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PhYSIK<br />

14 Millionen Jahre explodiert, was <strong>de</strong>m<br />

Alter <strong>de</strong>r Lokalen Blase entspricht. Die<br />

verbleiben<strong>de</strong>n Sterne gehören heute zur<br />

Scorpius-Centaurus-Assoziation, einer<br />

Sternansammlung, die man am Südsternhimmel<br />

beobachten kann.<br />

Verfolgt man die Bahnen <strong>de</strong>r verbliebenen<br />

Sterne zeitlich zurück, dann stellt<br />

sich heraus, dass die Sternstromgruppe<br />

unserem Sonnensystem vor etwa zwei bis<br />

drei Millionen Jahren mit weniger als 300<br />

Lichtjahren sehr nahe kam. Einige Sterne<br />

könnten in <strong>de</strong>m Zeitraum explodiert sein<br />

und Materie in Form von Staub in unser<br />

Sonnensystem geschleu<strong>de</strong>rt haben. Denn<br />

Supernovae sind wahre Staubfabriken. In<br />

nur wenigen Jahren können sich Staubmengen<br />

vergleichbar mit <strong>de</strong>r Masse unserer<br />

Sonne in <strong>de</strong>n expandieren<strong>de</strong>n Hüllen<br />

bil<strong>de</strong>n. Zwar schützt <strong>de</strong>r Sonnenwind<br />

unser Sonnensystem vor kosmischen Teilchen,<br />

doch ein Teil <strong>de</strong>s Staubs schafft es<br />

trotz<strong>de</strong>m, diese Barriere zu überwin<strong>de</strong>n<br />

und zur Er<strong>de</strong> zu gelangen.<br />

Um Staubspuren einer Supernova auf<br />

<strong>de</strong>r Er<strong>de</strong> zu fin<strong>de</strong>n, benötigt man einen<br />

möglichst ungestörten Ort: eine Art Archiv,<br />

das die außerirdischen Teilchen<br />

speichern kann. Das Archiv muss zu<strong>de</strong>m<br />

eine Zeitinformation enthalten, um<br />

Rückschlüsse auf die Ankunft <strong>de</strong>r Staubteilchen<br />

auf <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong> ziehen zu können.<br />

Solche Orte existieren fernab <strong>de</strong>r Kontinente<br />

in <strong>de</strong>r Tiefsee, genauer gesagt<br />

am Meeresgrund. Die Tiefseesedimente<br />

wachsen hier nur extrem langsam, sie bil<strong>de</strong>n<br />

sich hauptsächlich aus <strong>de</strong>m wenigen<br />

kontinentalen Staub, <strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>m Wind<br />

weit hinaus in <strong>de</strong>n Ozean transportiert<br />

wird, und aus Überresten von Meerestieren,<br />

die sich auf ihrem langen Weg zum<br />

Meeresbo<strong>de</strong>n noch nicht aufgelöst haben.<br />

Ungestört von äußeren Einflüssen entstehen<br />

nur wenige Meter neuen Sediments in<br />

einer Million Jahre.<br />

Bei <strong>de</strong>m Wachstumsprozess setzen sich<br />

auch ferrimagnetische Mineralien – Partikel,<br />

die sich wie Kompassna<strong>de</strong>ln nach<br />

<strong>de</strong>m Erdmagnetfeld ausrichten – auf <strong>de</strong>r<br />

Sedimentoberfläche ab. Wer<strong>de</strong>n diese Mineralien<br />

von jüngerem Sediment überlagert,<br />

wird ihre magnetische Orientierung<br />

festgehalten. Eine Umpolung <strong>de</strong>s Erdmagnetfel<strong>de</strong>s<br />

wird so zeitlich dokumentiert.<br />

Da Än<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>s Magnetfel<strong>de</strong>s in <strong>de</strong>r<br />

Erdgeschichte zufällig erfolgten, entstand<br />

ein einzigartiges Muster im Sediment.<br />

Dieser Fingerabdruck kann über sehr große<br />

Zeiträume, bis zu mehr als einhun<strong>de</strong>rt<br />

Millionen Jahre in die Vergangenheit,<br />

beobachtet wer<strong>de</strong>n. Je<strong>de</strong>s Sediment, das<br />

dieses Muster zeigt, kann mit dieser Metho<strong>de</strong><br />

– <strong>de</strong>r Magnetostratigraphie – datiert<br />

wer<strong>de</strong>n. Eine weitere Hilfe bietet die<br />

Biostratigraphie: Mit eingelagerten Fossilien<br />

verstorbener Lebewesen können Sedimentbereiche<br />

bestimmten Zeitperio<strong>de</strong>n<br />

zugeordnet wer<strong>de</strong>n.<br />

Langsam wachsen<strong>de</strong> Tiefseearchive hat<br />

Jenny Feige im Rahmen ihrer Dissertation<br />

DR. JENNY FEIGE<br />

1981 geboren in Rü<strong>de</strong>rsdorf<br />

2002 Abitur<br />

2002 bis 2010 Bakkalaureats- und<br />

Magisterstudium <strong>de</strong>r Astronomie an<br />

<strong>de</strong>r Universität Wien<br />

2010 bis 2014 Promotionsstudium <strong>de</strong>r<br />

Physik an <strong>de</strong>r Universität Wien im Bereich<br />

Isotopenforschung und Kernphysik<br />

27.11.2014 Promotion zum Dr. rer. nat.<br />

Seit 2015 Wissenschaftliche<br />

Mitarbeiterin am Zentrum für Astronomie<br />

und Astrophysik an <strong>de</strong>r TU Berlin<br />

Infos: www-astro.physik.tu-berlin.<strong>de</strong><br />

Kontakt: feige@astro.physik.tu-berlin.<strong>de</strong><br />

bild <strong>de</strong>r <strong>wissenschaft</strong> plus 17

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