, eine unabhängige<br />
und übergreifende Organisation von in der<br />
Bahntechnikbranche tätigen Unternehmen, Konsultanten<br />
und Forschungsorganisationen zu schaffen.<br />
Diese sollte sowohl eine Plattform für den Informationsaustausch<br />
zwischen den Mitgliedern bieten, als<br />
auch zielgerichtet Kontakte zu Erfahrungsträgern<br />
anderer Fachgebiete herstellen, um gemeinsame<br />
Entwicklungsvorhaben und ähnliche Aktivitäten zu<br />
befördern.<br />
Die sächsische Bahntechnik kann auf eine über 170-jährige<br />
Entwicklung zurückblicken. Dieser Prozess fand von<br />
Anfang an im europäischen Kontext statt und war stets<br />
durch das Zusammenwirken verschiedener Fachrichtungen<br />
geprägt. Dafür stehen mit George Stephenson<br />
und Johann Andreas Schubert zwei frühe große Eisenbahningenieure<br />
der damals in der Bahntechnik führenden<br />
Johann Andreas Schubert<br />
George Stephenson<br />
Nationen England und Deutschland, die sich beide gleichermaßen<br />
sowohl der Fahrzeugtechnik als auch dem<br />
Fahrweg widmeten. Entsprechend vielschichtig verlief<br />
auch die weitere Geschichte des technischen und wirtschaftlichen<br />
Wettbewerbs der beiden genannten europäischen<br />
Eisenbahnnationen. Seitdem führte eine lange<br />
Entwicklung zu dem modernen umweltfreundlichen<br />
Verkehrssystem „Bahn“ wie wir es heute kennen – mit<br />
weltweiter Verbreitung, aber unterschiedlichen nationalen<br />
Standards und Vorschriftensystemen. Mit Blick auf die<br />
weltweite wirtschaftliche Globalisierung ist nun einerseits<br />
eine Harmonisierung der nationalen europäischen Eisenbahnen<br />
notwendiger denn je, andererseits muss der Europäische<br />
Verkehrsraum besser an die im Osten und Süden<br />
benachbarten Wirtschaftsregionen angebunden werden.<br />
Die zukünftige Gestaltung entsprechender Verkehrswege<br />
ist inzwischen durch Festlegung verschiedener Verkehrskorridore<br />
und -trassen in Grundsatzdokumenten der EU<br />
detailliert untersetzt worden.<br />
Da die Bundesrepublik Deutschland sich geografi sch im<br />
Kreuzungsbereich der geplanten wichtigen europäischen<br />
Nord-Süd- bzw. Ost-West-Verkehrswege befi ndet, eröffnen<br />
sich auch für die Mitglieder des IZBE neue Tätigkeitsfelder.<br />
Der im Süd-Ost-Bereich dieser Verkehrswegekreuzung<br />
gelegene Standort Sachsen mit seiner langen<br />
Eisenbahntradition – mitten im erweiterten Europa – bietet<br />
dafür sehr gute Voraussetzungen. In diesem Sinne erfolgte<br />
2003 eine Erweiterung des Tätigkeitsbereichs des<br />
Vereins. In Abstimmung mit dem Sächsischen Staatsministerium<br />
für Wirtschaft und Arbeit, welches das IZBE<br />
seinerzeit mit einer Anschubfi nanzierung unterstützt hatte,<br />
erfolgte konsequenterweise auch eine Umbenennung des<br />
Vereins mit dem direkten Bezug auf Europa.
30<br />
IZBE | KOMPETENZNETZWERK BAHNTECHNIK<br />
Die Entwicklung der letzten Jahre brachte wegen der<br />
stetig steigenden Passagierzahlen im Personenverkehr<br />
sowie dem z. Zt. jährlich im zweistelligen Prozentbereich<br />
wachsenden Aufkommen an Frachtgut anspruchsvolle<br />
Anforderungen an die Organisation des Verkehrs sowie<br />
die Entwicklung zukünftiger Fahrzeuggenerationen<br />
mit sich. In Zusammenhang damit steht mit dem sog.<br />
Kombinierten Verkehr ein weiterer Problemkreis, der<br />
die Optimierung des Zusammenwirkens verschiedener<br />
Transportmittel und Umschlagtechnologien für Fracht<br />
betrifft.<br />
Das stellt insbesondere auch die Bahntechnik vor neue<br />
Herausforderungen. Das IZBE informiert über diese<br />
Trends und wirkt bei der Entwicklung entsprechender Lösungsansätze<br />
mit. Im technologischen Fokus des IZBE<br />
liegen insbesondere die Schwerpunkte der genannten<br />
Problemkreise, die die Bahnbranche betreffen. Jedem<br />
solchen Themengebiet ist im IZBE ein Arbeitskreis von<br />
Vertretern jeweils interessierter Mitglieder zugeordnet.<br />
Derzeit betrifft das<br />
• Ausbildung<br />
• Betrieb und Verkehr<br />
• Elektrische Anlagen<br />
• Fahrzeugtechnik<br />
• Verkehrswegebau<br />
Darüber hinaus ist das IZBE offen, auf neue fachliche Entwicklungen<br />
oder Erfordernisse von Mitgliedern mit eigenen<br />
Aktivitäten zu reagieren.<br />
Profil des IZBE<br />
Das IZBE widmet sich der angewandten Forschung und<br />
Entwicklung mit dem Schwerpunkt der praxisrelevanten<br />
Umsetzung von Erkenntnissen, Produktideen und neuen<br />
Technologien in der Bahnindustrie sowie dem entsprechenden<br />
Austausch von Informationen. Die Gründung<br />
erfolgte, weil eine unabhängige Einrichtung mit dieser<br />
Zielstellung nicht existierte. Ländergebundene oder kom-
IZBE | KOMPETENZNETZWERK BAHNTECHNIK<br />
31<br />
munale Initiativen der Wirtschaftsförderung konzentrieren<br />
sich naturgemäß auf Aspekte der Standortpfl ege, weniger<br />
aber auf inhaltliche Fragen. Akademische Einrichtungen<br />
oder deren assoziierte Körperschaften hingegen<br />
verfolgen spezielle Interessen entsprechend der jeweiligen<br />
fachlichen Ausrichtung. Insofern liegt gerade in dem gemeinsamen<br />
Wirken von Forschungseinrichtungen, Ingenieurbüros,<br />
Fahrzeug- und Komponentenherstellern sowie<br />
Verkehrsunternehmen unter einem politisch und wirtschaftlich<br />
unabhängigen Dach ein Alleinstellungsmerkmal<br />
des IZBE.<br />
Der Verein versteht sich als Interessenvertretung und<br />
Dienstleister seiner Mitglieder, wobei stets gern mit externen<br />
Partnern kooperiert wird, wenn das für die jeweiligen<br />
Aktivitäten förderlich ist. In diesem Sinne widmet man sich<br />
folgenden zentralen Aufgaben:<br />
• regelmäßige Informationen zu aktuellen Entwicklungstrends<br />
auf dem Gebiet der Bahntechnik,<br />
• Organisation von Fachveranstaltungen,<br />
• Unterstützung in technischen Fragen, bei der Anbahnung<br />
von Entwicklungsvorhaben sowie Hilfestellung<br />
im Projektmanagement und in Fragen der<br />
Einwerbung von Fördermitteln bis hin zur Ergebnisverwertung.<br />
ein „Europa wird grenzenlos e.V.“ mit Sitz in Wien. Seit<br />
2007 arbeitet das IZBE in der Initiative „Kompetenznetze<br />
Deutschland“ des BMWi mit. Dadurch wurde die Basis<br />
für die Kooperation mit Fachleuten aus allen modernen<br />
Hochtechnologien wesentlich verbreitert.<br />
Highlights<br />
Schwerpunkte des IZBE sind die Organisation von<br />
Fachveranstaltungen, von Gemeinschaftsständen auf<br />
ausgewählten Messen sowie die Unterstützung von<br />
F&E-Projekten.<br />
Fachveranstaltungen<br />
Aktuelle Themen waren zuletzt Europäische Verkehrskorridore<br />
(Parlamentarischer Abend 01/2007 bzw. Symposium<br />
„Mobilität in der erweiterten EU“ 04/2007) und<br />
Elektrik von Fahrzeugen und Ausrüstungen (Symposien<br />
„Elektrische Fahrzeugantriebe und -komponenten“<br />
11/2006 und „Sicherheit bei Bahnenergieversorgung und<br />
Fahrzeugausrüstung“ 11/2007).<br />
Darüber hinaus bietet das IZBE eine Plattform für die Bildung<br />
von projektbezogenen Konsortien zur Akquirierung<br />
größerer Aufträge.<br />
Die Entwicklungen anderer Fachgebiete (z. B. Energietechnik,<br />
Materialwissenschaften, ...) sowie der ständige<br />
Gedankenaustausch mit den beteiligten Akteuren generieren<br />
ständig neue inhaltliche Anknüpfungspunkte für<br />
Aktivitäten. Dem dienen auch die Mitgliedschaften des<br />
IZBE in der „Allianz pro Schiene e.V.“, in der „Deutschen<br />
Verkehrswissenschaftlichen Gesellschaft“ sowie im Ver-<br />
Gedankenaustausch zu Fragen der Europäischen Verkehrskorridore auf<br />
einem parlamentarischen Abend in Dresden (v.l.n.r.: Dr. R. Zabel, E.<br />
Fricke, W. Finkbohner, K. Fischer)
32<br />
IZBE | KOMPETENZNETZWERK BAHNTECHNIK<br />
Messeteilnahme<br />
Seit 2002 organisiert das IZBE regelmäßig einen Gemeinschaftsstand<br />
auf der internationalen Branchenmesse InnoTrans,<br />
der gleichermaßen Vereinsmitgliedern und externen<br />
Partnern offen steht. Im Juni 2007 nahm eine Gruppe<br />
von Mitgliedern des IZBE auf einem Gemeinschaftsstand<br />
an der Messe AfricaRail in Johannesburg teil.<br />
stand war die Erarbeitung einer strategischen Studie für<br />
ein Fahrzeugkonzept auf einem innovativen magnetischen<br />
Fahrweg. Neben einer Optimierung der magnetischen<br />
Kreise für das Tragfeld wurden Lösungen für einen geeigneten<br />
Linearantrieb erarbeitet und zwecks Nachweis des<br />
Funktionsprinzips ein erster Demonstrator konstruiert und<br />
gebaut.<br />
Die Konzeptstudie CargoBeamer ® baute auf vorhandenen<br />
Vorarbeiten der Entwickler eines neuartigen<br />
Transportsystems für den Kombinierten Verkehr auf.<br />
Im Rahmen dieses Projekts wurden ein Fahrzeugkonzept<br />
bzw. Varianten von Umschlageinrichtungen für den<br />
Transport bzw. Straße-Schiene-Umschlag von konventionellen<br />
Trailern erarbeitet sowie Auslegung und Bau von<br />
Prototypen vorbereitet.<br />
Der Gemeinschaftsstand des IZBE auf der InnoTrans 2006<br />
Projekte<br />
Die breite Mitgliederstruktur des IZBE ermöglicht es, sowohl<br />
Projekte der Grundlagenforschung zu betreuen als<br />
auch im Bereich der Applikation und Überleitung von Entwicklungsergebnissen<br />
tätig zu werden. Beispielhaft seien<br />
hier vier Projekte genannt und kurz charakterisiert.<br />
Dem Bereich der Grundlagenentwicklung ist das Projekt<br />
SupraTrans (www.supratrans.de) zuzuordnen. Gegen-<br />
Auf Initiative mehrerer mittelständischer Zulieferfi rmen<br />
konnte mittels NEMO-Fördermitteln des BMWi das Netzwerk<br />
Railias aufgebaut werden. Schwerpunkt ist die gemeinsame<br />
Akquirierung größerer Aufträge (Entwürfe,<br />
Ausrüstungen und Service für Schienenfahrzeuge) für Systemhäuser.<br />
ist eine eingetragene Marke des IZBE.<br />
Eine Förderung aus dem 6. EU-Rahmenprogramm ermöglichte<br />
die Realisierung von TRIMOTRANS. Auch<br />
dieses Vorhaben hat eine Aufgabenstellung des Kombinierten<br />
Verkehrs zum Inhalt. Dabei geht es um die Entwicklung<br />
harmonisierter Ladeeinheiten für den sog. trimodalen<br />
Transport, was Transportbehälter und Technologien<br />
für den vereinfachten Umschlag von Frachtgut zwischen<br />
LKW, Eisenbahn und Binnenschiff betrifft.<br />
CAD-Modell des SupraTrans-Fahrzeugdemonstrators
IZBE | KOMPETENZNETZWERK BAHNTECHNIK<br />
33<br />
Die <strong>CIDEON</strong> Engineering GmbH –<br />
Mitglied des IZBE<br />
Moderne Schienenfahrzeuge sind ausgefeilte technische<br />
Systeme, die aus vielen mechanischen, mechatronischen<br />
und elektrischen Komponenten sowie Sonderbaugruppen<br />
bestehen. Bereits die Konstruktion der tragenden Baugruppen<br />
dieser Fahrzeuge setzt ein komplexes fachliches<br />
Hintergrundwissen voraus, das im professionellen Zusammenwirken<br />
von Konstrukteuren, Statikern und Spezialisten<br />
weiterer Fachgebiete zur Anwendung gebracht<br />
und ständig aktualisiert werden muss.<br />
Eine weitere wichtige Voraussetzung dafür ist die souveräne<br />
Beherrschung moderner computergestützter Entwurfs-<br />
und Berechnungswerkzeuge durch die Mitarbeiter,<br />
was gelegentlich auch die Mitwirkung an der Weiterentwicklung<br />
dieser Software einschließt. Aus der historisch<br />
gewachsenen Symbiose mit den zur <strong>CIDEON</strong> AG als<br />
übergeordneter Holding gehörenden beiden Schwester-<br />
fi rmen <strong>CIDEON</strong> Software GmbH und <strong>CIDEON</strong> Systems<br />
GmbH mit den Tätigkeitsschwerpunkten EDM-Software<br />
und CAD-Systeme hat sich dafür ein ideales technisches<br />
Umfeld entwickelt.<br />
Das Team der <strong>CIDEON</strong> Engineering GmbH stellt sich seit<br />
Gründung der Firma engagiert diesem umfassenden Anspruch<br />
und hat darüber hinaus mehrere F&E-Projekte mit<br />
initiiert. Im Zusammenwirken mit weiteren Partnern konnten<br />
bzw. können Projekte wie CargoBeamer ® , SupraTrans und<br />
derzeit TRIMOTRANS verwirklicht werden. Gemeinsam mit<br />
den anderen Mitgliedern des IZBE hat man auf diese Weise<br />
in den vergangenen Jahren ein Kompetenznetzwerk aufgebaut,<br />
welches auch Symposien und andere Aktivitäten<br />
des IZBE befördert und mit einem internationalen Kreis von<br />
Fachleuten verschiedener Disziplinen in fruchtbarem Austausch<br />
der Ideen steht. Der weitere Ausbau der Kontakte<br />
und Geschäftsbeziehungen ins In- und Ausland ist dabei<br />
für die <strong>CIDEON</strong> Engineering GmbH und das IZBE ein gemeinsamer<br />
perspektivischer Tätigkeitsschwerpunkt.
34<br />
SIEMENS | INTERVIEW<br />
INTERVIEW MIT KLAUS LUBOSCH, SIEMENS AG<br />
INDUSTRY SECTOR, MOBILITY DIVISION, ROLLING<br />
STOCK CTO (CHIEF TECHNOLOGY OFFICER)<br />
Das Interview führte Eckhard Rönnecke, <strong>CIDEON</strong> Engineering GmbH.<br />
E.R.: Die Siemens AG erfährt zum gegenwärtigen<br />
Zeitpunkt eine Vielzahl organisatorischer und struktureller<br />
Veränderungen. Wie machen sich diese Veränderungen<br />
in dem Bereich Rolling Stock bei der Siemens<br />
AG bemerkbar?<br />
K.L.: Der Markt wird intensiv umkämpft und die Anforderungen<br />
an uns steigen ständig. Der Wandel ist ein integraler<br />
Bestandteil jedes erfolgreichen Geschäfts. Eine<br />
Anpassung der Struktur an die Aufgaben von Morgen ist<br />
nicht nur sinnvoll, sondern auch notwendig für das Überleben<br />
des Unternehmens.<br />
Eckpunkte der Rolling Stock Reorganisation sind die Segment-Aufstellung<br />
und eine klare Portfolio- und Plattform-<br />
Orientierung.<br />
Die größten Synergien gibt es im Segment Public Transport.<br />
Hier wird der Passanger Rolling Stock Markt der Bereiche<br />
Light Rail, Metros, High-Speed und Commuter Rail<br />
zusammengefasst.<br />
Im Bereich Locomotives, Bogies und Components geht<br />
es um die Sicherstellung der Wettbewerbsfähigkeit im<br />
Komponentengeschäft.<br />
Wenn Sie sich das Wachstum bei Umsatz und Auftragseingang<br />
ansehen, dann zeigt das, dass wir mit dieser Aufstellung<br />
gute Zukunftschancen bei unseren Kunden haben.<br />
Bei all den guten Perspektiven gibt es jedoch ein großes<br />
Aber: die Korruptionsaffäre und der Schaden, der dem<br />
Unternehmen dadurch erwächst. Compliance, also die
SIEMENS | INTERVIEW<br />
35<br />
Einhaltung der Gesetze und Vorschriften wird für uns alle<br />
eine dauerhafte Aufgabe sein.<br />
E.R.: Vor welchen großen Herausforderungen stehen<br />
Sie bei der Lokomotiventwicklung im Allgemeinen und<br />
in der europäischen Harmonisierung im Speziellen im<br />
Moment?<br />
K.L.: In Europa ist heute noch kein uneingeschränkter<br />
Schienenverkehr möglich.<br />
Mit unserem Eurosprinter ES64U4 einer Universallokomotive<br />
für den Güter- und Passagierverkehr haben wir in den<br />
vergangenen acht Jahren nur neun europäische Länderzulassungen<br />
erreicht.<br />
Die zwei Jahre später entwickelte Güterzug-Lokomotive<br />
ES64F4 hat mittlerweile vierzehn Länderzulassungen.<br />
Gegenwärtig sind viele europäische Normen und Gesetze<br />
für das Eisenbahnwesen in der Neuerstellung oder<br />
Revision.<br />
Die Lokomotiventwicklung bis zur Zulassung ist jedoch<br />
ein sehr langfristiges Geschäft und dieses lässt sich nicht<br />
so schnell ändern, wie die Texte in den Normen und Gesetzen.<br />
Außerdem investieren wir in diese Entwicklungen<br />
zweistellige Millionenbeträge.<br />
aufgrund fehlender Budgets zurückgezogen wurden. Wir<br />
setzen unsere gesamte umfangreiche Erfahrung auf dem<br />
Gebiet der Diesellokomotiven in diese Ausschreibung und<br />
wollen natürlich als Gewinner hervorgehen.<br />
Der Schlüssel liegt eindeutig in einem umweltfreundlichen<br />
und energieeffi zienten Fahrzeug. Leider sind die dazugehörigen<br />
Technologien wie z.B. die Abgasnachbehandlung<br />
nach Stage III b noch nicht am Markt verfügbar.<br />
Fortschritt bedeutet zu jeder Zeit das Infragestellen von<br />
Bisherigem. Unsere Kunden haben in diesem Bezug das<br />
Tempo dramatisch erhöht.<br />
E.R.: Räumen Sie dem außereuropäischen Ausland<br />
Chancen ein?<br />
K.L.: Jeden Wettbewerber müssen wir ernst nehmen, besonders<br />
die die ein passendes Produkt haben.<br />
Bei den Diesellokomotiven gibt es viele kleinere Anbieter, die<br />
natürlich mit verschiedenen Technologien aufwarten werden.<br />
Ich denke, es wird einen harten Wettbewerb geben.<br />
E.R.: Die <strong>CIDEON</strong> Engineering ist eines der Unternehmen<br />
im Engineering-Bereich, mit dem Siemens<br />
zusammen arbeitet. Was schätzen Sie besonders an<br />
der Zusammenarbeit?<br />
Wir benötigen Planungssicherheit und Übergangsbedingungen,<br />
die der Marktlage entsprechen. Dafür stellen<br />
wir gern unser Marktwissen und unsere technologische<br />
Kompetenz mit zur Verfügung. Nur dann können wir in<br />
der Entwicklung schneller und effi zienter werden und uns<br />
und unseren Kunden Vorteile im Wettbewerb immer wieder<br />
neu erschließen<br />
E.R.: Die Ausschreibung der Deutschen Bahn für Dieselloks<br />
ist mit 12 Bewerbungen auf fruchtbaren Boden<br />
gefallen. Wie bewerten Sie Ihr Engagement?<br />
K.L.: Bisher gab es mehrere Ausschreibungen, die aber<br />
K.L.: An erster Stelle die Kompetenz der Ingenieure. Inzwischen<br />
haben sich unter den Mitarbeitern unserer<br />
Unternehmen Freundschaften entwickelt. Man arbeitet<br />
gerne zusammen. <strong>CIDEON</strong> steht immer bereit, wenn wir<br />
Unterstützung benötigen. Ihr eigenes stetiges Umsatzwachstum<br />
bei uns zeigt, dass wir die Kompetenz, die<br />
Beständigkeit und die Erfahrung der <strong>CIDEON</strong>-Mitarbeiter<br />
sehr schätzen. Derzeit integrieren wir 26 <strong>CIDEON</strong>-Ingenieure<br />
bei Siemens. Wir haben einigen <strong>CIDEON</strong>-Mitarbeitern<br />
bewusst Produktverantwortung mit der Leitung von<br />
Komponentenentwicklungen übertragen.<br />
Das zeigt unser uneingeschränktes Vertrauen in Ihre Mitarbeiter.
36<br />
SIEMENS | INTERVIEW<br />
E.R.: Sie waren im vergangenen Jahr zu Gast beim<br />
15-Jährigen Jubiläum der <strong>CIDEON</strong> Engineering. Welche<br />
Eindrücke hatten Sie von den im Rahmen der Vortragsreihe<br />
vorgestellten Lösungen?<br />
K.L.: Erst einmal, ich bin sehr gerne gekommen. Ich war<br />
überrascht von der ausgezeichneten Resonanz auf Ihre<br />
Veranstaltung und die Vorträge haben mich beeindruckt.<br />
Sonderfahrzeuge zu bauen wünscht sich jeder Konstrukteur<br />
und man merkte Ihren Ingenieuren den Stolz an.<br />
Und natürlich das Ambiente der Veranstaltung im Residenzschloss<br />
Dresden ganz nahe bei den Schätzen des<br />
Grünen Gewölbes war einfach toll.<br />
E.R.: Mit welchen Innovationen können die Kunden<br />
der Siemens AG in den kommenden Monaten am<br />
Markt rechnen?<br />
K.L.: Sicher forcieren wir das Thema Plattformen auch<br />
wenn es noch nicht kommuniziert ist. Alle weiteren Innovationen<br />
stellen wir zur InnoTrans im Herbst vor. Bis dahin<br />
müssen Sie sich gedulden.<br />
E.R.: Stichwort Plattformen – Sie entwickeln derzeit<br />
zwei Plattformen für Lokomotiven. Resultiert die<br />
Plattformentwicklung aus dem Kundeninteresse unterschiedlichste<br />
Anforderungen mit einer Lokomotive<br />
zu bedienen?<br />
E.R.: Wenn wir die Entwicklung der letzten 60 Jahre<br />
betrachten, hat sich der Anteil der Aufwendungen<br />
stark in Richtung Elektrotechnik, Elektronik und Sicherungstechnik<br />
gelegt. Der Mechanikteil rutscht<br />
doch etwas mehr auf die andere Seite?<br />
K.L.: Siemens ist und bleibt ein integrierter Technologiekonzern.<br />
Deshalb liegt die Antwort auf diese Frage im<br />
Wandel der Kundenanforderungen, die sich ständig geändert<br />
haben.<br />
Die Fokussierung auf deren Bedürfnisse und Erwartungen<br />
führt zu neuen Lösungen und Produkten, wie wir es berichten<br />
können. Funktionalität und Effi zienz moderner<br />
Schienenfahrzeuge kann nur durch enge Abstimmung der<br />
elektrischen und mechanischen Komponenten verbessert<br />
und optimiert werden.<br />
Die gewünschten Traktionseigenschaften werden durch<br />
den bedarfsgerechten Einsatz kompakter Leistungselektronik,<br />
innovativer Motorkonzepte und optimierter Mechanikkomponenten<br />
sowie modernster Mess- und Sensortechnik<br />
erzielt.<br />
Nur dort wo Elektrotechniker und Mechaniker integrativ<br />
zusammen arbeiten, werden Erfolgsgeschichten geschrieben.<br />
K.L.: Jeder Kunde wünscht sich ganz speziell immer „seine“<br />
Lokomotive. Bündelt man die unterschiedlichen Anforderungen<br />
eines Kunden, so entstehen Universal-Lokomotiven<br />
für den Güter- und Personenverkehr.<br />
Unter Plattformentwicklungen verstehen wir die Konzeption<br />
und Umsetzung von komplexen Anforderungen, wie<br />
z.B. die weltweite Interoperabilität durch Integration mehrerer<br />
Spurweiten, Streckenklassen, Spannungssystemen<br />
und Umgrenzungsprofi len. Eine besondere Herausforderung<br />
sind die über dreißig verschiedenen Zugsicherungssysteme,<br />
die mit der Fahrzeugsteuerung maßgeblich die<br />
Sicherheit auf den Bahnstrecken beeinfl ussen.<br />
Hierin begründet sich im Wesentlichen der Unterschied<br />
und unsere Kunden sollen weltweit davon profi tieren, in<br />
nur vielleicht einmal sechs Monaten eine maßgeschneiderte<br />
Lokomotive geliefert zu bekommen.<br />
E.R.: Welche Rolle wird der lokbespannte Zug gegenüber<br />
dem Triebzug in der Zukunft spielen?<br />
K.L.: Es wird weiterhin einen Wettbewerb beider Zug-<br />
Systeme geben. Die einzelnen Entwicklungen sind heute<br />
eher pragmatischer Art und nicht mehr so fundamental .
SIEMENS | INTERVIEW<br />
37<br />
Topografi e, Infrastruktur und Betreiberkonzepte werden<br />
den Ausschlag geben, welches Zug-System zum Einsatz<br />
kommen wird.<br />
Wettbewerb ist eine hervorragende Möglichkeit Innovationskräfte<br />
bei unseren Ingenieuren zu wecken. Technik<br />
und Preis sind mit entscheidend, welches Konzept zum<br />
Einsatz kommt.<br />
K.L.:<br />
1. Mit einer einmal erteilten Länderzulassung dürfen<br />
Lokomotiven in allen Ländern Europas uneingeschränkt<br />
verkehren.<br />
2. Über ein normiertes Verfahren der Energieverbrauchsmessung<br />
von Schienenfahrzeugen lassen sich alle Produkte<br />
am Markt hinsichtlich ihrer Energieeffi zienz vergleichen.<br />
3. Die „Visitenkarte“ einer Lokomotive ist nicht mehr das<br />
Zug-Kraft-Diagramm, sondern die Anhängegrenzlast, die<br />
praktisch unter verschiedenen Betriebsbedingungen ermittelt<br />
wird.<br />
E.R. Herr Lubosch, vielen Dank für das Gespräch<br />
E.R.: Herr Lubosch, stellen Sie sich vor, Sie hätten drei<br />
Wünsche frei, durch die Sie die Bahntechnik in Europa<br />
verändern könnten. Was würden Sie sich wünschen<br />
bzw. welche Projekte würden Sie befördern?
38<br />
VKM RUSSLAND | AUF IN DIE WEITEN RUSSLANDS
VKM RUSSLAND | AUF IN DIE WEITEN RUSSLANDS<br />
39<br />
AUF IN DIE WEITEN RUSSLANDS<br />
Die OAG „Waggonbaugesellschaft Mordwinien“<br />
möchte westeuropäische Technologie auf russischen<br />
Schienen rollen lassen. Den Partner mit dem<br />
richtigen Know-how fanden der Staatsbetrieb und<br />
dessen Tochterfirma, die OAG „Russische Kooperation<br />
des Transportmaschinenbaus“, in Deutschland.<br />
Dobro poschalowatch, <strong>CIDEON</strong> Engineering GmbH.<br />
Die staatliche Industriegruppe „Waggonbaugesellschaft<br />
Mordwinien“ (VKM) ging 2003 aus der OAG „Ruschimmasch“<br />
hervor. Die Vorgängerfi rma konnte damals bereits<br />
auf 10 Jahre Erfahrung im Transportmaschinenbau<br />
zurückblicken. 1993 startete das Unternehmen damit,<br />
Kessel zu produzieren. 422 Wagenkessel fertigten die<br />
Mitarbeiter im ersten Jahr, im folgenden Jahr schon mehr<br />
als die dreifache Menge. 1995 begann „Ruschimmasch“,<br />
Kessel der Modellreihe 15-740 zum Transport von Erdölprodukten<br />
herzustellen.<br />
Bis 1998 entstand ein Pressenwerk. Nach nur zwei Jahren<br />
Bauzeit überwand die Firma damit einen Schwachpunkt<br />
in der Produktion. Im neuen Werk steht eine Sonderpresse,<br />
die eine Kraft von 4.500 Tonnen aufbringt und die alle<br />
Ausrüstungen besitzt, um Kesselböden zu pressen. Zehn<br />
Jahre nach dem Start fertigte „Ruschimmasch“ bereits<br />
4.860 Wagenkessel und stand damit für ein Viertel der<br />
gesamten russischen Produktion.<br />
Die heutige VKM hat ein hohes technisches Niveau erreicht<br />
und zählt zu den besten russischen Waggonherstellern.<br />
Das Management widmet der Qualität der Erzeugnisse<br />
große Aufmerksamkeit. Das Unternehmen entwickelte<br />
und produzierte mehr als 50 Modelle von Güterwagen.<br />
Dazu zählen Kesselwagen zum Transport von verdichteten<br />
Kohlenwasserstoffgasen und Ammoniak und von Erdöl-<br />
und Chemieprodukten ebenso wie universelle offene<br />
Güterwagen und universelle Tafelwagen zum Transport<br />
von Standardcontainern sowie Modelle von Bunkerwagen<br />
und Automobiltransportern. Die Entwicklung neuer Waggontypen<br />
geht ständig weiter.<br />
Neue Technologien nutzen<br />
Großen Wert legt die VKM auf qualifi ziertes Personal. Im<br />
Hauptwerk fi ndet eine eigene Lehrausbildung statt. Viele<br />
Ingenieure und Konstrukteure erhalten an verschiedenen<br />
Technischen Universitäten eine weiterführende Ausbildung<br />
zu Waggonbauspezialisten.<br />
Die Qualität der Produkte immer weiter zu verbessern, gehört<br />
zur Firmenphilosophie von VKM. Deshalb führt das<br />
Unternehmen ständig neue Fertigungstechnologien ein.<br />
Es verfügt über moderne Strahl-, Farbgebungs-, Trocknungsanlagen<br />
und arbeitet mit Maschinen, die Tafelmaterial<br />
unter Vakuum umformen. Die Technologie des Brennschneidens<br />
von Walzstahlmaterial mit Laser und Plasma<br />
wird ständig verbessert. Um den Anteil des manuellen<br />
Schweißens zu verringern, kommt verstärkt das automatische<br />
Schweißen zur Anwendung.<br />
Produktionszahlen 2007:<br />
Offene Güterwagen<br />
5.000 Einheiten<br />
Kesselwagen<br />
2.500 Einheiten<br />
Plattenwagen<br />
2.000 Einheiten<br />
Bunkerwagen<br />
700 Einheiten<br />
Drehgestelle<br />
10.000 Einheiten<br />
Radsätze Typ RU-1SCH<br />
20.000 Einheiten<br />
Mittlere und kleinere Gussteile 7,2 Tausend Tonnen<br />
Reparatur von Güterwagen<br />
1.200 Einheiten<br />
Container-Kesselaufbauten<br />
1.200 Einheiten<br />
Neues Unternehmen mit großen Plänen<br />
2007 verabredeten VKM und <strong>CIDEON</strong> Engineering, bei der<br />
Entwicklung von Waggons zusammenzuarbeiten. Im Folgejahr<br />
stand beim russischen Partner noch eine gravierende<br />
Veränderung an. VKM gründete gemeinsam mit der staatlichen<br />
Industriegruppe OAG „Russische Maschinen“ die OAG<br />
„Russische Kooperation des Transportmaschinenbaus“.
40<br />
VKM RUSSLAND | AUF IN DIE WEITEN RUSSLANDS<br />
Das Gemeinschaftsunternehmen hat sich ehrgeizige Ziele<br />
gesteckt. Es will den Bereich der Komponentenherstellung<br />
technologisch so weit modernisieren, dass der Industriekomplex<br />
des Transportmaschinenbaus 2015 einen<br />
jährlichen Ausstoß von 20.000 fahrbaren Einheiten<br />
erreicht. Das bedeutet, im Rahmen der Kooperation das<br />
gesamte Potenzial in den Mutterunternehmen zu heben<br />
und für die technische und industrielle Entwicklung des<br />
Bereichs Transportmaschinenbau zu nutzen.<br />
Die Firma wird eine neue Generation von Wagen entwickeln,<br />
die weltweit konkurrenzfähig sind und sich auf ausländischen<br />
Märkten Exportpotenzial erschließen. Sie baut<br />
die Partnerschaft mit staatlichen Stellen aus, um die Transportsicherheit<br />
im Land weiter zu verbessern. Im Rahmen<br />
der Kooperation soll das Transportgeschäft entwickelt<br />
werden. Ziel ist es, entlang der Haupttransportwege ein<br />
Netzwerk von Reparaturunternehmen und Servicezentren<br />
zu schaffen, die Wartung, Reparatur und Service des<br />
Wagenparks übernehmen. Auf diesem Gebiet ist eine Zusammenarbeit<br />
mit der OAG „R-SH-D“ geplant.<br />
Um die Produktpalette weiter zu diversifi zieren, legt die<br />
Kooperation ein Investitionsprogramm auf und sucht sich<br />
zur Umsetzung internationale Partner. Die OAG „Russische<br />
Kooperation des Transportmaschinenbaus“ wird<br />
sowohl vorhandene Wagentypen weiterentwickeln als<br />
auch neue Produkte konzipieren. Die Schwerpunkte liegen<br />
bei Personentransportwagen, bei Autotransportern,<br />
im Lokomotivbau und in der Minimetallurgie. Außerdem<br />
werden der chemische Maschinenbau, die Gussproduktion<br />
und der Drehgestellbau besonders vorangetrieben.<br />
Ein Partner, der „Russisch spricht“<br />
Für die technische Berechnung und Projektierung von Güterwagen<br />
suchte die VKM bereits vor der Gründung der<br />
OAG „Russische Kooperation des Transportmaschinenbaus“<br />
ein renommiertes Ingenieur- und Konstruktionsbüro<br />
als Kooperation. Die Wahl fi el auf die <strong>CIDEON</strong> Engineering.<br />
Die Firma aus Bautzen verfügte über eine besonders<br />
wichtige Kompetenz: Sie konnte garantieren, dass alle<br />
Neuentwicklungen die russischen Normen einhalten.<br />
Im Sommer 2007 sprachen die Partner über die Aufgaben<br />
der Zusammenarbeit. Spezialisten beider Firmen konkretisierten<br />
die Planungen in mehreren Treffen und stellten bis<br />
zum Ende des Jahres einen Katalog technischer Anforderungen<br />
auf.<br />
Die OAG „Russische Kooperation des Transportmaschinenbaus“<br />
und <strong>CIDEON</strong> Engineering werden in Zukunft<br />
zwei neue Waggontypen entwickeln und zertifi zieren lassen,<br />
für die es gegenwärtig auf dem russischen Markt<br />
noch keine Konkurrenz gibt. Zum einen wird ein Waggon<br />
mit Schiebewänden und -dach entstehen, der mit dem<br />
europäischen Typ Habbis 345 vergleichbar ist. Das zweite<br />
Entwicklungsprojekt ist ein offener Güterwagen mit Planenabdeckung.<br />
Er soll ein breites Spektrum von Waren<br />
laden können, die während des Transports vor Niederschlägen<br />
geschützt werden. Die Konstrukteure müssen<br />
bei ihrer Arbeit die russischen Standards und Normen für<br />
Güterwagen berücksichtigen.<br />
Die Zusammenarbeit zeigt in den nächsten Monaten erste<br />
Früchte. Die Kooperation baut auf die hohe Professionalität<br />
der Mitarbeiter von <strong>CIDEON</strong> Engineering. Gemeinsam<br />
werden die Partner Eisenbahntechnik entwickeln, die europäischen<br />
Technologien auf dem russischen Markt stärkeres<br />
Gewicht verschafft.
VKM RUSSLAND | AUF IN DIE WEITEN RUSSLANDS<br />
41
42 TU DRESDEN | UNTERNEHMER & FORSCHER AUF TUCHFÜHLUNG
TU DRESDEN | UNTERNEHMER & FORSCHER AUF TUCHFÜHLUNG<br />
43<br />
UNTERNEHMER & FORSCHER AUF TUCHFÜHLUNG<br />
Das Institut Bahnfahrzeuge und Bahntechnik der<br />
Technischen Universität Dresden und die <strong>CIDEON</strong><br />
Engineering GmbH arbeiten eng zusammen. Der<br />
Austausch von Ideen hilft, schneller Lösungen zu<br />
finden. Die Kooperation mit dem Institut kommt<br />
nicht von ungefähr, schließlich haben mehrere<br />
<strong>CIDEON</strong>-Mitarbeiter in Dresden studiert.<br />
Lehre und Forschung in der Schienenfahrzeugtechnik<br />
kehrten damit nach 40 Jahren an die Technische Universität<br />
Dresden zurück.<br />
Auf große Tradition aufbauen<br />
Die Hochschulausbildung im Maschinenbau hat in Sachsen<br />
eine lange Tradition. So lehrte und forschte Professor<br />
Johann Andreas Schubert, einer der bedeutendsten<br />
sächsischen Ingenieure des 19. Jahrhunderts und Konstrukteur<br />
der ersten deutschen Lokomotive SAXONIA, an<br />
der Technischen Bildungsanstalt Dresden. Die Technische<br />
Universität Dresden wird in diesem Jahr seinen 200. Geburtstag<br />
mit einer Festveranstaltung begehen.<br />
Aus der Lehr- und Forschungsanstalt entstand 1890 die<br />
Technische Hochschule Dresden, die über viele Jahre<br />
Konstrukteure und Betriebsingenieure für Schienenfahrzeuge<br />
ausbildete. Im Jahr 1961 erhielt die Technische<br />
Hochschule den Status einer Technischen Universität.<br />
Bereits 1952 entstand die Hochschule für Verkehrswesen<br />
Dresden, in der die Fakultät für Verkehrswissenschaften<br />
der TH Dresden aufging. Seit 1953 bildete die Fachrichtung<br />
Eisenbahnmaschinentechnik Diplomingenieure<br />
für Eisenbahnfahrzeuge aus. Zwischen 1954 und 1992<br />
schlossen mehr als 1500 Absolventen ihr Studium der<br />
Schienenfahrzeugtechnik ab, darunter 141 ausländische<br />
Studenten aus 19 Ländern.<br />
Am 30. September 1992 endete die Ära der Hochschule<br />
für Verkehrswesen „Friedrich List“. Die Schienenfahrzeugtechnik<br />
fand eine neue wissenschaftliche Heimat in<br />
der Fakultät Verkehrswissenschaften „Friedrich List“ der<br />
Technischen Universität Dresden. Sie nahm 1992 die Arbeit<br />
auf und setzte alle Lehr- und Forschungsgebiete fort,<br />
die das Profi l der Verkehrshochschule bestimmt hatten.<br />
Synergien durch ein neues Institut<br />
An der neuen Fakultät bildeten vor allem drei Lehrstühle<br />
den Ingenieurnachwuchs auf dem Gebiet der Bahnfahrzeuge<br />
und Bahntechnik aus – die Professuren für Elektrische<br />
Bahnen, für Fahrzeugmodellierung und -simulation<br />
sowie für Technik spurgeführter Fahrzeuge. Anfang<br />
2007 schlossen sie sich folgerichtig zu dem neuen Institut<br />
Bahnfahrzeuge und Bahntechnik zusammen, um Synergien<br />
für Studierende und Forschungspartner zu nutzen.<br />
Drei Ausbildungsschwerpunkte kennzeichnen die Lehre<br />
des Institutes. Angehende Verkehrsingenieure erlangen<br />
in der Studienrichtung „Planung und Betrieb elektrischer<br />
Verkehrssysteme“ ihr Diplom. Maschinenbaustudenten<br />
können die Vertiefungsmodule Schienenfahrzeugtechnik<br />
und Triebfahrzeugtechnik wählen. Sie eignen sich ein<br />
breites Grundlagenwissen beider Fachgebiete an und<br />
belegen darüber hinaus Veranstaltungen, die das Wissen<br />
über bestimmte Baugruppen vertiefen. Studenten der<br />
Studiengänge Verkehrsingenieurwesen und Wirtschaftsingenieurwesen<br />
erhalten umfangreiches Bahnsystemwissen.<br />
Die mechanische Modellbildung und die Simulation<br />
von Fahrzeugen und verwandten Systemen stellen einen
44<br />
TU DRESDEN | UNTERNEHMER & FORSCHER AUF TUCHFÜHLUNG<br />
weiteren Schwerpunkt dar. Alle drei Professuren bieten<br />
auch Methoden- und Anwendungsmodule an, in denen<br />
sie Mechatronikingenieure ausbilden.<br />
Gut ausgestattete Labors<br />
ka und Abschlussarbeiten neu regeln. Wie die Industrie die<br />
neuen Bachelorabsolventen annimmt, bleibt abzuwarten.<br />
Die Technische Universität Dresden und damit auch das<br />
Institut als Ausbilder von Ingenieuren für die Bahntechnik<br />
legen den Schwerpunkt auf die Masterstudiengänge.<br />
Zwei Labors stehen für Lehre und Forschung zur Verfügung.<br />
Im Systemlabor für spurgebundene Fahrzeuge<br />
führen Studenten während ihrer Praktika Versuche an<br />
mechanischen und elektrischen Komponenten von Schienenfahrzeugen<br />
durch. Unter den Versuchsständen ragen<br />
die Fahrsimulatoren verschiedener Generationen sowie<br />
ein kompletter dieselhydraulischer Antriebstrang heraus.<br />
Mit Standard-Simulationsprogrammen (FEM, Mehrkörpersimulation)<br />
und eigenen Softwaretools (DIMA) können<br />
Studenten das Verhalten von Straßen- und Schienenfahrzeugen<br />
im Simulationslabor nachbilden. Das Institut verfügt<br />
darüber hinaus über umfangreiche Messtechnik.<br />
Sorgen um den Nachwuchs<br />
Seit Jahren sinken die Studentenzahlen in den Modulen<br />
Schienenfahrzeugtechnik und Triebfahrzeugtechnik in<br />
der Vertiefungsrichtung Kraftfahrzeug- und Schienenfahrzeugtechnik.<br />
Zugleich suchen Industrie, Verkehrsunternehmen<br />
und Ingenieurdienstleister dringend Absolventen<br />
der Bahntechnik und können freie Stellen nicht besetzen.<br />
Vertreter der Universität begrüßen daher alle Anstrengungen<br />
von Unternehmen, vermehrt Ingenieurnachwuchs<br />
für die eigenen Fachrichtungen zu gewinnen. Mit Firmen<br />
wie Siemens TS, Bombardier Transportation und Voith<br />
Turbo schloss die Universität Kooperationsverträge, die<br />
beispielhaft das Engagement größerer Industrieunternehmen<br />
verdeutlichen.<br />
Das Institut Bahnfahrzeuge und Bahntechnik steht noch<br />
vor der Aufgabe, die ingenieurwissenschaftlichen Fächer<br />
auf Bachelor- und Masterstudiengänge umzustellen. Über<br />
die neuen Abschlüsse herrscht immer noch eine rege Diskussion<br />
an den Hochschulen und in der Industrie. Beide<br />
Seiten müssen dabei auch die Zusammenarbeit bei Prakti-<br />
Forschung und Wirtschaft<br />
ziehen an einem Strang<br />
Seit Jahren besteht eine enge Zusammenarbeit zwischen<br />
<strong>CIDEON</strong> Engineering und der ehemaligen Hochschule für<br />
Verkehrswesen „Friedrich List“ bzw. deren Nachfolgeeinrichtungen<br />
wie die Fakultät für Verkehrswissenschaften<br />
„Friedrich List“ an der TU Dresden, der Hochschule für<br />
Technik und Wirtschaft Dresden sowie dem Zentrum für<br />
angewandte Forschung und Technologie (ZAFT). Geschäftsführer<br />
und Prokurist der <strong>CIDEON</strong> Engineering sind<br />
Absolventen der Dresdner Verkehrshochschule und weitere<br />
Mitarbeiter erhielten an den Dresdner Instituten ihre<br />
universitäre Prägung.<br />
Einige Projekte stehen beispielhaft für die langjährige Kooperation.<br />
Das Institut Bahnfahrzeuge und Bahntechnik<br />
und <strong>CIDEON</strong> Engineering gehörten zu Initiatoren und<br />
Gründern des Innovationszentrums Bahntechnik Europa<br />
e.V. (IZBE). Beide Partner beteiligten sich an dem Projekt,<br />
einen Nachbau der ersten sächsischen Schmalspurdampflok<br />
I K zu konstruieren und zu fertigen. Sie führten darüber<br />
hinaus gemeinsam Berechnungen zur Entgleisungssicherheit<br />
durch und realisierten einen Demonstrator für Magnetbahnsysteme<br />
mit Supraleitern in Trag- und Führsystem.<br />
<strong>CIDEON</strong> Engineering richtete als Mitorganisator die international<br />
beachtete Rad-Schiene-Tagung in Dresden aus<br />
und beteiligte sich aktiv mit interessanten Fachthemen.<br />
Das Institut Bahnfahrzeuge und Bahntechnik wünscht der<br />
<strong>CIDEON</strong> Engineering weiterhin viel Erfolg bei der Arbeit.<br />
Die Wissenschaftler freuen sich, auch in Zukunft spannende<br />
Projekte gemeinsam zu verwirklichen. Gemeinsam<br />
stellen sich beide Partner auch der großen Herausforderung,<br />
den Ingenieurnachwuchs auf dem Gebiet der Bahntechnik<br />
zu sichern.
TU DRESDEN | UNTERNEHMER & FORSCHER AUF TUCHFÜHLUNG<br />
45
46<br />
DEKRA | RAIL-DIENSTLEISTUNGEN AUS EINEM GUSS<br />
RAIL-DIENSTLEISTUNGEN AUS EINEM GUSS<br />
Am 1. Oktober 2006 fiel bei der DEKRA Testing<br />
& Inspection GmbH offiziell der Startschuss für<br />
das neue Geschäftsfeld „Rail“. Unternehmen der<br />
Eisenbahnindustrie steht seitdem ein umfassendes<br />
Dienstleistungsangebot zur Verfügung. Die DEKRA<br />
führt bundesweit alle Prüfungen und Zertifizierungen<br />
durch, die im Rail-Sektor erforderlich sind.<br />
Einer ihrer Kooperationspartner: die <strong>CIDEON</strong><br />
Engineering.<br />
Hersteller und Betreiber von Schienenfahrzeugen beziehungsweise<br />
Schienennetzen in Europa müssen sich und<br />
ihre Produkte zahlreichen Prüfungen unterziehen. Einschlägige<br />
Gesetze, Verordnungen und Richtlinien legen die<br />
Prüfpfl ichten fest. Zu den wichtigsten Regelwerken gehören<br />
die Technischen Spezifi kationen Interoperabilität (TSI),<br />
die ständig ergänzt werden, sowie in Deutschland das Allgemeine<br />
Eisenbahngesetz (AEG) und die Eisenbahn-Bauund<br />
Betriebsordnung (EBO). Auch wer Komponenten für<br />
Fahrzeuge oder Anlagen im Schienenbereich herstellt,<br />
muss eine Zertifi zierung nachweisen, zum Beispiel nach<br />
dem International Railway Industry Standard (IRIS).<br />
Europaweit anerkannter Prüfpartner<br />
DEKRA Testing & Inspection deckt das breite Spektrum<br />
an Prüfdienstleistungen im Eisenbahnbereich vollständig<br />
ab: vom Prüfen und Überwachen der verschiedenen Infrastrukturanlagen,<br />
wie Gleisanlagen, Weichen und Signale,<br />
bis hin zur technischen Überwachung von Schienenfahrzeugen<br />
wie Lokomotiven oder Güterwagen. Außerdem<br />
hat das Eisenbahn-Bundesamt die DEKRA Testing & Inspection<br />
als Sachverständigen-Organisation zugelassen,<br />
die Tanks von Eisenbahnkesselwagen einschließlich ihrer<br />
Ausrüstungsteile prüfen darf.<br />
Der Dienstleister bemüht sich auch um weitere Zulassungen<br />
und Anerkennungen, die entsprechenden Verfahren<br />
befi nden sich kurz vor dem Abschluss. Schon<br />
bald können in ganz Europa alle Unternehmen und Zulieferer<br />
des Schienenverkehrs auf den DEKRA-Service<br />
zugreifen.<br />
Um das Portfolio bei den Prüf- und Beratungsleistungen<br />
signifi kant zu erweitern, kooperiert die DEKRA Testing<br />
& Inspection mit <strong>CIDEON</strong> Engineering. Erste Projekte<br />
hat das Bautzner Unternehmen bereits erfolgreich abgeschlossen.<br />
Bei einer Anschlussbahn in Nordrhein-<br />
Westfalen haben Mitarbeiter die Fristverlängerungen<br />
der Schienenfahrzeuge durchgeführt. Für einen anderen<br />
Kunden bewerteten Sachverständige der <strong>CIDEON</strong> Engineering<br />
die konstruktive Änderung an einem Straßenbahndrehgestell.<br />
Internationale Standards –<br />
wertvolle Synergien<br />
Die Schwestergesellschaften DEKRA Umwelt, DEKRA<br />
Certifi cation und DEKRA Real Estate Expertise arbeiten<br />
natürlich auch im Sektor Schienenverkehr. Die Kooperation<br />
untereinander schafft weitere Synergien. Im Infrastrukturbereich<br />
können beispielsweise entsprechende Spezialisten<br />
auch Brückenbauwerke prüfen oder Bodenanalysen<br />
vornehmen. Unternehmen des öffentlichen Personenverkehrs<br />
können bei der DEKRA ihre Servicequalität nach EN<br />
13816 zertifi zieren lassen.
DEKRA | RAIL-DIENSTLEISTUNGEN AUS EINEM GUSS<br />
47<br />
Besonders wichtig für Lieferanten der Schienenfahrzeugindustrie<br />
ist der International Railway Industry Standard<br />
(IRIS), den der europäische Herstellerverband UNIFE<br />
aufgestellt hat. Die vier größten Systemhersteller – Bombardier,<br />
Siemens, Alstom und AnsaldoBreda – haben ihn<br />
entwickelt. Dieses einheitliche System hilft, Lieferanten zu<br />
beurteilen. Es ergänzt künftig den weltweit verbreiteten<br />
Qualitätsmanagementstandard ISO 9001:2000 um spezifi<br />
sche Anforderungen der Schienenverkehrsbranche. Die<br />
DEKRA Certifi cation ist von der UNIFE akkreditiert und<br />
wird Unternehmen nach IRIS zertifi zieren.<br />
Umfassende Kompetenz und die Kombination vieler<br />
Fachgebiete zeichnen das Angebot der DEKRA aus, das<br />
sie für Kunden im Rail-Sektor zusammen mit dem Kooperationspartner<br />
<strong>CIDEON</strong> Engineering bereithält. Unternehmen<br />
bekommen alle Dienstleistungen aus einer Hand.<br />
Das fl ächendeckende Netzwerk von amtlich anerkannten<br />
Sachverständigen, Gutachtern, Experten und Ingenieuren<br />
gewährleistet jederzeit einen zuverlässigen und fl exiblen<br />
Service.
48<br />
REXWAL | NEUER WAGEN REDUZIERT LEERFRACHTEN<br />
NEUER WAGEN REDUZIERT LEERFRACHTEN<br />
Rexwal kennt die Wünsche der verladenden Industrie<br />
genau. Deshalb entwickelte die Unternehmensgruppe<br />
mit mehreren Partnern – darunter <strong>CIDEON</strong><br />
Engineering GmbH – einen neuen Wagen, der die<br />
Transportkosten senken hilft.<br />
Die Rexwal-Gruppe ist Dienstleister für den Schienentransport.<br />
Unter anderem vermietet sie Industrietransportmittel<br />
wie Eisenbahngüterwagen und Container mit kleiner und<br />
großer Tonnage. Die Schweizer Tochtergesellschaften Rail<br />
Traction Services und die Eisenbahnspedition Rail Logistics<br />
bieten außerdem der verladenden Wirtschaft Komplettlösungen<br />
für Gütertransporte auf der Schiene an.<br />
Der Wettbewerb in der Transportwirtschaft erfordert,<br />
fortlaufend Kosten einzusparen. Deshalb entwickelte die<br />
Rexwal-Gruppe einen neuartigen Eisenbahngüterwagen,<br />
der die Eigenschaften eines vierachsigen Res/Rs-Flachwagens<br />
mit denen eines offenen Güterwagens mit verstärktem<br />
Wagenkasten und Stahlboden in sich vereint.<br />
Um das Projekt erfolgreich zu verwirklichen, arbeitete<br />
Rexwal mit mehreren Partnern zusammen: der Stahlwerk<br />
Thüringen GmbH, der DB Fahrzeuginstandhaltung GmbH<br />
(Paderborn/Eberswalde) und der <strong>CIDEON</strong> Engineering<br />
GmbH.<br />
Der Wagen zeichnet sich dadurch aus, dass er mehrere<br />
Lastläufe mit unterschiedlichen Ladegütern absolvieren<br />
kann – natürlich nach einer Zwischenreinigung. Deshalb<br />
erhielt er den Namen „Dualwagen“.<br />
In der Neuentwicklung steckt erhebliches Potenzial für<br />
den Einsatz in der Praxis. Die Zahl der Leerfrachten sinkt<br />
rapide und Unternehmen können den Wagenpark, den sie<br />
vorhalten müssen, vermutlich um ein Drittel reduzieren.<br />
Der Eisenbahngüterwagen bietet Vorteile aufgrund seiner<br />
neuen Parameter und kann eine breite Palette von Ladegütern<br />
transportieren. Dazu zählen Langstahl, Langholz,<br />
Schrott, diverse nässeunempfi ndliche Schüttgüter und<br />
sperrige Ladegüter. Natürlich erfüllt er alle Verladevorschriften.<br />
Derzeit arbeiten die Partner an einer praxistauglichen<br />
Lösung, um mit dem neuen Produkt auch ISO-<br />
Container zu befördern.<br />
Das Stahlwerk Thüringen erprobt den Prototyp des Dualwagens<br />
seit August 2007 sowohl im innerdeutschen als<br />
auch im grenzüberschreitenden Verkehr. Am 26. September<br />
wurde er im Stahllager der Dettendorfer Straßenspedition<br />
in der Nähe von Unterwellenborn präsentiert und fand<br />
beim interessierten Fachpublikum großen Anklang. Bei dieser<br />
Veranstaltung sahen die Fachleute eine Demonstration,<br />
wie zuerst Langstahlträger vom Dualwagen entladen wurden<br />
und anschließend Schrott wieder aufgeladen wurde.<br />
Mittlerweile sind die Planungen für die Serienproduktion<br />
angelaufen. Wenn die Ingenieure die Serie konzipieren,<br />
fl ießen natürlich alle Erkenntnisse ein, die der Probebetrieb<br />
erbracht hat.<br />
Die Möglichkeit, den Wagen multifunktionell einzusetzen,<br />
ließ eine Reihe von Nutzern aufhorchen. Sie bekundeten<br />
Interesse, auch C-lastfähige Dualwagen einzusetzen.<br />
Noch im Jahr 2008 möchte Rexwal deshalb eine kleinere<br />
Serie dieser Kategorie nach dem Vorbild des Prototypen<br />
fertigen lassen.
REXWAL | NEUER WAGEN REDUZIERT LEERFRACHTEN<br />
49
50<br />
STADLER | DIE GEMEINSAME ENTWICKLUNG DER DREHGESTELLE FÜR DAS FAHRZEUG TANGO FÜR BOGESTRA<br />
DIE GEMEINSAME ENTWICKLUNG DER DREHGESTELLE<br />
FÜR DAS FAHRZEUG TANGO FÜR BOGESTRA<br />
Im Herbst 2004 erklärte die BOGESTRA die Absicht<br />
zur Bestellung von 30 Fahrzeugen vom Typ Variobahn,<br />
mit einer Option auf weitere 15 Fahrzeuge<br />
und 6 Fahrzeuge vom Typ Tango. Im Februar 2005<br />
wurde nach Klärung aller Vertragsbestandteile der<br />
entsprechende Liefervertrag unterzeichnet. Zu diesem<br />
Zeitpunkt war klar, dass die vorhandenen Konstruktionskapazitäten<br />
nicht zur Bearbeitung beider<br />
Fahrzeuge ausreichen werden.<br />
Die Stadler Pankow GmbH untersuchte deshalb, welche<br />
Baugruppen konstruktiv ausgelagert und gemeinsam mit<br />
einem Partner entwickelt werden können. Im Frühjahr<br />
2005 wurde entschieden, dass die Entwicklung des Triebund<br />
Laufdrehgestells des Tangos mit einem kompetenten<br />
Partner durchgeführt werden soll. Entsprechende Anfra-<br />
gen wurden an verschiedene Konstruktionsbüros zur Erbringung<br />
der Konstruktionsleistung gestellt. Nach Eingang<br />
der Angebote wurde die Leistungsfähigkeit, fachliche<br />
Kompetenz und die Erbringung der Konstruktionsaufgabe<br />
im erforderlichen Kosten- und Terminrahmen bewertet.<br />
Die Firma <strong>CIDEON</strong> Engineering GmbH vermittelt dabei<br />
einen sehr guten Eindruck, wobei die Mitarbeiter das entsprechende<br />
Know-How zur Entwicklung der Drehgestelle<br />
besitzen. So wurde die Firma <strong>CIDEON</strong> im Sommer 2005<br />
mit der Entwicklung der Drehgestellrahmen, einschließlich<br />
Statik und Integration der erforderlichen Komponenten,<br />
wie z. B. Antriebsmotor mit Getriebe, Bremse und Federungssystem<br />
beauftragt. Für den reibungslosen Ablauf im<br />
Gesamtauftrag wurden vertraglich die Kosten und Termine<br />
fi xiert.
STADLER | DIE GEMEINSAME ENTWICKLUNG DER DREHGESTELLE FÜR DAS FAHRZEUG TANGO FÜR BOGESTRA<br />
51<br />
Das Fahrzeug Tango BOGESTRA<br />
Die BOGESTRA bestellte für den Einsatz auf der Linie U<br />
35 in Bochum 6 Fahrzeuge Typ Tango in 100 % Hochfl urausführung.<br />
Die Zweirichtungsfahrzeuge verfügen über<br />
einen hellen, freundlichen Fahrgastbereich sowie eine<br />
transparente Fahrerrückwand und eine Einstiegrampe für<br />
Behinderte. Der Einsatz der Fahrzeuge erfolgt ab 2007.<br />
Der Tango für BOGESTRA ist ein durch Stadler entwickeltes<br />
Produkt und gehört zu der Stadtbahnfamilie mit<br />
klassischen Drehgestellen. Die Modularbauweise ermöglicht<br />
eine optimale Anpassung an die innerstädtischen Bedürfnisse.<br />
Die Konzeption der Tango-Familie erlaubt ein<br />
70 % Niederfl ur- sowie ein 100 % Hochfl urfahrzeug.<br />
Jeder Fahrmotor besitzt sein eigenes Lüftungssystem.<br />
Das aufgehängte Antriebsystem besteht aus einem quer<br />
ausgelagerten Achsgetriebegehäuse. Der Triebmotor ist<br />
durch einen Gussfl ansch mit dem Getriebegehäuse verschraubt.<br />
Die pneumatische Bremskette startet mit den ölfreien<br />
Kompressoren, welche unter dem Fahrzeug sind. Der<br />
pneumatische Kompressor ist in einem Schieberahmen<br />
angebracht und kann bis 360 l/min Druckluft zuliefern.<br />
Diese ist im Bremssystem und Luftfederungssystem, wie<br />
gefordert, um einen Wert zwischen 8 und 10 bar zu halten<br />
und wird automatisch überwacht.<br />
Die pneumatischen Komponenten vom Bremssystem<br />
sind zentral in der Nähe von jedem Drehgestell lokalisiert<br />
und sind reparaturfreundlich. Der Tango ist mit zwei automatischen<br />
Kupplungen ausgerüstet.<br />
Technische Hauptdaten<br />
Kunde<br />
Bochum-Gelsenkirchener<br />
Straßenbahnen AG<br />
(BOGESTRA)<br />
Einsatzgebiet<br />
U 35 in Bochum,<br />
Germany<br />
Anzahl der Fahrzeuge 6<br />
Erste Lieferung 2007<br />
Fahrzeuglänge<br />
28,200 mm<br />
Fahrzeugbreite<br />
2,650 mm<br />
Höhe über Dachgeräten 3,650 mm<br />
Fußbodenhöhe HF (100%) 1,000 mm<br />
Leergewicht<br />
38,740 kg<br />
Spurweite<br />
1,435 mm<br />
Außenschwenktüren 4 je Seite<br />
Triebraddurchmesser neu 740 mm<br />
Laufraddurchmesser neu 740 mm<br />
Raddurchmesser 750 V<br />
Fahrdrahtspannung 4 x 125 kW<br />
Max. Geschwindigkeit 80 km/h<br />
Sitzplätze<br />
66 (inkl. 10 Klappsitze)<br />
Stehplätze (4 Pers./m²) 109<br />
Min. Kurvenradius 25 m
52<br />
STADLER | DIE GEMEINSAME ENTWICKLUNG DER DREHGESTELLE FÜR DAS FAHRZEUG TANGO FÜR BOGESTRA<br />
Entwicklungsschritte Trieb- und<br />
Laufdrehgestell<br />
Zunächst wurde ein entsprechendes Pfl ichtenheft zur<br />
technischen Ausführung der Trieb- und Laufdrehgestelle<br />
erstellt. Darin wurde auf Basis der aktuellen Normen<br />
und Standards bzw. des Standes der Technik festgelegt,<br />
welche technischen Eigenschaften die Produkte erfüllen<br />
müssen, welche statische und die dynamische Auslegung<br />
durchgeführt und welche Komponenten integriert werden<br />
müssen. Im Herbst 2005 lagen die ersten Entwürfe der<br />
Drehgestellrahmen vor.<br />
technischen Aufsichtsbehörde und der Gutachter eine Erhöhung<br />
der Prüfschwingzahl auf 5 Millionen Lastwechsel<br />
gefordert. Dies führte zu einer weiteren Überprüfung der<br />
statischen und dynamischen Berechnung bei der Firma<br />
<strong>CIDEON</strong>.<br />
Triebdrehgestell Tango<br />
Drehgestellrahmen Tango<br />
Drehgestellrahmen im Prüfstand<br />
Der Schwingungstest des Drehgestellrahmens wurde im<br />
Frühjahr 2007 bei IFF E&C GmbH Leipzig erfolgreich abgeschlossen.<br />
Parallel zum Schwingungstest des Drehgestellrahmens<br />
wurde mit der Endmontage des Fahrzeuges<br />
Tango in der Montage am Standort Berlin Pankow begonnen.<br />
Im Juni 2007 war der Zeitpunkt gekommen, um den<br />
Basis für die statische und dynamische Auslegung waren<br />
zu diesem Zeitpunkt die VDV 152 und EN 13749. In dieser<br />
Norm wird für neuentwickelte Drehgestellrahmen ein<br />
Schwingungstest mit 2 Millionen Lastwechseln gefordert.<br />
Mit der Produktion des ersten Drehgestellrahmens wurde<br />
im Frühjahr 2006 begonnen. Im Frühsommer 2006 wurde<br />
der Erste fertig gestellt. Inzwischen wurde von Seiten der<br />
ersten Wagenkasten auf die Drehgestelle zu setzen. Hier<br />
galt es zu prüfen, ob alle Schnittstellen in der Konstruktion<br />
eingehalten wurden und ob alle erforderlichen Freiräume<br />
für die notwendigen Bewegungen des Drehgestells unter<br />
dem Wagenkasten vorhanden sind. In der Endmontage<br />
verlief das Aufsetzen ohne Schwierigkeiten, sodass gleich<br />
anschließend mit Ausdreh- und Nickversuchen begonnen
STADLER | DIE GEMEINSAME ENTWICKLUNG DER DREHGESTELLE FÜR DAS FAHRZEUG TANGO FÜR BOGESTRA<br />
53<br />
werden konnte. Nach einer kurzen Inbetriebnahme des<br />
Fahrzeuges im Bereich Service Velten der Stadler Pankow<br />
GmbH wurde das erste Fahrzeug Tango im Frühherbst<br />
nach Bochum zu weiteren dynamischen Tests in der Infrastruktur<br />
der BOGESTRA überführt. Die solide Konstruktion<br />
der Drehgestelle bescheinigt seit Dezember 2007 dem<br />
Fahrzeug im Fahrgastverkehr einen hohen Laufkomfort.<br />
Weitere gemeinsame Projekte mit der<br />
<strong>CIDEON</strong> Engineering GmbH<br />
Im Frühjahr 2007 erhielt die Stadler Pankow GmbH vom<br />
Kunden Rhone Express den Lieferauftrag über 6 Fahrzeuge<br />
Tango in 70 % Niederfl urausführung als Flughafenzubringer<br />
im französischen Lyon. Durch die gute Zusammenarbeit<br />
und gesammelten Erfahrungen wurde die<br />
<strong>CIDEON</strong> mit der Adaption der Triebdrehgestelle und Anpassung<br />
auf die französischen Normen beauftragt. Neben<br />
den veränderten Anforderungen hinsichtlich des<br />
Brandschutzes sind für diesen Auftrag auch andere Auslegungskriterien<br />
für den statischen und dynamischen<br />
Nachweis der Drehgestellrahmen zu beachten. Gleichzeitig<br />
wurde die <strong>CIDEON</strong> auch mit dem statischen Nachweis<br />
der Wagenkastenstruktur und Begleitung des erforderlichen<br />
Druckversuches beauftragt. Zur Abdeckung<br />
weiterer konstruktiver Tätigkeiten werden auch Bereiche<br />
des Innenausbaus durch kompetente Mitarbeiter der<br />
<strong>CIDEON</strong> bearbeitet. Wie in den vorangegangen Projekten<br />
setzt die Fa. Stadler Pankow GmbH größtes Vertrauen<br />
in die Bearbeitung der Konstruktionsaufgaben<br />
durch die <strong>CIDEON</strong> Engineering GmbH. Oberste Ziele<br />
sind dabei, die Kundenanforderungen vollumfänglich<br />
zu erfüllen und ein sehr gutes Produkt im erforderlichen<br />
Termin- und Kostenrahmen zu realisieren!
54<br />
<strong>CIDEON</strong> ENGINEERING<br />
<strong>CIDEON</strong> ENGINEERING STELLT DIE WEICHEN<br />
RICHTUNG ZUKUNFT<br />
Das Schicksal hatte die Karten gemischt, als 1992<br />
die IKB Ingenieur- und Konstruktionsbüro GmbH in<br />
Bautzen gegründet wurde. Die damalige Deutsche<br />
Waggonbau AG trennte sich von den erfahrensten<br />
Kollegen. Mitarbeiter über 55 Jahre konnten dank<br />
einer großzügigen Regelung in den Vorruhestand<br />
gehen. Die Trennung erwies sich als schmerzlicher<br />
Verlust für die Deutsche Waggonbau AG. Waren es<br />
doch die „alten Hasen“, die das Unternehmen verließen<br />
und fortan fehlten.<br />
Ans Aufhören dachten viele von ihnen nicht. In der IKB<br />
fanden sie eine zweite Heimat, wo sie weiter in ihrem vertrauten<br />
Fachgebiet, der Bahntechnik, arbeiteten. Zu ihnen<br />
gesellten sich junge Absolventen von Hochschulen und<br />
Berufsakademien aus Sachsen, ausgerüstet mit neuen<br />
CAD-Werkzeugen und den Fertigkeiten, diese auch sinn-<br />
voll einzusetzen. Dieses Zusammenwirken von Jung und<br />
Alt, von neuer Technologie und jahrzehntelanger Erfahrung<br />
bescherte dem Unternehmen Erfolge und stetiges<br />
Wachstum.<br />
Um das zu erreichen, achteten wir streng darauf, alle selbst<br />
gestellten Qualitätskennziffern wie Termine und Kosten<br />
einzuhalten. An alle Mitarbeiter stellte das Unternehmen<br />
höchste fachliche Ansprüche. Gleichzeitig bauten wir auf<br />
Kollegialität. Das ständige Geben und Nehmen bringt das<br />
Team voran und nutzt dem Kunden. Ihre Leistungen erbrachte<br />
die IKB, später die <strong>CIDEON</strong> Engineering GmbH,<br />
vor allem in drei Ausprägungen. Die Kollegen übernahmen<br />
Projektarbeit im eigenen Hause oder beim Auftragnehmer<br />
des Kunden, sie arbeiteten beim Kunden im Bereich Production-Engineering<br />
und sie waren in den Bereichen Forschung<br />
und Entwicklung tätig, gefördert durch Mittel der
<strong>CIDEON</strong> ENGINEERING<br />
55<br />
Europäischen Union, des Bundes oder des Freistaates<br />
Sachsen. Egal in welchem Bereich, immer mussten Team<br />
und Projektleiter ganz spezifi sche Anforderungen erfüllen,<br />
um den Kunden zufrieden zu stellen und die Qualität zu<br />
sichern. Hohe Qualifi kation, Erfahrung und Motivation waren<br />
dafür stets Grundvoraussetzungen.<br />
<strong>CIDEON</strong> Engineering bewährt sich in seinem 17. Jahr<br />
am Markt. Das Fazit klingt überaus positiv: sieben Millionen<br />
Euro Jahresumsatz und 110 Mitarbeiter. Die Firma<br />
erbringt 85 Prozent ihrer Leistungen im Bereich Schienenfahrzeuge<br />
und ist seit 2000 Mitglied im Innovationszentrum<br />
Bahntechnik Europa e.V.<br />
Wenn die Firma heute auf eine Erfolgsgeschichte zurückblickt,<br />
dann liegt es auch daran, dass die Verantwortlichen<br />
immer drei Aspekte im Blick hatten – den Markt, die Kunden<br />
und die Mitarbeiter.<br />
Der Markt steht ständig im Fokus der Aufmerksamkeit.<br />
Täglich heißt es, um den Markt zu ringen und sich kritisch<br />
mit dem gewählten Geschäftsmodell auseinanderzusetzen.<br />
Gute Geschäftsmodelle sind kein Zufall, sondern das<br />
Ergebnis einer langfristigen Unternehmensstrategie.<br />
Der Kunde zahlt den Lohn. Er hat ein Recht, gehört und<br />
verstanden zu werden, auch in Zeiten, in denen die Kapazitäten<br />
des Unternehmens erschöpft scheinen.<br />
Die Mitarbeiter sind das Kapital von Dienstleistungsunternehmen.<br />
Ihr Wissen, ihre Fertigkeiten und Erfahrungen<br />
sind der Schlüssel zum Erfolg. Das Unternehmen muss<br />
die Bedingungen schaffen, damit sich die Mitarbeiter wohl<br />
fühlen und damit sie gefördert und gefordert werden.<br />
Tradition „von der Idee bis zur Serienreife“ arbeitet und<br />
kompetenter, zuverlässiger und stabiler Partner unserer<br />
Kunden sein wird.<br />
Der eingeschlagene Weg führt zum Erfolg. Einen Beweis<br />
erbrachte die Ausschreibung der Schweizerischen Bundesbahnen<br />
über Engineering-Leistungen beim Refi t-Projekt<br />
der Eurocity-Wagen. <strong>CIDEON</strong> schlug mehrere Mitbewerber<br />
aus dem Feld und erhielt den Zuschlag.<br />
Kein Berg zu hoch, kein Weg zu steil – wir freuen uns auf<br />
die Herausforderungen in der Schweiz.<br />
Hopp Schwiiz!<br />
Nur wenn wir daran glauben, besser werden zu können,<br />
hören wir nicht auf, gut zu sein.<br />
Das Wachstum der letzten Jahre fi ndet in diesem Jahr seine<br />
konsequente Fortsetzung. <strong>CIDEON</strong> gründet in Basel<br />
eine Schweizer Landesgesellschaft.<br />
Wir werden in dem Eisenbahnland Europas, der Schweiz,<br />
eine Engineering Company aufbauen, die getreu unserer
56<br />
<strong>CIDEON</strong> SCHWEIZ AG | AM ANFANG JEDEN ERFOLGS STEHT EINE IDEE
<strong>CIDEON</strong> SCHWEIZ AG | AM ANFANG JEDEN ERFOLGS STEHT EINE IDEE<br />
57<br />
AM ANFANG JEDEN ERFOLGS STEHT EINE IDEE<br />
Aus guten Ideen erwachsen erfolgreiche Projekte,<br />
wenn der Boden sorgfältig bereitet ist. Das Timing<br />
muss stimmen, ein tragfähiges Personennetzwerk<br />
zur Verfügung stehen und alle Beteiligten müssen<br />
an einem Strang ziehen. 2008 ist der richtige Zeitpunkt<br />
für die <strong>CIDEON</strong> AG gekommen, um ein wichtiges<br />
Ziel in die Tat umzusetzen. Das Unternehmen<br />
baut ein eigenes Standbein in der Bahnlandschaft<br />
der Schweiz auf – die <strong>CIDEON</strong> Schweiz AG.<br />
Die Voraussetzungen der <strong>CIDEON</strong> AG für einen Sprung<br />
gen Süden sind ausgezeichnet. Seit über 15 Jahren<br />
wächst das Unternehmen in Deutschland, es verfügt<br />
über eine hohe Reputation und kann zahlreiche Erfolge<br />
vorweisen. Die Schweiz plant in großem Stil den Ausbau<br />
des Bahnsystems, was zu einem erhöhten Bedarf an<br />
Engineering-Leistungen führt. Da trifft es sich gut, dass<br />
<strong>CIDEON</strong> in den letzten Jahren einige kleinere Aufträge für<br />
Schweizer Bahnen und Lieferanten abgewickelt hat und<br />
seitdem über zufriedene Kunden im Alpenland verfügt.<br />
Am 31. Januar 2008 traf sich die Geschäftsleitung der<br />
<strong>CIDEON</strong> Engineering GmbH in Zürich mit Kennern der<br />
Schweizer Bahnszene, um die Chancen und Potenziale<br />
zu diskutieren und eine mögliche Ansiedlung zu skizzieren.<br />
Das Fazit des Treffens war positiv. Die Geschäftsidee<br />
erwies sich als tragfähig und überzeugte die Fachleute.<br />
Zwischen den Gesprächspartnern herrschte eine aufgeschlossene<br />
Atmosphäre und beide Seiten zeigten den<br />
tatkräftigen Willen, die Aufgabe anzupacken.<br />
S-Bahn-Systeme der großen Städte sowie in das Verteilsystem<br />
mit Bussen und Privatbahnen. Hohe Summen<br />
fl ießen, um die Infrastruktur auszubauen, das Rollmaterial<br />
zu erneuern und die Angebote zu erweitern. Die Bevölkerung<br />
stimmt bei Referenden immer wieder mit einem<br />
klaren „Ja“ zum Bahnausbau und seiner Finanzierung.<br />
Und die Schweizer fahren Bahn. 2007 transportierten die<br />
Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) 7,6 Prozent mehr<br />
Reisende als im Jahr zuvor, im Vergleich zu 2000 stieg die<br />
Zahl um sagenhafte 38,2 Prozent.<br />
Die SBB und die anderen Eisenbahnverkehrsunternehmen<br />
setzen entschieden auf den Ausbau des Schienenverkehrs.<br />
Vor Ort verbessern sie die Infrastruktur und schaffen<br />
es so, den Taktfahrplan zu verknüpfen und Anschlüsse an<br />
Verkehrsknoten abzusichern. Die Unternehmen erhöhen<br />
die Kapazität durch den Einsatz von Doppelstocktriebzügen,<br />
beschaffen Triebzüge, die in mehreren Ländern fahren<br />
können und setzen spurtstarke Regionaltriebzüge ein, um<br />
beschränkte Trassen besser auszunutzen. Um für Kunden<br />
noch attraktiver zu werden und um die Betriebsabläufe zu<br />
optimieren, rüsten die Verkehrsunternehmen im Sinne des<br />
Investitionsschutzes ihre Flotten sukzessive auf. Zur Modernisierungsstrategie<br />
zählen die integrale Verpendelung,<br />
bei der eine Lokomotive oder ein Triebwagen mit Zwischenwagen<br />
und Steuerwagen als Pendelzug betrieben werden,<br />
und die Nachrüstung mit ETCS Level 1 und teilweise Level<br />
2. Außerdem statten die Betreiber die Züge mit modernsten<br />
Kundeninformationssystemen aus und sorgen dafür, dass<br />
Behinderte freien Zugang zu allen Bahnen haben.<br />
Die Bahnlandschaft Schweiz entwickelt<br />
sich rasant<br />
Seit Ende der Achtzigerjahre baut die Schweiz ihr Bahnsystem<br />
Schweiz systematisch aus und berücksichtigt dabei<br />
nicht nur den Intercity- und Interregio-Verkehr. Ganz<br />
bewusst investiert das Land in den Regionalverkehr, die<br />
In den nächsten zehn Jahren entsteht ein enormer Bedarf,<br />
die Sitzplatzkapazität in allen Systemen auszubauen und<br />
die bestehenden Flottenparks zu erneuern. Das führt zu<br />
einem gewaltigen Schub an Investitionen und einer wachsenden<br />
Nachfrage nach Engineering-Leistungen.
58<br />
<strong>CIDEON</strong> SCHWEIZ AG | AM ANFANG JEDEN ERFOLGS STEHT EINE IDEE<br />
<strong>CIDEON</strong> setzt auf Sieg<br />
Schon beim entscheidenden Treffen am 31. Januar 2008<br />
stand die Zielrichtung fest. Bei der nächsten Großausschreibung<br />
hieß es, Flagge zu zeigen und zu offerieren.<br />
Die Beteiligten wollten nicht nur Chancen ausloten und<br />
Schweizer Gepfl ogenheiten kennen lernen, sondern den<br />
Auftrag gewinnen.<br />
Nur eine Woche später bot sich die Gelegenheit, als die<br />
SBB die Engineering-Leistungen zum Refi t-Programm<br />
von 236 Wagen der Eurocity-Flotte öffentlich ausschrieb.<br />
Alle Partner handelten rasch und unkonventionell, erarbeiteten<br />
systematisch und kompetent das Offertdossier<br />
und konnten es zeitgerecht einreichen. Offen und transparent<br />
legte die <strong>CIDEON</strong> Engineering in den technischen<br />
und kommerziellen Verhandlungen ihre Kompetenz dar.<br />
Sie wurde belohnt, als die SBB am 14. Mai 2008 den<br />
Zuschlag erteilten: <strong>CIDEON</strong> Engineering gewann vor drei<br />
weiteren Mitbewerbern. Zum Erfolg trug wesentlich bei,<br />
dass die Firma zusicherte, schnellstmöglich eine kompetente<br />
Tochtergesellschaft in der Schweiz zu gründen.<br />
Der erste Großauftrag in der Schweiz<br />
Der Auftrag des Eurocity-Refi tprogramms fordert die Geschäftsleitung,<br />
das Projektteam und die technischen und<br />
kommerziellen Berater heraus, denn dieses Projekt hat<br />
einen besonderen Stellenwert. Sein Erfolg entscheidet<br />
maßgeblich über die Reputation der <strong>CIDEON</strong> und insbesondere<br />
der neuen <strong>CIDEON</strong> Schweiz auf dem Markt<br />
der Eidgenossenschaft. Der „Kaltstart“ der Tochterfi rma<br />
und die simultane Arbeit am Auftrag verlangen ein hohes<br />
Tempo. Die Messlatte liegt besonders hoch, weil die SBB<br />
das Refi t im eigenen Haus umsetzen, aber die kompletten<br />
Engineering-Leistungen extern vergeben will.<br />
Der Kunde hat seine Prioritäten bei diesem Programm zum<br />
Umbau und zur Nachrüstung klar gesetzt – erstens sind<br />
die anspruchsvollen Terminziele, zweitens die Kostenziele<br />
und drittens die Sachziele einzuhalten. Die Technik besitzt<br />
nur dritte Priorität. Es geht also nicht um Perfektion. Um<br />
die ersten beiden Ziele zu erfüllen, heißt es auch, „einfachere“<br />
Lösungen zu suchen oder auf Änderungen sogar<br />
zu verzichten.<br />
Das Projektteam der <strong>CIDEON</strong> und der Systempartner stehen<br />
vor schwierigen Herausforderungen. Die Mitarbeiter<br />
müssen sich rasch in die organisatorischen und prozesstechnischen<br />
Sonderheiten und in die Kultur der SBB einarbeiten<br />
und sich als Dienstleister für den Projektleiter der<br />
Bahn voll einbringen. Gleichzeitig gilt es, die Problematik<br />
von Zeitplan und Ressourcen zu beachten und alle Risiken<br />
für Projekt und Unternehmen im Teamwork vorausschauend<br />
zu erkennen.<br />
Von Bautzen nach Basel<br />
Am selben Tag, als die SBB den Zuschlag für den Großauftrag<br />
erteilten, unterzeichnete <strong>CIDEON</strong> in Basel vor einem<br />
Notar und einem Wirtschaftsanwalt die Gründungsdokumente<br />
der <strong>CIDEON</strong> Schweiz AG und erreichte damit ein<br />
wichtiges Etappenziel beim Markteintritt in der Schweiz.<br />
Bis ein Geschäftsführer nominiert ist und in den Dienst<br />
eintritt, wird Hans Käser, Dipl.-Masch.-Ing. ETH, als Delegierter<br />
des Verwaltungsrates den Aufbau des Unternehmens<br />
operativ führen.<br />
Am Steinengraben 42 in Basel entstehen die Büros. Zwei<br />
Themen prägen die Arbeit der ersten Wochen und Monate.<br />
Die neue Tochtergesellschaft rekrutiert einsatzbe-
<strong>CIDEON</strong> SCHWEIZ AG | AM ANFANG JEDEN ERFOLGS STEHT EINE IDEE<br />
59<br />
reites Personal und baut die Kundenkontakte auf, um den<br />
Markt entsprechend bearbeiten zu können.<br />
Mittel- und langfristig wird sich <strong>CIDEON</strong> Schweiz zum<br />
Systempartner von Bahnen und Schienenfahrzeuglieferanten<br />
entwickeln und sowohl beim Neubau als auch bei<br />
der Modernisierung umfassende Leistungen anbieten.<br />
Dazu zählen die klassischen Bereiche des Auftrags-Engineering<br />
und des Projektmanagements genau so wie<br />
Materialbewirtschaftung, Produktions-Engineering, Qualitätsmanagement,<br />
Instandhaltungsmanagement und Gutachtertätigkeiten.<br />
In einer starken Gemeinschaft<br />
lasten ausgleichen sowie mit vereinten Kräften den Markt<br />
bearbeiten und Strategien entwickeln. Die Mitarbeiter<br />
werden auch IT-Produkte und -Lösungen aus dem Hause<br />
<strong>CIDEON</strong> in der Schweiz vertreiben.<br />
Der <strong>CIDEON</strong> Engineering ist in kurzer Zeit ein fulminanter<br />
Start mit einem Großauftrag und der Firmengründung der<br />
Schweizer Tochter in Basel gelungen. Das Timing stimmt.<br />
Im Schienenverkehr der Schweiz stehen vermehrt Neubeschaffungen<br />
und Flottenmodernisierungen an. Die<br />
<strong>CIDEON</strong> Schweiz ist bereit, sich für Bahnen und Fahrzeuglieferanten<br />
zum gefragten Systempartner zu entwickeln<br />
und ihnen kundennah kompetente Dienstleistungen anzubieten.<br />
Die enge Zusammenarbeit der <strong>CIDEON</strong> Schweiz AG, der<br />
<strong>CIDEON</strong> Engineering GmbH und der <strong>CIDEON</strong> Software<br />
GmbH erlangt entscheidende Bedeutung für die Unternehmensgruppe.<br />
Die Schwesterfi rmen können die spezifi<br />
schen Fachkompetenzen nutzen, die Hoch- und Tief-
<strong>CIDEON</strong> Engineering GmbH<br />
Tzschirnerstraße 5a<br />
02625 Bautzen . Germany<br />
Fon +49 (0) 3591/374460<br />
Fax +49 (0) 3591/374480<br />
<strong>CIDEON</strong> Engineering GmbH<br />
Olbernhauer Straße 5<br />
09125 Chemnitz . Germany<br />
Fon +49 (0) 371/7741510<br />
Fax +49 (0) 371/7741539<br />
<strong>CIDEON</strong> Engineering GmbH<br />
Handelsplatz 1<br />
04319 Leipzig . Germany<br />
Fon +49 (0) 341/6523360<br />
Fax +49 (0) 341/65233612<br />
<strong>CIDEON</strong> Schweiz AG<br />
Steinengraben 42<br />
4051 Basel . Switzerland<br />
Fon +41 (0) 61/2717021<br />
Fax +41 (0) 61/2717023<br />
WWW.<strong>CIDEON</strong>.COM