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Augsburg

„Wir lassen die Kirche im Dorf“ Frauen pilgern zu St. ulrich

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MEINuNG 20./21. Juli 2013 / Nr. 29<br />

Aus meiner Sicht ...<br />

Christian Soyke<br />

Lesen Sie zum Thema auch Seite 6<br />

Schutz des Lebens ernster nehmen<br />

Christian Soyke ist<br />

Medien- und<br />

Politikwissenschaftler<br />

und Journalist.<br />

Die Bürger-Initiative „Einer von uns“ sorgt<br />

in ganz Europa für Aufsehen. Ziel der Aktion<br />

ist es, die Förderung der Embryonenforschung<br />

mit EU-Mitteln zu stoppen: Ein Bürgerbegehren<br />

mit Unterschriftensammlung und<br />

Online-Abstimmung soll die EU-Politik dazu<br />

bewegen, die Programme auf den Prüfstand<br />

zu stellen und den Schutz des Lebens wieder<br />

ernster zu nehmen. Labore, die Klon-Experimente<br />

oder Embryonale Stammzellforschung<br />

durchführen, sollten demnach explizit von einer<br />

Förderung ausgenommen werden.<br />

In vielen Ländern sind die erforderlichen<br />

Unterschriften-Quoten für einen Erfolg der<br />

Petition bereits erreicht – ob in Polen, Spanien<br />

oder Italien, sogar in den Niederlanden.<br />

Die Chancen, dass die benötigte eine Million<br />

an Unterstützern EU-weit bis November zusammenkommt,<br />

stehen also gar nicht schlecht.<br />

Zumal sich auch Papst Franziskus und sein<br />

Vorgänger Benedikt XVI. ausdrücklich zu der<br />

Initiative bekannt haben. Bemerkenswert ist,<br />

dass ausgerechnet Deutschland nachhinkt. Dabei<br />

bräuchte die Aktion hier im bevölkerungsreichsten<br />

Land der EU den meisten Zuspruch<br />

und größten Einfl uss.<br />

Mehrere deutsche Bischöfe haben sich bereits<br />

offiziell an die Seite des Bürgerbegehrens<br />

gestellt. Zu den Unterstützern zählen zum<br />

Beispiel der Kölner Kardinal Joachim Meisner<br />

und der Münchner Kardinal Reinhard Marx,<br />

der <strong>Augsburg</strong>er Bischof Konrad Zdarsa, der<br />

Eichstätter Oberhirte Gregor Maria Hanke sowie<br />

der Trierer Bischof Stephan Ackermann.<br />

Der <strong>Augsburg</strong>er Weihbischof Anton Losinger,<br />

als Mitglied des Deutschen Ethikrats eine<br />

gewichtige Stimme zu diesem Thema, begründete<br />

seine Solidarität mit den Worten: „Mir<br />

geht es zentral um Fragen des Lebensschutzes<br />

sowie das Lebensrecht des ungeborenen Lebens.<br />

Deswegen habe ich die Unterschriftenliste unterzeichnet.“<br />

Das erscheint nur konsequent. Schließlich<br />

ist die katholische Kirche der zentrale und wie<br />

es manchmal erscheint einzige Akteur, der sich<br />

für den Schutz des Lebens unermüdlich einsetzt<br />

und stark macht – vom Anfang bis zum<br />

Ende, und mit allem, was dazu gehört.<br />

Gerda Riedl<br />

Die Ehe – ein heilig Ding?<br />

Gerda Riedl ist<br />

Professorin für<br />

Dogmatik und Leiterin<br />

der Hauptabteilung VI<br />

im Bischöflichen<br />

Ordinariat <strong>Augsburg</strong>.<br />

Können Sie sich noch an den amerikanischen<br />

Kinofilm „Quo vadis“ erinnern? Der Schauspieler<br />

Peter Ustinov schaffte darin als grandioser<br />

Kaiser Nero seinen Durchbruch. Die anderen<br />

Figuren verblassten daneben. Oder wissen<br />

Sie noch, dass ein Charakterdarsteller namens<br />

Finlay Currie den zaudernden, schließlich<br />

aber geläuterten Apostel Petrus gab? Eine Szene<br />

allerdings spielt Currie famos. Mitten auf<br />

den Rängen im Amphithea ter ruft Petrus in<br />

Richtung der kaiserlichen Loge: „Die Ehe ist<br />

ein heilig Ding!“<br />

Petrus erntete schon im Film wenig Zustimmung.<br />

Und auch heute können immer weniger<br />

Menschen etwas mit einer solchen Aussage anfangen.<br />

Zugegeben, was soll heilig sein an der<br />

Ehe, wenn sich gut ein Drittel aller Ehepartner<br />

in unserem Land alsbald wieder trennen? Und<br />

weiter: Wie will man den Begriff der Heiligkeit<br />

auf eine Vertragskonstruktion anwenden, wenn<br />

Ehe nur noch als zeitlich befristete Verantwortungsgemeinschaft<br />

verstanden wird? Und<br />

schließlich: Was heißt dann noch „ein Fleisch<br />

werden“ (vgl. Mt 19,5 f.), wenn man schon<br />

mit dem Wissen um diese Befristung startet?<br />

Nichtsdestoweniger: Die frühe Kirche war<br />

sich ihrer Sache ganz sicher. Nachdrücklich<br />

betont das Neue Testament in einer durchaus<br />

scheidungsfreundlichen Umwelt den Charakter<br />

der Ehe als unwiderrufl icher Schicksalsgemeinschaft<br />

zwischen Mann und Frau. Heute ist das<br />

nicht mehr selbstverständlich. Das Scheitern so<br />

mancher Ehe demoralisiert; und Hilfe ist nicht<br />

leicht zu leisten. Auch von kirchlicher Seite<br />

nicht.<br />

Aber wir müssen uns bemühen, bemühen<br />

und noch einmal bemühen! Vielleicht finden<br />

wir ja eines nicht allzu fernen Tages jene Lösung,<br />

die den Nöten unserer Mitmenschen genauso<br />

gerecht wird wie den Ansprüchen von<br />

Evangelium und Glaube. Ich bin zuversichtlich,<br />

dass uns das gelingt. Schließlich ist die Ehe<br />

ja wirklich ein „heilig Ding“, – ein Sakrament<br />

eben. Und hier kommt Gott ins Spiel: Er wird<br />

niemandem, der sich ihm öffnet, seine Gnade<br />

und Hilfe versagen. Denn: Unsere unwiderrufl<br />

iche Schicksalsgemeinschaft in der Ehe ist<br />

Gottes ganz konkreter Weg zum Menschen!<br />

Bernhard Wabnitz<br />

Europa, von außen betrachtet<br />

Bernhard Wabnitz ist<br />

Studioleiter und<br />

Korrespondent im<br />

ARD-Studio Rom.<br />

Was wird aus Europa? In diesen Monaten der<br />

Krise weiß niemand, ob all die großen Träume,<br />

Hoffnungen und Erwartungen an ein gemeinsames<br />

Europa jemals in dieser Form in Erfüllung<br />

gehen werden. Zu groß ist die Ernüchterung,<br />

ja sogar das Unbehagen über ein Europa,<br />

das gegenwärtig vor allem durch Sozialabbau<br />

und ungesicherte Finanzierungsabenteuer verunsichert.<br />

Europa hat sich gleichwohl mehr oder<br />

weniger gemütlich eingerichtet, auf einem<br />

Niveau von Selbstgefälligkeit und Überheblichkeit,<br />

das Reformbemühungen von vorneherein<br />

vereitelt. So heißt allenthalben die<br />

Devise: weiterwurschteln und durchwurschteln<br />

und um Gottes Willen keine klaren und<br />

deutlichen Entscheidungen treffen. So sieht<br />

sich Europa in diesen Tagen von innen.<br />

Von außen betrachtet sieht es freilich ganz<br />

anders aus. Da sind es die europäischen Länder,<br />

die Freiheit und gesichertes Leben garantieren<br />

und die Hoffnung darauf wecken, dass<br />

diese Freiheit und dieses soziale Niveau auch<br />

für jene gelten, die voller Sehnsucht auf diesen<br />

Kontinent schauen.<br />

Es lohnt sich, diesen Blick auf Europa<br />

nicht zu vergessen, kann er doch auch bedeuten,<br />

dass Europa zu neuer Kraft findet.<br />

Dies ist auch eine der Botschaften, die Papst<br />

Franziskus von der Insel Lampedusa aus senden<br />

wollte. Die nordafrikanischen, meist islamischen<br />

Länder versinken im Chaos. Die<br />

afrikanischen Staaten werden von Korruption<br />

und Hunger bedroht. Für sie heißt die<br />

Verheißung Europa.<br />

Fast 15 000 Menschen haben sich in den<br />

letzten beiden Jahren auf den lebensgefährlichen<br />

Weg nach Europa gemacht – über die<br />

Insel Lampedusa. Viele Menschen sind dabei<br />

umgekommen. Das Mittelmeer ist ein Grab<br />

für über 20 000 Flüchtlinge. Auch ihrer hat<br />

der Papst gedacht und die Botschaft ausgesendet,<br />

alle Flüchtlinge, die voll Hoffnung nach<br />

Europa schauen, freundlich und hilfreich<br />

aufzunehmen, anstatt weitere Mauern aufzubauen.<br />

Vielleicht sind gerade diese Flüchtlinge<br />

jene, die Europas Werte mehr schätzen<br />

als viele allzu satte Bürger.

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