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bdw_Tschira_2015_72

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Durch mein Verfahren haben wir nun<br />

im Computer ein sehr exaktes anatomisches<br />

dreidimensionales Mo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>s Patienten,<br />

welches von <strong>de</strong>r EIT zur Rekonstruktion<br />

<strong>de</strong>r Leitfähigkeitsän<strong>de</strong>rungen<br />

im Körper aus <strong>de</strong>n Spannungsmessungen<br />

auf <strong>de</strong>r Haut verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n kann.<br />

Damit erhalten wir eine <strong>de</strong>utlich verbesserte<br />

Live-Übertragung aus <strong>de</strong>r Lunge,<br />

<strong>de</strong>nn <strong>de</strong>r Computer weiß schon ziemlich<br />

genau, auf welche Hin<strong>de</strong>rnisse <strong>de</strong>r Strom<br />

auf seiner Reise durch <strong>de</strong>n Körper treffen<br />

wird und wie diese aussehen.<br />

Bildfehler o<strong>de</strong>r Lungenscha<strong>de</strong>n?<br />

Wir haben mein Verfahren für patientenspezifische<br />

Computermo<strong>de</strong>lle bereits<br />

erfolgreich im Tierversuch angewandt.<br />

Während einer Studie an einem beatmeten<br />

Schwein unter Vollnarkose, das zu<br />

diesem Zeitpunkt eigentlich gesund sein<br />

sollte, zeigten die EIT-Bil<strong>de</strong>r eine ungewöhnliche<br />

Asymmetrie zwischen <strong>de</strong>r<br />

linken und rechten Lunge während <strong>de</strong>r<br />

Beatmung. Mit <strong>de</strong>n bisherigen Brustkorb-<br />

Mo<strong>de</strong>llen konnten wir nicht zuverlässig<br />

beantworten, was diese Anomalie verursachte:<br />

Ist es bloß ein Bildfehler, o<strong>de</strong>r liegt<br />

tatsächlich ein bisher unbekannter Lungenscha<strong>de</strong>n<br />

vor, <strong>de</strong>r eine Seite <strong>de</strong>r Lunge<br />

betrifft?<br />

Mein Verfahren nutzt die präzisen<br />

anatomischen Informationen dieses<br />

Schweins, um die EIT-Vi<strong>de</strong>os zu erzeugen,<br />

daher konnten wir einen Bildfehler<br />

ausschließen. Mit bisherigen Verfahren<br />

kamen solche Fehler dagegen häufig vor.<br />

Um ganz sicherzugehen, dass die Asymmetrie<br />

im EIT-Vi<strong>de</strong>o also wirklich durch<br />

einen geringen Lungenscha<strong>de</strong>n verursacht<br />

wur<strong>de</strong>, schaute ich mir weitere Daten<br />

an und wur<strong>de</strong> fündig. Damit war klar,<br />

dass meine Metho<strong>de</strong> <strong>de</strong>rart präzise Bil<strong>de</strong>r<br />

liefert, dass selbst solch eine kleine Verletzung,<br />

die uns ja vorher entgangen war,<br />

sichtbar gemacht wer<strong>de</strong>n konnte.<br />

Am Menschen wird die Elektro-Impedanz-Tomografie<br />

übrigens auch schon<br />

versuchsweise eingesetzt. In Zukunft<br />

möchte ich mit <strong>de</strong>n Geräteherstellern<br />

zusammenarbeiten, um mein<br />

Verfahren flächen<strong>de</strong>ckend<br />

verfügbar zu machen.<br />

Denn die EIT-Forschungsgemeinschaft<br />

Die CT-Aufnahmen <strong>de</strong>r Lunge dienen Peter Salz als Grundlage für seine 3-D-Mo<strong>de</strong>lle. Form,<br />

Größe und Beschaffenheit <strong>de</strong>r Lunge sind sehr wichtig für die Diagnostik – und auch für die<br />

Verbesserung <strong>de</strong>r dynamischen Bildgebung.<br />

ist sich einig: Der Nutzen für <strong>de</strong>n Patienten<br />

ist enorm. Der Arzt sieht auf seinem<br />

Bildschirm regionale Verän<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r<br />

Lunge in Echtzeit und kann die Therapie<br />

somit optimal individualisieren – genau<br />

daran arbeiten Prof. Dr. Hermann Wrigge<br />

und Dr. Andreas Reske in Leipzig.<br />

Ich liefere ihnen die computergestützten<br />

Werkzeuge, die sie dafür benötigen.<br />

Die kann ich natürlich nur entwickeln,<br />

wenn ich sehr genau die Arbeitsweise<br />

und die Anfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Ärzte verstehe.<br />

Das ist die Schnittstelle zwischen<br />

Informatik und Medizin, an <strong>de</strong>r ich als<br />

Bin<strong>de</strong>glied <strong>de</strong>r Disziplinen stehe und dafür<br />

sorge, dass alle Seiten gewinnen: Die<br />

Informatik entwickelt sich durch neue<br />

Anwendungsgebiete weiter, die Medizin<br />

nutzt immer mehr Computertechnik für<br />

neue Therapieansätze, und am En<strong>de</strong> profitiert<br />

<strong>de</strong>r Patient, weil er besser behan<strong>de</strong>lt<br />

wer<strong>de</strong>n kann.<br />

●<br />

bild <strong>de</strong>r <strong>wissenschaft</strong> plus 23

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