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REGION [ NACHHALTIGKEIT ]<br />
Mehrere Göttinger Baugebiete werden durch Blockheizwerke mit<br />
Wärme versorgt, die von den Stadtwerken betrieben werden.<br />
überzeugende dezentrale Energiekonzepte<br />
kann die Energiewende in Deutschland<br />
gelingen. Für die Stadtwerke bedeutet<br />
das, dass wir uns als regionaler Motor der<br />
Energiewende begreifen müssen. Konkret<br />
heißt dies, dass wir in den nächsten<br />
Jahren etwa die Kapazitäten im Bereich<br />
der Blockheizkraftwerke, Photovoltaik<br />
und bei der Erzeugung von Windenergie<br />
weiter ausbauen werden.“<br />
Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeiter mitnehmen<br />
Frühzeit<strong>ig</strong> alle Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeiter mit in die Umstellung auf<br />
ein nachhalt<strong>ig</strong> ausgerichtetes Unternehmen<br />
einzubeziehen, war dabei sowohl<br />
für Rappenecker wie für den kaufmännischen<br />
Vorstand der Stadtwerke Göttingen<br />
Frank Wiegelmann entscheidend.<br />
„Erfahrungen in anderen Unternehmen<br />
ze<strong>ig</strong>en immer wieder: Wenn nur die Vorstände<br />
von der Nachhalt<strong>ig</strong>keitsidee überzeugt<br />
sind, wird sie sich im Unternehmen<br />
auf Dauer nicht erfolgreich durchsetzen.<br />
Das Thema wird dann von vielen Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeitern led<strong>ig</strong>lich als<br />
Ballast empfunden“, sagt Wiegelmann.<br />
Um dies zu vermeiden, wurde 2011 eine<br />
Arbeitsgruppe aus sechs Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeitern eingesetzt, die bis heute<br />
aktiv ist. Ihre Aufgabe war zum einen, ein<br />
praxistaugliches Nachhalt<strong>ig</strong>keitskonzept<br />
für die Stadtwerke zu entwickeln. Zudem<br />
sollte sie den Nachhalt<strong>ig</strong>keitsgedanken im<br />
Unternehmen bekannt machen.<br />
Michael Mätschke ist seit Beginn<br />
Mitglied der Arbeitsgruppe. „Der Begriff<br />
der Nachhalt<strong>ig</strong>keit war für uns<br />
erst einmal zu allgemein“, sagt der<br />
49-Jähr<strong>ig</strong>e rückblickend. „Es ging also<br />
zunächst darum, herauszuarbeiten, was<br />
Nachhalt<strong>ig</strong>keit konkret für unser Unternehmen<br />
bedeutet.“<br />
Um dies zu beschleun<strong>ig</strong>en, wurden<br />
auch Mitarbeiter von Unternehmen<br />
unterschiedlicher Branchen zu einer<br />
Expertenrunde eingeladen. Den Teilnehmern<br />
war gemeinsam, dass sie den<br />
Nachhalt<strong>ig</strong>keitsgedanken bereits seit<br />
Längerem zu einem Teil ihrer Firmenphilosophie<br />
gemacht hatten. Aus dieser<br />
Vielzahl von Herangehensweisen<br />
entwickelte die Arbeitsgruppe gemeinsam<br />
mit dem Vorstand dann ein für die<br />
Stadtwerke maßgeschneidertes Nachhalt<strong>ig</strong>keitskonzept.<br />
Parallel dazu initiierte<br />
sie Kampagnen im Unternehmen,<br />
etwa zum energetisch richt<strong>ig</strong>en Lüften<br />
der Büroräume, oder zur Senkung des<br />
Strom- und Papierverbrauchs.<br />
Der erste „Carbon Footprint“<br />
Neben mehreren, unmittelbar am täglichen<br />
Arbeitsalltag der Beschäft<strong>ig</strong>ten<br />
anknüpfenden Projekten ließ sich das<br />
Unternehmen mithilfe des SCC-Labels<br />
als klimafreundliches Unternehmen<br />
zertifizieren. „SCC“ steht als<br />
Abkürzung für das englische „stop<br />
climate change“ und macht die Idee<br />
hinter dem Zertifikat deutlich. Voraussetzung<br />
hierfür war die Erstellung<br />
eines sogenannten Carbon Footprints.<br />
Hierzu erfasste ein Institut der Göttinger<br />
Universität gemeinsam mit Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeitern aus den<br />
einzelnen Abteilungen der Stadtwerke<br />
alle relevanten Energieverbräuche<br />
und Stoffströme des Unternehmens.<br />
Eine weitere Voraussetzung für die<br />
Zertifizierung war der regelmäß<strong>ig</strong>e<br />
Erwerb sogenannter Klimazertifikate<br />
durch die Stadtwerke als Ausgleich<br />
für die mithilfe des Carbon Footprints<br />
ermittelten Kohlendioxid-Emissionen.<br />
„Das Erstellen des Carbon Footprints<br />
und die kurze Zeit später erfolgte<br />
Einführung eines Energiemanagementsystems<br />
nach ISO 50001 hatte<br />
aber noch weitere positive Folgen“,<br />
sagt Mätschke. „Das Wissen über<br />
Einsparpotenziale und nachhalt<strong>ig</strong>e<br />
Lösungen war bereits vorher in den<br />
einzelnen Fachabteilungen vorhanden<br />
und wurde genutzt. Durch beide Maßnahmen<br />
wurde es zum ersten Mal zentral<br />
zusammengeführt. Jetzt ist es für<br />
alle Abteilungen nutzbar.“<br />
Die Zukunft<br />
„Seit 2011 haben wir bereits große Schritte<br />
in die richt<strong>ig</strong>e Richtung gemacht. Das<br />
wird auch unser, in diesem Jahr erscheinende,<br />
zweite Nachhalt<strong>ig</strong>keitsbericht<br />
deutlich machen“, fasst Gerd Rappenecker<br />
die Entwicklung der letzten Jahre<br />
zusammen. Mit Blick auf die Zukunft ist<br />
er sich jedoch sicher: „Der nächste Teil<br />
der Wegstrecke Richtung Nachhalt<strong>ig</strong>keit<br />
wird nicht leichter.“<br />
Denn was sich bundesweit im Zusammenhang<br />
mit der geplanten Nord-<br />
Süd-Stromtrasse ze<strong>ig</strong>t, ist in kleinerem<br />
Rahmen auch beim Windstrom<br />
in Südniedersachsen erkennbar: Die<br />
Mehrheit der Deutschen ist von der<br />
Richt<strong>ig</strong>keit nachhalt<strong>ig</strong>er Energieerzeugung<br />
überzeugt. Dafür notwend<strong>ig</strong>e<br />
Kraftwerke oder die damit verbundene<br />
Infrastruktur vor der e<strong>ig</strong>enen Haustür<br />
wollen allerdings nur die wen<strong>ig</strong>sten.<br />
Die Planung von Windkraftanlagen<br />
stößt daher in der Region zum Teil auf<br />
deutliche Widerstände, selbst wenn<br />
sich Bürgerinnen und Bürger am späteren<br />
Ertrag der Kraftwerke beteil<strong>ig</strong>en<br />
können. Rappenecker bleibt dennoch<br />
optimistisch: „Auch wenn wir wissen,<br />
dass wir insbesondere beim Thema<br />
Windkraft noch ein<strong>ig</strong>e dicke Bretter<br />
zu bohren haben, werden wir die Energieversorgung<br />
der Region weiterhin<br />
zunehmend nachhalt<strong>ig</strong>er gestalten.“<br />
Unterstützung erhält er durch den<br />
Masterplan „100% Klimaschutz“, mit<br />
dessen Hilfe Göttingen bis zum Jahr<br />
2050 klimaneutral werden möchte. Träger<br />
des Projektes sind neben der Stadt<br />
Göttingen und der Georg-August-Universität<br />
auch die Stadtwerke.<br />
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