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Augsburg

„Wir lassen die Kirche im Dorf“ Frauen pilgern zu St. ulrich

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LEBEN AuS DEM GLAuBEN 20./21. Juli 2013 / Nr. 29<br />

Der Mensch dachte, und Gott lachte<br />

Wie „Hundstage“ oft bessere Zeiten einläuten – Das Beispiel von Abraham und Sara<br />

Hundstage – so heißen die<br />

Tage zwischen dem 23. Juli<br />

und dem 24. August. Die alten<br />

Ägypter nannten diese Tage so,<br />

weil in dieser Zeit der Fixstern Sirius,<br />

der Hauptstern im Sternbild „Großer<br />

Hund“, an den Morgenhimmel<br />

zurückkehrt. Wir bezeichnen heute<br />

mit „Hundstagen“ die sehr heißen<br />

Tage im Hochsommer. „Hundstage“<br />

können aber auch Tage sein, an denen<br />

ich mich „hunde-elend“ fühle:<br />

an denen mir alles zu viel ist und ich<br />

einfach meine Ruhe haben möchte.<br />

Beides hängt zusammen: Hitze kann<br />

mir meine Energie ebenso rauben<br />

wie ein schlimmes Erlebnis.<br />

Von Menschen, die „Hundstage“<br />

erleben, erzählt auch die Bibel. Einer<br />

von ihnen ist Abraham. Er und<br />

seine Frau Sara sind kinderlos geblieben.<br />

Heute wie damals einfach<br />

nur schlimm! Aber damals galt das<br />

sogar als Strafe Gottes: Wer keine<br />

Kinder hat, hat umsonst gelebt, seine<br />

Zukunft ist ausgelöscht!<br />

Und obwohl Gott dem Abraham<br />

vor Jahrzehnten Nachkommenschaft<br />

und Zukunft verheißen hat, tut sich<br />

Das aktuelle katholische<br />

Nachrichten-Magazin<br />

Kirche vor Ort und<br />

weltweit<br />

Ulrichswoche mit vielen Wallfahrten und Feiern<br />

jeden Sonntag 18:30 Uhr auf a.tv,<br />

19:30 Uhr auf TV Allgäu<br />

nichts! Was hat das Leben da noch<br />

für einen Sinn?<br />

Eines Tages aber, so erzählt die<br />

Bibel weiter, erhalten Abraham und<br />

mit Nachrichten, Berichten aus dem Bistum<br />

und der aktuellen Botschaft<br />

des Heiligen Vaters von der Mittwochsaudienz<br />

auf www.katholisch1.tv<br />

Der Besuch der drei Fremden in der größten Mittagshitze bei Sara und Abraham.<br />

Dargestellt auf der so genannten Paradiespforte, die Lorenz Ghiberti (1425 bis 1452)<br />

in Bronze für die Taufkapelle des Florenzer Doms schuf.<br />

Foto: KNA<br />

Sara in der größten Mittagshitze einen<br />

Besuch von drei Fremden. In<br />

ihnen spüren die Gastgeber den Besuch<br />

Gottes. Und tatsächlich: Es gibt<br />

Zukunft, sie werden einen Sohn haben!<br />

Fruchtbarkeit stellt sich ein, wo<br />

kein Mensch es mehr erwartet hätte!<br />

Das erinnert mich an die ursprüngliche<br />

Bedeutung der „Hundstage“.<br />

Die Wiederkehr des Sirius<br />

galt entlang des Nils als sicheres<br />

Vorzeichen der nahenden alljährlichen<br />

Sommer-Nilschwemme, die<br />

Fruchtbarkeit und Segen über die<br />

Felder entlang des Flusses brachte.<br />

Dieser Zusammenhang gefällt mir:<br />

Die Dürre und Leere der Hundstage,<br />

die ich erlebe, sind auch eine<br />

Einfallschneise für neuen Segen,<br />

neues Leben! Die Zukunft kann ja<br />

viele Gesichter haben. Sie kann ganz<br />

anders aussehen als erwartet, und<br />

doch hält diese fremde Zukunft Leben<br />

für mich bereit!<br />

Meist kommt es anders …<br />

Ein älterer Lehrer meinte einmal:<br />

„Wenn ich eines gelernt habe<br />

in meinem Leben, dann dies, dass<br />

man im Leben gar nichts planen<br />

kann.“ Das klingt nicht gerade verheißungsvoll,<br />

aber in diesen Worten<br />

schwingt viel positive Kraft mit: Es<br />

kommt oft ganz anders, aber bis jetzt<br />

ist es immer so geworden, dass ich<br />

damit leben konnte! Ganz oft erfüllt<br />

sich mein Vertrauen im Fremden,<br />

also darin, dass es ganz anders wird!<br />

Wenn ich mich an dem festbeiße,<br />

was ich nicht erreichen kann oder<br />

mir genommen wurde, dann tut es<br />

noch mehr weh.<br />

Dagegen habe ich es schon als<br />

sehr heilsam erlebt, wenn ich für<br />

Neues und Unbekanntes offen bin<br />

und abwarte, was passiert. Es hat<br />

sich ein Weg aufgetan, den ich vorher<br />

nicht gesehen habe. Diesen neuen<br />

Weg nehme ich aber erst wahr,<br />

wenn ich bereit dafür bin. Manchmal<br />

bekommt gerade eine schmerzhafte<br />

Erfahrung einen sinnvollen<br />

Platz im Leben, weil sie mich weitergebracht<br />

und reifer gemacht hat.<br />

Der Zwischenzustand freilich, den<br />

ich als „Hundstage“ erlebe, scheint<br />

mir unerträglich, und doch geht es<br />

oft nicht ohne ihn.<br />

Wenn ich diese neue Spur entdecke,<br />

dann kann das Leben meine<br />

Gesichtszüge auf ungeahnte Weise<br />

aufhellen. Sara, so heißt es im Buch<br />

Genesis nämlich weiter, lacht still in<br />

sich hinein (Gen 18,12). Genauso<br />

hatte Abraham im vorangehenden<br />

Kapitel gelacht bei der Vorstellung,<br />

das alte Ehepaar solle noch mit<br />

Nachwuchs gesegnet werden. Aber<br />

aus dem verzweifelt-ungläubigen<br />

Grinsen wird ein herzliches Lachen.<br />

Aus dem hunde-elenden Gefühl<br />

entsteht große Freude.<br />

Tatsächlich bekommt Sara im<br />

folgenden Jahr einen Sohn. Er trägt<br />

den Namen Isaak, übersetzt: „Er<br />

lacht“. Denn nach der Geburt Isaaks<br />

sagt sie: „Gott ließ mich lachen; jeder,<br />

der davon hört, wird mit mir<br />

lachen“ (Gen 21,6).<br />

Eine ganz neue Variante der<br />

bekannten Redewendung: „Der<br />

Mensch denkt und Gott lenkt. Der<br />

Mensch dachte – und Gott lachte!!“<br />

Gott lacht mich nicht aus, er will<br />

mit mir lachen, er gibt mir Grund,<br />

mich wieder zu freuen! Möglicherweise<br />

ganz ungeahnt!<br />

Kontakt, Anfragen:<br />

Landshuter Straße 16, 93047 Regensburg,<br />

E-Mail:<br />

seidl@seelsorgepflege.de<br />

Pfarrer<br />

Christoph Seidl,<br />

Seelsorger für<br />

Berufe im Gesundheits-<br />

und Sozialwesen<br />

der Diözese<br />

Regensburg.

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