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Es ist für das Kind wichtig, dass es über die unterschiedlichen<br />

Rollen seiner Bezugspersonen nicht im Unklaren<br />

gelassen wird. Wenn das Kind weiß, wer seine beiden<br />

leiblichen Eltern sind, wer das Sorgerecht wahrnimmt und<br />

damit für grundlegende Ent<strong>scheidung</strong>en zuständig ist und<br />

welche Personen im Alltag Verantwortung für das Kind<br />

übernehmen, kann es sich besser orientieren. Es erfährt,<br />

dass die unterschiedlichen Aufgaben von Elternschaft sich<br />

gegenseitig ergänzen.<br />

Neben einer deutlichen Beschreibung und Abgrenzung der<br />

verschiedenen elterlichen Rollen ist die gegenseitige Wertschätzung<br />

von großer Bedeutung. Auch wenn einzelne<br />

Elternpersonen nicht (mehr) sämtliche elterlichen Rollen<br />

und Aufgaben wahrnehmen können, bleiben sie für das<br />

Bild des Kindes von sich selbst und damit für seine Identität<br />

wichtig.<br />

Meike, neun Jahre: „Kinderrechte sind cool.<br />

Wir haben darüber in der Schule gesprochen.<br />

Find’ ich klasse, dass meine Eltern mich nicht<br />

schlagen dürfen. Tun sie zwar sowieso nicht,<br />

aber vielleicht traut sich ja meine Freundin jetzt,<br />

ihrer Mutter zu sagen, dass ihr nicht so oft<br />

die Hand ausrutschen soll.“<br />

Kinderrechte: Worauf Kinder<br />

einen Anspruch haben<br />

In den letzten Jahrzehnten hat in Deutschland in punkto<br />

Kinderrechte ein Wandel stattgefunden. Kinder werden<br />

auch rechtlich nicht mehr als Objekte der Erwachsenen,<br />

sondern als Subjekte und damit als Träger<br />

eigener Rechte betrachtet.<br />

In einem wegweisenden Urteil stellte das Bundesverfassungsgericht<br />

bereits 1968 ausdrücklich fest, dass das<br />

Kind „ein Wesen mit eigener Menschenwürde und einem<br />

eigenen Recht auf Entfaltung seiner Persönlichkeit (...) ist“.<br />

Im Zusammenhang mit der umfassenden Sorgerechtsreform<br />

von 1980 wurde der Übergang von der elterlichen<br />

„Gewalt“ zur elterlichen „Sorge“ vollzogen. Außerdem<br />

wurde der Paragraph 1626 Absatz 2 in das Bürgerliche<br />

Gesetzbuch (BGB) eingefügt, der erstmals die Mitsprache<br />

von Kindern und Jugendlichen an allen sie betreffenden<br />

Ent<strong>scheidung</strong>en ihrer Eltern rechtsverbindlich festlegt.<br />

Seitdem heißt es dort: „Bei der Pflege und Erziehung<br />

berücksichtigen die Eltern die wachsende Fähigkeit und<br />

das wachsende Bedürfnis des Kindes zu selbständigem<br />

verantwortungsbewusstem Handeln. Sie besprechen<br />

mit dem Kind, soweit es <strong>nach</strong> dessen Entwicklungsstand<br />

angezeigt ist, Fragen der elterlichen Sorge und streben<br />

Einvernehmen an“.<br />

Die Kindschaftsrechtsreform von 1998 brachte neben der<br />

weit gehenden Gleichstellung ehelicher und nichtehelicher<br />

Kinder weitere Fortschritte: Seitdem hat das Kind das Recht<br />

auf Umgang mit beiden Eltern (§ 1684 Absatz 1 BGB) und<br />

die Möglichkeit, in besonders konfl iktträchtigen gerichtlichen<br />

Verfahren einen eigenen Verfahrensbeistand (Anwalt<br />

des Kindes) an die Seite gestellt zu bekommen (§ 158 des<br />

Gesetzes über das Verfahren in Familiensachen und in Angelegenheiten<br />

der freiwilligen Gerichtsbarkeit FamFG). Nach<br />

§159 FamFG hört das Gericht das Kind im Umgangsverfahren<br />

selbst an. Ein weiteres Glied in der Kette bedeutender<br />

12 Der Umgang aus Sicht des Kindes / Wegweiser für den Umgang

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