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ig_3-2015

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REGION [ NACHHALTIGKEIT ]<br />

Mehrere Göttinger Baugebiete werden durch Blockheizwerke mit<br />

Wärme versorgt, die von den Stadtwerken betrieben werden.<br />

überzeugende dezentrale Energiekonzepte<br />

kann die Energiewende in Deutschland<br />

gelingen. Für die Stadtwerke bedeutet<br />

das, dass wir uns als regionaler Motor der<br />

Energiewende begreifen müssen. Konkret<br />

heißt dies, dass wir in den nächsten<br />

Jahren etwa die Kapazitäten im Bereich<br />

der Blockheizkraftwerke, Photovoltaik<br />

und bei der Erzeugung von Windenergie<br />

weiter ausbauen werden.“<br />

Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter mitnehmen<br />

Frühzeit<strong>ig</strong> alle Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter mit in die Umstellung auf<br />

ein nachhalt<strong>ig</strong> ausgerichtetes Unternehmen<br />

einzubeziehen, war dabei sowohl<br />

für Rappenecker wie für den kaufmännischen<br />

Vorstand der Stadtwerke Göttingen<br />

Frank Wiegelmann entscheidend.<br />

„Erfahrungen in anderen Unternehmen<br />

ze<strong>ig</strong>en immer wieder: Wenn nur die Vorstände<br />

von der Nachhalt<strong>ig</strong>keitsidee überzeugt<br />

sind, wird sie sich im Unternehmen<br />

auf Dauer nicht erfolgreich durchsetzen.<br />

Das Thema wird dann von vielen Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeitern led<strong>ig</strong>lich als<br />

Ballast empfunden“, sagt Wiegelmann.<br />

Um dies zu vermeiden, wurde 2011 eine<br />

Arbeitsgruppe aus sechs Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeitern eingesetzt, die bis heute<br />

aktiv ist. Ihre Aufgabe war zum einen, ein<br />

praxistaugliches Nachhalt<strong>ig</strong>keitskonzept<br />

für die Stadtwerke zu entwickeln. Zudem<br />

sollte sie den Nachhalt<strong>ig</strong>keitsgedanken im<br />

Unternehmen bekannt machen.<br />

Michael Mätschke ist seit Beginn<br />

Mitglied der Arbeitsgruppe. „Der Begriff<br />

der Nachhalt<strong>ig</strong>keit war für uns<br />

erst einmal zu allgemein“, sagt der<br />

49-Jähr<strong>ig</strong>e rückblickend. „Es ging also<br />

zunächst darum, herauszuarbeiten, was<br />

Nachhalt<strong>ig</strong>keit konkret für unser Unternehmen<br />

bedeutet.“<br />

Um dies zu beschleun<strong>ig</strong>en, wurden<br />

auch Mitarbeiter von Unternehmen<br />

unterschiedlicher Branchen zu einer<br />

Expertenrunde eingeladen. Den Teilnehmern<br />

war gemeinsam, dass sie den<br />

Nachhalt<strong>ig</strong>keitsgedanken bereits seit<br />

Längerem zu einem Teil ihrer Firmenphilosophie<br />

gemacht hatten. Aus dieser<br />

Vielzahl von Herangehensweisen<br />

entwickelte die Arbeitsgruppe gemeinsam<br />

mit dem Vorstand dann ein für die<br />

Stadtwerke maßgeschneidertes Nachhalt<strong>ig</strong>keitskonzept.<br />

Parallel dazu initiierte<br />

sie Kampagnen im Unternehmen,<br />

etwa zum energetisch richt<strong>ig</strong>en Lüften<br />

der Büroräume, oder zur Senkung des<br />

Strom- und Papierverbrauchs.<br />

Der erste „Carbon Footprint“<br />

Neben mehreren, unmittelbar am täglichen<br />

Arbeitsalltag der Beschäft<strong>ig</strong>ten<br />

anknüpfenden Projekten ließ sich das<br />

Unternehmen mithilfe des SCC-Labels<br />

als klimafreundliches Unternehmen<br />

zertifizieren. „SCC“ steht als<br />

Abkürzung für das englische „stop<br />

climate change“ und macht die Idee<br />

hinter dem Zertifikat deutlich. Voraussetzung<br />

hierfür war die Erstellung<br />

eines sogenannten Carbon Footprints.<br />

Hierzu erfasste ein Institut der Göttinger<br />

Universität gemeinsam mit Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeitern aus den<br />

einzelnen Abteilungen der Stadtwerke<br />

alle relevanten Energieverbräuche<br />

und Stoffströme des Unternehmens.<br />

Eine weitere Voraussetzung für die<br />

Zertifizierung war der regelmäß<strong>ig</strong>e<br />

Erwerb sogenannter Klimazertifikate<br />

durch die Stadtwerke als Ausgleich<br />

für die mithilfe des Carbon Footprints<br />

ermittelten Kohlendioxid-Emissionen.<br />

„Das Erstellen des Carbon Footprints<br />

und die kurze Zeit später erfolgte<br />

Einführung eines Energiemanagementsystems<br />

nach ISO 50001 hatte<br />

aber noch weitere positive Folgen“,<br />

sagt Mätschke. „Das Wissen über<br />

Einsparpotenziale und nachhalt<strong>ig</strong>e<br />

Lösungen war bereits vorher in den<br />

einzelnen Fachabteilungen vorhanden<br />

und wurde genutzt. Durch beide Maßnahmen<br />

wurde es zum ersten Mal zentral<br />

zusammengeführt. Jetzt ist es für<br />

alle Abteilungen nutzbar.“<br />

Die Zukunft<br />

„Seit 2011 haben wir bereits große Schritte<br />

in die richt<strong>ig</strong>e Richtung gemacht. Das<br />

wird auch unser, in diesem Jahr erscheinende,<br />

zweite Nachhalt<strong>ig</strong>keitsbericht<br />

deutlich machen“, fasst Gerd Rappenecker<br />

die Entwicklung der letzten Jahre<br />

zusammen. Mit Blick auf die Zukunft ist<br />

er sich jedoch sicher: „Der nächste Teil<br />

der Wegstrecke Richtung Nachhalt<strong>ig</strong>keit<br />

wird nicht leichter.“<br />

Denn was sich bundesweit im Zusammenhang<br />

mit der geplanten Nord-<br />

Süd-Stromtrasse ze<strong>ig</strong>t, ist in kleinerem<br />

Rahmen auch beim Windstrom<br />

in Südniedersachsen erkennbar: Die<br />

Mehrheit der Deutschen ist von der<br />

Richt<strong>ig</strong>keit nachhalt<strong>ig</strong>er Energieerzeugung<br />

überzeugt. Dafür notwend<strong>ig</strong>e<br />

Kraftwerke oder die damit verbundene<br />

Infrastruktur vor der e<strong>ig</strong>enen Haustür<br />

wollen allerdings nur die wen<strong>ig</strong>sten.<br />

Die Planung von Windkraftanlagen<br />

stößt daher in der Region zum Teil auf<br />

deutliche Widerstände, selbst wenn<br />

sich Bürgerinnen und Bürger am späteren<br />

Ertrag der Kraftwerke beteil<strong>ig</strong>en<br />

können. Rappenecker bleibt dennoch<br />

optimistisch: „Auch wenn wir wissen,<br />

dass wir insbesondere beim Thema<br />

Windkraft noch ein<strong>ig</strong>e dicke Bretter<br />

zu bohren haben, werden wir die Energieversorgung<br />

der Region weiterhin<br />

zunehmend nachhalt<strong>ig</strong>er gestalten.“<br />

Unterstützung erhält er durch den<br />

Masterplan „100% Klimaschutz“, mit<br />

dessen Hilfe Göttingen bis zum Jahr<br />

2050 klimaneutral werden möchte. Träger<br />

des Projektes sind neben der Stadt<br />

Göttingen und der Georg-August-Universität<br />

auch die Stadtwerke.<br />

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